4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die...

7
4 Wasserversorgung früher und heute 4.1 In der Stadt Wangen wurde wie andere Städte an einem günsgen Verkehrsknotenpunkt gegründet, wo wichge Straßen aus verschiedenen Richtungen sich kreuzen. Die Oberstadt liegt sicherer vor Überschwemmungen auf einer Kiesbank etwas höher, während die Unterstadt einen direkten Zugang zum fließenden Wasser der Argen bietet. Kaum ist bekannt, dass Wasser aus Ziehbrunnen, den Galt- oder Galgbrunnen, außerhalb der Stadt durchaus benutzt wurden, wie aus der Wangener Landtafel zu entnehmen ist. Auch innerhalb wurden aus Ziehbrunnen Wasser geschöpſt. Doch die Gefahr einer Brunnenvergiſtung durch Verunreinigungen ist bei stehendem Wasser sehr groß. Deshalb war der Übergang zu Brunnen mit fließendem Wasser naheliegend, die in Wangen im 15. Jahrhundert erwähnt wurden. Brunnenordnungen regelten die Nutzung dieser öffentlichen Brunnen durch Tiere und Menschen. Durchreisende konnten ebenfalls dort ihre Pferde tränken. In einer 2 km enernten Brunnenanlage – neben zwei weiteren Hauptquellen – wurde Wasser in hölzernen Rohrleitungen, den Deicheln (auch Teichel), gefasst und sogar in einem solchen Deichelsteg, einem „Aquädukt“, über die Argen und in die Stadtbrunnen geleitet. Deichel sind aus einem 3–4 m langem Holzstamm (Kiefer- oder Tannenholz) gefergte Röh- ren mit einer Weite von rund 5 cm, bei Hauptleitungen um 10 cm, die in mühsamer Arbeit mit einem langen Bohrer ausgebohrt wurden. Wichg war bei dieser Arbeit, dass das Holz immer feucht gehalten werden musste wegen der Gefahr von Trockenrissen. Anfang des 18. Jahrhunderts besaß Wangen etwa 7 km an Deichelleitungen. Für ihre Instandhaltung und Abb. 1 Ziehbrunnen in Adelgunz, Landtafel Wangen 1617 Abb. 2 Brunnen in der Herren- straße mit Pranger da- neben (23), 1611 Abb. 3 Marnsbrun- nen mit Brunnensäu- le von 1740, 2018 Abb. 4 Deichelröhren mit verschie- denen Quer- schnien

Transcript of 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die...

Page 1: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

4 Wasserversorgung früher und heute

4.1 In der StadtWangen wurde wie andere Städte an einem günstigen Verkehrsknotenpunkt gegründet, wowichtige Straßen aus verschiedenen Richtungen sich kreuzen. Die Oberstadt liegt sicherervor Überschwemmungen auf einer Kiesbank etwas höher, während die Unterstadt einendirekten Zugang zum fließenden Wasser der Argen bietet.

Kaum ist bekannt, dass Wasser aus Ziehbrunnen, den Galt- oder Galgbrunnen, außerhalbder Stadt durchaus benutzt wurden, wie aus der Wangener Landtafel zu entnehmen ist.Auch innerhalb wurden aus Ziehbrunnen Wasser geschöpft. Doch die Gefahr einerBrunnenvergiftung durch Verunreinigungen ist bei stehendem Wasser sehr groß. Deshalbwar der Übergang zu Brunnen mit fließendem Wasser naheliegend, die in Wangen im 15.Jahrhundert erwähnt wurden. Brunnenordnungen regelten die Nutzung dieser öffentlichenBrunnen durch Tiere und Menschen. Durchreisende konnten ebenfalls dort ihre Pferde

tränken. In einer 2 km entfernten Brunnenanlage– neben zwei weiteren Hauptquellen – wurdeWasser in hölzernen Rohrleitungen, den Deicheln(auch Teichel), gefasst und sogar in einem solchenDeichelsteg, einem „Aquädukt“, über die Argenund in die Stadtbrunnen geleitet.

Deichel sind aus einem 3–4 m langem Holzstamm (Kiefer- oder Tannenholz) gefertigte Röh-ren mit einer Weite von rund 5 cm, bei Hauptleitungen um 10 cm, die in mühsamer Arbeitmit einem langen Bohrer ausgebohrt wurden. Wichtig war bei dieser Arbeit, dass das Holzimmer feucht gehalten werden musste wegen der Gefahr von Trockenrissen. Anfang des 18.Jahrhunderts besaß Wangen etwa 7 km an Deichelleitungen. Für ihre Instandhaltung und

Abb. 1Ziehbrunnen in Adelgunz, Landtafel Wangen 1617

Abb. 2Brunnen in der Herren-straße mit Pranger da-neben (23), 1611

Abb. 3Martinsbrun-nen mit Brunnensäu-le von 1740,2018

Abb. 4Deichelröhren mit verschie-denen Quer-schnitten

Page 2: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

Reinigung der Brunnen waren die städtischen Brunnenmeister, die Brunnenputzer, zu-ständig. Auf diese Weise versorgten sich Haushalte, Gasthäuser und Werkstätten eimerwei-se mit Wasser. Über eine Deichelleitung ins Haus erhielt die Badstube das Wasser, das ander Eselmühle schon das Mühlrad angetrieben hatte. Um 1800 war die Zahl von 56 solcherBrunnen schon sehr luxuriös, daneben konnten 30 Selbstversorger mit eigenen Brunnen zudieser Zeit zusätzlich gezählt werden.1

Die Stadt Isny hatte durch die Einbeziehung des Krummbaches, mitten durch die Stadt dannals Stadtbach, direkten Zugang zu fließendem Wasser. Der Grundwasserspiegel liegt hierverhältnismäßig hoch, dass öffentliche und Hausziehbrunnen zunächst Wasser lieferten, bisnach der Pest 1350 man dazu überging, fließendes Wasser über Deichel in Brunnen zu lei-ten.

Dazu bot sich durch Isnys Lage die Möglichkeit,städtisches Wasser über etwas höher gelegenekünstlich angestaute Weiher zu erhalten, von de-nen schon im 15. Jahrhundert in Urkunden berich-tet wird.2 Über Deichel wurde das Wasser in dieverschiedenen Stadtbrunnen geleitet. Der hoheGrundwasserstand machte es den Isnyern dane-ben leicht möglich, direkt aus dem UntergrundWasser zu erreichen. Ein solcher Hausbrunnenwurde erst in neuerer Zeit restauriert mit einemWasserstand von nur 1,5 m unter dem Zimmer-boden.3 Nach Ansicht der Archäologen reicht seineGeschichte auf etwa 2.000 Jahre zurück, spielteeine geheimnisvolle Geschichte im Zusammen-

1 Jensch, Rainer: Stadtchronik von Wangen im Allgäu. Lindenberg 2015.2 Konold, Werner: Wasser, Wiesen und Wiesenwässerung in Isny im Allgäu. Ein Beitrag zur Agrar- und Stadt geschichte. - Schr. VG Bodensee 109: 161-213 .3 Hydrogeologische Karte Baden-Württemberg. Argen-Ach-Rinne und Isnyer Becken. Karlsruhe. Freiburg 2010

Abb. 6Alter Haus-brunnen in Isny

Abb. 5Brunnen in Isny: Stadt und Kloster,1631

Abb. 7 rechts:2015 wiedererrichteter „Schmalz-brunnen“

Page 3: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

Abb. 8Tonziegel er-setzten teil-weise die Dei-chel

Abb. 9Dorfbrunnen in Eglofs,1920

Abb. 10 Verteiler-Säu-le, Schoid-Saul, in Hofs, 2018

hang mit der Christianisierung und wurdeerst später von einem Haus überbaut.Daneben gab es zur Wasserbeschaffung inden Häusern einfache hydraulische Pumpen(Golger). Eiserne Rohrleitungen kamen erstgegen Ende des 19. Jahrhunderts inGebrauch. Auch noch lange später dienten

Deichel als Wasserleitungen. Tönerne Röhren, die bei der Trockenlegung von feuchten,sumpfigen Wiesen als Drainageröhren vielfach im Einsatz waren und noch sind, wurden inIsny bei den Grabungen 2017/18 entdeckt.4 Auch bei der Wasserversorgung vonOberstaufen wurde erwähnt: „1875 wurde die Kalzhofener hölzerne Deichelfahrt durchirdene Deichel ersetzt, ebenso die Zweigleitung vom Ölberg bis hinter den Kalvarienberg.“5

4.2 Auf dem LandAuch in den Dörfern gab es Brunnen, dieüber Deichelleitungen aus nahen Quellenversorgt wurden. Wasser am oder im Hauswurde wichtig, wenn die Hofstelle hoch liegtund Nachbarn durch die Vereinödung weiterentfernt siedelten und man immer mehrVieh zu versorgen hatte. Im Allgäu istWasser durch die besondere geologischeGegebenheit im Boden fast bis in die Näheder Anhöhen anzutreffen, wo wasserstauen-de Schichten abgelagert sind. So erfolgte dieWasserverteilung vielfach aus höher gelege-

nen, gefassten Brunnenstuben über einenVerteiler, die Schoid-Saul (Scheid-Säule)weiter „scheidet“ (verteilt). Das Zuleitungs-rohr ergießt sich in die eiserne Schale in derHöhe, aus der wiederum zwei oder drei Röh-ren das Wasser weiterleiten. 1931 wird imrelativ hoch gelegenen Christazhofen (Argen-bühl) festgehalten, wo der Dorfbrunnenschon Wasser lieferte: „Heute hat jeder Hofseinen Brunnen. Es sind meist nur Pump-brunnen6. Nur bei wenigen Höfen gurgeltden ganzen Tag über das fröhliche Wasseraus der Röhre in den langgestreckten Brun-nentrog vor dem Haus.“7

Eine Einschränkung der Wassermenge ergabsich aus der Trockenlegung von Mooren,Feuchtgebieten und Wiesen im Laufe der

4 Original bei Heinz Bucher, Isny, 2018.5 Ludewig, Thilo: Oberstaufen. Heimatbuch des Marktes Oberstaufen und der ehemaligen Reichsherrschaft Staufen. Weiler 1983. S. 222.6 Handschwengelpumpen, mundartlich“Golger“, saugen Wasser von unten an und heben es über eine Ventil steuerung nach oben. Wegen des Luftdrucks bleibt die Hubhöhe unter 10 m.7 Schmid, Wunibald: Allgäu, meine Heimat, Magstadt 1931, Reprint 1986, S. 573.

Page 4: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

Abb. 12 Mit Kalk verkrustete ehemalige Verteiler-Säule bei Untervorholz/Eglofs, 2006

Abb. 11 Funktionie-rende Wid-deranlage bei Staudach/Eglofs, 2018

Abb. 13 Brunnen, der seit 1911 von einem Widder gespeist wird

letzten 150 Jahre über Kanäle und Tonröhren zur Gewinnung weiterer nutzbarer Felder undWiesen. Bäche wurden ebenso in Rohre gefasst. Dadurch wurde Wasser den Brunnenentzogen, was insgesamt zu einer Wasserknappheit führte. Verunreinigungen infolge dernahen Oberfläche der gedüngten Wiesen bei den Brunnenstuben sind leicht möglich.Manche dieser heute oft triefenden, bemoosten, mit Kalksinter überzogenen Verteiler-Säulen sind noch in der Landschaft zu entdecken.

Eine geniale Erfindung, die ohne fremde Energie Wasser an-heben konnte, war der Widder oder Stoßheber. Erfinder warder Engländer John Whitehurst (1772), bekannt durch die

besondere Weiterentwick-lung 1796 mit Patent des 1.Ballonfahrers Montgolfier.Vielfach stammt Wasser fürdie Widderanlage aus höherliegenden Brunnenstuben.Über die Fallleitung gelangtdas Wasser in den Widder.Dabei presst der Druck einergrößeren Menge von fallen-dem Wasser über eine be-sondere Ventilsteuerung dieLuft in einem rundlichen Be-hälter zusammen, demWindkessel. Diese Luft dehntsich nach einer selbständigen, klickenden Ventilumstellung (je 1/2 Sek.) wieder aus undkann mit dem Rückstoßimpuls des Wassers etwa 1/3 der zugeführten Wassermenge überdie Steigleitung nach oben befördern. Sogar bei der Versorgung zum Beispiel im höherliegenden Eglofs durch Brunnen aus Eglofstal waren solche Widder zunächst von 1913 bis1928 im Einsatz. Bis 1930 schaffte das ein Hydromotor nach ähnlichem Prinzip wie einWidder, der dann durch eine elektrische Pumpe ersetzt wurde. Allein im Tobel in Staudach/Eglofs pumpten bis nach 1945 drei Widder, von denen noch einer aktuell funktioniert undden Brunnentrog am Haus füllt. Am schwach pulsierenden Wasserstrahl des Brunnens lässtsich die rhythmische Druckveränderung des Wassers erkennen. Ein Widder konnte über

Page 5: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

Abb. 14, 15Windräder inEglofs/Burg 1935 und im Bauernhaus-museum Wolfegg 2018

einen Verteiler bei einer Wassergemeinschaft ebenso weitere Haushalte versorgen, wie dasin Straß/Eglofs der Fall war. Bei den Scheidegger Wasserfällen ist der gleichförmige Takteines solchen neuen, größeren, funktionierenden Widders ebenfalls noch zu hören.

Ähnlich wie in Holland warenWindrad-Wasserpumpen imEinsatz. Am Eingang im Bau-ernhausmuseum in Wolfeggwurde ein solches Windradwieder aufgebaut, das ab1907 auf einem Einödhofnahe Waltershofen errichtetworden war und mit einerentsprechenden HydraulikGrundwasser in ein Hochre-servoir pumpte. Von dort ver-teilte es sich in die Wasserlei-tungen des Hofs. In den1960er Jahren ersetzte derHofbesitzer diese Anlagedurch eine elektrisch betrie-bene Pumpe.8

4.3 Allgemeiner Ausbau der Wasserversorgung

Um 1900 setzte sich eine zentrale Wasserversorgung immer mehr in den größeren Orts-chaften durch. Sollte mehr Wasser höher gehoben werden, halfen zunächst Wasserkraftan-lagen als Pumpen, Dampfmaschinen, Gas- oder Dieselmotoren, bis auch hier dieelektrischen Pumpen sie ablösten. 1903 meldete Lindenberg: „Die gemeindlicheWasserversorgungsanlage geht ihrer Vollendung entgegen. Die Rohrleitung vom QuellgebietGaisgau bis zum Wasserreservoir ist vollendet. Alle Hausanschlüsse sind fertig gestellt.“1902 wurde in Oberstaufen der Auftrag einer zentralen Wasserversorgung an eine UlmerFirma übertragen. Immer wieder mussten neue Brunnen erschlossen werden bei stetig sichvergrößernden Einwohnerzahlen auch durch den Tourismus und Kureinrichtungen.Zunächst wurde Wasser im Haus noch über private Hauspumpanlagen in höhereStockwerke gepumpt. Wasser nutzte man seit etwa 100 Jahren in privaten Badezimmern,spülte in den Toiletten und gab Wärme ab in den wassergefüllten Heizkörpern und bei derFußbodenheizung.

Doch so schnell ging das beim Ausbau der Wasserversorgung nicht, da die Kosten erheblichwaren. Im Altkreis Wangen liest sich das 1962 folgendermaßen: „Sechs Gemeinden habennoch für keinen ihrer einzelnen Ortsteile eine zentrale Wasserversorgung. … Sieben weitereGemeinden haben völlig veraltete Wasserversorgungsanlagen, die von Grund auf erneuertwerden müssen. … In 23 Gemeinden des Kreises besteht Mangel an gutem Wasser. NeueZweckverbände zur Verbesserung der Wasserversorgung haben ihre Arbeit begonnen.“9

8 Bauernhausmuseum Wolfegg: https://www.bauernhausmuseum-wolfegg.de/9 Theiss, Konrad und Baumhauer, Hermann (Hrsg.): Der Kreis Wangen, Aalen 1962, S. 27.

Page 6: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

Abb. 16Wasserver-sorgung in Ar-genbühl, Pla-nung 1963

Abb. 17Kiesabbau bei Mennisweiler,2013

In Eglofs herrschte durch denAnschluss des Feriendorfes1963 äußerste Wasserknapp-heit und so schloss sich diedamalige selbständige Gemein-de zunächst mit Eisenharz zueinem Wasser-Zweckverbandzusammen. Siggen, Christaz-hofen, Ratzenried und Göttlis-hofen hatten ebenfalls zu wenigWasser. Deshalb wurde derbereits bestehende Verbandmit diesen neuen Gemeindenzur WasserversorgungsgruppeEyb ausgedehnt. 1963 wurdeder Hochbehälter in Isnyberggebaut. Schließlich versorgte1966 diese neue Gruppe, die1972 die Gemeinde Argenbühlbildete. Sie liefert bis heute derBevölkerung bestes Wasserüber verschiedene Pumpleitun-gen und Behälter zur Druckmin-derung.

Ab 1979 floss von der Fernwas-serversorgung Oberes Allgäufür die Gemeinden Oberreute,Gestratz und Grünenbach über

die Hochbehälter in Hopfen, Harbatshofen und Stiefenhofen. „Um Kosten zu sparen wurdeder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10

In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über den Umweg aus dem Grundwasser.Dieses sammelt sich in Sand-, mehr noch in Kiesschichten über einem undurchlässigen Un-tergrund, am meisten aber in kiesgefüllten früheren Schmelzwasserrinnen. Die Kiesschich-ten wirken dabei als Filter. Grundwasser hatte sich auch in alteiszeitlichen Schottern, ebensoin Molasseschichten angesammelt. Aber eine natürliche Regeneration des fossilen Wassersist nur sehr langsam möglich. Deshalb wird eine stärkere Nutzung von oberflächennahemGrundwasser bevorzugt.

10 Mader, Herbert: Grünenbacher Chronik von den Anfängen bis zur Gegenwart, Grünenbach 2000, S. 236.

Page 7: 4 Wasserversorgung früher und heute - Eglofs im Allgäuder eigene Brunnen in die Hauswasserversorgung miteinbezogen.“10 In bester Qualität erhalten wir Trinkwasser heute über

Abb. 18Wasserwer-bung aus Lin-denberg

Abb. 19Wasser nach Stuttgart im Verteiler auf dem Sipplin-ger Berg

Aber auch hier liegen Gefahren. Die heutigen Kieswerke mit ihren zum Teil riesigen Ausma-ßen greifen stark in den Naturhaushalt ein und verschlingen nicht nur viel Land, sondernberühren auch den Wasserhaushalt des Untergrundes. Die Nassförderung aus Bereichen imempfindlichen Grundwasser in der Nähe von Flüssen gibt es bei uns nicht. In Tettnang wirdbei den Kiesvorkommen im Tettnanger Wald gegen einen Nassabbau allerdings energischgekämpft. Trinkwasservorräte unter den zum Teil genutzten Kiesschichten wie bei Leutkirchund in der Haidgauer Heide sind ebenfalls gefährdet, denn diese haben bei der Was-serfilterung eine große Bedeutung. Gegen den geplanten weiteren Kiesabbau nahe derGemeinde Vogt in der Nähe eines Wasserschutzgebietes gibt es in der Bevölkerung ebensoWiderstand.

Über elektrische Wasserpumpen, Hochbehäl-ter oder Wasserturm und vielfache Druckmin-derungsbehälter gelangt das kostbare Nassüber Wasserleitungen in unsere Wohnungen.Oberstaufen besitzt (1983) „sieben Hochbe-hälter, 28 km Hauptwasserleitungen, 911Hausanschlüsse, daneben acht private Ge-meinschaftsanlagen und zahlreiche privateBrunnen, die weiterhin zum Tränken desViehs, teils auch zum Hausgebrauch genutztwerden.“11

Überregionale Wasserzweckverbände undWasserkraftanlagen, z. B. die Landeswasser-versorgung oder die Bodensee-Wasserversor-gung, ist heute überall die Wasserversorgungorganisiert. So erhalten die Stuttgarter sogarWasser aus dem Westallgäu auf dem Wegüber den Bodensee und die Anlage in Sipplin-gen. Auch wir brauchen bequem fast in jederWohnung nur den Wasserhahn aufzudrehenum an das kostbare Nass zu kommen.

Abbildungen: 4 aus: Jensch, Rainer: Stadtchronik von Wangen im Allgäu. Lindenberg 2015 (Foto: Rainer Jensch)5 Klosterarchiv Isny (aus: unveröffentlichte Arbeit von Heinz Bucher u. a., Isny)9 Postkarte aus dem Archiv des Geschichts- und Heimatverein Eglofs14 privat, Familie Xaver Deiß, Eglofs16 stark verändert aus Festschrift zur zur Eröffnung der Wasserversorgungsgruppe Eyb, Kreis Wangen im Allgäu, 196718 aus Internet PDF (http://www.stadtwerke-lindenberg.de/ueber-100-jahre-wasserversorgung)alle anderen: Wolfram Benz

11 Ludewig, Thilo, S. 224.