35. Kongre der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin Wien

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14. MAI x923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 2o 947 schen und Trousseausschen Ph~inomens. 6 Iniektionen werden zun/ichst gemacht. Dann wieder Verschlimmerung, und zwar nach einer fieberhaften Angina. Pat. erh~ilt nun wS&rend eines teta- nischen Anfalls lO ccm Afenil intraven6s; unmittelbar nach der Injektion h6rt der Anfall auf, die Krampfstellungen 15sen sich. Dann noch 2 Afenilinjektionen in Abstand yon einer Woche. Kein weiterer Anfall. -- Der Fall zeigt, daft man mit der intravenSsen Calciumzufuhr sehr rasch zum Ziele kommt ulld dab die Wirkung offenbar einige Zeit anh~It, selbst wenn der Gesamtkalk nicht wesentlich erh6ht wird. MENDEL. VERHANDLUNGEN ~RZTLICHER GESELLSCHAFTEN. 35. KongreB der Deutschen Gesellschaft ffir innere Medizin Wien. Sitzung vom 9.--12. April 1923. K. F. WENCKEBACH, Wien: ErSffnungsrede: Uber Kunst uad Medizin. I. Hauptthema: Encephalitis lethargica. ECONO1KO, W i e n : Die Encephalitis-Epidemie 1916--i92i ging der Grippe-Pandemie 2-- 3 Jahre voraus, wuchs und ver- schwand mit ihr. Die Symptome yon seiten des Zentralnerven- systems, die bei Grippe h~ufig beobachtet werden, d~rfen mit Encephalitis epidemica lethargica nicht verwechselt werden, doch d/irfte ein epidemiologischer Zusammenhang zwischen Grippe- und Encephalitis-Epidemie bestehen. EcoxoMo und ~\rIEs~ bewiesen 1917 die Ubertragbarkeit der Encephalitis auf den Affen, WIESNER zfichtete in einem hohen Prozentsatz der F/ille aus dem Gehirn yon Encephalitiskranken den Diplostreptococcus pleomor- phus, der daun in manchen Epidemien fast konstant, in anderen uur selten gefunden wurde. Er dfirfte aber nach unseren heutigen Erfabrungen nur ein h~ufiger Begleiter des Encephalitisvirus sein. 1919 zeigteu LOwE, HIRSCHFELD und STRAUSS, dab es durch sub- durale Impfung yon Kaninchen und Affen mit Nasen- und Rachen- schleim Encephalitiskranker gelingt, die Krankheit zu erzeugen; auch das Berkefeld-Filtrat ist wirksam. Dieses filtrierbare Virus ist ferner im Blut und Liquor zu finden. DoE~ zeigte, dab Herpes- virus yon der Kaninchenconjunctiva hgmfig subdural appliziert regelmSgig Encephalitis erzeugt. PLAUT rief mit Encephalitisvirus Keratitis herpetica hervor. SchlieBlich gelang auch die gekreuzte hninunisierung, woraus auf die IdentitSt zwischen dem Herpes- und Encephalitisvirus geschlossen wurde. Die diesbezfigliche For- mulierung LEVADITIS lautet: ,,Das Ultravirus eucephaliticum ist you variabler Virulenz und iindet sich: a) in abgeschw/~chter Form im Speichel Gesunder (ausschlieBlich epitheliotrop [Conjuncti- vitis, Keratitis]), b) in etwas virulenterer Form im Herpesbl/ischen (obligat epitheliotrop, fakultativ neurotrop), c) noch virulenter im Speichel gesunder ZwischentrS~ger, d) hochvirulent als Ence- phalitisvirus im engeren Sinne". Eco~oMo betont dagegen die M6glichkeit nur zufSJliger Symbiose des unsichtbaren Herpesvirus nlit dem unsichtbaren Encephalitisvirus, die IdentitS, t zn beweisen scheint. Identit~it zwischen dem Erreger der Influenza und dem der Encephalitis lethargica ist abet unwahrscheinlich. Die Kon- tagiositgt scheint nahezu keine Rolle zu spielen. Aus der viel- gestaltigen Symptomatologie lassen sich 3 Haupttypen heraus- sch/ilen: Der lethargisch-ophthalmop~egische, der choreatisch-myo- donische Typ und der Parkinsonismus; daneben monosymptoma- tische Formen und solche, die Tabes, Polyomyelitis oder Landry- sche Paralyse imitieren; entsprechend dem diffusen pathologisch- anatomischen Prozeg sind schwere L/ihmungen, Hemiplegien, Aphasie, Apraxie hSchst selten. Es gibt kein f~r die Encephalitis pathoguomonisches Symptom. E. glaubt nicht, dab dieSchlafstSruug auf entz/indlichen Ver/inderungen der Hypophyse beruht, sondern sieht sie als Herdsymptom an, das er in die N/~he der Augenmuskel- kerne lokalisieren m6chte. Die mechanischen ErM/irungen (Unter- brechung der Haubenbahnen) lehnt er ab. Ferner werdeu pay- chische Anomalien im engeren Sinne beobachtet; die auffallendsten sind Affekthemmungen, Mangel an Spontaneit/it his zur Katalepsie, andererseits Iterativerscheinungen. Wir sehen demnach, dab Er- scheinungen, die als rein psychische bedingt angesehen wurden, dnrch subcorticale HerdlS~sionen hervorgerufen werden. Da diese psychischen Vorg/inge so hfi,ufig mit den Bewegungsst6rungen des Parkinsonismus und Anomalien des Schlafes verbunden sind, dfirften auch die zwischen Stammganglien und Mittelhirn lokali- siert sein. Therapeutisch bewS~hrte sich E. am besten: Urotropin intraven6s mad hochdosiertes Jod (in Form der Preglschen L6sung). NONNE, Hamburg, beschr/inkt sich in seinem Referat im wesent!ichen auf die chronischen Formen der Encephalitis. Welche akuten FNle in chronische fibergehen, lftl3t sich nicht voraussagen; die leichteren akuten zeigen im chronischen Stadium einen mono- tonen Verlauf mit vorwiegend degenerativen Ver/inderungen im histologischen Bild, die schweren einen schubweisen mit entzfind- lichen Prozessen im Vordergrund. Das freie Intervall zwisehen akutem mad chronischem Stadium kann bis zu 4 Jahren danern; auf die 5hnlichkeit im Intervall zwischen Lues und Metalues wird verwiesen. Die Symptome werden in psychisr motorlsche uud vegetativ-trophische eingeteilt. Substrat dieser Erscheinungen sind Ver/haderungen im striopallidiiren Apparat, dessen Teile Putamen und Nucleus candatus einerseits, Globus pallidus anderseits ent- wicklungsgeschichtlich, ontogenetisch, anatomisch, histologisch (Bu im chemischen Verhalten (SPATz) und in der Reak- tion anf pathologische Vorg/inge streng voneinander zu scheiden sind. Bei Erkrankung des Globus pallidus tritt das akinetisch- hypertonische Syndrom auI, das durch den postencephalitischen ,,Pseudo-Parkinson" repr/isentiert wird, wfihrend Beteiligung des Pallidum nach Ausfall yon Putamen nnd Nucl. caudatus das hyperkinetisch-hypotonische Syndrom~ als dessen Vertreter Athe- tose anznsehen ist, verursacht. Pallidumver/inderungen rufen auch den Tremor hervor, w~ihrend die Ursache der Tonus-Ano- malien und gest6rten Bewegungsfolge in der Substantia nigra liegen diirfte. Die re/lektorische Pupillenstarre wird ebenfalls in die Nghe des Aqu~iductns Sylvii lokalisiert. Die vegetativ-trophischen St6- rungen weisen auf das Corpus Luysii bin. SchlieBlich bespricht NONN~ die LiquorverS~nderungen und die Differentialdiagnose gegenfiber Tumor cerebri, Lues, Hysterie und Paralysis agitans. Aussprache STIEFLER-LINz: Beobachtete F/ille, bei denen Kon- tagiosit/~t wahrscheinlich war. -- JAKSCH-WA~TENHO~ST, Prag: Verweist auf seine Einteilung in Encephalitis acuta und Ence- phalopathia postgripposa und schildert seine diesbezfiglicheu klinischen Erfahrungen. -- BILLIGItEIMER, Frankfurt a.M. : Empfiehlt Hg-Schmierknr, durch die er die meisten Symptolne . chronischer Encephalitis beseitigen konnte. -- STERN, GSttingen: Sah giinstige Wirkung yon Rekonvale~zentenserum. -- BENEDIKT, Budapest: Sah bei akuten F/illen die besten Erfolge yon CaC12 intraven6s appliziert. -- DOERR, Basel: Verweist beziiglich der Diskrepanz zwischen HSmfigkeit des Virus und Seltenheit der Er- krankung auf die ghnlichen VerhSltnisse bei Meningitis epidemica; er glaubt die M6glichkeit der Intervention akzidenteller Herpes- keime bei seinen positiven Befunden ablehnen zu k6nnen und spricht die Vermutung aus, dab KLI~GS Befunde auf ein unreines Virus zur~ckzufiihren seien. -- SC~ILHNG und CASTILLO, Berlin: Besprechen das 131utbild, das yon dem der Grippe verschieden sei und ffir toxische Knochenmarksreizung spreche. -- FRANK, Bres- lau: Reizung in der N/ihe des roten Kernes bewirkt bei der I4atze tonische Starre, die durch intraven6se Scopolamin- oder Ca-Injek- tion aufgehoben wird. -- NOTHMANN, Breslau: Encephalitische Atemst6rung rief in einem Falle Hyperventilationstetanie hervor. -- LUGER, Wien: Fand oxychromatische Kerndegeneration, die auch anderen Infektionskrankheiten zukommt und erinnert an GnIE- SlNGXRS Febris herpetica. -- LAUDA, ~;ien: Fand flieBende ~ber- gS~nge zwischen den in der Literatur beschriebenen Einschlul3- k6rpern und der oxychromatischen Kerndegeneration.- HERSCH- MANN, Wien: Hat gfinstige Erfolge mit Malariaimphmg erzielt. -- ELKELES, Charlottenburg: Stimmt ECONOMOS vorsichtiger Fas- sung bzw. IdentitSot yon Herpes- und Encephalitisvirus zu. -- R. SCHMIDT, Prag: Unterscheidet 2 konstitutionelle Typen, yon denen der eine das Virus mit den Schleimh~uten anffange und katarrhalisch reagiere, w~hrend das Virus beim anderen bis znm Zentralnervensystem vordringe. Gegen Ptyalismus bew/~hrte sich R6ntgenbestrahlung der Parotis. -- NONNn (SchluBwort). E. A. SPIEGEL, Wien: Wie kommt der Gef~iBschmerz zum Bewugtsein ? BaC12-Injektion verursacht schmerzhafte Gef/il3- kr/~lnpfe, deren Empfindung im Vorderseitenstrang tells homo-, tells kontralateral, in der N/ihe der Bahnen fiir OberflS~chen- nnd Temperatursensibilit/it geleitet wird; Gegenstand weiterer Unter- suchung ist die Frage, ob diese schmerzleitenden Bahnen, die sich wahrscheinlich dem Tract. spino-thalamicus anschliegen, lang oder kurz und kettenartig fibereinandergeschaltet sind und welchen zentralen Verlauf sie nehmen. NOTHMANN, Breslau: 0her die Wirkung der Guanidine auf den quergestreiften S/iugetiermuskel im Zusammenhang mit dem Tonusproblem. Guanidine wirken peripher am Angriffspunkt des Acetyl-Cholins sensibilisierend. Sie verm6gen tonische PhSnomene nicht auszul6sen, wohl aber zu verstS~rken und ihre Dauer zu ver- 15~ngern. Aussprache: SPIEGEL, Wien, glaubt, dab nur die Vorderhornzellen ffir den Tonus verantwortlich seien und hS~lt einen parasympa- thischen EinfluB fiir unbewiesen. -- F~I~, Breslau.

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14. MAI x923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 2o 947

schen und Trousseausschen Ph~inomens. 6 Iniektionen werden zun/ichst gemacht. Dann wieder Verschlimmerung, und zwar nach einer fieberhaften Angina. Pat. erh~ilt nun wS&rend eines teta- nischen Anfalls lO ccm Afenil intraven6s; unmittelbar nach der Injektion h6rt der Anfall auf, die Krampfstellungen 15sen sich.

Dann noch 2 Afenilinjektionen in Abstand yon einer Woche. Kein weiterer Anfall. - - Der Fall zeigt, daft man mit der intravenSsen Calciumzufuhr sehr rasch zum Ziele kommt ulld dab die Wirkung offenbar einige Zeit anh~It, selbst wenn der Gesamtkalk nicht wesentlich erh6ht wird. MENDEL.

VERHANDLUNGEN ~ R Z T L IC H E R GESELLSCHAFTEN.

35. KongreB der Deutschen Gesellschaft ffir innere Medizin Wien.

Si tzung v o m 9 . - -12 . Apri l 1923.

K. F. WENCKEBACH, Wien: ErSffnungsrede: Uber Kunst uad Medizin.

I. Hauptthema: Encephalitis lethargica.

ECONO1KO, W i e n : Die Encephalitis-Epidemie 1916--i92i ging der Grippe-Pandemie 2 - - 3 Jahre voraus, wuchs und ver- schwand mit ihr. Die Symptome yon seiten des Zentralnerven- systems, die bei Grippe h~ufig beobachtet werden, d~rfen mit Encephalitis epidemica lethargica nicht verwechselt werden, doch d/irfte ein epidemiologischer Zusammenhang zwischen Grippe- und Encephalitis-Epidemie bestehen. EcoxoMo und ~ \ r I E s ~ bewiesen 1917 die Ubertragbarkeit der Encephalitis auf den Affen, WIESNER zfichtete in einem hohen Prozentsatz der F/ille aus dem Gehirn yon Encephalitiskranken den Diplostreptococcus pleomor- phus, der daun in manchen Epidemien fast konstant, in anderen uur selten gefunden wurde. Er dfirfte aber nach unseren heutigen Erfabrungen nur ein h~ufiger Begleiter des Encephalitisvirus sein. 1919 zeigteu LOwE, HIRSCHFELD und STRAUSS, dab es durch sub- durale Impfung yon Kaninchen und Affen mit Nasen- und Rachen- schleim Encephalitiskranker gelingt, die Krankheit zu erzeugen; auch das Berkefeld-Filtrat ist wirksam. Dieses filtrierbare Virus ist ferner im Blut und Liquor zu finden. D o E ~ zeigte, dab Herpes- virus yon der Kaninchenconjunctiva hgmfig subdural appliziert regelmSgig Encephalitis erzeugt. PLAUT rief mit Encephalitisvirus Keratitis herpetica hervor. SchlieBlich gelang auch die gekreuzte hninunisierung, woraus auf die IdentitSt zwischen dem Herpes- und Encephalitisvirus geschlossen wurde. Die diesbezfigliche For- mulierung LEVADITIS lautet: ,,Das Ultravirus eucephaliticum ist you variabler Virulenz und iindet sich: a) in abgeschw/~chter Form im Speichel Gesunder (ausschlieBlich epitheliotrop [Conjuncti- vitis, Keratitis]), b) in etwas virulenterer Form im Herpesbl/ischen (obligat epitheliotrop, fakultativ neurotrop), c) noch virulenter im Speichel gesunder ZwischentrS~ger, d) hochvirulent als Ence- phalitisvirus im engeren Sinne". Eco~oMo betont dagegen die M6glichkeit nur zufSJliger Symbiose des unsichtbaren Herpesvirus nlit dem unsichtbaren Encephalitisvirus, die IdentitS, t zn beweisen scheint. Identit~it zwischen dem Erreger der Influenza und dem der Encephalitis lethargica ist abet unwahrscheinlich. Die Kon- tagiositgt scheint nahezu keine Rolle zu spielen. Aus der viel- gestaltigen Symptomatologie lassen sich 3 Haupt typen heraus- sch/ilen: Der lethargisch-ophthalmop~egische, der choreatisch-myo- donische Typ und der Parkinsonismus; daneben monosymptoma- tische Formen und solche, die Tabes, Polyomyelitis oder Landry- sche Paralyse imitieren; entsprechend dem diffusen pathologisch- anatomischen Prozeg sind schwere L/ihmungen, Hemiplegien, Aphasie, Apraxie hSchst selten. Es gibt kein f~r die Encephalitis pathoguomonisches Symptom. E. glaubt nicht, dab dieSchlafstSruug auf entz/indlichen Ver/inderungen der Hypophyse beruht, sondern sieht sie als Herdsymptom an, das er in die N/~he der Augenmuskel- kerne lokalisieren m6chte. Die mechanischen ErM/irungen (Unter- brechung der Haubenbahnen) lehnt er ab. Ferner werdeu pay- chische Anomalien im engeren Sinne beobachtet; die auffallendsten sind Affekthemmungen, Mangel an Spontaneit/it his zur Katalepsie, andererseits Iterativerscheinungen. Wir sehen demnach, dab Er- scheinungen, die als rein psychische bedingt angesehen wurden, dnrch subcorticale HerdlS~sionen hervorgerufen werden. Da diese psychischen Vorg/inge so hfi,ufig mit den Bewegungsst6rungen des Parkinsonismus und Anomalien des Schlafes verbunden sind, dfirften auch die zwischen Stammganglien und Mittelhirn lokali- siert sein. Therapeutisch bewS~hrte sich E. am besten: Urotropin intraven6s mad hochdosiertes Jod (in Form der Preglschen L6sung).

NONNE, Hamburg, beschr/inkt sich in seinem Referat im wesent!ichen auf die chronischen Formen der Encephalitis. Welche akuten FNle in chronische fibergehen, lftl3t sich nicht voraussagen; die leichteren akuten zeigen im chronischen Stadium einen mono- tonen Verlauf mit vorwiegend degenerativen Ver/inderungen im histologischen Bild, die schweren einen schubweisen mit entzfind- lichen Prozessen im Vordergrund. Das freie Intervall zwisehen akutem mad chronischem Stadium kann bis zu 4 Jahren danern;

auf die 5hnlichkeit im Intervall zwischen Lues und Metalues wird verwiesen. Die Symptome werden in psychisr motorlsche uud vegetativ-trophische eingeteilt. Substrat dieser Erscheinungen sind Ver/haderungen im striopallidiiren Apparat, dessen Teile Putamen und Nucleus candatus einerseits, Globus pallidus anderseits ent- wicklungsgeschichtlich, ontogenetisch, anatomisch, histologisch (Bu im chemischen Verhalten (SPATz) und in der Reak- tion anf pathologische Vorg/inge streng voneinander zu scheiden sind. Bei Erkrankung des Globus pallidus trit t das akinetisch- hypertonische Syndrom auI, das durch den postencephalitischen ,,Pseudo-Parkinson" repr/isentiert wird, wfihrend Beteiligung des Pallidum nach Ausfall yon Putamen nnd Nucl. caudatus das hyperkinetisch-hypotonische Syndrom~ als dessen Vertreter Athe- tose anznsehen ist, verursacht. Pallidumver/inderungen rufen auch den Tremor hervor, w~ihrend die Ursache der Tonus-Ano- malien und gest6rten Bewegungsfolge in der Substantia nigra liegen diirfte. Die re/lektorische Pupillenstarre wird ebenfalls in die Nghe des Aqu~iductns Sylvii lokalisiert. Die vegetativ-trophischen St6- rungen weisen auf das Corpus Luysii bin. SchlieBlich bespricht NONN~ die LiquorverS~nderungen und die Differentialdiagnose gegenfiber Tumor cerebri, Lues, Hyster ie und Paralysis agitans. Aussprache STIEFLER-LINz: Beobachtete F/ille, bei denen Kon- tagiosit/~t wahrscheinlich war. - - JAKSCH-WA~TENHO~ST, Prag: Verweist auf seine Einteilung in Encephalitis acuta und Ence- phalopathia postgripposa und schildert seine diesbezfiglicheu klinischen Erfahrungen. - - BILLIGItEIMER, Frankfurt a.M. : Empfiehlt Hg-Schmierknr, durch die er die meisten Symptolne . chronischer Encephalitis beseitigen konnte. - - STERN, GSttingen: Sah giinstige Wirkung yon Rekonvale~zentenserum. - - BENEDIKT, Budapest: Sah bei akuten F/illen die besten Erfolge yon CaC12 intraven6s appliziert. - - DOERR, Basel: Verweist beziiglich der Diskrepanz zwischen HSmfigkeit des Virus und Seltenheit der Er- krankung auf die ghnlichen VerhSltnisse bei Meningitis epidemica; er glaubt die M6glichkeit der Intervention akzidenteller Herpes- keime bei seinen positiven Befunden ablehnen zu k6nnen und spricht die Vermutung aus, dab KLI~GS Befunde auf ein unreines Virus zur~ckzufiihren seien. - - SC~ILHNG und CASTILLO, Berlin: Besprechen das 131utbild, das yon dem der Grippe verschieden sei und ffir toxische Knochenmarksreizung spreche. - - FRANK, Bres- lau: Reizung in der N/ihe des roten Kernes bewirkt bei der I4atze tonische Starre, die durch intraven6se Scopolamin- oder Ca-Injek- tion aufgehoben wird. - - NOTHMANN, Breslau: Encephalitische Atemst6rung rief in einem Falle Hyperventilationstetanie hervor. - - LUGER, Wien: Fand oxychromatische Kerndegeneration, die auch anderen Infektionskrankheiten zukommt und erinnert an GnIE- SlNGXRS Febris herpetica. - - LAUDA, ~;ien: Fand flieBende ~ber- gS~nge zwischen den in der Literatur beschriebenen Einschlul3- k6rpern und der oxychromatischen K e r n d e g e n e r a t i o n . - HERSCH- MANN, Wien: Hat gfinstige Erfolge mit Malariaimphmg erzielt. - - ELKELES, Charlottenburg: Stimmt ECONOMOS vorsichtiger Fas- sung bzw. IdentitSot yon Herpes- und Encephalitisvirus zu. - - R. SCHMIDT, Prag: Unterscheidet 2 konstitutionelle Typen, yon denen der eine das Virus mit den Schleimh~uten anffange und katarrhalisch reagiere, w~hrend das Virus beim anderen bis znm Zentralnervensystem vordringe. Gegen Ptyalismus bew/~hrte sich R6ntgenbestrahlung der Parotis. - - NONNn (SchluBwort).

E. A. SPIEGEL, Wien: Wie kommt der Gef~iBschmerz zum Bewugtsein ? BaC12-Injektion verursacht schmerzhafte Gef/il3- kr/~lnpfe, deren Empfindung im Vorderseitenstrang tells homo-, tells kontralateral, in der N/ihe der Bahnen fiir OberflS~chen- nnd Temperatursensibilit/it geleitet wird; Gegenstand weiterer Unter- suchung ist die Frage, ob diese schmerzleitenden Bahnen, die sich wahrscheinlich dem Tract. spino-thalamicus anschliegen, lang oder kurz und kettenartig fibereinandergeschaltet sind und welchen zentralen Verlauf sie nehmen.

NOTHMANN, Breslau: 0her die Wirkung der Guanidine auf den quergestreiften S/iugetiermuskel im Zusammenhang mit dem Tonusproblem. Guanidine wirken peripher am Angriffspunkt des Acetyl-Cholins sensibilisierend. Sie verm6gen tonische PhSnomene nicht auszul6sen, wohl aber zu verstS~rken und ihre Dauer zu ver- 15~ngern. Aussprache: SPIEGEL, Wien, glaubt, dab nur die Vorderhornzellen ffir den Tonus verantwortlich seien und hS~lt einen parasympa- thischen EinfluB fiir unbewiesen. - - F ~ I ~ , Breslau.

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948 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 20 14. MAI 1923

KLEE und GROSSMANN, Miinchen: Die intravenSse Anwen- dung des Cholinchlorids beim Menschen. Bei Verwendung yon chemisch reinem Cholin und richtiger Einlaufgeschwindigkeit, die ffir Vagotoniker geringer, fflr Thyreotoxikosen und arteriellell Hochdruck gr6Ber zu wahlen ist, kann man grol3e Dosen intravell6s einffihren, ohne mehr Ms vorfibergehende Hautgefs Blutdrucksellkung (bei Hypertollikern mit sehr starker Hyper- glykamie eillhergehend) und Verminderung der Pulsfrequellz zu bewirken. Eillmalige Injektioll kann paralytisehen Ileus aufhebell, mehrmalige Zufuhr atollische Obstipation und nerv6se Dyspepsie giinstig beeinfiussen.

F R I E D L PICK, Prag: Vererbungsfragen. PICK berichtet fiber Beobachtungen an eineiigen Zwillingen. Recessive Krankheiten konnte er an zwei Paaren feststellen: Alkaptonurie bzw. Farbell- blindheit bestanden nut be i je einem der Zwillinge. Ferner bespricht er Falle yon Dominanzwechsel, der in seinen Fallen zur Zeit des mannlichen Kllmakteriums auf t r a t S6hne voll Mflttern, die an Basedow, Migrane oder Asthma bronchiale litten, erkrankten um das 5o. Lebellsjahr an der mfitterlichen Affektion und wurdell gleichzeitig in Bewegungen, Gewohnheiten usw. der Mutter ghlllich. Ausspraehe: J. BAUER, Wien, spricht zur Kasuistik eineiiger Zwil- linge. - - F. DEr:TSCH, Wien, erinnert an Neurosen, die Gleichheit der Erbanlage vort/iuschen k6nnen.

B. MOLN2kR und CSAKI, Budapest: Hyperaciditat als St6- rung des Koehsalzstoffwechsels. Perorale oder intraven6se Zulage yon IO g NaC1 wird yon Hypaciden in 24 Stunden ausgeschieden, voll manifesten ulld larvierten Hyperaciden aber 3 Tage lang retiniert. Novatropin, NaHCOa und Magnesia usta steigern in groBen Dosen die Retention, wahrend Meine Dosen sie aufheben. Der Sitz der St6rung wird in die Niere verlegt, eine extrarenale Komponente ffir m6glich gehalten, da auch Thyreoidea die Retention vermindert. Fiir die Therapie ist die Darreichung Cl-armer Diat yon groBer Wichtigkeit.

V. FRIEDRICH, Budapest: Uber den Einflug des Kauaktes auf die M0fllitat des Magens. F. prflfte r6ntgenologisch den EinfluB von Fleisch, Kartoffeln und Margarine in Form yon Brei,

�9 K16gen und Wtirfeln. Dabei ergab sich, dab die v o n d e r Mund- h6hle ausgehenden Reize ohne Kauakt die Motitit/it llicht veralldern, dab die EntleerungsgeschwilIdigkeit abhangig ist yon der chemischen Zusammensetzung, der Konsistenz und yon der Intellsitat des Kauaktes, welche beschleunigend auf die Passage wirkt.

A. W. FISCHER, Frankfurt a. lVI.: Frfihdiagnose des Dick- darmkrebses, insbesondere seine Differentialdiagnose gegen Tuber- kulose mit HiKe der kombinierten Luft- und Bariumffillung des Dickdarmes. Rundliche Abgrenzung des Ba-Wandbelages bei Tuberkulose, scharfkantige gegen die das Lumen fflIlende Luft bei Ca sollen die Differelltialdiagnose erm6glichen.

BOENHEIM, Berlin: Bedeutung der Inkrete ffir die Magen- Diinndarm-Motilitat. Der Angriffspunkt yon Extrakten aus Thymus und Pankreas ist intramural, des Hinterlappens der Hy- pophyse und der Thyreoidea extramural, der der Nebennierell llnd Keimdrfisell kombiniert. Thymus hemmt, Thyreoidea steigert die Magensekretion.

PAVLOVIC, Belgrad: Uber die Einwirkung verschiedener Obstarten auf die Magensekretion. Roher ApfelpreBsaft steigert die Magensekretion viel starker Ms gekochter. Zitronensaft wirkt in kleinen Mengen sekretionsanregend, gr6Bere Mengen und Orangen sind wirkungslos.

H EYER , Mfinchell: Psychische Einflfisse auf den Verdau- ungsablauf beim Mensehen. Ha rtn~ckige Obstipationen, die im AllschluB an psychische Tramnen aufgetreten waren, konnten dutch Psychotherapie gfinstig beeinflul3t werden (R6ntgenkontrolle).

GLAESSNER, ~rien: Parenterale Magengifte. Nach wieder- holter intraven6ser Nucleinzufuhr trit t Sekretionssteigerung ohlle "~nderung des Pepsingehaltes auf; wochenlange Typhus- und Gonokokkenvaccinebehalldlung steigerll Sekretion und Pepsin- gehalt gleichermaBen. Vaecineurin wirkt gleichsinnig, aber schwacher. Langdauerllde Tuberkulillbehandlung ist imstande, Hyperaciditat in Hypaciditat umzuwalldeln.

XYALKO, Prag: Die Latenz der Magen-Darmgesehwfire. ~u rend der Ulcuslatenz bleiben in 76~ der FS.11e die R6ntgensynl- ptome konstant, in einer Minderzahl verschwillden sie rasch, ohne dab man daraus auf Heilung schliegen k6nnte.

H. STERN, Wien: Die Funktion des Magens als Luftkessel beim Mechanismus der Sprech- und Stimmbildung Laryngekto- referrer. Die gew6hnliche Atmullg kann ffir diesen Mechanismns llicht verwendet werden, sondem es muB an deren Stelle eine Art yon Aerophagie mit sofort darauffolgendem, ructusartigem AusstoBen treten, wozu auch die IKompressioll der vergr6Berten Magengasblase durch das Zwerchfell beitragt.

LOWENTHAL, Braunschweig: C-ehirndruck und Apoplexie. Der Hirndruck ist am h6chsten, wenn der Sctladelbinnendruck abnimmt, d. h. zur Zeit reaktiver Anamie nach starker Anstrellgullg. L. rat zur Vorsicht beim AderlaB ulld starker Ableitullg auf den Darm.

M. STERNBERG, VVien: Stenokardie bei Mitralfehlern. In einem Falle genannter Art konllte S~. mittels einer neuen Schnitt- ffihrung am gehS~rteten Herzen zeigen, dab die A. coronaria sill. bei geschwundellem subepicardialen Fettgewebe durch die er- weiterte A. pulmonalis ulld dell dflatiertell linken Vorhof kompri- miert wurde, wahrend sie normalerweise durch ein Fettpolster ge- schiitzt wird.

H. E. HERING, K61n: Werden beim Vagusdruckversuch die herzhemmenden Vagusfasern direkt oder indirekt erregt ? Es ge- lingt beim Tiere llicht, durch Druck des Ireigelegten Vagus Vagus- effekt zu erzielen. Beim Menschen trit t schon durch leichte Ver- schiebung der Carotis Pulsver]angsamung ein; demllach ist der Vagusdruckversueh eille reflektorische Erscheillung. Aztsspraehe: WINTERBERG, Wien, bestatigt die Auffassung HERINGS; auch Physostigmin und Digitalis erm6glichen keinen Herzstillstand durch Vagusdruck. - - V ~ r E N C K E B A C H , Wien: Verweist auf die M6glichkeit, beim Kallinehen direktell Vaguseffekt zu erzielen und auf die besondere Empfindlichkeit dieses Reflexes beim Menschen, der schon dutch leichten Hantreiz ausgel6st werden k6nne. - - MOSLER, Berlin, betont den Zusammenhallg zwisehen Atemphase ulld Vaguseffekt. - - BIEDL, Prag: er6rtert den EinfluB des in- kretorischen Milieus auf den Vagustonus. - - HERING, K6111: Das t(aninchell ist zur Entscheidung ungeeigllet, da es bei diesem eillen Larynxdrnckversuch gibt, der beim Hunde fehl t

EDELMANN, Wien: Uber die Mannigfaltigkeit der Krank- heltsbilder bei der Mesaortitis syphilitica und deren klinische Analyse. E. konnte an seinem Sektiollsmaterial den Nach- weis iiihren, dab vornehmliche Beteiligung der Iinken Kranz- arterie zu Lullgen6dem und Angina pectoris ffihrt, wahrelld Er- krankung der rechten, Leberstauung und Odeme verursacht. Die Mannigfaltigkeit des Krankheitsbildes wird erh6ht durch Hinzu- treten yon Hypertonie oder maligner Nephrosklerose. Aztssiorache. BRUNX, Wien: VerschluB der Corollaria sill. fflhrte in eiuem Falle zu Septumperforatioll.

WENCKEBACH ulld EPPINGER, Wien: Zur operativen Behandlung der Angina pectoris. Der Symptomenkomplex der Angina pectoris ist ein Iunktioneiler und im wesentlichen vom Nervensystem abhgngig. Es handelt sich um eine Aortalgie, die durch den N. depressor vermittelt wird. Dureh Resektion des N. depressor konllte ill mehreren Fallen das Leiden mit vollem Erfolg beseitigt werden. Der 1. Depressor scheint stets starker ausgebildet zu sein, so dab EPPINGER empfiehlt, diesell zuerst zu resezierell.

MOBITZ, Mfillchen: Beitrag tiber das Wesen des zeitlichen Intervalles zwischen Vorhof- und Kammeraktion des menschlichen Herzens. Dutch die Anllahme eiller variablell Latenz des Hisschen Bflndels glaubt MOBITZ WENCI~EBACnS Annahme einer verschiedell raschen Leitung im Bflndel mit der STRAUBS yon der verschieden langen Latenz der Kammermusknlatur vereinigen zu k6nnell. Aussprache: WINTERBEI~G, Wien, betont die Notwendigkeit, diese beiden Formen auseinanderzuhalten, da beide v o r k o m m e n . - HERING, K61n. --MOBITZ, Mfinchen.

BAUR, Nauheim, nnd BOHME, Bochum: Untersuchungen fiber das Elektrokardiogramm des Menschen bei Ableitung yore Oesophagus. Die P-Zacke wird nm so deutlicher, je naher die im Oesophagus befindliche Elektrode (Knopf einer Duodenalsonde) dem Vorhofsbogen liegt; sie ahnelt der yore freigelegten Vorhof abgeleiteten und fat deutlicher als bei gew6hnlicher Ableitung.

SCHNEYER, Bad Gastein : Inwieweit ist das Fehlen des Pulses an den Beinarterien ffir die Diagnose der Claudicatio intermittens pathognomonisch ? Beim weiblichen Geschlecht, im Winter ulld bei Vasomotorenanomalien fehlen hS.ufig die FuBpulse ohlle Vor- handensein yon Claudic. intermittens; andererseits sind sie nieht selten bei vorliegender Claudicatio llachweisbar.

EDENS und ROMEIS, St. Blasien: Beitrag zur Kenntnis der Digitaliswirkung. Bericht fiber einen Fall, in dem wahrend der Digitaliskur pl6tzlich zum Tode fflhrende Adam-Stokessche An- falle auftraten. Die Sektion ergab vollstandige Unterbrechung des Hisschen Biindels bei seillem Durchtrit t durch das Septum membrallaceum.

TORNAY, Budapest: Neues Verfahren bei pl6tzlicher Lebens- gefahr, die intraaortale Injektion. T. hS.lt diese Methode fiir schonellder, als die intrakardiale Injektioll; die Indikationen sind die gleichen.

TURAN, Franzensbad: Die Wirkung des intraven6s verab- reichten Kaliums auf das menschliche Herz. O,l--O,6 K (Salz?) wurden ohne schadliche Nebenwirkung intraven6s gegeben und sollen Tachykardie, Vorhofflattern und -flimmern gfinstig beein- fluBt haben. Kombination mit Ca wird empfohlen. Aussloraehe. VAN DEN V~LDEN Berlin : Scholl der Einstich ills t terz wirkt belebend. - - ROSENMANN, -Wien, verweist auI die entgegen- gesetzte Wirkung yon K und Ca sowie auf die Abh~ngigkeit ihrer Wirkungsweise yon der vorhandenen Ionen-Kollzentration.

GUGGENHE!MER ulld SASSA, Berlin: Zur Wirkung der Purinderivate auf den Coronarkreislauf. Coffein und Theophyllin,

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mehr aber noch das Euphyll in steigern die Dnrchstr6mungs- geschwindigkeit der CoronargefS~Be durch direkte Erweiterung der- selben. Aussprache: ULLMANN, Berlin: Beim Zustandekommen der Wir- kung hat das saure Molekfil im Euphyll in besondere Bedeutnng.

HEDIGER, Zfirich: Erfahrungen mit der Volumbolometrie. Mit Hilfe des Totalisators k6nnen Verschiedenheiten des Diagramms bei erschlaffter und tonisierter Arterie, Differenzen zwischen kine- tischer Kontrakt ion und Tonus dargestellt werden. Aussloraehe: REH, Lichterfelde, verweist auf die gr613ere Weit- barkeit des Luftpolsters im Vergleich zur Arterienwand.

SCHENK, Marburg a . L . : Der Kohlenhydrat- und Phosphor- s/turestoffweehsel des Herzens. Die Unterschiede zwischen den im Herz- und Skelettmuskel gefundenen Glykogen-, Zwischen- kohlenhydrat , und Gesamtkohlenhydratwerten werden auf die agonale Herzarbeit bezogen. Der Gehalt an Lactacidogen und Restph0sphorsgure ist im Herzen grSger Ms im Skelettmuskel. Nach Chlorofornmarkose {indet sich im Herz- und Skelettmuskel st/~rkste Anh~ufung yon Zwischenkohlenhydraten, Lactacidogen und Milchs/iure infolge Sch/kdigung der Oxydationsf~thigkeit der Zellen.

FREY, Kiel: Ober periphere (pulmonale) DyspnSe. FREY weist das Vorkommen einer peripheren, reflektorischen Dyspn6e neben der zentrogenen nach. Ausspraehe. ARNOLDI, Berlin: Einspri tzung einer Salzl6sung ver- ~ndert den Gaswechsel: - - HOFBAUER, Wien: Die Einschr/tnkung der Vitalkapazit/Lt bei Vitien erfolgt nicht durch 13berffillung der Lunge, sondern durch Ruhigstellung des Zwerchfelles und Aus- schaltung der Bauchmuskulatur . - - PORGES, VVien: Die Blut- aciditM ~ndert nn r die Erregbarkeit des Atemzentrums. - - F ~ u Kiel.

V E R Z ~ R u. KELLER, Debreczin: Eine Methode der Gas- analyse im Capillarblut, Methodik.

E. P. PICK, Wien: Zur Diurese-Frage. Histamin und Pepton sperren die Lebervenen ohne das Pfortadergebiet zu schlieBen; sie vergr613ern das Lebervolumen und sind Lymphagoga. Hypo- physenpr~parate sperren Lebervenen und Pfortadergebiet, ver- Meinern das Lebervolumen und bewirken Versiegen der thora- kalen Lymphe. Adrenalin sperrt anfangs das Pfortadergebiet nnd 6finer die Lebersperre ; das Lebervolumen n immt ab, der Fil trations- druck sinkt, Gewebsflfissigkeit s t r6mt riicklSufig ins Blut. Nach Abklingen dieser Wirkung t r i t t durchweg eine entgegengesetzte auf. Der Sperrmechanismus ist abh/tngig vom vegetat iven Nerven- system. Da nach Leberausschaltung der Wasserversuch enorme Hydr/~mie hervorruft , ist die Leber imstande, den K6rper vor pl6tzlicher Uberschwemmung mit Wasser zu schfitzen. Die Aus- fallserscheinungen nach Leberexstirpation weisen auf eine inkre- torische Funkt ion der Leber bin. Ausspraehe: PAP, Wien, ha t im \Vasserversuch bei Leberkranken starke Hydr/Lmie beobachtet . - - ASSMANN, Leipzig, beriehtet fiber StSrungen de s Wasserhaushaltes bei akuter gelber Leberatrophie.

LEMESIC, Belgrad: Diuretikumstudie an der isolierten Ka- ninchenniere. In Vorversuchen wurde die Funktionsf/ihigkeit der isolierten Niere ffir Farbstoff- und NaC1-Ausscheidung gepriift. Es konnte gezeigt werden, dab Novasurol die Sekretion am sts sten, Euphyll in weniger s tark und Harnstoff gar nicht steigert. Ausspraehe: LICHTWlTZ, Altona, erinnert an die Ausnahmestellm~g, die die Nierenrinde bez. ihrer Quellungsf/ihigkeit" unter den Or- ganen einnimmt.

SEYDERHELM, G6tt ingen: Untersuchungen bei Nieren- kranken mit hochkolloidalen Farbstoffen. Die Best immung der Blutmenge mit Trypanblau u n d - r o t ergaben bei Nephritis echte An~mie und Hypalbuminose. :Bei Hochdruckstauung mit Schrumpfniere land er Blutvermehrung. Amyloidniere zeigt eine spez. Affinit/it zu diesen Farbstoffen, deren Ausscheidung yon der H6he des EiweiBgehaltes abh/ingt. A~sspraehe: BENNHOLD, Mfinchen.

VEIL, Miinchen: Die Beziehung der Ionenacidit~it des Hams und der CO~-Spannung der Alveolarluft zu Wasserretentionen endo- kriner und kardialer Genese unter besonderer Berfieksiehtigung der Digitaliswirkung. Dem kardialen Hydrops entspricht Acidose, Inanit ions6deme zeigen keine Nnderung des p~. Digitalis- und Diuretineffekt ~uBert sich im Auftreten relativer Alkalose, die such den Umschwung der Kreislaufsverh/~ltnisse bei beginnender Kom- pensation begleitet. Novasurolwirkung ohne Gewichtsverlust /inderte das Pa nicht. Aussprache: ROTHE~, Berlin, fand, dab im Ablauf des menstruellen Zyklus gesetzm/il3ige Vergnderungen der CO~-Spannung auftreten.

BECKMANN, Greifswald: Ober Nierenfunktionsprfifung durch S/iure- und Alkaliausseheidung. Die normale Reaktionskurve im H a m anf Zulage von sauren resp. alkalischen Valenzen fehlt bei Nephropathien ; der KurvenlauI ist unabh/ingig yon der Variations- breite des spez. Gewichtes und erlaubt nur einen Schlul3 auI mo- mentane Funkt ionszustgnde; er dfirfte rein renal bedingt sein. Das so gefundene StSrungsgebiet entscheidet die Wahl der Digt.

K L I N I S C H E W O C I - I E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . N r . 2o 949

Aussprache: STEINKORN, Schism b. Hildesheim, empfiehlt Sauer- brunnen und Zitronensaft bei Nephritis.

NYIRI , Wien: Experimentelle Untersuchungen fiber die Nierenfunktionsprfifung mit Thiosulfat. Der normale t t u n d schei- det 6o--7o0/0 des Thiosulfats aus; bei Uran- und Sublimatvergif- tung sinkt die Menge stark. Nach einseitiger Nierenexstirpation wurden star t 7O~o nur 50~ ausgeschieden, doch stieg die Aus- scheidungsi~higkeit nach kurzer Zeit wieder zur Norm.

LILIENSTEIN, Bad Nauheim: Das Orthometer, ein einfacher MaBstab zum unmittelbaren Ablesen der MaBe, des Herzens im RSntgenbild. Demonstrat ion der Methode.

SELIG, Franzensbad: Pulsvolumen und dessen Beeinflussung. Der Blutdruck orientiert fiber den Zustand der Arteriolen, das Pulsvolumen fiber den der Arterien. Die -~nderungen des Puls- volumens, die kSrperliche Arbeit verursacht, sind mannigfaltig und erlauben einen Einblick ill die Regulationsverhfdtnisse des Or- ganismus. (SchluB iolgt.) R. tIZlZm, Wien.

47" V e r s a m m l u n g d e r D e u t s c h e n G e s e l l s c h a f t f i i r C h i r u r g i e . B e r l i n , 4 . - - 7 . A p r i l I 9 2 3.

(SchluB.)

KUTTNER: Prostatachirurgie. Die Mortali tgt der Radikal- operation bei Hypertrophie ist in neuerer Zeit wesentlich gesunken. Bei der Indikationsstellung spielt das soziale Moment wesentlich mit. Ein- oder zweizeitiges Vorgehen h~ngt ab yore Zustande der Blase (Infektion) sowie yon der Nierenfunktion. Der Verdfinnungs- und Konzentrat ionsversuch is?c ftir letztere Beurteilung besonders wertvolh Von den versehiedenen Operationsmethoden besitzt die Freyersche die meisten Anh~nger, da sie in Durehfiihrung und Naehbehalzdlung am einfachsten ist. Sie kann als Normalmethode bezeichnet werden. Der Voelekersehen Methode haf te t i~berdies die Gefahr der Mastdarmverletzung, die M6gliehkeit des Zuriick- bleibens yon Fisteln oder Inkont inenz an; Nachblutungen kommen fiberdies vor. Auch die Prosta taatrophie und das Carcinom werden besprochen. Aussprache: Kf3MMELL ist ffir weitgehende Indikationsstellung. Zur renalen Fnnktionsprt ifung reicht ein Verfahren ineis~: nieht aus. Zur Naehbehandlung wird Dauerkatheter mit permanenter Irrigation in den ersten 48 Stunden empfohlen. -- VOELCKER betont die Bedeutung der Blutdrucksteigernng; eine Senkung kann schon bei Anwendung des Dauerkatheters erfolgen. Die seiner Methode zur Last gelegte Gef~hrdung hinsichtlich Fisteln und Inkontinenz wird fibersch~tzt. Nieht alle FMle lassen sich seines Eraehtens teehnisch yon oben her operieren. -- GRUNERT operiert fast stets einzeitig und bevorzugt prim~re Naht ohne Dauerkatheter . - - ORTtt ist Anh~nger yon VOELCKERS Methode. Beide haben be- s t immte Indikationen. -- P~RTnES: Prosta taat rophie ist nicht ganz selten; das Hindernis der Urinentleerung beruht hierbei auf Klappenbildung. Discision dieser Klappe ist besser als die Enucle- ation der ganzen Drfise. -- HABERER sieht gute Erfolge yon der Vasektomie. Sie verhindert das Zustandekommen einer Epididy- mitis und macht in 2o~0 die Radikaloperafion unnOtig. -- WENDEL und KIRSCHNER sind AnhXnger der perinealen Methode, letzterer namentl ich wegen der Gefahr der Nachblutung bei suprapubischem Vorgehen. -- M~3LLER betont den Vorteil des besseren Einblicks bei VOEI, CKERS Methode, insbesondere wenn es sich um Kombi- nation (oder Verwechselung) mit Abscessen oder Prostatasteinen handelt.

PORT: Die unblutige Behandlung der Knochenfrakturen. LEXER weist auf die schlechten Resultate bei nicht spezialisti- scher Behandlung hin. Krankenhansbehandlung ist zumeist er- forderlich.

B O H L E R : Anatomisehe und mechanische Grundlagen ffir die Einriehtung und Behandlung yon Knochenbriichen. Besprechung im allgemeinen nnd der einzelnen wichtigsten Bruchformen.

KLAPP: Der jetzige Stand der Drahtextension. Die Methode ist der Nagelung nach STEINNA~ in mancher Hinsicht fiberlegen. Technisch ist der Kruppsche Stahldraht besonders empfehlenswert.

EDEN: Versuche fiber Vorg~inge bei der Frakturheilung. Der Callus vermag aus Ca-haltigen L6sungen Kalk aufzunehmen. Zu- s~tze yon Autolysaten kOnnen diese Speicherung beeintr~chtigen, ja sogar den bereits aufgenommenen Kalk wieder entziehen. Das klinische Analogon bildet die Verhinderung der VerknScherung durch alte H~matome. Auch der nicht verkn6cherte Callus enth~ilt bereits ann~hernd soviel Ca wie der fertige Knochen. Eine Be- schleunigung der Verkn6cherung gelingt durch Zuftihrung kolloi- daler saurer Kiesels~ure. Prakt isch ha t sich die Einbringung einer Ca-Gelatine an die Resektionsstelle bew~hrt, ebenso das sekund~re Natr iumphosphat . :--

W E I N E R T : Heilungsvorg~tnge bei schweren komplizierten Knochenbrfichen. Demonstrat ion zahlreicher kriegschirurgischer PrXparate.

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AXHAUSEN: Der Heilverlauf bet den Einbrfichen und den Ausbriichen der Gelenkfl~tche. Ft~r die Frage der ,,Osteochondritis dissecans" ist es interessant, dab nach experimenteller I~ontinuit~ts- t rennung prompte Heilung erfolgt.

KIRSCHNER: Der Ausgleich kn6cherner Deformit~tten. An Stelle der lineAren Osteotomie bewirkt die multiple Anfsplitte- rung in der LAngsachse eine ausgezeichnete PlastizitAt; dem model- lierenden Redressement folgt rasche Konsolidation. Bet noch weichem (rachitischem) Knochen ist das gleiche Resultat such durch krMtige Quetschung zu erreichen. Auch zur Behandlung yon Pseudarthrosen und zur GliedverlAngerung -- in Verbindung mit Nagelextension -- eignet sich dieses Verfahren der Osteotomie. Ausspraehe: v. GAZA (ZU EDEN). -- Das Aufbringen hypertonischer LSsungen bringt dutch Ionenwirkung (nicht Osmose!) die Wund- granulationen zum Quellen. Calciuml6sungen bewirken den entgegengesetzten Vorgang. -- EISELSBERG empfiehlt zur Extension die Schmerzsche Klammer. -- KLAPP schildert seine Methode der Radiusbruchbehandlung mittels Gipsverband und 2 -- 3 w6chentliche Fixierung. -- LEXER verfolgt das gegenteilige P, rinzip. -- GOnTZE: Extensionsschiene zur Behandlung von Schenkelhalsbriichen. -- ANSlNN weist auf Khnlichkeit mit seinem Verfahren hin, wichtig ist vor allem die M6glichkeit fri~hzeitiger selbst~ndiger Bewegung.

- - ~VULI, STEIN betont die Vorz~ge des Gipsverbandes, besonders an der oberen ExtremitAt. -- GOCHT : Die Diskrepanz der Ansiehten spricht dafiir, dab gute Resultate auf sehr verschiedenen V~regen erreichbar sind. -- BIER: Pseudarthrosenrezidive dutch Resorption des kn6chernen Implantats. -- IKAPPIS: Hi~ftfiberbriickung mittels Spahn fflhrt in ca. 5o% zur Fraktur oder Resorption des Implan- tats, in vielen FAllen t r i t t aber sekund~re Heilung ein. In FAllen von verz6gerter Konsolidation bet arterieller Isch~mie kommt die periarterielle Sympathektomie in Betracht. -- ZOEGE-MANTEUFFEL: Das neuerdings h~ufigere Auftreten von Pseudarthrosen weist auf KriegsnAhrsch~den bin.

FRANGENHEIM: Zur Behandlung der habituellen Patellar- luxation. Bet Iateraler Form Muskellappen aus dem Vastus medialis ; bet medialer Bildung eines Faszienzihgels. -- GocH~ hat mittels Seulitendinosusplastik stets gute Dauerresultate erzielt.

PERTHES: Behandlung des Genu varum und valgum mit bogenf6rmiger Osteotomie. Subepiphys~r an der Tibia. Gute Resultate. Einen besonderen Vorteil bildet die breite Beri~hrungs- fl~iche der Knochenenden. Aussprache: ROPKE empfiehlt sein Verfahren durch Immobilisierung bet Raehitis zunAchst eine plastisch-modellierbare Malacie zu er- zeugen. -- LAEWEN bestXtigt die Vorzi~ge des Perthesschen Ver- Iahrens. -- SCHA~Z h~lt es teehnisch fiir zu kompliziert. Die der f~blichen Osteotomie leicht folgende Bajonettstellung 1Al3t sich vermeiden, wenn man an ether Seite die Corticalis nicht durch- trennt, sondern nut einbricht. -- Nach BnANDXS gefahrdet die Osteotomie der Tibia in schweren Fallen den Peroneus dutch allzu grol3e Zerrung beim Redressement.

OEHLECKER: Zur Zehenverpflanzung nach Nikoladoni. Totaler Verlust der Hand. Aufpfropfung der groBen Zehe auf den verkfirzten Radius. Ausgezeichnetes Resultat. -- BIER hebt die vollkommene Sensibilisierung hervor.

SCHANZ: Zur Chirurgie des Hfiftgelenkes. Trotz Reposition bet angeborener Hiiftverrenkung kann das Gelenk statisch minder- wertig bleiben, so dab bet Zunahme des K6rpergewichts -- w~ihrend und nach der PubertAt -- eine Reluxation erfolgt. Die subtrochan- tere Osteotomie -- ev. mit Reposition des Kopfes -- ergibt in diesen und ~thnlichen FAllen gute Resultate.

AXHAUSEN: Die Arthritis deformans, ihre Abarten und Be- handlung. Die Arthritis deformans zerfXllt in 2 Hauptgruppen: die ossale und chondrale Form. Letztere deekt sich mit der Arthritis deformans in hergebrachtem Sinne, zur ersteren geh6rt die Perthes- ache Krankheit, die K6hlersche Krankheit am FuB, des Os lunatum der Hand und andere. Das prim~re bildet hierbei eine aseptische subchondrale Nekrose im Bereiche der Epiphyse; KontinnitAts- trennung, Bildung yon Knochengrus kann sich unter dem Einflusse mechanischer Beanspruehung in dieser Zone einstellen, die sp~teren Ver~nderungen beruhen teils auf Abbau durch periostal einsprieBen- des Bindegewebe, tells auf Regenerationsvorg~ngen. Der chondrale Krankheits typ schliegt sich mit wechselnder H~ufigkeit hieran an. Ursache der Nekrose ist eine Gey~fislaerre, ,~ahrscheinlich embo- Iischer Art.

W E H N E R : Uber die Folgen abnormer mechanischer Reize auf die Gelenkenden und ihre Beziehungen zur Pathogenese der Arthritis deformans. Ant experimentelle Exzision der Patel!a er- folgt rasche Regeneration, die einzelnen Gelenkteile reagieren hierauf verschiedenartig, z.T. unter dem Bilde der Arthritis de- formans. Auf verschiedenartige funktionelle Beanspruchung sind diese lokalen Unterschiede zuriickzufiihren.

NUSSBAUM: Demonstration fiber die experimentelle Ent- stehung yon Osteochondritis juvenilis. Durchtrennung der Schen- kelhalsgefXBe zeitigt r6ntgenologische und histologische Ver~nde-

rungen, die weitgehende D'bereinstimmung mit der Perthesschen Krankheit darbieten.

PETERSEN: Das Blutergelenk und seine Beziehungen zu den deformierenden Gelenkerkrankungen. Pathogenetisch spielen bier- bet wahr~cheinlich such intraossMe Blutungen mit. Ausslarache. PERTHES: Zwischen ,,ossaler" und ,,chondraler" Form der Arthritis deformans bestehen wesenttiche Unterschiede nicht nur bezi~glich der Zeit ihres Auftretens, sondern vor allera auch darin, dab letztere regelm~Big progredient ist, w~hrend jene regelmABig nach einer best immten Periode ausheilt und nur ganz vereinzelt eine Arthritis deformans im hergebrachten Sinne irn Gefolge hat. Beide Formen mt~ssen daher prinzipiell voneinander getrennt werden. -- ASCHOFF best~tigt die pathologisch-anatomische Identi t~t der yon AxI-IAUSE~ als ossale Form der Arthritis defor- roans zusammengefaBten Krankheitszust~nde sowie die Richtig- keit ihrer histologischen Deutung. ;itiologisch handelt es sich jedoch wahrscheinlich nicht um Embolien, sondern vielleicht unr eine traumatisch bedingte Gef~Bverlegung (Zerrung?). Hinsicht- iJch der Beziehungen zur klassischen (,;chondralen") Arthritis de- formans teilt Vortr. den yon PERTHES begrflndeten Standpunkt. -- HILDEBRAND betont die bet der Arthritis deformans vera des H~ftgelenks mittels operativer Modellierung erzielten ausgezeich- neten Dauerresultate der GelenkkSpfe. -- R6PKE hat such beim Kniegelenk durch Abtragen der Randwiilste gute Erfolge erreicht. -- BURCKHARD berichtet fiber Messungen der zur Absprengung freier K6rper am Kniegelenk erforderlichen KrMte. -- AXHAUSEN betont gegent~ber ASCHOFF das konstante Fehlen traumatischer Vorg~nge bet der K6hlerschen Erkrankung des FuBes.

DE LA CAMP: Folgen der Reizung und Ausschaltung der Milz. Physiologie, Pathologie, I*21inik, chirurgische Konsequenzen.

WEINERT: Mitteilungen fiber das sp~itere Schicksal Ent- milzter. BlutverAnderungen, in Gestalt des Auftretens kernhaltiger Erythrocyten, bleiben wahrscheinlich stets f~r das ganze Leben bestehen. Besonders folgenschwer wirkt die in frfiher Jugend vor- genommene Splenektomie. In nicht wenigen F~llen entwickelt sich PolycythAmie.

WENDEL: Thrombose der Vena lienalis als Indikation zum chirurgischen Eingreifen. 3 FAlle mit Spienomegalie einhergehend, wahrseheinlich infekti6ser Entstehung. Besonders bemerkenswert ist die Kombination mit Aneurysmen der Milzarterie.

LOTSCH: Uber blufleere Milzoperationen. Als erster Akt der Splenektomie ist stets die Arterie zu unterbinden, die dazu evtl. weit zentral aufgesucht werden mug. Au88prc~ohe 7 BREITNER, -- STEPHAN. -- SCHLOFFER. -- ~'$EHR-

H O R N . - - L E S C H K E . - - M O H S A M . - - M E I S E L . - - H O S E M A N N : D R S A u f -

t reten kernhaltiger t~rythrocyten folgt der Entmilzung nieht regel- mABig.

CARL: AmSbenabsceB und Echinokokkus nebeneinander im rechten Leberlappen.

BAKES: Demonstration eines Choledochoskopes zur An- wendung intra operationem.

ALBRECHT: 0bet die Stillung parenchymatSser Blutungen. Das dem Adrenalin chemisch nahestehende Methyl-amino-aceto- Heron ~hnelt ihm such in seiner biologischen Wirkung ant die Blutgef~Be. Der Effekt ist zwar schw~cher, aber welt nachhaltiger, das Pr~parat ist weniger giftig und resistenter gegen Zersetzung. Praktisch hat es'sieh als GazebestandteiI und pulverfOrmig bewAhrt.

BRi)NING: Uber die operative Behandlung angiospastischer Zust/inde, insbesondere der Angina pectoris. Resektion des Grenz- stranges (nach JONNESC~J) bewAhrte sich in einem mit PolycythA- mie komplizierten sowie 3 weiteren F~llen. Eine objektive Wirkung bildet die konstant bleibende Blutdrucksenkung (vgh anch diese Wochenschr. Jg. 2, Nr. 17, S. 777).

WIEDHOPF: Experimentelle Untersuchungen fiber die Wirkung der Nervenvereisung und der periarteriellen Sympathek- tomie ant die Gef~iBe der Gliedmagen. Die sympathischen Fasern begeben sich -- entsprechend der Kiittnerschen Vorstellung -- segment~r an die Arterien. Die yon LERICHE nnd BRONING ge- gebene ErklArung der Wirkung der periarteriellen Sympathicus- resektion wird hierdurch zweifelhaft. AussNraehe: LA~WEN: Vereisung des Ischiadicus wegen angio- spastischer Schmerzen fiihrte zur Dauerheilung (2 Jahre, Demon- stration). Die anfAngliche motorische L~ihmung bildete sich zuriick. -- MAXAI. -- KAPPIS empfiehlt die Sympathektomie auch bet gew6hnlichem Ulcus cruris. Wenn die Erfolge such ungleich sind, so wurde ein Schaden hie gesehen, so dab die Indikation welt gestellt werden kann. -- STAHL. -- KALTSCH. -- SEIDEL, -- BRi~-

N I N G .

MAU: Kyphosis dorsalis juvenilis. R6ntgenbefunde zeigen epiphys~re Ver~nderungen und Analogien zum Morbus PERTH,S.

LEBSCHE: Experimenteller Beitrag zur Aortenchirurgie. Umschaltung des Blutes yon der linken Hammer zur Aorta des- cendens mittels eingefiihrten U-Rohres erlaubt die Durehfiihrung von Eingriffen am Aortenbogen.

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14. MAI i923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 20 95I

v. LOBMAYER: Die Rectalnarkose. Fraktionierte Zuffihrung eines J~ther- 01gemisches.

ENDER: Autoserotherapie und das Krebsproblem. BREITNER: Untersuchungen zum h~imorrhagischen. Schock.

Die Zeit des Eintri t tes ist bei inneren Blutungen abh~ngig yon der Stelle der H~imatombildung.

GOLD: Uber Fettembolie. Beziehungen zum sekundiiren \u

KLAPP: Uber Varicen. Technisch wird die multiple subcutane Discision nach hoher Ligatur bevorzugt.

L~WEN: Untersuchungen zur Behandlung fortschreitender furunkul6ser Prozesse im Gesicht. Unterstiitzung der Incision durct~ Infiltration. -- GOETZE t r i t t ffir m6glichst radikale Einschnitte in malignen FMlen ein.

MELCHIOR: Zum Tetanieproblem. Die Beobachtung teta- nischer Zust~nde nach kropffernen Operationen sowie das Auf- treten des Erbschen Ph~nomens nach beliebigen Operationen in nennenswertem Prozentsatze l~tBt die Bedeutung sonstiger Noxen neben einer direkten Sch~,digung der EpithelkSrper klar erkennen (erscheint ausftihrlich in dieser Wochenschr.).

KURTZAHN: Hodenverpflanzung im Tierexperiment. MELCHIOR.

B e r l i n e r G e s e l l s c h a f t f f i r P a t h o l o g i s c h e A n a t o m i e u n d v e r g l e i c h e n d e Patholog ie .

Si tzung v o m I. M~rz 1923.

Frl. PETRI : Demonstration eines Falles von Myom mit Xanthomatose der Gef~Bw~ude. Aussprache: LUBARSCH. - - PICK.

WOLFF: Entzfindung und Immunit~it (nach Untersuchungen yon S. TSUDA-FOR~OSA). Die subcutane Injektion lebender ,,grfiner" Kokken erzeugt bei der weiBen Maus ein je nach der Virulenz und Menge der Keime einerseits uud Abwehrfiihigkeit des Organismus andererseits verschieden gestaltetes Reaktionsbild. Beim Normal- tier bewirkt der avirulente grfine MundhShlenstreptokokkus nach starker schnell einsetzender Leukocytose und Phagocytose durch Leukocyten und Bindegewebszellen binnen 24 Stunden eine um- schriebene Abscel3bildung; eine Ausbreitung der Keime in das angrenzende Gewebe findet nicht statt. Der virulente Pneu- mokokkus hingegen durcheilt Subcutis und Muskelschicht, ist oft schon subperitoneal anzutreffen, wShrend die Phagocytose erst eben einsetzt. Die Leukocyten treten zwar frfih aus den Ge- f/if3en aus, bleiben abet lange Zeit vom Injektionsherd entfernt und vermSgen nicht, die virulenten Keime zu fressen. Dazwischen linden sich alle UbergSnge. So wird bei einem schwach virulenten Viridansstamm die Phagocytose nut kurze Zeit gehemmt; immerhin haben sich w/ihrenddessen die Keime schon in der Umgebung ausgebreitet, werden abet dann doch noch durch Aufnahme in Makrophagen oder Leukocyten vernichtet. Benutzt m a n stat t der Normaltiere solche die mit demselben Stature immunisiert worden sind, so 5~ndert sich das Reaktionsbild yon Grund aus, und zwar nicht nut im zeitlichen Ablauf sondern auch hinsichtlich der cellul/iren Bestandteile der entzfindlichen Reaktion. Bei sehr hoch immunisierten Tieren Iindet innerhalb kurzer Zeit der Unter- gang der (virulenten) Kokken bereits gr6Btenteils extracellul/ir s ta t t ; die Kokken quellen auf, zeigen an einem oder beiden Polen des st~bchenartig verl~ngerten K6rpers K6rnchen, w/ihrend die Mitre ungef~rbt bleibt, bfiBen z. T. ihre Gramf/irbbarkeit ein. Der Rest der Keime wird durch die stfirmisch einsetzende Phagocytose yon Bindegewebszellen und Leukocyten vernichtet. Besonders fl'flhzeitig einsetzend und besonders ausgedehnt ist beim immunen Tier die Reaktion des gesamten Makrophagenapparates. Nach 3 Stunden trifft man unter UmstS~nden Bilder, die wie Abscesse erscheinen, aber fast vollst~indig aus Makrophagen zusammen- gesetzt nnd nur mit wenigen Leukocyten untermischt sind. Sehr reichlich Iinden sich hierin auch die histiogenen Mastzellen. Die zuffihrenden BlutgefSA3e zeigen, n e b e n Leukocyten Meine und grol3e Lymphocyten, die sich ebenfalls, wenn auch nicht sehr zahlreich, in den Entzfindungsherden linden. Die Mehrzahl der Zellen ist geweblicher Herkunft, wie gelegentlieh beobachtete,

f a s t epithelartig gelagerte, in lebhafter W'ucherung begriffene ad- ventitielle Zellen zeigen. Die Anspreehbarkeit des Makrophagen- apparats erweisen anch bereits eine Stunde nach der Impfung in etwas entfernt gelegenen Muskelinterstitien auftretende Kn6tchen- bildungen, durch Vermehrung 6rtlicher Zellen bedingt. Neben der Makrophagenreaktion 15raft die leukocytgre auch beim immunen Tier einher und kompliziert dadurch mitunter das anatomische Bild. Die Mastzellen zeigen sehr h/~ufig Abl6sung ihrer diffus im Gewebe sich verstreuenden Granula. Derselbe Effekt l~il3t sich aber auch ohne Infektionsreiz allein durch Iuiektion yon Koch- salzl6sung erzielen. Aussprache: LUBARSCH. - - ~ ' ~ U C Z Y N S K I . W O L F F .

H u f e l a n d i s c h e Gese l l schaft Berlin.

Si tzung v o m 8. M~rz 1923.

BEECK: Friedl~indersepsis yon 2j~ihr. Dauer nach Pneu- monie.

\V. SCHULTZ: Gonokokkensepsis mit Pseudodiphtherie, sp/iter masernartiges Exanthem, dann Purpura am rechten Arm, linksseitige Koxitis.

F. LOWENHARDT: Endocarditis lenta nach Grippe mit Streptokokkenbefund im Blut. Starke Zunahme /ihnlicher F/~lle in der Krankenhausbeobachtung. Therapie: Jod-Collargol (o,o2 bis 0,05) intraven6s.

UMBER: i. Demonstration von 2 diabetischen Kindern im Alter yon 9 und IO Jahren, die seit i1/4Jahren unter genauer kli- nischer Stoffwechselbeobachtung stehen und yon Anfang an als schwere, acidotische Formen in Erscheinung traten. UMBER spricht an der Hand seiner Erfahrungen fiber Glycosuria innocens der Kinder und er6rtert die Unterschiede in Verlauf und Therapie des Diabetes im Kindesalter gegenfiber demjenigen der Erwachsenen. Unter den letzten 200 Diabetikern seiner Abteilung waren 1I Kinder. - - 2. Besprechung von Indikation und Technik der Sippy- Kur bei renitenten Fiillen yon Ulcus ventriculi und duodeni, die ihm sehr befriedigende Resultate ergeben hat. Unter 28 derartigen vorher mit allerhand Kurverfahren erfolglos behandelten Fallen seiner Abteilung befanden sich nut 5 MiBerfolge, die dann operiert wurden, i i F/ille wurden mit einem Schlage beschwerdefrei, die fibrigen 12 im Lauf von 4--8 Tagen. Sp~tere Nachuntersuchungen yon 18 Fgdlen ergaben, dab im Lauf von 2 Jahren 4 F~ille dauernd beschwerdefrei geblieben waren, 9 wesentlich gebessert und 5 nach Ablauf von 5--6 Monaten Rezidive aufwiesen. U. erkl/irt letztere zum Tell mit Schwierigkeiten der heutigen Ern/ihrungslage, die die weitere h~iusliche Durchffihrung der Kur nach der Entlassung meist unm6glich mache. Das Prinzip der Sippy-Kur beruht in dauernder Alkalisierung des Mageninhalts, sowie in der Verabfolgung stfind- licher, kleiner, nicht sekretionssteigernder kalorienreicher Mahl- zeiten. An Stelle der hierzulande nicht erh~ltlichen originalen Milchsahnemischung (gg 50,0) empfiehlt U. IOO ccm Kohlenhydrat- Butter-Milch-Mischungen. Der Kostplan wird ganz allm~hlich erweitert. Die in Deutschland bisher noch nicht bekannte Sippy- Kur ist zweifellos geeignet, die chirurgischen Indikationen nicht unerheblich einzuengen. Aussprache: MARTENS. - - CARO berichtet fiber 800/0 Erfolge bei Novoproteinlnjektionen ohne Di/it~tnderung aus der Rosinschen Klinik. - - BEECK sah vonde r ProteinkSrpertherapie keine Erfolge.

VERSE: Letale Magenblutungen durch Arrosion von Gef~13en bei kleinsten Ulcerationen mit Minisch negativem Befund. (Demon- stration der Pr/iparate.)

NEUPERT: Fremdkiirperbefunde im Magen-Darmkanal und ihre schwierige chirurgische Behandlung. dussprache: MARTENS. - - UMBER. - - NEUMANN.

A. W. MEYER:r Weitere Erfahrungen in der rheometrischen Hirntumordiagnostik. Die Verschiedenheit der elektrischen Leit- f/ihigkeit der Tumormasse und des Gehirns kann zur Auffindung des Neoplasmas verwertet werden, indem eine entsprechend k0n- struierte Sonde, an verschiedenen Stellen in die Gehirnsubstanz eingestol3en und die Leitfi~higkeit gemessen wird. Bei diffuser Gliomatose ist das Verfahren nicht zu gebrauchen. RUI-IEMANN.

Berl iner Gese l l schaft ffir Psych ia tr ie und Nerven- k r a n k h e i t e n .

Si tzung v o m 12. Feb ru a r 1923.

FORSTER stellt eine Patientin vor, bei der die Sympathektomie wegen Raynaudscher Krankheit gemacht wurde. Der Erfolg war ein sehr guter, auch an dem nicht operierten Arm war eine Besserung zu konstatieren.

F O R S T E R berichtet sodann tiber eine Reihe bemerkenswerter Fiille yon operierten Rfickenmarkstumoren: I. Neurofibrom am Brustmark. Kein Erfolg wegen Multiplizitiit der Tumoren. 2. Luische Schwiele der Pia am ;f3rustmark. Heilung. 3. Syphilitisches (?) Oranulationsgewebe am Brllstmark. Besserung. 4. MandeIkern~ grol3es Fibrom am oberen Brustmark. \Veitgehende Besserung. 5. Endotheliom am oberen Dorsalmark. Bessernng. 6. Intra- medull~rer Tumor des Dorsalmarkes, z. T. exstirpiert. Totale Paraplegie. Exitus.

OSTERTAG: Zur Kenntnis der ependymalen Blastome. OSTERTAG berichtet eingehend fiber den Befund in Fall 6 der Forsterschen Kasuistik. Es land sich: stiftf6rmige Gliose mit H6hlenbildung, mit Ependymzellen ausgekleidete K~/nlile nnd HShlen. Aussprache: HENNEBERG. -- FORSTER.

BONHOEFFER: UngewShnlicher Verlauf einer chronischen progressiven Choreapsychose. Keine Heredit~t, Beginn im 47. Le- bensjahr mit psychischer Ver~nderung, dann ehoreatische Unruhe,

Page 6: 35. Kongre der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin Wien

952 K L I N I S C H E ] u 2. J A H R G A N G . Nr . 20 14. MAI 1923

spXter: Abklingen der choreatischen Erscheinungen, Stumpfheit, Unsauberkeit, sinulose stereotype Augerungen, in der Folge ]3esserullg des psychischen Zustandes nnd Wiederauftreten der choreatischen Bewegungen, auch weiterhin starkes Schwanken in der IntensitXt derselben. Fortschreitender geistiger Verfall mit leidlich erhaltener Merkf~thigkeit. Das Krantd~eitsbild entspricht dem Huntingtonschen Typns, ungew6hnlich ist der remittierende Verlauf und die Art des psychischen Defektes. Aussprache: F. H. LEWY. HENNEBERG.

Schlesische Gesellschaft ffir vaterl/indische Kultur zu Breslau.

Medizinische Sektion.

Si tzung v o m 16. F e b r u a r 1923.

MAX JESSNER: i. Terti/ir-luetisches Ulcus auf Glossitis inter- stitialis bei einem Tuberkul6sen, differentialdiagnostisch schwierig (Tbk oder Lues?). Anamnestisch war Lues sicher. WaR. j - . Am harten Gaumen Narben. Perforation des Septum. Das Ulcus auf der in tote verdickten Zunge uncharakteristisch, hat te sich sehr sehnell vergr6Bert. Tbc. beider Lungenspitzen. Tbk.-Baeillen im U1cus negativ. Nach Beginn der antiluetischen Behandlung schnelle Verkleinerung des Ulcus. - - 2. Nodositas juxta-articularis (Nodosit6 juxta-artieulaire). 56j~hr. Mann. Hernia permaglla. Elephantiasis mittleren Grades des linken Beines. Seit 8 Jahren unterhalb der 1. Patella klein-apfelgrol3er harter Knoten, auf der Unterlage verschieblich, mit der Haut an kleiner Stelle verwachsen. ~raR. + . Durch kombinierte Kur wird der Knoten nicht be- einflugt.Berieht i~ber einen 2. Fall, der kleine, harte, subcutane Knoten an beidell Ellellbogen hatte. Wassermann war ebenfalls + . Histologisch kein AnhaIt filr Lues. Billdegewebige Kapsel, im Zentrum nekrotische, krfimelige cholesterinhaltige Massen. Aussprache: J. JADASSOH~: Die Gtossitis interstitialis diffusa kombiniert sich nur seltell mit Ulcerationen. Gerade darnm war die M6glichkeit, dab es sich nm eine Tnberkulose oder auch um eine Kombination yon Tuberkulose und Lues handelt, ernstlich zu erwggen. - - MINKOWSI<I hat bei einem Gichtiker neben Uraten auch Cholesterin in einem Knoten gefunden.

BITTORF: R6ntgenplatte einer Dermoidcyste im vorderen Mediastinum. Umschriebener halbkreisf6rmiger Schattell yon Kinderfaustgr6Be am Hilus. Diagnose gesichert durch Aushustell yon Haarballell. Ausspraehe: COENE~ hat eine solche Cyste operiert. Ted durch Mediastinalflattern. Es sind versprellgte Keime bei unsorgf/tltiger Verklebung der Schichten in der Mitteliinie.

V. FALKENHAUSEN: R6ntgenbilder zur Goldscheidersehen Und KrSnigschen Spitzenfelderperkussion. Die Grenzen werden durch Aufstreichen yon Kontrastbrei festgelegt. Dadurch Kon- trolle der Spitzenperkussion. Das Kr6nigsche Feld gibt genaue Bilder yon Breite, Stand der oberen Lungenabschnitte, nicht alleill der eigentlichen Spitze, es ist daher praktisch fflr Diagnose yon Spitzenvergnderungen verwertbar.

BITTORF: Atypische Formell der pernizi6sen An~imie. 2&_tio- togie: Hunger nicht nur durch CaIorienmangel, sondern auch dutch Avitaminose. Besprechllng der guten and b6sen Folgell der bis- herigen Ullterernghrllng. Zur Zeit hgllfen sich atypische Formen der pernizi6sen An/~mie. Sie hat sonst das charakteristische Blut- bild der gepaarten Hamato- und Myelotoxikose, dabei intestinale Achylie, Zungenatrophie, kleine Milzschwellung, Urobilin ver- mehrt. Je tz t ist der Verlauf langsamer, es besteht Bi{isse, aber llicht die wachsgelbe Nuance. Wenig Urobilinllrie und Bilirubingmie. Im Blutbild ist der FSxbeindex klein, keine Megaloblasten und Makrocyten, selbst bis zum Tode. Die H/imolyse ist lallgsamer, die Myelotoxikose gering. Es ist eine Sekund~iran/hnie dutch Ver- minderullg der Fleischverdauung. Therapie Kohlenhydrate und Pankreon. Aussprache: L. FRA.N:KEL betont das Zllr/ickgehen der Eklampsie im Kriege, ihr Ansteigen bei reich!icherem Fleischessen (in Italien), schlechte Wirksamkeit von Thyreoidin und Pituglandol. Geburts- gewicht der Kinder nicht verS~ndert, da die F6ten ohne Rticksicht auf die Mutter ansetzen. Endokrine Fet tsucht hat nicht zuge- nommen. --MATHIAS: Endokrine St6rungell stehen im Zusammen- hange mit dem verminderten Thyreoideagewicht. Viele Tuber- kulosetode bei altell Leuten, hl~ufig Pachymeningitis haemorrha- gica, Knochenbrfichigkeit des Alters. Im Atherom der Aorta keine C h o l e s t e r i n e . - ROSENFELD: Die Cholesterinarmut des Blutes nach F. ROSENTt~AI, ist vielleicht der Grund der h{iufigen wachsigen AnS, mie in dell letzten Jahrell. Die Energie; mit der der Foetus seinen Ansatz auf Kosten der Mutter bewirkt, hat IR. am Glykogen- gehalt hungernder trltchtiger Kaninchen untersucht. Die F6ten hatten mehr Glykogen als die Mfitter.

S i tzung v o m 23. Feb ru a r 1923. HINSBERG: Bericht fiber die Resultate der yon ihm an-

gegebenen Ozaena-Operation unter Demonstrationen yon ca. 3 ~ meist v611ig geheitten Patienten. Nach breiter Er6ffnung der Kiefer- h6hle ill LokalanS~sthesie wird beiderseits v o n d e r Kieferh6hle her die laterale Nasenwand, die ja gleichzeitig mediale Kieferh6hlen- wand ist, durch Ummeil3eln mobilisiert llnter sorgf~ltiger Scho- Imng der Nasenschleimh/iute. Zllr Erzielung ausreichellder Beweg- lichkeit muff der Prec. frontalis des Oberkiefers, soweit er die la- terale Begrenzung der Apertura piriformis bildet, oben und unten mit scharfem schmalen MeiBel durchtrennt werdell. Nun l~gt sich die laterale Nasenwand dutch Drllck yon der Kieferh6hle aus nach innen dislozieren, bis die Muscheln das Septum bertihrell, so dab das Nasenlumen his aull/ihernd zllr Norm verengt wird. - - So weft ist die Operation mit der yon LAOTENSCHLs angegebenell ziem- lich ilbereillstimmend. W~hrend aber nach LAUTENSCIILs die Nasenwgnde durch lange Zeit v o n d e r Kieferh6hle ans framer wieder vorgenommene Tampollade in dieser Stellung festgehalten werden sollen - - eine lallgwierige und fiir den Patienten qualvolle Nachbehandlung! - - erreicht HINSBERG die Fixation in der ge- wflnschten Stellullg durch eine Plattennaht. Vermittelst eines yon KOGLER angegebenen Troikarts wird eill diinner Bronzedraht yon der linken Kieferh6hle ans durch linke laterale Nasenwalld, Septum und rechte laterale Nasenwand hindurchgefiihrt und zur rechten Kieferh6hle hinausgeleitet. Nun wird an seinem linken Ende eine dtinne Magnesiumplatte, befestigt, die dutch Zug am rechten Draht- ende die linke laterale Nasellwalld dicht ans Septum heranbringt. Sodann wird auf das rechte Ellde des Drahtes eine zweite Magne- s iumplat te .und hinter ihr eine durchbohrte Bleiperle aufgef{idelt, beide werdell unter Spannung des Drahtes vermittelst einer Zange an die rechte laterale Nasenwand angeprel3t, eill Druck der Zange befestigt die B1eiperle am Draht und damit das ganze System in der angestrebten Stellung, d. h. so, dab die Muscheln dem Septmn anliegen, und dag die Nase stark verengt ist. Die oralen Operations- wunden schlieBen sich spolltan ohne Naht. Die Nachbehand- lung besteht ansschlie~31ich in t~lglicher Spfilung der Nase und, falls eine Illfektion der Kieferh6hle eintritt, dieser H6hle. Die Magnesiumplatten werden resorbiert, der Draht wird yon der Nase aus entfernt, die Bleiperle in der rechten Kieferh6hle heilt ein. Mit dem Moment der Operation verschwilldet F6tor llnd Borken- bildung fast stets dauernd. Zullgchst trit t Itir 2 - - 3 Wochen eine starke, schleimig eitrige Absonderung aus der Nase ein, die Nasen- schleimhaut wird, auch wenn sie vorher v611ig atrophisch war, succulent ulld nimmt auf die Daner ein normales Allssehen an. Die Nasenatmung ist ftir etwa 8--14 Tage meist behindert, llm danll wieder frei zu werden. Operations/olgem Meist st/irkere oder schwfichere Schwellung der lYangengegelld, oft leichte Temperatur- steigerung, lr Im Laufe der letzten 3 Jahre wurdell 79 F/tlle nach dieser Methode operiert. 57 wurden geheilt, d .h . dauernd yon F6tor llnd Borkenbildung befreit mit ann/ihernd llormalen Nasenlumen and succulenter Schleimhaut. 15 F/ille verloren ihren F6tor, doch bestand noch geringe Borkenbildung, die Ver- engnllg der Nase war nicht ansreichend gelllllgen. 7 F/ille behielten ihren F6tor, sie mfissen als MiBerfolg bezeichnet werden. Die Ur- sache dieses MiBerfolges lag zum Tell an techllischen Fehlern, die bei der Ausbildung der Methode framer mehr ausgeschaltet wurden, zum Tell am Alter der Patienten jenseits des 4o. Lebellsjahres sind die Resnltate schlecht - - zum Tell konllte die Ursache nicht festgestellt werden. Das wirksame Moment der Operation ist offell- bar die Yerengerung der abnorm we~ten Nase, die dem Eintrocknen des Sekrets und damit der Borkenbildung entgegenwirkt, und die durch Reguliernng des Luftstromes die Entfernung des Sekretes erleichtert.

E. B R I E G E R : Der Wasserhaushalt des tuberkul6sen Organis- mus und sein Verhalten bei spezifiseher und unspezifischer Be- handlung (erscheint in dieser Wochenschrift). Aussprache: I{OSENFELD: Die Schwankungen beim Wasser- versuch sind wohl auf extrarellale (Zirkulations-) Faktoren zu beziehen. I~OSENFELD.

Kgl. ]6rzteverein Budapest. Si tzung v o m 3- M{irz 1923.

J. B O K A Y : Gedenkrede fiber I. Hirschler. J. E R D E L Y I : l]ber die Verwertung des ,,Schluckph~nomens"

in der R6ntgelldiagllostik tier Lungenspitzen. Beim Schluckakte bleiben die intrapulmonalen Herde unbeweglich, die in den ~vVeich- teilen der Supraclaviculargrube sitzenden Kalkschatten werden hingegen dutch gewisse Muskeln in die H6he gezogen. Demon- stration yon R6ntgenplatten.

N. H E D R Y : Neue Beitr~ige zum klinischen Bilde der akzesso- rischen BaUchspeicheldrfise. Die akzessorisehen Bauchspeichel- drtisen sollen enffernt werden, da sic im Magendarmkanal Ulcera verursichen k6nnen.

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14. M A I I 9 2 3 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 20 953

J. NEMAI: Das Buch eines interessanten Autors. MORELL MACKENZIE: Essay on Growthe in the larynx. London 1871. Das Buch ist dem damaligen Budapester Universit~itsprofessor CSERMs dediziert als dem Lehrer des Verfassers und Erfinders des Kehlkopfspiegels. - - CSERMAK hat den Kehlkopfspiegel zmn erstenmal im hiesigen Arzteverein demonstriert (1859).

J. ERIGYESI und A. LANG: Versuche fiber die innere Des- infektion in der Gyniikologie. - - LANG: H/ilt den Ausdruck ,,Tiefendesinfektion des Gewebes" fflr zutreffender. Zu diesem Zwecke ist das Rivanol als Pantherapeuticum dem Vuzin vorzu- ziehen. Die Versuche zeigten, dab 6 Stunden nach der Behand- iung die Eitererreger schwanden, meistens nach 24--30 Stnnden wurde der Eiter steril. Es waren F/~lle, bei denen die Staphylo- kokken lebensfs blieben, jedoch der AbsceB ohne Operation ausheilte. In anderen F~Lllen blieben nur die anaeroben Bakterien und Saprophyten zurfick. Die akuten und chronisch-exazerbieren- den Eiterungen der weiblichen Genitalien k6nnen aueh spontan ausheilen. - - FRIGYESI entleerte die Eiteransammlungen durch Punktion des hinteren Fornix. Die H6hle wurde mittels i pro mill. Rivanoll6sung zuerst ausgespfitt, dann ausgefflllt. Die Methode bew~Lhrte sich bei mehreren peri- und parametritischen Abscessen, bei 3 F~llen yon zur Operation kommenden eitrigen Tumoren. Bei 6 F~kllen, die zur Vorbehandlung ungeeignet waren, wurde die Umgebung der Eiterherde ws der Operation mit Rivanol- t6sung prophylaktisch infiltriert. Aussprache: SINGER. - - T6TH: Die Punktion der Douglas-Abscesse bildet keinen therapeutischen Fortschritt . Die Resultate mit der Rivanoltherapie mflssen an einem gr613eren Material nachgeprfift werden. - - LEHOTZKY-SEMMELWEIS: Gleichgute Resultate k6nnen durch das Liegenlassen der Patientin erreicht werden. In einer ab- gekapselten Eiterh6hle werden die Bakterien durch die eigenen Stoffwechselprodukte auch ohne chemische Agentien vernichtet. - - MANNSFELD: Sah von Argochrominjektionen Besserungen. Die Eiterungen werden durch die Ovulation schlecht beeinflul3t, des- halb versuchte er - - nach der Erlangener Methode - - die inkom- plette Kastration mittels R6ntgenstrahten mit ausreichendem Erfolge. - - EEKETE: Empfiehlt die Behandlung mit HsO ~. - -

MANNINGER. - - E R I G Y E S I . - - L A N G (SchluBwort). OTvOs.

A r z t l i c h e r B e z i r k s v e r e i n E r l a n g e a .

Si tzung v o m 15. M/irz 1923.

JAMIN und STETTNER: Zur Frage der Hungersch/iden. JAMIN zeigt Kinder und R6ntgenogramme yon Knochen mit skorbutischen St6rungen, schwerer Ernghrungsst6rung mit Kerato- malacie, allgemeinem Hungerzustand und Stehenbleiben auf frfiher EntwicMungsstufe, bespricht die Bedeutung nnd W'irkungs- weise der Vitamine , Vitaminmangel sowie therapentische und VorbeugungsmaBnahmen. Die St6rungen sind wohl meist dadurch bedingt, dab die Vitamine nicht in ausreichender Menge in der Nahrung zugeftihrt werden und treten deswegen auch nicht so rein in Erscheinung wit im Experiment. Sie werden auch bei Brust- kindern beobachtet, wenn es den Mfittern an vitaminreicher Er- n/ihrung fehlt. - - STETTNER behandelt die Augerung der Hunger- und verwandten Sch/idigungen am Blutbilde. Bei der normalen und pathologischen Entwicklung des Blutes beim Kinde muB wie beim Knochen dem Massenzuwachs, dem formalen und mate: riellen Aufbau nachgegangen werden. Ffir dell Massenzuwachs im Laufe tier EntwicMung, welcher die Ergs des normalen Abbaues und den Zuwachs umfaBt, fehlen alle Anhaltspunkte. Beim formalen Aufbau fiillt eine stete Anderung des Blutbildes auf, besonders in den Beziehungen der weiBen Zellen, indem sich das zahlenm/iBige Verhs (ira I. Lebensjahr etwa s/~ Lympho- cyten und 1/1 Neutrophile) allm/ihlich umkehrt dutch Absinken der Lymphocytenkurve und Ansteigen der der Neutrophilen. Auch im materiellen Aufbau gehen bei der EntwicMung VerXnderungen vor sich. Eine Gegenfiberstellung yon Blutbildern bei reinen Hungerschs einerseits und skorbutischen StSrungen andererseits ergibt, dab im Hunger der Fs gr6Ber ist, dal3 bei den weil3en Zellen eine Verschiebung nach der neutrophilen Seite bin eintritt; die Kerne zahlreicher Neutrophilen sind hochgradig segmentiert; unter den Lymphocyten finden sich viele pathologische Formen: ein unregelm/igig gezeichneter Kern fflllt die kleiner als normal erscheinende Zelle mehr aus; das Protoplasma ist nicht mehr homogen, schaumig, stark basophil, seine Azurgranula fehlen. Bei skorbutischen F/illen mit ihrer schweren Angmie ist der F/trbe- index kleiner Ms I, finden sich Ver/inlderungen tier Erythrocyten, unreifeMarkelemente und auchpathologischeLymphocyten. Indre i F/illen von Infektionen bei schwerer Allgemeinst6rung wurde die gew6hnliche Reaktion der Blutbilder, die Zlmahme der Neutro- philen vermiBt und eine ,,lymphatische Abwehrreaktion" beobach- tet, ein Versagen des myeloischen Apparates. Durch Hunger und sonstige schwere Beeinflussungen des Organismns k6nnen sich also

s wie am Knochen auch im Blute schwere Vers abspielen und namentlich den formalen Aufbau beeintr~chtigen. Aussprache: WISSMANN behandelt die Klinik und Pathogenese sowie die experimentelle Forschung der Keratomalacie. - - DYROFF behandelt das Blutbild bei Kachektischen. - - SCHULZ. - - KOE- N I G E R . - - W U S T R O W .

BROCK stellt einen Patienten vor, bei dem ein hfihnereigro6es Osteom, ausgehend v o n einer Nebenh6hle (Stirnh6hle?) aus der Nase entfernt wurde; es hatte den linken Augapfel stark verdrS.ngt.

BUSCH. Arztlicher Verein zu Hamburg.

Biologische Abteilung.

Si tzung v o m 6. M/irz 192 3. RAHEL PLAUT : Demonstration yon Pr/iparaten yon Mamma,

Uterus und Ovarien ffinfw6chiger Meerschweinchen, die nach STEINACH und HOLZ~NEC~tT mlt Rdntgen bestrahlt worden waren. Die typische R6ntgensch/idigung der Ovarien wurde stets erzielt. Sie Ifihrt beim normalen Tier zur Wucherung der Uterusmucosa und Hypertr~)phie der ]3rustdriise. Bei Tieren, denen der Uterus exstirpiert war, blieb die Entwicklung der Brustdrfise trotz vor- handener VerSmderungen im Ovarium aus. Bei kastrierten Tieren trat weder t typertrophie des Uterus noch der ]3rustdrfisen ein. Es wird daraus geschlossen, dab die tIypertrophie der Uterus- mucosa die direkt ausl6sende Ursache ffir die Entwicklung der Mamma ist. Ausspraehe: PHILIPPSON Iragt, inwieweit die Placentawirkung artspezifisch sei. - - E. FRAZNKEL fragt, ob die Entwicklung der Mamma mit Sekretion einherging. Letztere kann auf die verschie- denste Weise durch Injektionen hervorgerufen werden. Im Ovar des Menschen g i b t e s keine Zwischenzellen. Daher sind die Er- gebnisse nicht auf den Menschen fibertragbar. - - HEYNEMANN fand beim Menschen Ovar und Uterus unwirksam, Placentasubstanz bei grogen Mengen wirksam. Doch st613t deren praktische An- wendung auf Schwierigkeiten. - - Frl. PLAVT: Es bestand keine Artspezifitgt. Aus den vorzeitig entwickelten Mammae waren wenige Tropfen einer Fet t und Eiweil3 enthaltenden Flfissigkeit ausdrflckbar, aber keine Milch. DaB die Ergebnisse auf den Men- schen anwendbar seien, babe sie nicht behauptet. Den per os unwirksamen Placentaextrakt zur Injektion geeignet zu machen, ist noch nicht gelungen.

R. KUMMELL: Uber das Verhalten des Pulses der Netzhaut- vene bei 2 F/illen yon Herzblock. Der Puls erfolgte nur nach der Systole der Ventrikel, w~hrend die Vorhofstgtigkeit keine Be- ziehung zu ihm hatte. Nut nach jeder Pulswelle der Arterien stellte sich der Venenpuls ein. Es liegt demnach eine durch die Capillaren fortgeleitete zentripetale Pulsbewegung vor, deren erste Erscheinung eine postsystolische Erweiterung ist, an die sich dann eine etwas langsame Verengerung anschlieBt.

KNIPPING: Untersuchungen im Tropenklima (erscheint aus- ffihrlieh in der Zeitschr. f. Biologie). Aussprache: DENKS: In Salenburg bei Kuxhaven konnte bei den Kindern ein Unterschied im Hb-Gehalt im Sommer und Winter nicht festgestellt werden. - - HEYNEMANN: Die Auffassung KES~r- NERS erM~irt nicht den Unterschied in der Wirkung der Nord- und Ostsee. - - MucH: Eine Xnderung der IReaktivit~t kann durch die verschiedensten Reize hervorgerufen werden, so durch die verschiedensten Lichtquellen, aber auch ohne solche, z. t3. durch Salzb~ider. Wichtig ist die Betonung der Bedeutung tier t Iaut ffir diese Einwirkungen. Sicher sind wir imstande, ungfinstige Erb- anlagen ,,umzubiegen" und umgekehrt. - - PHILIPPSON: Die Licht- entzfindung der Haut ist viel st/irker nach Salzb/idern. Der Salz- gehalt des Wassers, der Luft und tier Haut ist nicht zu vernach- l~ssigen. - - O. MEYER berichtet fiber den Einflul3 der Belichtung auf das Haarwachstum bei Kaninchen. - - EUGEN FRAENKEL: Schon VIRCHOW fand, dab auBer dem Licht und Wind auch Salz- und Ozongehalt der Luft, Feuchtigkeit, vor allem aber auch psy- chische Einflfisse mitspielen. Uberraschend ist der Parallelismus zwischen Hb-Gehalt und Besonnung. Wie verhalten sich die Kinder in dieser Beziehung einige Wochen sps und besteht wie beim H6henMima ein Unterschied in der Steigerung des Hb-G@alts und der Zahl tier roten Blutk6rperchen? Die Beschrgnkung des Konstitutionsbegriffs auf die Erbanlagen ist mit ~{ARTIUS, KRAUS u. a. abzulehnen. - - KLEINSCI-IMIDT: Die Einwirkungen yon See- und Landaufenthalt gleichen sich in vielem. Ob die Erh6hung des Gaswechsels erwtinscht ist, steht noch nicht fest. Das Wichtigste sind die yon KESTNER festgestellten Wirkungen auf die Haut. Danach ws die bewegte Luft wichtiger als die Sonne und der Ersatz der ,,H6hensonne" durch die ,,Freiluftsonne" zu empfehlen. - - KESTNER (SchluBwort): Die Besonderheiten der See liegen z. T. darin,: daft die groge Wasserfl/iche die Sonnenstrahlen - - be- sonders die langwelligen - - refiektiert und dadurch zu erh6hter Wirkung bringt. Die Luft enth~lt an der See kein Salz. Bezfiglich des Konstitutionsbegriffs st immt KLXlNSCHMIDT mit ERAENKEL

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und MVCH flberein. Zwischen t t b und roten Blutk6rperchen be- stehen keine nachweisbaren Unterschiede, auch nicht im Hoch- gebirge. Die Nnderung des Blutes.ist nur bei vorher An/i.mischen nachweisbar; der Gesunde hS.lt seinen Zustand test. WOHLWlLL

Mfinchner /irztliche R6ntgenvereinigung. Sitzung vom 14. Dezember 1922.

SCHEICHER: Demonstration seltener R6ntgenplatten: Verf. zeigt Aufnahmen der "Wirbelsfmle und des Beckens (Karies, Frak- turen, Tnmoren) und betont die Wichtigkeit der Schr~tgaufnahmen zlir Darstellung der ersten Brustwirbel, durch die die diagliostische Ausbeute wesentlich erh6ht werdeli konnte. WINTER, CREMER, CHAOUL demonstrieren Bilder yon Zwerchfellhernien.

S i tzung v o m 8. F e b r u a r 1923.

KAESTLE: Uber Duodenalbewegungen. Die Untersuchung in Bauchlage ist der in rechter Seitenlage vorzuziehen, da bei letzterer Oft das Duodenum dutch daraber sich lagernde Magen- teile verdeckt wird, erstere abet ein genaues Studim.n aller Kon- turen (Drehung des Pat.) erlaubt und eilien plastischen Eindruck gibt. Zum Studium normaler Bewegungsvorg~nge sind Ffillungen bei kiinstlichen Stenosen (Kompression) mit Duodenalsolide oder anderen unphysiologischen Methoden nicht anwendbar. ViM sicherer zum Studium und zur Beurteilung von Bewegungsvorg~ngen als die alleinige Beobachtung am Leuchtschirm, an Aufnahmen, auch an Serienaufnahmen, ist die Bior6ntgenographie. Da diese Methode heute ftir uns wegen der Kosten IIicht mehr in Betracht kommt, sollte man Serienaufnahmen anfertigen, diese aber nur vergleichen, indem man Konturpauseli anfertigt und diese mit Hilfe mitphotographierter Hautmarken zur Deckung bringt. Der Bulbus duodeni geh6rt funktionell zum Mageli, das ilbrige Duo- denum zum Dfinndarm. Das Pylorusspiel steht ohne Zusammen- hang mit der Ringwelle (die Bezeichnung , ,Antrum" wird, da keine anatomische, sondern nur eine funktionelle Bildung, abge iehn t ) ; der Pylorus kann welt und eng sein bei verschiedenem Abstand der Ringwelle, er kann auch w~hrend der Dauer des Ablaufes mehrerer Ringwellen geschlossen bleiben (Mischbewegungen der Peristaltik). Der Bulbus ffillt sich IIormalerweise rasch nnd prall. Seine Form ist auBerordentlich wechselnd, er kann alle beschrie- benen Formen (Kleeblatt, Bischofsmiitze usw.) der Reihe nach aufweisen. Seine Bewegungen sind nicht einfach. Oft entleert sich sein Inhalt vollstxndig und macht in der Pars descendens halt; oder es finder sich eine Unterteilung des Bulbus, die zur Kleeblattform fiihrt: distal entleert er sich, proximal erh~lt er neue Fflllung. Diese Abschnfirung kanli in seltenen FXlleli so dicht und lest sein, dab bei offenstehendem Pylorus Bulbusinhalt in den Magen regurgitiert. Oder an der Clbergangsstelle zum Descendens spitzt sich der Bulbus zu, dutch Kontraktion werden Kontrast- massen abgeschnfirt. Bei leichter Kompressioli sind die L~tngs- falten des Magens mitunter durch den Pylorus hindurch bis in den Bulbus zu verfolgen (mehrere ,,MagenstraBen"). Die XYeite des Descendens schwankt sehr, da es sehr dehnbar ist. Sein Inhalt wird normal dutch Peristaltik weiterbef6rdert. Das ganze Band kann dabei unter einem Ruck weitergeschoben werden, oder der Inhalt ballt sich und kann z. T. in den Bulbus regurgitieren (retro- grader Transport auch ohne KomPression ). Oder es kann bei stillstehender Kontrasts~ule im Descendelis eine Segmentierung eintreten wie im Jejunum. Einzelne Tropfen kOnnen zwischen den Falten des Duodenums liegen bleiben und dfirfen nicht zur An- nahme eines Ulcus verfflhren. Die Pars in]erlor ist nur schwer sichtbar zu inacheli, ihre Bewegungen n~ihern sich den Dfinndarm- bewegungen. Beim Ulcus spielen spastisehe Vorg~.nge eine grof3e Rolle, die zu einer Formver~nderung des Bulbus fiihreli. Sie werden bior6ntgenographisch nachgewiesen durch Verlinderung der Kontureli, der Ausbuchtungeli und Einziehungen und damit vom starren Ulcus calloslim, das immer gleich, d . h. ohne Be- wegung bleiben muB, abgegrenzt. Aussprache: CI~AOIJL bespricht seine Radioskoptechnik. "vVenn such die Form des Bulbus wechselnd ist, so kommen doch einzelne Formen 6fter vor als andere, am meisteli die konische, seltener die rulide. Der zuerst prall geffillte Bulbus wird konisch, danli setzt wie beim Magenantrum eine Kontraktion yon allen Seiteli ein, wodurch der Bulbus immer kleiner und eili Tell seines Inhalts weiterbef6rdert wird. Beim Ulcus konnte er Nischen nur selten finden (6mal unter 250 F~llen) und hMt die Nischen AKERLUNDS zum groBen Tell nicht far solche. Eine Nische dart nur diagliosti- ziert werdeli, wenn sie auf verschiedenen Bildern in gleicher Form erseheint, sonst handele es sich meist um divertikelartige Vor- buchtnngen proximal einer Narbe. "Welt h~ufiger und fflr Ulcus beweisend sind Defckts (Spasmen) und Pyloruszapfen (nut bei Ulcus am Pylorus). Defekte kommeli such bei Ulcus eallosum vor, bei denenes wegen der dfinnen Duodenalwand eher zur Perforation als zur Nischenbildung kommt. GRASHEY h~lt die Bilder AKER-

LUNDS fi~r beweisend. Eine rflcklgufige Bewegung im Descendens hann vorget~iuscht werden dadlirch, daft Chymus in kleinen Mengeli rasch dasselbe durchl~iuft und von seiner Umbiegnngsstelle an nach oben rasch anffiillt. -- RIEDER iSt Anhtinger der Magen- straBe und macht auf Trtibung nnd Unsch~rfe am Pylorus ulid an der kleineli Kurvatur aufmerksam, die bei Gastrosuccorrh6e be- obachtet wird. Im Descendens finde man Retroperistaltik.

HAMMER: Demonstration seltener RSntgenplatten: Turm- sch~tdel. Bronchiektatische Kaverlien. Doppelseitiger Lungen- tumor. Ausbuchtung des medialen Zwerchfellteiles rechts, ohne Pleuraadhi~sion, mit Umstfllpung des linkeli Leberlappens in die Ausbuchtulig (Autopsie). Mediastinale Schwarte links, eine Dislo- kation der Aorta descendens vortg.uschend. HAMMER.

Gesellschaft fiir innere Medizin und Kinderheilkunde Wien.

(P~idiatrische Sektion.)

S i tzung v o m 8. Feb ru a r 1923. FLEISCHNER: Osteochondropathia juvenilis bei I4jiihr.

IVlftdchen. Seit mehreren Monaten multiple Epiphysenst6rungen an den Phalangen der H/inde. R6ntgenbefund (Mittelphalanx I I I beiderseits): HShe der Epiphyse vermindert, fleckige Aufhellungen ulid Sklerosierungen; Frakturierung; Epiphysenfuge verschm/ilert, unregelmS~Big begrenzt. Nul3erlieh leicht entzfindliche Erschei- IIungeli. Aussprache: ~VIMBERGER. -- FLEISCHNER.

TEZNER: Anatomisches Pr/iparat einer chronischen adh~isiven Peritonitis bei eineli1 8 Monate alten Sdugling; allgemeine Tuber- kulose mit Genti.Mbeteiligulig. Aussprache: KNSPFELMACHER.

KARL L E I N E R : Lichen ruber plalius. Neben den typischen Effiorescenzen noch atypische Formen: L. r. diffusus, obtnsus, verrucosus.

WIMBERGER: i. 8j/ihr. Knabe mit auffallend grazilem Knochelibau. Symmetrisch angelegte Epiphysenkerne an den proximalen Metakarpenenden II, IV lind V. - - 2. Inkompleter Pneumothorax.

BERTA KOHN: 0bet das Vorkommen yon Karotin im Serum yon S~iuglingen und Kleinkindern. Nach reichlicher Fat terung mit Karotten trat nur bei einem Tell der Kinder, haupts/ichlich bei den wohlgen/ihrten, Gelbf5~rbung der Haut ant. Scleren uml Schleimh/iute ungef/irbt, ebenso Ham. Im intensiv gelbgefiirbten Serum wird spektroskopisch lind durch Ausziehen mit Petrol- /ither Carotin nachgewieseli. Keine AbhSmgigkeit von der Be- Hchtulig.

KARL P E Y R E R : Uber das Verhalten des Tuberkulins im Organismus, Im alIgemeinen verschwinden eiligespritzte Gifte bei empfindlichen Tieren rasch aus dem Kreislauf, bei nnempfind- lichen Tiereli meist sehr langsam. Es wS~re zu erwarten, dab inji- ziertes Tuberkulili bei tuberkulosefreien Tieren lange im K6rper kreist, bei tuberklilinempfindliehen rasch verschwindet. Vorgeliom- mene Versuche ergebeli, dab Tiiberkulili innerhalb 24 Stunden nach Einspritzung aus dem Orgaliismus verschwindet, sowohl bei infi- zierten, als bei nichtinfizierten Tiereli. 7 Meerschweinchen (Ge- wicht 5oo g), tells infiziert, tells nichtilifiziert, tells mit Tuberkulin vorbehandelt, wurde i/~--I ccm Tuberkulin injiziert (intrakardi~l bzw. intraperitoneal bz~v. slibcutan). Nach 24 Stuliden wurde ihr Serum ant Tuberkulin gepriift, ilidem es tuberklilinhochempfind~ lichen Kindern subcutan oder intracutan injiziert wurde. Dabei elitstanden keine spezifischen Reaktionen. Als Kontrolle ga b Meerschweinchenserum zu gleichen Teilen mit Tuberkulinverdfln- hung I : IOO ooo gemischt, positive Reaktion. Organ- und Harn- untersuchungen gaben fiber den Verbleib des Tuberkulilis keinen AufschluB. HELMREICH.

Physikalisch-rnedizinische Gesellschaff Wfirzburg. Si tzung v o m 15. F e b r u a r 1923.

REICHARDT: 0ber das Anlageproblem in der Psychiatrie. Vortr. bespricht zunS~chst die einzelnen Wege der psychiatrischen Anlageforschung (Erblichkeitsforschung, psych01ogische Individual- forschung , K6rperuntersuchung), geht kurz auf die Kretschmerscheli Ver6ffentlichungen ein (K6rperbau und Charakter) und stellt danu die auffallende Erscheinung test, dab die psychiatrische Nnlage- forschung noch gar nicht des Hirnes gedacht hat. TatsS~chlich bringen gerade die yon anderer Seite bisher wenig beachteteli Untersuchungen des Vortr. fiber das Hifn sowie die gesamte s0g. physikalisehe Hirnuntersuchung der Wiirzburger Psychiatrischen Klinik Methoden, welche ffir die bei der Anl~geforschung gleichfalls unbedingt notwendige Hirnuntersuchung yon Bedeutung sin& Die progressiven Paralytiker hat ten in 54% der F/~lle Sch~idel- innenr~ume, welche um wenigstens lO~ zu klein waren (bestimmte Form der asthenischen K6rperverfassung?). Auch die Schizo-

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14. MAI I923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

phrenien weisen z. T. eine gewisse Wachstumshemmung des Hirlles auf, daneben aber auch eine Neigung zum gesteigerten Hirnwachs- turn (Makroencephalie). Die Beziehungen zwischen Hirnwachstum ulld innerer Sekretion mtissen systematisch bearbeitet werden. Eine Wachstumshemmung des Hirnes hat m6glicherweise sehr verschiedene (idiotypische und paratypische, im frfihen Kindes- alter einwirkende)Ursachen. Das hohe spezifische Gewicht des Schadetdaches scheint grSl3tenteils in t3eziehung zur schizoiden Anlage zu stehell (Schizophrenien, katatoniforme Reaktionen bei organischen Hirnkrankheiten; das weibliche Geschlecht fiberwiegt). Das Mil3verhaltnis zwischen Schadelinnenraum ulld Hirnvolumen (sog. Hirnschwellung) kann such Folge yon abnormer Anlage sein und nicht Folge eines Krankheitsprozesses (erh6hte Disposition zu Schizophrenie und Epilepsie, ebenso zu schizoiden, katatoniformen, epileptiformen Reaktionen auf organische Hirnkrallkheitell oder Hirnvergiftungen). Uberhaupt sollen die cerebralen Reaktions- weisen und Todesarten gerade bei nicht offensichtlich endogen Geist- kranken viel mehr beachtet werdell. Denn es gibt zweifellos viel mehr psychisch-endogen abnorm' Veranlagte als Kranke. Die abnorme Anlage (die oft unerkannt bleibt, aber bei geeigneter Unter- suehung ebensowohl im Leben Ms an der Leiche nachgewiesen werden kann) aul3ert sieh dann manchmal allch in einer besonderen cerebralell Reaktionsweise auf die interkurrente, exogene Krank- heit. !NTONNENBRUCH.

Gesellschaft der Arzte in Ztirich. Sitzung v o m 23. N o v e m b e r 1923.

F E E R : Anregung zur Beschaffung yon Masernschutzserum. Die Erfahrungen an der Kinderldinik mit dem Masernserum waren gut (von IO gefahrdeten Kindern blieben 9 masernfrei, das IO. er- krankte leicht). Die grol3e Bedeutung dieses Schutzes bei schwfich- lichen und kleinen Kindern, wo Schutz vor Masern fast gleich- bedeutend sein kann mit Schutz vor Todesgefahr, liegt auf der Hand. Vortr. ersucht die Arzte um Entnahme yon Blut bei grfiBeren Masernrekonvaleszentenkindern, damit such in Ziirieh das Serum hergestelIt werden kann. Aussloraehe: ]~E, RNttEI?cI-I'~ARRER unterstiitzt die Anregung und wirft die Frage nach der Dosierung bei Erwachsenen auf; mit der doppelten Schutzdosis hatte er trotz rechtzeitiger Injektion bei einem Erwachsenen einell MiBerfolg. - - SILBERSCH?.IIDT. - - OSWALD. - - FEER (SehhBwort).

BLOCH: Die Ergebnisse der schweiz. Enqu6te fiber die Ver- breitung der Geschlechtskrankheiten nach den Zusammenstellungen yon Dr. J~iger. 75% der Arzte, 95% der Speziatarzte beteiligten sich an der Enqu~te. Sie umfal3t 15 6o0 Geschlechtskrallke wahrend

R I F T . 2. ] A H R G A N G . Nr . 20 955

des Jahres 192o/21 (57% Gonorrh6e, 41~ Lues), darunter ca. 80o0 Neuinfektionen; die Durchseuchung betragt also 4O/oo der Bev61ke- rung (5,4o/00 der Manner, 2,3~ der Frauen); die Landkantone weisen viel geringere Durchseuchung (1,2~ auf, die Stadtkantone hShere (bis I I~ Das Hanptinfektionsalter liegt zwischen 20 und 30 Jahren; im Alter yon 20--25 Jahren erkrankt ca. 10/0 der M&nner tier Schweiz (in einzelnen Stadten his 4%). Die Infektion erfolgt hauptsachlich in Stadten fiber 20 ooo Einwohner; nur ca. 16% sind aus dem Ausland eingeschleppt. Die Bedeutung der Prosti- tution sis Quelle der Illfektion ist je nach dem Stande des Infi- 2ierten verschieden groB (von dell Studenten infizierten sich 20~ bei Pr0stituierten, yon den Arbeitern dagegen nut 38o/o). Ausslorache: StLB]gRSCHMIDT. - - V. GONZENBACH.

Si tzung vom 7. D ezemb er 1922. O. VERAGUTH: L Uber therapeutische Wirkung einer

Ventrikelpunktion. Demonstration eines Falles yon schwerer posttraumatischer Hirnsch~digung (schwere zunehmende Som- llolenz), der durch Ventrikelpunktion geheilt wurde. Diagnose blieb unklar (Hydroceph. internus traum.?). In einem weiteren Falle (Rindenepilepsie) blieben nach Ventrikelpunktion llnd Ven- triculographie (llormale Verh~ltnisse) die Anfalle bis heute alls. Ausslorache: NAXGELI sah das Ausbleiben der Anfalle in einem Falle yon Solitartllberkel, ohne dab ein Eingriff gemaeht wurde.

HAAB.

2. Zur Pathologie der Cauda equina. Mitteilung yon 3 Fallen yon Kompression der Cauda equina a) durch ein intradurales Sarkom, b) durch eill extradurales Carcinom, c) durch eine um- schriebene Meningitis serosa bei alter Wirbelfraktur; das Operations- resultat war in den Fallen a) und b) ganz unbefriedigend, im 3. Falle fst die Beobachtungszeit noch zu kurz. Aussprache: HOXTINGER berichtet zum 3. Falle yon Cafldaerkran- kung, dab hier t tarnretention und Cystitis sowie Rfickwirkung dieser St6rullgen auf die Nieren (Polyurie) den Patienten zum Arzt geffihrt hat ten; diese St6rungen wurden bisher dutch die Operation nicht gebessert. - - VC'ALTHARD fragt, ob Caudaaffektionen bei Frauen Prolapsus uteri zur Folge haben k6nnen; er demonstriert einen kongenitalen Tumor der Cauda bei einem Foetus (Neuro- gliom). - - F x ~ : Bei Spina bifida besteht neben Blasenlahmung haufig Prolapsus ani. - - SCHEaB erwahnt die Caudabeteiligung bei der Spondylolisthesis.

3. Experimelltelle Untersuchungen all postencephalitischen Zustanden. Photographische Aufnahmen von Bewegungen nach der Gi]brett-Godefroyschen Methode erm6glichen eine bessere Analyse der Bewegungen; die durch Scopolamin erzielte Besserung lal3t sich so graphisch registrieren, v. ~,{ONAKOW.

DIAGNOSTISCHE UND THERAPEUTISCHE NOTIZEN. ELDOFORM, EIN NEUES TANNINPRAPARAT, IN DER

S.&UGLINGSTHERAPIE.

Won

Dr. B. DE RUDDER. Aus dem Sftuglingsheim Mtinchen (Leiter: Hofrat Dr ROMMEL).

Eldoform, eill neuerdillgs yon den Farbenfabriken Bayer in Leverkusen 1) hergestelltes, an HefeeiweiB gebundenes Tanninpr~- p arat haben wir an llnserem Material bei insgsamt 71 Kindern angewandt2). Was die Auswahl unserer Falle betrifft, so handelt es sich um Sauglinge im Alter von 2 ~ I 2 Monaten, die ll:it stark schlei- migen Stfihlen erkrankt warell, so dab eine Mitbeteiligung des Dick- darms bei der Erkrankung wahrscheinllch war. F~ille, in denen ffir die St6rullg eine aliment~ire Genese von vorllherein anzunehmen war, schieden aus, da schon I-IEIDINGSFELD fiber die Erfolglosigkeit yon Eldoform bei echten Dyspepsien berichtete. In einer Minderzahl unserer Falle lagen reille Enteritiden vor, mlt glasigem Schleim irn Stuhl, Erbrechell, Gewichtssturz infolge Wasserverlustes. In tier Mehrzahl handelte es sich um Kinder, die bisher gut gediehen waren, die aber seit einigen Tagen infolge eines parenteralen, oft fieberhaf- ten Infektes mit schleimigell Stiihlen und Wundsein erkrankt waren. Das Allgemeinbefindell war bei letzteren meist wenig gest6rt. Waren es itltere Sauglinge, bei denen scholl Mehlabkochungen ge- reicht wurden, so erwiesen sich bei ihnen die Mehle durchweg schlecht verdaut.

Voi1 den insgesamt 71 F allell war in 47 die Wirkung eine ein- wandfreie. Die Beurteilung tier Eldoformwirkung ist insofern erleichtert, als die Stfihle in den Fallen, in denen das Mittel zum

:) Den Farbenfabriken vorm. Bayer & Co., Leverkusen bei K6In a. Rh., sei such an dieser Stelle unser Dank ausgesprochen f[ir ihr Entgegenkommen, indem sie uns Eldoform ffir unsere Versuche weitgehendst kostenlos zur Verf/igung stellten. ~) Vergl. auch die Arbeit yon HEIDINGSFELD (Mtinch. reed. V, roei:ensehr, i922 Nr, 32.)

Ziele ffihrt, eine typische homogen-kakaobraune Farbe annelnnen, wohI eine Eisentannillreaktion im Darm, die oifenbar nur anitritt . wenn das Mittel im Darm gespalten wird. Sonst erschien das Eldo- form zuweilen in Form feiner braunlicher Piinktchen im S tuh , Als Erfolg buchten wir, wie ausdrficklich erwahnt sei, nur F~ille, bei denen die Wirkung ganz einwandfrei zutage trat. Auch eine Reihe yon Fallell, bei denen nach Absetzen des Eldoform wieder sclfleimige Stfihle auftraten, wurden durchweg dell Versagern zu- gerechnet. Bei den Fallen mit schleimigen Stfihlen infolge eines parellteralen Iniektes war die Xu eine geradezu frappierende. Oft schon am nfichsten Tage war die Anzahl der Stilhle vermindert, das "vu besserte sich, und die Stfihle enthielten weniger Schleim. Nach 3--4 Tagen Eldoformdarreichung batten die Kinder meist gebundene, konsistente und homogene Stiihle. Wir waren in solchen Fallen friiher haufig gezwungen die Nahrung zu andern, was natilrlich in der Regel einer Reduktion gleichkam. Diese Nahrungs- anderullg erwies sich, seit wit Eldoform verwendeten, fast regel- maBig als unnStig, was uns eine groBe Allnehlnlichkeit bedeutete.

In einigen Fallen lag yon vornherein eine schwerere StSrung vor, so dab erst mit Nahrungsanderung und Abffihren begonnen wurde und erst als dies nicht zum Ziele ffihrte, Eldoform gereicht wurde. Ich ffihre 3 Krankeffgeschichten, aus denen die Wirkung eindeutig hervorgeht, im Auszug an:

I. B. V., I. Jahr alt. Seit 7 Tagen dfinne, schleimige, stinkende Stfihle. Starkes Erbreehen, ganz schlechter Appetit. Trotz 2 real OL ricini ulld Diat keille Besserung. Gewicht sinkt yon 83o0 auf 73o0 Sieht sehr schlecht aus. Nach i Tag Eldoform sind die Stuhl- entleerungen seltener kein Erbrechen mehr, besserer Appetit. Nach 3 Tagen Eldoform derselbe fast normal, Stfihle v611ig in Ord- nung. Gewicht steigt wieder. Kein Rfickfall.

2. G. L., 7 Monate. Kraftiges gut gedeihendes Kind. Hat ge- mischte Kost. Seit 5 Tagen, nach leichter Pharyngitis, schleimige, stinkellde Stiihle. Am I. Tag O1. ricini, Di~.t. Keille Besserllng. Kind erhalt 5 Tage nur 1/2-Milch mit 6~o N~.hrz. Stfihle bleiben