50 Jahre Kitzsteinhorn POWER OF CHANGE

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1965 2015 POWER OF CHANGE

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Pioniergeist, mutige Entscheidungen und permanenter Wandel – kaum ein anderes Skigebiet in den Alpen ist davon so geprägt wie das Kitzsteinhorn in Kaprun. In den 1960er-Jahren nach der visionären Idee von Ing. Wilhelm Fazokas als Sommerskigebiet geplant, hat sich das Kitzsteinhorn durch Ausbau und Anpassung von Angebot, Infrastruktur und Ausrichtung Schritt für Schritt zum ganzjährigen Tourismusmotor einer gesamten Region weiterentwickelt. Lesen Sie mehr im Jubiläums-Magazin der Gletscherbahnen Kaprun.

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19652015

P O W E R O F C H A N G E

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Wer von Zell aus in Richtung Kaprun blickt, der ist überwältigt von der majestätischen Erscheinung des Kitzsteinhorns. Umrahmt vom Schmie-dinger Kees thront die mächtige Tauernpyramide über dem Salzachtal. Dieser markante Punkt unseres schönen Bundeslandes ist nicht nur ein besonderes Naturphänomen, sondern auch ein herausragendes Symbol für die hohe Attraktivität Salzburgs als Urlaubs-, Erlebnis- und Sportdestination. Die Etablierung des Ganzjahresskilaufes auf dem Kitzsteinhorn war in den Anfangsjahren der Gletscherbahnen Kaprun eine Pioniertat. Die Impulswirkung der seither hier geleisteten Entwick-lungsarbeit für die gesamte Region kann kaum überschätzt werden. In diesen fünf Jahrzehnten hat sich vieles verändert: das Bewusstsein für die natürlichen Ressourcen unserer Heimat, der Tourismus und der Brei-tensport insgesamt, die Beförderungstechnik im hochalpinen Gelände und auch so manche Mode, bis hin zum Outfit der Wintersportler. Die Bedeutung der Gletscherbahnen Kaprun ist seither stetig gewachsen. Mit unternehmerischem Geist und regionalem Augenmaß ist hier eine touristische Erlebniswelt von internationalem Rang entstanden. „Top of Salzburg“ steht daher nicht nur für den höchsten Aussichtspunkt un-seres Bundeslandes, sondern vor allem auch für fünf erfolgreiche Jahr-zehnte eines Salzburger Paradeunternehmens mit viel Mut und Kraft zu Veränderung und Erneuerung. Dazu meine aufrichtige Gratulation!

Dr. Wilfried HaslauerLandeshauptmann, Land Salzburg

Als Ing. Wilhelm Fazokas im Jahre 1961 erste Pläne für die Entwicklung eines Gletscherskigebietes auf das Kitzsteinhorn in Kaprun präsentierte, glaubte niemand an die Machbarkeit. Zu groß schienen die techni-schen Herausforderungen und zu schwierig die Umsetzbarkeit. Seinem Weitblick, seinem technischen Verständnis und seiner Beharrlichkeit haben wir es zu verdanken, dass der wichtigste touristische Kapruner Leitbetrieb entstand. Im Jahre 1965 wurde der erste Skibetrieb am Kitzsteinhorn aufge-nommen. Von Beginn an war das Interesse am Skifahren sehr groß. Ständig steigende Gästezahlen erforderten stete Weiterentwicklung. Der heimische Tourismus erhielt durch das damalige Ganzjahresski-gebiet einen enormen Aufschwung, die Nächtigungszahlen gingen rasant nach oben. Im Sog dieser Entwicklung war es den heimischen Tourismusbetrieben möglich, die notwendigen Investitionen zu tätigen. Dies ermöglichte Kaprun den Qualitätstourismus zu entwickeln und den heutigen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Das Kitzsteinhorn zählt international zu den großen Ausflugszielen. Mehr als 900.000 Gäste pro Jahr besuchen unser Kitzsteinhorn. Mit der Eröffnung der Gipfel-welt 3000 im Jahre 2010 wurde für den Sommertourismus wieder ein wichtiger Meilenstein gesetzt, der die kontinuierliche Weiterentwick-lung garantiert. Wir werden aber niemals unsere 155 verunglückten Menschen vergessen, die bei der Brandkatastrophe im Jahr 2000 ums Leben kamen. Nie darf Innovation und Technik Vorrang vor Sicherheit eingeräumt werden. Ich gratuliere der Gletscherbahnen Kaprun AG zu ihrem 50-jährigen Bestandsjubiläum und bedanke mich bei den Ver-antwortlichen für die erfolgreiche Geschäftsführung. Ein Dank gilt allen Mitarbeitern für ihre geleistete Arbeit, die zum Teil unter sehr schwieri-gen Bedingungen ausgeführt wurden. Ich wünsche dem Unternehmen, der Geschäftsführung und den Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg!

Manfred GaßnerBürgermeister von Kaprun

Wenn Visionen Flügel wachsen

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FREIHEITKREATIVITÄT

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KREATIVITÄT IBeständigkeit

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Respekt

Ibegeisterung

VisionVertrauen

Leidenschaft

Demut

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Teamgeist

IBeständigkeit

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Verantwortung

Vertrauen

Respekt

Inspiration

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FREIHEITKREATIVITÄT

GENUSS

FREIHEIT

GENUSS

IBeständigkeit

Inspiration

Ibegeisterungkraft

Vision

Die Wiener „Arbeiter-Zeitung“ staunte 1966: „Mit wem immer man in Kaprun spricht, man hört stets einen Namen: Fazokas. Ihm gehört hier zwar nichts, aber er steckt hinter allem: Er ist TKW-Betriebsleiter, Bürger-meister, Gletscherbahnen-Geschäftsführer. Er hat das Projekt des Ganzjahres-Skiparadieses durchgesetzt.“ Eine Vorentscheidung für das Lebenswerk des Maschi-

nenbauers und Elektrotechnikers Fazokas fiel im Kriegswinter 1940 in Vorarlberg, wo er auf dem Brandner Gletscher Gebirgsjägern Skitechnik beibrachte. Das war eine ideale Ganzjahres-Skiwiese: Fast spalten-frei, gleichmäßig sanft geneigt und leicht erreichbar. 1946 führte das Schicksal Fazokas zum Kraftwerksbau nach Kaprun. Dank Tatkraft und Führungsqualität stieg er binnen 15 Jahren zum Bürgermeister und Chef der Tauernkraftwerke auf. Eines Tages überkam ihn beim Anblick des Schmiedinger Keeses eine Vision: eine schneesichere Skiwiese wie der Brandner Gletscher und ideal für das Training der österreichischen Nationalmannschaft. Man müsste nur den Höhenunterschied von 2.100 Metern mit einer Seilbahn überbrücken. Da sich das Kraftwerk Kaprun als Besuchermagnet erwies, kalkulierte Fazokas, dass der Glet-scher im Sommer auch Skiläufer anzöge. Fazokas’ Vision endete nicht auf dem Friedhof der Illusionen, denn Politik und Medien unterstützten den Visionär. Zeitzeugen beschrieben Fazokas’ Vorgangsweise so: Eine innovative Idee entwickeln, mit Überzeugungskraft Mitstreiter begeis-tern, mit dieser Idee Aufsehen erregen und in dessen Sog Investoren gewinnen. Also begann 1961 die Arbeit und 1965 nahm die Glet-scherbahn den Betrieb auf – und zwar so erfolgreich, dass die Vision einer weiteren Weltneuheit keimte: Skilifte auf dem Gletscher; aber wie, da sich doch der Gletscher ständig bewegt? Mit dem Vorarlber-ger Liftbauer Doppelmayr gewann Fazokas einen kongenialen Partner. Doppelmayr entwickelte einen Schlepplift mit beweglichen Stützen, die alle Bewegungen des Gletschers ausgleichen. Der Klimawandel und die veränderten Vorlieben der „Freizeitgesellschaft“ haben zwar den Sommerskilauf weggeschmolzen, aber Fazokas’ Werk bleibt das Rückgrat des Skilaufs und des Alpintourismus in der Region.

Der Visionär1915 erlebte das Kitzsteinhorn die Weltpremiere des Gletscherskilaufs, weil Österreich Skisoldaten für den Dolomitenkrieg benötigte. 50 Jahre später war dieser Gletscher Österreichs erste Ganzjahres-Skiwiese, weil Wilhelm Fazokas seine Vision umgesetzt hatte.

Wilhelm Fazokas (1917 – 1990) und sein Werk

Autor: Dr. Clemens M. HutterJournalist und Buchautor

Es waren weitblickende, tatkräftige und mutige Persönlichkeiten, die die Entwicklung des Wintersports in Salzburg geprägt haben. Einer dieser Pioniere war Ing. Wilhelm Fazokas. Er hatte die Idee, im Bereich des Kitzsteinhorns das erste österreichische Gletscherskigebiet zu er-richten, und er hat seine Idee konsequent umgesetzt. Widerstände kamen aus vielen verschiedenen Richtungen. Die einen glaubten nicht an den Sommerskilauf, die anderen hielten den Gletscher im Winter wegen Kälte und Wind für skiuntauglich. Viele bezweifelten die Fi-nanzierbarkeit. Fazokas setzte sich durch. Am 1. August erfolgte die Gründung der Gletscherbahnen Kaprun AG, am 11. Dezember 1965 gingen die ersten Sektionen der Bahn in Betrieb. Anfang der 70er Jahre wurde der Sommerskilauf zum Modesport, das Gletscherskigebiet zum Motor des Tourismus nicht nur in Kaprun, sondern auch in der Region. Wer in München „in“ sein wollte, fuhr den ganzen Sommer mit Skiern auf dem Dach durch die Stadt und immer wieder nach Kaprun. Fünf Jahrzehnte lang wurde geplant, gebaut, erweitert. Die vergangenen 15 Jahre sind überschattet von der Brandkatastrophe, bei der am 11. November 2000 155 Menschen den Tod fanden. So ist heute die Freude über 50 Jahre verbunden mit Trauer und Schmerz in der Erin-nerung an die Opfer des 11. 11. 2000.

Dr. Arno GasteigerVorsitzender des Aufsichtsrates der Gletscherbahnen Kaprun AG

Als vor 50 Jahren der Skibetrieb auf den Gletscherhängen des Kitz-steinhorns gestartet wurde, konnten sich die wenigsten vorstellen, wie weitreichend damit die Entwicklung der Gletscherbahnen Kaprun AG und der Gemeinde Kaprun geprägt werden wird. Mit Weitblick und Mut hat Ing. Wilhelm Fazokas seine Vision „Österreichs erstes Gletscherski-gebiet“ in die Realität umgesetzt – am 12. 12. 1965 wurde es am Kitz-steinhorn eröffnet. Wir blicken zurück auf viele Höhen und Tiefen – vor allem auch auf das tragische Unglück am 11. 11. 2000, bei dem 155 Gäste, Arbeitskollegen und Freunde aus dem Leben gerissen wurden. Dies ist für alle Betroffenen bis heute ein schmerzlicher Einschnitt. Gemeinsam mit unseren Gästen haben wir uns auf einen neuen Weg gemacht, auf dem uns unsere Natur, Qualitäts- und Sicherheitsdenken die Richtung weisen. Die Kraft des Wandels zieht sich durch die gesam-te Unternehmensgeschichte, wir stellen daher unser 50-Jahre-Jubiläum unter den Titel „POWER OF CHANGE“. Klima, Gästeerwartungen, neue Herkunftsmärkte, Technik und ökologische Erkenntnisse haben sich in den vergangenen 50 Jahren ganz wesentlich verändert – unverändert geblieben ist die „Faszination Kitzsteinhorn“. Ich bedanke mich herzlich bei unseren Gästen, der einheimischen Bevölkerung, den Grundbesit-zern sowie bei unseren Aktionären und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Treue zu unserem Unternehmen und wünsche uns allen ein „Glück auf“ für eine erfolgreiche Zukunft.

Ing. Norbert KarlsböckVorstand Gletscherbahnen Kaprun AG

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01.08.1963Gründung der Gletscherbahnen Kaprun AG.

196326.11.1966Mit der Gipfelbahn erreichen die Gäste erstmals die Gipfel-station auf 3.029 m.

1966Salzburgs höchstgelegenes Restaurant, das Gipfelhaus, empfängt die ersten Gäste auf 3.029 m.

1968Mit der Eröffnung des SB- und Bedienungsrestaurants „Alpincenter“ setzen die Gletscherbahnen Kaprun am Kitzsteinhorn auch gastrono-misch neue Maßstäbe.

Die Stütze 7 der Gipfelbahn wird auf 113,6 Meter Höhe ausgebaut und ist damit die bis heute höchste Seilbahn-stütze der Welt.

197313.07.1972Stollenschlag Baubeginn für die Stollenbahn.

1972 1981

Der 360 Meter lange Hanna-Stollen von der Gipfelstation an die Kitzsteinhorn-Süd-flanke macht den Gletscher auch für Fußgänger sicher erreichbar.

12.08.1967Mit dem „Maurergletscherlift“ geht der weltweit erste echte Gletscherskilift in Betrieb.

1967Die neue Doppelsesselbahn „Schmiedinger-Gratbahn“ erhöht Beförderungskomfort und -leistung.

197023.03.1974Mit der Eröffnung der ersten alpinen und wetterunab-hängigen Stollenbahn GBK2 vom Tal bis zum Alpincenter erfolgt eine Steigerung der Transportkapazität ab Tal auf 1.500 Personen/Stunde.

1974Die weltweite Erfolgsge-schichte der Live-Panorama-kameras startet am Kitzstein-horn: Eine Panoramakamera überträgt erstmals Live-Bilder vom Gletscher.

1982

milestones50 Jahre Gletscherbahnen Kaprun – 50 Jahre bewegte Geschichte und permanenter Wandel.

Startschuss für Österreichs größtes Seilbahnbauvorhaben.

1964/1965

12.12.1965Das erste Gletscherskigebiet Österreichs geht in Betrieb. In zwei Sektionen bis zum heutigen Alpincenter geführt, bringt die Luftseilbahn die ersten Skifahrer auf das Kitzsteinhorn.

1965

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Einseilumlaufbahn „Gletscherjet 2“ bildet zweite Zubringer-Achse vom Lang-wiedboden zum Alpincenter.

2002Eröffnung der umgebauten Gipfelstation, Panorama- Plattform Top of Salzburgund Cinema 3000.

2010

ISO-Zertifizierung nach ISO 9001 (Qualitätsma-nagement) und ISO 14001 (Umweltmanagement) für alle Unternehmensbereiche – als erstes österreichisches Bergbahnunternehmen.

Glacier Park, Easy Park und Central Park – mit drei Snowparks entsteht am Kitzsteinhorn eines der größten Freestyle-Zentren in den Alpen.

2006Auszeichnung mit dem „pro natura – pro ski“ Award für ökologisch orientiertes Management, Innovationskraft und nachhaltiges Handeln.

2011

Mit der „Nationalpark Gallery“ wird die Gipfelwelt 3000 offiziell eröffnet.

Inbetriebnahme des Klein-kraftwerks „Grubbach“, das im Winter als Pumpwerk für die Schneianlagen und im Sommer als Kleinkraftwerk genützt wird.

Auf Salzburgs höchstgelegener Baustelle beginnen die Arbeiten an der neuen Bahnen-Achse Gletscherjet 3+4.

2014

11.11.2000Seilbahnunglück in der Tunnelbahn GBK2. Weltweite Trauer um die 155 Opfer; das Unglück erschüttert Kaprun und das Unternehmen.

2000

23.12.2001Die Doppelseilumlauf-bahn „Gletscherjet 1“ mit einer Stundenkapa-zität von 2.660 Personen wird eröffnet.

2001

28.01.1988Magnetköpfllifte eröffnen am Gletscherplateau einen ganzjährig schneesicheren Anfängerbereich.

198820.12.19918er-Kabinenumlaufbahn „Panoramabahn“ ersetzt die 1965 erbaute Luftseilbahn GBK1.

1991

Mit der Schneianlage „Kitzsteinhorn I“ können erstmals die Pisten Langwied bis Alpincenter beschneit werden.

1999Eröffnung Bedienungsrestaurant Gletschermühle.

1994

Gletscherbahnen Kaprun und Nationalpark Hohe Tauern schließen Partnerschaftsvertrag.

201217.10.2015Gletscherjet 3+4gehen in Betrieb.

2015

22.12.19904er-Sesselbahn „Langwied-bahn“ erschließt mittel-alpinen Bereich und beliebtes Freeridegebiet.

05.01.1990Standseilbahn „Gletschershuttle“ verbindet Gipfelstation mit Gletscherplateau.

1990

Eröffnung des ersten Funparks.

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Ein Tag. Ein Funke. Sie haben alles verändert. 11. November 2000: Nach 1.132 Metern bleibt die „Kitzsteinhorngams“ der Standseilbahn Kaprun im Tunnel stehen. Brennend. Was sich zuträgt, ist die reine Apokalypse. 155 Menschen sterben. Nur zwölf können sich retten. Die ganze Welt nimmt Anteil. Österreich steht unter Schock. Zur Trauer der Hinterbliebenen gesellen sich auch existenzielle Ängste der Menschen im Ort. Denn sie leben mit und von diesem Berg.

DIE TRAGÖDIE DES 11. NOVEMIBER 2000

Es gibt Ereignisse von solcher Tragweite, dass sie für immer in der kollektiven Erinnerung haften bleiben. Jene, die es erlebten, wissen noch genau, wo sie waren und was sie in jenen Stunden getan haben, als das Unglück im Tunnel von Kaprun geschah.Was passiert ist, bleibt. Was passiert ist, steht für hundertfaches Leid. Was passiert ist, hat aber auch mit Würde zu tun. Denn der Ort und seine Menschen gingen in Würde damit um, was sich da

an Unfassbarem ereignete. Und in Folge mit den berechtigten, bohrenden Fragen und den Tränen der Hinterbliebenen. Respekt. Empathie. Trost, soweit er möglich war – es mangelte nicht daran. Gemeinsam wagte der Ort auch den Neuanfang. Es gab bloß einen Weg. Der konnte nur nach vorne führen. Der 11. 11. 2000: ein Samstag im Herbst. Strahlend schön. Auf dem Kitz-steinhorn liegt frischer Pulverschnee. Skiopening! Tausende stehen an der Talstation Schlange. 155 davon sterben an diesem Vormittag in den giftigen Gasen und den Flammen, die von einem defekten Heizkörper im Führer-stand der Kitzsteinhorngams ausgehen. „Ein Brand? In der Standseilbahn von Kaprun? Undenkbar! Dort ist doch alles aus Metall!“ So lauten die Reaktionen nach den ersten Radiomeldungen. Nach 1.132 Metern Fahrt stoppt der Zug im Tunnel. Die im Führerstand verlegten Hydraulikleitungen sind durchgebrannt. Öl tritt aus. Die Leitungen stehen mit 190 Bar unter Druck. Das Öl verteilt sich wie ein Sprühregen. Das facht die Flammen an. Zudem erweist sich der Luftzug im Tunnel als verheerend. Durch den soge-nannten Kamineffekt ziehen dichte, giftige Gase hinauf bis zur Bergstation. Viele Opfer sterben auf der Flucht vor dem Feuer, weil sie nach dem Öffnen der Türen in Panik nach oben laufen. Und so geradewegs in den Tod. Nur zwölf Passagiere können sich durch Einschlagen einer Scheibe aus dem hinteren Teil des Zuges befreien. Sie überleben, weil sie im engen Tunnel auf einer schmalen Metallstiege in klobigen Skischuhen nach unten stolpern. Gegen den Sog. Gutachten mehrerer Brandsachverständiger ergeben, dass ein technischer Defekt eines Heizlüfters im unteren, nicht besetzten Führerstand Auslöser der Katastrophe war. In einem Strafprozess müssen sich 16 Beschuldigte ver-antworten. Am 20. Februar 2004 endet der Prozess mit Freisprüchen für alle Angeklagten. Das Berufungsverfahren bestätigt die Freisprüche. Am 11. No-vember 2004 wird für die 155 Opfer eine Gedenkstätte eingeweiht. Die lang gezogenen Quader aus Sichtbeton und Glasstelen befinden sich gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Die Trägerkonstruktion der Bahn wird im Herbst 2014 demontiert. Der Tunnel wird nach dem Unglück stillgelegt. Der Berg mit dem Gletscherjet 1 und 2 erschlossen, das Gletscherskigebiet neu konfiguriert. In einem langen Rechtsstreit um Entschädigungszahlungen für die Hinterbliebenen der 155 Opfer gibt es letztlich eine Einigung. Ex-Nationalbankgouverneur Klaus Liebscher stand der Vermittlungskommission vor. 451 Betroffenen wurden in Summe 13,9 Millionen Euro ausbezahlt. Die Gletscherbahnen als Leitbetrieb der Region ändern in der Folge ihre touristische Strategie. Statt auf laute Events setzt man heute auf die Koope-ration mit dem Nationalpark Hohe Tauern. Der Berg funktioniert als Fenster zur Natur. Vor allem auch im Sommer. Und ein wenig wird das Kitzsteinhorn, ohne aktives Zutun, zu einer Art Friedensprojekt. Denn während sie sich in ihren Heimatländern bekriegen, rutschen Araber und Juden während der Sommermonate lachend über den Schnee des Gletschers. Sie sitzen friedlich nebeneinander auf den Bänken und erfreuen sich an der grandiosen Natur.

Autor: Heinz BayerJournalist der Salzburger Nachrichten

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Bereits ab Oktober 2014 waren die imposanten, bis zu 60 Meter hohen Stützen der neuen Gletscherjets 3+4 vom Tal aus mit freiem Auge zu erkennen – seit Oktober 2015 bildet die hochmoderne Bahnen-Achse vom Alpincenter hin-auf an die Nordwest-Flanke des Kitzsteinhorn-Gipfels

die neue Hauptschlagader von Salzburgs einzigem Gletscherskigebiet. Die Fahrt auf knapp 3.000 Meter gestaltet sich mit den neuen Jets nicht nur schneller und komfor-tabler, das atemberaubende Hochgebirgs-Panorama macht sie zu einem Erlebnis für sich. 60 Meter über den Gletscherpisten schwebend, eröffnen sich grandiose Aus-blicke in die unberührte Gebirgswelt des Nationalparks Hohe Tauern, auf die weiten Gletscherhänge und Pisten, bis hinunter in die Täler des Pinzgaus und zum Ufer des Zeller Sees. Die Auffahrt mit Gletscherjet 3+4 führt in einen völlig neu strukturierten zentralen Gletscher-Skiraum, denn zusätzlich zur Errich-

tung der neuen Bahnen wurden bestehende Schlepplifte neu positioniert: So wurden Kitz- und Keeslift auf einen Doppel-Schlepplift zusammengeführt und die Magnetköpfllifte abgetragen und 100 Meter weiter südwestlich

am Gletscherplateau neu situiert. Der Gletscherjet 3 selbst ersetzt die 1992 er-richtete Gratbahn. Damit bieten sich den Wintersportlern nun noch freiere und wei-tere Pisten. Sehr zur Freude von Familien und Wintersport-Einsteigern findet sich mit dem „Schneehasen-Lift“ zudem ein neues Übungsgelände in schneesicheren 2.650 Metern Höhe. Der Teller-Schlepplift erschließt im Gletscherjet-Mittelstations-bereich eine breite, sanft abfallende Piste.Von der neuen Bahnen-Achse profitieren aber auch die zahlreichen nicht Ski fahren-den Gäste des Kitzsteinhorns, das sich mit

der Gipfelwelt 3000 auch als einzigartiges Ausflugsziel in den Alpen etabliert hat. Ihnen eröffnen die neuen Jets mitsamt dem neuen „Barbara-Stollen“, der die Bergstation Gletscherjet 4 mit dem Gletscher Shuttle verbindet, und

Ing. Günther BrennsteinerProjektleiter und Technischer Prokurist der Gletscherbahnen Kaprun AG

Dank vorausschauender Planung und unermüdlichen

Einsatzes aller Beteiligten konnten wir den engen Zeit-

plan einhalten und die neuen Gletscherjets wie vorgesehen

am 17. Oktober 2015 in Betrieb nehmen.

der Gipfelbahn ganzjährig eine eindrucksvolle Gletscher-Rund-reise. Auf Salzburgs höchstgelegener Baustelle war der Zeitplan eng. Gearbeitet wurde bei jeder Witterung und teilweise im Schichtbetrieb. Die Arbeit im hochalpinen Umfeld war fordernd für alle Beteiligten, berichtet Projektleiter Günther Brennsteiner: „3.000 Meter über dem Meeresspiegel wird die Luft merkbar dünner. Bei den Arbeiten in diesen Höhenlagen, inmitten von Schnee, Eis, Fels und Schlechtwettereinbrüchen, waren nicht nur körperliche Fitness und Schwindelfreiheit gefragt, sondern vor allem auch Leidenschaft für besondere Herausforderungen.“ An Spitzentagen waren bis zu 250 Arbeiter am Kitzsteinhorn im Einsatz. In Summe waren mit dem Bau der neuen Bahnen-Achse und der Neustrukturierung der Gletscherlifte mehr als 50 Unternehmen betraut – drei Viertel davon stammen aus dem Pinzgau. Zu den größten Herausforderungen des Projekts zählte auch die Logistik. Riesige Mengen an Schotter, Zement, Stahl, Werkzeug und Gerätschaften mussten vom Tal auf den Berg gelangen – zur richtigen Zeit in der richtigen Menge an den richtigen Ort. Bis zu 2.000 Höhenmeter und mehr galt es hinauf zu den einzelnen Bauabschnitten zu überwinden.

der Ibeginn einer neuen ära

MEILENSTEIN-PROJEKT GLETSCHERJET 3+4

Mit der Inbetriebnahme der Bahnen-Achse Gletscherjet 3+4 im Oktober 2015 haben die Gletscherbahnen Kaprun eine neue Ära auf dem Kitzsteinhorn eingeläutet. Die hochmodernen neuen Bahnen machen den völlig neu strukturierten zentralen Gletscherskiraum deutlich schneller und komfortabler erreichbar. Den nicht Ski fahrenden Gästen eröffnen sie ganzjährig eine eindrucksvolle Gletscher-Rundreise. Die Bauarbeiten an dem spektakulären 25-Millionen-Euro-Meilensteinprojekt haben im März 2014 begonnen – neben den hochalpinen Bedingungen war die Logistik eine der größten Herausforderungen auf Salzburgs höchstgelegener Baustelle.

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evol ution of wint ersport

auch das Juchee verändert und weiterentwickelt haben, war und ist bis heute auf dem Kitzsteinhorn stets hautnah mitzuerleben. Österreichs erstes Glet-scherskigebiet war in der Evolution des alpinen Win-tersports immer richtungsweisend vorne mit dabei.

1960er 2015

1970er

1980er

1990er

2000er

„Zwoa Brettln, a g‘führiger Schnee, juchee“ – der bayerische Ski-Pionier Otto Sirl brachte die simp-le Grundformel für einen perfekten Wintersporttag schon im Jahr 1906 auf den Punkt. Wie sich allerdings im Laufe der Zeit nicht nur die zwei Brettln, sondern

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Moritz Kaufmann (15)Snowboard-Rookie aus

Kaprun, Snowpark Kitzsteinhorn Teamrider.

Hans Nindl (66)Jaga-Wirt, Kapruner Legende,Skitouren-Geher seit mehr als 50 Jahren.

Siobhan „Chevy“ Challis (23)Kaprunerin, Sportstudentin und aufstrebende Riderin in der Freeride-World-Tour-Szene.

VOR-REITER UND TREND-SETTER

Seit den Anfangstagen in den 1960er Jahren war das Kitzstein-horn stets auch Spielwiese und Vorreiter für neue Trends im Wintersport. Auf den Gletscherhängen wurde in zahllosen Ski-lehrerausbildungen der legendäre Wedelschwung perfektioniert, der von Österreich aus um die Welt ging. In den 1980ern hat Jake Burton, der als Miterfinder des Snowboards gilt, seinen Snowboard-Prototyp am Kitzsteinhorn getestet. Bereits Anfang

der 1990er bot das Kitzsteinhorn einen ersten „Funpark“ für Snowboarder, und im Jahr 1994 fand hier das weltweit erste Snowboard-Weltcuprennen statt. Heute zählt das Kitzsteinhorn mit drei Snowparks samt 160 Meter langer Superpipe sowie als Gastgeber renommierter Contests zu den an-gesagtesten Freestyle-Hotspots der Alpen. Das Kitzsteinhorn war aufgrund seiner Höhenlage von jeher ein Mekka für Tiefschneefahrer. Die idealen freien Hänge und den Trend zum Freeriden setzte man hier früh zu einem im Alpen-raum beispielgebenden Angebot um: „Freeride XXL – Safety first!“ bietet fünf Freeride-Routen, eine Freeride-Infobase und verschiedene Infopoints. Mit den zwei schon im Herbst geöffneten Skitouren-Routen „Schneeköni-gin“ und „Eisbrecher“ hat sich das Kitzsteinhorn auch in der internationalen Skitouren-Szene einen Namen gemacht.

Tom Kraus (49)Staatlich geprüfter Skilehrer und

Skiführer, leitet die Skischule Oberschneider Kaprun und

fährt seit 30 Jahren Ski auf dem Kitzsteinhorn.

Der klassische Pistenskilauf ist und bleibt das bedeutendste

Wintersportsegment auf dem Kitzsteinhorn. Hier findest du

alles: vom Gletscherplateau für Anfänger über die weitläufigen Gletscherhänge bis hin zur stei-

len Black-Mamba-Piste. Und das bei unvergleichlicher Schnee-

qualität und -sicherheit. Die wiederum bedeutet Planungs-sicherheit, für uns als Betrieb

ebenso wie für Trainingsgruppen und jeden Gast. Die neuen Bah-

nen Gletscherjet 3+4 bringen eine wesentlich Verbesserung,

sie bieten eine willkommene Re-generationspause zwischen den

einzelnen Läufen und Abfahrten.

Mit drei Jahren habe ich am Kitzsteinhorn meine ersten Pow-derschwünge gezogen, seitdem

bin ich „hooked“. Für mich ist es das Freeridegebiet schlechthin.

„A magical place“, wie auch viele meiner Riding Buddies sagen, die jedes Jahr nach Kaprun kommen, um hier ihren extralangen Winter zu verbringen. Schon im Oktober

kann man den ersten Powder kosten und sich dann bis Mai

austoben. Und: Am Kitzsteinhorn ist für jeden was dabei. Die

Freeride-Routen sind der ideale Einstieg ins Freeriding. Als Local

entdeckt man immer wieder neue Lines und Cliffs. Unser Motto: „All

you need is Langwied.“

Das Kitzsteinhorn hat in der Freestyle-Szene einen ausge-

zeichneten Ruf. Die weltbesten Snowboarder kommen hierher

zu Events, um zu trainieren oder für internationale Film-produktionen. Das Tolle am Snowpark ist, dass er jeden Tag im perfekten Shape zur

Verfügung steht. Die Trainings-möglichkeiten für Slopestyle

und Halfpipe sind einfach genial. Snowboarden ist mein Leben – das Kitzsteinhorn ist

mein Wohnzimmer.

Seit mehr als fünfzig Jahren ist das Kitzsteinhorn mein

Skitouren-Revier – im Winter wie im Sommer. Ich bringe es

im Jahr auf achtzig bis hundert Kitzsteinhorn-Tage, kenne hier jeden Winkel, jede Kuppe und

weiß, wo und wann ich die besten Pulverschneehänge fin-de. Jahrzehntelang war ich der

einzige Tourengeher am Kitz. Jetzt, mit den neuen Routen,

ist es ein beliebtes Skitouren-Gebiet geworden. Zu Recht,

denn das Kitzsteinhorn ist ein starker Berg – mein Berg!

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DAS FENSTER IN DEN NATIONAL-PARK HOHE TAUERN Mit der Verbindung zweier Welten, der unberührten Natur und der

hochtechnisierten Zivilisation des Wintertourismus, ist am Kitzstein-horn eine ganz besondere Symbiose geglückt. Durch die Zusam-menarbeit mit dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Salzburger Haus der Natur ist mit der Gipfelwelt 3000 auf 3.000 Metern ein einzigartiges alpines Erlebnisangebot entstanden. Der Erfolg gibt der Idee Recht: Seit der Eröffnung im Juni 2011 zählt die Gipfelwelt 1 Million Sightseeing-Besucher aus aller Welt.

In den 1960er Jahren war die visionäre Idee entstanden, die Ski-Saison in hoch gelegenen Alpentälern und im Gletschergebiet über die Früh-lings- und Sommermonate auszudehnen. 1965 wurde am Kitzsteinhorn das erste Ganzjahresskigebiet Österreichs eröffnet. Nicht nur Rennläu-fer reisten zum Training an, Sommerskilauf kam richtig in Mode, die Übernachtungszahlen beim Pisten-Vergnügen im Firnschnee unter der Gletschersonne boomten. Heute – die „fun-orientierten“ Jahrzehnte

gehören der Vergangenheit an – zeigen sich die Einstellung zum Sport und das gesellschaftliche Bewusstsein in Hinblick auf die Natur stark verändert. Der Spaß-Faktor ist in den Hintergrund getreten, stattdessen ist die Sehn-sucht nach heiler Landschaft gestiegen.„Freiheit im Schnee – Genuss – Kreati-vität“ – diese emotionalen Werte haben die Kapruner Gletscherbahnen 2008 in ihrer touristischen Positionierung festge-legt, zusammen mit dem Bekenntnis, die einzigartige hochalpine Natur verstärkt in den Mittelpunkt zu rücken. Diese Neuori-entierung ließ man dann auch gleich in die Planung der Renovierung des 1966 eröffneten Gipfelhauses einfließen. Ziel war, die vorhandenen Seilbahnen und Infrastruktur als bequemen „Aufstieg“ in die 3.000er-Region zu nützen und jeder-mann ganzjährig den grandiosen Ausblick in den Nationalpark Hohe Tauern und auf Österreichs höchste Gipfel in zeitgemäßer Form näher zu bringen. In Nationalpark-

direktor Wolfgang Urban fanden die Glet-scherbahnen den idealen Partner. In enger Kooperation mit dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Haus der Natur wurde das Konzept Gipfelwelt 3000 entwickelt. Im Juni 2011 wurde mit der Gipfelwelt 3000 eine im gesamten Alpenraum einzigartige Erlebniswelt eröffnet, die eindrucksvoll und hochwertig gestaltet die Besonderheiten der Hohen Tauern und des Kitzsteinhorns beleuchtet. „Die Gipfelwelt 3000 ermög-

licht es uns, eine große Anzahl von Besuchern für den Naturschutz-Gedanken und für die großartigen Ökosysteme im größten Schutzgebiet der Alpen zu sensibilisieren. Durch diese Symbiose mit dem Kitzsteinhorn erreichen wir viele Einheimische und Touristen, die wir sonst nicht erreichen könnten. Die Gipfelwelt 3000 ist neben dem Nationalparkzentrum in Mittersill auch die einzige ganzjährig geöffnete Nationalpark-Ausstellung“, sagt Nationalpark-direktor Wolfgang Urban.Für die Aufbereitung der Natur-Themen konnten die Gletscherbahnen das Haus der Natur Salzburg gewinnen. Haus-der-Natur-Direktor Norbert Win-ding, der selbst aus der Gegend stammt, erinnert sich als „Zeitzeuge“ aus Kindertagen noch gut an die ursprüngliche Installation der Bergbahnen vor 50 Jahren und an seine damalige Begeisterung – nicht von ungefähr wurde die Topografie der Gebirge zum Forschungs- und Publikationsschwerpunkt seiner Laufbahn als Wissenschaftler. Gemeinsam mit dem Ausstellungsdesigner Andreas Zangl übernahm Win-ding die weitere Aufbereitung und Präsentation der Geheimnisse und Schät-ze der Hohen Tauern. „Die Faszination der Gipfelwelt besteht vor allem darin,

Dr. Norbert WindingDirektor Haus der Natur Salzburg

AUF AUGENHÖHE MIT DER WELT DER DREITAUSENDER – EIN PARADEFENSTER IN DEN NATIONALPARK.

DI Wolfgang Urban MBANationalparkdirektor Salzburg

VON DER BEEINDRUCKENDEN UNTERNEHMENSKULTUR DER GLETSCHERBAHNEN HAT DAS PROJEKT IMMENS PROFITIERT.

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FREILUFTLAIBOR KITZSTEINHORN

Die Geschichte des bahnbrechenden Vorhabens begann 2008 mit der Kartierung des Permafrostbodens im Gesamtgebiet der Hohen Tauern. Erstmals wurden unter der Leitung von Lothar Schrott, damals Professor für Geomorphologie an der Universität Salzburg, Permafrostvorkommen modelliert und deren Bedeutung für die Felsstabilität untersucht. Am Gipfel des Kitzsteinhorns laufen die in Österreich einzig-

artigen Studien weiter. MOREXPERT I umfasste die Installation komplexer Instrumentierung, zur Überwachung der Atmosphären- und Oberflächen-bedingungen sowie des Permafrostvorkommens mit Messungen in bis zu 30 Metern Tiefe. „Permafrost ist im Gegensatz zu Gletschern ein unsichtbares Phänomen. Er ist definiert über Temperatur und Zeit. Der Untergrund muss mindestens zwei Jahre lang eine Temperatur von weniger als null Grad haben“, erläu-tert Projektleiter Markus Keuschnig. Wird es wärmer, setzt das nicht nur den Gletschern, sondern auch dem Dauerfrost im Untergrund zu. Durch die Ausschmelzung des Wassers nehmen mechanische Haltekräfte in Klüften ab, Gestein lockert sich, das Gesamtsystem beginnt sich zu destabilisieren.Im Rahmen von MOREXPERT II werden die Erkenntnisse der jahrelangen Feldaufzeichnungen gebündelt und in einer Kombination von Beobachtung und Forecasting ausgewertet: Unter dem wissenschaftlichen „Schirm“ von alpS, dem in Innsbruck situierten Zentrum für Klimawandlungsadaption, analysieren Ingo Hartmeyer und Markus Keuschnig folgenreiche Zusammen-hänge wetterbedingter Entwicklungen des Permafrosts und der Bewegung von Felsmasse. Mithilfe von im Kalk-Glimmer-Schiefer platzierten Sensoren berechnen sie die Wahrscheinlichkeit von Dynamiken. „Eine Win-win-Situ-ation, die nicht nur effizientes Risiko-Management zum Schutz von Men-schenleben, sondern auch Planungssicherheit für langfristige Investitionen gibt“ – wie bei der Positionsberechnung der Stützen für die neue Bahnachse Gletscherjet 3+4 bereits optimal bewiesen. Bald hofft die Forschercrew ihr primäres Ziel der weiterführenden Unter-suchungen zu erreichen: In Zukunft soll ein Frühwarnsystem die Wahr-scheinlichkeit von Steinschlag und Felsstürzen voraussagen um – ähnlich dem Lawinenwarndienst – rechtzeitig entsprechende Vorsorgemaßnahmen treffen zu können.

Ein Team von Geomorphologen treibt innovative Forschungen im Gletschergebiet Kitzsteinhorn voran. Mit den Projekten MOREXPERT I und II erforschen die Wissenschaftler den Permafrost und seine Veränderungen als Folge des Temperaturanstiegs im Hochgebirge. Die Ergebnisse der tech-nisch höchst aufwändigen Langzeitbeobachtungen machen es möglich, neue Systeme für die Ge-fahrenprognose zu nutzen: Durch Früherkennung können rechtzeitig Maßnahmen gesetzt werden.

Einzigartig in Österreich – Permafrostforschung im steilen Felsgelände am Kitzsteinhorn.

Projekttitel„Integrales Rotwildmanagement“

ProjektzielErhaltung und Optimierung einer nachhaltigen Landnutzung im Ka-pruner Tal unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des heimischen Rotwildes. Möglichst problemfreie Integration von Rotwild in die Kulturlandschaft durch Abstim-mung von Tourismus, Land-, Forst- und Jagdwirtschaft.

ProjektzeitraumJänner 2015 bis Dezember 2017

Projektpartner ■ Gutsverwaltung Fischhorn

GmbH & Co KG■ Institut für Wildbiologie und

Jagdwirtschaft – Universität für Bodenkultur, Wien

■ Forschungsinstitut für Wildtier-kunde und Ökologie – Veterinär-medizinische Universität, Wien

■ Gletscherbahnen Kaprun AG

Weiteres Forschungsprojekt am Kitzsteinhorn

dass die Betrachter die Welt der Dreitausender, ihre Geologie sowie Flora und Fauna an Ort und Stelle ‚hautnah‘ und in ihrer ganzen Mächtigkeit erleben. Die Präsenz dieser gewaltigen Natur in unmittelbarere Verknüpfung mit Ausstellungselementen schafft dabei eine eigene Qualität, die in Museen nie erreicht werden kann“, erläutert Winding.Cinema 3000, Österreichs höchstgelegenes Kino, bildet den wetterunabhän-gigen Einstieg in die Gipfelwelt 3000. Der im Kino gezeigte Film „Kitzstein-horn – THE NATURE“ begeistert nicht nur die Besucher, er überzeugte auch international. Michael Schlamberger, einer der renommiertesten Naturfilmer Österreichs, wurde für seine Regiearbeit und die eindrucksvollen Bilder die-ses Breitwanderlebnisses bereits bei zwölf internationalen Filmfestivals – unter anderen in Berlin, Cannes und New York – ausgezeichnet. Nach nur vier Jahren ziehen alle beteiligten Institutionen das Resümee ei-ner mehr als geglückten Kooperation. Das Angebot der Kombination von bequemem Transport und Annehmlichkeiten der Gletscherbahn mit den Na-turschätzen des Nationalparks Hohe Tauern ist einzigartig im Alpenraum und erweist sich als höchst erfolgreiches Modell. Die Gletscherbahnen haben sich damit ein zweites Standbein zusätzlich zum Wintersport geschaffen – die sich daraus ergebenden Möglichkeiten gleichen den nicht mehr angebotenen Sommerskilauf mehr als aus und kommen einem neuen Trend entgegen: Der Anteil der Nicht-Skifahrer steigt, die „Winterfrische“ steht für touristische Motivation auf der Suche nach verschneiter Landschaft, idyllischer Stimmung und den atemberaubenden Ein- und Ausblicken der Gipfelwelt 3000.

Das Projekt KITZSTEINHORN 2015 – euro-paweit Vorreiter – steht für ein umfassendes Gesamtkonzept. Die Landschaftsökologen Helmut Wittmann und Thomas Rücker entwi-ckelten seit dem Jahr 2007 Rekultivierungs- und Renaturierungsspläne für das knapp 40 Hektar große und bis auf 3.000 Meter Höhe reichende Gebiet. Durch Anwendung innovativer Methoden wie der „Saat-Soden-Kombinationstechnik“ gelingt es den Biolo-gen, vorhandene Vegetation zu erhalten, zu sichern und für die Begrünung „alter Wun-den des Pistenbaues“ zu verwenden. In rund zehn Jahren soll trotz der extremen Höhe in allen Flächen des Skigebietes die ursprüngli-che Vegetationsdecke wieder in natürlichem Zustand hergestellt sein. Helmut Wittmann: „Wir gehen am Kitzsteinhorn in Hinblick auf die Höhenlage an die Grenze des Möglichen. Die Vegetationszeit ist außerordentlich kurz, sieben bis acht Monate liegt der Bereich ja

sozusagen ‚im Tiefkühlschrank‘. Im Hinblick auf optimale Begrünungserfolge ist es wich-tig, so früh wie möglich mit den Arbeiten zu beginnen. Aufbringen speziellen Hochla-gensaatguts, Düngung und die Von-Hand-Fixierung durch ein erosionssicherndes Ko-kosgewebe, das den Oberboden stabilisiert, bis die Pflanzen dies ‚selbst können‘, sind wesentliche Schritte. Bereits nach drei Vege-tationsperioden ist die Vegetation schon ‚fast natürlich‘, in Anbetracht der klimatischen und logistischen Herausforderungen ein sen-sationelles Ergebnis.“ Die mannigfaltigen „grünen“ Arbeitsschritte erfordern Gefühl und Geschick, sie werden überwiegend von Mitarbeitern der Gletscherbahnen durchge-führt, die sich mit „ihrem“ Berg identifizieren und keine Mühen scheuen, seine Natur das ganze Jahr über professionell zu betreuen. „Verantwortung für Nachhaltigkeit“ lautet die besondere Philosophie am Kitzsteinhorn.

NAHE AN DER NATURDer Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Methodik ökologischer Maßnahmen im alpinen Raum haben sich in den vergangenen 50 Jahren massiv verändert. In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Ökologie Salzburg haben die Gletscherbahnen Kaprun ein ökologisches Vorreiterprojekt entwickelt, das die skisporttechnische Weiterentwicklung mit großflächigen Sanierungsmaßnahmen an der Natur kombiniert.

Die per Hand fixierte Kokosmatte verhindert die Ausschwemmung und unterstützt das Anwachsen der Pflanzenkeime.

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reiches technisches Know-how. Worauf es bei den „Schneemanagern“ des Kitzsteinhorns aber vor allem auch ankommt, ist ihre langjährige hochalpine Erfahrung, ihr Wissen um die Besonderheiten des Skigebiets und ihr Gespür für die Natur und den Berg.

Im Winter Schnee, im Sommer StromDas für die Beschneiung benötigte Wasser beziehen die Gletscherbahnen vorwiegend aus dem nahezu unerschöpflichen Reservoir der Verbund-Stau-seen Mooser- und Wasserfallboden in Kaprun. Über die kombinierte Pump- und Kraftwerksstation Grubbach auf 1.588 m und weiter über die Pumpsta-tionen am Langwiedboden gelangt das Wasser in den Beschneiungskreislauf. Die Besonderheit dabei: Im Sommer dienen dieselben Leitungen der Strom-gewinnung, wenn das Wasser aus dem Bereich Langwiedboden talwärts fließt und die Turbinen des Kraftwerks Grubbach antreibt. 1 Million kWh Strom werden dabei jährlich erzeugt – damit decken die Gletscherbahnen bis zu 70 % des Energiebedarfs für die Beschneiung aus eigener Erzeugung ab.

Snow-FarmingDas Schneemanagement am Kitzsteinhorn umfasst einen weiteren Bereich: das sogenannte Snow-Farming. Bevor im Mai die Schneeschmelze einsetzt,

legen die Spezialisten der Gletscherbahnen im Gletscherrandbereich Natur-schnee-Depots an, die sie zum Schutz vor Abschmelzung mit Vlies abdecken. Das Anlegen der bis zu 50 Meter langen und 5 Meter hohen Depots garan-tiert einen frühen Saisonstart im Herbst. 200.000 m3 wertvoller Altschnee werden damit auf dem Kitzsteinhorn für die kommende Wintersportsaison konserviert. „Die Schneedepots haben einen doppelten Nutzen: Wir brauchen dadurch weniger maschinell erzeugten Schnee und schützen damit auch die zurückweichenden Gletscherzungen“, erläutert Gletscherbahnen-Vorstand Norbert Karlsböck. Eine weitere Maßnahme – die jedoch kaum einem Gast als solche auffällt – sind Schneefangzäune am Gletscherplateau. Diese wer-den in mehreren Reihen hintereinander aufgestellt und unterstützen durch die Verringerung von Windverfrachtungen die Ablagerung von Neuschnee auf den Gletscherflächen. In Summe werden von den „Schneemanagern“ des Kitzsteinhorns zur Bewirtschaftung des Skigebiets heute rund 900.000 m3 Schnee aus maschineller Produktion und angelegten Naturschnee-Depots verarbeitet. Das 35 Mann starke Pistenteam der Gletscherbahnen sorgt mit einer Flotte aus 13 Pistenraupen neun Monate lang für bestens präparierte Pisten am Kitzsteinhorn.

Schnee ist das wertvollste Gut am Kitzsteinhorn – entsprechend sorgsam muss damit umgegangen werden. Die Zeiten, in denen der natürliche Schneefall für den Ganzjahres-Skibetrieb auf dem Kitzsteinhorn ausgereicht hat, sind vorbei. Das Klima hat sich verändert, die Gletscherflächen wurden kleiner. Sommerskilauf zwischen Juli und September gibt es am Kitzsteinhorn heute nicht mehr, dafür bietet Salzburgs höchstgelegenes Skigebiet

im Gletscherbereich von Herbst bis Frühsommer Naturschneepisten mit Pulverschnee-Feeling. Bis zum Gletscherrand auf rund 2.700 Metern ist aber auch auf dem Kitzsteinhorn eine effiziente maschinelle Beschneiung heute nicht mehr wegzudenken. Wobei die Höhenlage zwischen 2.000 und 3.000 Metern dem Skigebiet entscheidende Temperaturvorteile bietet.Die technische Basis für die Beschneiung am Kitzsteinhorn bilden 95 hochef-fiziente Schneimaschinen der neuesten Generation, das kombinierte Pump- und Kleinkraftwerk Grubbach und vier weitere Pumpstationen sowie ein in Summe 16 km langes Leitungssystem für die Wasserversorgung. Das Team rund um Schneimeister Leo Peter kann damit flexibel auf die Außenbedin-gungen reagieren und die Beschneiung der einzelnen Bereiche bedarfsge-recht und punktgenau steuern. Das hochkomplexe System erfordert umfang-

Neuschnee das ganze Jahr? Vor 50 Jahren noch eine Selbstverständlichkeit auf dem Kitzsteinhorn. Längst ist aber auch in Salzburgs einzigem Gletscherskige-biet vorausschauendes Schneemanagement gefragt. Neben technischen Hilfsmitteln kommt es dabei vor allem auf eines an: das Gespür und die langjährige Erfahrung der Kitzsteinhorn-Mitarbeiter.

KERNKOMPETENZ: SCHNEE

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junimai

märz

april

septemIber

Alpine Aha-Erlebnisse zu jeder Jahreszeit.

Die längste Wintersaison im SalzburgerLand ist auch heute noch eines der bedeutendsten Leitprodukte im Angebot der Gletscher-bahnen Kaprun. Eines von vielen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche weitere Angebote geschaffen, die den veränderten kli-matischen Bedingungen, den Trends und Erwartungen im Alpin-tourismus sowie den neuen Zielgruppen und Herkunftsländern gerecht werden.

Mit seiner stetig optimierten Infrastruktur ist das Kitzsteinhorn somit heute eine alpine Ganzjahresdestination, die einem breiten Spektrum an Gästen zu jeder Jahreszeit eine Vielzahl an innovati-ven Attraktionen und Möglichkeiten bietet. Und manche davon, wie die Gipfelwelt 3000 oder das kulinarische Angebot, laden so-gar an 365 Tagen im Jahr zu hochalpinen Genussmomenten ein.

tage365Der Ganzjahresberg

juli

august

OktoIberNovemIberjänner

feIbruar

dezemIber

Stylish und chillig: das ICE CAMP presented by Audi quattro. Flying high: in der Superpipe mit 160 m Länge und 6,6 m Wandhöhe.

Coole Kids am Kitz: Ferien, wärmere Temperaturen, beste Schneebedingungen – der Februar ist Familienzeit am Kitzsteinhorn.

Action pur bei herrlichem Wetter: In den Snowparks fliegen die Freestyler um die Wette.

Kitzsteinhorn Extreme Skitouren-Finale: eines der härtesten Aufstiegsrennen der Welt über 17 Kilometer und 2.500 Höhenmetern.

Spannende Perspektiven: Das Cinema 3000, Öster-reichs höchstgelegenes Kino, begeistert mit atemberau-benden Naturaufnahmen.

Höchster Wandergenuss: Die hochalpine Natur lädt zu herrlichen Wander-touren ein.

Hochsaison für Mountain-biker: auf drei spannenden Freeride-Trails mit bis zu zwölf Kilometern Länge und 1.500 Höhenmetern.

Heiß-kalt: Die ICE ARENA am Gletscher bietet som-merlichen Schneegenuss für die ganze Familie.

Herbsttipp: die Gipfelwelt 3000 mit Nationalpark Gallery, Panorama-Plattform TOP OF SALZBURG und Cinema 3000.

Saisoneröffnung am Kitz-steinhorn: ausgezeichnete Bedingungen für Skifahrer, Snowboarder, Trainingsgrup-pen oder Skitourengeher.

Herrlich: feinster Natur-schnee am Gletscher.Spektakulär: die „Black-Mamba-Piste“ mit bis zu 63 % Gefälle.

Freeride XXL: Am Kitz-steinhorn wartet eines der besten Freeridevergnügen der Alpen.

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Hinter dem perfekten TagEgal ob genussvolles Carven auf frisch präparierten Hängen oder Schneerut-schen in der ICE ARENA am Gletscherplateau im Sommer: Der Gast möchte den perfekten Tag am Kitzsteinhorn erleben. Komfortabel, sicher und bestens ver-sorgt. Möglich machen das erst die 160 Ganzjahres- und rund 130 zusätzlichen Saison-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter der Gletscherbahnen Kaprun. Vom Bahnen- und Pistenbetrieb über die eigene Gastronomie bis hin zu Gästeservice und Verwaltung – die berufliche Bandbreite am Kitzsteinhorn ist groß und die vielen unterschiedlichen Abteilungen sind perfekt eingespielt.

Geschäftsführung

Controlling

Einkauf

Gastronomie

Beschneiung

Schlosserei

EDV

Mitarbeiterbüro

Rechnungswesen

Salzburgs höchste LehrstellenSeit 2007 bilden die Gletscherbahnen Kaprun auf dem Kitzsteinhorn Lehr-linge zu Seilbahntechnikern aus. Der erste weibliche Gastronomie-Lehrling hat seine Berufskarriere auf Salzburgs höchstgelegener Lehrstelle im August 2012 gestartet.

Mit einer eigenen Lehrlingsausbildung sichern die Gletscherbahnen Kaprun nachhaltig ihren hohen Ser-vicestandard und bieten jungen Menschen aus der Region eine qualifizierte Berufsausbildung, Zukunfts-perspektiven und einen ganzjährigen Arbeitsplatz. Sieben Lehrlinge haben bislang ihre Ausbildung am Kitzsteinhorn erfolgreich abgeschlossen – drei davon mit Auszeichnung. Aktuell absolvieren drei Lehrlinge ihre Ausbildung bei den Gletscherbahnen Kaprun. Von der Wirtschaftskammer Salzburg wurde das Un-ternehmen 2012 zum Salzburger „Lehrbetrieb des Jahres“ in der Sparte Transport und Verkehr gekürt.

Kassen

Elektrotechnik

Pistensicherheit

Marketing

Pistenpräparierung

Kundenservice

Events

Vertrieb

Betrieb Bahnen & Lifte

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Ebenso wie die Technik hat sich auch die Gastronomie am Kitzsteinhorn seit den Anfängen enorm weiterentwickelt. Heute zählt das kulinarische Angebot zu den vielfältigsten und bes-ten im Alpenraum. Die ersten Gletscher-Skifahrer stärkten sich noch mit einfacher Buffet- und Hüttenverpflegung. Mittlerweile können sich die Gäste im unverwechselbar gestalteten Ambi-ente von sechs Restaurants – darunter das höchstgelegene im Land Salzburg – und Bars der Gletscherbahnen Kaprun an köstlichen Kreationen erfreuen, die frisch am Berg und mit vielen regionalen Produkten zubereitet werden.

Für das leibliche Wohl wurde am Kitzsteinhorn schon früh gesorgt, lange vor der touristischen Erschließung. Schon 1878 wurde die Salzburger Hütte eröffnet, 1907 folgte die Krefelder Hütte, in de-nen Alpinisten auf ihrem Weg zum Gipfel übernachteten. Kurz nach der Inbetriebnahme der Seilbahnen gab es auch eine erste Versorgungsstelle für die Skifahrer: Ab 1966 wurde die ehemalige Kantine der Bauarbeiter unter dem Namen Berghaus als einfaches

Bergrestaurant mit Übernachtungsmöglich-keit geführt. Kurz später öffneten auch das Gipfelhaus und das Buffet am Gletscher, das bis 1977 in Betrieb war. Ein großer Schritt vorwärts aus gastronomi-scher Sicht war die Eröffnung des Alpincen-ters bei der Bergstation der Schienenbahn im Jahr 1973. Das große Selbstbedienungs-restaurant mit 500 Sitzplätzen suchte zu dieser Zeit seinesgleichen, Kochdruckkes-sel und Kippbratpfannen erwartete damals noch niemand auf einem Gletscher. 1994 eröffneten die Gletscherbahnen Kaprun die Gletschermühle, ein Bedienungsrestaurant mit gediegener Tischkultur und bodenständigen Gerichten in alpinem Ambi-ente, dessen Architektur einer natürlichen Gletschermühle nachempfunden ist. 1999 bis 2000 wurde das Alpincenter in seine jetzige Form komplett um- und ausgebaut, dort versammeln sich wie auf einem Marktplatz unter-schiedliche Selbstbedienungsstationen und Theken mit einem weltoffenen Angebot für jeden Gusto. 2009 und 2010 kam schließlich das Gipfel Res-

taurant in der neuen Gipfelwelt auf 3.029 Metern hinzu – es ist damit das höchstgelegene Restaurant in Salzburg. Die Qualität des kulinarischen An-gebots im Selbstbedienungsbereich und im Bedienungsbereich von Lounge und Stube kann sich sehen lassen: Wie die Gletschermühle ist das Gipfel Restaurant Teil des Genusswegs „Via Culinaria“, der nur sorgsam ausge-wählte Betriebe verbindet. Schnee, Eis und Himmel eröffnen sich nicht nur beim Blick auf das atemberaubende Panorama, auch das moderne alpine

Ambiente spielt mit diesen Elementen. Da-mit bietet sich auch die ideale Atmosphäre für die Veranstaltungsreihe HOCHGENUSS, die zweimal jährlich Haubenköche ins Gip-fel Restaurant bringt. Auch die Bars können sich sehen lassen: Die Café-Bar kitz900m bei der Talstation präsentiert sich im modern-rustikalen Al-penchic und bietet köstliche Stärkungen für zwischendurch und täglich Après-Ski. Beim Alpincenter sorgt die Schirmbar Parasol mit Party-Hits und Evergreens für beste Stim-mung. Wer entspannten Genuss sucht, ist in der Café-Bar Skyline gut aufgehoben:

Bergwelt und Kulinarik haben dort mittlerweile eine eigene Fan-Gemeinde gefunden. Von Jänner bis April kann man sich außerdem im legendären Kitzsteinhorn ICE CAMP presented by Audi quattro verwöhnen lassen, diese Welt ganz aus Schnee und Eis bietet Chill-out-Atmosphäre inmitten der hochalpinen Gletscherwelt. Im Sommer werden in der ICE ARENA am Glet-scher Drinks und Snacks angeboten.

Der Gipfel für Geniesser

Kitzsteinhorn-Gastronomie

Josef RumpfKaufmännischer Prokurist und Leiter der Gastronomie

WIR BEREITEN ALLE GERICHTE SELBST ZU UND SETZEN VOLL AUF QUALITÄT UND REGIONALE PRODUKTE.

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Seit neun Wintern in Folge überrascht und begeistert der ma-gische Ort auf stets neue Weise. Aus 50.000 Kubikmetern Schnee und 60 Tonnen Eis geformt, bilden drei miteinander verbundenen Schneekuppeln die Basis für das ICE CAMP pre-sented by Audi quattro. Jede einzelne mit einem imposanten Durchmesser von zwölf Metern. In ihrem Inneren schaffen Eis-skulpturen und Lichtinstallationen ein einzigartiges, sakrales

Ambiente. In einem der Schneebauten befindet sich eine Bar komplett aus Eis, mit Rentierfellen zum Sitzen. Eine andere wird zum „höchsten Show-room der Alpen“, in dem die Premiummarke Audi ihre aktuellsten Modelle präsentiert. Draußen lädt ein Sonnendeck zum Genießen des spektakulären Gletscher- und Hochgebirgspanoramas ein. Von Beginn an mit dabei ist der Künstler und Bildhauer Max Seibald. Mit Säge, Flex und Meißel rückt er ab Anfang Dezember den Eisblöcken zu Leibe und lässt daraus faszinierende architektonische Formen und Kunstwerke entstehen. Jedes Jahr setzt er das ICE CAMP presented by Audi quattro nach einem anderen künstleri-schen Konzept gekonnt aufs Neue in Szene. Im Winter 2015/2016 feiert die legendäre Eiswelt am Kitzsteinhorn ihre zehnte Auflage. Das Motto diesmal? Power of Change!

100 Höhenmeter oberhalb des Alpincenters, an einem der schönsten Aussichtspunkte auf den majestätischen Kitzsteinhorn-Gipfel, zieht eine faszinierende Welt aus Schnee, Eis und Kunst die Besucher in ihren Bann: das ICE CAMP presented by Audi quattro.

Magische Eiswelt auf 2.600 m

ICE CAMP

Das Gipfelrestaurant auf 3.029 Metern ist nicht nur Salzburgs höchstgelegenes Restaurant – seit mehr als zehn Jahren wird es regelmäßig zum Schauplatz für Gipfeltreffen der besonderen Art, wenn im Rahmen der kulinarischen Veranstaltungsreihe HOCH-GENUSS renommierte Haubenköche die Gäste mit Menüs der Extraklasse und österreichischen Spitzenweinen verwöhnen.

2015Thorsten Probost, Burg-Vital-Hotel, OberlechMichael Schwarzenbacher, Restaurant Mangold, LochauAndreas Krainer, Restaurant Krainer, LangenwangLukas Kapeller, Restaurant Kapeller, Steyr Hannes Müller, Genießerhotel Die Forelle, WeißenseePaul Ivic, TIAN Restaurant, Wien

2014Simon Taxacher, Hotel Restaurant Rosengarten, Kirchberg/TirolMartin Fauster, Restaurant Königshof, München

2013Roland Trettl, Restaurant Ikarus, Hangar-7, SalzburgJürgen Vigne, Pfefferschiff, SöllheimGerhard Fuchs, Kreuzwirt, Gamlitz

2012Norbert Niederkofler, Rest. St. Hubertus, St. Kassian in AbteiMario Lohninger, Restaurant Silk, Frankfurt Richard Rauch, Steirawirt, Trautmannsdorf

2011Andreas Döllerer, Döllerer‘s Genießerrestaurant, GollingSohyi Kim, Kim kocht, WienJürgen Kleinhappl, San Pietro, Graz

2010Toni Mörwald, Restaurant „Zur Traube“, Feuersbrunn

2009Joachim Gradwohl, Meinl am Graben, Wien

2008Alexander Fankhauser, Restaurant Alexander, Hochfügen

2007Martin Sieberer, Paznauner Stubn, Ischgl

2006Josef Brüggler, Landhotel Erlhof, Zell am SeeBerta und Elisabeth Unterberger, Taxhof, BruckGerhard Fally, Hotel Steigenberger, Kaprun

2005Gerald Rauter, Gasthof Auhof, KaprunJosef Brüggler, Landhotel Erlhof, Zell am SeeAndreas Mayer, Schloss Prielau, Zell am SeeGerhard Fally, Hotel Steigenberger, Kaprun

2001Gianfanco Marcolin, Trattoria „Al Buco“, Dolegnano

Alle bisherigen HOCHGENUSS-Gastköche im Überblick:

das Gipfel-treffen der Gourmets

Hochgenuss:

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power of change

Pioniergeist und permanenter Wandel – kaum ein anderer Berg in den Alpen ist davon so geprägt wie das Kitzsteinhorn in Kaprun. In den 1960ern als Sommer-skigebiet geplant, steht es heute für weite Gletscherhänge mit Schneegarantie von Oktober bis Juli und mit ganzjährigen Aussichtshöhepunkten wie der Gipfel-welt 3000 für ein einzigartiges Natur- und Panoramaerlebnis direkt an der Grenze zum Nationalpark Hohe Tauern. Norbert Karlsböck, Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun, im Interview über Herausforderungen, Trends und Zukunftsperspektiven.

IBERG MIT ZUKUNFT

Welche Herausforderungen bestehen für das Gletscherskige-biet Kitzsteinhorn 50 Jahre nach seiner Eröffnung?Es geht um drei Kernthemen, auf die wir vorausschauend und verantwor-tungsvoll reagieren: die Veränderungen des Klimas und des Gletschers, die veränderten Erwartungen der Gäste und das Erschließen neuer Märkte. Das Klima können wir nicht beeinflussen, aber wir können uns mit einem intelligenten Schneemanagement und unterstützender Beschneiung den evolutionären Gegebenheiten anpassen. Unser großer strategischer Vorteil ist und bleibt die Höhenlage – Schnee und Eis wird es auf dem Kitzsteinhorn auch in Zukunft geben. Das bleibt der primäre Grund, warum die Menschen zu uns auf den Berg kommen.

Was erwartet sich der Gast von morgen?Schon der Gast von heute sucht den „Winter- bzw. Berg-Erlebnistag“. Der klassische alpine Skisport hat sich längst weiterentwickelt – vom reinen Pis-tenskifahren hin zu Snowparks, Freeriden, Themenpisten und Tourengehen. Der Gast erwartet also ein individuelles Schneesportangebot verbunden mit einer qualitätsvollen und lückenlosen Servicekette vom Tal bis auf über 3.000 Meter. Parallel mit der Breite des Wintersports wächst aber auch der Trend zu Schnee- und Naturerlebnis abseits der Pisten. Mit der ganzjährig geöffneten Gipfelwelt 3000 sind wir bereits jetzt Vorreiter in diesem Angebotsbereich. Der markante Gipfel, die einzigartige Lage im Zentrum der höchsten Berge Österreichs und die unmittelbare Nachbarschaft zum größten Nationalpark der Alpen haben schon Generationen vor uns fasziniert und sind – in der Kombination mit der hochwertig gestalteten Erlebniswelt – im gesamten alpinen Raum unerreicht. Mit den einzigartigen Naturgegebenheiten, unserer modernen Infrastruktur und hohen Servicequalität wird das Kitzsteinhorn auch den Gast von morgen 365 Tage im Jahr begeistern können.

Wohin entwickelt sich der Skisport am Kitzsteinhorn?Ski- und Schneesport in all seinen Facetten wird hier immer im Vordergrund bleiben, mit dem Gletscher sichern wir einen frühen Saisonstart und ein spätes Saisonende für die gesamte Region. Ein Kitzsteinhorn-Skitag wird allerdings nicht mehr rein an den gefahrenen Kilometern und Höhenmetern gemessen – was zählt, ist das Gesamterlebnis aus körperlicher Betätigung, Emotion und Genuss. Dazu gehört auch ein vielfältiges und anspruchsvolles Gastronomieangebot. Diesen „Erlebnistag“ auf dem Kitzsteinhorn wollen wir qualitätsvoll weiterentwickeln und inszenieren. Unserem Leitsatz „Frei-heit im Schnee“ bleiben wir dabei weiter treu und sehen ihn gleichzeitig als Motivation, den Wintersport kreativ weiterzuentwickeln, damit er auch für die nächsten Generationen „cool und trendy“ bleibt.

Wie werden sich die Herkunftsmärkte der Gäste entwickeln?Die Region Zell am See-Kaprun war immer ein international beliebtes Ur-laubsziel, speziell das Kitzsteinhorn hatte von Anfang an weltweite Anzie-hungskraft. Mit unseren Wintersport- und Naturerlebnisangeboten am Berg und der landschaftlichen Besonderheit konnten wir von jeher internationale Gästeschichten und Märkte ansprechen. Die schon in den vergangenen Jah-ren spürbare Internationalisierung des Alpintourismus – im Sommer wie im Winter – wird sich weiterentwickeln und bietet für leicht erreichbare und einzigartige Angebote gute Entwicklungschancen.

Wo sehen Sie die Zukunft des Kitzsteinhorns?Die weltweite Klimaerwärmung und fortschreitende Urbanisierung werden in den Menschen die Sehnsucht nach kühlen Naturräumen weiter wachsen las-sen. Die Zukunft liegt in einem positiven und nachhaltigen Zugehen auf die unterschiedlichen Veränderungsprozesse. Im Fokus stehen der Wintersport in seiner ganzen Vielfalt sowie die Weiterentwicklung unserer ganzjährigen Berg- und Naturerlebnisangebote. Wir waren immer offen für Innovationen, das soll auch weiter so bleiben. Das Kitzsteinhorn ist ein besonderer Berg mit starkem Charakter. In der einzigartigen Kombination mit dem Zeller See, den umfassenden touristischen Angeboten von Zell am See-Kaprun und in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnerskigebieten Schmitten in Zell am See und dem Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn bietet er große Zukunftschancen im ganzjährigen, internationalen Ski- und Alpintourismus.

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kitzsteinhorn in zahlen

1 mio.1 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt das Kleinkraftwerk Grubbach – das sind 70 % des Strombedarfs der Beschneiung

770Rund 770 Mio. Euro Erlöse haben die Gletscherbahnen

seit 1965 erwirtschaftet

18.000 Wiener Schnitzel,

31.000 Burger,

16.000 Apfelstrudel und

172.000 Tassen Kaffee wurden im Wirtschaftsjahr 2014/2015 in den sechs Betrieben der Kitzsteinhorn-Gastronomie konsumiert

16 km beträgt die Länge des Kanals vom Kitzsteinhorn nach Zell am See

Mehr als 33,4 Millionen Gäste haben die Gletscherbahnen Kaprun seit 1965 auf das Kitzsteinhorn befördert

Impressum: Herausgeber: Gletscherbahnen Kaprun AG; Konzept/Redaktion: Plenos Creative, Plenos Kommunikation; Layout: Plenos Creative; Fotos: Dietmar Sochor, Nikolaus Faistauer, Photoart Reifmüller, Mia Maria Knoll/Open Faces, Nationalpark Hohe Tauern, Haus der Natur Salzburg, Dr. Wittmann, Markus Keuschnig, Tom Bause, Markus Rohrbacher, David Schultheiss, Alex Papis, Marieke van der Velden, Archiv Gletscherbahnen Kaprun AG; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 12/2015.

Jährlicher Toilettenpapierverbrauch: 5.800 Rollen à 300 m = 1,7 Mio. km

5.800

103,3 Tonnen wiegt das Förderseil der Doppelseilumlaufbahn Gletscherjet 1

63 % 22,5beträgt das Gefälle an den steilsten Passagen der schwar-zen Piste „Black Mamba“

km lang ist die Straße vom Kapruner Ortszentrum bis zum Gletscherrand

Mit 13 Pistenfahr-zeugen sorgt das

Kitzsteinhorn-Team für bestens präpa-

rierte Pisten

223Mio. Euro haben die Gletscherbahnen seit 1965 investiert

7-10Meter Neuschnee fallen jährlich am Kitzsteinhorn

Ibis

Meter pro Jahr beträgt die Fließgeschwindigkeit des Schmiedinger Keeses

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Page 19: 50 Jahre Kitzsteinhorn POWER OF CHANGE

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