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1. 2006 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b./ 03Z035165 M Die Hausaufgaben der Pharma-Industrie Die Hausaufgaben der Pharma-Industrie Die Trends des von VTU, UTG und Ortner veranstalteten „Innoforum 2006“ Degussa: Helmut Wipfler schildert die Situation in Österreich WRRL: Industrie hat Bedenken, Lebensministerium beruhigt Der neue Mann im Wiener IMP: Barry Dickson im Portrait CHEMIE REPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA DAS BRANCHENMAGAZIN .at

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1. 20062.3.4. 5 .6 .7.8.

Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b. / 03Z035165 M

Die Hausaufgaben der Pharma-IndustrieDie Hausaufgaben der Pharma-IndustrieDie Trends des von VTU, UTG und Ortner veranstalteten „Innoforum 2006“

Degussa:

Helmut Wipfler schildert die Situation in ÖsterreichWRRL:

Industrie hat Bedenken, Lebensministerium beruhigtDer neue Mann im Wiener IMP:

Barry Dickson im Portrait

CHEMIEREPORTC H E M I E • L A B O R • B I O T E C H • P H A R M A

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Aus dem Inhalt

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W I R T S C H A F T

Energiekrisen – und die Antworten darauf | BASF nimmt Cyclohexan-Anlage in Betriebund will Engelhard | Lurgi baut weltgrößtes Biodieselprojekt | Und auch VW will Biodieselherstellen | Agrana reagiert auf Preisverfall bei Zucker | Aqua Engineering und Hirsch Ser-vo in Rumänien erfolgreich | AMI verstärkt Ostaktivitäten | PET-Recycling für Wien |Neue Gefahrgutregeln | Austrotherm in Albanien gelandet | Linde plant Megafusion |Nano-Ambitionen gefordert | Poloplast legt zu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Im Fokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Die besten Sager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Österreichs Chemie-Industrie für 2006 vorsichtig optimistisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Sanochemia: Mit Schmerzmittel am US-Markt gelandet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Wasserrahmenrichtlinie: Das Lebensministerium beruhigt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Degussa: CEE-Chef Helmut Wipfler beschreibt das Geschäft in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Borealis stärkt den Standort Wien: Headquarter kommt nach Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

I N N O F O R U M 2 0 0 6

Wie die Pharma-Industrie der Kostenexplosion Herr werden kann: Optimierte Reinraum-technologie, vertikale IT-Integration und Simulationen im Pharma-Design sind Gebot derStunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

L I F E S C I E N C E S

Antibiotika: Nabriva Therapeutics forscht ab sofort mit Sandoz-Unterstützung in Wien –Pelias entwickelt mit Hilfe von Intercells Antigen-Identifikationsprogramm – Und: Biovertismacht gemeinsame Sache mit der Morphochem AG | Wiener Med-Uni entdeckt SPARC-Protein | Innsbrucker Forscher an der Sequenzierung des Aspergillus beteiligt | FrankfurterForscher entdeckten Schalter für die DNA-Reparatur | Wiener AKH fordert prädiktive Gen-Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Die Pläne von Barry Dickson für das Wiener IMP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Was Gentests in der Arbeitswelt verloren haben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Novomatic: Sponsor des Austrian Life Science Award, ALSA 2006, CEO Franz Wohlfahrt im Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

V E R FA H R E N

Niederösterreichs Ambitionen in Sachen Bio-Kunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Am 1. Juli tritt die VEXAT-Richtlinie in Kraft – was in Sachen

Explosionsschutz zu beachten ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Wie die Salinen Austria den Streudienst bewältigen und in die Zukunft investieren . . . . . . . . . 51

Montanuni Leoben setzt auf die Werkstoffkompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Silizium: Glänzende Geschäfte dank weltweitem Solarboom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Hyphenation Labs: Neues High-Tech-Equipment an der Wiener Fakultät

für Technische Chemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

I N T E R V I E W

Im Gespräch mit Bernhard Lendl, der seit 2001 das Institut für Chemische Technologien und Analytik an der TU Wien leitet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Neue Produkte: Messen, mixen, sichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

In der Pipeline: Überprüft, getestet, vor dem Rollout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

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Editorial

I. 2006 begann mit einer veritablen Gaskri-se: Russlands Erdgas will bezahlt werden.Zu Weltmarktpreisen! Freilich, staatsnaheIndustrien in Russland beziehen die landei-genen Ressourcen nach wie vor zu Spottprei-sen. Nur von Moskau abtrünnige Kolchosensind der Weltmarkt. Und dieser reagiert ner-vös, gekoppelt an fingierte Öl-Szenarien, diehaarsträubender nicht sein könnten. Und inder Tat erinnern die an den Energiemärktenangewandten Methoden sehr stark an dieÖlschocks vergangener Dezennien: Pausen-loses Gerede von wegen Peak Oil, Inszenie-rung unablässiger Problemfolgen – in Kolum-bien, in Nigeria, im Irak, in Persien – unddamit künstliche Verteuerung einer nach wievor mehr als ausreichenden Ressource.II. Damit einher geht – wie auch in den letz-ten „Ölkrisen“ – das furiose Verteufeln fossi-ler Brennstoffe, wovon einerseits die Errich-ter von Atomkraftwerken unmittelbar profi-tieren. In Österreich so gut wie nicht bemerktwurde etwa die Übernahmeschlacht um denbritischen AKW-Bauer Westinghouse zwi-schen General Electric und Toshiba, die –trotz Intervention vom Weißen Haus – für 5Mrd. Dollar zugunsten der Japaner ausging.(Würde man sich nicht eine Renaissance derAtomkraft erwarten, legt man nicht 5 Mrd.Dollar auf den Tisch.) Zum anderen witternLand- und Forstwirte ihre Chance, in Formvon Energiewirten glänzende Geschäfte mitBiotreibstoffen oder sonstigem „Ökostrom“zu machen. III. Und schon sind die konservativen Wirt-schaftsparteien in der Bredouille: Die Inter-essen von Großgrundbesitzern wiegen jetzt inder einen Schale, auf die andere legen dierestlichen Industriebetriebe ihre schwerenBedenken ob eines völlig überzogenen Öko-strom-Investments.IV. Auf keinen Fall unerwähnt bleiben sollaber auch die sozialdemokratisch-visionäreHaltung in der veritablen Energiekrise: Inder Debatte um die noch im Parlamentabzusegnende Ökostrom-Novelle soll dieWiener SPÖ – so berichtet es die IG Wind-kraft – auf ein Ende der Ökostrom-Einspei-

severpflichtungnach der gesetz-lichen Laufzeitdrängen, „weildanach keinerlei neue Arbeitsplätze in Ver-bindung gebracht werden“. Welche ArtNachhaltigkeit hier Priorität hat, ist alsoleicht ersichtlich.V. Von den Ökostrom-Ängsten der Industrieist es schließlich nicht mehr weit zu fordern,dass etwa „längst eingebrachte StrandedCosts aus der Stromkalkulation herausge-nommen werden“ (so etwa Degussa CEE-Chef Helmut Wipfler). Ebenso brauche eseine Generalreform für den Emissionshandel,der für den Mittelstand viel zu verwaltungs-aufwändig ist und der Großindustrie dasWachstum verleidet. VI. Neben einer Verdreifachung der Biomas-se-Aktivitäten bis 2010 soll das europäischeErdöl-Erdgas-Dilemma langfristig mit derDiversifizierung von Herkunftsquellen undTransportrouten gelöst werden. Zudem solldie Kapazität der LNG-Anlagen in Europavon derzeit 60 Mrd. m3/Jahr bis 2010 auf300 Mrd. m3/Jahr verfünffacht werden. Obdas oft geforderte Mehr an Transparenz aufden Kohlenwasserstoffmärkten Wirklichkeitwird, bleibt abzuwarten.VII. Summa summarum: Wirtschaftswachs-tum, Umweltschutz und Sozialsystem befin-den sich derzeit in einem massiven Span-nungsfeld. Und genau diesen Zustand meintPeak Oil. Verabschieden Sie sich von derVorstellung von der Vorstellung von allfälligenKnappheiten fossiler Energievorräte. Energie-lieferanten schöpfen ihren Anteil am Beginndes nächsten – weltweiten – Aufschwungesab. Das währt eine Zeit lang, so lang, bis dieMärkte übernervös und die Gesellschaftendadurch bedroht werden. Und genau dannwandert die Wertschöpfung eine Stufe höher.Und für Commodities herrscht dann wiederSaure-Gurken-Zeit, ein langes Dezenniumoder länger. Peak Oil ist bald vorüber.

Spannende Lektüre wünscht Markus Zwettler

Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Internet: www.chemiereport.at / Medien-inhaber, Verleger, Herausgeber, Anzeigenverkaufsleitung: Josef Brodacz, 1060 Wien, Webgasse 29/26, Tel.: 01/595 55 83, Fax:01/595 51 58, E-Mail: [email protected] / Chefredaktion: Mag. Markus Zwettler / Redaktion: Mag. Renate Haiden, RuthMüller, Hannes Stieger, Wolfgang Schweiger, Dr. Karl Zojer / Lektorat: Susanne Echsel / Teamassistenz: Marita Leban / Vertrieb undAbos: Anna Brodacz / Layout, DTP: creativedirector.cc lachmair gmbh / Druck: Ueberreuter Print und Digimedia GmbH, Erschei-nungsweise 8x jährlich, Druckauflage 8.800 / Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2006

Peak Oil.

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Öl und Gas werden zupolitischen Waffen

In Babajewo – 800 km östlich von St.Petersburg – wurde mit dem Bau des rus-sischen Landabschnitts für die Nordeuro-päische Gaspipeline (NEGP) begonnen.Der neue Leitungsabschnitt auf dem rus-sischen Festland wird 917 km lang sein.Zeitgleich mit dem Baubeginn nahm auchdie neugegründete deutsch-russische„North European Gas Pipeline Company“die Arbeit auf. Gazprom ist daran mit51 %, BASF und E.ON mit jeweils24,5 % beteiligt. Die NEGP wird die rus-sische mit der deutschen Ostseeküsteverbinden und rund 1.200 km lang sein.Sie soll 2010 mit einer Kapazität vonzunächst 27,5 Mrd. m3 pro Jahr inBetrieb gehen. Neben Deutschland undRussland erwägen auch Finnland undEstland eine Gaspipeline unter der Ost-see.

Der Anfang 2006 ausgetragene Gas-streit zwischen Moskau und Kiew lässtdie Ostsee-Pipeline bereits in neuemLicht erscheinen: Künftig kann Moskaudadurch den abtrünnigen Satelliten Weiß-russland und der Ukraine elegant denHahn abdrehen, Westeuropa aber den-noch ohne Ausfall beliefern.

OMV-Power. Indessen hat noch 2005die OMV einen weiteren substanziellenGasfund im Wiener Becken getätigt: Mög-liche Reserven von rund 1,5 Mrd. m3 –das entspricht einem Fünftel des jähr-lichen österreichischen Erdgasver-brauchs. Mit dem Start der Förderung ist

2007 zu rechnen. Insgesamt investierte dieOMV 2004 und 2005 rund 150 Mio. Euroin die Aufsuchung und Gewinnung von Ölund Gas in Österreich. Eine wesentlicheRolle für Europas Gasversorgung spielt dieOMV nicht zuletzt mit der geplanten 3.300km langen „Nabucco“-Pipeline an die tür-kisch-iranische Grenze. Der Atomstreit mitdem Iran erleichtert das 4,5 Mrd. Euro-Projekt derzeit freilich nicht.

Vernünftige Energie-politik gefordert

Die kurzfristige Schwankung in denrussischen Gaslieferungen Anfang Jännerrief naturgemäß alle Ökostrom-Verfechterschnell auf den Plan, um die Vorzüge der„Erneuerbaren“ einmal mehr vorzubeten.Seriöser zu bewerten sind die Vorschlägeder heimischen Papierindustrie zur nach-haltigen Sicherung der Energieversorgung– sie fordert:•Nur der effizientest mögliche Einsatz

fossiler und biogener Brennstoffe inhocheffizienten industriellen Kraft-Wär-me-Kopplungsanlagen sollte gefördertwerden – beim Emissionshandel sollteein „KWK-Bonus“ eingeführt werden.

•Energieversorger sollten zur Investitionso genannter Windfall Profits aus derEinpreisung kostenlos zugeteilter CO2-Zertifikate in neue effiziente Anlagen,nach Möglichkeit auch in Kooperationmit Industriestandorten mit kontinuier-licher Strom- und Wärmeabnahme, ver-pflichtet werden.

•Industrielle Ökostrom-Eigenanlagen soll-ten vollständig in Förderprogrammeintegriert werden.

•Zusätzliche Holzmengen sollten mobili-siert werden, um durch die stark zuneh-mende Holz-Verfeuerung nicht den Vor-rang der stofflichen Nutzung zu gefährden.

•Beim Nationalen Zuteilungsplan (NAP)zum Emissionshandel für die Periode ab2008 sollten die hohe Energieeffizienzund der hohe Anteil erneuerbarer Energie-träger unbedingt berücksichtigt werden.

•Gezielte Forschungsförderung zur Erzeu-gung von Biogas statt Geldverschwen-dung durch ein teures Ökogasfördersys-tem sei angesagt. Dabei würde sichetwa die Forest-based Sector Technolo-gy Platform im 7. EU-Forschungsrah-menprogramm anbieten.

BASF: Erste Cyclohexan-Anlage

BASF hat in Ludwigshafen ihre welt-weit erste Anlage zur Herstellung vonCyclohexan in Betrieb genommen. Die 12Mio. Euro teure Anlage hat eine Kapazitätvon 130.000 t/Jahr und arbeitet nacheinem Verfahren, dessen Kernstück einvon BASF entwickelter Katalysator ist.Dieser erlaubt es, das Verfahren beigeringem Druck und niedriger Temperaturdurchzuführen. Dabei wird Benzol mitWasserstoff zu Cyclohexan hydriert. DieWärmeenergie, die dabei entsteht, wirdin den Kolonnen genutzt, um Cyclohexanzu destillieren. Dadurch ist das Verfahrenvöllig emissionsfrei. Cyclohexan dient zurHerstellung von Caprolactam, einem Vor-produkt von Polyamid. Diesen Kunststoffverarbeiten Kunden der BASF zu Fasern,Folien und Spritzguss-Produkten, die

Deutschland setzt auf Gas-Pipeline aus Russland.

Papierindustrie fordert vernünftige Ökostrom-Szenarien.

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Emissionsfreie Cyclohexan-Anlage in Ludwigshafen.

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unter anderem in der Textil- und Verpa-ckungsindustrie sowie im Autobau zumEinsatz kommen.

Indessen ringt die BASF um den US-Anbieter von Materialien für die Katalyseund Oberflächenveredlung Engelhard –ein erstes Barangebot für 4,9 Mrd. Dollarwurde von den Amerikanern abgelehnt.Die Übernahme würde BASF zu einemweltweit führenden Anbieter im dyna-misch wachsenden Katalysatormarktmachen. In China erwägt die BASFzudem eine weitere MDI-Anlage mit chi-nesischen Partnern.

Weltgrößtes Biodieselprojekt

Die Lurgi AG, eine Tochter der GEAGroup, wird im sächsischen Piesteritz für64 Mio. Euro das weltgrößte Biodiesel-projekt realisieren. Auftraggeber ist dieNeckermann-Renewables GmbH ausWürzburg. In der neuen Anlage sollen ausRaps jährlich mehr als 200.000 t Biodie-sel hergestellt werden. Die Inbetriebnah-me ist für Dezember 2006 geplant. DieAnlage wird die erste KomplettanlageDeutschlands sein – von der Saatannah-me über die Aufbereitung der Saat hin zurVorpressung und der Extraktion bis zurRohölaufbereitung und damit der Biodie-selgewinnung.

VW will Biospritselbst herstellen

Volkswagen will mit Shell und derkanadischen Iogen in Deutschland Bio-kraftstoff aus Zellulose produzieren. Diewirtschaftliche Machbarkeit der Herstel-lung von Zellulose-Ethanol in Deutsch-land werde derzeit geprüft, erklärte derVW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischets-rieder auf der North American Internatio-nal Auto Show in Detroit. Nach einemVerfahren von Iogen soll der Biosprit auslandwirtschaftlichen Abfallprodukten pro-duziert werden. Bereits 2007 könnte lautPischetsrieder die Bioraffinerie in Betriebgehen, der Standort sei jedoch nochunklar. Zellulose-Ethanol kann die CO2-Emissionen von Autos im Vergleich zuherkömmlichen Kraftstoffen um 90 %reduzieren.

Agrana schließt zweiZuckerfabriken

Die Agrana schließt zwei ihrer elf Zu-ckerfabriken: Das Werk im niederösterrei-chischen Hohenau mit 136 Mitarbeiternsowie die Fabrik in Rimavska Sobota inder Ostslowakei mit 123 Beschäftigten.In der Kampagne 2006/07 würden inHohenau und Rimavska Sobota keineRüben mehr verarbeitet. In den verblei-benden Werken in den jeweiligen Ländernwerde man die Auslastung verbessern.

Der Kostendruck auf die Industrie wer-de verbunden mit einer Senkung der Zu-ckerpreise und mit erheblichen Zahlun-gen an den Restrukturierungsfonds alsFolge der EU-Zuckermarktreform deutlichansteigen. Weit reichende Rationalisie-rungs- und Konzentrationsmaßnahmenseien daher unumgänglich. Hohenau kön-ne nur mehr als Lagerstandort weiterge-führt werden.

Aqua Engineeringsaniert in Rumänien

Die zur Christ Water Technology gehö-rende und in Mondsee ansässige AquaEngineering erhielt vom rumänischenFinanzministerium drei Aufträge zur Kom-plettsanierung von Trinkwasseraufberei-tungsanlagen im Wert von 31 Mio. Euro.Die Projekte befinden sich in Satu Mare,Brasov (Kronstadt) und Sibiu (Hermann-stadt) und werden durch EU-Vorbeitritts-hilfen finanziert. Derzeit leidet die Bevöl-kerung der betroffenen Städte noch untereiner qualitativ und quantitativ unzurei-chenden Wasserversorgung aus überalter-ten Aufbereitungsanlagen.

Senkung der Zuckerpreise bedingt Fabrikschließungen.

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Emissionen Im europäischen Emissionshandel

wurden 2005 laut Point Carbon über dieBörsen und im OTC-Handel insgesamt263 Mio. t CO2 umgesetzt. Gehandeltwurde die Tonne CO2 zwischen 6,7 und29,1 Euro.

Wassermangel Frankreich stellt sich nach regenarmen

Vorjahren auf einen dürrebedingten Man-gel an Trinkwasser im Sommer ein. In vie-len Landesteilen fehlen 30 bis 50 % derNiederschläge. Selbst wenn es bis EndeMärz regelmäßig regnet, könne keine nor-male Situation mehr erreicht werden.

Biotech-Boom Transgene Nutzpflanzen sind 2005

laut ISAAA weltweit auf rund 90 Mio. haangebaut worden – Entwicklungsländerstellen inzwischen mehr als ein Drittelder globalen Anbaufläche. Sojabohnenbleiben mit einem Anteil von 60 % diewichtigste transgene Ackerfrucht. Erst-mals wurde 2005 gentechnisch veränder-ter Reis kommerziell angebaut, und zwarim Iran. Laut einer Studie von PG Econo-mics hat der Biotech-Anbau den Bauernin der Zeit zwischen 1996 und 2004rund 27 Mrd. Dollar an Mehreinnahmenbeschert – 15 Mrd. Dollar davon in denEntwicklungsländern.

Zielvorgaben Die EU-Kommission sieht hohes

Potenzial in der Biomassenutzung: Bis2010 könnten zu den derzeit in der EUenergetisch genutzten 69 mtoe (Mio tÖläquivalent) bis zu 189 mtoe hinzukom-men, bis 2020 rund 239 mtoe, bis 2030sogar bis zu 316 mtoe.

Petrodollars Der weltgrößte Ölkonzern ExxonMobil

hat 2005 mit 36,1 Mrd. Dollar den bis-her höchsten Gewinn eines US-Unterneh-mens überhaupt erzielt – 43 % mehr alsnoch ein Jahr zuvor. Der Jahresumsatzvon ExxonMobil – 371 Mrd. Dollar – istmittlerweile höher als das BIP der mei-sten Entwicklungsländer und vielermittelgroßer Industrienationen wie derSchweiz und Schweden.

Erneuerbare Österreichs derzeitige Biomassenut-

zung von 137 Petajoule entspricht einerHeizölmenge von 3,26 Mrd. l oder bild-lich dargestellt etwa 108.000 LKW-Tank-zügen. Aneinandergereiht ergibt sich eineKolonne von LKW-Tankzügen über eineLänge von 1.800 km, das wäre eineLKW-Kolonne von Wien bis nach Madrid.

Ressourcen Das Worldwatch Institute kommt zum

Schluss: Die USA konsumieren pro Person3 x so viel Getreide wie China und 5 x sovielwie Indien. Der CO2-Ausstoß/Kopf erreicht6 x den Wert Chinas und 20 x jenen vonIndien.

Agrarexporte Österreichs Agrar- und Lebensmittel-

exporte haben sich 2005 positiv entwi-ckelt. Die Lieferungen konnten um 11 %

erhöht werden und erreichten einen Wertvon 5,96 Mrd. Euro. Die Importe nahmennur um 1 % auf 5,93 Mrd. Euro zu.Damit ist die agrarische Außenhandelsbi-lanz erstmals in der Geschichte ausge-glichen.

Klage Die EU-Kommission hat im Streit um

die europäische Biotech-Richtlinie Frank-reich vor dem Europäischen Gerichtshofverklagt. Frankreich sei einem Urteil von2003 zur Biotech-Gesetzgebung nichtnachgekommen, welche die Forschung angenetisch veränderten Mikro-Organismenregelt. Frankreich habe es bisher versäumt,„angemessene Notfallpläne“ für den Falleines Forschungsunfalls zu erstellen. Nundroht Frankreich eine Geldbuße von knapp170.000 Euro am Tag.

Haftung Die Versicherungswirtschaft hat die

Hersteller gentechnisch veränderterPflanzen als potentielle Klientel entdecktund hält einen Haftpflichtschutz für mög-lich. Trotz fehlender Daten über die Ent-wicklung möglicher Schäden seien dieVersicherer zu einem Angebot bereit, soder Gesamtverband der Deutschen Versi-cherungswirtschaft. Damit bewegt sichder Markt in die gewünschte Richtung,denn einen reinen Haftungsfonds lehntdie Industrie ab.

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IMFOKUS

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DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

„Dass sich die EU am WTO-Gipfel mitder angestrebten Öffnung der Märkte für

Industriegüter und Dienstleistungen gegen-über den Schwellenländern nicht durchset-

zen konnte, ist ein Rückschlag für denoffenen Welthandel. Laut Weltbank hättensich die Gewinne einer umfassenden Han-delsliberalisierung bis 2015 auf 300 Mrd.

Dollar jährlich belaufen.“IV-Generalsekretär Markus Beyrer

„Die Subvention von Agrarfabriken inPolen schafft auch dort nur ein Heer an

Arbeitslosen.“FPÖ-Vizeparteiobmann Norbert Hofer

„Die Kosten, sich den unterschied-lichen Steuersystemen in Europa anzu-passen, sind für KMUs im Vergleich zuKonzernen bis zu 200 Mal höher. Eine

einheitliche Steuerbemessungsgrundlageauf EU-Ebene muss daher oberste Prio-rität bei der Verwirklichung des europäi-

schen Binnenmarkts haben.“ Georg Toifl, WKÖ-Bundessparte Gewerbe und

Handwerk

„Österreichbekommt mit demneuen EU-Budgetund dem Schwer-punkt für F&E die

einmalige Chance,in diesen Bereichennoch mehr Geldmit-

tel locker zumachen. Bereits

jetzt haben wir durch die erfolgreiche Arbeitin der Forschungspolitik mehr aus Brüssel

zurückbekommen als wir einbezahlthaben.“

Innovationsstaatssekretär Eduard Mainoni

„Für Österreich wird nichts besser, son-dern nur teurer. Es ist nicht erkennbar,

dass die EU mehr Maßnahmen gegen dieArbeitslosigkeit oder mehr Maßnahmen fürWachstum und Beschäftigung setzen wür-

de. Diejenigen, die schon bisher dieHauptprofiteure waren, werden es weitersein: 6 % der großen Agrarbetriebe erhal-

ten 53 % der EU-Fördermittel.“ SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer

„Da derzeit ein undurchsichtiger und kor-ruptionsanfälliger Förderdschungel besteht,

ist eine Neuordnung der Mittelvergabeunumgänglich. Der jährliche Schaden durchMehrfachförderungen, Mitnahmeeffekte undVerfehlung von Förderzielen beträgt zumin-dest 1 Mrd. Euro. Mit 2,1 Mrd. Euro wirdmehr als die Hälfte der Bundesförderungallein in die Landwirtschaft gepumpt, wo

Großbetriebe absahnen.“SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter

„Österreichs Unternehmen müssen bis2015 die ,Thermik’ aus Osteuropa weiter

nutzen, um eine Antwort auf den zunehmen-den Druck aus Asien zu finden. Die Entwick-

lung in Fernost ist für heimische Unterneh-men mittlerweile

ein wichtigererWachstumsfaktor

als das BIP-Wachstum im

Heimmarkt.Arbeitsplätze und

Wachstum imInland werden

künftig nur nochaus dem innovati-

ven Mittelstand kommen. Gesundheitsdiens-te sowie Biotechnologie haben in Österreich

noch großes Wachstumspotenzial.“ Manfred Reichl, Österreich-Chef von Roland Berger

„Das Wachstum der boomenden chinesi-schen Industrie wird durch die mangelnde

Infrastruktur bedroht. Ihren Ausdruck findendie Infrastrukturmängel vor allem in der Che-mie-Industrie. Trotz aller Investitionen halten

weder die logistische noch die technologi-sche Infrastruktur in China der Expansion

auf Dauer stand.“Robert Jung, Geschäftsführer im Bereich

Chemicals bei Accenture

„Angesichts der steigenden Zahl alterMenschen ist spezielles Wissen um die

Behandlung dieser Patientengruppe wichti-ger denn je. Ein ,Facharzt für Geriatrie’

könnte mit den Entwicklungen in den Spezi-algebieten niemals Schritt halten.“

Franz Aichner,

Österreichische Gesellschaft für Neurologie

„Ich halte nichts vom ungebremstenAusbau von Ökostrom nach dem alten För-

dersystem oder der Erlassung von Ökogasge-setzen – sie sind energiepolitisch kurzsichtig

und extrem teuer. Der Schlüssel zu einernachhaltigen Energiezukunft Österreichs

liegt in der Miteinbeziehung der Leistungenhocheffizienter industrieller Anlagen.“

Austropapier-Chef Oliver Dworak

„Wenn es nach der Ärztekammer geht,soll die Krankenversicherung ihre Leistungenkünftig entsprechend der Kaufkraft der Versi-

cherten anbieten können. Versicherte miteinem höheren Einkommen könnten

dadurch bessere medizinische Leistungen inAnspruch nehmen. Damit ist der Weg zur

Zwei-Klassen-Medizin frei.“AK-Präsident Johann Kalliauer

„Die Grünen fordern auf der einen SeiteÖkostrom, Ökostrom und noch einmal Öko-strom. Auf der anderen Seite gibt es im Bur-

genland grüne Bürgerinitiativen, die gegenWindenergie auftreten, in Lambach hat eine

grüne Bürgerinitiative die Wasserkraftbekämpft und in Tirol sind jetzt die Wasser-

kraftwerke die Feindbilder der Grünen. DieseHü-Hott-Politik ist für Normalsterbliche nicht

mehr nachvollziehbar.“Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch

„Die Österreicher werden immer mehr zuBittstellern bei derKrankenkasse und

bei den Chefärzten,um Leistungen ausder Pflichtversiche-

rung zu erhalten.Offensichtlich gibt esim österreichischenGesundheitswesenkein Finanzierungs-

problem, sonderneher ein Verteilungsproblem.“

Jan Oliver Huber, Pharmig

„Die Leute in der Pampa zu isolieren,bringt nicht die Elite, die man haben will.Will man genial-autistische Forscher, die

nicht kommunizieren können, ist Guggingdagegen ideal.“

Molekularbiologin Renée Schroeder

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Aqua Engineering wird die Trinkwas-seraufbereitungen unter Aufrechterhal-tung des laufenden Betriebes durch Hin-zufügung von Verfahrensschritten, Aus-tausch der gesamten Maschinen- undElektrotechnik und durch Einbau einervollautomatischen Steuerung auf denmodernsten Stand der Technik bringen.Nach einer Bauzeit von veranschlagtenzweieinhalb Jahren wird dabei über 1 Mio. Menschen Trinkwasser nach denstrengen EU-Richtlinien zur Verfügungstehen.

AMI expandiert in Osteuropa

Die Linzer Agrolinz Melamine Interna-tional und Eurotecnica können mit denEU-Auflagen nicht leben und verzichtendaher auf die Fusion. Mit den Vorstellun-gen der EU-Kommission sei die Technolo-gieführerschaft im Melaminverfahrennicht optimal zu verwirklichen. AMI willsich nun verstärkt auf die Weiterent-wicklung der eigenen Melaminproduk-tionstechnologie konzentrieren.

Stattdessen baut die AMI mit ihrerTochter Linzer Agro Trade ihr Vertriebsnetzin Osteuropa aus. Mit 1. Jänner 2006 istAMI nun neben Tschechien, der Slowakeiund Ungarn auch in Rumänien und Ser-bien aktiv. Von Bukarest aus bearbeitetdie Linzer Agro Trade mit sechs Mitarbei-tern den rumänischen Agrarmarkt. EinigeLagerhäuser bilden die Basis für den Dün-gervertrieb in Rumänien. In Serbien wirdder Markt von Belgrad aus mit vier Mitar-beitern bearbeitet. Der Transport der Dün-gemittel erfolgt über die Donau. Vor Ortsind entsprechende Absackstationen

errichtet, um den jeweiligen Marktanfor-derungen zu entsprechen.

„In den zentral- und osteuropäischenMärkten steigt der Bedarf an Pflanzendün-ger im Gegensatz zu Westeuropa stark. Mitdem Eintritt dieser Länder in die EU unddamit steigenden Bauerneinkommen wer-den die positiven Effekte in der landwirt-schaftlichen Industrie weiter durchschla-gen“, so AMI-Vorstand Joachim Grill. 2006erwartet er in Rumänien einen Absatz von74.000 t und in Serbien von 54.000 t ver-kaufter Düngemittel. Insgesamt verkauftdie Linzer Agro Trade rund 1 Mio. t Pflan-zennährstoffe aus Eigenproduktion, aberauch etwa 0,5 Mio. t Fremdware von Dritt-firmen. Dieser Absatz entspricht in etwaeinem Jahresumsatz von 200 Mio. Euro.Damit gehört die Linzer Agro Trade zu dengrößten europäischen Düngemittelgroß-händlern.

PET-Recycling: Anlage für Wien

Die holländische PTP will rund umWien 2 Mio. Euro in eine Recycling-Anla-ge für PET-Flaschen investieren. PTP hatdafür das so genannte „Bottle to Bottle-Verfahren“ entwickelt. Günther Neukamp,Geschäftsführer des Business-DevelopersKANBO, der die Interessen von PTP inÖsterreich vertritt, erklärt: „Wir gewähr-leisten mit dieser Technologie, dass ineiner neuen PET-Flasche 60 % einer

alten PET-Flasche drin sind. Damit habenwir ein Alleinstellungs-Merkmal.“ InPolen und Tschechien existieren bereitszwei PTP-Anlagen – in Tschechien wurdePTP innerhalb kürzester Zeit bevorzugterPartner des dortigen ARA-Systems. Der-zeit sucht die PTP noch den idealenStandort für ihre Anlage in Österreich.Angedacht sind zunächst Verarbeitungs-Kapazitäten von rund 5.000 t gebrauch-ter PET-Flaschen. Neukamp rechnet imersten Jahr mit einem Umsatz von mindes-tens 4 Mio. Euro. Die Errichtung derAnlage soll zur Gänze aus Eigenmittelnerfolgen. Aus den recycelten PET-Fla-schen sollen in Österreich in der erstenAusbaustufe mehr als 100 Mio. Vor-Formlinge pro Jahr hergestellt werden.

Neue Geldstrafen fürGefahrguttransporte

Mit der Novelle zum Gefahrgutbeför-derungsgesetz (GGBG) wurde nebeneiner Mängelklassifikation erstmals eindreistufiger Strafrahmen eingeführt.Neben Organstrafverfügungen bis 70 Euro sind Mindeststrafen von 100

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Österreichisches Wasser-Know-how für Rumänien. Holländer wollen PET-Recycling in Österreich

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Neue Mängelklassifikation dank GGBG

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Neue Märkte für die Linzer Ware

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Frankfurt am Main · May 15–19

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und 750 Euro – je nach Mangel – vorge-sehen. Die Exekutive kann es bei Baga-tellverstößen auch bei einer Abmahnungbelassen. Basis der Strafbemessung istein Mängelkatalog, der drei Kategoriennach der Gefährlichkeit eines Verstoßesunterscheidet. Das Gesetz definiert inUmsetzung einer EU-Richtlinie weiters,was ein Verstoß (Fehler in der Dokumen-tation, bei der Beladung, Fahrzeugkenn-zeichnung etc.) und welches Strafmaßanzuwenden ist.

Austrotherm hatAlbanien im Visier

Der heimische Dämmstoffpionier Aus-trotherm eröffnete in der albanischenHafenstadt Durres seine mittlerweile sie-bente Länderniederlassung außerhalbÖsterreichs.

Austrotherm beginnt damit als einerder ersten Investoren der österreichischenBaustoffindustrie den albanischen Marktzu bearbeiten. „Damit betreten wir Neu-land. Denn Albanien war, im Vergleich zuden umliegenden Balkanstaaten, bis vorkurzem noch völlig abgeschottet", so Aus-trotherm-Chef Ferdinand Kühbacher.

Von westlichen Unternehmen ist der3,4 Mio. Einwohner zählende Markt nochso gut wie unbearbeitet. Wärmedäm-mung ist aber auch in Albanien relevant:Die Gebäude sind schlecht bis gar nicht

gedämmt. Zudem sind die Albaner mitrasant steigenden Energiepreisen kon-frontiert – bei strengen Winter- und hei-ßen Sommermonaten. „Langsam aufkei-mender Fremdenverkehr sowie Transfer-zahlungen der Auslandsalbaner, mitdenen wiederum in den Hausbau inves-tiert wird, machen mich zuversichtlich,dass sich die Pionierarbeit lohnt", so Küh-bacher. Die Belieferung mit EPS-Dämm-stoffen erfolgt vom neuen Austrotherm-Werk in Sofia. XPS-Dämmstoffe sowieFassadenprofile werden von Österreichaus geliefert.

Dow: GewinnanstiegDow Chemical hat im vierten Quartal

dank Preisanhebungen mehr verdient alsvor Jahresfrist. Der Gewinn hat gegen-über dem Vorjahreszeitraum von 1,03 auf1,1 Mrd. Dollar zugelegt.

Akzo Nobel strukturiert um

Durch eine Mehrheitsbeteiligung von51% an den Coating-Aktivitäten vonKhimrezerv wird Akzo Nobel zu einemder führenden Lieferanten für Bautenfar-ben und -lacke im ukrainischen Markt.Akzo Nobel Decorative Coatings hat inden vergangenen Monaten auch in China,der Schweiz und in Deutschland Kaufver-einbarungen unterzeichnet. Gleichzeitigwurde das Chemieportfolio der AkzoNobel weiter bereinigt: Zum einen wur-den für 24 Mio. Euro 65 % an den malay-sischen Oleochemicals-Partner Lam Soonverkauft. Zum anderen wurde eine Ver-einbarung zum Verkauf des Electro Mag-netic Compatibility-Geschäfts an ETLSemko K.K. unterzeichnet. Diese ist Teilder britischen Intertek.

Linde will BOC Linde will für rund 11 Mrd. Euro den

britischen Konkurrenten BOC überneh-men. Damit würde Linde zur Größe desWeltmarktführers Air Liquide aufsteigen.Das Bar-Angebot sei als freundlicheÜbernahme gedacht. Da beide Konzernesich von der Produktpalette und derregionalen Aufstellung ergänzten, rechneLinde nicht mit unüberwindbaren

Schwierigkeiten bei der kartellrechtlichenGenehmigung.

Zuvor hatte BOC den Eingang einerLinde-Offerte bekannt gegeben und sieals unerwünscht zurückgewiesen. BOCbegründete die Ablehnung des Angebotsmit den von Linde gestellten Bedingun-gen und der ungenügenden Würdigungder Wachstumsaussichten des britischenUnternehmens. Nach einer Übernahmewäre Air Liquide für Linde in greifbarerNähe. Die Franzosen kontrollieren gut 20 % des Gasgeschäfts, dahinter folgenPraxair (13), Linde (11), Air Products(11) und BOC (10).

Lonza kauft UCB-Bioproducts

Der Feinchemiekonzern Lonza über-nimmt das Peptide-Geschäft der belgi-schen UCB für 120 Mio. Euro und wan-delt sich damit zum Life Science-Kon-zern, der Medikamente für Pharmafirmenproduziert. Der weltweite Peptide-Markthat ein Volumen von rund 1 Mrd. Dollarund weist Wachstumsraten von 10–15 %auf. Durch die Übernahme von UCB-Bio-products wird Lonza hinter Roche zumzweitgrößten Peptide-Hersteller der Welt.

Adler erzielt 2,2 % Umsatzplus

Die Tiroler Lackfabrik liefert mittler-weile in mehr als 20 Länder Europasinnovative Lacke, Farben und Holzschutz-produkte. Mit 64,2 Mio. Euro wurde einzufriedenstellender Umsatz erreicht.Besonders gut entwickeln sich für Adler

Ferdinand Kühbacher: In Durres vor Anker gegangen.

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Linde plant Mega-Fusion.

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die Märkte im benachbarten Ausland. Ita-lien und Frankreich verzeichneten erfreu-liche Zuwachsraten – und selbst inDeutschland wurde ein Plus erzielt.

Wopfinger halbiertNOx-Ausstoß

Die Wopfinger Baustoffindustrie hat imStammwerk im niederösterreichischenWopfing die neue SNCR-Anlage in Betriebgenommen. Das 700.000 Euro-Invest-ment sorgt für eine jährliche Stickoxid-Einsparung von rund 300 t. Im Baustoff-werk Wopfing wurde bisher NOx im Aus-maß von 1.000 mg/Kubikmeter emittiert.Durch die neue Anlage reduziert sich die-se Menge um die Hälfte. SNCR steht fürselektive nichtkatalytische Entstickung.Die Anlage besteht aus einer Anliefe-rungsstation, einem Tanklager, einerDosierstation und einer Einspritzanlage.NOx wird dabei durch Zugabe von Ammo-niakwasser bei 900 Grad Celsius in Hund N umgewandelt.

RHI verkauft Heraklith

RHI hat den DämmstoffproduzentenHeraklith an die Knauf Gruppe abgege-ben. Die deutschen „Gips-Barone“bezahlten für das entschuldete Unterneh-men 230 Mio. Euro. Die Netto-Bankver-bindlichkeiten im RHI-Konzern reduzieren

sich dadurch von 650 auf 430 Mio. Euro– 2002 hatten sie noch 1 Mrd. Eurobetragen. RHI will den „gewonnenenfinanziellen Spielraum zum konsequentenAusbau des Feuerfestgeschäftes nutzen".

Hirsch Servo: Werk in Rumänien

Hirsch Servo errichtet einen Produk-tionsbetrieb zur Herstellung von EPS-Dämmstoffen in Cluj/Rumänien. Derzeitist das Hauptgeschäftsfeld EPS-Verarbei-tung neben dem Stammwerk in Österreichbereits mit drei Werken in Ungarn und mitzwei Werken in Polen vertreten. VorstandPeter Grabuschnig meint: „Auch in Rumä-nien führen hohe Energiepreise zu eineranhaltend starken Nachfrage nach EPS-Dämmstoffen und zu einer zunehmendenBedeutung westlicher Qualitätsstandardsbei Vollwärmeschutz im Hochbau.“ DieInbetriebnahme des neuen Werkes ist imzweiten Halbjahr vorgesehen.

Sigma-Aldrich mit neuer Leitung

Ende 2005 hat Thomas Prulamp (31)die Leitung der Wiener Sigma-Aldrich-Niederlassung übernommen. Er folgt indieser Position Serge Devadder, der nunvon München aus für Österreich undDeutschland verantwortlich ist. Sigma-

Aldrich bietet Produkte aus den BereichenBiotechnologie, Research Essentials, Re-search Specialties sowie SAFC und garan-tiert mit dem Zentrallager im deutschenSchnelldorf eine 48 Stunden-Lieferung.2005 erwirtschaftete die Österreich-Niederlassung 7,9 Mio. Euro Umsatz.

Neuer FOPI-Präsident

Das Forum der Forschenden Pharma-zeutischen Industrie hat mit Boudewijnvan Bochove einen neuen Präsidentengewählt. Der gebürtige Niederländer –seit Oktober Geschäftsführer von MSDÖsterreich – meint: „Das Boxensystemund die neue Chefarztpflicht haben dazugeführt, dass Patienten immer seltenerinnovative Medikamente bekommen.Während Generikafirmen in den erstenzehn Monaten 2005 ein Wachstum von24,5 % verzeichneten, mussten die Her-steller von Originalmedikamenten einWachstum nur knapp über der Inflations-rate hinnehmen.“

Studie mahnt Nano-Ambitionen ein

Eine Studie der European ScienceFoundation über die Nanomedizin ver-langt eine klare Strategie samt Investi-tionsplänen, um sicherzustellen, dassEuropa den Nutzen dieser Entwicklungnicht verpasst. Die Studie attestiert Euro-pa auf vielen Gebieten der Nanomedizinbesondere Stärke – bei neuen Diagnose-verfahren (Biosensoren von Oxford Bio-sensors etwa), bildgebenden Hilfsmitteln(Philips und Schering haben hier Vorrei-terrolle) sowie Nano-Arzneimitteln (etwadie auf Polymeren basierende Krebsthera-pie von Celltech). Der Bericht warntjedoch, dass Europas führende Rolle aufsSpiel gesetzt wird, wenn nicht eine Reihewichtiger Empfehlungen befolgt wird (sie-he www.esf.org):•Eine Fokussierung auf die Nano-Thera-

pie bei schweren Erkrankungen wieKrebs, neurodegenerativen Erkrankun-gen und Störungen des Herz-Kreislauf-Systems.

•Fünf- und Zehnjahrespläne, um dieIndustrie in die Lage zu versetzen, sich

Adler-Chef Manfred Oberreiter setzt auf Osteuropa.

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Thomas Prulamp betreut Sigma-Aldrich in Österreich.

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auf die Herstellung von in vitro Multi-Analyse-Nanodiagnostika und in vivoNanosensoren einzustellen.

•Interdisziplinäre Schulung in Nanome-dizin sowie die Bestätigung, dassNano-Arzneimittel eine neue Klassevon Pharmazeutika darstellen.

Was hat es auf sichmit dem Nano-Hype?

2005 hatten mehr als 62 Staatennationale Nanotech-Programme am lau-fen. Wozu? Es ist der allgemeine Traumvom „aus elementaren Teilchen sichselbst assemblierenden Material“ – Atombei Atom. Die Ähnlichkeiten zwischenZellulose, Kartoffelstärke und Russ sind –chemisch gesehen – sehr hoch. Und

genau mit diesen spielt die Nanotechno-logie. Kombiniert mit anderen Elementenist der Kohlenstoff in rund 16 Mio. Ver-bindungen enthalten – gewissermaßenherrscht eine substanzielle Gleichheit imMake-up aller Kreaturen. Und eben dahersind Nanotechnologien Converging Tech-nologies. Chemiker sollen mit Biologen,Physikern, Ingenieuren und Mathemati-kern molekulare Strukturen bisher unge-ahnter Komplexität erschaffen: Inorgani-sche Komponenten + Biomoleküle. Diesupramolekulare Chemie zielt dabei aufdie Interaktion von Molekülen ab, dienicht notwendig kovalent aneinandergebunden sind – es ist also eine Chemie,die über das einzelne Molekül hinaus-geht. Die ersten Vertreter dieser Stoßrich-tung waren künstliche Proteine, die seitetwa 30 Jahren auch industriell sinnvollerzeugt werden können. In Folge wurdenauch menschliche Hormone sowie DNA-Abschnitte synthetisiert und durch Zufallauch „Super-Moleküle“ wie das Buckmins-terfullerene und Nanutubes aufgespürt.

Bisher wurde Nanotechnologie erfolg-reich bei Sonnenschutzmitteln, Halblei-tern, Tennisschlägern samt Bällen, beiKleidern, Fahrrädern und Autos, alsselbstreinigende Gläser, als Katalysatorenin der Petrochemie und als Lacke, fürneue Medikamente und smartes Drug-Delivery, als Kontrastmittel und Biosenso-ren, für LEDs und elektronische Kompo-nenten – künftig sollen es auch Quanten-computer sein – sowie für neue Solar-energie-Techniken eingesetzt.

Eine verständliche Einführung in dieMiniaturisierungsbestrebungen bietet Ste-ven Edwards in: The Nanotech Pioneers.2006, Wiley-VCH, 246 Seiten. 24,90Euro.

Neuer Partner im Humancluster

Der steirische Humantechnologie-Cluster human technology styria bekommtmit austriamicrosystems einen neuen Part-ner. Der steirische Cluster wurde 2004 insLeben gerufen und besteht mittlerweile ausüber 20 Netzwerkpartnern. Die Koopera-tion bestätigt die strategische Fokussierungvon austriamicrosystems auf medizintech-nische Anwendungen. Dabei werden diehochspezialisierten Mikrochips von austria-

microsystems insbesondere in mobilenGeräten für Personal Healthcare-Anwen-dungen eingesetzt, deren Verbreitung raschzunimmt. Typische Anwendungen sindtragbare Blutzuckermessgeräte, Insulin-Pens, Inhalatoren, tragbare Pulsmesserund elektrische Zahnbürsten, aber auchHerzschrittmacher. Daneben gewinnen füraustriamicrosystems komplexe medizini-sche Großgeräte für die Computertomogra-phie und digitale Röntgendiagnostik zuse-hends an Bedeutung, denn hier wird in denkommenden Jahren weiteres deutlichesMarktwachstum erwartet.

Röntgendetektorenaus Graz

Der Grazer HECUS X-Ray Systems –ein Spin-Off aus dem Institut für Biophy-sik und Röntgenstrukturforschung (IBR) –ist ein besonderer Deal gelungen. Sieerwarb die Produktlinie der weltweit alsBraun-Detektoren bekannten Röntgen-zählrohre von der deutschen M. BraunInertgas Systeme GmbH und hat die Pro-duktion auch bereits von Garching beiMünchen nach Graz übersiedelt. Bereitsim Dezember wurde die erste Lieferungan einen internationalen Abnehmer abge-wickelt. Schon vor zehn Jahren hatHECUS die wesentlichen elektronischenKomponenten für die nun erworbene Pro-duktlinie entwickelt und kooperierte seit-her als Entwicklungs- und Zulieferpartnermit M. Braun in Garching. Hunderte jenerGeräte mit einem Stückpreis von etwa20.000 Euro sind heute weltweit im Ein-satz. Benötigt werden sie vor allem zurRöntgenstrukturuntersuchung und Mate-rialprüfung.

Klare Ausrichtung für die Nanomedizin gesucht.

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austriamicrosystems fokussiert auf Healthcare,

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Poloplast legt zuDie auf Kunststoffrohre spezialisierte

Poloplast erzielte im 50. Jahr ihres Beste-hens neue Umsatzhöhen: Der Anstieg von57,5 auf 66 Mio. Euro entspricht einemWachstum von 15 %.

„Mit einem EBIT von deutlich über 10% der Betriebsleistung fordern wir denWettbewerb“, so Poloplast-Chef GuntramBock. Das Wachstum bei Poloplast schafftauch Arbeitsplätze: 2005 konnten in derProduktion und im Vertrieb 20 neue Mitar-beiter aufgenommen werden.

Das Geschäftsfeld Rohrsysteme konnte2005 rund 8.000 km (dies entspricht derStrecke von Wien-New York) an Rohrenvertreiben. Die lukrativsten Märkte dafürbefinden sich derzeit im Mittleren Osten.Im noch jungen Geschäftsfeld Compoun-ding versucht Poloplast derzeit völlig neueVerfahren und Werkstoffkombinationen zuentwickeln – gemeinsam mit dem Kunst-stoffcluster Oberösterreich und dem Poly-mer-Kompetenzzentrum Leoben.

EU sagt F-Gasen den Kampf an

Vertreter des EU-Parlaments und derMitgliedstaaten haben sich auf eine Ver-ordnung geeinigt, mit der die Verwendungfluorierter Treibhaus-Gase in Produktenstrenger geregelt bzw. verboten wird.Österreich und Dänemark dürfen strenge-re Regeln bis 2012 behalten.

Die neue Verordnung schreibt strengeKontrollen für Kühl-, Lösch- oder Kli-maanlagen vor, um das unbeabsichtigteAustreten durch Lecks sowie bei Altgerä-ten zu unterbinden.

Gemäß der neuen Richtlinie für Autokli-maanlagen sind besonders gefährliche Gasein neuen Autos ab 2011 und in allen Fahr-zeugen ab 2017 verboten. Die Mitgliedstaa-ten müssen die Richtlinie binnen 18 Mona-ten ab dem endgültigen Beschluss - der bisMitte 2006 erwartet wird - umsetzen.

Fluorierte Treibhausgase machen der-zeit etwa 2 % der gesamten Treibhaus-gasemissionen der EU aus. Ohne Maß-nahmen wären diese Emissionen bis2010 um 50 % über dem Niveau von1995. Die nun vereinbarten Regelungenwürden das Niveau dagegen bis 2010 um20 % (gegenüber 1995) senken.

Interlux erreichtneue Umsatzhöhen

Die 1980 als 3-Personen-Unternehmengegründete Interlux Hirsch GmbH hat2005 erstmals einen Umsatz von mehr als20 Mio. Euro erwirtschaftet und ist damiteines der erfolgreichsten heimischenUnternehmen in Sachen Kunststoff undAlu. 51 % des Umsatzes entfielen auf dieGeschäftseinheit „Visuelle Kommunika-tion“", die sich aus Design- und Marken-werkstoffe sowie Displays zusammensetzt.Der Rest wurde im Hochbau umgesetzt –mit Dach- und Wandverglasungen sowieFenster- und Fassadenbauteile. Mittlerwei-le ist fast jedes Stadion in Österreich mitden eigens dafür entwickelten Aluprofilenund Stegplatten von Interlux überdacht.Seit 2004 wurden zudem in Österreich, inDeutschland und in der Schweiz 15.852 m2

Lärmschutzwände von den Interlux-Part-nern verbaut. Harald Bruckmüller,Geschäftsführer der Interlux Hirsch GmbH,rechnet nun für 2006 mit 22 Mio. EuroUmsatz.

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Bock: Erfolg dank schallgedämmter Rohre.

In Reifen werden F-Gase überhaupt verboten.

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Chemie-Industrie für2006 verhalten

Die chemische Industrie in Österreichhat in den ersten drei Quartalen 2005 einUmsatzplus von 5,9 % auf 7,3 Mrd. Euroerwirtschaftet. Trotz hoher Rohstoffpreiseund Energiekosten. Und vor allem dank derExporte, die um 11 % zulegten. 2006 sollein Umsatzplus zwischen 3,5 und 5 %erreicht werden. Fachverbands-ObmannPeter Untersperger spricht „eingedenkeines sehr schwierigen Marktumfeldes“ vonzufriedenstellenden Ergebnissen, welchedie Chemiebranche 2005 einfahren konn-te. Nachdem Grundstoffe und Zwischen-produkte wie Polyethylen und Polypropylenetwa auf historischen Preis-Höchstständennotieren würden, könnten nachgelagerteBereiche diese Preiserhöhungen „bei wei-tem nicht in den Markt hineintragen“.

Profitieren kann die heimische Che-mie-Industrie indessen nach wie vor voneinem sehr guten Exportgeschäft nach

Osteuropa sowie von Zukäufen billigerGrundstoffe aus Asien oder Osteuropa.

Die Warnung, „nicht zur Chemie-Han-delsplattform zu verkommen“, bleibt alsoaufrecht, die Investitionsproblematik ein-gedenk hoher Lohnsteigerungen weiterhinproblematisch: „Eine Kollektivvertrags-Erhöhung um 3 % bedeutet Mehrkostenfür die chemische Industrie von 70 Mio.Euro.“ Eingedenk eines Personalanteilsvon 25 % an den Gesamtkosten bleibenur die Flucht in Richtung Produktivitäts-steigerung – sprich Jobabbau. Summasummarum „kann nur Wachstum die ein-

zige Chance sein gegen den Dauerläufer

Lohnerhöhung“, sagt Untersperger, derden durchschnittlichen Stundenlohneines Schichtarbeiters in Österreich vonderzeit 29 auf 41 Euro im Jahr 2020hochschnellen sieht.

Für 2006 ist Untersperger verhaltenzuversichtlich: Er stellt ein Umsatzplus

zwischen 3,5 und 5 % in Aussicht. Der-zeit würden vor allem in Deutschland dieInvestitionsgüter wieder stärker nachge-fragt, was für 2006 „insgesamt eine posi-tive Grundstimmung erzeugen könnte“.

Gut erholt hat sich der Pharmasektor:Nach einem Tief 2004 konnte die Bran-che 2005 wieder Zuwachsraten über 20% – vor allem durch gestiegene Exportenach Russland und Asien – erzielen. Mit+ 8 % verzeichnet auch die Kunststoffin-

dustrie hohe Zuwächse. Immerhin imPlus bewegten sich auch Industriegase,Grund- und Feinchemikalien, Chemiefa-sern, Kautschukwaren sowie technischeKunststoffteile und Verpackungen. Dage-gen mussten Lacke & Farben, Duftstoffe& Körperpflegemittel sowie der Baubedarfaus Kunststoffen einen Rückgang im Pro-duktionswert hinnehmen.

Zufrieden ist der Fachverband mitREACH. Mit eingebrachten Verbesserun-gen sei „der Spagat zwischen Umwelt-schutz und Wirtschaftlichkeit geglückt“,sagte Untersperger. Ebenso sei mit derÖkostrom-Novelle „der richtige Schritt füreine faire und effiziente Verteilung derFördergelder“ eingeschlagen worden. Anden restlichen politischen Rahmenbedin-gungen findet sich für die Chemie-Indus-trie gleich eine ganze Reihe an Kritikpunk-ten: •Die Wasserrahmenrichtlinie sei in der

derzeitigen Form ein „Anschlag auf denIndustrie-Standort Österreich. Das Ziel,die ursprüngliche Wasserqualität wievor der Besiedlung zu erreichen, ist uto-pisch. Wenn die Richtlinie in der jetzi-gen Form umgesetzt würde, müsstenalle Wasserkraftwerke zurückgebautwerden, was der Idee der nachhaltigumweltfreundlichen Erzeugung vonEnergie und deren Förderung wider-spricht.“ Bedenklich sei insbesondere,dass Berglandgewässer genauso wieFlachlandgewässer behandelt werdensollen. Zudem soll von einem Emis-sionsansatz auf einen Immissionsansatzumgestellt werden, was umfangreicheMessverpflichtungen nach sich ziehenkönnte: „Unternehmen müssen imschlimmsten Fall nun schon ein Jahrvorher mit der Datenerhebung beginnen,bevor überhaupt ein Genehmigungsan-trag für neue Anlagen und Technologiengestellt werden kann.“ Unterspergersagt es noch markanter: „Ein Aktenzei-

chen für jeden Fisch ist für den Wirt-schaftsstandort Österreich mit Sicher-heit kontraproduktiv. Wenn wir uns ver-mehrt darum kümmern, ob bestimmteFischarten bei 25 °C noch neuronal ein-wandfrei funktionieren, gegen 300.000Arbeitslose dagegen ideenlos bleiben,läuft etwas schief.“ Von „Biosensoren“,die der Industrie ihren Wirkungsgradvorschreiben, hält der Fachverbandsob-mann also wenig.

•Hinzu komme der problematische Emis-

sionshandel: „Hier wurde nicht be-rücksichtigt, dass Österreichs Industriebereits die hochwertigsten Anlagen ein-setzt und eine Effizienz-Steigerungdaher so gut wie ausgeschlossen ist.Der CO2-Handel ist letztlich eine Ver-schwendung von Volksvermögen.“ Uminsbesondere KMUs zu entlasten, for-dert der Fachverband, dass Anlagen mitweniger als 50.000 t CO2-Ausstoß vomEmissionshandelsregime ausgenommenwerden. Zudem sollten auch alle ande-ren klimarelevanten Treibhausgaseberücksichtigt werden können – ange-dacht wird eine Art „opt in“, das etwaLachgas mit CO2 gegen rechnen ließ.Und dass auch der Hausbrand und derVerkehr einen „Klima-Beitrag“ zu leistenhaben, bleibe derzeit eine noch unge-hörte Forderung.

•Massive Kritik übt Untersperger aucham allgemeinen Forschungszustand

Österreichs und der Ideenlosigkeit desForschungsrates: „Wir brauchen einePerspektive für die nächsten 20 Jahre,nicht nur für die nächste Legislaturpe-riode. Hinzu kommt, dass Universitäts-Professoren heute keine Zeit mehrhaben, nach draußen zu schnuppern,weil sie primär mit ihrem spärlichenInstituts-Budget beschäftigt sind.“ DieChemie-Industrie Österreichs liegt miteiner Forschungsquote von 3,5 % der-zeit deutlich über der allgemeinen Quotevon 2,5 % in Österreich.

•2006 soll schließlich auch vermehrtgenutzt werden, um die verfehlte Ein-stellung zur Gentechnik sowie das rigo-rose Verbot der Stammzellenforschung

zu überdenken. Mittlerweile hätten imHintergrund bereits zahlreiche Politikerbegriffen, was sie mit überzogenemPopulismus für die heimische Wirtschaftangerichtet hätten. Denn: „Einmal abge-wanderte Forschung kommt nie wieder.

Langfristige F&E-Vision ist Mangelware.

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Page 17: 436 ChemieReport 01 06 fin 12.02.2006 19:29 Uhr Seite 1 … · 2019-04-23 · Mrd. Dollar zugunsten der Japaner ausging. (Würde man sich nicht eine Renaissance der Atomkraft erwarten,

Der Vertrag – Sanochemia-Aufsichts-ratsvorsitzender Werner Frantsits

spricht von einem „Konvolut, das imUmfang den ,Mann ohne Eigenschaften’noch deutlich überbietet“ – sieht vor,dass Avigen das Präparat in Nordamerikaentwickelt und vertreibt. Die im kaliforni-schen Alameda angesiedelte Avigen istebenso wie Sanochemia ein Spezial-Pharmaunternehmen, das sich auf neuro-logische Erkrankungen konzentriert.

Durch die Vereinbarung erwirbt Avigendie Rechte an allen Sanochemia derzeitgehörenden oder von ihr künftig entwi-ckelten Tolperison-Produktvariantensowie Vermarktungs- und Vertriebsrechtein Nordamerika. Sanochemia erhältunmittelbar nach Unterzeichnung eineFixzahlung von 3 Mio. Dollar. WeitereMeilensteinzahlungen wurden vereinbart– „rund ein Drittel des künftigen Umsat-zes werden in die Kassen der Sanoche-mia wandern", so Frantsits. Darüber hi-naus wird Sanochemia das Produkt fürdie Dauer des Vertrages für Avigen her-stellen – fertig verpackt.

Tolperison ist ein Medikament zurBehandlung neuromuskulärer Spasmen.In den 7 größten Pharmamärkten sindrund 30 Mio. Menschen davon betroffen,das Marktvolumen beträgt 2,5 Mrd. Dol-lar/Jahr. Tolperison wirkt sowohl auf dasperiphere Nervensystem als auch im Rü-ckenmark und im Hirnstamm und kannschwere Muskelverkrampfungen gezieltentspannen.

Rund 10 Mio. Euro hat Sanochemiaseit 1998 in die Entwicklung des Wirk-stoffes investiert. „Die Formulierung wur-de ursprünglich in den 1960ern inUngarn entdeckt", so Frantsits, „diedurchschnittlich gleiche Wirkstoffaufnah-me bei allen Patienten ist aber erst unsgelungen". Den einen oder anderen Edel-stein aus der kommunistischen Ära gäbees übrigens noch zu heben, meint Frant-sits: „Man muss nicht immer ein Molekül

vollständig neu synthe-tisieren. Manchmalreicht auch die intelli-gente Veredelungbereits vorhandenerWirkstoffe."

Im Dezember 2004und Mai 2005 hatSanochemia Zulas-sungsanträge für ihreeigenständigen Ent-wicklungen in Deutsch-land und der Schweizgestellt – im Herbst2006 soll es in diesenbeiden Ländern auf denMarkt kommen, wobei„Deutschland als Rap-porteur-Land für dierestliche EU dienensoll". In den USA wurdeTolperison bisher nichtklinisch untersucht oderregistriert. Avigen willes aber bald als Investi-gational New DrugApplication bei der FDAeinreichen.

Der besondere Vorteilvon Tolperison: Es istein alltagstauglichesSchmerzmittel. Bereitsvorliegende klinischeDaten zeigen, dass esnicht sedierend wirktund keine Wechselwirkung mit Alkoholaufweist. Der Wirkstoff besitzt eine hoheAffinität zum Zentralnervensystem: Diehöchsten Konzentrationen werden im Hirn-stamm, im Rückenmark und in peripherenNerven erreicht. Ebenso wie konventionel-le Muskelrelaxantien wirkt diese Verbin-dung nicht direkt auf die Muskulatur son-dern vor allem im Gehirn und Rücken-mark, jedoch ohne bewusstseinstrübendeEffekte. Sanochemia hat zudem eine Prä-senz in Bangalore eröffnet – die Tochter

der Sanochemia Diagnostics Internationalsoll die radiologischen Produkte in Indienvermarkten. Dies ist – nach Peking –bereits die zweite Niederlassung der Sano-chemia im asiatischen Raum. Geplant ist,Sanochemia India auch als Plattform fürdie Akquisition günstiger Rohstoffquellenund Produktionsmöglichkeiten zu nutzen.Für den Vertriebsaufbau wurden strategi-sche Partnerschaften eingegangen. Deroperative Betrieb wird im Frühjahr 2006aufgenommen.

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Werner Frantsits: „Wir haben mit Tolperison ein Schmerzmittel entwickelt,

das alltagstauglich ist: Es macht nicht süchtig und verträgt sich mit Alkohol.

Das erhöht die Chancen bei der FDA dramatisch."

Sanochemia: Rege in den USA und Indien

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Sanochemia hat mit Avigen einen exklusiven Lizenzvertrag für den Wirkstoff Tolperison abgeschlossen. Avigen willihn für Nordamerika weiterentwickeln, bezahlt 3 Mio. Dollar Upfront-Payments und ist an weitere Meilensteinzah-lungen gebunden. In Bangalore entstand zudem die zweite Asien-Niederlassung.

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© 2005 Waters Corporation. Waters, Micromass, NuGenesis, Connections, ACQUITY Ultra Performance LC, ACQUITY UPLC, Alliance, LCT Premier, Quattro Premier, Q-Tof, ZQ, Connections AssetCARE, Connections INSIGHT, Connections AQT, Atlantis, Oasis, Symmetry, Empower, MassLynx und eLab Notebook sind Warenzeichen der Waters Corporation.

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Die Industrie geht soweit, von einemAnschlag auf den Industriestandort Öster-reich zu sprechen. Inwieweit ist deren Kri-tik berechtigt?Zunächst: Wir planen den Umstieg aufeine nachhaltige Nutzung der RessourceWasser in ganz Europa – nicht nur inÖsterreich. Also müsste, wenn überhaupt,auch ganz Europa davon betroffen sein.

Aber haben denn nicht die Mitgliedsstaa-ten der EU einen Ermessens-Spielraumbeim Festsetzen der Grenzwerte?Keineswegs. Zwar wird die WRRLzunächst national umgesetzt. Aber worumes der EU geht, ist ja gerade die Etablie-rung einheitlicher Schutzziele. Es gehtdarum, Wasser als Produktionsmittel über-all in der EU in gleicher Qualität zur Verfü-gung zu stellen. Und dass dabei ganzeFlussläufe als einheitliche – und indivi-

duelle – Wasserkörper untersucht werden,unterstreicht noch einmal den europawei-ten Charakter der Richtlinie. Was spezielldie gefährlichen Stoffe betrifft, so existiertseit 1976 eine entsprechende Liste, die

Österreich mit dem EWR-Beitritt 1994auch übernommen hat. Gerade einmal 4% der Fließgewässer in Österreich über-schreiten die entsprechenden Grenzwertedafür.

WRRL: Chance für ÖsterreichEingedenk heftiger Kritik seitens der chemischen Industrie und der Energieversorger an der Wasserrahmenrichtlinie(WRRL) sprach der Chemie Report mit Wolfgang Stalzer, der im Lebensministerium die Sektion VII (Wasser) leitet. Markus Zwettler

BESONDERS GEFÄHRLICHRund 60 Stoffe sind derzeit für das österreichische Qualitätsziel relevant. Folgende20 sind in Österreich besonders problematisch:

Ammoniak (als NH3-N)

AOX (als Cl)

Arsen

Cadmium

Chlorpyrifos

Cyanid (leicht freisetzbar als CN)

Dibutylzinnverbindungen (Kation)

EDTA (als H4EDTA)

Fluorid

Hexachlorbenzol

Hexachlorbutadien

Kupfer

LAS

Nitrit (als NO2-N)

Nonylphenole

Silber

Tetrabutylzinn

Tributylzinnverbindungen (Kation)

Triphenylzinnverbindungen (Kation)

Zink

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie: Einmal Chance, ein andermal Schreckgespenst für die Chemie-Industrie und E-Wirtschaft.

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Die Industrie befürchtet insbesondereeinen hohen Aufwand durch zusätzlicheMessverpflichtungen, indem von einemEmissions- zu einem Immissionsansatzumgestellt werden soll.Auch diese Befürchtungen sind haltlos.Wir haben bereits seit 1990 mit der dama-ligen Wasserrechtsnovelle einen kombi-nierten Ansatz in Österreich, um eine Min-destgüte für alle Flüsse sicherzustellen.Das heißt, durch diese österreichweiteÜberwachung der Gewässer wurde schondamals ein sinnvolles Planungsinstrumentfür langfristige Güte eingerichtet.

Was blüht denn einem Industriebetrieb,wenn er künftig dafür verantwortlichgemacht wird, einen Immissionsgrenzwertzu überschreiten?Zunächst muss ein entsprechender Nach-weis vorliegen – von wem wird einbestimmter Stoff emittiert? Danach wirdein Maßnahmenprogramm ausgearbeitet,wobei immer noch eine Reihe an Ausnah-mebestimmungen denkbar ist. Um esnoch einmal zu betonen: Alles andere alseine arbeitsplatzfeindliche Haltung wirdvon uns angestrebt. Solche Vorwürfe las-sen wir nicht gelten.

Welche Regionen bzw. wie viele Unter-nehmen sind denn überhaupt maßgeblichbetroffen?Generell wird die Dimension der WRRLdeutlich überschätzt. Das Lobbying derIndustrie wurde hier einfach betrieben,ohne sich wirklich in die Materie zu vertie-fen. Fakt ist: Wir haben Zeit bis 2015, dieBestimmungen umzusetzen, und könnendann immer noch – im Bedarfsfall – bis2027 Ausnahmen erteilen. Summa sum-marum ist die Situation in Österreich gera-de einmal bei fünf Betrieben problema-tisch. Und bei diesen wird laut aktuellemStand der Technik gearbeitet.

Es droht uns also nicht das Abwandernchemischer Großbetriebe in den nächstenJahren?Generell ist die Situation dort kritisch, wo Industriebetriebe entlang von Kleinst-gewässern angesiedelt wurden, also pri-mär im Norden, teilweise im SüdostenÖsterreichs. Das Problem bei den ange-sprochenen Betrieben ist meist eines derzu geringen Verdünnung – ein Problem,das wir binnen zwei Jahrzehnten lösen

werden. Ich bin aber prinzipiell verwun-dert, dass die Industrie so nervös wird.Wenn Sie bedenken, dass in Österreichseit den 1960er-Jahren mehr als 36 Mrd.Euro in die Verbesserung der Wasserqua-lität investiert wurden, bringt die europa-weite Vereinheitlichung uns eigentlicheinen enormen Vorteil. Gerade gegenüberOsteuropa müssen wir uns da nicht ver-stecken. Und noch etwas: Wenn heute in

Osteuropa eine neue Fabrik gebaut wird,müssen sofort alle strengen Auflagenerfüllt werden. Für bestehende Anlagen inÖsterreich können dagegen noch zweiJahrzehnte lang Ausnahmen beanspruchtwerden.

IST-BESTANDDie WRRL verbietet grundsätzlicheine weitere Verschlechterung desGewässerzustandes und fordert bis2015 für alle Gewässer einen„guten Zustand“. Dieser wird einer-seits durch Schad-, Schmutz- oderNährstoffeinträge, andererseitsdurch hydromorphologische Eingrif-fe beeinflusst. In Österreich wurdezwecks Erhebung des Ist-Bestandsein 11.488 km langes Gewässer-netz analysiert. 8.900 km davonentsprechen der allgemein che-misch-physikalischen Zielvorgabedes „guten Zustandes“. Bezogen aufdie chemischen Schadstoffe gilt diessogar für 10.276 km.

AUSWIRKUNGEN AUF DIE WASSERKRAFT

Die TU Graz beziffert die möglichenAuswirkungen auf Österreichs Was-serkraftnutzung mit Erzeugungsver-lusten zwischen 2 und 7 %. Für dieErrichtung von Fischaufstiegen unddie Anbindung von Nebengewässernsind bei der Kleinwasserkraft bis2027 Investitionen von 90 Mio.Euro, bei der Großwasserkraft von144 Mio. Euro zu erwarten. Bei denmeisten Speicherkraftwerken ist derVerlust hochwertigen Spitzenstromszu befürchten.

Wolfgang Stalzer: „Wir agieren alles andere als arbeitsplatzfeindlich.“

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Die Degussa nahm im Herbst 2005 eine Wertberichtigung auf ihre Feinchemieaktivitäten in Höhe von 836 Mio. Eurovor und geriet damit in die Verlustzone. Degussa CEE-Chef Helmut Wipfler erläutert die Situation in Österreich.

Markus Zwettler

Ein wenig zufriedenstellendes Feinchemie-Geschäft – was bedeutet das für dieDegussa in Österreich?Eines gleich vorweg: Degussa ist ein gesun-des Unternehmen. Das Ergebnis der Degus-sa vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug2005 nach den ersten drei Quartalen 738Mio. Euro und war damit höher als im Ver-gleichszeitraum des Vorjahres. Diese Wert-berichtigung ist eine einmalige Maßnahme,um die Bilanzwerte der Marktrealität anzu-passen. Die Feinchemie arbeitet in Europaunter Wettbewerbsbedingungen, die sich inden letzten Jahren sukzessive verschärfthaben. Die Konkurrenz aus Asien, im spe-ziellen aus China und Indien, ist sehr starkgeworden, das hat zu einem signifikantenRückgang der erzielbaren Preise geführt. Mitder Wertberichtigung wurde dieses Problembilanziell bereinigt. Gleichzeitig unternimmtdie Degussa große Anstrengungen, um dasFeinchemiegeschäft nach klaren strategi-schen Vorgaben zu strukturieren und durchgezielte Investitionen zu stärken.Auf die Degussa CEE in Österreich hat dasderzeit keine Auswirkungen. Allerdingshaben wir die harte Konkurrenz aus Chinabereits zu spüren bekommen und musstenbereits 2004 eine Anlage in unserem WerkWeißenstein schließen, da wir mit dem chi-nesischen Preisniveau trotz aller Anstren-gungen nicht mehr mithalten konnten.

Welche Geschäftbereiche der Degussa sindin Österreich vertreten?Es sind dies die Bauchemie mit der DegussaConstruction Chemicals Austria GmbH inKrieglach und der Liquiment Linz GmbH,weiters der Bereich „Advanced Polymer Sha-pes“ mit der Parachemie GmbH in Gramat-neusiedl und der Inspec Fibres GmbH inLenzing sowie der Bereich „Building Blocks“mit der Degussa CEE GmbH in Wien undWeißenstein. Darüber hinaus produzierenwir im Rahmen des Jointventures „Aktivsau-erstoff GmbH“ Natriumperborat und Natri-

umpercarbonat für den Bereich „Waschmit-telrohstoffe“. Als Degussa CEE in Wien sindwir vertrieblich auf vier Geschäftsfelder kon-zentriert: Dazu gehören Methacrylate (dieBasis für Kunstharze), die pyrogene Kiesel-säure Aerosil (veredelte Si02-Varianten, dieetwa als Verdickungsmittel für Lacke oderZahnpasta eingesetzt werden), BuildingBlocks (Zwischenprodukte und Synthese-bausteine inklusive Wasserstoffperoxid)sowie Futtermitteladditive (Aminosäuren).Sie merken schon – Degussa ist als Spezi-alchemie-Unternehmen ein „Tausendfüß-ler“ und den unterschiedlichen Anforderun-gen des Geschäfts entsprechend extremdezentral positioniert.

Degussas Feinchemie unter Druck

1999 fusionierte die Degussa mitder VEBA-Tochter Hüls zur Degussa-Hüls AG in Frankfurt. Im Zuge derVerschmelzung von VEBA und VIAGzur E.ON AG wurde die Degussa-Hüls 2001 mit der VIAG-TochterSKW Trostberg vereint und bildetseitdem die neue Degussa AG inDüsseldorf. Bis zum Sommer solldie Degussa zur Gänze im Eigentumder RAG AG aufgehen, welche dieAnteile der E.ON übernehmen undgleichzeitig die Bauchemie-Sparteverkaufen will.

Degussa steht für ein aufregendes Stück deutscher Industriegeschichte. In Österreich ging man mitunter mit

Vorläufern der heutigen Brenntag AG ein Stück des Weges.

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Stichwort „Spezialchemie“ – was verste-hen Sie eigentlich darunter?Im Gegensatz zur Feinchemie, die sich mitder Herstellung komplexer organischerMoleküle in kleinen bis mittleren Tonnagenbeschäftigt, ist die Spezialchemie an denWirkungen ihrer Produkte interessiert undentwickelt maßgeschneiderte Substanzenfür die verschiedensten Anwendungen,vom Betonzusatzmittel bis zum „HighChem“-Lippenstift. Diese „Magic Ingre-dients“ müssen keine komplizierten Mole-küle sein, aber sie verfügen über sehr spe-

zifische Eigenschaften. Dieskommt auch in unseremAnspruch „Creating Essen-tials“ zum Ausdruck.Als Beispiel möchte ichunsere Kieselsäuren anfüh-ren, chemisch relativ einfa-che Substanzen. Aber wir

können ihnen verschie-denste Eigenschaftenverleihen, etwa, was dieGröße der inneren Ober-fläche betrifft oder ob siehydrophil oder hydro-phob sein sollen.

Eigentlich verkaufenwir damit in ersterLinie weniger eineChemikalie als viel-mehr spezifischephysikalische Eigen-schaften.

Die Degussa CEE in Wien ist auch die Ost-europa-Plattform der Degussa – wie ent-wickelt sich das Osteuropa-Business?Prinzipiell ist für viele unserer Magic Ingre-dients in diesen Ländern der Markt nochnicht reif. Allerdings entstehen derzeit zahl-reiche neue Produktionskapazitäten etwain der Auto- und Reifenindustrie, wo wirsehr gut zuliefern können. Zudem entdecktdie Bevölkerung in Osteuropa ebenso dieVorzüge von Superadsorbern (in Form vonWegwerfwindeln), wir punkten aber auchals Zulieferer von Produzenten von Consu-mer Goods (das reicht vom Heißsiegellackfür den Joghurtbecher bis zu Waschmit-teln) sowie bei Farben und Lacken (etwafür Straßenmarkierungen).

Wie hoch ist der Umsatz, den sie in Osteu-ropa damit erzielen?Der Gesamtkonzern hat im letzten Jahr in derCEE-Region die 400 Mio. Euro Grenze über-sprungen. Die erzielten Wachstumsraten sindsehr erfreulich und wir rechnen auch 2006wieder mit rund 20 % Wachstum für unsereProdukte in dieser Region.

Die größten Umsatzbringer aus Österreichkommen aus Kärnten?Ja, das sind eindeutig die rund 20.000 tWasserstoffperoxid, die nicht nur in derPapier- und Textilindustrie eingesetzt wer-den: Die Anwendungen reichen vonUmweltschutz-Maßnahmen (H2O2 wäschtauch Abwässer exzellent aus) bis hin zurDesinfektion von Tetrapackfolien. Speziellim Zellstoffbereich haben wir durch dengesetzlich notwendigen Ersatz von Chlorprofitieren können.

Nachdem REACH für die Industrie ineinem vertretbaren Ausmaß umgesetztwurde – wo sehen Sie jetzt die größtenHürden der Chemie-Industrie?Energiekosten werden immer eindringlicherzum Problem, das Erdgas- und Strompreis-niveau führt immer mehr dazu, dass dieIndustrie großteils wieder auf eigene Erzeu-gung umstellen wird. Und hier kann mandann nur hoffen, dass der Emissionshandelkünftig vernünftige Ausnahmen für dieIndustrie vorsieht.

SPEZIALITÄTEN STATT FEINCHEMIKALIEN:

Degussa versucht heute weg von derFeinchemikalie hin zur Spezialität zufinden. Dabei sind weniger Komplex-verbindungen mit Kleinstmärkten, son-dern vielmehr die Veredelung vonOberflächenstrukturen mit cleverenKunstgriffen angesagt.

Kleine Carbon Black-Aggregate in einer Kautschuk-Matrix: Die Russ-Produktion ist ein wesentliches

Standbein der Degussa.

High-Chem Lippenstift: Keine

sehr komplizierte Chemikalie

– aber very special.

Degussa CEE-Chef Helmut Wipfler: „Unsere

Magic Ingredients erobern Hand in Hand mit neu-

en Produktionskapazitäten den ost- und zentral-

europäischen Raum.“

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Borealis stärkt den Standort ÖsterreichBorealis übersiedelt sein Headquarter von Dänemark nach Österreich. Generell soll die Forschung noch weiter ausgebaut werden – ob ein Forschungszentrum in Wien folgen könnte, steht noch in den Sternen. Hannes Stieger

Seit Dezember ist es fix: Der Kunst-stoffkonzern Borealis verlegt seine

Konzernzentrale nach Wien. Das Unter-nehmen will 2006 die Mengen an produ-ziertem Polypropylen und Polyethylensteigern und – diese Mengen auch in denMarkt bringen.

Hintergrund der Konzernsitzverlegungist die Umschichtung der Unternehmens-anteile im Herbst vorigen Jahres. Nachdem Ausstieg von Statoil im Oktober2005 gehört der zweitgrößte Kunststoff-produzent Europas der OMV und IPIC.Der OMV Anteil beträgt 35 %, IPIC (Inter-national Petroleum Investment Company)hält 65 %. Der Deal war in Summe 920Mio. Euro wert.

Damit sind die Synergien zwischenOMV und Borealis besiegelt. Borealis ver-arbeitet rund 85 % der von der OMVerzeugten Petrochemieprodukte und istdamit größter Kunde der beiden OMVRaffinerien in Schwechat und Burghau-sen (Deutschland). Borealis ist einer derweltweit führenden Hersteller von hoch-qualitativen Polyolefinen. Der Konzernproduziert Polyethylen und Polypropylen– insgesamt rund 3,5 Mio. t/Jahr.

„Den operativen Betrieb soll das neueHeadquarter Mitte 2006 aufnehmen“, soThomas Abel, CE-Vorstand von Borealis.Insgesamt sollen dort 50 Personenbeschäftigt werden, man suche derzeitPersonal „vor allem in den BereichenFinanz, Controlling und Administration“.Noch ist die Standortentscheidung inner-halb Wiens nicht gefallen, kolportiertwerden Büros am Wienerberg oder inUNO-City-Nähe.

Borealis ist Europas zweitgrößter undweltweit der sechstgrößte Hersteller vonKunststoffen. In Österreich wurde zuletzteine Milliarde der insgesamt 4,6 Mrd.Euro Umsatz getätigt (Zahlen 2004).700 der weltweit 4.500 Mitarbeiterarbeiten in Österreich. Erst 1997 wurdeim Zuge des Zusammengehens der OMV-Tochter Petrochemie Danubia mit Borea-

lis der Firmensitz vonÖsterreich nach Däne-mark verlegt – nun kommter wieder zurück. „Opera-tiv wird sich dadurchnichts verändern“, soAbel. Zuallererst bedeutedie neue Zentrale Ent-wicklungschancen für dieeigenen Mitarbeiter, bevorPersonal mit „internatio-nalem Background“gesucht werde.

„Im Vorjahr haben wirunsere Investitionen ineine erhöhte Kunststoff-produktion abgeschlos-sen. Wir können in Öster-reich nun 230.000 tmehr produzieren“, führtAbel aus. „2006 sollendiese Mengen auch in denMarkt gebracht werden".Das Verhältnis der Poly-propylen-Produktion zuder Herstellung von Poly-ethylen betrage dabeirund 50:50. Auch inter-national wird expandiert. Im Herbst desVorjahres wurden zwei Großinvestitionenim skandinavischen Raum mit einemGesamtvolumen von über 100 Mio. Eurobekannt gegeben. Am finnischen StandortPorvoo werden bis Anfang 2007 rund 60Mio. Euro in die Erweiterung der BereichePhenole und Aromate investiert. Phenolesind als Vorstufe für Polycarbonat starkgefragt – letzteres findet als Werkstoff fürCDs, DVDs und in der ElektronikindustrieVerwendung. Am schwedischen StandortStenungsund wiederum wird dank derhohen Nachfrage der Kabel- und Lei-tungsindustrie die Kapazität zur Herstel-lung von vernetztem Polyethylenerweitert. Borealis hat nun Produktions-und Compoundanlagen in Belgien, Brasi-lien, Deutschland, Finnland, Italien, Nor-wegen, Österreich, Schweden, den USA

und den Vereinigten Arabischen Emiraten.Ein großes Thema bleiben die Ölpreise.„Diese haben selbstverständlich großenEinfluss auf die Kunststoffpreise. Diesbedeutet nicht nur eine große He-rausforderung für die Produktion, sondernauch für die Weiterverarbeitung“, soAbel. Bei Borealis zeigte sich im letztenQuartal der stark gestiegene Ölpreis inForm eines Margenverfalls. Der Drucksteigender Ölpreise beeinflusst nämlichdirekt und indirekt die Kosten für Roh-stoffe, Transport und Gebrauchsgüter. InVerbindung mit den zuletzt niedrigen Ole-finpreisen hat dies zu einem historischenTief der Crackermargen geführt, das nurteils durch höhere Polyolefin-Preise abge-fangen werden konnte. Der Nettogewinnsank im dritten Quartal auf 40 Mio. Euro,der Umsatz stieg leicht auf 1,23 Mrd.

Thomas Abel: „Neues Headquarter in Wien nimmt Mitte 2006 Betrieb auf.”

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Euro. Doch der Trend drehte sich undlässt für das letzte Quartal im Geschäfts-jahr 2005 gute Zahlen erahnen. Ein-schnitte werden hier und dort aber not-wendig sein. So soll eine High-Density-Polyethylen-Anlage in Norwegen miteiner Jahreskapazität von 110.000 Ton-nen geschlossen werden. Die Anlage ver-zeichnete in den letzten Jahren Verlusteund war die am wenigsten wettbewerbs-fähige Produktion innerhalb der Unter-nehmensgruppe.

Kurzfristig gesehen, so Abel, würdenstabile Rohstoffpreise das bessere Szena-rio darstellen. „Aber mit wachsendenRohstoffpreisen steigt auch der Wert desKunststoffes, wovon Borealis wiederumlangfristig profitiert.“ Die Forschung kon-

zentriere sich dabei auf festere und leich-tere Kunststoffe – diese würden denMaterialverbrauch und die Transport-kosten reduzieren. Den Ölpreis selbst ver-folgt Borealis genau, verlässt sich in derPrognose aber auf Experten. „Selbstwagen wir keine Voraussagen zu treffen.Fest steht – der Ölpreis dürfte sich aufeinem hohen Niveau einpendeln. Ob die-ses Niveau aber bei 40 oder 100 Dollarliegt, wird sich erst weisen.“ WoraufBorealis große Stücke hält, ist die hausei-gene Forschung. „Die Forschung und Ent-wicklung wollen wir sogar noch weiterausbauen“, so Abel. Forschungszentrengibt es derzeit in Finnland, Norwegen,Schweden, aber auch in Österreich(Linz). „Derzeit sind 10 % aller Mitarbei-

ter im Bereich F&E tätig", so Abel. Welt-weit sind es somit 450 Personen, die fürBorealis forschen – in Österreich sind es70 der 700 Mitarbeiter. Den Anteil desF&E-Budgets am Umsatz will Abel abernicht quantifizieren.

Mit der Verlegung der Konzernzentralewird auch die Errichtung eines Forschungs-zentrums in Wien kolportiert. Wo diese neueForschungsstätte – und ob überhaupt inÖsterreich – für den Bereich Polyethylen undPolypropylen letztendlich stehen wird, sollsich bald entscheiden. Abel will dazu jedochnoch keinen Kommentar abgeben – so wieauch zu einem geplanten Börsegang vonBorealis, der langfristig jedoch sicher einThema ist. Zuletzt hieß es, der Börsegangwerde „in fünf bis sechs Jahren“ erfolgen.

Anton Paar wendet sich den Zukunftsmärkten zu

Ab 1. Jänner 2006 sorgt Alenka Knavsals Niederlassungsleiterin in Laibach

mit ihrem Team dafür, dass Anton Paar sei-ne Kunden in Slowenien, Kroatien sowieBosnien und Herzegowina bestens betreu-en kann. In Prag ist es Karel Voldrich, derdem Vertrieb für Tschechien und die Slowa-kei vorsteht. Produktspezialisten garantie-ren für beste Applikationsunterstützung;eine schnelle Reaktion und ein direkterSupport sind nunmehr leicht zu realisieren.Mit Vorführ- und Ersatzgeräten vor Ort sindServiceleistungen in überzeugender Qua-lität eine Selbstverständlichkeit.

Michael Ringhofer, Sales Manager Cen-tral Europe, schaut der intensiven Bearbei-tung dieser Zukunftsmärkte mit Zuversichtentgegen: „Mit der Aufnahme in die EUsind Handelsschranken gefallen, es gibtkeine Zölle und Einfuhrbeschränkungenmehr. Behördliche Genehmigungen sindleichter zu erhalten. Wir können uns vollauf diese Märkte konzentrieren – das

Potenzial ist gewaltig.“ Im Bereich der Ana-lysengeräte ist Anton Paar mit der Strate-gie, eigene Zweigniederlassungen in denNachbarländern und neuen EU-Mitglieds-staaten zu errichten, ein Vorreiter. „Es gehtnicht um billiges Produzieren, sondern umden Verkauf der in Graz hergestellten Präzi-sionsinstrumente. Das Interesse an derarti-gen Qualitätsprodukten ist groß. Die Wirt-schaftsentwicklung in diesen Ländernerlaubt positive Prognosen“, so MichaelRinghofer, der durch großen persönlichenEinsatz die modernen Büros in jeweils zen-traler Lage nach nur dreimonatiger Vorbe-reitungszeit eröffnen konnte.

Seit Jahreswechsel ist Anton Paar mit je einem Vertriebsbüro in Laibach undin Prag vertreten. Mit diesen neuen Zweigniederlassungen in Slowenien undTschechien ist der direkte Support und eine optimale Applikationsunterstüt-zung für Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie für Tsche-chien und die Slowakei garantiert.

Alenka Knavs

Die neuen Anton Paar Niederlassungen und ihre Leiter:

DI Alenka KnavsAnton Paar Podruznica LjubljanaTbilisijska 57 b, 1000 Ljubljana, SLOVENIATel.:+386 1 423 4005Mobile: +386 (0)40 423 337Fax: +386 1 423 [email protected]

DI Karel VoldrichAnton Paar Gmbh, organizacní slozkaBelohorská 85, 16900 Praha 6, CZECH REPUBLICTel.: +420 [email protected]

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Page 25: 436 ChemieReport 01 06 fin 12.02.2006 19:29 Uhr Seite 1 … · 2019-04-23 · Mrd. Dollar zugunsten der Japaner ausging. (Würde man sich nicht eine Renaissance der Atomkraft erwarten,

Österreichs Ober-Mikrobiologe Hermann Katinger – undModerator des „Innoforum 2006“ – erinnert an die Zeiten nachdem Weltkrieg, als Penicillin wie eine regelrechte „Wunderdroge“gehandelt wurde. Und wie aus einer Brauerei in Tirol – die heutigeSandoz in Kundl – schließlich die größte Antibiotika-Herstellungder Welt wurde. „Nur dank einer kontinuierlichen Optimierungder Prozesstechnik konnte aus einer Kostbarkeit eine Commoditywerden“, sagt Katinger. Produktionsstämme wurden verändert, Fer-mentationsverfahren verbessert.

Längst habe sich aber die Sicherheit vor die Effizienz in der Phar-maproduktion gestellt. „Eine Zeitlang war der Chef in Kundl stol-zer auf seine Kläranlage als auf die Penicillin-Produktion“, erinnertsich Katinger. Und spätestens seitdem „man den Pharmaproduktenden tierischen Nährboden entzogen hat“ und „als letzten Schrei dieonkogen transformierte Master Cell Bank verwendet“, würden ins-besondere die Kosten für Virentests ausufern: „Und spätestensdann, wenn Sie bei der Produktion einer Zell-Linie vier Mal einen

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Die nächsten Hausaufgaben für die Pharmaproduktion

Das Ende Jänner von den Anlagenbau-Profis VTU Engineering, UTG und Ortner Reinraumtechnik veranstaltete „Innoforum 2006“ zeigte die Trends für das Pharma-Business auf: Produktion in qualifizierten Kernbereichen, integrierende Manufacturing Execution Systems (MES) und Simulationen in der Prozessentwicklung. Markus Zwettler

Johannes Khinast: „Wir müssen uns vom Trial & Error in der Pharmaforschung

verabschieden!“

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ltZELLBANKEN:

Die Herstellung von Biopharmazeutika erfolgt überwiegend inprokaryonten oder eukaryonten Zellen. Nicht nur der Herstel-lungsprozess für diese Produkte muss unter Einhaltung der ent-sprechenden Richtlinien erfolgen, bereits die Produktion undCharakterisierung der für die Herstellung benutzten Zellen istTeil dieses Prozesses. In den meisten Fällen handelt es sich beiden Zellen für die Herstellung von Biopharmazeutika um Klone,die ein entsprechendes Expressionssystem für die Produktioneines rekombinanten Produktes beinhalten. Um eine langfristigeProduktion gleichbleibender Qualität für ein derartiges rekombi-nantes Produkt, in der Regel ein Protein, sicherstellen zu kön-nen, werden Zellbanken hergestellt.

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Virentest à 50.000 Dollar durchführen müssen, bei der erwiesener-maßen keine Viren Einzug halten können, beginnen Sie an über-kommenen Strukturen zu zweifeln.“

Kernbereiche. Was also tun? Johannes Mumelter, Reinraumpro-fi bei VTU Engineering, rät zum Konzept des Kernbereiches undempfiehlt, „Ballast abzuwerfen“. Und meint Folgendes damit:„Denken Sie etwa an die Lüftung eines Reinraumes. Hier sind Qua-lifizierungen bei einer Vielzahl an vor- und nachgelagerten Anlagendenkbar – beim Vorfilter, der Zu- und Abluftmischung, den Heiz-und Kühlelementen, dem Gebläse, dem Schalldämpfer, dem Vorfil-ter des Hepafilters, der Befeuchtung. Aber: Nicht unbedingt not-wendig.“ Messwerte müssen eingehalten werden, nicht unbedingtInstallationen von A-Z überprüft werden.

Mumelter sagt es noch eindringlicher: „Müssen Sie Rechenschaftdarüber ablegen, wenn Ihr Gebäudeleitsystem ausfällt, Ihre Rein-räume davon aber nicht betroffen sind?“ Eine Trennung von tat-sächlichen Reinraumanforderungen und davon unabhängiger Gerä-te sei daher höchst angeraten.

Und dafür bietet Mumelter das Konzept des Kernbereichs: „Einevon der Gebäudeleittechnik unabhängige Online-Aufzeichnungund -Alarmierung konzentriert sich dabei auf das wirklich Wesent-liche: Auf Druck, Temperatur, Feuchte, Luftgeschwindigkeit undPartikel. Entsprechend der jeweiligen Reinraumklasse werden inFolge die Alarmgrenzen für diese Parameter definiert. Und daswar’s.“

IT-Integration. Neben dem schlanken Monitoring der Rein-raum-Produktion bietet sich vor allem die Weiterentwicklung desManufacturing Execution Systems (MES) an. Und das meint, wieMichael Henter von Lang und Peitler Automation erklärt, „Vorga-ben und Kontrollen des IT-Systems über die gesamte Produktions-leitebene hinweg auszurollen“. Also den Materialfluss verfolgen, andas Labor andocken, mit der Instandhaltung kommunizieren, Ver-

packung und Lager betreuen. „Bis in die 1990er herrschten ERP-und MES-Systeme sowie Prozessleitebenen nahezu vollständig von-einander unabhängig. Erst mit dem durchgängigen Einsatz vonStandard-Rechnern wurde eine einheitliche Basisautomatisierungmöglich, die über alle Ebenen hinweg einen Informationsflusserlaubt.“ Und genau diese vertikale Integration ist es, die in der Phar-maproduktion zeitraubende manuelle Tätigkeiten eliminieren hilftund durch eine flexible Produktionsplanung, eine beschleunigteReaktion auf Kundenwünsche ermöglicht.

Als Muss ist dabei heute anzusehen: • Die zentrale Datenhaltung.• Das parallele Arbeiten in Produktion und Labor.• Eine zeitnahe Übertragung von Materialeigenschaften an die

nächste Herstellungsstufe.• Ein paralleler Material-, Informations- und Probenfluss bei

Batch Record Review.• Eine Bewertung von Abweichungen bereits während der Pro-

duktion.• Der Einsatz von Barcodes und RFID.

Weitere Innovationen:• Johann Harer von Roche Diagnostics sieht den

Erfolgsfaktor für eine effektive Qualifizierung darin

begründet, dass Informationen und Wissen auf allen

Ebenen eines Unternehmens verstanden und durchge-

schleust werden.

• Auf Basis des am Fraunhofer IPA entwickelten fluo-

reszenzoptischen Prüfverfahrens können Biokontami-

nationen in situ auf technischen Oberflächen erfasst

und erkannt werden. Durch entsprechend angepasste

gerätetechnische Lösung können diese Biokontamina-

tionen schnell erfasst und durch gezielte Maßnahmen

reduziert werden.

• Das Beschichtungssystem „Poliseal“ der Münchner

Poligrat hat positive Auswirkungen auf Qualität und

Lebensdauer von Produkten, Herstellkosten und Reini-

gungsverhalten.

• Eine Innovation aus dem Bereich der Maschinenher-

stellung brachte Udo Werner von der MBS-Maschinen-

BeratungsService ein. Durch die gemeinsam mit Ort-

ner entwickelten automatischen Desinfektionsverfah-

ren stellte er neue Möglichkeiten für die Desinfektion

von Geräten und ganzen Räumen für die Medizin- und

Pharmatechnik vor.

• Die LED-Beleuchtung wurde von Erwin Baumgartner

von der Lumitech Produktion und Entwicklung GmbH

als neue Möglichkeit zur Verbesserung von Lichtlösun-

gen in der gesamten Reinraumtechnik und speziell für

die Pharmabranche vorgestellt.

Hermann Katinger empfiehlt: „Verraten Sie dem FWF nicht, dass Ihr Projekt auch

brauchbar ist – dann haben Sie vielleicht eine Chance...“

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Die Chargendurchlaufzeiten und der Personaleinsatz können sodeutlich verringert werden, indem – analog zur Master Cell Bank –ein Master Batch Record die exakten Herstellvorschriften definiert,das in Folge ein elektronisches Herstellprotokoll zu überwachen weiß.Simulation. Optimierte Pharmaproduktion geht schließlich Handin Hand mit einer effektiven Prozessentwicklung. Johannes Khi-nast, seit 1997 an der Rutgers University in New Jersey tätig undMitglied des weltweit ersten Zentrums für Pharmazeutisches Engi-neering, will ein solches Exzellenzzentrum auch in Europa aufzie-hen. Genauer: Mit EU-Geldern. In Österreich. An der TU Graz.

Und es ist ein Vergnügen, dem Professor zuzuhören. „Die Erwar-tung einer rapiden Beschleunigung in der Pharmaentwicklung hatsich trotz einer Reihe fundamentaler technologischer Durchbrüchenicht erfüllt“, sagt er. Trotz Komplettierung des Human GenomeProjects, trotz Fortschritten in der Proteomik, der Genomik, in derBioinformatik, der Toxikologie, der molekularen Biologie, derGenetik. Trotz einem Jahrzehnt High-Throughput-Screening undCombinatorial Chemistry. „Im Gegenteil: Die klinischen Phasenwurden noch teurer, seit 1995 hat sich die Neuzulassung an Wirk-stoffen halbiert, Orphan Drugs und viele aktive Wirkstoffe werdennicht mehr weiter entwickelt.“ Kurz: Die Fortschritte können nichtunmittelbar auf den Markt projiziert werden.

Warum ist dem so? „Es hat mehrere Gründe: Zum einen sindneue Wirkstoffe komplexere Moleküle als früher, deren Eigenschaf-ten immer schwerer vorauszusagen sind. Sie sind auch wesentlichaktiver und selektiver, unlöslich und instabiler, haben ungünstigePartikeleigenschaften und benötigen ein Targeted Delivery. Zum

anderen spiegeln Tierversuche die menschlichen Verhältnisse immerweniger wider.“ Und eben deshalb würden immer mehr Substanzenin Phase II oder III scheitern, da sie sich als toxisch oder inaktiv he-rausstellen.

Die Lösung? „Wir müssen weg vom Trial & Error in der Phar-maforschung. Die pharmazeutische Produktentwicklung ist heutezu einem Gutteil immer noch more art than science – die Charakte-risierung vieler Prozesse und Materialien ist völlig ungenügend.Intelligente Medikamente sind aber ohne eine bessere Produktent-wicklung nicht möglich.“ Ein Verstehen von Prozessen! ruft er also,spricht von Quality by Design! und erklärt uns damit jenen Ansatz,den die FDA seit 2002 unter dem Titel Process Analytical Techno-logy (PAT) forciert.

„Was wir brauchen, das sind sehr genaue Online-Messverfahren– derzeit sind vor allem spektroskopische wie NIR, IR, Raman, LIFund die Röntgen-Diffraktion en vogue –, die Hand in Hand gehenmit sehr genauen Prozessmodellen. Erst letztere erlauben das Ver-ständnis komplexer Prozesse wie die Granulierung, das Mischenoder Kristallisationen. Modelle und Simulationen sorgen zudem fürein noch schnelleres Scaleup und überaus flexible Produktionen.“

Insgesamt will Khinast nicht mehr und nicht weniger als die„gesamte Vielschichtigkeit verstehen“: Im Nanobereich, auf mole-kularer Ebene und im Molekül-Cluster, bei Partikeln und Filmen,als Pillen, schließlich als Prozesseinheiten in der Pharmaproduktion,als ganze Fabriken und endlich als ein Unternehmen, das sich vonder Mikro-Ebene zu den Makro-Dollars wissenschaftlich benimmt.Katalysatoren und Moleküle werden so womöglich bald nicht mehrnur vermessen, sondern in ihren Eigenschaften völlig vorgegeben.

Die Veranstalter des Innoforums

Das Leistungsspektrum der Villacher Ortner Reinraum-

technik umfasst die Planung, Produktion und Installa-

tion intelligenter Lager- und Transportsysteme, die Kon-

zeptionierung sowie den Bau von Reinraumkomponen-

ten. www.ortner-group.at

VTU-Engineering ist ein Grazer Anlagenbauer mit dem

Fokus auf der Planung von Prozessanlagen für die Bran-

chen Pharmazie, Biotechnologie, Chemie und Umwelt-

technik. Für die Pharmaindustrie werden zusätzlich

Qualifizierungsdienstleistungen gemäß cGMP durchge-

führt. www.vtu.com

Auf mehr als 20 Jahre Erfahrung im Anlagenbau in den

Branchen Papier und Zellstoff, pharmazeutische und

chemische Industrie kann UTG Universaltechnik-Maier

Industrieanlagenbau zurückgreifen. Das Leistungsspek-

trum erstreckt sich dabei von der Projektierung über die

Detailplanung bis hin zur Inbetriebnahme und Installa-

tion fertiger Anlagen. www.utg.at

Johannes Mumelter empfiehlt die Konzentration auf das Wesentliche.

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Prädiktive Gen-Diagnostik gefordert

In Österreich erkranken jährlich 5.000 Menschen an Dickdarm-krebs, 5-10 % davon sind erblich vorbelastet. Letztere könnte dieprädiktive Gen-Diagnostik (PGD) identifizieren. Dadurch könntengesunde Familienmitglieder von aufwändigen Vorsorgeuntersu-chungen ausgeschlossen werden.

Bei Familienangehörigen, bei denen dagegen eine Mutation imErbgut gefunden wird, liegt die Wahrscheinlichkeit für einDickdarm-Karzinom bei 80 %. Bei ihnen könnten regelmäßigereVorsorgeuntersuchungen angeraten werden. In Deutschland, derSchweiz und in den Niederlanden werden Gen-Analysen bereitsgenutzt. „Wir fordern, dass Österreich nachzieht", so Michael Krai-ner vom AKH Wien. Allerdings kann es sehr lange dauern, bis einErgebnis vorliegt: Wegen der aufwändigen Prozedur und noch feh-lender Organisationsstruktur müssen die Betroffenen zwei Monatebis zwei Jahre darauf warten. Auch die Finanzierung ist noch nichtgeregelt. „Es wird noch verhandelt", erläutert Judith Karner-Hanusch, Leiterin der Allgemeinchirurgischen Ambulanz am AKHWien. Sie spricht von unzähligen Briefwechseln und langsamenbürokratischen Mühlen.

Erblich nicht vorbelasteten Menschen würden durch die PGDviele Darmspiegelungen erspart. Das verursacht natürlich auchweniger Kosten. Krainer rechnet vor, dass ein PGD-Test bis zu14.000 Euro einsparen kann. „In einem weiteren Schritt streben wiran, das Mutationsspektrum von Zentraleuropa herauszufinden."

Neue Antibiotikaforschung in Wien2006 beginnt erfolgreich für den Biotech-Standort Wien: San-

doz hat mit einer internationalen Investorengruppe die NabrivaTherapeutics Foschungs GmbH gegründet. Nabriva resultiert ausder Ausgliederung des in Wien ansässigen „Antibiotic ResearchInstitute" (ABRI), einem Forschungsbereich der Sandoz. DieserSpin-off wird durch eine Gruppe von Venture-Capital-Fonds unterder Führung von Nomura Phase4 Ventures finanziert. In einerersten Runde wird das neue Unternehmen mit 42 Mio. Euro ausge-stattet. Als Grundlagenforschungsinstitut von Sandoz hat sich dasABRI auf die Entwicklung neuer antibakterieller Wirkstoffe spezia-lisiert. Nabriva wird sich weiter mit der Entwicklung von Antibioti-ka zur Behandlung von ambulant erworbenen Infektionen undKrankenhausinfektionen befassen.

Pelias: Start-up im Intercell-SchattenIntercell hat eine exklusive Lizenzvereinbarung mit der Pelias AG

auf dem Gebiet der nosokomialen Infektionen getroffen und diese –neben Kapital&Wert – mit entsprechendem Startkapital ausgestat-tet. Pelias erhält dadurch Zugang zu bestimmten Antigenen, diedurch Intercells Antigen-Identifikationsprogramm identifiziertwurden und auf wichtige Pathogene von Krankenhausinfektionenabzielen. Mit der Lizenz werden auch bestimmte frühe präklinischeProduktkandidaten im Bereich der hospitalen Infektionen vonIntercell an Pelias transferiert. Im Gegenzug wird Intercell eine Vo-rauszahlung sowie später auch Lizenzzahlungen auf künftige Pro-duktverkäufe erhalten.

Insgesamt verfügt Pelias bereits im Gründungsstadium über dreiProjekte, die einen wesentlichen Teil der relevanten krankheitserre-genden Keime in Krankenhäusern abdecken: Pseudomonas, Kleb-siella und Enterococcus. Das Pseudomonas-Projekt, das in Phase IIerfolgversprechende Wirksamkeitsnachweise gezeigt hat, wurde vonChiron lizenziert. Die Enterococcus- und Klebsiella-Projekte basie-ren auf Intercells Antigen-Identifizierungstechnologie.

Die Häufigkeit nosokomialer Infektionen steigt seit einigen Jah-ren stetig an. Hauptursache dafür ist die zunehmende Antibiotika-resistenz im Krankenhaus zirkulierender Bakterien.

Protein bildet Herzmuskel aus Stammzellen

Die Entwicklung des Herzmuskels im Embryo wird entschei-dend vom Protein SPARC mitbestimmt. Das wurde im Rahmeneines an der Medizinischen Universität Wien durchgeführten FWF-Projekts entdeckt. Die Ergebnisse können künftig dazu beitragen,Herzzellen für den Einsatz in der Zelltherapie für Herzinfarktpa-tienten zu züchten.

Georg Weitzer von den Max Perutz Laboratories am Departmentfür Medizinische Biochemie erklärt: „Das Herz ist nach derBefruchtung der Eizelle das erste Organ, das sich bildet. Die not-wendige Spezialisierung der zunächst wenig entwickelten Zellenerfolgt durch Botenstoffe, die zum richtigen Zeitpunkt ein Ent-wicklungsprogramm für Herzmuskelzellen aktivieren. Mein Teamkonnte zeigen, dass SPARC quasi die Initialzündung für die Entste-hung des Herzens schafft.“

SPARC wirkt dabei auf die Aktivität der als bmp2 und nkx2.5bezeichneten Gene, die entscheidend die Herzentwicklung steuern.Die Analyse der komplexen Regulationsmechanismen bei der Diffe-renzierung von Stammzellen zu Herzzellen konnte Weitzer auf-

Gentests können Gesundheitssystem entlasten.

Strukturen einer ausdiffe-

renzierten Herzzelle unter

dem Fluoreszenz-Mikro-

skop. Grün: Bestandteile

der Muskelfasern. Blau:

DNA im Kern. Rot: Ein im

Zytoplasma und im Zellkern

verteiltes Protein

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grund eines Labormodells ausführen – den embryoid bodies. DieseAggregate aus embryonalen Stammzellen lassen sich aus bestehen-den Kulturen herstellen und bieten ein einfach handhabbaresModell für die sehr frühe Entwicklung eines Embryos. Tatsächlichentwickeln sich in diesen Aggregaten aus zunächst undifferenziertenZellen unter anderem Herzzellen, die unter dem Mikroskop anihrem rhythmischen Schlagen erkennbar sind.

Elektroporation in der PetrischaleCellectricon hat die beiden neuen Systeme Cellaxess CX1 und CX3für die Elektroporation adhärenter Zellen auf Grundlage der Kapil-lar-Elektroporationsmethode präsentiert. Diese Methode eröffnet

neue Möglichkei-ten bei schwer zutransfizierendenZellen. Bei CX1

handelt es sich um ein mikromanipulatorbasiertes System für dengezielten Zugriff auf einzelne Bereiche direkt in Zellkultur-Schalen.Es wird auf invertierten Mikroskopen angebracht und ermöglichtsofortiges Ablesen nach erfolgter Elektroporation. Bei CX3 handeltes sich um ein paralleles 3-Kanal-System, das für die Elektropora-tion auf 96-Well-Platten und Zellkultur-Schalen mit einem Ø vonmindestens 35 mm gedacht ist. Bei beiden Systemen wird die Zell-oberfläche einem elektrischen Feld und Transfektionssubstanzengleichzeitig ausgesetzt. Dank der Kapillarelektroden lassen sichadhärente Zellen problemlos direkt in der Zellkultur-Schale elektro-porieren, in der sie gezüchtet werden. Der Experimentieraufwandwird so auf ein Minimum reduziert, da die Notwendigkeit vonSuspensionsschritten, der Übertragung auf spezielle Elektropora-tionsküvetten oder der Neukultivierung nach der Elektroporationentfällt. www.cellectricon.com

Genom von drei Schimmelpilzen verglichen150 Wissenschaftler haben in sechs Jahren die Genomsequenzen

von drei verwandten Schimmelpilzen verglichen. Die Resultate erlau-ben neue Rückschlüsse über die Genomevolution und sollen dieBekämpfung lebensbedrohlicher Infektionen vorantreiben.

Aspergillen (Gießkannenschimmel) kommen in allen Klimazonenvor. Sie dienen als Lebensmittelveredler, stellen Penicillin her oder

können zu lebensbedroh-lichen Infektionen führen. Sieerinnern mit ihren schlauch-artigen Zellfäden an den Ner-venfortsatz eines Neuronsund haben ähnliche Proble-me: Sie müssen wissen, wohinsie wachsen sollen, und denTransport von Stoffen oderInformationen in beide Rich-tungen durchführen. DieseParallelen sind nicht zufällig:Bei Aspergillus hat man her-ausgefunden, dass Lisence-phalie – ein Gendefekt beimMenschen, der zur Degenera-

tion des kindlichen Gehirns führt – auf einem Defekt in einem Regu-lator für ein Motorprotein beruht. Während man das beim Menschenkaum untersuchen kann, ist das beim Pilz relativ einfach, weil manhier gezielte Gentechnologie im Chromosom durchführen kann. DieKinesinmotorproteine in A. nidulans transportieren wichtige Baustei-ne in den Zellen und ermöglichen das schnelle Wachstum der Pilze.Sie kommen auch in Nervenzellen vor – deren Kenntnis wird auch dasNervenwachstum im menschlichen Gehirn verstehen helfen.

In Österreich forschen Wissenschaftler um Hubertus Haas amBiozentrum Innsbruck an A. fumigatus. Dem Team gelang es, dieEisenzufuhr des Pilzes zu stoppen und damit sein Wachstum einzu-schränken. Die Forscher arbeiten derzeit an neuen antifungalenTherapien (siehe Kasten).

„Da kommt man nicht aus“Schimmelpilze sind allgegenwärtig. Trotzdem sind sie bisher noch relativwenig erforscht. Hubertus Haas und seine Forschungsgruppe an der Medi-zinischen Universität Innsbruck liefern erste Ansätze, um auch schwerwie-gende Schimmelpilzinfektionen wirksam bekämpfen zu können.

Ruth Müller

Wie kommt es, dass sich Ihre Gruppe so eindringlich mit denAspergillen, also den Schimmelpilzen, beschäftigt?

Hubertus Haas: In Innsbruck liegt ein genereller Schwerpunkt aufder Erforschung von Pilzen. Pilze sind allgegenwärtig. Die meistenMenschen wissen gar nicht, wie oft sie mit Pilzen in Berührung kom-men. In der Natur sind sie meist unsichtbar, sind hauptsächlich fürdie Kompostierung verantwortlich. In der Biotechnologie spielen sieals Produzenten wichtiger Stoffwechselkomponenten und von Anti-biotika eine große Rolle. Hefe als klassischer Modellorganismus istauch ein Pilz, unterscheidet sich aber deutlich von den Schimmelpil-zen. Schimmelpilze haben positive Wirkungen, wie die Veredlung

A. fumigatus ist der gefährlichste der Aspergillen. Diedurch ihn verursachte invasive Aspergillose dringt inLunge oder Nebenhöhle ein, kann aber auch andereOrgane befallen. Neben Leukämie-Patienten greift dieAspergillose immer häufiger auch andere Patienten-Grup-pen in Krankenhäusern an. Der Pilz gilt daher als einerder teuersten für die weltweiten Gesundheitssysteme.

A. nidulans ist das klassische Genmodell, mit dem seitden 1940ern zelluläre Prozesse erforscht werden. Auchdie Produktion von Lebensmitteln, industriell nutzbarerEnzyme oder Medikamente ist durch die Forschung anA. nidulans stark beeinflusst worden. Da das Genomdieses Pilzes nun entschlüsselt wurde, sind neueErkenntnisse über grundlegende zellbiologische Prozessewahrscheinlich.

A. oryzae wird häufig in der traditionellen japanischenKüche verwendet. Japanische Biotechs verwenden die-sen Pilz vor allem für die Enzym-Produktion - das Ver-kaufsvolumen japanischer Firmen, die den Pilz inirgendeiner Form nutzen, liegt bei 1 % des japanischenBIP. Er spaltet Stärke in Zucker und Proteine in Peptideund Aminosäuren, indem er enorme Mengen an hydroly-tischen Enzymen produziert.

Sporenträger von Aspergillus: Sporen (C)

werden in die Luft entlassen und sorgen

für die weltweite Verbreitung.

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Wirtschaft | Life Science | Forschung | Markt | Termine | Interview | Service

von Nahrungsmitteln, aber leider auch sehr viele negative. Siebilden Toxine, zerstören Nahrung und können zu Allergien füh-ren. Jeder Mensch inhaliert ungefähr 500 Aspergillus Sporen amTag. Da kommt man nicht aus. Wenn man einmal zur Bioton-ne geht, bekommt man auch mal die zehn- bis tausendfacheDosis ab. Ist man diesen Belastungen öfter ausgesetzt, wie zumBeispiel in feuchten Gebäuden, dann steigt die Wahrscheinlich-keit, eine Allergie zu entwickeln.

Das wäre ja jetzt die Reaktion eines gesunden Menschenauf eine recht deutliche Belastung. Wie ist das aber beiMenschen mit geschwächter Immunabwehr?

Aspergillus fumigatus, an dem wir forschen, ist ein fakultati-ves Pathogen, das heißt, er ist nicht auf den Menschen als Wirtangewiesen, aber wenn ein Mensch keine Gegenwehr zeigt,kann der Pilz ihn als Nahrungsquelle benutzen. Das sind dannklassische Abbauprozesse, die am lebenden Menschen begin-nen. Betroffen sind vor allem Menschen nach Organtransplan-tation, auch durch Chemotherapien und als direkte Folge vonKrebs und HIV kann das Immunsystem sehr schwach sein.Genau diese Patienten, in die so viel investiert wird, versterbendann an etwas so banalem wie einer Pilzinfektion. Es gibt daeine hohe Dunkelziffer und kaum Therapien. Da ihr Stoffwech-sel dem humanen recht nahe ist, ist es schwer den Pilz gezielt zustören, ohne den Menschen damit zu schädigen.

Wo könnten Behandlungsmöglichkeiten ansetzen?Es ist sehr wichtig, die Unterschiede zwischen Mensch und

Pilz herauszufinden und da anzusetzen. Es muss ein lebenswich-tiger Faktor für den Pilz sein, den der Mensch aber nichtbraucht. Unser Ansatzpunkt ist der Eisenstoffwechsel, und hierdas Siderophorsystem, das für die Aufnahme und Speicherungvon Eisen zuständig ist. Eisen ist für fast alle Lebewesen essen-tiell. Aber es gibt Unterschiede, wie Organismen das Eisen auf-nehmen und speichern. Pilze verwenden kleine Peptide, dieSiderophore, beim Menschen passiert das ganz anders. DieseSiderophore können Eisen sehr spezifisch binden, es sogar vonrostfreiem Stahl herunterlösen. Bis jetzt ist dieses System nochwenig erforscht, da es in der Bäckerhefe nicht vorkommt. DasSchlüsselergebnis unserer Forschung ist, dass das Siderophorsy-stem für den Aspergillus lebensnotwendig ist. Es ist eine Viru-lenzdeterminante für den Pilz, also essentiell für die Infektion,aber auch ein Faktor, der ihn vom Menschen unterscheidet.

Wie könnte so ein Medikament ausschauen? Das Ziel wäre, ein Medikament zu entwickeln, welches dasSiderophorsystem hemmt. Diese Suche geht jetzt los. UnserBeitrag ist die weitere Erforschung des Systems. Es sind min-destens 50 Bausteine beteiligt und wir sind gerade dabei, dieseBausteine zu erforschen. So erhöht sich die Chance, Ansatz-punkte für die Entwicklung von Medikamenten zu finden.

Welche Rolle spielt dabei die Sequenzierung des Genoms?Durch die Sequenzierung des Genoms haben wir die rund

10.000 Gene des Aspergillus, deren Eigenschaften er kombi-nieren kann, um in verschiedenen Nischen zu überleben. Die-se Eigenschaften gilt es jetzt, genau aufzudecken.

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Herr der FliegenBarry Dickson hat im Jänner die Leitung des Wiener Instituts für Molekulare Pathologie übernommen. Das seit 1985bestehende IMP liegt im Spitzenfeld der heimischen Bio-Forschungsszene. Mit einem europaweit neuen Fellowship-Programm will Dickson die Einrichtung auch international weiter nach vorne bringen. Wolfgang Schweiger

„Willian Bragg hat den Nobelpreis im Alter von 25 gewonnen,Fred Banting mit 32, Francis Crick war 34 und David Baltimore37.“ Das ist heute nicht mehr möglich: „Heute“, sagt BarryDickson, „erreichen wenige Wissenschaftler überhaupt eine unab-hängige Position mit Mitte dreißig.“ Mit seinem Fellowship-Pro-gramm, das er am Wiener IMP einführen will, soll sich das ändern.

Barry Dickson folgt Kim Nasmyth als Leiter des IMP nach, derden Whitley-Lehrstuhl für Biochemie an der Universität Oxfordübernimmt. Dickson ist damit der dritte Wissenschaftler, der dem1985 gegründeten Institut vorsteht. Sein Engagement wurde bereitsin den ersten Monaten des letzten Jahres besiegelt. Vor allem wegenseiner Pläne für das IMP: Starke Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses, Interdisziplinarität und noch mehr Internationalität.

Selbständiges Forschen.Immer mehr junge Forscher verbringen die kreativste Phase ihrer

wissenschaftlichen Laufbahn in wenig produktiven Postdoc-Anstel-lungen – und diese werden auch immer länger. „An den NationalInstitutes of Health in den USA liegt das Durchschnittsalter der Sti-pendiaten, wenn sie zum ersten Mal eine Förderung erhalten, bei40!“, sagt Dickson. Für die Forscher geht hier wertvolle Lebenszeitverloren. Für das Institut selber ist der Umstand vor allem eineInnovationsbremse. Der erste Schritt, den Dickson in seiner neuenFunktion unternimmt, ist damit gleich ein radikaler: Mit dem IMPFellowship-Programm sollen Wissenschaftler mit wenig oder garkeiner Postdoc-Erfahrung die Möglichkeit erhalten, ihre For-schungsschwerpunkte selbst festzulegen und innerhalb des IMPeine Arbeitsgruppe aufzubauen. „Die Leute sollen so früh wie mög-lich ihren eigenen Ideen folgen können.“

Ein selbst gewähltes Mentoring-Komitee begleitet dabei denFortschritt ihres Projektes. Ehrgeizige und talentierte Mitarbeiterprofitieren besonders von diesem Modell. Sie werden auf dieseWeise auch schneller Anschluss an die internationale ScientificCommunity finden. Die ersten Fellows besiedeln bereits im Som-mer 2006 ihre Laborplätze am IMP.

Mit dem Fellowship greift das IMP eine Idee auf, die bereits inden USA an mehreren Orten wie etwa am Whitehead Institute forBiomedical Research realisiert wurde. In Europa ist das Institut daserste mit diesem Konzept.

Es läuft gut, es muss besser werden: „Die Stärke des IMP ist, offen für

Veränderungen zu sein.“ Barry Dickson hat vor, einiges zu ändern.

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Begehrte Laborplätze.Bewerben können sich Forscher aus jedem Gebiet der Moleku-

larbiologie, deren universitärer Abschluss unmittelbar bevor stehtbzw. nicht länger als ein Jahr zurückliegt. Ausgeschlossen sind ledig-lich Absolventen, die ihre Dissertation am IMP oder dem Schwesterinstitut IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie)abgeschlossen haben. Damit setzt das IMP konsequent weiter da-rauf, möglichst viele neue kreative Köpfe nach Wien zu holen.Bereits jetzt ist das Institut Arbeitgeber für Wissenschaftler aus gut20 verschiedenen Nationen, die meisten davon aus Europa undAsien. Die weltweite Konkurrenz um vielversprechende junge Wis-senschaftler ist jedoch groß. Das Fellowship-Programm soll helfen,geeignete Kandidaten für das Institut schon zu einem frühen Zeit-punkt zu identifizieren und aus diesem Pool neue Gruppenleiter zurekrutieren. Selbst wenn die Fellows nicht am IMP bleiben, bringensie neue Ideen mit.

Zu rechnen ist mit einer Vielzahl von Bewerbungen. Schon derAndrang um eine Dissertationsstelle am IMP und am IMBA istgroß. An beiden Instituten zusammen gibt es insgesamt etwa 70Dissertationsstellen, pro Jahr werden an die 30 neu besetzt. Demgegenüber stehen etwa fünf Mal so viele Bewerbungen. Die Anzahlder Stellen im Fellowship-Programm ist noch nicht fixiert – dreioder vier Posten werden es wohl werden. Die Auswahl der Teilneh-mer erfolgt ähnlich wie bei Gruppenleiter-Positionen. Nach derBewerbung erhält man eine Einladung ans IMP, es folgen Inter-views und Diskussionen mit Gruppenleitern, Postdocs und bereitsvorhandenen Fellows.

Verhaltensforschung an der Fliege.Dickson selbst forscht am Modellorganismus Drosophila mela-

nogaster, der einfachen Fruchtfliege, bei der ihn vor allem die Ent-wicklung des zentralen Nervensystems interessiert. Auf diesemGebiet genießt der Neurobiologie einen internationalen Ruf überden Tellerrand der Wissenschaft hinaus. Als er im Sommer letztenJahres im führenden Forschungsmagazin Cell eine Arbeit über einvon seiner Gruppe charakterisiertes Gen veröffentlichte, welchesverblüffende Rückschlüsse auf das „Balzverhalten“ der Fliegen

zulässt, schaffte er es damit auch auf das Cover der New York Times:„Wir konnten damit zeigen, dass ein einzelnes Gen der Fruchtfliegeausreicht, um jeden Aspekt des Sexualverhaltens der Fliege zubestimmen.“

In einem weiteren Projekt widmet sich Dickson der Entwicklungeiner RNAi-Bibliothek von 15.000 transgenen Fliegenstämmen, diehelfen sollen, die genaue Funktion jedes der klonierten Gene zuidentifizieren. Für dieses Vorhaben ist ein neues „Ludwig Boltz-mann Institute of Functional Genomics” ins Leben gerufen worden,welches auf dem Gelände des IMBA mit drei Arbeitsgruppen ange-siedelt werden soll.

Preisgeld für neue Arbeitsgruppe.Der gebürtige Australier studierte ursprünglich Mathematik,

bevor er sich für die Biologie zu interessieren begann. Seine wis-senschaftliche Karriere führte ihn nach Zürich und Berkeley, eheer 1998 der Einladung nach Wien ans IMP folgte und dort eineArbeitsgruppe übernahm. 2003 wechselte er ans neu eingerichteteIMBA. Sein Büro und das Labor musste er dabei nicht wechseln:Beide Institute teilen das selbe Gebäude am Biocenter Campus inWien.

Neu war das Forschungsfeld. Dickson begann am Fortpflan-zungsverhalten von drosophila zu arbeiten und konnte verhältnis-mäßig rasch Aufsehen erregende Arbeiten publizieren. Im Som-mer 2005 bekam er für seine Arbeit den mit 1,3 Mio. Euro hochdotierten Wittgenstein Preis der österreichischen Regierung, der1999 an Dicksons Vorgänger Nasmyth ging. Neben dem interna-tionalen Prestige, das der Preis mit sich bringt, ist vor allem dieDotierung begehrenswert: Der Nobelpreis ist vergleichsweise„nur“ 1,1 Mio. Euro schwer. Dickson hat nun vor, mit diesemGeld eine neue interdisziplinäre Arbeitsgruppe zu bilden. Diesesoll sich aus Spezialisten aus den Gebieten Mikroskopie, Bildana-lyse, Computer-Modelling und Biotechnologie zusammensetzenund andere Arbeitsgruppen bei der Durchführung und Analysetechnisch anspruchsvoller Experimente unterstützen. Ziel ist es, soDickson, „aus den so generierten Datensets quantitative biologi-sche Modelle abzuleiten.“

Kreativ-Phase statt Post-Doc-Langeweile: Barry Dickson will am IMP junge Wissenschaftler fördern.

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Im Gegensatz zu anderen europäi-schen Staaten ist in Österreich dieAnwendung von Gentests imZusammenhang mit der Einstellung vonArbeitnehmern klar geregelt. Laut §67Gentechnikgesetz ist es Arbeitgebern –und Versicherungen – verboten, vonArbeitnehmern Gentests zu verlangenoder entgegen zu nehmen. Österreich istdamit anderen europäischen Ländernvoraus. Allerdings strebt die EU-Kom-mission harmonisierte Vorschriften zuGentests an. Es scheint daher sinnvoll,die Entwicklungen in anderen Ländern,vor allem in Deutschland, zu verfolgen.

Dort ist ein Gendiagnostik-Gesetz,das umfassend alle Sachverhalte imZusammenhang mit genetischen Unter-suchungen bei Menschen regeln undDiskriminierung vermeiden soll, erst inPlanung. Deutschlands Nationaler Ethikrat legte im Herbst 2005 die Stel-lungnahme „Prädiktive Gesundheitsin-formationen bei Einstellungsuntersu-chungen“ vor. Die Stellungnahme siehtAusnahmefälle vor, in denen der Arbeit-geber prädiktive und prognostischeInformationen erfragen und verwertendürfen soll. Allerdings nur dann, wennein Anhaltspunkt für eine Krankheit oderdie Anlage für eine bestimmte Krankheitgegeben ist, die innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einer Wahr-scheinlichkeit von mehr als 50 % einen Einfluss auf die Eignung füreinen bestimmten Arbeitsplatz hat. Dieser Prozentsatz scheint garnicht so hoch.

Aber welche Erkrankungen lassen sich überhaupt mit einerWahrscheinlichkeit von mehr als 50% vorhersagen? Die Beispieledafür, so Christine Mannhalter vom Klinischen Institut für Medizi-nische und Chemische Labordiagnostik der Medizinischen Univer-sität Wien, beschränken sich derzeit auf monogenetisch bedingteErkrankungen. Ein in diesem Zusammenhang immer wieder zitier-tes Beispiel ist Chorea Huntington. Die Wahrscheinlichkeit für die-se Erkrankung kann mit 50 % angegeben werden, wenn bekanntist, dass ein Elternteil sie hatte. Ein Gentest bringt eine 100 %sichere Vorhersage. Auch bei der Bluterkrankheit Hämophilie A, so

Mannhalter, liege ein Fehler in einemeinzigen Gen zugrunde. Wenn die Fami-liengeschichte bekannt sei, könnten hoheWahrscheinlichkeitsaussagen getroffenwerden. Die Wahrscheinlichkeitsaussagefür den Überträgerstatus bei weiblichenVerwandten mithilfe eines Gentests liegehier bei 99 %.

Keine Gentests für Volkskrankhei-ten. Wie sieht es nun aber bei Volks-krankheiten wie Herzinfarkt, Schlagan-fall, Diabetes oder Rheuma aus? Diesekönnen lange Krankenstände bedingen,eine Prognose ist daher für Arbeitgeberinteressant. Jedoch nur vordergründig:Denn Wahrscheinlichkeitsaussagen stel-len sich hier – und im übrigen auch beiInfektionskrankheiten – verglichen mitmonogenetischen Erkrankungen als vielschwieriger heraus. Hier handelt es sichnämlich um multifaktoriell bedingteKrankheiten, für deren Auftreten undAusprägung mehrere Gene und zusätz-lich individuelle biologische Gegebenhei-ten wie Alter, Geschlecht, bisherigeErkrankungen und die Lebensweise mitErnährung, Tabakkonsum und Stresseine große Rolle spielen. Und obwohlman Gene und zunehmend mehr SNPskennt, die bei Volkskrankheiten eine Rol-le spielen, ermöglicht ein isolierter Gen-

test lediglich eine Wahrscheinlichkeitsaussage ohne Relevanz –eben, weil komplexe Wechselwirkungen zwischen erworbenen undvererbten Faktoren bestehen, die bei jedem Menschen anders kom-biniert sind. Auch wenn epidemiologische Daten ein signifikantesrelatives Risiko für einen bestimmten Faktor zeigen, ist umgekehrtdie Bedeutung eines Gentests für diesen Faktor sehr gering undanfechtbar.

Ähnliches gilt übrigens auch für den Einsatz von Gentests zurPrävention im Bereich Fremdstoffmetabolismus. So gibt es Anhalts-punkte dafür, dass die mittlerweile verbotene Substanz BenzidinBlasenkrebs verursacht. Davor sollten Arbeitnehmer jedenfallsgeschützt werden. Doch liefern nicht alle epidemiologischen Stu-dien dazu eine eindeutige Assoziation. „Man hat immer wieder ver-sucht, SNPs mit Krebserkrankungen in Verbindung zu bringen“,

Gentests und die ArbeitsweltArbeitgeber wollen aus ökonomischen Gründen gesunde Arbeitnehmer beschäftigen. Wären Gentests dafür geeignet,prädiktive und präventive Gesundheitsinformationen zu erheben? Ein Überblick.

Nach den Angaben der EU Kommission werden in der EU

jährlich 700.000 Gentests durchgeführt – Tendenz steigend.

Das finanzielle Volumen liegt bei 500 Mio. Euro.

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meint Wolfram Parzefall vom Institut fürKrebsforschung der Medizinischen Univer-sität Wien, „aber die Assoziationen sind nichtstreng genug.“ Das Ziel sollte also nach wievor sein, eine hohe Exposition mit schäd-lichen Substanzen zu meiden: „Expositions-

prophylaxe steht immer im Vordergrund“,meint dazu der deutsche PharmakologeIngolf Cascorbi von der Universität Kiel.

Die derzeit in den meisten Fällen schwa-chen Assoziationen von SNPs mit Erkran-kungen machen einen weiteren Aspekt inder Stellungnahme des Ethikrates streitbar:Danach sollen weiter gehende Untersu-chungen zulässig sein, wenn sie notwendigsind, um Risiken für Dritte auszuschließen.Dies hatte auch die Expertengruppe derEuropäischen Kommission 2003 bereits soähnlich formuliert – unter anderem mit derBedingung, dass es einen validen Gentestgibt. Mannhalter kann der Argumentationder Stellungnahme zwar etwas abgewinnen:„In manchen Berufsgruppen besteht bei-spielsweise ein hohes Risiko, Infektions-krankheiten zu erwerben und diese weiterzu geben. Diese Risiken gilt es auszuschlie-ßen.“ Wenn allerdings die Überlegungendahin gehen, dass angehende Piloten aufGene getestet werden sollten, die dem Aus-bruch von Depressionen förderlich sind,wird es schwierig.

Vermeidung von Diskriminierung aufZeit? Die in die Stellungnahme des natio-nalen Ethikrates eingebauten Hürdenscheinen also ausreichend Schutz vor zuvielBegehrlichkeit zu bieten. Mannhalter gibtallerdings zu bedenken, dass es oft gar kei-nen Gen-Test braucht. Allein schon aus derFamiliengeschichte kann viel abgeleitetwerden. Und wer ist schon dagegengewappnet, wenn bei einer Einstellungs-untersuchung so nebenbei gefragt wird, obdie Mutter oder der Vater eigentlich oftkrank (gewesen) seien? Und um welcheErkrankungen es sich da handeln würde?

Cascorbi gibt auch für die künftige Ent-wicklung zu bedenken: „Testet man vieleRisikofaktoren zugleich, so könnte man einehöhere Wahrscheinlichkeitsaussage treffen.“Tatsächlich wurden laut Mannhalter kürzlichin einer US-Studie mit großen Patientenzah-len fünf Gene identifiziert, die bei Herzin-farkt eine Rolle zu spielen scheinen. Von kei-nem der Gene war bisher bekannt, dass einZusammenhang mit Herzinfarkt besteht.Jedes für sich getestet, würde diesenZusammenhang nicht eröffnen. Erst alle fünfliefern eine valide Aussage. Diese Ent-wicklung könnte durch die Forschung mitden Biobanken rasant fortschreiten, die dieRolle genetischer Faktoren im Zusammen-hang mit Ernährung und Lebensweise in sehrgroßen Populationen erfassen.

Glossar:• Prädiktive Gentests liefern eine

Aussage über das Risiko für eineKrankheit, die noch nicht ausge-brochen ist.

• Monogenetische Erbkrankheitensind also Erbkrankheiten, diedurch eine Veränderung ineinem einzigen Gen verursachtwerden.

• Multifaktorielle Erkrankungenwerden durch die Veränderungder DNA-Sequenz mehrererGene (und Umweltfaktoren) her-vorgerufen. Die meisten Merk-male sind multifaktoriellbedingt, z.B. die Augen- oderHaarfarbe.

• SNPs sind Stellen im Genom, andenen in einer Population einebestimmte Base in der DNA-Sequenz geändert vorkommt(zum Beispiel kann ein A durchein G ersetzt sein). Man findet sieetwa einmal alle 1.000 Basenvor. SNPs können die Ursachevon Unterschieden zwischen Indi-viduen sein. Muster von SNPskönnten benutzt werden, umMenschen zu identifizieren, dieeinem erhöhten Risiko ausgesetztsind, eine bestimmte Krankheit zubekommen.

• Biobanken sind Sammlungenbiologischen Materials wie z.B.Gewebeproben, Blut oder auchDNA-Proben mit der gleichzeiti-gen Erfassung verschiedensterDaten über den Spender der Pro-be. So können etwa detaillierteAngaben über die Familien- undKrankengeschichte des Spen-ders, seine Lebensumstände,Informationen über Behandlungeiner vorliegenden Krankheitsowie andere persönliche Datenwie dessen Ernährung undLebensstil erfasst werden.

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Wie schnell trinken Tomaten?

Wissenschaftlern am Berliner Hahn-Meitner-Institut ist es erstmals gelungen, indeutlichen Bildern zu beobachten, wieschnell eine Pflanze Wasser aufnimmt. Ineiner Reihe von Aufnahmen, die einenTomatensetzling zeigen, kann man genauverfolgen, wie das Wasser im Stiel aufsteigt.Dazu haben die Forscher dem Setzling abeinem bestimmten Zeitpunkt nur noch sogenanntes schweres Wasser gegeben, dassich in den Bildern markant vom gewöhn-lichen Wasser abhebt. Der Kontrast ent-steht beim Durchleuchten der Pflanze mitNeutronen, die auf beide Wasserarten ver-schieden reagieren.

“Die Wasseraufnahme ist ein wichtigesMaß dafür, wie gut es einer Pflanze geht.Bisherige Verfahren lieferten scharfe Bilderaber nur für kleine Ausschnitte der Pflanze.Jetzt haben wir ein Werkzeug, mit dem wirdie ganze Pflanze scharf sehen und so dasWasser über längere Zeit verfolgen können.Damit können wir untersuchen, wie Pflan-zen auf geänderte äußere Bedingungen rea-gieren. Die Ergebnisse könnten helfen, dieWachstumsbedingungen besser an dieBedürfnisse der Pflanzen anzupassen undso landwirtschaftliche Erträge zu steigern.

Signalmolekül der DNA-Reparatur entdecktWissenschaftler am Klinikum in Frankfurt habeneinen molekularen Schalter gefunden, der dieReaktion der Zelle auf Schäden am ErbmolekülDNA bestimmt. Wenn die DNA etwa durch die UV-Strah-lung der Sonne beschädigt wird, so verhin-dert dies den ungestörten Ablauf der DNA-Replikation. Um die beschädigte Stelle zuumgehen, muss die Zelle spezifische Enzyme

aktivieren, die als Reparatur-Polymerasen dieDNA-Läsion erkennen und ausbessern kön-nen. Die Forscher konnten jetzt zeigen, dassdie Fähigkeit dieser Polymerasen, das kleineMolekül Ubiquitin zu binden, entscheidendist, um an der beschädigten DNA-Stelle dieReplikation fortzusetzen. Diese Ergebnisseliefern einen langgesuchten Hinweis darauf,wie die Reparatur-Polymerasen einenZugang zur beschädigten Stelle bekommen,während die üblichen Polymerasen die DNAnicht weiter replizieren. Durch Kombinationvon experimentellen und bioinformatischenMethoden konnten die Forscher zwei neue

Domänen (funktionelle Einheiten in Prote-inen) identifizieren, die in Enzymen das Sig-nalmolekül Ubiquitin binden: UBM undUBZ. Die Aufklärung des Ubiquitin-Inter-aktoms, einem Netzwerk von Proteinen, dieUbiquitin-markierte Moleküle erkennen, istdie Grundlage für ein besseres Verständnisvieler zellulärer Funktionen. Die Wissen-schaftler waren überrascht, dass die neugefundenen Ubiquitin bindenden Domänenin einer Vielzahl von Proteinen existieren, diefür die zelluläre Signaltransduktion, dieImmunreaktion sowie die Transkription undReplikation von DNA bedeutsam sind.

Neutronenradiogramme zeigen aufsteigendes Wasser in

einer Tomate. Die Radiogramme entstehen auf ähnliche

Weise wie Röntgenaufnahmen, wobei Neutronen im

Gegensatz zu Röntgenstrahlen auch H deutlich zeigen.

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Kombinierer gesuchtLaurenz Niel, der Generalsekretär der Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft,sieht, wie auch die Evaluierungbeeindruckend zeigte im Modell der CD-Labors das unkomplizierteste Fördermodell Österreichs für die Koopera-tion Wissenschaft-Wirtschaft. Langfristig sollen rund 60 davon die belebende Brückenfunktion zwischen Universität und Industrie ausüben.

Derzeit forschen 40 CD-Labors, ein Drit-tel davon in den Bereichen Chemie, Biotechnologie und Materialwissenschaf-ten. Ist der Plafond für diese Art anPublic-Private-Partnerships bald erreicht?Niel: Glaube ich nicht. Langfristig sehen wirin Österreich durchaus rund 60 CD-Laborsals realistisch an. Bei einer Laufzeit von sie-ben Jahren gilt es also, rund neun neue proJahr ins Leben zu rufen.

Die Christian-Doppler-Gesellschaft gibtes in ihrer jetzigen Form seit etwas mehrals zehn Jahren. Wie sieht die bisherigeErfolgsbilanz aus? Lässt sich das quantifi-zieren?Wesentliches Kriterium ist die Zufrieden-heit unserer Stakeholder aus Wissenschaftund Wirtschaft. Das ist etwas, das sich nurschwer in Zahlen gießen lässt. Unser Pro-dukt ist primär Wissen, das sind – wenn Sieso wollen – Köpfe, das sind Kooperationen,tragfähige Partnerschaften. Insgesamt sindim letzten Jahrzehnt über CD-Labors rund70 Mio. Euro in cash an zusätzlichen For-schungsmitteln an die Universitäten geflos-sen. Dem stehen allein in den jetzt laufen-den CD-Labors mehr als 1.000 Publikatio-nen, 144 Diplomarbeiten, 70 Dissertatio-nen und 51 Patente gegenüber.

Wo sehen Sie noch Potenzial, weitere CD-Labors zu gründen?Speziell in Westösterreich ist das Modellteilweise noch zu wenig bekannt. Aber

Das CD-Modell:

•Fokussiertes Thema wird durch Firmenpartner vorgegeben.

• Selbstorganisation durch die Stakeholder.

•Laufzeit von maximal sieben Jahren.

•Finanziert je zur Hälfte von der Wirtschaft und der öffent-

lichen Hand.

•Laborbudgets zwischen 110.000 und 500.000 Euro jährlich.

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auch bei den Wissenschaftlern selbst sehen wir noch weiteres Poten-zial. Hier versuchen wir durch zielgruppenspezifische Veranstaltun-gen für mehr Awareness zu sorgen, gleichzeitig wollen wir auch ver-mehrt Frauen in der Wissenschaft Mut machen und ihnen helfen,ein Labor zu gründen. Schließlich wollen wir auch die Internationa-lisierung vorantreiben – dabei kommen wir gewissermaßen denWünschen der Industrie entgegen und etablieren Forschungsstruk-turen dort, wo sie tatsächlich Sinn machen.

Die Labors im Ausland haben sich bewährt?Wir können unter anderem auf die Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft Düsseldorf sowie der TU München verweisen.Für die heimische Stahlindustrie macht es Sinn, mit den bestenKöpfen für metallische Grenzflächen bzw. moderne Mehrphasen-stähle dort zu forschen, wo diese ihr Know-how aufgebaut haben.Derzeit betreiben wir vor allem den Aufbau von „Satelliten-Modu-len“ im Ausland als sinnvolle Ergänzung zu inländischen Labors.

Wäre umgekehrt auch ein „Anlocken“ eines Wissenschaftlers fürein spezielles Forschungsvorhaben denkbar?Wir denken intensiv über Transfermechanismen von Know-how ausausländischen Labors zurück nach Österreich nach. Allerdings ist esin der Regel nicht erforderlich, Forscher für Industrieunternehmen zusuchen: Die Ideen für ein CD-Labor sind durchwegs sehr konkret,die Industrie weiß, mit wem sie ihre Forschung weitertreiben will.Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium planen wir aber speziel-le Anreize für Frauen, etwa in Form einer „Stiftungsdozentur“.

Gibt es noch Industriebereiche, die im Rahmen des CDG-Förder-programms zu isoliert sind?Das Themenspektrum ist in den letzten zehn Jahren sehr viel buntergeworden. Ausgehend vom Werkstoffbereich mit den ersten dreiUnternehmen aus dem Bereich der ÖIAG ist unser Kooperationsmo-dell in nahezu alle Wirtschaftszweige vorgestoßen. Heute halten wirnicht mehr bei drei, sondern bei 76 Mitglieds-Unternehmen, darun-ter viele KMUs. Mit der Zunahme der Forschungsausgaben auch imDienstleistungssektor holen wir auch in diesem Bereich auf.

Spielen CD-Labors eine besondere Rolle für das in Österreichbereits recht deutlich ausgeprägte Clusterwesen?Es sind in der Tat einige CD-Labors im Umfeld von Clustern ange-siedelt, insbesondere flankierend zu entsprechenden Kompetenz-zentren.

Was macht ein CD-Labor letztlich sinnvoller als ein Kompetenz-zentrum, ein BRIDGE- oder ein thematisches Forschungspro-gramm?Was uns auszeichnet, ist einerseits der Pioniergeist, seit jeher Wirt-schaft und Wissenschaft an einen Tisch – in ein Labor – zu bringen.Zum anderen kombinieren wir Kontinuität und Stabilität (etwa diesiebenjährige Laufzeit) mit sehr ausgeprägter Flexibilität: Für ein CD-Labor ist keine eigene Rechtspersönlichkeit erforderlich, jedes Laborbekommt gewissermaßen seine eigene Realstruktur. Wir sorgen miteinem äußerst unkomplizierten Fördermodell dafür, dass Laborleiter– bei allem Aufwand – auch tatsächlich zum Forschen kommen.

Was zeichnet denn den typischen CD-Laborleiter aus?Ein Laborleiter muss ein exzellenter Kombinierer sein, also in sei-nem Forschungsbereich ebenso gut sein wie an die Umsetzung den-

kend. Er muss einem internationalen Peer-Review und einer Anhö-rung vor dem wissenschaftlichen Senat standhalten.

Und es gibt ausreichend davon in Österreich?Die Zahl der Kombinierer wächst. So wie die Zahl der CD-Labors.

BMWA: CDG:Abteilung C1/9 Gen.Sekr. Dr. Laurenz NielAL Dr. Ulrike Unterer Tel.: 01/5042205/11DDr. Mag. Martin Pilch www.cdg.ac.atTel.: 01/71100/8257www.bmwa.gv.at/technologie

Universitäten und ihre CD-Labors:Max Planck Institut, Düsseldorf: Polymer-/Metall-Grenzflächen

TU München: Werkstoffmechanik von Hochleistungsle-gierungen

Universität Innsbruck: Chemie cellulosischer Fasernund Textilien; Aktive implantierbare Systeme

Medizinische Universität Innsbruck: Zytokinnetzwerkebei Entzündungen des Dickdarms

Universität Salzburg: Biomechanik des Skilaufs

Universität Linz: Oberflächenoptische Methoden; Auto-mated Software Engineering

Montanuniversität Leoben: Lokale Analyse von Verfor-mung und Bruch; rechnergestützte und angewandteThermofluiddynamik; Eigenschaftsoptimierte Baustoffe;metallurgische Grundlagen von Stranggießprozessen;Multi-Phase-Modelling of Metallurgical Processes;Sekundärmetallurgie der Nichteisenmetalle; Betriebsfes-tigkeit; Advanced Hard Coatings; Werkstoffmodellierungund Simulation

IFA Tulln: Mykotoxinforschung

TU Graz: Thermodynamik der Kolbenmaschinen; Brenn-stoffzellensysteme mit flüssigen Elektrolyten; Kraftfahr-zeugmesstechnik; neuartige funktionalisierte Materia-lien; Nichtlineare Signalverarbeitung; Genomik und Bio-informatik

BOKU Wien: Zellstoffreaktivität; Grundlagen der Holz-bearbeitungsprozesse; Rezeptor-Biotechnologie

TU Wien: CAD in der Mikroelektronik; Verfahrenstech-nik bei hohen Temperaturen; Design-Methodologies ofSignal Processing Algorithms; Compilation Techniquesfor Embedded Processes; Gebrauchsverhaltensorientier-te Optimierung flexibler Straßenbefestigungen; SpatialData from Laser Scanning und Remote Sensing; Portfo-lio Risk Management

Universität Wien: Molecular Recognition Materials; Pro-teomanalyse

Medizinische Universität Wien: Laserentwicklung undderen Anwendung in der Medizintechnik; Allergiefor-schung

Veterinärmedizinische Universität: GentherapeutischeVektorentwicklung

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Antibiotika-Hoffnung Biovertis

Das junge österreichische Unternehmen Biovertis ist voll aufKurs und erwartet heuer wichtige Schritte. Das im September 2003gegründete Spin-off der Intercell AG hat sich auf die Entwicklungvon Antibiotika gegen nosokomiale Infektionen spezialisiert. Unddas meint den Kampf gegen Bakterien, die gegen existierende Medi-kamente resistent geworden sind – in erster Linie gegen Bakterien,die Atemwegserkrankungen und Sepsis hervorrufen. Derartige Kei-me werden auch als „Krankenhauskeime“ bezeichnet, da vielePatienten sie im geschwächten Zustand in Krankenhäusern erwer-ben.

Für das Jahr 2006 sind am Biovertis-Terminkalender notiert:Eintritt in Phase I mit dem ersten Antibiotikum-Kandidaten, dieIntegration der Morphochem AG sowie die Suche neuer Investoren.

Bereits „2005 war für Biovertis ein ausgezeichnetes Jahr“, sagtGertraud Unterrainer, die Finanzchefin von Biovertis. „DerAbschluss unserer zweiten Finanzierungsrunde im November 2005stellt einen weiteren wesentlichen Meilenstein zur Sicherung derlangfristigen Finanzierung dar und bestätigt das Vertrauen unserer

Investoren.“ Biovertis wurde – ebenso wie Intercell – in der Startup-Phase von den Anlegern der Kapital & Wert AG finanziert. 2005gab es zwei Kapitalerhöhungen – insgesamt sind derzeit 21 Mio.Euro in Biovertis investiert.

Die Forschungsbereiche von Intercell und Biovertis überschnei-den sich nicht, in einzelnen Fällen gibt es eine projektbezogeneZusammenarbeit. Gut funktioniere zudem auch die Zusammenar-beit mit dem Institut für theoretische Chemie: „Hier wurde insbe-sondere beim Aufbau unserer Kernspinresonanz-Kapazitäten wert-volle Hilfestellung gegeben“, so Unterrainer. Der Kernspinresonanz(NMR, Nuclear Magnetic Resonance) kommt in der Medikamen-tenentwicklung eine immer größere Bedeutung zu. Das NMR-basierte Screening kann die Bindung zwischen Ligand und Zielmo-lekül messen – dadurch ist es möglich, Moleküle zu erforschen, dieeine hohe Bindung zu Proteinen bestimmter Krankheiten aufwei-sen. Die Methode der NMR kann als „universelle Methode“ in derForschung eingesetzt werden, man ist nicht auf die Entwicklungspezieller Untersuchungen angewiesen.

Biovertis: Forschen an Antibiotika gegen „Krankenhauskeime“

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Das Wiener Start-up Biovertis hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich und durch die Akquisition der Morphochem AG seinPortfolio erweitert. Heuer soll das neue Antibiotkum Oxaquin in die klinische Phase eintreten und künftig helfen, Krankenhaus-Keime zu bekämpfen.

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Mit Hilfe des hauseigenen Ent-wicklungsprogramms können binnendrei bis sechs Monaten resistente Bak-terien gewissermaßen „gezähmt“ wer-den. Dabei werden sowohl bioinfor-matische Strukturvoraussagen als auchfragment-basierte NMR-Screeningseingesetzt.

Ein wichtiger Schritt wurde im ver-gangenen Jahr durch die Akquisitionder deutschen Morphochem AGgesetzt. Durch einen Aktientauschsowie durch entwicklungsabhängigeZahlungen wurden 95 % der Morpho-chem erworben – die F&E-Projektesowie die Arbeitsplätze an den Stand-orten München und Basel sollen voll-ständig erhalten bleiben.

Antibiotika-Exzellenz. Derzeit istdie Integration der Morphochem vollim Gange. „Wir gewinnen durch dieÜbernahme ein Team mit hervorra-gender Expertise in der klinischen Ent-wicklung und zwei Gruppen von Arz-neikandidaten, die ebenso wie dieAntibiotika aus unserer Pipeline aufneuen Wirkmechanismen beruhen.Damit haben wir eine der attraktivstenPipelines an neuen Antibiotika, dieauch resistente Keime bekämpfen kön-nen“, ist Unterrainer überzeugt.

2006 steht ganz im Zeichen des neuen Antibiotikums Oxaquin,dem am weitesten fortgeschrittenen Kandidaten. Oxaquin adres-siert den Bereich der gram-positiven multiresistenten Keime. Unddie Entwicklung soll zügig vorangehen: „Wir werden uns Mitte2006 mit Oxaquin in die klinischen Prüfungen begeben“. Oxaquinist ein Antibiotikum mit einer einzigartigen Zweifachwirkung: Eswerden sowohl die Protein-Synthese als auch die DNA-Replikation

gehemmt. Präklinische Untersuchun-gen sind vielversprechend verlaufen:Oxaquin erweist sich als äußerst effi-zient gegen die meisten relevantenPathogene, darunter auch solche, diegegen mehrere Medikamente resistentsind (MRSA, MRSE, VRE, PRSPetc.). Neben der Entwicklung vonOxaquin sollen aber auch Programme,die sich noch in früheren Ent-wicklungsstadien befinden, weiter vor-angebracht werden. Intensiv geforschtwird beispielsweise an Topoisomerase-Hemmern. Die Topoisomerase ist fürein Bakterium lebensnotwendig –daher können hier schwer Resistenzengebildet werden. Einem an diesemPunkt eingesetzten Antibiotikumkönnte großer Erfolg beschieden sein.„Wir hoffen, hier 2007 präklinischeUntersuchungen abschließen zu kön-nen“, so Unterrainer. Ein weiteresTopoisomerase-Projekt startet Anfang2008 mit entsprechenden Untersu-chungen. Unabhängig davon steht2006 die Gewinnung weiterer Investo-ren an, um das Wachstum der Firma zugewährleisten. Der Fokus auf „Kran-kenhauskeime“ mit ihren hohen Re-sistenzraten und dem damit verbunde-nen Problem der Nicht-Behandelbar-

keit zahlreicher, oft lebensbedrohlicher Infektionen, bleibt Biovertiserhalten. „Nachfolgende Pipeline-Produkte werden das Spektrumder adressierten Keime erweitern“, so Unterrainer. Und der Marktist sowohl medizinisch als auch wirtschaftlich interessant – insge-samt werden weltweit mit antibakteriellen Mitteln rund 27 Mrd.Dollar pro Jahr umgesetzt. Alleine für Oxaquin rechnet sich Biover-tis „Peak Sales“ von 500 Mio. Euro aus.

Gertraud Unterrainer: „Mit Morphochem exzellente Expertise gewonnen.“

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Biovertis-Labor in Wien

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Brückenschlag zwischen Industrie und WissenschaftDer österreichische Industrie- undDienstleistungskonzern NOVOMATICsponsert heuer erstmals den Austri-an Life Science Award – ALSA 2006,einen Preis für ausgezeichnete wis-senschaftliche Arbeiten auf demGebiet der Life Sciences und Bio-technologie.

Die österreichische Forschungslandschaft ist durch die dominie-rende Position der Universitäten einerseits und die vorherrschendeklein- und mittelbetriebliche Struktur der forschenden Unterneh-men andererseits gekennzeichnet. Der Unternehmenssektor finan-ziert seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten überwiegendselbst oder die Finanzierungsquellen kommen aus dem Ausland.Mithilfe öffentlicher Forschungsförderungsmaßnahmen soll in denkommenden Jahren die engere Ankoppelung des Unternehmens-sektors an die Wissenschaft gefördert und die internationale Wett-bewerbsfähigkeit heimischer Wissenschafter verbessert werden.

Raus aus dem ElfenbeinturmEine beispielhafte und in Österreich in

dieser Form bisher einzigartige Initiativezeigt, dass so manches heimische Unterneh-men durchaus bereit ist, auch abseits einge-fahrener bürokratischer Wege Engagementzu beweisen und die heimische Forschungs-landschaft aktiv zu unterstützen. „For-schungspreis sind ein geeignetes Instrument,um wissenschaftliche Aktivitäten aus ihremElfenbeinturm herauszuholen und einembreiten Zielpublikum bekannt zu machen.Damit werden Multiplikatoreffekte ausge-löst, denn nur wenn etwas bekannt ist, kanndamit auch etwas bewegt werden“, betontJosef Brodacz, Herausgeber von Chemiere-port.at, und freut sich über die Zusage derNOVOMATIC AG, den vom Branchenma-gazin Chemiereport ausgeschriebenen„ALSA 2006“ als Hauptsponsor zu ermög-lichen. „Derzeit existiert für den BereichLife Sciences kaum ein vergleichbarer For-schungspreis in Österreich. Gerade miteinem branchenfremden Sponsor wieNOVOMATIC dokumentieren wir damiteindrucksvoll, dass Life Sciences ein gesamt-gesellschaftliches Thema und für ein breitesPublikum interessant ist“, so Brodacz.

Design für die ZukunftDie Novomatic Group of Companies ist der zweitgrößte Her-

steller von Hightech-Gaming-Equipment in Europa. Mit Innova-tionsbereitschaft und der Vernetzung des kreativen Potenzials erziel-te die Novomatic-Gruppe in ihrem 25. Jubiläumsjahr erstmals übereine Milliarde Euro Umsatz und beschäftigt rund 6.500 Mitarbei-ter. Die im Alleineigentum des Industriellen Prof. Johann F. Grafstehende Unternehmensgruppe verfügt über Standorte in 19 Län-dern und exportiert ihr Hightech-Gaming-Equipment in rund 60Staaten weltweit. Sie hält mehr als 750 Patente und Markenschutz-

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Für NOVOMATIC spielt die F&E-Zentrale im niederösterreichischen Gumpoldskirchen eine zentrale Rolle.

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rechte und bietet die umfangreichste Produktpalette der Branche.Im Zentrum des Netzwerks steht die Forschungs- und Ent-wicklungszentrale im niederösterreichischen Gumpoldskirchen, inder über 500 hoch qualifizierte Mitarbeiter die Zukunft des Spielsdesignen. Rund zehn Prozent des Umsatzes wendet das produzie-

rende Aushängeschild der Novomatic-Gruppe, die AustrianGaming Industries (AGI), jährlich für den F&E-Bereich auf,um ihren Vorsprung als Weltmarktführer im Bereich der inter-aktiven Live-Games und Multiplayer-Anlagen weiter auszu-bauen.

Und damit schließt sich auch für NOVOMATIC-Vorstands-vorsitzenden Dr. Franz Wohlfahrt der Kreis zwischen Glücks-spiel und Forschungsförderung: „Die Novomatic-Gruppe hatsich dazu entschlossen, die Ausschreibung dieses Preises zuunterstützen, mit dem speziell junge Wissenschafter und For-scher in Österreich gefördert werden. Wir betrachten dieseAktion als Teil unserer gesellschaftlichen Verpflichtung. Wirsind selbst erfolgreich auf internationalen Märkten tätig undwollen mit dem ALSA dazu betragen, dass Österreichs Wissen-schaft und Forschung sowie der Wirtschaftsstandort Österreichinternational wettbewerbsfähig bleiben.“

Gesellschaftliches EngagementDass gesellschaftliche und soziale Verantwortung nicht vor

den Gumpoldskirchner Werkstoren Halt machen, hat NOVO-MATIC schon mehrfach bewiesen. So bildet das Unternehmenseine Spielbanken- und Casinomitarbeiter – ebenso wie als welt-weit erster Wettanbieter die Beschäftigten der Admiral Sport-wetten – in der Früherkennung und Prävention von Spielsuchtaus. In enger Zusammenarbeit mit der Interdisziplinären Sucht-forschungsgruppe Berlin (ISFB) am Institut für MedizinischePsychologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde einSchulungsprogramm für die Mitarbeiter im Bereich der Früher-kennung und Prävention von möglicher Spielsucht entwickeltund umgesetzt. Ausgehend von der Spielbank Berlin wurde einSchulungsprozess initiiert, der permanent wissenschaftlich eva-luiert und den modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissenangepasst wird.

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ALSA 2006 - Austrian Life Science AwardDer „ALSA 2006“ wird heuer erstmals vom Branchenmagazin Chemiereport.atausgeschrieben und ist ein Preis für eine herausragende wissenschaftliche Arbeitauf dem Gebiet der Biowissenschaften und Biotechnologien einschließlich Medizinund Medizintechnik. Der Hauptsponsor, das österreichische Unternehmen NOVO-MATIC, stellt das Preisgeld in Höhe von 10.000,– Euro zur Verfügung. Über diePreisvergabe entscheidet eine Fachjury, bestehend aus Vizerektorin Dipl.-Ing. Dr.Sabine Herlitschka, Medizinische Universität Graz, Univ.-Prof. Dr. Renée Schroeder,Vienna Bio Center, Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Peter Swetly, VeterinärmedizinischeUniversität Wien, und Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Zacherl, Institut für Politikwissen-schaft, Universität Wien.

Nähere Informationen zur Einreichung demnächst auf:

www.chemiereport.at

NOVOMATIC-Vorstandsvorsitzender Dr. Franz Wohlfahrt: „Die Unterstützung junger

heimischer Forscher ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung.“

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Einsichten zur NeurogeneseErste Einblicke in das komplizierte Regelnetzwerk der Neurogene-

se Erwachsener hat jetzt Gerd Kempermann vom Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin gewonnen. Der Forscherzählte die neugebildeten Nervenzellen im Gehirn von 52 verschiede-nen Mausstämmen und setzte diese Information in Beziehung zurExpression von mehr als 12.000 Genen in den Gehirnen dieser Mäu-se. So identifizierte er 12 Gene, die wahrscheinlich Schlüsselpositio-nen in den regulatorischen Netzwerken innehaben, da sie ihre eigeneExpression kontrollieren. Zwei dieser Gene waren bekannteStammzell-Gene, für sechs ließ sich ein plausibler Bezug zur Neuro-genese herstellen, die übrigen waren neu. Die Ergebnisse zeigen,dass die Erforschung von Gen-Netzwerken hilfreicher sein kann alsdie Analyse einzelner Gene.

Wie sich die Wurzel selbst repariert

Zahlreiche Pflanzen können es: Organe, die beschädigt worden sind,aus erwachsenem Gewebe regenerieren. Und das macht man sich etwabei der Stecklingsvermehrung zunutze: Ein abgetrennter Stängel kannneue Wurzeln und damit wieder eine vollständige Pflanze bilden. Wasbei der Neuorganisation der Pflanze auf molekularer Ebene in den Zel-len und Geweben passiert, haben Forscher der Universität Utrecht mitJirí Friml vom Tübinger Zentrum für Molekularbiologie untersucht.

Bei der normalen Entwicklung der Modellpflanze Ackerschmal-wand verlängert sich die Wurzel durch Wachstum an der Spitze. Ganznah an der Wurzelspitze liegt innen eine Gruppe von Stammzellen –das Meristem –, die sich kaum spezialisiert haben und teilungsfähigbleiben: Sie können bei Bedarf neue Zellen bilden, die sich dann fürverschiedene Aufgaben in der Wurzel, wie die Bildung von Wasserleit-gefäßen oder Wurzelhaaren differenzieren können. Das Meristem pro-duziert auch die Zellen der Wurzelhaube, die das empfindliche Gewe-be in der Wurzelspitze wie eine Kappe umgibt. An den Vorgängen desWachstums und der Differenzierung ist das Pflanzenhormon Auxinbeteiligt sowie eine Reihe an Transkriptionsfaktoren, die in einemkomplizierten Zusammenspiel bei der Spezialisierung der Zellen in dieAktivierung und Hemmung der Gene eingreifen. Im Experimenthaben die Forscher Wurzelspitzen durch Laserstrahlen beschädigt undbeobachtet, wie der Organismus die Reparatur organisiert. Mit spe-ziellen Markern für Auxin und die Transkriptionsfaktoren haben sie inEchtzeit verfolgt, wann welche Vorgänge angestoßen werden. Sie ver-muten nun, dass die Reparatur in Gang kommt, sobald der Auxinfluss

durch eine Beschädigung der Zellen unterbrochen wird. Denn dieVerteilung des Auxins innerhalb der Gewebe bestimmt das Schicksalder einzelnen Zellen: Schon wenige Stunden nach der Beschädigungim Experiment hat sich das Auxinmaximum in Zelllagen dicht ober-halb der beschädigten Stelle verlagert. Als Antwort auf die neue Auxin-verteilung treten verschiedene Transkriptionsfaktoren in Aktion, dieeine ähnliche Situation herstellen, wie sie in der beginnenden Wurzeldes Pflanzenembryos herrscht. Dabei werden bereits spezialisierte Zel-len, die eigentlich zu Wasserleitgefäßen werden sollten, in embryonaleZellen zurückverwandelt. Nach und nach wird ein Meristem regene-riert, dessen Stammzellen in der Lage sind, eine neue Wurzelhaube zubilden. Erst wenn die Zellen ihre neuen Aufgaben übernommenhaben und die Wurzelspitze als System regeneriert ist, wird auch dasAuxin über seine verschiedenen Transportproteine in den Zellmem-branen wieder in seine normale Verteilung dirigiert.

Inwieweit man die Vorgänge auch auf Tiere oder Menschen über-tragen kann, bei denen man heute versucht, durch die Gewinnungindividueller Stammzellen kranke Gewebe oder Organe zu ersetzen,soll das Thema weiterer Forschungen sein.

Österreich will GT73 verbietenÖsterreich will trotz eines Beschlusses der EU-Kommission vom

Juni 2005 die Genraps-Sorte GT73 verbieten. Gesundheitsministe-rin Maria Rauch-Kallat will einmal mehr „Österreich gentechnik-frei halten“ und auch entsprechende Klagen aus der EU in Kaufnehmen. Derzeit sei eine Studie in Arbeit, die belegen soll, dassGT73 viel leichter auskreuze als andere Sorten. Die EU-Kommis-sion hatte im Juni 2005 das GVO-Futtermittel GT73 von Monsan-to per 31. August 2005 zugelassen, obwohl eine einfache Mehrheitin der EU dagegen gewesen sei. Darunter auch Österreich.

Neue Geschäftsführung der LISA Vienna RegionAls Vertreterin der aws übernahm

Michaela Fritz mit Jahresbeginn 2006die Geschäftsführung der LISA Vien-na Region. Die gebürtige Vorarlber-gerin studierte an der ETH ZürichWerkstoffwissenschaften. Nach Auf-enthalten in den USA und Deutsch-land, wo sie für Infineon Bioscienceim Bereich Business Developmenttätig war, begann sie 2005 als Invest-mentmanagerin in der aws. Schwer-punkt ihrer Tätigkeit ist die Beratungund Förderung von Life Science-Unternehmen in Früh- und Wachs-tumsphasen. Im Rahmen ihrerGeschäftsführertätigkeit für die LISAVienna Region wird sie gemeinsam mit Edeltraud Stiftinger, der Ver-treterin des Zentrums für Innovation und Technologie der StadtWien, für die strategische Weiterentwicklung der LISA ViennaRegion verantwortlich sein. Sonja Hammerschmid, seit der Grün-dung der LISA Vienna Region im Jahr 2002 Geschäftsführerin,wechselt in den Beirat und wird so dem Life Science Cluster Wienweiterhin eng verbunden bleiben.

Wenn Wurzeln beschädigt werden: Stammzellen werden zu Embryonalzellen.

Neue LISA Vienna Region-Chefin:

Michaela Fritz.

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Neues Masterstudium

Im Herbst 2006 startet an der Wiener Technik-Fachhochschule –als einer von sieben technischen Masterstudiengängen – der Master-studiengang Biomedical Engineering Sciences, der auch für (Bache-lor-)Absolventen anderer Fachhochschulen und Universitätenzugänglich sein wird. Schwerpunkt des größtenteils in englischerSprache abgehaltenen Studiums liegt auf der Vertiefung spezieller

Bereiche des Bachelor-Studiums Biomedical Engineering wie etwaMedical Engineering, Medical Informatics, Biotechnologie, Manage-ment, Wirtschaft, Persönlichkeitsbildung und Recht. Die Lehrinhaltewerden zusätzlich durch wirtschaftliche und projektorganisatorischeThemenbereiche ergänzt.

Zulassung für Impfstoffe auf Pflanzenbasis Dow AgroSciences hat für einen Impfstoff auf Pflanzenbasis die

weltweit erste Zulassung des Zentrums für Veterinärbiologie des US-Landwirtschaftsministeriums erhalten - ein Meilenstein für die Bio-tech-Branche. Das Concert-System stellt eine neue Gruppe vonImpfstoffen auf Pflanzenbasis dar. Dabei werden in einem steril abge-schlossenen Umfeld anstelle von ganzen Pflanzen nur deren Zellenverwendet, um Impfstoffe herzustellen. Aufgrund dieses hermetischabgeschlossenen Verfahrens können Bedenken und Probleme, diesich bei der Herstellung von Impfstoffen aus ganzen Pflanzen oderGrundnahrungsmitteln ergeben, ausgeschaltet werden. „Concert“benutzt nur die notwendigen Teile des Krankheitserregers, umImmunität in einem Herstellungsprozess zu erzeugen, der vollkom-men frei von tierischen Komponenten ist. Dow AgroSciences wirdsich nun darauf konzentrieren, neue Impfstoffe für die Tiermedizinzu entwickeln.

Moderne Chemielabors an der FH Technikum Wien.

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Dr. Wolfgang-Houska-Preise erstmalig verliehenAm 25. Jänner vergab die B&C-Privatstiftung zum ersten Mal

den „Dr. Wolfgang-Houska-Preis“ - die feierliche Preisverleihungfand in den Wiener Börsesälen statt. Dieser attraktiv dotierte Awardzeichnet praxisorientierte Projekte an österreichischen Universitätenaus, die innerhalb der vergangenen drei Jahre realisiert worden sind.

Den ersten Platz und damit 100.000,-- Preisgeld erreichtenAnton Glieder und sein Team von der TU Graz, denen es gelungenist, ein Enzym zur Prävention von Herzinfarkten aus Mandelblütenzu erzeugen. Gleich der zweite Platz mit einem Preisgeld von 50.000,-- ging an den Tullner Rudolf Krska vom InteruniversitärenDepartment für Agrarbiotechnologie in Tulln (IFA-Tulln), das zurUniversität für Bodenkultur Wien gehört.

Die IFA-Forscher des Christian Doppler Labors für Mykotoxin-forschung, das Rudolf Krska leitet, haben unter anderem eineMethode entwickelt, die erstmals eine exakte und gleichzeitigeBestimmung von zehn verschiedenen Mykotoxinen in weniger alssieben Minuten ermöglicht. Neben insgesamt 48 wissenschaftlichenVeröffentlichungen und zwei Patentanmeldungen in den letztendrei Jahren wurden vier marktreife Produkte zur Vermeidung undzum Nachweis dieser Schimmelpilzgifte entwickelt, die bereits bzw.in den kommenden Monaten, weltweit vertrieben werden.

Mit 30.000,– für den dritten Platz wurde das Projekt von Her-mann Hofbauer, Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnikund Technische Biowissenschaften der TU Wien, zur Entwicklungund Produktion erneuerbarer Kraftstoffe aus Holz ausgezeichnet.

Krska betonte in seiner Dankesrede in den Wiener Börsesälendie Bemühungen des Landes Niederösterreich, das im letzten Jahr

massiv in den Ausbau der Kompetenz „Lebens- und Futtermittelsi-cherheit“ am Standort Tulln investiert hat. Daß sich Firmen wieBiomin, Biopure und Romer Labs inzwischen ebenfalls in Tullnbefinden, unterstreiche die praxisorientierte Ausrichtung derniederösterreichischen Technologiepolitik.

So wurden alleine im Tullner Zentrum für Agrar- und Umwelt-biotechnologie unter Leitung von Technopol-Manager Claus Zep-pelzauer bisher 15 Projekte durchgeführt. Einige Beispiele: Moder-ne Bioanalytik, Erzeugung neuer Werkstoffe aus Getränkekartons,Produktveredelung mittels einer speziellen Wirbelschichtanlage unddiverse Projekte im Bereich der Lebens- und Futtermittelsicherheit.

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Das Tullner Team, von l.n.r.: Georg Häubl, Martin Hafner, Hermann Knapp,

Rudolf Krska, Franz Berthiller, Elsa Vekiru, Rainer Schuhmacher

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Pascal CV Level ist hervorragend geeignet für

Füllstandmessungen in der Lebensmittelindustrie,

Pharmazie und Biotechnik

Durch die neue LTC- Membran (LTC = LowTemperature Coefficient) wird der Temperatur-Koeffizient des Druckmittlers auf < 0,2 mbar/ 10 Kkompensiert. Somit ergibt sich eine erheblich verbesser-te Messgenauigkeit. Die neue Membran ist zudem durchihren verstärkten Aufbau wesentlich unempfindlicherbei chemischen und mechanischen Beanspruchung.

• System speziell parametrierbar fürFüllstandmessungen

• Gehäuse und Prozessanschluss aus Edelstahl, hygienegerechtes Design

• Signalausgang 4…20 mA, optional PFOFIBUS PA• „smarte“ Funktionsmodule zum Anzeigen, Schalten

und Kommunizieren• Messstofftemperatur –20°C…90°C optional –

20°C…160°C• EX- Schutz nach ATEX

Füllstandsmessung ganz einfach:

• Nullpunkt über Menü-Funktion „Druck- Justierung“am Gerät vor Ort korrigieren.

• Nullpunkt und Füllhöhe im Behälter über „Teachin –Funktion mittels Tastendruck direkt übernehmen.

• Das Display im Anzeigemodul zeigt dasMessergebnis druckproportional in der gewünschtenphysikalischen Einheit an (zB mmWS oder mWs).

Tank- Inhaltsmessung auch kein Problem

• Mit der „Tabellenfunktion“ kann dieBehältergeometrie für eine Tank- Inhaltsmessungparametriert werden.

• Die Behältergeometrie kann mit 31 Tabellenpunktendem Stromausgang individuell angeglichen werden.

Im Bereich der Nahrungsmittel- Industrie undPharmazie ist die Gehäusebauform nach den EHEDG-Vorgaben von besonderer Bedeutung. Das hygienischeGehäusedesign aus Edelstahl mit einem Zwei-kammersystem sowie voll vergossene Funktionsmodulegarantieren optimalen Feuchtigkeitsschutz unter allenBetriebsbedingungen (Schutzart IP66). Die piezoresisti-ve Messzelle wird über ein PTFE- Filtersystem direktbelüftet – ohne innenliegende Dichtung.

Ein weiteres wesentliches Merkmal ist die hygienege-rechte Auslegung des Prozessanschlusses durch ver-schiedene aseptische Verbindungen. Besonderer Wertwurde auf die hohe Oberflächengüte gelegt. So könnenim Produktberührten Bereich auf Wunsch Rauh-igkeitswerte bi RA 0,8 μm zugesichert werden. Für dar-über hinaus gehende Anforderungen wir das gesamteSystem zusätzlich elektropoliert.

Prozessanschluss mit Druckmittler –

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• totraumfreie Messstellenanordnung unter besonderenhygienischen Bedingungen

• Schutz der Geräte vor aggressiven, hochviskosen oderkristallisierenden Messstoffen

• Schutz vor hohen Messstofftemperaturen bzw.Temperaturschwankungen.

• Schutz der Messgeräte vor Vibrationen beiAnkopplung über Fernleitungen

• Einsatz von Sonderwerkstoffen für Trennmembranen• Grundkörper- und Oberflächenbeschichtungen der

Trennmembran für besondere Anwendungen.

Durch ein spezielles Herstellverfahren wird die LTC-Membran radial zur Mitte überspannt. Sie hat somitmindestens zwei Nulllagen, welche sie von sich aucheinnehmen will: eine obere und eine untere Nulllage. Innerhalb der Nulllage ist die LTC- Membran nahezurichtkraftlos.

Die LTC- Membran verhält sich fast richtkraftlos undkompensiert nahezu alle Druckmittler-Fehler aufgrundvon Temperatureinflüssen:max. Druckmittler- Temperaturfehler z.B. bei einemSterildruckmittler DN50 <0,2 mbar/10Kabsorbiert auch Fehlerschwankungen infolge sehrschneller Temperaturwechsel z.B. bei kurzen Rei-nigungszyklen (CIP) im Wechsel mit Produktenchargen.

Durch die hohe Membranstärke (doppelt so stark wieherkömmliche Druckmittler- Membranen) ist sie:• Mechanisch robust gegen Reinigungsverfahren

mit hartem Wasserstrahl, Reinigungsdüsen o.ä. undgegenüber grobkörnigen und abrasive Medien

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Neue Regelungen für künstliche GewebeMotor für die Entwicklung von Tissue-Engineering-Implantaten ist der steigende Bedarf an sicheren Ersatzgewebenund -organen, aber auch die Grundlagenforschung. Hand in Hand mit der dynamischen Entwicklung dieses Techno-logiezweiges wird auch die Rechtslage auf EU-Ebene harmonisiert.

Tissue Engineering kombiniert Technologien der Bioingenieur-,Werkstoff- und Life Sciences, um Gewebefunktionen aufrechtzuer-halten, zu ersetzen, zu verbessern oder grundlegend zu erforschen.Dazu werden lebende Zellen eines Organismus außerhalb des Ziel-gewebes kultiviert, um sie dann in den meist selben Organismus zuimplantieren. In der Grundlagenforschung spielt Tissue Enginee-ring zur Aufklärung zellulärer Mechanismen eine wichtige Rolle.

Gemeinsame Richtlinie für BlutprodukteMit der Erschließung neuer und viel versprechender Anwen-

dungsfelder treten auch zunehmend Fragen rechtlicher Grundlagenin den Mittelpunkt der Diskussion. „Produkte aus Gewebe undBlut zur Anwendung im Menschen werden in Österreich wie auchin Deutschland als Arzneimittel eingestuft. Betriebe, die solche Pro-dukte herstellen, bearbeiten oder in Verkehr bringen, fallen daher indas Arzneimittelgesetz und die Arzneimittelbetriebsordnung. DasBlutsicherheitsgesetz regelt im Wesentlichen den Spenderschutzund die Testung auf Infektionsparameter des Spenderblutes, das fürdiese Produkte als Ausgangsstoff dient“, erläutert Johann Kurz, Lei-ter der Abteilung Blut- und Gewebesicherheit sowie Arzneimittelim Gesundheitsministerium.

Nicht in allen EU-Ländern gibt es aber derart eindeutige Rege-lungen: Manche Staaten stufen Gewebe und Zellen zur Anwendungam Menschen als Arzneimittel ein, andere definieren sie als Medi-zinprodukte oder es existieren keinerlei Regelungen. „Daherbemüht sich die EU-Gemeinschaft derzeit um eine gemeinsameRichtlinie für Blutprodukte, die bereits im Februar 2005 in den ein-zelnen EU-Ländern umzusetzen war. Eine gemeinsame Gewebe-richtlinie wird heuer in den einzelnen Staaten zur Umsetzung gelan-gen“, weiß Kurz.

In Österreich decken das Blutsicherheitsgesetz und das Arznei-mittelgesetz mit den dazugehörigen Verordnungen die EU-Blut-richtlinie bereits ab. „Zur Umsetzung der EU-Geweberichtlinie inÖsterreich ist derzeit das Gewebesicherheitsgesetz in Ausarbeitung,das in den nächsten Wochen zur Begutachtung ausgesendet wird.Gegenstand der Regelung sind der Spenderschutz, die Entnahme,die Be- bzw. Verarbeitung sowie das Inverkehrbringen von Gewebezur direkten Transplantation am Menschen“, so der Experte weiter.Auch der Import aus Drittländern sowie der Export werden imGewebesicherheitsgesetz geregelt.

EU-Präsidentschaft gibt GestaltungsspielraumDurch die österreichische EU-Präsidentschaft ergibt sich eine

Reihe wesentlicher Gestaltungsmöglichkeiten der Rechtsent-wicklung am Tissue-Engineering-Sektor, vor allem durch den Vor-sitz in der Arbeitsgruppe „Advanced Therapies Regulations“. „So

können wir etwa die Intensität der Verhandlungen und die Mög-lichkeit der Harmonisierung der Meinungen der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten erheblich mitgestalten“, betont Kurz und ergänzt:„In der Arbeitsgruppe werden unter anderem die Standards wieAufbringung und Testung für Zellen und Gewebe definiert, die vonder Industrie als Grundlage für ein Produkt verwendet werden.Damit soll sichergestellt werden, dass in Europa vergleichbareAnforderungen an die Entnahmestellen und die Gewebebanken,die das Ausgangsmaterial aufbringen und die Testungen durchfüh-ren, zur Verfügung stehen.“

Am 16. November 2005 übermittelte die Kommission „Unter-nehmen und Industrie“ einen Vorschlag für eine Verordnung fürneuartige Therapien, die jetzt unter dem Vorsitz Österreichs imEuropäischen Rat verhandelt und voraussichtlich unter der deut-schen Präsidentschaft in Kraft treten wird. Diese Verordnung solldie Produkte für Gentherapien, somatische Zelltherapien sowie Tis-sue Engineering einer zentralen Zulassung bei der Arzneimit-telagentur (EMEA) in London zuführen. In Österreich wird derzeitin verschiedenen Arbeitsgruppen, in denen auch die Biotech-Indu-strie vertreten ist, die Bedeutung dieser Verordnung für die heimi-sche Industrie erhoben.

Vorreiterrolle für Standort KremsIn Österreich haben die im Kremser Bio Science Park und Bio-

technologiezentrum angesiedelten Unternehmen wie etwa ArsArthro, Cell Danube, Biotec Systems und Tissuemed Biosciencebereits die Zeichen der Zeit erkannt und ihre Produktionslaborsentsprechend den kommenden rechtlichen Anforderungen ausge-staltet. „Die ,Cells- and Tissuebank Austria‘ ist ebenfalls in Kremsangesiedelt und übernimmt zurzeit vorwiegend logistische Aufga-ben bei der Handhabung von Zellen und Geweben. Gerade dieÜberleitung von F&E Ergebnissen hin zu neuen Produkten bzw.Therapien stellt hier eine besondere Herausforderung dar. Die For-schungsaktivitäten der Donau Universität Krems und die IMCFachhochschule Krems bilden mit dem Krankenhaus Krems undden Biotec-Unternehmen eine sehr starke Plattform. Der Ausbau zueiner Qualitäts- und Kontrollinstitution für Aufgaben im Sinne derneuen Richtlinie wäre durchaus wünschenswert“, erklärt RupertKörber, Technopol-Manager Krems, und hofft auf eine baldigeUmsetzung im Sinne der Unternehmen am InnovationsstandortKrems.

Info & Kontakt:

ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH

Tel.: +43 (0)2732/87470-230, Fax: DW 70

www.ecoplus.at, www.loweraustria.biz

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Niederösterreich setzt auf BiokunststoffeNiederösterreichs Wirtschaftsagentur ecoplus und Niederösterreichs Umweltwirtschaft und Raumordnungsförde-rung prüfen derzeit die Chancen, in Form von Biokunststoffen neue innovative Geschäftsfelder für die Unternehmensowie neue Verwertungsfelder für zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe erschließen zu können. Dabei würden Mais,Zuckerrüben, Kartoffel oder Getreide zu Poly-Milchsäure verwertet – Basis etwa für Verpackungen.

Niederösterreich liegt damitim europaweiten Trend, fossileRohstoffe durch biologische zuersetzen: Biogene Kunststoffesind europaweit in Diskussion.Vor allem Frankreich, Deutsch-land und die Niederlande planendiese abbaubaren Kunststoffeverstärkt im Verpackungsbereicheinzusetzen.

In Niederösterreich hat dieVerarbeitung und Verwertungerneuerbarer Rohstoffe einenguten Nährboden. So wurdeetwa Österreichs erster aus Rapsgewonnener Biodiesel 1990 inGablitz angeboten. Im Vorjahrschließlich fiel mit der Entschei-dung der Agrana, eine Bioetha-nolanlage in Pischelsdorf zurErzeugung von jährlich 160.000 tEthanol zu errichten, der Start-schuss für ein Großprojekt, dasab 2007 den heimischen Bedarfan Bioethanol für die geforderte5,25 %-Beimengung zum Ben-zin abdecken wird. Derzeit fin-den im Rahmen einer Wertschöpfungs-Sondierung Gespräche mit Unternehmender ersten Kunststoff-Branche statt. DieErgebnisse dieser Studie werden für Aprilerwartet.

Wirtschaftsfaktor. Kunststoff ist gene-rell ein wichtiger Wirtschaftsfaktor fürNiederösterreich, da in diesem Bereich diegesamte Wertschöpfungskette mit heimischen Betrieben abge-deckt werden kann: Von der Rohstofferzeugung (Borealis, Sun-por, Gabriel Chemie), über den Maschinen- und Werkzeugbau(Bekum, Battenfeld, Engel, Starlinger, Thysohn) über die Verar-beitung (Geberit, Pipelife, Rehau, Möller) bis hin zum Recycling(MBA-Polymer) sind Top-Unternehmen in Niederösterreich eta-bliert.

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoff liegt derzeit bei rund 100kg/Person in Österreich, wovon rund 70 % dem Verpackungsmarktzuzuordnen sind. Dieser Verbrauch soll in den nächsten Jahren nochsteigen – und dabei werden Bio-Kunststoffe überproportional wach-

sen. Mit dem Projekt N Packt´s will Nieder-österreich nun sicherstellen, dass die Wert-schöpfung mit Bio-Kunststoffen vor Ort erfol-gen kann.

Derzeit wird daran gearbeitet, die Rah-menbedingungen für die Errichtung einerProduktionsanlage in Niederösterreich zurHerstellung von Kunststoffen aus nachwach-

senden Rohstoffen zu ermitteln. Vorhandene Betriebe werdenmotiviert, sich mit diesem innovativen Thema auseinander zusetzen. Ende März soll eine Studie über Produktionsmöglichkei-ten und Rohstoffpotenziale in Niederösterreich präsentiert wer-den. „Wichtig dabei ist auch die internationale Zusammenarbeitmit unseren Nachbarn, um bereits vorhandene Erfahrungen aufbeiden Seiten auszutauschen“, so Kunststoff-Cluster ManagerHarald Bleier. „Dabei ist die Einbeziehung der gesamten Prozess-kette, die landwirtschaftliche Produktion, die Produktion derMonomere bis hin zur Kunststoffherstellung und -Verarbeitungvorgesehen.“

Rohstoff für Poly-Milchsäure: Neue Einsatzmöglichkeiten für Zuckerrüben.

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Der FH Studien-gang „Medizini-

sche und Pharmazeu-tische Biotechnolo-gie“ an der IMC FHKrems bietet nunSchulungen im Rein-raum für die Industriean. Europas modern-ster Schulungsrein-raum erlaubt es, Feh-ler, die bei Tätigkei-ten in diesem beson-deren Arbeitsumfeld entstehen, sichtbar zu machen. Vertre-ter von EcoLab und Thermo bringen dabei mit speziellenVisualisierungsmethoden das richtige Reinigen sowie dieBesonderheiten der messtechnischen Instrumente für Rein-räume näher. www.imc-krems.ac.at

Reinraumschulungen an der FH Krems

Visualisierungsmöglichkeiten im Kremser

Reinraum.

BASF bietet fünfneue Varianten

ihres SchaumstoffsNeopolen P an. Neopo-len P ist ein Spezial-schaumstoff aus expan-diertem Polypropylen(EPP), der vor allemgute Stoßdämpfungaufweist. Die neuenTypen werden bereitszur Spielzeug-Herstellung für Kleinkinder – in Form eines „Riesen-bausteins“ – verwendet. Bei wärmedämmenden Transportboxenfür heißes und kaltes Essen nutzt man die Farbigkeit zur Unter-scheidung. Besonders bei Verpackern von Elektrogeräten wiePlasmabildschirmen ist der Schaumstoff beliebt. Im Gegensatz zuStyropor ist Neopolen P deutlich stabiler und bietet Schutz vorwiederholten Stößen. www.basf.de/neopolen

Neue Neopolen-Varianten

Die Spezialtype 9235 wurde für Sonnen-

blenden im Auto entwickelt.© S

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ASF

Innovation durch Kunststoffzellen

Der junge Architekt Thomas Herzig baut auf pneumati-sche Konstruktionen: Mit luftdicht verschweißten PVC-

Zellen erstellt er im Bausatz-System Konstruktionen wietemporäre Ausstellungshallen, Messestände, Notunterkünfteoder mobile Sanitätseinrichtungen. Verschiedene, mit Luftgefüllte Elemente können in kürzester Zeit mit geringstemAufwand wasser- und luftdicht miteinander kombiniert wer-den und nahezu jede Form annehmen. Die Konstruktionensind trotz ihres geringen Gewichts stabil und tragfähig unddank der PVC-Folie extrem belastbar und schwer entflamm-bar. Pneumocell befindet sich im Prototypenstadium. DerPreis für einen Pavillon mit 8 m Durchmesser: Rund 3.300Euro. www.pneumocell.com

Zellen-Iglu am Wiener Graben.

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Technik-Tour 2006 Diese Messe wächst entgegen allerTrends. Seit Jahren erfreut sich dieTechnik-Tour steigender Beliebtheit.Immer mehr Kunden nutzen dieGelegenheit um bei minimalem Auf-wand zu den neuesten Informatio-nen zu kommen.

DIE IDEE

Der Aufwand für einen „normalen“ Mes-sebesuch ist für viele einfach zu hochgeworden. Flug, Hotelbuchung, Anreise... Deshalb kommt die Technik-Tour denBesuchern entgegen. Im überschaubarenRahmen, an 6 Orten in ganz Österreich,zeigen heuer bereits acht Firmen die neu-esten Trends, Entwicklungen und Geräteam Markt.

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Bayer hat flammwidrige Varianten des PUR-SchaumstoffsBayfit Tec für die Elektroindustrie entwickelt. Anders als

herkömmliche Dämmmatten füllen PUR-FormschäumeZwischenräume passgenau aus, selbst wenn diese einekomplizierte Geometrie besitzen. Zudem können sie che-misch so eingestellt werden, dass sie gut an umgebendenMaterialien haften und auch bei starken Schwingungennicht verrutschen. Mit den neuen Schaumstoffen lassen sichetwa Gehäuse und Motor von Elektrogeräten akustisch weit-gehend voneinander entkoppeln. Die neuen Varianten errei-chen die bestmögliche Bewertung nach der US-Brand-schutznorm UL 94. Die Flammschutzausrüstung von BayfitTec beruht auf speziellen PHD-Polyolen, die fein dispergier-ten Polyharnstoff enthalten. www.bayermaterialscience.de

PUR-Schäume für die Elektroindustrie

PUR-Schaum hält einer offenen Flamme stand.

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Computertomographie ohne Betablocker

Siemens hat einen neuen Computertomographen entwickelt, der Auf-nahmen des schlagenden Herzens in bisher ungekannter zeitlicher

Auflösung macht und dabei nur die Hälfte der Strahlendosis einsetzt.Der „Somatom Definition“ besitzt erstmals zwei parallel arbeitende Auf-nahmesysteme, die beide drei Mal pro Sekunde um den Patienten rotie-ren und ist dadurch deutlich schneller als jede bestehende Technologie.In Kombination mit einer Auflösung von weniger als 0,4 mm sind selbstwinzige Gefäße zu sehen. Das Gerät erlaubt insbesondere eine Herzbild-gebung ohne Verabreichung von Betablockern. Wegen des ausgeklügel-ten Aufnahmeverfahrens können auch Patienten mit hoher Herzfrequenzoder Herzrhythmusstörungen untersucht werden – ohne Medikamente.

www.siemens.de Somatom Definition: Herzbildgebung ohne Betablocker.

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Polyolefine für das Gesundheitswesen

Bormed: Spezialpolyolefine für medizinische Anwendungen.

Mit Bormed hat Borealis Spezialpolyolefine für dieAnwendung im Gesundheitswesen entwickelt, die spe-

ziell für den Spritzguss und das Blasformen von medizini-schen Geräten sowie pharmazeutischen und diagnostischenVerpackungen entwickelt wurden.

Die Bormed-Polyolefine überzeugen durch Unempfind-lichkeit gegenüber Strahlen und Chemikalien, Durchsichtig-keit, Sterilisationsmöglichkeit bei 121°C sowie hohe Span-nungsrissbeständigkeit. Diese Eigenschaften in Kombinationmit der leichten Formbarkeit und Verarbeitung der Materia-lien eröffnen ein breites Anwendungsspektrum: Bei Medizin-produkten gehören dazu Einmalspritzen, Nadelkappen undKatheter sowie die Gehäuse von künstlichen Nieren undInhalationsgeräten. Bei der Verpackung von Arzneimittelnwerden Bormed-Materialien bei Herstellung, Befüllung undVersiegelung von Flaschen, Beuteln und Ampullen mit steri-len Flüssigkeiten ebenso eingesetzt wie für den Spritzgussund das Formblasen von Verpackungen wie Flaschen, Con-tainer, und Verschlüsse. www.borealisgroup.com

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Veränderungen im Management bei zetaMit Wirkung zum 1. Februar 2006 hat Winfried Kuhlmann

die Leitung des Geschäftsfeldes Bio- und Verfahrenstechnik der zetaHolding übernommen. Er wird damit auch die Geschäftsführungfür die Standorte in der Schweiz und in Deutschland übernehmen,sowie künftig alle Aktivitäten für den internationalen Vertrieb koor-dinieren.

Mit Winfried Kuhlmann konnte für diese Position ein in derBranche geschätzter Experte mit internationaler Erfahrung gewon-nen werden. Neben der Tätigkeit bei Pall und Sartorius war der pro-movierte Biotechnologe zuvor 12 Jahre für die Geschäftsführungder ehemaligen B. Braun Biotech International zuständig und hat indieser Zeit das Unternehmen zum Weltmarktführer für Fermenterund Bioreaktoren ausgebaut.

An Hanspeter Meier wurde innerhalb der zeta Holding die Ver-antwortung für den Bereich Forschung und Entwicklung übertra-gen. Von dieser Position aus wird er künftig gruppenübergreifendneue Impulse für die nachhaltige Entwicklung von innovativenTechnologien und Produkten setzen. Damit wird die strategischeAusrichtung des international tätigen Unternehmens in Richtungbiopharmazeutische Verfahrenstechnik zusätzlich unterstützt. Ein

repräsentativer Querschnitt durch die Neuheiten aus der Entwicklungspalette der zeta Gruppe wird auf der diesjährigenACHEMA in Frankfurt präsentiert.Mit diesen Aktivitäten setzt zetaeinen weiteren Schritt in der Entwicklung zu einem der führendenAnbieter im Bereich der Herstellung und Installation von biophar-mazeutischen Prozessanlagen. Das Unternehmen beschäftigt mitt-lerweile über 400 qualifizierte Mitarbeiter an 7 Standorten in Euro-pa und setzt die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre fort.

Gleichzeitig, mit den personellen Veränderungen, wird im Märzder Firmenstandort in der Schweiz von Wangen nach Rapperswilverlegt. Der neue Standort bietet ausreichend Platz zum Ausbau derRessourcen für Produktentwicklung und Engineering und wirdkünftig für diese Aktivitäten vor allem im Bereich Biotechnologie inder Firmengruppe zuständig sein.

Weitere Informationen:

Telefon: +43/3136/90 10-0

Fax: +43/3136/90 10-9100

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Explosionsschutz: Richtlinie wird fälligDie Verordnung zum

Schutz vor explosionsfähi-gen Atmosphären (VEXAT)muss in Österreichs Unter-nehmen bis spätestens 1. Juli2006 umgesetzt werden.Betroffen sind davon Gas-versorger und Tankstellenebenso wie Mechaniker,Tischler, Kunststoffverarbei-ter oder Bäcker. WalterHutterer vom WienerArbeitsinspektorat kannzwar den aktuellen Standder Umsetzung nichtgenau beziffern. Dass aber

insbesondere bei KMUs noch ein hoher Nachholbedarf bei derUmsetzung der VEXAT-Richtlinie herrscht, davon geht er aus.Knapp fünf Monate verbleiben noch, um alle Altanlagen hinsicht-lich Explosionsschutz zu untersuchen und zu dokumentieren:VEXAT verschiebt die Verantwortung von der Behörde zum Anla-genbetreiber. Dieser muss jetzt die Geräte und den Arbeitsbereich– auch Silos und Bunker mit Schüttgütern (Klaus Mario Kopiavon der AUVA spricht von „Zigarren in der Botanik“) – selbstuntersuchen.

Die Richtlinie gibt allerdings vor, die Ergebnisse der Sicherheits-betrachtungen, die Zonenbeurteilung, die umzusetzenden Schutz-maßnahmen usw. in einem Explosionsschutzdokument zu belegen.

Und dieses sollte möglichst „lebendig“ gehalten sein, also laufendaktualisiert werden. Empfohlen wird, das Explosionsschutzdoku-ment am besten gemeinsam mit einem Gutachter zu erstellen –allerdings sind diese derzeit nur begrenzt am Markt verfügbar.

Fünf Fragen sind hilfreich, sich dabei zu stellen: 1. Sind brennbare Stoffe vorhanden? 2. Kann durch ausreichende Verteilung der Luft eine explosions-

fähige Atmosphäre entstehen? 3. Ist die Bildung eines explosionsgefährdeten Bereiches möglich? 4. Ist die Bildung eines explosionsgefährdeten Bereiches zuver-

lässig verhindert? 5. Ist die Entzündung in einem explosionsgefährdeten Bereich

zuverlässig verhindert?

Zu berücksichtigen sind dabei alle Zündquellen einschließlichelektrostatischer Entladungen, das Ausmaß der zu erwartendenAuswirkungen, alle Arbeitsmittel, die elektrischen Anlagen, alleArbeitsvorgänge und ihre möglichen Wechselwirkungen, dieArbeitsbekleidung und Schutzausrüstung sowie vorhersehbare Stö-rungen.

Ist ein Explosionsschutz erforderlich, müssen sowohl derArbeitsraum als auch die Arbeitsmittel katalogisiert werden – Räu-me in Zonen, Betriebsmittel in Kategorien. Das kann allerdingsauch als Chance verstanden werden: Vor allem durch den Einsatzvon weniger gefährlichen Arbeitsstoffen, besteht die Möglichkeit,Ex-freie Bereiche zu schaffen. Beim Ankauf von Neuanlagen richtetsich der Preis maßgeblich nach der erforderlichen Kategorie.

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Aus dem Bergwerk auf die Straße

Salz. 750.000 t davon – und trotzdem zu wenig. Um denInlandsbedarf an Streusalz zu decken, müssen die Salinen AustriaAG Jahr für Jahr Kontingente aus dem Ausland zukaufen. Aus denNiederlanden, Deutschland oder auch aus Italien. Selbst exportiertwird nur ein verschwindend geringer Anteil, dazu ist der Transport-aufwand zu groß. Über 3 Mio. m3 Sole werden jährlich aus denBergwerken im Salzkammergut gelaugt, woraus dann in der SalineEbensee durch Verdampfen das Salz gewonnen wird. „Durch In-vestitionen von rund 96 Mio. Euro wird unsere Produktionskapa-zität bis Ende 2007 von 750.000 auf 1,12 Mio. Jahrestonnenerhöht werden“, sagt Hanspeter Grüneis, der für den WinterdienstZuständige bei den Salinen.

Wer braucht soviel Salz? Nur ein geringer Teil davon kommt indie Suppe. 56 % der gesamten Produktion enteisen jeden Winterheimische Straßen. Der Rest wird für die chemische und pharma-zeutische Industrie verwendet oder fällt als Viehsalz an. Auch wenndie aufgebrachte Menge pro Fahrbahnkilometer stetig abnimmt,wird jährlich mehr Salz gestreut: Es gibt für die Straßenmeistereieneinfach mehr zu tun. „Denken Sie nur an den Ausbau der dreispu-rigen Autobahnen.“

Der effizientere Umgang mit dem Rohstoff ist auf eine Reihe vontechnischen Verbesserungen zurückzuführen: Zum einen ist man mitder Wettervorhersage präzise genug, um anhand der vorhandenenDaten die benötigten Mengen für die nächsten Tage genau auszu-rechnen. Zum anderen hat sich auch in der Art der Aufbringung aufdie Straße viel getan. Die Fahrzeuge der Straßenmeistereien mischenmittlerweile das trockene Salz mit flüssiger Sole und sorgen so dafür,dass das Salz auf den Straßen besser haften bleibt.

Der Vorteil des Siedesalzes aus Ebensee im Gegensatz zum Meer-salz oder dem Steinsalz aus dem Bergwerk liegt vor allem in der

gleichmäßigen und wesentlich geringeren Korngröße. Kleine Korn-größen führen gesamt zu einer größeren reaktiven Oberfläche undsind damit wesentlich schneller wirksam. Damit wird viel Streusalzauf der Straße gespart.

Fallen – wie im heurigen Jänner – die Temperaturen unter –15 °C,dann hilft auch das Salz nichts mehr. Dann müssen Spezialpräparateeingesetzt werden. Doch Grüneis beschwichtigt: Der Einsatz solcherSpezialtaumittel ist vernachlässigbar gering. Niederschläge gibt es beisolchen Temperaturen ohnehin kaum mehr, im Regelfall sind dieStraßen trocken. Dass zu Beginn des Kälteeinbruchs die Straßenbereits eisfrei sind, ist „die Kunst der vorbeugenden Streuung.“

Kapazitätsausbau. Im Zuge der Ausweitung der Produktions-kapazitäten in Ebensee – finanziert nicht zuletzt durch umfangrei-che Grundstücksverkäufe – soll sowohl ein vierter Salzverdampferentstehen als auch die gesamte Peripherie wie auch die Verladekapa-zität ausgebaut werden.

Insgesamt 200.000 t lagern zu Beginn jeden Winters in den zweiHallen, die jeweils die Größe eines Fußballfeldes haben. Durch denBau eines dritten Lagers sollen es künftig 300.000 t sein. Im Schnittrollen 300 LKWs täglich durch das Salinen-Werkstor, um ganzÖsterreich mit Salz zu versorgen. An manchen Tagen werden so9.000 t ausgeliefert. An den Belastungsgrenzen ist dann nicht nurdie vorhandene Infrastruktur, sondern auch die Bundesstraße zumWerk. Denn die Lieferfristen sind knapp: Zwischen 48 Stundenund fünf Tagen ist Zeit, um das Salz an seinen Bestimmungsort zubringen. „Kalendertage wohlgemerkt,“ sagt Grüneis, bei Wetterein-brüchen müsse man entsprechend schneller reagieren.

Und wird das Salz einmal ausgehen in Ebensee? Nein, sagtGrüneis: „Aus heutiger Sicht reichen die Vorkommen im Salz-kammergut noch mindestens für die nächsten 250 Jahre.“

Bis zu 9.000 t Salz verlassen pro Tag das Salinen-Lager in Ebensee.

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Alles Salz kommt aus Ebensee. Von dort aus beliefern die Salinen Austria AG ganz Österreich für den Streudienst.Der Chemie Report hat sich die Selbstverständlichkeit eisfreier Straßen erklären lassen.

Wolfgang Schweiger

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Gefragt: Kunststoff- und Metallurgie-Absolventen Studenten stürmen die Leobener Montanuni: Die starke Verflechtung von Forschung und Industrie hat sich bewährt,die Absolventen sind gefragt. Stark wachsend ist der Kunststoff-Bereich – den Bedarf der Wirtschaft an Absolventenwird man aber erst in einigen Jahren decken können.

Die Montanuni in Leoben verzeichnet regen Zulauf: Knapp einFünftel mehr Erstinskribenten als ein Jahr zuvor – starker

Andrang insbesondere bei den Studienrichtungen Kunststofftech-nik und Werkstoffwissenschaft. Insgesamt zählt die Montanuniderzeit rund 2.000 Studierende, davon 435 Studienanfänger.

Und auch die Nachfrage der Industrie nach Absolventen ist sohoch wie nie zuvor: „Egal ob in den Bereichen Polymere, Metal-lurgie oder Werkstoffe – wir benötigen überall mehr Studenten“,sagt Rektor Wolfhard Wegscheider. Vor allem im Bereich Kunst-stofftechnik herrsche derzeit dringender Bedarf an Absolventen. ImWintersemester gab es in diesem Zweig 50 Neuinskribenten, 15bis 20 Absolventen schließen pro Jahr das Studium ab. Benötigtwird aber die doppelte Anzahl.

Werkstoffkompe-

tenz. In Kürze wirdmit dem Bau einesWerksto f f - Impuls-zentrums begonnen.Auf 5.400 m2 sollendort werkstofforien-tierte Uni-Institute,mehrere Kompetenz-zentren sowie Start-ups ihren Platz fin-den. Wegscheiderwill dort die For-

schung mitb e s t e h e n d e nund in Grün-dung befind-lichen Firmenzu einem „Kno-ten der österrei-chischen Werk-stoffkompetenz“verknüpfen. Diese enge Verflechtung zwischen Industrieund universitärer Forschung hat sich bereits in der Vergan-genheit bewährt. So gibt es bereits das Materials CenterLeoben, das Polymer Competence Center Leoben, das NanoSurface Engineering Center oder das Laserzentrum derJoanneum Research, das Christian-Doppler-Labor fürAdvanced Hard Coatings und den Material Cluster Styria –sie alle sollen im neuen Zentrum ab dem Frühsommer 2007Platz finden.

Ein wichtiger Partner ist der schwedische Sandvik-Konzernmit seiner Tochter Voest-Alpine Materials Handling, die sichim Jänner für Leoben statt Schweden als Forschungszentrumentschieden hat. Insgesamt sollen 70 Ingenieure ihren Platzim neuen Werkstoff-Impulszentrum finden.

Nano-Verfahren. Neben der Unterstützung durch dieIndustrie wird die Universität auch von der EU gefördert.Etwa bei der Entwicklung hitzebeständiger nanostrukturier-ter Oberflächen, die Temperaturen von mehr als 1.000 GradCelsius widerstehen können. Hier gilt es, mit neuen Herstel-lungsverfahren Systeme zu entwickeln, die erst durch einengenau abgestimmten Schichtaufbau ihre Wirkung entfalten.Dabei werden Tausende dünne Einzellagen mit einer Dickevon jeweils nur 3-4 Millionstel mm aufeinander abgeschie-den. So soll dem Werkstoff Titan-Aluminid die enorme Hit-zebeständigkeit beigebracht werden.

Wolfhard Wegscheider: „Bedarf bei allen Studienrich-

tungen ist groß.“

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Die Solarbranche kann derzeit wegendes knappen Rohstoffs Silizium die

zunehmende Nachfrage nach Solarzellenund -modulen nicht abdecken. Für 2006soll die produzierte Menge gleich wie 2005bleiben, während der Solar-Markt in denkommenden Jahren jährlich um 20 bis 30% wachsen soll. Das Resultat: Der Preis fürPolysilizium ist seit Anfang 2004 um rund150 % auf mehr als 50 Dollar/kg gestie-gen.

Zwar ist der Rohstoff Silizium in Hülleund Fülle vorhanden, die aufwendige Her-stellung von polykristallinem Silizium istaber zeitraubend und teuer. Laut Branchen-experten sind die Materialien aufgrundlangfristiger Verträge für die nächsten zweibis drei Jahre mehr oder weniger ausver-kauft. Analysten warnen, dass die Solar-branche aufgrund der Silizium-Knappheitweniger stark wachsen wird wie erhofft.

Der Solarmarkt gleicht mittlerweile derInternetblase von vor sieben Jahren – einenormes Potenzial liegt brach, unbegrenzteGewinne werden erträumt. Aktien vonSolarunternehmen sind beim Börsegangteilweise mehr als 30fach überzeichnet,Kursgewinne von mehreren Hundert Pro-zent in einem Jahr keine Seltenheit. Der

handfeste Hintergrund: Der Solarmarktwächst, da die Differenz zwischen denKosten für konventionelle und erneuerbareEnergien immer geringer wird.

Darüber hinaus unterstützen Staatenweltweit die Bestrebungen, unabhängigvom teuren Rohstoff Öl zu werden. Selbstin den USA will man weg vom Öl: US-Prä-sident George Bush will eine 22-prozentigeErhöhung der Haushaltsmittel 2007 für dieFörderung sauberer Energien beantragen.Damit sollen Sonnen- und Windenergieebenso gefördert werden wie Atomenergie,saubere Kohle und Hybridautos. Kalifor-nien beispielsweise will Milliarden in dieSolartechnik investieren. Mit staatlicherUnterstützung sollen in den nächsten Jah-ren eine Million private und öffentlicheHausdächer mit Solarzellen bedeckt wer-den. Die Zeiten von 15 Dollar je Barrel Ölsind lange vorbei – der aktuelle Preis vonrund 70 Dollar wird wohl langfristig nichtmehr fallen.

Führende Anbieter von polykristallinemund Polysilizium wie ASIMI, MEMC, Hem-lock, Mitsubishi Materials und Wacker-Chemie haben nun alle Hände voll zu tun,die Nachfrage nach reinem Silizium zubefriedigen. Händeringend sind Solarzel-

lenhersteller auf der Suche nach dem wert-vollen Rohstoff. Teilweise werden kleinereSolarzellenhersteller nicht zuletzt aufgrundihrer langfristigen Silizium-Lieferabkom-men von größeren Herstellern geschluckt.So hat die Solartechnikfirma Centrosolarkürzlich die Schweizer Solarsquare AGübernommen und sich damit Zugriff aufnoch mehr Solarzellen gesichert.

Noch basieren mehr als 90 % aller aufden Markt gebrachten Solarzellen auf Sili-zium. Seit 1998 hat sich die Produktionvon Silizium-Solarzellen mehr als veracht-facht, umso intensiver wird an Alternativengeforscht. Zu den Alternativen gehörenphotovoltaische Konzentratorzellen oderDünnschichtsolarmodule wie etwa die aufKupfer-Indium-Sulfid basierenden CIS-Zel-len. Der Wirkungsgrad ist noch gering unddie Kosten hoch – aber auch im Solarbe-reich will man sich unabhängig vonbestimmten Rohstoffen machen. Darüberhinaus wird versucht, Silizium auf einegünstigere Art und Weise einzusetzen. DieTechnologie, Silizium-Kristalle mit definier-ter Dotierung herzustellen, ist aufwändigund teuer. Mehrere Forschungslabors welt-weit arbeiten daher daran, Solarzellen ausamorphem Silizium zu optimieren.

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Aufgrund der hohen Nachfrage aus dem Solar- und Chip-Bereich gibt es derzeit einen enormen Engpass bei polykri-stallinem Silizium. Der Preis pro Kilogramm hat sich auf rund 50 Dollar mehr als verdoppelt. Hannes Stieger

Energie aus der Sonne wird nicht zuletzt dank

staatlicher Programme stark nachgefragt

Silizium-Knappheit dämpft Solar-Boom

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Hyphenation-Labs für die TU WienDie Wiener Fakultät für TechnischeChemie glänzt mit zwei neuen High-Tech-Labors und in Mitteleuropa ein-zigartigen Gerätschaften der Spit-zenklasse. Karl Zojer

Hyphenation: Das meint in der chemi-schen Analytik die direkte Kopplung

verschiedener Trenntechniken. Im Falle dernun an der TU Wien angeschafften Aus-rüstung handelt es sich um einen LiquidChromatographie/Massenspektrometer(LC/MS) sowie eine Liquid Chromatogra-phie/Nukleare Magnetische Resonanz-Kopplung (LC/NMR) mit einem 400 MHz-NMR-Spektrometer. Die über Hochdruck-Flüssigchromatographie getrennten Verbin-dungen werden, gegebenenfalls nachAnreicherung an einem Festphasenextrak-tor, direkt in einen speziellen Probenkopfdes Kernresonanzspektrometers „ausge-schwemmt“ (eluiert) und der Messung undStrukturaufklärung mittels 1D- und 2D-NMR-Multikernmethoden zugeführt.

Mit diesen erstmals in Österreich verfüg-baren Gerätetypen wird eine direkte Analy-tik beispielsweise von Reaktionsgemischenoder auch biologischer Proben möglich.

Angeschafft wurden die 500.000 Euro-Geräte von Bruker an der Fakultät für Tech-nische Chemie im Zuge der Berufungen derbeiden Professoren Günter Allmaier (Analy-tische Chemie) und Johannes Fröhlich(Organische Chemie) – sie wurden amInstitut für Chemische Technologien undAnalytik sowie am Institut für AngewandteSynthesechemie installiert und stärkendamit die synthesebegleitende und bio-und umwelttechnologische Analytik. Siesind laut Dietmar Paar, der die kürzlichgegründete Tochterfiliale Bruker Österreichleitet, ab sofort betriebsbereit.

Proteomics-Forschung. Unter Zuhilfe-nahme eines gepulsten Nanosekundenla-sers und in Kopplung mit einem Ionenfal-lenmassenspektrometer kann dabei dieMolekulargewichts- und Primärstrukturbe-stimmung bisher unbekannter Substanzenerfolgen. Ein Ionenfallenmassenspektro-meter, kombiniert mit verschiedenstenTrenntechniken und dem LC/NMR, kann

komplexe Mischungen, wie sie in der Syn-these- und Naturstoffanalytik anfallen,charakterisieren.

Auch das molekulare Imaging von biolo-gischen Oberflächen und Werkstoffen wirddamit möglich. Anwendungsbereiche fin-den sich in der Pharma- und Polymerfor-schung, insbesondere den Bereich Proteo-mics/Metabolomics wollen die Wiener For-scher vorantreiben: Das laserbasierendeTandemmassenspektrometer ermöglichtjetzt etwa die Strukturaufklärung von Gly-koprotein. Allmaier bestätigt, dass es eineZusammenarbeit mit dem Wiener AKHgibt. Neben TU-internen Kooperationenwird diese Technologie auch in Zusammen-arbeit mit dem IFA Tulln auf dem Gebietder Mykotoxinforschung eingesetzt.

Zusätzlich stehen an der Fakultät fürTechnische Chemie der TU Wien weitereAnschaffungen kurz bevor. Im Rahmen derAktion „UniInfra III“ des Forschungsrateskonnten 800.000 Euro für ein TOF-SIMS(Flugzeit-Sekundärionenmassenspektrome-trie) neuester Bauart eingeworben werden.Unter der Koordination von Herbert Huttervom Institut für Chemische Technologienund Analytik wird auch dieses Gerät neueMöglichkeiten für die anorganische undorganische Oberflächenanalytik eröffnen.

Johannes Fröhlich: „Mit den neuen Spitzengerä-

ten wird etwa auch das molekulare Imaging von

Werkstoffen möglich.“

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Wirtschaft | Life Science | Forschung | Markt | Termine | Interview | Service

Der Mann, der die optische Zunge erfandIm Gespräch mit Bernhard Lendl, der seit 2001 das Institut für Chemische Technologien und Analytik an der TU Wienleitet. Der Wissenschaftler kann über den via Medien suggerierten Forschungs-Hype nur den Kopf schütteln – zahl-reiche Top-Projekte würden in Österreich mangels FWF-Dotierung schlicht versanden. Karl Zojer

Was sind Ihre Aufgaben am Institut für Che-mische Technologien und Analytik?Meine Aufgaben hier liegen sowohl in derLehre als auch in der Grundlagenfor-schung. Der Schwerpunkt meiner Lehrtä-tigkeit liegt im Themenbereich Prozessana-lytik sowie in der analytisch-chemischenAnwendung der Infrarot- und Raman-Spek-troskopie. In der Forschung versuchen wirinnovative Methoden und Instrumente zuentwickeln, um analytisch-chemischeInformationen besser messbar – oderüberhaupt erst zugänglich zu machen.Um das zu erreichen, nutzen wir neuesteErrungenschaften unserer Nachbardiszi-plinen wie derzeit etwa der Mikrostruktur-technik (Lab-on-Chip), der Festkörper-elektronik (MIR-Laser) sowie der Physik(Ultraschalltechnik).

Mit der „optischen Zunge“ haben Sie vornicht so langer Zeit Aufsehen erregt. Um washandelt es sich dabei?Mit Hilfe der optischen Zunge gelingt es,einen Teil jener chemischen Reaktionen,welche beim Weinkosten im Mund ablau-fen, mit infrarotem Licht direkt zu verfol-gen. Wir haben dies am Beispiel der Ad-stringenz von Rotweinen gezeigt: Beim Ver-kosten eines Weines reagieren nämlichunter anderem Speichelproteine mit Tanni-nen, wodurch die Lubrikationsfähigkeit desSpeichels verringert wird – etwas, das manals adstringierendes (austrocknendes) undpelziges Gefühl am Gaumen wahrnimmt.Das subjektive Gefühl im Mund – beschrie-ben mit Adjektiven wie „engmaschig“, „sei-dig“, „hart“ oder „trocken“ – wird dadurchbestimmt, welche Tannine im Wein sind. Um diese Protein-Tannin-Reaktionen in-situverfolgen zu können, haben wir Proteineauf einem inerten Trägermaterial (Agarosebeads) in einer Infrarotdurchflusszelleimmobilisiert. Mit Hilfe eines Fließinjek-tionssystems können nun wenige MikroliterWein kontrolliert über die Proteine geführt

werden und eine Rückhaltung der Tanninean den Proteinen in-situ mittels FTIR-Spek-troskopie verfolgt werden. Die optischeZunge liefert so Informationen über dieKinetik der Wechselwirkung sowie über dasFTIR-Spektrum auch Informationen überdie chemische Zusammensetzung der Tan-nine. So erhält man für jeden Wein einencharakteristischen Fingerprint. Aus diesemkann man auch auf die Herkunft der Tanni-ne schließen, die ja aus den Schalen undKernen der Weinbeeren, aber auch ausdem Holz der Reben oder des Fasses stam-men können. So lassen sich etwa Barrique-Weine schnell erkennen.

Sie haben auch das Verfahren zur Überwa-chung biotechnischer Prozesse hergestellt.Was hat es damit auf sich?Mit unserem Verfahren gelingt es, FTIR-Spektren der Lösung sowie von den einge-setzten Mikroorganismen on-line aufzuneh-men. Aus diesen Spektren können wirdurch chemometrische Methoden die Kon-zentration von Schlüsselkomponenten

ermitteln. So haben wir etwa gezeigt, dassbei einer anaeroben Fermentation mittransformierten E.coli-Bakterien zur Her-stellung von intrazellulär gespeicherterPolyhydroxybuttersäure (PHB) sowohl diein Lösung befindliche Glukose als auch diein den Bakterien angereicherte PHB on-linequantifiziert werden kann. Neben der quantitativen Analyse von Zellinhaltsstoffen eröffnet diese neue Tech-nologie auch die Möglichkeit, den physiolo-gischen Zustand von Mikroorganismenüber ihr FTIR-Spektrum on-line messbar zumachen. Um dieses Verfahren auch in-line,das heißt direkt im Prozess – ohne Proben-nahme bzw. Bypass – anwenden zu kön-nen, kooperieren wir derzeit mit ProfessorBenes und seiner Gruppe von der Fakultätfür Physik der TU Wien. Die Kopplung vongezielter Partikelmanipulation mittels ste-henden Ultraschallfeldern, sowie in-lineRaman-Sonden eröffnen hier die Möglich-keit, auch in-line zwischen gelösten Stoffensowie Mikroorganismen diskriminieren zukönnen.

Bernhard Lendl: „Die Situation in der Grundlagenforschung ist schlichtweg frustrierend.“

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Welche Neuigkeiten werden Sie demnächstdem Fachpublikum vorstellen?Eine Entwicklung, die in Kürze veröffentlichtwerden soll, stammt aus dem Bereich derangewandten Prozessanalytik. Hier bestehtunter anderem ein besonderer Bedarf anempfindlichen, rasch ansprechenden sowierobusten Gassensoren. Aufgrund der Verfüg-barkeit von neuen Infrarotlasern – den Quan-tenkaskadenlasern (QCL), die ebenfalls ander TU Wien mitentwickelt wurden – ist esnun möglich, durch direkte Messung ausge-wählter Rotations-Schwingungsniveaus prak-tisch beliebige Moleküle selektiv auch inkomplexen Gasmischungen zu erfassen. Wirhaben hier in Kooperation mit der TU Mün-chen ein neuartiges photoakustisches Messprinzip entwickelt, das bereits erfolg-reich bei einer Biogas-Upgradeanlage zurProzesssteuerung eingesetzt wurde. DieseAnlage reinigt Biogas unter Erhöhung desMethangehalts derart, dass es in das Erdgas-netz eingespeist werden kann. Um die Qua-lität des bearbeiteten Biogases sicherzustel-len, müssen jedoch mehrere Schlüsselkom-ponenten kontinuierlich erfasst werden – eineAufgabe, die wir mit unserem neuen Sensorin Zukunft lösen wollen.

Dafür haben Sie in den letzten Jahren aucheinige Forschungspreise erhalten.Ja, für dieses Verfahren zur Überwachungvon Biotech-Prozessen erhielt ich den

Christian Doppler-Preis der SalzburgerLandesregierung. Besonders gefreut habeich mich auch über den Fritz Pregl-Preisder Österreichischen Akademie der Wis-senschaften für meine Arbeiten auf demGebiet der Mikrochemie. Hier wurdenunsere Entwicklungen in Sachen „Lab-on-Chip“ Systeme prämiiert. In Kooperationmit dem Institut für Sensor und Aktuator-systeme an der TU Wien haben wir hiereinen IR-Mikromischer entwickelt, mitdessen Hilfe wir erstmals beliebige che-mische Reaktionen mit hoher Zeitauflö-sung im Infrarot-Spektralbereich untersu-chen können. Anwendungen dieser neuenTechnologie sehen wir etwa in der direk-ten, also „labelfreien“ Untersuchung vonProteinfaltungen.

Trotzdem sind Sie mit der Ausstattungder Forschung unzufrieden?Der Grund liegt in der kritischen Situa-tion, in der sich die Grundlagenforschungan Österreichs Universitäten derzeitbefindet. Es ist frustrierend, wenn lau-fend sehr gut beurteilte Forschungspro-jekte aufgrund ungenügender Dotationdurch den FWF nicht gefördert werdenkönnen. Das ist insbesondere kritisch,wenn durch diese eklatante Förderungs-lücke hart erarbeitete, auch internationalanerkannte Führungspositionen in wis-senschaftlich-technologischer Hinsicht

nicht mehr gehalten werden können. Die-se Erfahrung, welche ich mit vielen enga-gierten Kollegen an der Hochschule teile,ist um so ärgerlicher, als in unserenMedien ständig transportiert wird, dassvermehrt in die Forschung investiert werde.

Sie haben auch eine starke Vortragstätig-keit. In Berlin haben Sie kürzlich voreinem besonders interessanten Publikumgesprochen?Ja, dort durfte ich vor dem wissenschaft-lichen Beirat der Berliner Elektronenspei-cherring-Gesellschaft für Synchrotron-strahlung mbH (Bessy) über unsereArbeiten an der IR Beamline referieren.Das Interesse von Bessy gilt insbesondereunserer Lab-on-Chip-Technologie für diezeitaufgelöste FTIR-Spektroskopie vonchemischen Reaktionen in Lösung, einThema für das bis dato in Österreich lei-der keine Förderung seitens des FWFerzielbar war.

Ihre Pläne für die Zukunft?Die Diplomarbeit eines Mitarbeiters überdie photoakustische Gasanalyse wurdekürzlich vom INITS aufgrund ihrer poten-ziellen wirtschaftlichen Umsetzbarkeitprämiiert. Darauf aufbauend wollen wirjetzt eine Firma gründen, um die Ergeb-nisse unserer Grundlagenforschung auchumsetzen zu können.

Wirtschaft | Life Science | Forschung | Markt | Termine | Interview | Service

Termin Veranstaltung / Ort Koordinaten

22.02.2006 Funktionelle Oberflächen(beschichtungen), Wr. Neustadt www.kunststoff-cluster.at

06.03.2006 Industrieworkshop ITER – Chancen für Österreichs Wirtschaft, Wien (WKÖ) www.wko.at

09.03.2006 Fachtagung „Verbundwerkstoffe“, Wr. Neustadt www.kunststoff-cluster.at

09.-10.03.2006 Mit Kybernetik, Systemik und Bio-Logik die Zukunft sichern – 1. Internationaler Bionik-Kongress für das Top-Management, Interlaken

www.mzsg.ch

16.03.2006 5th European Thermoforming Conference Salzburg

www.e-t-d.org

16.03.2006 Best Practice: Personal suchen, finden und binden – qualifizierte Mitarbeiterfür Kunststoffbetriebe, Traun bei Linz

www.kunststoff-cluster.at

22.03.2006 Multi-step Enzyme Catalysed Processes, Graz www.applied-biocat.at/mecp06

18.-21.04.2006 Innovationen durch Nanotechnologie: Mehrwert für Zulieferer der Autoindustrie Saarbrücken

www.cc-nanochem.de

21.-23.04.2006 Austropharm, Messe für Pharmaprodukte, Salzburg www.austropharm.at

24.-28.04.2006 Analytica 2006, München www.analytica.de

25.-28.04.2006 Zahlreiche Fachmessen während der Hannover Messe, Hannover www.hannovermesse.de

15.-19.05.2006 ACHEMA 2006, Frankfurt www.achema.de

27.-30.08.2006 9th European Workshop on Lignocellulosics and Pulp (EWLP), Wien www.chemie.boku.ac.at

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In der Pipeline ist ...ÜBERPRÜFT – GETESTET – VOR DEM ROLLOUT.

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Box

>>MabCampath in Innsbruck

bestätigt

Eine Studie der Medizinischen UniversitätInnsbruck bestätigt die höhere Lebenser-wartung durch MabCampath (Alem-tuzumab) bei Patienten mit fortgeschritte-ner, vorab behandelter chronischer lym-phatischer Leukämie (CLL) vom B-Zell-typ. Die Studie umfasste 108 Patientenaus 25 medizinischen Zentren in Öster-reich und zeigte eine durchschnittlicheÜberlebenszeit bei allen Patienten vonrund 20 Monaten. MabCampath ist einhumanisierter monoklonaler Antikörper,der sich gezielt gegen das CD52-Antigender malignen Lymphozyten richtet. Diehierdurch in Gang gesetzten Prozesseführen zum Tod oder der Auflösung derbösartigen Zellen. www.schering.de

>>Revlimid verlängert Leben bei

Blutkrebs

Zwei Studien der Phase III, bei denenRevlimid (Lenalidomid) mit Dexametha-son bei vorbehandelten Patienten mitMultiplem Myelom bewertet wurde, bele-gen eine Verlängerung der Dauer bis zumFortschreiten der Erkrankung sowie eineVerbesserung der allgemeinen Überle-benschancen. Celgene beurteilt derzeit

die Behandlung einer Vielzahl hämatolo-gischer und onkologischer Krankheitsbil-der mit Revlimid – Revlimid wirkt aufmehrere intrazelluläre biologischeMechanismen. Erst kürzlich wurde Revli-mid von der FDA zur Behandlung vonPatienten zugelassen, die aufgrund einesmyelodysplastischen Syndroms an einertransfusionsbindenden Anämie leiden.

www.celgene.com

>>Phase I für S. aureus-Impfstoff

Merck&Co hat die Phase I für einen Impf-stoff gegen Infektionen mit Staphylokok-kus aureus gestartet. Der Impfstoffbasiert auf einem durch Intercell ent-deckten Antigen. Im Zuge einer 2004getroffenen Vereinbarung lizenzierte Inter-cell spezifische Antigene gegen S. aureus an Merck&Co und hat während der weite-ren Vertragslaufzeit Anspruch auf zusätz-liche Zahlungen sowie auf Lizenzgebüh-ren aus künftigen Produktverkäufen. S.aureus ist der häufigste Verursachernosokomialer Infektionen. Rund die Hälf-te der weltweit in Krankenhäusern isolier-ten S. aureus-Stämme sind mittlerweilegegen mehrere Antibiotika resistent, wasdie gezielte Behandlung erschwert.

www.merck.com

>>Thalidomid bei multiplem Myelom

Studien unterstreichen die Wirksamkeitvon Thalidomid bei Patienten mit neudiagnostiziertem multiplen Myelom. Undzwar als Zusatz zur gängigen Kombina-tionstherapie von oralem Melphalan undPrednison. Patienten, die auch Thalido-mid erhielten, erreichten Gesamtan-sprechraten von 76 % im Vergleich zu 48 % bei Melphalan und Prednisonallein. Thalidomid erhöhte auch dasmediane progressionsfreie Überleben (33vs. 14 Monate) sowie die Zwei-Jahres-Überlebensraten (82 vs. 65 %). Thalidomid könnte daher auch bei derFirst-Line-Therapie eine vielversprechen-de Rolle spielen. Allerdings kann dasMedikament erhebliche Nebenwirkungennach sich ziehen. www.pharmion.com

>>US-Zulassung für Sorafenib

Die FDA hat das von Bayer und Onyx ent-wickelte Sorafenib gegen fortgeschritte-nes Nierenkarzinom zugelassen. Der ora-le Multi-Kinase-Hemmer wird als „Nexa-var“ vermarktet – es ist die erste neueBehandlungsoption für diese Krebsart seitüber zehn Jahren. Die neue Therapie hältdas Tumorwachstum auf, indem es dieWachstumssignale unterbricht und/oder

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die Blutversorgung des Tumors stoppt.Nexavar könnte Ende 2006 auch in derEU auf den Markt kommen. Sorafenib istderzeit auch in Phase III gegen Leber-und Hautkrebs. 2006 ist eine Phase-III-Studie gegen nicht kleinzelliges Lungen-karzinom geplant.

www.bayerhealthcare.com

>>Erfolge gegen HI-Virus

Die irische Tibotec war in Phase 2b mitzwei HIV-Präparaten erfolgreich:TMC114 und TMC125 zeigen Aktivitätgegen wirkstoffresistentes HIV. Bei derUntersuchung zu TMC114 handelt essich um eine Studie in Kombination mitRitonavir. Dabei erzielten 62 % derPatienten eine Verringerung der Viruslast.Die Phase III zu TMC125 startete imNovember. Als Hintergrund-Proteasehem-mer wird dabei TMC114 eingesetzt. Zumersten Mal werden hiermit zwei neueAntiretroviren-Prüfmedikamente in Kom-bination an sehr behandlungserfahrenenPatienten untersucht. www.tibotec.com

>>Fortschritte bei Anämie-Mittel CERA

Roche hat die Phase III zur Therapie derrenalen Anämie mit CERA erfolgreichabgeschlossen. CERA ist der erste konti-

nuierliche Aktivator der Rezeptoren fürdie Bildung roter Blutkörperchen. Dasbedeutet, dass sich die Wirkung vonCERA an den für die Stimulation der Bil-dung roter Blutkörperchen beteiligtenRezeptoren vom Effekt unterscheidet, denman bei Erythropoietin beobachtet. Mannimmt an, dass diese andersartige moleku-lare Wechselwirkung wesentlich zur geziel-ten, stabilen und anhaltenden Kontrolle derAnämie beiträgt. www.roche.com

>>US-Zulassung für Femara

Novartis erhielt den FDA-Segen zu Fema-ra (Letrozol) für die Behandlung von hor-monsensitivem Brustkrebs im Frühsta-dium nach dem chirurgischen Eingriff beiFrauen nach der Menopause. Die Zulas-sung beruht auf der BIG 1-98 Studie.Femara verringerte dabei das Risiko einesKrebsrückfalls um weitere 21 % gegen-über der durch Tamoxifen erreichten Ver-ringerung. Darüber hinaus liefen Patien-ten, die Femara bekamen, ein um 27 %geringeres Risiko, dass der Krebs sich imKörper ausbreitet. Femara ist ein einmaltäglich oral einzunehmender Aromatase-Hemmer und in über 90 Ländern erhält-lich. www.novartis.com

>>Hormonpflaster zugelassen

Scherings Hormonpflaster Climara Prowurde von der FDA zur Prävention derpostmenopausalen Osteoporose zugelas-sen. Die transdermale Technologie vonClimara Pro ermöglicht eine einwöchigekontinuierliche Abgabe des HormonsEstradiol (0,045 mg/Tag) – ein Estrogen,das mit dem vor den Wechseljahren vonden Eierstöcken gebildeten Hormon iden-tisch ist – in Kombination mit Levonorge-strel (0,015 mg/Tag), um die Gebärmut-terschleimhaut zu schützen. Climara Progibt die Hormone über ein dünnes durch-sichtiges Pflaster ab, das sich leicht aufdie Haut kleben lässt und praktischunsichtbar ist. www.schering.de

>>Rotavirus-Impfstoff erfolgreich

In einer der größten klinischen Studiender Impfstoffgeschichte zeigte sich einImpfstoff von Sanofi Pasteur hochwirk-sam in der Vermeidung von Rotavirus-Gastroenteritis bei Kindern. Diese ist einHauptgrund für die Krankenhauseinwei-sung von Kindern. Der pentavalente oraleLebendimpfstoff gegen Rotavirus-Infektio-

nen der Typen G1, G2, G3, G4 und P1verhinderte in der Phase III-Studie 98 %der schwer verlaufenden und 74 % derpädiatrischen Rotavirus-Gastroenteritidenjeden Schweregrades. Mit diesen Seroty-pen verbundene Krankenhauseinweisun-gen und Notfallbehandlungen reduziertensich um 96 bzw. 94 %. Der Impfstoff isteine Entwicklung von Merck & Co. undwird künftig in Europa von Sanofi PasteurMSD vertrieben. www.spmsd.at

>>Optimismus für

Anti-Raucher-Impfstoff

Eine Phase II-Studie zeigte, dass eineDosierung mit 100 Ìg CYT002-NicQb zuanhaltender Abstinenz vom Rauchen vonWoche 8 bis 52 nach Behandlungsbeginnin 42 % der Probanden führte, die auf dieImpfung mit hohen Antikörperwerten rea-gierten. Jetzt wurde überprüft, ob mit300 Ìg die Antikörperwerte verdreifachtwerden können. Ergebnis: Die Antikörper-werte waren im Schnitt 4,2 Mal höher.Damit würden 87 % der geimpften Raucher in die Gruppe „mit hohen Anti-körperwerten“ gelangen. CYT002-NicQbinduziert Antikörper, die Nikotin im Blutbinden – und wird damit zu groß umdurch die Blut-Hirnschranke zu gelangen.Damit wird die Nikotinaufnahme in das Gehirn und die nachfolgende Stimulation Nikotin-sensitiver Nerven-zellen stark reduziert oder verhindert.

www.cytos.com

>>Arrow wählt klinischen Kandidaten

für Hepatitis C

Arrows Leitsubstanz für Hepatitis C ist indie präklinische Entwicklung eingetreten.Die intern optimierte Substanz A-831 hatim Replicon Assay starke Aktivität gezeigtund weist gute pharmakokinetischeEigenschaften auf. Gleichzeitig zeigt eseinen neuen Mechanismus, der auf dasNS5a-Protein abzielt. Phase I-Studiensind für das zweite Halbjahr geplant. DerBedarf nach neuen Hepatitis C-Inhibito-ren ist hoch – die derzeitige Behandlung(Pegyliertes Interferon + Ribavirin) hatein schwaches Nebenwirkungsprofil, istteuer und wirkt nur bei etwa 50 % derPatienten. Wie bei HIV/AIDS werdenwahrscheinlich zahlreiche Arzneimittel ineiner Kombinationstherapie benötigt, umdas Problem der Arzneimittelresistenz zuüberwinden. www.arrowt.co.uk

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