30 INTERVIEW „Die Daten wandern in die Chefetage“ · nen sie auch sanft umsteigen, indem sie...

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„Die Daten wandern in die Chefetage“ BI-SPEKTRUM sprach mit Eva Murray und Mathias Golombek von Exasol über den Sinn und Zweck ana- lytischer Datenbanken, den Markt und die Konkurrenz sowie über die Weiterentwicklung im BI-Sektor. Exasol ist vor 20 Jahren als Spinn-off eines Universitätsforschungsprojekts gestartet, das sich mit der Nutzung von Parallelrechnern befasste. Das Unternehmen ist seit 2008 mit der Exasol-Datenbank am Markt aktiv, beschäftigt zurzeit 170 Mitarbeiter und hat rund 150 Kunden. Dazu zählen Großkonzerne wie Vodafone, Olympus oder GfK sowie Handelsriesen wie Otto oder auch Digitalchampions wie Zalando. BI-SPEKTRUM: Wo genau liegen die Vorteile einer analytischen Datenbank gegenüber trans- aktionalen Datenbanken? Der Begriff analytisch erscheint nicht genau definiert. Golombek: Während transaktionale Datenbanken eher kleine Datensätze verarbeiten, zum Beispiel Überweisungen, arbeiten analytische Datenbanken mit teilweise sehr großen Datensätzen. Das ist an sich nichts Neues. Vor 15 Jahren hat man das Da- ta Mining und Data Warehousing genannt, mittler- weile heißt es Data Sci- ence. Letztlich helfen analytische Datenban- ken den Unternehmen, aus ihren Daten Schlüs- se zu ziehen, um ihr Ge- schäft zu verbessern. Da geht es um neue Services, neue Geschäftsmodelle, Pricing oder auch Predictive Maintenance. Analytische Datenbanken sind auf diesen Zweck hin optimiert und damit sehr viel schneller als die generischen oder soge- nannten Multi-Purpose-Datenbanken wie Oracle oder IBMs DB2, in die die Analytics im Nachhinein integriert worden ist. BI-SPEKTRUM: Wozu benutzen Ihre Kunden diese Datenbanksysteme? Golombek: Inzwischen gibt es vielfältige Nutzungs- arten. In allen Abteilungen eines Unternehmens werden mittlerweile Analysen gefordert. Das gilt nicht mehr nur für den BI- und Financial-Bereich. Unser englischer Kunde Revolut zum Beispiel nutzt unsere Lösung auch im HR-Bereich, um die Quali- tät der Einstellungen zu erhöhen. BI-SPEKTRUM: Etliche Ihrer Konkurrenten haben sich dem NoSQL-Paradigma angeschlossen. Warum arbeitet Exasol auf SQL-Basis? Golombek: NoSQL-Datenbanken können eigent- lich kein Enterprise Data Warehouse sein, weil sie keine standardisierte Schnittstelle haben. SQL stellt genau den Kernbereich dar, an die ich all die BI-Tools anbinden kann. Wenn Sie eine NoSQL-Datenbank verwenden, nutzen die Kun- den proprietäre Dialekte der Anbieter dieser Das Interview führte Christoph Witte, Chefredakteur BI-SPEKTRUM Vor 15 Jahren hat man das Data Mining und Data Warehousing genannt, mittlerweile heißt es Data Science. Bild: Shutterstock BI-SPEKTRUM 5/2019 30 INTERVIEW zum Inhalt

Transcript of 30 INTERVIEW „Die Daten wandern in die Chefetage“ · nen sie auch sanft umsteigen, indem sie...

„Die Daten wandern in die Chefetage“BI-SPEKTRUM sprach mit Eva Murray und Mathias Golombek von Exasol über den Sinn und Zweck ana-lytischer Datenbanken, den Markt und die Konkurrenz sowie über die Weiterentwicklung im BI-Sektor. Exasol ist vor 20 Jahren als Spinn-off eines Universitätsforschungsprojekts gestartet, das sich mit der Nutzung von Parallelrechnern befasste. Das Unternehmen ist seit 2008 mit der Exasol-Datenbank am Markt aktiv, beschäftigt zurzeit 170 Mitarbeiter und hat rund 150 Kunden. Dazu zählen Großkonzerne wie Vodafone, Olympus oder GfK sowie Handelsriesen wie Otto oder auch Digitalchampions wie Zalando.

BI-SPEKTRUM: Wo genau liegen die Vorteile einer analytischen Datenbank gegenüber trans-aktionalen Datenbanken? Der Begriff analytisch erscheint nicht genau definiert.Golombek: Während transaktionale Datenbanken eher kleine Datensätze verarbeiten, zum Beispiel Überweisungen, arbeiten analytische Datenbanken mit teilweise sehr großen Datensätzen. Das ist an sich nichts Neues. Vor 15 Jahren hat man das Da-ta Mining und Data Warehousing genannt, mittler-

weile heißt es Data Sci-ence. Letztlich helfen analytische Datenban-ken den Unternehmen, aus ihren Daten Schlüs-se zu ziehen, um ihr Ge-schäft zu verbessern. Da geht es um neue

Services, neue Geschäftsmodelle, Pricing oder auch Predictive Maintenance. Analytische Datenbanken sind auf diesen Zweck hin optimiert und damit sehr viel schneller als die generischen oder soge-nannten Multi-Purpose-Datenbanken wie Oracle

oder IBMs DB2, in die die Analytics im Nachhinein integriert worden ist.

BI-SPEKTRUM: Wozu benutzen Ihre Kunden diese Datenbanksysteme?Golombek: Inzwischen gibt es vielfältige Nutzungs-arten. In allen Abteilungen eines Unternehmens werden mittlerweile Analysen gefordert. Das gilt nicht mehr nur für den BI- und Financial-Bereich. Unser englischer Kunde Revolut zum Beispiel nutzt unsere Lösung auch im HR-Bereich, um die Quali-tät der Einstellungen zu erhöhen.

BI-SPEKTRUM: Etliche Ihrer Konkurrenten haben sich dem NoSQL-Paradigma angeschlossen. Warum arbeitet Exasol auf SQL-Basis? Golombek: NoSQL-Datenbanken können eigent-lich kein Enterprise Data Warehouse sein, weil sie keine standardisierte Schnittstelle haben. SQL stellt genau den Kernbereich dar, an die ich all die BI-Tools anbinden kann. Wenn Sie eine NoSQL-Datenbank verwenden, nutzen die Kun-den proprietäre Dialekte der Anbieter dieser

Das Interview führte Christoph Witte, Chefredakteur BI-SPEKTRUM

Vor 15 Jahren hat man das Data Mining und Data Warehousing

genannt, mittlerweile heißt es Data Science.

Bild: Shutterstock

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Datenbanken. Schon deshalb kann eine NoSQL-Datenbank kein Data Warehouse ersetzen. Au-ßerdem können sie zwar schnell große Daten-mengen verarbeiten, aber es handelt sich nicht um analytische Datenbanken. Sie können keine komplexen Joins, keine komplexen Analysen, kein Data Science. Deshalb sehe ich die NoSQLs auch nicht als Konkurrenz.

BI-SPEKTRUM: Welche Nutzer greifen denn auf diese Datenbanken zu? Sind das in erster Linie Data Scientists und BI-Spezialisten oder sind das inzwischen auch ganz normale Business-Nutzer?Golombek: Das sind zum einen natürlich die Spezi-alisten, weil sie wissen, wie man im Detail mit den Systemen umgeht. Aber Visualisierungs-Tools wie Tableau haben eine Menge zur Demokratisierung der Datennutzung getan. Diese Tools erlauben es auch ganz normalen Anwendern, die analytischen Systeme zu nutzen. Wir sprechen in diesem Zu-sammenhang von der Demokratisierung der Da-tennutzung, weil immer mehr Mitarbeiter im Un-ternehmen auf diese Systeme zugreifen können. Sie sind nicht mehr den Spezialisten vorbehalten – zumindest gilt das bei einfacheren Analysen. Aber neben Spezialisten und Business-Nutzern wächst auch der Bereich der automatisierten oder der operationalen BI zurzeit sehr stark. Ein großer deutscher Sportartikelhersteller nutzt Exasol zum Beispiel, um in seinem Webshop vollautomatisch die Preise zu optimieren. Das macht ein Algorith-mus für mehrere tausend Produkte täglich, ohne dass Menschen in die Preisentscheidungen invol-viert sind. Das heißt, BI greift in die operativen Ge-schäftsprozesse ein, ohne dass irgendjemand ein BI-Tool anschaut. Murray: Es kommt darauf an, wie Unternehmen ih-re Analytics- und BI-Bereiche aufbauen. Im Prinzip hat jeder Nutzer durch Tools wie Tableau oder Pow-er-BI heute die Möglichkeit, sich Informationen aus der Datenbank zu holen, ohne dass er über Daten-bankwissen verfügen muss. Und es geht natürlich auch viel schneller, wenn ich als Nutzer meine ei-genen Fragen entwickeln und stellen kann.

BI-SPEKTRUM: Ist das nicht ein alter, aber nach wie vor unerfüllter Traum von BI-Anbietern, dass ihre Systeme von allen Business-Anwen-dern genutzt werden und nicht nur von BI- und Datenbankspezialisten?Murray: Es sind bisher nur wenige Unternehmen, in denen diese Systeme sehr breit genutzt werden. Das liegt daran, dass vielen Leuten noch das Know-how für die Tools fehlt und sie glauben, nicht ge-nug Zeit zu haben, um ihre analytischen Fragen selbst zu stellen. Aber das ändert sich zunehmend. Wir sehen durchaus einen Trend zu breiterer Nut-zung.Golombek: Dieser Trend wird durch die höhere Pri-orität gestützt, die Unternehmen heute ihren Da-ten geben. Viele Unternehmen haben bereits eine explizite Datenstrategie und Chief Data Officer. Die Daten wandern in die Chefetage und entsprechend

viel Wert wird auf die Analyse sowie die breite An-wendung der Analyse-Tools gelegt. Einige Unter-nehmen wie Zalando zum Beispiel akzeptieren keine Entscheidungen mehr, die nicht auf einer Da-tenanalyse basieren.

BI-SPEKTRUM: Angesichts der zögerlichen Um-setzung von Analytics oder BI für alle – liegt in automatisiertem BI und Analytics nicht der größere Hebel, tatsächlich datenge-triebene Entscheidun-gen auf breiter Front in Unternehmen zu etablieren?Golombek: Absolut. Aber das kriegt keine Abtei-lung allein hin. Richtig spannend wird es ja erst dann, wenn ich Daten aus dem Sales, aus der Pro-duktion, aus dem Marketing sowie anderen Berei-chen miteinander verknüpfe. Aber da sind noch zahlreiche organisatorische Herausforderungen zu bewältigen. Wenn man das will, kommen Un-ternehmen nicht darum herum, Datenstrategie zur Chefsache zu machen.

BI-SPEKTRUM: Wie viele Ihrer Kunden haben eine Datenstrategie?Golombek: Unsere Kunden sind da leider nicht repräsentativ, weil sie den Wert ihrer Daten schon erkannt haben. Deshalb verfolgen sie im Vergleich zur Ge-samtheit der Unterneh-men deutlich öfter eine explizite Datenstrate-gie. Ich schätze, 75 Prozent unserer Kunden ha-ben eine.

MATHIAS GOLOMBEK begann seine Kar-riere bei Exasol im Jahre 2004 als Soft-wareentwickler, übernahm anschließend die Entwicklungsleitung und wurde 2013 als CTO Mitglied der Geschäftsführung. Zu seiner Verantwortung gehören nicht nur die Produkt-Technologie, sondern auch die interne IT, das Consulting-Geschäft und der Pre-Sales-Bereich.

EVA MURRAY arbeitet als Head of Business Intelligence und Tableau Evangelist bei Exasol. Sie ist für die Umsetzung der Datenstrategie des Unternehmens verantwortlich und die Entwick-lung des Center of Excellence. Nach ihrem Studi-um in Psychologie und Wirtschaftswissenschaf-ten arbeitete sie unter anderem als Beraterin für Deloitte und als Tableau-Beraterin für Tridant.

Durch Cloud, durch Schnittstellen, durch intelligentere Software ist es sehr viel einfacher geworden,Systeme miteinander zu verbinden.

Wenn man das will, kommen Unternehmen nicht darum herum, Datenstrategie zur Chefsachezu machen.

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BI-SPEKTRUM: Was sagt das über Ihre Wachs-tumschancen, wenn Ihr Produkt nur für die datenaffinen Unternehmen attraktiv ist?Golombek: Spannende Frage. Ich denke aber, dass wir sehr gute Wachstumsmöglichkeiten ha-ben. Wir haben in der Vergangenheit sehr wenig

in Marketing investiert und verfügen daher über einen geringen Bekanntheitsgrad. Das wollen wir mit massi-ven Investitionen än-dern. Gleichzeitig ist der Bedarf für analy-tische Datenbanken

enorm. Die Unternehmen leiden unter sehr hohen Kosten, die sie für Oracle oder DB2 aufbringen müssen, sie lechzen nach modernen Technologi-en, die ihnen Analysen erleichtern. Wenn wir un-seren Bekanntheitsgrad erhöhen und gleichzeitig mehr Unternehmen die Fähigkeiten der Technolo-gie nahebringen können, sehe ich für unser Un-ternehmen auch weiterhin sehr gute Wachstums-möglichkeiten.

BI-SPEKTRUM: Natürlich leiden die Unternehmen unter den hohen Kosten traditioneller Daten-banksysteme. Aber diese abzulösen bedeutet auch enorme Investitionen.Golombek: Es ist ein großer Schritt in Sachen In-vestition. Aber die Unternehmen können anschlie-ßend im laufenden Betrieb Millionen Euro pro Jahr einsparen. Natürlich fällt es schwer, in neue Daten-banksysteme zu investieren. Aber der Schmerz der Fachabteilungen, nicht lieferfähig zu sein, wiegt in Unternehmen zunehmend schwerer als die Kos-ten für eine neue Technologie. Und durch moderne Softwaretechnologien lassen sich allein hinsicht-lich geringerer Hardwareressourcen enorme Ein-sparungen erzielen.

BI-SPEKTRUM: Wäre es nicht einfacher, den Bekanntheitsgrad und die Bedeutung Ihres Unternehmens für die Kunden zu erhöhen, indem man auch Frontend-BI und Analytics-Tools anböte?Golombek: Das glaube ich nicht. Zum einen benut-zen große Kunden immer Tools mehrerer Frontend-Anbieter. Zum anderen haben die traditionellen Datenbankanbieter ja versucht, ihre Systeme mit Aufkäufen im Frontend-Bereich attraktiver zu ma-chen. Das hat bei keinem dieser Anbieter funktio-niert. Im Gegenteil, ihnen brechen die Märkte re-gelrecht weg.

BI-SPEKTRUM: Sie glauben also, dass die Zukunft den Spezialisten gehört und nicht den großen Software-Suiten, weil sich die großen Integrationsfragen der Vergangenheit nicht mehr in der Vehemenz stellen?Golombek: Ganz genau. Durch Cloud, durch Schnittstellen, durch intelligentere Software ist es sehr viel einfacher geworden, Systeme miteinander zu verbinden.

BI-SPEKTRUM: Gehen Sie davon aus, dass die Applikationsdominanz einer SAP oder einer Oracle in Bezug auf die Datenbankentscheidun-gen eine immer geringere Rolle spielen wird?Golombek: Wir stehen nicht mehr in Konkur-renz zu den großen Applikationsanbietern. Unse-re Wettbewerber sind heutzutage eher Snowflake oder Redshift von Amazon.

BI-SPEKTRUM: Gilt das auch für SAP?Golombek: SAP ist ein Sonderfall. Sie hat ein wirk-lich gutes Marketing für HANA gemacht, indem sie die Unternehmen glauben ließ, sie verfüge jetzt über die moderne analytische In-Memory-Daten-bank. Wenn man aber genau hinschaut, dann wird SAP HANA in erster Linie als Beschleuniger für ihr Business Warehouse eingesetzt. Wir sehen die SAP mit HANA aber nicht im analytischen Enter-prise-Data-Warehouse-Markt. Wir haben Kunden mit mehr als 500 Terabyte in einem einzigen Da-ta Warehouse. HANA wurde aus drei alten Produk-ten zusammengesetzt und ist am Data-Warehouse-Markt nicht wirklich erfolgreich. Einer der größten Sportartikelhersteller hat es mit HANA versucht

Durch moderne Softwaretechnologien

lassen sich allein hinsichtlichgeringerer Hardwareressourcen enorme Einsparungen erzielen.

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und nutzt inzwischen Exasol als operationale ana-lytische Datenbank.

BI-SPEKTRUM: Wie können Unternehmen aus ihren bisherigen Data Warehouses raus und auf modernere Technologien umsteigen, ohne dass es sie Kopf und Kragen kostet?Golombek: Die Migration kann eine Herausfor-derung sein, vor allem wenn Unternehmen keine richtige Datenstrategie verfolgen. Aber da Daten-banken über eine Standard-Schnittstelle verfügen (SQL), ist der Umstieg eher Fleißarbeit als eine grundlegende Systemänderung. Außerdem kön-nen sie auch sanft umsteigen, indem sie zunächst nur bestimmte Use-Cases mit der neuen Technolo-gie bearbeiten und dann nach und nach umstei-gen.

BI-SPEKTRUM: Dann müssen die Kunden aber parallel zwei Systeme betreiben?Murray: Wenn man von vorneherein plant, mittel-fristig umzusteigen, ist das natürlich nur vorüber-gehend. Einige unserer Kunden fangen mit einem für sie wichtigen Bereich an, in dem die Analyse einfach schneller erfolgen muss. Dann entdecken sie die Möglichkeiten unseres Systems und probie-ren immer mehr aus.

BI-SPEKTRUM: Welche Rolle spielen Ihre Managed-Cloud-Angebote bei der Migration?Murray: Sie helfen natürlich. Gerade bei mittel-großen Kunden, die nicht ausreichend Know-how haben, um die Datenbank selbst zu betreiben, kommt das Angebot sehr gut an, die Datenbank zu nutzen, aber nicht selbst betreiben zu müssen. Wir unterstützen daher bereits seit einigen Jahren so-wohl AWS, Azure als auch Google. Und wir bieten bereits seit 2011 unsere eigene Exacloud an, die in deutschen Rechenzentren gehostet wird.

BI-SPEKTRUM: Haben Sie nicht Angst vor den Hyperscalern?Golombek: Nein, gar nicht. Die Hyperscaler bieten zwar immer mehr Analytics-Services an, aber sie setzen dabei auf den Entry-Level-Massenmarkt. Wir sehen unseren Mehrwert im Highend-Enter-prise-Bereich. Im Gegenteil erweitern diese Fir-men die Verbreitung von analytischen Anwen-dungen weltweit enorm. Und wenn bestimmte Performance-Anforderungen erreicht werden, dann kommt Exasol sehr leicht ins Spiel.

BI-SPEKTRUM: Wie entwickelt sich der BI-Markt in den nächsten Jahren?Murray: Die Medien berichten sehr stark über Ana-lytics und automatische BI. Aber wir treffen in den Unternehmen auch heute noch sehr viel Excel an. Ich würde mir daher wünschen, dass die Unterneh-men stärker analysieren, den Wert ihrer Daten er-kennen und besser nutzen. Im Moment sammeln viele von ihnen sehr viele Daten, aber sie wissen oft noch nicht, was sie damit anfangen können. Außerdem macht mir die noch fehlende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter in den Unternehmen

etwas Sorgen. Tools wie Tableau und Power-BI wer-den zwar genutzt, um Daten zu visualisieren, aber es ist oft nicht ganz klar, ob die zugrunde liegen-de Datenbasis die Interpretationen und Visualisie-rungen auch tatsächlich zulassen. Deshalb müssen die Mitarbeiter noch etwas mehr über Statistik wis-sen oder ihre Visualisierungen müssen von Spezia-listen noch einmal überprüft werden.

BI-SPEKTRUM: Sehen Sie auch in den nächsten Jahren noch genügend Raum für die Entwick-lung eher traditioneller BI-Tools oder frisst der Analytics-Markt sie nach und nach auf?Murray: Ich glaube, dass es noch ausrei-chend Platz für diese Tools gibt. Vor allem gilt das dann, wenn Anwen-der nicht versuchen, Dinge mit einem Tool zu erledigen, für die es ursprünglich nicht ge-dacht war und für die es dann folgerichtig auch nicht so gut funktioniert.

Da Datenbanken über eine Standard-Schnittstelle verfügen (SQL), ist der Umstieg eher Fleißarbeit als eine grundlegende Systemänderung.

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