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25 Jahre Herbst 2019

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Herbst 2019

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4 Myriam Revault d’Allonnes Brüchige Wahrheit Zur Auflösung von Gewissheiten in demokratischen Gesellschaften

6 Thomas Hoebel I Wolfgang Knöbl Gewalt erklären! Plädoyer für eine entdeckende Prozesssoziologie

8 Xosé M. Núnez Seixas Die bewegte Nation Der spanische Nationalgedanke 1808–2019

10 Tanisha M. Fazal [Kein] Recht im Krieg? Nicht intendierte Folgen der völkerrechtlichen Regelung bewaffneter Konflikte

12 Andrew Abbott Prozessuales Denken Reflexionen über Marx und Weber

14 Zuletzt erschienen

16 Aus dem Programm

18 Mittelweg 36 Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung

Der Umwelt zuliebe:Ab dem Herbstprogramm 2019 verzichten wir komplett auf den Einsatz von Folien bei der Produktion unserer Bücher und schweißen diese auch nicht mehr ein.Seit Jahren sind alle eingesetzten Papiere FSC-zertifiziert und in Deutschland bedruckt.

Gesamtverzeichnis unter www.hamburger-edition.de

25 Jahre

www.hamburger-edition.de/25jahre

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es den Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Wir danken Ihnen für Ihre Wertschätzung und haben auch im Herbst 2019 wieder ausgewählte und sorgfältig edierte Novitäten für Sie im Programm.

Anlässlich unseres 25-jährigen Bestehens… … geben wir in diesem Herbst ein Jubiläumsmagazin heraus, das neben einer Verlagschronik und Rückschau des Verlagsgründers Jan Philipp Reemtsma Inhalte zum Programm und ein Gesamt-verzeichnis enthält.

… gibt es ein umfangreiches Webspecial über 25 Wochen mit Porträts der Menschen hinter unseren Büchern, Interviews mit Autor_innen u. v. m.

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4 Novitäten Hamburger Edition

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Myriam Revault d’Allonnes ist politische Philosophin und emeritierte Professorin der l’École pratique des hautes études (EPHE) sowie assoziierte Wissenschaftlerin am Centre de recherche de Sciences Po (CEVIPOF). 2019 erhielt sie für ihr Gesamtwerk den Prix spécial du jury du Prix du Livre Politique.

Michael Halfbrodt studierte Literaturwissenschaft, Linguistik und Philo-sophie. Er ist Übersetzer von Antoine Vauchez, Jacques de Saint Victor, Pierre Rosanvallon und vielen anderen.

Myriam Revault d’Allonnes Brüchige WahrheitZur Auflösung von Gewissheiten in demokratischen GesellschaftenAus dem Französischen von Michael HalfbrodtGebunden, ca. 130 Seiten€ 18,– / € 18,50 [A] ISBN 978-3-86854-337-7Auch als e-Book

Erscheint im Oktober 2019

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»Brüchige Wahrheit« analysiert die Wahrheitsregime der Politik und zeigt, welchen Gefahren sich demokratische Gesellschaften aussetzen, wenn sie ständig mit der Auf lösung von Gewissheiten, mit der Transformation der »faktischen Wahrheit« in Meinungen, aber auch mit totalitären Systemen konfron-tiert sind, in denen Ideologie eine völlig fiktive Welt erschafft.

Post-truth (Post-Wahrheit) wurde 2016 vom Oxford English Dic-tionary zum Wort des Jahres gewählt und 2017 als Wörterbuch-eintrag aufgenommen. Das führte zu zahlreichen Kommentaren, insbesondere im Zusammenhang mit dem mittlerweile inflationär gebrauchten Begriff der fake news. Doch fake news haben nur ent-fernt mit Post-Wahrheit zu tun.

Post-Wahrheit beschreibt, dass die öffentliche Meinung we-niger von objektiven Gegebenheiten als vom Appellieren an die Emotion und vom persönlichen Glauben bestimmt wird. Aktuelle Effekte werden bei der Wahl von Trump und der Brexit-Abstim-mung besonders sichtbar.

Ausgehend von der antiken Grundkonstellation (Platon versus Aristoteles) beschreibt die Autorin den Weg, den der Begriff der Wahrheit bis zur Post-Wahrheit zurückgelegt hat. Einen beson-deren Platz nimmt Foucaults Diskurskonzept der parrhesía (des Wahr-Sprechens) sowie seine Vorstellung von Gouvernementalität ein, d.h. die Erscheinungsformen neuzeitlicher Regierung, die das Verhalten von Individuen und Kollektiven steuern.

Revault d’Allonnes setzt sich kritisch mit dem politischen Regime der Wahrheit und mit dem Verhältnis von Fakten und Meinungsbildung sowie jenem von Demokratie und öffentlicher Meinung auseinander und zeigt, welche Auswirkungen die Post-Wahrheit auf die globale Welt hat. Ihr Fazit: Demokratische Ge-sellschaften müssen sich der Reichweite und Folgen des Phäno-mens der Post-Wahrheit bewusst sein, wenn sie seine ethischen und politischen Auswirkungen erkennen und vermeiden wollen.

Diese kluge Auseinandersetzung mit der öffentlichen Kon-stitution von Wahrheit und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse dechiffrieren entscheidende Grundlagen der aktuellen populis-tischen Debatten.

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Gewalt ist ein soziales Ereignis, das alltäglich ist, auch wenn sich Regionen der Welt mitunter massiv in ihren Gewaltniveaus unter-scheiden. Und doch wird Gewalt – zumindest in den westlichen Gesellschaften – als Rätsel oder exotisches Geschehnis wahrge-nommen, mit Auswirkungen, die selbst noch in den Sozialwissen-schaften zu beobachten sind. Denn die Gewaltforschung tut sich einigermaßen schwer, Gewalt zu erklären, wenn nicht sogar der Versuch der Erklärung dezidiert zurückgewiesen wird.

Nach einer kritisch-systematischen Rekonstruktion der Neue-ren Gewaltforschung mit bekannten Namen wie Randall Collins, Jan Philipp Reemtsma, Lee Ann Fujii und Timothy Snyder entwi-ckeln die Autoren drei provokante Thesen. Erstens sehen sie die Ge-fahr, dass die sozialwissenschaftliche Gewaltforschung zu stagnie-ren droht, weshalb sie dafür plädieren, die »versteckte Kausalität« in aktuellen Ansätzen zu rekonstruieren, um neue Forschungs impulse zu ermöglichen. Damit verbunden argumentieren sie, zweitens, dass Erklärungen, die jeweils bei den Motiven von Akteuren, bei situativen Interaktionsdynamiken oder bei gesellschaftlichen Be-dingungskonstellationen ansetzen, kaum überzeugen. Sie schlagen demgegenüber, drittens, vor, an prozessualen Erklärungen von Ge-walt zu arbeiten, die eine wesentlich höhere Plausibilität haben, da sie den Blick auf die Vorgänge der Verur sachung richten.

In einer Phase, in der sich die theoretische Dominanz der her-kömmlichen Mikrosoziologie der Gewalt dem Ende zuneigt, kann sich in der Komplementarität von Argumenten unter schiedlichen sozialtheoretischen Ursprungs eine fruchtbare Perspektive für die Gewaltforschung auftun, um so der wissenschaftlichen Diskussion um Gewalt einen neuen methodischen Impuls zu geben.

6 Novitäten Hamburger Edition

Thomas Hoebel I Wolfgang Knöbl Gewalt erklären!Plädoyer für eine entdeckende ProzesssoziologieGebunden, ca. 240 Seiten€ 22,– / € 22,60 [A] ISBN 978-3-86854-335-3 Auch als e-Book

Erscheint im September 2019

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Thomas Hoebel, Soziologe, ist seit 2019 Wissenschaftler in der Forschungs-gruppe Makrogewalt am Hamburger Institut für Sozialforschung. Er ist Gründungsmitglied der Forschungsgruppe »Organisation, Dauer und Eigendynamik von Gewalt« (ordex- forschungsgruppe.de).

Wolfgang Knöbl, Soziologe, ist seit 2015 Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Zuvor war er Professor für Soziologie an der Georg-August-Universität Göttingen.

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Gewalt muss erklärt werden. Doch zugleich muss eine ent-deckende Prozesssoziologie der Gewalt die Voraussetzungen und Grenzen eines solchen Erklärens mitreflektieren.

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Bekundungen eines spanischen Nationalgefühls, wie zum Bei-spiel das Hissen der spanischen Flagge an Balkonen und Geschäf-ten, haben seit den Auseinandersetzungen um die katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen deutlich an Verbreitung und Sicht-barkeit gewonnen. Gleichzeitig spielt in der gegenwärtigen spa-nischen Politik und in öffentlichen Debatten die Frage der natio-nalen Identität eine immer wichtigere Rolle. Was also bedeutet es heute, Spanier zu sein? 

Xosé M. Núñez Seixas untersucht den spanischen Staatsnatio-nalismus ebenso wie die politischen Konzepte des Patriotismus und Nationalismus. Darüber hinaus widmet er sich auch der in den Massen medien wie von prominenten Intellektuellen und Politi-kern vertretenen Position, dass es einen spanischen Nationalismus überhaupt nicht gibt. Er skizziert die historische Entwicklung vom Verlust der einstigen Größe, über den blutigen Bürgerkrieg und die Diktatur Francos bis zu den nationalistischen und patriotischen Diskursen im europäischen Kontext.

Der spanische Nationalstolz hat einerseits durch die Heraus-forderung der erstarkten katalanischen Unabhängigkeitsbewegung einen neuen Impuls erhalten. Andererseits sind in den letzten Jah-ren zunehmend radikale Tendenzen sichtbar geworden – nicht zuletzt in der Gründung der rechtsradikalen Partei Vox. Auch Kon-servative und Liberale haben sich die Verteidigung der spanischen Nation auf ihre Fahnen geschrieben. Dennoch bleibt die Frage, was sich heute hinter dem Etikett »spanischer Nationalismus« bzw. »Patriotismus« verbirgt. Zwar reklamieren alle Parteien, Gruppie-rungen und nationalistischen Strömungen für sich, die soziale und politische Krise zu lösen, indem sie ein angemessenes Konzept der spanischen Nation zur Grundlage ihrer Politik machen, Xosé M. Núñez Seixas konstatiert jedoch, dass es bisher keiner Richtung gelungen ist, eine hegemoniale Position zu erreichen.

8 Novitäten Hamburger Edition

Xosé M. Núñez Seixas ist Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Santiago de Compostela. Zwischen 2012 und 2017 war er Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der LMU München.

Henrike Fesefeldt studierte Geschichte und Romanistik in Göttingen, Madrid und Bielefeld. Sie promovierte an der Universität Bielefeld mit einer Arbeit zur Gewerkschaftsbewegung in Spanien. Seit 2000 lebt und arbeitet sie in Santiago de Compostela.

Xosé M. Núnez Seixas Die bewegte NationDer spanische Nationalgedanke 1808 – 2019Aus dem Spanischen von Henrike FesefeldtGebunden, ca. 250 Seiten€ 30,– / € 30,80 [A]ISBN 978-3-86854-336-0 Auch als e-Book

Erscheint im September 2019

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Vor dem Hintergrund der Aus einandersetzungen um die katalanischen Unabhängigkeits-bestrebungen wie auch des problematischen Verhältnisses des Baskenlandes und Galiciens zum Zentralstaat untersucht der Historiker Núnez Seixas die Entwicklung des spanischen Patriotismus und Nationalismus.

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10 Novitäten Hamburger Edition

Tanisha M. Fazal ist Associate Professor für Politikwissenschaften an der University of Minnesota. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Sou-veränität, Völkerrecht, politische Gewalt sowie Medizin und bewaffnete Konflikte.

Enrico Heinemann übersetzt aus dem Französischen, dem Italienischen und dem Englischen, vor allem aus den Bereichen Politik, Geschichte, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Gesellschaft.

Ursel Schäfer, promovierte Politikwissenschaftlerin, übersetzt seit 1988 Fach- und Sachbücher aus dem Französischen und Englischen, haupt-sächlich aus den Themenbereichen Politik, Zeitgeschichte, Wirtschaft und Gesellschaft.

Tanisha M. Fazal [Kein] Recht im Krieg?Nicht intendierte Folgen der völkerrechtlichenRegelung bewaffneter Konflikte Aus dem Englischen von Enrico Heinemann und Ursel SchäferGebunden, ca. 420 Seiten€ 35,– / € 35,90 [A] ISBN 978-3-86854-333-9 Auch als e-Book

Erscheint im September 2019

»In diesem tiefgründigen, pro-vokanten Buch enthüllt Fazal die unbeabsichtigten Folgen der Versuche, den Krieg durch Recht zu zähmen. Ihre unverwechsel-bare Mischung aus historischer Erzählung und quantitativer Analyse widerlegt viele Mythen über Frieden und Krieg, Staat-lichkeit und Sezession und festigt ihren Ruf als eine der scharfsin-nigsten Wissenschaftler_innen der Internationalen Bezie-hungen.« David Armitage

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Der Entstehung des modernen humanitären Völkerrechts liegt der Wunsch zugrunde, die schlimmsten Auswirkungen des Krieges zu begrenzen. Ging es vor über 100 Jahren vorrangig um die Inte-ressen der kriegführenden Staaten, wurden diese Normen Mitte des 20. Jahrhunderts insbesondere zum Schutz der Zivilbevölke-rung erweitert und strenger gefasst.

Die Politikwissenschaftlerin Tanisha M. Fazal analysiert Ver-änderungen in der Praxis des humanitären Völkerrechts anhand von vergangenen und gegenwärtigen zwischenstaatlichen Kriegen und Bürgerkriegen, etwa dem Bangladesch-Krieg, dem Falkland/Malvinas-Krieg oder dem Krieg im Sudan. Ihre Untersuchung belegt, dass in den vergangenen Jahrzehnten Staaten zunehmend versuchen, Unklarheit darüber zu erzeugen, ob das humanitäre Völkerrecht, das das Verhalten der Kämpfenden in bewaffneten Konflikten regeln soll, gilt. So bezeichnen Staaten ihre zwischen-staatlichen Kriege nicht mehr als Kriege: Die Rede ist stattdessen von »Polizeiaktionen«, »Aufstandsbekämpfung« oder »Kampf ge-gen Terrorismus«.

Fazal liefert eine lebendige und faszinierende Darstellung der Entwicklung und der brisanten und nicht beabsichtigten Aus-wirkungen des humanitären Völkerrechts – von der Seeblockade des 19. Jahrhunderts bis zum Cyberwar heutiger Provenienz. Ihre Analyse mündet in ein Plädoyer dafür, die künftige Rechtsset-zung durch das humanitäre Völkerrecht auf eine breitere Wis-sensgrundlage über konkrete Praktiken zu stellen und angesichts geänderter Konfliktarten die Schutzfunktion dieses Rechts – vor allem auch für die Zivilbevölkerung – deutlich zu verbessern.

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12 Novitäten Hamburger Edition

Die Sozialwissenschaften können gegenwärtig so einige Jubiläen feiern. 2018 wäre der Trierer Karl Marx 200 Jahre alt geworden. 2019 jährt sich zum hundertsten Mal die Veröffentlichung von Max Webers berühmten Vorträgen über »Wissenschaft als Beruf« und »Politik als Beruf«.

Der US-amerikanische Soziologe Andrew Abbott hat die Jah-restage zum Anlass genommen, um die beiden Klassiker erneut einer kritischen Lektüre zu unterziehen. Und belehrt all diejenigen, die meinen, zu Marx und Weber sei doch im Grunde alles gesagt, eines Besseren.

Das Besondere ist, dass er die beiden aus Sicht seiner »prozes-sualen Soziologie« liest, an der er arbeitet. Indem er Marx mit dem neoklassischen Ökonomen Alfred Marshall konfrontiert, präsen-tiert er beide als Denker, die jeweils nur ein halbiertes Verständnis davon haben, warum Menschen so handeln, wie sie handeln. Marx sieht die Gegenwart, so Abbotts Lesart, nur durch starke Kräfte der Vergangenheit bestimmt, wohingegen Marshall hier nur die Antizipation zukünftiger Ereignisse vor Augen hat. Wollen wir die Gegenwart verstehen, brauchen wir jedoch beides. Vergangenes und Zukünftiges ist im konkreten Handeln miteinander verwoben.

In seinem Vortrag über Weber vertieft Abbott diesen Gedan-ken. Er zeigt, dass Weber Wissenschaft als vergangenheitsorien-tiert und Politik als zukunftsbezogen begreift, beides jedoch zu sehr voneinander trennt. Abbott spricht dagegen von »dichten Gegenwarten«, in denen sich Vergangenheiten und Zukunftsent-würfe verknüpfen. Sie können gleichsam historisch erklärt wer-den (Wissenschaft) und bilden die Basis für schöpferische Gestal-tungen (Politik) – wobei dichte Gegenwarten sich von Moment zu Moment weiterentwickeln. Die viel gerühmte und ebenso umstrit-tene Werturteilsfreiheit der Sozialwissenschaften ist in dieser Per-spektive ein Mythos.

Andrew Abbott ist Gustavus F. and Ann M. Swift Distinguished Service Professor im Department of Sociology an der University of Chicago. Er ist Editor des American Journal of Sociology und forscht vor allem zu den Methoden des (sozial wissenschaftlichen) Entdeckens, zu Heuristiken, zur Zukunft des Wissens sowie zur Wissens- und Sozialtheorie.

Michael Adrian, Übersetzer und Publizist. Er überträgt neben aktuellen Autoren wie Eva Illouz und Tuvia Tenenbom auch Klassiker wie Jeremy Bentham (zusammen mit Bettina Engels) ins Deutsche.

Andrew Abbott Prozessuales DenkenReflexionen über Marx und WeberAus dem Englischen von Michael AdrianGebunden, ca. 130 Seiten€ 18,– / € 18,50 [A] ISBN 978-3-86854-334-6Auch als e-Book

Erscheint im September 2019

Andrew Abbott, einer der wichtigsten Sozialtheoretiker der Gegenwart, unterzieht Texte von Karl Marx und Max Weber einer kritischen Re-Lektüre – mit über-raschenden Einsichten.

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Randall Collins Dynamik der GewaltEine mikrosoziologische TheorieAus dem Englischen von Richard Barth und Gennaro Ghirardelli 2011 | geb., 736 S., 51 Abb., € 20,–978-3-86854-230-1 | auch als e-Book

Kerstin BischlFrontbeziehungenGeschlechter verhältnisse und Gewaltdynamiken in der Roten Armee 1941–1945 2019 | br., 350 S., € 28,– 978-3-86854-332-2 | auch als e-Book

Jens Kersten | Claudia Neu | Berthold Vogel Politik des Zusammenhalts Über Demokratie und Bürokratie 2019 | geb., 160 S., € 18,– 978-3-86854-328-5 | auch als e-Book

Hamburger Edition Zuletzt erschienen 15

Patrice C. McMahonDas NGO-SpielZur ambi valenten Rolle von Hilfsorganisationen in Postkonflikt ländernAus dem Englischen von Ursel Schäfer2019 | geb., 312 S., € 35,–978-3-86854-331-5 | auch als e-Book

Philipp Müller Zeit der UnterhändlerKoordinierter Kapitalismus in Deutschland und Frankreich zwischen 1920 und 19502019 | geb., 480 S., € 32,–978-3-86854-330-8 | auch als e-Book

Jacqueline BhabhaMigration als Krise?Wie ein Umdenken möglich istAus dem Englischen von Ursel Schäfer 2019 | geb., 144 S., € 12,– 978-3-86854-329-2 | auch als e-Book

14 Zuletzt erschienen Hamburger Edition

Preissenkungen

Michael MannDie dunkle Seite der DemokratieEine Theorie der ethnischen SäuberungAus dem Englischen von Werner Roller2007 | geb., 861 S., 3 Karten, € 25,–978-3-936096-75-0 | auch als e-Book

»Die Politik-Professorin der amerikanischen Universität Nebraska-Lincoln trägt eine lesenswerte Analyse zur Debatte bei, ob Hilfsorga-nisationen helfen oder eher Krisen verschlimmern.«Judith Raupp, Süddeutsche Zeitung

»Handbuch gegen Hetzer und Scharfmacher.« taz

»Das soziologische Großwerk [ist] das Beste, was man zum Thema lesen kann.« Der Tagesspiegel

Michael Mann analysiert die Mecha nismen ethnischer Säuberungen und fragt danach, wer die Täter sind und was sie zu Tätern werden lässt.

jetzt20,–

»Eine Politik des Zusammenhalts ist kein moralisches Projekt, sondern eine infra-strukturelle Aufgabe, die die Bedeut - samkeit gleichwertiger Lebensverhältnisse anerkennt.«Claudia Neu in der Wirtschaftswoche

jetzt25,–

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Ute DanielBeziehungsgeschichtenPolitik und Medien im 20. Jahr hundert2018 | geb., 464 S., 1 Abb., € 38,–978-3-86854-317-9 | auch als e-Book

Alison Des ForgesKein Zeuge darf überlebenDer Genozid in RuandaAus dem Englischen von Jürgen Bauer, Fee Enge mann, Renate Hardt, Edith Nerke, Carmen von Samson-Himmelstjerna, Gisela Schwarz2017 [2002] | br., 948 S., 42 Abb., 9 Karten, € 30,–978-3-86854-311-7 | auch als e-Book

Martin H. GeyerKapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit Oder: Wer war Julius Barmat? 2018 | geb., 592 S., 18 Abb., € 40,–978-3-86854-319-3 | auch als e-Book

Zygmunt Bauman Moderne und Ambivalenz Das Ende der EindeutigkeitAus dem Englischen von Martin Suhr 2017 [2005] | br., 451 S., € 18,–978-3-936096-52-1 | auch als e-Book

Luc Boltanski I Laurent ThévenotÜber die RechtfertigungEine Sozio logie der kritischen UrteilskraftAus dem Französischen von Andreas Pfeuffer2018 [2008] | br., 493 S., € 20,–978-3-86854-285-1 | auch als e-Book

Heinz Bude Gesellschaft der Angst2018 [2014] | geb., 168 S., € 16,– 978-3-86854-284-4 | auch als e-Book

16 Aus dem Programm Hamburger Edition Hamburger Edition Aus dem Programm 17

Gesamtverzeichnis unter www.hamburger-edition.de

Ann PettiforDie Produktion des GeldesEin Plädoyer wider die Macht der BankenAus dem Englischen von Ursel Schäfer2018 | geb., 230 S., € 28,–978-3-86854-318-6 | auch als e-Book

Stephanie DeGooyer | Alastair Hunt Lida Maxwell | Samuel MoynVom Recht, Rechte zu habenMit einem Nachwort von Astra TaylorAus dem Englischen von Edith Nerke und Jürgen Bauer2018 | Gebunden, 176 Seiten, € 12,–978-3-86854-326-1 | auch als e-Book

Yfaat Weiss Verdrängte NachbarnWadi Salib – Haifas enteignete Er inne rungAus dem Hebräischen von Barbara Linner2012 | geb., 286 S., € 25,–978-3-86854-243-1 | auch als e-Book

John Horne I Alan KramerDeutsche Kriegsgreuel 1914Die umstrittene WahrheitMit einem aktuellen VorwortAus dem Englischen von Udo Rennert2018 [2004] | br., 752 S., 41 Abb., 8 Karten € 25,– | 978-3-86854-327-8 auch als e-Book

Wolfgang KraushaarDie Bombe im Jüdischen Gemeindehaus 2005 | geb., 300 S., 31 Abb., € 20,–978-3-936096-53-8

Axel T. Paul I Benjamin Schwalb (Hg.)GewaltmassenÜber Eigen dynamik und Selbstorganisation kollektiver GewaltBeiträge aus dem Englischen von Michael Adrian und Bettina Engels2015 | geb., 415 S., € 35,–978-3-86854-293-6 | auch als e-Book

25 JahreGedenken

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»Wir müssen die üblichen Kategorien – Mord als ein Spezialgebiet der Forschung, Krieg als ein anderes, Miss-handlung und Missbrauch von Kindern als ein drittes, Polizeigewalt als ein viertes und so weiter – überwinden und uns stattdessen an die Situationen halten, die sich jeweils ergeben.« Randall Collins

Im Brennglas der Situation

Im Brennglas der SituationHeft 1–2 | April/Mai 2019236 Seiten, FadenheftungPrint € 22 | E-Journal € 15ISBN 978-3-86854-751-1

Heft 3–4 | Juni/Juli 2019Neue Perspektiven der Geldsoziologie Mit Beiträgen von Philipp Degens, Christine Desan, Nigel Dodd, Klaus Kraemer, Andreas Langenohl, Axel T. Paul, Aaron Sahr und Supriya Singh.Print € 22 | E-Journal € 15ISBN 978-3-86854-752-8

Heft 5 | Oktober/November 2019 Lug und Trug Mit Beiträgen von Michael Dellwing, Oliver Dimbath, Martin Endreß, Larissa Fischer, Torsten Heinemann, Anett Kollmann, Karl Lenz, Bettina Paul und Christian Thiel.Print € 12 | E-Journal € 7,99ISBN 978-3-86854-753-5

Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung2019 im 28. JahrgangISSN 0941-6382Archiv, Abstracts und Leseproben unter www.mittelweg36.deBestellungen an [email protected]

Die kommenden Ausgaben

Im Brennglas der SituationHeft 1–2 | April/Mai 2019236 Seiten, FadenheftungPrint € 22 | E-Journal € 15ISBN 978-3-86854-751-1

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Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbHGeschäftsführung: Birgit Otte I Martin BauerMittelweg 36, 20148 HamburgT 040-41 40 97-0, F 040-41 40 [email protected]/hh_edition

Preisänderungen und Irr tümer vorbehalten. Stand Mai 2019 I Gestaltung: Wilfried Gandras, Hamburg

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LektoratDr. Sabine LammersT 040-41 40 [email protected]

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