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Das Lebensmagazin
1Mediadaten Nr. 18 gültig ab 01. Januar 2019
märz | 2019
Freies GeisteslebenUrachhaus
zum mitnehmenE 51125nr. 231
Das Lebensmagazin
LESENDE SIND JENE, DENEN DIE WELT NICHT GENÜGT
IM BLAUEN LAND
im gespräch
URSULA STRAUSSDie Magie des Moments
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februar | 2019
Freies GeisteslebenUrachhaus
zum mitnehmenE 51125nr. 230
Das Lebensmagazin
im gespräch
CHRISTIAN BOETTGERJeder hat das Recht, eine Ausnahme zu sein
ZIEMLICH BESTE FREMDE
NUR EWIGKEIT IST KEIN EXIL
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januar | 2019
Freies GeisteslebenUrachhaus
zum mitnehmenE 51125nr. 229
Das Lebensmagazin
im gespräch
STADTLÜCKENPlätze sind Ermöglichungsräume
DER ORT, WO ES MIT UNS ANFING
IN LIEBE UND ELEND
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Aufbruch und Hingabe
im gespräch mit Christian Boettger Ursula Strauss Maja Lunde Dimitri Verhulst …augenblicke
mensch & kosmos
thema
kalendarium
tierisch intelligent
illustre gäste
sprechstunde / kindersprechstunde
einfach machen!
literatur für junge leser
mein buntes atelier
am schreibtisch
kulturtipp
suchen & finden
weiterkommen
2019
Wir feiern 20 Jahre a tempo mit einer
Jubiläumsausgabe im Oktober 2019*
* Fordern Sie hierzu unsere separaten Mediadaten an!
Mediadaten Nr. 18 gültig ab 01. Januar 2019
Das Lebensmagazin
22
Was ist a tempo ?
• a tempo ist das Magazin für das Leben mit der Zeit.• a tempo weckt Aufmerksamkeit für die Momente und feinen Unterschiede, die unsere Zeit erlebenswert machen.• a tempo bringt Reportagen, Interviews über und mit Menschen, die ihre Lebenszeit und ihr Lebensumfeld zukunftsweisend gestalten.• a tempo lenkt den Blick auf Dinge, die auch morgen noch Bestand haben werden.
Wo liegt a tempo aus ?
• a tempo liegt zur Mitnahme in über 3.000 Buchhandlungen und
Einrichtungen des Kulturlebens und der Wirtschaft aus: z.B. in Kindergärten, Schulen, Arztpraxen, Thera peutika, Hochschulen, Fort- und Ausbildungs-Seminaren, Tagungsstätten, Museen, Galerien sowie Drogeriemärkten und im hochwertigen Lebensmittel- und Spielzeughandel.• a tempo ist auch als e Pub-Magazin erhältlich (in allen bekannten eBook-Shops)
Ein Blick ins Heft
im gespräch mit
kalendarium
augenblicke
einfach machen! illustre gäste
04 | 05 im gespräch | christian boettger
�
02 | 2019
JEDER HAT DAS RECHT, EINE AUSNAHME ZU SEIN
Christian Boettgerim Gespräch mit Maria A. Kafitz | Fotos: Wolfgang Schmidt
Wir alle verbringen einen durchaus bedeutenden Teil unserer Kindheit und Jugend an
einem prägenden Ort: der Schule. Sie kann uns befeuern und anregen oder ängstigen und
anstrengen. Für manche wird Schule gar zum Lebensthema, wie etwa für den Diplomingenieur
Christian Boettger, der schließlich sogar aus Überzeugung Lehrer wurde. Nach langen Jahren
an den Freien Waldorfschulen in Karlsruhe und Schopfheim ist er seit 2006 Geschäftsführer des
Bundes der Freien Waldorfschulen (www.waldorfschule.de) und seit 2008 zudem Geschäfts -
führer der dortigen Pädagogischen Forschungsstelle (www.forschung-waldorf.de). Seine Freude
am Unterrichten, seine Neugier am Lernen und den Lernenden hat er auch außerhalb des
Klassenzimmers – in das es ihn immer wieder zieht – nicht verloren.
Im Jahr 2019, in dem die Waldorfpädagogik ihren 100. Geburtstag feiert, möchte man nach dem
Gespräch mit ihm fast selbst wieder Schülerin werden, wenn man wüsste, dass ein Lehrer mit
dieser Hingabe fürs Unterrichten und diesem tiefen Interesse am Menschen an der Tafel stünde.
Maria A. Kafitz | Lieber Herr Boettger, Siehaben Luft- und Raumfahrttechnik studiert,wollten also in die höchsten Höhen. Den-noch sind Sie Lehrer geworden. Ist dieserBeruf für Sie eine andere Form von Höhen-flug – oder wie kam es zur Entscheidung:weg aus den Weiten des Weltalls und hin zurSchwerkraft einer Schule? Christian Boettger | Das ist gut: Aus dem Kosmos in den Kosmos der Schule! Die Luft-und Raumfahrttechnik hatte mich wirklichunglaublich begeistert, die Physik, das Kennenlernen der Weltraumforschung, dasMiterleben, wie die ersten Menschen aufdem Mond gelandet sind. Und die Perfektiondes Technischen faszinierte mich. Zumindestdachte ich, die Technik wäre perfekt. Aberwenn man das Fach dann studiert und merkt,wie oft da gepfuscht, herumgedoktert undimprovisiert wird, verliert manches seinen
Glanz. Entscheidend aber war etwas anderes:Ich habe bemerkt, dass mich diese Techno -logie und vor allen Dingen die Arbeit in denForschungsabteilungen eigentlich nicht alsganzen Menschen ergreift, sondern nur alsKopf – und das wollte ich einfach nicht mehr.Also bin ich aus der Luft- und Raumfahrt-technik ausgestiegen und Lehrer geworden,denn beim Unterrichten von Kindern undJugendlichen muss der Mensch als Ganzes imMittelpunkt stehen. Zumindest sollte es sosein. Mit fünfundzwanzig gab es damals fürmich nur einen Weg, möglichst schnell Lehrerzu werden, und zwar jenen über das Studiumder Waldorfpädagogik. Mit diesem Schrittund allem, was ich dabei gelernt und erfahrenhabe, wurde für mich immer deutlicher, dassich mich um Menschen kümmern, mit ihnenzusammen sein möchte – und dabei selbstMensch werden will.
Frans Carlgren, Erziehung zur Freiheit. Die PädagogikRudolf Steiners. Bilder und Berichte aus der internationalenWaldorfschulbewegung (288 Seiten, geb., 25,– Euro,
11. Auflage 2016, Verlag Freies Geistesleben,
ISBN 978-3-7725-1619-1).
MAK | Was meinen Sie damit: «Mensch zuwerden»?CB | Für mich bedeutet Menschsein eigent-lich immer Menschwerden. Niemals fertig,immer in Entwicklung zu sein, immer nochetwas dazuzulernen. Eigentlich ist ein Menschimmer ein Lernender. Und nichts zeigteinem das besser als das Jugendalter. Hierinliegt eine der ganz besonderen und wert -vollen Seiten des Lehrerberufs, der viel zuwenig beachtet wird: Man darf an der Ent-wicklung eines jungen Menschen teilhabenund sich daran selbst auch entwickeln.
MAK | Eines der wohl bekanntesten Bücherüber die Waldorfpädagogik trägt den TitelErziehung zur Freiheit.* Kann man zur Frei-heit erziehen? Hat Freiheit innerhalb einerSchule überhaupt einen Platz, einen Ent -faltungsraum? CB | Es wäre ja fatal, wenn ich nur frei wäre,wenn ich draußen bin. Dann wäre die Schulepraktisch ein «Lerngefängnis» und die soge-nannte «Freizeit» fände nur andernorts statt.Ich glaube aber, dass Kinder und Jugendlichein der Schule ihre Freiheit erleben müssen.Übrigens auch die Lehrer. Eigentlich mussdieser Lernraum Schule der wirkliche, derechte Freiheitsraum sein. Wenn er das ist,wirkt dies auch auf die Zeit danach.
*
04_05_06_07_atempo_02_2019.qxp_a tempo 2016neu 07.01.19 16:19 Seite 1
01 | 2019 kalendarium 16 | 17
SO 30 40. Woche nach Ostern1918 Gründung der KPD durch Karl Liebknecht und RosaLuxemburg.
L 08:27 / 16:22f 01:03 / 12:57 David, Hirte/Psalmendichter/König
MO 31 KW 01
Silvester
DI 01 Januar 20194F6 23h
1919 Jerome David (meist einfach J.D.) Salinger * in New York City. 1951 erschien sein bekanntestes Werk«The Catcher in the Rye» («Der Fänger im Roggen») umden 16-jährigen Holden Caulfield († 27.01.2010 in Cornish/ New Hampshire). Neujahrstag
MI 023F0 7h
Vor 20 Jahren (1999) starb der dt. Publizist, Journalist undSchriftsteller Sebastian Haffner in Berlin (* 27.12.1907 eben-falls in Berlin).
Melchior
DO 03im kleinsten Abstand von der Sonne
fF5 9h
Kaspar
FR 04fF5 19h
Balthasar
SA 05 fF0 20h
1919 Gründung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) in München.1919 Spartakusaufstand in Berlin.
Letzte der 13 Heiligen Nächte
SO 06 41. Woche nach Osternw Neumond 02:28 / partielle Sonnenfinsternis6 größte westl. Elongation
L 08:26 / 16:30 Taufe Jesu im Jordanz 08:37 / 16:59 Heilige Drei Könige / Epiphanias
MO 07 KW 02Vor 33 Jahren (1986) starb der Theologe und Mitbegründerder Christengemeinschaft Rudolf Frieling (* 23.03.1901).
DI 08 1919 Peter Altenberg † in Wien. 1986 erschien sein erstesBuch «Wie ich es sehe» (* 09.03.1859 in Wien).
MI 09
DO 10
FR 11 Vor 20 Jahren (1999) starb die schottische Schriftstellerinund Politikerin Naomi Mitchison (* 01.11.1897 in Edinburgh).
SA 12 1519 Maximilian I. †, Kaiser, Ritter, Humanist (* 22.03.1459).
SO 13 42. Woche nach Ostern4F7 1h, 5F0 15h
1819 Christiane Benedikte Naubert †, Schriftstellerin. Sieschrieb über 50 Romane und gilt als eine der Begründerin-nen des historischen Romans in Deutschland (* 13.09.1752).L 08:22 / 16:40 4 11:47 / –
MO 14 KW 03
DI 15 1869 Stanislaw Wyspianski *, poln. Künstler († 28.11.1907).1919 Karl Liebknecht (* 13.08.1871) und Rosa Luxemburg(* 05.03.1871) werden ermordet.
MI 16
DO 174a6 21h
FR 18 4a8 4h
SA 19 1919 Wahl zur Nationalversammlung in Deutschland.1969 Aus Protest gegen die Niederschlagung des PragerFrühlings durch die Truppen des Warschauer Pakts unterdem Diktat der Sowjetunion verbrennt sich der tschecho -slowakische Student Jan Palach in Prag (* 11.08.1948).
SO 20 43. Woche nach Ostern | 4a0 3h, 4a5 20h
5 Sonne tritt in das astronomische Sternbild Steinbock.Q Sonne tritt in das astrologische Tierkreiszeichen Wasser-mann. Beginne mit der Monatstugend «Diskretion – wird zuMeditationskraft.»
L 08:16 / 16:51 4 16:03 / 07:32
MO 21 KW 04q Vollmond 06:16, totale Mondfinsternis
MO 28 KW 051919 Franz Mehring †, dt. Publizist u. Politiker (* 27.02.1846).Vor 33 Jahren (1986) explodiert die US-Raumfähre «Challenger» 74 Sekunden nach dem Start. Alle siebenAstronauten kamen ums Leben: Ellison S. Onizuka, Sharon Christa McAuliffe, Greg Jarvis, Judy Resnik, Mike Smith, Dick Scobee und Ron McNair.
DI 22 6F8 13h
1869 Rasputin*, Berater des Zaren († 30.12.1916).
MI 231919 Hans Hass *, österr. Ichthyologe und Meeresforscher(† 16.06.2013). Vor 33 Jahren (1986) starb der dt. Plastiker und Aktions-künstler Joseph Beuys (* 12.05.1921).
DO 24 1919 Leon Kirchner * in New York City, Komponist, Pianist,Dirigent († 17.09.2009 in New York City).
DI 29
FR 25
Gedenktag der Schauung und Umkehr des Paulus vor Damaskus.
SA 26 fa7 10h
Vor 150 Jahren (1869) wurde in Wien die Postkarte erfunden.
MI 305 obere F3 4h
DO 31fF8 1h, fF6 19h
1819 Julie Salis-Schwabe * in Bremen, dt. Philanthropin undPädagogin. Insbesondere setzte sie sich für die von FriedrichFröbel inspirierte Pädagogik ein († 20.05.1896 in Neapel).Vor 66 Jahren (1953) schwerste Nordseesturmflut des 20.Jhdts. mit vielen Opfern in den Niederlanden und England.
FR 01 FebruarVor 33 Jahren (1986) starb die schwedische Soziologin undFriedensforscherin Alva Myrdal (* 31.01.1902).
SA 02 fF0 8h
Darstellung des Jesus-Kindes im Tempel / Mariä Lichtmess
SO 27 44. Woche nach Ostern
L 08:07 / 17:03 Gedenktag für f 00:04 / 11:25 die Opfer des Nationalsozialismus
Redaktion: Lin
Mit Rembrandt durch das Jahr | 1 Wunderbares Wiedereinfangen
Rembrandt Harmenszoon van Rijn* 15. Juli 1606 in Leiden† 4. Oktober 1669 in Amsterdam
Selbstportraitca. 1628, Öl auf Holz, 22,6 x 18,7 cmRijksmuseum, Amsterdam
時雨をやもどかしがりて松の雪
shigure o ya / modokashi gari te / matsu no yuki *
Winterregen
lange schon sehnt sich die Kiefer
nach Schnee
Basho, 1644 – 1694
Im Japanischen wie im Englischen kann der Laut «matsu»
sowohl Kiefer (pine tree) wie auch sich sehnen (to pine)
heißen. In der englischen Nachdichtung von Jane Reich-
hold heißt es: a winter shower / the pine tree is unhappy
and / waiting for snow – «Basho – The complete Haiku,
translated, annotated, and with an introduction by
Jane Reichhold. Kodansha USA, New York, 2008.
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JANUAR
Nirgendwo aber hat man vor einem Gemälde Rembrandts den Eindruck des Dauernden und End -
gültigen: um eine überaus flüchtige Verwirklichung handelt es sich, um eine Erscheinung, um ein
wunderbares Wiedereinfangen des Vergangenen: für einen Augenblick hebt sich der Vorhang, um gleich
wieder zu fallen, das Abbild verflüchtigt sich, der Strahl neigt sich um einen Grad und löst das Blend-
werk wieder auf, der Besucher, der eben noch da war, ist verschwunden, kaum dass wir ihn in dem Augenblick, da er das Brot brach, bemerkten, oder, falls er noch da ist, ihn an diesem feierlichen Bitten,
an diesem magischen Aufleuchten erkennen: so könnte man eher von seinem Überdauern sprechen.»
Paul Claudel, 1935Zitiert nach: Georg Simmel, Rembrandt. Ein kunstphilosophischer VersuchEingeleitet von Beat Wyss, Matthes & Seitz, München 1985
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03 | 2019
Die Reise ins Blaue Land beginnt in einemgelben Haus. Im Lenbachhaus, der städtischenGalerie in der Nähe des Münchener Königs-platz, hängen Gemälde wie Fenster an denWänden. Der Blick hindurch fällt in farb-leuchtende Landschaften, auf bunte Dorf-straßen, Bauerngärten, Stadel, tiefblaue Bergeund weite Moore. In kräftigen, oft grobenFormen, manchmal auch gänzlich abstrahiert,erscheinen die Dinge. Heuberge, Wolken undBäume. Immer wieder tauchen Pferde auf,geformt als würden keine anderen Leiberbesser zu den Schwüngen der Landschaftpassen. Eine gelbe Kuh macht einen früh -lings tollen Luftsprung. Füchse und Rehe erscheinen und schmiegen sich in traum -durchwirkte Naturreiche.
Die Bilder weichen ab vom Offen-sichtlichen. Farben und Formen entsprechennicht dem, was das Auge auf den ersten Blickin der Natur wahrnimmt. Sie sind aus eineranderen Sichtweise entstanden. Einer feineren,
die sich hinter die Erscheinungen der Welttastet. So sahen und malten die Frauen undMänner des Blauen Reiter. Zu Anfang desletzten Jahrhunderts sprengten sie in wenigenJahren – quasi im Galopp – die tradiertenBahnen der Salonkunst und brachen etwasvöllig Neuem Bahn. Das, was sie da ein-brachten, befreite und vertiefte die BildendeKunst mit Konsequenzen bis heute. EineGegend, circa 70 Kilometer südlich vonMünchen, hängt unmittelbar mit diesemImpuls zusammen.
«Blaues Land» steht auf einem braunenSchild neben der Autobahn. Es geht nocheinmal über eine bewaldete Kuppe, danntauchen die Berge auf. Mächtig. Und schön.So eindrucksvoll, wie man es vergisst, wennman sie länger nicht gesehen hat. Die Bene -diktenwand, der Herzogenstand der Heim-garten, dann das Wettersteingebirge mit Zug- spitze. Ihnen zu Füßen ein sanft gewelltesLand mit Weiden, wundervollen Seen, Wäl-
dern und Mooren. Ein grünes Land eigent-lich, das sich aber immer wieder in ein zauberhaftes Blau hüllt.
Zu bestimmten Wetterlagen und Tages-zeiten liegt die Farbe förmlich in der Luft,dann ist ein Spaziergang dort wie ein Bad imBlau. Dann werden die Berge transparentund staffeln sich von hell- bis dunkelblau inder Tiefe des Raumes. Der Maler Franz Marcwird darum wohl nicht der erste gewesensein, der liebevoll vom Blauen Land sprach.1880 in München geboren, kannte er die Ge-gend seit seiner Kindheit und zog im Frühling1910 hierher, ins kleine Sindelsdorf, unweitdes Kochelsees.
Ebenso fasziniert von der Landschaftwar ein anderer Künstler aus München. Der Russe Wassily Kandinsky kam in denSommermonaten regelmäßig mit seinen Mal -klassen. Darunter eine talentierte Schülerin,Gabriele Münter, die ihren Lehrer «immer
famoser und verehrungswürdiger fand.» DieZuneigung war gegenseitig. Ein paar Jahrespäter zogen beide ins nahegelegene Murnau,wo Münter ein Haus erstand.
Der Marktflecken liegt auf einer An-höhe den Bergen gegenüber. In Murnaublickt man wie von einer Tribüne über das Talder Loisach und seine weite Moorlandschaft.Wie ein stilles Kraftfeld wirken die Berge imHintergrund. Ihre Präsenz wird beim Durch-streifen der Gassen immer wieder neu er-lebbar. Meist haben sich dann schon wiederdie Lichtverhältnisse geändert, sind neueWolkenreiter an den Hängen aufgetaucht.Kleine, helle Drachen, die tief fliegen. ImSommer zieht die Lage zahlreiche Touristenan. Jetzt im Winter ist es ruhiger, wirkt derOrt mehr bei sich.
Das Münter-Haus steht etwas abseits desZentrums unter alten Bäumen. In der Tat einmalerisches Häuschen. Innen preschen bunte
Am Rand Deutschlands, am Rand der Berge liegt eine der wohl kraft- und lichtvollsten Gegen-
den der Republik. Für eine Handvoll Künstlerinnen und Künstler, die sich in die Gegend ver-
liebten, öffnete sich hier ein Raum für Impulse, die die Kunst des 20. Jahrhunderts nachhaltig
be einflussten. Die lose Gruppierung um den Almanach «Der Blaue Reiter» suchte das Geistige
in der Kunst und brachte von hier aus den Expressionismus in Deutschland mit auf den Weg.
DAS BLAUE LAND
12 | 13 augenblicke
Von Christian Hillengaß (Text) & Wolfgang Schmidt (Fotos)
10 einfach machen! 01 | 2019
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Wenn es eine wohltuende Konstante gibt, die
sich durch mein ganzes Leben zieht, dann ist
es die Freude am Selbermachen.
Als ich Kind war, nannten wir das,womit ich oft viele Stunden selbstvergessenbeschäftigt war, Basteln. Aber ich muss zu -geben, das Wort trifft nicht den Punkt. Denndas Einkochen von süßsaurem Kürbis ver-schafft mir noch heute dieselben Glücks -momente wie der gehäkelte Wurm vondamals, und auch unsere Kartoffeln, die ineinem Gummistiefel auf dem Balkon wach-sen, könnte ich ja nicht als selbst gebastelt bezeichnen. In letzter Zeit lese ich statt destatsächlich etwas abschätzig klingenden Wortes «basteln» überall die anscheinendhöchst trendbewussten Buchstaben DIY, alsodo it yourself – mach es selber!
Etwas selber machen – das ist ja wirklichmehr als basteln. Das ist für mich auch eineAbsage an den Konsum. Es ist Selbstwirk -samkeit – und immer wieder künstlerischeSchöpfung. Wenn man es so nennen will, istSelbermachen wie eine Therapie für mich.Ich brauche das. Um glücklich zu sein, müssen mein Geist und meine Hände in Bewegung bleiben.
Ich gehe durch den Wald und betrachtedie abgefallenen Äste auf dem Boden. Inihnen sehe ich Tiere und Wesen – meineTochter Olivia und ich nennen sie «Stock-männer». Einmal auf die Idee gebracht, kannjeder solche Wesen finden, und jeder wird andere ent decken als ich.
Damit das Selbermachen für mich heil-sam ist, muss es aber unabhängig vom Er-
gebnis bleiben. Wenn ich also schon eineStunde an einem Stock geschnitzt habe undmir dann die Nase meines Waldgnoms ab-bricht, muss ich improvisieren können undes vielleicht eine Eidechse werden lassen.Oder ich werfe den Ast einfach zurück inden Wald. Das Ergebnis ist nicht das, worumes geht. Die Schönheit findet sich meist ohnehin im Zufall. Dem muss man vielRaum geben.
Wir nehmen ein paar Äste mit, und sieliegen später auf unserer Terrasse – bei denvielen gesammelten Steinen. Sie sind fürmich eine kleine Verheißung, eine Möglich-keit. Und wenn ich zu lange zögere, werdensie unweigerlich in der Biotonne landen oderim Feuer – ich habe ja auch noch einenMann, der Ordnung liebt, und einen Sohn,der sehr gerne Stöcke wirft. Aber das istdann auch gut, denn es wird sich immer wieder etwas Neues finden – sehr vielessogar! �
Stocktiere
Meine Stockgiraffen sind aus trockenem Nadelholz, das ist schön weich und hat vieleVerästelungen. Man kann auch mal etwas anbauen, indemman mit einem spitzen Schnitzmesser einLoch vorbohrt und ein angespitztes Stöck-chen einleimt. Aber mich stört es nicht, wennmeine Giraffen nur drei Beine haben. Ange-malt haben Olivia und ich sie mit Acylfarbe.
Mehr über die Autorin und Illustratorin Birte Müller
finden Sie unter: www.illuland.de
FREUDE AM SELBERMACHENvon Birte Müller
10_11_atempo_01_2019.qxp_a tempo 2016neu 15.11.18 17:12 Seite 1
märz | 2019
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4 / 15 quer130 x 98 mm
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Kleinanzeigen können online unter www.a-tempo.de aufgegeben werdenoder per E-Mail an: [email protected]
Zahlungsmöglichkeiten• per Einzugsermächtigung• per Überweisung
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Herausgeber
Jean-Claude Lin
für die Verlage
Freies Geistesleben und Urachhaus
Landhausstraße 82
70190 Stuttgart
www.geistesleben.com
www.urachhaus.com
Redaktion
Maria A. Kafitz | Jean-Claude Lin
Landhausstraße 82
70190 Stuttgart
www.a-tempo.de
Ansprechpartner
Anzeigenservice
Christiane Woltmann
Telefon 07 11 – 2 85 32 34 | Fax 07 11 – 2 85 32 11
Satz und technische Details
Maria A. Kafitz
Telefon 07 11 – 2 85 32 20 | Fax 07 11 – 2 85 32 10
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