6 grabungsablauf fundanalysen

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1 6. WOCHE: GRABUNGSABLAUF/FUNDANALYSEN Prospektionsmethoden Die Frage, wie eine potentielle Grabungsstelle gefunden wird, ist nicht immer leicht zu beantworten. Die Möglichkeiten reichen von purem Zufall über bereits vorhandenes Wissen bis hin zu Prospektionsmethoden. Zu ihnen zählt unter anderem die Luftbildarchäologie, bei der Aufnahmen aus der Vogelperspektive gemacht werden. Hierbei werden auch Bodendenkmäler, wie Wälle oder Grabhügel sichtbar, die bei einer Begehung zu Fuß nicht auffallen würden.Das Airborne Laser Scanning arbeitet mit Laserimpulsen, die aus der Luft zum Boden gesandt werden. Die Laufzeit des reflektierten Lichts berechnet die Entfernung zum Boden. Die Ergebnisse können anschließend in einem 3D-Geländemodell unter virtueller Entfernung der Vegetation zusammengefasst werden. Die geoelektrische Prospektionzählt zu den geophysikalischen Prospektionsmethoden. Sie nutzt die durch das im Boden befindliche Wasser die Leitfähigkeit desBodens und ermöglicht so Anomalien zur Umgebung festzustellen. Häufig werden die einzelnen Prospektionsmethoden kombiniert, um eine Verifizierung zu erhalten. Bei einer Grabung werde horizontale und vertikale Untersuchungen des Bodens durchgeführt, während derer alle Funde und Befunde genau vermessen, fotografiert, gezeichnet und kartiert werden. Dies ermöglicht am Ende einer Grabung einen Überblick über die Beziehungen der Funde und Schichten. Bauformen in Haithabu In den Jahren 2005 bis 2008 wurden die Wikingerhäuser in Haithabu anhand der im Boden vorgefundenen Befunde aufgebaut. Dazu gehören sieben Gebäude, die die unterschiedlichen Konstruktionsarten darstellen. In der Regel wurden alle Häuser aus Holz errichtet, teilweise mit Flechtwerk und Lehm verkleidet. Die tragenden Elemente waren in den Boden gehauen diese zeigten sich bei den Ausgrabungen als Verfärbungen. Anhand dessen, der bekannten Grundrisse sowie wiederverwendeter Hölzer konnte eine genaue Rekonstruktion gewährleistet werden. Das Palisadenhaus könnte für eine lediglich saisonale Nutzung sprechen, da die Konstruktion nicht robust und langlebig angelegt war. Das für die Region untypische Blockhaus spricht hingegen für zugezogene Bewohner in Haithabu aus dem slawischen oder baltischen Raum. Bebauungswechsel in Haithabu Es fand in Haithabu generell ein sehr schneller Wechsel der Bebauung statt. Innerhalb von 100 Jahren sind sieben Bauphasen zu verzeichnen. Dies kann mehrere Ursachen gehabt haben. Einerseits handelt es sich bei dem Bereich am Haddebyer Noor um ein sehr feuchtes Gelände, das eine langfristige Bebauung möglicherweise nicht zuließ. Dem gegenüber steht die Saisonalität.

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6. WOCHE: GRABUNGSABLAUF/FUNDANALYSEN

Prospektionsmethoden

Die Frage, wie eine potentielle Grabungsstelle gefunden wird, ist nicht immer leicht zu beantworten. Die Möglichkeiten reichen von purem Zufall über bereits vorhandenes Wissen bis hin zu Prospektionsmethoden.

Zu ihnen zählt unter anderem die Luftbildarchäologie, bei der Aufnahmen aus der Vogelperspektive gemacht werden. Hierbei werden auch Bodendenkmäler, wie Wälle oder Grabhügel sichtbar, die bei einer Begehung zu Fuß nicht auffallen würden.Das Airborne Laser Scanning arbeitet mit Laserimpulsen, die aus der Luft zum Boden gesandt werden. Die Laufzeit des reflektierten Lichts berechnet die Entfernung zum Boden. Die Ergebnisse können anschließend in einem 3D-Geländemodell unter virtueller Entfernung der Vegetation zusammengefasst werden.

Die geoelektrische Prospektionzählt zu den geophysikalischen Prospektionsmethoden. Sie nutzt die durch das im Boden befindliche Wasser die Leitfähigkeit desBodens und ermöglicht so Anomalien zur Umgebung festzustellen. Häufig werden die einzelnen Prospektionsmethoden kombiniert, um eine Verifizierung zu erhalten. Bei einer Grabung werde horizontale und vertikale Untersuchungen des Bodens durchgeführt, während derer alle Funde und Befunde genau vermessen, fotografiert, gezeichnet und kartiert werden. Dies ermöglicht am Ende einer Grabung einen Überblick über die Beziehungen der Funde und Schichten.

Bauformen in Haithabu

In den Jahren 2005 bis 2008 wurden die Wikingerhäuser in Haithabu anhand der im Boden vorgefundenen Befunde aufgebaut. Dazu gehören sieben Gebäude, die die unterschiedlichen Konstruktionsarten darstellen. In der Regel wurden alle Häuser aus Holz errichtet, teilweise mit Flechtwerk und Lehm verkleidet. Die tragenden Elemente waren in den Boden gehauen – diese zeigten sich bei den Ausgrabungen als Verfärbungen. Anhand dessen, der bekannten Grundrisse sowie wiederverwendeter Hölzer konnte eine genaue Rekonstruktion gewährleistet werden.

Das Palisadenhaus könnte für eine lediglich saisonale Nutzung sprechen, da die Konstruktion nicht robust und langlebig angelegt war. Das für die Region untypische Blockhaus spricht hingegen für zugezogene Bewohner in Haithabu aus dem slawischen oder baltischen Raum.

Bebauungswechsel in Haithabu

Es fand in Haithabu generell ein sehr schneller Wechsel der Bebauung statt. Innerhalb von 100 Jahren sind sieben Bauphasen zu verzeichnen. Dies kann mehrere Ursachen gehabt haben. Einerseits handelt es sich bei dem Bereich am Haddebyer Noor um ein sehr feuchtes Gelände, das eine langfristige Bebauung möglicherweise nicht zuließ. Dem gegenüber steht die Saisonalität.

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Andererseits bestand eine sehr hohe Brandgefahr, da sich in den Häusern ohne Schornstein offene Feuerstellen befanden. Durch den Funkenflug konnten die Reetdächer schnell entzündet werden. Die Menschen haben sich offenbar im Laufe der Zeit auf das Risiko eingestellt: Brannte ein Dach, fiel das brennende Reet vor dem Haus auf den Boden. Die Türen wurden deshalb so konstruiert, dass sie nach innen aufgingen.

Lebensbedingungen im Frühmittelalter

Das Leben der Menschen im Frühmittelalter war vor vielen Unannehmlichkeiten geprägt. Ein Problem war, die Wärme in den Häusern zu halten. Aus diesem Grund wurde trotz offener Feuerstellen weitestgehend auf Fenster verzichtet beziehungsweise die Fenster sehr klein gehalten. Dadurch ergab sich jedoch ein neues Problem: Der Rauch konnte nicht abziehen und sammelte sich unter dem Dach.

Das Leben musste in Bodennähe stattfinden, da die Erstickungsgefahr zu groß war. Da die Menschen jedoch der Kälte und Nässe des Bodens entkommen wollten, wurden als Kompromiss niedrige Plattformen errichtet.

Ein weiteres Problem stellte der Ablauf des Regenwassers dar. Zum einen wurden die Parzellen bewusst höher als die Wege errichtet, zum anderen die Wege so konstruiert, dass sie gleichzeitig als Abwasserbahn dienten. Die Bohlen lagen auf zwei Langhölzern, sodass ein kleiner Freiraum unter dem Bohlenweg entstand. Durch diesen wurde das Wasser in Richtung Bach abgeleitet. Bei starken Regenfällen schwoll der Bachlauf dadurch jedoch so stark an, dass dieser ebenfalls reguliert und befestigt wurde. So veränderte sich die Siedlung immer weiter.

Falschgeld in Haithabu

Einen besonderen Fund stellte in Haithabu ein Lederbeutel gefüllt mit arabischen Silbermünzen dar. Im Zuge einer zerstörungsfreien Untersuchung fanden Forscher heraus, dass es sich bei den Münzen um Fälschungen handelt.

Auffällig ist hierbei, dass die Münzen stempelgleich sind. Vielleicht gab es in Haithabu einen Geldfälscher. Es ist aber ebenso gut möglich, dass das Falschgeld direkt aus Bagdad stammt.

Sklavenhandel in Haithabu

Eine der wichtigsten Handelswaren des Frühmittelalters lässt sich in der Regel kaum durch Fundmaterial nachweisen. In Haithabu jedoch konnten zwei Sklavenfesseln den entsprechenden Sklavenhandel eindeutig belegen.

Zudem gibt es eine schriftliche Quelle: die Vita Rimberti. In dieser steht geschrieben, dass der Bischof bei einem Besuch in Haithabu eine versklavte Nonne freikaufenkann, jedoch muss er sein ganzes Habe an die Wikinger abtreten. Nach der Befreiung schenkt er ihr die Freiheit.