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Stoßtruppier, wenn sie erfahren, daß sie fast unbewaffnet den Kampf aufnehmen sollen und daß das frühere Verspre- chen der militärischen Leiter, im gegebenen Moment eine genügende Menge von Waffen zu beschaffen, nicht erfüllt worden sei, gewissermaßen enttäuscht sein würden und ihre Kampfstimmung abflauen würde. Das war denn auch der Fall. Auf dem Wege von der Sammelstelle nach den zum Angriff bestimmten Polizeiwachen machte sich urigefähr ein Drittel der versammelten Leute aus dem Staub. Zwei Grup- pen erreichten die Objekte des Angriffes überhaupt nicht und hatten sich unterwegs vollkommen zerstreut. Etwa gegen 5 Uhr 30 hatten die Aufständischen 17 Pol i- z e i w ach e n übe r w ä 1t i g tun den t w a f f n e 1. (Barm- hek, Wandsbek, einen Teil von Winterhude und Uhlenhorst sowie anderer Stadtteile). Die Wache Nr. 46 mit verstärkter Belegschaft, in der Essener Straße, konnte wegen des unge- schickten Vorgehens eines der Gruppenleiters, der das Feuer auf die Wache von der Straße aus in dem Moment eröffnete, als sich andere Gruppen bereits innerhalb der Wache befan- den und dortselbst an die Entwaffnung der Polizei gingen, nicht entwaffnet werden. Dadurch entstand bei den in die Wache eingedrungenen Stoßtrupplern der Eindruck, daß sie von außen her durch Schutzpolizei angegriffen würden. Aus diesem Grunde, und auch weil es einem der Schupoleute innerhalb der Wache gelungen war, in die Gruppe der Stoß- truppler rechtzeitig eine gutgezielte Handgranate zu werfen und dadurch den übrigen Schupoleuten die Möglichkeit zu verschaffen, sich kampffertig zu machen - ist der Ueberfall auf diese Wache gescheitert. Gegen 6 Uhr hatten sich an der Sammelstelle etwa 130 mit Gewehren und Revolvern bewaffnete Stoßtruppler eingefunden. Auch waren drei leichte Maschinengewehre erbeutet worden. Als Instruktoren, .die zeigen sollten, wie man mit ihnen umzugehen hat, wurden gefangene Schupoleute herangezogen. Handgranaten und Patronen waren in den Polizeiwachen wenig vorgefunden worden. Wahrscheinlich verstanden es die Stoßtruppler nicht, sie ausfindig zu machen. In einem Fall ist es vorgekommen, daß noch etwa gegen 10 Uhr morgens in einer Polizeiwache 40 Gewehre gefunden wurden, die man im Augenblick des Angriffs auf die Wache einfach nicht bemerkt hatte. Der außerordentliche Erfolg, den die Stoßtruppler bei der Ueberwältigung der Polizeiwache hatten, erklärt sich durch zwei Ursachen. Erstens ist lange vor dem Aufstand von den Leitern der

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Stoßtruppier, wenn sie erfahren, daß sie fast unbewaffnetden Kampf aufnehmen sollen und daß das frühere Verspre-chen der militärischen Leiter, im gegebenen Moment einegenügende Menge von Waffen zu beschaffen, nicht erfülltworden sei, gewissermaßen enttäuscht sein würden und ihreKampfstimmung abflauen würde. Das war denn auch derFall. Auf dem Wege von der Sammelstelle nach den zumAngriff bestimmten Polizeiwachen machte sich urigefähr einDrittel der versammelten Leute aus dem Staub. Zwei Grup-pen erreichten die Objekte des Angriffes überhaupt nicht undhatten sich unterwegs vollkommen zerstreut.

Etwa gegen 5 Uhr 30 hatten die Aufständischen 17 Pol i -z e i w ach e n übe r w ä 1t ig tun den t w a f f n e 1. (Barm-hek, Wandsbek, einen Teil von Winterhude und Uhlenhorstsowie anderer Stadtteile). Die Wache Nr. 46 mit verstärkterBelegschaft, in der Essener Straße, konnte wegen des unge-schickten Vorgehens eines der Gruppenleiters, der das Feuerauf die Wache von der Straße aus in dem Moment eröffnete,als sich andere Gruppen bereits innerhalb der Wache befan-den und dortselbst an die Entwaffnung der Polizei gingen,nicht entwaffnet werden. Dadurch entstand bei den in dieWache eingedrungenen Stoßtrupplern der Eindruck, daß sievon außen her durch Schutzpolizei angegriffen würden. Ausdiesem Grunde, und auch weil es einem der Schupoleuteinnerhalb der Wache gelungen war, in die Gruppe der Stoß-truppler rechtzeitig eine gutgezielte Handgranate zu werfenund dadurch den übrigen Schupoleuten die Möglichkeit zuverschaffen, sich kampffertig zu machen - ist der Ueberfallauf diese Wache gescheitert.

Gegen 6 Uhr hatten sich an der Sammelstelle etwa130 mit Gewehren und Revolvern bewaffnete Stoßtrupplereingefunden. Auch waren drei leichte Maschinengewehreerbeutet worden. Als Instruktoren, .die zeigen sollten,wie man mit ihnen umzugehen hat, wurden gefangeneSchupoleute herangezogen. Handgranaten und Patronenwaren in den Polizeiwachen wenig vorgefunden worden.Wahrscheinlich verstanden es die Stoßtruppler nicht, sieausfindig zu machen. In einem Fall ist es vorgekommen, daßnoch etwa gegen 10 Uhr morgens in einer Polizeiwache40 Gewehre gefunden wurden, die man im Augenblick desAngriffs auf die Wache einfach nicht bemerkt hatte.

Der außerordentliche Erfolg, den die Stoßtruppler bei derUeberwältigung der Polizeiwache hatten, erklärt sich durchzwei Ursachen.

Erstens ist lange vor dem Aufstand von den Leitern der

Kampfgruppen eine sorgfältige Rekognoszierung der, Zu-gangsstraßen zu den Wachen sowie ihrer Innenorganisationvorgenommen worden. Die Organisierung des Angriffs aufsie war restlos durchdacht worden und es waren alle mög-lichen Einzelheiten bis ins kleinste vorgesehen. Beim Angriffhaben die Stoßtruppler eine außerordentliche Kühnheit undAusdauer an den Tag gelegt.

Zweitens war die wegen der "Unruhe in der Stadt" imLaufe der letzten Tage und bis zum 22. Oktober abends indritte Kampfbereitschartsstufe-) versetzte Polizei am 22. Ok-

. tober in Kampfbereitschaftsstufe 1 versetzt worden. Das ge-schah deshalb, weil die Polizei in den letzten Tagen vor demAufstand außerordentlich mitgenommen war. Von dem inVorbereitung befindlichen Aufstand hatte der- Polizeipräsi-dent Hamburgs, der Befehl erteilte, die Polizei auf Kampf-bereitschaftsstufe 1 zu versetzen, natürlich keine Ahnung ge-habt. In der Nacht vom 22. zum 23.Oktober lagen die Schupo-leute in tiefem Schlaf. Durch den plötzlichen Ueberfall derStoßtruppler wurden sie vollkommen überrumpelt.

Durch diese zwei Umstände erklärt sich derunge-heureErfolg der fast unbewaffneten Stoßtruppler über diebis an die Zähne bewaffneten Schupoleute von 17 Polizei-wachen.

'Zur Frage der Ueberrumpelung der Polizeiwachen durchdie Stoßtruppier bemerkt der Polizeioberstleutnant Harten-stein, einer der Leiter des Kampfes gegen die Aufständischen,in tiefsinniger Weise:. "Wenn die Polizei von dem kommunistischen Aufstandsplan

am Vorabend des Kampfes Kenntnis gehabt hätte, so dürfte mitRecht angenommen werden, daß die feindliche Aktion unverzüg-lich durch entsprechende Gegenmaßnahmen der Polizei, nochbevor sie um sich zu greifen: vermocht hätte, unterdrückt wordenwäre"}."

Zu Beginn des Losschlagens wurden von der Aufstands-leitung Genossen (ohne Waffen) nach den Stadtbahnhöfen,vor die Betriebs- und Fabriktore sowie nach anderen Punk-

. ten, an denen die Arbeiter, gewöhnlich zusammenkommen,entsandt, um den Generalstreik zu proklamieren und dieArbeiter für den aktiven Kampf zu gewinnen. Das gelangihnen restlos. Es wurden sämtliche Verkehrsmittel stillge-

2) . In der deutschen Polizei bestehen drei Bereitschaftsstufen.Stufe 1, 2 und .3; die letztere ist die höchste, wobei die Schupo-leute sich vollversammelt in Kampfbereitschaft befinden.. ?) Oberstleutnant Hartenstein, "Der Kampfeinsatz der Schutz-polizei bei inneren Unruhen".

legt, die Fabriken und Betriebe stellten die Arbeit ein und dieArbeiter konzentrierten sich in den Stadtteilen, in denen derbewaffnete Kampf vor sich ging.

Den nicht entwaffneten Polizeiwachen kam alsbald Ver-stärkung zu Hilfe, u. a. einige Panzerautos, und es gelang denAufständischen nicht, diese Polizeiwachen einzunehmen. DerMißerfolg des weiteren, von den Stoßtrupplern unternom-menen Kampfes um die Entwaffnung der noch verbliebenenPolizeiwachen erklärt sich auch dadurch, daß seitens derAufständischen (oder richtiger: der Leitung) einige taktischeFehler begangen wurden (zusammenhangloses Vorgehen'beim Angriff der einzelnen Gruppen auf die Polizeiwachen)."Im Zusammenhang damit, daß einige Polizeiwachen nicht

entwaffnet wurden und daß den Wachen neue Polizeistreit-kräfte als Verstärkung zu Hilfe kamen-), wurde der Angriffauf die Polizeikasernen in Wandsbek zunächst hinfällig. Esbegannen die Partisanenkämpfe mit der Polizei. Es bildetensich kleine Gruppen bewaffneter Arbeiter. Die Leitung derGefechtshandlungen erfuhr eine erhebliche Schwächung.Die Aufständischen gingen, im Grunde genommen, zur Ver-teidigung über. Gegen 7 Uhr morgens erteilte die Leitung denBefehl zum Bau von Barrikaden.

Ungeachtet dessen, daß die breiten Massen nichts davonwußten, daß am 23. Oktober der bewaffnete' Aufstand erfol-gen sollte, haben sich die Massen, als sie am 23. Oktober mor-gens erfuhren, daß gekämpft wird, in der einen oder andernForm am Aufstand beteiligt. Unter den Massen war allgemeinder Schrei zu hören: "Ge b tun s Wa f f e n!" Aber Waf-fen waren immer noch in außerordentlich ungenügenderMenge vorhanden. Gleich nachdem die Losung über den Bauvon Barrikaden ausgegeben worden war, wuchsen diese inder kürzesten Frist in allen Stadtteilen aus dem Boden her-vor. Das war nur m ö g li c h dan k der T eil nah m eder b r e i t e n Ar bei t e r m ass e n, u. a. aue h derFrauen und Arbeiterinnen am Bau der Barri-k ade nun d a mAu f s t a n d übe r hau p t.

Die Leitung des Aufstandes im Barmbeker Stadtteilwar nicht informiert über den Verlauf des Aufstandes in denanderen Stadtteilen Hamburgs. Sie nahm an, daß die Barm-

4) Oberstleutnant Hartenstein schildert in seinem Buch, daßsämtliche Schupoleutedes Hamburger Hafens durch faschistischeFreiwillige ersetzt und die freigewordenen Schupoleute zumKampf gegen die Aufständischen eingesetzt wurden. Er, gibt an,daß im Laufe des 24. Oktober, 800 Faschisten in den Polizeidiensteingestellt wurden. '

beker und die Arbeiter der an Barmbek angrenzendenStadtteile nur eine vorübergehende Niederlage erlitten hat-ten, daß diese Niederlage jedoch keine entscheidende Bedeu-tung besitze und den Aufstand als Ganzes nicht in Frage zustellen vermöge. Die Leitung nahm an, daß die Aufständi-schen in den anderen Stadtteilen möglicherweise große Er-folge haben und' daß deshalb Barmbeck das Errungene fest-halten und sich bis zum Eintreffen von Verstärkungen mitAusdauer zur Wehr setzen muß. Mit der politischen LeitungHamburgs und auch mit seiner militärischen Leitung hattendie Barmbeker seit Beginn des Losschlagens keinerlei Ver-bindung mehr. Es wurden einige Meldungen an die Hambur-ger Parteileitung und an den militärischen Leiter gesandt,diese .Meldungen aber haben aus irgend einem Grunde ihrenBestimmungsort nicht erreicht. Erst in der zweiten Hälftedes Tages erfuhren die Aufständischen, daß es in der Innen-stadt Hamburgs, unter anderem auch in Altona, überhauptkeinen Aufstand gab, und daß dort alles ruhig war. Wie daszu erklären war, konnten sich die Arbeiter in den Stadt-teilen, die im Aufstande standen, nicht vorstellen ..

Aus der weiteren Darlegung ergibt sich klar,. warum derKampf in den nordöstlichen Stadtvierteln Hamburgs isoliertblieb.

Die Altonaer Organisation des OD hat ihre Aufgabe: Ent-waffnung der Polizei, nicht ausgeführt. Nach den Schilde-rungen eines der Leiter des Hamburger Aufstandes erklärtsich das durch folgende Ursachen: .

"Erstens stellte sich heraus, daß sich der Stab der Aufständigenin einem Irrtum befand, als er annahm, daß es gelungen sei, inAltona einige Tage vor dem Losschlagen Waffen für 240 Mann'aufzutreiben. Das t r a f i n k ein e r W eis e z u. Zweitenswur-de der Leiter für den OD in Altona erst im allerletztenMoment ernannt. Selbstverständlich war es diesem Leiter nichtmöglich, sich dn so kurzer Zeit in der neuen Situation zurecht-zufinden. Außerdem hat der neue Leiter den vorhandenen Aktions-plan des Altonaer OD aufgehoben. Drittens wurden hier fürden Angriff auf eine Polizeiwache ein ganzer Zug ja stellenweisesogar zwei Züge des. OD 'eingesetzt. Während sich die Zügesammelten, bemächtigte sich der zahlreichen Teilnehmer eineAlarmstimmung, hervorgerufen durch Gerüchte, daß der in Vor-bereitung befindliche Angriff'-bereits 'durch Verräter der Polizeiangezeigt worden sei. Auf diese Weise gelang es, von den fünfZügen des OD,die die wichtigsten Polizeiwachen angreifen sollten,nur einem Zug, in der sechsten Stunde in eine der Polizeiwachen- in Ottensen --.::einzudringen und sechs Schupoleute zu ent-waffnen. Hier kam es zwischen den Angreifenden und den nicht-entwaffneten Schupoleuten zu einer gegenseitigen 'Beschießung;

die 15 Minuten lang währte; als aber der Kundschafterdienstmeldete, daß drei Lastautos mit Schupoleuten im Anzug seien,zerstreuten sich die Stürmenden unter Mitnahme der erbeutetenWaffen."

Zu Aufstandsversuchen kam es am Morgen des 23. Okto-ber auch in anderen Stadtteilen (St. Georg u. a.); infolge derschlechten militärischen und politischen Leitung aber undauch infolge des Fehlens von Waffen, hatten diese Versuchekeinen Erfolg. Ei n e Aus nah m e bild e t S chi ff b e k ,wo die' Aufständischen die Polizei rasch ent-waffneten und die Macht zwei Tage lang be-hau p t e t e n. -,

Bis 17 Uhr des 23. Oktober wurde in Eilbek, Barmbek,Hamm und anderen Stadtteilen ein heftiger bewaffneterKampf zwischen den Polizisten und den Aufständischen ge-führt. Die Polizei, die bedeutende Streitkräfte im südlichenTeil von Barmbek konzentriert hatte, ging zweimal ener-gisch zum Angriff auf die Barrikaden der Aufständischen vor.Diese beiden Attacken wurden von den Aufständischen zu-rückgeschlagen. Die Polizei erlitt erhebliche Verluste. DieAufständischen, die sich auf Hausdächern, hinter Fenstern,hinter Balkongeländern und hinter den Barrikaden ver-schanzt hatten, hatten vollkommen freies .Gesichts- undSchußfeld und eröffneten jedesmal, wenn die Polizei sichden Barrikaden näherte, ein Schnellfeuer gegen sie. Die Ver-luste seitens der Aufständischen' waren unbedeutend. Vorjedem Sturmangriff eröffnete die Polizei ein rasendes Ge-wehr- und Maschinengewehrfeuer auf die Barr-ikaden, in derAnnahme, daß sich die Hauptkräfte der Aufständischen ge-radebinter den Barrikaden befinden. In Wirklichkeit aberstanden hinter den Barrikaden nur einige Barrikadenvertel-diger, während die Hauptkräfte der Aufständischen, wie be-reits ausgeführt; auf den Dächern, hinter den Fenstern undden Balkongeländern der umliegenden Häuser in Stellunglagen.

Der dritte große Sturmangriff der Polizei auf die Barri-kaden in Eilbek scheiterte deshalb, weil die Abteilung derPolizei, die zum Sturmangriff angesetzt wurde, ein Panzer-automobil zur Beschießung der Barrikaden mit Maschinen-gewehrfeuer voraussandte, um erst dann zum Sturmangriffvorzugehen. Plötzlich trat aus einem Haustor ein Stoßtrupp-ler heraus und brachte mit einem wohlgezielten Schuß denChauffeur des Panzerautos zur Strecke. Die Bedienungs-mannschaft des Panzerautos rettete sich daraufhin durch dieFlucht und ließ das Panzerauto stehen. Der 'Sturmangriff

I der Schupoleute unterblieb im Zusammenhang damit. .

Im weiteren Verlauf wurden gegen diese Barrikade dieSturmangriffe bedeutender Polizeistreitkräfte erst geführt,.nachdem die Aufständischen, ohne daß die Polizei es bemerkthatte, die' Barrikade verlassen und sich auf neue Stellungenzurückgezogen hatten. Das Trommelfeuer, das die starkenPolizeikräfte auf die zum Sturmangriff bestimmte Barrikaderichteten, war nicht mehr nötig. Es stand kein einziger Auf-ständiger mehr hinter ihr.

Während der ganzen Dauer des Aufstandes haben sich dieAufständischen nicht nur verteidigt, sondern sind, wo sichdie Situation als günstig erwies, unerwartet zum Angriffübergegangen und haben kurze Gegenstöße geführt, wobei siedie Stellung, des Gegners umgingen usw. und dadurch dieKräfte des Feindes aufrieben und demoralisierten.

So zum Beispiel haben die Aufständischen durch ihr ener-gisches und geschicktes Vorgehen den Kampf gegen die Pan-zerautos der Polizei in höchst intensiver Weise geführt. Esist vorgekommen, daß zwei Panzerautos der Schupo bei ihrerFahrt durch die Straße auf Barrikaden stießen, während inder gleichen Straße hinter ihnen plötzlich eine neue Barri-kade hervorwuchs, so daß die Autos abgeschnitten warenund mehrere Stunden lang untätig bleiben mußten. Aehn-liehe Fälle, die die Kühnheit und Initiative der Aufständischenkennzeichnen, hat es überaus zahlreiche gegeben.

Bevor wir nun zur weiteren Darlegung des Verlaufes desAufstandes übergehen, muß auf die Frage eingegangen wer-den, warum der Kampf in den nordöstlichen StadtviertelnHamburgs isoliert geblieben ist und warum der Aufstands-plan, soweit er die Mobilisierung der Massen in ganz Harn-burg zum konzentrischen Angriff auf die Innenstadt betraf,nicht verwirklicht wurde, warum in einer Reihe yon Stadt-vierteln, in denen vom Morgen des 23. Oktober ab gegen diePolizei gekämpft .wurde, dieser Kampf in der Folge einge-stellt wurde.

Die Dinge lagen so, daß das Hamburger Proletariat geradeam 23. Oktober, d. h. in dem Moment, als es mehr denn je

, einer festen Führung bedunite, k ein e s o l ehe F ü h I' U n gb e saß. Aus einigen Stadtvierteln kamen Meldungen, daßsie Befehl haben, den Kampf einzustellen, daß der Aufstand

. in Harnburg verschoben sei und daß die Arbeiter, in Ausfüh-rung dieses Befehls, die \Vaffen verstecken und weitereWeisungen von der Parteileitung abwarten,

Einzelne Genossen aus der Bezirksleitung der Partei»)

5) In Harnburg gab es damals außer der Hamburger Partei-leitung auch noch die Bezirksleitung Wasserkante.

glaubten, daß, nachdem einige Stadtviertel losgeschlagen hat-:ten, die aktiven Gefechtshandlungen gerade in jenen Stadt-vierteln begonnen werden müßten, in denen der Aufstandnoch nicht eingesetzt hatte, aber es war schon zu spät, dainfolge des unglücklichen Befehls zur Liquidierung des Auf-standes der Kampf in den Stadtteilen, mit Ausnahme vonBarmbek und daran angrenzenden Stadtvierteln; bereits ein-gestellt war. Gegen 10 Uhr stellte sich heraus, daß die Direk-tive zur Einstellung des Aufstandes von dein soeben von derChemnitzer Konferenz zurückgekehrten Sekretär der Harn-

.burger Parteileitung Urbahns") erteilt worden war.Urbahns hat, wie sich in der Folge herausstellte, den Stadt-

teilen diese Direktive auf Grund der Ergebnisse des Ausgangsder Chemnitzer Betriebsrätekonferenz erteilt. Die Dingelagen so, daß die Chemnitzer Konferenz - die die Frage desBeginns des Generalstreiks zu entscheiden hatte, der nachMeinung des ZK der KPD in den bewaffneten Aufstand umdie Macht hätte umschlagen sollen, während der HamburgerAufstand zum Signal für den Generalaufstand werden sollte- infolge schlechter Organisierung damit endigte, daß derGeneralstreik mit einer, wenn' auch sehr unbedeutendenMehrheit, die die Sozialdemokraten erhielten, abgelehntwurde. Da somit die Konferenz endigte, ohne daß der Gene-ralstreik ausgerufen wurde, beschloß die Kommunistische'Partei, vorerst auf den bewaffneten Aufstand zu verzichten.

Die Chemnitzer Konferenz hat am 21. Oktober stattgefun-den. Warum im Laufe des 22. Oktober nichts über den Aus-gang dieser Konferenz und die daraus sich ergebenden weite-ren Beschlüsse des ZK der Kommunistischen Partei nachHarnburg mitgeteilt wurde, ist uns unverständlich.

An die von der Polizei umzingelte Aufstandsleitung inBarmbek gelangte diese Direktive, den Aufstand nicht zumachen, wie bereits ausgeführt, erst um 17 Uhr des 23. Okto- .:her. Obgleich die Partei das Signal zur Einstellung desKampfes gegeben hatte, organisierten die Massen des Ham-.burger Proletariats aus eigener Initiative eine Reihe vonDemonstrationen, drängten sich in dichten Mengen auf denStraßen, stellten die Arbeit in den Betrieben und Fabrikenein und warteten auf die Direktive zum aktiven Vorgehen.Vor dem Gewerkschaftshaus bildete sich eine vielköpfige Ar-beitermenge, die die polizeiliche Absperrung, die von denReformisten für das Gewerkschaftshaus verlangt wordenwar, durchbrachen, ins Gewerkschaftshaus eindrangen und

6) Urbahns ist heute aus der Partei ausgeschlossen ..

die flüchtenden reformistischen Gewerkschaftsführer zu ver-prügeln begannen. Die Menge löste sich erst auf, als diePolizei aus Gewehren auf sie zu feuern begann.

Die Kämpfe im südlichen Teil von Barrnbek gingen bis Ein-bruch der Dunkelheit (17Uhr) weiter. Die Polizei erlitt schwereVerluste; dank ihrer fortwährend zunehmenden Kräfte ge-lang es ihr jedoch, die Aufständischen allmählich nach Nor-den abzudrängen. Um 18 Uhr 30 Minuten kam der Befehls-haber der Polizeiabteilungen, Oberst Danner, zu dem Schluß,daß ein weiterer Kampf der Polizei gegen die Aufständischenzwecklos sei und gab den Befehl, den Kampf gegen die Auf-ständischen einzustellen.

Die Nacht vom 23. zum 24. Oktober verlief ruhig. Die Auf-ständischen in Barmbek, die bequeme und gedeckte Stellun-gen bezogen hatten, eröffnen von Zeit zu Zeit Schnellfeuergegen die auftauchenden Gruppen der Schutzpolizei und zer-streuen sie. In den' Straßen schlichen Spitzel umher. DieAufständischen, obwohl sie wußten, daß es in den übrigenStadtvierteln Hamburgs keinen Aufstand gab und daß derBefehl zur Beendigung des Aufstandes erteilt' wurde. be-schlossen dennoch, den Kampf fortzusetzen. Die Bevölkerungvon Barmbek läßt ihnen jede Unterstützung- zuteil werden:sie baut mit an den Barikaden, sie sorgt für Brot und Ziga-retten, sie führt den Gegner durch falsche Nachrichtenirre usw. usw. Besonders aktiv beteiligen sich die Frauenam Barmbeker Aufstand.

Neben den Meldungen über 'die Einstelhing des Aufstandeskursieren unter den Aufständischen die allerverschiedenartig-sten Gerüchte etwa von der 'Art, daß in Mitteldeutschlandder Generalstreik ausgebrochen sei, daß aus SowjetrußlandHilfe aller Art (ein Dampfer mit Waffen usw.) unterwegs sei.Erst nachdem in der Nacht vom 23. zum 24. Oktober in Barm-

.Lek eines der verantwortlichen Mitglieder der HamburgerParteileitung eingetroffen war und den Stoßtrupplern denBefehl zur Einstellung des Kampfes erteilt hatte, begannendie Aufständischen sich zu zerstreuen und ihre Wohnungenaufzusuchen. ' '.Bei Anbruch des zweiten Tages des Aufstandes trafen aus

Kiel der Kreuzer "Hamburg" mit zwei Torpedobooten undeiner Abteilung Schutzpolizei aus Lübeck in Stärke von 500Mann im Hamburger Hafen ein. Die Kräfte der Konterrevo-lution hatten auch noch dadurch Verstärkung erfahren, daßdie in Harnburg bestehenden faschistischen Organisationenaus geheimen Waffenlagern Waffen erhalten hatten und inKampfbereitschaft gebracht worden waren.

Im Morgengrauen begann die Polizei am 24. Oktober denkonzentrischen Angriff auf Barmbek. An dem Angriff be-teiligten sich sämtliche vorhandenen Kräfte der Schutzpolizeiund Faschisten. Zur Aufklärung kreisten feindliche Flugzeugeüber Barmbek. Eine Matrosenabteilung des Kreuzers "Ham-burg" weigerte sich, am Kampf gegen die Aufständischenteilzunehmen. Der Sturmangriff der Schutzpolizei erwiessich als unnötig. Die Aufständischen waren bereits nichtmehr in ihren Stellungen. Nur einzelne Dachschützen gabennach wie vor wohlgezielte Schüsse auf die angreifendeSchutzpolizei ab.

Am 24. Oktober, vormittags 11 Uhr, erstattete Oberst Dan-ner seiner vorgesetzten Behörde Meldung, daß Barmbek"gefallen" ist.

Nach der Einnahme Barmbeks durch die Schutzpolizei. wurden deren Hauptkräfte zur Niederschlagung der Räte-macht in Schiffbek und zur Liquidierung der "Unruhen"in einer Reihe südöstlicher Stadtviertel Hamburgs befohlen.Es bedurfte eines stundenlangen, hartnäckigen Kampfes derPolizei gegen die Aufständischen, um sie aus den von ihnenbesetzten, verbarrikadierten Stellungen zu vertreiben ..

Am 25., und sogar noch am 26. Oktober wurden in Barm-bek von einzelnen Gruppen der Stoßtruppler Angriffe aufkleine Schupoabteilungen, die Haussuchungen vornahmenund die Teilnehmer des Aufstandes ausfindig zu machensuchten, unternommen.

Die Polizei hatte während des Aufstandes ungefähr 60Mann an Toten und eine bedeutende Anzahl Verwundeterverloren. Auf seiten der Stoßtruppler gab es 4-6 Tote (dieZahl der Verwundeten ist nicht festgestellt worden). Sehrgroß war die Zahl der Toten und Verwundeten unter jenenTeilen der Bevölkerung, die am Aufstand nicht mit bewaff-neter Hand teilgenommen hatten und auf die die Polizei sehrhäufig das Feuer eröffnet hatte. Unter den Verwundeten undToten waren auch zwei Kinder.

Die geringen Verluste der Stoßtruppler erklären siebnamentlich durch ihre kunstvolle Barrikadentaktik, die Ab-gabe des Feuers von den Dächern, den Balkons und über-haupt von gutverschanzten Stellungen aus.

Der Aufstand in Hamburg war von Teilaktionen der Ar-beiter gegen die Schutzpolizei und die behördlichen Instan-zen, von Plünderungen der Lebensmittelläden -usw, in einerReihe von Städten und Dörfern im Hamburger Bezirk be-gleitet (Bergedorf, Itzehoe, Kiel u. a.).

Schlußbetrachtungen über den HamburgerAufstand

1. Der Aufstand in Hamburg dauerte zwei Tage, aber trotzder ungeheuren Ueberlegenheit der Militärstreitkräfte - ister nicht durch dieKräfte der Konterrevolu-ti 0 n nie der g e s c h l a ge n worden. Der Aufstand wurdeabgebrochen zufolge der Direktive der Partei. Die bewaffne-ten 'Streitkräfte des Hamburger Proletariats zog e n sie hfr e i will i g vom Kam p f zur ü c k und s tell t e nden w e i t e ren Kam p f f r e i will i gei n. Der Ham-burger Polizeipräsident berichtete in seinem Rapport an dieBerliner vorgesetzte Stelle, daß es ihm trotz seiner Bemühun-gen nicht gelungen war, den Widerstand der Aufständischenzu brechen,' daß die letzteren nicht durch die Kräfte derSchutzpolizei vernichtet wurden, sondern sich freiwillig vomKampf zurückgezogen und unter Mitnahme der Waffen inSicherheit gebracht haben. In dem gleichen Rapport hobder Polizeipräsident besonders den Mut und die Kühnheithervor, die von den Aufständischen vom Anfang biszum Ende des bewaffneten Kampfes in Harnburg an den Taggelegt worden sind. Er konstatierte die Ohnmacht derSchutzpolizei im Kampf gegen die Aufständischen dort, woletztere zu den Methoden des aktiven Abwehrkampfes unterstarker Zuhilfenahme von Barrikaden, Dach-, Balkon- undFensterdeckungen griffen und die Unterstützung der auf-ständischen Bevölkerung besaßen.

Mit dieser Beurteilung der Hamburger Kämpfe durch denFeind sind wir voll und ganz einverstanden.

2. Der. Hamburger Aufstand war unbedingt ein pro 1e -t a r i s ehe r Mass e n a u f s ta n d. Die Zahl der Stoßtrupp-ler, die aktiv, mit bewaffneter Hand, an dem Aufstand teil-nahmen, war allerdings verhältnismäßig gering und betrug

. etwa 250-300 Mann. Aber die breiten Massen des HamburgerProletariats haben durch ihre Haltung gegenüber den Auf-ständischen bewiesen, daß sie auf der Seite der Aufständi-schen standen. Die rasche Erricbtung eines weitverzweigtenBarrikadennetzes war nur möglich dank der Beteiligung derArbeitermassen am Aufstand. Die Massen äußerten ihre posi-tive aktive Teilnahme am Aufstand dadurch, daß fast alle Be-triebe und Fabriken, Docks und Schiffswerften usw. die Ar-beit einstellten und das Wirtschaftsleben in der Stadt fastvöllig zum Stillstand kam.;

Der Aufstand in Harnburg war nicht als ein isoliertes, mitder Aktion des Proletariats in den anderen Gebieten Deutsch-

lands nicht zusammenhängendes Ereignis gedacht. Er sollte,so wie er gedacht war,zum Signal für den Generalaufstandin den ausschlaggebenden Industriegebieten ganz Deutsch-.lands werden. Er fand statt in einem Augenblick, als dierevolutionäre Gärung in Deutschland ihren Höhepunkt unddie politische und wirtschaftliche Krise des Landes ihrenschlimmsten Tiefstand erreicht hatte.

3. Die politische Vorbereitung des Hamburger Aufstandesindessen war' a u ß e r 0 r ..d e n t I ich s c h w ach. Einzelnepolitische Sekretäre der Stadtteile erfuhren von dem bevor-stehenden Aufstand erst im letzten Augenblick, einigeerfuh-ren durch Zufall davon, weshalb sie die erforderliche Vor-bereitende politische und organisatorische Arbeit nicht zu.leisten imstande waren.

Unter dem Gesichtspunkte betrachtet, wie er geleitet wurdeist der Hamburger Aufstand ein klassisches Beispiel dafür,wie ein Aufstand nicht organisiert werdenu nd wie man' si C, h e i II e mAu f s t a nd ge g e nü be rnie h t ver h.a 1t end a r I. Nachdem derAufstand begon-nen und bedeutende Erfolge erzielt hatte, durfte man nicht,ohne dem Marxismus untreu zu werden, d as Si g n al zurEin s tell u n g de s Kam p fes ge ben. Dies durfte umso weniger geschehen, als der Aufstand zufolge der Direktiveder Partei begonnen worden war. "Mit dem Aufstand darfman nicht spielen" (Engels). Einige Führer der HamburgerParteiorganisation (Urbahns) haben mit dem Aufstand ge-spielt. Man mußte, trotz des Ausgangs der Chemnitzer Kon-ferenz, nachdem der Aufstand bereits begonnen hatte, alleKräfte des revolutionären Proletariats Hamburgs und deranderen Bezirke zwecks Ausdehnung des Aufstandes in Harn-burg selbst und seiner Unterstützung durch die revolutionäreAktion überall dort, wo das möglich war, mobilisieren. I nHamburg mußte die Losung der Organisie-rung von Räten aufgestellt und mit allerKraftdie Agitation und die 0 r g a n isa tor i s eheAr bei t z u ihr erB i Idun g b e tri e ben wer den.Aber in Hamburg ist unsere Partei -' die Avantgarde der.Klasse, die den proletarischen Massenaufstand zu organi-sieren und zu führen hat, nicht nur untätig geblieben, son-dern sie hat die Entwicklung des Aufstandes gehemmt. DieHaltung der Partei, oder richtiger ihrer Führung, zum Auf-stand war in der Tat die gleiche, wie sie 1905der russischeTheoretiker Plechanow einnahm und in den Worten aus-drückte: "Man hätte nicht zu den Waffen greifen sollen."

o h n e ein e 0 r g a n i sie run g de sAu f s t a n.d es,.o'hne seine Führung durch die revolutionärePartei ist ein siegreicher Aufstand undenk-bar. Im Hamburger Aufstand fehlte die Führung der Parteiund der Aufstand konnte nicht umhin, so zu. enden, wie erfaktisch geendet hat. .

4. Ni eh t s des t 0 wen i ger hab e n e s die Auf s t ä n -dis eh e n, t r 0 tz de r sc h 1echten V0 r b e r e it u n gdes Auf s t a n des und u n g e ach t e t des sen ,d a ßdie Kampforganisation.der Partei äußersts c h w ach war und k ein e W a f f e n hat t e, den n 0 c hver s ta n den, da n k ihr e r h in g e b u n g s voll e nTreue gegenüber der Sache der Revolution,ihrem Mut, ihrem energischen und g e s c h i c k-t e n Vor geh e n , dan k ih r e rUn t er s t ü t z u n gdurch die Arbeitermassen, einen erfolg-reichen Kampf gegen die zahlenmäßig ü b e r ,legenen und bis an die Zähne bewaffrietenK r ä f ted e r S c h u t z pol i z e i z u f ü h ren. Das zeugtdavon, daß der Funktionärkern des Hamburger Proletariats,in der Hauptsache jener Barmheks, Mut besaß, und daß beieiner richtigen militärischen und politischen Führung dieKampfabteilungen, auch wenn sie nur über geringe Mengenvon Waffen verfügen, gegenüber den Kräften der Konterrevo-lution auf Erfolg rechnen können. Man kann sich leicht vor-stellen, welches Resultat der Hamburger Aufstand gehabthätte, wenn in der Führung des Kampfes nicht jene Fehlergemacht worden wären, die tatsächlich gemacht wurden. Und

, es war sehr wohl möglich, diese Fehler zu vermeiden.5. Selbstverständlich darf man nicht glauben, daß, wenn

der Hamburger Aufstand siegreich gewesen, d. h. wenn es.dort gelungen wäre, die Macht zu erobern, daß es dann auchmöglich gewesen wäre, diese. Macht zu behaupten, auchdann, wenn das rote Harnburg isoliert geblieben und derHamburger Aufstand nicht in den ausschlaggebenden Zen-tren Deutschlands unterstützt worden wäre; Die Notwendig-:.keit des Aufstandes in den' anderen Städten, mindestens in'den Städten der Wasserkante, war die Hau.ptvoraussetzimgfür einen Sieg des revolutionären Kampfes in Harnburg. Wir.sind der Meinung, daß Harnburg unter den damaligen Ver-:hältnissen in Deutschland zum Signal für den Aufstand in:einer Reihe von Zentren und Bezirken Deutschlands werdenkonnte. Das Hamburger Proletariat war imstande, die Machtzu erobern und in die Hand zu nehmen, trotz des Verratesder Sozialdemokratie. Dazu aber war es nötig, daß an der

Spitze der Kommunistischen Partei Deutschlands eine bol-schewistische Führung stand. Diese Führung war nicht vor-handen. Letzteres erklärt sich in der Hauptsache dadurch,daß die Hamburger Parteiorganisation im Grunde genommenaus zwei Fraktionen: aus den Brandlerianern (den Rechten)und aus den vom Genossen Thälmann geführten Linken be-stand. Die Verantwortung für den Zusammenbruch des Auf-standesin Harnburg wie auch für den Verzicht auf den revo-lutionären Kampf 1923 in ganz Deutschland tragen die da-maligen Rechten in der Kommunistischen Partei.