4-bch-24StundenWT , 17.10.2013 13:45:48 - Benutzer: tanja ... · PDF file4-bch-24StundenWT ,...

1
4-bch-24StundenWT , 17.10.2013 13:45:48 - Benutzer: tanja.radan - HIGHRES Jeder kann sich verteidigen Wing-Tsun-Unterricht mit Sifu Michael Gottschick – „24 Stunden im Neckar-Odenwald-Kreis“: Von 20 bis 21 Uhr Von Tanja Radan Buchen. „Ein Schwächerer kann sich ge- gen einen Stärkeren verteidigen. Das ist es, was mich am Wing Tsun überzeugt.“ Sifu Michael Gottschick hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Titel „Sifu“ be- deutet „väterlicher Lehrer“. Seit 18 Jah- ren bringt er seinen Schülern im Wing- Tsun-Zentrum Buchen das chinesische Selbstverteidigungssystem bei. „Im Wing Tsun geht man der Kraft, die im Angriff des Gegners steckt, aus dem Weg. Dann leitet man sie um und ver- wendet sie gegen ihn. So können auch kleinere und leichtere Leute es schaffen, sich gegen Stärkere durchzusetzen“, er- klärt er. Im Unterricht üben die Schüler, ihre körperlichen Waffen einzusetzen: Fäuste, Ellenbogen, Knie, Finger und Fü- ße. Sie trainieren mit einem Partner alle Distanzen und lernen, sich gegen Schlä- ge, Griffe, Umklammerungen und mehr zu verteidigen. Im Trainingsraum hängt ein Boxsack und es gibt einige lederne Pratzen. „Die sind für das Schlagtraining“, erklärt Si- fu Michael. „Und für den Fitnessteil“, fügt er hinzu. So wie die Springseile und Me- dizinbälle. Muss man sehr athletisch sein, um sich mit Wing Tsun zu verteidigen? „Muss man nicht“, stellt Michael Gottschick klar. „Jeder, der regelmäßig und mit dem nötigen Ernst trainiert, kann das Selbstverteidigungssystem lernen. Körperliche Kraft steht nicht im Zent- rum. Das System ist also auch für Frau- en gut geeignet“, weiß der Kampfkunst- lehrer. Dennoch legt er auf moderates Kraft- und Ausdauertraining Wert: Wer einigermaßen fit ist, hält in einer Selbst- verteidigungssituation besser durch. Zu- dem fühlt man sich einfach wohler, wenn man körperlich fit ist: „Gerade Berufs- tätigen tut am Feierabend Ausdauer- training gut“, meint Michael Gottschick. Im Wing-Tsun-Unterricht lernen An- fänger zunächst einfache Techniken, die im Ernstfall den größten Erfolg ver- sprechen. Sifu Michael demonstriert die Techniken und die Schüler üben mit ei- nem Partner. Verletzt wird dabei natür- lich niemand. Von Anfang an lernen sie, nie gegen die Kraft des Gegners zu ar- beiten. Dabei werden sie regelmäßig von Michael Gottschick oder einem seiner Ausbilder – sechs seiner Schüler sind in- zwischen selbst Lehrer – korrigiert. Das Training findet nicht nur auf der körperlichen Ebene statt: Verbal und durch Körpersprache lernen die Trai- nierenden, Grenzen zu setzen. „Wer sich hier richtig verhält, kann viele Angriffe schon im Vorfeld abwenden. Und das ist natürlich immer die beste Lösung“, weiß Sifu Michael. Bis Anfänger die gelernten Techniken und das richtige Verhalten unter Stress abrufen können, dauert es eine Weile: „Man muss das üben“, erklärt der Schul- leiter. Je nach Talent, Trainingsauf- wand, Vorerfahrung und Konstitution könnten Schüler, so Michael Gottschick, nach etwa einem halben Jahr erste Er- folge sehen. Er ist davon überzeugt, dass die gro- ße Masse der Schüler es schaffen kann, selbstverteidigungsfähig zu werden. „Es geht für die meisten Leute im Alltag da- rum, sich zum Beispiel in der Disco oder im Festzelt gegen Belästigungen zu weh- ren. Das kann jeder lernen. Es geht nicht darum, den Deutschen Meister im Thai- Boxen zu besiegen.“ Im Laufe der Zeit entwickelt man dann die Fähigkeit, sich intuitiv und ohne nachzudenken gegen die verschiedensten Angriffe zu verteidigen: „Fortgeschrit- tene sind nicht mehr auf eingeübte Tech- niken angewiesen und können zudem den Kraftvorteil eines stärkeren Gegners im- mer effektiver ausnutzen“, berichtet Mi- chael Gottschick. Es geht in der Kampfkunstschule je- doch nicht nur um Selbstverteidigung: „Im Wing Tsun arbeitet man gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen: Man verbes- sert Koordination, Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer in einem. Es ist Ganzkör- pertraining“, sagt Michael Gottschick. In Wing-Tsun-Zentrum Buchen trai- nieren Menschen aller Altersgruppen. Die Jüngsten sind fünf Jahre alt. Die Kinder werden in speziellen Kindergruppen un- terrichtet. Sie lernen in Rollenspielen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie zum Beispiel von Fremden angesprochen wer- den. Zudem lernen sie die Grundlagen des Wing Tsun spielerisch kennen. „Ge- kämpft“ wird hier nicht. „Ich beobachte, dass die Kinder selbstbewusster werden. Sie schaffen es zum Beispiel, sich gegen Gleichaltrige zu behaupten, die sie mobben“, berichtet Michael Gottschick. „Es gibt aber auch Leute, die mit 60 Jahren Wing Tsun für sich entdecken. Ih- nen ist die Selbstverteidigung meist we- niger wichtig. Sie möchten einfach mit netten Leuten Sport treiben. Man kann sich in jedem Alter fit halten und wei- terentwickeln“, berichtet er. Das ist es auch, was ihn unter ande- rem an seinem Beruf fasziniert: „Wenn ich sehe, wie die Schüler sich weiterentwi- ckeln und immer besser werden, macht mir das Unterrichten besonders viel Spaß.“ F i Info: Weitere Infos gibt es unter www.wt-zentrum-buchen.de; Tel. 06281/ 562796; Mobil: 01578/ 3589819. Sifu Michael Gottschick (l.) unterrichtet seit 18 Jahren Wing Tsun. Foto: T. Radan

Transcript of 4-bch-24StundenWT , 17.10.2013 13:45:48 - Benutzer: tanja ... · PDF file4-bch-24StundenWT ,...

Page 1: 4-bch-24StundenWT , 17.10.2013 13:45:48 - Benutzer: tanja ... · PDF file4-bch-24StundenWT , 17.10.2013 13:45:48 - Benutzer: tanja.radan - HIGHRES Jederkann sich verteidigen Wing-Tsun-Unterricht

4-bch-24StundenWT , 17.10.2013 13:45:48 - Benutzer: tanja.radan - HIGHRES

Jeder kann sich verteidigenWing-Tsun-Unterricht mit Sifu Michael Gottschick – „24 Stunden im Neckar-Odenwald-Kreis“: Von 20 bis 21 Uhr

Von Tanja Radan

Buchen. „Ein Schwächerer kann sich ge-gen einen Stärkeren verteidigen. Das istes, was mich am Wing Tsun überzeugt.“Sifu Michael Gottschick hat sein Hobbyzum Beruf gemacht. Der Titel „Sifu“ be-deutet „väterlicher Lehrer“. Seit 18 Jah-ren bringt er seinen Schülern im Wing-Tsun-Zentrum Buchen das chinesischeSelbstverteidigungssystem bei.

„Im Wing Tsun geht man der Kraft,die im Angriff des Gegners steckt, aus demWeg. Dann leitet man sie um und ver-wendet sie gegen ihn. So können auchkleinere und leichtere Leute es schaffen,sich gegen Stärkere durchzusetzen“, er-klärt er. Im Unterricht üben die Schüler,ihre körperlichen Waffen einzusetzen:Fäuste, Ellenbogen, Knie, Finger und Fü-ße. Sie trainieren mit einem Partner alleDistanzen und lernen, sich gegen Schlä-ge, Griffe, Umklammerungen und mehrzu verteidigen.

Im Trainingsraum hängt ein Boxsackund es gibt einige lederne Pratzen. „Diesind für das Schlagtraining“, erklärt Si-fuMichael.„UndfürdenFitnessteil“, fügter hinzu. So wie die Springseile und Me-dizinbälle. Muss man sehr athletisch sein,um sich mit Wing Tsun zu verteidigen?

„Muss man nicht“, stellt MichaelGottschick klar. „Jeder, der regelmäßigund mit dem nötigen Ernst trainiert, kanndas Selbstverteidigungssystem lernen.Körperliche Kraft steht nicht im Zent-rum. Das System ist also auch für Frau-en gut geeignet“, weiß der Kampfkunst-lehrer. Dennoch legt er auf moderatesKraft- und Ausdauertraining Wert: Wereinigermaßen fit ist, hält in einer Selbst-verteidigungssituation besser durch. Zu-

dem fühlt man sich einfach wohler, wennman körperlich fit ist: „Gerade Berufs-tätigen tut am Feierabend Ausdauer-training gut“, meint Michael Gottschick.

Im Wing-Tsun-Unterricht lernen An-fänger zunächst einfache Techniken, dieim Ernstfall den größten Erfolg ver-sprechen. Sifu Michael demonstriert dieTechniken und die Schüler üben mit ei-nem Partner. Verletzt wird dabei natür-lich niemand. Von Anfang an lernen sie,nie gegen die Kraft des Gegners zu ar-beiten. Dabei werden sie regelmäßig vonMichael Gottschick oder einem seinerAusbilder – sechs seiner Schüler sind in-zwischen selbst Lehrer – korrigiert.

Das Training findet nicht nur auf derkörperlichen Ebene statt: Verbal unddurch Körpersprache lernen die Trai-nierenden, Grenzen zu setzen. „Wer sichhier richtig verhält, kann viele Angriffeschon im Vorfeld abwenden. Und das istnatürlich immer die beste Lösung“, weißSifu Michael.

Bis Anfänger die gelernten Technikenund das richtige Verhalten unter Stressabrufen können, dauert es eine Weile:„Man muss das üben“, erklärt der Schul-leiter. Je nach Talent, Trainingsauf-wand, Vorerfahrung und Konstitutionkönnten Schüler, so Michael Gottschick,nach etwa einem halben Jahr erste Er-folge sehen.

Er ist davon überzeugt, dass die gro-ße Masse der Schüler es schaffen kann,selbstverteidigungsfähig zu werden. „Esgeht für die meisten Leute im Alltag da-rum, sich zum Beispiel in der Disco oderim Festzelt gegen Belästigungen zu weh-ren. Das kann jeder lernen. Es geht nichtdarum, den Deutschen Meister im Thai-Boxen zu besiegen.“

ImLaufederZeitentwickeltmandanndie Fähigkeit, sich intuitiv und ohnenachzudenken gegen die verschiedenstenAngriffe zu verteidigen: „Fortgeschrit-tene sind nicht mehr auf eingeübte Tech-niken angewiesen und können zudem denKraftvorteil eines stärkeren Gegners im-mer effektiver ausnutzen“, berichtet Mi-chael Gottschick.

Es geht in der Kampfkunstschule je-

doch nicht nur um Selbstverteidigung:„Im Wing Tsun arbeitet man gleichzeitigauf verschiedenen Ebenen: Man verbes-sert Koordination, Kraft, Beweglichkeitund Ausdauer in einem. Es ist Ganzkör-pertraining“, sagt Michael Gottschick.

In Wing-Tsun-Zentrum Buchen trai-nieren Menschen aller Altersgruppen. DieJüngsten sind fünf Jahre alt. Die Kinderwerden in speziellen Kindergruppen un-terrichtet. Sie lernen in Rollenspielen, wiesie sich verhalten sollen, wenn sie zumBeispiel von Fremden angesprochen wer-den. Zudem lernen sie die Grundlagen desWing Tsun spielerisch kennen. „Ge-kämpft“ wird hier nicht.

„Ich beobachte, dass die Kinderselbstbewusster werden. Sie schaffen eszum Beispiel, sich gegen Gleichaltrige zu

behaupten, die sie mobben“, berichtetMichael Gottschick.

„Es gibt aber auch Leute, die mit 60Jahren Wing Tsun für sich entdecken. Ih-nen ist die Selbstverteidigung meist we-niger wichtig. Sie möchten einfach mitnetten Leuten Sport treiben. Man kannsich in jedem Alter fit halten und wei-terentwickeln“, berichtet er.

Das ist es auch, was ihn unter ande-rem an seinem Beruf fasziniert: „Wenn ichsehe, wie die Schüler sich weiterentwi-ckeln und immer besser werden, machtmir das Unterrichten besonders vielSpaß.“

Fi Info: Weitere Infos gibt es unterwww.wt-zentrum-buchen.de; Tel.06281/ 562796; Mobil: 01578/ 3589819.

Sifu Michael Gottschick (l.) unterrichtet seit 18 Jahren Wing Tsun. Foto: T. Radan