4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE

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4. Informationsbörse Schizophrenie am 10.11.2006 WiSo-Fakultät Lange Gasse 20 90403 Nürnberg Verein zur Förderung der Ziele im Kompetenznetz Schizophrenie gefördert vom 4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE 4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie: Neue Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie: Neue genetische Befunde genetische Befunde Prof. Dr. med. Stefan Bleich Prof. Dr. med. Stefan Bleich Neurophysiologische Gemeinsamkeiten von Schizophrenie und Suchterkrankungen Sowohl bei Substanzabhängigkeiten als auch bei schizophrenen Psychosen steht eine Fehlsteuerung der Übermittlung des Botenstoffes (Neurotransmitters) Dopamin im Mittelpunkt zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. So wird eine Fehlregulation der Transmission von Dopamin in den Bereichen des Gehirn, in dem Funktionen wie Affekt, Emotion und Stimmung sowie Motivation und Antrieb angesiedelt sind (Limbische Strukturen, Cortex) als wesentlicher Mechanismus im Bezug auf Verstärkung, Entzug und Verlangen (Craving) bei Suchterkrankungen angesehen. Die Entstehung der schizophrenen Psychosen liegt auch in einer Überfunktion eben dieses dopaminergen Systems („Dopaminhypothese“) und die antipsychotische Wirksamkeit der Medikamente gegen die psychotischen Symptome beruht zumindest teilweise auf einer Blockade dopaminerger Rezeptoren, insbesondere auch in den o.a. Hirnabschnitten. Genomische Untersuchungen legen eine genetische Grundlage zur Erklärung des Craving bei alkoholabhängigen Patienten nahe. Hierbei spielt ein bestimmtes Protein (Alpha Synuclein), eines bestimmten Genabschnitts (NACP - non-amyloid component of plaques) eine Rolle. Es moduliert die dopaminerge Neurotransmission und führt zu einem erhöhten Alkoholverlangen. In einer Studie mit Patienten mit Alkoholabhängigkeit - der Franconian Alcoholism Research Studies (FARS) - wurden im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen hochsignifikant längere Allele des NACP-REP1-Gens gefunden. Ein Allel ist eine der möglichen Ausprägungen eines Gens, das sich an einem bestimmten Ort auf einem bestimmten Chromosom befindet. Allele Gene haben geringfügige Änderungen in ihrer Erbinformation, wodurch das Gen variiert wird. In diesem Fall ist die Länge von NACP-REP1 ein entscheidender Faktor für eine erhöhte Ausprägung des oben genannten Proteins (alpha Synuclein). Hieraus könnte abgeleitet werden, dass längere Allele des NACP-REP1 zu einer vermehrten Expression von alpha Synuclein führen, für die wiederum eine Beeinflussung des unstillbaren Verlangens nach dem Suchtstoff Alkohol (Craving) angenommen wird. Weiterhin konnten wir im Alpha-Synuclein-Gen Veränderungen darstellen, die die genetische Regulation und damit die genetische Expression von alpha Synuclein beeinflussen. Diese Gen- regulatorischen oder epigenetischen Ergebnisse liefern neue pathophysiologische Erkenntnisse zum Verständnis des Suchtverlangens. Da das Protein alpha Synuclein an den Dopamin- Transporter bindet und seine Aktivität beeinflusst, könnten Veränderungen der alpha Synuclein-Expression auch eine pathophysiologische Bedeutung bei Patienten mit schizophrenen Psychosen darstellen. Prof. Dr. med. Stefan Bleich Geschäftsführender Oberarzt Psychiatrische und Psychotherapeutische Universitätsklinik Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen Limbische Strukturen und Cortex R egieretal.,1990 Alkohol 34% Allgemeine Stichprobe 304 Schizophrenie (EC A -Studie) Testetal.,1989 Alkohol 46% ambulant 82 Schizophrenie, schizoaffektive Psychose Mueseretal.,1992 Lebenszeitprävalenz Alkohol 53% stationär 85 Schizophrenie Bersanietal.,2002 Alkoholm issbrauch 27% stationär 125 Schizophrenie H am brechtu. H äfner,1996 Alkohol 24% stationär 232 Schizophrenie und paranoide Störungen (Ersterkrankungen) Fischeretal.,1996 Alkohol 35% stationär 139 Schizophrenie D ixon etal.,1991 Alkohol 25% stationär 83 Schizophrenie, schizoaffektive Psychose Literatur Substanz und H äufigkeit Setting Stichprobe D iagnose Komorbidität Schizophrene Psychosen und Alkoholabhängigkeit bzw. -missbrauch kommen häufig gemeinsam vor. Die Prävalenzraten liegen zwischen 24% und 53%. Die Unterschiede sind durch methodische Faktoren bedingt. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Stichprobenzusammensetzung, insbesondere die Altersverteilung und der Anteil chronisch Kranker. Dopaminerges System Genetische Grundlagen des Suchtverlangens und der Schizophrenie

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4. Informationsbörse Schizophrenie

am 10.11.2006 WiSo-Fakultät

Lange Gasse 2090403 Nürnberg

Verein zur Förderung der Ziele im Kompetenznetz Schizophrenie

gefördert vom

4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE

Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie: Neue Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie: Neue genetische Befundegenetische Befunde

Prof. Dr. med. Stefan BleichProf. Dr. med. Stefan Bleich

Neurophysiologische Gemeinsamkeiten von Schizophrenie und

Suchterkrankungen

Sowohl bei Substanzabhängigkeiten als auch bei schizophrenen Psychosen steht eine

Fehlsteuerung der Übermittlung des Botenstoffes (Neurotransmitters) Dopamin im Mittelpunkt

zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. So wird eine Fehlregulation der Transmission

von Dopamin in den Bereichen des Gehirn, in dem Funktionen wie Affekt, Emotion und Stimmung

sowie Motivation und Antrieb angesiedelt sind (Limbische Strukturen, Cortex) als wesentlicher

Mechanismus im Bezug auf Verstärkung, Entzug und Verlangen (Craving) bei

Suchterkrankungen angesehen.

Die Entstehung der schizophrenen Psychosen liegt auch in einer Überfunktion eben dieses

dopaminergen Systems („Dopaminhypothese“) und die antipsychotische Wirksamkeit der

Medikamente gegen die psychotischen Symptome beruht zumindest teilweise auf einer Blockade

dopaminerger Rezeptoren, insbesondere auch in den o.a. Hirnabschnitten.

Genomische Untersuchungen legen eine genetische Grundlage zur Erklärung des

Craving bei alkoholabhängigen Patienten nahe. Hierbei spielt ein bestimmtes Protein

(Alpha Synuclein), eines bestimmten Genabschnitts (NACP - non-amyloid component of

plaques) eine Rolle. Es moduliert die dopaminerge Neurotransmission und führt zu einem

erhöhten Alkoholverlangen. In einer Studie mit Patienten mit Alkoholabhängigkeit - der

Franconian Alcoholism Research Studies (FARS) - wurden im Vergleich zu gesunden

Kontrollpersonen hochsignifikant längere Allele des NACP-REP1-Gens gefunden. Ein

Allel ist eine der möglichen Ausprägungen eines Gens, das sich an einem bestimmten

Ort auf einem bestimmten Chromosom befindet. Allele Gene haben geringfügige

Änderungen in ihrer Erbinformation, wodurch das Gen variiert wird.

In diesem Fall ist die Länge von NACP-REP1 ein entscheidender Faktor für eine erhöhte

Ausprägung des oben genannten Proteins (alpha Synuclein). Hieraus könnte abgeleitet

werden, dass längere Allele des NACP-REP1 zu einer vermehrten Expression von alpha

Synuclein führen, für die wiederum eine Beeinflussung des unstillbaren Verlangens nach

dem Suchtstoff Alkohol (Craving) angenommen wird.

Weiterhin konnten wir im Alpha-Synuclein-Gen Veränderungen

darstellen, die die genetische Regulation und damit die genetische

Expression von alpha Synuclein beeinflussen. Diese Gen-

regulatorischen oder epigenetischen Ergebnisse liefern neue

pathophysiologische Erkenntnisse zum Verständnis des

Suchtverlangens.

Da das Protein alpha Synuclein an den Dopamin-Transporter bindet

und seine Aktivität beeinflusst, könnten Veränderungen der alpha

Synuclein-Expression auch eine pathophysiologische Bedeutung

bei Patienten mit schizophrenen Psychosen darstellen.

Prof. Dr. med. Stefan Bleich

Geschäftsführender Oberarzt

Psychiatrische und Psychotherapeutische Universitätsklinik

Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen

Limbische Strukturen und Cortex

Regier et al., 1990Alkohol 34%Allgemeine

Stichprobe

304Schizophrenie (ECA-Studie)

Test et al., 1989Alkohol 46%ambulant82Schizophrenie, schizoaffektivePsychose

Mueser et al., 1992Lebenszeitprävalenz

Alkohol 53%

stationär85Schizophrenie

Bersani et al., 2002Alkoholmissbrauch 27%stationär125Schizophrenie

Hambrecht u. Häfner, 1996

Alkohol 24%stationär232Schizophrenie und paranoide

Störungen (Ersterkrankungen)

Fischer et al., 1996Alkohol 35%stationär139Schizophrenie

Dixon et al., 1991Alkohol 25%stationär83Schizophrenie, schizoaffektivePsychose

LiteraturSubstanz und HäufigkeitSettingStichprobeDiagnose

Regier et al., 1990Alkohol 34%Allgemeine

Stichprobe

304Schizophrenie (ECA-Studie)

Test et al., 1989Alkohol 46%ambulant82Schizophrenie, schizoaffektivePsychose

Mueser et al., 1992Lebenszeitprävalenz

Alkohol 53%

stationär85Schizophrenie

Bersani et al., 2002Alkoholmissbrauch 27%stationär125Schizophrenie

Hambrecht u. Häfner, 1996

Alkohol 24%stationär232Schizophrenie und paranoide

Störungen (Ersterkrankungen)

Fischer et al., 1996Alkohol 35%stationär139Schizophrenie

Dixon et al., 1991Alkohol 25%stationär83Schizophrenie, schizoaffektivePsychose

LiteraturSubstanz und HäufigkeitSettingStichprobeDiagnose

Komorbidität

Schizophrene Psychosen und Alkoholabhängigkeit bzw. -missbrauch kommen häufig gemeinsam

vor. Die Prävalenzraten liegen zwischen 24% und 53%. Die Unterschiede sind durch

methodische Faktoren bedingt. Von besonderer Bedeutung ist dabei die

Stichprobenzusammensetzung, insbesondere die Altersverteilung und der Anteil

chronisch Kranker.

Dopaminerges System

Genetische Grundlagen des Suchtverlangens und der Schizophrenie