58-60 Sierke ES korr lay ES MM mn korr lay ES MB korr lay ... · Heute bewegen sich die ,Digital...

3
Losgelöst von Zeit und Ort: PFH-Geschäftsführer Bernt R. A. Sierke richtet seinen Blick in die digitale Zukunft. jubiläum DIGITAL

Transcript of 58-60 Sierke ES korr lay ES MM mn korr lay ES MB korr lay ... · Heute bewegen sich die ,Digital...

Page 1: 58-60 Sierke ES korr lay ES MM mn korr lay ES MB korr lay ... · Heute bewegen sich die ,Digital Natives‘, genau wie alle anderen Lernenden, in einer offenen Welt, in der Wissen

58 03 | 2015

Losgelöst von Zeit und Ort: PFH-Geschäftsführer Bernt R. A. Sierke richtet seinen Blick in die digitale Zukunft.

jubiläum D I G I T A L

58-60_Sierke_ES_korr_lay_ES_MM_mn_korr_lay_ES_MB_korr_lay_korr_lay.indd 1 17.09.15 23:45

Page 2: 58-60 Sierke ES korr lay ES MM mn korr lay ES MB korr lay ... · Heute bewegen sich die ,Digital Natives‘, genau wie alle anderen Lernenden, in einer offenen Welt, in der Wissen

D ie PFH Private Hochschule Göt-tingen feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Eigentlich

ein Grund, um einmal einen Blick zurückzu-werfen und zu schauen, was sich in der Ver-gangenheit getan hat. Doch Geschäftsführer Bernt R. A. Sierke richtet sein Augenmerk lieber in die Zukunft, auf die Herausforde-rungen für Unternehmen im Bereich Lernen und Wissensvermittlung – und auf mögliche Ansätze zu deren Bewältigung.

Herr Sierke, die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Wirtschaft – kurz ,Indus-trie 4.0‘ – schreitet schnell voran. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang vor allem die Auswirkungen auf Prozesse und Geschäftsmo-delle sowie die unterstützenden Technologien. Doch was bedeuten diese Entwicklungen für Lernen, Bildung und Wissen? Diese Entwicklung hat die Prozesse des Lernens und der Wissensvermittlung längst erreicht und auf eine neue Evolutionsstufe gehoben. Die Generation der ,Digital Na-tives‘ geht mit Lernen und Bildung ganz an-ders um als vorangegangene Generationen und nutzt andere Medien dafür. Die Zu-kunft des Lernens hat längt begonnen. Und sowohl die Menschen als auch die Medien entwickeln sich noch weiter. Ich bin davon überzeugt, dass sich Lern- und Wissensma-nagementprozesse innerhalb der kommen-den Dekade nachhaltiger und deutlicher verändern werden, als es in den vergange-nen letzten Jahrhunderten zusammen der Fall war. Für die überwiegende Mehrheit

der Unternehmen bedeutet das eine fun-damentale Änderung ihres Umgangs mit Wissensvermittlung und innerbetrieblicher Weiterbildung.

An welchen Punkten müssen Unternehmen Ihrer Erfahrung nach ansetzen? Unternehmen haben jahrzehntelang das Thema Bildung nahezu ausschließlich an-gebotsorientiert betrachtet und auch so organisiert: Sie haben Bedarfe abgefragt, einen Katalog mit Kursen erstellt und dann die Mitarbeiter auswählen lassen. Die Kur-

se waren – und sind es oft immer noch – zu festen Zeiten an festen Orten angesetzt. Das ist ein Prozess, der zu lange dauert und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits veraltete Angebote hervorbringt. Die richtige Frage muss heute doch lauten: Welche Probleme habe ich gerade jetzt – und welche werde ich in Zukunft haben? Und welches Wissen muss ich meinen Mit-arbeitern zur Verfügung stellen, damit sie diese Probleme lösen können. Know-how muss sofort verfügbar sein, wenn es ge-braucht wird. Wer sein Wissens- und

03 | 2015 59

jubiläum D I G I T A L

Die Zukunft hat längst begonnen!PFH-Geschäftsführer Bernt R. A. Sierke über ,Digital Natives‘, eine offene Welt und die Gretchenfrage

I N T E R V I E W T OB I A S K IN T Z E L F O T O G R A F I E PE T ER HE L L E R

faktor 01/2005

2005

RückblickBereits zur Zeit ihres zehn-jährigen Jubiläums 2005 nahm die PFH im Hoch-schulranking durchweg Spitzenplätze ein. Als Grund nannte Bernd R. A. Sierke, damals noch als Präsident, die enge Verzahnung mit der Wirtschaft.

58-60_Sierke_ES_korr_lay_ES_MM_mn_korr_lay_ES_MB_korr_lay_korr_lay.indd 2 17.09.15 23:45

Page 3: 58-60 Sierke ES korr lay ES MM mn korr lay ES MB korr lay ... · Heute bewegen sich die ,Digital Natives‘, genau wie alle anderen Lernenden, in einer offenen Welt, in der Wissen

jubiläum D I G I T A L

Lern management vorausschauend or-ganisiert bekommt, seine Mitarbeiter in die Lage versetzt, Probleme von heute und morgen zu lösen, generiert Chancen und Wettbewerbsvorteile.

Sie haben die sich ändernden Medien und eine neue Generation der Lernenden angesprochen. Was konkret hat sich geändert? Früher hat man in einem ‚Closed Shop‘, also einer Bibliothek, in einem Seminar-raum oder zu Hause ein Buch linear durch-gearbeitet, vielleicht ergänzend noch ein oder zwei andere Buchquellen genutzt. Ein Lehrender hat in einer Präsenzveran-staltung zusätzliches Wissen vermittelt. Heute bewegen sich die ,Digital Natives‘, genau wie alle anderen Lernenden, in einer offenen Welt, in der Wissen weltweit über verschiedene Endgeräte durch die digitale Infrastruktur abgerufen werden kann. Mo-bil und losgelöst von Zeit und Ort. Heu-tige Lernende sind es gewohnt, gleichzeitig mehrere Medien zu nutzen, sich nicht mehr auf nur eines zu fokussieren. Für diese Ak-teure gibt es keine Vorlesungen, keine Se-

34 01 | 201560 03 | 2015

minare und keine Vorträge, deren Inhalte sie sich nicht selbst über Online-Medien er-arbeiten könnten. Denn alles Wissen ist im Internet verfügbar, wird permanent verän-dert, ergänzt und verifiziert. Nicht weniger wichtig ist, dass Wissen heute zielorientiert sortiert werden kann, um schnell Ergeb-nisse zu erreichen.

Ein wichtiger Aspekt der Nutzung des Internets und speziell der Social-Media-Angebote ist die Zusammenarbeit mit anderen, die Collabora-tion.Das stimmt. Und das ist auch im Bereich der Wissensaneignung entscheidend wich-tig. Lernende sind heute weltweit in Netz-werken unterwegs, in denen Wissen ausge-tauscht wird. Wissensteilung ist Wissens-vermehrung und sorgt für eine deutliche Effizienzsteigerung in der Problemlösung. Potenziert wird dieser Effekt in multikultu-rellen Teams. Nicht selten wissen die Ler-nenden im Hochschulumfeld, aber auch in Unternehmen am Ende des Prozesses mehr als der Lehrende. Die Rolle des Lehrenden ist schon heute eher die eines Coachs, Moti-vators und Trainers, der Wissenspfade und Netzwerke organisiert und je nach Ziel-gruppe und Problemstellung individuell zu-sammenstellt.

Was müssen Unternehmen tun, um mit diesen Herausforderungen zielführend umzugehen? Sie müssen Plattformen zum Lernen schaf-fen, mit deren Hilfe Mitarbeiter permanent, ,on Demand‘ und losgelöst vom Aufent-haltsort Wissen aufnehmen und mit Kolle-gen teilen können. Lernen muss weitgehend individualisiert werden. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist aus meiner Sicht, dass Wissen zunehmend granular werden muss, maßgeschneidert zur Lösung eines Pro-blems, befreit von unnötigem Ballast. Be-achten muss man auch, was heute schon im Hochschulbereich erkennbar ist: Online- und Präsenzlernen wachsen zusammen, wobei es den klassischen Präsenzteilnehmer

mit einem Offline-Medium eigentlich nicht mehr gibt. Fernstudiengänge sind heute nur noch multimedial durchführbar. Ich denke, die Gretchenfrage ist, ob Unternehmen den Wandel aktiv gestalten wollen oder der Überzeugung sind, die Welt wird es schon richten. Aus meiner Arbeit als Berater für Unternehmen weiß ich, dass es oft externer Hilfe bedarf, Denkmuster zu durchbrechen und die Anpassung an die neue Welt des Lernens und der Wissensvermittlung zu be-wältigen.

Wie gelingt in diesem hochvernetzten, dyna-mischen Umfeld und bei der Vielzahl der online verfügbaren Informations- und Wissensquellen ein Qualitätsmanagement für Wissensvermitt-lung und Lernen? Der Output des Prozesses ist gleichsam sein Qualitätsindikator. Die Evaluation ist für einen Lehrenden oder Akteure im Unter-nehmen doch denkbar einfach. Es ist am Ende nur die Frage zu klären: Ist das Aus-gangsproblem gelöst oder nicht?

Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen alles Gute zum Jubiläum!

Zur PersonProf. Dr. Bernt R. A. Sierke studierte BWL in Göttin-gen mit anschließender Promotion und arbeitete danach als Vorstand und Geschäftsführer u.a. bei der unicconsult GmbH sowie der Gesellschaft für Mikroelektronik GmbH. Darüber hinaus ist er zerti-fizierter Sanierungs- und Restrukturierungsexperte. Sierke ist Gründungs- und Mitgesellschafter der 1994 gegründeten GFL gGmbH, Trägergesellschaft der PFH Private Hochschule Göttingen. Von 1999 bis 2014 war er Präsident der Hochschule und ist bis heute einer der geschäftsführenden Gesellschafter.

20 Jahre PFHDie 1995 gegründete PFH ist eine staatlich anerkannte und vom Wissenschaftsrat akkre-ditierte Hochschule. In den 22 angebotenen Campus- und Fernstudiengängen sind aktuell rund 2.400 Studierende eingeschrieben. Die Campus-Studiengänge für Management, Tech-nologie, Healthcare Technology und Psychologie in Göttingen, Stade und Berlin bieten innovative Inhalte und sind gleichermaßen praxisnah wie international angelegt. Die PFH hat bereits über 3.000 Absolventen hervorgebracht und verfügt über rund 100 Mitarbeiter, davon 31 Professoren. Diese Zahlen für das Sommerse-mester 2015 verdeutlichen, was sich aus der vor 20 Jahren gegründeten Hochschule entwickelt hat – und der weitere Wachstumspfad ist bereits vorgezeichnet. faktor gratuliert!

„Lernende sind heute weltweit in Netzwerken unterwegs, in denen Wissen ausgetauscht wird.“

58-60_Sierke_ES_korr_lay_ES_MM_mn_korr_lay_ES_MB_korr_lay_korr_lay.indd 3 17.09.15 23:45