21.03.11Prof. Dr. Robert1 Politische Parteien, und Globalisierung Auf der Suche nach...
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21.03.11 Prof. Dr. Robert 1
Politische Parteien,
und Globalisierung
Auf der Suche nach Neuorientierung!
21.03.11 Prof. Dr. Robert 2
Industriegesellschaft und Massengesellschaft sind Zwillinge. Zu diesen Zwillingen gehören politische
Parteien.
Doch die Industriegesellschaft ändert sich.
Eine Ursache ist die Globalisierung.
Von der „Ersten“ zur „Zweiten“ Moderne!
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Was ändert sich?
Der Territorialstaat gerät ins Wanken. Die klassische Nationalökonomie wird zur
Weltwirtschaft. Die „diamantförmige“ Struktur von Arbeit,
Geschlecht, Familie und Generationen bricht auseinander.
Tradition und Natur als vorgegebene Bedingungen menschlicher Existenz gehen verloren.
21.03.11 Prof. Dr. Robert 4
Was bedeutet das für die Parteien?
Parteien verlieren einen Teil ihres Bezugs-rahmens, weil sie in erster Linie auf den Territorialstaat fixiert sind.
Parteien als zentrale Elemente des politischen Systems verlieren an Fähigkeit zur „autorita-tiven Setzung von Werten“.
Parteien sind nicht mehr omnipotent. sondern zunehmend impotent (?)
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Was ist überhaupt eine politische Partei?
Parteien sind Mittel zum Zweck. Und es gibt nur einen Zweck: Die Macht!
Parteien sind Zusammenschlüsse von Bürgern, die derselben Meinung sind.
Parteien sind Gruppierungen gleichgesinnter Bürger, die sich die Durchsetzung gemeinsamer politischer Vorstellungen zum Ziele gesetzt haben.
Parteien sind organisierte Meinung..
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Merkmale zur Bestimmung von Parteien
OrganisationOrganisation
Mitglieder
Zielvorstellungen
Werte
Macht
Interessen
Policy-Dimension
InhaltPolitics-Dimension
Prozess Polity-Dimension
Struktur
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ParteiendefinitionParteiendefinition
Eine Partei ist eine auf Dauer angelegte Vereinigung politisch-programmatisch gleichgesinnter
Menschen, die mit Hilfe der Teilnahme an Wahlen
Regierungsgewalt auf Zeit zu erringen sucht.
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Parteien im politischen System der Bundesrepublik I
Parteien haben im politischen System der Bundesrepublik politisch und rechtlich eine
starke Stellung:
Sie sind im Grundgesetz verankert.
Sie sind aber keine Verfassungsorgane wie z.B. der Bundestag.
Sie wirken lediglich (?) an der politischen Willensbildung des Volkes mit.
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Funktionen politischer Parteien
Die Funktionen politischer Parteien lassen sich abstrakt und scheinbar zeitlos unveränderlich wie
folgt beschreiben: Artikulation politischer Vorstellungen und Interessen, Aggregation und Integration politischer Zielsetzungen, Aufstellung und Verabschiedung von Programmen, Politische Aktivierung von Bürgerinnen und Bürgern, Heranbildung einer „politischen Elite“, Aufstellung von Wahlbewerberinnen und Wahlbewerbern, Führung von Wahlkämpfen und Wahrnehmung von Regierungsaufgaben bzw. Kontrolle und
Kritik von Regierungen.
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Parteien sind stets Ausdruck spezieller gesellschaftlicher Konfliktlagen.
Damit ändern sich auch die Funktionen von Parteien.
Nachlassende Parteienkonzentration bei Wahlen verweist auf ein sich wandelndes
gesellschaftliches Umfeld.
Parteien im politischen System der Bundesrepublik II
21.03.11 Prof. Dr. Robert 11
Ergebnisse der Bundestagswahlen – Zweitstimmen – und Wahlbeteiligung – Angaben in Prozent
01020
3040506070
8090
100
1949
1953
1957
1961
1965
1969
1972
1976
1980
1983
1987
1990
1994
1998
2002
2005
2009
SPD CDU CSU
FDP GRÜNE PDS/Linkspartei
Wahlbeteiligung
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Konfliktmuster des bundesdeutschen Parteiensystems in den 1950er und 1960er Jahren
Religiös-kirchlich gebunden
Nicht-kirchlich gebunden
Arb
eitn
ehm
er-
und
gew
erks
chaf
tlic
h or
ient
iert
Bürgerlich-
mittelständisch-
freiberuflich orientiert
(Zentrum)
SPD
CDU/CSU
FDP
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Konfliktmuster des bundesdeutschen Parteiensystems in den 1970er und 1980er Jahren
Materialistische alte Politik
Postmaterialistische neue Politik
Lin
ks o
rien
tier
te
Pol
itik
Rechts orientierte
Politik
SPDCDU/CSU
FDP
Grüne
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Sinus-Milieus in Deutschland 2006
21.03.11 Prof. Dr. Robert 15
Konfliktmuster des bundesdeutschen Parteiensystems unter dem Vorzeichen von Globalisierung
Sozial-libertäre Politik
Neoliberal autoritäre Politik
Marktfreiheit
Soz
iale
Ger
echt
igke
it
Libertarismus
Autoritarismus
Altes Hauptgebiet der Parteienkonkurrenz
Neues Hauptgebiet der Parteienkonkurrenz
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Konkrete Herausforderungen der politischen Parteien durch Globalisierung betreffen ...
erstens ihre Verankerung in der Gesellschaft und daraus resultierend ihre innere Organisation und Festigkeit,
zweitens ihre Akteursqualität und
drittens ihre inhaltlich programmatische Antwort auf Globalisierung.
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1. Verankerung der Parteien in Gesellschaft und Staat
Kriterien:
• Mitgliederzahlen - stark sinkend
• Parteienidentifikation - schwindend
• Parteien und Wähler - Wechsel-, Stimmungswähler
• Parteien und Staat - Parteienfinanzierung
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1a. Verankerung der Parteien in der Gesellschaft - Mitgliederzahlen
0
500.000
1.000.000
1.500.000
2.000.000
2.500.000
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
CDU CSU SPD FDP B90/Grüne PDS/Linkspartei
1a. Verankerung der Parteien in der Gesellschaft – Mitgliederzahlen 2009/10
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1b.Verankerung der Parteien in der Gesellschaft – Parteienidentifikation,
Nichtwähler und Wechselwähler Die Zahl der Nichtwähler hat sich in den vergangenen
15 Jahren nahezu verdoppelt. Die Wahlbeteiligung ist nicht nur bei Europa- und
Bundestags-, sondern auch bei Kommunal- und Landtagswahlen rückläufig.
Die Zahl der Wechselwähler steigt. Der Wechselwähler mutiert zum Stimmungs-wähler.
Immer mehr führen globalisierungsbedingte Milieuumstrukturierungen, Individualisierung und gesellschaftliche Desintegration zu einem
veränderten Wählerverhalten.
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1c.Verankerung der Parteien in der Gesellschaft – Stärkung radikaler Parteien???
Mögliche Erklärungen:
• rationale Protestwahl
• ideologische Bekenntniswahl
• Hypothese „Modernisierungsverlierer“
Globalisierung ist nicht nur ein angstbesetztes Thema, sondern hat auch sehr unterschiedliche
Auswirkungen auf die Bevölkerung.
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1d.Verankerung der Parteien in der Gesellschaft Parteienfinanzierung – Einnahmen 2008
Einnahmen aus CDU SPD FDP Grüne Linke CSU
Mitgliedsbeiträgen 41.626 46.651 7.181 5.666 9.873 9.564
Mandatsträgerbeiträgen 18.072 22.183 2.332 5.530 2.385 3.314
Spenden von natürlichen Personen 13.586 10.328 6.442 3.417 2.148 11.120
Spenden von juristischen Personen 7.526 2.668 2.687 491 109 6.389
Unternehmenstätigkeiten / Beteiligungen
0 11.906 93 1 0 234
Veranstaltungen / Vertrieb 15.741 14.228 2.388 713 189 7.392
Staatlichen Mitteln 43.593 43.488 10.138 10.209 9.465 11.280
Sonstigem Vermögen 6.982 10.687 446 481 484 1.007
Sonstigen Einnahmen 849 5.367 215 860 528 217
Gesamteinnahmen 147.979 167.508 31.925 27.372 25.184 50.522
21.03.11 Prof. Dr. Robert 23
2. Parteien und Akteursqualität2a. Strukturwandel von Parteien
„Herkömmliche Parteien“
z.B. Volksparteien, Programmparteien,
Massenparteien, Klassenparteien
„Neue Parteien“
Entwicklung zu ...
Fraktionsparteien
Kartellparteien
Medienparteien
Bewegungsparteien
Omnibusparteien
Projektparteien
Untere Ebene
„Einfache“ zahlende Mitglieder,Besuch von Parteiveranstaltungen
Symphatisanten
Mittlere Ebene
Ehrenamtliche Repräsentanten und Mandatsträger
Führungsebene
Hauptberufliche Repräsentanten, Mandatsträger, Spitzenpolitiker
versus
Misch
formen
– med
iale V
erkn
pfu
ngen
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2b. Parteien und Akteursqualität - territorialstaatlichen Fixierung von Parteien
?
? ?
?
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2c. Parteien und Akteursqualität- „Überstaatliche“ Zusammenarbeit
Möglichkeiten:
Kontakte
Kooperationen
Integration
Weltweite überstaatliche Zusammenarbeit
Zusammenarbeit auf europäischer Ebene
Anfänge der Kooperation im 19. JahrhundertKooperation der Parteien in und für Europa nach dem
Zweiten WeltkriegEuropäische Direktwahlen und Parteienbünde
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2d. Parteien und „überstaatliche“ Zusammenarbeit - eine Zwischenbilanz
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Parteien spielt sich vor allem auf europäischer Ebene ab.
Die europäischen Parteienföderationen haben bislang den Territorialstaat als politisches Referenzsystem nicht verdrängen können.
Die parteiendemokratisch verfasste Herrschaftsstruktur auf europäischer Ebene nimmt parallel zur Stärkung des Europäischen Parlaments zu.
Eine organisatorische Antwort auf die Globalisierung, die über die Europäische Union hinausgeht, haben die Parteien bislang nicht gefunden.
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3. Inhaltlich-programmatische Reaktionen 3. Inhaltlich-programmatische Reaktionen der Parteien auf Denationalisierungder Parteien auf Denationalisierung
Anerkennung der Globalisierung durch ein „universalistisches“ Lager Ablehnung der Globalisierung durch ein „fragmentierendes“ Lager
Vier Reaktionsweisen der Parteien in Deutschland:
1. eine „braune“, protektionistische Antwort
2. eine „schwarze“, marktliberale Reaktion
3. eine „rote“ Version, die sich um die Eindämmung der sozialen Kosten bemüht
4. eine „grüne“, auf Nachhaltigkeit zielende Version
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3a. Inhaltlich- programmatische Reaktionen der Parteien auf Denationalisierung - Graphik
Grüne Version
Schwarze Version
Rote Version
Braune Version
Nachhaltiges Wirtschaften
Freie
Marktwirtschaft
Nationale
Gesellschaft
Homogene Gesellschaft
Parteien
Umweltschutz
Wettbewerb
Sozialstaat
Ethnie
CDU/CSU
FDP
SPD
B 90/Grüne
Rechte
Universalistische < Spannbreite > Fragmentierende Reaktionsweise Reaktionsweise
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Globalisierung: Ende nationaler Parteien? - Thesen
Globalisierung bedeutet nicht das Ende nationalstaatlich-territorialstaatlich gebundener Parteien.
Globalisierung bedeutet aber den Zwang zu einer Veränderung des politischen Referenzsystems der Parteien.
Globalisierung bedeutet eine erhebliche Funktionserweiterung der Parteien.
Globalisierung bedeutet gleichzeitig ein Nachlassen der Omnipotenz von Parteien.
Globalisierung bedeutet eine Stärkung der Parteispitze und eine Schwächung der Parteibasis.
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