2014 Das Jahr in Kleinwachau

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Das Jahr in Kleinwachau. erlebt. gesehen. erzählt. 2014 Jubiläum 125 Jahre Kleinwachau Fantastisches Sommerfest Umbau beendet Talhaus wieder in Betrieb Neubau in Sicht Krankenhaus wird erweitert Mein Foto des Jahres Besondere Augenblicke

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Der Jahresrückblick aus Kleinwachau.

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Das Jahr in Kleinwachau. erlebt.

gesehen.erzählt.

2014

Jubiläum125 Jahre Kleinwachau Fantastisches Sommerfest

Umbau beendet Talhaus wieder in Betrieb

Neubau in Sicht Krankenhaus wird erweitert

Mein Foto des Jahres Besondere Augenblicke

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inhaltMein Foto des JahresBesondere Augenblicke4, 14, 22, 32, 42

125 Jahre Kleinwachau Fantastisches Jubiläums-Sommerfest 6

Inklusion durch regionale Netzwerkarbeit 9

Das neue Talhaus Seniorenbetreuung und Therapieangebote 10

Sicher unterwegs Verkehrserziehung mit Polizei hilft Schülern 16

Wo Farben sich begegnen Gemeinsamer Kunstunterricht macht Spaß 18

Neubau in Sicht Krankenhaus wird erweitert 24

Epilepsie im Handgepäck Ein Weltenbummler erzählt 28

Zuhause mit Glück Ambulantisierungstagung schafft offenen Dialog 34

Neustart mit 60 Jahren Aus der Außenwohngruppe in die eigene Wohnung 37

Unter Kollegen Ausgelagerte Arbeitsplätze schaffen Zugehörigkeit 44

Mehr Zeit für die Rückkehr ins Arbeitsleben 47

Paso doble wächst 50

Impressum 55

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich stehe am Gartenhaus und überlege, welche von den Bäumen wohl schon vor 125 Jahren hier ge-standen haben, als die Kinder und Diakonissen in das erste Haus Kleinwachaus eingezogen sind. Da spricht mich plötzlich ein Bewohner Kleinwachaus an. „Ich bin glücklich“, sagt Herr M. Darauf frage ich: „Warum?“ Er antwortet und strahlt über das ganze Gesicht: „Wegen allem“. Beneidenswert.

Viele Menschen haben in Kleinwachau glückliche Zeiten erlebt und erleben sie heute noch. Sie finden Geborgenheit, können ihre Fähigkeiten entwickeln, leben ihren Glauben. Es gibt viele Gründe, die 125 Jahre Kleinwachau zu feiern. Jeder Grund zum Fei-ern ist auch ein Grund, unserem Gott zu danken. In unserer neuen Chronik, die Sie nun auch im Internet finden können, sind viele Stationen auf dem Weg von der „Anstalt für epileptische Kinder“ hin zum Sächsischen Epilepsiezentrum zu sehen. Auch die dunklen Zeiten Kleinwachaus werden dabei nicht verschwiegen. Bei allem Wechsel von schweren und guten Zeiten blieb das Gottvertrauen stets der Grundton in unserer Einrichtung. Zeichen eines wah-ren Glaubens.

Deshalb feiern wir auch in der heutigen Zeit sonn-tags Gottesdienst, deshalb ruft uns die Glocke täglich zum Gebet. Seit der Gründung Kleinwachaus hängt in jedem Haus ein Kreuz. Es erinnert daran, dass Got-tes Liebe überall mit uns ist. Viele Zeichen von Gottes Güte haben wir auch in diesem Jahr erlebt. Davon erzählen die Geschichten auf den folgenden Seiten.

Ich wünsche Ihnen, dass die Freude von Herrn M., der einfach „wegen allem“ glücklich ist, beim Lesen auf Sie abfärbt.

Ihre Pfarrerin Elisabeth Roth

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zu-künftige suchen wir.Hebräer 13,14

Gott nahe zu sein ist mein Glück.

Psalm 73,28

G

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„Im Haus angekommen musste jeder seinen neuen Platz finden.”

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jeder muss seinen

Das Jubiläumsjahr 2014 neigt sich dem Ende, ein Jahr, in dem wir uns als Einrich-

tung weiter den Menschen öffnen konnten. Viele Besucher kamen zu unserem Jubiläums-Sommer-fest am 5. Juli 2014, um gemein-sam mit uns eine stolze Zahl zu feiern: 125 Jahre Kleinwachau. Der Open-Air-Gottesdienst war so gut besucht, dass es schwer war, ei-nen Sitzplatz zu finden. Wir haben uns sehr gefreut, dass wieder vie-le Gäste aus den Kirchgemeinden des Kirchspiels „Radeberger Land“ bei uns waren. Schließlich haben wir bereits zum dritten Mal auch den Kirchspieltag gefeiert. Selbst der Ministerpräsident des Frei-staates Sachsen, Stanislaw Tillich, überbrachte seine Geburtstags-grüße persönlich. Es war ein fröh-licher Sommertag, dessen Begeg-nungen und Erinnerungen noch lange in meinem Herzen bleiben werden. Auch Sie können noch-mals teilhaben an den Impressio-nen des Sommerfestes. Besuchen Sie einfach unseren neuen YouTu-be-Kanal, dort finden Sie ein Vi-deo und können so selbst sehen, in welch schöner Umgebung wir hier leben und arbeiten.

Die Auswahl für „Mein Foto des Jahres“ fiel mir in diesem Jahr nicht schwer, weil es so viel über unsere Einrichtung sagt. Hier ha-ben Menschen mit Epilepsie und

anderen Behinderungen Heimat gefunden. Hier werden sie von engagierten Mitarbeitern liebe-voll betreut und begleitet. Auf der linken Seite sehen Sie Herrn Albert Nürnberger, der schon seit 1955 in Kleinwachau lebt. Er kommt gerade zum ersten Mal in der neuen Seniorenstätte im Talhaus an. Begleitet wird er von Alberto Lama Trujillo, einem unserer freiwilligen Helfer aus Spanien. Während der Andacht in unserer Kirche nahmen die Senio-ren Abschied vom Gartenhaus. Im Anschluss zogen alle gemeinsam zum Talhaus. Alle wurden von Frau König am Eingang mit einer Rose begrüßt. Im Haus angekom-men, musste jeder seinen neuen Platz finden.

Und so müssen auch wir als Einrichtung immer wieder un-seren Platz finden. Dabei sind wir auch auf Unterstützung von außen angewiesen. Die Freiwil-ligen der „Initiative Christen für Europa“ sind mittlerweile für uns unverzichtbar geworden. Sie sind tatkräftige Helfer. Mit ihrem ju-gendlichen Charme helfen sie uns, manchmal auch einfach das Lachen nicht zu vergessen. Und wenn ich junge Menschen aus Russland und aus der Ukraine hier in Kleinwachau gemeinsam am Mittagstisch sehe, dann lacht mein Herz ganz besonders.

Froh bin ich auch, dass viele Bau-arbeiten abgeschlossen wurden. Das Brunnenhaus ist komplett renoviert und barrierefrei, die Kü-che strahlt in einem einladend freundlichen Ambiente. 2015 wird der Erweiterungsbau des Krankenhauses beginnen. Wir hoffen, dass wir damit ein gan-zes Stück zur Verbesserung der medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen in unserem Land beitragen können. Schließlich sind es gerade diese Menschen, für die wir seit 125 Jahren da sind.

Martin WallmannGeschäftsführer

platz finden

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Eigentlich sollten es 125 Luftballons werden, die zum Abschluss des Gottesdienstes in den Himmel steigen. Doch der überwältigende Besucheransturm färbte die Festwiese vor dem Brunnenhaus schon zu Beginn der Feier in komplett blaue Farbe. Rollstuhlfahrer schmückten ihre Fortbewegungsgeräte mit den helium-

gefüllten Werbematerialien, als würden sie am liebsten mit ihnen abheben wollen. Zum Abschluss des Festgot-tesdienstes gab es eine stimmgewaltige Premiere: Bewohner, Mitarbeiter und Chormitglieder verschiedener Gemeinden sangen das Kleinwachau-Lied, eigens komponiert für das Jubiläumsjahr.

Der Höhepunkt des sonnigen Festtages Anfang Juli 2014 war jedoch eine luftige Attraktion. In einem Ballon am Kran nutzten unzählige Menschen die Gelegenheit, sich das Gelände Kleinwachaus einmal aus der Luft anzuschauen. Der Ausblick in schwindelerregender Höhe machte die landschaftlich reizvolle Lage der Ein-richtung erst richtig fassbar. Auch Rollstuhlfahrer konnten den luftigen Ausblick genießen, dank tatkräftiger Unterstützung helfender Soldaten. Neben Ausblicken gab es aber auch Einblicke in die 125-jährige Geschichte

Fantastisches Sommerfest: Die Jubiläumsfeier 125 Jahre Kleinwachau begeisterte zahlreiche Besucher.F

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Kleinwachaus. Im Kirchsaal des Epilepsiezentrums konnten die Besucher in die unterschiedlichen Zeitepochen Kleinwachaus ein-tauchen. Neben Gegenständen zum Anfassen machte eine in-teraktive Chronik umfangreiche Details aus der Geschichte der Einrichtung erfahrbar. So konnten die Besucher zum Beispiel einen Tagesablauf aus dem Jahr 1907 förmlich miterleben.

Neben diesen Highlights gab es den ganzen Nachmittag über vielfältige Mitmachaktionen für Jung und Alt. Kutschfahrten und eine Mini-Eisenbahn rundeten das Verlangen nach Mobilität ab. Für die erwachsenen Besucher stand die Werkstatt für Men-schen mit Behinderungen offen und auch bei Schulführungen konnten alle Interessierten einen Blick in den Alltag Kleinwachaus werfen. In dem Fachkrankenhaus für Neurologie informierte ein umfangreiches Programm zum Thema Epilepsie. In Vorträgen, Gedächtnisspielen und mit einem Quiz erhielten die Besucher inte-ressantes Wissen zum Umgang mit der Erkrankung.

Polnischer Folkrock der Band „DIKANDA" rundete den ereig-nisreichen Festtag mit einem Live-Konzert ab. Die sechs Mu-siker nahmen die Zuschauer mit Klängen des Balkans und Ma-zedoniens auf eine einzigartige Weltreise mit .

Auf unserem YouTube-Kanal finden Sie ein Video mit Im-pressionen des Sommerfestes.

www.youtube.com/kleinwachau

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Aus dem Rollstuhl hoch hinaus»

Helfer in Uniform»

„Na, du hast ja einen Mut!” - Als Isa Raue zum Som-merfest den Wunsch äußerte, in den Ballon am Kran einzusteigen, ist ihre Begleiterin zunächst skeptisch. Frau Raue ist Rollstuhlfahrerin und kann sich wegen einer spastischen Lähmung nur mühsam bewegen. Doch sie wollte unbedingt mit der Gondel in die luftige Höhe aufsteigen. Bei der Erinnerung daran strahlt sie übers ganze Gesicht. Beim Einsteigen gab es kräftige Helfer. „Die haben das sehr gut gemacht, ich hatte keine Angst. Die Aussicht war toll, so hatte ich mir das vorgestellt. Ich bin gerne in der Luft - und an der Luft! Im Ballon habe ich beides, das ist anders als im Flugzeug”, meinte die 78-jährige. Erst vor Kurzem hatte sie sich von einer schweren Krank-heit erholt. „Aber jetzt geht es mir wieder gut. Das ist ein Gottesgeschenk, er braucht mich eben noch hier auf der Erde” - und manchmal eben auch in der Luft.

Auf den ersten Blick ein ungewohntes Bild: Junge Männer in Tarnkleidung betreuen behinderte Men-schen beim Sommerfest. Doch für die Kleinwachauer sind sie seit einigen Jahren tatkräftige Helfer, die manche Freizeit-Aktivität ermöglichen. Es sind jun-ge Offiziere der Offizierschule des Heeres Dresden. Auch für sie ist der Umgang eine neue Erfahrung. Ei-ner fasste seine Eindrücke von diesem Tag in Worte:

„Da standen wir in Kleinwachau, nichtwissend, was uns erwartet, und waren dementsprechen gespannt. Dann riefen die Posaunen zum Fest - das lustige Treiben begann und somit unsere Arbeit. Für die Meisten von uns war es das erste Mal, dass sie mit Behinderten arbeiteten. Kern war die Tagesbetreu-ung der Bewohner Kleinwachaus. Wir begleiteten sie den Tag über, erlebten das Fest mit ihnen und sorgten dafür, dass sie es mit uns und allen anderen Besuchern genießen konnten. Zusätzlich halfen wir an mehreren Stationen, zum Beispiel beim Reiten, der Ballonfahrt oder der Minibahn.

Für uns war der Tag um 18:00 Uhr beendet, doch das Sommerfest lief noch bis in die Nacht. Mit Public Viewing der Fußball-WM und dem Auftritt der pol-nischen Folkrock-Band „DIKANDA“ ging ein schöner und erfolgreicher Tag zu Ende.

Wir fuhren mit dem Gefühl zurück in die Kaserne, etwas Gutes und Sinnvolles getan zu haben. Gleich-zeitig wurden wir nachdenklich darüber, wie wichtig die Arbeit mit Behinderten ist, wieviel Herzblut die Menschen in diese Arbeit stecken und wie wenig all dies von der Gesellschaft beachtet wird.”

sommerfest

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Auch in Kleinwachau macht man sich stark ge-gen Ausgrenzung und gibt dem sperrigen Wort Inklusion ein freundliches Gesicht: Kat-

harina Burkhardt. Bereits seit 2008 arbeitet die ge-lernte Heilpädagogin im Sächsischen Epilepsiezent-rum als Integrationsbeauftragte. Da Inklusion noch einen Schritt weiter geht als es Integration schon macht, ging auch Frau Burkhard in den letzten Jahren weitere Schritte. Sie absolvierte Zusatzausbildungen zum Job-Coach im Supported Employment und gibt so, ganz einfach erklärt, breite Hilfe bei der Arbeits-vermittlung behinderter Menschen. Seit Juli 2014 ist Katharina Burkhardt die neue Inklusionsmanagerin des Epilepsiezentrums. Für sie eine vertraute Aufga-be und doch anders: „Ich arbeite jetzt bereichs- und trägerübergreifend. In dieser neuen Position kann ich nun einfach mit etwas Abstand die bestehenden In-klusionsprozesse betrachten, sie neu durchdenken, überwachen und unter Umständen auch ändern.“

Schritt für Schritt möchte Katharina Burkhardt bis Mitte 2017 ein Kompetenzzentrum in Kleinwachau aufbauen. Es soll eine zentrale Stelle für die Koordina-tion von Wissen und Arbeitskräften werden. Regiona-le Arbeitgeber sollen überzeugt werden, dass Inklusi-on am Arbeitsplatz auch Chance für wirtschaftlichen Erfolg bedeuten kann. Neben Aufklärungsarbeit verlangt diese Position vor allem eine ganze Menge Netzwerkarbeit, wie Frau Burkhardt berichtet: „Wir wollen als Kompetenzzentrum Kooperationspartner miteinander vernetzen und so die Besetzung von freien Plätzen vereinfachen.“ Freie Plätze, damit meint die Inklusionsmanagerin Stellen in Unternehmen,

ausgelagerte Arbeitsplätze und Plätze in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Schließlich sollen die unterschiedlichen Einrichtungen in der Region ein-fach mehr voneinander erfahren. Beflügeln soll das eine Datenbank. „Wir wollen Synergieeffekte nutzen. Auch für private Arbeitsvermittler werden wir ein deutlich attraktiver Partner sein. Gleichzeitig wollen wir vor allem aber auch mit öffentlichen Einrichtun-gen, wie dem Jobcenter der Arbeitsagentur, zusam-menarbeiten und so gezielt mit unserem spezifischen Fachwissen unterstützen“, beschreibt Frau Burkhardt die Aufgaben. Ziel des Kompetenzzentrums ist es, die Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Men-schen mit Behinderung beständig auszuweiten und einen fließenden Übergang zu Betrieben des Allge-meinen Arbeitsmarktes zu schaffen. Die Grenzen der Inklusion sind Katharina Burkhardt dabei durchaus bewusst: „Bei aller Inklusion kann nicht immer das Ziel sein, jeden Menschen auf den allgemeinen Ar-beitsmarkt zu integrieren. Wenn jemand das gar nicht möchte, dann kann man es auch nicht erzwingen. Und für viele Menschen bleibt nun einmal die Werk-statt für Menschen mit Behinderungen der ideale Ar-beitsplatz.“

Letztendlich ist das Kleinwachauer Kompetenzzen-trum ein Gesamtkonzept aus Netzwerkaufbau und Arbeits- und Qualifizierungsmöglichkeiten, die den Bedürfnissen behinderter Menschen angepasst sind. Es soll der Vielfalt und Leistungsfähigkeit behinder-ter Menschen Rechnung tragen und somit die Um-setzung der UN-Behindertenrechtskonvention in der ostsächsischen Region nach vorn bringen.

inklusiondurch regionale netzwerkarbeit

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BETREUUNG UND

THERAPIEANGEBOTE

UNTER EINEM DACH

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Nach anderthalbjähriger Bauzeit ist das Talhaus nun wieder in Betrieb. Es glänzt mit ganz neuen Nutzungsformen. Im Obergeschoss befindet sich die Seniorenbegegnungsstätte mit großen Gemeinschaftsräumen und Kreativräumen. Im Kellergeschoss sind neue Räume für Musiktherapie und Kunsttherapie entstanden, im Erdgeschoss Verwaltungsräume des Wohnbe-reichs. Anfang November 2014 luden die neuen Nutzer des Talhauses die Kleinwachauer zu einer kleinen Hausweihe ein.

Die Besucher der Seniorenbetreuung waren die ersten, die ihr neues Domizil in Besitz nahmen. Ende August 2014 packten sie ihre Sachen im Garten-haus, in dem sie sich mit einer kurzen Unterbrechung seit 1992 trafen. Der Abschied nach so langer Zeit war für viele nicht leicht, dennoch überwog die Vorfreude aufs Neue. Die liebevoll und praktisch eingerichteten Räume im neuen Talhaus sowie die einfühlsame Begleitung durch die Mitarbeiter erleichterten den Neubeginn. Paso doble Mitarbeiter, Kleinwachauer Hand-werker und zukünftige Nutzer arbeiteten beim Umzug Hand in Hand.

Auch die Physiotherapie befindet sich nun im Talhaus, auf doppelt so großer Fläche als zuvor im Krankenhaus. Nun können die Patienten mit deutlich

das neue talhaus Das umgebaute Talhaus bietet Raum für Senioren-betreuung, Wohnbereichs-leitung, Physiotherapie, Musiktherapie und Kunst-therapie.

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mehr Freiraum behandelt werden. Vier helle Behandlungsräume und zwei große Gymnas-tikräume stehen allen Patienten und Bewohnern Kleinwachaus offen. Das Angebot der Phy-siotherapie richtet sich auch an Patienten außerhalb Kleinwachaus. Neu ist das Angebot der Sporttherapie für Patienten des Kranken-hauses. Ziel ist dabei, die Selbstsicherheit der Epilepsiepatienten durch Fitness und Balance zu steigern. Die Kurse sind so aufgebaut, dass die Patienten die Übungen auch später zu Hause selbst weiterführen können.

Bis zum 30. Juli 2013 wurde das Talhaus als reines Wohnheim genutzt. Nach der Schließung begannen umfangreiche Bauarbeiten. So muss-te das Fundament des 1903 erbauten Gebäudes verstärkt werden. Auch ein Aufzug wurde einge-baut. Das Gebäude ist nun barrierefrei gestaltet. Die Kosten für Umbau und Ausstattung des Hauses beliefen sich auf 800.000 EUR, davon wurden 110.000 EUR durch die Aktion Mensch gefördert.

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„Das Talhaus war früher das Männerhaus!”

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Die Hälfte der 111-jährigen Talhaus-Geschichte hat er selbst miterlebt: 1959 zog Andreas Fischer in das ehemalige Männerhaus. Das war kurz vor seinem 13. Geburtstag. 40 Jahre lang wohnte er hier, jetzt besucht er im selben Haus die Seniorenbetreuung. „Früher lebten in diesem Haus nur Männer. Jetzt sind auch Frauen hier, das finde ich gut. Mit denen ver-stehe ich mich besser, besonders mit den ruhigen.” Und Ruhe braucht Herr Fischer, dann kann er sich besser konzentrieren. Zum Beispiel auf seine Würfel- und Rechenspiele, aufs Briefeschreiben und auf die vielen Zahlen und Daten, die er im Gedächtnis hat. Die meisten Geburtstage seiner Mitmenschen weiß er auswendig, den Rest hat er sich notiert. Deshalb hat er einen festen Platz im Ablauf des Kleinwachau-er Gottesdienstes: Seit 30 Jahren verliest er nach den Abkündigungen die Geburtstage der nächsten Woche.

„Ich bin froh, dass ich jetzt im Berghaus ein Einzel-zimmer habe. Im Talhaus waren wir sieben Mann im Schlafsaal, das war anstrengend. Ich bin aber gern in die Schule gegangen. Vieles konnte ich mir gut

merken. Besonders Zahlen, auch die römischen. Ich kenne alle Rechenarten. Außerdem viele Länder mit ihren Hauptstädten und Flüsse mit ihren Mündungen.

Gern ging ich auch in die Konfirmandenstunde. Nicht ein einziges Mal habe ich gefehlt. Einmal wollten mich meine Eltern in dieser Zeit besuchen, da habe ich sie wieder nach Hause geschickt, denn ich wollte keine Stunde versäumen. Gearbeitet habe ich später in der Gärtnerei. Freitags zum Beispiel habe ich die Wochenend-Blumensträuße für die Wohngruppen gebunden und ausgetragen, montags die Arbeits-sträuße für die Büros. Nach dem Feierabend habe ich die Hühner im Stall hinter dem Talhaus gefüttert. Im Spitzboden des Hauses lag neben Rüben und Kar-toffeln auch das Getreide, das haben mir die Hühner aus der Hand gefressen!

Heute ist das Haus innen kaum wieder zu erkennen. Wo füher unser Schlafsaal war, ist jetzt die Physio-therapie. Das Haus ist schön geworden und ich habe meinen Lieblingsplatz gefunden: Im Andachtsraum, dort ist es tagsüber schön ruhig.”

der meister der zahlen

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„Zuerst fremdeln die beiden noch ein wenig, doch dieser Zustand ist schnell überwunden.”

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handwerkmacht schule

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Was kann man nicht alles gemeinsam tun? Feiern, singen, Sport treiben,

lernen, arbeiten, kochen, …Seit einigen Jahren kochen Schü-ler der Förderschulen Radeberg und Kleinwachau gemeinsam. Das geschieht im Rahmen des Brückenprojektes „Schule & Wirtschaft“ und nennt sich: „Handwerker in die Schulen!”

„Mein Foto des Jahres” erzählt dazu eine kleine Anekdote: Zwei Schüler prüfen, ob die Kartoffeln gar sind. Bei der Aktion „Hand-werker in die Schulen!“ werden Schülerinnen und Schülern beider Förderschulen die Berufsbilder Beikoch, Malergehilfe, Bäckerei-gehilfe u.a. in Theorie und Praxis erläutert. Zuerst „fremdeln“ die Teilnehmer beider Schulen noch ein wenig. Aber beim gemeinsa-men Arbeiten am Produkt und durch die kluge Lenkung durch die Berufsexperten wird dieser Zustand schnell überwunden. Das Ergebnis macht stolz!

Die Veranstaltung „Handwerker in die Schulen!“ ist Teil des Projektes des Radeberger LIONS-Clubs zur Unterstützung junger Menschen bei der Berufsorientierung. Das Ziel ist, die Schüler in der Region Radeberg zu halten. Für unse-re Schule haben die Mitglieder

des Wirtschaftsprojektes weiter-hin Besichtigungen in den Firmen KORCH und NEHLSEN organisiert. Wir finden die Radeberger Ini-tiative große Klasse und sagen hiermit herzlich „Danke“.

Berufsorientierung soll nachhaltig auf uns wirken. Was heißt „nach-haltig“? Wir verstehen darunter, dass etwas lange Zeit und stark wirken soll. Viele Schüler haben sich im Jahr 2014 mit Mülltren-nung, Wiederverwendung von Müll, Kompostierung und ähnli-chen Themen befasst. Wir kompostieren im Schulgar-ten, wir sortieren und trennen Abfälle und im Kunstprojekt der Oberstufenklassen wurde aus Kaf-feetüten und Grillschalen Mode hergestellt. Konnten Sie die Mo-denschau zum Sommerfest 2014 bewundern?

Nachhaltig soll sich auch unser in diesem Jahr begonnenes Projekt „Wohntraining“ auswirken. Einige Schüler der Werkstufe haben ein 14-tägiges Wohnprogramm mit anfänglicher personeller Unter-stützung in zwei Zimmern auf dem Gelände der Tobiasmühle durchgeführt. Das Wohntraining kommt bei Schülern, deren Eltern und im Kollegium gut an. Wir üben noch weiter und berichten ein anderes Mal darüber.

Noch in diesem Jahr wird in unser Therapiebad eine Edel-stahlwanne eingebaut. Die bisherige Folienbeschichtung zeigte Alterserscheinungen und wurde undicht. Durch zahlreiche Spenden konnte dieses Großpro-jekt gestemmt werden. Wir danken allen Spendern für die Hilfsbereitschaft!

Doch jetzt schauen wir gespannt und mit viel Gottvertrauen in das Jahr 2015. Wir planen eine Theaterwoche mit öffentlicher Aufführung im Mai 2015. Drücken Sie uns schon jetzt die Daumen dafür.

Ilona LisowskiSchulleiterin

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Sicher unterwegs

durch Verkehrserziehung mit Polizei

und Verkehrswacht.SKlingel und Bremse testen, Helm aufsetzen und ab geht’s: Die Schüler der Mittelstufe der Kleinwachauer

Förderschule schwingen sich auf den Sattel und radeln los. Bevor es soweit ist, müssen die Schüler eine Menge lernen. Nicht nur die Balance auf zwei Rädern zu halten oder das Fahrrad beim Lenken fest im Griff

zu haben. Das erfordert zwar Geschicklichkeit, ist aber, wie bei allen Kindern, schnell gelernt. Schwieriger ist es da schon mit Verkehrsregeln, Verkehrszeichen und dem allgemeinen Verhalten im Straßenverkehr. So vieles ist zu beachten, bevor man sich gefahrlos mit dem Rad auf die Straße wagen kann.

Um die Kleinwachauer Förderschüler fit für den Straßenverkehr zu machen, gibt es seit einigen Jahren ein Rad-projekt in der Mittelstufe. Dabei werden theoretische Grundlagen vermittelt, die Teil des Lehrplans sind. Den Schülern wird beigebracht, welche Bedeutung die Verkehrszeichen haben und wie sie die Verkehrsregeln ver-stehen können. Der Praxisteil ist dann eine ganz besondere Erfahrung für die Schüler. In Zusammenarbeit mit

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Förderschule | 17

der Polizei und der Verkehrswacht Kamenz üben die Schüler ganz praktisch Fahrradfahren und le-gen zum Schluss eine kleine Prü-fung ab. Dazu kommen die Poli-zei-Beamten in die Förderschule. Sie testen die Fahrsicherheit der Räder und die Fähigkeiten der Schüler. Pädagogisch geschickt stellen sich die Polizisten auf die Kinder ein und frischen nochmals wichtige Regeln auf. Zugleich ist den uniformierten Amtspersonen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler sicher. Der Lerneffekt ist dadurch für die Kinder beson-ders hoch. Der Umgang mit den Polizisten baut auch Vertrauen auf - eine wertvolle Erfahrung.

So auch beim Praxistag 2014. Leider konnte kein Polizist in die Kleinwachauer Schule kommen, dafür bot ein Beamter ehrenamt-lich seine Unterstützung an. Poli-zeiobermeister Mittag trainierte mit den Kleinwachauer Schülern einen Tag lang im Verkehrsgarten Kamenz. In dieser realitätsnahen Umgebung der Kamenzer Ver-kehrswacht merkten die Schü-ler schnell, worauf es ankommt: Nicht nur das Rad, auch der Fah-rer muss sicher sein. Das half den Jungen und Mädchen, ihre eige-nen Fähigkeiten realistisch einzu-schätzen und Fehler zu erkennen und zu korrigieren.

Noch bis 2015 ist für Förderschü-ler mit geistigen Behinderungen die Unterstützung in Sachen Ver-kehrserziehung durch die staat-lichen Behörden gesichert. Nun hoffen und wünschen sich die Kleinwachauer Pädagogen, dass diese wertvollen Präventionsmaß-nahmen auch in den nächsten Jahren weiter angeboten wer-den. Schließlich bringt das Projekt mehr Sicherheit für alle.

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18 | Förderschule

Es ist ein sonniger Tag mitten im Mai in der Grundschule Liegau-Augustusbad. Fleißig

wirbeln die vielen Schüler umher, suchen sich Pinsel, Papier und Farbe. Unter dem schattenspen-denden Sonnensegel scheint sich ein unkompliziertes Miteinander eingestellt zu haben. Ein Mit-einander der dritten Klasse der Grundschule und den Schülern der Förderschule Kleinwachau. Es ist ein gemeinsamer Kunstun-terricht, bei dem sich Schüler mit und ohne Behinderung begeg-nen, wie es Anita Berndt von der Grundschule Liegau-Augustusbad zusammenfasst. „Unsere Schüler haben absolut keine Berührungs-ängste”, sagt die kreative Frau mit dem blauen Farbklecks auf der lin-ken Wange. Der Klecks scheint sie gar nicht zu stören, schließlich ist Kunstunterricht ihr tägliches Brot. „Wir haben in der Klasse viel über das Projekt und über Menschen mit Behinderung gesprochen.

Auf Fragen wie ͵Wieso ist der so?‘ haben die Schüler jetzt alle eine Antwort. Sie wissen, dass eine Be-hinderung etwas ganz Natürliches ist, vor dem sie sich nicht fürchten müssen”, sagt Anita Berndt. Und ganz furchtlos gehen auch die Grundschülerin Luisa und der För-derschüler Maximilian gemeinsam ans Werk. Die Lehrerin macht drei Farbkleckse auf ein großes weißes Papier und die beiden Schüler ver-mischen die Farben mit ihren Hän-den. „So wie sich hier die Farben begegnen und vermischen, so be-gegnen sich heute auch die Schü-ler”, freut sich Heike Lucas. Sie ist die Kunstlehrerin der Förderschu-le und die Freude über dieses gemeinsame Erlebnis merkt man ihrem strahlenden Gesicht an. „Ich bin sehr glücklich”, sagt sie, „denn dieses Zusammensein macht ein-fach Spaß, weil es das Normalste der Welt ist.” Die Kunstwerke der Schüler werden in beiden Schulen ausgestellt.

wo farben sich begegnen gemeinsamer kunstunterricht

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Carsten Janke ist Koch aus Leidenschaft. Dass der Kleinwachauer Küchenchef nicht nur gut kochen, sondern auch ein Team perfekt ein-

teilen kann, beweist er am Aktionstag „Handwerker in die Schule”. Sein Team besteht an diesem Tag aus sieben Schülerinnen und einem Schüler. Sie kommen aus der Radeberger und der Kleinwachauer Förder-schule. Um ihnen das Berufsbild des Beikochs nahe zu bringen, hat Carsten Janke ein ganzes Menü ge-plant. Eine Gruppe bereitet den Kartoffelsalat vor, eine andere das überbackene Putensteak und eine dritte ist mit dem Dessert beschäftigt. Mit Ruhe und Sorgfalt gibt Herr Janke Anweisungen, erklärt den richtigen Umgang mit Küchengeräten und Lebens-mitteln und hilft bei ungewohnten Handgriffen. In der Kleinwachauer Lehrküche mischt sich der Duft von Pellkartoffeln mit dem frisch geschnittener Kräu-ter. Bald kommen die Apfel-Pfannkuchen und das leckere Steak aus der Pfanne dazu. „Diesen Aktions-tag haben wir bereits zum zweiten Mal veranstaltet”, erzählt Carsten Janke. Anliegen ist es, die älteren Schüler für handwerkliche Arbeiten zu begeistern. „In einer Küche gibt es noch richtig viel Handarbeit”, weiß Herr Janke und ergänzt: „Ich selbst arbeite sehr gern mit jungen Leuten zusammen, auch mit denen, denen das Lernen schwerer fällt. Das Wichtigste ist die Freude am Kochen, alles andere kann man lernen. Beim Aktionstag machen die Schüler prima mit, na-türlich nicht alle mit derselben Begeisterung. Gerade diejenigen, denen manche Handgriffe motorisch am schwersten fallen, sind besonders motiviert bei der Sache.” Am Ende sitzen alle gemeinsam an einem ap-petitlich gedeckten Tisch und merken: Selbstgekoch-tes schmeckt doch gleich viel besser!

Im März stellte der Kleinwachauer Betriebshandwer-ker Henry Garten das Berufsbild des Malers vor. Ne-ben dem richtigen Umgang mit Tapeten, Farbe, Pin-sel oder Rolle zeigte er Gestaltungsmöglichkeiten. Da er den Jugendlichen viel Freiraum bei der Gestaltung ließ, waren alle mit großem Eifer und mit Freude bei der Sache.

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alles handwerk!berufsbilder praktisch vorgestellt

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Als die Schülerinnen und Schüler der beiden Mittel-stufenklassen den riesigen

Müllberg sahen, staunten sie nicht schlecht: Zwei Wochen lang sam-melten sie ihren Abfall aus den Klassenzimmern. Mit dieser Men-ge hatten sie nicht gerechnet. Das gab ihnen eine Vostellung davon, wieviel Abfall ständig von uns al-len produziert wird. Nun ging die Arbeit los: Wie wird das alles rich-tig einsortiert? Mit großem Eifer machten sie sich ans Werk, dabei kamen viele Fragen auf: Weshalb müssen wir den Müll trennen? Warum kommen Abfälle mit dem Grünen Punkt in die gelbe Tonne?

Dazu bekamen die Schüler Ge-legenheit, sich alles im großen Maßstab anzuschauen. Sie be-sichtigten die Entsorgungsfirma Nehlsen in Radeberg. Die riesigen Müllwagen, Pressen und Lagerhal-len beeindruckten die Kinder sehr. Und sie lernten auch: Müll ist nicht wertlos. Er enthält große Mengen an Stoffen, die wiederverwendet

werden können, wie Papier, Glas, Kunststoffe und Metalle. Nach der Trennung entstehen so wertvolle Rohstofflager.

Dass dieses Prinzip auch im Klei-nen funktioniert, lernten sie an-schließend. Es muss nicht immer teures Bastelmaterial aus dem Fachgeschäft sein - mitunter tut es auch unser Hausmüll. Aus leeren Flaschen läßt sich ein Xylophon mit besonderem Klang herstellen, Plastikbehälter werden zu tollen Rasseln, Tüten zu farbenfrohen Windspielen. Besonders wichtig ist auch der Biomüll, liefert er doch wertvollen Kompost für den Schul-garten. So wurde das fächerüber-greifende Projekt zur Mülltren-nung eine nachhaltige Erfahrung für die Mädchen und Jungen. „Ihr Verhalten hat sich danach deutlich geändert”, erzählt die Pädago-gin Kathrin Moritz. „Sie schauen bei der Mülltrennung genau hin, entdecken falsch Einsortieres und überlegen: Könnten wir das noch gebrauchen?”

wohin mit unserem

müll?

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Ostergottesdienst.

Mit heißen Eisen gegen Falten - die

Schülerfirma präsentiert zum Tag der

offenen Tür ihren Bügelservice.

Lernen wie zu Großmutters Zeiten:Exkursion ins Liegauer Heimatmuseum.

Förderschule | 21

und sonst...

OStern

März: tag der...

exkurSiOn

...Offenen tür

faSching

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„Aus unserer Idee einer neuen Station wird noch viel mehr: ein kompletter Erweiterungsbau.”

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Krankenhaus | 23

Manchmal überraschen einen Politik und eigene Vision gleich doppelt. Ich freue mich über eine ganz große Überraschung: Wir werden das Fachkrankenhaus für Neurologie erweitern. Wie die-se Erweiterung aussehen könnte, das sehen Sie auf dem Foto links.

Aber lassen Sie mich noch einmal ganz von vorn beginnen. Schon lange stellen wir Überlegungen an, die Station für Menschen mit Behinderungen zu erweitern. Darüber haben wir im letzten Jahr bereits berichtet. Wir wol-len uns gerade der Menschen annehmen, die anderswo nur schwer Annahme finden. Ihnen beste medizinische aber vor allem auch menschliche Versorgung zu bieten, das ist unser Ziel. Un-sere Idee traf beim Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz auf of-fene Ohren. Wir erhielten sehr schnell eine breite Unterstützung für unser Vorhaben. Und schnell ging es dann auch mit Planung und Ausschreibungen weiter, so dass Sie bereits heute diese erste Visualisierung sehen können. Aus unserer Idee einer neuen Stati-on wird also noch viel mehr: ein kompletter Erweiterungsbau un-

seres Fachkrankenhauses. Das in den 1970er Jahren errichtete Bo-delschwinghhaus bekommt nun also einen weiteren Nachbarn, nachdem es bereits 2007 durch die Intensivmonitoringstation vergrößert wurde. Ende 2016 soll der Bau fertig sein, gewiss werden dann auch Foyer und Außenfas-sade des Bodelschwinghhauses dem neuen Anbau angeglichen sein. Dann wird das Krankenhaus auch von außen optisch leuchten.

Von innen heraus leuchtet die Klinik schon lange. Mit großem Engagement sind die Mitarbeiter für die Patienten da. Pro Jahr betreuen wir schließlich knapp 1.000 Patienten stationär auf 53 Betten. Im ambulanten Bereich sind es fast 2.500 Fälle. Zu diesen Patienten zählt auch Herr Talheim. Der 78-jährige ist in meinen Au-gen ein mutiger Mann: Er traut sich trotz Epilepsie immer noch weite Reisen zu. Gemeinsam mit seiner Frau entdeckt er Jahr für Jahr neue Ziele. Aus Sydney, New York, Kapstadt und Rio de Jan-eiro brachte er mir schon Fotos mit. Fotos, die er während der Sprechstunde immer wieder stolz zeigt. Trotz guter medikamentö-ser Einstellung ereilen ihn noch

epileptische Anfälle. Trotzdem lässt er sich seine Reiselust nicht nehmen. Über diese spannende Geschichte werden Sie auf den folgenden Seiten noch viel mehr erfahren. Und natürlich zeigen wir Ihnen unsere Pläne für den Kran-kenhausanbau. Falls Sie unser Epilepsiesymposium in diesem Jahr verpasst haben, bieten wir Ihnen auf unserem neuen YouTu-be-Kanal die Möglichkeit, sich die Vorträge anzuschauen.

Dr. med. Thomas MayerChefarzt

krankenhaus wächstaus einer idee wird mehr

Page 24: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

24 | Krankenhaus

neubau in Sicht.

fachkrankenhaus für neurologie

wird um ein haus erweitert.NEs wird das wohl aufwendigste Bauprojekt innerhalb der nächsten beiden Jahre im Sächsischen Epilepsie-

zentrum Radeberg: der Neubau von Haus 3 des Fachkrankenhauses für Neurologie. Wenn alles den Pla-nungen nach verläuft, wird Ende 2016 ein futuristischer Bau neben dem bisherigen Krankenhausgebäude

das Areal des Epilepsiezentrums prägen. Drei Etagen werden auf 1.600 Quadratmeter Fläche genug Raum für Behandlung, therapeutische Angebote und einen allgemeinärztlichen Bereich bieten.

Kernpunkt des Bauprojektes ist die neu entstehende Station 5. Auf 12 Betten soll dort die Behandlung von Menschen mit komplexen Behinderungen und Epilepsie erfolgen. Menschen mit Behinderungen werden bereits heute umfassend auf der Station 2 des Krankenhauses behandelt. Auf der neuen barrierefreien und behindertengerechten Station 5 können dann die Menschen mit komplexen Behinderungen und Epilepsie be-handelt werden, die zunehmend einen Mehrbedarf an pflegerischen und betreuerischen Leistungen fordern. Menschen, die in anderen Krankenhäusern nur schwer eine Aufnahme finden. Dr. Yvonne Schiller, Verwaltungs- und Pflegedienstleiterin des Krankenhauses, sieht darin große Vorteile für die Patienten: „Wir können auf der neuen Station 5 dann eine noch höhere Qualität in der Pflege und Betreuung behinderter Menschen anbieten.

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Krankenhaus | 25

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Möglich wird das durch den Zu-gewinn an Räumlichkeiten. Auf der neuen Station 5 entstehen acht Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer, alle mit eige-nen Nasszellen.“ Angeboten wird dann auch ein Rooming-in. Das bedeutet, dass Begleitpersonen der behinderten Menschen im Patientenzimmer oder in zusätz-lichen Zimmern übernachten können. Dieses Angebot gibt es bereits seit mehreren Jahren auf der Kinder- und Jugendstation.

Neben einem Andachtsraum werden ein Mehrzweckraum für Seminare, ein Snoozle-Raum zum Entspannen und eine Küche ent-stehen. „Dort soll die diätische Verarbeitung von Lebensmitteln zur Unterstützung der Behand-lung der Patienten möglich werden“, sagt Dr. Yvonne Schil-ler. Sie leitet das Neubauprojekt gemeinsam mit Jens Tetschke, der für die technische Leitung des Bauvorhabens zuständig ist. Für die junge Frau ist das eine herausfordernde und spannende Aufgabe zugleich: „Bei dem Pro-jekt ist es einfach wichtig, dass alle Berufsgruppen im Krankenhaus von dem Neubau auch profitieren werden. Dabei ist wirklich nicht zu unterschätzen, wie wichtig die zurückzulegenden Wege für Pati-enten, Mitarbeiter und Besucher sind. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass wir ja dann bereits drei Häuser im Krankenhaus ha-ben werden.“

Mit 4,9 Mio. EUR wird die Gesamt-summe für Bau und Einrichtung derzeit kalkuliert. Vom Freitstaat Sachsen ist mit einer Förderquote von 80% zu rechnen. Mit dem Bau des neuen Hauses kann aller Vo-raussicht nach im Frühjahr 2015 begonnen werden. Die Fertigstel-lung ist Ende 2016 geplant.

Lager

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AlteLandwirtschaft

Heiz-kraftwerk

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Wiesenhaus

Gartenhaus

Brunnenhaus

Berghaus

Förderschule

Wäscherei

Kirche

Villa

Residenz

Farn-häuschen

Tischlerei

Waldhaus

Talhaus

Scheune

Monitoringstation

Wasserbecken

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244.62

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241.17

241.01

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241.45

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243.14

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246.08

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243.22244.19

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245.53245.17

244.24

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239.06

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240.88

240.88

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237.24

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238.08

237.54

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246.15

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245.47245.83

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241.20 238,35

vermitteltes Gefälle = 7,027%

245,80

244,30vermittelt

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241,80

fix 244,85

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10,823%

241,80

241,80

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238,35

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241,50

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Böschung�45°

Vorplatz180,6qm

Freifläche�inkl.�Böschung ca. 856,5qm

Wege,�gesam

t 190,4qmBöschung�45°

Fahrräder

Stra

ße41

1,2q

m

optionalFeuerwehraufstellfläche

Stützwand

II

incl. Patientengarten:ebene eingegrenzte Flächeca. 290qm

OBERLICHTER

OK Dachi.M. 245,40

OK Belag i.M.

ca. 245,6

III

II

I

Station 5

Bodelschwinghhaus

IV

INDEX ÄNDERUNG/ ERGÄNZUNG DATUM NAME

BAUHERR

MASSNAHME

GEMARKUNG / FLURSTÜCK

PLANVERFASSER BEARBEITER

UNTERSCHRIFT

PLANSTAND

PLANDATUM

DATEINAME

ABGESTIMMT MIT PLANUNGSBETEILIGTEN

ARCHITEKT ING-BAU HLSELEKTRO MED/LABOR AUFZUG

PLANINHALT PLANNR TEILPLAN

STATIK

DATUM

DATUM

UNTERSCHRIFT

BEARB.STAND

CODIERUNG PLANINHALT

UNTERSCHRIFT

DATUM

FORMATMAßSTAB

LAGE-HÖHENSYSTEM

Wachauer Straße 3001454 RadebergTel.: 03528 I 431-1170Fax: 03528 I 431-1030

Neubau Station 5Fachkrankenhaus für Neurologie

ARGEBURUCKERBARNIKOL + THOMA ARCHITEKTEN

NHN: +238,35m

Bautzner Straße 11

01099 Dresden

Liegau - AugustusbadBlatt 707Flurstück 245/6

Kleinwachau - SächsischesEpilepsiezentrum Radeberg gGmbH

DATEINAME: 023_EZK_EW-BauPLANNAME: EW-Bau - Lageplan

27.08.2014 A

sb / me

1:500 DIN A1

Lageplan Gesamtgrundstück

023_EZK_EW-Bau

01 01-03

50m5m 10m

LEGEND:

Neubau

Bestand

Straßen und Parkplätze

Abbruch Bestandserschliessung

235,35m ü.NHN

Grundstücksgrenze

Page 26: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

26 | Krankenhaus

Die Zimmer des Krankenhauses verlassen zu dür-fen, sich frei im Haus bewegen zu können und dabei auch nach draußen zu gelangen, scheint

für einen möglichst angenehmen Krankenhausaufent-halt von wichtiger Bedeutung zu sein. Das ist einer der wesentlichen Punkte, die dem Dresdner Architekten Steffen Burucker von BURUCKERBARNIKOL die zün-dende Idee für die Form des Kleinwachauer Kranken-hausneubaus gab.

Gemeinsam mit seinem Partner Steffen Barnikol so-wie Hermann Thoma von thoma architekten formte die Architekten-Arbeitsgemeinschaft einen modernen Entwurf, der so gar nicht anecken mag. Rundungen bestimmen das neue Gebäude. „Diese Form strahlt etwas Behütendes aus, dem Haus wird seine Härte genommen“, beschreibt Steffen Burucker den archi-tektonischen Entwurf. „Wir wollten nicht einfach eine Kiste platzieren, die sich dem Nachbarhaus anpasst. Nein, wir sehen das neue Haus als Dreh- und Angel-punkt. Es kann die Bewegungen auf dem Klinikgelände aufnehmen, innen wie außen“, unterstreicht der junge Architekt den Nutzen hinter der Form. Schließlich wird das neue Gebäude auf der Hauptzufahrtsachse des Epilepsiezentrums ein markant einladender Blickfang sein. Wichtige Wege innerhalb des Areals kreuzen sich hier. „Natürlich haben wir unterschiedliche Varianten entworfen. Aber es hat sich im Verlauf des Prozesses gezeigt, dass die Rundungen dieses Gebäudes der

Funktion in idealer Weise entsprechen“, bekräftigt Steffen Burucker die Formenwahl. Und in der Tat hat die Runde Form einen klaren Vorteil: Die Patienten können sich im Gebäude bewegen, ohne dabei auf Sackgassen zu treffen. Nach Meinung der Architekten reagiert das Haus auf jeder Etage individuell auf seine Umgebung, dafür sorgen auch Dachterrasse und Pa-tientengarten.

Eine große Herausforderung für die Planer war es, dass das neue Gebäude teilweise in einen Hang ge-baut werden muss. Dabei wollte man die Bewegung großer Erdmassen vermeiden. „Deswegen nutzen wir die unterste Ebene des Geländes, um hier alle Etagen quasi übereinander stapeln zu können. An höher ge-legenen Stellen liegen die Etagen dann auf dem Hang auf. Das Haus lehnt sich also optisch einfach an den Hang, es entsteht ein Zusammenspiel von Gelände und Gebäude”, beschreibt Steffen Burucker den archi-tektonischen Kniff. Dass sich nach Fertigstellung das neue Gebäude optisch markant vom bestehenden Krankenhausgebäude abheben wird, sieht der junge Architekt gelassen: „Im Dialog mit Bestand zu bauen ist immer eine Herausforderung. Schließlich sind wir uns der Geschichte der einzelnen Häuser durchaus bewusst. Letztendlich sind wir der Meinung, dass sich das Neue neben dem Alten ablesbar zeigen darf. Wir greifen eine Geschichte auf, die immer weiter erzählt werden kann.“

ein hausals dreh- und angelpunkt

Page 27: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Krankenhaus | 27

Gleich zwei erste Preise aus den Videoforen Epilepsie gingen im Jahr 2014 nach Kleinwachau.

Bei der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epi-leptologie in Bonn wurde Frau Christine Pfeiffer, Ärztin auf der Intensivmonitoringstation des Sächsischen Epilepsiezentrums Radeberg, im Mai 2014 mit dem ersten Preis für ihren Vortrag „Psy-chogener Anfall oder induzierte Synkope bei einer 5-Jährigen“ ausgezeichnet. Sie referierte über einen lehrreichen Fall, bei dem ein 5-jähriges Mädchen unter Ohnmachtsanfällen litt. Durch Intensivmonitoring stellte die Ar-beitsgruppe um Frau Pfeiffer fest, dass das Mädchen die Ohnmach-ten selbst auslösen konnte.

Christine Pfeiffer

Der Vortrag von Kerstin Franke auf der Münchener Neurowo-che erhielt im September 2014 ebenfalls einen ersten Preis. Da-bei referierte die Abteilungsärztin der Intensivmonitoringstation des Krankenhauses über „Rätselhafte

Schwächeanfälle – Vom Homevi-deo zur Diagnose“. In beiden Fällen konnte durch umfangreiches Video-EEG-Mo-nitoring im Sächsischen Epilepsiezentrum Radeberg eine Epilepsie ausgeschlossen werden.

Kerstin Franke

Sie ist das Gesicht der Epilep-sieberatung Litauens: Dr. Polina Sediene betreut in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens, die einzige Epilepsieberatungsstelle im ganzen Land. Gefördert wird

dieses Projekt von der Osteu-ropahilfe der Aktion Mensch, der litauischen Caritas und vom Sächsischen Epilepsiezentrum Radeberg. Im Mai 2014 hatte Dr. Se-diene die erste MOSES-Schulung

(Modulares Schulungsprogramm Epilepsie) in litauischer Sprache gehalten. Im Rehabilitationszent-rum in Vilnius nahmen daran acht Epilepsiepatienten teil. Die not-wendigen Qualifikationen dafür erwarb die sympathische Sozial-pädagogin zuvor in Deutschland. Dafür absolvierte sie Zusatzkurse im Epilepsiezentrum Bethel.Die MOSES-Schulungen bie-tet Dr. Sediene in Litauen völlig kostenlos an, da die litauischen Krankenkassen ihren Versicherten keine Zuschüsse gewähren. Ihr nächstes Projekt, die Übersetzung der MOSES-Schulungsunterlagen in litauische Sprache, ist bereits in vollem Gang. Dr. Sedienes Eifer bleibt in Litauen nicht unerkannt. Sie erhielt Anfang 2014 die Aus-zeichnung „beste Sozialarbeiterin Litauens”.

» Erstmals MOSES-Schulungen in Litauen

Preise für Kleinwachauer Ärztinnen»

Page 28: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

28 | Krankenhaus

Gemeinsam mit seiner Frau Christa lebt Regi-nald Thalheim in einer einfach eingerichte-ten Wohnung in der Nähe von Dresden. Im

Wohnzimmer steht ein moderner flacher Fernseher, der Blu-ray-Player spielt gerade farbenfroh-realis-tisch dreidimensionale Filme aus dem Amazonas ab. Es scheint, als würde Herr Thalheim hinter seiner dunklen 3-D-Brille bereits von neuen Zielen träumen. Kein Wunder, der Reisepass des 78-jährigen kann Geschichten aus der ganzen Welt erzählen. „Beim Reisen gehe ich auf, das ist mein größtes Hobby“, er-zählt Herr Thalheim, während sein Zeigefinger wie im Geografieunterricht auf den Ayers Rock in Australien zeigt. Gleich an der Eingangstür hängen exemplarisch 13 gerahmte Fotos. Das 14. soll im nächsten Jahr aus dem Oman dazu kommen. „Es bekommt mir sowieso besser, wenn ich in der Welt draußen bin“, sagt er mit einem Hauch Fernweh in der Stimme.

Dass ein Mann in diesem Alter noch durch die Welt reist, ist womöglich gar nichts Besonderes. Wenn Re-ginald Thalheim verreist, dann reist jedoch auch im-mer ein blinder Passagier mit: seine Epilepsie. Damals, während der Pubertät, ist er ganz plötzlich umgefal-len. Das war 1959. Starke Anfälle, oft drei- bis viermal täglich, rissen ihn in den folgenden Jahren aus dem Gleichgewicht. Bereits zu DDR-Zeiten wurde Herr Thalheim in Kleinwachau behandelt, damals arbeitete er als Gütekontolleur in der Elektronikindustrie. Sei-ne erste Auslandsreise unternahm Reginald Thalheim 1975 in die Hohe Tatra, nach der politischen Wende ging es immer weiter hinaus in die Welt. Safari-Tou-

ren in Kenia, die Chinesische Mauer, farbenfroher Karneval in Rio de Janeiro - Herr Thalheim fährt die Erinnerungen seiner Reisen wie eine Diaschau ab. „Ich habe keine Angst vor einem Flug. Da hat es noch nie Probleme gegeben“, sagt er voller Selbstvertrauen. Seine Frau hält ein klein wenig dagegen: „Wenn etwas passiert, dann würde ich schon einen Schreck bekom-men. Aber sonst habe ich keine Angst vor einem Anfall meines Mannes im Ausland. Bisher konnte ich mich immer verständlich machen, egal in welcher Sprache.“

Einmal, 2008, erlebte er einen schweren Anfall mitten in Wien. Er kam in eine Klinik und wurde schließlich mit dem Rettungswagen nach Kleinwachau gebracht. Auch das hat ihn nicht aus der Bahn geworfen. Ganz im Gegenteil: Im darauffolgenden Jahr bereiste er Australien, später ging es von Kalifornien mit dem Schiff nach Alaska. Für die Einreise hat er immer einen Brief seiner Ärzte dabei, die ihm die Erkrankung Epi-lepsie bestätigen. „Das könnte notwendig werden“, sagt er, „falls mich jemand wegen der Medikamente fragt. Bisher hat das Schreiben aber noch kein Zöllner sehen wollen.“ Auf die Frage, welche seiner Reisen denn die schönste sei, muss er gar nicht erst über eine Last-Minute-Antwort nachdenken: „Schön waren sie alle. Aber irgendwie haben es mir die Vereinigten Ara-bischen Emirate angetan. Das ist ganz hervorragend dort. Die Menschen sind alle so schön schick angezo-gen.“ So wie Herr Thalheim auch. Auf den Urlaubsfotos ist er oft stilsicher im Jackett abgelichtet. Das Jackett wird er sicher auch bei der nächsten Reise im Oman wieder auspacken, die Epilepsie hoffentlich nicht.

porträtepilepsie im handgepäck: ein weltenbummler erzählt

Page 30: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

30 | Krankenhaus

„Drastische Bilder sind doch viel unterhaltsamer.”

Sascha Arango ist ein erfolgreicher Autor, er schreibt unter anderem Drehbücher für die Kieler-Tatortreihe rund um Kommissar Borow-

ski. Als ihm vor vielen Jahren beim Baumfällen ein Ast auf den Kopf fällt, hat er großes Glück. Er trägt eine Hirnverletzung davon, doch er lebt. „Die Epilepsie, die sich danach bei mir entwickelte ist also nur ein kleiner Nachteil eines sonst ganz großen Glücksfalls“, sagte er selbstsicher in dem voll gefüllten Kirchsaal des Epi-lepsiezentrums Kleinwachau. Er war einer von sechs Referenten, die Anfang Mai 2014 zum Epilepsie-Sym-posium in die Spezialeinrichtung in Liegau-Augus-tusbad kamen.

Bei Vorträgen rund um das Thema „Epilepsie in der Öffentlichkeit“ wurden verschiedenste Gebiete beleuchtet. Neben der Darstellung der Krankheit Epilepsie in Literatur, Kunst und Film spielte vor allem auch die Berichterstattung in den Medien eine starke Rolle. Darüber hielt Stefan Beyenburg vom Centre Hospitalier de Luxembourg einen sehr unter-haltsamen Vortrag.

Sascha Arango, zweifacher Grimme-Preisträger, gab einen ebenso spannenden Einblick in seine Arbeit. Als Drehbuchautor konnte er das Thema Epilepsie in

einige Tatort-Folgen rund um Kommissar Borowski einbauen und sagte: „Ich habe darüber nachgedacht, wie ich das Thema implementieren kann. In meiner Natur liegt es einfach, die Dinge recht drastisch zu verdeutlichen, drastische Bilder sind doch viel un-terhaltsamer. Und das Drastische ist nicht der Anfall selbst, die Zuckungen, sondern das, was die Person in diesem Zustand selbst wahrnimmt. Da habe ich quasi meine eigene Aura verfilmt, den Zug, den ich auf mich zukommen sah.“ Ihm bleibt es wichtig, bestehende Ängste und Unsicherheiten im Umgang mit der Krankheit Epilepsie abzubauen. „Niemand kann etwas dafür, wenn er von dieser Krankheit betroffen wird, die ausnahmslos jeden irgendwann ereilen kann“, sagte er und erntete so für seinen Vortrag im Sächsischen Epilepsiezentrum Radeberg großen Applaus.

drastische bilderdrastische bilder

epilepsie-symposium

Page 31: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

patiententag dresden

25. april 2015

trotz epilepsie glücklich!

unter der schirmherrschaft von eckart v. hirschhausen

„Als Arzt an der Kinderklinik der Freien Universität Berlin hatte ich viel Kontakt mit neurologisch erkrank-ten Kindern. Mich hat immer gewundert, wie häufig Epilepsien sind, und wie wenig darüber öffentlich ge-sprochen und gewusst wird. Deshalb stelle ich mich gerne für diesen Kongress als Schirmherr zur Verfü-gung, damit die Patienten nicht im Regen stehen!“

Foto: Frank Eidel

Page 32: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

„Der schwarze Humor der Insel ist die Welt von Rocco Seifert.”

Page 33: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Wohnen | 33

wohin geht die reise?

Fragen Sie einmal Herrn Sei-fert, wer der einzig wahre James Bond-Darsteller ist:

Daniel Craig oder Pierce Brosnan? Sie werden eine sehr klare Ant-wort bekommen. Aber nicht nur der englische Geheimdienst, son-dern auch der schwarze Humor der Insel ist die Welt von Rocco Seifert. Mit Hilfe des Waldhaus-teams erfüllte er sich zu seinem 30. Geburtstag den Traum von Nebelwetter und Tee am Nach-mittag. Hier entstand „Mein Foto des Jahres”: Herr „007” Seifert auf einer Themsebrücke.

Auf der heimischen Elbe unter-wegs waren hingegen viele andere Bewohner, Angehörige und Mit-arbeiter – beim traditionellen Dampferausflug. Der Dampfer als Sinnbild für die Frage, wo die Reise der Einrichtung hin-geht. Zum einen ist da das Offene und Nach-Außen-Gewandte. Ge-lungen ist hier die Kooperation mit der Kirchgemeinde Rade-berg: Seit Mai 2014 gibt es in der Stadtmitte einen Seniorentreff für ältere Menschen aus unseren Radeberger Wohnangeboten. Als Radeberger Gemeindemitglieder sind sie dort willkommen.Zum anderen sind Anforderungen an die Kerneinrichtung gestellt: Ist Kleinwachau ein lebenswerter Ort für Menschen mit besonderen Bedarfen und finden wir immer

wieder Formen der Unterstützung und des wertschätzenden Um-gangs? Mein Dank gilt an dieser Stelle allen Mitarbeitern, welche täglich mit Engagement und Herz in den Abteilungen arbei-ten, Bewohner bei der Pflege, bei Alltagsfragen, bei Konflikten und bei der Verwirklichung von klei-nen und großen Lebensträumen unterstützen und ihr Wissen und Können dafür einsetzen.

Im Sommer wurde nach mehr-monatiger Bauzeit das Talhaus, im Obergeschoss nun als Se-niorenstätte, wieder bezogen. Tragfähige Bedingungen für die wichtigen Angebote am Tag sind hier entstanden und werden von Bewohnern und Mitarbei-tern sehr gut angenommen. In unmittelbarer Nähe ist der Ge-meinschaftsgarten am Talhaus angelegt, die Grundlage für ei-nen barrierefreien Garten - Ort der Begegnung und des Erlebens im Freien. Das Jahresspenden-projekt 2015 wird hier hoffentlich notwendige Gelder zusammen-tragen, um diesen schönen Ort auch fertigstellen zu können.

Das Stadthaus, die Außenwohn-gruppe in Dresden, schloss endgültig zum 30. September 2014. Alle Bewohner fanden ein neues Zuhause, zum Teil nun noch selbständiger in der

eigenen Wohnung, zum Teil in den Wohnangeboten in Rade-berg und Liegau. Ich verbinde mit dieser Entscheidung, dass für die ehemaligen Bewohner des Stadthauses nun auch zukünftig das Wohnen in den eigenen vier Wänden gesichert ist. Für den ge-samten Wohnbereich steht dieser Wunsch für 2015: Gewonnene Selbständigkeit der Bewohner weiter ausbauen und erhalten. Und um noch kurz auf das Lon-doner Agententhema zurück zu kommen: Als James Bond geht natürlich nur Pierce Brosnan.

Andreas OschikaLeiter Bereich Wohnen

Page 34: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

34 | Wohnen

zuhause mit glück:

ambulantisierungstagung

in radeberg schafft offenen dialog.ZRund 80 Gäste folgten der Einladung und kamen zur Ambulantisierungstagung Anfang Mai 2014 in Ra-

deberg zusammen. Es war eine Tagung, die vor allem vom offenen Dialog geprägt war. Ein Dialog, bei dem insbesondere die Mieter der Radeberger Schloßstraße deutlich zu Wort kamen. Die Schloßstraße

ist ein Wohnprojekt von Kleinwachau, dem Sächsischen Epilepsiezentrum Radeberg. In 17 ganz individuellen Wohnungen leben dort seit Juni 2013 Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmteres Leben. Sie erhalten dabei personelle und technische Unterstützung durch das Epilepsiezentrum.

Im Mai 2014 war es schließlich an der Zeit, eine erste Bilanz dieser neuen Form des Wohnens und des gesamten Umzugsprozesses zu ziehen. Moderiert von Frank Schaffrath, Referent Behindertenhilfe des AWO Landesver-bands Sachsen e.V., kamen ganz unterschiedliche Referenten zu Wort. Andreas Oschika, der Wohnbereichsleiter des Epilepsiezentrums Kleinwachau, machte vor allem den Umfang des Ambulantisierungsprozesses deutlich. 2013 galt es für seine Mitarbeiter und ihn, 60 Umzüge zu organisieren und die Abteilung Ambulante Dienste neu aufzubauen. „Wir sprechen hier von einer Deinstitutionalisierung. Ziel ist es, dass Menschen unabhängig von ihrem Hilfebedarf nicht zu einer besonderen Lebensform, wie zum Beispiel in einem Heim, gezwungen werden sollen”, sagte Andreas Oschika. Eine unabhängige Lebensführung behinderter Menschen und deren Einbezie-

Page 35: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Wohnen | 35

hung in die Gesellschaft geschehen aber nicht von selbst. „Unsere Arbeit wird sich in den nächsten zehn Jahren noch deutlicher in diese Richtung entwickeln. Wir müssen gemeinsam versuchen, Türen zu öffenen und das mitten in der Stadt”, machte Andreas Oschika klar.

Einige Mieter der Radeberger Schloßstraße brachten in ihrem ungezwungenen Vortrag Ver-besserungsvorschläge für das Wohnprojekt mit. Einer von ihnen sagte: „Ich fühle mich sehr wohl in der Wohnung und bin ganz froh, dass meine Betreuer nicht so oft vorbeikommen. Mich stört nur, dass ich keine eigene Wasch-maschine habe.” Angehörige, Mitarbeiter und Betreuer zeig-ten in interessanten Vorträgen ihre jeweilige Sicht auf die Um-züge und alle damit verbundenen Veränderungen. Im Dialog wur-den positive als auch negative Erfahrungen offen diskutiert. Auch der Bauherr und gleich-zeitige Vermieter der einzelnen Wohnungen, der Radeberger Ar-chitekt Mario Schubert, blickte auf die Planungs- und Bauarbei-ten zurück. Deutlich machte er den schwierigen Spagat der Ver-einbarkeit von barrierefreiem Wohnraum, den Auflagen des Denkmalschutzes und den da-mit verbundenen hohen Kosten. Schließlich handelt es sich bei den Wohnungen auf der Schloßstraße um Radebergs älteste Häuser.

Am Ende waren es vor allem die Mieter, die bei dieser Tagung er-neut Mut und Selbstbewußtsein bewiesen haben. Vor allem konn-ten sie aber deutlich machen, dass ihnen eine unabhängige Lebensführung mitten in der Ge-sellschaft zu Recht zusteht.

Page 36: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

36 | Wohnen

Frank Schaffrath, AWO Sachsen

„Der Dialog zwischen den Mietern, Eltern, Mitarbeitern, Architekt und Bauherren, sowie Kostenträgern und Vertretern anderer Einrichtungen hat

mich wirklich positiv überrascht. Anfangs war ich ehrlich gesagt ein wenig skeptisch, dass sehr problematisierend diskutiert werden könnte. Aber nein, hier herrschte ein absolut positiver Grundtenor. Und ich denke, dass diese ge-meinsame Tagung auch einiges bewirken kann. Zum Beispiel, dass die Bewohner mehr Selbstbewusstsein erlangen, dass der kommunale Sozialverband praktisch erfahren konnte, dass unser System und die Schubladen nicht mehr passen

und dass es mehr Vermieter braucht, die einfach den Mut zu solchen Pro-jekten haben. Das Wohnprojekt Schloßstraße ist da schon ein kleiner

Leuchtturm, der in Radeberg strahlt.“

nachgefragtRainer Pohl, Stadtmission Zwickau

„Es war eine spannende Tagung und eine Plattform zum Inter-essensaustausch. Ich finde es wichtig, dass die Meinung der Bewohner

im Mittelpunkt der Tagung stand. Schließlich sind sie die Nutzer der neuen Wohnformen. Was mich ein wenig kritisch stimmt ist, dass das Wohnprojekt in

der Schloßstraße Menschen mit Behinderungen wieder an einem Ort konzentriert. Auf der anderen Seite ist das Projekt für eine Komplexeinrichtung wie Kleinwachau sicher ein riesiger Schritt. Die Darstellung dieses spannenden Aufbauprozesses erlebte ich als sehr beeindruckend, es wurden Schwierigkeiten und Erfolge gleicher-maßen offen angesprochen und diskutiert. Menschen mit Behinderungen werden

schnell lernen, zwischen verschiedenen Alternativen selbst für sich zu wählen. Solch ein Projekt wird auch in Zukunft spannend bleiben, da Bewohner

immer deutlicher ihre Interessen selbstbewusst vertreten werden.“

Gisela Grafe, Mutter einer Bewohnerin

„Für mich als Mutter war das heute ein ganz aufregender Tag. Ich konnte mir einfach mal die Dinge von der Seele reden, die mich und meine Tochter

bewegen. Toll waren auch die Bewohner, wie sie da alle versammelt auf der Büh-ne gesagt haben, was ihnen gefällt und was nicht. Da gehört viel Mut dazu. Ich fand es aber auch sehr bemerkenswert, dass so offen über Sachen geredet wurde, die bei dem Projekt schiefgelaufen sind. Nur so kann man lernen. Für die Bewoh-ner der Schloßstraße wünsch ich mir vor allem, dass sie gemeinsam mit dem

Haus so richtig aufblühen werden. Da müssen nun noch einige Angebote folgen, die das Drumherum für die Menschen lebenswert machen.“

Page 37: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Wohnen | 37

Eine eigene, kleine, ruhige und bezahlbare Wohnung in Dresden, „von so etwas habe

ich immer geträumt, aber eigent-lich nicht mehr daran geglaubt”, erzählt Herbert Späthe. Nun ging sein Traum in Erfüllung, nicht zu-letzt durch den engagierten Ein-satz seiner bisherigen Betreuerin Frau Schmieder, die auf dem hart umkämpften Dresdner Woh-nungsmarkt das Passende fand.Bisher wohnte Herr Späthe im Stadthaus in Dresden. Der gebür-tige Leipziger kam mit 13 Jahren nach Kleinwachau. 1991 zog er in die erste Dresdner Außenwohn-gruppe „Weinberg”, später auf die Königsstraße. „Dort habe ich mich wohl gefühlt”, erzählt er. „Aber hier ist es noch besser! Vor allem ist hier mehr Ruhe. Einmal in der Woche kommt eine Betreuerin vom Ambulanten Behinderten-zentrum. Gleich gegenüber wohnt ein alter Bekannter.” Kirchge-meinde, Wandergruppe und

Fußballstadion sind weiterhin gut erreichbar, das ist ihm sehr wich-tig. Für die Weinbergkirche trägt er den Kirchenboten aus, im Ju-gendhaus Intervall geht er zum Fußballtraining. „Da bin ich der Älteste, aber das macht nichts.”

Die meisten seiner ehemaligen Dresdner Mitbewohner sind nach Radeberg oder Liegau-Au-gustusbad gezogen. Herr Badelt und Frau Eichler beispielsweise können nun die Kleinwachauer Seniorenbetreuung besuchen. Andere genießen den kürzeren Arbeitsweg aus Radeberg in die Kleinwachauer Werkstätten.

Herr Späte hingegen genießt wei-terhin das Leben in der Großstadt. Nur eins hat er mit dem Umzug leider verloren: seine Karte für das Spiel Dynamo-Dresden ge-gen Schalke 04. Aber den Verlust hat er inzwischen verkraftet und meint: „Zum Glück war’s nicht die Jahreskarte.”

neustart mit 60 jahren

„Mit 60 gehen an-dere ins Heim, ich ziehe in eine eigene Wohnung!”

Page 38: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

porträtein halbes jahrhundert in kleinwachau erlebt

Ich wurde am 27. Juni 1936 in Hilmersdorf im Erz-gebirge geboren. Meine Mutter war Strickerin und mein Vater Kraftfahrer. Meine Mutter zog mich

allein groß, da meine Eltern nicht verheiratet waren. In dieser Zeit war das selten! 1943 wurde ich in die Grundschule in Hilmersdorf eingeschult, wir waren 17 Kinder in der Klasse. Fünf Jahre besuchte ich diese Schule, das war nicht so einfach für mich. Ich bekam meine ersten Anfälle und musste zu Hause bleiben. Das machte die Sache nicht besser. Von den anderen Kindern wurde ich manchmal ausgelacht. Ich wurde in verschiedenen Kliniken und Heimen aufgenom-men, z. B. im Mai 1949 in Wehlen, wo ich acht Wo-

chen war. In Hubertusburg war ich 1957, dort roch es auf der Toilette nach Zigarettenrauch. Zu Hause in Hilmersdorf machte ich zwei Jahre Heimarbeit. Ich trennte Strümpfe auf und brachte sie zu einer Frau im Dorf, die sie weiterverarbeitete. 1963 habe ich Klein-wachau kennen gelernt, durfte sogar einige Wochen länger bleiben, weil Mama in einem Krankenhaus bleiben musste. Dafür bekam ich sogar eine Torte geschenkt! Dann konnte ich 1964 richtig einziehen. Da dachte ich: „Ich will in Kleinwachau bleiben und mich nützlich machen.“ Am Anfang wohnte ich im Mädchenhaus. Dort hatte ich verschiedene Aufga-ben in der Wäschestube, in der Küche und ich habe mit Begeisterung die Gänge im Mädchenhaus ge-bohnert. Ruth Kolbe und Christine Pusch halfen mir dabei. Ich ging in Kleinwachau auch zur Schule zu Frau Schönfelder. 1972 zog ich ins Bodelschwingh-haus auf Station 1 um. Dort war ich Stationshilfe und zuständig dafür, die schmutzige Wäsche nach unten und die saubere wieder nach oben zu bringen. Heu-te kommt die Wäsche von alleine. Außerdem wurden alle vier Wochen die Betten bezogen. Das war eine Arbeit! Ich bekam 60 Mark Lohn dafür. Mit Irmgard Schönfeld bin ich gerne in die Pilze gegangen. Ein-mal kam Schwester Hella und sagte „Du hast Besuch.“ „Was - ich? Mich besucht doch niemand“, antwortete ich. Es war mein Vater, den ich viele Jahre nicht gese-hen hatte. Er wollte, dass ich mich hinter ihn auf sein Motorrad setze. Das wollte ich nicht. So sind wir mit dem Bus nach Dresden gefahren.

2007 zog ich ins Tannenhaus und 2009 ins neue schöne Wiesenhaus. Was besonders schön war? Dass ich im Krippenspiel den Engel spielen und mitsingen durfte. Was mir jetzt am besten gefällt? Dass wir so schön zusammenhalten. In meinem Tagebuch aus alten Zeiten steht ein Spruch:

Freude ist Kraft.Wer tief froh ist

kann viel leichter gut sein.

Helga Oettel

38 | Wohnen

Page 39: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Hallo!

Mein Name ist David. Ich war

im Sommer zum ersten Mal

an der Ostsee . Das war toll ,

aber das Wasser war sehr sal-

zig. Egal , dafür gab's abends

Schokoladen-Nudeln , die sch-

mecken wenigstens süß und

nudelig. Wir hatten es gar

nicht weit zum Strand. Son-

nencreme haben wir aber nur

an einem Tag gebraucht. Dafür

haben wir ganz viel Fußball

gespielt: Mädchen gegen Jungs.

Also Team „lackierte Fingernä-

gel” gegen Team „große K

lappe”.

Wir Jungs haben natürlich ge-

wonnen .

Das war ein richtig toller

Urlaub. DANKE!

Wohnen | 39

MeiN Urlaub

Page 40: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Seit vier Jahren wohnt Marie Trobisch im Klein-wachauer Wiesenhaus. 2014 hatte sie zum ers-ten Mal die Gelegenheit, mit ihrer Mutter am

traditionellen Dampferausflug teilzunehmen. Mit von der Partie waren ihre ehemaligen Klassenkame-raden Robin Kowtsch und Karsten Wolf.

„In unsere Vorfreude mischten sich allerdings auch Bedenken”, erzählt Maries Mutter Erika Trobisch. „Wie wird das sein, so lange auf einem Schiff zu sitzen? Man kann ja nicht einfach aussteigen, wenn es langweilig oder zu anstrengend wird. Doch wir haben schnell gemerkt, dass diese Sorgen überflüssig waren. Außer zum Essen waren wir fast gar nicht auf unseren Plätzen. Wir sind immer der Musik gefolgt. Es war wunderbar, wie die Kantorin und die Bläser von Deck zu Deck zogen. Zusammen mit anderen sorgten sie für tolle Stimmung. Der Reiseführer Herr Höhne machte auf Sehenswertes aufmerksam. Alles war prima organisiert: die An- und Abreise mit den Bussen, die Verpflegung. Dieser Ausflug ist eine tolle Sache. Alle sind einbezogen, unabhängig von ihrer Behinderung. Man hat Zeit für einander, für intensive Zuwendung und für zwanglose Gespräche. Da meine Tochter selbst nicht spricht, kann sie auch nicht aus ihrem Alltag erzählen. Durch Betreuer und Mitbewohner bekam ich einen Eindruck von dem, was sie im Alltag erlebt. Besonders interessant war für mich das Treffen mit einem jungen Mann aus Russland, der in Kleinwachau arbeitet. Mir fie-len einige russische Worte ein. Auch Frau F., eine Mitbewohnerin meiner Tochter, hatte noch Vokabeln aus ihrer Schulzeit parat. Sie blühte dabei richtig auf! Überhaupt habe ich viele frohe Gesichter an diesem Tag gesehen. Viele hatten sich für den Ausflug extra schick gemacht. Das Schiffspersonal war sehr zuvor-kommend und hatte sich prima auf uns eingestellt. Vielen Dank an die Kleinwachauer Veranstalter für diesen gelungenen Tag, die gute Atmosphäre und die angenehme Gemeinschaft!”

40 | Wohnen

alle in

einem boot

Page 41: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Viel Spaß beim Fasching.

Special Olympics in Düsseldorf:Kleinwachauer Sportler traten bei Fußball, Leichtathletik, Boccia und Schwimmen an.

und sonst...

Juli Mai

auguSt

Mai

Seniorenbetreuung im Kirchgemeindehaus Radeberg.

Am 1. Oktober 2014 trafen sich

die Bewohner mit Angehörigen

und Freunden zu einem

kleinen Grillfest.

radeberg: 1 Jahr...

...SchlOSSStraSSe

Wohnen | 41

Page 42: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

„Wir müssen unseren behinder-ten Beschäftigten attraktive Arbeits-plätze bieten.”

Page 43: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Nach längerer Übergangs-zeit haben die Klein-wachauer Werkstätten

wieder eine Werkstattleitung. Ich freue mich über diese Aufgabe. Gepaart mit einer offenen Kom-munikation möchte ich die Werk-statt betriebswirtschaftlich aus-richten.

Mit kleinen Schritten sollen un-sere Angebote und Produkte verbessert und durchaus auch verändert werden. Der Mensch bleibt dabei weiterhin der Fokus all unserer Arbeit. Wir müssen un-seren behinderten Beschäftigten attraktive Arbeitsplätze bieten. So wie zum Beispiel für Mar-tin Zschirpe. Er und der „spider“ sind mein „Foto des Jahres“. Wir führten den auffallend gelben Bö-schungsmäher im Garten- und Landschaftsbau ein, da er extre-me Hanglagen mähen kann und das per Fernsteuerung. Rücken und Gelenke der Arbeiter werden geschont, selbst ein Rollstuhlfah-rer kann die Maschine bedienen. Bemerkenswert für die Klein-wachauer Werkstätten sind auch die vielen ausgelagerten Arbeits-plätze. Auf den folgenden Seiten können Sie selbst lesen, wie sich unser Beschäftigter Johannes Schneider bei der Firma Han-sa-Flex richtig zugehörig fühlt. In unserer Radeberger Außen-stelle haben wir erstmals eine

Metallstrecke aufbauen können, die wir zukünftig weiter ausbauen möchten. Die Bereiche Holz und Keramik wollen wir auch verän-dern, hin zu Manufakturen mit hochwertigen Produkten und Kundeneinzelfertigungen. Des-wegen verändert sich auch unsere Vertriebsstrategie. Zum Ende des Jahres 2014 werden wir den Werk-stattladen in Radeberg schließen, da wir uns ausschließlich auf den Verkauf unserer eigenen hoch-wertigen Produkte konzentrieren möchten. Gleichzeitig bauen wir den Werksverkauf in Kleinwachau aus und werden über Partner an weiteren Standorten präsent sein. Zum Beispiel auch auf dem Dresdner Striezelmarkt. Das Ziel all dieser Maßnahmen ist eine Steigerung der Erlöse. Diese Steigerung ist wichtig, um einerseits den Beschäftigten hohe Löhne anbieten zu können und andererseits Finanzmittel für ein weiteres Wachstum bereitzustel-len. Dabei entsteht ein deutlicher Konflikt zwischen Pädagogik und Produktionszahlen. In Klein-wachau sind wir offen für alle Menschen, vor allem auch für diejenigen, die anderswo keine Aufnahme finden. Gleichzeitig müssen wir aber auch ein gutes Ergebnis erwirtschaften. Das birgt Konflikte in sich. Im September 2014 haben wir einen ersten Lö-sungsansatz entwickelt, indem wir

den Übergang zwischen Werkstatt und Förderbereich sehr durchläs-sig gestaltet haben. Die Werkstatt bietet nun zwei Arbeitstrainings-gruppen an, der Förderbereich eine Lerngruppe. Diese Gruppen sollen schwächere Beschäftigte auf eine Arbeit in der Werkstatt vorbereiten. Wir konnten so ein beispielgebendes Alleinstellungs-merkmal schaffen.

2015 wird ein spannendes Jahr und die angestrebten Verän-derungen werden gewiss einen Wechsel zum Besseren bringen. Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Carla Weller-AlbrechtWerkstattleiterin

auf dem weg

Arbeit | 43

Page 44: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Johannes Schneider ist 25 Jahre alt und kommt gerade mit einer Gruppe Kollegen aus der Mittagspause. „Sehen Sie, das ist Johannes, eben ganz pünktlich. Der hat eine Uhr eingebaut“, freut sich Frank Lehmann über seinen Schützling. Herr Lehmann leitet den Warenausgang der Firma Hansa-Flex im Weixdorfer Ge-

werbegebiet. Irgendwie sticht Johannes jedoch aus der Gruppe heraus. Aber nicht aufgrund seiner Behinde-rung, schuld ist die blaue Latzhose. Die anderen tragen schließlich firmenrote Einheitskleidung. Das hat aber keinen ausgrenzenden Grund, vielmehr einen ganz pragmatischen: Johannes Schneider arbeitet bei der Firma Hansa-Flex auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz der Kleinwachauer Werkstätten. Ein Werkvertrag zwischen dem Unternehmen und der Werkstatt für behinderte Menschen regelt dabei, dass Johannes weiterhin seinen Lohn von der Werkstatt erhält, diese wiederum die geleisteten Arbeitsstunden direkt mit der Firma Hansa-Flex

Unter Kollegen.

Wie ausgelagerte Arbeitsplätze ein

Gefühl von Zugehörigkeit schaffen.U44 | Arbeit

Page 45: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

abrechnet. Natürlich ist Johannes mit diesem Modell noch nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ange-kommen, das Gefühl „in einer Firma dazu zu gehören und gebraucht zu werden“ wiegt das aber auf. „Ich verstehe mich super mit meinen Kollegen, wir sind ein richtiges Team“, freut sich der junge Langebrücker.

Neun Mitarbeiter hat Frank Lehmann in der Ab-teilung Warenausgang unter sich, davon zwei Beschäftigte aus den Kleinwachauer Werkstätten. Mit charmantem Witz koordiniert der Oberlausitzer seine Schützlinge aus Kleinwachau und findet dabei für jeden eine passgenaue Aufgabe. „Natürlich for-dert mich die Arbeit mit behinderten Menschen auch selbst“, sagt er und präzisiert das so: „Ich muss einige Dinge anders erklären, es einfach und verständlich machen.“ Johannes aber braucht es gar nicht so ein-fach, auf seinem Fertigungsprogramm stehen heute unsagbar schwere Worte: Pressnippel, Überwurfmut-ter und Kupferlotring. Mit viel Fingerspitzengefühl macht er sich an die schweren Fachbegriffe. Von ihm kommentiert klingt der Arbeitsschritt dann doch ganz einfach: „Kupferlotring kommt auf Pressnippel, mit Röhrchen reindrücken, klick-klack, sitzt und ab in die Kiste.“ Diese Routine fasziniert selbst Frank Leh-mann: „Johannes ist sehr wachsam und irgendwie immer in Bewegung. Er sieht die Arbeit, ihn muss man nicht erst darauf hinweisen.“

Es sind lobende Worte für eine Zusammenarbeit, die schon vor vielen Jahren begann. Damals wurden die Produkte direkt in den Kleinwachauer Werkstätten montiert. „Wir optimierten diesen Prozess, in dem wir vor allem die Transportwege einsparten, um schneller auf Produktionsspitzen reagieren zu kön-nen“, fasst Frank Lehmann den Grundstein für die ausgelagerten Arbeitsplätze zusammen. Also holte sich Hansa-Flex die Werkstattbeschäftigten direkt in die Weixdorfer Produktionshallen. Anfangs waren das noch Praktikumsplätze, die dann nach und nach dank erfolgreichem Inklusionsmanagement in aus-gelagerte Arbeitsplätze umgewandelt wurden.

Auf die Betreuung aus Kleinwachau muss Johannes aber nicht verzichten. Einmal in der Woche kommen Mitarbeiter vom Sozialen Dienst der Werkstatt an den ausgelagerten Arbeitsplatz. „Sie fragen mich nach Problemen, aber die gibt es kaum“, sagt Johan-nes und dreht sich wieder um zu den Pressnippeln und Kupferlotringen. Er hat hier eine Aufgabe, die ihn spürbar zur Firma dazugehören lässt.

Arbeit | 45

Page 46: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Ein wenig unheimlich wirkt es schon, wenn das ferngesteuerte Ungetüm näher kommt. Doch der junge Mann am Schalthebel hat die gras-

fressende Spinne fest im Griff. Von einem Stahlseil gesichert bewegt sich der „spider” auf dem extrem schrägen Hang eines Wasser-Hochbehählters. Dabei hinterlässt er eine sauber abgemähte Fläche.

Der Mann am Schalthebel ist Martin Zschirpe. Schnell hat der Werkstattbeschäftigte gelernt, das riesige Gerät mit der Fernbedienung zielgenau zu steuern. „Aber man muss schon sehr aufpassen”, meint er. Der Allradantrieb reagiert auf kleinste Bewegungen am Steuerungshebel. Das erfordert Fingerspitzengefühl, denn alle vier Räder lassen sich gleichzeitig lenken. Statt der körperlich schweren Mäharbeit ist nun höchste Konzentration gefordert. Dass das ebenfalls viel Kraft kostet, merkt er am Ende des Arbeitstages. Aber dafür hat das neue Gerät eine viel größere Fläche geschafft, als es Beschäftigte mit einer Mo-torsense leisten können, und dabei noch Rücken und Gelenke der Arbeiter geschont.

Der Böschungsmäher ist vollgestopft mit ausge-klügelter Technik. Die Maschine verfügt über eine besondere Lenktechnik. Sein Name „spider”, auf Deutsch also „Spinne“, kommt nicht von ungefähr. Wie eine Spinne sich am eigenen Faden abseilen kann, so kann sich der „spider” an einer Seilwinde halten und an den steilsten Böschungen Gras mähen. Gerade über diese Funktion freut sich Gruppenleiter Christoph Gierlich: „Wir haben sehr viele Aufträge für Flächen mit steilem Gefälle, auf denen wir Gras mä-hen. Mit dem ͵spider‘ ist unsere Arbeit nun wesent-lich sicherer.“

Der Einsatz des neuen Mähers bringt neben der hö-heren Sicherheit aber einen ganz besonderen Vorteil: Zum Mähen wird keine Körperkraft mehr benötigt. Und so könnte auch ein Rollstuhlfahrer diesen fern-gesteuerten Böschungsmäher bedienen. Die Inves-titionskosten wurden aus diesem Grund zu einem hohen Teil vom KSV (Kommunaler Sozialverband) getragen.

46 | Arbeit

die zahme riesenspinne

Page 47: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Arbeit | 47

Sven Aley verrichtet seine Arbeit mit Links. Im wörtlichen Sinne, denn die rechte Hand kann er kaum benutzen. Dafür ist die linke umso stärker. Geschickt fügt er Nagelscheiben zusammen. Bis zum Mittag

hat er eine ganze Menge geschafft, dann aber erlahmen die Kräfte zuse-hens. Nach einer überstandenen schweren Erkrankung ist Herr Aley in ei-ner der beiden neuen Arbeitstrainingsgruppen der Werkstatt beschäftigt. Hier kann er den Wiedereinstieg in den Werkstattalltag langsam trainie-ren. In kleinen Gruppen und einer ruhigen Umgebung werden Arbeitsab-läufe ganz gezielt trainiert. Auch junge Leute, die die Förderstätte besu-chen, absolvieren hier Praktika zum eventuellen Einstieg ins Arbeitsleben oder in die Berufsbildung.Das Ganze ist Teil eines neuen Konzeptes: Der Übergang von der För-der- und Betreuungsstätte in den Arbeitsbereich soll besser strukturiert und zugleich durchlässiger werden. Vorstufe fürs Arbeitstraining ist die ebenfalls neue Lerngruppe der Förderstätte. Hier werden grundlegende Voraussetzungen fürs Arbeitsleben getestet. Auch Herr Aley hat nach sei-ner Erkrankung zunächst hier ein Praktikum absolviert.„In dieser Gruppe schauen wir danach, ob jemand grundsätzlich Inter-esse am Arbeiten zeigt sowie ein Minimum an Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer aufbringt”, erklärt Claudia Thiere. Die Ergotherapeutin war maßgeblich an der Entwicklung des Konzeptes beteiligt, das eine gezielte-re Förderung ermöglichen soll. Sie fügt hinzu: „Die Menschen, die zu uns kommen, sind sehr individuell. Um ihr Potential zu erkennen, müssen wir uns auf jeden einstellen und flexibel auf Veränderungen ragieren.” In der Lerngruppe wird das Arbeiten vor allem unter therapeutischem Aspekt gesehen. Es gibt keinen Zeit- oder Erfolgsdruck. Dennoch ist der Über-gang in eine Arbeitstrainingsgruppe das große Ziel. Sven Aley jedenfalls hat das bereits geschafft. Er ist zurück im Arbeitsleben!

für die rückkehr ins arbeitsleben

mehr zeit

Page 48: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

48 | Arbeit

»

Zum 23. Dezember 2014 wird der Kleinwachauer Werkstattla-den auf der Stolpener Straße 12 in Radeberg geschlossen. Grund für die Schließung ist eine Neu-ausrichtung des Vertriebs der Kleinwachauer Werkstätten. Mar-tin Wallmann, Geschäftsführer des Sächsischen Epilepsiezen-trums Kleinwachau, erklärt den Entschluss: „Wir wollen den Ver-kauf unserer eigenen Produkte stärken. Deswegen werden wir ab 2015 keine Produkte anderer Werkstätten mehr anbieten. Ziel ist es, die Kunden von unseren ei-genen Produkten zu überzeugen, denn die sind sehr hochwertig.

Und wo könnten wir das besser tun, als direkt in der Werkstatt in Liegau-Augustusbad. Wir schlie-ßen also den Werkstattladen in Radeberg, um den Werksverkauf in Liegau-Augustusbad ausbauen zu können. Denn gerade die Kera-mikprodukte aus Kleinwachau genießen ja in der Umgebung einen guten Ruf. Ob bunt bemal-te Übertöpfe oder Windlichter, aber auch Holzprodukte vom Tisch bis zum Vogelhaus: In den Kleinwachauer Werkstätten wer-den viele interessante Produkte hergestellt. Bei allen Waren han-delt es sich um reine Handarbeit. Es sind Produkte mit sozialem

Sinn, denn schließlich werden sie von Menschen mit Behinderun-gen produziert.“

Ab Frühjahr 2015 wird der Werks-verkauf in den Kleinwachauer Werkstätten dann in neuen Räum-lichkeiten für die Kunden geöffnet sein. In einem einladenden Am-biente wird die Kleinwachauer Produktvielfalt präsentiert wer-den. Die Räumlichkeiten des derzeitigen Werkstattladens in Radeberg werden dann eine neue Verwendung finden. Es ist ge-plant, diese für die Produktion der Außenstelle der Kleinwachau-er Werkstätten zu nutzen.

In der Radeberger Außenstelle der Kleinwachauer Werkstätten drehen sich nun Gewindeschnei-der und Bohrer aus Hartmetall. Drei neue Maschinen bilden den Anfang einer Metallstrecke, die das Team rund um Jörg Heintzsch bedient. Der gelernte Zerspa-nungsmechaniker hat bereits 13 Werkstattbeschäftigte für die Ar-beit an den Geräten ausgebildet. Das Besondere: Teilautomatisierte Prozesse minimieren den Kraft-aufwand für die Beschäftigten. Gebohrt wird also auf Knopfdruck oder ganz bequem mit einem Fußpedal.

Für Graugusserzeugnisse läuft gerade eine Testproduktion von Bohr- und Gewindeschneidarbei-ten an. Dabei ist höchste Qualität gefordert, Abweichungen werden nur im kleinsten Millimeterbereich

toleriert. Um dieses Ziel durchweg erreichen zu können, sollen ei-gens angefertigte Vorrichtungen helfen. Diese vereinfachen den behinderten Beschäftigten die Positionierung der Gussteile an der Maschine. Die Beschickung und das Abnehmen erfolgt also per Hand, der Bohrvorgang dann aber völlig automatisch. Je nach Material können die Maschinen mit unterschiedlichen Parame-tern für Drehzahl und Vorschub eingestellt werden. Auch hohe Vorschübe sind möglich, wodurch schnell und effektiv produziert werden kann. Neben Grauguss kann auch Aluminium und Stahl bearbeitet werden. Die Anschaf-fung der drei Maschinen ist ein erster Schritt, um die Metallbe-arbeitung in den Kleinwachauer Werkstätten in den nächsten Jah-ren weiter ausbauen zu können.

Werkstattladen in Radeberg schließt, Werksver-kauf in Liegau-Augustusbad wird ausgebaut

»

Neue Metallstrecke in der Außenstelle Radeberg»

Page 49: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Arbeit für Menschen mit Behinderungen: Zum Tag der

offenen Tür präsentierten die Kleinwachauer Werkstätten

viele Möglichkeiten.

und sonst...

März

MeSSe

Beim traditionellen Tanz in den

Mai rockte ¡Más Shake! mit

Rod González (Die Ärzte)

den Saal.

tanz in den...

...Mai

Produktpräsentation auf der Werkstättenmessein Nürnberg.

Arbeit | 49

Page 50: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

wächstpaso doble

Die Beschäftigung von Menschen mit Behinde-rung in Arbeitsverhältnissen des allgemeinen Arbeitsmarktes, das ist der besondere Zweck

des Kleinwachauer Integrationsunternehmens Paso doble. Fokus der täglichen Arbeit ist das Miteinan-der von Menschen mit und ohne Behinderung. Beide Gruppen profitieren, da sie im Umgang miteinander letztendlich voneinander lernen. Das Paso doble be-schäftigt mittlerweile 27 Mitarbeiter, von denen 13 schwerbehindert sind bzw. schwerbehinderten Men-schen gleichgestellt sind. Zu den verschiedenen Be-hinderungen zählen geistige Behinderungen, psychi-sche Beeinträchtigungen und Körperbehinderungen. Wichtig ist, die Menschen trotz ihrer Behinderungen so einzusetzen, dass sie eine gute Arbeitsleistung erbringen können. Dazu gehören neben technischer Unterstützung bei der Arbeitsplatzausstattung auch ein offener und ehrlicher Umgang und ein gutes Be-triebsklima. Dies sorgt für die notwendige Motivation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unabhängig von einer Behinderung.

Ab dem 1. Januar 2015 gilt in Deutschland bun-desweit der gesetzliche Mindestlohn, so auch für die Mitarbeiter des Integrationsunternehmens Paso doble. Für Menschen mit einer Arbeitsleistung, die deutlich unter 8,50 EUR liegt, kann es durch die Ein-führung des Mindestlohnes zukünftig schwieriger werden, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt über-haupt erst Fuß zu fassen. Problematisch vor allem für geringfügig Beschäftigte und Geringqualifizierte. Hubertus Schreiber, Koordinator des Integrations-unternehmens Paso doble, sieht die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns dennoch gelassen: „Der Mindestlohn ist gut für unsere Mitarbeiter. Für das Paso doble beudetet das aber gar keinen so großen Schritt, da wir bereits seit Jahren eine Entlohnung in Anlehnung an den Tarif für Gebäudereiniger zahlen. Daher bleibt die Anpassung an den gesetzlichen Mindestlohn für uns relativ überschaubar. Dennoch

rechnen wir mit Mehrkosten in Höhe von 20.000 EUR pro Jahr.“

Und noch eine Veränderung wird das Jahr 2015 für das Integrationsunternehmen Paso doble mit sich bringen: Es wird zu einem trägerübergreifenden Inte-grationsunternehmen ausgebaut werden. Als Partner konnten die Diakonie Stadtmission Dresden und die Volkssolidarität Dresden überzeugt werden, sich am Paso doble zu beteiligen. Hauptanteilsinhaber bleibt dabei das Sächsische Epilepsiezentrum Kleinwachau. Verbunden mit dem Einstieg der neuen Partner ist der Gedanke, weitere Auftragsfelder zu erschließen. „Dies ist eine Chance, durch neue Aufträge wieder-um Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Und das ist ja schließlich der Kern jeder In-tegrationsfirma“, beschreibt Hubertus Schreiber die Hintergründe für die Trägererweiterung.

Paso doble

in

Zahlen

50 | Paso doble

Page 51: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Als kleiner Junge wollte René Stalke am liebsten Busfahrer werden, wie sein Vater, der ihn im-mer mal mit auf Tour nahm. Doch daraus wur-

de nichts, denn der junge Mann ist seit seiner Geburt gehörlos. So erlernte er den Malerberuf und arbeitete in verschiedenen Handwerksbetrieben. Im März 2014 wurde er durch das Integrationsamt Bautzen auf das Kleinwachauer Integrationsunternehmen Paso doble aufmerksam. „Ich habe mir das mal angeschaut und fand es gut, auch den Chef“, erzählt er. Mit „Chef“ ist Thomas Weigelt gemeint. Er ist der Teamleiter des Bereichs Logistik. Mit gehörlosen Mitarbeitern hat er Erfahrungen. „Herr Stalke ist sehr aufgeschlossen und kommunikativ“, meint er und erklärt: „Wir sind schnell in Kontakt gekommen. Wir verständigen uns über langsam gesprochene Worte, die er aus dem Gesicht abliest, über Geschriebenes und Zeichen-sprache. Auf einer Weiterbildung habe ich sogar ein wenig Gebärdensprache gelernt. Wichtig sind auch allgemeine Regeln, wie Blickkontakt beim Sprechen, intensive Mimik und Gestik. Das ist anfangs unge-wohnt, klappt aber prima.“ Im Team fühlt sich René Stalke inzwischen auch recht wohl. Missverständnisse bleiben nicht aus, „aber es wird immer besser“, sagt er. Durch sein Hörgerät ist er in der Lage, Sprachan-teile zu verstehen und etwas verbal zu kommunizie-ren. Bei größeren Versammlungen erhalten die ge-

hörlosen Mitarbeiter die Unterstützung durch einen Gebärdendolmetscher. Thomas Weigelt ist froh über den Zusammenhalt im Team: „Jeder braucht jeden, keiner wird ausge-schlossen. Herr Stalke ist ein sehr selbständiger und handwerklich geschickter Mitarbeiter. Als Maler wird er bei uns dringend gebraucht, denn viele unserer kommunalen Aufträge sind mit Malerarbeiten ver-bunden. Da waren z. B. die Instandsetzungsarbeiten an den Liegauer Bushaltestellen oder die Renovie-rung der Innenräume der Freiwilligen Feuerwehr. Dort erhielten wir gleich noch einen Folgeauftrag: Pflasterarbeiten im Außenbereich.” Herr Stalke fügt hinzu: „Mir gefällt auch die Abwechslung, dabei lerne ich viel Neues.“ So war es beispielsweise beim Bau eines Unterstandes für eine Radeberger Kita. Schnell hatte er sich in den Umgang mit dem Bau-material Holz eingearbeitet. Zurzeit ist er an den Vorbereitungsarbeiten für das neue Edelstahlbecken im Kleinwachauer Therapiebad beteiligt.Täglich fährt der 32-jährige mit Bus und Bahn aus seiner Heimatstadt Bautzen zur Arbeit nach Liegau-Augustusbad. Das Wochenende verbringt er am liebsten auf dem Reiterhof in Neschwitz. Sams-tags trainiert er auf dem Reitplatz mit seinem Pferd Benny. Und auch hier funktioniert die Verständigung bestens. Es braucht nicht immer Worte!

verständigungist kein problem

Paso doble | 51

Page 52: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

52 | Kleinwachau

Das Jahresspendenprojekt 2014 nimmt Gestalt an. Dank vieler Spender konnten Ende Oktober 2014 die Sanierungsarbeiten des Therapiebades beginnen. Im ersten Schritt wurde das alte Therapiebecken ent-fernt. Es bestand aus einer Kunststoffhartschale, die nach 10-jährigem Dauerbetrieb deutliche Verschleiß-spuren aufwies.

Im November 2014 wurde schließlich mit dem Einbau des Edelstahlbeckens begonnen. Mit einer Länge von 5,60 m und einer Breite von 4,80 m wird es so eine Wasserfläche von 24 m² bieten. Die Was-sertiefe variiert zwischen 80 cm und 1,20 m.

Der Werkstoff Edelstahl ist eine nachhaltige Lösung in puncto Kosten, Reinigung und Umwelt. Ein Becken aus dem robusten Material Edelstahl ist nicht nur haltbarer als Folie oder Hartkunststoff, sondern auch leichter zu pflegen und zu reinigen. Außerdem hält es den therapiebedingt notwendigen hohen Tempe-raturen besser stand.

Bis zum Jahresende 2014 werden die Sanierungsar-beiten abgeschlossen sein. Somit kann der Badespaß für die Förderschüler, Bewohner und Patienten be-reits Anfang 2015 beginnen.

Herzlichen Dank an alle Spender!

vielen dank! therapiebad wird saniert

Baukosten incl. MwSt.:

Einnahmen Jahres-spendenprojekt 2014:

70.000 EUR

22.695 EUR

Aus allgemeinen Geldspenden der Vorjahre wurden auf das Projekt umgewidmet: 33.657 EUR

Stand November 2014

Gesamtsumme Spenden bisher: 56.352 EUR

Page 53: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Kleinwachau | 53

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!Vielen Dank!

»

spendenprojekt

Bitte geben Sie bei Ihrer Überweisung Ihre Adresse im Verwendungszweck mit an. Sie erhalten dann automatisch von uns eine Spendenquittung.

2015

SPENDENZIEL: 16.000 EUR Verwendungszweck: Talhausgarten

Noch sieht er recht kahl aus, der neue barrierefreie Gemeinschaftsgarten am Talhaus. Sie können mit ei-ner Spende dazu beitragen, dass er ein bunter Ort der Begegnung und des Erlebens im Freien wird.

Erholung finden, Natur erleben, Schatten spenden - das sind die Schlagworte für den Talhausgarten. Worte, die Investitionen bedeuten. Bisher wurden be-reits 60.000 EUR durch Kleinwachau für den Bau des Gartens ausgegeben. Nun werden noch Bänke, Gar-tenstühle, eine Brunnenpumpe, große Sonnenschirme, Pergola und eine Buchenhecke benötigt. Die Investiti-onssumme beläuft sich so auf 16.000 EUR.

Ihre Spende kann also helfen, dass sich die Senioren aus dem Talhaus, aber auch die Bewohner des be-nachbarten Waldhauses und die Beschäftigten der Förder- und Betreuungsgruppe in diesem Gemein-schaftsgarten wohl fühlen werden.

SPENDENKONTO

EmpfängerFörderverein Epilepsiezentrum Kleinwachau e.V.

IBANDE25 3506 0190 1615 9600 94

BICGENODED1DKD

VERWENDUNGSZWECKTalhausgarten

Page 54: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Jahresspendenprojekt 2015:

TALHAUSGARTENVielen Dank für Ihre Unterstützung!

»

Hier arbeiten Menschen

mit und ohne Handicap gemeinsam.

täglich frisches Mittagsmenü

Saalvermietung

Catering

www.pasodoble-radeberg.de

»»»

Radeberg, Stolpener Str. 12 E-Mail: [email protected]

Tel. (03528) 22 906 20

www.epilepsieberatung-dresden.de

Page 55: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

IMPRESSUM

HERAUSGEbERKleinwachau Sächsisches Epilepsiezentrum Radeberg gGmbHWachauer Str. 3001454 Radeberg

Tel.: (03528) 431-0E-Mail: [email protected]

VERANTwoRTLICH füR DEN INHALTMartin Wallmann (Geschäftsführer)

koNzEpT, REDAkTIoN, LAyoUT & GRAfIkAbteilung ÖffentlichkeitsarbeitAlexander Nuck (Leitung)Patricia Wachsmuth

Die geschichtliche Entwicklung Kleinwachaus wird auch über das Jubiläumsjahr 2014 hinaus greifbar bleiben. Und das auf eine ganz moderne Art und Weise. Auf einer interaktiven Chronik kann sich nun jeder im Internet über die Geschichte des Sächsi-schen Epilepsiezentrums informieren. Historische Berichte, alte und neue Fotos und sogar Videos bringen dem Betrachter die Entwicklung der Ein-richtung näher. Zum Beispiel wird man von einem

Sprecher mitgenommen in das Jahr 1907. Er be-richtet über einen Tagesablauf aus dem damaligen Kleinwachau. Auf einer anderen Seite erhält der Besucher einen direkten Vergleich zwischen damals und heute, indem Fotos hin- und hergeschoben wer-den können. So wird beispielsweise die technische Entwicklung des EEG-Monitorings deutlich sichtbar. Begeben auch Sie sich auf die historische Reise und schauen Sie selbst nach!

chronikinteraktive

foToS & bILDERÖffentlichkeitsarbeit des Sächsischen Epilepsiezentrums Radeberg, S.12: © Eisenhans - Fotolia.com, S.30: Frank Eichel, Andrea Katheder, S. 22,24,25: © buruckerbarnikol + thoma architekten

AUfLAGE: 3.300 Stück, kostenlose Verteilung frei Haus

DRUCkKONSTA Druck & Werbung, Inhaber: Ralf GauptysRadeberger Straße 34, 01454 Feldschlößchen

Kleinwachau | 55

Page 56: 2014 Das Jahr in Kleinwachau

Kleinwachauer Sommerfest und Kirchspieltag Radeberger Land4. Juli 2015

56 | Kleinwachau

www.kleinwachau.de

Nehmet einander an, wie Christus euch ange-nommen hat zum Lobe Gottes.Römer 15, Vers 7

Jahreslosung 2015

N Wir laden Sieherzlich ein. 2015

» Tag der offenen Tür in Kleinwachau 27. März 2015

» Dreiländertagung der Epileptologen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz 22. - 25. April 2015 Internationales Congress Center Dresden

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Tanz in den Mai2. Mai 2015 Saal der Kleinwachauer Werkstätten

» Patiententag „Trotz Epilepsie glücklich!”25. April 2015Internationales Congress Center Dresden

13. Epilepsieforum 10 Jahre Epilepsieberatung Dresden10. Oktober 2015 Dresden, An der Kreuzkirche 6

»Weihnachtsmarkt der Förderschule4. Dezember 2015»

Theateraufführung der Förderschule„Werkstatt der Schmetterlinge” 8. Mai 2015»