2012 34 Wepper Brueder

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Unter Um mit Erfolg zu fischen, braucht man den richtigen Köder. Fritz (links) und Elmar Wepper prüfen die Fliegen im Kästchen. Ihre Jugend im zerstörten München. Ihre Konkurrenz als Schauspieler. Ihre großen (und kleinen) TV-Rollen. Ihre Liebe zur Heimat. Fritz und Elmar Wepper haben uns zum Fliegenfischen mitgenommen. Und einfach mal erzählt Brüdern INTERVIEW: THOMAS BäRNTHALER, GABRIELA HERPELL I FOTOS: ROBERT FISCHER

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Die Wepper-Brüder beim Angeln

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  • Unter

    Um mit Erfolg zu fischen, braucht man den richtigen Kder. Fritz (links) und Elmar Wepper prfen die Fliegen

    im Kstchen.

    Ihre Jugend im zerstrten Mnchen. Ihre Konkurrenz als Schauspieler. Ihre groen (und kleinen) TV-Rollen. Ihre Liebe zur Heimat. Fritz und Elmar Wepper haben uns zum Fliegenfischen

    mitgenommen. Und einfach mal erzhlt

    Brderni n t E r v i E W : t h o m a s B r n t h a l E r , G a B r i E l a h E r p E l l i F o to s : r o B E r t F i s c h E r

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    Wir hatten um ein Gesprch unter Brdern ge-beten, am liebsten im Freien. Die Weppers haben eine bessere Idee: Sie wollen mit uns Fliegen-fischen gehen. Ein Ritual, das sie seit mehr als 40 Jahren pflegen. Also fast so lange, wie sie vor der Kamera stehen. In unzhligen Krimis, Vor-abendserien und leichten Komdien, haben sie deutsche Fernsehgeschichte geschrieben. Aber eben auch mit ein paar Filmen, die man nicht vergisst (siehe Infokasten, S. 13). Fritz und Elmar Wepper, das sind zwei Brder, die denselben Weg gegangen sind und doch zu zwei unterschied-lichen Rollen gefunden haben: Fritz, der virtuo-se Komdiant, Elmar, der Stillere, Tiefgrndigere.Ihr Fischgrund ist die Traun, ein kleiner Fluss oberhalb des Chiemsees. Auf der Fahrt durchs Voralpenland halten die Weppers auf einer Br-cke, um zu schauen, wo die Fische stehen. Fritz hinkt seit einer Knieoperation leicht. Zurck zum Auto ber die befahrene Strae, nimmt El-mar seinen lteren Bruder am Arm und geleitet ihn rber. Ein paar Kurven spter, ein Parkplatz im Wald. Mcken tnzeln durch die schwle Luft, der Fluss rauscht. Das Anziehen der Angler-kluft ist bei mehr als 30 Grad ein Kampf, der

    beiden den Schwei auf die Stirn treibt. Fritz Hund Aaron hechtet ins Wasser. Elmar prft noch mal seine Angel, blinzelt zufrieden in den Himmel: bestes Beiwetter! Welches Rucher-mehl Elmar besorgt hat, mchte Fritz wissen. Elmar: Buche und Esche. Der Fritz hat seinen Rucherofen immer dabei.Fritz: In der Traun gibt es Bachforelle, Regen-bogenforelle und sche. Die Bachforelle hat einen nussigen Geschmack. Die wird inner-halb von einer Viertelstunde geruchert, und wir trinken in unserem Alter jetzt nicht nur einen guten Wein, sondern einen sehr guten Wein. Und der Dialog geht so: Mmh, ah, mmmh, ah. Da gibts nichts mehr zu sagen. SZ-Magazin: Kennen Sie den amerikanischen Spielfilm Aus der Mitte entspringt ein Fluss? Da geht es um zwei konkurrierende Brder und das Fliegenfischen. Elmar: Konkurrenz gibts bei uns nicht.Fritz: Im Gegenteil. Elmar: Das klingt jetzt so abgesprochen. Aber es gibt keine Spannungen. Wenn wir uns aus Termingrnden mal aus den Augen verlie-

    ren, sagen wir: Lass uns ans Wasser gehen. Was, wenn der eine einen dicken Fang macht und der andere nicht?Fritz: An so was denkt man gar nicht. Wir stehen uns nicht im Wege, wir ergnzen uns. Wenn, dann gibt es Dissens aus anderen Grnden: Einmal, da hatten wir sehr gut ge-fangen, aber ich habe die Fische immer wie-der freigelassen. Sagt der Elmar: Spinnst du jetzt? Da hatte mich das Auge des Fisches so flehentlich angeschaut, dass ich an einen verwunschenen Prinzen denken musste. Ich konnte drei Wochen keinen Fisch mehr tten.Elmar: Konkurrenz gibt es vielleicht woan-ders.Fritz: Nicht mal beim Golfen. Wir sind so erzogen worden. Meine Mutter hat mich Elmar genannt, den Elmar Fritz. Mehr Gleichheit geht nicht Elmar: Golf ist ein bisschen diffiziler. Beim Fischen kannst du sagen: Die beien nicht heute, Pech. Man fhrt das nicht auf seine schlechte Wurftechnik zurck. Beim Golfen leidet man, wenn der Schwung nicht stimmt.

    Fritz: Der Elmar kann stundenlang darber reden, weil er, was den Golfschwung betrifft, von uns zweien der Professor ist.Gerade unter Brdern vergleicht man sich doch besonders. Einer hat das vollere Glas, oder?Fritz: Wir haben schon mit 13 eine Radler-ma trinken drfen. Die Glser waren bis zum Rand gefllt, da gab es kein Problem.Ihr Vater ist nicht aus dem Krieg heimgekom-men. Mussten Sie, Fritz, den Vater ersetzen?Fritz: Das hat unsere Mutter mit viel Liebe, manchmal mit zu viel Liebe aufgefangen. Wir durften viel. Elmar: Bevor uns hier alle mit einem Heili-genschein sehen ich hatte schon das Ge-fhl, dass du mehr durftest! Fritz: Ich war ja auch der ltere.Elmar: Und ich war der Jngere. Das gehrt zum biologischen Konzept, dass sich da ein Fritz: Geflle auftut.Elmar: Ich erzhl Ihnen ein Beispiel: Fritz sagt, lass uns mit der Eisenbahn spielen. Also hole ich sie raus. Als die Mutti sagt: Alles wegrumen, meint Fritz: Wer sie rausgeholt hat, muss sie auch wegrumen! Wenn jetzt er aber die Eisenbahn aufgebaut hatte und ich gesagt habe, Fritz, rum du sie wieder weg,

    Fritz: Ich sag jetzt mal, Fuball war ihr viel-leicht zu proletarisch.Elmar: Und Vereine mochte sie auch nicht. Sie hasste das Naziregime, das ihr ihren Mann nahm. Alles, was nach HJ oder Ver-einsmeierei roch, mochte sie nicht. Wo in Mnchen sind Sie aufgewachsen?

    Elmar: In Neuhausen gegenber vom Hirsch-garten. Im Winter sind wir im Schlosspark Nymphenburg Ski gefahren. Im Sommer ha-ben wir Tennis gespielt.Fritz: Wir mussten aber auch Klavier lernen. Elmar: Stimmt! Es gab doch etwas, das meine Kindheit getrbt hat.Fritz: Das war dienstags, eine Doppelstunde. Der eine musste auf den anderen warten. Elmar: Und der Fuweg war so weit.

    hat er gesagt: Ich hab sie schon aufgebaut, du kannst sie wenigstens wegrumen. Fritz: So ist das nun mal mit Erstgeborenen.Elmar: Mich hat das ber viele Jahre beschf-tigt. Als der Fritz ins Erwachsenenleben hi-nauszog, war ich 13. Ich blieb noch lange der kleine Bub. Da waren wir weit auseinander.

    Welche Bilder sehen Sie beide, wenn Sie an Ihre Kindheit zurckdenken?Elmar: Spielen. Drauen spielen.Fritz: Wir haben unsere Hausaufgaben ge-macht und sind Fuball spielen. In den Ver-ein durften wir leider nicht. Elmar war Linksfu, er hat in einem Jahr smtliche Tore der Klassenmannschaft geschossen. Er htte echt was werden knnen.Warum war Ihre Mutter gegen den Verein?

    Beim ruchern trinken wir in unserem Alter jetzt nicht nur einen

    guten Wein, sondern einen sehr guten

    Elmar (li.), Fritz und sein hund aaron mustern die traun, um zu prfen, wo die Fische stehen.

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    Durch das zerstrte Mnchen.Elmar: Ich wei gar nicht. Als Kind sieht man die Zerstrung nicht.Fritz: Doch. Unser Stiegenhaus war proviso-risch, weil da eine Bombe reingefallen ist. Und im Kinderzimmer klaffte lange ein Loch, da htte man runterfallen knnen.Elmar: Stimmt. Vor manchen Fenstern hin-gen geriffelte Kunststoffplatten. Auf der Toi-lette hatten wir kein Licht. Im Keller auch nicht. Kohlen holen aus dem Keller, das war fr mich mit Todesangst verbunden. Haben Sie Erinnerungen an Ihren Vater?Fritz: Nein, leider nicht. Ich wrd was geben drum. Ich war drei Jahre alt, als mein Vater vermisst gemeldet wurde. Es gibt Fotos. Ich kenne ihn nur aus Erzhlungen, was sich manchmal wie Erinnerung anfhlt. Elmar: Als Kinder sind wir ins Aki-Kino am Bahnhof, um in den Wochenschauen nach ihm zu suchen. Da liefen Berichte ber Kriegsgefangenenheimkehrer. Fritz: Das war 1952, da gab es noch kein Fern-sehen. Elmar: Gefunden haben wir ihn nie.

    ten geraten. Aber ich war kein Aktivposten.Fritz: Ich sa mal mit Freunden im Caf Eu-ropa in der Leopoldstrae. Pltzlich hrten wir, dass drauen was los war und sind raus. Die berittene Polizei ging mit Knppeln auf eine Bekannte von mir los, die im siebten Monat schwanger war. Ich bin kein 68er, ich war liberal, aber das empfand ich als unsg-lich. Da hatte ich genug von der Obrigkeit. Gab es Phasen, in denen Sie sich voneinander entfernt haben?Elmar: Fritz ging aus, hatte erwachsene Freunde, eine Freundin. Ich blieb noch lange Kind.Fritz: Als der Elmar 18 war, dachte ich auch: Er sitzt zu oft zu Hause. Wir waren bei einem Freund in einer vornehmen Villa eingeladen. Ich wollte ihn mit der Schwester meiner da-maligen Freundin bekannt machen, einem bildhbschen Mdchen, das ich auch toll fand. Dann sehe ich meinen Bruder mit zwei Mdchen tanzen. Da hab ichs gelassen. Du brauchst also nicht so heilig tun!Elmar: Das war ein singulres Erlebnis. War der Fritz fr Sie ein Vorbild?Fritz: Nein, das glaub ich nicht.Elmar: Doch. Natrlich. Es gibt Dinge, die hab ich am Fritz immer beneidet: Er ist spontaner, unbekmmerter, mutiger. Diese Spontaneitt wrde ich mir manchmal wn-schen. Auf heute bertragen: Er hat eine selbstsichere, entspannte Art zu schauspie-lern, die ich nicht habe. Er kann seine komische Seite freisetzen. Fritz: Na, wie du einmal im Polizeiruf mit Hel-mut Fischer einen Betrunkenen nach einer durchzechten Nacht im Hofbruhaus ge-

    spielt hast, nicht eins zu eins, sondern so polt-mig hinterfragt, das war Weltklasse! Und die seelische ffnung in Kirschblten, ohne sich anzubiedern, das sind Leistungen, die mich nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr bewegt haben. Elmar: Aber das Komdiantische hast du besser drauf. Fritz: Ach was. Wir haben frher Kasperltheater gespielt und die Geschichten selbst erfunden, erinnerst du dich? Unser Krokodil und der Teu-fel, die waren total zerschlagen von der Pretsche vom Kasperl. Elmar: Kann es sein, dass ich das Krokodil war?Fritz: Jedenfalls fanden wir unsere Geschichten immer lustiger. Elmar: Ich sags mal anders. Wir sind beide nicht die schlechtesten Schauspieler. Aber es werden nicht immer die Sachen am besten, die glatt von der Hand gehen. Manchmal muss man sich berwinden. Und manchmal hat man auch einfach Glck. Dass Kirschblten zustande kam, war nicht zwingend, sondern glckliche Fgung. Sie, Fritz, sind ja quasi mit und im Fernsehen gro geworden.Fritz: Ich hab 1956 im ersten Fernsehspiel mit-gewirkt, da war ich 15. Das war verfilmtes The-ater. Nach der Tagesschau gabs fnf Minuten Pause, da wurde ein schlafender Lwe gezeigt, der nach drei Minuten halb wach war. Wh-renddessen wurden die Kameras von einem Atelier ins andere geschleift. Und dann gings los. Live. Ich hatte keine feuchten Hnde, ich hatte Pftzen in den Hnden! Die Gage gabs gleich danach, davon hab ich mir meinen ersten Fernseher gekauft.

    Die Rollen ihres LebensFritz Wepper (links), 71, und Elmar, 68, ge-hren seit 50 Jahren zu den erfolgreichsten deutschen schauspielern. sie wuchsen in mnchen auf und spielten Kinder- und Jugendtheater. Fritz bekam 1959, mit 18, in Bernhard Wickis Die Brcke seine erste Filmrolle, Elmar war synchronsprecher in Fury. 1968 wurde Fritz der assistent harry Klein beim Kommissar. 1974 wechselte er zu Derrick, blieb 23 Jahre. Elmar bernahm im Kommissar: als harrys Bruder Erwin Klein. Beide sind bis heute gefragt:

    Fritz zum Beispiel als Brgermeister in Um Himmels Willen, Elmar in hochgelobten Kinofilmen wie Kirschblten Hanami.

    Wie hat Sie die Abwesenheit des Vaters geprgt?Fritz: Man ertappt sich, wie man Fehler in der Erziehung seiner Kinder macht. Weil man keinen Vater erlebt hat, der erzogen hat. Elmar: Mich hast du auch erziehen wollen, damals. Fritz: Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen.Sie haben beide das Abitur. Keine Selbst-verstndlichkeit damals.Fritz: Da war unsere Mutter dahinter.Elmar: Aber wir sollten es nur schaffen. Fr-her hie es nicht Gymnasium mit Einser-Schnitt, sondern Abitur: ja oder nein. Ich htte alles studieren knnen, auch Medizin. Hatte Ihre Mutter je wieder einen anderen Mann?Fritz: Unsere Mutter lebte von der Hoffnung, dass ihr Mann noch gefunden wird. Elmar: Ein neues Leben anzufangen, den Ver-lust zu berwinden, war fr sie unvorstellbar. Nicht aus gesellschaftlichen Grnden. Sie konnte einfach ihr Herz nicht mehr ffnen.Htten Sie sich das manchmal gewnscht?

    Elmar: Vielleicht htte mir etwas mehr Be-whren und weniger Bewahren gut getan. Da hatte Fritz mehr Mglichkeiten. Er konnte losmarschieren und sich, ja, bewhren.Fritz: Wie meinst du das jetzt?Er wusste: Da ist noch jemand bei der Mutter?Elmar: Irgendwie ja. Ich war das Nesthk-chen. Sie sind in den wilden Sechzigern gro ge-worden. Wie haben Sie die erlebt?Fritz: Die wilden Sechziger?Elmar: Ja, die Sechzigerjahre, nicht dein letztes Jahrzehnt, Fritz. 1960!Fritz: Fr mich waren die total unwild. Gut, wir sind in den Hot Club gegangen, wo es hbsche Mdchen gab und Jazz gespielt wur-de. Aber wenn das wild war, heie ich Maier. Wir haben uns sexuell selbst befreit. Als meine Mutter versucht hat, mich aufzukl-ren, habe ich gesagt: Du Mutti, wei ich alles.Es war die Zeit der Jugendrevolte. Fr Sie auch?Elmar: Natrlich hat man die Schwabinger Krawalle miterlebt. Einmal, in der Schel-lingstrae, wre ich fast zwischen die Fron-

    im leben kamen sich die Brder selten in die Quere, beim Fischen mssen sie allerdings aufpassen, dass nicht einer den anderen mit dem haken verletzt.

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    Elmar, im Gegensatz zu Fritz haben Sie stu-diert. Um etwas anders zu machen als er?Elmar: Nein. Ich war erst bei der Bundeswehr, dann wurde Theaterwissenschaft pltzlich ein Studienfach, da dachte ich: Das ist es. Ich wollte Regisseur werden. Ohne mir allerdings im Klaren zu sein, was man draufhaben muss.Haben Sie deshalb Fritz Rolle im Kommissar bernommen, als der 1974 zu Derrick wech-selte?Elmar: Ich war da immer noch unsicher, ob es das jetzt ist: Schauspieler werden. Ich habe nicht so gebrannt fr den Beruf wie andere. Aber es war auch nicht wirklich die gleiche Rolle. Ich war Harry Kleins Bruder, Erwin Klein. Und ich kam von der Polizeischule. Fritz: Es war eine andere Rolle, aber der Stuhl war derselbe. Es war natrlich verlockend. Das war die erfolgreichste Serie damals.Elmar: Und ich war nicht in der Position, mir was auszusuchen. Ich hatte zwar zig Filme synchronisiert, aber noch nicht viel gedreht. Fritz: Das Fernsehen war ja was ganz Neues. Elmar und ich haben beide Anfang der Fnf-zigerjahre Theater gespielt, an der Jugend-

    Fritz: Das darf ich doch wohl fragen. Ich hab dich immer im Kinderwagen herumgescho-ben, der sah aus wie ein Cadillac. Meine Bru-derliebe aber hab ich entdeckt, als du im Krankenhaus lagst. Mit Diphterie. Elmar: Scharlach. Fritz: Scharlach! Da hab ich dich vermisst.

    Wofr sind Sie dem anderen dankbar?Fritz: Fr seine Loyalitt. Dick fliet das Blut. Diesen Zusammenhalt hat schon unsere Mutter nicht nur gepredigt, sondern gelebt. Ich bin sehr froh um diese Brderschaft.Elmar: Das knnte auch anders sein, da sind wir sehr privilegiert. Fritz: Freundschaft muss man pflegen, Br-derschaft muss man auch pflegen. Der Elmar wre, wenn er nicht mein Bruder wre, mein bester Freund. Wir kommen uns wie gesagt nicht einmal beim Fischen ins Gehege: Mein Bruder ist Linkshnder, ich bin Rechtshn-der. Wir stehen weit auseinander, denn Flie-genfischen ist ein Kampfsport. Es sind zehn oder 20 Meter Schnur in der Luft, und wenn Wind aufkommt, schlgt die Schnur einen Bogen. Da bleibt schon mal ein Haken ir-gendwo hngen.

    Elmar: Eine Brille sollte man immer aufha-ben. Ein schlechter Wurf, dann bricht die Schlaufe zusammen, der Haken saust am Kopf vorbei. Zack. Fritz: Das Vorfach heit nicht umsonst Schusskopf. Was ist das Vorfach?

    Fritz: Die Schnur vom Haken bis zur Haupt-schnur. Sie ist keulenartig geformt, damit sie Gewicht hat. So bleibt sie in der Luft und fllt nicht lasch zusammen. Elmar: Man muss die Schnur in der Luft vor- und zurckschwingen, bis man genau die Lnge hat, von der man wei: Die Fliege lan-det vor der Stelle, wo der Fisch steht. Fritz: Das ist die Kunst: das Werfen. Das Ser-vieren. Wenn man einen Ring an der Was-seroberflche sieht, wei man: Da steht eine Forelle. Wir Fliegenfischer fischen nicht auf Verdacht, sondern gezielt, wie Jger.Gibt es Tricks?Fritz: Forellen stehen oft in einem Fenster, also dort, wo ein Stein oder ein Stamm eine Welle hinterlsst. Die wirft man an. Elmar: Wenn der Fisch beit, kann man ihn nicht einfach einkurbeln wie beim Angeln.

    t h o m a s B r n t h a l E r und G a B r i E l a h E r p E l l htten gern zusammen mit den Weppers einen Fisch geruchert. Doch die Brder wollten unter sich sein. Weil die Auto-ren weder selbst angeln noch ruchern knnen, kaufen sie ihren Rucherfisch also weiterhin bei der Fischerei Lidl in

    Seeshaupt am Starnberger See. bhne. Elmar war auch Kinderdarsteller an den Kammerspielen. Aber damit haben wir nur Geld verdient, haben uns Hosen und die ers te Uhr gekauft. Wenn man Glck hatte, warteten hinter der Bhne 25 Fans auf einen, das wars. Mit dem Kommissar hatten wir nur eine Konkurrenz: die Nationalmannschaft. Die hatte auch eine Einschaltquote von 85 Prozent. Damals gab es im Fernsehen ent-weder Fussball, Ballett oder den Kommissar.Wir erklren Sie sich den Erfolg der Serie Derrick, die in mehr als 100 Lndern lief?Fritz: Die Italiener lieben diese Serie ber die Polizei in der nrdlichsten Stadt Italiens, weil sie es auch gerne so htten. Aber schauspielerisch war das nicht wirklich eine Herausforderung, oder?Fritz: Es ist kein Hamlet oder Othello, aber als Schauspieler 350 Folgen glaubwrdig zu ver-mitteln, das darf man nicht unterschtzen. Da werden Zwischentne wichtig. Sie sehen sich beide stndig gegenseitig im Fernsehen. Ruft dann der eine den anderen auch mal an und sagt: Das hat mir aber nicht gefallen?

    Elmar: Es gab sicher schon mal Sachen, da fand ich die Geschichte etwas flach oder die Charaktere.Fritz: Welche war das?Elmar: Ich kenn das von mir auch, dass man manchmal in Produktionen steckt und denkt: Hilfe, es stimmt an vielen Ecken nicht. Manchmal stimmt man auch selber nicht. Gibt es Seiten am anderen, die nerven?Elmar: Der Fritz hat aus so einem Selbstver-stndnis heraus, der ltere Bruder zu sein, eine gewisse Art, die Chefrolle einzunehmen. Warum ist es gut, einen Bruder zu haben?Elmar: Ja, das ist jetzt so eine Frage. Fritz: Damit man nicht als Einzelkind auf-wchst.Elmar: Damit man aufgeklrt wird.Fritz: Ich wollte eigentlich Einzelkind blei-ben, hat zumindest meine Mutter erzhlt. Als der Elmar im Kinderwagen lag, habe ich ihm mit den Fingern in die Augen gedrckt, weil ich wissen wollte, ob der echt ist oder nur eine Puppe. Elmar: Du hast zur Mutti immer gesagt: Bleibt der jetzt da?

    nicht immer ist die beste Stelle zum Fischen gut zugnglich. Dann muss man durchs Unterholz.

    Man muss Spannung auf den Fisch kriegen. Fritz: Wir fischen ohne Widerhaken, denn wenn der Fisch zu klein ist, will man ihn ja unverletzt freilassen knnen. Elmar: Forellen schlucken den Kder nicht. Die beien nur vorn, da sind keine Knochen, keine Nerven. Der Fisch erschrickt natrlich, weil er festhngt, aber hat keine Schmerzen. Fritz: Wir entnehmen nur die Fische, die wir essen. Sie sind beide immer in Bayern geblieben. Hat es Sie nie woanders hingezogen?Fritz: Ich halte mich da an den Satz von Lud-wig Thoma, der am Tegernsee festgestellt hat: Um mich herum ist Heimat. Ich bin kein Wandervogel, aber diese Heimat ist fr mich sehr wichtig. Sprachlich, historisch, der Humor, die Weiwrste. Elmar: Ich bin mal ein Vierteljahr lang mit einem Freund im Wohnwagen von Seattle runter bis nach Mexiko gefahren. Eine tolle Reise, viele Eindrcke, Natur ohne Ende, Wlder. Anfang Oktober war ich zurck. Und fuhr, an einem perfekten Herbsttag, den Samerberg hoch, unten der Chiemsee, rechts oben die Kampenwand. Da konnte ich nicht mehr. Ich hab das Auto am Rand abgestellt und losgeheult und gedacht: Mein Gott, ist dieses Bayern schn.

    der Fritz hat aus so einem Selbstver-stndnis heraus, der ltere Bruder zu

    sein, die Chefrolle bernommen