Vorab

Zeit is t b lau, wenn sie mal Pause machtFr iedr ich Nietzsche

Liebe Leser innen, l iebe Leser,

Leuchtkasten aus dem Knopfproiekt von Barbara Leitner und dem Kinderhaus Hirzberg Das Knopfprojekt ist Teil der Wanderausstellung:Kunst-Stück, mehr dazu ab Seite z4ft. Die schönsten Knopfprolekte finden Sie im Knöpfeheft, das im Herbst im Verlag das netzerscheint.

wir wünschen lhnen einen wunderbaren Sommer undgrüßen herzlich im Namen von Verlag und Redaktion,

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Betrifft KINDER 06-0712008

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Die Zauberfeeaus dem Wäscheknopf

Ein Knopf-Projekt

Nach Absprache mit dem Team desFreiburger Kinderhauses Hirzberg stellteBarbara Leitner ihr Knopf-Projekt inder Kinderversammlung vor. Knöpfe zusammeln und mitzubringen regte dieKinder an, s ich mit der Projekt idee aufsinnl iche Weise auseinanderzusetzen.Als Einst ieg für die Arbeit im Atel ierwählte die Autor in das Thema >Knopf-Entwürfe<.

Knopf-Entwürfe

Die Kinder zeichneten zunächst Knöpfe.Dazu nahmen wir schwarzes Tonpapierund arbeiteten mit bunten Kreiden.So entstanden wunderschöne Bi lder.Manche erinnerten an Planetenbewe-gungen. Bald begannen die Kinder zuexperimentieren: Sie zeichneten quadra-tische und dreieckige Knöpfe, manch-mal auch sternförmige und blumenarti-ge. Mit viel Glitzer wurden die Zeich-nungen verschönert .

Danach probierten die Kinder aus,ob sich Knöpfe nur mit Gl i tzer undKleber ge5talten lassen. Auf einer Glas-platte formten sie eine Masse aus Glit-zerstaub und Alleskleber zu Knöpfen.Doch leider konnten wir die Kunstwer-ke nach dem Trocknen nicht mehr vonder Platte entfernen.

Einige Jungen kamen auf die ldee, Ra-keten zu bauen. Auch Raketen brauchenKnöpfe, auf die man drücken kann, da-mit sie ins Weltall sausen. Aus Toiletten-papierro[[en, Joghurtbechern und ande-rem Abfallmaterial konstruierten die Kin-der ihre Werke. Als Knöpfe oder Schal-ter dienten ihnen hauptsächl ich Nuss-schalen und die Hütchen von Eicheln.

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Knopf-Pr inzessin nen

Nun lernten die Kinder eine neue Tech-nik kennen: Mit Wachskreiden aufAquarel lpapier zeichneten sie erneutKnöpfe. Bald wurde ihnen dies iedochzu [angwei l ig, und ein Mädchen kamauf die ldee, eine Knopfpr inzessin zumalen. Auf dem Kleid der Prinzessinbefanden sich viele Knöpfe, um sieherum regnete es Knöpfe.

Das Aquaret lpapier mit den Wachs-kreide-Bi ldern wurde nun ins Wassergelegt. Die Kinder gestalteten ihre Bit-der in der so genannten Nass-in-Nass-Technik, bei der die flüssige Farbe aufdem nassen Papier wie von selbstleuchtende Farbverläufe zaubert. Danur die drei Grundfarben zur Verfügungstanden, [ernten die Kinder schnel[ ,

alle möglichen Farbmischungen hervor-zurufen. Um mit der Farbe und ihrenMischungen zu experimentieren, beka-men die Kinder Pipetten, so dass siealle Mischstufen bis zum Schwarz aus-probieren konnten.

Als das Thema >Knöpfe< durch Prin-zessinnen und Engel - es war Vonrreih-nachtszeit - in den Hintergrund trat,

beschloss ich, die Mädchen anzuregen,für die Prinzessinnen Knöpfe herzu-stel len. Diesmal sot l ten es iedoch [e-bensgroße Prinzessinnen werden. Alsozeichneten die Mädchen ihre Körper-umrisse auf große Bogen Fotokartonund gestalteten ihre eigenen Prinzes-sinnen oder Engel.

Dabei überlegten wir, aus welchenMater ial ien wir Pr inzessinnen-Knöpfeherstel len könnten. Zunächst suchtenwir uns Dinge, die im Atel ier zur Ver-fügung standen: Kronkorken, in Scheib-chen geschnit tene Korken, Leder, De-ckel von Filmdöschen, Metalldeckel vonMarmeladeng[äsern, Flaschendecket. . .

Als Mater ial zum Verschönern dien-ten: Farbe, Perten, Glitzer, Federn, aus-gestanzte Herzen, Sterne, Gewürzne[-ken, Sand, Pai l let ten.. .

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Mit viet Gedutd und Fingerspitzenge-fühl wurden die kleinen Knöpfe ver-ziert und aufgeklebt.

Großen Anklang fand auch das Knöp-femachen mit Fimo und Schmuckstei-nen. lm Nu war das Material verbraucht,und Knöpfe für die Märchenprinzes-sinnen waren fertig.

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l ( [e ine Knopfbi Ider

Auf sehr kleinen Formaten mit feinenStiften gezeichnet, entstanden Bilder,die wie Gedichte wirkten: vol ler Poe-sie und Anmut. Selbst die >Banal i tät<eines einfachen weißen Wäscheknoofswurde in einem neuen Zusammenhang

aufgehoben, und zwei ganz normale,bi l t ige Ptast ikknöpfe bi ldeten ptötzt ichdie Basis für eine zauberhafte, äthe-risch wirkende Fee oder Elfe.

Die unterschiedlichen Ebenen wurdenaufgehoben: Die sinnl ich wahrnehm-bare Wirkt ichkeit - ein bi l t iger Ptast ik-knopf, eigentlich zum Wegwerfen vor-

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gesehen - wurde um die Dimensionder Lyrik, der Fantasie und desTraums erweitert. Alte Wäscheknöpfeverwandetten sich in Prinzessinnen,zerkratzte Plastikknöpfe in Elfen.

Knöpfe gießen

An einem Vormittag versuchten wir,Knöpfe aus Gips zu gießen. Die Kinderrührten den Gips an und gossen dieMasse in loghurtbecher, in Deckel unter-schiedlicher Flaschen und Tetrapacks.Da es schwier ig war, die Knöpfe ausden Gussformen zu lösen, zerbrachendie meisten. Die Kinder fanden dasnicht schl imm, sondern l ießen sichvon den Scherben der verunglücktenGießexperimente zur Gestaltung kleinerGärten und Landschaften insoir ieren.

Knöpfe herstel len

Auf eine Liste schrieben wir, worausman Knöpfe herstel len kann. Die Kin-der nannten die Ausgangsmater ial ien,klebten sie auf und beschri f teten sie.Danach suchten sie aus der großenKnopfsammlung, die inzwischen ent-standen war, einen passenden Knopf.Fanden sie zum Beispiel keinen >Foto-Knopf<, stel l ten sie kurzerhand selbsteinen her. Das heißt, s ie schnit ten einFoto in Knopfform und klebten es auf.Nach Fert igstel lung der Sammlung war

Kontakt:

Atelier Barbara LeitnerScherersfeldstr. 6 . 77694 KehIE-Mai[: info@barbara-leitner.deI nternet: www.barbara-leitner.de

Das Knopfprojekt ist Teil der Wander-ausstellung: Kunst-Stück.

Mit dem gleichnamigen Pi lotpro-gramm möchte die Robert BoschStiftung, Phantasie- und Vorstellungs-kraft Raum geben, um aus gewohn-ten Denk- und Handlungsmusternauszubrechen. lm Rahmen diesesProgramms werden zwei Jahre lang36 Partnerschaften in Baden Würt-temberg zwischen Kindergärten undGrundschulen einerseits und Kultur-einrichtungen und Künstlern anderer-seits unterstützt.

Das Knopfprojekt entstand in Zu-sammenarbeit von Barbara Leitnerund dem Kinderhaus Hirzberg.

Kontakt:

Kinderhaus HirzbergKartäuserstr. to5 . 7gto4 FreiburgLeitung: Maria MatzenmillerE-Mait :kin derha us-h i rzberg@stadt.frei b urg.de

geplant, die Knöpfe auf ihre Atttagstaugl ichkeit zu prüfen und zu wa-schen. Die Kinder machten nämlichal les zu Knöpfen, was sich halbwegin eine runde Form bringen t ieß. Getrocknete Blumen gehörten ebensodazu wie ganz normales Papier.

Auf Knopfdruck: beleuchtete Käst,Wenn wir das Wort >Knopf< hören, d,ken wir meist an die Knöpfe unsereKleidung. Etwas völ l ig anderes sindjedoch Knöpfe, die wir täglich drückr

sei es am Computer, am Fernsehapprat, im Fahrstuh[, im Auto... Ob Schater oder Knopf - wir bewirken etwarmit einer kleinen Bewegung, einemeinzigen Knopfdruck eben. Ein Knopdruck, und das Licht geht an. Wie v,Zauberhand.

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geistern. Für das Interieur der Kartonskonnte alles verwendet werden, wasdas Atelier hergab, zum Beispiel Fotosaus Zeitschriften, leere Farbtuben alsFiguren, Korken, Leder, Federn, Mu-scheln, Schnecken, Zahnstocher, Häkel-deckchen, Fähnchen, Kaffeebohnen,Steine, Sand, Trockenblumen, Überra-schungseierfi guren, Plastikblätter und-blumen, Stoffe, alte möglichen Papie-re, Farbe, Landkarten, Ton...

Ein paar Spezialisten unter den Kin-dern kannten sich mit dem Bau vonStromkreisläufen schon aus und erklär-ten ihren Altersgefährten, wie manBatterie, Draht, Lampe und Schalterso miteinander verbinden muss, dassdas Licht aufleuchtet.

Auf Knopfsuche

An zwei Vormittagen fuhr die Gruppeder Schulanfänger in die Stadt, umKnöpfe zu suchen und zu fotografie-ren oder zu zeichnen. Wir hatten eineeinfache Kamera für die Kinder dabei.Die Erwachsenen fotografierten miteiner anderen Kamera, was die Kinderentdeckt hatten.

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Die Hortkinder nahmen an einem Pro-jekt teit, in dem es darum ging, selbsteinen Stromkreislauf zu bauen, um aufKnopfdruck ein kleines Lämpchen zumLeuchten zu bringen. Das Lämpchensollte einen selbst gestalteten Kastenausleuchten, einen einfachen Schuh-karton, der mittels Fantasie und Ein-fallsreichtum in eine skurrile Welt ver-wandelt wurde.

Der Bau des Stromkreislaufs lockteauch Kinder ins Atel ier, die sich sonstnicht oft für künstlerisches Arbeiten be-

Der besondere Leset ipp:

Die Berlinerin Barbara E. Leitner unddie Freiburgerin Barbara J. Leitnerhaben das >Das Knöpfeheft<gemeinsam entwickelt:

48 Seiten, mit vielen farbigenFotos und einem Knöpfe-Poster zumHerausnehmenISBN gZ8-1f7785-92-9Euro u,8o

Zu beziehen voraussichtlich ab Sep-tember zoo8 über den Verlag(www.ve rla gd as n etz. d e,bestellservi ce@verla gdasnetz. d e)oder direkt beim Buchhandel.

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Auf dem Münstermarkt baten wir ver-schiedene Menschen, ihre Knöpfe undsie selbst fotografieren zu dürfen. DieLeute reagierten freundlich und zuvor-kommend. An den Marktständenbekamen die Kinder Käse und Wurstgeschenkt, Apfet und Karotten.Die Kinder entdeckten Knöpfe in derStraßenbahn, Kl ingelknöpfe, Knöpfean Fahrrädern und Mopeds, Diebstahl-sicherungsknöpfe an Kleidern undKnöpfe an Spielautomaten. In derKnopfabtei lung eines Kaufhausesdurf te sich jedes Kind einen Knopfaussuchen. Wir überlegten, wie diePerson, die den entsprechendenKnopf an ihrer Kleidung trägt, wohlaussehen mag.

Objektl<ästen: Knöpfe und Menschen

Später malten und zeichneten die Kin-der die zu ihren Knöpfen passendenMenschen: Der Knopf mit dem Toten-kopf gehörte natür l ich einem Piraten.Den Eisbärknopf trug ein Eskimo. DieLibet le schmückte den Libel lenfängermit Netz, und der Knopf mit dem Sterngehörte der Sternenfee. Auch Prinzes-sinnen und ein König waren mit ihrenKnöpfen dabei.

In kleinen Schaukästen mit Glas-scheibe wurden die Umgebungen dergemalten Figuren arrangiert . Wie beimGestalten der Schuhkartons arbeitetendie Kinder mit v ielen unterschiedl ichenMater ial ien.

Inspir iert zur Fert igung der Kästenwurden die Kinder durch den Besucheiner Ausstel lung mit Werken vonHanni Rocco, die gerade im Rundfunk-haus stattfand.

l (unst und Magie

Dem Knopf kann man sich selbstver-ständlich auf tausenderlei Arten nähern- von der Geschichte über die Her-ste[[ung bis zum Design. Wir taten eshauptsächlich auf künstlerische Art und

Weise, benutzten den Knopf gewisser-maßen als Ausgangsbasis für Exkursio-nen, um ein paar Dinge in der Real i tätnäher zu betrachten, mit ihnen künst-ler isch zu arbeiten und sie zu trans-formieren. Ein wunderbares Beispielfür diese Verwandlung war die Meta-morphose des Wäscheknopfs aus Groß-mutters Zeiten zur Zauberfee.

lm Verlauf der Projekts beschäftigtendie Kinder sich außerdem mit v ietenunterschiedl ichen künst ler ischen Tech-niken: von der Kreidezeichnung überdas Kennenlernen von Aouarel ] techni-

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ken bis zum Bewältigen großformatigerArbeiten - die Figurinen der Prinzes-sinnen. Die Kinder betrachteten vieleMaterialien aus der Natur und aus demAtl tag näher und überlegten, ob siediese Dinge für ihre Arbeit am Thema>Knopf< gebrauchen können. Sie gin-gen mit offenen Augen durch die Stadt,um etwas so Banales und Selbstver-ständl iches wie den Knopf neu zu ent-decken. Manche Kinder stel l ten dabeifest, dass nicht atles, was rund ist -zum BeispieI ein Bushalteste] lenschi ldoder eine Möhrenscheibe -, auch einKnopf ist .

Oder doch? Hier konnten die Erwach-senen dazulernen: In der Wahrnehmungder Kinder ist eine Möhrenscheibe einKnopl und man kann aus einer f i t i -granen, getrockneten Blüte sehr wohleinen Knopf machen. Man braucht ihnnur anzunähen, dann kann er benutztwerden wie der stabi le Knoof aus Me-tal l an der Jeanshose.

Sol l te ich die Kinder eines Besserenbelehren, indem ich die Blüte annäheoder wasche? Dies läge nahe, um ihr>Wissen< zu erweitern. Doch für michist hier eine Grenze. So lange ein Kindnoch in der Welt tebt, in der eine Ro-senblüte zum Gebrauchsknopf werdenkann, freue ich mich mit ihm daran,dass Kunst und Magie eine Einheitb i tden.

Für die Schulkinder sind die Zeitender Rosenblätterknöpfe vorbei. DieWahrnehmung der Welt hat s ich für s ieverändert. Sie sind in der >Wirklichkeit<schon angekommen, aber über die iWirktichkeit eines Stromkreislaufs - rFunkt ioniert er oder funkt ioniert ernicht? - haben auch sie wieder Zugangzu einer magischen Sicht auf die Dingegefunden. Ein Lämpchen zum Leuchtenzu br ingen und etwas über Elektr iz i tätzu lernen ist eine Sache. Die andere istdie künstter ische Seite, die magische: ilch gestal te eine eigene Wett in der ISchachte[, kann diese Wett per Knopf-druck beleuchten und sie wieder imDunkel versinken lassen. Die Faszina-t ion der Kinder sprach für s ich.

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