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3. Neuronenmodelle 1. Einleitung zur Modellierung 2. Hodgkin-Huxley-Modell 3. Grundmodell in kontinuierlicher und diskreter Zeit 4. Transferfunktionen (Kennlinien) für Neuronen 5. Neuronenmodelle in Anwendungen Schwenker NI1 28

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3. Neuronenmodelle

1. Einleitung zur Modellierung

2. Hodgkin-Huxley-Modell

3. Grundmodell in kontinuierlicher und diskreter Zeit

4. Transferfunktionen (Kennlinien) für Neuronen

5. Neuronenmodelle in Anwendungen

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Modellierung neuronaler Netze

• Neuronenmodell sollte die neurophysioligischen Vorgänge der neurona-len Verarbeitung repräsentieren.

• Verknüpfungsstruktur definiert die Neuronenverbindungen im Netzwerk.Die Verbindungsstruktur soll adaptiv sein.

• Eingänge und Ausgänge für das (Sub)-Netzwerk über die es mit anderen(Sub)-Netzen.

Wir unterscheiden grob:

• Modellierung der neuronalen Dynamik = zeitliche Änderung der neuro-nalen Aktivierungen.

• Modellierung der synaptischen Dynamik = Änderung der synaptischenVerbindungsstärken (Kapitel 5).

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Neuronale Verarbeitung: Zusammenfassung

1. Neuronale Netze bestehen aus vielen Einzelbausteinen – den Neuronen,die untereinander über Synapsen verbunden sind.

2. Neuronen senden über ihre Axon Aktionspotentiale/Spikes aus.

3. Neuronen sammeln an ihrem Zellkörper und Dendriten eingehende Ak-tionspotentiale (EPSPs und IPSPs) über ihre Synapsen auf. Man sprichtvon einer räumlich-zeitlichen Integration/Summation.

4. Überschreitet die am Dendriten integrierte Aktivität den Feuerschwell-wert oder kurz Schwellwert, so erzeugt das Neuron ein Aktionspotential(Spike). Man sagt: Das Neuron feuert oder es ist im on-Zustand.

5. Bleibt die am Dendriten integrierte Aktivität unter dem Schwellwert, soerzeugt das Neuron kein Aktionspotential (Spike). Man sagt: Das Neuronist still oder es ist im off-Zustand.

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Das Hodgkin-Huxley-Modell

• Von A.L. Hodgkin und A.F. Huxley wurde 1952 wohl das erste Neuronen-modell vorgeschlagen.

• Grundlage des Hodgkin-Huxley-Modells waren neurophysiologischen Ex-perimenten an der Zellmembran des Riesenaxons des Tintenfisches.

• Ergebnisse zum Ruhepotential und zur Entstehung und Weiterleitung desAktionspotential gehen auf diese Experimente zurück.

• Das Hodgkin-Huxley-Modell enthält die wichtigsten elektrophysiologischenCharakteristika (Ströme der Natrium-, Kalium- und Cloridionen) von Zell-membranen und ist in der Lage Aktionspotentiale darzustellen.

• Modell ist für große Netzwerke nicht gut geeignet, da es zu aufwendig.

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Hodgkin-Huxley-Modell: Schaltbild

Innen

1

E E EK L Na

Außen

G G

1 VCL Na

GK

1

-

+

++

- -

Ersatzschaltbild für Axonmembran

• Kalium-, Natrium- und Cloridionenströme werden modelliert.

• Spannungsabhängiger Membranwiderstand als einstellbarer Widerstand

• Membrankapazität durch Kondensator

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Hodgkin-Huxley-Modell: Gleichungen

Gesamtmembranstrom ist Summe der drei beteiligten Ionenströme und derStrom der die Membran auflädt.

Membranpotentials V ist durch Differentialgleichung beschrieben:

C ·dV

dt= Iext − IIonen

Iext ein externer Strom und IIonen die Summe der drei beteiligten Ionenströ-me IK (Kalium), INa (Natrium) und IL (Leckstrom hauptsächlich Cloridionen):

IIonen := GK(V − EK)︸ ︷︷ ︸

IK

+GNa(V − ENa)︸ ︷︷ ︸

INa

+ GL(V − EL)︸ ︷︷ ︸

IL

.

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• Cm die Kapazität der Zellmembran

• GK := gK ·n4 die Leitfähigkeit der Zellmembran für Kaliumionen, wobei gK

die Konstante ist, welche die maximal mögliche Leitfähigkeit der Zellmem-bran für Kaliumionen festlegt

• GNa := gNa · m3 · h die Leitfähigkeit der Zellmembran für Natriumionen,wobei gNa die Konstante ist, welche die maximal mögliche Leitfähigkeitder Zellmembran für Natriumionen festlegt

• GL := gL = konst die Leckleitfähigkeit der übrigen Ionentypen

• EK das Gleichgewichtspotential der Kaliumionen

• ENa das Gleichgewichtspotential der Natriumionen

• EL das Gleichgewichtspotential der übrigen Ionentypen

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Die Funktionen n, m und h sind DGLs vom Typ

dx

dt= αi(V )(1 − x(t)) − βi(V )x(t).

αi, βi, i = n, m, h, hängen vom Membranpotential V ab

αn(V ) =0.01(10.0 − V )

exp 10.0−V10.0 − 1.0

βn(V ) = 0.125 exp(−

V

80.0

)

αm(V ) =0.1(25.0 − V )

exp 25.0−V10.0 − 1.0

βm(V ) = 4.0 exp(−

V

18.0

)

αh(V ) = 0.07 exp(−

V

20.0

)

βh(V ) =1.0

exp 30.0−V10.0 + 1.0

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Hodgkin-Huxley-Modell: Simulation

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

−80

−60

−40

−20

0

20

40

time [msec]

mem

bran

pot

entia

l [m

V]

injection current: 8uA

• Analytische Lösung diesesgekoppelten nichtlinearenDGL-Systems ist nicht möglich.

• Numerische Näherungsverfahrensind notwendig.

• Hier wurde das einfachste Nähe-rungsverfahren verwendet (Poly-gonzugverfahren nach Euler).

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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

−80

−60

−40

−20

0

20

40

time [msec]

mem

bran

pot

entia

l [m

V]

injection current: 10uA

• Ruhepotential liegt hier bei etwa-70mV

• Aktionspoteniale bis zu ≥ 30mV

• Hyperpolarisationsphase (Poten-tial < Ruhepotential).

• Spikedauer ca. 1msec, somitmaximale theoretische Spikefre-quenz 1000Hz.

• Hier Inter-Spike-Intervall größerals 10msec, somit ist Spikefre-quenz kleiner als 100Hz.

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0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 200

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

firin

g ra

te [H

z]

injection current [uA]

• Bis zu einer Erregungsschwellekeine Aktionspotentiale.

• Linearer Anstieg der Feuerrateauf mittlerem Erregungsniveau

• Sättigung der Feuerrate für hoheErregungsniveaus.

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Kontinuierliches Grundmodell

• Keine Modellierung der verschiedenen Ionenkanäle, deshalb sind Spikesnicht mehr modellierbar, sondern müssen explizit (durch eine Funktion)modelliert werden.

• Neuron ist durch 2 Modellgleichungen beschrieben.

1. DGL für die Beschreibung des dendritischen Membranpotentials uj(t).2. Axonales Membranpotential durch Funktionsauswertung

yj(t) = f(uj(t)).

• Synaptische Kopplungen werden durch reelle Zahlen cij modelliert: exzi-tatorische Kopplung cij > 0; inhibitorische Kopplung cij < 0.

• Räumlich/Zeitliche Integration erfolgt durch Summation der eingehendenAktionspotentiale (nach Gewichtung mit den synapischen Kopplungsstär-ken)

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In einem neuronalen Netz mit n Neuronen lauten die Modellgleichungen:

τ u̇j(t) = −uj(t) + xj(t) +

n∑

i=1

cijyi(t − ∆ij)

︸ ︷︷ ︸

=:ej(t)

yj(t) = fj(uj(t))

• τ > 0 Zeitkonstante

• uj(t) dendritisches Potential des j-ten Neurons

• u̇j(t) die (zeitliche) Ableitung von uj.

• xj(t) externen Input des Neurons j.

• cij synaptische Kopplungsstärke von Neuron i zum Neuron j; i.a. ist cij 6= cji.

• ∆ij Laufzeit eines Aktionspotentials von Neuron i zum Neuron j.

• yj(t) axonales Potential des j-ten Neurons.

• fj Transferfunktion des j-ten Neurons; häufig ist fj = f für alle Neuronenj = 1 . . . , n und f eine nichtlineare Funktion.

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Diskretes Grundmodell

• Auch dieses DGL-System ist nicht mehr analytisch lösbar (nur falls f linearund ∆ij = 0).

• Näherungslösung durch Diskretisierung der Zeit

• Annäherung: u̇j(t) ≈ (uj(t + ∆t) − uj(t))/∆t

Einsetzen der Näherung in die DGL liefert:

τ

∆t(uj(t + ∆t) − uj(t)) = −uj(t) + ej(t)

uj(t + ∆t) = (1 − %) · uj(t) + % · ej(t),

yj(t) = f(uj(t))

hier ist % := ∆tτ

, 0 < % ≤ 1

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Transferfunktionen I

1. Die lineare Funktion f(x) := x. Ein Neuron mit dieser Transferfunktionheißt lineares Neuron.

2. Die Funktion f(x) := H(x − θ) mit der Heaviside-Funktion H. DieHeaviside-Funktion H nimmt für x ≥ 0 den Wert H(x) = 1 und für x < 0den Wert H(x) = 0 an.

3. Die beschränkte stückweise lineare Funktionen:

f(x) =

0 x < 0x x ∈ [0, 1]1 x > 1

(1)

4. Die Funktion f(x) := Fβ(x) mit Fβ(x) = 1/(1 + exp(−βx)), wobei β > 0ist. Die Funktion F ist die aus der statistischen Mechanik bekannte Fermi-Funktion.

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Kodierung der Neuronenausgabe

Das axonale Potential bei den Modellneuronen mit den Transferfunktionen2.)-4.) liegt im Wertebereich [0, 1]. Bei einige Modellierungsansätzen (z.B.Hopfield-Netzwerke) wird der Wertebereich der Neuronenausgabe (axonalenPotential) als [−1, 1] angenommen.Eine Transformation G(x) := 2F (ax + b) − 1, mit a > 0 und b ∈ R, machtaus einer Transferfunktion F mit Wertebereich [0, 1] eine Transferfunktion mitWertebereich [−1, 1].

Wichtige Beispiele:

• Für a = 1 und b = 0, so wird durch obige Transformation aus derHeaviside-Funktion die Vorzeichen-Funktion.

• Für a = 1/2 und b = 0, so wird aus der Fermi-Funktion die Tangens-Hyperbolikus-Funktion.

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−2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2

0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6

0.7

0.8

0.9

1

Heaviside-Funktion.

−2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2

−1

−0.8

−0.6

−0.4

−0.2

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

Signum-Funktion.

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−2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2

0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6

0.7

0.8

0.9

1

Begrenzte lineare Funktion.

−2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2

−1

−0.8

−0.6

−0.4

−0.2

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

Sym. begrenzte lineare Funktion.

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−2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2

0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6

0.7

0.8

0.9

1

Fermi-Funktion, β = 1.

−2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2

−1

−0.8

−0.6

−0.4

−0.2

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

Hyperbolischer Tangens, γ = 1.

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Neuronenmodelle in Anwendungen

Ausgabe

c

Eingabe

Gewichtsvektor

y

f

xVereinfachtes Neuonenmodell

• Neuronen ohne Gedächtnis,d.h. % = 1.

• Signallaufzeiten werden ver-nachlässigt, d.h. ∆ij = 0

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Beispiele I

Betrachtet wird jeweils ein Neuron mit dem synaptischen Gewichtsvektor c ∈R

n und dem Eingabevektor x ∈ Rn:

• Lineares Neuron

y = 〈x, c〉 + θ =n∑

i=1

xici + θ

• Schwellwertneuron

y =

{

1 〈x, c〉 ≥ θ

0 sonst

• Kontinuierliches nichtlineares Neuron

y = f(〈x, c〉 + θ), f(s) =1

1 + exp(−s)

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Beispiele II

Die Neuronenmodelle basierten bisher auf der Berechnung der gewichtetenSumme zwischen einem Vektor x und dem synaptischen Gewichtsvektor c(dies ist das Skalarprodukt 〈x, c〉).

In der Praxis sind auch distanzberechnende Neuronenmodelle gebräuchlich,wir werden diese später bei den Netzen zur Approximation und Klassifikation,sowie bei den Netzen zur neuronalen Clusteranalyse genauer kennenlernen.

• Distanzberechnendes Neuron

y = ‖x − c‖2

• Radial symmetrisches Neuron

y = h(‖x − c‖2), h(r) = exp(−r2

2σ2)

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4. Neuronale Architekturen

• Rückgekoppelte neuronale Netzwerke

• Vorwärtsgekoppelte neuronale Netzwerke

• Geschichtete neuronale Netze

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Rückgekoppelte Netze

• Bei rückgekoppelten neuronalen Netzwerken (recurrent/feedbackneural networks) sind die Neuonen beliebig miteinander verbunden.Potentiell ist jedes Neuron mit jedem anderen Neuron verbunden.

• Kopplungsmatrix C ∈ Rn2

hat keine spezielle Struktur.

f f f

1 2 n

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Vorwärtsgekoppelte neuronale Netze

• Bei den vorwärtsgekoppelten neuronalen Netzen ist der Informations-verarbeitungsfluss streng vorwärts gerichtet, und zwar von den Eingabe-neuronen zu den Ausgabeneuronen

• Die Verarbeitung erfolgt sequentiell durch mehrere Neuronen bzw. Neu-ronenschichten.

• Der Verbindungsgraph der Neuronen, repräsentiert durch die Kopplungs-matrix C, ist zyklenfrei.

• In Anwendungen, sind die geschichteten Netze oder layered neural net-works von besonderer Bedeutung.

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Geschichtete neuronale Netze

• Neuronen der Eingabeschicht propagieren (sensorische) Eingaben indas Netz, diese führen keine neuronalen Berechnungen durch. Deshalbwird diese Schicht meist auch nicht mitgezählt (wie bei Bool’schen Schalt-netzen). Man kann sie auch als 0-te Neuronenschicht bezeichnen.

• Die Neuronen in der Schicht k erhalten ihre Eingaben von Neuronen derSchicht k − 1 und geben ihre Berechnung an die Neuronen der Schichtk + 1 weiter.Diese Schichten nennen wir Zwischenschicht oder versteckte Schichteoder hidden layer.

• Die Neuronen ohne Nachfolgeneuron bilden die Ausgabeschicht.

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Darstellung von Mehrschicht-Netzen

• In der Literatur findet man zahlreiche Darstellungsformen von neuronalenNetzwerken. Sehr verbreitet ist die Graph-Notation mit einer Knoten- undKantenmenge.

• Knoten entsprechen den Neuronen und die synaptischen Kopplungen sindals Kanten dargestellt.

1C

schichtEingabe− Ausgabe−

schicht

C 2

Zwischen−schicht

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f

f

f

f

n

2

1

Eingabe

Ausgabe

n+m+1 n+m+p

n+mn+1

f

1

Eingabe

Ausgabe

f

C

C

2

Schematische Darstellung von Einzelneuronen (links) mit den synaptischenKopplungen (dargestellt als •). Die Neurondarstellung besteht aus dem Den-driten (Rechteck) mit den synaptischen Kopplungen cij, dem Zellkörper(Halbkreis) mit der Transferfunktion f , und dem Axon (ausgehender Pfeil).Entlang der Pfeile werden reelle Zahlen prozessiert.

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In der linken Abbildung ist ein Netz mit N := n + m + p Neuronen gezeigt:

• n Neuronen in der Eingabeschicht (diese werden als Eingabe-Neuonennicht weiter betrachtet, da sie keine neuronale Berechung durchführen).

• m Neuronen in der Zwischenschicht

• p Neuronen in der Ausgabeschicht

In der rechten Abbildung sind die synaptischen Kopplungen als Matrizen zu-sammengefasst. Die neuronale Transferfunktion f ist hier als vektorwertigeFunktion zu interpretieren. Entlang der Pfeile werden nun Vektoren ∈ R

n, Rm

bzw. Rp prozessiert.

Die Kopplungsmatrix C ∈ RN2

des Gesamtnetzes hat die Form

C =

0 C1 00 0 C2

0 0 0

mit C1 ∈ Rn × R

m und C2 ∈ Rm × R

p.

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