24116 Magazin de Druck - Green Cross Schweiz · schäftigten sich seit Beginn der Erforschung der...

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Green Cross Schweiz Suisse Svizzera März 2004 Magazin Gesunde Ernährung in kontaminierten Gebieten Senkung der radioaktiven Belastung Thema Report Sozialmedizin Ethik gesucht gegen die Zerstörung von demokratischen Grundwerten und der Umwelt Standpunkt

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  • Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ SvizzeraMärz 2004

    Magazin

    Gesunde Ernährung in kontaminierten GebietenSenkung der radioaktiven Belastung

    Thema

    Report Sozialmedizin

    Ethik gesucht gegen die Zerstörung von demokratischen Grundwerten und der Umwelt

    Standpunkt

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  • 2 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Impressum

    Das Magazin von Green Cross Schweizerscheint 4-mal jährlichAuflage: 18000 deutsch; 4000 französisch

    Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe:Christina Bigler, Leiterin InternationalesSozialmedizin-ProgrammNathalie Gysi, GeschäftsleiterinDr. Stephan Robinson, Leiter InternationalesAbrüstungs-Programm

    Konzept, Redaktion: Life Art & Cash, Agenturfür Kommunikation und Kultur GmbH, ZürichKorrektorat: Heidi Hohl, FrauenfeldÜbersetzung: USG-Co-Text AG, ZürichLayout, Produktion: Ender CI Kommunikation ASW, BalgachLithos: mit Unterstützung durch Seelitho AG, Arbon/TGDruck (100%-Recycling-Papier):RVA Druck und Medien AG, Altstätten

    Herausgeberin

    Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ SvizzeraFabrikstrasse 17CH-8005 Zürich+41 (0)43 499 13 13+41 (0)43 499 13 14 [email protected]

    Spenden-Konto 80-576-7

    Editorial

    Zehn Jahre Green Cross

    Liebe Leserin

    Lieber Leser

    Zwei Grossanlässe prägten das Jahr 2003: die Zehn-

    jahresfeier von Green Cross weltweit mit Michail Gor-

    batschow in Zürich und das internationale Politforum

    zur Chemiewaffenabrüstung in Genf, welche der dies-

    bezüglichen internationalen Zusammenarbeit neuen

    Aufschwung gab.

    Die intensive Informationsarbeit von Green Cross in

    der Schweiz und ihre Mediation vor Ort zur Vernich-

    tung der Chemiewaffen in Russland sind auf fruchtba-

    ren Boden gefallen. Am 28. Januar 2004 wurde in Mos-

    kau das bilaterale Abkommen zwischen der Schweiz und

    Russland zur Unterstützung der russischen Chemiewaf-

    fenabrüstung unterzeichnet.

    Im neuen Jahr werden alle Abrüstungsprojekte in den

    Bereichen konventionelle, nukleare und Chemiewaffen

    weitergeführt. Auf den im 2003 durchgeführten theo-

    retischen Teil der Ausbildung «Umweltfreundliches

    Militärbasen-Management» für russische Armeeange-

    hörige folgt im zweiten Quartal 2004 der praktische Teil

    im Feld.

    Im sozialmedizinischen Programm werden einerseits

    besonders erfolgreiche und nachhaltig angelegte Pro-

    jekte wie das Mutter- und Kindprojekt mit den

    Mütterclubs in den von Tschernobyl kontaminierten

    Gebieten (siehe Report Sozialmedizin) weitergeführt

    und andererseits neue Projekte wie die Unterstützung

    der Kindergärten in den russischen Chemiewaffen-

    gebieten angegangen.

    Im 2004 feiert Green Cross Schweiz zusammen mit

    vier weiteren nationalen Green-Cross-Organisationen

    den zehnten Geburtstag. Dieses Jubiläum bietet Gele-

    genheit für einen ausführlichen Rückblick, Diskussion

    des Erreichten und Darstellung unserer langfristigen

    Ziele.

    Freundliche Grüsse

    Dr. Gianni Berner

    Präsident des Stiftungsrates

    Inhalt

    2 Editorial Zehn Jahre Green Cross

    3 Report Sozialmedizin Weissrussland:

    Markante Senkung der radioaktiven Belastung

    bei Mensch und Natur in Koiniki

    4 Report Abrüstung Trainingsseminar:

    Russische Journalisten werden zu

    Nuklearfragen geschult

    5 Leitthema Über die Kunst der gesunden

    Ernährung in kontaminierten Gebieten:

    Wie messen, entgiften und zubereiten?

    8 Green Cross intern Neues Magazin:

    «The Optimist» verbindet

    Webseite: Jetzt online spenden

    Neuer Präsident der Parlamentgruppe

    9 Service Green Cross Schweiz begrüsst

    das zwanzigtausendste Mitglied

    Borschtsch: Typisches Rezept aus der Ukraine

    ProfiTEL: Sie sparen beim Telefonieren.

    Und wir profitieren davon.

    11 Standpunkt Ethik gesucht gegen die Zerstörung von

    demokratischen Grundwerten und der Umwelt

    Titelbild: Feier des traditionellen weissrussischenFestes «Die Erde erwacht» an Ostern im Mutter- und Kind-projekt. Die Kinder lassen Eier von einer schrägen Platteherunterrollen. Wessen Ei am weitesten rollt, den erwartet im kommenden Jahr Glück und Erfolg.

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  • 3 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Report Sozialmedizin

    Der Club «Vertrauen» mit 286 aktiven Mit-

    gliedern des Dorfes Koiniki im ökologischen

    Reservat Polesse in der verseuchten Region

    Gomel wurde 1999 ins Leben gerufen. Auf

    Grund von Workshops und Schulungen im

    Umgang mit radioaktiv belasteten Lebens-

    mitteln und dem Vermitteln von spezifischen

    Anbaumethoden engagieren sich alle Mitglie-

    der zur Verbesserung ihrer Lebenssituation.

    Dies bedeutet für alle einen enormen Einsatz,

    Selbstdisziplin und die Bereitschaft zu Verhal-

    tensänderungen. Angefangen bei der Berück-

    sichtigung von mikroökologischen Faktoren

    in den Wohnungen (Temperatur, Frischluft,

    Krankheitserreger usw.) zur Verbesserung der

    Gesundheit ihrer Kinder über die stetige Mes-

    sung der Radioaktivität bei allen Nahrungs-

    mitteln bis hin zur richtigen und aufwändigen

    Zubereitung der jeweiligen Mahlzeiten.

    Gute Werte bei den EsswarenMit Erfolg! Im 2002 durchgeführte

    Radioaktivitätsmessungen bei 169 Nahrungs-

    proben, die im Gebiet Koiniki angebaut und

    zubereitet wurden, zeigen, dass bei 2/3 der

    getesteten Proben der Anteil an Cäsium-137

    die maximal erlaubte Konzentration nicht

    überschritten wurde. Ausnahmen waren 12

    Milchproben (gekauft auf dem Markt) –

    Grenzwert um 7,1 % überschritten, 6 Kartof-

    felproben aus den Gärten von Dorfeinwoh-

    nern – 3.55 % Überschreitung, 28 Pilzproben

    aus den nahe gelegenen Wäldern – 16.56 %,

    19 Waldbeerenproben – 11.24 % und einer

    Gartenbeerenprobe – 0.59 % (Grafik 1).

    Noch erfreulicher sind aber die gesunkenen

    Werte bei den Clubmitgliedern!

    Die «Vertrauen»-Clubmitglieder, Einwoh-

    ner des Koiniki-Gebietes, wurden mittels

    eines speziellen Messgerätes auf die Ansamm-

    lung von Radionukliden in ihren Körpern

    untersucht. Das Durchschnittsniveau der

    aufgenommenen Radionuklide war bei den

    236 getesteten Clubmitgliedern im 2002 bei

    16.7 Bq* pro kg Körpergewicht und die Werte

    bewegten sich zwischen 0.0 bis 81 Bq/kg. Die

    zugelassene Grenze für Kinder liegt bei

    50 Bq/kg und für Erwachsene bei 75 Bq/kg!

    Die Vergleichsanalyse zeigte eine dreifache

    Senkung der Belastung mit Radionukliden

    im Vergleich zu 2000 und zweifache im Ver-

    gleich zu 2001 (Grafik 2).

    Richtige Zubereitung derNahrungsmittel entscheidend

    Der Club «Gesundheit» mit 153 Mit-

    gliedern wurde im Jahr 2000 im Dorf

    Skorodnoie im Yelsk-Gebiet der Gomel-

    Region gegründet. Das Dorf befindet sich

    in einem Gebiet, wo die Vergiftung mit

    Cäsium-137 15 Ci/km2 ** erreicht, also

    gleich wie in Koiniki, jedoch auf Grund

    der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit

    die Radionuklide von den Pflanzen verstärkt

    aufgenommen werden.

    Ein Club-Treffen galt der Messung der

    Radioaktivität bei den Menschen, in den Nah-

    rungsmitteln und im Boden der nahe gelege-

    nen Wälder. Unter Aufsicht der verantwort-

    lichen Person für Strahlenmessung Valentina

    Iwanowa haben die Clubmitglieder an 50

    Orten im Wald die Radioaktivität gemessen.

    Die am meisten kontaminierten Orte wurden

    mit Absteckpfosten markiert. Es gilt zu ver-

    hindern, dass die Bewohner ihre Rinder dort

    weiden lassen, Gras für Heu schneiden oder

    Beeren und Pilze sammeln. Mit der Unter-

    stützung von Green Cross Belarus werden

    auch die Bewohner in diesem Dorf auf

    niedrigere Werte kommen.

    Bei 10 % der Bevölkerung vonSkorodnoe über 150 Bq/kg registriert

    Die Ergebnisse der Messung des Radionu-

    klidbestandes in den Körpern der Dorfbe-

    wohner sind in der Grafik 2 dargestellt.

    Wie auf der Abbildung ersichtlich, ist der

    Cäsium-137-Bestand bei den Skorodnoie-

    Einwohnern viel höher als der bei der Koini-

    ki-Bevölkerung. Trotz dem rückgängigen

    Radionuklidbestand im Körper wurde bei

    10 % der Bevölkerung immer noch ein Niveau

    von über 150 Bq/kg registriert. Gemäss den

    Ergebnisanalysen dürften mehr als 80 % der

    Nahrungsmittel Milch, Rindfleisch, Wurzel-

    gemüse und fast 100 % der Waldbeeren und

    Pilze wegen des hohen Cäsium-137-Bestands

    nicht ohne eine der Situation angepassten

    Zubereitung konsumiert werden. Der stärke-

    re Rückgang des Radionuklidbestandes im

    Körper bei den Clubmitgliedern aus dem Koi-

    niki-Gebiet während den Jahren 2001 und

    2002 ist auf ihr Engagement und die Beach-

    tung der Ernährungsregeln zurückzuführen.

    Sie bereiten die Nahrungsmittel richtig zu,

    indem sie die meisten verseuchten Teile

    entfernen, den fettreichen Anteil vom konta-

    minierten Rest der Milch abtrennen, Pilze und

    Wurzeln salzen und einlegen.

    Christina Bigler

    Grafik 1: Grenzwertüberschreitung in Prozent

    bei den Nahrungsmitteln, hergestellt oder

    gesammelt im Koiniki-Gebiet 2002.

    Grafik 2: Radioaktive Belastung bei den

    Einwohnern von Koiniki und Skorodnoe.

    * Erklärung des Begriffes Becquerel auf Seite 7.

    ** In Zonen zwischen 15 Ci/km2 und 40 Ci/km2

    ist der Verbrauch und Verkauf von landwirtschaft-

    lichen Produkten eingeschränkt. Zonen über

    40 Ci/km2 dürfen auf Dauer nicht bewohnt werden.

    1 Ci/km2 entspricht 37 000 Bq pro m2, Erklärung

    des Begriffes Becquerel (Bq) auf Seite 7.

    Weissrussland: Markante Senkung der radioaktivenBelastung bei Mensch und Natur in Koiniki

    0

    50

    100

    150

    200

    2502000

    Koiniki

    Nuk

    liden

    Bq/

    kg K

    örpe

    rgew

    icht

    Skorodnoe

    48,630,1

    16,7

    211,4

    182,6

    89,5

    20012002

    0

    5

    10

    15

    20

    7,1

    3,55

    16,5

    11,24

    0,59

    Esswaren

    KartoffelnMilch

    PilzeWaldbeerenGartenbeeren

    in %

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  • 4 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Report Abrüstung

    Trainingsseminar: Russische Journalisten werden zu Nuklearfragen geschult

    Russische Naturwissenschaftler be-

    schäftigten sich seit Beginn der

    Erforschung der Atome mit deren che-

    mischen und physikalischen Grund-

    lagen. Nicht zuletzt verdanken wir

    dem russischen Chemiker Dmitri

    Mendeleyew eine zeitlos berühmte

    Zusammenstellung der Atom-Eigen-

    schaften: das Periodensystem von

    1869. Auf Grund dieser wissenschaft-

    lichen Erfahrungen entwickelte die

    Sowjetunion bald nach dem ersten

    Atombombenabwurf die erste eigene

    Atombombe.

    10 Atomkraftwerke liefern bisheute Strom

    Die Sowjetgeschichte war geprägt

    durch die Überzeugung, gesellschaftli-

    che Probleme mit technologischen

    Lösungen bewältigen zu können.

    Diesem Enthusiasmus entsprechend

    wurden in den Jahrzehnten nach

    dem «Grossen Vaterländischen Krieg»

    (Zweiter Weltkrieg) auch verschie-

    denste Anwendungen der Kernphysik

    sehr stark gefördert. Auf der mili-

    tärischen Seite erbrüteten 17 Brut-

    reaktoren das Waffenplutonium für

    tausende von sowjetischen Atombom-

    ben. 969 von diesen Sprengköpfen

    wurden in 715 Tests erprobt. Weitere

    124 Kernexplosionen dienten zivilen

    Zwecken wie der Erzförderung, der

    Löschung von Gas- und Ölbränden,

    der Erhöhung des Ertrags von Öl- und

    Gasfeldern, dem Aushub von Kanälen

    und Dämmen und geologisch-seismi-

    schen Untersuchungen. 10 Atomkraft-

    werke mit 30 Blöcken liefern bis

    heute den Strom Russlands. Zudem

    verfügte die zivile und militärische

    Flotte der Sowjetunion über total

    254 nuklearbetriebene Schiffe und

    Atom-U-Boote.

    Geheimhaltung Trotz den riesigen Ausmassen der

    Atomindustrie, die sich über die ganze

    Sowjetunion ausdehnte, war dies dem

    normalen Sowjetbürger wenig be-

    kannt. Jegliche Forschung und Ent-

    wicklung der Atomindustrie unterlag

    der Geheimhaltung. Bürgerinnen und

    Bürger erhielten höchstens von Zeit zu

    Zeit einen Einblick, wenn die Presse

    über die Indienststellung eines neuen

    Atom-U-Bootes oder über erfolgrei-

    che Atomtests informierte. Beispiels-

    weise wurde die nukleare Kontamina-

    tion der Gebiete um Mayak, die ver-

    gleichbare Dimensionen mit Tscher-

    nobyl hat, erst in den letzten 15 Jahren

    bekannt.

    Wirtschaftlicher Druck bewirkt Ausbau der Kernenergienutzung

    In den letzten Jahren hat auch

    in Russland eine gesellschaftliche

    Diskussion über den Sinn einer

    Atomindustrie begonnen. Auf der

    einen Seite steht ein äusserst mächtiges

    Atom-Ministerium, das wenig Kon-

    trolle untersteht, aber auch unter

    einem enormen wirtschaftlichen

    Druck steht, seine 1,15 Millionen

    zum Teil höchstspezialisierten Mitar-

    beiter ernähren zu können. Diesem

    wirtschaftlichen Druck folgend, be-

    treibt das Ministerium eine Politik des

    massiven Ausbaus der Kernenergie-

    nutzung, des Exports von Nuklear-

    technologien in andere Länder sowie

    des Imports von Atommüll. Auf der

    anderen Seite widersetzt sich eine

    ganze Reihe von oft lokalen, radikalen

    Organisationen lautstark diesen Plä-

    nen.Was deren vereinigte Anstrengun-

    gen bewirken können, zeigte der erste

    grosse Punktsieg mit ihrem nur in

    letzter Minute juristisch abgewürgten

    Referendum gegen Atommüllimport.

    Die öffentliche Meinung schwankt

    weiterhin zwischen dem unbegrenzten

    Glauben an den Segen jeglicher Tech-

    nologie und emotionalen, aber erfolg-

    losen Protesten.

    Trainingsseminar für JournalistenGreen Cross Russland verfolgt seit

    Jahren das Ziel, die langsam einsetzen-

    de Debatte in der russischen Gesell-

    schaft in eine möglichst konstruktive

    Richtung zu lenken. Ein grosses Hin-

    dernis dabei ist jedoch das Fehlen

    umfassender und unabhängiger Infor-

    mationen zum Thema. Nachdem im

    letzten Jahr eine Webseite mit Grund-

    lageninformation erstellt wurde (siehe

    unten), organisiert Green Cross Russ-

    land diesen Frühling zwei spezielle

    Trainingsseminare für Journalisten.

    Zeitungen sind ein wichtiges Medium

    in diesem Land, viele Artikel werden

    ausgeschnitten, aufbewahrt, weiterge-

    geben und man ereifert sich oft darü-

    ber. Journalisten haben eine wichtige

    Multiplikatorenfunktion in Gesell-

    schaftsdiskussionen. Fundierter Jour-

    nalismus ist Grundlage für konstrukti-

    ve Diskussionen, weshalb den Journa-

    listen in den Seminaren Grundlagen

    und Informationen zu verschiedens-

    ten Nuklearfragen in konzentrierter

    Form geliefert werden, die sonst nur

    schwierig erhältlich sind. Die Exper-

    ten, die den Kurs leiten, rekrutieren

    sich sowohl aus dem Atomministe-

    rium wie auch aus Kreisen, die der

    Nuklearindustrie kritisch gegenüber

    stehen. Ein Eindruck aus dem Kurs

    wird in einem der nächsten Magazine

    gegeben.

    Dr. Stephan Robinson

    Informationen zu Nuklearfragen in Russ-

    land sind erhältlich für Leser unter:

    www.greencross.ru/nuclear/Index.htm

    Kontrollraum in

    einem russischen

    Atomkraftwerk.

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  • 5 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Thema

    Wichtige Standbeine der Mutter-und Kindprojekte sind die ökolo-gischen Clubs in den Dörfern unddie ökologischen Weiterbildungs-kurse in Sanatorien zur Verbes-serung der Lebenssituation.

    Von Christina Bigler

    Mutter- und Kindprojekte in Weissrussland:

    Über die Kunst der gesunden Ernährung in kontaminierten Gebieten: Wie messen, entgiften und zubereiten?

    Es geht um Ausbildungsarbeit zur

    Erlernung der Entgiftung von Nah-

    rungsmitteln und präventiven Metho-

    den für eine gesunde Ernährung:

    – Methoden einer angepassten Land-

    wirtschaft

    – Prüfmethoden der Nahrungsmittel

    auf ihre Verseuchung

    – Methoden einer angepassten Bear-

    beitung und Zubereitung von Nah-

    rungsmitteln

    – Methoden zur Körperentgiftung

    und Präventivmassnahmen zur

    Stärkung des Immunsystems.

    Im Jahr 2002 besuchten 267 Eltern

    und 286 Kinder das Ausbildungspro-

    gramm der ökologischen Schule

    im Sanatorium «Kleine Weissrussin»,

    7 km von Minsk entfernt.

    Spielerisches Programm«Schneeglöckchen» für Kinder

    Zur Vermittlung von ökologischen

    Zusammenhängen für Kinder wurde

    ein Programm namens «Schneeglöck-

    chen» entwickelt. Es beinhaltet die

    Grundlagen der Ökologie in Form

    von Spielen, Bildern, Wettbewerben,

    Zeichnungen und handgemachten

    Gegenständen. Dazu gehören auch

    Veranstaltungen unter anderem über

    Pflanzenhaltung, Blumen binden

    oder die Aktion «Halte den Wald sau-

    ber».

    Die Eltern werden in Vorlesungen

    und Einzelgesprächen geschult. Sie

    lernen den Radionuklidbestand

    sprich die Radioaktivität im Körper,

    in den Gemüsegärten, in der Umge-

    Mutterclub-

    Treffen: Weiss-

    russische Mütter

    lernen, wie die

    Nahrungsmittel

    zur Entgiftung

    zubereitet werden.

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  • 6

    bung und in den Nahrungsmittelpro-

    dukten zu messen und zu interpretie-

    ren. Zudem finden praktische Übun-

    gen statt, die den Einsatz angepasster

    landwirtschaftlicher Techniken und

    die Bearbeitung von Lebensmitteln

    mit dem Ziel einer maximalen Entgif-

    tung zum Thema haben.

    Dasselbe Wissen wird auch in den

    vier ökologisch ausgerichteten Clubs

    in den kontaminierten Regionen ver-

    mittelt.

    – Club «Vertrauen» mit 286 aktiven

    Mitgliedern des Dorfes Koiniki im

    ökologischen Reservat Polesse;

    – Club «Gesundheit» mit 153 Mitglie-

    dern des Dorfes Skorodnoie im

    Yelsk-Gebiet, Gomel-Region;

    – Club «Hilfe» in den Dörfern Polesse

    und Bolsuni im Tschetschersk-

    Gebiet und im Dorf Litwinowitsch

    im Korma-Gebiet;

    – Der «Braginski-Club» in Bragin in

    der Region Gomel.

    Hier ein Auszug des Unterrichts, wie

    in den Nahrungsmitteln der Gehalt an

    Radionukliden gesenkt werden kann.

    Es gelten folgende generelle Prinzipien:

    – Frühreife Pflanzensorten haben

    weniger Radionuklide als spätreife.

    – Je tiefer die Wurzeln in den

    Boden reichen, desto unbedenk-

    licher sind die Früchte.

    – Cäsium und Strontium sowie

    Bleiverbindungen sind in sauren

    Nahrungsmitteln verstärkt vor-

    handen und in sauren Lösungen

    gut löslich.

    – Cäsium, Strontium und Bleiver-

    bindungen sind auch im Wasser

    löslich.

    Zur Orientierung werden die maximal

    erlaubten Mengen von Radionukliden in

    Nahrungsmitteln aufgeführt:

    – Brot bis 80 Bq*/kg

    – Mehl, Grütze, Zucker bis 60 Bq/kg

    – Pflanzenfett bis 40 Bq/kg

    – Tierfett bis 100 Bq/kg

    – Wilde Beeren bis 185 Bq/kg

    – Gartenbeeren bis 70 Bq/kg

    – Konservierte Beeren 70 bis

    185 Bq/kg

    Entgiftung der Gurken, maximal

    erlaubte Menge bei 100 Bq/kg:

    – Überreife Gurken nicht

    konsumieren!

    – Gut waschen.

    – 1 bis 1,5 cm von beiden Enden

    abschneiden.

    – Beim Einlegen in Salzlösung wer-

    den 50 % der Radionuklide aus

    der Gurke herausgelöst.

    – Bitterkeit der Gurken ist kein Zei-

    chen von Verseuchung. Sie deutet

    auf ungleichmässiges Giessen

    und auf die Gurkensorte hin.

    Thema

    Entgiftung der Tomaten, maximal

    erlaubte Menge bei 100 Bq/kg

    – Gut waschen.

    – Stilansatz 1 cm tief herausschneiden.

    – Ins kochende Wasser tauchen, dann

    mit kaltem Wasser abschrecken und

    die Haut entfernen (blanchieren).

    Entgiftung der Karotten, maximal

    erlaubte Menge bei 80 Bq/kg:

    – Gründlich mit der Bürste waschen,

    besonders die kleinen Wurzel-

    ansätze mit dem Messer schälen;

    – 1 cm oben abschneiden.

    Entgiftung der Randen, maximal

    erlaubte Menge bei 100 Bq/kg

    – Erde und Dreck durch Waschen

    entfernen.

    – Ansatz für oberirdischen Pflanzen-

    teil 1 cm tief herausschneiden und

    die Wurzel wegschneiden.

    – Vorzuziehen sind die Sorten in

    Zylinderform (nicht Knollen).

    Entgiftung von Kohlsorten,

    maximal erlaubte Menge bei

    100 Bq/kg

    – Kohlrabi, Weisskohl, Blumenkohl,

    Rotkohl, Broccoli.

    – Die vier oberen Blätter und den

    Storzen entfernen.

    Entgiftung der Kartoffeln, maximal

    erlaubte Menge bei 100 Bq/kg

    – Gründlich mit der Bürste waschen,

    schälen und ‚Augen‘ heraus-

    schneiden.

    – In 2 %ige Salz- und 0,5 %ige

    Essiglösung für 2 – 4 Stunden ein-

    legen, danach Wasser abgiessen.

    Prof. Ludmilla

    Bortkewitsch,

    Leiterin des weiss-

    russischen Mutter-

    und Kindprojekts,

    bei der Vorbe-

    reitung der Ernäh-

    rungschulung.

    Radioaktivitäts-

    Mess-Station für

    Menschen.

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 6

  • 7 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    – Frisches Wasser dazugeben,

    kochen, nach 10 Min. Wasser

    abgiessen, erneut frisches Wasser

    dazugeben und fertig kochen.

    Pilze: Frische Pilze, Grenzwert

    bei 370 Bq/kg; getrocknete Pilze,

    Grenzwert bei 2500 Bq/kg:

    Vom Genuss des gelbbraunen Röh-

    renpilzes, des polnischen Reizkers und

    verwandter Arten wird abgeraten.

    Diese Pilzarten sind durch und durch

    verseucht und eine ausreichende Sen-

    kung der radioaktiven Belastung ist

    unmöglich.

    Eine weitere Gruppe wie gelber

    Pfifferling und schwarzer Milchling

    speichern Radionuklide sehr stark

    und müssen in Salzwasser eingelegt

    werden.

    Eine mittelstarke Speicherung von

    Radionukliden weisen herbstlicher

    Eierpilz, Steinpilz, Rotkappe und ge-

    wöhnlicher Täubling auf. Diese wer-

    den ebenfalls zuvor in Wasser eingelegt.

    Wie gewohnt zubereitet werden

    können folgende Pilze: Champignon,

    dorniger Stäubling, winterlicher Eier-

    pilz.

    Fleisch: Vom Wild-Konsum wie Reh,

    Hase, Wildschwein und Elch wird ganz

    abgeraten, da es am stärksten vergiftet

    ist. Auch Geflügel, Rind, Lamm und

    Schwein gelten grundsätzlich als ver-

    giftet, wobei aber folgende Entgiftungs-

    massnahmen möglich sind:

    – Flach klopfen und für

    4 – 6 Stunden in Marinade legen.

    – Im Salzwasser (0,2 %) kochen;

    Bouillon nicht konsumieren.

    – Tierische Bouillon ist nicht zu

    empfehlen.

    – Hackfleisch, Wurst, gebratenes

    und geräuchertes Fleisch sind

    stärker vergiftet.

    Milch: Maximal erlaubte Menge von

    Radionukliden:

    – Frische Milch 100 Bq/l

    – Kondensmilch 200 Bq/l

    – Käse 50 Bq/kg; Butter (aus

    Kuhmilch) 100 Bq/kg

    Entgiftung der Milch:

    Milch kann traditionell verarbeitet

    werden. Dadurch wird nur der fettreiche

    Anteil der Milch mit wenig Radio-

    nukliden weiter verarbeitet und die

    wässrige, stark kontaminierte Flüssig-

    keit weggegossen. Als Ergebnis:

    – Rahm – viermal niedrigere

    Belastung

    – Sauerrahm – viermal niedrigere

    Belastung

    – Hüttenkäse – sechsmal niedrigere

    Belastung

    – Käse – vier- bis sechsmal

    niedrigere Belastung

    – Butter – acht- bis zehnmal

    niedrigere Belastung

    – geschmolzene Butter – nachher

    neunzig- bis hundertmal

    niedrigere Belastung

    Man kann sich auf Grund die-

    ser Anleitungen vorstellen, welcher

    Mehraufwand so für die Zubereitung

    eines traditionellen Gerichts wie

    Borschtsch – siehe Kochrezept auf

    Seite 10 – entsteht.

    Doch obwohl die Zubereitung

    einer Mahlzeit in den verseuchten

    Gebieten für die Mütter schwierig und

    kompliziert ist, bewirkt das Einhalten

    dieser Regeln eine Senkung des Ra-

    dionuklidbestandes in den Nahrungs-

    mitteln um bis zu 95 %. Die Tatsache,

    dass ein grosser Teil der Pilze vergiftet

    und ungeniessbar ist, trifft die Frauen

    sehr. Denn in Weissrussland gehören

    Pilzmahlzeiten zur Kultur und sie sind

    sich von jeher gewohnt, die Pilze zu

    sammeln. Dies tun sie nicht nur

    wegen ihrer Tradition der Selbstver-

    sorgung, sondern auch aus Kosten-

    gründen.

    Ihre Spende für das Mutter- und Kindprojekt hilft den weissrussischen Müttern und Klein-kindern aus der Ausweglosigkeit

    In den Mutter- und Kindprojekten in Weissrussland

    erhalten die Mütter und ihre Kleinkinder wichtige medi-

    zinische und psychologische Betreuung, damit sie etwas

    aufatmen können.Ausserdem erlernen die Mütter in spe-

    ziellen Ernährungskursen, wie sie die radioaktive Belas-

    tung in den Nahrungsmitteln reduzieren können.

    Im Programm

    «Schneeglöck-

    chen» wird den

    Kindern erklärt,

    welche Pilze

    gesammelt wer-

    den dürfen.

    * Als radioaktiv wer-

    den Atome bezeichnet,

    die sich ohne äussere

    Einwirkung in andere

    Atome umwandeln,

    das heisst zerfallen

    und dabei charakte-

    ristische elektromag-

    netische Strahlung

    oder Teilchen aussen-

    den. Einheit für die

    Radioaktivität ist das

    Becquerel (Bq).

    1 Bq entspricht einem

    Zerfall pro Sekunde.

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 7

  • 8 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Green Cross intern

    Nationalrat Norbert

    Hochreutener wurde an der

    Stiftungsrats-Sitzung vom

    15. Dezember 2003 zum

    neuen Präsidenten der parla-

    mentarischen Gruppe Grü-

    nes Kreuz gewählt. Das lang-

    jährige Stiftungsrats-Mit-

    glied präsidierte die Gruppe

    bereits von 1995 bis 1999.

    Von 1999 bis 2003 war Alt-

    Nationalrat Rudolf Imhof

    Präsident. In dieser Zeit reichte er die Motion zur

    Förderung der Chemiewaffenabrüstung in Russ-

    land ein. Diese führte jetzt zur Unterzeichnung

    eines bilateralen Vertrags, in welchem die Schweiz

    die Chemiewaffenabrüstung in Russland mit

    einem Kredit von insgesamt 17 Mio. CHF (davon

    werden 15 Mio. CHF direkt vor Ort ausgegeben)

    unterstützt. Wir danken Herrn Imhof an dieser

    Stelle herzlich für sein grosses Engagement.

    Anfang Jahr lancierte Green Cross

    International das vierteljährlich er-

    scheinende Magazin «The Optimist».

    Übersetzt in acht Sprachen und er-

    hältlich in über 100 Ländern richtet

    sich das Magazin an Meinungsführer

    aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesell-

    schaft, Medien, Verantwortliche aus

    dem Bildungsbereich und der inter-

    nationalen Zusammenarbeit und Per-

    sonen, die sich mit nachhaltiger Ent-

    wicklung befassen.

    Das Magazin gibt Denkanstösse,

    wie menschliche Entscheidungen und

    Aktivitäten die Erde und unsere

    Gesellschaft nachhaltig verändern –

    im Guten wie zum Schlechten. «The

    Optimist» ist ein auf Visionen ausge-

    richtetes Medium und will Konven-

    tionen und festgefahrene Meinungen

    herausfordern. Es werden einerseits

    klar soziale, ökonomische und Um-

    welt-Gefahren thematisiert, anderer-

    seits liegt der Fokus auf der Vielfalt

    von Lösungen und Innovationen,

    welche im Reichtum der vielen Kultu-

    ren, in der Geschichte, in Technolo-

    gien und der Wissenschaft verborgen

    sind. In der ersten Ausgabe äussern

    sich unter anderem Michail Gorbat-

    schow zum Thema «ein neues Glas-

    nost – für unseren Planeten» und Shi-

    mon Perez in einem Artikel mit dem

    Titel «Die Natur kennt keine Grenzen

    – doch ist Zusammenarbeit möglich

    im Nahen Osten». Haben wir Sie neu-

    gierig gemacht? Dann bestellen Sie die

    Abonnement-Unterlagen mit der

    Antwortkarte, die dem Magazin bei-

    liegt.

    Am 28. Januar 2004 wurde in Moskau das bila-

    terale Abkommen zwischen der Schweiz und

    Russland zur Unterstützung der russischen Che-

    miewaffenabrüstung unterzeichnet. Dieses sieht

    eine Schweizer Unterstützung von 15 Millionen

    Schweizer Franken verteilt über die nächsten Jahre

    vor. Die Schweiz setzt sich damit, zusammen mit

    der Gruppe der G8-Staaten, für eine rasche Ver-

    nichtung von 40 000 Tonnen chemischen Kampf-

    stoffen ein. Diese Waffen sind nicht nur eine

    Bedrohung für die Lokalbevölkerung. Beispiels-

    weise reichen zwei gestohlene Artilleriegranaten in

    der Grösse einer Weinflasche aus, um im Falle

    eines Terroranschlages tausende bis zehntausende

    von Zuschauern eines Fussballspiels in wenigen

    Minuten umzubringen.

    Neues Magazin: «The Optimist» verbindet

    Neuer Präsident derParlamentgruppe

    Chemiewaffenab-rüstung: Abkommen zwischen der Schweizund Russland unter-zeichnet

    Seit anfangs Jahr sind wir in ein

    kleineres, dafür zentraler gelegenes

    Büro umgezogen. Die neue Adresse

    lautet:

    Green Cross Schweiz,

    Fabrikstrasse 17, 8005 Zürich

    Tel., Fax, E-Mail, Internet wie bisher.

    Wir sind umgezogen

    Jetzt onlinespenden

    Sie können neu auf unserer

    Webseite online spenden. Sie spa-

    ren damit bei Ihnen und bei Green

    Cross Schweiz administrativen

    Aufwand. Einfach auf www.green-

    cross.ch unter der Rubrik Stand-

    ort/Kontakt/Spenden auf den

    Spendenbutton clicken und mit

    Postcard, Visa oder Mastercard

    Ihre Spende überweisen. Herz-

    lichen Dank!

    wwwwww

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 8

  • 9 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Service

    Exklusiv fürMitglieder: derGreen-Cross-Pin

    Verleihen Sie Ihrem (und unse-

    rem!) Anliegen mehr Nachdruck. Zei-

    gen Sie sich solidarisch mit den

    Tschernobyl-Opfern. Stehen Sie ein

    für die weltweite Abrüstung und

    Sicherung des Friedens – mit dem

    exklusiven Green-Cross-Pin für unse-

    re Mitglieder.

    Bestellen Sie jetzt den Pin (ø15

    mm) zu Fr. 10.– plus Porto.

    Ziel erreicht«Jetzt bin ich komplett», sagte Sas-

    kia Akkermans aus Hombrechtikon

    ZH, als sie am 5. Februar 2004 Mit-

    glied bei Green Cross Schweiz wurde.

    Nachdem sie bei Greenpeace bereits

    die Umwelt und bei der Organisation

    «Vier Pfoten» Tiere unterstützt, woll-

    te sie unbedingt auch etwas für Kinder

    tun. Dieses Anliegen habe sich durch

    die Mitgliedschaft bei Green Cross

    Schweiz erledigt. Die zwanzigjährige

    Saskia Akkermans erhielt als zwanzig-

    tausendstes Mitglied von Green Cross

    Schweiz neben einem Blumenstrauss

    einen vietnamesischen Reishut und

    eine vierteilige Babuschka geschenkt.

    Sie stehen symbolisch für unsere Pro-

    jekte zugunsten der Opfer von Agent

    Orange in Vietnam und den Tscher-

    nobyl-Kindern in Osteuropa, die in

    radioaktiv und chemisch verseuchten

    Gebieten leben müssen. Auch Green

    Cross Schweiz freut sich, mit dem

    20 000sten Mitglied ein wichtiges

    langfristiges Ziel erreicht zu haben.

    Wir arbeiten seit Juli 2001 mit der

    europaweit tätigen Agentur Corris AG

    zusammen. Sie ist mit der Organisa-

    tion und Durchführung von Standak-

    tionen in der ganzen Schweiz beauf-

    tragt. Interessierte Strassenpassantin-

    nen und -passanten werden über die

    Green-Cross-Aktivitäten der Pro-

    gramme Sozialmedizin und Abrüs-

    tung in Osteuropa und Vietnam

    informiert und für die Green-Cross-

    Mitgliedschaft angefragt.

    Green Cross Schweiz begrüsstdas zwanzigtausendste Mitglied

    Von links nach rechts:

    Corris-Dialoger Beat Käser,

    Saskia Akkermans,

    Corris-Dialoger Marco

    Schwendener und Bettina

    Eichenberger. Green-Cross

    Mitgliederbetreuerin

    Bettina Eichenberger heisst

    Saskia Akkermans als

    zwanzigtausendstes Mitglied

    bei Green Cross Schweiz

    willkommen.

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 9

  • 10 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

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    nummer behalten!)

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    rechnung an Green Cross Schweiz.

    – Wir verfügen so über mehr Mittel für

    unsere Projekte und können Menschen

    noch besser helfen.

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    Am besten, Sie bestellen die Anmeldeunter-

    lagen für den Wechsel zu profiTEL noch heute

    mit der Antwortkarte!

    Typisches Rezept aus der Ukraine

    Borschtsch-Rezept für 2 Liter Suppe

    – 150 g Kartoffeln, schälen und in Stücke schneiden.

    – 150 g Rot- oder Weisskohl, in Streifen schneiden.

    – 150 g Randen, schälen und in 3 cm lange dünne

    Streifen schneiden.

    – Das Gemüse in 2 Liter Wasser geben und etwa

    30 Min. kochen.

    – Kurz bevor es gar ist, 1 Zwiebel fein schneiden und

    in Öl kurz anbraten.

    – 1 Karotte grob raffeln und zu den Zwiebeln

    zugeben, kurz anbraten.

    – Die Mischung mit dem Borschtsch vermengen.

    – Mit Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen.

    – Mit etwas Sauerrahm servieren und mit Petersilie

    dekorieren.

    Smatschnoho! En Guete!

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 10

  • 11 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    Standpunkt

    Ethik gesucht gegen die Zerstörung von demokratischen Grundwerten und der Umwelt

    Vom 5. bis 6. Februar 2004 führte

    Green Cross International in Zu-

    sammenarbeit mit der Stadt Barcelo-

    na das Erddialog-Forum Barcelona

    zum Thema «globale Friedens- und

    Sicherheitsmassnahmen beruhen auf

    Grundwerten von Nachhaltigkeit und

    Vielfalt» durch. Der Anlass war

    gleichzeitig der Startschuss für das

    «Universal Forum of Cultures Barce-

    lona 2004». Letzeres ist eine Plattform

    für neue Ideen zu den drei Anliegen

    nachhaltige Entwicklung, kulturelle

    Vielfalt und Voraussetzungen für ein

    friedliches Zusammenleben, die auch

    das Erd-Dialog-Forum Barcelona teilt.

    Zunehmende Spannungen in der

    Welt, eskalierender Terror, religiöser

    Fanatismus, Umweltverschmutzung

    und die systematische Verletzung von

    Menschenrechten erfordern mehr

    denn je, die Ursachen von Konflikten

    und die Zusammenhänge zwischen

    Armut, Umweltzerstörung, Ressour-

    cenknappheit, Frieden und Sicherheit

    besser zu verstehen.

    Wie nie zuvor in ihrer Geschichte

    versuchen die Menschen einen globa-

    len Überblick und eine neue Sicht-

    weise zu gewinnen.

    Natur lehnt ungebremstenKonsum ab

    Doch ohne neue Einsichten über

    die globale gegenseitige Abhängigkeit

    wird eine erneuerte hoffnungsvolle

    Zusammenarbeit nicht gelingen. Wie

    Gorbatschow sagt: «Ich glaube, dass

    die Schaffung eines neuen Wertesys-

    tems etwas vom Wichtigsten ist, denn

    die Natur kann ohne uns weiterleben,

    aber wir nicht ohne sie. Anstelle des

    Machbarkeits-Gedankens sollten wir

    eine Haltung fördern, die dem Kon-

    sum vernünftige Grenzen setzt, eine

    Art Sättigungsgefühl muss erzeugt

    werden.»

    Wenn wir hingegen auf ungebrem-

    sten Konsum setzen, wird die Natur

    dieses System ablehnen, so sicher wie

    kulturelle Vielfalt ein totalitäres Sys-

    tem stoppt. Die heutige Generation

    muss eine schwierige Herausforde-

    rung meistern.Wie die Geschichte vor

    nicht allzu langer Zeit bewies, können

    aber auch machtvolle Mauern wie die

    Berliner Mauer zu Fall gebracht wer-

    den.

    Wir können nicht warten, bis alle reich sind

    Das Erd-Dialog-Forum nahm in

    mehreren «Angriffswellen» Anlauf

    auf die Mauern des falschen Kon-

    sums. Zur Definition der aktuellen

    Herausforderungen eineinhalb Jahre

    nach der Konferenz von Johannes-

    burg erarbeiteten die Teilnehmenden

    in drei Workshop-Gruppen eine

    Standort-Bestimmung mit folgenden

    neuen Erkenntnissen:

    Die vollen ökonomischen Folgen

    der Globalisierung müssen besser ver-

    standen und politisch stärker thema-

    tisiert werden. Dieser wichtige Prozess

    wird aber unterbrochen, indem die

    meist national agierenden Politi-

    ker/innen immer mehr die Kontrolle

    über die international agierenden

    Konzerne verlieren. Konkret ist dies

    an den stetig sinkenden steuerlichen

    Belastungen und Umweltstandards

    für Konzerne ersichtlich. Dazu

    kommt, dass die Schlagkraft der inter-

    nationalen Institutionen behindert

    wird durch fehlende Durchsetzungs-

    möglichkeiten. Verwandt mit diesem

    Problem sind umständliche Entschei-

    dungswege, welche schliesslich zur

    Entstehung von schwachen und inef-

    fektiven Sanktionen führen.

    Militärausgaben als BumerangDas Thema Militärausgaben muss

    neu untersucht werden. Nicht nur vor

    dem Hintergrund der jüngsten Ereig-

    nisse, sondern auch im Licht des

    bedeutenden Ungleichgewichts zu

    Von Nathalie Gysi

    Miquel Valls,

    Präsident der

    Handelskammer

    Barcelona, über-

    gibt das Schluss-

    wort an Michail

    Gorbatschow.

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 11

  • 12 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004

    anderen Ausgaben wie Gesundheit,

    Ausbildung und Entwicklung. Kon-

    kret ist das exponentielle Wachstum

    bei den Militärausgaben selber zu

    einer Quelle für Unsicherheit gewor-

    den und hat gleichzeitig wenig zur

    Minderung von Konflikten in der

    Welt beigetragen! Denn weder Um-

    weltanliegen noch Menschenrechte

    können mit Waffengewalt allein ver-

    teidigt werden.

    Konsumverhalten ändern Die Tourismus-Industrie hat ernst

    zu nehmende Auswirkungen, insbe-

    sondere auf das Mittelmeer-Gebiet,

    wobei viel von diesem Wirtschafts-

    zweig abhängt. In Johannesburg

    wurde dieses Thema zuwenig behan-

    delt. Letztendlich ist Konsum keine

    wissenschaftliche oder technische

    Frage, sondern eine des Wertesystems.

    Das Konsum- und Produktionsver-

    halten in den Industrieländern muss

    verändert werden, wenn wir die

    Bedürfnisse in den Entwicklungslän-

    dern nach einem menschenwürdigen

    Lebensstandard wirklich befriedigen

    wollen.

    Oder wie der Sprecher einer Work-

    shop-Gruppe am Schluss der Konfe-

    renz treffend zusammenfasste: «Wir

    können mit der Lösung der Umwelt-

    probleme nicht warten, bis alle reich

    sind, die USA multikulturell und das

    Terrorproblem gelöst ist. Denn das

    Umweltproblem ist mit den anderen

    drei verhängt, zum Teil bedingen sich

    alle vier gegenseitig.»

    Statt Sicherheit entwickeln,Entwicklung sicherstellen

    Im zweiten Teil des Forums wurde

    mit «Neue Sicherheits-Herausforde-

    rungen» ein Thema angeschnitten,

    das in Johannesburg noch nicht zur

    Sprache gekommen war. Die wiede-

    rum in drei Workshop-Gruppen auf-

    geteilten Konferenz-Teilnehmer äus-

    serten sich dazu wie folgt:

    Das Konzept der militärischen

    Sicherheit ist stark erweitert worden

    mit den Aspekten soziale und wirt-

    schaftliche Sicherheit. Dies ist ange-

    bracht in der heutigen Situation.

    Jedoch ersetzt der Begriff Sicherheit

    mehr und mehr den umfassenderen

    Begriff des Friedens, der auch das

    Thema Menschenrechte und Umwelt-

    schutz miteinschliesst. Dadurch ver-

    lieren diese an Wichtigkeit. Konflikte

    erfahren so im neuen Jahrtausend ver-

    stärkt Akzeptanz. Terrorismus wurde

    zu einem gängigen Mittel, um funda-

    mentalistischen religiösen Ideen zum

    Durchbruch zu verhelfen. Sicherheits-

    politik darf sich aber nicht nur darauf

    konzentrieren, die Ursache solcher

    fundamentalistischer Ideologien zu

    verstehen, sondern muss auch sicher-

    stellen, dass die Menschen sich besser

    gegen solche Ideen abgrenzen kön-

    nen. Es muss anerkennt werden, dass

    das Fehlen von Perspektiven und Ver-

    antwortungsgefühl ein wichtiger

    Nährboden für Gewalt ist.

    Konflikte sind nicht länger kla-

    re Auseinandersetzungen zwischen

    Armeen einzelner Länder. Herkömm-

    liche Ansätze, die auf dem Prinzip

    nationaler Souveränitäten basieren,

    können deshalb nur schlecht mit

    grenzübergreifenden Konflikten auf

    Grund der Ausbeutung von natür-

    lichen Ressourcen, Migration, Terro-

    rismus, Seuchen oder Verbrechen

    umgehen. Dazu kommt, dass die

    so genannten «Risikogruppen» wie

    Arme, Flüchtlinge und Frauen zah-

    lenmässig sowohl in Industrie- als

    auch in Entwicklungsländern zuneh-

    men, was die Zahl solcher Konflikte

    erhöht.

    Verwischung durch anscheinende Bedrohung

    Politische Systeme sind durch-

    drungen von Sicherheitsdenken, was

    in einigen Fällen gerechtfertigt er-

    scheint, aber in anderen von der poli-

    tischen Elite absichtlich herbeigeführt

    wird. Mit der Zeit gewöhnen sich die

    Menschen an dieses Gefühl, sie seien

    durch ständig wechselnde, in den

    Medien endlos breitgeschlagenen

    Ereignisse in ihrer Sicherheit bedroht,

    was ihr Gespür für die langfristigen

    Sicherheitsaspekte wie soziale Unge-

    rechtigkeit oder Umweltverschmut-

    zung beeinträchtigt.

    Die neuen Herausforderungen für

    die Herstellung von Sicherheit bleiben

    wie vor Jahren die gleichen. Es geht

    weiterhin darum, für jeden Menschen

    ein Leben in Würde, frei von Furcht

    und Verfolgung garantieren zu kön-

    nen. Sicherheit für den Menschen ist

    ein äusserst komplexes Konzept und

    basiert auf Vertrauen, gemeinsamen

    Werten und Erfahrungen. Der Nahe

    Osten ist ein trauriges Beispiel dessen,

    was passiert, wenn eine stark vereinfa-

    chende Sicht von Sicherheit das

    Geschehen dominiert.

    Das Konzept der Gewaltfreiheit

    steht für eine Vielfalt von Verhaltens-

    weisen, Werten und Vorstellungen,

    das einer friedlichen Lösung von Kon-

    flikten in allen Lebensbereichen för-

    derlich ist. Damit geht das Konzept

    von Frieden oder Gewaltfreiheit weit

    über Begriffe wie Abrüstung oder

    Konfliktprävention hinaus. Der Weg

    zu Frieden führt über die Einsicht,

    dass Frieden das «Geschenk deines

    Feindes» ist und nicht das Resultat der

    Umsetzung eines Sicherheitsplans sei-

    tens des Stärkeren.

    Die Erd-Dialog-Foren finden

    mehrmals pro Jahr an verschiedenen

    Orten der Welt statt und fördern den

    Dialog zur nachhaltigen Entwicklung.

    Das erste solche Forum fand in Lyon

    (Frankreich) zur Vorbereitung der

    Johannesburg-Konferenz statt.

    Standpunkt

    Michail Gorbatschow

    eröffnet das Gala-Dinner

    am Abend des ersten

    Konferenztages im

    Königspalast (neben

    ihm ein Uebersetzer).

    24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:30 Uhr Seite 12