4. Die AnlAgen - stadtarchiv-ffo.de · wir Dr. Schmeißer, der 1836 den Plan im „Frankfurter...

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Anfang 1835 war es an der Zeit, einen tüchtigen Garten- gestalter für die weiteren Arbeiten zu gewinnen. Doch wer kam dafür infrage? Während die Verschönerungsdeputation an den Inspektor des Parks des Fürsten Pückler in Muskau dachte, schrieb Michael Lienau, seit 1834 wieder im Amt ei- nes Stadtrates, an den ihm gut bekannten Kgl. Gartendirek- tor Peter Joseph Lenné. Erbat er sich dazu vom neuen Baurat Heinrich Wilhelm Zumpt den einst vom Condukteur Keller gefertigten alten Vermessungsplan? Wenn ja, legte Lienau diesen zur Erklärung der Aufgabe kurzerhand der Sendung an Lenné bei. Schon am Sonntag, den 22. Februar kam Len- né nach Frankfurt und machte mit dem Oberbürgermeister Dr. Lehmann einen Rundgang durch das umzugestaltende Terrain. Mit dabei waren Michael Lienau, sicher auch ande- re Stadträte und Mitglieder der Verschönerungsdeputation. Der gleichfalls hinzu gebetene Dr. Schmeißer berichtete spä- ter nicht ohne Stolz, dass Lenné bei seiner Kritik über den schon abgetragenen Teil links des Durchgangs bis zum Wil- helmsplatz, einzig seine stehengebliebene Eiche auf dem Hügel positiv hervorhob. Bei der Besichtigung erklärte sich Lenné bereit, für den rechts vom Durchgang bis zu den Dar- danellen (Magazinplatz, heute Karl-Ritter-Platz) öde dalie- genden Raum den Gestaltungsplan zu erarbeiten. Und tat- sächlich, schon am 16. März traf der versprochene Plan mit einer Erläuterungsschrift in Frankfurt ein. Der Plan dürfte schnell die Runde gemacht haben. Wenige Tage später be- kam ihn Dr. Schmeißer zur Kenntnis, der sich am 22. März eine Abzeichnung anfertigte. Leider verschwanden später die Pläne, ebenso wie Lennés schriftliche Planerläuterung und auch der dann am 4. November 1835 eingetroffene Bepflanzungsplan. Schon im Jahre 1900 wurde danach ge- sucht. Dass wir dennoch mehr darüber wissen, verdanken wir Dr. Schmeißer, der 1836 den Plan im „Frankfurter patri- otischen Wochenblatt“ beschrieb. Was war von Lenné ge- plant? Der schon planierte Teil sollte wegen der sonst hohen Kosten nur bepflanzt und an der Südseite der Anlagen ein Bauplatz für das neue Theater reserviert werden. Der untere Teil sollte dagegen vollständig umgestaltet werden. Wich- tigstes Element war dabei der Wasserlauf, dessen Ufer in äs- thetischen Formen gekrümmt anzulegen waren. Das Was- ser sollte seinen Weg durch eine lebendige Landschaft mit 4. DIE ANLAGEN Geplant vom Kgl. Gartendirektor Peter Joseph Lenné Wurde in den Situationsplan um 1842 die Planung von Lenné übernommen? Höhen und Tiefen nehmen, um dann jenseits der Berliner Straße weiter zur Lohmühle zu fließen. Dazu sollte der Was- serlauf bald nach der Schmeißerbrücke durch einen ersten Einschnitt in den Wall sein Bett verlassen, in den ehemaligen Gärten weiterfließen und dann, durch einen zweiten Ein- schnitt in den Wall, wieder in sein ursprüngliches Bett zu- rückkehren. Geschwungene Wege, drei neue Brücken über den Wasserlauf und schließlich, bei dem hoch gelegenen Punkt an der Biegung der Halben Stadt, ein Aussichtspunkt, von dem ein Wasserfall geplant war. Gleichzeitig empfahl Lenné die Öffnung des Parks von der Stadtseite. So durch ei- nen Durchbruch der Stadtmauer und Fortführung der Brei- ten Straße (heute Rosa-Luxemburg-Str.) „mittels eines gleich breiten Weges durch die Anlagen“. Ein ungefähres Bild von den Planungen erhalten wir von einem im Stadtarchiv über- lieferten Situationsplan der Stadt. Er war um 1842 entstan- den und da die Umgestaltungsarbeiten noch andauerten, behalf man sich wohl weitestgehend mit der Darstellung der Planung. Zur Finanzierung und Durchführung des Ganzen gründete sich im Januar 1836 Frankfurts erster Verschönerungsverein. Ein 15köpfiges Komitee unter Leitung des Oberbürgermeis- ters Dr. Lehmann (seit dessen Rücktritt 1837 sein Nachfolger Julius Eduard Ludwig Gensichen), bestimmte drei Personen für die speziellen Aufgaben. Die Bereitstellung der Pflanzen wie auch die Bepflanzung der hergestellten Anlage über- nahm der weithin als wissenschaftlich gebildeter Botaniker bekannte, ehemalige Apotheker Johann Nicolaus Buek. Wie sein Vater, der einst in Hamburg eine berühmte Handelsgärt- nerei besaß, führte er auf seinem Grundstück in der hiesigen Bergstraße ebenfalls eine Gärtnerei. Immerhin waren für die künftige Promenade laut dem Pflanzplan „ 250 Stück … aus- gewählter Bäume und Sträucher vorgesehen“, die Buek dann aus den städtischen Forsten, auch aus Bürgergärten und der Landesbaumschule zu beschaffen hatte. Die Leitung der Erd- arbeiten übernahm Regierungsrat Steinkopff. Die Finanzen übernahm wohl der unbesoldete Stadtrat und Kämmerer Peter Schlumberger. Mit den Mitgliedsbeiträgen von zuerst 202 Mitgliedern sowie jährlich 100 Talern aus der städtischen Kämmerei begannen im Frühjahr 1836 die Arbeiten. Beschreibung des Lennéschen Plans zu den Anlagen von Dr. Schmeißer im „Frankfurter patriotischen Wochenblatt“ vom 28. Mai 1836 Bericht über die Wirksamkeit des ersten Frankfurter Verschönerungs-Vereins im hiesigen Wochenblatt 1840

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Anfang 1835 war es an der Zeit, einen tüchtigen Garten-gestalter für die weiteren Arbeiten zu gewinnen. Doch wer kam dafür infrage? Während die Verschönerungsdeputation an den Inspektor des Parks des Fürsten Pückler in Muskau dachte, schrieb Michael Lienau, seit 1834 wieder im Amt ei-nes Stadtrates, an den ihm gut bekannten Kgl. Gartendirek-tor Peter Joseph Lenné. Erbat er sich dazu vom neuen Baurat Heinrich Wilhelm Zumpt den einst vom Condukteur Keller gefertigten alten Vermessungsplan? Wenn ja, legte Lienau diesen zur Erklärung der Aufgabe kurzerhand der Sendung an Lenné bei. Schon am Sonntag, den 22. Februar kam Len-né nach Frankfurt und machte mit dem Oberbürgermeister Dr. Lehmann einen Rundgang durch das umzugestaltende Terrain. Mit dabei waren Michael Lienau, sicher auch ande-re Stadträte und Mitglieder der Verschönerungsdeputation. Der gleichfalls hinzu gebetene Dr. Schmeißer berichtete spä-ter nicht ohne Stolz, dass Lenné bei seiner Kritik über den schon abgetragenen Teil links des Durchgangs bis zum Wil-helmsplatz, einzig seine stehengebliebene Eiche auf dem Hügel positiv hervorhob. Bei der Besichtigung erklärte sich Lenné bereit, für den rechts vom Durchgang bis zu den Dar-danellen (Magazinplatz, heute Karl-Ritter-Platz) öde dalie-genden Raum den Gestaltungsplan zu erarbeiten. Und tat-sächlich, schon am 16. März traf der versprochene Plan mit einer Erläuterungsschrift in Frankfurt ein. Der Plan dürfte schnell die Runde gemacht haben. Wenige Tage später be-kam ihn Dr. Schmeißer zur Kenntnis, der sich am 22. März eine Abzeichnung anfertigte. Leider verschwanden später die Pläne, ebenso wie Lennés schriftliche Planerläuterung und auch der dann am 4. November 1835 eingetroffene Bepflanzungsplan. Schon im Jahre 1900 wurde danach ge-sucht. Dass wir dennoch mehr darüber wissen, verdanken wir Dr. Schmeißer, der 1836 den Plan im „Frankfurter patri-otischen Wochenblatt“ beschrieb. Was war von Lenné ge-plant? Der schon planierte Teil sollte wegen der sonst hohen Kosten nur bepflanzt und an der Südseite der Anlagen ein Bauplatz für das neue Theater reserviert werden. Der untere Teil sollte dagegen vollständig umgestaltet werden. Wich-tigstes Element war dabei der Wasserlauf, dessen Ufer in äs-thetischen Formen gekrümmt anzulegen waren. Das Was-ser sollte seinen Weg durch eine lebendige Landschaft mit

4. Die AnlAgen Geplant vom Kgl. Gartendirektor Peter Joseph Lenné

Wurde in den Situationsplan um 1842 die Planung von Lenné übernommen?

Höhen und Tiefen nehmen, um dann jenseits der Berliner Straße weiter zur Lohmühle zu fließen. Dazu sollte der Was-serlauf bald nach der Schmeißerbrücke durch einen ersten Einschnitt in den Wall sein Bett verlassen, in den ehemaligen Gärten weiterfließen und dann, durch einen zweiten Ein-schnitt in den Wall, wieder in sein ursprüngliches Bett zu-rückkehren. Geschwungene Wege, drei neue Brücken über den Wasserlauf und schließlich, bei dem hoch gelegenen Punkt an der Biegung der Halben Stadt, ein Aussichtspunkt, von dem ein Wasserfall geplant war. Gleichzeitig empfahl Lenné die Öffnung des Parks von der Stadtseite. So durch ei-nen Durchbruch der Stadtmauer und Fortführung der Brei-ten Straße (heute Rosa-Luxemburg-Str.) „mittels eines gleich breiten Weges durch die Anlagen“. Ein ungefähres Bild von den Planungen erhalten wir von einem im Stadtarchiv über-lieferten Situationsplan der Stadt. Er war um 1842 entstan-den und da die Umgestaltungsarbeiten noch andauerten, behalf man sich wohl weitestgehend mit der Darstellung der Planung.

Zur Finanzierung und Durchführung des Ganzen gründete sich im Januar 1836 Frankfurts erster Verschönerungsverein. Ein 15köpfiges Komitee unter Leitung des Oberbürgermeis-ters Dr. Lehmann (seit dessen Rücktritt 1837 sein Nachfolger Julius Eduard Ludwig Gensichen), bestimmte drei Personen für die speziellen Aufgaben. Die Bereitstellung der Pflanzen wie auch die Bepflanzung der hergestellten Anlage über-nahm der weithin als wissenschaftlich gebildeter Botaniker bekannte, ehemalige Apotheker Johann Nicolaus Buek. Wie sein Vater, der einst in Hamburg eine berühmte Handelsgärt-nerei besaß, führte er auf seinem Grundstück in der hiesigen Bergstraße ebenfalls eine Gärtnerei. Immerhin waren für die künftige Promenade laut dem Pflanzplan „ 250 Stück … aus-gewählter Bäume und Sträucher vorgesehen“, die Buek dann aus den städtischen Forsten, auch aus Bürgergärten und der Landesbaumschule zu beschaffen hatte. Die Leitung der Erd-arbeiten übernahm Regierungsrat Steinkopff. Die Finanzen übernahm wohl der unbesoldete Stadtrat und Kämmerer Peter Schlumberger. Mit den Mitgliedsbeiträgen von zuerst 202 Mitgliedern sowie jährlich 100 Talern aus der städtischen Kämmerei begannen im Frühjahr 1836 die Arbeiten.

Beschreibung des Lennéschen Plans zu den Anlagen von Dr. Schmeißer im „Frankfurter patriotischen Wochenblatt“ vom 28. Mai 1836

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