SINNESART · 2013. 10. 28. · AmSonntagderWeltmissionhat...

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5-2010 Das missio - Magazin I Wo ich auch bin, du bist mein Freund, der meine Hand hält und mich führt. Wo ich auch gehe, du bist mein Halt. An meiner Seite bist du, du trägst meine Last. Wenn ich falle, du richtest mich wieder auf. Wenn ich ermüde, du schenkst mir Kraft, o Gott, du bringst mich voran. Alle Menschen, alle Wesen sind meine Freunde geworden. Deine Freude umfängt mich. Ich bin wie ein Kind, das spielt bei einem Fest. Aus Indien Aus: Klaus Vellguth (Hg.), Wo die Sehnsucht Heimat findet. missio / Verlag Butzon & Bercker, Aachen, Kevelaer 2002. SINNESART Foto: Melters/missio Gebet um Freunde

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5-2010 Dasmissio-Magazin • I

Wo ich auch bin,du bistmein Freund,dermeine Hand hältundmich führt.

Wo ich auch gehe,du bistmein Halt.Anmeiner Seite bist du,du trägstmeine Last.

Wenn ich falle,du richtestmich wieder auf.Wenn ich ermüde,du schenkstmir Kraft,o Gott, du bringstmich voran.

AlleMenschen, alleWesensindmeine Freunde geworden.Deine Freude umfängtmich.Ich bin wie ein Kind,das spielt bei einemFest.

Aus IndienAus: Klaus Vellguth (Hg.),Wo die Sehnsucht Heimat findet.missio / Verlag Butzon&Bercker,Aachen, Kevelaer 2002.

SINNESARTFoto:M

elters/missio

Gebet umFreunde

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dion auf Rollstühlen ihre Runden. Sozialeund Pflegeeinrichtungen hatten die „Boli-den“ zur Verfügung gestellt, auf denen sichvom Schüler bis zum Rentner ziemlich jedeAltersgruppe abkämpfte. Die Mühe jedochzahlte sich aus: Denn örtliche Firmen spon-serten jeweils eines der 15 Teams für jedengefahrenen Kilometer. Rund 100 Personenwaren während des Rennens im Einsatz, daseinen Erlös von 1500 Euro erbrachte.Andere Pfadfindergruppen organisierten Be-gegnungstage in Behinderteneinrichtungen,zogen mit der Spendendose los oder verkauf-ten bei Pfarrfesten Cocktails, Kaffee und Ku-chen für den guten Zweck. „Wir wollten denBlick auf Behinderungen lenken, die mannicht auf den ersten Blick sieht“, erklärt JörgDuda von der DPSG-Bundesleitung. So fieldie Wahl auf ein Projekt für traumatisierteKinder im Kongo, für das die Pfadfinder in derAachener missio-Zentrale einen Scheck überrund 13000 Euro überreichten. bg

Die spektakulärste Aktion fand in Göppingenstatt: Dort veranstalteten Pfadfinder aus demBezirk Hohenstaufen ein Rollstuhl-Rennen,bei dem die Teilnehmer tüchtig ins Schwitzenkamen und am eigenen Leib erlebten, wasBehinderung bedeutet. Tag und Nacht, genau24 Stunden lang, drehten sie im Eislinger Sta-

IDEEN & AKTIONEN

PFADFINDER

RekordverdächtigesRollstuhl-Rennen„Abenteuer Begegnung“ lautete dasMotto für die Jahresaktion der DeutschenPfadfinderschaft St. Georg, einemmissio-Kooperationspartner. Landesweitmachtensich Pfadfinder für Behinderte stark und halfen traumatisierten Kindern imKongo.

II • Dasmissio-Magazin 5-2010

HeißeSache:Sonne undAnstrengung brachtensomanchenRollstuhl-Lehrling ins Schwitzen.

GuterZweck:DieBundesleitung derPfadfinderübergibt in Aachen einen üppigenScheck.

„Die Fußball-Weltmeisterschaft hat ein völligfalsches Bild von Südafrika gezeichnet“, be-klagt Kirsten Denker-Burr, Pastoralreferentinder Katholischen Hochschulgemeinde (KHG)in Trier, und verweist auf die riesige Aidspro-blematik im Land: „Das konnten wir nichtignorieren.“ Wir, das ist das Team der Stu-dentengemeinde, die das Fetzen-Café aufdem Universitätscampus betreut. Einmal imJahr findet hier eine Aktionswoche statt. Indieser Zeit kosten die Getränke zehn Prozent

mehr als sonst, der Erlös aus dem Ausschankfließt in ein Projekt, das die Café-Mitarbeiterausgewählt haben. Diesmal entschieden sichdie rund 50 Ehrenamtlichen dafür, missio-Partner im südafrikanischen Mariannhill zuunterstützen. Dort waren Frauen von derArmut in ihrer Nachbarschaft so betroffen,dass sie beherzt die Initiative ergriffen undAidswaisen und gefährdete Kinder mit demErlös ihrer Handarbeiten unterstützen. DieKHG Trier hilft ihnen, zu helfen. bg

Viel trinkenhilft vielSTUDENTEN

Handanlegen:BeimRollstuhl-RennenerlebendieTeilnehmerhautnah,wasBehinderungbedeutet.

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Am Sonntag der Weltmission hatSt. Maria im schwäbischen Murr-hardt doppelten Grund zum Fei-ern: Dann nämlich besteht dermissio-Kreis der Pfarrei seit 30Jahren. „Wir wollten den Missi-onsgedanken in der Gemeindelebendig halten“, sagt Grün-dungsmitglied Johanna Stettnerund erzählt, dass ein Mitarbeiterdes Aachener Hilfswerks damalsden Anstoß gegeben habe. Be-wusst beginnen die missio-Mitstreiter ihre monatlichen Tref-fen mit einem Gottesdienst, derBrücken zu den Ländern des

Südens schlägt.Denn sie „wollennicht nur Geldsammeln, son-dern auch für dieMenschen dortbeten.“ Bis heutehaben sie dutzen-de Projektegefördert und mitFlohmärkten,Weihnachtsbasa-ren und vielemmehr jährlich bis zu 1000 Euro er-wirtschaftet. Wenn das keinGrund zum Feiern ist! Der missio-

Kreis tut es am 23./24. Oktober,wenn Combonipater BernhardRiegel in St. Maria von seiner Ar-

TERMINE

Mutter-Teresa-AusstellungFotos vonKarl-HeinzMelters undGebetstexte vonMutter Teresa.10.9. -23.9. 2010, DomSt. Peter,Lutherring 9,Worms.15.9. -31.10.2010, KrankenhausSt. ElisabethundSt. Barbara,Mauerstr. 5,Halle, ganztags.19.9. -10.10.2010, ForumamDom,Osnabrück, täglich außermontags 10 -18Uhr. SpirituelleEröffnungam22.9., 19.30Uhr.2.10. -12.10.2010, St. Joseph,Liebenzeller Str. 44, Sindelfingen.MehrTermineundAusstellungs-orte unterTelefon0241-7507-294oderunterwww.missio.de

Frauenleben in IndienFotos vonKarl-HeinzMelters,Gemälde vonKünstlern ausdemindischenKulturkreis und„Madhubani-Kunst“ ausBihar.3.9. -29.9. 2010, August-Pieper-Haus, Leonhardstr. 18-20, Aachen,Mo.-Fr. 9-18, Sa. 9-14, So. 9-12Uhr.Eröffnungam3.9., 17Uhr.

IMPRESSUM

Fotos:Herrmann;Kunze/DPSGHohenstaufen(2);Melters/missio;Stierand;Vetter

Drei Jahrzehnte für andere imEinsatzMISSIONSKREIS

Dasmissio-Magazin

Herausgeber:missioInternationales KatholischesMissionswerk e.V., AachenVerlag: kontinente-MissionsverlagGmbH, KölnDruck: LVD LimburgerVereinsdruckerei GmbHJobst Rüthers (v.i.S.d.P.), missio e.V.Goethestraße 43, 52064 AachenIhr kurzer Draht zumissio:Telefon: 02 41-75 07-00Internet:www.missio.deRedaktion:Beatrix GramlichTelefon: 02 41-75 07-203E-Mail:[email protected]/Adressänderung:Telefon: 02 41-75 07-342E-Mail: [email protected] für IhreHilfe: 122 122Pax Bank eGBankleitzahl: 370 601 93Der Bezugspreis ist imMitglieder-beitrag von 10 Euro enthalten.

5-2010 Dasmissio-Magazin • III

Nach offiziellen Schätzungenmüssen 190,7 Millionen Kinderzwischen fünfund14 Jahrenar-beiten–diemeisten inderLand-wirtschaft, in kleinen Werk-stätten, Steinbrüchen, alsStraßenverkäufer oder Dienst-mädchen. Am häufigsten istKinderarbeit in Asien, im Pazi-fikraum und im südlichen Afri-ka.Unwissenheit, Armut und Ver-schuldung der Eltern sind Ur-sachen, warum Kinder mitver-dienen müssen. Um ihnen eineChance auf Bildung zu geben,

unterstützt missio ein Projektder indischen Diözese Palay-amkottai. In 50 Dörfern wurdenAbendschulen eingerichtet, indenen die Kinder Lesen undSchreiben, Rechnen und Eng-lisch lernen. Sie werden so ge-fördert, dass sie später eine nor-male Schule besuchen können.Gleichzeitig werden die ElternüberSchuldenfallen,RechtederKinder und die Bedeutung vonSchulbildung aufgeklärt. Doch

der Feldzug gegen Kinderarbeitist teuer, auch wenn ein Lehrerder Abendschule nur 7,70 Euroim Monat verdient.Wollen auch Sie den Kindernhelfen? Dann werden Siemissio-Schutzengel und geben

Feldzug gegenKinderarbeit

Mehr Informationen unterwww.schutzengel.missio.de

Plackerei:Kinderarbeit in Indien.

SCHUTZENGELGESUCHT

Einfallsreich:Auchmit demVerkauf vonRosen istdermissio-KreisMurrhardt für die gute Sache aktiv.

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Während sich in den Medien alles um dieFußball-Weltmeisterschaft in Südafrika dreh-te, lenkte missio den Blick hinter die glän-zenden Fassaden: In dem Land am Kap istjeder fünfte Einwohner mit HIV infiziert, 1,2Millionen Kinder hat Aids zu Waisen ge-macht. Und so griffen engagierte Laien mitUnterstützung der missio-Diözesanstellen zuKamera, Farbe und Pinsel und stiegen auf dieLeiter, um ihre Solidarität mit HIV-infiziertenKindern und Aidswaisen großflächig zu

demonstrieren. Schüler aus Hannover gabendem missio-Schutzengel Flügel aus Hand-abdrücken, Pfadfinder in Fulda setzten dieWeltkugel als Iris ins Auge, die Landjugendim Sauerland fotografierte Bewohner, die be-reit waren, Schutzengel im Kampf gegenHIV/Aids zu werden, und überzeugte eineGrafikagentur, daraus ein Plakat zu gestalten.Der Kontrast, der auf diese Weise zurschönen Werbewelt entstand, machte jeden-falls so manchen nachdenklich. bg

MISSIO IN AKTION

AIDS&KINDER

Schutzengel erobernPlakate undHerzenWosonst schöneFrauen vor schnellenAutos posierenundglücklicheFamilien zur Frühstücksmargarine greifen, ging eszehnTage langumganz anderes: In 26StädtenundGemeindenwarbenPlakate großflächig für dieAktionSchutzengel Aids& Kinder.Schulklassen, JugendgruppenwieEine-Welt-InitiativenbewiesenFantasie, KunstsinnunderstaunlicheGrafiker-Qualitäten.

Voller Ideen: In sieben Diözesenmachten sich Schutzengel ansWerk, um für die SolidaritätmitAidswaisen zuwerben. UnsereFotos zeigen imUhrzeigersinn(von oben): Plakate der PfarreiHeilig Kreuz, Soest, der Ludwig-Windthorst-Schule, Hannover, desBerufskollegs Schloss Neuhaus,Paderborn, der FirmlingeSt. Walburgis, Meschede, und derPfadfinder St. Andreas, Fulda.

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Sengende Sonne und hochsommerliche Temperaturen trugenihren Teil dazu bei, dass der Schwarze Kontinent auf einmalgar nicht mehr so weit weg zu sein schien. Dazu kam ein Pro-gramm, bei dem die Kindern in die Lebenswelt ihrer afrikani-schen Altersgenossen eintauchen konnten: An einer Stationgalt es, Lumpen-Bälle ins Tor zu schießen, an einer anderen,Lasten auf dem Kopf zu balancieren oder Reifen zu rollen –Spiele, mit denen sich Jungen und Mädchen in Afrika ihrespärliche Freizeit vertreiben.Unter dem Motto „Nah, näher, am nächsten“ drehte sich beivier Kinderwallfahrten im Bistum Magdeburg alles um die Ak-tion Schutzengel Aids & Kinder. Schon im Eröffnungsgottes-dienst stimmte missio-Diözesanreferentin Bernadette Albrechtdie jungen Teilnehmer auf das Thema ein. Sie erfuhren, dassweltweit 14 Millionen Kinder ihre Eltern durch Aids verlorenhaben und dringend Hilfe brauchen – „egal, ob durch eure Ge-danken, euer Gebet oder durch eure Wallfahrtsgabe“, so Al-brecht. Eine Vorlage, die Bischof Gerhard Feige in seiner Pre-digt aufgriff und betonte, für Christen könne der Nächste auchweit weg sein, so wie die von Aids betroffenen Kinder in Afrika.Welche Dimensionen die tödliche Immunschwächekrankeithat, machte den jungen Wallfahrern eine Weltkarte deutlich.Sie selber bastelten Aidsschleifen, gaben ihren Handabdruckals Zeichen der Solidarität und füllten Erinnerungsschachtelnmit Andenken und Notizen, wie es HIV-infizierte Eltern fürihre Kinder tun. „Ein Mensch, der gestorben ist, lebt im Herzendes Menschen weiter, der ihn nie vergisst“, stand auf einemdieser Zettel. Das Thema bewegte viele der insgesamt 1000Jungen und Mädchen, die an den Wallfahrten teilnahmen –unter ihnen etliche ungetaufte. So wurden die Schutzengel-Tage, deren Kollekten im Gottesdienst 1500 Euro für Aids-waisen in Südafrika erbrachten, nicht zuletzt zum gelungenenBeispiel für missionarisches Handeln. bg

VorbildmitRückhaltvonPrälat KlausKrämerPräsident vonmissio in Aachen

5-2010 Dasmissio-Magazin • V

Sie sind nicht so wie wir, aber wie siewürden wir gerne sein: Vorbilder.MenschenbrauchenandereMenschen,an denen sie sich orientieren können,heute mehr denn je. Wir brauchenFrauen und Männer, die Werte leben oder gelebt haben, auch undgerade, wenn sich bei näherer Betrachtung ihre Schwächen zeigen,wenn sie selbst umden richtigenWeg gerungen haben.Mutter Teresa (1910-1997) ist ein solches Vorbild. In diesem Augustwäreder„EngelvonKalkutta“100Jahrealtgeworden. IhreBedeutungist besonders unter jungenMenschen ungebrochen: Fast jeder Vierteder 14- bis 29-Jährigen bezeichnet die Ordensfrau heute als Leitfigur.Vor allem für junge Frauen ist Mutter Teresa das größte zeitlose Vor-bild. Was ist der Grund für diese Faszination? Eine erfolgreiche Boxe-rin bekannte neulich in einem Interview, Mutter Teresa sei für sie einVorbild,weilsieeinganzanderesLebenhätte führenkönnen,abersichentschied, den Ärmsten der Armen zu helfen. Sie habe denen, diekeine Stimme, keine Lobby und leider oft keine Rechte hatten, ein Ge-sicht, eine Stimmegegeben. Sie habe dieNächstenliebe gelebt.Mutter Teresa verkörpert den einfachen, aber so schwer zu lebendenSinn von Nächstenliebe. Sie forderte nicht zuerst von anderen, vonPolitik und Gesellschaft, die menschlichen Lebensbedingungen zuverbessern, sondern machte selbst den ersten Schritt. Dies und dieEntschiedenheit, mit der Mutter Teresa selbst in Zeiten voller Zweifelan ihrem Weg mit den Armen festhielt, strahlt bis heute aus. WasMenschen über alle Grenzen hinweg fasziniert, ist die Radikalität, mitder die Friedensnobelpreisträgerin für Werte einstand, die für einselbstbestimmtesLebenundauch fürdensozialenZusammenhalt ei-ner Gesellschaft unverzichtbar sind. Ob sich die vielenMenschen, diesie in Umfragen als ihr Vorbild angeben, bewusst sind, dass MutterTeresa nur so leben und handeln konnte, weil sie in jedemMenschenChristus selbst sah und versuchte, ihn ohne Vorbehalte zu lieben?Fürmissio ist die lebendige Erinnerung anMutter Teresa Chance undHerausforderung zugleich: Chance, weil hier eine Frau in den Mittel-punkt rückt, die ihreBeziehung zuGott als bedingungslos praktizierteNächstenliebe lebte und so besser ausdrückt, wofür missio steht, alsmanchwortreicheErklärung.Sie fordertunsheraus,weilwirunsnichtdamit zufrieden geben können, dass Menschen Mutter Teresa alsIkone der Nächstenliebe zum zeitlosen Vorbild erheben. Wir wollendas, wofür sie steht undworaus sie lebte, in unserer Zeit ganz konkretsichtbar und erfahrbar werden lassen – gemeinsam mit Christinnenund Christen auf der ganzen Welt. Auch heute leben Schwestern inIndien und an vielen anderen OrtenNächstenliebe in der bedingungs-losenRadikalität einerMutterTeresa.SiebrauchenunsereUnterstüt-zung und unseren Rückhalt. Darum genau geht es am Sonntag derWeltmission, der in diesem Jahr unter dem biblischen Leitwort steht:„Geh und handle genauso.“

STANDPUNKT

Aidswaisenwerden zumNächstenKINDERWALLFAHRT

Annäherung:Kinder gestaltenwie Aidswaisen ihre Erinnerungbox.

Fotos:Albrecht/missio;Berbüsse;Jahn;Lam

pe;privat(2)

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D ie deutschen Expressionisten hattenes ihm angetan. Ein erstaunlicherKunstgeschmack für einen Achtjähri-

gen – vor allem damals, in den Zwanziger-jahren. Die traditionelle, gegenständliche Ma-lereidominierteweiterdenMarkt–auch inderHauptstadt Berlin. Die paar „Jungen Wilden“,die versuchten, Stimmungen und Gefühle aufdie Leinwand zu bannen, waren chancenlosund ständig in Geldnot. Wie Emil Nolde, dereines Tages bei seinem Nachbarn Franz Wei-nert im Schöneberger Rathaus erschien undum Hilfe bat. Noldes Frau war an Tuberkuloseerkrankt, und der Maler versuchte händerin-gend, Geld für eine Kur in Davos aufzutreiben.

Eginos Vater war gerne bereit zu helfen undorganisierte eine Ausstellung für Nolde undseine„modernen“Kollegen.BeiderEröffnunglernte sein Sohn Günter, der erst alsKlosterbruder den Namen Egino annahm,kennen, was später einmal Rang und Namenin der Kunstwelt haben sollte: Max Pechstein,Otto Müller, Georg Grosz, Max Beckmann.Den Jungen faszinierten vor allem die starkenFarben, die sie einsetzten – ihre Themen je-doch gefielen ihm überhaupt nicht.

Als Kind einer tiefgläubigen Familie, das dieKirchenzeitung austrug und mit seinen dreiBrüdern bei den Hiltruper Missionaren alsMessdiener im Einsatz war, interessierten ihnvielmehr biblische Szenen. „In den Kirchengab es damals furchtbaren Kitsch“, erinnertsich Egino Weinert. „Ich habe versucht, dasmoderner, so wie Nolde, zu machen.“ Als erdem Künstler dann aber stolz ein Herz-Jesu-Bild zeigte, meinte der nur: „Ach Kleener, lassdas mal. Bleib lieber bei deinen Hühnern.“

Der 90-Jährige sitzt in einem Ausziehsessel,die Beine, die ihren Dienst versagen, in eineDecke gehüllt, und erzählt. Das Frühstück aufdem Teewagen bleibt unberührt. Essen ist un-wichtig jetzt – genauso wie die sanfte Ermah-nungseinerFrau, sichnichtzusehranzustren-gen. „Ich sage schon, wenn es reicht“, kontertWeinert trotzig. Hin und wieder sucht er nach

einem Namen und ärgert sich, dass er ihmnicht sofort einfällt. Ab und an lässt er eineforsche Bemerkung fallen, die auf den erstenBlick gar nicht zu dem alten Mann mit dengütigen Gesichtszügen passen will. SeineAugenaber funkeln immernochspitzbübisch,und ein Anpasser ist er ohnehin nie gewesen.

Post vomPapstDeshalb „gabesStunk“, als dieEinladungvonPapst Paul VI. bei ihm landete, ohne dass dieErzdiözese Köln informiert war. Deshalb eck-te die Berliner Schnauze auch bei den Missi-onsbenediktinern in Münsterschwarzachimmer wieder an. In seinem Kölner Wohn-zimmer hängt noch ein Linolschnitt, den er in

seiner Zeit als Zögling dort anfertigte. Weinertzeigt auf die Wand, aber unter der Fülle seinerArbeiten ist die kleine Tafel nicht so schnellauszumachen. Es ist eine Weihnachtsszene:Maria, die schützend das Kind in den Armenhält, über ihnen der Bethlehemstern –holzschnittartig, auf das Wesentlichereduziert, wie Weinert bis heute arbeitet. „Ichwill, dass meine Kunst verstanden wird“, sagter. „Christus ist bei mir keine entrückte Ge-stalt, die über der Menschheit schwebt,sondern er ist als einfacher Landarbeiter oderals Schreiner mitten unter uns.“

Die Seherin Therese von Konnersreuth hatihmvorvielenJahren,als ernochumAufträgekämpfte, übermitteln lassen, er solle arbeiten,

MISSIO INTERN

VI • Dasmissio-Magazin 5-2010

PORTRÄT

FroherBotschaftermitFarbeundPinselAls Kind hat er Emil Nolde über die Schulter geschaut, als Erwachsenermit Chagall, Mataré undMeistermann gearbeitet. Seine Kunstschmückt Kirchen in allerWelt. „Vielenwar ich zu eigensinnig“, sagt EginoWeinert – einMissionar, der gerneMönch gewordenwäre.

Ausnahmetalent:Seit er durch denKrieg eineHand verlorenhat,macht EginoWeinert allesmit links.

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wie er glaubt: „Einfach und schlicht“, ergänztWeinert. Ihre Weissagung hat er sehr ernst ge-nommen und immer wieder Maria um Bei-stand gebeten. „Ich versuche, mit ihr zu spre-chen“, verrät er und erzählt, dass er täglichden Rosenkranz betet. „Aber der einfacheRosenkranz gefällt mir nicht. Deshalb bin ichdazu übergegangen, Bilder aus den Evange-lien mit hineinzunehmen.“ Wie Adolf vonEssen im 15. Jahrhundert den 50 AnrufungenBilder aus dem Leben Jesu zuordnete, hatWeinert den Rosenkranz mit biblischen Sze-nen ergänzt und ihnen in seinen typischenEmailarbeiten Gestalt gegeben.

Kunst ist Egino Weinerts Weg, die FroheBotschaft unter die Menschen zu bringen.Seine Kreuze, Kelche, Ambos, Tabernakel,Taufbecken, Türen und Tafeln, oft kombiniertmit Emailbildern, schmücken Kirchen in allerWelt. Die Arbeiten haben eine ungeheureStrahlkraft, und je älter der Künstler wird,desto leuchtender werden seine Farben. Wennihn manche bis heute nicht anerkennen oderihmMassenproduktionvorwerfen, ist ihmdasmittlerweile „egal.“ Doch bis dahin war es einlanger, mühsamer Weg.

Mit einer Landverschickung kam der Ber-liner als Kind zu den Benediktinern in Müns-terschwarzach. Das Ordensleben beeindruck-te ihn, und schon am Ende der Ferien stand fürihn fest: Er wollte „Bilder malen und als Mis-sionar indieDritteWeltgehen“.Alsder14-Jäh-rige dann aber, ausgestattet mit schwarzemAnzug, wollnen Strümpfen und einer ganzenBatterie Bettlaken als Zögling antrat, stecktendie Mönche den kunstsinnigen Stadtjungen indie Landwirtschaft. Erst als Novize durfte erendlicheineAusbildungzumGold-undSilber-schmied machen. Kaum aber war er seinemZiel einen Schritt näher, machte ihm der Kriegeinen Strich durch die Rechnung.

Die Nationalsozialisten hoben das Klosterauf, quartierten erst die Gestapo ein und be-schlagnahmten es dann als Lazarett. WeilWeinert auch gegenüber den braunen Macht-habern beim „Grüß Gott“ blieb und den Hit-lergruß beharrlich verweigerte, landete er imGefängnis; nach seiner Entlassung musste erzum Kriegsdienst antreten.

Doch wo immer der junge Bruder hinkam,versuchte er, Künstler ausfindig zu machenund sich ihnen anzuschließen. Als die Natio-

nalsozialisten seine Fähigkeiten bemerkten,wurde er als Grafiker zur Marinezeitungabkommandiert.Bald ließendieOffiziereauchSchmuck von ihm fertigen. Weinert walztedafür kurzerhand Fünfmarkstücke mit ihremhohen Silbergehalt platt und verarbeitete sie.Der Krieg war schon Monate vorbei, als er ihnnoch einmal einholte: Eine Sicherung, die erbei seinen Eltern einsetzen wollte, entpupptesich als russische Sprengstofffalle und riss ihmdie rechte Hand ab.

Ausschluss ausdemOrden„Ich war immer schon beidhändig“, kons-tatiert Weinert nüchtern. Zurück im Kloster,stellte er binnen kürzester Zeit eine große Pax-Tafel her. Ewald Jorzig, ein Maler, den er beimMilitär kennengelernt hatte, setzte sichschließlich dafür ein, dass Bruder Egino inKöln die Kunstschule besuchen durfte. DieAktzeichnungen jedoch, die er dort anfertigteund in den Ferien gutgläubig auf dem Speichervon Münsterschwarzach deponierte, lösteneinen kleinen Skandal aus. 14 Tage, bevor derjunge Mönch die ewigen Gelübde ablegenwollte, musste er den Orden verlassen.

„Für mich brach eine Welt zusammen“, er-innert sichWeinert. „Aber ich hatte ja imKlos-ter Armut gelobt. Also bin ich als Bettler nachKöln gegangen.“ Dort hauste er monatelang ineiner Lagerhalle am Hauptbahnhof, bevor einKohlenkeller in Bonn Wohnung und Werkstattwurde. Er heiratete die Buchhändlerin, bei derer seine Stücke ausstellen durfte, und allmäh-lich sprach sich das Talent des Kellerkünstlersherum. Nach harten Anfangsjahren bauteWeinert schließlich imSchattendesKölnerGe-neralvikariats ein Haus, das für seine Familiezur neuen Heimat wurde. Beseelt von seinerArbeit,verbrachteerhierganzeNächte imAte-

lier. Im Laden im Erdgeschoss gaben sich Bi-schöfe, Politiker und Prominente den bronze-nen Türknauf mit der Teufelsfratze und demEngelsgesicht in die Hand.

In der Werkstatt sieht es aus, als sei die Zeitstehengeblieben. Der letzte Angestellte ist ge-rade in Rente gegangen. Aber manchmal sitztWeinert noch selber im Rollstuhl an einem derArbeitstische und zeichnet. Die schöpferischeKraftdiesesAusnahmetalentsscheintnichten-den zu wollen. Seine Arbeiten schmücken Kir-chen inallerWelt.MitChagall hat er dieKathe-drale in Metz gestaltet, Picasso ist er bei einerLiturgietagung begegnet, mit Böll, Grass, undBeuys saß er in Podiumsdiskussionen. DochWeinerts Kunst war nie Selbstzweck. „MeineArbeit ist Gebet“, sagt er. Den Namen Egino,den er als Mönch annahm, hat er nie abgelegt.Denn von Klein auf war sein größter Wunsch,Missionarzuwerden.AufseineWeise isterdasbis heute geblieben. BeatrixGramlich

5-2010 Dasmissio-Magazin • VII

Fotos:Herfen/bhf-media;Querbach/bhf-media

Kraftvoll:BuntesEmail ist seinMarkenzeichen.

Was er euch sagt, das tutBeim Rosenkranz betrachten wir das Leben Jesu mit den Augen seiner Mutter. PaterHermann Schalück hat zu den 20 Rosenkranz-GeheimnissenMeditationen verfasst, diein einemmissio-Buch durch farbenfrohe Emailbilder vonEginoWeinertnochvertieftwerden.DenkleinenBandgibtes in einerGeschenkboxmitOlivenholz-Rosenkranz ausdem Heiligen Land zum Preis von 14,90 Euro. Bestel-lungen nimmt missio unter 02 41-75 07-350 oder perE-Mail [email protected].

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MISSIO INTERN

GRUSSWORT

Liebe Freunde vonmissio,liebe Spenderinnen und Spender,

unsere Projektpartner erfahren es täglich: Die im Glauben gelebteLiebe kann helfen, Lebensbedingungen ganz konkret zu verbessern.Für uns in Aachen und München ist es immer wieder ein Ansporn,wenn unsere Partner uns berichten, was – mit Ihrer Hilfe – vor Ortalles möglich ist.

2162 Projekte konnten im vergangenen Jahr gefördert werden.Allein 17000 Frauen und Männer konnten mit Hilfe einesStipendiums von missio das nötige Rüstzeug erwerben, um denMenschen tätige Hilfe und das Licht des Glaubens zu bringen.Allen, die dies möglich gemacht haben, sei an dieser Stelle herzlichgedankt.

Der Blick auf das vergangene Jahr wäre nicht vollständig ohne einWort zu der Zweiten Afrikanischen Synode, die im Oktober 2009 inRom ein beeindruckendes Zeugnis der Reife der afrikanischen

Kirche geliefert hat. Von der Aufgabe war dort die Rede, machbareLösungen für die Herausforderungen zu finden, denen unsereGesellschaften gegenüberstehen und vom Mut als Kirche zu leiten,zu helfen und gemeinsam die Ziele zu überprüfen. Das Verhältnismissios zur Kirche in Afrika war immer ein besonderes: Unter denzehn Ländern mit den meisten Förderprojekten befinden sich siebenauf dem afrikanischen Kontinent. Wenn sich die afrikanischen Bi-schöfe jetzt aufmachen, ihre Verantwortung für die Gesellschaft, inder sie leben, so wahrzunehmen, wie es sich in Rom angedeutethat, gehen davon Impulse aus, die weit über den afrikanischen Kon-text hinausreichen. missio durfte im vergangenen Jahr im Rahmendes Weltmissionssonntags erleben, welche Kraft das Glaubenszeug-nis der nigerianischen Bischöfe in ihrem Einsatz für Frieden undVersöhnung entwickelt.

Der Einsatz missios für die Menschen in Afrika, Asien und Ozeanienlebt ganz wesentlich von der Solidarität der Christinnen und Christenin Deutschland. Mit den besten Wünschen für eine weiterhin segens-reiche Zusammenarbeit grüßen Sie aus Aachen und München

Prälat Dr. Klaus Krämer Pater Eric Englert osa

VIII • Dasmissio-Magazin 5-2010

Ausgaben wurden denHerausforderungen angepasstIm Jahr 2009 ist es gelungen, die Zusam-menarbeit der missio-Werke in Aachen undMünchen zu konsolidieren und die damitverbundenen finanziellen Aufwendungengegenüber 2008 entsprechend zu senken.

Spendeneinkommen gesteigertDie Spendeneinnahmen konnten in 2009 um4,89 Prozent gesteigert werden. Besonderserfreulich ist das wachsende Interesse an derVermittlung von persönlichen Förderprojek-ten an Einzelne und Gruppen. Dankbar sindwir den Menschen, die uns mit einem Nach-lass oder Vermächtnis über ihr eigenes Le-ben hinaus unterstützen. Vor allem ihnen

verdankt missio die beachtliche Steigerungder Spendeneinnahmen.

Durchschnittlich 10 Cent pro KatholikTrotz dieser erfreulichen Entwicklung reich-ten auch 2009 die Mittel nicht, um alle sinn-vollen Initiativen zu fördern. Rund die Hälfteder Anträge erhielt keine Zuwendung. Letzt-lich wendet missio nur rund 10 Cent pro Ka-tholik in Asien, Ozeanien und Afrika auf.

Ausbau pastoraler ProgrammeDie missio-Förderpraxis führt weiter von iso-lierten Einzelmaßnahmen hin zu integriertenPastoralprogrammen. Möglich ist dieser För-derschwerpunkt auch, weil den Diözesenvor Ort qualifiziertes Personal zur Verfügung

steht, das mit Unterstützung von missio aus-gebildet wurde. Die Ausbildung bleibt einweiterer Schwerpunkt unserer Arbeit.

Der Rechenschaftsbericht bildet die Jahres-ergebnisse 2009 des deutschen Zweigs derPäpstlichen Missionswerke in Aachen undMünchen ab. Verantwortlich für den missioin Aachen betreffenden Inhalt der Rechen-schaftslegung zeichnet der Vorstand desInternationalen Katholischen Missionswerkse.V., für München das Präsidium des Inter-nationalen Katholischen MissionswerksLudwig Missionsverein KdöR.

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missio gibt Rechenschaft

EinzelspendenAllgemeine und zweck- 27.624.982 €gebundene Spenden *22.915.682 €Ausbildungsförderung 7.577.020 €

*8.503.994 €Aktion PRIM** 1.451.053 €

*1.684.504 €Vergabemittel der Erz- 1.368.935 €diözese München-Freising *1.387.669 €

KollektenSonntag der Weltmission 6.263.945 €

*7.080.438 €Afrikatag 1.939.680 €

*2.346.275 €Bes. Missionssonntag 135.730 €

*51.658 €

Mitgliedsbeiträge 1.146.631 €*1.323.869 €

Spenden gesamt 47.507.976 € 64,60 %*45.294.125 €

Solidaritätsbeitrag aus 20.052.131 € 27,27 %Kirchensteuermitteln *21.039.497 €

Zinsen und Sonstiges 5.980.960 € 8,13 %*4.806.782 €

Entnahmen aus Rücklagen 0 € 0 %für bewilligte Projekte *1.896.671 €

Einnahmen gesamt 73.541.067 € 100,00 %*73.037.075 €

Einnahmen 2009

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*ZumVergleich: 2008**Priester helfen einander in derMission

Ausgaben 2009

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Förderung der Ausbildungvon Ordensleuten(Priester, Brüder, Schwestern),Weltpriestern, Laienführungskräften, 14.005.860 €insbesondere Katechisten *16.936.427 €

Lebensunterhalt für Bistümer 14.276.182 €in Afrika, Asien und Ozeanien *14.724.089 €

Unterstützung der pastoralen Arbeit undSeelsorge (einschließlich notwendiger 19.428.561 €Infrastruktur) *19.934.108 €

Missionarische Aufgaben 6.241.559 €in Europa *6.089.770 €

Kirchen in Notsituationen 515.444 €*743.054 €

Projektbetreuung und -begleitung 4.474.767 €*4.077.203 €

Einstellung Rücklagen 4.618.507 €für bereits zugesagte Projekte 0 €

Projektarbeit gesamt 63.560.880 € 86,43 %*62.504.651 €

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung 4.828.275 € 6,57 %*4.759.514 €

Verwaltung 5.151.913 € 7,01 %*5.772.909 €

Ausgaben gesamt 73.541.068 € 100,00 %*73.037.074 €

1

*ZumVergleich: 2008

Afrika Asien Ozeanien

bis 1Mio. Euro

bis 500.000 Euro

bis 100.000 Euro

über 1Mio. Euro

bis 1Mio. Euro

bis 500.000 Euro

bis 100.000 Euro

bis 1Mio. Euro

bis 500.000 Euro

bis 100.000 Euro

über 1Mio. Euro

Indien

Sri Lanka Malaysia

Pakistan

Iran

Türkei

IrakSyrien

Jordanien

LibanonIsrael

ÄgyptenAlgerien

TunesienMarokko

Mali NigerTschad

NigeriaBurkina Faso

SenegalGambiaGuinea Bissau

Sierra LeoneLiberia

Côted’Ivoire

GhanaBenin

KamerunÄquatorialguinea

GabunKongo

Dem. Rep.Kongo

RuandaBurundi Tansania

KeniaUganda

AngolaSambia

NamibiaBotswana

Südafrika

Simbabwe

SwasilandLesotho

MalawiMosambik

Madagaskar

KapverdischeInseln

Sudan Eritrea

ÄthiopienZentralafrik.Republik

China

Mongolei

ThailandKambodscha

Indonesien

Mikronesien

Philippinen

Ost-Timor

PapuaNeuguinea Solomon-

Inseln

Samoa

FidschiVanuatu

NepalBangladesch

MyanmarLaos

VietnamHongkong

ProjektmittelnachKontinenten

Afrika 28.613.484 €

48,54 %

Asien 21.667.329 €

36,76 %

internat. 7.191.028 €

12,20 %

Ozeanien 1.470.531 €

2,49 %

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X • Dasmissio-Magazin 5-2010

MONATDERWELTMISSION

Aufbruch imSlumDrückende Enge, Armut und kaumBildungschancen. FürMädchen und Frauen sind die Lebensbedingungen imSlum von IndiensHauptstadtNeuDelhi alles andere als rosig. Doch Schwester AnnMoyalan lässt sie nicht imStich, fördert Talente und Selbstvertrauen – und dasmit Erfolg.

H ändler schieben ihre Handkarren durchdie schmalen Gassen, voll bepackt mitObst und Gemüse. Aus dem Dunkel

eines Hauseingangs springt eine Ziege, gefolgtvon einem Jungen. Noch bevor sie um die Eckeverschwinden kann, bekommt er sie zu fassenund zerrt sie zurück ins Haus. Davor unterhältsich Schwester Ann Moyalan mit einer Gruppeverschleierter Frauen, als sich im Schritttempoein Motorrad an ihnen vorbeischlängelt.

Wie jeden Morgen ist die Ordensfrau aufdem Weg in ihr kleines Büro, das in einem derschmalen Häuser mitten im Slum liegt. Meistdauert der Weg dorthin etwas länger, dennSchwester Ann wird auf ihrem Weg immerwieder von Slum-Bewohnern begrüßt. Allewollen einen kleinen Plausch mit ihr halten.

Bei Regen fließt die Kloake in den SlumDas Viertel heißt „Janata Colony“ – die Koloniedes Volkes. Sie ist eine von vielen illegalenSiedlungen im Osten Delhis. Die Lebensbe-dingungen sind schwierig. Hier gibt es keineMüllabfuhr. Dreck und offene Kanalisationenverursachen bei vielen Menschen Krankhei-ten. Um nicht direkt einen stinkenden Abwas-serfluss vor Augen zu haben, bauten die Be-wohner eine Mauer. Doch wenn es regnet,schwillt die Kloake an und ergießt sich in dieengen Gassen des Slums.

Mehr als 100 000 Menschen leben in demArmenviertel. Die meisten von ihnen sindMuslime. Als Rikschafahrer oder kleine Händ-ler versuchen sie, ihre kinderreichen Familienüber Wasser zu halten. „Eines der größten Pro-bleme im Slum ist die Armut. Es ist für dieMenschen schwierig, ihren Lebensunterhaltzu verdienen“, erklärt Schwester Ann.

Die Ordensfrau in ihrem ockerfarbenen Sarisetzt ihren Weg durch das Viertel fort. Als siean einem Haus vorbeigeht, dringt aus demGebäude ein lautes Rattern. In einem kleinen,stickigen Raum produzieren junge Männerhinter Nähmaschinen Billig-Jeans im Ak-kord. Das Licht flackert jedes Mal, wenn dieSchneider ihre elektrischen Maschinen inHandelswareJeans:DieHosengehören zummeistproduziertenArtikel in JanataColony.

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MISSIO IN AKTION

5-2010 Dasmissio-Magazin • XI

Gang setzen. Denn es fließt nicht genugStrom, um Lampen und Maschinen gleich-zeitig zu betreiben.

Die Hosen seien für den indischen Marktbestimmt, erzählen die jungen SchneiderSchwester Ann. 30 bis 40 Jeans schaffen sieam Tag. Für jede fertige Hose bekommen sie10 Rupien, das sind umgerechnet 17 Cent.Doch davon geht noch die Miete für den Raumund die Nähmaschinen ab, und auch derStrom ist nicht umsonst.

Als Schwester Ann endlich ihr Büro er-reicht, warten schon Dutzende junge Mäd-chen auf sie. Sie haben sich auf dem Dach desGebäudes versammelt. Denn nicht überall imSlum gibt es heute Strom, und im Haus ist esstockduster. Die Mädchen lernen hier ein-faches Multiplizieren, Schreiben und Lesen,Hindi und Englisch. Eine Schule haben diemeisten von ihnen nie besucht – genausowenig wie ihre Mütter.

„Dies ist eine muslimische Gemeinschaft,in der Mädchen und Frauen vielen Be-

schränkungen ausgesetzt sind“, erklärtSchwester Ann. „Frauen dürfen nicht ein-fach ohne Erlaubnis aus dem Haus gehen.Mädchen sollen es am besten gar nicht ver-lassen.“

Gewalt zwischenHindus undMuslimenSeit 1992 engagieren sich die „Sisters ofCharity of Nazareth“ in Janata Colony. Zudieser Zeit gab es gewalttätigeAuseinandersetzungen zwischen musli-mischen und hinduistischen Gruppen.Radikale Hindus brannten die Kolonie nieder,die damals noch aus Bambusbarackenbestand. Die Ordensfrauen kümmerten sichum die Opfer der Gewalt, organisiertenmedizinische Versorgung, Lebensmittel und

Unterkünfte. Nach dem Wiederaufbau batendie Slumbewohner die Schwestern zubleiben. Heute setzen sich Ann und ihre Mit-schwestern schwerpunktmäßig für die Ent-wicklung und Rechte von Frauen undMädchen ein. In einer patriarchalischen Ge-meinschaft, in der die Sharia gilt und Frauenkaum Rechte auf Selbstbestimmung haben,ist dies keine leichte Aufgabe. Schwester Annmusste viel Überzeugungsarbeit leisten, da-mit die Familienväter ihre Töchter zu den Al-phabetisierungskursen schickten. Doch nachund nach gewann sie das Vertrauen derMenschen.

„Als ich zehn Jahre alt war, nahm michmein Vater mit in die Stadt, um mir zweipolitische Führer zu zeigen“, erzählt Schwes-

Platzmangel allerorten:Schwester Annübtmit jungenMädchendasAlphabet unter freiemHimmel. Talent fördern: JungeMädchen lernen Schneidern.

„Frauen, die früher nur geschwiegen haben,können heute andere führen.”

AnnMoyalan, 61, Ordensschwester

Fotos:FritzStark

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ter Ann. Es waren zwei Frauen: IndiraGandhi, die später Premierministerin In-diens werden sollte, und eine Richterin desObersten Gerichtes in Kerala. „Mein Vaterwollte mir zeigen, dass Frauen genauso gutsind wie jeder andere auch – und dass sieetwas in der Welt bewegen können.“

In der Schule erfuhr die junge Ann dannim Unterricht vom Leid der Menschen imärmsten indischen Bundesstaat Bihar. VieleMenschen dort gehören zur Gruppe derDalits, die aufgrund ihrer niederen Stellungim hierarchischen Kastensystem oft diskri-miniert werden. Besonders die Frauen sindhäufig sexueller Gewalt ausgesetzt. Da fass-te Ann den Entschluss, Missionsschwesterzu werden. Sie trat dem Orden der Sisters ofCharity of Nazareth bei und ging nach Biharim Norden Indiens.

Seit 39 Jahren ist sie nun als Ordensfrautätig. Die Förderung von Mädchen und Frauenhatte die ausgebildete Krankenschwester undHebamme dabei stets im Blick. Sieben Jahrearbeitete sie mit indigenen Gruppen imBundesstaat Jharkhand. Schwerpunkt warhier die Hilfe für Frauen, die von Dorf-bewohnern als Hexen verdächtigt wurden.Diese Frauen mussten damit rechnen, er-schlagen, verbrannt oder ertränkt zu werden.Mit intensiver Aufklärungsarbeit konnteSchwester Ann vielen verfolgten Frauen dasLeben retten.

Am Nachmittag macht sich Schwester Ann

erneut auf den Weg. Es ist schwül und drü-ckend. Die engen Häuserfronten ragen dreioder vier Stockwerke in die Höhe und schlu-cken das Tageslicht. Über schmale, steileTreppen steigt die Ordensfrau drei Stockwerkehoch auf das Dach. Und dort sitzen rund zweiDutzend junge Frauen hinter Nähmaschinen.Einige von ihnen haben dabei ihr Kind aufdem Schoß.

Sie lernen die Standardschnitte fürDamen- und Herrenkleidung. Und haben

auch Spaß, für sich selbst und ihre Familien-mitglieder Saris und Blusen zu entwerfenund zu nähen. Voller Stolz präsentieren sieSchwester Ann die Ergebnisse ihrer Arbeit.Am Ende ihrer mehrmonatigen Ausbildungerhalten sie ein anerkanntes Zertifikat. Fürviele Frauen ist eine solche Tätigkeit dieeinzige Chance, etwas zumFamilieneinkommen beizutragen. „Damitverschaffen sie sich auch bei ihren MännernAnerkennung“, erklärt die Ordensfrau.

Gast bei demVereintenNationenMit Alphabetisierungs- und Schneiderkursenfür Mädchen, der Organisation von Jugend-und Frauengruppen und der gezielten För-derung sozialer Kompetenzen hofft SchwesterAnn, die Lebensbedingungen der Mädchenund Frauen zu verbessern. „Heute haben dieFrauen sehr viel mehr Selbstvertrauen.Frauen, die zuvor schwiegen, können heuteihre Meinung nicht nur formulieren, sondernauch andere Frauen führen.“

Mit ihrem Einsatz für Mädchen und Frauenhat Schwester Ann sich viel Respekt erwor-ben. Anfang dieses Jahres haben die VereintenNationen die 61-Jährige zu einer Konferenznach New York eingeladen, um dort über dasEngagement indischer Ordensschwestern zurStärkung von Frauen auf dem Subkontinent

XII • Dasmissio-Magazin 5-2010

MISSIO IN AKTION

Nachhauseweg:Für die Straße verschleiern sichSchwester AnnsmuslimischeSchützlingewieder.

MONAT DER WELTMISSIONGeh und handle genauso

Im Oktober richtet missio den Blick aufdas vielfältige Engagement indischer Or-densschwestern. Ähnlich wie MutterTeresa nehmen sie sich der aus-gegrenzten, entrechteten und krankenMenschen an. Unter dem Leitwort „Gehund handle genauso“ eröffnet missiobundesweit die Aktion zum Monat derWeltmission am 3. Oktober in Essen.Danach werden zahlreiche indischeSchwestern in den Diözesen von ihrer Arbeit berichten. Die Abschlussfeierlichkeitenfinden vom 20. bis 24. Oktober in der Diözese Regensburg statt.

Foto:FritzStark