—31 1 — 1 2 - Internationale Bachakademie Stuttgart · partitur aus der geringfügig...

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AKADEMIEKONZERT IV 31 1 1 2 & BACH

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31 — 11 — 2

&

BACH

INHALT

PROGRAMM 3

DATEN&FAKTEN 6

EINFÜHRUNG:

HATBACHJEMALS

E INEKATHOLISCHEKIRCHEBETRETEN? 8

GESANGSTEXT:

MESSEH-MOLL 18

KÜNSTLERBIOGRAPHIEN:

CAROLYNSAMPSON 26

ANKEVONDUNG 28

DANIEL JOHANNSEN 31

TOBIASBERNDT 32

GÄCHINGERKANTOREI STUT TGART 34

FREIBURGERBAROCKORCHESTER 38

HANS-CHRISTOPHRADEMANN 43

FÖRDERKREIS 37

DANK 44

AKADEMIEKONZERT IVSAISON 2014 – 2015

SAMSTAG, 31 . JANUAR 2015 . 19:00

SONNTAG, 1 . FEBRUAR 2015 . 19:00

LIEDERHALLE STUT TGART . BEETHOVEN-SAAL

. Einführung 18:15 . Holger Schneider Gast: Dr. Uwe Wolf (Carus-Verlag). Konzertdauer . etwa 2 ¼ Stunden. Pause nach Cum sancto spiritu

CAROLYN SAMPSON

ANKE VONDUNG

DANIEL JOHANNSEN

TOBIAS BERNDT

GÄCHINGER KANTOREI STUT TGART

FREIBURGER BAROCKORCHESTER

HANS-CHRISTOPH RADEMANN

FLATRATE-CARD MUSIK À LA CARTEMit der FLATRATE-CARD können Schüler und Studenten bis 27 Jahre zu be-sonderen Konditionen alle Konzerte der Internationalen Bachakademie Stu:gart besuchen: Gegen Vorlage der FLATRATE-CARD erhaltet Ihr an der Abendkasse kostenlos eine Eintri:skarte in der noch besten verfügbaren Kategorie. Die FLAT-RATE-CARD kostet 50 € und gilt ab Kaufdatum für ein Jahr. Sie ist nicht über-tragbar und nur in Verbindung mit einem Schüler- oder Studentenausweis gültig.

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JOHANN SEBASTIAN BACH 1685 – 1750

. Messe h-Moll BW V 232

I. Missa

Kyrie eleison IChriste eleisonKyrie eleison I IGloria in excelsis DeoLaudamus teGratias agimus tibi Domine DeusQui tollisQui sedes Quoniam tu solus sanctus Cum Sancto Spiritu

PAUSE

II. Symbolum Nicenum

Credo in unum DeumPatrem omnipotentemEt in unum Dominum Et incarnatus estCrucifixusEt resurrexitEt in Spiritum SanctumConfiteorEt expecto resurrectionem mortuorum

III. Sanctus

3 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

IV. Osanna, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem

Osanna in excelsisBenedictusOsanna repetaturAgnus DeiDona nobis pacem

CAROLYN SAMPSON SOPRAN

ANKE VONDUNG ALT

DANIEL JOHANNSEN TENOR

TOBIAS BERNDT BASS

GÄCHINGER KANTOREI STUT TGART

FREIBURGER BAROCKORCHESTER

HANS-CHRISTOPH RADEMANN

.Stu:gart ist nicht nur Musikstadt, sondern auch Weinstadt. Wir freuen uns deshalb, unseren Künstlern Weine des Collegium Wirtemberg überreichen zu können.

5 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

TEXT (lateinisch)Ordinarium missæ

BESETZUNG Soli, Chor3 Trompeten, Horn, Pauken, 2 Flöten, 3 Oboen, 2 Fago:e, 2 Violinen, Viola und Basso Continuo

WERKGESCHICHTE

Entstanden zwischen August 1748 und Oktober 1749 als le;tes großes Vokalwerk: Erweiterung der Missa von 1733 zur »Missa tota« durch Anfügen eines Cre-do, des Sanctus von 1724 sowie der Sä;e Osanna bis Dona nobis pacem. Zusammenstellung einer Gesamt-partitur aus der geringfügig revidierten alten Partitur von 1733 und der neugeschriebenen Teile II , III und IV . Ent stehungsanlass bzw. AuIraggeber des Werkes sind unbekannt, eine AuDührung zu Bachs Lebzeiten lässt sich nicht nachweisen. Im Nachlass von Carl Philipp Emanuel Bach sowie in demjenigen seiner Toch-ter Anna Carolina Philippina erscheint das Werk als »Die große catholische Messe«; diese Formulierung könnte auf einen in der Familientradition bewahrten originalen Gesamttitel zurückgehen. Eine buchbinderi-sche Vereinigung der vier Teilpartituren erfolgte wahr-scheinlich erst nach 1805. Bachs Arbeit an den Teilen I I und IV bestand weitgehend in Parodierung und teil-weise tiefgreifender Umgestaltung vorhandener Sä;e; neu komponiert wurden wahrscheinlich nur die Sä;e 13, 16 und 20.

Messe h-Moll BW V 248

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VORLAGEN

Sa; 7: BW V 29/2; Sa; 8: BW V 193a/5; Sa; 9: BW V 46/1; Sa; 14: BW V 171/1 bzw. verschollenes Urbild; Sa; 15: verschollenes Due:; Sa; 17: BW V 12/2; Sa; 18: vermutlich BW V Anh. 9/1; Sa; 21: BW V 120/2; Sa; 22: BW V 232 III ; Sa; 23: vermutlich BW V Anh. 11/1; Sa; 26: vermutlich Serenata BW V deest (Sa; 3); Sa; 27: BW V 232I/7); Vorlagen zu Sä;en 19 und 24 unbekannt.

Eine ausführliche Übersicht der Vorlagensätze und viele weitere Beiträge finden Sie in Band 3 der Schriften reihe der Internationalen Bachakademie Stu:gart: Messe h-Moll B W V 232. Vorträge der Meisterkurse und Som-merakademien Johann Sebastian Bach 1980, 1983 und 1989. CD-ROM für Windows und MacOS. Weitere Beiträge zur Entstehung, Deutung und Re zeption fin-den Sie in Band 19 der SchriIenreihe der Internatio-nalen Bachakademie Stu:gart: Messe h-Moll B W V 232. Vorträge der Bachwoche Stuttgart 2012 (hg. v. Dr. Michael Gassmann). Kassel u. a.: Bärenreiter, 2014.

AUSGABE

Stu:garter Bach-Ausgaben Urtext (Carus 31.232/03)

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7 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

Hat Bach jemals eine katholische Kirche betreten? GEDANKEN ZUR »GROSSEN CATHOLISCHEN MESSE«

DES THOMASKANTORS

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Für viele Musikfreunde, insbesondere die Besucher von Konzerten der Internationalen Bachakademie Stuttgart, ge-hört Bachs h-Moll-Messe zu den Höhepunkten der Musik-geschichte und sind Aufführungen des Werks besondere Erlebnisse. Umso erstaunlicher ist, wie viele offene Fragen, Rätsel und Geheimnisse Bachs »Summum opus« nach wie vor birgt. Komposition und Überlieferung bieten seit zweihundert Jahren Stoff für Debatten und Kontroversen und wirken sich aus auf die jeweilige Interpretation. Vor diesem Hintergrund möchte der nachfolgende Essay gelesen werden.

Hat Bach jemals eine katholische Kirche betreten? GEDANKEN ZUR »GROSSEN CATHOLISCHEN MESSE«

DES THOMASKANTORS

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9 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

ohe Messe — h-Moll-Messe — Die große catholische Messe. Das Werk, das der Verleger, Komponist und Pädagoge und Hans Georg Nägeli (1773 – 1836) als »Das größte Kunstwerk aller Zeiten« bezeichnete, hat keinen verbind-lichen Namen. Erst die Nachwelt hat sich bemüht, Johann Sebastian Bachs Messe zu benennen. Die Bandbreite reicht von sachlich-systematischen Bezeich-nungen, wie die Angabe der Tonart des ersten Stücks, also h-Moll, bis zur Bewunderung, wie »Summum opus« (höchstes, allerbestes Werk) oder die genannte Eloge Nägelis. Man hä:e auch »Bachs einzige (oder, mit Wertungs-Appeal, »einzigartige«) Messe« sagen kön-nen, denn das Werk, für das sich der Name h-Moll-Messe durchgese;t hat, ist Bachs einzige Komposition dieser Art: Ein großes, nach heutiger AuDührungsart rund zweistündiges Musikstück, das den aus den fünf Abschni:en Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus (mit Osanna und Benedictus) sowie Agnus Dei bestehenden Ordina-riumstext der römisch-katholischen Liturgie vollständig vertont. Eine komple:e Messe (»Missa tota«) ausge-rechnet aus der Feder des eingefleischten Lutheraners Johann Sebastian Bach!

.Der Comaskantor selbst sah, wie so oI, überhaupt keine Notwendigkeit, dem Werk irgendeinen Namen zu geben; jedenfalls steht auf dem Umschlag, in den er die handgeschriebenen Noten der Messe-Partitur hineinlegte, nichts. Die Noten teilte Bach wiederum in vier Konvolute. Auf die Deckel dieser vier Teile schrieb er (Kenner von Bachs HandschriI meinen: nicht vor 1749!): »No. 1 Missa« (sie umfasst Kyrie und Gloria), »No. 2 Symbolum Nicenum« (anderer Name für das Cre-do, mehr dazu weiter unten), »Nr. 3 Sanctus« und »Nr. 4 Osanna, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem«. Die Sortierung der Teile 3 und 4 ist ungewöhnlich, vor allem die Trennung der Teile Sanctus und Osanna, die in der römischen Liturgie als Akklamation in dem Hoch gebet unbedingt zusammengehören. Dies hat mit der Entste-hungsgeschichte der Messe zu tun. Überdies hat der

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Zustand der Überlieferung immer wieder die Frage auf-geworfen, ob es sich bei der Messe überhaupt um eine von Bach so beabsichtigte, einheitliche Komposition handelt oder eben nur um eine mehr oder weniger lose, nach dem Muster der römischen Liturgie zusammen-gestellte Sammlung verschiedener liturgischer Stücke.

.Tatsächlich erntete Friedrich Smend, als er 1953 im Rahmen der Neuen Bachausgabe die h-Moll-Messe herausbrachte, zum Teil harsche Kritik. Der Forscher hat-te nämlich gewagt, die »Hohe Messe« — eine Bezeich-nung aus dem 19. Jahrhundert, in freier Überse;ung des Ga:ungsbegriDs »Missa solemnis« — als »Sammel-band« zu bezeichnen, dessen Inhalt kein »einheitliches und in geschlossener Folge zu musizierendes Werk«, kein »zusammenhängendes, in einem Zuge aufzuführendes Kunstwerk« darstelle. Die Bewunderer Johann Sebastian Bachs reagierten empört; sie wähnten, Bach sollte mit dieser Ansicht vom Denkmal gestürzt werden! Auch ohne Emotionen ließ sich jedoch leicht herausfinden — und Smend entgegenhalten —, dass es zwischen den im Manuskript getrennten Teilen durchaus musikalische Klammern gibt. So nimmt etwa ein Motiv zum Abschluss des Sanctus (ab Takt 158 im Bass: »Pleni sunt coeli et ter-ra«) das Grundmotiv des folgenden »Osanna in excelsis« vorweg. Oder es wird ein ganzes Stück wiederholt: die Musik zum Text »Gratias agimus tibi« (»Wir sagen dir Dank«) im Gloria (Teil 1) erklingt noch einmal zum Abschluss des Agnus Dei (Teil 4) und damit der gesam-ten Messe, auf den Text »Dona nobis pacem« (»Gib uns Frieden«).

11 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

GLORIA UND AGNUS DEI — KRIEG UND FRIEDEN

Schwerlich konnte Bach diese Musik so final plazieren, ohne sich auf ihr erstes Vorkommen zu beziehen, zu-mal zwischen der unterschiedlichen Textierung beider Stücke in der Messe rund 15 Jahre lagen. Der Chorsa; an sich war für die zur Neuwahl Leipziger Ratsherren am 27. August 1731 komponierte Kantate BW V 29 ent-standen. Er vertont die Worte »Wir danken dir, Gott, wir danken dir, und verkündigen deine Wunder«. Der hier zum Ausdruck gebrachte Dank wird direkt überse;t zum »Gratias agimus tibi« im Gloria der Messe. Der politische Kontext der Ratswahl-Kantate macht andererseits die Bi:e um Frieden plausibel (»Dona nobis pacem« in der Messe), denn wer anders als eine — wie auch immer geartete — Regierung wäre verantwortlich für Krieg und Frieden?

Das Gloria entstand 1733, das Dona nobis pacem gegen Ende von Bachs Leben. Indem Bach den Chor aus der Ratswahlkantate (und das Gloria der Missa) wie-derverwendete, betonte er nicht nur die Verbindung der separat plazierten Stücke, sondern auch den Frie-denswunsch in auDälliger Weise. In der Liturgie näm-lich ist »Dona nobis Pacem« die le;te von drei Bi:en an das Agnus Dei, das Lamm Go:es; die ersten beiden Bi:en lauten schlicht »Miserere nobis« (»Erbarme dich unser«). Sie wiederum korrespondieren inhaltlich mit dem Beginn der Messe, dem Kyrie elesion, »Herr, erbar-me dich!«, während der Friedenswunsch seine Entspre-chung im Weihnachtsgruß »Gloria in excelsis Deo, et in terra pax hominibus« (»Ehre sei Go: in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden«) findet. Frieden war in den Jahren ab 1740, als Bach die Messe fertigstellte, in Sachsen ein bedrohtes Gut; die Schlesischen Kriege (ab 1740) verschonten auch die Stadt Leipzig nicht, der Krieg ha:e also in Bachs persönliche Lebenswelt Ein-zug gehalten.

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BACHS »SUMMUM OPUS« — EINE D-DUR-MESSE?

Weniger für die Einheitlichkeit der Messe spricht die Dis-position der Tonarten in den Teilen 3 Sanctus und 4 Osanna usf., also das Ende der Messe. Die neun Sä;e des Teiles 2 Symbolum Nicenum (Credo) zuvor wechseln beständig. Die Chöre »Credo in unum Deum« und »Patrem omnipoten-tem« stehen in D-Dur, das Due: »Et in unum Dominum« in G-Dur, die zentralen Chöre »Et incarnatus est«, »Crucifixus« und »Et resurrexit« in h-Moll, e-Moll und D-Dur, die Bass-Arie »Et in spiritum Sanctum« in A-Dur und die beiden ab-schließenden Chorsä;e »Confiteor« und »Et vitam venturi saeculi. Amen« in fis-Moll und D-Dur. Erneut in D-Dur folgt der 3. Teil (das einsä;ige Sanctus mit »Pleni sunt coeli« in Form von Präludium und Fuge zu sechs Stimmen); auch der 4. Teil beginnt in D-Dur (Osanna), dieser Sa; wird nach dem Benedictus (h-Moll) wiederholt. Nach dem Agnus Dei in g-Moll schließt die Messe mit dem »Dona nobis pacem« wieder in D-Dur — man könnte also mit Fug und Recht von Bachs D-Dur-Messe sprechen!

Diese drohende Tonarten-Eintönigkeit gegen Ende der Messe kann etwas mit der Entstehungsgeschichte zu tun haben. Teil 1, die Kyrie und Gloria umfassende Missa schickte Bach am 27. Juli 1733 nach Dresden mit der Bi:e an den neuen Kurfürsten Friedrich August II., ihm »ein Praedicat von dero Hoff-Capelle« zu verleihen, ihn also in die Reihen der Hofmusiker aufzunehmen. Teil 2 (Credo) entstand zwischen August 1748 und Oktober 1749, zählt also zu Bachs le;ten Kompositionen. Teil 3 (Sanctus), wurde erstmals ein Vierteljahrhundert vorher, zum Weih-nachtsfest 1725 musiziert. Der Rest, Teil 4 (Osanna bis Agnus Dei), wurde zu etwa demselben Zeitpunkt wie Teil 2 zusammengestellt. »Zusammengestellt« deshalb, weil Bach für viele Sä;e der gesamten Messe Musik aus seinem reichen vokalmusikalischen SchaDen für Hof und Kirche heranzog: Zum Teil sind diese Vorlagen bekannt (das Osanna etwa stammt aus der Huldigungs-kantate Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen BW V 215 von 1734), zum Teil aber auch nicht; als »Parodie« in der gesamten Messe nachweisbar sind bislang acht Sä;e.

SYMBOLUM NICENUM — SYMMETRIE DES GLAUBENS

Immer wieder bewundert wird die symmetrische Anlage des Symbolum Nicenum genannten zweiten Teiles der h-Moll-Messe. Er besteht aus neun Abschni:en: jeweils zwei Chöre als Rahmen sowie drei durch jeweils solisti-sche Sä;e nach vorne und hinten begrenzte Chöre. Diese drei Chöre thematisieren den Kern des Heils-geschehens: »Et incarnatus est«, eine Musik mit von oben nach unten weisenden Motiven, die Geburt, »Crucifi-xus«, Variationen über einen chromatischen Lamento-Bass, die Kreuzigung, »Et resurrexit« mit aKrmativen, auDahrenden Linien die Auferstehung. In einer ersten Version ha:e Bach den Text »Et incarnatus est« noch in das vorausgehende Due: »Et in unum Dominum« inte-griert; später vertonte er diesen Text extra — vielleicht, um die genannte Symmetrie zu konstruieren und das »Crucifixus« als zentralen Glaubensinhalt in den Mit-telpunkt zu stellen. Zugleich grenzen an dieser Stelle die vielleicht le;te Komposition Bachs (»Et incarnatus est«) und das wohl älteste Stück der Messe (das Cru-cifixus ist eine Parodie des Eingangschores zur Kantate Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BW V 12 aus dem Jahre 1714) direkt aneinander — wollte Bach hier, zwischen Geburt und Tod, tatsächlich auf sein eigenes Leben zu-rückschauen? Ahnte er, dass er bald sterben würde? Nur unter dieser Vorausse;ung kann die Nachwelt behaupten, Bach habe mit der h-Moll-Messe eine Art Zusammenfassung der alten und der neuen Musik, ein Kompendium der Musikgeschichte, ja: ein konfessions-übergreifendes, ökumenisches Bekenntnis abgelegt! Ob der Lutheraner Bach jemals eine der katholischen Konfession zugehörige Kirche betreten hat, wissen wir allerdings nicht …

.Der Gregorianik-Spezialist Godehard Joppich hat un-längst darauf hingewiesen, dass Bach im Gloria der Messe, im Due: »Domine Deus, rex coelestis« einen be-sonderen Text verwendet. Das Wort »altissime« (in der

13 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

14HBACHSMESSE H-MOLLENTSTEHUNG . DEUTUNG . REZEPTION

Entstehung, theologische Deutung und internationale Rezeption der h-Moll-Messe Johann Sebastian Bachs sind die Cemen dieses Bandes. Hängt die Entstehung der Messe eventuell doch mit dem Leipziger Erbhuldigungsgo:esdienst 1733 zusammen? Seit wann konnte man in Wien Bachs h-Moll-Messe gekannt haben? Welche Motivationen stecken hinter den Plänen des englischen Bach-Enthusiasten Samuel Wesley, zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts eine Edition des Credo vorzulegen? Lässt sich aus den Einspielungen der Messe seit 1950 eine bündige Interpretationsgeschichte heraushören? Ließ sich Bach bei der Komposition der Kyrie-Gloria-Messe des Jahres 1733 von italienischen Vorbildern aus Dresden inspirieren? Und hat die nachträgliche Entscheidung Bachs, dem Et incarnatus est einen eigenen Sa; zu widmen, mit der zentralen Stellung des Kreuzes in Luthers Ceologie zu tun? Diesen Fragen gehen nach: Michael Maul, O:o Biba, Michael Gassmann, Dominik Sackmann, Gerhard Poppe und Martin Pe;oldt.

SCHRIFTENREIHE DER

INTERNATIONALEN BACHAKADEMIE STUT TGART

BAND 19

Hg. von Michael GassmannBärenreiter Verlag 2014134 Seiten . 24,95 € . ISBN 978–3–7618–2331–6 Ab sofort an der Kasse der Bachwoche und im Buchhandel erhältlich.

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Verbindung »Jesu Christe altissime« (»Jesus Christus, Allerhöchster«) kommt in der Liturgie der römischen Kirche nicht vor — Bach entnahm diesen Text oDenbar einem Graduale (Choralbuch) aus dem Bestand der Comaskirche: Das Wort »altissime« gibt ihm immerhin das Stichwort, ein Due: für die beiden hohen Stimmen Sopran und Tenor zu schreiben, ein Due: deshalb, weil es sich hier um eine, man könnte fast sagen kontra-punktische Disputation über die Beziehung zwischen Go: Vater und Go: Sohn handelt.

HIMMLISCHE LÄNGEN :

DAS E INLEITENDE »KYRIE ELEISON«

Ob Bach bereits 1733, als er Kyrie und Gloria nach Dres-den schickte, die Nachkomposition der fehlenden Teile einer »Missa tota« schon im Auge ha:e; ob er tatsäch-lich ein Kompendium als Krönung seines Lebenswer-kes plante; ob er vielleicht — wie der Bach-Forscher Michael Maul in einem aufsehenerregenden Aufsa; im Bach-Jahrbuch 2009 nachzudenken aufgab — einem KompositionsauIrag aus Wien, also einer katholischen Stadt, folgte: die Frage nach der Einheit der h-Moll-Messe stellt sich eigentlich schon am Anfang. Das erste »Kyrie eleison« ist das Stück mit der längsten Spiel-dauer; für diese zwei Worte nimmt sich Bach 126 Takte, in den Dresdner Stimmen (aus denen heute musiziert wird) sogar mit dem Wort »largo« (breit, langsam) über-schrieben, Zeit. Es handelt sich um eine umfangreiche Fuge mit einem langen Cema, das erst instrumental, dann vokal vorgestellt und durchgeführt wird. Wie ein Portal erklingen zuvor vier »adagio« überschriebene, akkordische, vom Gesamtensemble (außer Trompeten und Pauken) musizierte Takte. Danach windet sich die Musik chromatisch, flehentlich und scheinbar unend-lich immer wieder nach oben. Michael Maul hat diese demütige Musik bei einem Symposium der Bachakade-mie (SchriIenreihe Band 19) mit einer Leipziger Erb-huldigung in Verbindung gebracht, also erneut einem nicht-theologischen Zweck. H

Wir kennen vier weitere, nur aus Kyrie und Gloria be-stehende Messen Bachs aus den 1730er Jahren. Keine dieser Messen beginnt in derart ausladender Manier; alle konnten mit maximal 30-minütiger Dauer im Leipzi-ger Go:esdienst musiziert werden, Kyrie und Gloria der späteren h-Moll-Messe mit ihren (modernen, das heißt: flo:en AuDührungspraktiken folgend) 50 Minuten jedoch kaum. In Dresden freilich kannte man ähnliche Volumina aus Messen des Kirchenkomponisten und Bach-Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka.

Als EröDnung einer »Missa tota« ist Bachs erstes Kyrie nicht nur angemessen. Die Großartigkeit dieses einzig-artigen Kunstwerkes erfordert geradezu einen solchen Anfang. Ohne das Ende jedoch, den Friedenswunsch »Dona nobis pacem« machte dieser Anfang keinen Sinn. Also ein weiteres Argument für die einheitliche Kon-zeption der h-Moll-Messe? Andererseits: Hä:e Bach mit dem »größten Kunstwerk aller Zeiten« sich selbst ein Denkmal se;en wollen, hä:e er der Messe wenigstens einen Namen gegeben!

ANDREAS BOMBA

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I . MISSA

KYRIE

Kyrie eleison.

Christe eleison.

Kyrie eleison.

GLORIA

Gloria in excelsis Deo.

Et in terra pax hominibus bonae voluntatis.

Laudamus te, benedicimus te,adoramus te, glorificamus te.

Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam.

Domine Deus, Rex coelestis, Deus Pater omnipotens.Domine Fili unigenite,Jesu Christe altissime,Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris.

Messe h-MollBW V 232

JOHANN SEBASTIAN BACH

Chor

Sopran I & II

Chor

Chor

Chor

Sopran II

Chor

Sopran I& Tenor

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Messe h-MollBW V 232

JOHANN SEBASTIAN BACH

19 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

Herr, erbarme dich.

Christe, erbarme dich.

Herr, erbarme dich.

Ehre sei Gott in der Höhe.

Und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind.

Wir loben dich, wir preisen dich,wir beten dich an, wir verherrlichen dich.

Dank sagen wir dir wegen deiner großen Herrlichkeit!

Herr Gott, König des Himmels,Gott, allmächtiger Vater.Herr, Sohn, einziggeborener,Jesus Christus, du Allerhöchster,Herr Gott,Lamm Gottes, Sohn des Vaters.

Qui tollis peccata mundi, miserere nobis.Qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram.

Qui sedes ad dextram Patris, miserere nobis.

Quoniam tu solus sanctus. Tu solus Dominus.Tu solus Altissimus, Jesu Christe.

Cum Sancto Spirituin gloria Dei Patris.Amen.

I I . SYMBOLUM NICENUM

Credo in unum Deum.

Patrem omnipotentem,factorem coeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium.

Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum.Et ex Patre natum ante omnia saecula.Deum de Deo, lumen de lumine,Deum verum de Deo vero.Genitum, non factum, consubstantialem Patri,per quem omnia facta sunt. Qui propter nos homines,et propter nostram salutemdescendit de coelis.

Et incarnatus estde Spiritu Sanctoex Maria Virgine, et homo factus est.

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Chor

Alt

Bass

Chor

Chor

Chor

Sopran I & Alt

Chor

21 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

Der du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser.Der du trägst die Sünden der Welt,nimm an das Gebet von uns.

Du sitzt zur Rechten des Vaters, erbarme dich unser.

Denn du allein bist heilig, Du allein der Herr, Du allein der Höchste, Jesus Christus.

Mit dem Heiligen Geist,in der Herrlichkeit Gottes des Vaters.Amen.

Ich glaube an den einen Gott.

Den Vater, den allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und Unsichtbaren.

Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, einziggeboren,und aus dem Vater geboren vor aller Zeit.Gott von Gott, Licht vom Licht,wahrer Gott vom wahren Gott.Gezeugt, nicht erschaffen,gleichen Wesens mit dem Vater,durch den alles geschaffen worden ist.Der wegen uns Menschen,und wegen unseres Heiles herabgestiegen ist vom Himmel.

Und der Fleisch ist gewordendurch den Heiligen Geistaus Maria, der Jungfrau,und der Mensch geworden ist.

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Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato passus, et sepultus est.

Et resurrexit tertia die,secundum Scripturas, et ascendit in coelum,sedet ad dexteram Patris.Et iterum venturus est cum gloria, judicare vivos et mortuos,cujus regni non erit finis.

Et in Spiritum Sanctum,Dominum, et vivificantem,qui ex Patre Filioque procedit,qui cum Patre et Filiosimul adoratur, et conglorificatur,qui locutus est per Prophetas.Et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam.

Confiteor unum baptismain remissionem peccatorum.Et expecto resurrectionem mortuorum,

Et expecto resurrectionem mortuorumet vitam venturi saeculi.Amen.

Chor

Chor

Bass

Chor

Chor

23 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

Der gekreuzigt wurde auch für uns,unter Pontius Pilatus gelitten hatund begraben worden ist.

Und der auferstand am dritten Tage,nach den Schriften;und aufgefahren ist in den Himmelder sitzet zur Rechten des Vaters. Und der wiederkommen wird mit Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten,dessen Herrschaft kein Ende haben wird.

Und an den Heiligen Geist,den Herrn, den lebendigmachenden,der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,der mit dem Vater und dem Sohnzugleich angebetet und verherrlicht wird,der geredet hat durch die Propheten.Und an eine heilige allgemeineund apostolische Kirche.

Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Und ich erwarte die Auferstehung der Toten,

Ich erwarte die Auferstehung der Totenund das Leben in der zukünftigen Weltzeit.Amen.

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I I I . SANCTUS

Sanctus, Sanctus, SanctusDominus Deus Sabaoth.

Pleni sunt coeli et terra gloria ejus.

IV. OSANNA, BENEDICTUS, AGNUS DEI & DONA NOBIS PACEM

Osanna in excelsis

Benedictus qui venit in nomine Domini.

Osanna in excelsis.

Agnus Dei, qui tollis peccata mundi,miserere nobis.

Dona nobis pacem.

Chor

Chor

Tenor

Chor

Alt

Chor

25 . AKADEMIEKONZERT IV . W W W.BACHAKADEMIE.DE

Heilig, heilig, heiligist der Herr Gott Zebaoth.

Voll sind die Himmel und die Erdedes Ruhmes dein.

Hosianna in der Höhe.

Gepriesen seider kommt im Namen des Herrn.

Hosianna in der Höhe.

Lamm Gottes, der du trägst die Sünden der Welt,erbarme dich unser.

Gib uns Frieden.

Text nach Carus 31. 232/03

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Auf der Konzert- und der Opernbühne gleichermaßen zuhause, hat CAROLYN SAMPSON in den le;ten Jah-ren sowohl in Großbritannien als auch in Europa und den USA beträchtliche Erfolge gefeiert. Neben Enga-gements u. a. an der English National Opera, beim Glyndebourne Festival und Boston Early Music Festival, an der Opéra de Paris, Opéra de Lille, Opéra de Mont-pellier sowie an der Opéra National du Rhin führten sie Konzerte u. a. zu den BBC Proms und zum English Concert. In Europa gehören (und gehörten) zu ihren vielen AuIri:en Konzerte mit dem Royal Concert -gebouw Orchestra, dem Retrospect Ensemble, dem Freiburger Barockorchester, dem Sinfonieorchester des Bayeri schen Rundfunks, dem WDR Sinfonie-orchester, den Wiener Philharmonikern, dem Orches-tra dell’ Accade mia Nazionale di Santa Cecilia und dem Gewandhaus orchester Leipzig. In den Vereinigten Staaten von Amerika trat sie als Solistin mit der San Francisco Symphony, dem Detroit Symphony, dem St. Paul Chamber Orchestra, dem Washington Bach Consort und der Music of the Baroque / Chicago auf. In der Saison 2014/15 ist Carolyn Sampson »Artist in Residence« an der Wigmore Hall. Zahlreiche CD-Aufnahmen mit Carolyn Sampson sind bei harmonia mundi, B IS , VirginClassics, DG Archiv, Linn Records und AVIE erschienen. Eine gefeierte Einspielung von Strawinskys Les Noces und seiner Messe liegt bei harmonia mundi vor. Ihre bei B IS erschienene CD mit Purcell-Liedern wurde im Dezember 2007 vom Gramophone Magazine als »Editor’s Choice of the Month« ausgezeichnet.

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ANKE VONDUNG wurde in Speyer geboren und studier-te bei Professor Rudolf Piernay an der Musikhochschule Mannheim. Von der Spielzeit 1999/2000 bis Ende der Spielzeit 2001/02 war sie Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters in Innsbruck, wo sie zentrale Partien ihres Faches sang. Es folgten Gastverpflichtungen u. a. Céâtre du Châtelet Paris, Staatsoper München, Salz-burger Festspiele, Mozart-Festwochen Salzburg, Opéra Bastille Paris, Grand Céâtre de Genève, Glynde-bourne Festival, Nederlandse Opera Amsterdam, Staatsoper Berlin, San Diego Opera, Münchner Opern-festspiele, Flandern-Festival, Staatsoper Hamburg. Im Oktober 2007 debutierte sie als Cherubino in Le nozze di Figaro an der Metropolitan Opera New York, wo sie zudem in Mozart’s La clemenza di Tito mitwirkte. In den Spielzeiten 2003 /04 bis 2005 /06 war sie Ensemblemitglied der Staatsoper Dresden; seitdem ist sie dem Haus als Gast eng verbunden. Im Konzert- und Liederabendbereich konzertierte Anke Vondung mit renommierten Orchestern unter Dirigenten wie James Conlon, Marc Albrecht, Helmuth Rilling, Sir Roger Norrington, Philippe Herreweghe, Edo de Waart, Gerd Albrecht, Kent Nagano, Philippe Jordan, Ivan Fischer, Armin Jordan, Manfred Honeck, Peter Schreier, Dietrich Fischer-Dieskau, James Levine, Fabio Luisi, Marek Janowski, Alexander Shelley, Howard Arman, Lothar Zagrossek, Peter Schneider, Jun Märkl, Enoch zu Gu:enberg, Hans-Christoph Rademann, JeDrey Tate, Richard Bonynge.

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ANKE VONDUNG

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DANIEL JOHANNSEN

Der österreichische Tenor DANIEL JOHANNSEN stu-dierte nach der Ausbildung zum Kirchenmusiker Gesang bei Margit Klaushofer und Robert Holl in Wien; er war Meisterschüler von Dietrich Fischer-Dieskau, Nicolai Gedda sowie Christa Ludwig und ist Preis - träger des Bach-, Schumann-, Mozart-, Hilde-Zadek- und Wigmore-Hall-We:bewerbs. Seit seinem Début 1998 führen ihn AuIri:e als Konzert-, Lied- und Opern-sänger mit Werken aller Epochen in die großen Musik-zentren Europas, Nordamerikas, Japans und des Nahen Ostens. Neben regelmäßigen Konzerten im Wiener Musikverein und Konzerthaus war und ist Daniel Johannsen zu Gast bei zahlreichen Festivals (Styriarte Graz, Salzburger Festspiele, Carinthischer Sommer, Israel Festival, La Folle Journée, Bachfest Leipzig); er musiziert unter der Leitung namhaIer Dirigenten wie Sir Neville Marriner, Trevor Pinnock, Bertrand de Billy, Jordi Savall und Enoch zu Gu:enberg. Liederabende mit der ganzen Bandbreite des deutschen Repertoires (aber auch mit englischen und französischen Komposi-tionen) bilden einen Schwerpunkt in der Tätigkeit des Sängers, der mit Pianisten wie Simon Bucher, David Lu;, Gerold Huber und Helmut Deutsch zusammenarbeitet. Im Frühjahr 2010 erschien Daniel Johannsens Aufnah-me der Dichterliebe und folgte seiner (etwa mit dem Pasticcio-Preis des ORF ausgezeichneten) ersten Solo-CD »Tenore & Traverso« mit Arien von Johann Sebastian Bach. Darüber hinaus dokumentieren zahlreiche weite-re Tonträger sowie Rundfunk- und Fernsehaufnahmen seine künstlerische Arbeit.

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TOBIAS BERNDT ist Preisträger mehrerer internationa-ler We:bewerbe und arbeitet als gefeierter Konzert -sänger regelmäßig mit Dirigenten wie Hans-Christoph Rademann, Philippe Herreweghe, Helmuth Rilling, Christoph Spering, Teodor Curren;is und Andrea Marcon zusammen. In Konzerten war er außerdem mit dem Orchestre national Bordeaux Aquitaine unter Kwamé Ryan und mit dem Konzerthausorchester Berlin unter Marcus Creed zu hören. Engagements der Saison 2013 /14 beinhalteten eine Europatournee an der Seite von Simone Kermes und Nuria Rial mit Purcells Dido und Æneas zusammen mit Musica Aeter-na und Teodor Curren;is, die Matthäus-Passion unter Masaaki Suzuki bei der Internationalen Bachakademie in Stu:gart sowie auch unter Andrea Marcon beim Danish National Symphony Orchestra in Kopenha-gen, ferner Gustav Mahlers Kindertotenlieder unter Toshiyuki Kamioka auch in Kopenhagen, Konzerte bei den Schwe;inger Festspielen mit Werken von Carl Philipp Emanuel und Johann Sebastian Bach unter Frieder Bernius und Händels Joshua mit dem NDR Chor und dem Festspiel Orchester Gö:ingen unter Laurence Cummings in Gö:ingen, Hamburg und London.

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GÄCHINGER KANTOREI STUT TGART

DIE GÄCHINGER KANTOREI STUT TGART steht seit Au-gust 2013 unter der künstlerischen Leitung von Hans-Christoph Rademann, dem Leiter der Internationalen Bachakademie Stu:gart. Unter der TrägerschaI der Bachakademie gestaltet der Chor eine Vielzahl an Kon-zerten und Gastspielen, Hörfunk- und CD-Aufnahmen entscheidend mit. Im Zentrum der Chorarbeit steht ne-ben vielfältiger Mitwirkung am MUSIKFESTUTTGART eine große Konzertreihe mit oratorischen Programmen von Schü; bis zu zeitgenössischen AuIragswerken. Einen besonderen Fokus bildet seit jeher die Interpretation der Vokalwerke von Johann Sebastian Bach. Höhepunk-te der Saison 2014/15 sind neben Gastspielen (u. a. in der Berliner Philharmonie) eine große Südamerika-Tournee sowie die Zusammenarbeit mit dem Freiburger Barockorchester inklusive einer Neueinspielung der Bachschen h-Moll-Messe. Nach einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb benannt und 1954 von Helmuth

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Rilling gegründet, gilt die Gächinger Kantorei Stu:gart seit Jahrzehnten als einer der herausragenden Konzert-chöre der Welt. Neben regelmäßigen AuIri:en mit dem Partner-Ensemble Bach-Collegium Stu:gart arbeitet sie auch vielfach mit Orchestern wie den Wiener Philhar-moniker, New York Philharmonic oder Israel Philharmo-nic zusammen. Eine besonders enge PartnerschaI be-steht zum Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR. Am Pult des Chores stehen regelmäßig Gastdirigenten wie Masaaki Suzuki, Krzysztof Penderecki, Alexander Liebreich oder Sir Roger Norrington. Gastspiele führ-ten das Ensemble u. a. nach China, Lateinamerika und zu den großen Festspielen in Salzburg, Luzern, Prag, New York, Paris, London, Wien und Seoul. Hunderte von CD-Einspielungen umfassen neben dem gesamten Vokalwerk Bachs unterschiedlichste oratorische Litera-tur vom 18. Jahrhundert bis hin zu etlichen UrauDührun-gen, darunter Werke von Penderecki, Pärt oder Rihm.

SOPRAN I . Miriam Burkhardt . Lucy De Bu:s . Isabel Jantschek . Ranveig Laegreid . Ellen Mayer . Christiane Opfermann

SOPRAN I I . Beate Hei;mann . Stephanie Lönne . Anja Scherg . Birgit Schneider . Anna Ullrich . Leoni Zehle

ALT I . Anne Hartmann . Judith Mayer . Franziska Neumann

ALT I I . Magdalena Fischer . Constanze Hirsch . Anna Krawzcuk . Brynne McLeod

TENOR I . Christian Are; . Tobias Mäthger . Sören Richter

TENOR I I . Wolfgang Frisch . Daniel Karrasch . Julian Me;ger

BASS I . Tobias Germeshausen . Menno Koller . Julian Millán

BASS I I . Simón Millán . Martin Schicketanz . Stefan Weiler

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Wenn es die Internationale Bachakademie Stu:gart nicht schon gäbe, hä:e man sie genau so erfinden müs-sen … denn sie ist einzigartig in ihrer Vielfalt, in ihrem Zusammenwirken von Musik- und Wortveranstaltungen.

Damit die Bachakademie auch künIig kreativ, in-haltsreich und hochkarätig arbeiten kann, braucht sie Unterstü;ung vieler Menschen, die sich dazu aufge-rufen fühlen, das Mo:o »Bewährtes erhalten, Neues gestalten« zu unterstü;en.

MITGLIEDER . haben Vorkaufsrecht bei der Karten-und Abonnement bestellung . erhalten das Studium Generale der Bachwoche sowie den Musikfestpass des MUSIKFESTUAGART zu ermäßigtem Preis . haben kostenlosen Zutri: zu den »Musikalischen Salons« . genießen jährlich ein exklusives Sonderkonzert . nehmen an Kulturreisen zu auswärtigen Konzerten der Bachakademie teil . erhalten die ZeitschriI »Forum Bachakademie« direkt nach Hause.

Sie können Mitglied als Einzelperson, Ehepaar, Familie (Eltern/Großeltern mit Kindern/Enkeln) oder Firma zu unterschiedlichen Spendenhöhen werden.

FÖRDERKREIS

INTERNATIONALE BACHAKADEMIE STUT TGART

Kontakt: Rosemarie TrautmannJohann-Sebastian-Bach-Pla; . 70178 Stu:gartTelefon: 0711 61 921 [email protected]

Für die Musik – vom Freund zum Förderer

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Das FREIBURGER BAROCKORCHESTER (FBO) blickt auf eine über fünfundzwanzigjährige musikalische Erfolgs-geschichte zurück: Aus studentischen Anfängen im Jahr 1987 entstand innerhalb weniger Jahre ein internatio-nal gefragter Klangkörper, der inzwischen regelmäßig in den bedeutendsten Konzert- und Opernhäusern gastiert. Neben der Vielfalt des Repertoires vom Früh-barock bis in die Gegenwart wird vor allem die beson-dere Klangkultur des auf historischen Instrumenten spielenden FBO gerühmt. Seit Mai 2012 verfügt das Orchester gemeinsam mit den Kollegen vom ensemble recherche über ein international einzigartiges Domizil: das Ensemblehaus Freiburg, eine musikalische Werk-sta: und Ideenschmiede für zwei Spi;enensembles der Alten und Neuen Musik unter einem Dach. Das FBO arbeitet mit bedeutenden Künstlern wie René Jacobs, Andreas Staier, Jean-Guihen Queyras, Isabelle Faust, Kristian Bezuidenhout, Christian Gerhaher und Pablo Heras-Casado zusammen und ist in einer engen Kooperation mit dem französischen Label harmonia

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FREIBURGER BAROCKORCHESTER

mundi France verbunden. Der künstlerische Erfolg dieser musikalischen PartnerschaIen äußert sich in zahlreichen CD-Produktionen und der Verleihung prominenter Auszeichnungen wie zule;t dem ECHO Klassik Deutscher Musikpreis 2014 und 2013, Edison Classical Music Award 2013, ECHO Klassik Deutscher Musikpreis 2012, Gramophone Award 2012, Edison Classical Music Award 2012, Gramophone Award 2011, ECHO Klassik Deutscher Musikpreis 2011 und dem Jahrespreis der Deutschen Schallpla:enkritik 2009. Unter der künstlerischen Leitung seiner beiden Konzertmeister Go:fried von der Gol; und PetraMüllejans sowie unter der Stabführung ausgewählter Dirigenten präsentiert sich das FBO mit rund einhun-dert AuIri:en pro Jahr in unterschiedlichen Bese;un-gen vom Kammer- bis zum Opernorchester: ein selbst-verwaltetes Ensemble mit eigenen Konzertreihen im Freiburger Konzerthaus, in der Stu:garter Liederhalle und der Berliner Philharmonie und mit Tourneen in der ganzen Welt.

FREIBURGER BAROCKORCHESTER

FLÖTE . Karl Kaiser . Susanne Kaiser

OBOE . Katharina ArHen . Philipp Wagner . Judith Schneider

FAGOT T . Benny Aghassi . Josep Casadella

HORN . Bart Aerbeydt

TROMPETE . Jaroslav Roucek . Hannes Rux . Almut Rux

PAUKE . Charlie Fischer

VIOLINE I . Shunske Sato (Konzertmeister) . Beatrix Hülsemann . Brigi:e Täubl . Eva Borhi . Marie Desgou:e

VIOLINE I I . Gerd-Uwe Klein . Martina Graulich . Peter Barzci . Lo:a Suvanto

VIOLA . Werner Saller . Lothar Haass . Lucile Chionchini

VIOLONCELLO . Guido Larisch . Ute Petersilge

KONTRABASS . Dane Roberts . David Sinclair

ORGEL . Torsten Johann

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HANS-CHRISTOPH RADEMANN

HANS-CHRISTOPH RADEMANN studierte an der Musik-hochschule Dresden Chor- und Orchesterdirigieren. Bereits während seines Studiums gründete er den Dresdner Kammerchor, den er noch heute leitet. Bis 1999 stand er außerdem an der Spi;e der Singakade-mie Dresden. Von 1999 bis 2004 war er Chefdirigent des NDR Chors. Gastspiele führten ihn an die Pulte anderer führender Chöre und Orchester (Collegium Vocale Gent, Freiburger Barockorchester, Akademie für Alte Musik Berlin u. a.). Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Alte Musik, insbesondere die Erschließung bislang unbekannter Schä;e der Dresdner und der sächsischen Musikgeschichte. Im Bereich der Neuen Musik liegt sein Interesse v. a. im Ausloten neuer Per-spektiven zur Weiterentwicklung vokalen Komponie-rens. Zahlreiche (Erst-)Einspielungen mit Werken u. a. von Ernst Krenek und Wolfgang Rihm dokumentieren darüber hinaus seine Auseinanderse;ung mit der jün-geren Musikgeschichte. Hans-Christoph Rademann ist seit 2007 Chefdirigent des R IAS Kammerchors, seit 2010 Intendant des Musikfest Erzgebirge und seit Juni 2013 Akademieleiter der Internationalen Bachakademie Stu:gart; darüber hinaus hat er eine Professur für Chor-leitung an der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« in Dresden. Für seine Verdienste erhielt er zahl-reiche Auszeichnungen, u. a. die Sächsische Verfas-sungsmedaille (2008), die Johann Walter Plake:e des Sächsischen Musikrats e. V. sowie den Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden (2014). Seine Aufnahmen wurden mehrfach mit dem Preis der Deutschen Schall-pla:enkritik (zule;t 2014) ausgezeichnet und erhielten außerdem u. a. den Classics Today 10/10 oder den Best Baroque Vocal Award 2014 für seine Einspielung von Carl Philipp Emanuel Bachs Magnificat.

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WIR DANKEN:

Die Arbeit der Internationalen Bachakademie Stu:gart ist nur durch die Identifikation und großzügige Unterstü;ung zahlreicher Sponsoren und Partner mög-lich. Wir danken ihnen allen sehr herzlich und freuen uns auf gemeinsame musika lische Erlebnisse!

ZUWENDUNGSGEBER

SPONSOREN & PARTNER

BESONDERER DANK AN

MEDIENPARTNER

ORGANISATIONSPARTNER & VERANSTALTUNGSPARTNER

K L E T T G R U P P E

DIETER VON HOLTZBRINCK STIFTUNG GMBH

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HotelRoyal

STIFTSMUSIK

SAKRALMODERN I : AMERIKA

FREITAG, 13. FEBRUAR2015 . 19:00

STUT TGART . L IEDERHALLE . HEGEL-SAAL

SAMUELBARBER

. God’s Grandeur

CHARLES IVES

. Symphonie Nr. 3 »The Camp Meeting«, Psalm 67 & 135

LEONARDBERNSTEIN

. Symphonie Nr. 1 »Jeremiah«

GÄCHINGERKANTOREI STUT TGART .

RADIO-SINFONIEORCHESTERSTUT TGARTDESSWR .

JONATHANSTOCKHAMMERLEITUNG

Die Vereinigten Staaten haben zu Go: ein besonde-res Verhältnis. Kaum irgendwo sonst in der westlichen Welt verbinden sich Politik und Religion auf solch innige Weise. Es ist gewiss kein Zufall, dass religiöse Cemen auch in der amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts eine prominente Rolle spielen. Dieses Konzert widmet sich den jüdischen und christlichen Klängen aus Go:es eigenem Land.

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INTERNATIONALEBACHAKADEMIESTUT TGART

VORSITZENDERDESVORSTANDES .

Prof. Dr. techn. Dr. -Ing. E. h. Berthold Leibinger .

AKADEMIELE ITER . Prof. Hans-Christoph Rademann .

INTENDANT . Gernot Rehrl . REDAKTION . Dr. Christiane Plank-Baldauf . Der Text von Dr. Andreas Bomba ist ein Originalbeitrag für dieses Heft . GESTALTUNG & SATZ .

vjp . DRUCK . OKzin Scheufele .

Änderungen vorbehalten . W W W.BACHAKADEMIE.DE

W W W.BACHAKADEMIE.DE . 0711 61 921 61