56085 Blut de.qxd 72dpi...Ende des 17. Jahrhunderts soll ein Fünfzehnjähriger durch solch...

28
Das Blut Schülerinformation Blutspendedienst SRK Service de transfusion sanguine CRS Servizio trasfusione di sangue CRS

Transcript of 56085 Blut de.qxd 72dpi...Ende des 17. Jahrhunderts soll ein Fünfzehnjähriger durch solch...

  • Das BlutSchülerinformation

    Blutspendedienst SRKService de transfusion sanguine CRS

    Servizio trasfusione di sangue CRS

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 1

  • 2

    Inhaltsverzeichnis

    Der Mythos Blut 3

    1. Die Aufgaben des Blutes 4

    1.1 Der Stofftransport 4Die Zellatmung 4Chemische Reaktion der Zellatmung 6

    1.2 Unser Abwehrsystem 6Die spezifische Abwehrreaktion 7Impfungen 8

    1.3 Der Wundverschluss 9Die Krustenbildung 9Gerinnungskaskade und Bluterkrankheit 10

    2. Die Zusammensetzung 11des Blutes

    2.1 Rote Blutkörperchen 11Aussehen und Eigenschaften der Erythrozyten 12Hämoglobin 12

    2.2 Weisse Blutkörperchen 12Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten 13Leukämie 14

    2.3 Blutplättchen 14Thrombose 14Arteriosklerose 15

    2.4 Blutplasma 15Albumin, Immunglobuline, 15Komplementsystem und LipoproteineVerbrennungen 16

    3. Die Blutgruppen 17

    3.1 Das AB0-System 17Merkmale der Blutgruppen 17Vererblichkeit 19

    3.2 Weitere wichtige Blutgruppen 19Der Rhesusfaktor 20Schwangerschaft 20

    4. Der Weg des Blutes 21vom Spender zum Empfänger

    4.1 Die Blutspende 21Die Blutkonservierung und -untersuchung 22Spendearten 23

    4.2 Das Komponentensystem 23Die wichtigsten Komponenten 24Die Fraktionierung des Plasmas 24

    5. Der Blutspendedienst 25in der Schweiz

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 2

  • 3

    Der Mythos BlutDas Blut hat den Menschen seit Jahrtausenden fasziniert. Schon der vorgeschichtliche Mensch wusste, dass einTier bald sterben würde, wenn es eine bestimmte Menge Blut verloren hatte. Blut bedeutete also Leben. In man-chen Kulturen trank man beispielsweise Tierblut in der Hoffnung, dadurch die Kraft und den Mut eines Löwen zuerhalten. Ja es wurden sogar Menschen getötet, um mit diesem «Blutopfer» die Götter günstig zu stimmen.

    Der Versuch, einem Menschen das Blut eines ande-ren zu übertragen, wurde bereits im Altertum unter-nommen. Blut diente damals vor allem als Heil- undVerjüngungsmittel. Begüterte Römer tranken dasBlut getöteter Gladiatoren, dem sterbenden PapstInnozenz III (13. Jh.) gab der Arzt das Blut von dreiZehnjährigen zu trinken. Jedoch ohne Erfolg, alle vierstarben.

    Erst verschiedene Erkenntnisse, wie die Entdeckungdes Blutkreislaufes 1628, ebneten schrittweise denWeg zu erfolgreichen Blutübertragungen. RichardLower wagte in England, nach einem Test zwischenHunden, tierisches Blut auf den Menschen zu übertragen. Besonders beliebt waren Schafe als Blutspender.Ende des 17. Jahrhunderts soll ein Fünfzehnjähriger durch solch eine Transfusion geheilt worden sein. Meist abermisslangen solche Transfusionen, da Krankheiten auftraten; vor allem aber, weil man das System der verschiede-nen Blutgruppen und den Rhesusfaktor noch nicht kannte.

    Heute kennt man die Eigenschaften des Blutes ziemlich gut. Was weisst du über diesen wichtigen Saft?Beantworte folgende Fragen – es können mehrere Antworten richtig sein!Falls du etwas noch nicht weisst, wirst du die Antwort und viele weitere spannende Aspekte des Blutes indieser Broschüre erfahren.

    Welche Aufgaben erfüllt das Blut?❏ Stofftransport❏ Wundverschluss❏ Abwehr von Krankheitserregern

    Wie viele Liter Blut besitzt dererwachsene menschliche Körper?❏ 1–2 Liter❏ 5–6 Liter❏ 10–12 Liter

    Wo werden Blutzellen gebildet?❏ Im Blut❏ In der Leber❏ Im Knochenmark

    Welche Blutgruppen gibt es nicht?❏ AB0❏ AB❏ Rhesus

    Wie viel Blut wird bei der Blutspendeentnommen?❏ So viel wie möglich❏ 450 ml❏ 1 Liter

    Welche Blutzellen existieren?❏ Rote Blutkörperchen❏ Blutplättchen❏ Gelbe Blutkörperchen

    Was sind die Voraussetzungen, um Blutspenden zu können?❏ Mindestens 18 Jahre alt❏ Mindestkörpergewicht 50 kg❏ 1 Monat nicht krank gewesen

    Wer organisiert Blutspendeaktionen?❏ Spitäler❏ Krankenkassen❏ Blutspendedienst SRK

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 3

  • 4

    Fragen 1. Die Aufgaben des BlutesDas Blut gilt als «flüssiges Gewebe» und ist eines der wichtigsten und grösstenOrgane in unserem Körper. Ein erwachsener Mensch besitzt rund 5–6 Liter Blut,das macht etwa 8 Prozent seines Körpergewichtes aus.

    Das Blut fliesst in Gefässen und ist das grösste und weitläufigste Transportsystemunseres Körpers: ungefähr 96 000 km lang ist dieses Leitungssystem, das alle Zellendes Körpers verbindet und dadurch den nötigen Stoffaustausch ermöglicht. Das Blutist immer in Bewegung und versorgt jede Zelle mit Energie und wichtigen Stoffen.Einzig die Hornhaut der Augen, die Haare, der Zahnschmelz, die Zehen- und dieFingernägel sind nicht durchblutet.

    Das Blut erfüllt wesentliche Aufgaben in unserem Körper:

    • Stofftransport• Abwehr von Krankheitserregern• Wundverschluss

    Zudem ist es für die Wärmeverteilung im menschlichen Körper verantwortlich.Sowohl bei kaltem Winterwetter wie im heissen Sommer soll das Innere des mensch-lichen Körpers eine Temperatur von ca. 37 °C aufweisen. Die Körperwärme entstehtvor allem in den arbeitenden Zellen. Das Blut transportiert diese Wärme durch denKörper zu allen Organen. Überschüssige Wärme wird über die Haut abgestrahlt.Wenn nötig wird die Wärmeabgabe durch Schwitzen (Verdunstung von Wasser)verstärkt.

    1.1 Der Stofftransport

    Um leben zu können, benötigt jede Zelle unseres Körpers Energie. Diese gewinnt siedurch «Verbrennung» von Traubenzucker mit Sauerstoff zu Kohlendioxid und Wasser.Den Transport dieser Stoffe übernimmt das Blut.

    Die Nährstoffe sowie Mineralsalze und Vitamine, die über die Darmwand in unserenBlutkreislauf gelangen, werden vom Blut in alle Körperteile transportiert und stehenden Zellen als Energieträger, Baustoffe oder Schutzstoffe zur Verfügung.

    Das Blut transportiert nicht nur brauchbare Stoffe in die Zellen, sondern bringt auchAbfallstoffe in die Ausscheidungsorgane, vor allem in die Nieren. Giftstoffe, die vonaussen in den Körper gelangen oder im Körper entstehen, werden vom Blut zu denEntgiftungsorganen wie Leber und Nieren geführt und dort verarbeitet.

    Die Zellatmung

    Die Energiegewinnung in der Zelle durch das Verbrennen von Traubenzucker nenntman Zellatmung.Das Blut transportiert die Stoffe für die Zellatmung zu den Zellen und die Reaktions-produkte aus den Zellen zu den Ausscheidungsorganen.Das zur Verbrennung erforderliche Gas Sauerstoff gelangt durch Einatmen von Luft inunsere Lungen. In den Lungen wird der Sauerstoff ans Blut übergeben. Die roten

    Wie viele Liter Blut besitzt duungefähr? Berechne deinBlutvolumen anhand deinesKörpergewichtes.

    Nenne weitere Organe unddie Aufgaben, die sie imKörper erfüllen.

    Wann spricht man vonUnterkühlung, erhöhterTemperatur und Fieber?Welche Fieber-Temperatur istlebensgefährlich und warum?

    Vitamine sind Schutzstoffe.Welche Vitamine kennst du,und welche Funktionen habensie?

    Welche Giftstoffe kennstdu, und wie gelangen sie indeinen Körper?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 4

  • 5

    Blutkörperchen laden die Sauerstoffteilchen auf und bringen sie zu den Zellen inGeweben und Muskeln. In den Zellen trifft der Sauerstoff auf Traubenzucker, der imBlut gelöst vorkommt und aus dem Darm oder anderen Speicherorganen in die Zelletransportiert wurde.Die bei der Verbrennungsreaktion in der Zelle entstehenden AbfallprodukteKohlendioxid und Wasser werden vom Blut aufgenommen und zu denAusscheidungsorganen geführt. Das Kohlendioxid wird durch die Lunge ausgeatmetund das Wasser entweder durch die Niere als Urin oder durch die Schweissdrüsen alsSchweiss ausgeschieden.

    Fragen

    Mit jedem Atemzug gelangt Luft indie Lunge, die aus zwei Lungenflügelnbesteht. Die Wege, die in die Lunge füh-ren, heissen Bronchien. Die Bronchien ver-zweigen sich in den Lungenflügeln zuimmer feineren Ästchen und enden mitden Lungenbläschen, den so genanntenAlveolen.

    Durch die sehr dünnen Wände derLungenbläschen dringt ein Teil der Luft,die Sauerstoffmoleküle, ins Blut. Im Blutwerden die Sauerstoffmoleküle an dieroten Blutkörperchen gebunden.

    Die roten Blutkörperchen versorgen alleZellen des ganzen Körpers mit Sauerstoff.Aus den Zellen nimmt das Blut dasKohlendioxid auf und trägt es zurück zuden Lungenbläschen. Das Kohlendioxidverlässt anschliessend durch Ausatmenden Körper.

    Einatmendes Sauerstoffs

    Ausatmen desKohlendioxids

    HauptbronchienLungenflügel

    Lungenbläschen

    Sauerstoff-molekül

    Kohlendioxid-molekül

    Rotes Blut-körperchen

    Lungenbläschen

    Kohlendioxid-molekül

    Körperzellen

    Blutbahn

    Sauerstoff-molekül

    Rotes Blut-körperchen

    Warum isst man kurz vor oderwährend einer körperlichenLeistung einen Traubenzucker,wenn man sich müde fühlt?

    Menschen und Tiere veratmenSauerstoff zu Kohlendioxid,weil sie jeden Tag Sauerstofffür die Zellatmung brauchen.Also muss immer wiederneuer Sauerstoff produziertwerden. Wer ist dafür zustän-dig, und wie geschieht dies?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 5

  • 6

    Fragen Chemische Reaktion der Zellatmung

    Die Zellatmung ist eine chemische Reaktion und lässt sich durch eineReaktionsgleichung beschreiben:

    Traubenzucker + Sauerstoff Kohlendioxid + Wasser1 C6H12O6 + 6 O2 6 CO2 + 6 H2O

    Links sind die Stoffe aufgeführt, die vom Blut zur Zelle, rechts diejenigen Stoffe, dievon der Zelle wegtransportiert werden.Bei der Zellatmung entsteht Energie, die in Form einer chemischen Substanz, desATP (Adenosin-Tri-Phosphats), im Körper gespeichert wird. Jedes ATP-Molekül stelltein Energiepaket dar, aus dem die Zelle die benötigte Energie erhält.

    1.2 Unser Abwehrsystem

    In der Umwelt leben zahlreiche Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, pflanzliche(Pilze) und tierische Parasiten (z. B. Malariaerreger). Unser Organismus braucht einAbwehrsystem, um sich gegen diese bedrohlichen Eindringlinge zur Wehr zu setzen.Dringen Fremdkörper in unseren Körper ein, so nennt man dies eine Infektion.

    An diesem Abwehrsystem sind Blutzellen, und zwar die weissen Blutkörperchen,beteiligt. Sie stellen die Polizei unseres Körpers dar.Sobald sie einen Eindringling entdecken, schlagen sie Alarm und lösen eineVerteidigungsreaktion im Körper aus.

    Die erste Abwehrlinie des Organismus sind die mengenmässig am zahlreichsten vor-handenen Granulozyten, eine Untergruppe der weissen Blutkörperchen. Diese Zellenbleiben einige Stunden im Blutkreislauf, bevor sie durch die Blutgefässwände in dasGewebe eindringen. Bei einer Infektion vermehren sie sich sehr schnell und bekämp-fen die Verletzung an Ort und Stelle, indem sie Fremdkörper, insbesondere Bakterien,zerstören. Sie haben phagozytische Eigenschaften (Aufnahme und Zerstörung einver-leibter lebender Partikel). Ferner setzen sie Proteine frei, die Fieber erzeugen, undEnzyme, die bei Blutgefäss- und Gewebsverletzungen wichtig sind. Ist die Infektionbedeutend, werden die Granulozyten selbst geschädigt, sterben ab und bilden Eiter.

    Sobald sie ihre Aufgabe erfüllt haben, bilden sie sich zurück und werden von anderenweissen Blutkörperchen, den sogenannten Makrophagen, zerstört. Makrophagensind Zellen, die von den Monozyten des Blutes stammen und ebenfalls phagozytischwirken. Diese Reaktion nennt man allgemeine Abwehrreaktion oder Resistenz.

    Eine andere Art von weissen Blutkörperchen, die Lymphozyten, wehren auf eine ganzspezielle Weise Fremdlinge ab. Diese Reaktion wird spezifische Abwehrreaktiongenannt. Die Lymphozyten erkennen die Eindringlinge an der Struktur der Oberflächeund beginnen, gezielte Waffen, die Antikörper, zu produzieren. Diese Antikörper pas-sen wie Schloss und Schlüssel auf die Oberflächenstruktur der Eindringlinge, verbin-den sich mit ihnen und führen sie den Riesenfresszellen zu, welche sie vernichten.

    Stell dir die chemischeReaktion der Zellatmung inumgekehrter Reihenfolge(von rechts nach links) vor.Bist du dieser Reaktion schonbegegnet?

    Welche Krankheitserregerkennst du? Wie kannst dudich mit ihnen anstecken?Nenne drei konkrete Beispiele.

    Was heisst Anti? Kennst dunoch andere Wörter, die mitAnti beginnen?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 6

  • 7

    Die spezifische Abwehrreaktion –am Beispiel einer Grippeinfektion

    Ein Krankheitserreger dringt in den Körperein. Sofort sind Riesenfresszellen, auchMakrophagen genannt, zur Stelle undfressen so viele Fremdkörper, wie sie kön-nen, auf. Dieser Vorgang des Verschlingenswird auch Phagozytose genannt.

    Diejenigen Krankheitserreger, die über-lebt haben, schlüpfen in Körperzellen undvermehren sich darin. Die befallenenKörperzellen nennt man Wirtszellen.

    Die Riesenfresszellen senden, wenn sie nichtalle Viren vernichten können, eine Botschaftan die Helferzellen. Sie teilen ihnen mit, wiedie Oberfläche des Eindringlings aussieht.Daran erkennen die Helferzellen, umwelchen Eindringling es sich handelt.

    Die Helferzellen aktivieren einerseitsKillerzellen, die die Wirtszellen ver-nichten.

    Andererseits aktivieren die HelferzellenPlasmazellen, die spezifische, das heisstgenau auf die Fremdkörper passende,Abwehrstoffe produzieren. Die Fremd-körper werden Antigene, die Abwehr-stoffe Antikörper genannt.

    Die Antikörper verbinden sich mit denAntigenen. Diese Verbindung ist dererste Schritt zur Zerstörung der Antigene.

    Makrophagen fressen sowohl die abge-töteten Wirtszellen wie auch die mitAntikörpern verbundenen Antigene. Sowerden alle im Körper befindlichenAntigene – ob frei im Blut oder in einerWirtszelle versteckt – zerstört.

    Fragen

    Lies den Comic durch undnotiere auswendig alle betei-ligten Blutzellen. Halte ihreAufgaben stichwortartig aufeinem Notizblatt fest.

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 7

  • 8

    Fragen Um bei einem nächsten Angriff dergleichen Antigene frühzeitig dierichtigen Antikörper produzierenzu können, bilden Lymphozytensog. Gedächtniszellen.Diese Zellen behalten das Rezept fürdie Bildung der spezifischen Antikörperin ihrer Erinnerung. Greifen gleicheErreger auch Jahre später den Körperwieder an, können die entsprechendenAntikörper sehr rasch hergestellt wer-den und die Eindringlinge zerstören,bevor sie sich stark vermehrt haben.Der Körper ist gegen diese Krankheitimmun geworden, der Betroffeneerkrankt deshalb nicht mehr odernur noch leicht.

    ImpfungenDie körpereigene Abwehrreaktion muss in einigen Fällen künstlich unterstütztwerden, um mit starken Eindringlingen fertig zu werden. Es werden zwei Arten vonImpfungen angewendet.

    Aktive ImmunisierungDie aktive Immunisierung verläuft gleich wie die spezifische Abwehrreaktion,ausser dass bewusst kleine Mengen von Krankheitserregern in den Körper gespritztwerden. Diese lösen die Kettenreaktion der Immunisierung aus, ohne dass dieKrankheit ausbricht. Da der Körper die Antikörper selbstständig gebildet hat, sprichtman von aktiver Immunisierung. Diese Impfung nennt man auch Schutzimpfung,da sie dem Körper durch die gebildeten Gedächtniszellen langfristigen Schutz gegeneinen bestimmten Krankheitserreger bietet. Nach einer Schutzimpfung, zumBeispiel gegen Starrkrampf, kann man sich müde fühlen, denn der Körper kämpftgegen den gespritzten Eindringling.

    Passive ImmunisierungDie passive Immunisierung wird angewendet, wenn der Körper bereits erkranktist oder wenn unmittelbar eine Infektion mit einer schweren Krankheit droht. Beidieser Impfungsart wird ein Serum mit Antikörpern gespritzt. Die Antikörper ver-binden sich mit den Krankheitserregern und führen sie den Riesenfresszellen zurVernichtung zu.

    Die Antikörper werden durch eine aktive Immunisierung von Tier- und Menschen-blut gewonnen. Eine passive Immunisierung wird Heilimpfung genannt und bietetkeinen dauerhaften Schutz.

    Weshalb muss bei Organ-transplantationen das Ab-wehrsystem künstlich ausserKraft gesetzt werden?

    Forsche im Internet nachKrankheiten, die mit einerpassiven Immunisierungbekämpft werden. Suchezwei Beispiele.

    Kennst du den Fachbegriff fürStarrkrampf? Wann bestehtGefahr, sich mit Starrkrampf-Erregern anzustecken?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 8

  • 9

    1.3 Der Wundverschluss

    Bei einer Verletzung bildet sich schnell eine Kruste, welche die Blutung stopptund die Wunde vor dem Eindringen von Schmutzpartikeln und Krankheitserregernschützt. Unter dieser Kruste wird die neue Haut gebildet. Erst wenn der Aufbau derneuen Haut abgeschlossen ist, wird die Kruste abgestossen. Die Kruste besteht ausgeronnenem Blut. Für die Gerinnung sind die Blutplättchen und verschiedene Ei-weissstoffe (Gerinnungsfaktoren) aus der Blutflüssigkeit, dem Blutplasma, verant-wortlich. Fehlen, wie zum Beispiel im Fall der Bluterkrankheit, diese Gerinnungs-faktoren, kann bereits die kleinste Verletzung lebensgefährlich sein, da die Wundenicht zu bluten aufhört.Ein Blutverlust von mehr als zwei Litern kann tödlich sein. Bei grösseren Verletzungenmit hohem Blutverlust muss die Wunde deshalb verbunden werden, in schwerenFällen mit einem Druckverband. Oft sind anschliessend Bluttransfusionen nötig, umden Verlust zu ersetzen.

    Die Krustenbildung

    Bei einer Verletzung ziehen sich die beschädigten Blutgefässe zusammen und ver-ringern somit den Blutverlust. Gleichzeitig bleiben die Blutplättchen am Rand derVerletzung haften.Sie ändern ihre Form und verfestigen sich zu einem ersten, anfänglich noch rechtunstabilen Blutpfropfen. In den verletzten Zellen entstehen unterdessen Protein-faktoren, die das Gerinnungssystem aktivieren.Dies ist der Beginn einer komplexen Kettenreaktion, bei der ein unlösliches fadenför-miges Protein – das sogenannte Fibrin – gebildet wird. Seine Fäden, die Filamente,bilden ein Netz, welches das Blutgerinnsel festigt. Die Wunde, die sich minuten-schnell geschlossen hat, ist somit geschützt, und der Heilungsprozess kann beginnen.

    Fragen

    Ein Freund hat sich in dieHand geschnitten und blutetsehr stark. Wie hilfst du ihm?

    Warum beginnt die Wundewieder zu bluten, wenn du dieKruste abkratzt, bevor sie vonselbst abfällt?

    Die verletzten Gefässe ziehen sich zusam-men; dadurch tritt weniger Blut aus derWunde.

    Blutplättchen lagern sich an die verletz-ten Gefässzellen und geben gleichzeitigGerinnungsfaktoren ab. Diese treten inWechselwirkung mit anderen aktiviertenProteinen, die von den Gefässzellen abge-geben werden.

    Wunde

    VerletzteGefässzellen

    Blutplättchen

    Botenstoffe

    VerletzteGefässzellen

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 9

  • 10

    Fragen

    Gerinnungskaskade und Bluterkrankheit

    Der Vorgang des Wundverschlusses ist sehr kompliziert. Er besteht aus zwei anfäng-lich voneinander unabhängigen Systemen und läuft in mehreren Phasen hinterein-ander ab. Jede Aktivierung eines Gerinnungsfaktors löst den nächsten Schritt aus,deshalb nennt man den Vorgang Gerinnungskaskade. Sobald die Gerinnungsstoffeaus den Thrombozyten und den verletzten Zellen freigesetzt worden sind, entstehtüber mehrere Zwischenstufen das Enzym Thrombin. Dieses Thrombin startet dieUmwandlung des Fibrinogen, welches im Blutplasma gelöst ist, in das nicht wasser-lösliche Fibrin. Es bilden sich lange Fibrinfasern, die sich miteinander zu einemengen Netz verknüpfen. Die roten Blutkörperchen verfangen sich beim Austretenaus der Wunde in diesem Netz und verstopfen damit die defekte Stelle.Bei manchen Menschen funktioniert die Gerinnungskaskade nicht optimal. Sie besit-zen erblich bedingt einen Mangel an wichtigen Gerinnungsfaktoren. Die Symptomesind umso dramatischer, je gravierender der Mangel ist. Die Betroffenen laufen beiVerletzungen Gefahr zu verbluten. Bei schweren Formen kommt es bereits bei mini-malen Verletzungen zu unstillbaren Blutungen nach aussen, ins Gewebe oder in dieGelenke. Diese Erbkrankheit wird Bluterkrankheit oder Hämophilie genannt.Betroffen sind vor allem Männer, was durch die Kombination ihrer Geschlechts-chromosomen bedingt ist.Männer besitzen ein X- und ein Y-Chromosom, Frauen zwei X-Chromosomen. DasGen, das für die Gerinnungsfaktoren zuständig ist und bei einem Defekt dieHämophilie auslöst, ist auf dem X-Chromosom lokalisiert.Besitzt eine Frau ein defektes Gen, so wird die Auswirkung durch das zweite, gesun-de Gen aufgehoben. Da Männer kein zweites X-Chromosom besitzen, löst bereits eindefektes Gen die Bluterkrankheit aus.

    Behandelt werden Bluter, indem ihnen intravenös der fehlende Gerinnungsfaktorverabreicht wird. Gerinnungsfaktoren werden aus Spenderblut gewonnen oderkünstlich hergestellt.

    Welcher Fall muss eintreten,damit eine Frau anHämophilie leidet?

    Die Gerinnungsfaktoren und Botenstoffesetzen die Gerinnungsreaktion in Gang.In mehreren Schritten werden Fibrin-fasern gebildet, welche die Kruste ausBlutplättchen verstärken.

    Die Öffnung wird innert kurzer Zeit durchdie Blutplättchen und Fibrinfasern ver-schlossen; eine Kruste bildet sich.

    Blutplättchen

    VerletzteGefässzellen

    Forsche nach weiterenErbkrankheiten.

    Blutplättchen

    FibrinfasernKruste

    Fibrinfasern

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 10

  • 11

    2. Die Zusammensetzung des BlutesDas Blut ist nicht nur eine Flüssigkeit, sondern setzt sich zusammen aus mehrerenBestandteilen.Lässt man eine kleine Menge Blut über längere Zeit ruhig in einem Reagenzglas ste-hen, so beginnen sich die einzelnen Bestandteile voneinander zu trennen:

    • Blutzellen• Rote Blutkörperchen• Weisse Blutkörperchen• Blutplättchen

    • Blutplasma

    Am Gefässboden sammelt sich eine rote, undurchsichtige Masse aus Blutzellen.Darüber bleibt eine leicht getrübte, gelbliche Flüssigkeit stehen, hierbei handelt essich um das Blutplasma.

    Präzise Zusammensetzung des menschlichen Blutes

    49,5 % Wasser1,09 % Fett, Zucker, Kochsalz4,4 % Eiweisse (Proteine)42,8 % Rote Blutkörperchen0,07 % Weisse Blutkörperchen2,14 % Blutplättchen

    Die Blutzellen bilden sich nicht im Blut, sondern im Knochengewebe: bei Erwachse-nen in den platten Knochen (Brustbein und Beckenrand), bei Kindern auch in denLangknochen (Unterschenkel).Sie stammen also aus dem Knochenmark, das im Innern des Knochens gut geschütztist. Pro Minute werden ca. 180 Millionen rote Blutkörperchen produziert. Sobald sieausgereift sind, gelangen die Zellen ins Blut, um dort ihre Aufgaben zu erfüllen.

    2.1 Rote Blutkörperchen

    Rote Blutkörperchen werden Erythrozyten genannt. Dieser Fachbegriff stammt ausdem Griechischen und wird gebildet aus den Wortteilen «erythros» (rot) und «zytos»(Zelle). Den Namen haben die Erythrozyten bekommen, weil sie dem Blut die roteFarbe geben.In 1 mm3 Blut sind etwa 5 Millionen Erythrozyten enthalten. Die Erythrozytenstehen dem Organismus etwa 100 bis 120 Tage zum Sauerstofftransport zurVerfügung. Anschliessend werden die alten Erythrozyten in der Milz aus demBlutstrom ausgesondert und abgebaut.

    Fragen

    Wodurch wird das Blut durchunseren Körper bewegt?

    Nenne 2 weitere Gemische,bei denen sich bei längeremStehenlassen Bestandteileabsetzen.

    Berechne, wie viele roteBlutkörperchen pro Tagproduziert werden.

    Erythrozyten

    An welcher Stelle deinesKörpers befindet sich die Milz?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 11

  • 12

    Fragen Aussehen und Eigenschaften der Erythrozyten

    Erythrozyten sind scheibenförmige Gebilde (ihre Form ähnelt einer oben und unteneingedrückten Scheibe) mit einem Durchmesser von 7,5 µm und einer Dicke von2 µm, die sich stark verformen können, wenn sie sich durch die engsten Blutgefässe,die Kapillaren, zwängen müssen. Die ausgewachsenen Erythrozyten besitzen keinenZellkern. Um Sauerstoff aufnehmen zu können, sind die Erythrozyten mit einer kon-zentrierten Hämoglobinlösung gefüllt, die den Erythrozyten die rote Farbe gibt.Bei bestimmten Belastungen und Krankheiten (starkes Rauchen, Zuckerkrankheit) ver-lieren die Erythrozyten die Fähigkeit, sich zu verformen: Die notwendige Durchblutungist nicht mehr gewährleistet, da die Erythrozyten durch die Kapillaren nicht mehr hin-durchpassen. Als Folge verstopfen die Kapillaren, und Gewebe kann absterben.

    Hämoglobin

    Der Farbstoff Hämoglobin bildet den Hauptinhaltsstoff der Erythrozyten. DasHämoglobin besitzt vier Häm-Moleküle, von denen jedes ein Sauerstoffmolekül bin-den kann. Das Hämoglobin hat dadurch die Fähigkeit, in der Lunge Sauerstoff auf-zunehmen, diesen an die Zellen abzugeben und anschliessend Kohlenstoffdioxidaus den Zellen in die Lungen zurückzutransportieren, wo dieses mit der Luft wiederausgeatmet wird.Kohlenstoffmonoxid (CO), welches zum Beispiel bei unvollständiger Verbrennungentsteht und unter anderem im Zigarettenrauch eingeatmet wird, bindet sich auchan die Häm-Moleküle. Kohlenstoffmonoxid kann den Sauerstoff sogar von seinemPlatz verdrängen. Dadurch nimmt es den lebenswichtigen Sauerstoffmolekülen denTransport-Platz weg, und die Zellen werden unzureichend versorgt. In schwerenFällen kann dies zum Erstickungstod führen.

    2.2 Weisse Blutkörperchen

    Auch hier hat der Name seinen Ursprung im Griechischen, «leukos» bedeutet weiss.«Weiss» nennt man diese an sich farblosen Blutzellen deshalb, weil sie, abgetrenntvon den übrigen Blutzellen, eine weisse Paste ergeben. Leukozyten sind etwa doppeltso gross wie die Erythrozyten und besitzen einen Zellkern, aber kein Hämoglobin.Pro mm3 Blut hat es zwischen 4000 und 10 000 Leukozyten, ihre Grösse beträgt7–15 µm, je nach Art, denn genau genommen handelt es sich bei den Leukozytenum einen Sammelbegriff. Es sind drei Untergruppen mit verschiedenen Aufgaben zuunterscheiden:

    • Granulozyten• Monozyten (Makrophagen)• Lymphozyten

    Forsche im Internet nachSymptomen von Durch-blutungsstörungen.

    Weshalb sollten schwangereFrauen nicht rauchen?

    Früher wurde in Weinkellernimmer eine Kerze brennengelassen bzw. ein Haustier,z. B. ein Hund, in den Kellergeschickt, bevor er betretenwurde. Erkläre, weshalb dieseMassnahme überlebens-wichtig war.

    Stell dir einen Würfel mit denKantenlängen 1 mm vor. Dasstellt das Volumen von 1 mm3

    dar.

    Lymphozyten

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 12

  • 13

    Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten

    GranulozytenDie Granulozyten enthalten charakteristische Zellkern-Körnchen, daher der NameGranulozyten, der vom lateinischen «granula» (Körnchen) abgeleitet wird. Siemachen 65 % der Leukozyten aus. Aktiv werden Granulozyten, wenn Fremdkörperin unseren Körper eindringen, das heisst, wenn eine Infektion auftritt oder sich eineStelle entzündet. Sie werden im Knochenmark gebildet und leben einige Stunden.

    MonozytenDie Monozyten oder Makrophagen sind die grössten Leukozyten. 10 % derLeukozyten sind Monozyten, die im Knochenmark gebildet werden und eineLebensdauer von 1–2 Tagen haben.Monozyten heissen sie, weil ihr Zellkern aus einem einzigen Kernteil besteht. Siesind «Riesenfresszellen», die herumliegende Krankheitserreger und tote Zellenauffressen und diese in ihrem Inneren verdauen.Granulozyten und Monozyten nehmen Krankheitserreger in sich auf und verdauensie. Diesen Vorgang nennt man Phagozytose.

    LymphozytenDie Lymphozyten machen ein Viertel der Leukozyten aus und sind im Blut nur auf derDurchreise. Sie werden zusätzlich zum Knochenmark auch in den Lymphknoten ge-bildet. Sie zirkulieren ebenfalls ständig im Körper, sei es, dass sie wie die anderenLeukozyten an einen Entzündungsort gelangen, sei es, dass sie in ihr Depot wandern,das heisst in die überall im Körper verteilten Lymphknoten. Von diesen Lymphknotenaus sind die Lymphozyten für die spezifische Abwehr tätig. Sie sind das Zentrum desImmunsystems, in dem sie drei wesentliche Aufgaben erfüllen: Als Killerzellen ver-nichten sie Wirtszellen, als Plasmazellen bilden sie Antikörper gegen Antigene (einePlasmazelle kann in einer Stunde bis zu 2000 Antikörper produzieren), und sie bildenGedächtniszellen aus, die jahrzehntelang überleben können.Während die Erythrozyten passiv im Blut mitgeschwemmt werden, können sich dieLeukozyten selbstständig wie Amöben fortbewegen. Dadurch können sie auch gegenden Blutstrom schwimmen, die Gefässwände passieren und so an alle Stellen imKörper gelangen, wenn sie gebraucht werden.

    Fragen

    Der Monozytbeginnt denFremdkörper zuumfassen.

    Der Monozytbewegt sich aufden Fremdkörperzu.

    Der Fremdkörperwird vom Mono-zyten zersetztund verdaut.

    Die Enden desMonozyten verei-nigen sich undder Fremdkörperist im Monozytenaufgenommen.

    Zellkern

    FremdkörperMakrophage

    Lies im Biologiebuch oderim Internet, wie sich eineAmöbe bewegt, und erstelleein kleines Daumenkino.

    Makrophagen fressenFremdkörper nicht nur aufund verdauen sie, sondernsie leisten auch einen wichti-gen Beitrag zur spezifischenAbwehr. Welchen?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 13

  • 14

    Fragen Leukämie

    Die Leukämie ist eine Krebsform, welche die Leukozyten betrifft. Leukämie bedeutet«weisses Blut». Bei Betroffenen werden Leukozyten stark vermehrt gebildet, aberunreif aus dem Knochenmark in die Blutbahn entlassen. Dadurch sind sie nichtfähig, ihre Aufgabe zu erfüllen. Gleichzeitig wird die normale Blutbildung vermin-dert, und es entstehen weniger der funktionstüchtigen Blutzellen. Diese Blutarmut(Anämie) hat zur Folge, dass der Erkrankte an Müdigkeit, Blässe und Herzklopfenleidet. Durch den Mangel an Leukozyten und Blutplättchen ist das Infektions-und Blutungsrisiko stark erhöht.Weil das Knochenmark nicht optimal funktioniert, bestehen die besten Heilungs-chancen durch eine Knochenmarktransplantation. Dabei wird dem Patienten durchstarke Medikamente (Chemotherapie) das Knochenmark abgetötet und durchKnochenmarkzellen eines Spenders ersetzt.In der Zeit vor und vor allem nach der Operation, bis sich die Knochenmarkzellenfestgesetzt und mit der Produktion von gesunden Blutzellen begonnen haben, istder Leukämiepatient stark infektionsgefährdet. Da jeder Krankheitserreger einetödliche Infektion auslösen kann, muss der Patient in einem sterilen Zimmer leben.

    2.3 Blutplättchen

    Ähnlich den Erythrozyten sind Thrombozyten kernlose, scheibenförmige Gebilde,die aus Knochenmarksriesenzellen entstehen. Sie sind mit 1–3 µm die kleinstenBlutzellen, pro mm3 Blut hat es 150 000–400 000 Thrombozyten, die 8–10 Tageüberleben.Blutplättchen sorgen dafür, dass das Blut innerhalb der Blutgefässe bleibt. KleinsteVerletzungen der Gefässe, sogar Risse in der Gefässwand, werden sofort mit Throm-bozyten verklebt. Bei diesem Vorgang der Blutstillung verlieren die Thrombozytenihre Scheibenform: Sie werden kugelig und bekommen eine stachelige Oberfläche.Eine Anhäufung von Thrombozyten (mit Beimischung von Gerinnungseiweissen)nennt man Thrombus. Diese Blutgerinnsel dürfen nicht zu gross werden, da sie sonstBlutgefässe verstopfen.

    Thrombose

    Bei einer Thrombose verstopft ein Thrombus das Blutgefäss. Die Ursachen für dieEntstehung eines Thrombus sind eine Verlangsamung des Blutstromes, eineSchädigung der Gefässwand und eine Veränderung der Zusammensetzung desBlutes, die eine verstärkte Blutgerinnung zur Folge hat. An der Schädigung derGefässwand, zum Beispiel durch Ablagerung, bleiben die Blutplättchen hängen,verkleben und bilden einen Thrombus.

    Welche anderen Krebsartenkennst du? Was haben dieKrebserkrankungen gemein-sam?

    Thrombozyten

    Welche verschiedenenMethoden zur Krebsheilungkönnen angewendet werden?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 14

  • 15

    Wird der Thrombus vom Blutstrom abgerissen und mitgeschwemmt, so kann er inder Lunge eine Embolie, im Herz einen Infarkt und im Gehirn einen Hirnschlag auslö-sen, weil er die Kapillaren verstopft. Durch den Verschluss der Blutgefässe werden dieKörperzellen nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und können ihrerFunktion nicht nachgehen.Thrombosen können unter anderem bei Bewegungsmangel infolge längerer Bett-lägerigkeit entstehen. Bei einem Spitalaufenthalt wird zur Verhinderung einerThrombenbildung ein Medikament zur Blutverdünnung gespritzt.Veränderungen der Gefässwand treten bei starken Rauchern, bei Personen mitBluthochdruck und Fettleibigkeit und bei Diabeteskranken gehäuft auf.

    Arteriosklerose

    Unter Arteriosklerose versteht man die krankhafte Veränderung der Blutgefäss-wand durch Ablagerung und Verkalkung. Durch Rauchen, Stress, Übergewicht,hohen Blutdruck, Cholesterin, Zuckerkrankheit, Alter und Bewegungsmangel wirddie Ausbildung der Arteriosklerose begünstigt. Verschiedene Stoffe lagern sich überJahre an der Gefässwand ab und verstopfen die Blutbahn immer stärker. Erst imfortgeschrittenen Stadium machen sich Durchblutungsstörungen bemerkbar. DieNachfolgekrankheiten, wie unter anderem Herzinfarkt und Schlaganfall, zählenzu den häufigsten Todesursachen.

    2.4 Blutplasma

    Ohne Blutplasma könnten die festen Blutzellen nicht durch den Körper transportiertwerden. Das Plasma bildet den flüssigen Teil des Blutes. Neben Wasser (90 %) undSalzen enthält das durchsichtige, gelbliche Blutplasma Fette, Hormone undEiweissstoffe. Wird der Eiweissstoff Fibrinogen bei der Gerinnung verbraucht, sobleibt das Serum zurück.

    Albumin, Immunglobuline, Komplementsystem und Lipoproteine

    AlbuminDas mengenmässig wichtigste Plasmaprotein ist das Albumin. Sein Anteil an denEiweissen beträgt 60 %. Albumin hat neben dem Transport von Nährstoffen dieAufgabe eines «Wasserträgers». Es verhindert, dass das Blut während der Zirkulationdurch die engen, an sich wasserdurchlässigen Gefässe zu viel Wasser verliert und dick-flüssig wird. Fehlt Albumin aufgrund ungenügender Ernährung, so entweicht

    Fragen

    In Spendenaufrufen vonHilfsorganisationen siehtman häufig Kinder mit starkaufgedunsenen Bäuchen.Erkläre den Hintergrund.

    Querschnitt einergesunden Arterie.

    Was sind die Symptomeeines Herzinfarktes undeines Schlaganfalls?

    Du hast sicher schon deineigenes Blutserum gesehen.Wann kommt es zumVorschein?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 15

  • 16

    Fragen Wasser aus dem Blut und es bilden sich Wasseransammlungen in den Geweben, sogenannte Hungerödeme.

    Immunglobuline und KomplementsystemImmunglobuline werden von den Lymphozyten gebildet und sind die Antikörper, diegemeinsam mit den Leukozyten eine wichtige Rolle bei der spezifischen Abwehr spie-len. Die Abwehr wird verstärkt durch die mehr als 20 verschiedenen Eiweisse desKomplementsystems, die, wenn sie unreguliert auftreten, eine stark gewebeschädi-gende Wirkung haben können.

    LipoproteineLipoproteine sind Fetteiweisse und transportieren die aus der Nahrung aufgenom-menen Fette und Cholesterin. Störungen im Haushalt der Lipoproteine können zuArteriosklerose, Herzinfarkt oder Hirnschlag führen.

    Verbrennungen

    Bei Verbrennungen tritt Plasma aus. Es sammelt sich unter der Haut und es bildensich Blasen, oder es rinnt aus, wenn die Haut platzt.Grossflächige Verbrennungen führen zu einem schnellen und starken Plasmaverlust,was unter anderem zur Folge hat, dass ein Plasmaprotein-Mangel entsteht. Durchdie Verminderung des Albuminspiegels wird das Wasser nicht mehr im Blut gebun-den, tritt aus und verdunstet. Der Flüssigkeitsverlust muss sofort ausgeglichen wer-den. Dies geschieht durch Wasserzuführen und durch die Übertragung einerAlbuminlösung, die aus dem Plasma von Spenderblut gewonnen wird.

    Welche Verbrennungsgradegibt es und wie sind siecharakterisiert?

    Jeder Blutbeutel (hier Thrombozyten) wird exakt beschriftet, unter anderem mitAngaben zu Blutgruppe und Rhesusfaktor.

    Weshalb sind Antikörperwichtig für die spezifischeAbwehr?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 16

  • 17

    3. Die BlutgruppenBlutübertragungen von einem Menschen auf den anderen sind in den vergangenenJahrhunderten nicht nur wegen mangelhafter hygienischer Vorkehrungen geschei-tert, sondern vor allem infolge Unkenntnis der Blutgruppensysteme. Blut ist nämlichnicht gleich Blut; was der eine verträgt, kann für den anderen schädlich sein. DieBlutgruppen der Spender müssen deshalb auf diejenigen der Empfänger abgestimmtsein. Folgende Faktoren bestimmen die Blutgruppe:

    • AB0-System (gesprochen A-B-Null-System)• Rhesus-Faktor• HLA-System

    Der Wiener Arzt Karl Landsteiner führte im Jahr 1901 das entscheidende Experiment durchund wurde dadurch zum Entdecker der Blutgruppen. Er entnahm seinen Mitarbeitern und sichselbst Blutproben und trennte sie in Serum und Blutzellen. Er vermischte jeweils das Serumeiner Person mit den Blutzellen einer anderen Person und beobachtete dabei, dass das Serumeiner Person die Erythrozyten gewisser anderer Personen immer verklumpen lässt.

    3.1 Das AB0-System

    Jeder Mensch gehört einer der Blutgruppen A, B, AB oder 0 (Null) an. In der Schweizkommt die Blutgruppe A am häufigsten vor. Nicht überall auf der Welt sind dieBlutgruppen gleich verteilt wie in der Schweiz. So findet man bei den IndianernNord- und Südamerikas fast ausschliesslich die Blutgruppe 0, bei den BewohnernZentralasiens und Nordindiens sowie der umliegenden Länder vorwiegend dieBlutgruppe B.

    Merkmale der Blutgruppen

    Die Antigene A und B, die auf der Oberfläche der Erythrozyten vorhanden sind, wer-den vererbt und bestimmen die Blutgruppe(n) (A, B, AB und 0).Das Abwehrsystem des Organismus erkennt seine eigenen, «natürlichen» Antigeneund bekämpft sie nicht.Während der ersten sechs Lebensmonate bilden sich im Blutserum zusätzliche Anti-körper: Anti-A bei Menschen mit der Blutgruppe B, Anti-B bei jenen der Blutgruppe A,Anti-A und Anti-B bei Personen der Blutgruppe 0.Kommen Antikörper mit inkompatiblen Erythrozyten in Kontakt (z. B. bei einer Trans-fusion von Blut der Blutgruppe B auf eine Person der Blutgruppe A), verbinden siesich mit der Oberfläche der körperfremden roten Blutkörperchen, der so genanntenMembran, und zerstören die Blutzelle (Agglutination).

    Fragen

    Kennst du deine Blutgruppe?

    Warum ist es schädlich,wenn die Erythrozytenagglutinieren?

    Blutgruppen-Verteilungin der Schweiz

    47 %A

    8 %B

    4 %AB

    41 %0

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 17

  • > Agglutination

    > Agglutination

    > Agglutination

    > Agglutination

    18

    Fragen

    Blutgruppe AB Blutgruppe 0

    Antigene A & B

    Keine Antikörper

    Keine Antigene

    Antikörper Anti-A & Anti-B

    Blutgruppe A Blutgruppe B

    Antigene A

    Antikörper Anti-B

    Antigene B

    Antikörper Anti-A

    Der Begriff «Antigene» wirdnicht nur für die Merkmaleder Blutgruppen benützt.Wo kommt dieser Begriffsonst noch vor und wasbedeutet er?

    Überlege dir weitere solcheAufgabenbeispiele zu Blut-gruppentests und stelle sieeinem Klassenkollegen.

    > Agglutination

    > Agglutination

    > Agglutination

    Kommen bei einer Transfusion unverträgliche Antigene und Antikörper zusammen,wird der Empfänger geschädigt. Um dies zu vermeiden, wird vor jeder Transfusioneine «Verträglichkeitsprüfung» zwischen den Erythrozyten des Spenders und demSerum des Empfängers durchgeführt.

    Die Agglutination wird bei Blutgruppentests genutzt. Die zu testende Blutprobe wirdmit Testseren der Blutgruppen A und B vermischt. Je nachdem, welche Antikörper imSerum vorhanden sind, agglutiniert das Gemisch bzw. bleibt es gelöst. Aus demErgebnis wird auf die in der getesteten Blutprobe vorhandenen Antigene und darausauf die Blutgruppenzugehörigkeit geschlossen.

    Blutgruppentest

    Blut der Testperson Testserum 1 (mit Testserum 2 (mit Testserum 3 (mitAntikörper Anti-B) Antikörper Anti-A) Antikörper Anti-A u. B)

    Blutgruppe A

    Blutgruppe B

    Blutgruppe AB

    Blutgruppe 0

    Im Blut der Testperson sind Antigene und Antikörper vorhanden. Im Testserum hat esnur Antikörper der entsprechenden Blutgruppe. Treffen die passenden Antigene undAntikörper aufeinander, bringen sie die Probe zur Agglutination.Beispiel: Das Blut der Testperson verklumpt nur in Verbindung mit einem Testserum,welches Antikörper Anti-A enthält. Das bedeutet, dass in der Blutprobe das Antigen Avorhanden ist und das Antigen B fehlt. Somit gehört die Testperson zur Blutgruppe A.

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 18

  • 19

    Vererblichkeit

    Die Blutgruppen werden von den Eltern an die Nachkommen vererbt. Im Zellkernjeder menschlichen Körperzelle befindet sich ein doppelter Chromosomensatz.Ein Chromosomensatz setzt sich aus 23 Chromosomen zusammen. EinenChromosomensatz bekommt das Kind vom Vater, den anderen von der Mutter.

    Die Erbfaktoren, die so genannten Gene, liegen auf den Chromosomen und bestim-men alle Merkmale eines Individuums, so auch die Blutgruppe. Die Gene bilden denGenotyp, die durch sie ausgebildeten Merkmale werden Phänotyp genannt.

    Ein Gen kann in verschiedenen Formen vorkommen; diese Formen nennt man Allele.Das bedeutet also, dass ein Individuum von jedem Elternteil jeweils ein Allel erbtund somit von jedem Gen 2 Allele besitzt.

    Das Blutgruppengen ist auf dem Chromosom Nr. 9 lokalisiert. Es existieren die AlleleA, B und 0. A und B sind stärker als das Allel 0; man sagt, A und B sind gegenüber 0dominant. A und B sind gleich stark. Die verschiedenen Stärken sind dafür verant-wortlich, welche Blutgruppe im Phänotyp gezeigt wird.

    Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Ein Kind erhält vom Vater das Allel A, von derMutter das Allel 0. Die Gen-Kombinationen A0 führt dazu, dass das Kind dieBlutgruppe A ausbildet, weil das Allel A über das Allel 0 dominiert, es sozusagenüberdeckt.

    Blutgruppe (Phänotyp) Möglicher Genotyp Möglicher Genotyp(Gen-Kombination) (Gen-Kombination)

    A AA A0B BB B0AB AB -0 00 -

    Beispiel:

    Die Vererbungseigenschaften der Blutgruppen können bei der Abklärung vonVaterschaftsfragen eingesetzt werden.

    Fragen

    ti-A & Anti-B

    Vererbt werden viele Merk-male. Was hast du vondeinem Vater, was von deinerMutter geerbt?

    A 0 A 0

    A A 0 A A 0 0 0Blutgruppe A Blutgruppe A Blutgruppe A Blutgruppe 0

    = mögliche Erbfaktoren-Kombinationen des Kindes

    = Erbfaktoren-Kombination der Eltern

    Vater / Blutgruppe A Mutter / Blutgruppe A

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 19

  • 20

    Fragen 3.2 Weitere wichtige Blutgruppen

    Bei Bluttransfusionen genügt es nicht, die Blutgruppe des AB0-Systems zu kennen,sondern es muss auch noch auf andere Faktoren geachtet werden. Ein solcher Faktorist der Rhesusfaktor. Mit dem Begriff Rhesusfaktor bezeichnet man ein erblichesBlutgruppenmerkmal, das vom Wiener Arzt Landsteiner im Jahre 1940 am Rhesus-affen entdeckt wurde. Dieses Merkmal ist ein Protein, Antigen genannt, welches aufder Oberfläche der Erythrozyten lokalisiert ist. Werden Erythrozyten mit positivemRhesusfaktor an einen Patienten transfundiert, der dieses Antigen nicht besitzt, soproduziert dessen Körper Antikörper. Diese Antikörper greifen die Erythrozyten anund vernichten sie.Ist das Antigen auf den Erythrozyten vorhanden, so sagt man, die Person sei rhesus-positiv, andernfalls rhesus-negativ. Der Rhesusfaktor wird an die Blutgruppe ange-fügt, zum Beispiel: Herr Müller hat die Blutgruppe «A positiv». Das bedeutet, er hatdie Blutgruppe A und der Rhesusfaktor ist vorhanden.Nicht nur Blutzellen besitzen Antigene, sondern auch die verschiedenen Gewebe-zellen des Körpers. Dies ist auch der Grund, weshalb der Körper versucht, fremdeOrgane nach einer Organverpflanzung abzustossen. Das hierfür verantwortliche,sehr komplizierte System wird HLA-System genannt.

    Der Rhesusfaktor

    Als Rhesusfaktor wird das Rhesus-Antigen D bezeichnet. Rund 85 % der Europäer sindrhesus-positiv (Rh+), die übrigen 15 % sind rhesus-negativ (Rh-). Bei einer Blutüber-tragung muss darauf geachtet werden, dass einem rhesus-negativen Empfänger keinrhesus-positives Blut transfundiert wird. Der Empfänger, der das Antigen D nicht hat,würde Antikörper ausbilden, was bei einer weiteren rhesus-positiven Transfusion zueiner gefährlichen Reaktion führen kann. Rhesusfaktor von Spender und Empfängermüssen also wie die Blutgruppe aufeinander abgestimmt sein.

    Schwangerschaft

    Der Rhesusfaktor muss auch vor einer Schwangerschaft bestimmt werden. Ist einEmbryo rhesus-positiv, die Mutter aber rhesus-negativ, kann dies zu Komplikationenführen.Gegen Ende der Schwangerschaft kann es vorkommen, dass die Plazenta stellen-weise reisst und das Blut des Embryos in den mütterlichen Blutkreislauf gelangt.Bei der ersten Schwangerschaft erfolgt die Abwehrreaktion des mütterlichen gegendas embryonale Blut spät, so dass die Gefahr für das Kind gering ist. Bei einer neueninkompatiblen Schwangerschaft (Mutter rhesus-negativ, Embryo rhesus-positiv)erfolgt die Reaktion sehr viel schneller, da der Organismus der Mutter die Reak-tionen der ersten Schwangerschaft nicht vergessen hat (Gedächtniszellen). DieAntikörperkonzentration nimmt rasch zu. Die Antikörper bleiben in grosser Zahl anden Erythrozyten des Embryos haften. Für das Kind besteht eine akute, anämiebe-dingte Lebensgefahr (Zerstörung der Erythrozyten), und die Geburt muss ohneVerzögerung per Kaiserschnitt erfolgen, damit so schnell wie möglich eine Blut-transfusion oder eine Austauschtransfusion (Austausch des gesamten Blutes desKindes) vorgenommen werden kann.

    Was würde geschehen, wenneinem rhesus-positivenEmpfänger rhesus-negativesBlut gespendet würde?

    Nenne 4 Organe, dietransplantiert werdenkönnen.

    Kennst du deinenRhesusfaktor?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 20

  • 21

    4. Der Weg des Blutesvom Spender zum Empfänger

    Gespendetes Blut ist lebenswichtig und in der modernen Medizin unentbehrlich. Blutist ein lebendiger Saft und sein Aufbau so kompliziert, dass alle Bemühungen, es alsGanzes künstlich herzustellen, zum Scheitern verurteilt sind. Wo hohe Blutverlusteoder Mangel an einem bestimmten Blutbestandteil vorliegen, genügen ärztlicheKunst und medizinische Einrichtungen nicht. Spitäler, Unfallstationen und Ärztebenötigen das Blut von freiwilligen Spendern.Blut spenden im Blutspendezentrum oder bei mobilen Equipen können in derSchweiz alle gesunden Personen ab 18 Jahren mit einem Mindestkörpergewichtvon 50 kg. Zwischen zwei Blutspenden muss ein Abstand von drei Monaten liegen.Bei jeder Blutspende werden 450 ml Blut gespendet. Diese Menge beeinträchtigtweder die körperliche noch die geistige Leistungsfähigkeit des Spenders, da derBlutverlust innert kurzer Zeit vom Körper wieder ausgeglichen wird.

    4.1 Die Blutspende

    Der erste Schritt im Blutspendezentrum führt zum Empfang. Wenn der Spender oderdie Spenderin zum ersten Mal hier ist, werden die Personalien aufgrund von offiziel-len Dokumenten wie Reisepass oder Fahrausweis aufgenommen. Diese Daten unter-liegen selbstverständlich dem Datenschutz.

    Der Spender muss seineBereitschaft, Blut zu spenden, durchseine Unterschrift bestätigen undvor jeder Spende einen Fragebogenzu Krankheiten, bevorstehendenOperationen oder Risikosituationenausfüllen. Durch gewissenhafteAntworten helfen die Spender,eine maximale Sicherheit derBlutprodukte zu gewährleisten.

    Insbesondere erstmaligen Spenderinnen und Spendern wendet das ausgebildeteFachpersonal seine besondere Aufmerksamkeit zu. Es geht im kurzen Gesprächdarum, Fragen zum Gesundheitszustand des Spendewilligen vertieft abzuklären undallfällige unbeantwortete Fragen zu erläutern. Hier werden auch der Blutdruck, derPuls sowie das Hämoglobin bestimmt.

    Auf dem Liegebett sollte man sichmöglichst entspannen. Den kleinenEinstich spürt man ohnehin kaum,und während der anschliessendenBlutentnahme von 450 ml spürtman überhaupt nichts.

    Fragen

    Wo finden Blutspenden indeiner Gemeinde statt?

    Kennst du jemanden, der Blutspendet? Befrage ihn nachseinen Erfahrungen.

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 21

  • 22

    Fragen Nach etwa 10 Minuten ist alles bereitsvorbei: Die Nadel wird schmerzlos ent-fernt und der Einstich mit einem kleinen

    Pflaster und einemVerband überklebt.

    Nach der Spendemuss sich derSpender einenMoment ausru-hen. Anschliessendwird eine kleine

    Stärkung offeriert, denn es ist wichtig,etwas zu trinken, um den Flüssigkeits-verlust auszugleichen.

    Ein anderer wichtiger Meilenstein in der Transfusionsmedizin war die Entdeckung der Wirkungdes Natriumzitrates im Jahre 1914. Dem Blut beigefügt, verhindert diese Substanz die Gerin-nung ausserhalb des Körpers. Damit war eine wichtige Voraussetzung für die Konservierung vonBlut geschaffen. Im Jahre 1915 wurde die erste erfolgreiche Übertragung von konserviertemBlut vorgenommen. Fünfzig Jahre später ersetzte man die Glasflaschen durch moderne Kunst-stoffbeutel und entwickelte zweckmässige Entnahme- und Transfusionsgeräte. Damit konntedie Gefahr der Verunreinigung des Blutes weitgehend ausgeschaltet werden.

    Die Blutkonservierung und -untersuchung

    Von dem Moment an, in dem Blut aus der Vene des Spenders in den Blutbeutelfliesst, muss der wertvolle Saft fachgerecht verarbeitet und konserviert werden.Ähnlich wie bei der Haltbarmachung von Nahrungsmitteln muss eine Verun-reinigung durch Bakterien verhindert werden.Dem leeren Beutel wird eine wässrige Salzlösung beigegeben, die bewirkt, dass dasBlut nicht gerinnt und die Blutzellen mit Nährstoffen versorgt werden. Um eineVerunreinigung während der Spende selbst zu verhindern, wird die Einstichstellegründlich desinfiziert.Das gespendete Blut kann aber auch vom Spender infiziert sein, zum Beispiel, wenndieser an einer Leberentzündung (Hepatitis) leidet oder HIV-infiziert ist. Die Erregerdieser gefährlichen Krankheiten befinden sich in seinem Blut und könnten viaBlutkonserve auf einen anderen Menschen übertragen werden. Damit dies nichtgeschieht, wird jede Blutkonservemit Hilfe empfindlicher Testver-fahren auf Hepatitis-Viren, HIVsowie auf Syphilis (ansteckendeGeschlechtskrankheit) untersucht.Dem Empfänger von Blutproduktengewährleisten diese Bluttests einMaximum an Sicherheit, indem siedafür sorgen, dass nur qualitativeinwandfreies Blut eingesetzt wird.

    Was bedeutet desinfizieren?Wie und wann wird eineKörperstelle desinfiziert?

    Wie kann man sich mitGeschlechtskrankheitenanstecken? Welche Schutz-massnahmen kennst du?

    Teströhrchen mit Spenderblut.

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 22

  • 23

    Spendearten

    VollblutspendeDie «klassische» Blutspende ist die Vollblutspende: Hier werden dem Spender oderder Spenderin 450 ml Blut abgenommen. Erst nach der Spende wird das Blut in dieeinzelnen Bestandteile aufgeteilt.Eine Eigenblutspende kann sinnvoll sein, wenn z. B. eine anstehende Operationbereits mehrere Wochen im Voraus planbar ist. Ist der Patient gesund genug,können ihm zwei bis vier Spenden in relativ kurzer Zeit entnommen werden.Schätzungen zufolge können maximal 10 Prozent der Fremdblutspenden durchEigenblut ersetzt werden.

    Apheresen-SpendeBei der Apheresen-Spende werden dem Spender nicht alle Bestandteile des Blutesentnommen: Das entnommene Blut wird maschinell in die gewünschtenKomponenten aufgetrennt, und die nicht benötigten Blutbestandteile werden imgleichen Arbeitsgang dem Spender wieder zurückgegeben. Solche Spenden be-dingen einen Zeitaufwand zwischen einer und zweieinhalb Stunden. Es gibt zweiwichtige Apheresearten: die Plasma- und die Thrombozytenspende.

    4.2 Das Komponentensystem

    Heutzutage wird die Blutspende nicht mehr als Vollblut verwendet, sondern mantrennt sie in ihre Bestandteile, Erythrozyten, Blutplasma und Blutplättchen. Dies hatden Vorteil, dass den Patienten nur jene Bestandteile verabreicht werden können,die sie auch wirklich brauchen.

    Zur Erkenntnis, dass es oftmals genügt, einem Patienten nur bestimmte Teile des Blutes zuersetzen, kamen die Forscher, als sie sich in Kriegszeiten intensiv mit Blut beschäftigten.Bluttransfusionen hatten erstmals während des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939)breite Anwendung gefunden. Ende der sechziger Jahre konnte das Komponentensystementwickelt und eingeführt werden.

    Dieses Komponentenprogramm erlaubt eine gezielte Behandlung und bringtfolgende Vorteile:

    • Wirksamere Krankheitsbehandlung• Sparsamere Verwendung des Spenderblutes• Mehrere Patienten profitieren von einer Blutspende• Optimale und angepasste Lagerung der Komponenten

    Zu den grössten Herausforderungen der heutigen Transfusionsmedizin gehört dieEntwicklung und kostengünstige Herstellung von grossen Mengen künstlicherBlutbestandteile, die beliebig lange haltbar sind.

    Fragen

    Hattest du oder hatte einBekannter von dir schoneinmal eine Bluttransfusion?Falls ja, weshalb?

    Überlege, welche Vorteile eshätte, wenn man künstlicheBlutkomponenten herstellenkönnte.

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 23

  • 24

    Fragen Die wichtigsten Komponenten

    ErythrozytenkonzentratDas Erythrozytenkonzentrat besteht nur aus Zellen und ist als Standardpräparat daswichtigste Blutprodukt. Es ist bei 4–6 °C bis zu 42 bzw. 49 Tage haltbar und wird dorteingesetzt, wo ein Mangel an roten Blutkörperchen behoben werden muss.

    ThrombozytenkonzentratBei Bluterkrankungen (Leukämie) oder nach Krebsbehandlungen weist das Blutbilddes Patienten nicht nur einen Mangel an Erythrozyten, sondern auch an Blut-plättchen auf. Aus Blutspenden gewonnene Blutplättchenkonzentrate können5 Tage bei Zimmertemperatur gelagert werden.

    Frisch gefrorenes PlasmaPlasma wird innerhalb von 24 Stunden nach der Blutspende tiefgefroren. Es enthältalle Plasmaproteine und die Gerinnungsfaktoren in funktionstüchtigem Zustand. Beiminus 25 °C kann es bis zu zwei Jahre aufbewahrt werden.

    Die Fraktionierung des Plasmas

    Plasma kann nicht nur transfundiert werden, aus Plasma können auch wertvolleMedikamente hergestellt werden.Plasma, das nicht für Transfusionen benötigt wird, wird deshalb an die plasma-verarbeitende Industrie geliefert. Dort erfolgt die aufwändige Zerlegung oder«Fraktionierung» des Plasmas zur Gewinnung von mehr als 100 hochwertigenProteinen, aus denen etwa zwanzig verschiedene Medikamente hergestellt werden.Erwähnenswert sind besonders:

    • das Albumin, das Blut vorübergehend ersetzen kann und vor allem bei grossenBlutverlusten nach Operationen oder Verbrennungen eingesetzt wird

    • die Immunglobuline, die zur Behandlung und Vorbeugung zahlreicherInfektionskrankheiten eingesetzt werden

    • die Gerinnungsfaktoren, die meist zur Behandlung der vererbten Bluterkrankheiteingesetzt werden

    Fertige Erythrozyten-konzentrate imAuslieferungslager.

    Kennst du nichtmedizinischeProdukte, die ebenfalls auseinem Stoff gewonnen unddann konzentriert werden?

    Kannst du erklären, weshalbdas Erythrozytenkonzentratdie wichtigste Komponenteist?

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 24

  • 25

    5. Der Blutspendedienst in der Schweiz

    Grundsätze und Aufgaben des Blutspendedienstes

    Die Versorgung der Spitäler und Patienten mit Blut und Blutprodukten ist mit viel Arbeit verbunden und erfor-dert eine zuverlässige, gut eingespielte Organisation.Der Blutspendedienst SRK ist eine gemeinnützige Aktiengesellschaft des Schweizerischen Roten Kreuzes undhat zusammen mit den Regionalen Blutspendediensten folgende Aufgaben:

    • Sammeln von freiwilligen, unentgeltlichen Blutspenden in der ganzen Schweiz• Aufbereitung und Herstellung von Blutprodukten• Aufrechterhaltung einer Lager- und Verteilorganisation für die kostengünstige, zeit- und mengengerechte

    Versorgung von Ärzten und Spitälern mit Blutprodukten• Zweckgerichtete Forschung auf dem Gebiet des Blutspendewesens• Erbringen von Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Gewinnung und Verabreichung von Blutprodukten• Information, Schulung und Beratung der Ärzte, des Pflegepersonals und des medizinisch-technischen Personals

    Organisation des Blutspendedienstes

    Als Organisationsgrundsatz gilt das Prinzip der Kundennähe: der Kundennähe zu den Spitälern, um dieVersorgung mit Blutprodukten zu gewährleisten, aber auch der Kundennähe zu den Spendern, um ihnen denGang zur Blutspende zu erleichtern.

    • Deshalb gehören zum Blutspendedienst SRK 13 Regionale Blutspendedienste.Diese versorgen die Spitäler ihrer Region mit Blutprodukten. Sie garantieren die Sicherheit und Qualität vonBlutprodukten in der ganzen Schweiz. Auch die Regionalen Blutspendedienste sind Non-Profit-Organisationen,zumeist in Form von Stiftungen.

    • Blut spenden kann man in der Schweiz in rund 60 Blutspendezentren, namentlich in grösseren Ortschaften.Zusätzlich finden regelmässig Blutspendeaktionen durch Mobile Blutspendeequipen statt, um auch dieBevölkerung ausserhalb der grösseren Ballungszentren zu erreichen.

    Kosten der Blutprodukte

    Obschon der Blutspendedienst SRK eigentlich im Auftrag des Bundes tätig ist, erhält weder er noch dasSchweizerische Rote Kreuz für diese Tätigkeit irgendwelche Entschädigungen oder Subventionen der öffentlichenHand. Als Non-Profit-Organisation strebt der Blutspendedienst keine Gewinne an: Die Blutprodukte werden zuSelbstkostenpreisen an die Spitäler verkauft.

    Der Spender – das wichtigste Glied in der Kette

    Das wichtigste Glied in der Kette der Blutversorgung bilden aber die Blutspender. Jahr für Jahr tragen fast200000 Personen in der Schweiz freiwillig und unentgeltlich zu den etwa 400000 Blutspenden bei, die nötigsind, um den Bedarf in unserem Land zu decken. Fast 1000 Personen, darunter Ärzte, Chemiker, Biologen,Laboranten und Laborantinnen, Pflegefachpersonal, Techniker und Verwaltungsfachleute, sorgen für die Bewäl-tigung der mit dem Blutspenden zusammenhängenden Arbeiten. Hinzu kommen viele freiwillige Herlferinnenund Helfer, namentlich Mitglieder der Samaritervereine, zur Unterstützung der Mobilen Blutspendeaktionen.

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 25

  • 26

    Impressum

    HerausgeberBlutspendedienst SRKDirektionLaupenstrasse 37Postfach 55103001 Bern

    [email protected]

    Pädagogische Bearbeitung, Gestaltungund Illustrationenkik AG, Baden

    BildnachweisSeite 3: Aderlass, Illustration aus Avicennas «Kanon der

    Medizin», um 1030; Prof. Dr. Martin Steinmann, Handschriften-

    Abteilung der Universitätsbibliothek Basel

    Seite 11: Universität Bern, Institut für Anatomie

    Seite 12, 13, 14: Roche, Basel

    Seite 15 Prof. Dr. A. Kress, Anatomisches Institut Basel

    Seite 21 u., 22: Markus Senn, Biel

    Seite 16, 21 o., 22 u., 24: Christoph Hoigné, Bern

    © 2004/2007 Blutspendedienst SRK, Bern

    2. Auflage

    Sämtliche geschlechtsspezifischen Ausdrücke indieser Broschüre betreffen sowohl weibliche wieauch männliche Personen.

    Für weiterführende Informationen rund um das Blutund die Blutspende: www.blutspende.ch

    Valais

    Basel

    Bern

    Genève

    VaudFribourg

    Neuc

    hâte

    l/Jur

    a

    Zentralschweiz

    Svizzeraitaliana

    Graubünden

    Aargau/Solothurn

    Zürich Nordost-schweiz

    Regionale Blutspendedienste SRK

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 26

  • 27

    Kontaktadressen undBlutspendemöglichkeiten

    Blutspendedienst SRKDirektionLaupenstrasse 37Postfach 55103001 BernGratisnummer 0800 000 757Telefon 031 380 81 81Fax 031 380 81 [email protected]

    Regionale Blutspendedienste SRK

    Aargau - SolothurnBlutspendezentrum SRK AarauKantonsspital Aarau5001 Aarau

    BaselBlutspendezentrum SRK beider BaselHebelstrasse 104031 [email protected]

    BernBlutspendedienst SRK Bern AGMurtenstrasse 133Postfach 55123001 [email protected]

    FribourgService régional fribourgeois de transfusionsanguine CRSHôpital Cantonal1700 [email protected]

    GenèveCentre de transfusion sanguineHôpital CantonalRue Micheli-du-Crest 241211 Genève [email protected]

    GraubündenRegionaler Blutspendedienst GraubündenLoestrasse 1707000 [email protected]

    Neuchâtel - JuraService régional neuchâtelois et jurassiende transfusion sanguine CRSRue Sophie-Mairet 292300 La [email protected]

    NordostschweizBlutspendezentrum des SRKam Kantonsspital St. GallenRorschacherstrasse 959007 St. Gallen

    Svizzera italianaServizio trasfusionale della Svizzera ItalianaFondazione Croce Rossa SvizzeraVia Tesserete 506900 [email protected]

    ValaisCentre de transfusion de SionAvenue Grand-Champsec1950 [email protected]

    VaudSérvice régional vaudois de transfusion sanguineRue du Bugnon 271005 [email protected]

    ZürichBlutspendezentrum ZürichHirschengraben 608001 Zü[email protected]

    ZentralschweizRegionales Blutspendezentrum LuzernMuseggstrasse 146004 [email protected]

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 27

  • Blutspendedienst SRKService de transfusion sanguine CRS

    Servizio trasfusione di sangue CRS

    Laupenstrasse 37

    Postfach 5510

    3001 Bern

    www.blutspende.ch

    [email protected]

    56085_Blut_de.qxd 4.6.2007 16:11 Uhr Seite 28