2014 08 01 Testbericht Chausson TI 610 BT ev Tom BTS · Wohnmobiltest Stand: 05/2014 Test:...

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Wohnmobiltest Stand: 05/2014 Test: Tschenscher / Angermund CHAUSSON TITANIUM 610 Teilintegriertes Wohnmobil 3,5 t auf Fiat Ducato-Basis 2,3 l-Diesel (109 kW / 148 PS) er Titanium 610 bietet für die Fahrt zum Wunschziel viel Sicherheit und Komfort: ABS, BAS, ESP, zwei Airbags, Tempomat und Klimalage sind an Bord. Bequem und für längere Strecken gut geeignet sind die individuell einstellbaren Sitze der ersten Reihe. Völlig ausreichend ist die Motorisierung des getesteten Diesels mit 109 kW in Kombination mit dem gut abgestuften 6-Gang- Schaltgetriebe. Ab 50.490 Euro ist der knapp 6,7 Meter lange und mit FIAT Breitspur-Tiefrahmen-Fahrwerk ausgestattete Chausson auch fahrsicher unterwegs. Weniger gut sind die Bremsen: Ein Bremsweg von 49,7 Meter aus Tempo 100 km/h ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Grund dafür sind die Ganzjahresreifen mit M+S Kennzeichnung. Die sind zwar praktisch, da sie in Deutschland bei allen Wetterlagen gefahren werden dürfen, haben aber auch ihre Nachteile: Neben dem Bremsweg auch die etwas schwammig wirkende Lenkung, was auf das Walken der Reifenstollen zurückzuführen ist. Was den Aufbau betrifft, ist der Hubbett-Teilintegrierte der Trigano-Gruppe ein wahres Stauraumwunder. Auf 6,67 Meter Länge bringt das Sondermodell aus Frankreich eine großzügige Dinette unter, in der man auch mal zu sechst sitzen kann. Im Hubbett finden zwei Personen bis 1,85 Metern ausreichend Schlafkomfort. Intelligent und komfortabel ist das Raumbad mit integriertem Kleiderschrank. Nach hinten raus schließt eine zu drei Seiten beladbare Heckgarage an, in der bis zu zwei Fahrräder Platz finden. Motor-Getriebekombination, Fahrleistungen Schwache Bremsen, schwache Fahrzeugheizung, Kindersitzmontage schwierig Bewertung Basisfahrzeug** ADAC-URTEIL*/** Bewertung Aufbau * Die Gesamtnote ergibt sich aus Bewertung Aufbau und Bewertung Basisfahrzeug mit einer Gewichtung von 1 zu 1. ** Kriterium langer Bremsweg führt zur Abwertung der Note Basisfahrzeug. *** Fahrzeug im fahrbereiten Zustand D 2,8 3,6 2,0 3,0 t 3,5 t Fahrzeuggewicht leer*** zul. Gesamtgewicht 4 4 Sitzplätze Schlafplätze 6,7 m 2,3 m Fahrzeuglänge Fahrzeugbreite (o. Sp)

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Wohnmobiltest

Stand: 05/2014 Test: Tschenscher / Angermund

CHAUSSON TITANIUM 610 Teilintegriertes Wohnmobil 3,5 t auf Fiat Ducato-Basis 2,3 l-Diesel (109 kW / 148 PS)

er Titanium 610 bietet für die Fahrt zum Wunschziel viel Sicherheit und Komfort: ABS, BAS, ESP,

zwei Airbags, Tempomat und Klimalage sind an Bord. Bequem und für längere Strecken gut

geeignet sind die individuell einstellbaren Sitze der ersten Reihe. Völlig ausreichend ist die

Motorisierung des getesteten Diesels mit 109 kW in Kombination mit dem gut abgestuften 6-Gang-

Schaltgetriebe. Ab 50.490 Euro ist der knapp 6,7 Meter lange und mit FIAT Breitspur-Tiefrahmen-Fahrwerk

ausgestattete Chausson auch fahrsicher unterwegs. Weniger gut sind die Bremsen: Ein Bremsweg von 49,7

Meter aus Tempo 100 km/h ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Grund dafür sind die Ganzjahresreifen mit M+S

Kennzeichnung. Die sind zwar praktisch, da sie in Deutschland bei allen Wetterlagen gefahren werden dürfen,

haben aber auch ihre Nachteile: Neben dem Bremsweg auch die etwas schwammig wirkende Lenkung, was

auf das Walken der Reifenstollen zurückzuführen ist. Was den Aufbau betrifft, ist der Hubbett-Teilintegrierte

der Trigano-Gruppe ein wahres Stauraumwunder. Auf 6,67 Meter Länge bringt das Sondermodell aus

Frankreich eine großzügige Dinette unter, in der man auch mal zu sechst sitzen kann. Im Hubbett finden zwei

Personen bis 1,85 Metern ausreichend Schlafkomfort. Intelligent und komfortabel ist das Raumbad mit

integriertem Kleiderschrank. Nach hinten raus schließt eine zu drei Seiten beladbare Heckgarage an, in der bis

zu zwei Fahrräder Platz finden.

Motor-Getriebekombination, Fahrleistungen

Schwache Bremsen, schwache Fahrzeugheizung, Kindersitzmontage schwierig

Bewertung Basisfahrzeug** ADAC-URTEIL*/** Bewertung Aufbau

* Die Gesamtnote ergibt sich aus Bewertung Aufbau und Bewertung Basisfahrzeug mit einer Gewichtung von 1 zu 1. ** Kriterium langer Bremsweg führt zur Abwertung der Note Basisfahrzeug. *** Fahrzeug im fahrbereiten Zustand

D

2,83,6 2,0

3,0 t 3,5 tFahrzeuggewicht leer*** zul. Gesamtgewicht

4 4Sitzplätze Schlafplätze

6,7 m 2,3 mFahrzeuglänge Fahrzeugbreite (o. Sp)

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Angaben GesamtfahrzeugMax. Gesamtgewicht: 3.500 kgFahrzeuggewicht im fahrbereiten Zustand:* 2.998 kgSonderausstattungen (SA) ca.: 0 kgMax. Zuladung*: 502 kgTestgewicht: 3.500 kg

Angabe Achse 2 Angabe Achse 1

2.000 kg 1.850 kg1.458 kg 1.540 kg

542 kg 310 kg1.940 kg 1.560 kg

- SA: ~ 0 kg -

- ** Kann eingeschränkt sein durch die max. Zuladung des Gesamtfahrzeuges.

Zulässige Achslast: Achslast im fahrbereiten Zustand:

Max. Zuladung Achse:**

* Nach ADAC-Definition: Fahrer mit 75 kg, Kraftstofftank voll, Wassertank 50 Liter, Gasflaschen gefüllt, Kabeltrommel

Gewichtsverteilung im Test

3.810 mm

6.667 mm 2.770 mm mit Spiegel

2.300 mm o. Spiegel

2.8

95 m

m

Längenangaben in etwa

KAROSSERIE

Verarbeitung

Die Karosse macht einen überwiegend guten Gesamteindruck, der nur teilweise von ungleichmäßigen Spaltmaßen getrübt wird. Seitliche Schutzleisten außen gibt es nur im Bereich des Aufbaus, die Fahrer- und Beifahrertür muss ohne Schutz auskommen. Im Innenraum wirken die verwendeten Kunststoffe nicht besonders hochwertig, zudem sind teils ungleichmäßige Spalten und vereinzelt scharfe Kanten vorhanden.

Das Tankschloss muss umständlich mit dem Zündschlüssel aufgesperrt werden. Der Unterboden ist unverkleidet – das wirkt sich negativ auf Spritverbrauch und Fahrgeräuschpegel aus.

Alltagstauglichkeit / Zuladung

Das Fahrzeug ist aufgrund seiner Außenmaße, Höhe und der eingeschränkten Sicht nach hinten nur bedingt für Alltagsfahrten geeignet. In die großzügige Heckgarage passen zwei Fahrräder. Für den Transport von sperrigen Gegenständen (z.B.: Waschmaschine) sind die Zugangsklappen jedoch zu klein. Der Wendekreises (14,1 Meter) geht für die Fahrzeugklasse in Ordnung. Der „610“ ist für 4 Fahrgäste zugelassen. Nimmt jeder Fahrgast neben dem Fahrzeuggrundgepäck von 200 kg noch 25 kg Gepäck mit, ist der Chausson bereits mit 23 kg über der Gewichtsobergrenze. Gegen Aufpreis ist das Fahrzeug auf 3.650 kg auflastbar, darf dann aber nicht mehr mit der Führerscheinklasse B gefahren werden.

Der Aktionsradius mit einer Tankfüllung Diesel liegt bei etwa 760 km.

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Sicht

Die Rückspiegel (zwei Felder je Seite asphärisch geformt, einzeln elektrisch einstellbar und beheizbar) bieten eine gute Sicht nach hinten. Die Fahrzeugenden können gut abgeschätzt werden. Das ist auch gut so, denn der Titanium hat keine Rückfahrkamera, dafür einen Parkpiepser, der Hindernisse hinter dem Fahrzeug meldet. Allerdings wird ein Teil des Spiegelbildes auf der Fahrerseite links bei großen Fahrern von der Fensterführung der Fahrertüre verdeckt. Den Kopf etwas nach vorne bewegen hilft. Aufgrund der weit zurückversetzten Sitzposition sind Hindernisse ab 71 cm Höhe einen Meter vor dem Fahrzeug erkennbar. Mitfahrer, die am rechten Platz der Dinette sitzen, haben eine noch gute Aussicht in Fahrtrichtung. Fahrgäste auf dem linken Dinettenplatz mit Blick nach vorne sehen dagegen überwiegend den Fahrersitz und einen Vorhang. Beide Dinettenplätze bieten den Blick nach draußen über die Seitenfenster.

Für Fahrer und Beifahrer ist die Sicht nach vorne aufgrund der großen Frontscheibe und hohen Sitzposition gut.

Das Fahrzeug ist nicht mit einem Tagfahrlicht ausgestattet.

Ein- / Ausstieg

Dank Trittstufen steigt man vorne bequem ein und aus. Die Lenksäulenverkleidung stört den Fahrer etwas beim Einstieg.

Fahrer-, Beifahrer- sowie die seitliche Wohnbereichstüre können mit einem Tastendruck per Funk-Zentralverriegelung ent- und verriegelt werden.

Zum Schließen der vorderen Türen müssen sich die Insassen weit nach außen beugen. Ein Haltegriff für Fahrgäste in der Dinette fehlt. Ein versehentliches Aussperren über die Wohnmobiltüre ist möglich. Der Tankverschluss muss umständlich mit dem Zündschlüssel geöffnet werden.

FAHRERBEREICH

Bedienung

Das Lenkrad ist nur längs und nicht in der Höhe einstellbar.

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2,1

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Blick in Fahrtrichtung aus der Dinette, rechter Sitz

Die 360° Ansicht vom Fahrer aus verrät: Der Blick nach draußen ist ab der B-Säule nur über die Außenspiegel möglich.

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Der Schalthebel für das 6-Gang-Getriebe ist optimal angeordnet. Die Schalter sind sinnvoll positioniert, leicht zu bedienen und mit Ausnahme der Lenkstockhebel (mit Tempomat und Lichtschalter) bei Nachtfahrten alle beleuchtet. Die Instrumente zeigen alle wichtigen Informationen wie Tankfüllstand, Geschwindigkeit, Drehzahl und Bordcomputer-Details (Außentemperatur, Verbrauch, Reichweite, Fahrzeit) an. Die Ablesbarkeit ist gut. Die Fensterheber (Fahrerseite mit Antippfunktion) sind auch ohne eingeschalteter Zündung funktionstüchtig, bis eine der Vordertüren geöffnet wird. Das Radio mit CD ist optimal angeordnet, seine Bedienung ist intuitiv, auch über Lenkradtasten, möglich.

Der Abstand zwischen Gas- und Bremspedal ist zu gering, hier besteht die Gefahr, beim schnellen Wechsel von Gas auf Bremse mit dem Fuß unter dem Bremspedal hängen zu bleiben. Große Fahrer mit langen Beinen können mit dem rechten Knie an den Zündschlüssel stoßen. Der Handbremshebel ist etwas zu tief links neben dem Fahrersitz angeordnet, er ist im Notfall vom Beifahrer kaum zu erreichen. Die Raumtemperatur, Luftverteilung und Lüftergeschwindigkeit muss etwas umständlich über Ring-im-Ring-Drehschalter eingestellt werden.

Raumangebot

Über fehlendes Raumangebot in der Fahrerkabine kann man sich im Chausson nicht beklagen. Der Raum zwischen den Sitzen und zu den Außenwänden seitlich bietet genügend Platz. Der Fußraum im Chausson ist weich gummiert, das ist pflegeleicht und gleichzeitig angenehm.

KOMFORT

Federung

Die Federung des Titanium ist straff abgestimmt. Schlechte Wege spüren die Insassen deutlich. Zudem neigt der Chausson auf schlechten Wegen zum Stuckern. Langwellige Fahrbahnunebenheiten meistert das Fahrwerk akzeptabel. Fahrgäste in der Dinette haben einen noch guten Federungskomfort. Die Wankneigung ist spürbar, für ein Wohnmobil dieser Größe aber in Ordnung.

Gut gedämpft sind Aufbaubewegungen des Fahrzeuges (beispielsweise ein Nicken beim Bremsen).

Einzelhindernisse und Querfugen werden ruppig an die Insassen weitergegeben.

Sitze

Das Sitzen in der Dinette ist nicht ganz so komfortabel wie in der ersten Reihe. Die Sitzauflage ist weich, dass federt zwar feine Fahrbahnunebenheiten gut aus, bietet dafür aber wenig Seitenhalt. Die Sicherheitsgurte sind umständlich mit zwei Händen anzulegen. Derjenige, der den linken Sitzplatz einnehmen will, muss zuvor den Eckbanksitz demontieren, um Platz für seine Beine zu bekommen.

Die Sitze für Fahrer- und Beifahrer sind bequem und bieten viele Einstellmöglichkeiten. Der Seitenhalt könnte besser sein. Der Stoffüberzug (Kombination aus Kunstleder und Alkantara) ist angenehm und atmungsaktiv.

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Innengeräusch

Der Geräuschpegel bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h liegt beim Chausson mit 70 dB(A) im guten Mittelfeld, eine Unterhaltung zwischen Fahrgästen im Führerhaus und Dinette ist mit leicht erhöhter Stimme gut möglich. Windgeräusche treten erst bei höheren Autobahngeschwindigkeiten auf.

Das Motorgeräusch ist immer präsent, aber nicht aufdringlich. Dank des lang übersetzen 6-Gang-Getriebes und des drehmomentstarken Motors ist das Fahren mit niedriger Motordrehzahl möglich.

Heizung / Lüftung

Der Titanium 610 wird serienmässig mit manueller Klimaanlage geliefert. Die Kühlleistung ist gut.

Die Fahrzeugheizung spricht bei kaltem Motor und niedrigen Außentemperaturen sehr langsam an. Die Temperaturvorwahl ist nur grob einstellbar, eine Regelung gibt es nicht. Die Umluftfunktion ist ohne Abschaltautomatik. Die Luft im Innenraum könnte unbemerkt schlecht werden. Bei Minusgraden schafft es die Fahrzeugheizung nicht, Führerhaus und Wohnbereich auf angenehme Temperaturen zu bringen.

MOTOR / ANTRIEB

Fahrleistungen

Der Chausson Titanium 610 bietet in Kombination mit dem 109 kW (148 PS) starken 2,3 Liter-Diesel absolut ausreichende Fahrleistungen. Zwischen 1.500 und 2.700 U/min liegen satte 350 Nm Drehmoment an. Im simulierten Überholvorgang von 60 auf 100 km/h im vierten Gang vergehen etwa 14,4 Sekunden. Im gleichen Test und der Verwendung des dritten und vierten Gangs beschleunigt der 610 aufgrund des abfallenden Drehmoments bei hohen Drehzahlen etwas langsamer (14,5 Sekunden).

Laufkultur

Die Laufkultur des 2,3-Liter-Vierzylinder-Dieselmotors ist insgesamt gut. Die Vibrationen fallen gering aus. Mit steigender Drehzahl wird der Motor brummiger und lauter.

Schaltung

Die Schaltung ist ein wenig hakelig. Aufgrund der nicht ganz präzisen Schaltkulisse ist ein unbeabsichtigtes Verschalten möglich.

Der Schalthebel des 6-Gang-Getriebes ist günstig angeordnet. Versehentliches Einlegen des Rückwärtsgangs wird durch den Zugring am Schaltknauf vermieden.

Der Rückwärtsgang ist nicht synchronisiert, legt man ihn ein, während das Wohnmobil noch rollt, kracht es im Getriebe. Der Motor lässt sich bei eingelegtem Gang ohne Treten der Kupplung starten.

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3,6

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2,4

2,3

2,3

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Getriebeabstufung

Die einzelnen Getriebestufen sind sinnvoll abgestimmt. Der 6. Gang ist lang übersetzt, das spart Treibstoff und senkt den Geräuschpegel (Drehzahl bei 100 km/h liegt bei etwa 2.500 U/min).

FAHREIGENSCHAFTEN

Fahrstabilität

Das Modell mit dem 109 kW-Motor wird serienmäßig mit ESP geliefert. ESP hilft in gefährlichen Situationen, das Fahrzeug auf Kurs zu halten. Beim ADAC Ausweichtest kann der Chausson ein befriedigendes Ergebnis einfahren. Bereits beim ersten Anlenken schiebt er über die Vorderräder (untersteuern). Beim Gegenlenken übersteuert er und schwenkt das Heck etwas nach außen. In der Ausfahrgasse pendelt das Heck nochmals nach. ESP greift weich ein, unterstützt bei der Stabilisierung den Fahrer und baut Geschwindigkeit ab. Das Fahrzeug wankt deutlich. Eine Kipp- oder Schleudergefahr bestand beim Test nicht. Allerdings wird dem Fahrer mehr abverlangt als beispielsweise beim Fahren eines Pkws. Der Chausson ist etwas windempfindlich. Der Fahrer muss dies am Lenkrad ausgleichen. Siehe hierzu Kapitel Lenkung.

Die elektronische Traktionskontrolle bremst durchdrehende Räder wirkungsvoll ein.

Lenkung

Der Titanium 610 wirkt etwas schwammig an der Lenkung. Dieses Gefühl rührt aber nicht von der Lenkung, die zwar um die Null-Lage etwas Spiel zeigt, sondern von den am Testfahrzeug aufgezogenen Ganzjahresreifen mit M+S Symbol. Diese Reifen benötigen, bis sie eine Seitenführung aufbauen, etwas Zeit und bescheren dem Fahrzeug damit eine gewisse „Eigenlenkung“ an der Hinterachse (Reifen: Michelin Agilis 215/70R15CP M+S). Bis diese Seitenführung beim Anlenken in eine z.B. leichte Kurve an der Hinterachse aufgebaut ist, hat der Fahrer schon am Lenkrad nachkorrigiert und muss wieder „gegen“ korrigieren. Liegt die Seitenführung der Reifen an, reagiert die Lenkung präziser. Die Zielgenauigkeit leidet dadurch etwas. Besonders bei geringen Kurvenradien, Spurrillen, bei Seitenwind und Geschwindigkeiten von über 80 km/h fällt dieses Phänomen auf, Lenkbefehle werden verzögert umgesetzt, bei allzu heftigen Lenkimpulsen pendelt das Fahrzeug nach. Bei heftigem Beschleunigen in niedrigen Gängen wirkt der Antriebsstrang spürbar auf die Lenkung.

Der Kraftaufwand beim Rangieren und Fahren ist gering. Antriebseinflüsse sind im normalen Fahrbetrieb nicht zu spüren, die Lenkradrückstellung ist gut. Der „610“er hat einen für seine Fahrzeugklasse kleinen Wendekreis von 14,1 Metern.

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Der Chausson beim ADAC Ausweichtest. Die max. Einfahrgeschwindigkeit betrug 67 km/h.

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Bremse

Die Bremse ist gut dosierbar. Das Fahrzeug bietet eine gute Spurtreue beim Bremsen, auch wenn der Untergrund zwischen rechter und linker Seite unterschiedliche Reibwerte aufweisen (µ-Bremsen). Die Bremse zeigt kein Anzeichen von Fading.

Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h benötigt der Chausson Titanium 610 durchschnittlich 49,7 Meter (Mittelwert aus zehn Einzelmessungen; Testreifen Michelin Agilis 215/70R15 CP 109 R M+S). Das ist eindeutig zu viel und führt zur Abwertung im Kapittel Fahreigenschaft.

Motorbremswirkung

Die Motorbremswirkung ist nicht besonders hoch, das heißt, bei Bergabfahrten muss noch zusätzlich gebremst werden. Wer sich nur auf die Motorbremse verlässt, wird bei einem Gefälle von 18 % im zweiten Gang die zulässige Motorhöchstdrehzahl erreichen.

Berganfahren

Das Berganfahren funktioniert dank Berganfahrhilfe („Hill-Holder“) bis zu einer Steigung von 18 % problemlos. Der Handbremsweg hat bis 18 % Steigung noch Restkapazität. Das Anfahren mit einer Motordrehzahl von etwa 1.250 U/min. ist selbst bei 18 % Steigung kupplungsschonend möglich.

SICHERHEIT

Sicherheitssysteme

Der Titanium 610 ist mit ABS, ESP sowie Fahrer- und Beifahrerairbag ausgestattet.

Weniger optimal ist die ungünstig angebrachte Gurtbefestigung in Kopfhöhe in den Dinettenplätzen. Hier besteht bei einem Unfall Verletztungsgefahr.

Kindersicherheit

Der Beifahrer-Airbag ist über den Bordcomputer deaktivierbar.

Generell gibt es bei der Kindersicherheit bei Wohnmobilen Nachholbedarf. Auch beim Titanium 610 ist das so. Aufgrund des fest verbauten Tisches (muss ganz nach vorne und rechts geschoben werden) ist nur ein Kindersitz auf dem linken Sitzplatz möglich. Bei dieser Tischeinstellung ist es nicht mehr möglich, von den Fahrkabinenplätzen im Fahrzeug in den Wohnbereich und umgekehrt zu gehen. Isofix bietet der Hersteller nicht an. Die Gurtpeitschen in der Dinette sind etwas zu lang, was eine feste Verzurrung erschwert. Die Sitzauflage der Dinettenbänke ist weich und strukturlos, sodass der Kindersitz wegrutschen kann. Der Beifahrersitz bietet bei diesem Fahrzeug die bessere Möglichkeit zur Kindersitzbesfestigung, auch wenn diese Lösung nicht optimal ist.

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UMWELT

Verbrauch / Schadstoffe

Der Chausson verbraucht im ADAC Test 11,1 Liter Diesel je 100 km im Durchschnitt. Für die Größe des Fahrzeuges ist dieser Wert noch angemessen. Bei einem Tankvolumen von 90 Liter (davon sechs Liter Reserve) ist eine Reichweite von knapp 760 Kilometern möglich.

Der Titanium 610 fährt mit Euro 5 Motor, serienmässig mit Dieselpartikelfilter.

FAHRZEUGAUFBAU

Schlafbereich Hubbett

Stabiles Hubbett mit guter Unterlüftung und Lattenrost, gut nutzbar für 2 Personen mit einer Größe bis ca. 185 cm.

Die Matratzenbezüge sind nicht wechselbar. Wenn das Hubbett oben mit dem Gurtschloss gesichert wird, bleibt nicht viel Platz für das Bettzeug, nur dünne Decken können im Hubbett verbleiben.

Schlafbereich Dinette

Auf dem Polsterpuzzle in der Dinette ergibt sich eine besonders in der Länge großzügige Liegefläche, die auch von Personen mit über 2 Metern Größe genutzt werden kann.

Man liegt auf einem Polsterpuzzle, das auf den Seitenbänken und dem abgesenkten Tisch mit etwas Spiel zusammengestellt werden muss. Bauartbedingt gibt es keinen Lattenrost und auch keine Unterlüftung.

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Bad

Positiv: Die großzügige, quadratische Dusche mit gutem Wasserdruck ist für Personen bis ca. 190 cm Größe gut nutzbar. Raumbad mit integriertem Kleiderschrank. Sehr bequemer WC-Sitzbereich.

Negativ: Nur ein Eckablauf in der Dusche, damit nicht restentleerend. Es ist keine spezielle Bodendüse zum Trocknen der Duschtasse vorhanden.

Küche

Sehr großer, gut nutzbarer Kühlschrank mit separatem Gefrierfach. Im Küchenschrank gibt es einen geräumigen, stabilen Auszug für größere Töpfe und Pfannen.

Die Küchenzeile bietet nur wenig Arbeitsflächen, es gibt so gut wie keine Ablage- oder Gewürzfächer. Die Lichtausbeute der LED-Stablampe ist etwas gering.

Möbelbau / Stauraum

Die Heckgarage mit drei großen Klappen ist sehr praktisch zu beladen z. B. mit Fahrrädern. In der Heckgarage gibt es eine 230-Volt- und einen 12-Volt-Steckdose, z. B. zum Laden von E-Bikeakkus.

Keine stabile Verriegelung bei den Schubladenauszügen in der Küche. Während der Fahrt ergibt sich ein erhöhtes Geräuschniveau, besonders auf schlechter Fahrbahn überwiegend vom Möbelbau sowie den Jalousien und der Lamellen-Badtüre.

Dinette

In der großzügigen, kommunikativen Dinette finden gut sechs bis sieben Personen bequem Platz, der Tisch ist in der Größe gut angepasst und sehr variabel verschiebbar. Während der Fahrt haben die Passagiere in der Sitzbank der Dinette eine gute Sicht nach draußen.

Während der Fahrt ergibt sich ein erhöhtes Geräuschniveau.

Aufbau

Reparaturfreundliche und hagelresistente Außenhaut/Dach durch GFK.

Der WC-Schacht ist zum Innenraum/Aufbau nicht genügend abgedichtet.

1,9

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1,7

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Gas / Heizung

Die Eberspächer Dieselheizung ermöglicht auch während der Fahrt das Heizen und spart den Gasvorrat.

Serienmässig ist keine Schlauchbruchsicherung verbaut, es kann daher mit dem Truma Boiler kein warmes Wasser während der Fahrt erzeugt werden.

Wasser

Die Wasserkapazitäten sind mit 122 Liter Frischwasser und 100 Liter Abwasser ausreichend. Eine starke Druckwasserpumpe liefert auch im Duschbetrieb genügend Wasser und ist wartungsfreundlich in einem kleinen Fach unter der Seitensitzbank gut zugänglich eingebaut.

Der Schieber zum Öffnen des Abwassertanks ist hinter dem rechten Hinterreifen im Schmutzbereich verbaut. Um den Frischwassertank zu entleeren, muss man sich unter die seitliche Schürze legen und eine Kunststoffventilkappe öffnen. Dabei fließt Wasser über die Hand.

Elektro

Es sind ausschließlich sparsame LED-Leuchten verbaut, die Lichtstärken sind überwiegend stimmig, sehr schön ist die indirekte Ambiente-Beleuchtung.

Die 110 Ah starke Aufbaubatterie ist nicht zugänglich unter dem Beifahrersitz verbaut.

2,1

2,2

2,2

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DATEN UND MESSWERTE TECHNIK 4-Zylinder Diesel Schadstoffklasse Euro 5 DPF Hubraum 2.287 ccm Leistung 109 kW (148 PS) bei 3.600 U/min. maximales Drehmoment 350 Nm bei 1.500 – 2.700 U/min. Kraftübertragung Frontantrieb Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe Länge / Breite / Höhe 6.667/2.300/2.890 mm Fahrzeugbreite über alles 2.770 mm Wendekreis links / rechts 14,1 /14,1 m / m Leergewicht* / Zuladung 2.998 kg / 502 kg zulässige Personenzahl 4 Anhängelast ungebremst/gebremst 750 kg / 1.400 kg Tankinhalt 90 l Reifengröße 215/70 R15CP 109 Q Bremsen vorne / hinten Scheibe / Scheibe Höchstgeschwindigkeit 152 km/h Überholvorgang 60-100 km/h 14,4 s Bremsweg aus 100 km/h 49,7 m Verbrauch innerorts/außerorts /gesamt (Herstellerangabe)

Keine Angabe l/100 km

Testverbrauch ADAC 11,1 l/100 km CO2-Ausstoß Test (TTW)** 279 g/km Reichweite 760 km Innengeräusch bei 100 km/h 70 dB(A) Garantie 2 Jahre sonstige Garantien 5 Jahre Dichtigkeitsgarantie

DATEN UND MESSWERTE AUFBAU Bett Dinette Größe L x B 212 x 140/116 cm Bettgröße Hubbett L x B 190 x 138 cm Frischwassertank 122 l Abwassertank 100 l Bord Stromversorgung Solarbatterie (Säure) 110 Ah

ADAC-Testwerte fett

KOSTEN Grundpreis 48.990 Euro Getestetes Fahrzeug 50.490 Euro Steuer 240 Euro Versicherung HP / TK 150 469,26 / 228,84 Euro

NOTENSKALA Sehr gut 0,6 – 1,5 Ausreichend 3,6 – 4,5 Gut 1,6 – 2,5 Mangelhaft 4,6 – 5,5 Befriedigend 2,6 – 3,5

AUSSTATTUNG BASISFAHRZEUG Automatisiertes Schaltgetriebe Ab 2015 Zentralverriegelung Serie ESP / Traktionshilfe Serie / Serie Geschwindigkeitsregelanlage Serie Reifendruckkontrolle Nicht lieferbar Tagfahrlicht Nicht lieferbar Airbag Fahrer / Beifahrer Serie / Serie Isofix Nicht lieferbar Klimaanlage manuell /Automatik Serie / Nicht Lieferbar Einparkhilfe / Rückfahrkamera Serie / Auf Anfrage

Vorverkabelung vorhanden Anhängerkupplung ca. 1.500 €, Einbau durch

Händler Auflastung 3.650 kg 140 €

AUSSTATTUNG AUFBAU Fernseher inkl. SAT-Receiver Auf Anfrage Satellitenanlage Auf Anfrage GEL Zusatzbatterie Auf Anfrage LED-Ambientebeleuchtung Serie Solaranlage Vorverkabelung Fahrradträger In Heckgarage Serie Markise Auf Anfrage Erweiterung Dichtheitsgarantie Nicht lieferbar

Basisfahrzeug Aufbau Karosserie 2,9 Schlafen Hubbett 2,0 Fahrbereich 2,5 Schlafen Dinette 2,3 Komfort 2,9 Bad 1,9 Motor/Antrieb 2,3 Küche 2,0 Fahreigenschaften 3,6 Möbelbau / Stauraum 2,2 Sicherheit 3,1 Dinette 1,7 Umwelt 2,9 Aufbau 2,2 Gas / Heizung 2,1 Wasser 2,2 Elektro 2,2 ADAC Note: 3,6 ADAC Note: 2,0

Bemerkungen: Der ADAC Wohnmobiltest beinhaltet über 350 Prüfkriterien. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind nur die wichtigsten und die vom Durchschnitt abweichenden Ergebnisse abgedruckt. Der ADAC Wohnmobiltest wurde 2014 überarbeitet, neben zahlreichen Änderungen erhielt der Notenspiegel eine Anpassung an den Stand der aktuellen Technik. Aus diesem Grund ist dieser ADAC Wohnmobiltest nicht mit den Tests vor dem 01.01.2014 vergleichbar. Die Angaben zur Kfz-Steuer und die Versicherungskosten basieren auf den Stand der bei der Berichterstellung gültigen Steuergesetzgebung bzw. des Versicherungstarifs (ADAC Tarif, Zulassung in Emden, Laufleistung 9000 km/Jahr, SF1 in Haftpflicht). Die Gesamtnoten weichen vom arithmetischen Mittel der jeweiligen Einzelergebnisse, bedingt durch deren unterschiedliche Gewichtung, ab. Weitere Wohnmobiltests finden Sie unter www.adac.de/wohnmobiltest

* im fahrbereiten Zustand nach ADAC-Definition. Siehe Kapitel Alltagstauglichkeit / Zuladung auf Seite 2/3. ** TTW = Tank to Wheel = Vom Kraftstofftank zum Rad.

2,8TESTURTEILWOHNMOBILTEST