70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach...

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2 | 2015 April – Juni 70 Jahre Kriegsende Alltag Einheit | Impressionismus – Expressionismus | Martin Assig »Glückhaben« € 6,90 Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam. Zugleich »Berliner Museen, 6. Folge«

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70 Jahre Kriegsende

Alltag Einheit | Impressionismus – Expressionismus | Martin Assig »Glückhaben«

2 | 2

015

€ 6,90

Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam. Zugleich »Berliner Museen, 6. Folge«

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»Pobeda« (Sieg) sowie »Na Berlin« (Nach Berlin) ist in kyrillischer

Schrift auf der Giebelwand des Hauses Landsberger Allee 563 zu

lesen. Darunter steht das Datum des 21. April 1945. An diesem Tag

erreichten sowjetische und polnische Soldaten in unmittelbarer

Nähe dieses Hauses erstmals das Berliner Stadtgebiet. Anlässlich

der siebzigsten Wiederkehr des Kriegsendes spüren Volker Kreidler

und Eckhard Gruber in der Bildreportage »Niemandszeit« Zeugnis-

sen von Niederlage, Befreiung und Neuanfang im heutigen Berliner

Stadtraum nach.

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Editorial | 2/2015

Niemandszeit

überschreiben Eckhard Gruber und Volker Kreidler ihre Spurensuche im Berliner Stadt-

raum und umreißen damit genau das Schwerpunktthema dieses MuseumsJournals:

den Zeitraum zwischen »Niederlage, Befreiung und Neuanfang« 1945, der sich im April/

Mai zum 70. Mal jährt. Ihren Titel haben sie den Lebenserinnerungen der in Berlin

untergetauchten Marie Jalowicz Simon entlehnt, in denen es heißt: »Es brach eine Art

Niemandszeit an. Die Lager auf der großen Wiese begannen sich aufzulösen. Die Wach­

mannschaften waren eines Tages einfach weg. Die Insassen hätten fliehen können, aber

sie wussten nicht wohin.« Die Text-Bild-Collage begibt sich auf die Spuren damals in

Berlin lebender Menschen, sucht »banal« erscheinende Orte auf, deren Alltäglichkeit

sich in Bezug auf die dort erlittenen Schicksale als brüchig erweist.

Das Deutsche Historische Museum, Urheber der oben zitierten Sentenz von »Nieder­

lage, Befreiung und Neuanfang« verdeutlicht unter diesem Titel die Vielschichtigkeit

individuellen Erlebens in den vom Deutschen Reich überfallenen, besetzten und zu-

meist verwüsteten europäischen Ländern. Die Topographie des Terrors zeichnet in ihrer

Ausstellung die Endphaseverbrechen im Deutschland der letzten Kriegsmonate nach,

in denen sich der Terror zunehmend gegen die eigene Bevölkerung richtete.

Die dezen trale Open-Air-Ausstellung der Kulturprojekte Berlin konzentriert sich

auf Alltagsgeschichte. Wie konnten die Herausforderungen des Alltags im Frühjahr

1945  bewältigt werden? Wie fand eine gespaltene Gesellschaft wieder zueinander?

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist mit einem Beitrag vertreten, der

das Kriegsende im Spiegel des Videoarchivs »Sprechen trotz allem« beschreibt. Es lässt

Zeitzeugen zu Wort kommen und fordert zu empathischem Zuhören auf.

Gerdi Nützel forscht über die allmähliche religiöse Teilung des öffentlichen Raumes

und beschreibt den »Platzwechsel«, den die Kirchen der Alliierten nach 1945 vorzuneh-

men gezwungen waren. Das Bode-Museum regt eine mehrstimmige Reflexion von

Kuratoren, Restauratoren, Archivaren, Historikern, Künstlern und Mitarbeitern der

Gipsformerei über die »verschwundene« Berliner Skulpturen- und Gemäldesammlung

70 Jahre nach Kriegsende an. Christoph Tempel begibt sich auf einen Streifzug durch

Dauerausstellungen und spürt der Darstellung des Kriegsendes nach. Und zu guter

Letzt weitet das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst unseren Blick nach

Osten und zeigt, wie sich das Gedenken an den Tag des Sieges, den 9. Mai 1945, in der

Sowjetunion, in Russland und vor allem in den früheren Sowjetrepubliken mit der

Zeit gewandelt hat.

Christoph Tempel

Abbildung auf dem Cover: Volker Kreidler, 21. April 1945, erstes »befreites« Haus, Landsberger Allee 563 (Detail), 2015. Ektachrome. Besitz des Künstlers

Abbildung Seite 10 und 11:Unbekannter Fotograf, Columbus-Haus am Potsdamer Platz, Berlin, vermutlich Anfang Mai 1945. © Zentrales Museum der Streitkräfte, Moskau

Abbildung Seite 38 und 39:Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Besucher beim Betrachten der grafischen Sammlung. Foto: Kienzle/Oberhammer

Abbildung Seite 46 und 47:Werbeprospekt der Firma Pausa, 1950er-Jahre. Entwurf: Anton Stankowski. 29,9 × 21 cm. Werkbundarchiv – Museum der Dinge. Foto: Armin Herrmann

Abbildung Seite 93:Tizian Nachfolge, Madonna mit Johannisknaben, nach 1631. Öl auf Leinwand, 103 × 115 cm. SPSG

NachtragDem Blickfang des letzten Journals fehlte folgender Eigentumsnachweis der abgebildeten »Madonna mit dem Tintenfass«: Eigentum des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins.

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Inhalt

MUSEUMSJOURNAL 2/20152 |

In diesem Jahr feiert das Denkmal für die ermordeten Juden Europas sein zehnjähriges Bestehen. Das von Peter Eisenman entworfene Stelenfeld und der unterirdisch gelegene Ort der Information – Räume der Erinnerung und des Gedenkens an die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocausts – ist heute die zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands und eine der belieb-testen Sehenswürdigkeiten Berlins. | S. 8

Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung hat seine Dauerausstellung überarbeitet und versucht der Komplexität des Themas gerecht zu werden. Denn das über die Jahrzehnte verfestigte Bild vom Bauhaus war nicht im-mer frei von Missverständnissen und erwies sich häufig als allzu einseitig, insbesondere wenn Bauhaus eher als Stil denn als Schule betrachtet wurde. Kuratorin Sibylle Hoiman erläutert das Konzept. | S. 40

Blickfang 4 Napoleons »petit chapeau« von Waterloo

Thomas Weissbrich

Panorama 6 Franziska Nentwig zum Abschied

Hans-Martin Hinz

8 Zehn Jahre Denkmal für die ermordeten Juden EuropasUwe Neumärker

70 Jahre Kriegsende 12 Deutsches Historisches Museum

1945 – Niederlage. Befreiung. NeuanfangZwölf Länder Europas nach dem Zweiten WeltkriegMaja Peers und Babette Quinkert

14 Niemandszeit – Berlin 1945Eine SpurensucheEckhard Gruber und Volker Kreidler

22 Topographie des TerrorsDeutschland 1945 – Die letzten KriegsmonateClaudia Steur

24 Dezentrale Ausstellung im StadtraumMai ’45 – Frühling in BerlinBjoern Weigel

26 Denkmal für die ermordeten Juden EuropasKeine »Stunde Null«. Das Kriegsende im Spiegel des Videoarchivs »Sprechen trotz allem«Ulrich Baumann

28 PlatzwechselReligiöse Raumordnung der Alliierten in Berlin vor und nach 1945 | Gerdi Nützel

31 Bode-MuseumDas verschwundene Museum. Die Berliner Skulpturen- und Gemäldesammlungen 70 Jahre nach KriegsendeJulien Chapuis

34 Kriegsende und NeubeginnEin Steifzug durch Orte und DauerausstellungenChristoph Tempel

36 Deutsch-Russisches Museum Berlin-KarlshorstDer 9. Mai Formen des Gedenkens an das Kriegsende 1945Cordula Gdaniec

Aus den Sammlungen 40 Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung

Die neue Dauerausstellung | Sibylle Hoiman

42 Käthe-Kollwitz-Museum BerlinKäthe Kollwitz schon 70 Jahre tot?Die neue Dauerausstellung des MuseumsIris Berndt

44 Berlinische GalerieSpäte RückkehrEine Schenkung von Werken des Künstlers Benno BerneisBarbara Werr

Ausstellungen 48 Martin-Gropius-Bau

Tanz der Ahnen Kunst vom Sepik in Papua-NeuguineaMarkus Schindlbeck

50 Bode-MuseumEin Gott. Abrahams Erben am NilFriederike Seyfried

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| 3MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Mit Werken aus Alter und Neuer Nationalgalerie und bereichert um inter-nationale Leihgaben wird in einer umfassenden Schau der Alten National-galerie erstmals den Unterschieden von Impressionismus und Expressi-onismus nachgespürt. Doch auch die Übereinstimmungen beider Stile sind trotz konträrer Ansätze überraschend groß. Gemeinsam sind ihnen der anti-akademische Affront und der je eigene Aufbruch in die Moderne. | S. 66

ZERO nannte sich 1958 die Künstlergruppe in Düsseldorf, die einen absolu-ten Neubeginn der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg propagierte. Um die Kerngruppe von Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker verband ZERO einen weiten Kreis internationaler Künstler. Der Martin-Gropius-Bau ist nach dem Guggenheim Museum in New York die zweite Station der Ausstellung, die sich dem Schaffen von ZERO widmet. | S. 72

52 Deutsches Historisches MuseumZeitschichten. Deutsche Geschichte im Spiegel des Berliner Zeughauses | Mary-Elizabeth Andrews

54 Staatsbibliothek am KulturforumLast Folio. Spuren jüdischen Lebens in der SlowakeiHelen Müller

56 Deutsches Historisches MuseumAlltag Einheit. Porträt einer ÜbergangsgesellschaftDoris Müller-Toovey

58 KW Institute for Contemporary ArtFire and Forget. On ViolenceEllen Blumenstein und Daniel Tyradellis

60 Berlinische GalerieRadikal Modern. Planen und Bauen im Berlin der 1960er-Jahre | Ursula Müller

63 Martin-Gropius-BauJahrhundertzeichen. Das Tel Aviv Museum of Art zu Besuch in Berlin | Suzanne Landau

66 Alte NationalgalerieImpressionismus – Expressionismus. KunstwendeAngelika Wesenberg

70 Liebermann-Villa am WannseeLiebermann und Van Gogh | Julia Klarmann

72 Martin-Gropius-BauZERO. Die internationale Kunstbewegung der 1950er- und 1960er-Jahre | Sarah Czirr

74 Hamburger Bahnhof – Museum für GegenwartMichael Beutler »Moby Dick«Melanie Roumiguière und Greta Hoheisel

76 Haus am Waldsee»Glückhaben«. Arbeiten auf Papier von Martin AssigKatja Blomberg

78 Jüdisches Museum BerlinGehorsam Eine Ausstellung von Saskia Boddeke und Peter GreenawayMargret Kampmeyer-Käding

80 Bröhan-MuseumKimonos. Gewebte FarbeAlexandra Panzert

82 Museum für Asiatische KunstKindertränen und BlütenprachtKlaas Ruitenbeek

83 Museum für FotografieWilly Maywald. Fotograf und Kosmopolit Porträts, Mode, Reportagen | Ludger Derenthal

86 Werkbundarchiv – Museum der DingeEphemera Werbegrafik aus der Sammlung »Alltagsdokumente«Lena Schramm

88 Botanisches MuseummodellSCHAU. Perspektiven auf botanische ModelleKathrin Grotz

90 Museum für KommunikationDialog mit der Zeit | Johannes Lindenlaub

92 Heimatmuseum ZehlendorfEinheit und Harmonie. Die Familie Sobernheim und das»Haus Waltrud« auf SchwanenwerderHeike Stange und Christine Fischer-Defoy

95 In aller Kürze 98 Impressum 99 Ausstellungskalender 112 Vorschau

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BlickfangNapoleons »petit chapeau« von Waterloo

Th o m a s We i s s b r i c h

»Napoleon ist in der Nacht ohne Huth und Degen entwischt, seinen Huth

und Degen schicke ich heute am [sic!] König«, schrieb Gebhard Leberecht von

Blücher am 25. Juni 1815 an seine Frau Katharina Amalie. Weiter berichtete

der preußische Feldmarschall: »[E]r war im Wagen um sich zurückzubegeben,

als er von unseren Truppen überrascht wurde, er sprang heraus, warf sich ohne

Degen zu Pferde, wobei ihm der Huth abgefallen, und so ist er wahrscheinlich

durch die Nacht begünstigt entkommen, aber der Himmel weiß, wohin.« Mit

der Flucht des französischen Kaisers Napoleon I. endete am Abend des

18. Juni 1815 eine der größten Schlachten des 19. Jahrhunderts: die Schlacht

bei Waterloo. Der Hut, der sich heute in der Dauerausstellung des Deut-

schen Historischen Museums befindet, ist eines der symbolträchtigsten

Erinnerungsstücke an dieses Schlüsselereignis europäischer Geschichte.

Im März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach

Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock

aus. Nachdem er seinen Machtanspruch wieder erhoben und ein neues

Heer aufgestellt hatte, war eine weitere militärische Konfrontation – seit

1792 befand sich Europa beinahe ununterbrochen im Krieg – unvermeid-

lich. Bei Waterloo kam es zum entscheidenden Kampf. Die zur Unterstüt-

zung der britisch-niederländischen Armee aufgebrochenen preußischen

Truppen unter Feldmarschall Blücher erreichten das Schlachtfeld am spä-

ten Nachmittag und fielen der französischen Armee in die Flanke. Napo-

leons Soldaten mussten der Übermacht weichen. Auf alliierter Seite wa-

ren 22 000 Mann gefallen oder verletzt worden, auf französischer 25 000,

insgesamt fast ein Viertel aller Beteiligten.

Den Franzosen bereitete der Rückzug über die von tagelangem Regen

aufgeweichten Landstraßen größte Mühe. Während Napoleon vom

Schlachtfeld ritt, blieb einer seiner Reisewagen bei Genappe im Schlamm

stecken. Unterdessen hatten preußische Einheiten die Verfolgung aufge-

nommen. Den Flüchtenden dicht auf den Fersen, erreichten sie bald den

liegengebliebenen Wagen. Major Heinrich Eugen Freiherr von Keller er-

beutete ihn mit einigen Soldaten des Füsilierbataillons vom 15. Infanterie-

Regiment. Im nächsten Ort fiel den Verfolgern eine weitere Kutsche in die

Hände. Das in beiden Wagen transportierte Reisegepäck des Kaisers war

ihre Kriegsbeute: Tafelsilber, Waffen, Orden und Hut sowie weitere Gegen-

stände, darunter eine Kassette mit Diamanten (Journal S. 52). Der gefun-

dene Zweispitz war Napoleon jedoch vermutlich weder vom Kopf gefallen

noch von ihm liegengelassen worden; vielmehr dürfte es sich um einen

seiner Ersatzhüte handeln. Blücher hatte sich in seiner Darstellung des

Geschehens wahrscheinlich auf fantasievoll ausgestaltete Berichte be-

zogen. Dessen ungeachtet besaßen die Preußen mit dieser Beute ein ma-

teriell zwar nur wenig interessantes, dafür aber an Symbolkraft kaum zu

übertreffendes Objekt. Denn der »petit chapeau« war das Markenzeichen

Napo leons: Der »kleine Hut« gab dem französischen Herrscher seine

unver wechsel bare Gestalt.

Napoleon ließ alle seine Hüte exklusiv von dem Pariser Hutmacher

Poupart aus schwarzem Biberfilz anfertigen. Für die kaiserliche Garderobe

wurden jährlich bis zu zwölf Hüte hergestellt, das Stück zu 48 Francs. Deut-

lich unterschied sich diese einfache, nur mit einer Kokarde gezierte Kopf-

bedeckung von den mit goldenen Borten und Federn prächtig geschmück-

ten Hüten der Marschälle und Generäle. Das Lieblingskleidungsstück des

Kaisers war nicht nur seinen Untertanen gut bekannt, sondern auch seinen

Gegnern, vor allem durch Bilder auf Flugblättern.

Den bei Waterloo erbeuteten Hut schickte Major von Keller zusammen

mit Napoleons Degen und Orden an Feldmarschall Blücher, der die Gegen-

stände König Friedrich Wilhelm III. überbrachte. Der Monarch ließ diese

als Trophäen in der Kunstkammer im Königlichen Schloss zu Berlin aufstel-

len. Für den König repräsentierten sie nicht nur den Sieg über den franzö-

sischen Kaiser. Von Bedeutung war auch, dass durch die Beute die Schmach

des Verlusts des Degens und des Schwarzen Adlerordens seines Groß-

onkels, König Friedrich II., kompensiert wurde. Die Andenken an den gro-

ßen Preußenkönig hatte Napoleon nämlich 1806, nach seinem Sieg bei Jena

und Auerstedt und seinem Einzug in Berlin, als Trophäen nach Paris brin-

gen und dort zur Schau stellen lassen. Jenseits dynastischer Symbolpolitik

machte Major von Keller, der für seine Verdienste mit dem höchsten

preußischen Orden Pour le Mérite ausgezeichnet wurde, mit der restlichen

Waterloo-Beute Geschäfte: Er verkaufte die Diamanten und lieferte eine

der Kutschen für 2500 Pfund nach Großbritannien.

Und wohin entkam Napoleon nach der Schlacht? Er zog sich nach Paris

zurück. Auf die militärische Katastrophe folgte bald die politische. Der

geschlagene Feldherr verlor die Unterstützung seiner Anhänger, am 22.

Juni musste der Kaiser der Franzosen abdanken. Bei dem Versuch nach

Amerika zu emigrieren, geriet er in britische Gefangenschaft. Die sieg-

reichen Verbündeten verbannten ihn nach St. Helena, eine kleine Insel

im Südatlantik. Dorthin nahm Napoleon vier Hüte mit.

Dr. Thomas Weißbrich ist wissenschaftlicher Leiter der Sammlung Militaria II (Uniformen, Fahnen, Orden und militärische Grafik) am Deutschen Historischen Museum.

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Zweispitz aus dem Besitz Kaiser Napoleons I., 1815. Wolle, Seide, Leder, Baumwolle, 25 × 48 × 18 cm. Deutsches Historisches Museum. Foto: Sebastian Ahlers

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Panorama

Franziska Nentwig zum AbschiedH a n s - M a r t i n H i n z

Die Generaldirektorin der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Franziska Nent-

wig, hat nach fast neunjähriger Tätigkeit ihre Position zum Jahreswechsel

2014/ 15 aufgegeben, um sich anderen beruflichen Herausforderungen zu

stellen. Dazu wünsche ich ihr viel Erfolg und Zufriedenheit und zugleich

bedaure ich ihren Weggang aus der Museumswelt.

Nach beruflicher Tätigkeit am Deutschen Hygiene-Museum in Dresden

und seit 2002 als Leiterin des Bachhauses in Eisenach nahm sie im Februar

2006 die Arbeit als Generaldirektorin und Vorstand der Stiftung Stadt-

museum Berlin auf. Dabei leitete sie mit großem Engagement ein Museum,

das noch ganz von der Zusammenführungsproblematik infolge der Berli-

ner Wiedervereinigung geprägt und dessen Strukturbildung bei Weitem

noch nicht abgeschlossen war.

Blicken wir zurück: Nach der Öffnung der Berliner Mauer und der Wie-

dervereinigung beider Stadthälften ging es darum, die Sammlungen und

Museen aus Ost und West, die die Geschichte und Kultur Berlins spiegel-

ten, unter dem Dach einer Einrichtung – ab 1995 die Stiftung Stadtmuse-

um Berlin, Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins – zu sichern.

Im Laufe der 1990er-Jahre wurde deutlich, dass die Stiftung überfordert

sein würde, alle 14 Standorte zu finanzieren und zu bespielen. So war es

kulturpolitisch gewollt, eine Standortarrondierung vorzunehmen, aber

auch ein neues Berlin-Museum in der Nähe der ständigen Ausstellung des

Märkischen Museums zu entwickeln, das vor allem die Geschichte Berlins

im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart herausstellen sollte – die Zeit,

die Berlin so markant geprägt hat.

Als Franziska Nentwig an das Museum kam, das mit über 4,5 Millionen

Objekten eines der größten Stadtmuseen der Welt ist, löste sie Kurt Wink-

ler ab (mj 3/2008), der das Haus nach dem Ausscheiden des ersten Gene-

raldirektors Reiner Güntzer kommissarisch geleitet hatte. Mit großer Um-

sicht ging sie erforderliche Strukturmaßnahmen an und gliederte acht

Museumsstandorte aus, u. a. die Domäne Dahlem und das Schloss Fried-

richsfelde. Die Museen wurden in andere Trägerschaften überführt, einige

aber auch als eigenständige Einrichtungen geschlossen.

Die Bereitstellung einer Immobilie für ein neues Berlin-Museum hatte

mehrmals verheißungsvolle Ansätze genommen, erwähnt sei das dem

Märkischen Museum benachbarte Marinehaus oder der Standort der Ber-

liner Zentral- und Landesbibliothek im Ribbeckhaus in der Breiten Straße

(mj 1/2008). Realisiert werden konnten die Pläne aus verschiedenen Grün-

den bislang nicht, trotz des großen Engagements der Generaldirektorin.

Wie bei vielen anderen Museen der Stadt, über die sich seit den 1990er-

Jahren die Baukräne drehten, standen auch an den Gebäuden der Stiftung

Stadtmuseum erhebliche Sanierungsarbeiten an, so für die Nikolaikirche,

das Ephraim-Palais, das Knoblauchhaus, das Zentraldepot, vor allem aber

für das Märkische Museum selbst. Hier wurde Vieles in der Amtszeit von

Franziska Nentwig realisiert. Einiges steht jedoch noch aus und wird zu

einem Hauptanliegen der Nachfolgerin oder des Nachfolgers werden.

Nentwig ging auch früh interne Strukturveränderungen an – im Per-

sonalbereich, in der Bilanzierung und im Veranstaltungsbereich – und sie

reformierte die museumsfachliche Arbeit. In ihrer Amtszeit wurden mehr

als 60 Wechselausstellungen gezeigt. Dabei war es Ziel der Konzeption des

Wechselausstellungsprogramms, ein Alleinstellungsmerkmal des Stadt-

museums in der Berliner Museumslandschaft herauszuarbeiten, das sich

im Umfeld von Deutschem Historischem Museum, Berlinischer Galerie,

Bezirksmuseen und Gedenkstätten, die an die tragische Vergangenheit

Berlins im 20. Jahrhundert erinnern, positioniert. Von den Berlinerinnen

und Berlinern sowie den Besuchern der Stadt ist dieses Programm gut

angenommen worden. Die Besucherzahlen der Stiftungseinrichtungen

stiegen stetig auf zuletzt über 200 000 pro Jahr.

Neben der Modernisierung des Ausstellungsprogramms ist für den

Erfolg des Hauses unter der Leitung von Franziska Nentwig auch der Auf-

bau der Museumspädagogik anzuführen und die Betreuung von 20 000

der 35 000 Kinder, die das Museum jedes Jahr besuchen. Ebenso haben

die vielen Veranstaltungen, über 400 im Jahr, das Stadtmuseum in der

Amtszeit von Franziska Nentwig für Interessenten der Geschichte und

Kultur Berlins attraktiv gemacht.

Unter politisch-ethischen Aspekten ist die Provenienzforschung zu den

Sammlungsbeständen 1933–45 herauszustellen, die inzwischen als nahezu

abgeschlossen gilt. Betroffene Objekte sind in die Lost-Art-Liste eingestellt

oder restituiert worden oder es wurden bzw. werden faire Lösungen im

Sinne des Washingtoner Abkommens von 1998 angestrebt (mj 1/2014).

Im vergangenen Jahr ist zudem – mit externen Partnern – die Entwick-

lung eines Masterplans begonnen worden, der aufzeigen soll, wie sich das

Stadtmuseum Berlin in den nächsten zehn Jahren zu einem Metropolen-

museum entwickeln könnte.

Franziska Nentwig hat das Stadtmuseum auch international vernetzt

und sich und das Haus in die Aktivitäten des International Council of

Museums (ICOM) eingebunden. Sie war Mitglied des internationalen Fach-

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Panorama

| 7MUSEUMSJOURNAL 2/2015

komitees für Stadtmuseen (CAMOC) und 2011 maßgeblich an der Planung,

Vorbereitung und Durchführung der Weltjahrestagung der Stadtmuseen

in Berlin beteiligt. Im gleichen Jahr wurde Franziska Nentwig in den Vor-

stand des deutschen Nationalkomitees von ICOM gewählt, ab 2013 war

sie stellvertretende Vorsitzende des mitgliederstärksten Nationalkomitees

von ICOM. In beiden Funktionen hat sie den Verband im In- und Ausland

vertreten und hat somit das Berliner Stadtmuseum weltweit bekannt

gemacht sowie den internationalen Dialog ins Haus geholt. Der Welt-

museumsverband bedauert es sehr, dass Franziska Nentwig die Museums-

branche verlässt, denn sie war immer eine große Inspiration für die Arbeit

von ICOM.

Franziska Nentwig hat dem Stadtmuseum in den Jahren 2006 bis 2014

ein Gesicht gegeben, ihre Handschrift hat das Haus in einer Zeit des Um-

bruchs geprägt und weit vorangebracht. Ihre Nachfolgerin oder ihr Nach-

folger wird in große Fußstapfen treten und daran weiterarbeiten, dass

das Museum als Schatzkammer Berliner Geschichte noch stärker in das

Bewusstsein der Bevölkerung tritt, ein Ort der Begegnung und des Dialoges

bleibt und einen wichtigen Platz in der internationalen Museumswelt ein-

nimmt.

Danke, Franziska Nentwig, für die Berliner Jahre 2006 bis 2014.

Der Autor ist Präsident des International Council of Museums, ICOM, und war Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Stiftung Stadtmuseum Berlin (2004–08) sowie des Stiftungsrates der Stiftung Stadtmuseum Berlin (2000–01).

Dr. Franziska Nentwig. Berlin, 2013. © Stadtmuseum Berlin. Foto: Cornelius M. Braun

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Panorama

Zehn Jahre Denkmal für die ermordeten Juden Europas

U w e N e u m ä r k e r

Es zu verstehen ist unmöglich, doch es zu wissen ist notwendig, und sich

zu erinnern ist eine Verpflichtung. In diesem Jahr jähren sich nicht nur zum

70. Mal die Befreiung der Konzentrationslager und das Ende des Zweiten

Weltkriegs sowie zum 50. Mal die Wiederaufnahme der deutsch-israe li-

schen Beziehungen – in diesem Jahr wird auch das zehnjährige Jubiläum

der Übergabe des Denkmals für die ermordeten Juden Europas an die

Öffentlichkeit begangen.

In den vergangenen Jahren hat es sich als zentrale Holocaustgedenk-

stätte Deutschlands etabliert. Die Kritiker und die Debatten um das Denk-

mal sind weitgehend verstummt, die Kontroversen von damals kaum noch

ein Thema. Dafür haben sich die Besucher aus aller Welt das Stelenfeld

und die Ausstellung im Ort der Information auf scheinbar selbstverständ-

liche Weise angeeignet. Täglich zieht das Mahnmal Tausende Menschen

an.  Jährlich kommen fast eine halbe Million Gäste in die Ausstellung. Es

werden Führungen in 20 verschiedenen Sprachen angeboten.

Nach dem Willen seines Architekten Peter Eisenman dient das Denk-

mal dazu, eine neue Idee der Erinnerung zu entwickeln, die sich deutlich

von bisherigen Denkmälern unterscheidet. So wurde bei diesem ganz be-

wusst auf eine bestimmte Deutung verzichtet. Die Besucher sollen ihre

Gedanken hierzu selbst finden.

Unter dem Stelenfeld befindet sich der Ort der Information. In ihm

werden die Verfolgung und Vernichtung der Juden Europas und die histo-

rischen Stätten der Verbrechen dokumentiert. Im Zentrum der Ausstellung

stehen die Personalisierung der Opfer und die geografische Dimension

des Holocaust.

Im Ort der Information finden die Stelen des Denkmals eine formale

Fortsetzung, verlassen jedoch ihre abstrakte Ebene und dienen hier als

Informationsträger. Durch die Funktionswandlung entsteht ein gestalteri-

sches Bindeglied zwischen dem überirdischen Stelenfeld und dem unter-

irdischen Ort der Information.

Gleich am Eingang der Ausstellung wird der Blick auf ein Zitat des

Holocaust-Überlebenden Primo Levy gelenkt: »Es ist geschehen, und folg­

lich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen

haben.« Auf dem Weg zum ersten Ausstellungsraum werden Grundinfor-

mationen zum historischen Kontext (1933 bis 1945) gegeben, die eine

Einordnung der Inhalte der folgenden vier Themenräume ermöglichen.

Sechs Porträts an der Stirnwand des Foyers der Ausstellung im Ort der Information. Foto: Marko Priske

Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas. Foto: Marko Priske

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Panorama

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Von der Stirnwand des Foyers blicken den Ausstellungsbesuchern sechs

großformatige Porträts entgegen. Diese Gesichter repräsentieren die

sechs Millionen jüdischen Opfer – als Resultat der vorab geschilderten

politischen Ereignisse. Jedes Bild vertritt eine spezifische Geschlechts-

und Altersgruppe: Männer und Frauen, Kinder, Erwachsene und Alte aus

ganz Europa.

Im ersten Ausstellungsraum – dem Raum der Dimensionen – wird

die europäische Dimension des Holocaust durch ein umlaufendes Band

der jüdischen Opferzahlen aller Länder unter nationalsozialistischer Herr-

schaft und exemplarische Zitate aus Selbstzeugnissen der in die Vernich-

tung deportierten Menschen verdeutlicht. Von den meisten Opfern sind

keine Spuren geblieben. Mit Absicht haben die Täter Hinweise auf die

Ermordeten und ihre Lebenszusammenhänge beseitigt; viele Dokumente

sind zerstört worden oder im Krieg verloren gegangen.

Und nur wenige der ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer

konnten Zeugnisse ihres Leidens hinterlassen: entstanden in großer Not

und oft in den letzten Augenblicken vor dem Tod geschrieben. Diese Tage-

bücher, Abschiedsbriefe oder Notizen – meist nur in Bruchstücken erhal-

ten – werfen Schlaglichter auf Erfahrungen, Gefühle und eigenes Handeln

angesichts von Gewalt und tödlicher Bedrohung.

So schreibt eine Frau mit Vornamen Fela am 27. Januar 1942 aus dem

Ghetto Kutno im besetzten Polen eine Postkarte an ihre Familie im War-

schauer Ghetto:

»Meine Lieben! Ich habe schon eine Karte an euch geschrieben über das

Schicksal, das uns getroffen hat. Sie vergasen uns. Das Gemetzel geht weiter.

›Habt ihr denn kein Erbarmen mit uns?‹ Natan, das Kind, Mutter und ich ha­

ben uns gerettet, sonst niemand. Ich weiß nicht, was mit uns weiter sein wird,

ich habe keine Lebenskraft mehr. Wenn Tante Bronia schreibt, dann schreibt

ihr über alles. Ich grüße euch herzlich, Fela«

Im anschließenden Raum der Familien werden anhand von 15 jüdischen

Familienschicksalen unterschiedliche soziale, nationale, kulturelle und

religiöse Lebenswelten dargestellt. Dadurch wird der Kontrast zwischen

dem Leben vor, während und nach der Verfolgung, die Zerstörung dieser

Kultur sowie der damit verbundene Verlust veranschaulicht.

Auf den ausgestellten Fotos sieht man unterschiedliche Familien: arm,

reich, ländlich, Porträts und Gruppenaufnahmen – Bilder, die den Augen-

blick des Zusammenseins festhalten. Fast alle Dargestellten wurden in

den Jahren 1941 bis 1945 Opfer der deutschen Verfolgungs- und Mordpoli-

tik an den europäischen Juden. Auf Umwegen oder durch Zufälle sind ihre

Familienporträts erhalten geblieben. Die Überlieferung dieser Dokumen-

te ist die große Ausnahme. Die im Raum der Familien gezeigten Fotos und

Dokumente erlauben nicht nur einzelne Lebensgeschichten zu illustrieren.

Sie zeugen auch von der Vielfalt des Alltags von Juden in Europa im ersten

Drittel des 20. Jahrhunderts. Dieser Reichtum und die Verschiedenheit

jüdischer Lebenswelten in Europa, aber auch ihre Zerstörung nach 1933

bilden den Mittelpunkt des Raumes der Familiengeschichten im Ort der 

Information.

Der Versuch, die unfassbare Zahl von sechs Millionen getöteter Juden

in ihrer Abstraktion aufzulösen, stellt das Leitthema des dritten Raums

– dem Raum der Namen – dar. Millionen jüdischer Kinder, Frauen und

Männer aus ganz Europa wurden von den Nationalsozialisten und ihren

Helfern ihrer Heimat, Kultur und Lebenswelt be raubt. Ihre sterblichen

Überreste fanden meist keine Begräbnisstätte, sondern wurden verscharrt

oder verbrannt.

Nur von etwa vier der sechs Millionen Ermordeten sind die Namen

bekannt. Zu den übrigen gibt es Angaben der Täter und manchmal der

An gehörigen – wie die Ge denkblätter, die in der israelischen Gedenk-

stätte Yad Vashem gesammelt werden. Sie bilden eine Grundlage bei der

Erforschung der Lebensgeschichten, die in diesem Raum ununterbrochen

zu hören sind. Bisher wurden, Dank der Zusammenarbeit mit dem Förder-

kreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas e. V., etwa 11 500 Kurz-

biografien erarbeitet. Die Verlesung der Namen und Lebensgeschichten

aller sechs Millionen Opfer in dieser Form würde etwa sechs Jahre, sie-

ben  Monate und 27 Tage dauern.

Ein weiteres Anliegen des Orts der Information ist es, die Verfolgung

und Vernichtung der Juden in ihrer Ausdehnung auf ganz Europa darzustel-

len. Der nationalsozialistische Völkermord fand an Tausenden von Orten

in Europa statt. Im vierten Raum – dem Raum der Orte – wird historisches

Film- und Fotomaterial zu 220 Orten der Verfolgung und Vernichtung der

Juden und anderer Opfergruppen gezeigt.

Heute ist das Denkmal für die ermordeten Juden Europas neben dem

Reichstag und dem Brandenburger Tor eine der beliebtesten Sehenswür-

digkeiten Berlins. Das Denkmal ist im Herzen der Stadt und in der Mitte

der Gesellschaft angekommen. Bei all dem steht im Mittelpunkt der Stif-

tungsarbeit das Bemühen, den Ermordeten ebenso wie den Überlebenden

eine Stimme zu geben. So sagte die Holocaust-Überlebende Sabina van

der Linden-Wolanski zur Eröffnung des Denkmals vor zehn Jahren im Mai

2005: »Ich bin die Stimme der sechs Millionen misshandelten und ermordeten

Juden, und die Stimme der wenigen, die davongekommen sind – die Stimme

der Überlebenden.«

Der Autor ist Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Raum der Dimensionen im Ort der Information. Foto: Marko Priske

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70 Jahre Kriegsende

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70 Jahre Kriegsende

deutsche s h i stor ische s museum

1945 – Niederlage. Befreiung. NeuanfangZwölf Länder Europas nach dem Zweiten Weltkrieg

24. April bis 25. Oktober 2015

Anlässlich des 70. Jahrestages der deutschen Kapi-

tulation thematisiert das Deutsche Historische

Museum mit dieser Ausstellung die Situation

bei Kriegsende sowie die unmittelbare Nach-

kriegszeit in Deutschland, Österreich, der Tsche-

choslowakei, Polen, Großbritannien, Dänemark,

Norwegen, Luxemburg, den Niederlanden, Bel-

gien, Frankreich und der Sowjetunion.

Die in der Anti-Hitler-Koalition verbündeten

alliierten Armeen drängten seit 1943 die deut-

schen Truppen zurück und befreiten immer mehr

Gebiete. Die Menschen in Paris feierten Ende Au-

gust 1944 die Befreiung der Stadt. Im September

zogen Menschenmassen jubelnd durch die Stra-

ßen Brüssels. In einige Regionen kehrte der Krieg

jedoch noch einmal zurück. So waren viele Bel-

gier und Luxemburger wegen der deutschen Ar-

dennenoffensive im Winter 1944/45 erneut mit

Kampfhandlungen konfrontiert. Erst am 8. Mai

1945 endete mit der Kapitulation der deutschen

Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. Der

Krieg im Pazifik dauerte noch bis September an.

Das Ende des Krieges erleb-

ten die Menschen nicht nur

zu verschiedenen Zeitpunkten,

sondern auch auf sehr unter-

schiedliche Weise. Freude, Jubel

und Erleichterung standen ne-

ben Trauer, Niedergeschlagen-

heit und Verzweiflung. Der in

Brüssel lebende Léon Gronow-

ski, dessen tagebuchartige No-

tizen ausgestellt werden, konn-

te angesichts des Kriegsendes

keine Freude emp finden. Von

seiner Familie hatten nur er

und sein Sohn überlebt, seine

Frau und seine Tochter waren

in Auschwitz ermordet worden.

Sechs Jahre Krieg hinterließen Millionen von

Toten und ein bis dahin ungekanntes Ausmaß

an Zerstörung. Krieg, Besatzungsregime und

Massenverbrechen, Flucht, Vertreibungen und

Zwangsumsiedlungen prägten Länder und Men-

schen nachhaltig. Die Auswirkungen auf politi-

scher, gesellschaftlicher und individueller Ebene

sind noch immer präsent. Das Europa von heute

ist nicht zu verstehen ohne Kenntnis der Ereig-

nisse der Kriegszeit sowie jener Phase, die auf

das Ende von Krieg und nationalsozialistischem

Terror folgte.

Jewgeni Chaldej, Der Dichter Jewgeni Dolmatowski in Berlin, 2. Mai 1945. © Sammlung Ernst Volland und Heinz Krimmer, Stiftung Deutsches Historisches Museum

Jewgeni Dolmatowski (1915–94) war sowjetischer Dichter und Schrift-steller. Als Leutnant der Roten Armee protokollierte er im Gefechtsstand von General Tschuikow im Tempel-hofer Schulenburgring die Kapitu la-tionsverhandlungen am 1./2. Mai 1945. Nach der Unterzeichnung des Kapitulationsbefehls durch General Weidling am 2. Mai trug er am Brandenburger Tor Gedichte vor und berichtete von den Ereignissen der letzten Tage.

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Deutsches Historisches Museum | 70 Jahre Kriegsende

Kernfragen der Ausstellung lauten: Wie lie-

ßen NS-Regime, Besatzung und Kriegsgeschehen

die Länder zurück? In welchem Zustand befan-

den sich Gesellschaft und politisches System am

Ende des Krieges, welche Umwälzungen brachte

die Nachkriegszeit? Die jeweiligen Bemühungen,

den Weg vom Krieg in den Frieden zu finden, wa-

ren geprägt durch die Ereignisse der Kriegszeit.

Doch auch die historischen, gesellschaftlichen

und politischen Besonderheiten sowie außen-

politische Faktoren bestimmten die Nachkriegs-

jahre eines jeden Landes.

Die Ausstellung gewährt Einblicke in die je-

weiligen gesellschaftlichen und politischen Ent-

wicklungen und in das Alltagsleben der Men-

schen, die diese Umbruchszeit erlebten. Wie be-

wältigten sie diese Lebenssituation angesichts

der erlittenen Traumata, der Verluste und Zerstö-

rungen? Wie gingen sie mit den unmittelbaren

Folgen von Krieg, Besatzungszeit und Verbre-

chen um? Die einzelnen Länderkapitel werden

nebeneinander dargestellt, ohne dass die Aus-

stellung Erlebtes und Erlittenes gegeneinander

abzuwägen oder zu relativieren versucht. Aus-

gehend von 36 exemplarisch ausgewählten Bio-

grafien verdeutlicht sie die Vielschichtigkeit in-

dividuellen Erlebens.

Der Sieg der Alliierten bedeutete für die meis-

ten Menschen das Ende von Krieg und Angst.

Millionen von Kriegsgefangenen, Zwangsarbei-

tern und KZ-Häftlingen begrüßten die alliierten

Truppen als ihre Befreier. Viele Anhänger des Na-

tionalsozialismus in Deutschland oder in Öster-

reich empfanden das Kriegsende hingegen als

Niederlage oder persönliches Scheitern. Aus

Furcht vor der Ahndung von Verbrechen tauch-

ten viele Angehörige von NS-Organisationen

bei Kriegsende unter; manche nahmen sich das

Leben. Kollaborateure in den vormals besetzten

Ländern mussten mit ihrer Bestrafung rechnen.

Millionen Soldaten der Wehrmacht und der Ar-

meen von Deutschlands Verbündeten gerieten

in Kriegsgefangenschaft. Zudem prägten Flucht,

Vertreibung und Umsiedlung das Kriegsende und

die ersten Nachkriegsjahre. Millionen Menschen

– Deutsche, Polen oder Ukrainer – konnten nie

wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Auch die Erfahrungen der ersten Nachkriegs-

jahre waren unterschiedlich. Während Norwe-

gen oder Dänemark relativ schnell zu politischer

Stabilität und wirtschaftlichem Aufschwung zu-

rückfanden, litt die britische Bevölkerung noch

jahrelang unter Mangel und Not. In einigen Re-

gionen Polens, des Baltikums und der Ukraine

endeten die Kampfhandlungen nicht mit dem

8. Mai 1945. Infolge bürgerkriegsähnlicher Zu-

stände kamen hier noch bis in die 1950er-Jahre

hinein Zehntausende Menschen ums Leben.

Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist es,

die Vielschichtigkeit dieser historischen Etappe

und ihrer individuellen Wahrnehmung darzu-

stellen. Gezeigt werden rund 500 Exponate aus

den Beständen des Deutschen Historischen Mu-

seums und von 150 Leihgebern aus 14 Ländern.

Ein Veranstaltungsprogramm und pädagogische

Angebote begleiten die Ausstellung.

Maja Peers und Babette Quinkert

Maja Peers und Dr. Babette Quinkert sind Kuratorinnen der Ausstellung.

Boris Puschkin, »Displaced Persons« nach der Befreiung, Berlin, Mai 1945. © Stiftung Deutsches Historisches Museum.

Bei ihrem Vormarsch auf deutschem Boden befreiten die alliierten Streitkräfte acht bis zehn Millionen ausländische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Die meisten dieser als Displaced Persons (DPs) bezeichneten Menschen kehrten in ihre Herkunftsländer zurück. Jüdische DPs warteten jedoch manchmal jahrelang auf Ausreise-möglichkeiten nach Palästina, in die USA oder in andere Länder.

Notizen von Léon Gronowski zum Kriegsende in jiddischer Sprache. Belgien, 1944. Mechelen, Kazerne Dossin

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70 Jahre Kriegsende

Niemandszeit – Berlin 1945Eine Spurensuche

Im Morgengrauen des 16. April 1945 beginnt mit einem verheerenden Trommelfeuer bei den See-

lower Höhen am Oderbruch der Vorstoß der Roten Armee in Richtung Berlin. Über 900 000 russi-

sche Soldaten stehen einem Aufgebot von 90 000 deutschen Soldaten, »Volkssturm« und Hitler-

jugend gegenüber. Vier Tage wird diese größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden

dauern, dann ist die »Ostfront« Geschichte. Am 19. April 1945 durchbrechen die Truppen Marschall

Schukows die letzten Verteidigungslinien. In den Außenbezirken Berlins ist der Gefechtslärm zu hö-

ren, auch von der damals 21-jährigen Gisela Richter, die im Petrix-Batteriewerk in Oberschöneweide

arbeitet. Überdeutlich wird jetzt, was viele Berliner sich nicht eingestehen wollten: Der Krieg ist ver-

loren. Die »Frontverkürzungen« und »taktischen Absetzbewegungen« waren in Wahrheit Rückzüge

aufgrund militärischer Niederlagen, die Verheißungen über eine Kriegswende durch die »Wunder-

waffen« entbehrten ebenso jeglicher Grundlage, wie jene von der »Festung Europa« oder vom bal-

digen Auseinanderbrechen der Anti-Hitler-Koalition. Wer dennoch an den »Endsieg« glauben will,

findet selbst am 29. April 1945 noch die immer gleichen Goebbels’schen Durchhalteparolen – voraus-

gesetzt er hält sich im eingeschlossenen Berliner Regierungsvier-

tel auf: »Ent lastungsangriffe laufen« titelt die einzig verbliebene

NS-Zeitung »Der Panzerbär« in ihrer letzten Ausgabe – und: »Wo

der Führer ist, ist der Sieg!«

Seelower Höhen | 16. April 1945

»Die russische Armee bereitete jetzt ihre letzte große Offensive vor. Sie sammelte sich östlich von Berlin

bei den Seelower Höhen. Und dann kam der Tag, an dem wir vormittags in der Ferne dumpfes Grollen

hörten, das wir erst nicht zu deuten wussten. […] Am nächsten Tag war das Grollen lauter geworden

und wir konnten Gefechtslärm ausmachen. […] Und jetzt musste doch endlich etwas geschehen!

Wo war der Führer? Warum sagte er uns nicht, wie es weitergehen würde?

Und wo blieben die gepriesenen V­Waffen?« 1

Anmerkung1 Gisela Richter: Der Krieg kam nach Berlin. Lemo

(Lebendiges Museum Online), unter: www.dhm.de/lemo/zeitzeugen/gisela-richter-der-krieg-kam-nach-berlin (abgerufen am 20. Februar 2015).

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70 Jahre Kriegsende | Deutsches Historisches Museum

Nach russischer Militärtradition wurde der-

jenige Armeeführer Stadtkommandant, des-

sen Truppen als erste auf das Gebiet einer

Stadt vorgedrungen waren. Da die Verbände

Ni ko lai Bersarins am 21. April 1945 entlang der

Reichsstraße Nr. 1 – an der Wuhlebrücke nahe

dem Haus Landsberger Allee 563 – erstmals

Stadtgebiet erreichten, wurde Bersarin am

24. April 1945 zum Berliner Stadtkommandan-

ten ernannt. Bis zu seinem Unfalltod am

16. Juni 1945 wird Bersarin dieses Amt inne-

haben – wobei er sich große Verdienste in der

Organisation des Überlebens Berlins wäh-

rend dieser Zeit erwirbt.

Soldat der 5. Stoßarmee Bersarins war

auch der 21-jährige Offizier Wladimir Gelfand,

dessen Notizen vom 18. April 1945 das Zitat entstammt. In seinem Tagebuch vermerkt er die Strapa-

zen der weiten Tagesmärsche und harten Kämpfe ebenso wie die Herablassung, aber auch Angst, mit

der die Deutschen den Russen begegneten. Er beschreibt die Euphorie aufgrund des nahen Sieges

ebenso wie seine Abscheu vor den massenhaften Vergewaltigungen deutscher Frauen durch andere

Rotarmisten, deren Zeuge er durch Berichte wird. In Gelfands Marschgepäck befand sich seit dem

30. Januar 1945 eine kleine Goethe-Büste, die er während der Plünderung eines Hauses bei Kienitz an

der Oder rettete: »Niemand verbietet uns, den Deutschen das zu nehmen und zu zerstören, was sie zu­

vor bei uns geraubt haben. […] Gestern zum Beispiel hat Rybkin eine Büste von Schiller zerschlagen und

hätte wohl auch Goethe vernichtet, wenn ich ihn diesem Narren nicht aus den Händen gerissen, […]

hätte. Genies können nicht mit Barbaren gleichgesetzt werden, und ihr Andenken zu zerstören ist für

einen zivilisierten Menschen eine große Schande.«

Landsberger Allee 563 | 21. April 1945

»Nicht weit von hier wird gekämpft, doch die Vertreter der Armee, der Front und des Armeekorps

sind schon da, und es gibt sehr viele Wagen und Leute. Alle wollen schnell nach Berlin, und die Trosse

holen die Vorhut ein, der Nachschub schließt zu den Trossen auf. Jetzt ist es nicht mehr weit bis Berlin,

40 Kilometer vielleicht, wenn nicht sogar weniger.« 1

Anmerkung1 Wladimir Gelfand: Deutschland-Tagebuch 1945–1946.

Aufzeichnungen eines Rotarmisten. Aus dem Russischen von Anja Lutter und Hartmut Schöder. Ausgewählt und kommentiert von Elke Schersjanoi, Berlin 2005, S. 77 und S. 29.

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Deutsches Historisches Museum | 70 Jahre Kriegsende

Marie Jalowicz Simon, deren Erinnerungen

das Zitat entnommen ist, ist wie der spätere

Entertainer Hans Rosenthal oder der Schau-

spieler Michael Degen eine von über 1500

Jüdinnen und Juden gewesen, die in Berliner

Verstecken die Nazi-Herrschaft überlebten.

Ende Juni 1942 entging sie ihrer Depor tation

durch Flucht in die »Illega lität«. Sie fand bei

Helfern Unterschlupf, deren Motive nicht im-

mer selbstlos waren. Die Befreiung erlebte sie bei Emil und Johanna Koch in der Nitzwalder Straße 13.

Deren Haus befand sich in unmittelbarer Nähe des Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagers in

der Kaulsdorfer Straße 90. Dieses größte der Lager im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, das nach Kriegs-

ende zur Sammelstelle für »Displaced Persons« vor Rückkehr in ihre Heimatländer wurde, war eines

von über 1000 Zwangsarbeiter-, Kriegsgefangenenlagern und KZ-Außenstellen, die während des

»Dritten Reiches« im Rüstungszentrum Berlin errichtet worden waren. Die noch lebenden Gefange-

nen im Lager Kauls dorferstraße 90 hatten doppeltes »Glück«: Zum einen hatten sie die

Vernichtungsmaschinerie der Nazis bis Kriegsende überlebt. Zum anderen waren die Wachmann-

schaften, bevor sowjetische Soldaten und Panzer am 23. April 1945 das Lager erreichten, geflohen,

ohne dass sie die Insassen – wie bei zahllosen anderen Lagern – auf Todesmärsche getrieben hatten,

wilde Erschießungen oder andere Gewaltexzesse begangen hatten.

Kaulsdorferstraße 90 | 22. April 1945

»Es brach eine Art Niemandszeit an. Die Lager auf der großen Wiese begannen sich aufzulösen.

Die Wachmannschaften waren eines Tages einfach weg. Die Insassen hätten fliehen können, aber sie

wussten nicht, wohin. Und dann erzählte Emil, er habe auf einer Waldlichtung eine Panzerspur gesehen.

Ein Panzer musste vorgeprescht sein, obwohl die Sowjetarmee eigentlich noch nicht in diesen Berliner

Vororten angekommen war. […] Ich ging dorthin, fand diese Spur – und war sehr bewegt. Ganz ruhig

setzte ich mich auf den Waldboden und sagte mir: Dies ist ein Umschlagplatz. Es ist der Platz, an dem

Hoffnung in Zuversicht umschlägt.« 1

Anmerkung1 Marie Jalowicz Simon: Untergetaucht. Eine junge Frau

überlebt in Berlin, bearbeitet von Irene Stratenwerth und Hermann Simon, Frankfurt am Main 2014, S. 355.

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70 Jahre Kriegsende | Deutsches Historisches Museum

Der Geograf, Dichter und Widerstandskämp-

fer Albrecht Haushofer wird in der Nacht zum

23. April 1945 mit 15 weiteren Häftlingen des

Zellengefängnisses Lehrter Straße von einem

SS-Kommando durch Genickschuss hingerich-

tet. Als sein Bruder die Leiche fast drei Wo-

chen später Mitte Mai 1945 auf dem Gelände

des Universum Landes-Ausstellungs-Parks

(ULAP) findet, enthält Albrecht Haushofers

Manteltasche die »Moabiter Sonette« – fünf,

mit Gedichten engbedeckte DIN-A4-Seiten, die er während der Haft geschrieben hatte.

Schuttberge, Häuser, von denen bis auf die Grundmauern nichts übrig geblieben war, eingestürzte oder verwaiste

Gebäude: Berlin ist im Frühjahr 1945 das »größte zusammenhängende Ruinengebiet Europas«. Ein Drittel aller Wohnhäu-

ser im Innenstadtbereich wurde durch englische und amerikanische Luftangriffe zerstört, die schwersten forderten im

Februar und März 1945 Tausende Todesopfer. Auch das ULAP-Gelände war seit November 1943 ein verwaistes Trüm-

merfeld, das dem Mordkommando für die »stille« Beseitigung der Regimegegner geeignet schien. Nur wenige Jahre

zuvor war es ein wichtiger Ort der NS-Machtinszenierung gewesen: Am 20. Juni 1936 war hier die »Deutsche Luftfahrt-

Sammlung« eröffnet worden, die nach Weisung Hermann Görings fort laufend um Objekte ergänzt wurde. Unter den

»Glanzstücken« deutscher Luftfahrttechnik befand sich mit einer Heinkel He 111 auch jener deutsche

Standardbomber, mit dem Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung gegnerischer Städte erstmals

in großem Maßstab erfolgt waren, etwa am 26. April 1937 von Guernica, am 24. September 1939 von

Warschau, am 14. Mai 1940 von Rotterdam oder in der Nacht zum 15. November 1940 von Coventry.

ULAP-Gelände – Straße Alt-Moabit | 23. April 1945

»Untergang

Wie hört man leicht von fremden Untergängen, / wie trägt man schwer des eignen Volkes Fall!

Von fremden ist’s ein ferner Widerhall, / im eignen ist’s ein lautes Todesdrängen.

Ein Todesdrängen, aus dem Hass geboren, / in Rachetrotz und Übermut gezeugt –

nun wird vertilgt, gebrochen und gebeugt, / und auch das Beste geht im Sturz verloren.

Dass dieses Volk die Siege nicht ertrug – / die Mühlen Gottes haben schnell gemahlen.

Wie furchtbar muss es nun den Rausch bezahlen.

Es war so hart, als es die andern schlug, / so taub für seiner Opfer Todesklagen –

Wie mag es nun das Opfer­Sein ertragen …« 1

Anmerkung1 Albrecht Haushofer: Untergang. In: ders.: Moabiter

Sonette. Nach der Org.-Handschrift hrsg. v. Amelie von Graevenitz, Ebenhausen bei München 2009, S. 50.

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Deutsches Historisches Museum | 70 Jahre Kriegsende

Am 24. April 1945 wird ein etwa 50-jähriger

Mann mit rotem Kabeldraht erdrosselt und

an der Hauptstraße/Ecke Dominicusstraße

in Schöneberg an einer Laterne aufgeknüpft.

Laut Jacob Kronika, einem dänischen Zeitungs-

korrespondenten, der seine Erlebnisse wäh-

rend des »Untergang Berlins« niederschrieb,

handelt es sich um den »Obergefreiten Höhne«,

der seine Uniform abgelegt hatte – um nicht

weiter morden zu müssen, oder auch nur um

die letzten Kriegsstunden zu überstehen. Zur

»Abschreckung« und mit diffamierenden Parolen versehen werden am gleichen Tag Soldaten in der Friedrichstraße

sowie vor dem Haus Albrechtstraße 2 in Steglitz bestialisch ermordet. An der Ecke Uhlandstraße/Berliner Straße wird

ein Siebzehnjähriger, der von SS-Schergen in einem Luftschutzkeller aufgegriffen wurde, an einem Lampenmast er-

hängt und so tagelang zur Schau gestellt. Die Identität der Opfer, die Namen der Täter, der genaue Tathergang und

Zeitpunkt dieser Endphaseverbrechen waren oftmals schon für die Zeitgenossen kaum mehr zu rekonstruieren. Im

kollektiven Gedächtnis haben diese Taten dennoch tiefe Spuren hinterlassen. Wurden die Menschen doch hier mit

Terror akten der SS, von NS-Funktionsträgern aber auch der Wehrmacht konfrontiert, die sich gegen das eigene Volk

richteten. »Deutschland zwischen dem 20. Juli 1944 und Kriegsende – « berichtet der Schriftsteller Heinrich Böll, »das

war totaler Terror des Herrn Innenministers Himmler. Und im Radio das Goebbels­Geschrei. Ihr müsst

wissen, dass die amerikanische Armee auf dem europäischen Kriegsschauplatz einen Deserteur hingerich­

tet hat […]. Die Anzahl der hingerichteten deutschen Wehrmachtsangehörigen ist nicht genau bekannt;

sicher ist, dass es mehr als dreißigtausend waren.« 2

Hauptstraße/Ecke Dominicusstraße | 24. April 1945

»Wie man uns erzählt hat, strömen Flüchtlinge und Verwundete in Scharen aus Treptow, Steglitz

und Lichterfelde herein. Dieser Bericht stimmt. Wir stehen an der großen Schöneberger Verkehrsader,

der »Hauptstraße«, und beobachten die geschlagenen Kolonnen. […] [D]ort, wo der Verkehr am

stärksten brandet, hat man einen Mann an den Mast einer Omnibus­Haltestelle aufgeknüpft.

Ein Grauen schüttelt uns. Das wagen die Nazis der Bevölkerung Berlins zu bieten! Dabei sind es

vielleicht nur noch wenige Stunden bis zum definitiven Untergang! Was sagen die Vorübergehenden?

Nichts, gar nichts. Sie schämen sich. Sie richten verstohlene Blicke aus blassen, entsetzten Gesichtern

auf den gehenkten Landsmann und Volksgenossen.« 1

Anmerkungen1 Jacob Kronika: Der Untergang Berlins, Flensburg

und Hamburg 1946, S. 152.2 Heinrich Böll: Brief an meine Söhne oder: Vier Fahrräder.

In: Die Zeit, Nr. 12, 15. März 1985, S. 14.

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70 Jahre Kriegsende | Deutsches Historisches Museum

Kapitulieren ist ein riskantes Unterfangen. Der

Unterlegene hofft auf Verschonung, während

der Sieger Verrat befürchten muss. Es gibt daher

übernationale Zeichen, die die Beendigung ei-

nes Kampfes signalisieren: Sichtbares Ablegen

der Waffen, weiße Armbinden, erhobene Hände,

weiße Laken und Fahnen sind nur einige davon.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs wurde keinesfalls einheitlich erlebt: Es war eine Abfolge militärischer,

ziviler, lokaler, regionaler und nicht zuletzt individueller »friedlicher Übergaben«, deren Schlusspunkt

die Kapitulation am 8. Mai darstellte. In der Endphase des Krieges bedeuteten Kapitulationszeichen

zugleich eine auf- und augenfällige Distanzierung vom Nationalsozialismus und einer endsieg-

gläubigen »Volksgemeinschaft«, die darauf – sofern es in ihrer Macht stand – mit Gewaltexzessen

reagierte. Man werde jedes Haus, das eine weiße Fahne zeige als »Pestbazillus« betrachten, drohte

noch am 21. April 1945 Joseph Goebbels. Erst nach Hitlers Tod wagte es der deutsche Generalstab mit

dem Feind in Verbindung zu treten: Am 2. Mai 1945 befahl General Helmuth Weidling, im Haupt-

quartier General Wassili Tschuikows Schulenburgring 2, nahe des Flughafens Tempelhof, die Kampf-

handlungen in Berlin einzustellen. Am 7. Mai wurden schließlich in Reims, in der Nacht zum 9. Mai in

Berlin-Karlshorst die Urkunden für die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs ratifiziert.

Nicht nur für den Theaterkritiker Friedrich Luft, der am 28. April »sein« Kriegsende in Schöneberg

erlebte, sondern für alle Menschen in Europa war damit der Krieg »aus«.

Schulenburgring 2 | 2. Mai 1945

»Man hockte im Keller und wartete. Ein Geruch aus Rauch, Blut, Schweiß und Fusel gemischt lag über

allem. Einmal riefen sie uns heraus: in den Resten des Hauses gegenüber war ein groteskes Arsenal

an Hakenkreuzflaggen und Hitlerbildern entdeckt worden. […] Die Besitzer […] hatten schon vierzehn

Tage zuvor die Stadt in donnernden Limousinen westwärts verlassen. Wir steckten hastig die Fahnen

in Brand. Und die Bilder splitterten auf. […] Jetzt pfiffen Gewehrkugeln schon durch den Garten; […]

Als wir vorsichtig herausstiegen, regnete es sacht. Auf den Häusern jenseits des Nollendorfplatzes

sahen wir weiße Fahnen glänzen. […] Da stiegen schon zwei Russen über die gleiche niedrige Mauer,

über die so bedrohlich vor kurzem erst die SS­Männer gekommen waren. Wir hoben die Arme.

Wir zeigten auf unsere weißen Binden. Sie winkten ab, sie lächelten. Der Krieg war aus.« 1

Anmerkung1 Friedrich Luft: Berlin 45. In: Hans Rauschning (Hrsg.):

1945. Ein Jahr in Dichtung und Bericht, Frankfurt/M. 1965, S. 14.

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Deutsches Historisches Museum | 70 Jahre Kriegsende

Kurfürstendamm | 20. September 1945

»Wir schlafen in Bärchens alter Wohnung am Savignyplatz, in einem Zimmer, dessen Außenwand

fehlt. […] War abends noch auf dem Kurfürstendamm. Hübsche Mädchen mit Schleifen im Haar und

Umhänge taschen schlendern zwischen englischen, amerikanischen und französischen Soldaten einher.

Bei den deutschen jungen Männern fällt der betont zivile Haarschnitt auf. Hot Jazz klingt aus Lokalen,

in denen es nur Heißgetränke und nichts zu essen

gibt. Dabei ist der Kurfürstendamm nur eine

Kulisse. […] Wer hochschaut, sieht den Himmel

durch die Fensterhöhlen.« 1

Ende September 1945 kehrt die damals 34-jährige Ursula von Kardorff in ihre Heimatstadt Berlin

zurück von wo aus sie im Februar 1945 aufs Land ins schwäbische Dorf Jettingen geflüchtet war. Die

Journalistin war eine von über 1,2 Millionen Berlinerinnen und Berlinern, die während des Zweiten

Weltkrieges, vor allem in dessen Endphase, aus der Stadt geflohen oder evakuiert worden waren. Die-

sem Exodus waren andere, weit schmerzlichere, vorausgegangen: Annähernd 55 000 Berliner Juden

waren deportiert und ermordet worden, Berliner Schriftsteller, Künstler und Politiker waren seit 1933

ins Ausland vertrieben worden. Viele kehrten jetzt – ob für immer oder für kurze Zeit – zurück. So

auch der Regisseur Billy Wilder, der in der Augusthitze 1945, wenige Wochen nach Ankunft der ersten

West alliierten in Berlin, als US-Offizier in die Stadt kam. Auch er beschreibt Berlin als surreale Trüm-

merwelt, in der überall noch zerschossenes Kriegsgerät zu finden war. Er erinnert sich etwa an einen

Panzer, der auf dem Kurfürstendamm tief in den Asphalt eingesunken war und an Scharen zehn- bis

zwölfjähriger Kinder, die vor den Offizierscasinos Jagd nach Essbarem machten: »Die Kinder hatten

sich dann am schnellsten mit den Soldaten angefreundet und Schokolade und Kaugummi bekommen.« 2

Solche Begegnungen sind wie andere »Alltäglichkeiten« Zeichen einer allmählichen Rückkehr aus

dem Ausnahmezustand in eine sich in Ansätzen entwickelnde »Normalität«: Es gab jetzt keine Ver-

dunklung mehr, Jazz-Musik konnte gefahrlos dargeboten und gehört werden, Kurzhaarschnitt und

Hakenkreuzfahnen, SS-Uniformen oder Judensterne gehörten einer vergangenen Zeit an. Und die

erste Eheschließung nach Ende der Kampfhandlungen fand in Berlin schon am 8. Mai 1945 statt: Auf

dem Bezirksamt Charlottenburg hatte sich ein

Liebespaar das Ja-Wort gegeben, das nach den

»Nürnberger Gesetzen« niemals hätte zusam-

menkommen können.

Anmerkungen1 Ursula von Kardorff: Berliner Aufzeichnungen 1942–1945,

München 1981, S. 293 ff.2 Billy Wilder: Eine Nahaufnahme von Helmuth Karasek,

Hamburg 1992, S. 310.

Eckhard gruber

Der Autor ist Redakteur des MuseumsJournals.

Volker Kreidler

Der Fotograf Volker Kreidler hat sich immer wieder mit den Transformationen historischer Orte in Mittel- und Osteuropa seit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Seine großformatige Fotoserie »Schlachtfeldtopographien« wurde anlässlich der Ausstellung »Russen und Deutsche – 1000 Jahre Kunst, Kultur und Geschichte« (mj 4/2012) im Neuen Museum in Berlin ausgestellt.

Page 24: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

MUSEUMSJOURNAL 2/201522 |

70 Jahre Kriegsende

topographie de s te rrors

Deutschland 1945 – Die letzten KriegsmonateBis 25. Oktober 2015

»Wir kapitulieren nicht, niemals. Wir können unter­

gehen. Aber wir werden eine Welt mitnehmen.«

Dieses Zitat Adolf Hitlers aus dem Jahr 1945 steht

am Anfang der gegenwärtigen Sonderausstel-

lung der Stiftung Topographie des Terrors. Es

überschreibt die letzten Monate des Zweiten

Weltkrieges in Deutschland, die von Zerstörung,

Chaos, dem Zusammenbruch staatlicher Struk-

turen, vor allem aber von Terror geprägt waren.

Und es enthüllt schonungslos den Unwillen der

Regierung Hitler, den 1939 begonnenen Krieg zu

beenden, der nach dem Scheitern der Ardennen-

offensive Anfang 1945 definitiv nicht mehr zu ge-

winnen war.

Trotzdem ergriff die Regierung Hitler eine Rei-

he von Maßnahmen zur Fortsetzung des Krieges,

die sich letztendlich nahezu alle gegen die eige-

ne Bevölkerung richteten. Neue Propaganda-

kampagnen überschwemmten das Land, Kinder

und Greise wurden zum »Volkssturm« eingezo-

gen, Städte zu Festungen erklärt, die bis zum letz-

ten Mann gehalten werden sollten, und es wurde

eine Politik der »verbrannten Erde« befohlen, um

den gegnerischen Truppen keine Ressourcen zu

überlassen. Dass damit zugleich die Lebensgrund-

lagen der Deutschen zerstört wurden, nahm das

NS-Regime bewusst in Kauf. Mit diesen Maßnah-

men ging eine massive Verschärfung des Terrors

gegen die eigene Bevölkerung einher: Stand-

gerichte ahndeten auch kleinste Vergehen mit

der Todesstrafe. Tausende wurden umgebracht,

oft nur wenige Stunden vor dem Eintreffen der

gegnerischen Truppen.

Im württembergischen Dorf Brettheim er-

schienen am 7. April 1945 vier bewaffnete Hitler-

jungen, um den Ort gegen die nur wenige Kilo-

meter entfernten amerikanischen Truppen zu

verteidigen. Sie trafen auf den Bauer Friedrich

Hanselmann und den Gemeindediener Friedrich

Uhl. Um ihr Dorf vor sinnlosen Kämpfen zu be-

wahren, entwaffneten und vertrieben die bei-

den Männer die Hitlerjungen. Diese meldeten

den Vorfall sofort, und noch am selben Tag traf

SS-Sturmbannführer Friedrich Gottschalk in

Brettheim ein, »um die Sache zu klären«. Er ließ

Hanselmann festnehmen, den flüchtigen Uhl

zur Fahndung ausschreiben und setzte ein Stand-

gericht ein, dessen Leitung er selbst übernahm.

Hanselmann und Uhl wurden wegen »Wehrkraft-

zersetzung« zum Tode verurteilt. Als der Bürger-

meister von Brettheim und der örtliche NSDAP-

Ortsgruppenleiter sich weigerten das Urteil zu

unterschreiben, wurden sie ebenfalls zum Tode

verurteilt. Am 10. April wurden sie hingerichtet.

Mit Schildern um den Hals, die sie als Verräter

brandmarkten, wurden die Leichname tagelang

öffentlich zur Schau gestellt. Dann rückten Ange-

hörige der Wehrmacht und der SS in Brettheim

ein, erklärten das Dorf zu »einem Eckpfeiler der

deutschen Verteidigung« und leisteten den heran-

rückenden US-Truppen erbitterten Widerstand.

Als die Amerikaner Brettheim am 17. April ein-

nahmen, lag das Dorf in Schutt und Asche. Viele

Bewohner hatten ihr Leben verloren.

Noch mörderischer als gegen die eigene Be-

völkerung agierte das Regime gegen bereits zu-

Jewgeni Chaldej, Überleben in Trümmern, Berlin, Französische Straße, Mai 1945. © ullstein bild – Jewgeni Chaldej

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| 23MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Topographie des Terrors | 70 Jahre Kriegsende

vor verfolgte Gruppen wie politische Gegner,

Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häft-

linge. Möglichst viele von ihnen sollten noch vor

Kriegsende ermordet werden. Vernichtungs- und

Konzentrationslager wurden beim Herannahen

der gegnerischen Truppen aufgelöst, die Häftlin-

ge, soweit sie marschfähig waren, in sogenann-

ten Todesmärschen kreuz und quer durch das

Land getrieben. Wer nicht mehr weiter konnte,

wurde getötet. Nur wenige fanden Hilfe bei der

Bevölkerung wie beispielsweise Maria Blitz. Die

Jüdin musste nach der Auflösung des Konzentra-

tionslagers Stutthof Ende Januar 1945 mit mehr

als 11 000 weiteren Häftlingen zunächst Richtung

Königsberg und von dort an die Ostseeküste

laufen. Bei Palmnicken trieben die SS-Wachleute

die Häftlinge an die Küste und begannen sie

zu erschießen. Maria Blitz konnte entkommen.

Sie überlebte, weil sie von einer Familie aufge-

nommen, versteckt und mit falschen Papieren

versorgt worden war.

Ganz anders erging es dagegen mehr als 1000

Häftlingen der Konzentrationslager Mittelbau-

Dora und Neuengamme, die ebenfalls in einem

Todesmarsch durch das Land getrieben wurden.

Sie wurden am 13. April 1945 bei Gardelegen in

eine Feldscheune gesperrt, die von den SS-Wach-

mannschaften unter Mithilfe der örtlichen Feuer-

wehr und des örtlichen »Volkssturms« in Brand

gesteckt wurde.

Durch die Gegenüberstellung solch gegen-

sätzlicher Geschichten versucht die Ausstellung

ein differenziertes Bild dieser von unterschied-

lichen, oft unvereinbaren Bildern geprägten End-

phase des Krieges in Deutschland zu zeichnen.

Gezeigt werden Festungskommandanten, die

ihre Stadt bis zuletzt fanatisch verteidigten, und

andere, die ihre Stadt kampflos übergaben, Funk-

tionäre, die treu zum NS-Regime standen und

solche, die beim Herannahen des Feindes Befehle

verweigerten, untertauchten oder sich und ihre

Familien umbrachten, weil sie keine Zukunftsper-

spektiven sahen, Menschen, die ihr Überleben

der Hilfe anderer verdankten, und Menschen die

starben, weil ihnen Hilfe versagt geblieben war.

Darüber hinaus macht die Ausstellung deut-

lich, dass der Krieg in Europa nicht schlagartig

mit der Unterzeichnung der bedingungslosen

Kapitulation Deutschlands in der Nacht vom 8.

zum 9. Mai in Berlin-Karlshorst zu Ende war. In

Berlin endete der Krieg bereits am 2. Mai, wäh-

rend im Norden und Süden Deutschlands noch

gekämpft wurde. In Aachen, das bereits seit

Herbst 1944 unter amerikanischer Besatzung

stand, herrschte zu diesem Zeitpunkt so etwas

wie »Nachkriegsnormalität«. Der Wiederaufbau

der Stadt war im Gange, die Kinder besuchten

schon wieder die Schule.

Für den Marinesoldaten Alfred Gail war der

Krieg sogar erst am 10. Mai 1945 zu Ende. An

diesem Tag wurde der junge Mann hingerichtet,

nachdem ihn ein eigens eingesetztes Kriegsge-

richt noch am Vortag, dem Tag der Kapitulation

Deutschlands, zum Tode verurteilt hatte. Die

Urteilsbegründung ist hanebüchen: Alfred Gail,

der in Dänemark stationiert war, hatte seine

Einheit nach der Unterzeichnung der auch für

Dänemark gültigen Teilkapitulation für den nord-

deutschen Raum am 4. Mai verlassen, um sich

nach Hause durchzuschlagen. Dies wurde ihm als

»Fahnenflucht« ausgelegt. In einem Abschieds-

brief an seine Eltern schrieb der junge Mann:

»Wir werden nun die letzten Opfer dieses Krieges

sein, und auch umsonst …«.

Claudia Steur

Dr. Claudia Steur ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Topographie des Terrors und Kuratorin der Ausstellung.

Zur Ausstellung ist ein Begleitkatalog in deutscher und englischer Sprache erschienen.

Sowjetische Soldaten in Berlin, 2. Mai 1945. Im Hintergrund hängen weiße Bett-laken als Zeichen der Kapitulation aus den Fenstern. © ullstein bild

links: Maria Blitz, um 1942. Archiv Maria Blitz

rechts: Alfred Gail, 1944. Privatbesitz

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70 Jahre Kriegsende

dezentrale ausstellung im stadtraum

Mai ’45 – Frühling in Berlin21. April bis 26. Mai 2015

Berlin war im Frühjahr 1945 eine weitgehend

zerstörte Stadt. Krieg und NS-Herrschaft hatten

tiefe Spuren hinterlassen – nicht nur im Stadtbild,

sondern vor allem auch in der Gesellschaft. Die

Berliner lebten neben deutschen und kurz darauf

sowjetischen Soldaten, verschleppten Zwangs-

arbeitern, untergetauchten und aus den Konzen-

trationslagern befreiten Verfolgten des NS-Regi-

mes, aber auch Flüchtlingen. Für jeden bedeu-

tete das Kriegsende etwas anderes, und doch

blickten alle einer ungewissen Zukunft entgegen.

Wie diese Gesellschaft ihr Leben und Überleben

nach der deutschen Kapitulation organsierte und

neu ordnete, steht im Mittelpunkt des Projekts

»Mai ’45 – Frühling in Berlin«.

Kern dieser Kooperation der Kulturprojekte

Berlin GmbH, der Stiftung Denkmal für die er-

mordeten Juden Europas, des Deutsch-Russi-

schen Museums Karlshorst und des Berliner Un-

terwelten e. V. ist eine dezentrale Ausstellung im

Stadtraum. Die Rahmendaten werden sowohl

durch den Tag vor 70 Jahren markiert, an dem

sow jetische Soldaten erstmals die Berliner Stadt-

grenze überschritten, als auch durch das Datum

des Eintreffens der Amerikaner und Briten in

Berlin. An verschiedenen, hochfrequentierten

Orten der Stadt werden großformatige histori-

sche Fotos von eben diesen Orten im Frühling

1945 sowie Ausstellungsmodule (sogenannte

Bboxxen, begehbare runde Türme von rund drei

Metern Durchmesser) zu ausgewählten Themen

stehen. Der Fokus liegt dabei auf der Alltagsge-

schichte: Wie fand man Angehörige wieder? Wo

schlafen, wenn man kein Zuhause mehr hatte?

Was gab es auf dem Schwarzmarkt – und wer

traf sich dort? Warum ging ein Briefträger am 4.

Mai 1945 überhaupt noch zur Arbeit – und wer

zahlte Löhne und Gehälter? Warum spielten

Kunst und Kultur eine derart wichtige Rolle? Die-

se und andere Fragen weisen stets Bezüge zum

jeweiligen Standort auf und werden aus der Sicht

der Bevölkerungsgruppen beantwortet, die sich

im Frühling 1945 in Berlin befanden. Alle standen

vor ähnlichen Herausforderungen, doch mussten

sie mitunter ganz unterschiedliche Lösungen

Iwan Schagin, Verwundete Wehrmachtsoldaten auf dem Mittelstreifen der Straße Unter den Linden, Berlin, 3. Mai 1945. © Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Sammlung Iwan Schagin

Das eilig im Hotel Adlon eingerichtete Frontlazarett wurde am 3. Mai 1945 durch einen Brand zerstört, die Verletzten wurden auf den Mittelstreifen evakuiert. Verwundete und Kranken-schwestern warteten hier auf ihren Weitertransport in andere Lazarette.

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Dezentrale Ausstellung im Stadtraum | 70 Jahre Kriegsende

finden. Jeder der sechs Standorte (Pariser Platz,

Lustgarten, Joachimsthaler Platz, Alexanderplatz,

Potsdamer Platz und Wittenbergplatz) eröffnet

den Besuchern mithin einen thematisch anderen,

multiperspektivischen Zugang zum »Frühling in

Berlin«.

Die Konzentration auf Alltagsgeschichte er-

möglicht es, die Besucher dort abzuholen, wo sie

auf die Ausstellung treffen: in ihrem Alltag. Das

heißt nicht, dass die politische Geschichte aus-

geblendet wird. Im Gegenteil: Aufgrund des all-

tagsgeschichtlichen Ansatzes werden politische

Entscheidungen in ihrer direkten Wirkung auf

das Leben und die Lebensumstände der Berli-

ner Bevölkerung veranschaulicht. Sie evozieren

Fragen wie: Woran merkte man eigentlich, dass

der Krieg vorbei war? Wer kam in die Stadt und

wer verließ sie? Bedeutete Frieden automatisch

Sicherheit? Und nicht zuletzt stellte sich eine

gerade auch heute bedeutsame Frage: Wie fand

eine Gesellschaft zueinander? Wie konfigurierte

sie sich neu?

Ergänzt wird die Open-Air-Ausstellung durch

Führungen des Berliner Unterwelten e. V. entlang

von zwei im Wesentlichen oberirdischen Routen.

Ausgehend vom Brandenburger Tor am Pariser

Platz wird eine Tour nach Norden, zum ehema-

ligen Stettiner Bahnhof führen, von dem heute

nur noch die S-Bahn-Station Nordbahnhof erhal-

ten ist. Die andere Tour führt nach Süden zum

Anhalter Bahnhof, der im Krieg schwer beschä-

digt wurde, dessen erhaltene Portalruine jedoch

ein Überbleibsel des Abrisses im Jahr 1959 ist. Für

Schüler wird der Audiowalk »Ge(h)schichten un-

ter uns« auf drei Trümmerbergen mit Erinnerun-

gen von Zeitzeugen angeboten. Bei Hörspazier-

gängen im Volkspark Prenzlauer Berg

(Oderbruchkippe), auf dem Insulaner

in Schöneberg oder der Humboldt-

höhe im Wedding erleben die Jugend-

lichen ausgestattet mit einem mp3-

Player jeweils die Biografie eines Zeit-

zeugen, der zum Kriegsende in Berlin

gelebt hat. Die Jugendlichen erfahren vor Ort von

den Auswirkungen des Krieges und deren Ein-

fluss auf die Topografie und das Leben in der Stadt.

Vom 2. bis 8. Mai 2015 – historisch gesehen

also vom Tag der Kapitulation Berlins bis zur Ge-

samtkapitulation aller Wehrmachtsverbände –

findet eine Themenwoche zum 70. Jahrestag des

Kriegsendes statt. Den Auftakt bildet die Einwei-

hung des archäologischen Fensters zur Himmel-

fahrtkirche, denn hier am Humboldthain endete

am 2. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Berlin,

nachdem die Erklärung der Kapitulation bereits

Unbekannter Fotograf, Columbus-Haus am Potsdamer Platz, Berlin, vermutlich Anfang Mai 1945. © Zentrales Museum der Streitkräfte, Moskau

Die Kriegszerstörungen sind am Leipziger und Potsdamer Platz allgegenwärtig, zwei aus Möbel-wagen, Trümmerschutt und Brettern errichtete Panzer sperren zeugen von den Kampfhandlungen mitten in der Stadt. Einzig die Passanten und der Lieferwagen weisen darauf hin, dass Frieden herrscht.

Eva Kemlein, Straßenhandel nahe dem Alexanderplatz. © Stiftung Stadtmuseum

Lebensmittel – oder wie hier Gemüse-pflanzen – waren sehr begehrt, da die auf Bezugskarten zugeteilten Mengen kaum zum Überleben reichten.

in den Morgenstunden stattgefunden hatte. Des

Weiteren wird im Kulturraum Zwingli-Kirche in

der Rotherstraße 3 in Berlin-Friedrichshain eine

Filmreihe aufgelegt, in der an jedem Abend vom

2. bis 8. Mai ein Spiel- oder Dokumentarfilm zur

Aufführung gelangt. Neben bekannten Klassi-

kern wie »Deutschland im Jahre Null« von Rober-

to Rossellini oder »Ich war 19« von Konrad Wolf

werden Glanzstücke der Filmgeschichte aber

auch weitgehend unbekanntes Material gezeigt.

Darüber hinaus findet am 3. Mai am Pariser

Platz ein Lesemarathon statt, bei dem Texte wie

Tagebucheintragungen und Briefwechsel vorge-

stellt werden. In einer Art Chronologie entsteht

ein literarisches Panorama der Zeit vom 21. April

bis zum 8. Mai 1945, bei dem Überraschungs gäste

als Vorlesende auftreten werden.

All diese Elemente werden über das Internet-

Angebot www.berlin.de/mai45 abrufbar und ge-

gebenenfalls buchbar sein. Die Webseite infor-

miert tagesaktuell über das berlinweite Angebot.

Hier besteht zudem die Möglichkeit

für Veranstalter, selbst thematisch

passende Veranstaltungen einzustel-

len. Programmhefte und Routenpläne

runden das Angebot ab.

Bjoern Weigel

Der Autor ist wissenschaftlicher Koordinator des Projekts »Mai ’45 – Frühling in Berlin« und Kurator der Open-Air-Ausstellung.

Die Darstellung der dezentralen Ausstellung mit allen Fotos und Inhalten erscheint am 21. April als Katalog in deutscher und englischer Sprache.

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MUSEUMSJOURNAL 2/201526 |

70 Jahre Kriegsende

denkmal für d ie ermordeten ju den eu ropas

Keine »Stunde Null«Das Kriegsende im Spiegel des Videoarchivs »Sprechen trotz allem«

»Überleben bedeutet nicht nur physisches Über­

leben. Ich erinnere mich, als der Krieg vorüber war,

konnte man nicht von einem Extrem ins andere ge­

hen: Das Gefühl der puren Hoffnungslosigkeit, das

Leiden und die Diskriminierungen können nicht ein­

fach ausgelöscht werden, nur weil der Krieg plötz­

lich zu Ende war. […] Die meisten der Überlebenden

haben nicht darüber gesprochen, was mit ihnen

passiert ist. Ebenso wie ich. Man kann es nicht aus

seiner Erinnerung verdrängen, aber man kann ver­

suchen, es irgendwo tief in sich zu verschließen und

versuchen nicht mehr daran zu denken.« Sabina

Wolanski (1927–2011) war 17 Jahre alt, als Solda-

ten der Roten Armee im August 1944 ihre polni-

sche Heimatstadt Borysław einnahmen und sie

ihr Versteck verlassen konnte. Sie war Vollwaise.

Mutter, Vater und Bruder hatten die National-

sozialisten ermordet. Sabina gelangte in das nun

polnische Schlesien, da ihre Heimat der Sowjet-

union zugeschlagen wurde, kehrte dem kommu-

nistischen Polen aber 1948 den Rücken und ging

nach Paris. Wie Zehntausende andere jüdische

Überlebende wollte auch sie dem neu aufkom-

menden Antisemitismus entgehen. Mit ihrer

Tochter schwanger, schiffte sie sich mit ihrem

Mann 1950 nach Australien ein. Erst Jahrzehnte

später begann Sabina Wolanski darüber zu spre-

chen. Die beiden Zeitzeugeninterviews, die sie

gab, sind Teil des Videoarchivs »Sprechen trotz

allem«, das seinen Platz im »Ort der Information«

beim Berliner Holocaustdenkmal gefunden hat.

Die hier versammelten Zeugnisse erlauben –

wenn auch nur virtuell – persönliche Begegnun-

gen mit Überlebenden aus ganz unterschied-

lichen Verfolgtengruppen.

Ihre Erfahrungen sind verschieden. Eines aber

teilen sie: Ihre Geschichte ließ und lässt sie nicht

mehr los. Die Metapher von einer »Stunde Null«

trifft für sie nicht zu. Hinter diesem Schlagwort,

dessen Ursprung der Historiker Christoph Kleß-

mann bei Literaten der Nachkriegszeit veror-

tet, stand die Vorstellung eines politischen und

gesellschaftlichen Neubeginns. In diesem Sinn

schrieb die von Alfred Andersch herausgegebene

Zeitschrift »Der Ruf« 1946 über die Generation

junger Deutscher: »Sie braucht nicht umzubau­

en. Sie kann neu bauen.« Vielen Verfolgten müs-

sen solche Sätze, sofern sie sie wahrgenommen

haben, bitter erschienen sein. Zwar fingen auch

sie neu an, aber der Übergang war geprägt von

Krankheit, Einsamkeit, Selbstvorwürfen, Heimat-

verlust – oder anhaltender Ablehnung.

Der ostpreußische Sinto Reinhard Florian

(1923–2014) beschreibt, wie er sich bei seiner

Befreiung im Lager Ebensee fühlte; dorthin war

er über Auschwitz und Mauthausen verbracht

worden. »Ich war völlig fertig in jeder Hinsicht –

körperlich, seelisch, moralisch. […] Donnerwetter.

Jetzt hast du so lange überlebt und nun, wo der

Ami da ist, sollst du sterben? […] Irgendwann schaff­

te ich es schließlich doch, mich aufzuraffen, und

ganz, ganz langsam von meinem Bett runterzu­

klettern. Ich kam bis an die Ausgangstür. Dort ver­

ließen mich meine Kräfte und ich glitt zu Boden.«

Florian blieb vier weitere Wochen in Ebensee. Zu

Sabina van der Linden-Wolanski mit ihrem Zeitzeugenbericht im »Ort der Information« des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, 2010. Foto: Marko Priske

Page 29: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

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Denkmal für die ermordeten Juden Europas | 70 Jahre Kriegsende

Fuß machte er sich dann auf den Weg in seine

Heimat. Er kam nur bis Bayreuth. Dort traf er

einen ehemaligen Mithäftling. »Der fragte mich

›Wo willst du denn nun hin?‹ ›Ja natürlich nach

Ostpreußen, nach Hause will ich zurück‹. ›Bist du

noch normal? Da ist doch der Russe! Da kannst

du nicht hingehen.‹« Florian wohnte später in

Aschaffenburg. Krankheit und Trauma machten

es ihm jahrelang unmöglich, einer regelmäßigen

Arbeit nachzu gehen.

So wie Reinhard Florian ging es vielen. Hinzu

kam bei ihm und vielen anderen Verfolgten deut-

scher Herkunft die Konfrontation mit alten Vor-

urteilen, ja sogar neue juristische Verfolgungen.

So galt in der Bundesrepublik für schwule Män-

ner der Paragraph 175 in seiner 1935 verschärf-

ten Form bis 1969 fort. Nicht wenige kamen er-

neut in Haft. Unter weiterer Überwachung stand

auch Ilse Heinrich (geb. 1924), die die National-

sozialisten als »arbeitsscheu« brandmarkten und

1944 als »Asoziale« in das Lager Ravensbrück ver-

schleppten. Als sie nach ihrer Entlassung nach

Hause kam, lehnte ihre Stiefmutter die Aufnah-

me ab. Im September 1947 gebar sie eine Tochter.

Das Jugendamt erlaubte Ilse Heinrichs Vater, ihr

das Kind wegzunehmen. Er gab es zur Adoption

frei. Zu Beginn der 1950er-Jahre ging sie mit ihrer

zweiten Tochter nach Berlin und heiratete. Sie be-

kam zwei weitere Kinder. Von Anfang an pflegte

Ilse Heinrich einen offenen Umgang mit ihrer

Geschichte und begann früh, sich als Zeitzeugin

zu betätigen.

Ablehnung erfuhr auch der Wehrmachtsde-

serteur Ludwig Baumann (geb. 1921). Aus Wider-

stand gegen den deutschen Vernichtungskrieg

gegen die Sowjetunion beging er 1942 Fahnen-

flucht, wurde zum Tode verurteilt und saß mona-

telang in einer Todeszelle, ohne zu wissen, dass

er zwischenzeitlich begnadigt worden war. Sein

Vater hielt trotz Ablehnung des nationalsozia-

listischen Regimes Desertion für etwas Unent-

schuldbares. Diese Meinung war weit verbrei-

tet, und die Familie Baumann wurde aus diesem

Grund mehrfach belästigt. »Ich war dann wohl

so traumatisiert durch all dies Erlebte, dass ich

dem Alkohol verfallen bin. […] Wenn man trau­

matisiert ist, dann kann man auch die Ursachen

schlecht oder gar nicht erkennen«, berichtet Bau-

mann in seinem Interview. Erst als seine Frau bei

der Geburt des sechsten Kindes starb, hörte er

mit dem Trinken auf. In den 1980er-Jahren be-

gann Ludwig Baumann, sich gesellschaftlich zu

engagieren. 1990 wurde die Bundesvereinigung

Opfer der NS-Militärjustiz unter seinem Vorsitz

gegründet.

In unserer schnelllebigen Gegenwart ist auch

historisches Wissen rasch abrufbar, selbst ge-

schichtliche Großereignisse wie das Kriegsende

1945 werden gewissermaßen mundgerecht auf-

bereitet. Das empathische Zuhören gerät in Ge-

fahr, Beunruhigendes wird leicht verdrängt. Das

Videoarchiv »Sprechen trotz allem« gibt den un-

mittelbaren Zeugen eine Stimme und zeigt das

Leben mit der Erinnerung, mit allen Widersprü-

chen. In den Geschichten von Sabina Wolanski,

Reinhard Florian, Ilse Heinrich, Ludwig Baumann

und vielen anderen wird die Gegenwart der Ver-

gangenheit – auch jene des Jahres 1945 – neu er-

fahrbar.

Ulrich Baumann

Dr. Ulrich Baumann ist stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Weitere Informationen unter: www.sprechentrotzallem.de

Schüler im Videoarchiv »Sprechen trotz allem« im »Ort der Informa-tion« des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, 2014. Foto: Marko Priske

Reinhard Florian, Aschaffenburg, 2012. Foto: Reinhard Florian

Protestaktion von Ludwig Baumann am Volkstrauertag, Bremen, 1989. Foto: Ludwig Baumann

Page 30: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

MUSEUMSJOURNAL 2/201528 |

70 Jahre Kriegsende

PlatzwechselReligiöse Raumordnung der Alliierten in Berlin vor und nach 1945

»Die Kirche war ganz voll und Menschen mussten

auf den Seiten und auf den Altarstufen sitzen. Eine

britische Armeekapelle begleitete den Chor der

deutschen Sänger. Es gab überhaupt keinen Ge­

danken an non­fraternisation. Wir teilten uns die

Liedblätter, gemeinsam sangen wir die Lieder, hör­

ten auf dieselbe Predigt in englisch und deutsch.

Leuten in England wäre es befremdlich erschienen,

mitten in einer Reihe von hohlwangigen deutschen

Frauen und Mädchen einen unserer Tommies zu

sehen – aber eben dies war ein Strahl der Hoffnung

für uns, die wir dabei waren.« So beschrieb die

englische Quäkerin Helen Adamson die Raumord-

nung in dem ersten gemeinsamen Gottesdienst

von Besatzungstruppen und Deutschen am 26.

August 1945.

Und auch der Berliner Vertreter der russisch-

orthodoxen Kirche, Erzbischof Alexander, sah in

dem ersten großen ökumenischen Gottesdienst

am 28. Oktober 1945 in der Berliner Marienkirche

die Herausforderung zu einer gemeinsamen re li-

giösen Raumteilung. Er sagte, alle christlichen

Bekenntnisse müssten »sich gegen List, bösen

Willen und Hass zusammenschließen. Sie müssen

alles Trennende vergessen und nur an das denken,

was uns alle vereinigt. Es ist nur ein Heiland Jesus

Christus für alle Christen. Wir sind alle Kinder Got­

tes und Brüder Christi.«

Der französische Militärgeistliche George

Casalis erlebte gerade diese erste Nachkriegs-

phase als Chance für eine neue Raumordnung

der Völker und Christen: »Fünf Völker sind hier

ständig gegenwärtig und trotz allem, was sie von­

einander trennt, trotz allen Unklarheiten, Schwie­

rigkeiten und Härten der Besatzung, trotz aller

Verständigungsschwierigkeiten, den Konfrontatio­

Sektoren der Besatzungsmächte in Berlin, mit den Standorten der Kirchen und Kirchenräume vor und nach 1945. Grafik: Meyer

1 + 4vor 1945: Russisch-orthodoxe St.-Konstantin- und Helena-Friedhofs kirche, Wittestraße (Tegel) und russisch-orthodoxe Auf erstehungs-kathedrale am Hohenzollerndamm (Wilmers-dorf); nach 1945 zusätzlich: Bischofssitz mit Hauskapelle, Wildensteinstraße (Karlshorst).

2vor 1945: Anglican Church St. George, Monbijoupark (Mitte), im Krieg zerstört; nach 1945: Preußenallee (Charlottenburg).

3vor 1945: Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt (Mitte), im Krieg zerstört; nach 1945: St. Louis de France undSte Geneviève (beide im französischen Militärgebiet in Reinickendorf).

5vor 1945: American Church, Motzstraße (Schöneberg), im Krieg zerstört; nach 1945: American Chaplaincy, Hüttenweg (Zehlendorf)

Page 31: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

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Denkmal für die ermordeten Juden Europas | 70 Jahre Kriegsende

US-Army-Chapel am Hüttenweg in Zehlendorf. Foto: Mila Hacke

links: Portal der inzwischen entweihten katholischen Kirche Ste.-Geneviève in der Cité Foch, 2014. Foto: Gerdi Nützel

unten: Kapelle des Bischofssitzes der russisch-orthodoxen Kirche, Wildenstein-straße, Karlshorst, 2014. Foto: Gerdi Nützel

Jüdischer Gottesdienst im Gemeinderaum der US-Army-Chapel. Foto: Margrit Schmidt

Gesticktes Kniekissen einer in West-Berlin stationierten Einheit der Royal Army, anglikanische Kirche St. George, Preußenallee, Neu-Westend, 2015. Foto: Gerdi Nützel

Page 32: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

MUSEUMSJOURNAL 2/201530 |

70 Jahre Kriegsende | Denkmal für die ermordeten Juden Europas

nen und der durch vergangene oder aktuelle Ver­

fehlungen vergifteten Beziehungen sehen sie sich

an, versuchen sich zu verstehen und eine Botschaft

ihres Nachbarn zu erhalten, jeder auf seine Art.

In ökumenischer Hinsicht ist das eine sehr vielver­

sprechende Situation, wenn Christen darin überein­

stimmen, nicht mehr blind zu sein wie die politische

oder militärische Führung.« Seine Frau Dorothee

Thurneysen-Casalis begriff die Herausforderung

des Platzwechsels für die Besatzungsmächte so:

»Wir bemühten uns, die Frage ernst zu nehmen, die

unsere Anwesenheit in einem besetzten Land mit

sich brachte. Hier waren wir vom Status der Okku­

pierten zum Status der Okkupanten gewechselt und

das Bewusstsein von dieser veränderten Situation

verstärkte unsere Beziehungen.«

Ein Blick auf die religionsgeografische Karte

Berlins zeigt, dass das Kriegsende 1945 nicht

nur auf der religiös-ideellen und militärisch-po li-

tischen Ebene eine veränderte Raumordnung mit

sich brachte. Dies erstaunt zunächst, da die vier

Besatzungsmächte bereits vor 1945 jeweils über

Gotteshäuser in Berlin verfügten, in denen Got-

tesdienste in ihren Sprachen gefeiert wurden.

Das älteste davon war die 1705 eingeweihte Fran-

zösische Friedrichstadtkirche auf dem Gendar-

menmarkt. Eine anglikanische Kirche war 1885

auf dem kaiserlichen Gelände des Monbijou-

parks in der Mitte Berlins mit Spenden anlässlich

der Silberhochzeit der aus dem englischen Kö-

nigshaus stammenden Kronprinzessin Viktoria

errichtet worden. Die russisch-orthodoxe Kirche

besaß mehrere Gotteshäuser in Berlin. Die 1893

geweihte Friedhofskapelle in Tegel bot mit ihrer

für den Friedhof importierten russischen Erde To-

tenruhe in heimatlicher Erde und Gottesdienste

nach russisch-orthodoxem Ritus an. Die 1938 ein-

geweihte russisch-orthodoxe Kathedrale am Ho-

henzollerndamm dokumentierte in einem zwei-

sprachigen Dankfenster für Adolf Hitler die enge

Kooperation des NS-Staates mit dem dort tätigen

Bischof Tichon. Die American Church in Berlin

hatte 1902 nach langer Spendenkampagne und

mithilfe der politischen Führung der USA in der

Nähe des Nollendorfplatzes eine neugotische

Kirche mit großen Gemeinderäumen errichtet.

Keines dieser durchaus repräsentativen Berli-

ner Gotteshäuser wurde jedoch nach dem Ende

des Zweiten Weltkriegs von Militärangehöri-

gen zur international zugesicherten Ausübung

der Religion genutzt. Die anglikanische Kirche

St. George war durch alliierte Bombenangriffe

völlig zerstört worden. Außerdem lag sie in der

sowjetischen Besatzungszone im Osten Berlins.

Auch die Französische Friedrichstadtkirche war

nur noch Ruine, lag ebenfalls in Ost-Berlin und

entsprach als protestantisch-reformierte Kirche

nicht der Konfession der mehrheitlich katho-

lischen französischen Soldaten. Die American

Church lag zwar im Westteil Berlins, aber von

ihr standen nur noch die Straßenfront und ein

verschlossener Stahlsafe. Zudem befand sie

sich weit entfernt vom damaligen Zentrum des

US-amerikanischen Lebens in Zehlendorf. Die

russisch-orthodoxen Kirchen waren weniger be-

schädigt, befanden sich aber ebenfalls auf der

»falschen Seite«: in den West-Sektoren. Ohnehin

war den Angehörigen der Sowjetarmee der Kir-

chenbesuch bis ins Jahr 1987 offiziell verboten.

So zeigt der Blick auf die religionsgeografi-

sche Karte Berlins, dass es im Laufe der 49-jähri-

gen Besatzungszeit von 1945 bis zum Truppenab-

zug 1994 bei allen vier Alliierten zum Platzwech-

sel, zur Einrichtung von neuen Gotteshäusern in

ihren jeweils eigenen Besatzungssektoren kam.

Die Franzosen nutzten die von ihnen St. Louis

de France genannte Kirche auf ihrem als Haupt-

quartier genutzten Kasernengelände am Kurt-

Schumacher-Damm. Dort feierten sie bis zu

ihrem Abzug die französischen katholischen

Sonntagsmessen, auch nachdem 1979 die Holz-

kapelle in der Cité Foch durch eine moderne Be-

tonkirche ersetzt worden war. US-Ameri kaner

und Briten nutzten in der unmittelbaren Nach-

kriegszeit eine Fülle unterschiedlicher Orte für

ihre Gottesdienste und teilten auch Kirchen mit

deutschen evangelischen Gemeinden, wie ein-

gangs geschildert. Im Advent 1950 wurde die

»britische Kirche« St. George im Westend einge-

weiht, in der die vorderen Bankreihen für Solda-

ten und der hintere Bereich für Zivilisten reser-

viert waren. Noch heute zeugen Abzeichen aller

in West-Berlin stationierten Regimenter auf den

Bänken und bestickten Kniekissen von ihrer Zeit

als britische Militärkirche. Aus der Zeit vor dem

Zweiten Weltkrieg ist ihr das 1987 aufgefundene,

von Kronprinzessin Viktoria gestiftete »Kirchen-

silber« geblieben. Bis heute ist ungeklärt, ob in

der von 1945–50 durch die russische Armee re-

quirierten katholischen Kirche St. Marien in Ber-

lin-Karlshorst, in der alle für orthodoxe Gottes-

dienste überflüssigen Einrichtungen zerstört

worden waren, darunter Kirchenbänke und Or-

gelteile, russisch-orthodoxe Liturgien gefeiert

wurden. Nach der Rückgabe des Baus erhielt die

russisch-orthodoxe Kirche von der sowjetischen

Kommandantur 1951 ein Gebäude in der Wilden-

steinstraße 10 als Bischofssitz zur Verfügung

gestellt. Hier wurde eine bis heute bestehende

Hauskapelle eingerichtet.

In der American Chaplaincy am Hüttenweg

in Berlin-Zehlendorf wurde 1957 ein Raum ein-

gerichtet, der für katholische, evangelische und

jüdische Gottesdienste genutzt werden konnte.

Dies entsprach dem Grundprinzip der US-ameri-

kanischen Militärseelsorge, das allen Soldaten

freie Religionsausübung entsprechend ihrer

jeweiligen Glaubensrichtung zusichert. Durch

Vorhänge und ein Zugsystem lässt sich der Altar-

raum sich in wenigen Minuten transformieren:

mit Kreuz ohne Christuscorpus für protestanti-

sche Gottesdienste, mit einem Kruzifix für die

katholischen Messen sowie ohne all dies für

jüdische Gottesdienste.

Die Unterstützung der Zusammenarbeit der

Religionsgemeinschaften in Berlin durch die alli-

ierten Siegermächte war jedoch noch weitrei-

chender. So richtete der sowjetische Stadtkom-

mandant bereits 1945 beim Magistrat der Stadt

Berlin einen religiösen Beirat ein. Dieser führte

1947 zur Gründung der damals deutschlandweit

einmaligen »Arbeitsgemeinschaft Berliner Kir-

chen und Religionsgemeinschaften« (AKR), an

der sich Delegierte aus 30 verschiedenen Reli-

gionsgemeinschaften beteiligten. Die US-ame-

rikanische Besatzungsmacht sorgte in Berlin

wie auch in anderen deutschen Städten dafür,

dass am 24. November 1949 die »Gesellschaft für

christlich-jüdische Zusammenarbeit« gegründet

wurde. Sie ist bis heute aktiv.

Gerdi Nützel

Dr. Gerdi Nützel ist evangelische Theologin für inter nationale Studierende. Sie untersucht im Rahmen eines inter religiösen Forschungsprojektes an der Humboldt Universität zu Berlin die sukzessive religiöse Teilung des öffentlichen Raumes am Beispiel der Gotteshäuser verschiedener Religionen in Berlin und Brandenburg seit 1671.

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70 Jahre Kriegsende

bode-museum

Das verschwundene MuseumDie Berliner Skulpturen- und Gemäldesammlungen 70 Jahre nach Kriegsende

19. März bis 27. September 2015

Dem Andenken Michael Knuths

In den Regalen des Magazins der Gipsformerei

in Charlottenburg stehen Abgüsse von Skulptu-

ren aus verschiedenen Museen Europas. Viele

stammen von Werken, die sich früher im Kaiser-

Friedrich-Museum, dem heutigen Bode-Museum,

befanden, und die der Fachwelt und dem Publi-

kum weitgehend unbekannt sind; darunter sind

mehrere Arbeiten der größten Namen der Re-

naissance. Für die Berliner Skulpturensammlung

sind die Abgüsse noch in anderer Hinsicht be-

deutsam: Sie liefern ein vollständiges Bild von

Skulpturen, die seit Jahrzehnten in fragmentari-

schem Zustand im Depot lagern. So entstand

denn auch die Idee für die Ausstellung »Das

verschwundene Museum« während eines Rund-

ganges durch die Gipsformerei.

2015 jährt sich zum 70. Mal das Ende des Zwei-

ten Weltkrieges. Dieser Krieg, der von Deutsch-

land ausging, verwüstete große Teile Europas.

Während der Besetzung der Nachbarländer be-

gingen die deutschen Invasoren unter anderem

den größten Kunstraub, den es jemals in der Ge-

schichte Europas gegeben hat.

Die Erinnerung an den Mai 1945 ist aber auch

für die Staatlichen Museen zu Berlin mit dem

Verlust von Sammlungsbeständen verbunden. In

den Tagen um das Kriegsende zerstörten zwei

Brände im Flakbunker Friedrichshain zahlreiche

Kunstwerke, die dorthin zum Schutz ausgelagert

waren, darunter Spitzenwerke der Sammlungen.

Im weiteren Verlauf des Jahres 1945 gelangten

große Teile der Museumssammlungen unter die

Kontrolle der Alliierten. Der überwiegende Teil

dieser Bestände kehrte erst in den 1950er-Jahren

in die inzwischen geteilte Stadt Berlin zurück.

Hinzu kamen in den Nachkriegswirren Diebstähle

durch Privatpersonen, deren Umfang schwer ab-

zuschätzen ist.

Die Folgen des Krieges und der Nachkriegszeit

für die Sammlungen des Kaiser-Friedrich-Muse-

ums wirken bis heute nach. Die Gemäldegale-

rie verlor etwa 400 Bilder, und die Skulpturen-

sammlung etwa ein Drittel ihrer Bestände. Von

den Bildwerken, die zurückkehrten, waren viele

schwer beschädigt.

Die Ausstellung ist als eine mehrstimmige

Reflexion angelegt: Kuratoren, Restauratoren,

Archivare, Historiker, Künstler und Mitarbeiter

der Gipsformerei begleiten die Besucher über

einen Audioguide, der verschiedene Ansichten

und auch Widersprüche zu Wort kommen lässt.

Es wird deutlich, dass der Umgang mit diesem

Erbe für jede Generation ein anderer ist. In den

unterschiedlichen Herangehensweisen spiegeln

sich auch die jeweiligen Entscheidungen für eine

bestimmte Sichtweise auf die Vergangenheit

sowie der aktuelle politische Zeitgeist. Die Aus-

stellung umfasst sechs Kapitel.

Blick in die Modellhalle der Gipsformerei. Foto: Thomas Schelper

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MUSEUMSJOURNAL 2/201532 |

70 Jahre Kriegsende | Bode-Museum

I – Verlust und Rückgabe

Die Ursachen der verheerenden Brände im Flak-

bunker Friedrichshain im Mai 1945 wurden nie

aufgeklärt und sind zum Gegenstand von Legen-

denbildung geworden. Meisterwerke der Berliner

Gemäldegalerie, die von der US-Armee 1945 an

ihren Auslagerungsorten in Thüringen beschlag-

nahmt worden waren, gingen später auf Aus-

stellungstournee durch die Vereinigten Staaten.

Nach einer Zwischenstation in Hessen wurden

sie in den 1950er-Jahren zusammen mit anderen

Museumsbeständen an die neu etablierten Mu-

seen im Westen Berlins zurückgegeben. Parallel

kehrten von den rund 2,5 Millionen Sammlungs-

objekten, die 1945 bis 1947 von der Roten Armee

in die Sowjetunion verlagert worden waren, in

den Jahren 1955 und 1958 etwa 1,5 Millionen Ob-

jekte in die DDR zurück.

Das erste Kapitel der Ausstellung thematisiert

anhand von Archivdokumenten die Auslagerung

von Berliner Museumssammlungen während des

Zweiten Weltkriegs, die Umstände der Brände im

Flakbunker Friedrichshain, den Abtransport von

Sammlungsbeständen in die USA und in die da-

malige Sow jet union und deren umfangreiche

Rückgabe.

II – Erinnerung

Erst nach der deutschen Wiedervereinigung war

eine vollständige Bestandsaufnahme der Berliner

Sammlungen möglich. Dies führte unter ande-

rem zur Publikation der Verlustkataloge der Ge-

mäldegalerie (1995) und der Skulpturensamm-

lung (2006), in denen die verschollenen oder nur

fragmentarisch erhaltenen Kunstwerke erfasst

sind. Während die Abbildungen in diesen Katalo-

gen den immensen Umfang der Verluste offen-

baren, vermitteln sie jedoch wegen des kleinen

Formats der Schwarz-Weiß-Bilder nur wenig von

der physischen Präsenz der Kunstwerke. In die-

sem Raum wird anhand von Gipsabgüssen und

fotografischen Abzügen eine Reihe von verlore-

nen Meisterwerken in ihrer originalen Größe

sichtbar gemacht.

III – Dreidimensionales Gedächtnis

In der Zeit der Aufklärung entwickelte sich die

Vorliebe für Gipsabgüsse, durch die bewunder-

te Kunstwerke zumindest als Kopien physisch

greifbar werden. 1819 gründete König Friedrich-

Wilhelm III. die Gipsformerei, die seither in den

Museen Objekte abformt. Während die Kunst-

sammlungen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs

ausgelagert wurden, verblieben die Formen und

Modelle der Gipsformerei in deren Gebäude in

Charlottenburg. Wie durch ein Wunder überstan-

den diese Bestände den Krieg unversehrt. So wie

das Zentralarchiv das dokumentarisch-his to ri-

sche Gedächtnis der Berliner Museen darstellt,

ist die Gipsformerei ihr dreidimensionales Ge-

dächtnis.

IV – Restaurieren … wozu?

Im Gegensatz zu Gemälden und Skulpturen aus

Holz überdauerten manche Bildwerke aus anor-

ganischen Materialien die Brände im Mai 1945,

wenn auch stark beschädigt. Diese Sektion der

Ausstellung vermittelt einen Überblick über die

unterschiedlichen Schadensbilder von Stein- und

Terrakotta-Skulpturen sowie über die Restaurie-

rungsversuche, die seit den 1950er-Jahren un-

ternommen wurden. Bei einigen Werken, die

1958 in fragmentarischem Zustand zurückkehr-

ten, konnte man fehlende Teile ergänzen, da die

Abgüsse eine exakte Wiedergabe der ursprüng-

lichen Form zulassen. Allerdings ist dies erst

seit der deutschen Wiedervereinigung möglich,

da die besagten Kunstwerke zuvor im Bode-Mu-

seum im Ostteil der Stadt aufbewahrt wurden,

ihre Abgüsse jedoch in Charlottenburg jenseits

der Mauer lagerten.

Die Entscheidung, ein beschädigtes Kunst-

werk mithilfe eines Gipsabgusses zu ergänzen,

folgt dem Ziel, seinem Schöpfer, dessen Idee und

damit der ursprünglichen Erscheinung wieder

gerecht zu werden. Einem solchen Ansatz wider-

spricht jedoch die Charta von Venedig von 1964:

Dieser Richtlinie der Denkmalpflege zufolge ist

jeder veränderte Zustand eines Kunstwerkes

zu respektieren, die Beseitigung historischer

Spuren wird abgelehnt. Zwischen beiden Heran-

gehensweisen besteht ein Widerspruch, dem

sich diese Ausstellung stellen möchte. Was ist

bedeutender, was soll man zeigen: die ursprüng-

liche Idee oder die Geschichte eines Kunstwerks?

Anhand von Musterrestaurierungen der letzten

60 Jahre stellt die Ausstellung Ergebnisse vor, die

sich in diesem Spannungsfeld bewegen.

Rubenssaal im Kaiser-Friedrich-Museum (heutiger Raum 252 des Bode-Museums), 1926, mit Werken von Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck. Bis auf zwei Porträts von Van Dyck sind vermutlich alle hier zu sehenden Gemälde im Flakbunker Friedrichshain verbrannt. Foto: Zentralarchiv SMB

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Bode-Museum | 70 Jahre Kriegsende

V – Donatello

Nach Michelangelo gilt Donatello (ca. 1386–1466)

als der wichtigste Bildhauer der florentinischen

Renaissance. Obwohl der heutige Donatello-

Bestand im Bode-Museum immer noch zu den

reichsten weltweit gehört, war er vor dem Zwei-

ten Weltkrieg deutlich umfangreicher. Am Bei-

spiel dieses Künstlers lässt sich verdeutlichen,

welche Wirkungen der Verlust der Originale

einerseits und die Kriegsschäden andererseits

auf unsere Wahrnehmung eines Œuvres haben

können.

Zwei Skulpturen, die bis 1939 als Hauptwer-

ke Donatellos angesehen wurden, gerieten da-

nach in Vergessenheit und waren nur noch als

Schwarz-Weiß-Fotografien präsent. Es handelt

sich um die bronzene Figur Johannes des Täufers

und um ein marmornes Relief mit der Geißelung

Christi. Beide Skulpturen werden hier zum ersten

Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in dreidimensio-

naler Form anhand von Gipsabgüssen präsen-

tiert. Dokumente, die in den 1990er-Jahren veröf-

fentlicht wurden, belegen, dass diese Werke den

Krieg überlebt haben und sich heute vermutlich

in Russland befinden. Zwei weitere hier ausge-

stellte Werke sind Originale, die durch Feuer-

einwirkung stark verändert wurden.

VI – Neuanfänge

Die Mitte dieses Raumes wird durch die Über-

reste des Mannheimer Hochaltars des Rokoko-

Bildhauers Paul Egell dominiert, von dem die

Rückwand und zwei Büsten im Keller des Perga-

monmuseums den Krieg überdauert haben. Der

figürliche Schmuck war in den Flakbunker Fried-

richshain verbracht worden, um ihn vor Kriegs-

einwirkungen zu schützen; dort fiel er den Flam-

men zum Opfer. Dieses Schicksal wurde zum The-

ma für den zeitgenössischen britischen Künstler

Mark Alexander, dessen neunteiliges Werk »Red

Mannheim I« hier dem Rokoko-Altar zur Seite ge-

stellt wird. Die Neuerwerbung der kleinen Grup-

pe der Heiligen Familie, ebenfalls von Paul Egell,

veranschaulicht den Versuch des Museums, den

Verlust der Altarskulpturen zu kompensieren.

Der letzte Teil der Ausstellung widmet sich

dem seit Jahren bestehenden und stetig intensi-

vierten deutsch-russischen Dialog auf der Fach-

ebene. Abseits der politischen Fragestellungen

hat die Zusammenarbeit zwischen deutschen

und russischen Museen dazu beigetragen, ver-

schwunden geglaubte Werke wieder zum Gegen-

stand wissenschaftlicher Diskussion werden zu

lassen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu

machen.

Julien Chapuis

Dr. Julien Chapuis ist Leiter der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst SMB.

Die Ausstellung »Das verschwundene Museum« ist eine Kooperation der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst mit der Gemäldegalerie und mit dem Zentralarchiv und der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie entstand unter Mitwirkung des Deutsch-Russischen Museumsdialogs.

Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, ca. 1450. Marmor, Zustand nach der Rückführung aus der Sowjetunion 1958 und nach der Restaurierung 2012. Fotos: Jörg P. Anders (links) und Antje Voigt (rechts)

»Red Mannheim I« (2010) von Mark Alexander im Dialog mit der Quelle seiner Inspiration: dem im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten und nur als Fragment erhaltenen Mannheimer Hochaltar von Paul Egell (ca. 1740). Foto: Fabian Fröhlich

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70 Jahre Kriegsende | Bode-Museum

Kriegsende und NeubeginnEin Streifzug durch Orte und Dauerausstellungen

»Hier riecht’s nach Krieg«, fand die Mutter mei-

ner Freundin und verzog das Gesicht als sie das

Treppenhaus des instandbesetzten Hauses in

Kreuzberg hinaufstieg. Offensichtlich verband

sie mit dem Geruch von abgeschlagenem Putz

wenig angenehme Erinnerungen. Ganz anders

so mancher Mann, der nicht Soldat gewesen

war und sich schwärmend sofort an Nachkriegs-

jugend und die in Ruinen ausgelebte Freiheit

erinnert. Ob das Geschlecht beim Erinnern an

Kriege und ihre Folgen eine Rolle spielt?

Bis in die 1980er-Jahre waren die Folgen

des Krieges in Berlin allgegenwärtig: Die Mauer

durchzog als steingewordenes Fanal das Ter-

rain und teilte es in zwei Abschnitte. Warnschil-

der deuteten auf das Verlassen des jeweiligen

militärischen Besatzungssektors hin, viele Hin-

terhöfe in Wedding oder Moabit wiesen noch

Einschusslöcher in den Fassaden auf, die den

Odem des Endkampfs um Berlin und das »Dritte

Reich« verströmten. Im Osten lag das Neue

Museum – neben manch anderen ruinösen Zen-

trumsaltbauten – waidwund an seinem Platz.

Heute präsentiert es als Museum mit erweiter-

ter Mahnmalsfunktion neben seinen Sammlun-

gen die Folgen von Krieg und Zerstörung in aktu-

eller Form: musealisiert und ästhetisch anspre-

chend aufbereitet. Die geschlagenen Wunden

wurden fürsorglich konserviert, Fehlendes in

anderem Stil sichtbar ergänzt, die unterschied-

lichen Zeitschichten gut herausgearbeitet. Zuvor

waren in ähnlicher Manier Graffiti sowjetischer

Soldaten im Reichstagsgebäude hinter Wand-

verkleidungen hervorgeholt und inszenatorisch

mumifiziert worden. Trotz allem zeugen sie heu-

te vom Endpunkt allen militärischen Strebens der

Roten Armee, von der überschäumenden Freude

der beteiligten Soldaten: Der Krieg ist aus, der

übermächtige Feind besiegt, der Reichstag ge-

nommen. Freude, Übermut!

Weniger unmittelbar, aber ebenso zeitgebun-

den, vermittelt ein Diorama im Deutsch-Russi-

schen Museum Berlin-Karlshorst die Erstürmung

des Reichstages. Im Vordergrund Schutt und

Asche, dahinter Soldaten und rote Fahnen im

Pulverdampf vor der dräuenden Reichstagskulis-

se, Geschützdonnertonkonserve und Schummer-

licht inklusive. Aber das Deutsch-Russische Mu-

seum Karlshorst hat heute nichts mehr mit dem

»Museum der bedingungslosen Kapitulation des

faschistischen Deutschland im Großen Vaterlän-

dischen Krieg« gemein, als das es am 5. Novem-

ber 1967 anlässlich des 50. Jahrestages der Okto-

berrevolution im ehemaligen Offizierskasino der

Wehrmachtspionierschule in Karlhorst eröffnet

wurde. Nur das Diorama und der große Saal, in

dem am 8./ 9. Mai die Kapitulation unterzeich-

net und damit der Krieg beendet wurde, blieben

noch davon. Im Saal zeigt ein Video die Ankunft

der Vertreter des deutschen Oberkommandos

auf dem Flughafen Tempelhof, die Fahrt durchs

zerstörte Berlin hin zum Unterzeichnungsort, das

Warten und endlich die Unterzeichnung vor gro-

ßer Presse und das Siegesbankett. In drei Spra-

chen liegt die Kapitulationsurkunde aus, maß-

gebend seien die russische und die englische,

steht als letzter Punkt in der deutschen.

Doch vor dem großen Finale stand für Berlin

und andere Großstädte der Schrecken der

Bombennächte, der in den letzten Jahren häufig

thematisiert worden ist. Auf den knapp vier

Blick in den Saal, in dem die Kapitulation des Deutschen Reiches in der Nacht zum 9. Mai 1945 unterzeichnet wurde.Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst

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Bode-Museum | 70 Jahre Kriegsende

Quadratmetern Ausstellungsfläche zum Thema

Zweiter Weltkrieg des Mitte Museums findet sich

ein schlichter doppelt verglaster Holzrahmen, in

dem 14 eng beschriebene unscheinbare Zettel

eines Abreißblocks 395 durchlebte Bombarde-

ments auf die Reichshauptstadt akribisch fest-

halten. Eine eher buchhalterische Form, sich der

eigenen Existenz zu versichern, aber deswegen

nicht weniger beeindruckend. Den direkt dane-

ben platzierten Leiterwagen findet man als Sym-

bol für Flucht und Vertreibung auch in anderen

Museum: Die Dauerausstellung des Deutschen

Historischen Museums präsentiert ihn ebenso

wie das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf.

Hier wird er, beladen mit Matratze, Rucksack,

Topf und Eimer, als universales Transportmittel

der Zeit inszeniert, dort erweitert er die vielen

Informationen zu Flucht und Vertreibung, die

Berichte und Fotos um ein dreidimensionales

Objekt.

Selbstredend findet man das Kriegsende in

all seinen Facetten in der Dauerausstellung des

Deutschen Historischen Museums am umfang-

reichsten dargestellt: In einem ungelenken Ab-

schiedszettelchen berichtet ein junger Deser-

teur seiner Freundin von der bevorstehenden

Erschießung, beschreibt ein Tagebuch die Angst

im Keller und die zögerlichen Ausflüge in die

noch nicht befriedete Stadt, zeugen Do kumente

und Fotos von den Zusammenbruchs erschei -

nun gen des KZ-Systems, von Todesmärschen und

wilden Erschießungen, von der Befreiung der

Lager.

Ein Museum wie das Deutsche Historische

Museum kann die Zusammenhänge größer fas-

sen und darstellen als eine regionalgeschichtli-

che Einrichtung, aber in den kleineren Häusern

werden spezifische Aspekte angesprochen, die

im großen Überblick oftmals verloren gehen. So

finden sich in der Ausstellung in Marzahn-Hel-

lersdorf Ausschnitte eines Briefs des Schauspie-

lers und späteren Intendanten des Deutschen

Theaters, Georg von Wangenheim, vom 30. Au-

gust 1945 an seine Frau Inge. Darin lobt er die

Vorzüge des »4­zimmrigen Siedlungshäuschens

mit Garten« in Biesdorf und fordert die noch in

Moskau weilende Gattin auf, schnell nach Berlin

zu kommen, denn »wir haben noch nie so schön ge­

wohnt, so schöne Möbel, so sauber und lecker«. Auf

der Rückseite der Ausstellungsfahne im Museum

findet sich ein Brief der Hauseigentümerinnen, in

dem sie die Unfreundlichkeit beklagen, mit der

der neue Besitzer ihres Hauses sie aus dem von

ihnen bestellten Garten gejagt hatte und nun von

den Früchten ihrer Gartenarbeit lebe. 1946 erhal-

ten die Geschwister S. ihr Haus zurück, das, wie

33 andere Grundstücke enteignet und an Mitglie-

der und leitende Mitarbeiter des Berliner Magis-

trats sowie einige aus sowjetischer Emigration

zurückgekehrte Künstler vermietet worden war.

Im Stadtgeschichtlichen Museum in der Zita-

delle Spandau nimmt man sich unter anderem

der industriellen Vergangenheit des Bezirks an

und stellt Dokumente und Tagebuchauszüge des

niederländischen Zwangsarbeiters Jan Berndes

aus. Zu diesem Themenkomplex findet man auch

in anderen Sammlungen Informationen, über

1000 Zwangsarbeiterlager allein in der Reichs-

hauptstadt hinterlassen Spuren. Eine große Vitri-

ne behandelt ein originär Spandauer »Objekt«:

das Kriegsverbrechergefängnis in der Wilhelm-

straße. Hier saßen seit Ende 1946 die sieben

Hauptkriegsverbrecher ein, die beim Nürnber-

ger Kriegsverbrecherprozess nicht zum Tode

verurteilt worden waren. Vier unterschiedliche

Kopfbedeckungen stehen für die vier Alliierten

Mächte und einen Ort in West-Berlin, der neben

dem Alliierten Kontrollrat in Schöneberg der ein-

zige war, an dem die vier Siegermächte noch

regel mäßig zusammenkamen. Im Monatsturnus

wechselten die Bewachungstruppen. Nach dem

Tod von Rudolf Heß wurde das Gefängnis 1987

abgerissen. Zwei Jahre später fiel die Mauer und

1991 verließen die letzten alliierten Truppen Ber-

lin und Deutschland. Erst damit endete der

Zweite Weltkrieg wirklich. Das Ende von Kriegen

markiert dieses Datum nicht: Jugoslawien und

Tschetschenien, Irak und Afghanistan und nicht

zuletzt die Kämpfe in der Ukraine und in Syrien

hinterlassen an viele Orten weiterhin den Ge-

ruch des Krieges. Wir haben das Glück, Krieg im

Museum begegnen zu können, sorgen wir dafür,

dass es so bleibt!

Christoph Tempel

Der Autor ist Redakteur des MuseumsJournals.

Kopfbedeckungen der Alliierten vor einem Foto des Kriegsverbrechergefängnisses. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Kriegsende und Neuanfang im Mitte Museum.Alle Zeichnungen: Christine Kriegerowski

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MUSEUMSJOURNAL 2/201536 |

70 Jahre Kriegsende

deutsch- russ ische s museum be rl in- k a rlshorst

Der 9. MaiFormen des Gedenkens an das Kriegsende 1945

8. Mai bis 30. August 2015

In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 wurde in

Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitula-

tion der Wehrmacht unterzeichnet. In Moskau

war zu diesem Zeitpunkt bereits der nächste Tag

angebrochen, sodass in der Sowjetunion der 9.

Mai als »Tag des Sieges« gefeiert wurde. Die offi-

zielle Siegesparade fand am 24. Juni 1945 statt,

und in den darauffolgenden zwei Jahren war der

9. Mai ein Feiertag. Danach wurde in der Sowjet-

union mit diesem Datum unterschiedlich umge-

gangen: Bereits 1948 wurde der Tag wieder zum

Arbeitstag erklärt, während der Stalinära wurde

in der Öffentlichkeit kaum an den »Großen Vater-

ländischen Krieg« erinnert.

Erst Mitte der 1960er-Jahre wurde der 9. Mai

als staatlicher Feiertag wieder eingeführt und

der Krieg mit einer neuen politischen Gewich-

tung versehen, die ihn fast wichtiger als die Ok-

toberrevolution erscheinen ließ. Unter einem

Legitimierungsdruck stehend, versuchte die

Kommunistische Partei mithilfe des Krieges als

identitätsstiftendes Ereignis die Gesellschaft

zu vereinen. Stadträumlich und kulturell wurde

der Erinnerung an das siegreiche Ende des Zwei-

ten Weltkrieges eine zentrale Rolle zugewiesen.

Dieser Periode entstammen unzählige Obelis-

ken, ewige Flammen des Ruhmes, Denkmäler

und Museen sowie viele andere Gedenkformen

im öffentlichen Raum. Dazu ist auch das »Mu-

seum der bedingungslosen Kapitulation des fa-

schistischen Deutschland im Großen Vaterlän-

dischen Krieg 1941–1945« zu zählen. Es entstand

1967 am historischen Ort der Kapitulation, wo

sich seit 1995 das Deutsch-Russische Museum

Berlin-Karlshorst befindet.

Auch in der russischen Gesellschaft der Sow-

jet- und Nachsowjetära ist der Tag mit bestimm-

ten Ritualen fest verankert, etwa in dem Brauch,

dass Hochzeitspaare Blumen am Grab des un-

bekannten Soldaten niederlegen. Noch heute ge-

hört es zum Selbstverständnis russischer Schüler

am 9. Mai den Veteranen auf dem zentralen Platz

ihrer Stadt zu gratulieren und ihnen rote Nelken

zu überreichen. Als »Tag des Sieges« stellt der 9.

Ein Junge fotografiert bei den Blumen am Siegesdenkmal, Riga, Lettland, 9. Mai 2013. Foto: Olga Procevska

An der ältesten ewigen Flamme, Pervomaiski (Region Moskau), 9. Mai 2013. Foto: Anna Yudkina

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Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst | 70 Jahre Kriegsende

Mai bis heute einen der wichtigsten politischen

und kulturellen Bezugspunkte in der ehemaligen

Sowjetunion dar. In vielen russischen Städten

entstanden erst nach 1991 »Siegesparks« oder

Museen, die den Krieg thematisieren. Außerhalb

Russlands wandelte sich der Diskurs um diesen

Tag jedoch oftmals in das Gegenteil und führte zu

noch heute anhaltenden größeren und kleineren

Konflikten. So wurde in Vilnius in den 1990er-Jah-

ren das sowjetische Ehrenmal Antakalnis regel-

mäßig zum Ziel von Vandalismus. Ursprünglich

im Zentrum des Militärfriedhofs gelegen, wurde

es durch eine Umgestaltung der Anlage räumlich

wie symbolisch an den Rand gerückt. Heute steht

eine Pieta zum Gedenken an die Opfer des KGB

im Zentrum der Gedenkstätte.

2005 verhalf ein neues Phänomen dem 9. Mai

zu verstärkter Beachtung: Die Nachrichtenagen-

tur RIA Novosti lancierte eine Kampagne mit

kleinen orange-schwarz gestreiften »Georgs-

bändchen«. Mit diesem Symbol sollte man seine

Am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park, Berlin, 9. Mai 2010. Foto: Margot Blank

Verbundenheit mit den Veteranen sowie seine

Ehrerbietung und Dankbarkeit denen gegenüber,

die für den Sieg gekämpft hatten, öffentlich zur

Schau tragen. Inzwischen sieht man das Band

überall in Russland, das gesamte Jahr über.

Außerhalb der Russischen Föderation entfaltet

dieses Objekt jedoch auch starkes Konfliktpoten-

zial. Ganz aktuell wurde es im Ukraine-Konflikt

benutzt und spielt dort eine wirkmächtige Rolle:

Auf den Fotos von »pro-russischen Separatisten«

in der Ostukraine ist das

Georgsband fast immer

dabei, sichtbarer als die

Trikolore der Russischen

Föderation. Es dient dabei

nicht der Erinnerung an den

Sieg im Zweiten Weltkrieg, sondern wird instru-

mentalisiert im pro-russischen Kampf gegen die

»Faschisten in Kiew«, bzw. um die Verbundenheit

mit der russischen Regierung zu demonstrieren.

Die unterschiedlichen Formen des Geden-

kens geben Aufschluss über ihre spezifischen

politischen Funktionen, über Sichtbarkeit bzw.

Unsichtbarkeit bestimmter (Opfer-)Gruppen,

über Nutzungen städtischer Räume sowie über

die ihnen zugrunde liegenden Diskurse. Einer-

seits lässt sich von einer konservierten Erinne-

rung an den Sieg sprechen, die als Bindeglied zu

einer besseren und vor allem gemeinsamen sow-

jetischen Vergangenheit für bestimmte Gruppen

eine identitätsstiftende Rolle spielt; andererseits

bekommen diese tradierten Gedenkpraktiken

auch neue Bedeutungen.

Die Ausstellung, die ab dem 8. Mai 2015 im

Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst

zu sehen ist, bietet einen Überblick über diesen

zentralen wie auch kontroversen Feiertag. Sie

präsentiert Fotografien, Texte und Interviewaus-

schnitte und bietet Einblicke in unterschiedliche

Formen der Erinnerung in Russland, im östlichen

Europa, im Kaukasus, aber auch in Berlin. Die

Ausstellung ist Teil des Forschungsprojektes

»Sieg, Befreiung, Besatzung: Kriegsdenkmäler

und Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag des Kriegs-

endes im postsozialistischen Europa«, einer

Kooperation des Einstein Forums, des Deutsch-

Russischen Museums Berlin-Karlshorst und der

Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropa-

studien. Im Blickpunkt der Untersuchung stehen

die Aktivitäten und Dynamiken, die sich um den

9. Mai an den Denkmälern, Ehrenfriedhöfen und

Siegesparks entwickelten, sowie diese Orte

selbst.

Cordula Gdaniec

Dr. Cordula Gdaniec ist Projektkoordinatorin am Einstein Forum und Kuratorin der Ausstellung.

Auf dem Ehrenfriedhof Antakalnis, Vilnius, Litauen, 9. Mai 2013. Foto: Ekaterina Makhotina

Page 40: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem
Page 41: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Aus den Sammlungen

Page 42: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

MUSEUMSJOURNAL 2/201540 |

Aus den Sammlungen

bauhaus-archiv / museum für ge staltung

Sammlung Bauhaus Berlin – neu präsentiertSeit 28. Februar 2015

Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung

verfügt über eine einzigartige Sammlung an Ob-

jekten, Dokumenten und Kunstwerken aus dem

unmittelbaren Kontext des Bauhauses. Mit die-

sen originalen Werken kann das gesamte Spek-

trum der in der Zeit zwischen 1919 und 1933 an

dieser Schule unterrichteten Fächer, der in den

Werkstätten entstandenen Objekte sowie der

Entwicklung des Bauhauses in seiner Bedingt-

heit und Programmatik, in seiner Wirkung und

Rezeption abgebildet werden. Darüber hinaus

sammelt das Bauhaus-Archiv Artefakte und Do-

kumente von Institutionen und Personen, die

sich auf vielfältige Weise auf das Bauhaus be-

ziehen und daher auch über die Zeit seines Be-

stehens hinausreichen.

Als das Bauhaus-Archiv 1960 von dem Kunst-

historiker Hans Maria Wingler in Darmstadt

ins Leben gerufen wurde, legte Walter Gropius,

der Gründungsdirektor des Bauhauses, mit der

Schenkung seines persönlichen Archivs den

Grundstein für die Sammlung. Dank zahlreicher

weiterer Zuwendungen und Ankäufe stellt die

Sammlung heute ein bedeutendes kulturelles

Vermächtnis des 20. Jahrhunderts dar. Am Bau-

haus waren herausragende und wegweisende

Künstler der Avantgarde versammelt, unter ih-

nen Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Mo-

holy-Nagy, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger,

Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer und

Hannes Meyer. Zahlreiche der an der Schule

entworfenen Objekte avancierten zu Ikonen der

Moderne.

Bauhaus-Archiv/ Museum für Gestaltung, Neupräsentation der Sammlung. Foto: Matthias Noell

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Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung | Aus den Sammlungen

| 41MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Obwohl das Bauhaus in den 14 Jahren seines

Bestehens unter der wechselnden Leitung von

drei Direktoren stand sowie unter dem Druck

der reaktionären Politik dreimal schließen und

seinen Standort wechseln musste, entwickelte

es eine bis heute ungebrochene Strahlkraft. Das

Bauhaus – längst als »Marke« etabliert – diente

zuweilen sogar als Metapher für die Moderne

schlechthin. Das über die Jahrzehnte verfestigte

Bild vom Bauhaus war nicht immer frei von Miss-

verständnissen und erwies sich häufig als allzu

einseitig, insbesondere wenn es mehr als Stil

denn als Schule betrachtet wurde. Auch diese

Aspekte fließen in die Erbmasse des Bauhauses

ein und sind bei der Vermittlung zu berücksich-

tigen. Es ist eben jener Anspruch an die Neu-

präsentation der Sammlung, die Vielschichtig-

keit des Bauhauses sowie deren Rezeption wis-

senschaftlich korrekt darzustellen und zugleich

der medial gesteuerten Erwartungshaltung der

Besucher entgegenzukommen. Er diente als kon-

zeptioneller Leitfaden für das strukturelle Gerüst

der Ausstellung.

Die Komplexität des Themas Bauhaus er-

schließt sich dem Besucher bereits beim Eintritt

in die Ausstellungshalle, die von einer rund 30

Meter langen, grau abgesetzten Wand dominiert

wird. Die über die Grenzen einer typologischen

oder auf die Werkstätten bezogenen Gliederung

hinweg gewählte chronologische Anordnung re-

präsentativer Werke erlaubt es, Aussagen über

die experimentellen Gestaltungsideen des Bau-

hauses in ihren jeweiligen zeitlichen Zusammen-

hängen zu machen. Unter den Ausstellungs-

objekten befinden sich Unikate, wie etwa der

so genannte Afrikanische Stuhl, der um 1921 in

Zusammenarbeit von Marcel Breuer und Gunta

Stölzl entstand, sowie später in Serie gegangene

Möbel wie der 1925 wiederum von Marcel Breuer

entworfene Stahlrohr-Armlehnsessel, der seit

den 1960er-Jahren als »Wassily« bezeichnet wird

und vielfach reproduziert wurde. Das Nebenein-

ander der unterschiedlichen Objekte und Kunst-

werke zeigt parallele wie auch gegenläufige

Entwicklungen am Bauhaus und macht auf span-

nungsvolle, gattungsübergreifende Wechsel-

bezüge aufmerksam. Der weltweit beachtete und

einflussreiche Unterricht, insbesondere der Vor-

kurs, wird in einer eigenen Sektion anhand aus-

gewählter Werkgruppen vermittelt. Die unter-

schiedlichen Vermittlungsstrate gien von am

Bauhaus entwickelten Ideen und Produkten so-

wie die Kontinuität von Rezeptionsmechanismen

bilden den roten Faden der ein zelnen Sektionen

in den Seitenhallen. Indem bei der Inszenierung

der Exponate bewusst auf Vorbilder, etwa der

wegweisenden Pariser Werkbund-Ausstellung

von 1930, zurückgegriffen wird, stellt sich die neu

präsentierte Sammlung Bauhaus mit kritischer

Distanz in die lange Tradition der Diskussion über

das Medium Ausstellung – und schreibt auf diese

Weise interpretierend die Geschichte fort.

Wie die Ideen des Bauhauses von den emi-

grierten Bauhaus-Angehörigen in den Nachfolge-

institutionen oder in ihrer privaten kreativen Ar-

beit weiterverfolgt wurden, demonstrieren die

Kapitel »Exil« und »Neue Welt – Neues Bauhaus«.

Temporäre Wechsel in diesen, den Hauptraum

rahmenden und die jeweiligen Themen vertie-

fenden Bereichen sind geplant. Das Museum ist

ein Ort, an dem die Objekte ihrer Nutzung ent-

hoben und entsprechend eines Bildungs- und

Vermittlungsauftrags neu arrangiert werden. In

der Überblendung von authentischen Werken

einerseits und deren Inszenierung im musealen

Kontext andererseits gewinnen die Objekte an

zusätzlichen Bedeutungsebenen.

Das Konzept einer von zahlreichen inhaltli-

chen wie formalen Querbezügen durchzogenen

Ausstellungsorganisation wurde in Zusammen-

arbeit mit den Architekten Clemens Tissi und

Philipp Baumhauer gestalterisch umgesetzt. Die

Dimension der durch eine lange Wand miteinan-

der verbundenen quer und längs gerichteten

Ausstellungshallen ist auf den ersten Blick er-

kennbar und lenkt den Blick auch auf die Tat-

sache, dass die großformatige Durchfensterung

des Gebäudes aus konservatorischen und aus-

stellungstechnischen Gründen verstellt werden

muss.

Die von Walter Gropius geschaffene Archi-

tektur des Bauhaus-Archivs, bei der die räumliche

Komposition der Hallen mit ihren Rampen auf

Abwechslung, freie Blick- und Wegeachsen ange-

legt ist, eignet sich trotz dieser notwen digen Ein-

griffe in besonderer Weise für die Auffassung

eines Museums als Vorstellungsraum, als Ort

für freie Imaginationen und Assoziationen. Die

Neupräsentation greift diesen grundlegenden

Gedanken von Gropius wieder auf und möchte

mithilfe der neuen Ausstellungsarchitektur die

räumliche Distanz, die zeitliche Dimension sowie

die inhaltlichen Bezüge der Arbeiten aus Kunst

und Design, aber auch die wechselvolle Ge-

schichte des Bauhauses und der Bauhäusler

nachvollziehbar machen.

Sibylle Hoiman

Dr. Sibylle Hoiman ist Kuratorin am Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung und hat die Neupräsentation der Sammlung betreut.

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MUSEUMSJOURNAL 2/201542 |

Aus den Sammlungen

k äthe- kollwitz-museum be rl in

Käthe Kollwitz schon 70 Jahre tot?Die neue Dauerausstellung des Museums

Seit 21. November 2014

Am 22. April 1945 starb Käthe Kollwitz 77-jährig

in Moritzburg, entkräftet und seit zwei Jahren auf

der Flucht vor dem Krieg. Die Trauergemeinde

auf dem Friedhof war klein, fast unbemerkt hatte

die bekannte Künstlerin ein knappes Jahr in zwei

Zimmern des Rüdenhofes gelebt. Der ortsan-

sässige Tischler stellte den letzten, für ihn selbst

reservierten Sarg zur Verfügung. Zweieinhalb

Wochen nach der Beerdigung war der Krieg zu

Ende. Erst Monate später stand ein erster Nach-

ruf in der Zeitung, die Überführung des Leich-

nams nach Berlin erfolgte gar erst zwei Jahre

darauf. Auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde

in Berlin-Lichtenberg ruht Käthe Kollwitz nun

neben ihrem bereits 1940 verstorbenen Mann

Karl, der 49 Jahre lang ein angesehener Arzt im

Prenzlauer Berg gewesen war.

70 Jahre liegt der Todestag der Künstlerin zu-

rück, ein besonderer Gedenktag für das Käthe-

Kollwitz-Museum Berlin. Am Abend des 22. April

2015 wird das Museum mit einer Veranstaltung

an seine Namenspatronin erinnern. Die Künst-

lerin Andrea Conrad hat sich drei Jahre lang mit

einer Gruppe von Schülern auf die Suche nach

Spuren von Käthe Kollwitz in Berlin, Wünsdorf,

Moritzburg, Kaliningrad und Vladslo begeben.

Sie erhofften sich Antworten auf die großen

Fragen der Künstlerin, in deren Leben der tod-

bringende Krieg wie ein sperriger Block stand.

Das multimediale Werk wird anlässlich ihres

70. Todestages seine Uraufführung erleben.

Der 1924 von Käthe Kollwitz in ihr Tagebuch

notierte Satz »Ich will wirken in dieser Zeit« wurde

oft zitiert, seltener findet dessen zweite Hälfte

Aufmerksamkeit: »in der die Menschen so ratlos

und hilfsbedürftig sind […].« Diese Ratlosigkeit

und Hilfsbedürftigkeit spannt sich bis in unsere

Jetztzeit. Käthe Kollwitz’ herausragende Fähig-

keit Gefühle auszudrücken und den Schmerz zu

differenzieren, berührt die Menschen bis heute.

Die Ehrlichkeit dieser Frau ist der Quell ihrer

Klarheit im Ausdruck, auch im schriftlichen ihrer

Tage bücher und Briefe.

Die neuen Räume im Erdgeschoss mit der historischen Einführung und der Statuette des Museumsgründers Hans Pels-Leusden, eine Schenkung an das Museum 2014. Foto: Kienzle/Oberhammer

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Käthe-Kollwitz-Museum Berlin | Aus den Sammlungen

| 43MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Es ist eine ganz besondere Verantwortung,

dieser Künstlerin mit einer neuen Dauerausstel-

lung gerecht zu werden. Hier seien einige Ge-

danken zur Konzeption vorgestellt.

Häufig zeigen sich Besucher über den Stand-

ort des Museums in der Fasanenstraße 24 unweit

des Kurfürstendamms verwundert, also gehört

die Geschichte der Museumsgründung an den

Anfang der Dauerausstellung: Wie die in den

1980er-Jahren geplante sechsspurige Verkehrs-

trasse dank einer Bürgerinitiative verhindert

wurde und der bekannte Galerist und Künstler

Hans Pels-Leusden mit seiner Kollwitz-Samm-

lung den Impuls für das Museum an diesem

Standort gab. 1986 – im Vorjahr der 750-Jahr- Feier

Berlins konnte Eberhard Diepgen, damals Regie-

render Bürgermeister, heute Vorsitzender des

Trägervereins, das Museum der Öffentlichkeit

übergeben.

Die Situation Berlins um 1891, als sich Käthe

Kollwitz 24-jährig mit ihrem frisch angetrauten

Ehemann am heutigen Kollwitz-Platz im Prenz-

lauer Berg niederließ, ist heute nicht mehr als all-

gemein bekannt vorauszusetzen: Millionen von

Menschen zog es um die Jahrhundertwende vom

Land in das Industriezentrum Berlin. Wohnungs-

not und soziales Elend der entstehenden Arbei-

terklasse waren die Folge. Die zwei Weltkriege

verschärften die Lage. Diesen Themen sowie

der Herkunft von Käthe Kollwitz und ihrem Netz-

werk aus Familie, Freunden und Förderern ist

die neue Einführung im Erdgeschoss gewidmet.

Wer aber ist Käthe Kollwitz? Es scheint, dass

man sie im ehemaligen Ost-Berlin in erster Linie

als eine politische Künstlerin sah, im früheren

West-Berlin eher als die mütterliche Kollwitz.

Doch gibt es nur eine Käthe Kollwitz und die

kennen wir immer noch zu wenig: ihr Leben und

ihre Suche nach Antworten, die Auseinanderset-

zung mit dem Tod ihres Sohnes und die Schuld,

die sie daran empfand; ihre Auseinandersetzung

mit Krieg und den Folgen, Gewalt und sozialer

Erniedrigung.

Am Ende der Präsentation ihres grafischen

Werkes stoßen die Besucher auf ihre letzte Litho-

grafie »Saatfrüchte sollen nicht vermahlen wer-

den« aus den Jahren 1941/42. Mit kräftigen Ar-

men hält eine ganz wache Mutter mit hochge-

recktem Kopf ihre Kinder davor zurück, in den

Krieg zu ziehen. Das Thema hatte Käthe Kollwitz

in ihrem Holzschnitt-Zyklus »Krieg« entwickelt

und auch in ihrer Plastik »Turm der Mütter« ver-

arbeitet. Sie formuliert hier die zutiefst pazifis-

tische Lehre, die sie aus dem Tod ihres Sohnes,

den sie nicht zurückhalten konnte, zog. 1944

formulierte sie diese Haltung in einem Brief an

ihre Schwiegertochter noch klarer: »jeder Krieg

[hat] seinen Antwortkrieg schon in der Tasche […]«.

Ihren Lebensweg und ihren künstlerischen

Weg nachzuempfinden, ist die Intention der Aus-

stellung. Die chronologische und lockere Hän-

gung der Werke soll die Besucher in diesem

Nachempfinden unterstützen. Sie wird ergänzt

durch Selbstporträts aus den jeweiligen Schaf-

fensphasen. Eine Audioführung versucht anhand

von Zitaten aus ihren Tagebüchern und Briefen

so authentisch wie möglich in ihr Werk und ihr

Das Dachgeschoss des Museums mit der Neupräsentation der plastischen Werke von Käthe Kollwitz. Foto: Kienzle/Oberhammer

Leben einzuführen. In der ersten und zweiten

Etage sind etwa 70 ihrer grafischen Werke (Radie-

rungen, Holzschnitte, Lithografien, Litho-Steine,

Zeichnungen sowie zeitgenössische Faksimiles

ihrer Zeichnungen) zu sehen, in Teilen der zwei-

ten Etage sowie im Kuppelsaal unter dem Dach

wird ihr plastisches Werk annähernd vollständig

präsentiert.

Bei Käthe Kollwitz finden die Besucher nicht

nur bekanntes Leid, sondern auch Trost und Kraft.

Ihr Werk ist aktueller denn je. Diesen Ansatz will

das Museum ab Sommer 2015 in seinen Sonder-

ausstellungen hervorheben: In den »Dialog mit

Käthe Kollwitz« werden Zeitgenossen der Koll-

witz ebenso wie aktuelle zeitgenössische Künst-

ler treten. Hochaktuell empfinden auch die Be-

sucher aus aller Welt das Werk der Künstlerin.

Ungewöhnlich intensiv gibt das Gästebuch dar-

über Auskunft, täglich kommen neue Einträge

hinzu: »Das Museum präsentiert Käthe Kollwitz

und ihr Werk in beeindruckender Weise – und im­

mer noch aktuellen Themen« (aus Heidelberg). »Es

ist unglaublich wie unmittelbar ihr Werk berührt. Es

ist sehr beeindruckend und zum Nachdenken, dan­

ke Käthe Kollwitz« (aus Hannover). »The human

cost – a challenging exhibition« (aus Irland). »You

don’t get happy visiting this museum, but it teaches

and shows the pain of war«. »›Nie wieder Krieg‹ –

Grundtenor des Gesamtwerkes. – Wie leichtfertig

die gegenwärtige Diskussion […] angesichts der

Ukraine­Krise!«

Iris Berndt

Dr. Iris Berndt ist Direktorin des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin.

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MUSEUMSJOURNAL 2/201544 |

Aus den Sammlungen

berl in ische ga ler ie

Späte RückkehrEine Schenkung von Werken des Künstlers Benno Berneis

Benno Berneis (1883–1916), Weggefährte von

Henri Matisse und Max Beckmann, ist den meis-

ten Kunstinteressierten heute unbekannt. Der

Maler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Berlin

zu seiner künstlerischen Wirkungsstätte gewählt

hatte, stellte dort mit den bedeutendsten Künst-

lern des Impressionismus und Expressionismus

aus. Er galt der Kunstkritik seiner Zeit als hoff-

nungsvolles Talent und begann in Berlin, den

ihm eigenen monumentalen und expressiven

künstlerischen Stil zu entwickeln.

Benno Berneis wurde 1883 als Sohn eines er-

folgreichen jüdischen Unternehmers in Fürth ge-

boren. In München studierte er ab 1902 für drei

Jahre an der neugegründeten Malschule des im-

pressionistischen Künstlers Moritz Heymann.

Mit dem Umzug nach Berlin im Jahr 1905 fand er

Anschluss an die Berliner Secession, stellte mit

der Künstlervereinigung aus und stand hier in

engem Austausch mit Lovis Corinth und Max

Slevogt. Der Kunstkritiker Paul Westheim be-

schreibt in einem Nachruf den stilistischen Wer-

degang von Berneis in dessen Anfangsjahren in

Berlin: »Seine Entwicklung vollzieht sich im Bann­

kreis der älteren Berliner Sezession, der Kunst von

Liebermann, Slevogt, Corinth, Gaul. Dieser Impres­

sionismus wird für sein Arbeiten der Ausgangs­

punkt, wie man in ihm bei der Suche nach einem

Nachwuchs eine Hoffnung sah. Es gelingt ihm recht

schnell […] sich zu einer Handschrift von eigenen

Zügen durchzusetzen.«1 Berneis’ Werke umfassen

Porträts und mythologische Szenen. Weitere

Themen, die ihn immer wieder beschäftigten,

sind die Welt des Theaters sowie Pferderennen.

Durch seine Frau Gertrud Eysoldt (1870–1955),

eine bekannte Schauspielerin und Regisseurin,

pflegte er enge Kontakte zur Berliner Theater-

szene und porträtierte ihre Protagonisten. Auf

der Rennbahn ging er seiner Leidenschaft für

Pferde nach und studierte die Anatomie und

die Bewegungen der Tiere.

Im Jahr 1913 vollendete Berneis das groß-

formatige mythologische Gemälde »Reiter am

Meer«. Bereits im Jahr der Entstehung konnte

er das Werk auf der 26. Ausstellung der Berliner

Secession im Ausstellungshaus am Kurfürsten-

damm 208/209 zeigen. Die monumentale Dar-

stellung von Pferd und Reiter ist von großer Dy-

namik und Dramatik, die Figuren scheinen das

Bildformat zu sprengen. Das Gemälde wurde

im repräsentativen Mittelsaal zwischen Lovis

Corinths »Teppichhändler« und Max Beckmanns

»Untergang der Titanic« präsentiert. In der da-

maligen Kunstkritik wurden Berneis und Beck-

mann häufig in einem Zug genannt, da die Wer-

ke der beiden fast gleichaltrigen Künstler von

einem ausdrucksstarken, figurativen Stil geprägt

sind. Bereits 1909 hatte Berneis gemeinsam mit

Henri Matisse bei Paul Cassirer ausgestellt, wo-

Benno Berneis, Selbstbildnis, 1909. Öl auf Leinwand, 54,5 × 45 cm. Berlinische Galerie. Foto: Franz Kimmel

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Berlinische Galerie | Aus den Sammlungen

| 45MUSEUMSJOURNAL 2/2015

von Fritz Stahl im Berliner Tageblatt berichte-

te: »Neben Matisse stellt der junge Berliner Maler

Benno Berneis aus. Er ist ohne Zweifel ein ursprüng­

liches und starkes Talent.« 2 Doch die Meinungen

zu Werken des Künstlers gingen auseinander.

Max Beckmann, der zur selben Zeit wie Berneis

in Berlin lebte, charakterisierte nach dem Besuch

der genannten Ausstellung die Werke in seinem

Tagebuch als »leider nur talentvolle Unpersönlich­

keiten«. Und weiter heißt es: »Gewollte Corinths

und gerade etwas schlechtere Slevogts. Einige ganz

gute Portraits die Slevogt kaum besser macht. Lei­

der kommt B. nur zu spät.« 3 Berneis wurde also

nicht nur von der Kunstkritik wahrgenommen,

sondern auch unter Künstlerkollegen diskutiert.

Im Jahr 1914 wurde Berneis zusammen mit Ernst

Barlach, Max Beckmann, August Gaul, Max Lie-

bermann, Max Slevogt und anderen zum ersten

Vorstand der neu gegründeten Freien Secession

gewählt. Damit hatte er sich einen festen Platz

in der Berliner Kunstszene erarbeitet. Weitere

Ausstellungen mit dem Deutschen Künstlerbund

und der Freien Secession folgten. Der Galerist

Paul Cassirer richtete ihm 1914 erneut eine große

Ausstellung in seinem Kunstsalon aus, in der sei-

ne Werke neben denen des 1903 verstorbenen

Camille Pissarro zu sehen waren.

Der Erste Weltkrieg setzte der vielverspre-

chenden Karriere von Benno Berneis ein jähes

Ende. 1916 wurde er als Flieger bei einem Luft-

kampf abgeschossen. Nach diesem viel zu frühen

Tod geriet sein Werk bald in Vergessenheit. Eine

Gedächtnisausstellung bei Paul Cassirer im Jahr

1917 stellte den letzten Höhepunkt von Berneis

künstlerischer Karriere dar. In den darauffolgen-

den Jahren bewahrte seine jüngere Schwester

Frida Langer seine Werke in ihrem Haus in Gien-

gen an der Brenz auf. Nach der Machtübernahme

der Nationalsozialisten wurde sie als Jüdin diffa-

miert und verfolgt. Trotz eines Einreisevisums

nach Japan scheiterte der Versuch einer Ausrei-

se zu ihrem Sohn. Als Frida Langer 1942 die De-

portation drohte, nahm sie sich in ihrem Haus

das Leben. Freunde versuchten vor der öffent-

lichen Versteigerung ihres Besitzes möglichst

viel davon für die drei Kinder von Frida Langer

zu  sichern. Die Gemälde von Benno Berneis wa-

ren bereits vor 1933 bei Langers Freund Albert

Schrem eingelagert worden. Schrems Familie

setzt sich aktuell dafür ein, die Werke über Aus-

stellungen erneut einer breiteren Öffentlich-

keit bekannt zu machen und in eine öffentliche

Sammlung zu geben, wo sie bewahrt, erforscht

und ausgestellt werden.

Zur Schenkung von Werken Benno Berneis,

die Ende 2014 an die Berlinische Galerie ging,

gehören Gemälde, Zeichnungen und Archivma-

terial aus der Zeit vom Anfang des 20. Jahrhun-

derts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Dazu

zählt auch eine Büste von Benno Berneis. Sie ist

von der Hand des Berli-

ner Bildhauers August

Gaul, der eher für seine

Darstellung von Tieren

bekannt ist. Der Porträt-

kopf war ursprünglich als

Studie für eine Merkur-

figur gedacht. Mit dieser Schenkung und der Aus-

stellung in der Berlinischen Galerie im Rahmen

der Neupräsentation der Sammlung »Kunst in

Berlin 1880 bis 1980« sind die Arbeiten von Bern-

eis nun erstmals seit knapp einhundert Jahren

wieder in Berlin zu sehen. Dem Künstler ist in der

Neupräsentation der Sammlung ein eigener

Raum gewidmet. Das Werkkonvolut zu Benno

Berneis ergänzt in besonderer Weise den Samm-

lungsbereich »Kunst um 1900« der Berlinischen

Galerie, der neben Werken aus dem Umfeld der

Berliner Secession auch Werke des Expressionis-

mus umfasst. Leben und Werk des Künstlers, über

den bis heute relativ wenig bekannt ist, können

nun wieder im Kontext der Kunst der Zeit wahr-

genommen werden.

Barbara Werr

Die Autorin ist wissenschaftliche Volontärin im Bereich Sammlungen der Berlinischen Galerie.

Anmerkungen1 Paul Westheim: Der Maler Benno Berneis.

Ein Gedenkwort, in: Frankfurter Zeitung, 12. August 1916, Nr. 222, Abendblatt.

2 Fritz Stahl: Aus den Berliner Kunstsalons, in: Berliner Tageblatt, 14. Januar 1909, 38. Jg., Nr. 24.

3 Max Beckmann: »Donnerstag d. 7.1.09« in: Max Beckmann: Die Realität der Träume in den Bildern. Aus Tagebüchern, Briefen, Gesprächen 1903–1950, Leipzig 1987, S. 27.

Benno Berneis, Reiter am Meer, 1913. Öl auf Leinwand, 188,5 × 200 cm. Berlinische Galerie. Foto: Kai-Annett Becker

Frida Langer mit der Porträtbüste Benno Berneis von August Gaul, um 1930. Berlinische Galerie. Foto: Franz Kimmel

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Ausstellungen

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MUSEUMSJOURNAL 2/201548 |

die Sammler für die ethnografischen Ge-

genstände in der Währung der australi-

schen Kolonialherren. Die Bewohner des

unteren und mittleren Sepik hatten sehr

schnell das Interesse der Europäer an

ihren  Schnitzwerken bemerkt, sodass

sie schon kurz nach den ersten Kontakten

den Sammlern ihre Gegenstände anboten.

Einige Dinge hielten sie aber auch zurück,

etwa Schmuck aus Schneckenschalen,

sakrale Musikinstrumente oder andere

mehr verborgene Objekte.

Die Ausstellung »Tanz der Ahnen« soll

den Reichtum, die Vielfalt und die Gemein-

samkeiten der Kulturen am Sepik zeigen.

Die Ausstellungsbesucher werden auf ei-

nem idealtypischen Weg vom Fluss zu den

Wohnhäusern eines Dorfes, der Lebens-

welt von Frauen, Kindern und noch nicht

initiierten Männern und den dort versam-

melten Gegenständen geführt. Danach

öffnet sich der Rundgang zum nachgestell-

ten Tanzplatz und den ihn beherrschenden

Bau des Männerhauses, weiter in sein In-

neres und zu den dort aufbewahrten sak-

ralen Objekten. Masken und Musikinstrumente

für die Initiationsfeiern leiten hinüber in die Welt

der initiierten Männer, die in früheren Zeiten erst

als Krieger ihren Platz in der Gesellschaft fanden.

Die in der Ausstellung gezeigten Gegenstände

stammen überwiegend aus der ersten Hälfte des

20. Jahrhunderts. Objekte wie Kanus, Paddel oder

Bambusflöten sind jedoch auch heute noch in

den Dörfern am Sepik vor zufinden. Zur Ausrüs-

tung eines Wohnhauses am mittleren Sepik ge-

Die Ausstellung »Tanz der Ahnen« im

Martin-Gropius-Bau präsentiert über 200

Kunstwerke, die im Gebiet des Sepik-Stro-

mes in Papua-Neuguinea entstanden sind.

Der Sepik, von deutschen Forschern in der

Kolonialzeit 1886 erstmals erkundet, hat

die nachfolgenden Reisenden auf unter-

schiedlichste Weise fasziniert. Sie kamen

als Goldsucher, als Krokodil- und Paradies-

vogeljäger, als Verkünder von christlichen

Lehren und als Kolonialherren. Die Dörfer

am Sepik und ihre Bewohner begeisterten

bald auch europä ische Kunstsammler. Die-

se befuhren vor allem in der ersten Hälfte

des 20. Jahrhunderts den Fluss und ent-

deckten eine Fülle von Gegenständen, die

das einheimische Kunstschaffen hervorge-

bracht hatte. Die ersten Sammlungen sol-

cher Objekte wurden nach wissenschaftli-

chen Expeditionen zur geografischen und

wirtschaftlichen Erschließung des Gebie-

tes und später auch nach Reisen, die von

Museen in Hamburg, Berlin oder Chicago

ausgerichtet worden waren, angelegt. Sie

machten das Sepik-Gebiet in der Kunst-

welt bekannt.

Nach dem Ersten Weltkrieg führten berühm-

te Ethnologen wie Gregory Bateson und Mar-

garet Mead hier ihre bahnbrechenden Feldfor-

schungen durch und sammelten gleichzeitig Ex-

ponate für ihre Institutionen in New York und

Cambridge. Nach dem Zweiten Weltkrieg wur-

de das Sepik-Gebiet erneut ein zentraler Ort

ethnologischer Forschungen und Sammlungs-

reisen, vor allem von Museen und Universitäten

Ausstellungen

mart in- gropius- bau

Tanz der AhnenKunst vom Sepik in Papua-Neuguinea

18. März bis 14. Juni 2015

in der Schweiz und in Frankreich. Zu Beginn des

20. Jahrhunderts wurden die Ethnografika im

Tausch gegen Baumwollstoffe oder Eisenwerk-

zeuge erworben. Letztere waren damals für

die Indigenen unbekannt und daher besonders

wertvoll. Nach dem Ersten Weltkrieg zahlten

Maske, unterer Sepik, Papua-Neuguinea,vor 1920. Holz, Rotan, Pigmente, 44 × 22 cm. Museum der Kulturen Basel, Einlieferer Arthur Speyer. Foto: Claude Germain

Page 51: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Martin-Gropius-Bau | Ausstellungen

| 49MUSEUMSJOURNAL 2/2015

hören nach wie vor die eingehandelten tönernen

Herdschalen und weitere Gegenstände, die ins-

besondere der Aufbewahrung von Nahrung die-

nen. Berühmt sind die u. a. dafür genutzten präch-

tigen Aufhängehaken, die oft auch Ahnen dar-

stellen. Am Beginn des Rundgangs werden zwei

große Boote gezeigt: Der Rumpf eines seetüch-

tigen Auslegerbootes und ein langer Einbaum.

Beide sind Zeugnisse der ausgedehnten Handels-

tätigkeiten der Bewohner des Sepik-Gebiets.

Nicht nur das Wissen über verborgene Gegen-

stände, sondern mündliche Überlieferungen und

die Deutungen der Welt der Ahnen waren der

Schatz einzelner Männer einer Gemeinschaft.

Zentral waren und sind in diesem Zusammen-

hang die gewaltigen Männerhäuser, die zu den

architektonischen Meisterleistungen der Südsee

zählen. Mittelpunkt der Ausstellung sind daher

große Pfosten von Männerhäusern, aber auch

Schlitztrommeln, deren Schall weit über die Dör-

fer hinaus zu hören war. Wenn heute die Männer-

häuser auch viel von ihrer ursprünglichen Aus-

stattung verloren haben, so üben sie weiterhin

eine Faszination aus, die wir von europäischen

Sakralbauten kennen: Sie sind geheimnisvoll, oft

dunkel, nur mit Respekt zu betreten, und immer

noch sind sie Aufbewahrungsort von Speeren,

Masken, Trommeln und Flöten. In manchen Dör-

fern dienen die Männerhäuser heute als Attrak-

tion für Touristen, die die dort ausgestellten

Schnitzwerke kaufen sollen.

In allen Gesellschaften am Sepik gibt es eine

Kluft zwischen der Männer- und der Frauenwelt.

Eine weitere Trennlinie verläuft innerhalb der

Männergesellschaft zwischen denen, die initi-

iert sind, und denen, die noch lernen. Die wich-

tigsten, direkt mit der Ahnenverehrung eines

Klans verknüpften Gegenstände dürfen aus-

schließlich Männer handhaben, die eine gewisse

Stufe des esoterischen Wissens erreicht haben.

Dabei handelt es sich um Masken, Skulpturen,

Musikinstrumente, Steine, Knochen oder polier-

te Muschelschalen. Diese heiligen Objekte tra-

gen Namen, die niemals öffentlich ausgespro-

chen werden. Musikinstrumente gelten durch

ihren besonderen Klang in vielen Fällen als die

Verkörperung von Ahnen. Nur die Initiierten er-

halten Zugang zur Kenntnis ihrer Spielweise, ja

das Erlernen der verschiedenen Schallinstrumen-

te, seien es Flöten, Schlitztrommeln oder Schwirr-

hölzer, ist Teil der einzelnen Initiationsstufen.

Neben den die Welt der Männer bestimmen-

den Gegenständen des Krieges, der Jagd und der

Arbeit in den Pflanzungen wird in der Ausstellung

vor allem die wandelbare Gestalt der Ahnen prä-

sentiert, die sich im Schmuck der Tanzenden äu-

ßert. Große Masken zeigen durch ihre Form deut-

lich das Prinzip der Hülle, das vielen Erscheinun-

gen der Sepik-Kulturen zugrunde liegt. Dadurch

wird der Vorgang der Verwandlung betont, der

die äußeren Dinge unterliegen. Nach den Über-

lieferungen der Bewohner vom mittleren Sepik

haben die tanzenden Ahnen den Flusslauf des

Sepik geschaffen, so wie heute ihre Nachfahren

auf den Tanzplätzen vor den Männerhäusern

die prächtigen Maskenkostüme tragen und ihre

Ahnen verkörpern.

Markus Schindlbeck

Dr. Markus Schindlbeck ist Kurator der Ausstellung »Tanz der Ahnen« im Martin-Gropius-Bau.

Krokodilfigur, Adjirab-Sprachgruppe, Dorf Duor, erworben 1967 durch Jean Guiart in der Missions-station Marienberg. Fasern, Holz, Haare, Kauri-, Nassa- und Conus-Schneckenschalen, Zähne, Samen, Tonscherben, Knochen, 64 × 114 × 57,5 cm. Musée du Quai Branly, Paris. Foto: Patrick Gries, Bruno Descoings

Weiblicher Figurenhaken, Iatmul-Sprachgruppe, Dorf Yentschemangua, Sammlung Kaiserin-Augusta-Fluss-Expedition 1912 –13. Holz, Perlmutt-schale, Fasern, 73 × 166 × 45 cm. Ethnologisches Museum SMB. Foto: Claudia Obrocki

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MUSEUMSJOURNAL 2/201550 |

Ausstellungen

bode-museum

Ein GottAbrahams Erben am Nil: Juden, Christen und Muslime von der Antike bis zum Mittelalter

2. April bis 13. September 2015

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse

im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika – aber

auch in Europa – und dem zunehmenden gewalt-

bereiten Radikalismus verschiedener religiöser

Gruppierungen könnte leicht der Eindruck ent-

stehen, die Ausstellung »Ein Gott – Abrahams

Erben am Nil« wäre ein spontan entstandener

Beitrag zu diesem Themenkomplex. Die Planun-

gen der hier beteiligten Museen reichen jedoch

bis in das Jahr 2010 zurück. Damals wurde den

Mitarbeitern der Berliner Museen von Seiten ih-

rer ägyptischen Kollegen das Angebot gemacht,

eine Sonderausstellung zu übernehmen, die in

Kairo anlässlich des hundertjährigen Bestehens

des Koptischen Museums gezeigt wurde. So be-

stechend die Offerte war, die Entwicklung des

Christentums in Ägypten anhand dieser bedeu-

tenden Präsentation zu zeigen, so schnell war

auch die Idee geboren, dieses Thema in Berlin

nicht nur um den Islam, sondern auch um die

Geschichte des Judentums im Land am Nil zu

erweitern. Wenngleich sich die Übernahme der

Ausstellung zur koptischen Kunst aufgrund der

tagespolitischen Ereignisse nicht umsetzen ließ,

hat die freundschaftliche Kooperation mit der

ägyptischen Antikenbehörde doch erheblich

dazu beigetragen, das jetzige Format zeigen zu

können. Die geografische Beschränkung des

Themas auf das Land am Nil beruht nicht nur

auf dem maßgeblichen Impuls von ägyptischer

Seite; sie liegt auch darin begründet, dass kaum

ein anderes Land die gemeinsame Geschichte

der drei Offenbarungsreligionen – von ihren Ur-

sprüngen bis heute – so gut dokumentiert prä-

sentieren kann wie Ägypten.

Ziel der Ausstellung ist es, anhand von rund

250 archäologischen Objekten und schriftlichen

Dokumenten die Genese und Koexistenz der

drei Buchreligionen in Ägypten von der Antike

bis ins Mittelalter zu erläutern. Ergänzt wird die-

ser archäologisch-kunsthistorische Teil der Prä-

sentation, der auch die Bestände der beteiligten

Sammlungen spiegelt, um eigens angefertigte,

aktuelle Dokumentarfilme, die einen Brücken-

schlag in die heutige Lebenswelt der Glaubens-

gemeinschaften erlauben und damit einen leben-

digen Gegenwartsbezug herstellen.

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Bode-Museum | Ausstellungen

| 51MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Der Ausstellungsrundgang beginnt mit

einer Übersicht über die antike Religions-

vielfalt um die Zeitenwende in Alexandria,

in deren Umfeld sich ein religionsgeschicht-

lich spektakulärer Wandel vollzieht: Die an-

tiken Vorstellungen einer vielfältigen Göt-

terwelt werden nach und nach von dem

Glauben an den »Einen Gott« abgelöst. Der

Blick der Besucher wird auf die Ursprünge

der drei Buchreligionen in Ägypten gelenkt,

wobei die jüdischen Wurzeln dabei am wei-

testen zurückzuverfolgen sind. Texte von

der Insel Elephantine in aramäischer Schrift

und Sprache aus dem fünften Jahrhundert

v. Chr. gewähren lebendige Einblicke in das Leben

der jüdischen Söldner an der südlichen Grenze

des Landes. Schon im ersten Jahrhundert nach

Chr. wird der Einfluss des frühen Christentums

immer größer, dessen Kirche sich in Ägypten bis

heute auf den Evangelisten Markus als Gründer-

vater beruft. Im Zuge der arabischen Eroberung

erreicht der Islam als dritte Buchreligion das

Land am Nil und gewinnt zu nehmend an Bedeu-

tung. Auch wenn sich das Nebeneinander der

drei Religionen in der Folge oft wechselvoll ge-

staltet hat, gilt es hervorzu heben, dass Juden und

Christen im römischen Kaiserreich weit mehr

unter Verfolgungen zu leiden hatten als unter

muslimischer Herrschaft.

Den einführenden Darstellungen in die drei

Religionen, ihrer heiligen Schriften, ihrer ge-

meinsamen Helden und Geschichten sowie der

Erläuterung ihrer Sakralbauten folgt ein umfang-

reicher Einblick in den eher unspektakulären All-

tag aller drei Religionsgemeinschaften, der sich

häufig kaum voneinander unterscheidet. Anhand

der Lebensspanne eines Menschen von der Ge-

burt bis zum Tod erfahren die Besucher, wie nahe

sich die Bewohner am Nil waren, und dass das

Ende des irdischen Lebens in allen drei Religio-

nen in eine andere Zukunft führt.

Obwohl die Ausstellung viele Facetten des

toleranten und friedfertigen Miteinanders – aber

auch der konfliktreichen Zeiten – beleuchtet,

können die kurzen Erläuterungstexte zu den ar-

chäologischen Ausstellungsstücken selbstver-

ständlich philosophisch-theologische Fragestel-

lungen lediglich andeuten. Eine Vertiefung die-

ser Themenkomplexe bietet der umfangreiche

Begleitband, dessen Beiträge internationalen

Fachwissenschaftlern zu verdanken sind.

Es ist dem Thema dieser Ausstellung und

seiner Objektauswahl geschuldet, dass hier kei-

ne Kunstschau der Superlative zu erwarten ist,

sondern dass die besonderen Entdeckungen im

Detail und in der Zusammenstellung der Doku-

mente gelingen werden. Wo kann man Blätter der

Biblia Hebraica neben koptischen Psaltern und

Koranabschriften sehen, die alle aus Ägypten

stammen? Wo findet man ein einzigartiges Textil

mit der Darstellung des Opfers Abrahams neben

der Ikone des Apa Abraham und Grabsteinen,

die den Namen des Urvaters aller drei Religionen

tragen? Wo kann man Alltagsgegenstände nach

Details absuchen, die eventuell eine Zugehörig-

keit zu einer der drei Religionsgemeinschaften

links: Bischof Abraham, um 600. Tempera malerei auf Akazienholz, 36,5 × 26,5 × 3,2 cm. Skulpturen-sammlung und Museum für Byzantinische Kunst SMB. Foto: Markus Hilbich

rechts: Stempel mit Menorah, ohne Jahr. Holz, geschnitzt, Höhe: 2,8 cm, Durchmesser:5,8 cm. Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst SMB. Foto: Antje Voigt

signalisieren? Wo kann man jüdische, christ-

liche und muslimische Grabsteine neben-

einander finden?

Diese Art der Kontextualisierung macht

den Reiz und das Spannungsverhältnis in

den einzelnen Themenbereichen der Prä-

sentation aus, wobei sicherlich auch Zeit

und Geduld erforderlich sind – denn ohne

Erklärung geben diese singulären Stücke ihre

Geschichten nicht preis.

Die bedeutendsten Dokumente in der Aus-

stellung, die das Zusammenleben von Juden,

Christen und Muslimen im Mittelalter ganz un-

mittelbar erlebbar machen, sind Leihgaben der

Universitätsbibliothek Cambridge mit einigen

außergewöhnlichen Blättern aus der mittelal-

terlichen Genizah, sprich aus dem Archiv der

Ben-Ezra-Synagoge aus Alt-Kairo. Wenn neben

dem koptischen Alphabet auch hebräische Let-

tern erscheinen, ahnt man, dass mit diesem Blatt

Schrifttransfer geübt wurde. Wenn man Koran-

blätter in hebräischer Schrift sieht, dann liegt der

Schluss nahe, dass man diese zu theologischen

Studienzwecken nutzte, und wenn jüdische Mit-

bürger muslimischen Freunden zu deren Feierta-

gen gratulieren, dann weiß man, dass in Kairo ein

tolerantes Miteinander gelebt werden konnte.

Antworten auf die drängenden Fragen unse-

rer Zeit kann diese Ausstellung nicht geben, aber

vielleicht befördert sie die Einsicht, dass die Zu-

kunft in einem respektvollen Miteinander liegt.

Ägypten hat – wie andere Länder auch – dies in

vielen Facetten und über einen langen Zeitraum

vorgelebt. Das ist es, was die Ausstellung dar-

zustellen versucht.

Friederike Seyfried

Prof. Dr. Friederike Seyfried ist Direktorin des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung SMB.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, des Museums für Islamische Kunst und der Skulpturen-sammlung und des Museums für Byzantinische Kunst der SMB.

Schalenfragment mit Gesicht, 12. Jahrhundert. Irdenware mit Lüster malerei. Museum für Islamische Kunst SMB. Foto: Andreas Paasch

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MUSEUMSJOURNAL 2/201552 |

Ausstellungen

deutsche s h i stor ische s museum

ZeitschichtenDeutsche Geschichte im Spiegel des Berliner Zeughauses

19. Juni bis 20. September 2015

Der Sozialanthropologe Edward E. Evans- Pritch-

ard bezeichnet materielle Kultur als eine Kette,

an der soziale Ideen aufgefädelt sind. In der Ar-

chäologie, Anthropologie, Naturgeschichte und

der Kunstgeschichte dient die Erforschung mate-

rieller Kultur dazu, soziale Kontexte, Evolutions-

und Produktionsprozesse sowie gesellschaftli-

che Beziehungen und Werte zu erläutern. Auch

Historiker nutzen Objekte zusammen mit klassi-

schen textbasierten Untersuchungsmethoden,

um sich der Geschichte anzunähern.

Museen befassen sich seit jeher mit Objekten,

sei es als zentralem Element der Kommunikation,

sei es als »Beweisstück«. In der Forschung und im

Museum ist es jedoch vor allem ihre gesellschaft-

liche Funktion, auf die sich der Fokus des Inter-

esses richtet. Im Museum wird das Objekt aller-

dings als etwas wahrgenommen, das an einer

Endstation angekommen ist. Es wurde aus sei-

nem ursprünglichen Zusammenhang gelöst und

erfährt hier seine letzte Bestimmung. Dieses

Konzept findet seinen Widerhall auch in der Kon-

servierung, die die materielle Beschaffenheit des

Exponats zu einem bestimmten Zeitpunkt fest-

zuhalten sucht; es ist nicht länger von den natür-

lichen Verfallsprozessen betroffen.

Doch weder Beschaffenheit noch Bedeutung

sind im Museum statisch, im Gegenteil: Es sind

die Methoden des Museums selbst – Auswahl,

Konservierung, Kategorisierung, Interpretation

und Inszenierung – die nach und nach Bedeu-

tungsschichten hervorbringen, indem die Aus-

stellungsstücke ständig entsprechend den Anfor-

derungen der Gegenwart interpretiert werden.

Nirgendwo trifft das mehr zu als im Deutschen

Historischen Museum. Die Ausstellung »Zeit-

schichten – Deutsche Geschichte im Spiegel

des Berliner Zeughauses« bringt die Besucher

in  Kontakt mit der wechselvollen Geschichte

des Museums und vermittelt damit die verschie-

denen Interpretationen seiner Sammlungen.

Heute präsentiert das Deutsche Historische

Museum in seiner Dauerausstellung zur deut-

schen Geschichte rund 7000 Objekte, ausge-

stellt in den beiden Geschossen des im späten

17. Jahrhundert erbauten Berliner Zeughauses.

Wenngleich viele der Exponate von den enor-

men Sammelaktivitäten des 1987 in West-Ber-

lin gegründeten Museums künden, so stammt

doch mehr als die Hälfte der Stücke aus der nach

der Wiedervereinigung übernommenen großen

Sammlung des Museums für Deutsche Geschich-

te (1952–90), des nationalen Geschichtsmuse-

ums der DDR sowie den Überresten der noch

viel älteren Zeughaus-Sammlung.

Geschütze vom 15. bis 18. Jh. im unteren Süd flügel des Zeughauses, 1930/35

Sonderausstellung im Schlüterhof zur »Blücherbeute« mit der Kutsche Napoleons und den wieder-gewonnenen Orden, 1933/34. Glasnegativ. Deutsches Historisches Museum

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Deutsches Historisches Museum | Ausstellungen

| 53MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Dies impliziert vielfältige Auswirkungen auf

die gegenwärtige Darstellung deutscher Ge-

schichte, nicht zuletzt weil das Zeughausgebäu-

de und die eng mit ihm verbundenen Sammlun-

gen seit mehr als drei Jahrhunderten eine der

wichtigsten Stätten zur Repräsentation offiziel-

ler Geschichtserzählung ist. Radikale Führungs-

wechsel lassen sowohl die Veränderungen als

auch die Kontinuitäten der Darstellung nationa-

ler Vergangenheit erkennen. Allein im 20. Jahr-

hundert unterstand das Zeughaus diversen staat-

lichen Einrichtungen: dem preußischen Kriegs-

ministerium, den Staatlichen Museen zu Berlin,

der Wehrmacht, dem Magistrat von Groß-Berlin,

der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbil-

dung, dem Ministerium für Hoch- und Fachschul-

wesen der DDR und nun, als Stiftung, der Be-

auftragten der Bundesregierung für Kultur und

Medien.

Ohne Ausnahme haben sich die einzelnen

Museen im Zeughaus entweder in historische

Traditionen eingereiht oder im bewussten Bruch

mit ihnen positioniert. In Wirklichkeit ist die

Beziehung zur Vergangenheit nicht ganz so ein-

deutig. Interpretationen der Sammlungen fin-

den immer an der Schnittstelle von gegenwär-

tigen Bedürfnissen und dem Vermächtnis der

Vergangenheit statt. Die Selbstdarstellung des

Museums umgeht normalerweise Fragen, die

von solchen Prozessen aufgeworfen werden.

Spannungen, die aus der Geschichte des Muse-

ums resultieren, erfordern indes kritische Selbst-

reflexion und stellen die Frage, wie wir uns heute

mit den Sammlungen auseinandersetzen.

Die Ausstellung »Zeitschichten« will einen

Beitrag zu dieser Diskussion leisten und bietet

dem Besucher zugleich eine spannende Zeitrei-

se. Sie stellt Verbindungen her zwischen dem

Gebäude, den Exponaten und den wechselnden

Geschichtskonstruktionen. Als bewusste Inter-

vention in die Dauerausstellung des Deutschen

Historischen Museums konzipiert, steht das Pro-

jekt für eine experimentelle Art von Ausstellun-

gen. Anhand von mehreren schlichten, aber wir-

kungsvollen Sichtgeräten, die an sinnfälligen

Stellen innerhalb des Zeughauses aufgestellt

sind, können die Besucher das Heute mit dem

Damals abgleichen.

Im zentralen Schlüterhof finden die Besucher

Fotografien u. a. von der großen, zur Ruhmes-

halle führenden Freitreppe, den Trophäen des

Deutsch-Französischen Krieges von 1870/ 71, den

Beuteausstellungen des Zweiten Weltkrieges,

des kriegszerstörten Gebäudes und nicht zuletzt

des Cafés »Zur Mondrakete«, das von Sputnik

inspiriert, 1959 anlässlich der Sonder ausstellung

»10 Jahre DDR« eingerichtet worden war. Zudem

ist eine kleine Auswahl an Objekten erneut an

ihrem ursprünglichen Platz in den Ausstellungs-

räumen zu finden. Diese Exponate sind Beispiele

für bestimmte, oft von politischen und ideologi-

schen Interessen geprägte Sammlungs- und Aus-

stellungskonzepte, die zur Ausformung des heu-

tigen Sammlungsbestands beigetragen haben.

Die einzelnen Stationen ergänzen die Dauer-

ausstellung durch eine Vielzahl von bislang un-

bekannten oder nicht gezeigten Fotografien. Da-

mit wird eine neue Perspektive auf das Museum

und seine Vergangenheit eröffnet. Zugleich sol-

len diese »Zeitschichten« herausfordern: Die

Fotografien werden »vor Ort« in der Dauer-

ausstellung präsentiert und setzen auf diese

Weise Kontrapunkte zum dortigen Strang der Ge-

schichtserzählung. Sie markieren die wechseln-

den Kontexte, denen die Darstellung von deut-

scher Geschichte unterlag, und enthüllen so die

Wandelbarkeit musealer Bedeutungszuschrei-

bungen. Die Ausstellung soll zu einer Diskussion

über die Zusammenhänge zwischen der Institu-

tion Museum, ihren Sammlungen sowie der aktu-

ellen Darstellung nationaler Geschichte anregen.

Mary-Elizabeth Andrews

Dr. Mary-Elizabeth Andrews ist Kuratorin der Ausstellung.

Die Ausstellung wird von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Förderprogramms »Fellowship Internationales Museum« gefördert.

links:Darstellung des Bauern-kriegs von 1525 in der ständi-gen Ausstellung des Museums für Deutsche Geschichte im Obergeschoss des Zeughauses, nach 1981

rechts: Das Wirtschaftswunder in der ersten Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums im oberen Geschoss des Zeughauses.Foto: Sebastian Ahlers und Arne Psille, 1994

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MUSEUMSJOURNAL 2/201554 |

Ausstellungen

staatsb ibl iothek am ku lturforum

Last FolioSpuren jüdischen Lebens in der Slowakei

23. April bis 27. Juni 2015

Im Jahr 2005 unternehmen der Fotograf Yuri Dojc

und die Filmemacherin Katya Krausova die erste

von vielen gemeinsamen Reisen in die Slowakei.

Was sie dort finden, ist erschütternd und wunder-

schön zugleich: die letzten Spuren des traditio-

nellen jüdischen Lebens.

Die Künstler stammen beide aus der Tsche-

choslowakei und verließen ihre Heimat, als rus-

sische Panzer 1968 in Prag einrollten. Yuri Dojc

ging nach Kanada und widmete sich dort erfolg-

reich zunächst der Werbe- und später dann der

Kunstfotografie. Seit den 1990er-Jahren foto-

grafiert er Überlebende des Holocausts in der

Slowakei.

Katya Krausova wurde in London unabhän-

gige TV-Produzentin und Regisseurin und war

Mitbegründerin der britischen Film- und Fern-

sehproduktionsfirma Portobello Pictures, die

1997 für »Kolya« als bester fremdsprachiger Film

mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

Als beide Künstler sich 2005 auf den Weg in

die Slowakei machen, planen sie eine filmische

Dokumentation über die 150 slowakischen Über-

lebenden der Shoa zu drehen, die Yuri Dojc auf

seinen früheren Reisen fotografiert hatte. Sie

treffen Menschen, die, nach oft jahrzehntelan-

gem Schweigen, im Alter das Bedürfnis verspü-

ren, ihre Geschichte zu erzählen; und bereits hier

erkennen die Künstler, dass die Geschichten,

die sie hören, sie ganz unmittelbar betreffen. So

erzählt eine Überlebende, wie beeindruckt sie

in den Tagen nach der Befreiung des Lagers

Auschwitz von einem jungen Mann war, der »die

einzigartige Fähigkeit zu besitzen [schien], nach

vorn zu schauen, leben zu wollen und Pläne für

die  Zukunft zu machen«. Der Mann war Katya

Krau sovas Vater.

Yuri Dojc, Ausstellungansicht »Last Folio« in der Synagoge Košice, 2013. © Yuri Dojc

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Staatsbibliothek am Kulturforum | Ausstellungen

| 55MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Nach einem Interview werden die Künstler

von einem Mann angesprochen, der darauf be-

steht, dem Filmteam etwas zu zeigen. Er bringt

sie zu einem Gebäude, in dem seit 1942 die Zeit

stehen geblieben zu sein scheint: die jüdische

Gemeindeschule Bardejov. »Bücher stehen auf

den Borden, die beiden langen Bänke mit Schreib­

pulten davor sind leer, Inschriften in hebräischer

Sprache auf den Wänden«, erinnert sich Katya

Krausova. Der evangelische Kirchenvorsteher

und seine Frau bewahrten und bewahren die

Schule vor dem gänzlichen Verfall.

Hier entstehen die ersten Fotografien, die

später mit anderen das Projekt »Last Folio« er-

geben. Es sind vor allem die Bücher und Schrif-

ten, sowohl religiöser als auch weltlicher Natur,

die auf Yuri Dojc’ einzigartigen Fotografien zu

Zeugnissen der Zerstörung und Verletzung und

zu Mahnmalen der fast untergegangenen jüdi-

schen Kultur in der Slowakei werden.

Die jüdische Kultur hat in der Slowakei eine

lange Tradition. Vermutlich wurden die ersten

Juden bereits im 2. Jahrhundert n. Chr. von rö-

mischen Soldaten als Sklaven aus Judäa dorthin

gebracht. Ab dem 10. Jahrhundert gehörte die

Slowakei zu Ungarn; im 11. Jahrhundert entstan-

den die ersten jüdischen Gemeinden. Nach dem

Ende der Donaumonarchie 1918 wurde die Tsche-

choslowakische Republik gegründet, und Juden

fien der beiden Künstler verwoben. Denn nicht

nur Katya Krausova erfuhr auf diesen Reisen

mehr über die Geschichte ihrer Familie; auch Yuri

Dojc widerfuhr ein Zufall, der fast schicksalhaft

anmutet. Katya Krausova erzählt von dem letzten

Besuch in der Slowakei für »Last Folio«: »Plötzlich

stoße ich auf ein Buch mit dem Namensstempel

Jakub Deutsch. Ich gehe nach nebenan, weil mir klar

wird, dass wir schon so viele Jahre an diesem Projekt

arbeiten, aber noch nie wirklich über das Schicksal

unserer eigenen Familien gesprochen haben.

Deutsch ist in Mitteleuropa ein nicht gerade

seltener Name. – ›Wie hieß dein Großvater?‹, frage

ich. – ›Jakub‹, sagt er. – ›Und was hat er gemacht?‹

– ›Er war Schneider, Damenmoden … in Michalovce.‹

Da ist es, auf Ungarisch geschrieben, das Buch

von Yuris Großvater. Ich gebe es ihm. Wir stehen

dort in fassungslosem Schweigen. Unser Projekt

ist abgeschlossen, wir sind am Ende unserer Reise

angekommen.«

Helen Müller

Dr. Helen Müller ist Historikerin und für Bertelsmann in Berlin tätig.

»Last Folio« wird mit der Unterstützung von Bertelsmann erstmals in Deutschland gezeigt.

In deutscher und englischer Sprache erscheint im Prestel Verlag begleitend ein gleichnamiger Ausstellungskatalog mit 128 S. und 60 farbigen Abb. zum Preis von 39,95 €.

Yuri Dojc, Buch, Bardejov, 2006. Farbfotografie, C-Print, 120 × 80 cm. Besitz des Künstlers. © Yuri Dojc

Yuri Dojc, Das Gebetbuch von Yuri Dojcs Großvater Jakub Deutsch, Michalovce, 2008. © Yuri Dojc

wurden Minderheitenrechte in der Verfassung

eingeräumt. Laut der Volkszählung von 1921 leb-

ten 135 918 Menschen jüdischen Glaubens in der

Slowakei. Die liberalen 1920er-Jahre boten die

Möglichkeit für die Entwicklung eines öffentli-

chen, nicht nur religiösen und kulturellen, son-

dern auch politischen jüdischen Lebens. All dies

endete mit der auf Druck des Deutschen Reichs

gegründeten ersten Slowakischen Republik im

Jahre 1939. Dieser neue autoritäre Staat beteilig-

te sich 1942 mit der Deportation eines Großteils

der noch nicht emigrierten jüdischen Bevölke-

rung in deutsche Vernichtungslager aktiv am

Holocaust. 1944 folgten weitere Deportationen,

und mit ihnen de facto das vorläufige Ende jüdi-

scher Kultur in der Slowakei.

Es ist diese Leere, in der Yuri Dojc und Katya

Krausova die Bücher fanden, die nun in ihrer

außergewöhnlichen Ästhetik und Nähe zu uns

sprechen, indem sie quasi den Vorgang der Zer-

störung jüdischer Kultur in der Slowakei abbil-

den. Dadurch werden sie zu einer authentischen

Quelle: Die Kunst dient als Medium für Erinne-

rung und Dokumentation.

Das Besondere der Ausstellung liegt in ihrem

mehrdimensionalen Ansatz an der Schnittstelle

von Kunst und Geschichte. Sie berührt, vermittelt

zugleich Botschaften und ist eng mit den Biogra-

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MUSEUMSJOURNAL 2/201556 |

Ausstellungen

deutsche s h i stor ische s museum

Alltag EinheitPorträt einer Übergangsgesellschaft

28. Mai 2015 bis 3. Januar 2016

Die Plakate der legendären Demonstration vom

4. November 1989 auf dem Berliner Alexander-

platz, abgelegt im Heizungskeller der Theater-

werkstatt der Berliner Volksbühne; Spaziergän-

ger flanieren auf beiden Seiten der offenen Berli-

ner Mauer – mit diesen ungewöhnlichen Bildern

beginnt der Rundgang durch die Ausstellung. In

ihrem Mittelpunkt steht einmal nicht die gro-

ße weltpolitische Bühne, auf der nach dem Fall

der Mauer der politische Weg zur deutschen

Einheit geebnet wurde. Stattdessen fragt sie

danach, wie der Alltag der deutschen Vereini-

gungsgesellschaft aussah. Die Ausstellung zeigt

kein geschlossenes Bild dieser deutschen Über-

gangsgesellschaft, sondern nähert sich ihr aus

verschiedenen und bewusst unterschiedlichen

Blickwinkeln. Sie skizziert den dramatischen

Wandel der Lebenswelten, ohne über die Verän-

derungen im Kleinen hinwegzugehen.

Für die Menschen im Osten Deutschlands

bedeutete die Vereinigung eine einschneidende

Zäsur mit weitreichenden Konsequenzen für ihre

individuellen Lebensläufe. Sie mussten sich in

nahezu allen Lebensbereichen umorientieren

und an die neuen Verhältnisse anpassen. Zwar

brachte die Vereinigung auch für die Menschen

in den alten Bundesländern Veränderungen mit

sich, diese waren in der Regel aber weniger dra-

matisch. Die Ausstellung bekennt explizit »Mut

zur Lücke«, denn der Vereinigungsprozess ist

bis heute nicht abgeschlossen und die Präsenta-

tion richtet sich ausdrücklich auch an die Gene-

ration der Miterlebenden. Sie sind eingela-

den, ihre individuellen Erfahrungen einzu-

bringen und in einem breiteren historischen

Kontext zu verorten. Dafür macht die Aus-

stellung verschiedene Angebote.

Nachdem die politischen Weichen für die

deutsche Einheit gestellt waren, begann ein

Prozess des Übergangs, der mit vielen un vor-

her gesehenen und auch unvorhersehbaren

Höhen und Tiefen verbunden war und in der

Ausstellung in acht Themenfeldern veran-

schaulicht wird. Der Begriff »Wende« steht

wie kein anderes Wort für die durch den Um-

bruch im Herbst 1989 ausgelösten gesellschaft-

lichen Veränderungen. Der viel gebrauchte und

umstrittene Begriff steht hier im Mittelpunkt ei-

ner großformatigen »Word-Cloud« zum Wandel

der Sprache in dieser Zeit, an der sich die Besu-

cher beteiligen können.

Wie ein über Nacht bunt gewordener ost-

deutscher Zeitungskiosk aus den frühen 1990er-

Jahren stellt sich eine Collage dar, die sich dem

rasanten Wandel der Medienlandschaft widmet.

Diese neue Medienflut gehörte für viele Ost-

deutsche zu den eindringlichsten Erfahrungen.

Die Ausstellung zeigt auch, wie die ostdeutschen

Medien versuchten, auf diese Herausforderung

zu reagieren, während sie zugleich mit neuen For-

maten aus dem Westen konkurrieren mussten.

Supermarkt bei Rostock, 1991. Foto: Thomas Hoepker/DHM Wie hier bei Rostock entstanden nach der Einführung der D-Mark überall in den neuen Bundesländern provisorische Supermärkte auf der grünen Wiese.

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Deutsches Historisches Museum | Ausstellungen

| 57MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Sie kam buchstäblich tonnenweise: Die »har-

te D-Mark« hielt im Sommer 1990 mit der Wirt-

schafts-, Währungs- und Sozialunion Einzug in

den Alltag der Ostdeutschen. Viele Menschen

entledigten sich im Handumdrehen der Dinge,

die sie bislang umgeben hatten, und versorgten

sich mit den lange begehrten Westprodukten.

Mit dem neuen Besitz kam aber auch die Angst

vor dessen Verlust. Viele Ostdeutsche fürchteten

zudem angesichts der Forderungen von Alteigen-

tümern, ihr Dach über dem Kopf zu verlieren.

Als besonders gravierend empfanden die

meisten Menschen in den neuen Ländern den

Wandel der Arbeitswelt: Auch scheinbar kon-

kurrenzfähige Betriebe mussten schließen, viele

sahen ihre Arbeitskraft entwertet und fassten

manchmal nur mühsam und nach einer Reihe

von Umschulungen beruflich wieder Fuß.

Über der deutschen Vereinigungsgesellschaft

breiteten sich Anfang der 1990er-Jahre die lan-

gen Schatten der DDR-Vergangenheit aus. Der

Verdacht, mit dem scheinbar allmächtigen Minis-

terium für Staatssicherheit (MfS) zusammenge-

arbeitet zu haben, konnte jeden treffen. Große

Teile der ostdeutschen Gesellschaft wurden per

Gesetzesbeschluss »durchleuchtet«. Einer der

riesigen »Karteipaternoster« aus dem Archiv

des MfS veranschaulicht diesen Prozess. Mit

den aus der Zeit des Umbruchs stammenden

Bürgerinitiativen, die sich zum Beispiel für den

Schutz der Umwelt und den Wiederaufbau der

verfallenen Städte einsetzten, entstand allmäh-

lich eine neue Zivilgesellschaft.

Mit der Vereinigung artikulierte sich auch ein

neues Nationalgefühl in Deutschland, das vom

Ausland aufmerksam bis misstrauisch beob-

achtet wurde. Die Vorbehalte vieler Deutscher

gegenüber Ausländern nahmen zu und die Zahl

rechtsextremer Übergriffe stieg in ganz Deutsch-

land drastisch an. Das 1992 bei dem Brandan-

schlag von Mölln verschmorte Telefon steht ex-

emplarisch für diese dunkle Seite des Vereini-

gungsprozesses.

Im alltäglichen Kontakt zeigten sich die un-

terschiedlichen Prägungen und Lebenserfah-

rungen der Deutschen in Ost und West in aller

Deutlichkeit. Diese Erfahrungen des Andersseins

verdichteten sich zu bestimmten Bildern und

Klischees mit teilweise langer Lebensdauer. Die

frühen 1990er-Jahre boten aber auch schier un-

begrenzte Möglichkeiten zum Experimentieren.

Es entstand eine lebendige Technoszene mit in-

zwischen legendären Clubs, und einige junge

Künstler, wie der Leipziger Neo Rauch, starteten

internationale Karrieren.

In der Mitte der Ausstellung begegnen den

Besuchern Porträts von Menschen aus der Über-

gangsgesellschaft: Sie stehen für unzählige in-

dividuelle, mit der Vereinigung verwobene Le-

bens- und Erfahrungsgeschichten. Eingebettet

sind hier Ausschnitte aus Filminterviews, in de-

nen sich Zeitzeugen an ihre Erlebnisse in den

frühen 1990er-Jahren erinnern.

Von der Ostschrippe und dem ersten Mallor-

ca-Urlaub über das Kündigungsschreiben und

den Colani-Fernseher bis zur »The Wall-Maske«

und dem ersten deutsch-deutschen »Tatort«-

Krimi: Die Themen und Objekte der Ausstellung

zeigen, wie vielschichtig die Alltags- und Erfah-

rungswelt der deutschen Vereinigungsgesell-

schaft der frühen 1990er-Jahre war, und welche

Anpassungs- und Integrationsleistung die Men-

schen vollbrachten. Die Präsentation fordert

die Besucher auf, sich an den eigenen Alltag der

Einheit zu erinnern und darüber miteinander ins

Gespräch zu kommen – gelingt ihr dies, hat sie

ihr Ziel erreicht.

Doris Müller-Toovey

Dr. Doris Müller-Toovey ist Kunsthistorikerin und hat zahlreiche Ausstellungen zur Kultur- und Zeitgeschichte kuratiert.

»Alltag Einheit. Porträt einer Übergangsgesellschaft« ist eine gemeinsame Ausstellung des Zentrums für Zeit historische Forschung Potsdam und des Deutschen Historischen Museums.

Neo Rauch, Das Gefecht, 1997. Öl auf Leinwand, 104 × 180 cm. Sammlung Scharpff, Bonn. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Foto: Uwe Walter, mit freundlicher Genehmigung der Galerien EIGEN + ART Leipzig/Berlin und David Zwirner, New York

Der Leipziger Künstler Neo Rauch erlebte in den 1990er-Jahren zunächst den Bedeutungsverlust der gegenständlichen Malerei der zu Zeiten der DDR auch im Westen etablierten Leipziger Schule. Ende der 1990er-Jahre stieg er zu einem national und dann auch international anerkannten Künstler auf.

Colani-Fernseher, RFT AG Staßfurt, um 1998. Privatbesitz. Foto: DHM

Mit dem 1994 vorgestellten, von dem Star-Designer Luigi Colani entworfenen Fernseher versuchte sich die Rundfunk-Fernseh-Telekommunikation AG Staß-furt (RFT AG) in der Marktwirtschaft zu behaupten.

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MUSEUMSJOURNAL 2/201558 |

Ausstellungen

kw inst itute for co ntemporary art

Fire and Forget. On Violence14. Juni bis 30. August 2015

»Fire and Forget« ist ein aus dem Militärjargon

stammender Begriff für Waffensysteme, die von

Soldaten aus gefahrloser Distanz zum Feind aus-

gelöst werden. Die Ausstellung »Fire and Forget.

On Violence« nimmt den militärischen Ausdruck

zum Ausgangspunkt für eine Überprüfung ge-

läufiger Vorstellungen von Krieg und Gewalt. Das

Projekt umkreist die mit den technologischen

Veränderungen einhergehenden Dimensionen

von Gewalt, die andere Strategien ihrer Hegung

notwendig machen. Hierzu orientiert sich die

Ausstellung an den sichtbarsten Agenten von

Gewalt: den Waffen.

Mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst

widmet sich »Fire and Forget. On Violence« den

Auswirkungen, die der Einsatz von Waffen lang-

fristig auf die menschliche Psyche hat. So wer-

den mit dem Verlust der unmittelbaren körper-

lichen Konfrontation und der damit verbundenen

Gefahr für das eigene Leben Affekte wie Tötungs-

hemmung oder Überreaktion, Mitgefühl oder

Hass von der konkreten Situation abgespalten.

Was bedeutet das für die Argumente und Evi-

denz politischen Handelns? Welche Bedeutung

kommt in diesem Zusammenhang der Geschich-

te, dem Erinnern und Vergessen für den Aus-

bruch, die Eskalation oder die Verhinderung von

Gewalt zu? Welchen Anteil hat die Kunst daran?

Heute wird die Darstellung von Waffen in der

zeitgenössischen Kunst meist von vornherein

als subtile Kritik an ihnen begriffen. Es scheint

selbstverständlich, sie als etwas per se Schlech-

tes anzusehen. So zeigt etwa das Video »Buck-

fever« der Gruppe Neozoon Found Footage Film-

aufnahmen von privaten Jagdausflügen. Obwohl

ihr eigenes Leben nicht auf dem Spiel steht, be-

finden sich die Laienschützen in emotionalen

Extremsituationen und sind vom Töten eupho-

risiert. Während die Clips vermutlich als Do-

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KW Institute for Contemporary Art | Ausstellungen

| 59MUSEUMSJOURNAL 2/2015

kumente einer besonderen Erfahrung ins Netz

gestellt wurden, erscheinen sie als für den Kunst-

kontext kompiliertes Video wie selbstverständ-

lich als Kritik: Faszination und Begeisterung für

sinnloses Töten wird nicht als Teil der menschli-

chen Psyche wahrgenommen, sondern als deren

unerträgliche Pervertierung. So wahr dies einer-

seits ist, so problematisch ist es andererseits im

größeren Maßstab, denn um den Selbstverständ-

lichkeiten simplifizierenden Denkens etwas ent-

gegenzusetzen, muss man auch die Lust an der

Gewalt ernst nehmen.

Gegenwärtig sieht man sich wieder häufiger

damit konfrontiert, den Gebrauch von Waffen

differenzierter betrachten zu müssen,

scheint doch ihr Einsatz unvermeidlich,

um die weltweit eskalierende Gewalt ein-

dämmen und bekämpfen zu können. Da-

bei stellt sich jedoch auch die Frage, was

in der jeweiligen Situation als Gewalt

wahrgenommen wird, vor allem dann,

wenn sie ihre Auswirkungen nicht unmit-

telbar entfaltet oder ihre Gründe nicht

von jedem erinnert werden. Letztlich ver-

dankt sich jede Konvention, jede differen-

zierende Regel, jedes Gesetz einer Gewalt-

geste, die zwar womöglich Gewalt ver-

hindert, zugleich aber immer Spuren

davon mit sich führt. Dies legitimiert sie

nicht, ist aber ein Schlüssel zu ihrem Ver-

ständnis.

Das in der Ausstellung zu Beginn be-

handelte Motiv der »Grenze« kann diese

Ambivalenz besonders deutlich sichtbar

machen. So regelt die Rauminstallation

»Tourniquet« (2013) des ukrainischen

Künstlers Daniil Galkin die Bewegungsab-

läufe der Besucher am Eingang. Ein Gewirr

aus mattschwarzen Drehkreuzen erinnert in sei-

ner Größe kaum noch an seine Herkunft – die

Eingänge meist öffentlicher Institutionen – son-

dern vielmehr an Grenzübergänge oder -absper-

rungen zwischen Ordnung und Chaos, Abwehr

und Angriff, Schutz und Gängelung.

Die öffentliche Meinung in der westlichen

Welt konnte sich über Jahrzehnte hinweg eine

Ignoranz gegenüber Fragen von Gewalt und ih-

rer Anwendung antrainieren, die wenig von den

Gründen, aber viel von den Affekten wissen will.

Dies hat vielleicht auch damit zu tun, dass mit der

Atombombe und der klaren Frontenbildung zwi-

schen den Supermächten nach 1945 eine Situa-

tion geschaffen worden war, in der es im Falle

eines neuen Krieges immer um alles, und damit

um nichts mehr, gehen würde. André Glucks-

mann schrieb in den 1980er-Jahren im Streit um

die Friedensbewegung davon, dass die Atomwaf-

fen in ihren Meilern vor sich hin kicherten, als

böse Karikatur über das Ende allen Menschseins.

Doch nicht die Menschheit als Abstraktum stirbt,

sondern Individuen, die im Namen ihrer Natio-

nalität oder einer anderen Zugehörigkeit ihr Le-

ben verlieren. In großen, fotorealistischen Koh-

lezeichnungen von Atompilzen erinnert »Sick-

ness of Reason« (2003) von Robert Longo an die

Faszination und den Schrecken, den die schiere

Existenz der Atombombe auf die menschliche

Psyche ausgeübt hat.

Solche Affekte, die vom Anblick von Waffen

und ihren Auswirkungen ausgelöst werden, die

Erinnerung an erlittene Gewalt und das Wissen

um ihre Gründe bergen das Potenzial, Gewalt zu

verhindern – oder als Trauma, Vergeltung oder

Racheimpuls erst eskalieren zu lassen. Grenz-

ziehungen und aktive Gewalt spielen deshalb

ebenso wie die Möglichkeit des Verzeihens – als

einzige Form aktiven Vergessens – eine zentrale

Rolle für den langfristigen Umgang mit

der Existenz von Gewalt. So etwas gelingt

nicht per Dekret und Pauschalisierung,

sondern nur auf der Basis eines differen-

zierten Umgangs mit konkreten Situatio-

nen und Konstellationen.

Die Ausstellung fragt nach dem Bei-

trag, den die Kunst dabei leisten kann. Sie

präsentiert neben den beschriebenen

Arbeiten Positionen folgender Künstler:

Luis Camnitzer, Mircea Cantor, Jem Cohen,

Martin Dammann, Harun Farocki, Omer

Fast, Rudolf Herz, Joachim Koester, Kor-

pys/Loeffler, Armin Linke, Jazmín López,

Jon Rafman, Pippilotti Rist, Julian Röder,

Martha Rosler, Hrair Sarkissian, Santiago,

Santiago Sierra, Javier Tellez, Sharif Waked,

Gillian Wearing, Ala Younis u. a.

Ellen Blumenstein

und Daniel Tyradellis

Ellen Blumenstein ist Leiterin der KW Institute for Contemporary Art. Sie hat die Ausstellung gemeinsam mit Daniel Tyradellis kuratiert.

linke Seite: Daniil Galkin, Tourniquet, Installationsansicht PinchukArtCentre, 2013. Foto zur Verfügung gestellt von Pinchuk ArtCentre. Foto: Sergey Illin

links: Mircea Cantor, Shooting, 2005. C-print, 30 × 40 cm. © Mircea Cantor

unten: Robert Longo, Untitled, 2007. Kohle auf Papier, 248,9 × 172,7 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Mit freund licher Genehmigung des Künstlers und Metro Pictures, New York

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MUSEUMSJOURNAL 2/201560 |

Ausstellungen

berl in ische ga ler ie

Radikal ModernPlanen und Bauen im Berlin der 1960er-Jahre

29. Mai bis 26. Oktober 2015

Kulturforum, Alexanderplatz, Europa-Center,

Fernsehturm, Märkisches Viertel, Platz der Ver-

einten Nationen: In einer noch schwer vom Krieg

gezeichneten Stadt im Wettlauf gegensätzlicher

politischer Systeme entstanden, prägt das Berli-

ner Architekturerbe der 1960er-Jahre die Haupt-

stadt bis heute. Einige Gebäude haben sich als

Wahrzeichen der Metropole tief ins Bildgedächt-

nis eingeschrieben.

Die Entwicklungslinien der nach dem Mauer-

bau am 13. August 1961 in Ost- und West-Berlin

getrennt verlaufenden Stadterneuerung sind

gegenwärtig nur noch wenigen bekannt. Den

Blick auf das Bauerbe bestimmen eher Emotiona-

lität, Missverständnisse und eine ablehnende

Haltung, die ihren Ursprung wohl in der Anfang

der 1960er-Jahre – in West-Berlin offen, in Ost-

Berlin leise – einsetzenden bürgerlichen Kritik

an der »Unwirtlichkeit unserer Städte« (Alexander

Mitscherlich, 1965) haben. Ein halbes Jahrhundert

nach Entstehung scheint das Wissen um die Bau-

leistungen der 1960er-Jahre von neuer Relevanz.

»Mangelhafte Materialtechnologie, aggressive

Luftschadstoffe, jahrzehntelange Vernachlässigung

und soziale Fehlkalkulation« (Wolfgang Pehnt,

2007) lassen Fragen um Erhalt und Sanierung der

Architekturen akut erscheinen und die Debatte

um ihre historische Bedeutung und ihren gestal-

terischen Wert neu entbrennen.

Die Ausstellung »Radikal Modern. Planen und

Bauen im Berlin der 1960er-Jahre« sieht sich als

Teil dieses Diskurses, der in den letzten Jahren

mit zahlreichen Veranstaltungen, Publikationen

und Präsentationen zur architektonischen Nach-

kriegsmoderne begonnen hat. Mit teils noch

nie gezeigten Modellen, Fotografien, Zeichnun-

gen und Filmmaterial berichtet sie von der Ent-

stehung prägnanter Bauleistungen, die sich in

Gestalt und Materialität sowohl an die Moderne

der »ersten deutschen Republik« anlehnten –

wie etwa an Bruno Tauts Hufeisensiedlung oder

Hans Hertleins Siemensstadt – als auch an das

zeitgenössische Geschehen im Ausland. Mit

dieser Orientierung beabsichtigten Planer und

Architekten, die zwölfjährige Isolation infolge der

NS-Diktatur zu überwinden und eine verpasste

internationale Bauentwicklung aufzuholen.

Josef Kaiser, Großhügelhaus. Bildmontage: Dieter Urbach, 1971. Scan vom Farbnegativ, 15 × 12 cm. Berlinische Galerie. © Dieter Urbach, Berlinische Galerie

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Berlinische Galerie | Ausstellungen

| 61MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Die Schau versucht nun, den Entwicklungs-

weg der Stadterneuerung im gesamten Berlin

der 1960er-Jahre beispielhaft nachzuzeichnen

und – untermauert durch gegenwärtige künstle-

rische Auseinandersetzungen – eine kritische

Neubewertung dieser Bauepoche anzuregen. Im

Vordergrund stehen dabei die in beiden Stadt-

hälften erfolgten Umsetzungen moderner Pla-

nungsziele, die – bei aller Heterogenität und

trotz aller Abgrenzungsversuche in der Zeit des

Kalten Krieges – heute als Annäherung beider

Baukulturen verstanden werden können.

Materieller Ausgangspunkt der Präsentation

ist die Sammlung der Berlinischen Galerie, die

neben Originalmaterialien etwa zu Bauten des

Märkischen Viertels, der Freien Universität oder

des Fernsehturms auch das Fotoarchiv der ehe-

maligen Ostberliner Bauverwaltung mit zahlrei-

chen Dokumenten zu Gebäuden und Projekten

dieser Zeit umfasst. Die historischen Dokumen-

te ergänzend, reflektieren aktuelle Positionen

aus Kunst und Fotografie diese Bauepoche auf

ganz eigene Weise und bieten den Besuchern

eine zusätzliche Reibefläche.

Das von einem wissenschaftlichen Beirat be-

gleitete Projekt ist thematisch gegliedert 1. Am

Beginn des Ausstellungsrundgangs begegnen

die Besucher Bildern von Bauten, wie der neu-

en Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von Egon

Eiermann oder dem DDR-Staatsratsratsgebäude

von Roland Korn. Ihnen gemeinsam ist eine strin-

gent moderne Gestaltqualität, die einen starken

Kontrast zur integrierten, ruinös überlieferten

Altbausubstanz bildet. Zum Zeitpunkt ihrer Ent-

stehung als Ausdruck »neuer Weltöffentlichkeit«

(Ulrich Conrads, 1962) diskutiert, sind sie heute

Zeugnisse der Suche nach einer architektonisch

neu zu bestimmenden nationalen Identität. Im

Ausstellungsraum »Stadt-Räume/Stadt-Träume«

zeugen Materialien zahlreicher Planungen und

Realisierungen vom Ringen um Form und Inhalt

der in Ost- und West-Berlin errichteten Zent-

rumsbereiche, wie dem Breitscheid- und Ale-

xanderplatz, dem Kulturforum und dem Marx-

Engels-Platz (heute Schlossplatz). Ihnen werden

unverwirklicht gebliebene Entwürfe gegenüber-

gestellt. Die Spannbreite der Ideen reicht von

sogenannten Erdarchitekturen über urbane

Megastrukturen bis hin zu radikalen, als reine

Gedankenexperimente entwickelten Idealstadt-

anlagen. Von der Internationalität gestalteri-

scher Bezüge geben Gebäude Auskunft, wie das

vom New Yorker Rockefeller Center inspirierte

Europa-Center der Architekten Hentrich und

Petschnigg oder Hermann Henselmanns »Haus

des Lehrers mit Kongresshalle«, das die Faszi-

nation für Oscar Niemeyers Regierungsgebäude

in der neuen Hauptstadt Brasilia spüren lässt.

oben: Helmut Hentrich, Hubert Petschnigg, Europa-Center. Postkarte, um 1968. Unbekannter Fotograf. Privatbesitz

unten: Engelbert Kremser, Europa-Center, Fotomontage, 1969. Silbergelatinepapier,

41,3 × 49 cm. Berlinische Galerie. © Engelbert Kremser, Berlinische Galerie

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Ausstellungen | Berlinische Galerie

MUSEUMSJOURNAL 2/201562 |

Der Bereich »Bau:Kunst« reflektiert darüber

hinaus die Vielfalt ästhetischer Antworten auf

die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse

und Anfor derungen mit Darstellungen heraus-

ragender Architekturleistungen u. a. von Ludwig

Mies van der Rohe, Hans Scharoun oder Ludwig

Leo. Abwechslungsreiche, meist unrealisiert ge-

bliebene Entwürfe unterschiedlicher Wohnungs-

bautypen der Architekten Klaus Müller-Rehm

und Manfred Zumpe dokumentieren einstige

Bemühungen, der Monotonie einer industriell

vorfabrizierten Bauweise zu begegnen. Sie lei-

ten über zu bekannten West-Berliner Großsied-

lungen, wie dem Märkischen Viertel und der

Gropiusstadt, deren Bauweise unter anderem

Anstoß war für den vielgestaltigen Widerstand

der westdeutschen Bürgerbewegung gegen

die  gesellschaftspolitischen Bedingungen der

1950er- und 1960er-Jahre.

Roland Korn, Hans-Erich Bogatzky und Klaus Pätzmann, Staatsratsgebäude. Foto: Gisela Dutschmann, 1965. © Gisela Dutschmann, Berlinische Galerie

Hermann Henselmann, Turm der Signale und Forum der Nation, Entwurf außer Konkurrenz zum »Ideenwettbewerb zur sozialistischen Umgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR-Berlin«. Modellaufnahme, unbekannter Fotograf, 1959. Silber gelatine papier, 32,5 × 37,3 cm. Akademie der Künste, Berlin

Der eigens für die Ausstellung digi talisierte

Film »Die gemordete Stadt« von Ulrich Conrads

(Regie: Manfred Durniok) – 1965 in enger Anleh-

nung an das gleichnamige Bilderbuch von Wolf

Jobst Siedler und Elisabeth Niggemeyer entstan-

den – verdeutlicht diese zeitgenössische Kontro-

verse um den Nachkriegsstädtebau.

Ursula Müller

Die Autorin ist Leiterin der Architektursammlung der Berlinischen Galerie und Kuratorin der Ausstellung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 208 S. und 150 Abb. im Wasmuth Verlag.

Am 26. Juni 2015 findet in der Berlinischen Galerie ab 10 Uhr die Tagung »Verflechtungen. Planen und Bauen im Berlin der 1960er-Jahre« statt. Ausrichter sind: Technische Universität Berlin, Leibniz-Institut für Regional entwicklung und Strukturplanung (IRS) Erkner und Berlinische Galerie.

Ausstellung und Publikation wurden gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Publikation und Wissenschaftliche Tagung wurden unterstützt durch die Wüstenrot Stiftung.

Anmerkung1 Die Autorin dankt Dr. Andreas Butter, Institut für

Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner; Dr.-Ing. Dr. sc. phil. Bruno Flierl, Architekt, Publizist; Prof. Dipl. Ing. Hartmut Frank, HafenCity Universität Hamburg; Prof. Dr. Stanislaus von Moos, Universität Zürich; Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert, Technische Uni versität Berlin.

Egon Eiermann, Neue Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche. Foto: Otto Borutta, 1963. © Berlinische Galerie

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Ausstellungen

mart in- gropius- bau

JahrhundertzeichenDas Tel Aviv Museum of Art zu Besuch in Berlin

27. März bis 21. Juni 2015

Von der Vision zur Wirklichkeit: Episoden aus der Geschichte des Tel Aviv Museum of Art

Erstmals seit seiner Gründung im Jahr 1932 stellt

das Tel Aviv Museum of Art seine Kunstsamm-

lung außerhalb von Israel vor. Der Martin-Gro-

pius-Bau hat das Museum eingeladen, die Aus-

stellung als zentrale Veranstaltung zu Ehren der

seit 50 Jahren bestehenden diplomatischen

Beziehungen zwischen Israel und Deutschland

zu zeigen.

Mit insgesamt 72 Arbeiten erlaubt die Prä-

sentation einen facettenreichen Einblick in die

Sammlung und zwar von den ersten Schenkun-

gen bis hin zu den jüngsten Neuerwerbungen.

Werke des frühen 20. Jahrhunderts werden ne-

ben denen von zeitgenössischen israelischen

Künstlerinnen und Künstlern vorgestellt, um so

einen Dialog über persönliche, soziale und poli-

tische Themen zu ermöglichen. Darüber hinaus

gibt die Ausstellung eine Vorschau auf die neu-

esten Positionen zeitgenössischer israelischer

Kunst, hauptsächlich Videoinstallationen auf-

strebender junger Künstlerinnen und Künstler,

die aktuelle Probleme innerhalb der israelischen

Gesellschaft thematisieren. Die Ausstellung be-

leuchtet ferner die Entwicklung des Museums

von den bescheidenen Anfängen bis hin zu seiner

neuen, international gefeierten Architektur.

Mark Rothko, No. 24 (Ohne Titel), 1951. Öl auf Leinwand, 236,9 × 120,7 cm. Tel Aviv Museum of Art, Schenkung der Mark Rothko Foundation, Inc., New York, durch American Friends of the Tel Aviv Museum of Art, 1986. © Kate Rothko-Prizel & Christopher Rothko/ VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Foto: Avraham Hay

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Ausstellungen | Martin-Gropius-Bau

MUSEUMSJOURNAL 2/201564 |

Dizengoff House: Ein Museum wird geboren

Der erste und visionäre Bürgermeister von Tel

Aviv, Meir Dizengoff (1861–1936), beschloss im

Jahr 1930, seinen privaten Wohnsitz in ein Kunst-

museum umzuwandeln. Das Museum öffnete

am 2. April 1932 offiziell seine Pforten. Ein Jahr

zuvor hatte Marc Chagall Dizengoff seine Gou-

ache »Jude mit Thora« (1925) geschenkt – das

Gemälde, dem später die Nummer 1 im Bestands-

katalog zugewiesen werden sollte. Im Jahr 1933

ernannte Dizengoff Karl Schwarz (1885–1962),

den ersten Direktor des Jüdischen Museums in

Berlin, zum künstlerischen Leiter und Chefkura-

tor des Tel Aviv Museums. Schwarz bemühte sich

für den Aufbau des Museums um die Unterstüt-

zung zahlreicher befreundeter Kunstsammler

aus der ganzen Welt. Der in Berlin ansässige

Textilfabrikant und Kunstsammler Erich Goeritz

schickte im September 1933 den Großteil seiner

Sammlung nach Tel Aviv. Sie bestand aus ca. 500

Skulpturen, Gemälden, Zeichnungen und Dru-

cken, u. a. Werke von Edgar Degas, Max Lieber-

mann, Oskar Kokoschka, Ernst Barlach, Ludwig

Meidner, Erich Heckel und Lovis Corinth, sowie

aus einer einzigartigen Zusammenstellung von

30 frühen Werken des russischen Avantgarde-

künstlers Alexander Archipenko. Im Jahr 1955

wandelte die Familie des Kunstsammlers die

Leihgabe in eine Schenkung um.

Im Laufe der ersten Jahre nach seiner Grün-

dung wurden dem Museum weitere großzügige

Schenkungen sowie zwei bedeutsame Vermächt-

nisse zuteil: 35 Arbeiten von Maurice Lewin und

Werke von James Ensor sowie die Sammlung

von Oscar Fischer aus Antwerpen, darunter »Die

Brücke von Mirabeau« von Paul Signac (1903)

und »Die Liebenden« von Marc Chagall (1929).

Schwarz konnte 1938 Sidney Lamon aus Amster-

dam dazu bewegen, dem Museum das monu-

mentale Gemälde »Betende Juden in der Synago-

ge am Jom Kippur« von Maurycy Gottlieb (1878)

als langfristige Leihgabe zu überlassen. 17 Jahre

später schenkte Lamon das Werk dem Museum,

wo es seither einer der Glanzpunkte in der stän-

digen Ausstellung ist.

Am 14. Mai 1948 verkündete David Ben-Gurion

in der Haupthalle des Tel Aviv Museums die

Gründung des Staates Israels.

1952 wurde Eugen Kolb (1879–1954) zum

künstlerischen Leiter und Generaldirektor des

Museums ernannt. Der einflussreiche Kunstkri-

tiker, der die Verschleppung in das KZ Bergen-

Belsen überlebt hatte, pflegte persönliche Bezie-

hungen zu internationalen Künstlern. Viele von

ihnen spendeten dem Museum wichtige Werke,

Marc Chagall, Einsamkeit, 1933. Öl auf Leinwand, 102 × 169 cm. Tel Aviv Museum of Art, Geschenk des Künstlers, 1953. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Foto: Elad Sarig

Lesser Ury, Holsteinische Schweiz, 1908. Öl auf Leinwand, 100 × 70 cm. Tel Aviv Museum of Art, erworben durch eine Zuwendung von Arieh Shenkar, 1944. Foto: Elad Sarig

Max Ernst, Der verwirrte Planet, 1942. Öl auf Leinwand, 110 × 140 cm. Tel Aviv Museum of Art, Geschenk des Künstlers, 1955. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Foto: Avraham Hay

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Martin-Gropius-Bau | Ausstellungen

| 65MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Das Hauptgebäude: Ein Traum wird wahr

Die Idee, dem Museum eine großflächige, mo-

derne und vor allem dauerhafte Heimat zu geben,

stammt von Haim Gamzou (1910–82), der in der

Zeit von 1962 bis 1976 Direktor des Tel Aviv Muse-

ums war. Das von den israelischen Architekten

Dan Eytan und Yitzhak Yashar im Stil des Bruta-

lismus entworfene neue Gebäude steht auf dem

Shaul Hamelech Boulevard. Marc Scheps (geb.

1932) gründete während seiner Amtszeit als Di-

rektor in den Jahren 1977–90 die fünf derzeit

vorhandenen Museumsabteilungen und organi-

sierte wichtige internationale Ausstellungen. Im

Jahr 1989 wurde das Museum in Tel Aviv Museum

of Art umbenannt.

Herta and Paul Amir Building: Räume aus Beton und Licht

1994 wurde Mordechai Omer (1941–2011) zum

Direktor und Chefkurator ernannt. Er kuratierte

große Einzelausstellungen und Retrospektiven

zahlreicher etablierter israelischer Künstler, u. a.

Itzhak Danziger, Dani Karavan und Künstler aus

der jüngeren Generation, wie beispielsweise

Sigalit Landau und Michal Rovner sowie von in-

ternationalen Künstlern, darunter Mark Rothko

und Lucian Freud. Außerdem setzte sich Omer

für den Bau eines neuen Gebäudeflügels ein, der

für eine Dauerausstellung der isra elischen

Kunstsammlung gedacht war. Das neue Ge-

bäude wurde vom amerikanischen Architek-

ten Preston Scott Cohen entworfen, erstreckt

sich über das Hauptgebäude und verdoppelt

dessen Ausstellungsfläche. Das 2011 einge-

weihte, innovative Bauwerk ist ein architekto-

nischer Höhepunkt von Tel Aviv und von ganz

Israel. Der zentrale Lichteinfall vereint die

umliegenden Räume, gibt den Besuchern eine

Orientierungshilfe und lässt natürliches Licht

bis in die unteren Ebenen einfallen.

Das Museum heute

Heute präsentiert sich das Ausstellungspro-

gramm des Museums im Gleichgewicht zwischen

zeitgenössischen israelischen und internationa-

len Künstlern, wobei Künstler, die erstmals in

Israel ausstellen, u. a. Jeff Wall, Douglas Gordon,

Michaël Borremans, David Claerbout, Gustav

Metzger, Anri Sala sowie Künstlerinnen wie Alina

Szapocznikow, Marina Abramovic und Raida

Adon, besondere Betonung finden. Das Herz des

neuen Flügels, das »Lightfall« genannte 27 Meter

hohe Atrium, wurde von Künstlern wie Douglas

Gordon, Joana Vasconcelos und Tom Friedman in

einen lebendigen Raum für standortspezifische

Installationen umgewandelt.

Die Vision von Meir Dizengoff und deren Ver-

wirklichung durch die ihm nachfolgenden Direk-

toren haben das Museum an die Spitze von Tel

Aviv als dynamische Kultur- und Kunstmetro pole

Israels gebracht. Zu den lebendigen und innova-

tiven Aktivitäten des Hauses gehören Koopera-

tionen mit führenden Museen im Ausland und

eine Interaktion mit anderen Kunstformen und

-medien, wie beispielsweise Tanz, Performance,

Musik und Literatur.

Suzanne Landau

Suzanne Landau ist Direktorin und Chefkuratorin des Tel Aviv Museum of Art.

wie beispielsweise Max Ernst »Der verwirrte

Planet« (1942), Jean Arp »Konstellation vier wei-

ßer Formen auf blauem Grund« (1953) und Marc

Chagall »Einsamkeit« (1933). Kurz nach seiner

Ernennung lernte Kolb die jüdisch-amerikanische

Kunstsammlerin Peggy Guggenheim kennen. In

den Jahren 1954/ 55 spendete sie 36 hauptsächlich

surrealistische und abstrakte Arbeiten, u. a. von

André Masson, Yves Tanguy, Ben Nicholson und

Hans Hofmann, sowie drei bedeutende Werke

von Jackson Pollock.

Helena Rubinstein Pavilion: Ein neues modernes Domizil

Mit der großen Einwanderungswelle der 1950er-

Jahre in den neu entstandenen Staat Israel erleb-

te Tel Aviv ein schnelles Wachstum und das Mu-

seum bedurfte einer Erweiterung. Im Jahr 1956

leistete Helena Rubinstein für die Errichtung ei-

nes Neubaus als Erweiterung für das Dizengoff-

Gebäude eine großzügige Spende. Der von den

israelischen Architekten Yaacov Rechter und Dov

Carmi entworfene Helena Rubinstein Pavilion,

der im Herzen der Stadt in der Dizengoff-Straße

steht, wurde im Januar 1959 eröffnet. Bis zum Um-

zug des Museums in das Hauptgebäude im Jahr

1971, fungierte er zwölf Jahre lang als Hauptdo mi-

zil des Museums.

Guy Ben-Ner, Treehouse Kit, 2005. Video installation, Detail. Tel Aviv Museum of Art,

erworben durch eine Zuwendung des Rivka Saker and Uzi Zucker Fund

for Contemporary Israeli Art, durch American Friends of the Tel Aviv Museum of Art, 2009.

© Guy Ben-Ner. Foto: Elad Sarig

Jackson Pollock, Tänzer, 1946. Öl auf Leinwand, 56,5 × 46 cm. Tel Aviv Museum of Art, Schenkung Peggy Guggenheim, durch die America-Israel Cul-tural Foundation, 1954. © Pollock-Krasner Founda-tion / VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Foto: Elad Sarig

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Ausstellungen

alte nat ionalgaler ie

Impressionismus – Expressionismus. Kunstwende22. Mai bis 20. September 2015

Gemälde des Impressionismus und des Expres-

sionismus sind weltweit Publikumsmagneten.

Nun widmet sich erstmals eine Ausstellung ex-

plizit dem Vergleich beider Stile. Was veranlasst

die Ausstellungsmacher dazu?

Als erstes Museum, noch vor Paris und ande-

ren Metropolen, erwarb die Berliner National-

galerie ab 1896 durch ihren Direktor Hugo von

Tschudi eine Gruppe impressionistischer Bilder.

Tschudis Nachfolger Ludwig Justi wiederum trug

nach 1918 im ehemaligen Kronprinzenpalais eine

spektakuläre Sammlung von Werken der Expres-

sionisten zusammen. In der Neuen Abteilung

der Nationalgalerie im Kronprinzenpalais hingen

über viele Jahre die Bilder der Impressionisten

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Alte Nationalgalerie | Ausstellungen

| 67MUSEUMSJOURNAL 2/2015

und der Expressionisten zusammen, wenn auch

in verschiedenen Etagen. Justi entwickelte da-

mals schon sein Konzept eines »vergleichenden

Sehens«, das er nach dem Zweiten Weltkrieg

als Generaldirektor und erneuter Direktor der

Nationalgalerie vervollkommnen sollte.

Dennoch sind keine anderen Stile zu ihrer Zeit

so intensiv und scharfzüngig miteinander vergli-

chen worden wie der Impressionismus und der

Expressionismus. Nachdem es eine lange Ent-

wicklung zum Impressionismus hin gegeben hat-

te, folgte der Übergang zum Expressionismus

vergleichsweise abrupt. Von Herwarth Walden

stammt der Begriff der »Kunstwende« für diesen

Prozess.1 Viele der Äußerungen zeitgenössischer

Kunstkritiker verdeutlichen, dass es nach ihrem

Verständnis nicht allein um aktuelle Stilformen,

sondern um ein gegensätzliches Kunstverständ-

nis ging. Die Kunsttheoretiker erkannten hier

zwei Grundhaltungen. So verfolgten sie zum

Beispiel den Impressionismus bis zur Antike zu-

rück und sahen eine Wurzel des Expressionismus

in der Gotik. Karl Scheffler, Richard Hamann wie

Max Liebermann meinten: »Impressionismus ist

nicht […] eine Richtung, sondern eine Weltanschau­

ung.« 2 Den Gedanken nahm Franz Marc auf, als

er von »Weltdurchschauung« sprach.3 Die Einbet-

tung von Impressionismus und Expressionismus

in grundsätzliche Überlegungen ihrer Zeit wird

in der Ausstellung eine lange Vitrine mit Büchern

und Zitaten verdeutlichen.

Zugleich aber und unübersehbar steht der

Gegensatz Frankreich – Deutschland im Raum

und mit ihm das alte Gegensatzpaar Zivilisation

– Kultur. Die Entwicklung des Impressionismus

ver bindet sich mit Frankreich – mit Künstlern

wie Edouard Manet, Claude Monet, Edgar Degas

oder Auguste Renoir, in Deutschland mit Malern

wie Max Liebermann, Lovis Corinth und Max

Slevogt. Die Bilder des französischen wie des

etwas jüngeren deutschen Impressionismus wa-

ren erst ab 1896/ 97 in den Sezessionsausstellun-

gen und in Berliner Galerien regelmäßig zu sehen.

Die heftige Gegenreaktion des Expressionismus

folgte nur wenige Jahre später, ab 1905. Der Ex-

pressionismus fand in Deutschland seine stärks-

te Ausprägung – bei Malern wie Ernst Ludwig

Kirchner, Erich Heckel, Emil Nolde und Franz

Marc. Dem Publikum galten beide Stile noch

lange als modern, vielfach als zu modern. Von

den Künstlern und Kunstschriftstellern wurden

sie, auch unter Heranziehung alter Klischees,

gegeneinander ausgespielt: hier der lebensfrohe

Impressionismus französischer Prägung, dort der

existenzialistische deutsche Expressionismus.

Die Übereinstimmungen zwischen Impressio-

nismus und Expressionismus sind trotz konträrer

Ansätze jedoch überraschend groß. Gemeinsam

sind beiden Stilen der antiakademische Affront

und der je eigene Aufbruch in die Moderne. Die-

se Bilder sollten provozieren: durch das schein-

bar Flüchtig-Unfertige die einen, durch eine Vor-

liebe für das Wild-Undeutliche die anderen. Für

die Vertreter beider Stile waren Subjektivität

und die Individualität des Pinselduktus positive

Werte. Außerdem verbindet beide Kunstrich-

tungen die Hochschätzung der Freilichtmalerei,

die Umsetzung unmittelbarer Farb- und Licht-

erlebnisse, generell eine Konzentration auf das

links: Claude Monet, Charing Cross Bridge, 1899. Öl auf Leinwand, 64,8 × 80,6 cm. Carmen Thyssen-Bornemisza Collection, als Leihgabe im Thyssen-Bornemisza Museum

rechts: Ernst Ludwig Kirchner, Rheinbrücke in Köln, 1914. Öl auf Leinwand, 120,5 × 91 cm.Nationalgalerie SMB. Foto: Klaus Göken

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Ausstellungen | Alte Nationalgalerie

MUSEUMSJOURNAL 2/201568 |

Sichtbare und die konkrete Lebensumwelt. Vor

allem aber ging es den Künstlern des Impressi-

onismus wie jenen des frühen Expressionismus

um eine Befreiung von der Gedankenkunst, um

die Ent-Intellektualisierung des Sehaktes: den

Impressionisten durch die Konzentration auf

das Sehen selbst, den Expressionisten durch das

Hören auf Affekte und Gefühle. Nicht zuletzt

der Übergang vieler Künstler von impressionis-

tischen zu expressionistischen Gestaltungswei-

sen belegt die strukturelle Verwandtschaft bei-

der Stile. Spontaneität, Farbzerlegung wie

Farb verschiebung und Formzertrümme-

rung trugen den Werken beider Richtungen

zunächst Unverständnis und den Vorwurf

von Flüchtigkeit und Willkür ein. Später je-

doch wurden die eingängigen, da meist ein-

sinnigen, auf den Augenblick der äußeren

oder inneren Wahrnehmung orientierten

Bilder zu ausgesprochenen Publikumslieb-

lingen.

Auch die Motivfelder der Impressionis-

ten wie der Expressionisten decken sich er-

staunlich. Vor allem das Thema der Groß-

stadt – Paris, London, Berlin – ist erstmals

und bis heute am eindrücklichsten von den

Künstlern dieser Stile in der Kunst behan-

delt worden. Impressionisten wie Expressi-

onisten suchten nicht die zeitlose, sondern

eine zeitbedingte Schönheit. Sie entdeck-

ten »Die Schönheit der grossen Stadt«, so

der Titel eines Buches von August Endell

aus dem Jahr 1908. Sie sahen aber auch

schon, wie etwas später dezidiert die Futuristen,

den Reiz der Technik. Der Hauptsaal der Ausstel-

lung ist daher dem Thema »Stadt, Vorstadt, Pas-

santen« gewidmet. Mit Bildern von Monet und

Renoir wird die Großstadt seit den 1860er-Jahren

zu einem zentralen Sujet der Malerei. Und über-

raschend oft begegnet das Motiv der Brücke:

Flussbrücken, Eisenbahnanlagen – sie öffnen und

verbinden, sie ermöglichen eine weite Sicht und

schaffen Raum für große Verkehrsströme. Es ist

bezeichnend, dass sich später, im Jahr 1905, eine

expressionistische Künstlergruppe unter dem

Namen »Brücke« zusammenfand und in ihren

Stadtansichten das Motiv gleichfalls bevorzugte.

Häufig zeugen gerade diese Bilder von einer Poe-

tisierung der Stadt-Landschaft durch Spiege lun-

gen und durch eine atmosphärische Tönung des

Raumes.

Grundsätzlich gliedert sich die Ausstellung

nach den dominierenden Motivgruppen beider

Stilrichtungen: die Stadt mit ihren Straßen und

Plätzen, die Menschen in den Bars, Cafés und

Restaurants, die Orte der Freizeit am Rande der

Stadt, an den Seen und am Meer, die Familie und

die Künstlerfreunde. Impressionistische und ex-

pressionistische Kunstwerke, die unter vergleich-

baren gesellschaftlichen Bedingungen vor dem

Ersten Weltkrieg entstanden sind, werden dazu

in allen Räumen gemeinsam gezeigt, immer wie-

der konzentriert auf überzeugende Bildpaare,

um Gleichartiges und Unterschiedliches deut-

lich werden zu lassen.

Inhaltlich beginnt die Ausstellung mit dem

alten Thema der Badenden, das, in Pastoralen

und Idyllen vielfach variiert, erneut zu einem

Hauptmotiv in der Malerei des Spätimpressi-

onismus und des Expressionismus wurde. Hinter

den Darstellungen von Badenden in freier Natur,

in Seen oder im Meer stand die Sehnsucht

nach einem naturverbundenen, menschli-

chen Miteinander außerhalb der beengen-

den Regeln der bürgerlichen Welt. Gerade

Paul Cézannes Bilder wurden hier zum be-

wunderten Vorbild der Impressionisten wie

Expressionisten.

Ein großer Abschnitt der Ausstellung

ist dem Freizeitvergnügen gewidmet, das

erst durch die Industrialisierung mit ihren

festgelegten Arbeitszeiten zu einem allge-

meinen Phänomen wurde. Es entstanden

dafür charakteristische Orte: die Zoologi-

schen Gärten, die Cafés und Biergärten,

die Vororte. Was für Hamburg die Alster

und für Berlin die Seen im Westen der Stadt,

sind für Paris die Ufer der Seine. Für Künst-

ler beider Richtungen lieferten Oper und

Ballett, Kabarett und die beliebten »Café-

concerts« als abendliche Orte für Tanz und

Vergnügen, Begegnung und Rausch eine

Fülle an Motiven.

Paul Cézanne. Sieben Badende, um 1900. Öl auf Lein-wand, 38 × 46 cm. Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler. Foto: Christian Baur

unten:Max Liebermann, Der Papageienmann, 1902. Öl auf Leinwand, 102,5 × 72,5 cm. Museum Folkwang, Essen. Foto: Lutz Braun

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| 69MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Überraschend viele und großformatige Bilder

dieser Jahre zeigen außerdem Paare und thema-

tisieren damit Beziehungen. Auffallend an diesen

Darstellungen sind die nichtkommunikativen

Konstellationen: Bewegungs- und Blickachsen

sind nicht aufeinander bezogen; für die Werke

Manets ist der verloren ins Nichts gehende Blick

mancher Figuren geradezu charakteristisch.

Der letzte Raum mit Werken aus dem Jahr

1913 verdeutlicht schließlich das schwelende Un-

behagen an der Zeit, eine lauernde Verunsiche-

rung, ein Gefühl der Bedrohung, welchem das

Bild »Die Wölfe« von Franz Marc eindrücklich

Gestalt gegeben hat.

unten: Edouard Manet, Im Wintergarten (Dans la serre), 1878/ 79. Öl auf Leinwand, 115 × 150 cm. © Nationalgalerie SMB. Foto: Jörg P. Anders

unten rechts: Franz Marc, Die Wölfe (Balkankrieg), 1913. Öl auf Leinwand, 70,8 × 139,7 cm. Collection Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, New York, Charles Clifton, James G. Forsyth and George W. Goodyear Funds, 1951. © Albright-Knox Art Gallery/ Art Resource, NY/ Scala, Florence, 2015

Ernst Ludwig Kirchner, Zwei Tänzerinnen, 1910/ 11. Öl auf Leinwand, 64,8 × 59,6 cm. Privatbesitz, Dauerleihgabe an das Franz Marc Museum, Kochel am See. Foto: Antje Zeis-Loi

Spätestens mit Beginn des Ersten Weltkriegs

waren veränderte, weniger illusionäre Formge-

bungen aktuell geworden, Impressionismus und

Expressionismus waren historisch geworden,

wenngleich sie noch viele Jahre virulent blie-

ben. In der späteren Rezeption bis heute wurden,

gemäß der von Herwarth Walden postulierten

»Kunstwende«, die Bilder der Impressionisten

und Expressionisten meist getrennt betrachtet,

gesammelt und ausgestellt. In einer umfassen-

den Schau mit Werken aus der Alten und aus der

Neuen Nationalgalerie, die gerade für eine Sanie-

rung geschlossen ist, und bereichert durch her-

vorragende internationale Leihgaben soll nun den

Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen

beiden Bewegungen erstmals nachgespürt wer-

den. Gut 160 impressionistische und expressio-

nistische Meisterwerke überwiegend deutscher

und französischer Künstler werden dafür in der

Alten Nationalgalerie gezeigt.

Angelika Wesenberg

Dr. Angelika Wesenberg ist Kustodin an der Alten Nationalgalerie und Kuratorin der Ausstellung.

Anmerkungen1 Herwarth Walden: Expressionismus. Die Kunstwende,

Berlin 1918.2 Max Liebermann: Die Phantasie in der Malerei. Schriften

und Reden, hrsg. von Günter Busch, Frankfurt am Main 1978, S. 180.

3 Franz Marc: Die hundert Aphorismen. Das zweite Gesicht (1915), aus Aphorismus 35, in: Franz Marc: Briefe, Schriften und Aufzeichnungen, Leipzig 1989, S. 286.

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Ausstellungen

l iebermann-v i lla am wa nnsee

Liebermann und Van Gogh26. April bis 10. August 2015

Unter dem Motto »125 Years of Inspiration« wird

2015 das internationale Vincent-van-Gogh-Jahr

gefeiert. 125 Jahre sind seit dem Tod des nieder-

ländischen Malers vergangen, und damals wie

heute war und ist er für zahlreiche Künstler Vor-

bild und Inspirationsquelle. Mit der Ausstellung

»Liebermann und Van Gogh« liefert die Lieber-

mann-Villa am Wannsee einen wichtigen deut-

schen Beitrag zum Gedenken an den einzigarti-

gen Künstler.

Über vierzig Jahre reiste Max Liebermann in

den Sommermonaten nach Holland, wo er in Or-

ten wie Zandvoort, Katwijk, Laren oder Zweeloo

entscheidende Motive für sein künstlerisches

Werk fand. Angeregt durch die altniederländi-

schen Meister Jacob van Ruisdael und Meindert

Hobbema malte er dort Szenen des alltäglichen

Lebens mit Handwerkern, Bauern und Waisen-

mädchen. Zu diesen Werken gehört auch das

Gemälde »Die Rasenbleiche«, das eine große

Obstwiese mit ausgebreiteten weißen Laken

zeigt. Das Motiv fand Liebermann im Dorf Zwee-

loo in der Provinz Drenthe, dessen Besuch zu Stu-

dienzwecken ihm sein Malerfreund Jozef Israëls

nahegelegt hatte. Dieses Werk verbindet Max

Liebermann und Vincent van Gogh, denn als es

Liebermann 1883 im Pariser Salon ausstellte, wur-

de Van Gogh auf den deutschen Kollegen auf-

merksam: Theo van Gogh hatte seinem Bruder

von dem Gemälde und dessen Farbigkeit erzählt.

Vincent van Gogh hat das Werk zwar nicht im

Original gesehen, kannte allerdings die Schwarz-

Weiß-Abbildung im Katalog des Pariser Salons.

Die damals im Strichätzverfahren reproduzierte

Zeichnung bildet den Auftakt unserer Ausstel-

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Liebermann-Villa am Wannsee | Ausstellungen

| 71MUSEUMSJOURNAL 2/2015

lung. Sie legt zugleich Zeugnis ab von der ur-

sprünglichen Fassung des berühmten Gemäl-

des, das erst nach weitgehenden Umarbeitungen

jene Form erhielt, in der es heute im Wallraf-

Richartz-Museum in Köln zu sehen ist.

Vincent van Gogh stand zu diesem Zeitpunkt

noch am Anfang seiner künstlerischen Entwick-

lung und war mit Studien ländlicher Motive be-

schäftigt, die ihn auch nach Drenthe führten.

»Wie man hört, soll Liebermann irgendwo hier in

der Nähe sein. Ich möchte ihm gern mal begeg­

nen«, schrieb er am 13. Oktober 1883 an seinen

Bruder. Theo hatte ihm von den Motiven und der

Farb gebung der Werke berichtet, die Liebermann

in der Gegend gemalt hatte. Weiter heißt es in

dem Brief: »Du schriebst mir von Liebermann:

›Sein Kolorit besteht aus schiefergrauen Tönen mit

Übergängen ins Braune, besonders aber ins Gelb­

graue‹. Ich habe niemals etwas von ihm gesehen,

nun ich aber die Natur hier vor Augen habe, verste­

he ich vollkommen, wie vernunftgemäß es ist, dass

er so verfährt«. Von der Motivwahl Liebermanns

und den Erzählungen seines Bruders fasziniert,

un ternahm Vincent van Gogh einen Ausflug nach

Zweeloo. »Ich wollte Dir nur eben von einem Aus­

flug nach Zweeloo berichten, dem Dorf, wo Lieber­

mann lange gewesen ist und Studien für sein Bild

der Waschfrau, im letzten ›Salon‹ gemacht hat«,

schreibt er am 2. November 1883: »So begann ich,

eine Skizze von dem bewussten Apfelbaumgärtchen

zu machen, in dem Liebermann sein großes Bild ge­

malt hat.« Diese »Hommage« an Liebermann be-

findet sich heute in der Sammlung des Museums

Boijmans Van Beuningen in Rotterdam und ist in

unserer Ausstellung erstmals neben der Strichät-

zung aus dem Pariser Katalog von 1883 zu sehen.

Es gibt darüber hinaus zahlreiche weitere

Werke, in denen sich beide Künstler in den Jah-

ren 1883 bis 1885 thematisch und motivisch nahe

sind; so zum Beispiel in ihrem Aufgreifen des

Motivs der Weber, auf das Liebermann ebenfalls

in Zweeloo aufmerksam wurde. Dort entstand

das Gemälde »Der Weber«, das sich heute in der

Sammlung des Städel Museums in Frankfurt be-

findet. Der Betrachter blickt in die Wohn- und

Arbeitsstube einer Weberfamilie, die ihrer mühe-

vollen Arbeit nachgeht. Auch Van Gogh war an

der Darstellung von Webern bei der Arbeit in-

teressiert und beschäftigte sich intensiv damit,

nachdem er 1883 nach Nuenen umgezogen war.

Hier fand er die Motive für seine Weberbilder,

denn trotz der fortschreitenden Industrialisie-

rung war gerade in der Umgebung dieses Ortes

die Weberei in familiären Handwerksbetrieben

noch sehr verbreitet. Bis August 1884 schuf Van

Gogh insgesamt 16 Feder- und Aquarellzeichnun-

gen zum Thema, und daran anschließend eine

Reihe von Gemälden.

Weitere thematische Berührungspunkte zwi-

schen Liebermann und Van Gogh resultieren

aus gemeinsamen Kontakten zu Künstlern der

Haager Schule, der Verehrung der altniederlän-

dischen Meister und von Jean-François Millet,

einem der führenden Künstler der Malerschule

von Barbizon. Persönlich kennengelernt haben

sich Liebermann und Van Gogh allerdings nie.

Die Ausstellung »Liebermann und Van Gogh«

holt die verpasste Begegnung der beiden nach

und zeigt ihre Werke aus den genannten Jahren

im Dialog. Knapp vierzig Zeichnungen, Aquarel-

le und Gemälde der Künstler lassen anschaulich-

werden, warum sich Van Gogh für den deutschen

Kollegen interessierte. Dabei werden sowohl

die Gemeinsamkeiten als auch die Unter-

schiede herausgearbeitet, die sich in der

Darstellung der ländlichen Arbeit erkennen

lassen. Während Liebermann das ländliche

Leben als sozial intakte Lebenswelt wieder-

gab, solidarisierte sich Van Gogh mit den ein-

fachen Leuten und stellte die teilweise äußert

ärmlichen Verhältnisse dar. Er empfand tiefes

Mitgefühl für die Handwerker und Arbeiter

und achtete sie im Allgemeinen höher als die-

jenigen, welche sich als »kultivierte Leute«

bezeichneten.

Die Ausstellung legt eine kunsthistorische

Verbindung offen, die bisher kaum Beachtung

fand.

Julia Klarmann

Dr. Julia Klarmann ist wissenschaftliche Volontärin der Liebermann-Villa am Wannsee.

Die Niederländische Botschafterin in Berlin, Monique van Daalen, hat die Schirmherrschaft der Ausstellung übernommen.

Der gleichnamige Katalog, der die unterschiedlichen Aspekte des Themas wissenschaftlich aufarbeitet, erscheint im Wienand Verlag, mit 144 S. und zahl-reichen Abbildungen.

links: Max Liebermann, Stille Arbeit, 1902. Öl auf Leinwand, 68,5 × 45,5 cm. Museum Kunst der Westküste, Föhr. Foto: Museum Kunst der Westküste

rechts: Vincent van Gogh, Näherin beim Fenster, 1881. Aquarell (Zeichnung), 59,9 × 44 cm. Privatbesitz. Foto: Patrick Goetelen

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Ausstellungen

mart in- gropius- bau

ZERODie internationale Kunstbewegung der 1950er- und 1960er-Jahre

21. März bis 8. Juni 2015

Die von ZERO verwirklichte Idee eines absoluten

Neubeginns der Kunst nach dem Zweiten Welt-

krieg fand viele begeisterte Anhänger. Das sich

in den 1950er- und 1960er-Jahren stetig erwei-

ternde internationale Netzwerk künstlerischer

Beziehungen bot vor allem für deutsche Künstler

Wege zur Befreiung. Spezifische thematische

Fragestellungen sowie ein neuer Umgang mit

Materialien verbinden alle ZERO-Künstler, auch

wenn sich ihre Ausdrucksmittel – Malerei, Plas-

tik, Installation, Aktion – unterscheiden können.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über

die unterschiedlichen Positionen der ZERO-

Bewegung: Sie präsentiert 43 Künstler

aus 13 Ländern mit rund 200 Werken

aus der Zeit von 1957 bis 1967, darunter

auch Gemeinschaftsarbeiten, die noch

nie in dieser Form ausgestellt wurden.

Erstmals widmet sich die Ausstellung

sowohl Künstlern wie Heinz Mack,

Otto Piene und Günther Uecker als

auch ZERO nahestehenden inter na-

tionalen Künstlern wie Piero Manzoni

und den in Vergessenheit geratenen

Künstlern Hermann Goepfert und Os-

kar Holweck.

Präsentiert werden auch Arbeiten

von Jean Tinguely. Er gehörte zu den

wichtigsten Vertretern der kinetischen

Kunst, bei der Bewegung die zentrale ästhetische

Ausdrucksform bildet. Tinguely setzte sich mit

der Welt der Maschinentechnik auseinander und

erschuf aus Materialien, die er auf Schrottplätzen

fand, Kunstmaschinen bzw. Maschinenkunst. Er

gab sich als Konstrukteur aus und verweigerte

sich so dem klassischen Bild des Künstlers. Zu-

gleich ironisierte er die Rolle des Konstrukteurs,

da seine Werke zwar nach den logischen Geset-

zen der Mechanik funktionieren, aber keinen

technischen Zweck erfüllen: »Meine Maschinen

sind poetisch insoweit, dass sie funktionsfrei sind.

Sie können einfach sie selbst sein.«

Für eine neue Auseinandersetzung mit dem

Thema Farbe steht Yves Klein. Er bezeichnete sich

selbst als Begründer der Bewegung des »Mono-

chromen« und signierte seine Bilder mit »Yves le

Monochrome«. Die Monochromie erlaubt es ihm,

frei von traditionellen Kompositionsprinzipien

zu arbeiten, die den Blick des Betrachters lenken.

Seine einfarbigen Bilder, ob nun im berühmten

Ultramarinblau oder in Grün, Rot oder Orange,

fordern durch ihre Reduktion den Betrachter zu

einer verstärkten Sensibilität des Sehens heraus.

Auch der Einsatz von Rauch und Feuer war bei

den ZERO-Künstlern weitverbreitet. Otto Piene

(mj 3/2014) hat sich wie kein anderer diese Ge-

staltungsmittel zu eigen gemacht. Er führte da-

bei Kerzen oder Öllampen an der Oberfläche der

Leinwände entlang, sodass sich der Rauch der

Flammen als Ruß auf diesen niederschlug. Das

Auge, so Otto Piene, sei dabei wichtiger als die

Hand, er schaffe nur eine Situation, in der die ge-

stalterische Kraft des Feuers wirken könne. Otto

Piene kanalisierte demnach nur die Naturenergie

in ästhetische Bahnen, ohne dabei seine eigene

künstlerische Handschrift in den Vordergrund zu

stellen. Er umschrieb dieses Phänomen als die

Atmung einer ästhetischen Form von Energie.

Nicht nur Feuer, sondern Licht im Allgemei-

nen faszinierte die ZERO-Künstler. Die schlanken,

in den Raum ragenden Nägel sind für Günther

Uecker »Lichtfänger«. Hier bricht sich das Licht,

und Schatten entstehen. Durch dieses »optische

Sprachmaterial« (Uecker) materialisiert sich der

Raum zwischen Nagel und Leinwand. In der Art

und Weise, wie der Nagel auf seinem Grund plat-

ziert ist – enge oder weite Abstände zwischen

Charles Wilp, Jean Tinguely auf einer seiner Maschinen vor seinem Atelier, 1959. © bpk/Charles Wilp. © Für das Werk von Jean Tinguely: VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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Martin-Gropius-Bau | Ausstellungen

| 73MUSEUMSJOURNAL 2/2015

den Nägeln, die Tiefe und der Winkel des Ein-

schlags, ihre Verteilung und Anzahl usw. –, ändert

sich die Lichtmodulation und damit die Raum-

gestaltung. Günther Uecker beschrieb dies als

Interferenzsituation, in der sich die Werkober-

fläche als Schwingungsbereich offenbare. Jede

neue Lichtsituation und jede Veränderung des

Betrachterstandpunkts schafft eine neue Sicht

auf das Werk – Strukturen können mal mehr, mal

weniger in Vibration geraten.

Mit dem optischen Phänomen der Vibration

beschäftigte sich auch Jan J. Schoonhoven. Er be-

tonte, dass es ihm bei seinen Arbeiten um eine

Form der Organisation ginge. Die Wiederholung

diente ihm als Rhythmus und erleichterte das

Nachdenken über die Komposition. Durch die

manuelle Bearbeitung der Oberflächenstruktur

kommt es außerdem zu einer Verlebendigung,

das Licht bricht sich in seinen Werken auf unvor-

hersehbare Weise und macht Räumlichkeit spür-

bar. Verstärkt wird dieser Effekt – der Wechsel

von Hell und Dunkel – durch die monochrom

weiße Farbfassung der Reliefs.

Yves Klein, Monochrome jaune sans titre (M 74), 1957. Pigment und Kunstharz auf Gaze auf Platte, 12,5 × 24 cm. Ahlers Collection © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Die Belebung der Oberfläche war auch ein

Ziel von Heinz Mack. Er wollte der klassischen

Komposition eine »Strukturzone« entgegenset-

zen. Diese Strukturzone wird gefüllt mit einer

dynamischen Farbmodulation, bei der die Farbe

zu vibrieren scheint. Konkret heißt dies, dass

durch das Aufeinandertreffen von Schwarz und

Weiß etwas in Bewegung gesetzt wird, die Far-

ben über die Bildgrenzen links und rechts drän-

gen. Mittels sanfter Farbverläufe oder harter

Kontraste wird nicht nur ein Oben und Unten

im Bild definiert, sondern auch ein Vorne und

Hinten und ein Bildraum – eine Strukturzone –

geschaffen als Ausdruck der reinen Emotion.

Die Erweiterung des zweidimensionalen Bild-

trägers war für die ZERO-Künstler in der Ausein-

andersetzung mit Lucio Fontana von großem

Interesse, so etwa für Christian Megert. Er inte-

grierte nicht nur Spiegel und deren Scherben in

seine Bilder, sondern arbeitete auch mit großfor-

matigen Spiegeln, sodass durch Endlosreflexio-

nen ganze Spiegelräume entstanden: Aus Fläche

wird Raum. In Megerts raumbezogenen Arbeiten

befindet sich der Betrachter nicht länger vor dem

Werk, sondern er ist in dem Werk. Bild und realer

Raum greifen ineinander. Christian Megert setzt

die physikalischen Grenzen außer Kraft. Er stellt

damit die menschliche Wahrnehmung auf die

Probe und regt zur Selbstreflexion an.

Die Ausstellung gliedert sich nach Themen-

komplexen wie Raum, Farbe, Struktur, Vibration,

Bewegung, Licht und Feuer. Im Fokus steht die

Präsentation der sinnlich erfahrbaren Aspekte

der ZERO-Kunst, der stille Dialog zwischen Kunst-

werk und Betrachter.

Sarah Czirr

Die Autorin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der ZERO foundation, Düsseldorf.

Heinz Mack, Dynamische Struktur (schwarz auf weiß), 1962. Kunstharz auf Nessel, 130 × 120 cm. Atelier Mack. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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MUSEUMSJOURNAL 2/201574 |

Ausstellungen

hamburger ba hnhof – museum für ge genwart

Michael BeutlerMoby Dick

17. April bis 6. September 2015

Die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof wid-

met dem in Berlin lebenden Künstler Michael

Beutler (geb. 1976) eine Einzelausstellung in der

Historischen Halle des Museums. Die Installa-

tionen des Künstlers besetzen und transformie-

ren Räume. Sie verstehen sich als Reaktionen auf

die architektonischen und sozialen Strukturen

sowie die spezifische Situation am jeweiligen

Ausstellungsort.

Für die Ausstellung »Moby Dick« ist die zen-

trale Halle mit ihrer markanten Eisenskelettkon-

struktion Ausgangspunkt für die skulpturalen

Eingriffe des Künstlers. Michael Beutler nimmt

Formen, Proportionen, Farben und Material-

eigenschaften des Ausstellungsraumes auf, löst

sie aus der Architektur, strukturiert diese neu,

wiederholt und variiert sie – es entsteht eine

Architektur in der Architektur. Anders jedoch

als der festgefügte Bau der Halle, die schweren

Eisenträger und die makellos weiß gestrichenen

Wände, wirken Beutlers Einbauten offen und

leicht. Ihnen wohnt etwas scheinbar Unfertiges,

Ephemeres und Unbestimmtes inne. In dieser

offenen Konstitution und »poetischen Fragilität«

(Gabriele Sand, 2005) kommentiert die Installa-

tion die Beschaffenheit der Museumsarchitektur

und ihren Anspruch auf Beständigkeit, Dauer

sowie Perfektion und ermöglicht eine alternati-

ve Raumwahrnehmung und -nutzung.

Der Hamburger Bahnhof unterlag seit der Er-

bauung 1846 einer stetigen Umwandlung und

Transformation. Bevor das Gebäude zum Muse-

um für zeitgenössische Kunst wurde, diente es

als Bahnhof, wurde als Verwaltungs- und Wohn-

gebäude genutzt und beheimatete schließlich

das Verkehrs- und Baumuseum. Mit den unter-

schiedlichen Funktionen wandelte sich auch

die Architektur, besonders des Innenbereichs.

Beutler verweist mit seiner Installation nicht ex-

plizit auf die Geschichte des Hauses. Vielmehr

reflektiert er durch die Arbeit mit der gegen-

wärtigen, spezifischen Raumsituation den ge-

schichtsschreibenden Charakter der Architektur

des Hamburger Bahnhofs auf implizite Weise. So

könnte der weiße Pottwal Moby Dick auch als

Symbol für den White Cube stehen, zu dem die

Halle erst in den 1990er-Jahren gemacht wurde,

und die Metallkonstruktion der Halle lässt an ein

gigantisches Skelett vergangener Zeiten denken.

Das Moment des »Nichtfestgelegten«, das

Beutlers Werke kennzeichnet, ist Voraussetzung

für eine spielerische Flexibilität und Offenheit.

Auch wenn seine Arbeit meist mit der akribi-

schen Entwicklung eines Modells beginnt, wird

dieser Plan bei der Umsetzung im konkreten

Raum den vor Ort angetroffenen Gegebenheiten

und Situationen angepasst. Diese Offenheit be-

steht im Falle der Schau im Hamburger Bahnhof

nicht nur in der Aufbauphase, sondern hält auch

über die gesamte Laufzeit der Ausstellung an.

Der Künstler verwandelt gemeinsam mit seinem

Team den Ausstellungsraum über Monate in ei-

nen Ort kontinuierlicher Produktion, zu einer

»Werkshalle Museum«. So lässt sich die Frage

stellen, ob das Ausstellungsvorhaben ähnlich

wie die ungewisse Fahrt des Walfangschiffes

»Pequod« als Reise betrachtet werden kann, die

sich über einen langen Zeitraum erstreckt, und

bei der zwar ein klares Ziel verfolgt wird, ihr Aus-

gang jedoch offen bleibt.

Michael Beutler, Wursthäuser und Wand, 2014. Installationsansicht Haus Beutler, La Loge, Brüssel. © La Loge, Brüssel, Michael Beutler. Foto: Lola Pertsowsky

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Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart | Ausstellungen

| 75MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Die Apparate, die Michael Beutler für die Her-

stellung der verschiedenen skulpturalen Ele-

mente und Versatzstücke seiner Installationen

nutzt, konstruiert er selbst. Ihre Erscheinung

lässt nicht gleich auf ihre Funktion schließen: Ih-

nen wohnt eine Uneindeutigkeit inne, die die

Imagination des Betrachters herausfordert, eine

Entschlüsselung des Entstehungsprozesses je-

doch nie ganz möglich macht. Im Hamburger

Bahnhof integriert der Künstler auch Apparate

älterer Werke, die teilweise schon in verschie-

dene Ausstellungskontexte einbezogen wurden.

Diese werden für »Moby Dick« zu unterschied-

lichen Zeitpunkten während der Ausstellungs-

dauer aktiviert. Darunter auch die frühe Arbeit

»pump up the volume. Hermann« (2003) aus

der Sammlung Marx oder »Zustand mit Loops

und Kringeln« (2012). Mit diesen Apparaten pro-

duziert der Künstler »Bauteile« oder »Haufen«,

die im Falle der letzteren Arbeit aus großen Pa-

pierkringeln bestehen und getürmt voluminöse

Gebilde ergeben. Die entstehenden Produkte,

die durchaus von skulpturaler Präsenz geprägt

sind, bewegen sich wie »Wanderdünen« durch

den Raum und verändern ihn so temporär. Die

»Haufen« stehen in ihrer scheinbaren Funktions-

und Strukturlosigkeit im Kontrast zu der Funk-

tionalität architektonischer Bauelemente.

Für seine Werke bedient sich der Künstler

industriell hergestellter oder bearbeiteter Mate-

rialien wie Holz, Plastik, Gips und Papier, die

meistens an Orten des Alltags zu beschaffen

sind: in Baumärkten, Kaufhäusern, auf Märkten

und bei Rohstoffhändlern. Diese werden in hand-

werklicher Montage weiterverarbeitet und mit-

einander verwoben. Sie werden umfunktioniert

und neu gedeutet. Häufig fließen auch am Ort

vorgefundene, recycelte Materialien in die Kon-

struktionen mit ein, oder Elemente vergangener

Ausstellungen werden neu verbaut. Die bewuss-

te und autonome Haltung zu den eingesetzten

Materialien wie auch die selbst entwickelten

Verfahren und Geräte konterkarieren hochtech-

nisierte, entfremdete Arbeitsformen. Das Hinter-

fragen industrieller Produktionsprozesse sowie

die damit in Zusammenhang stehenden Ökono-

mien bilden ein zentrales Element in Michael

Beutlers Werken.

In Aktion funktionieren die Apparate rein me-

chanisch und müssen meist von einer ganzen

Gruppe bedient werden. Ähnlich wie der weiße

Wal sich auch nur von einer ganzen Mannschaft

bezwingen lässt, erfordern Beutlers Arbeiten

ein soziales Gefüge, um die werkimmanenten

Verfahren im Ausstellungsraum zu erlernen und

anzuwenden. Michael Beutler ist dabei nicht

nur der Erfinder der Apparaturen, sondern auch

ihr Konstrukteur und einer derjenigen, der diese

später bedienen und die Anwendung delegieren

wird. Manuelle, selbstbestimmte Produktions-

Michael Beutler, Zustand mit Loops und Kringeln, 2012/14. © Galerie Bärbel Grässlin, Michael Beutler. Foto: Wolfgang Günzel

weisen stehen hier im Zentrum, vor allem aber

auch das Experiment. Schließlich handelt es

sich bei den selbst geschaffenen Vorrichtungen

nicht um standardisierte Maschinen oder Serien-

modelle, sondern vielmehr um Prototypen, indi-

viduelle Versuchsmodelle, die erprobt werden.

Ähnlich eines Relikts oder einer Spur bleiben sie

der Ausstellung erhalten. So schreibt sich der

Prozess regelrecht in Beutlers Werke ein.

Melanie Roumiguière

und Greta Hoheisel

Melanie Roumiguière ist Kuratorin der Ausstellung, Nationalgalerie SMB. Greta Hoheisel ist kuratorische Assistentin, Verein der Freunde der Nationalgalerie.

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MUSEUMSJOURNAL 2/201576 |

Ausstellungen

haus am wa ldsee

»Glückhaben«Arbeiten auf Papier aus der aktuellen »St. Paul«-Serie von Martin Assig

6. März bis 17. Mai 2015

Mit ungewöhnlicher Beharrlichkeit schafft Mar-

tin Assig Arbeiten auf Papier, die auf kleinem

Raum große Pracht entfalten. Sie zielen auf die

Essenz des Lebens und widmen sich überzeit-

lichen Strukturen jenseits unseres Alltagsbe-

wusstseins. Dabei spielt der 1959 im niedersäch-

sischen Schwelm geborene, heute in Brädikow

und Berlin lebende Maler mit dem Bild des mit-

telalterlich-anonymen Künstlers, der sich einer

höheren Idee unterordnet und sein Werk am

Ende selbst staunend von außen betrachtet. In

den Zeichnungen der aktuellen »St. Paul«- Serie

übersetzt Assig seine Handschrift in farbig-abs-

trakte Linien, Formen und Muster, in die Körper-

fragmente, Objekte und Worte wie Strukturele-

mente eingearbeitet werden. So entsteht Blatt

für Blatt, als handelte es sich um Stundengebete

in mittelalterlichen Handschriften.

Assig setzt Linie an Linie, Kreis an Kreis. Unre-

gelmäßigkeiten der nur scheinbar gleichbleiben-

den Bewegung der Hand lässt er freien Lauf. Ord-

nungssysteme unterschiedlicher Kategorien

bauen sich auf dem Papier auf. Netze, Blöcke,

Liniensysteme entstehen, die einander ähnlich,

aber nicht ident sind. Wie in der Natur gleicht

kein Blatt dem anderen. Alle Geometrie lebt in

Assigs Arbeiten aus der lebendigen Kondition

des Tages heraus. Auch die gewählte Farbstim-

mung verdankt sich der Intuition, nicht einem

übergeordneten Plan. Jedes Blatt trägt sein Mus-

ter wie eine zweite Haut. Sie wird mit Wachs

aufgetragen und erhält dadurch Tiefe und Trans-

parenz. Zwischen Mustern und Ornamenten

tauchen Begriffe, Satzteile und Zitate auf, aber

auch Gesichter, Gegenstände, Blitze, Sterne und

Masken.

Die Bilder sprechen in unterschiedlichen Ge-

stimmtheiten zum Betrachter: »Nichts sehen /

und / doch / glauben« – »Nochmal davongekom­

men« – »Glückhaben« – »JA! JA!«. Muster und

Worte stammen aus dem täglichen Wahrneh-

mungsfluss von Denken, Hören, Sehen und Füh-

len. Jenseits von Gewinnmaximierung und Ef-

fizienz verdichten sich so Lebenseinsichten, die

Martin Assig, St. Paul #468, 2013. Tempera, Wachs auf Papier, 90,5 × 71,6 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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Haus am Waldsee | Ausstellungen

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überzeitlich, poetisch und zugleich einfach und

profan erscheinen. Indem Worte wie Hoffnung,

Demut, Tragik, Erinnerung, Gewissheit, Ewigkeit,

Barmherzigkeit offen genannt werden, sprechen

die Blätter innerste Geheimnisse von Liebe und

Tod an.

Die meisten der 250 gezeigten Arbeiten ver-

arbeiten Anregungen aus religiösen Traditionen,

Folklore und Körperritualen, aber auch aus Kunst-

geschichte, Literatur, Musik und Philosophie. Sei

es Marguerite Duras oder Johann Sebastian Bach,

Edvard Munch oder Paul Klee, die russische Lite-

ratur oder das eigene Lebensschicksal, mit jedem

neuen Blatt tropft kostbarer Gedankennektar

aus dem ländlich gelegenen Atelier unweit Ber-

lins hinein in den Kunstbetrieb der Metropole.

Hier kondensiert er nun zu einer Flut von Werken,

die seit 2009 unter dem Titel »St. Paul« in geisti-

ger Nähe zu Paul Klee entstehen und nach über-

standener Krankheit voll Lebensenergie stecken.

»Glückhaben« begann 2010, als Assig per Post

eine Zeichnung an das Haus am Waldsee sen-

dete: »Waldsee / Haus / am / ?« stand da in vier

schwarzen Spruchblasen zu lesen. Poetischer

hatte noch kein Künstler für eine Ausstellung

angefragt. An der Bürowand entwickelte das

Blatt seine Wirkung. Als zwei Jahre später das

Blatt »Glückhaben« eintraf, war die Entschei-

dung, Assigs jüngste Produktion im Rahmen der

»St. Paul«-Serie in einer Ausstellung öffentlich

auszubreiten, längst gefallen.

»Glückhaben« bezieht sich nicht auf das äu-

ßere, das käufliche Glück der Konsumwelt. Viel-

mehr steht die Suche nach »Glück« im Mittel-

punkt der menschlichen Existenz. Wir wollen es

herbeileben und so lange wie möglich festhalten.

Die Blätter von Martin Assig erzählen von dem

Glück der Erkenntnis, die innere Räume in unter-

schiedlichen Schattierungen öffnet. Intensiv und

doch spielerisch strahlen seine Blätter Gewiss-

heit und Glauben aus. Den Erscheinungen liegen

Muster und Systeme zugrunde, aus denen sich

im Laufe des Lebens ein Schicksal webt. Assig

ist ein wacher Beobachter dieser inneren Bilder

und macht sie sichtbar. Mit dem inzwischen auf

über 600 Arbeiten angewachsenen Zyklus »St.

Paul« greift er im Bewusstsein der Traditionen

die vornehmste Aufgabe des Menschen auf: über

den Menschen zu reflektieren. Nicht zuletzt da-

mit stellt er sich in eine Reihe mit seinem geisti-

gen Alter Ego Paul Klee.

Sein poetisches Grundgefühl teilt Martin

Assig auch mit dem Dichter Durs Grünbein:

»Millionen Nächte schrumpften zum Augenblick, /

Wenn er dem Fenster den Rücken kehrte. / Bestürzt

über dies eine unfassbare Lebensglück, / Das ihn

am Tag wie eine goldene Robe beschwerte«, heißt

es in einem bisher unveröffentlichten Gedicht,

das Durs Grünbein für den Ausstellungskatalog

zur Verfügung gestellt hat.

Die Ausstellung im Haus am Waldsee zeigt

neben der großen Fülle von Zeichnungen auch

einige Architekturplastiken des Künstlers aus

den vergangenen zehn Jahren. Hier gehen Arbei-

ten auf Papier mit Mustern und Rapporten, Wor-

ten und Sätzen ins Dreidimensionale. Sie über-

ziehen Gehäuseplastiken – Kirchen, Silos, Türme,

Schreine – die Speicher für Glauben, Lebens-

energie und Glück sein können.

Katja Blomberg

Dr. Katja Blomberg ist Direktorin des Hauses am Waldsee.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag Walther König ein Katalog in Deutsch und Englisch mit 48 Seiten und zahlreichen Abbildungen zum Preis von 18,80 €.

Martin Assig, St. Paul #457, 2013. Tempera, Wachs auf Papier, 60 × 46 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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MUSEUMSJOURNAL 2/201578 |

Ausstellungen

jüd ische s museum be rl in

GehorsamEine Ausstellung von Saskia Boddeke und Peter Greenaway

22. Mai bis 13. September 2015

Warum begehrte Abraham nicht auf, als Gott

ihm gebot, seinen Sohn zu opfern? Die Erzählung

aus dem 1. Buch Moses, Kapitel 22, gehört zu den

umstrittensten Geschichten der Bibel. Sie ist

Teil der Überlieferung in Judentum, Christentum

und Islam und wird an den großen religiösen

Festtagen in Erinnerung gerufen. Die Geschich-

te ist skandalös, da mit Isaak das Leben des Zu-

kunftsträgers Israels auf dem Spiel steht und da-

mit alle bisherigen Verheißungen an Abraham.

Bei aller Hochschätzung dieser Erzählung in den

monotheistischen Religionen fällt ihre Bewer-

tung sehr unterschiedlich aus. Zumal in der isla-

mischen Tradition der erstgeborene Ismael der

zum Opfer erwählte Sohn ist.

Was tat Abraham stattdessen? Er

machte sich mit Esel, zwei Knechten

und seinem Sohn Isaak nach Moria auf,

dem Ort der Opferung. Am Fuß des

Berges ließ er die Knechte zurück, gab

dem Sohn das Brennholz, nahm selbst

Feuer und Messer, und ging weiter

nur mit ihm. Der Sohn fragte noch, wo

denn das Opfertier sei und erhielt zur

Antwort, Gott werde es schon zeigen.

Auf der Berghöhe schichtete Abraham

einen Altar, band den Sohn und legte

ihn darauf. Als er mit dem Messer in

der Hand ausholte Isaak zu töten, ge-

bot ein Engel Einhalt. Abraham habe

seine Gottesfurcht bewiesen, er werde

gesegnet sein mit großer Nachkommenschaft

und Land. Daraufhin opferte Abraham den Wid-

der, der sich hinter ihm in einem Gestrüpp ver-

fangen hatte.

Das Jüdische Museum Berlin hat zwei Künst-

ler eingeladen, sich dieses Themas anzunehmen.

Die niederländische Multimediakünstlerin Saskia

Boddeke und der britische Filmemacher Peter

Green away widmen der »Bindung Isaaks«, wie

die Geschichte im Judentum genannt wird, eine

große Ausstellung in zwölf Räumen: Filme, Raum-

installationen, Kunstwerke und ein Soundtrack

bilden einen Wahrnehmungsraum, in dem die

biblische Erzählung als sinnlich erfahrbares und

emotionales Drama vorgestellt wird.

Boddeke und Green away dekonstruieren die

Erzählung, fokussieren einzelne Teile neu und

verweben islamische mit jüdischen Elementen.

Die Hauptquelle ihrer Neu-Erzählung sind die

jüdischen Auslegungen des biblischen Textes,

die Midraschim, ebenso wie Texte der Kirchen-

väter und Prophetengeschichten des Islam, mit-

hin Legenden und Deutungen zur Erzählung, in

denen fantasiereich weitere Personen auftreten,

die als Assistenzfiguren gleichsam die Geschich-

te erklärlicher machen sollen: Sarah etwa, oder

Satan, der Gott anstiftet, Abraham zu prüfen,

bisweilen auch, um Abraham zum Ungehorsam

zu verleiten.

Ausdrücklich verknüpfen Boddeke und Green-

away die Erzählung mit Erfahrungen unserer Zeit.

Im ersten Raum der Ausstellung zeigt die Multi-

screen-Installation »I am Isaac« Kinder, Jugend-

liche und junge Erwachsene, die sich als Isaak

respektive Ismael bekennen. Diese Aufnahmen

zu »I am Isaac« werden während der Ausstel-

lungszeit fortgesetzt und laufend in die Ausstel-

lung integriert.

Nach diesem Auftakt rückt die Erzählung

selbst ins Blickfeld. Mit einer hebräischen und

einer lateinischen Bibel und einem Koran, so-

wie mit sechs Manuskripten, die Illustrationen

zu diesen Texten zeigen, ist das Libretto der

gesamten Ausstellung als Pracht- und Schatz-

kammer im »Goldenen Raum« vorgestellt.

Es folgen Themenräume zu Gott und Engel,

gleißend weiß gestaltet, und ein Raum des Sa-

tans in tiefdunklem Ambiente. Hier monologi-

siert Satan über die Anstiftung Abrahams zum

Ungehorsam, eine böse Tat, für die er bis heute

Paolo Veronese, Die Opferung des Isaak, ca. 1586. Öl auf Leinwand, 129 × 95 cm. Museo Nacional del Prado. © Museo Nacional del Prado, Madrid

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Jüdisches Museum Berlin | Ausstellungen

| 79MUSEUMSJOURNAL 2/2015

in der islamischen Hadsch (Pilgerreise) rituell ge-

steinigt wird. Weitere Räume führen objektreich

in die Bedeutung der »Opferung Isaaks« für die

drei Religionen und in ihre Verstetigung in Ritu-

al und Legende ein. Das jüdische Neujahrsfest,

die christliche Eucharistie und die islamische

Pilgerreise werden in diesem Zusammenhang

mit kostbaren Objekten und Dokumenten vor-

gestellt. Atmosphärisch dichte Räume wechseln

mit kühlen Installationen und Assemblagen un-

terschiedlicher Artefakte. Des Weiteren greift

eine Installation mit tropfenden, überlaufenden

Wasserbehältnissen die Errettung Hagars und

ihres Sohnes Ismael vor dem Verdursten in der

Wüste auf. Im »Widder-Raum«, der dem Ersatz-

opfer für Isaak/Ismael gewidmet ist, erscheint

die Arbeit »Black Sheep with Golden Horns«

(Schwarzes Schaf mit goldenen Hörnern, 2009)

von Damien Hirst in ungewohntem Umfeld als

Opfertier. Seine Kontextualisierung mit Widder-

hörnern, im nächsten Raum mit Schafswolle, und

deren verströmender Geruch ist Teil der ange-

strebten multisensorischen Erlebnisqualität der

Ausstellung. Eine Fotogalerie mit Motiven von

Vätern und Söhnen, aber auch von Frauen und

Söhnen oder Töchtern behandelt das Verhältnis

von Autoritätspersonen und ihren Schutzbefoh-

lenen und hebt das Ausstellungsthema in die

Gegenwart.

Filme und Projektionen verleihen den Ausstel-

lungsstationen immer wieder eine vorwärtstrei-

bende Dynamik. Dazu zählen Kurzfilme zu ein-

zelnen Motiven, die Serie »Vater & Sohn auf dem

Wege«, die sich fortlaufend durch alle Räume

zieht, sowie Langzeitaufnahmen der legendären

Tatorte des Geschehens. Vor allem aber die Op-

fererzählung selbst, die von der renommierten

israelischen Tanzgruppe »Club Guy & Roni« (Gro-

ningen/Israel) getanzt wird. Sie bildet im »Opfer-

Raum« auf drei großen Projektionswänden den

Höhepunkt des Parcours und zugleich sein Finale.

Den Soundtrack der Ausstellung komponierte

der italienische Musiker Luca d’Alberto, der hier-

für jeweils die Themen der Räume aufgreift. Eine

weitere gewichtige Rolle im Gesamtszenario

spielen Texte, die als Kalligrafien auf den Wänden

das Pendant zu den Filmen abgeben und in denen

die virtuose Diktion Peter Green aways unschwer

wiederzuerkennen ist.

Seit zwanzig Jahren arbeiten Saskia Boddeke

und Peter Green away zusammen. Ihre Ausstel-

lungen, Multi-Media-Installationen, Opernauf-

führungen und Video-Mappings werden weltweit

mit großem Erfolg gezeigt. Beide sind weiterhin

auch allein tätig, Saskia Boddeke mit Performan-

ces und Multi-Media-Shows, Peter Green away

seit den 1980er-Jahren mit Filmen, zuletzt im

Wettbewerb der diesjährigen Berlinale.

Margret Kampmeyer-Käding

Dr. Margret Kampmeyer-Käding ist Ausstellungskuratorin des Jüdischen Museums Berlin und hat die Ausstellung konzipiert.

Für die Fotogalerie laden Saskia Boddeke und Peter Greenaway ein, Fotos von Vätern mit Kind oder Müttern mit Kind an die Emailadresse [email protected] einzusenden. Eine Einverständniserklärung zur Veröffent-lichung in der Ausstellung wird zugeschickt.

Damien Hirst, Black Sheep with Golden Horns, 2009. Glas, lackierter Stahl, Silikon, Acryl, Gold, Kabelbinder, Schaf und Formaldehydlösung, 110,3 × 162,3 × 64,1 cm. © Damien Hirst and Science Ltd. Alle Rechte vorbehalten, DACS 2015. Foto: Prudence Cuming Associates

Saskia Boddeke und Peter Greenaway Filmstill. Gehorsam / Obedience. Foto: Digidaan

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Ausstellungen

bröhan-museum

Kimonos. Gewebte FarbeFukumi und Yoko Shimura

19. Juni bis 6. September 2015

Das Bröhan-Museum präsentiert

ab Juni Seidenkimonos der japani-

schen Künstlerin Fukumi Shimura

und ihrer Tochter Yoko gemeinsam

mit Objekten, Fotografien und Gra-

fiken aus der Zeit des Jugendstils.

Für die Künstlerinnen ist der ja-

panische Kimono eine Leinwand, in

die sie Farben weben, anstatt sie

zu bemalen. Seit über einem hal-

ben Jahrhundert fertigen die beiden

Frauen Kimonos auf traditionelle

Art und Weise, doch mit modernen

und meist abstrakten Webmustern.

Sie sind damit Vertreterinnen eines

jahrhundertealten Brauchtums. Im Jahr 1990

wurden sie von der japanischen Regierung als

»Lebendiges nationales Erbe Japans« ausgezeich-

net. Und obwohl Fukumi Shimura bereits 90 Jah-

re alt ist, entstehen weiterhin neue Kimonokrea-

tionen, bei denen sie mit Farben und Mustern

experimentiert.

Die lange Tradition des Kimonos begann in

der Heian-Periode (794–1192), in der sich der

Kimono zum alltäglichen Kleidungsstück ent-

wickelte. Heute wird er nur noch zu besonde-

ren Anlässen getragen. Die Muster der Shimura-

Kimonos fügen sich in der Darstellung von Na-

turphänomenen in die japanische Tradition. Was

zunächst ungegenständlich erscheint, erweist

sich als Wind, der über eine Ebene weht, oder

als die Berührung des Meeres und des Himmels

am Horizont. Die Farben, die Fukumi und Yoko

Shimura verwenden, kommen ebenso wie die

Motive aus der Natur: Zur ihrer Herstellung ver-

wenden sie Zwiebelschalen, Lindenblüten und

weitere Pflanzen. Die Muster geben an, zu wel-

cher Jahreszeit ein Kimono getragen werden soll.

Wassermotive werden dem Sommer zugeord-

net, eine Pflanze wie der Bambus schmückt einen

im Winter getragenen Kimono. Schnitt und Mus-

ter sagen zudem etwas über das Alter und den

Familienstand der Trägerin oder über den Anlass,

zu dem der Kimono getragen wird, aus.

Nachdem Japan die längste Zeit für Euro-

päer verschlossen war und sich erst 1854 un-

ter militärischem Druck Fremden geöffnet

hatte, gelangten japanische Kunstgegen-

stände in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-

derts erstmals in großer Zahl nach Europa.

Die japanischen Holzschnitte mit Darstel-

lungen des Alltagslebens, die Keramiken mit

ungewöhnlichen Glasuren und vor allem

auch die Kimonos lösten eine ungemeine

Begeisterung aus. Der Begriff »Japonis-

mus« stand für den Einfluss der ja-

panischen Kunst auf die westlichen

Künstler. Die japanische Ästhetik

wurde um 1890 ein wichtiger Kata-

lysator für die Entstehung des Ju-

gendstils und hatte große Bedeu-

tung für das Kunstgewerbe und für

die moderne Malerei.

Historische Fotografien Japans

vom Ende des 19. Jahrhunderts ver-

deutlichen, wie das Land von euro-

päischen Künstlern wahrgenommen

wurde. Die Bilder zeigen Frauen bei

der Teezeremonie, beim Musizieren

oder beim Federballspiel. Sie tragen

Kimonos, die auf den Schwarz-Weiß-Fotografien

farbenfroh nachkoloriert wurden. Oft sind es

Studioaufnahmen, die von japanischen oder aus-

ländischen Fotografen angefertigt und Reisen-

den zum Verkauf angeboten wurden. Westliche

Einflüsse sind dort nicht zu sehen. Für die Künst-

ler um 1900 müssen diese Bilder wie aus einer

an deren, idealen und ursprünglichen Welt ge-

Arnold Krog, August Hallin (Entwurf), Königliche Porzellan-fabrik Kopenhagen (Ausführung), Vase mit japanischem Wildkarpfen, 1887/88. Porzellan, Höhe: 36 cm. Bröhan-Museum. Foto: Martin Adam

Drei Geishas beim Teetrinken, o. J. Albuminabzug, 27 × 20,8 cm. Privatsammlung

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Bröhan-Museum | Ausstellungen

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wirkt haben, die von den Schattenseiten der

Zivilisa tion verschont geblieben war, in der die

Kunst fertigkeit, sei es in Holzschnitten oder

Keramiken, höchste Perfektion erreicht hatte.

Nur die wenigsten Künstler sahen Japan mit

eigenen Augen. Der Maler und Grafiker Emil

Orlik war einer von ihnen. Seine Reise nach Japan

um 1900 war entscheidend für dessen künstleri-

sche Entwicklung. Die Ausstellung zeigt Grafiken

Orliks mit Szenen, die er in Japan beobachtete,

aber auch nach seiner Reise entstandene Plaka-

te, die stark von japanischer Ästhetik beeinflusst

sind. Neben grafischen Entwürfen war es vor al-

lem das Kunstgewerbe, das durch japanische Ge-

staltungsmittel und durch die Motive japanischer

Kunst beeinflusst wurde: Pflanzen wie Iris und

Mohn blühten auf Vasen und Gläsern des Jugend-

stils, die Tendenz zu Stilisierung und Abstraktion,

zu Flächigkeit und ungewöhnlichen Perspektiven

wurde aus Japan übernommen.

Die Ausstellung im Bröhan-Museum verdeut-

licht, wie stark das kulturelle Phänomen des Ja-

ponismus die Kunst um 1900 in verschiedenen

Bereichen – Fotografie, Grafik, Malerei oder An-

gewandte Kunst – beeinflusst hat. In Verbindung

mit den Kimonos von Yoko und Fukumi Shimura

entsteht ein spannender Dialog zwischen dem

Jugendstil und der zeitgenössischen japanischen

Textilkunst.

Alexandra Panzert

Die Autorin ist wissenschaftliche Volontärin am Bröhan-Museum.

Die Ausstellung wird mit Unterstützung der Japanischen Botschaft in Berlin realisiert.

Yoko Shimura, Kimono Botafumeiro, 2008. Seide, Rohseide, 181 × 138 cm. Office Yeeyo Inc. Foto: Yoshino Oishi

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Ausstellungen

museum für as iat ische ku nst

Kindertränen und Blütenpracht20. Januar bis 21. Juni 2015

Kinder und Blumen symbolisieren

in der chinesischen Kunst Frühling,

Wachstum, Familienfortbestand und

Glück. Besonders oft tauchen sie ge-

meinsam in den glückverheißenden

Neujahrsbildern auf, man findet sie

aber auch in der Genremalerei und

in Darstellungen von historischen, li-

terarischen und moralistischen Ge-

schichten. Die Tränen im Ausstel-

lungstitel beziehen sich auf eine

solche, es handelt sich um eine Sei-

denstickerei mit der Geschichte von

Meng Zong. Sie stammt aus einem

Kinderbuch aus dem 13. Jahrhundert

mit dem Titel »Vierundzwanzig Bei-

spiele kindlicher Liebe«, das bis in

die Neuzeit in China weit verbreitet

war: »Meng Zong hatte nur noch seine

alte, kranke Mutter. An einem Winter­

tag verlangte es sie nach frischen Bam­

bussprossen. Wie sollte Meng Zong die

finden? Verzweifelt kniete er bei einer

Bambusstaude und weinte. Da spaltete

sich die Erde und es wuchsen Bambussprossen. Him­

mel und Erde erbarmten sich, bewegt von seiner

kindlichen Liebe. Nachdem seine Mutter die Spros­

sen gegessen hatte, war sie genesen.«

Viele Neujahrsbilder aus dem 18. bis zum frü-

hen 20. Jahrhundert zeigen stolze Mütter mit

ihren jungen Söhnen, oft mit einem versteckten

Glückwunsch in Rebusform. In einer Darstellung

sind eine Tabakspfeife und ein Tabaksbeutel, in

chinesischer Sprache »guan« und »dai«, zu er-

kennen. Schreibt man diese Wörter mit anderen

Schriftzeichen, bedeuten sie »Beamtenhut« und

»Beamtengürtel«. Und Beamtenwürde erhofft

man sich natürlich für seine Söhne!

Während die weiße Pflaumenblüte als Aus-

druck von Reinheit und Unbestechlichkeit vor

allem in der Malerei der gebildeten Oberschicht

Meister Dai aus Yangliuqing bei Tianjin, Neujahrsbild, Mutter mit zwei Knaben, 18. Jahrhundert. Farbholzschnitt, teilweise handkoloriert, 91 × 57 cm. Museum für Asiatische Kunst SMB. Foto: Jürgen Liepe

vorkommt, findet man die volle Blü-

tenpracht in all ihrer Buntheit eher

in der dekorativen Kunst. In der Aus-

stellung werden kostbare Stoffe mit

Blumen mustern gezeigt, darunter

eine Bildwirkerei mit Darstellungen

von Pfauen und Lotus- und Päonien-

blüten. Der Seidenstoff mit Gold-

fäden wurde um 1400 in Ostchina

gewebt und später in Tibet zu einem

Patchwork verarbeitet, vermutlich für

ein Priestergewand oder einen Altar-

vorhang. 500 Jahre jünger, aber ge-

nau so aufwendig gearbeitet, ist eine

Frauenjacke aus schwarzer Seiden-

gaze. Halsausschnitt, Saum und Är-

mel sind mit einer breiten Borte poly-

chromer Seidenstickerei auf weißem

Taftgrund und einer schmalen Seiden-

webborte verziert. Die Motive auf chi-

nesischen Kunstwerken haben fast

immer eine symbolische Bedeutung.

In diesem Fall sind es glückverheißen-

de Motive, sie stehen für Heirat, Har-

monie, erfolgreiches Studium und langes Leben.

Die Ausstellung zeigt über 30 Darstellungen in

unterschiedlichen Materialien aus der Yuan-,

Ming- und Qing-Zeit (1271–1912) in einem lo cke-

ren Nebeneinander von Werken bekannter Künst-

ler, hochkarätigem Kunstgewerbe und Objekten

eher volkstümlicher Art.

Klaas Ruitenbeek

Prof. Dr. Klaas Ruitenbeek ist Direktor des Museums für Asiatische Kunst und Kurator der Ausstellung.

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Ausstellungen

museum für fotograf ie

Willy Maywald. Fotograf und KosmopolitPorträts, Mode, Reportagen

24. April bis 2. August 2015

Geradezu exemplarisch steht das Werk

Willy Maywalds für ein Fotografenleben der

Moderne in Deutschland und Frankreich. In

gutbür gerlichen Verhältnissen 1907 im nie-

derrheinischen Kleve geboren – seine Eltern

führten dort das mondäne Hotel Maywald –

erhielt er seine künstlerische Prägung an den

Werkkunstschulen in Köln und Krefeld und in

der Berliner Avantgardeszene der Jahre um

1930. Hier nahm er Unterricht an der Privaten

Kunstschule des Westens in Charlottenburg,

tauchte ein in das kulturelle Leben der Met-

ropole mit ihren Theatern, Revuen, Galerien,

Kinos und Konzerthallen und entdeckte die

Subkultur der schwulen Bars und Dancing

Halls wie dem Eldorado in der Schöneberger

Motzstraße. Vermittelt durch Ursula Lang-

Kurz, die im bekannten Fotoatelier Binder am

Kurfürstendamm arbeitete, erhielt er Hilfe-

stellung bei seinen ersten Fotografieversu-

chen. Er interessierte sich vor allem für die

Porträt- und Modefotografie – auf diesen

Gebieten waren ihm die bei Binder gemach-

ten Starbilder einer Marlene Dietrich oder

eines Conrad Veidt hervorragendes Schu-

lungsmaterial.

Seine Wahlheimat fand Maywald ab 1932

in Paris, wo er zunächst im modernen und gut

etablierten Atelier des Modefotografen Harry

Meerson als Assistent arbeitete. Dort erlernte er

die Grundlagen wie auch die Finessen des Foto-

grafenhandwerks. Schon Anfang 1934 machte

er sich selbstständig und etablierte das Studio

»May-Wa« am Montparnasse. Beim Flanieren mit

der Kamera fing er das quirlige Leben in den

Cafés ein. Während der Pariser Weltausstellung

1937 gelangen ihm eindrucksvolle Architekturauf-

nahmen, in denen er die Modernität etwa des

Schweizer Länderpavillons im Kontrast zu den

Bauten der totalitären Staaten durch stürzende

Linien und gekippte Perspektiven unmittelbar

vor Augen führt.

Willy Maywald, Weltausstellung in Paris, Eiffelturm und Pressepavillon, 1937. Neuabzug auf Silbergelatinepapier, 28 × 28 cm.Association Willy Maywald

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Ausstellungen | Museum für Fotografie

MUSEUMSJOURNAL 2/201584 |

Schon früh suchte Maywald Kontakt zur Pa-

riser Künstlerszene, ging in Ateliers und mach-

te Porträts. Hier fand er eines seiner ureigenen

Betätigungsfelder, das er über Jahrzehnte bei-

behielt. Sein sensibler Blick ermöglichte ihm

den kreativen Dialog mit den Abgebildeten – von

Tamara de Lempicka bis zu Hans Arp, von Hans

Hartung bis zu Yves Klein – die er zumeist umge-

ben von ihren Arbeiten aufnahm. Exemplarisch

dafür ist ein in den Nachkriegsjahren entstande-

nes, geradezu monumental wirkendes Porträt

Fernand Légers, den er umrahmt von seinen Lein-

wänden aus der Serie »Les Constructeurs« zeigt.

Die kräftige Statur des Malers scheint geradezu

aus dessen Bilderwelten herauszuwachsen.

Willy Maywalds vielversprechende Karriere

wurde jäh durch den Beginn des Zweiten Welt-

kriegs unterbrochen. Als »feindlicher Ausländer«

zunächst interniert und zu Fabrik- und Land-

arbeitseinsätzen gezwungen, konnte er nach

Cagnes-sur-Mer im Süden Frankreichs fliehen,

wo er mit Künstlern und Schriftstellern für einige

Monate eine kleine Produktion handgefertigter

Bastschuhe und Modeartikel aufzog, von der die

Gruppe leben konnte. Im September 1942 gelang

Maywald die Flucht in die Schweiz, wo er nach

weiterer Internierung schließlich von einer Pfar-

rersfamilie in Winterthur aufgenommen wurde.

Er konnte sich langsam wieder als Fotograf etab-

lieren, porträtierte die Protagonisten des kultu-

rellen Lebens in Zürich und Ascona. Im August

1946 kehrte Maywald wieder an die Seine zurück.

In der 1985 erschienenen Autobiografie »Die

Splitter des Spiegels« schreibt er von seinen da-

maligen gemischten Gefühlen: »Paris. Bei dem

Gedanken, Paris nach sieben Jahren wiederzusehen,

war ich ganz verrückt vor Freude. Aber wie würde

mein Leben dort sein?« Doch die Zweifel legten

Willy Maywald, Fernand Léger, 1950/51. Neuabzug auf Silbergelatine-papier, 28 × 28 cm.Association Willy Maywald

sich bald, denn er konnte an seine Vorkriegs-

freundschaften anknüpfen.

Durch die Zerstörung des elterlichen Hotels

in Kleve verlor Willy Maywald viele Fotografien

und Negative, die er in der Heimat sicher ge-

glaubt hatte. Eine Reise ins Nachkriegsdeutsch-

land, die er 1946/ 47 unternahm, dokumentierte

er auch fotografisch. Neben Ruinenbildern ent-

standen Fotos vom langsam wieder aufblühen-

den kulturellen Leben mit Aufnahmen der

Schriftsteller Theodor Plievier und Margarethe

Buber-Neumann.

International bekannt wurde Maywald durch

die Modefotografien, die er für die führenden Pa-

riser Couturiers anfertigte. Bereits in den 1930er-

Jahren hatte die Bandbreite seiner Auftraggeber

von Gérard Albouy zu Robert Piguet gereicht.

Bei Piguet hatte er auch den jungen Christian

Dior kennengelernt, der ihn nach dem Krieg zu

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Museum für Fotografie | Ausstellungen

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Willy Maywald, Modell von Nina Ricci, 1965. Neuabzug auf Silbergelatine-papier, 28 × 28 cm. Association Willy Maywald

Alle Fotos: © Association Willy Maywald/ VG Bild-Kunst, Bonn 2015

einem seiner Hausfotografen machte. Maywalds

Aufnahmen trugen ab 1947, als Dior auf einer

ersten großen Modenschau den New Look vor-

stellte, maßgeblich zu dessen Durchbruch bei.

Die großzügig verwendeten Stoffe und die be-

tonte weibliche Silhouette in den Entwürfen

Diors, die sich demonstrativ von der Kargheit

der Kriegskleidung abwandten, wurden von May-

wald im Studio durch raffinierte Beleuchtung

in ihrer ganzen Plastizität und Fülle inszeniert.

Durch die Klarheit der grafischen Gestaltung der

Fotografien konnten die Haptik der Stoffe und

der Schnitt der Kleider sichtbar gemacht werden.

Neben den glamourösen Bildern der großen Ro-

ben in Pariser Palais arbeitete Maywald bevor-

zugt auf Straßen und Plätzen, vor Plakatwänden,

die er als ironische Kulisse nutzte, oder in den

Museen der Stadt, wo die Modelle in einen Dia-

log mit den dort ausgestellten Skulpturen traten.

Maywald arbeitete bis zu Christian Diors Tod

im Jahr 1957 kontinuierlich mit ihm zusammen

und war danach für seinen Nachfolger Yves Saint-

Laurent tätig. Doch auch die anderen großen

Pariser Modehäuser Jacques Fath, Jacques Heim,

Jacques Griffe, Pierre Balmain und später Pierre

Cardin und Nina Ricci vertrauten auf sein foto-

grafisches Auge. Er hielt die Vorbereitungen der

großen Defilees hinter den Kulissen ebenso im

Bild fest wie die Anproben und die Gäste am Lauf-

steg. So werden wir intime Zeugen des Pariser

Modebetriebs, der in jenen Jahren Berühmthei-

ten und Schauspielerinnen wie Audrey Hepburn,

Marlene Dietrich oder Lauren Bacall anlockte.

Maywalds Fotografien finden sich in den gro-

ßen Illustrierten und Modejournalen der Nach-

kriegszeit, von Vogue über Harper’s Bazaar und

der Eleganten Welt bis zu Film und Frau. Beson-

ders in Deutschland galt er als Botschafter der

Pariser Eleganz. Reportagen über Prominente

aus Film, Kunst und Theater, über ihre Häuser

oder ihre Hotels entwickelten sich zu einem wei-

teren Spezialgebiet. Willy Maywalds Vertrautheit

mit der Szene machte ihn zu einem bevorzugten

Fotografen, der den Leserinnen das mondäne Le-

ben in Paris und an der Côte d’Azur nahebrachte.

Er selbst etablierte in seinem Studio in der Rue

de la Grande Chaumière im 6. Arrondissement

eine Galerie, in der er erfolgreich die Werke sei-

ner Künstlerfreunde präsentierte.

Ludger Derenthal

Dr. Ludger Derenthal ist Leiter der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek SMB.

Zur Ausstellung erscheint ein Buch von Katharina Sykora im Kerber Verlag mit 320 Seiten und ca. 200 Duplex-abbildungen. Er ist zum Preis von ca. 48 € erhältlich.

Die Präsentation ist eine Ausstellung der Kunstbibliothek SMB und der Association Willy Maywald.

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Ausstellungen

werkbundarchiv – museum der d i nge

EphemeraWerbegrafik aus der Sammlung »Alltagsdokumente«

11. April bis 5. Juli 2015

Weltkugeln, Feuerlöscher, Bohr-

maschinen, rauchende Männer, Dunstabzugs-

hauben, Kühlschränke, Pelzmäntel, waschende

Frauen, Teppiche, Fernsehgeräte, Kreise, Streifen,

Linien, Farben, Buchstaben: Täglich sind wir von

Motiven und Formen einer trivialen Konsum- und

Me dienwelt auf zweidimensionalen Drucksa-

chen umgeben. In der Ausstellung werden sie in

einer raumfüllenden Bildanordnung als ein Mikro-

kosmos im Makrokosmos des werbegrafischen

Alltags vorgestellt. Die Werbegrafiken stammen

aus der Sammlung von Alltagsdokumenten des

Werkbundarchivs – Museum der Dinge, sie wa-

ren in dieser Fülle bisher nicht zu sehen. Die Aus-

stellung bewegt sich im Spannungsfeld von Sam-

meln und Ordnen und ist als »Offenes Archiv«

angelegt. Sie zeigt die besonderen Möglichkei-

ten freier und assoziativer Archivierungs- und

Visualisierungsarbeit und präsentiert Werbe-

grafik in ihrer charakteristischen Diversität.

Die Sammlung »Alltagsdokumente« be-

steht aus Massendrucksachen von 1870 bis

heute und wurde für die Ausstellung neu

gesichtet: 33 laufende Regalmeter, geschätz-

te 10 000 Einzeldokumente insgesamt. Die

Sichtung einer nur in Grundzügen systema-

tisierten Sammlung bedeutet, die Büchse

der Pandora zu öffnen. Die ersten Funde

während dieser Sichtung: ein Stapel Wer-

bebroschüren mit dem Motiv »Sofa 1970er-

Jahre«, Schnäppchenangebote, Kaffeeboh-

nenwerbung, Kalender, Bücher über Korn-

kreise, eine Kiste mit ca. 1000 identischen

Flyern aus den 1990er-Jahren, persönliche

Dokumente wie Briefe, Ausweise, Sterbe-

urkunden, eine Infobroschüre über Pferde-

haltung, Einkaufszettel, Gebrauchsanwei-

sungen zu technischen Geräten, Protest-

Flugblätter.

Seit der Gründung des Werkbundar-

chivs Anfang der 1970er-Jahre ist die

Sammlung stetig angewachsen und wurde

von den jeweiligen Verantwortlichen nach

verschiedenen Kriterien erweitert. Sie

entstand auf der Basis von konkreten For-

schungsinteressen zur Konsumkultur und

politischen Reformbewegungen wie z. B.

der 68er-Bewegung sowie durch Recher-

chen nach Exponaten für Ausstellungs-

projekte. Hinzu kamen Übernahmen von

Privatsammlungen oder Nachlässen.

Entsprechend dem Selbstverständnis

des Werkbundarchivs – Museum der

Dinge als einem Museum der industriel-

len Sach- und Produktkultur des 20. und

21. Jahrhunderts gehören Werbung und Politik

zu den thematischen Schwerpunkten der Samm-

lung »Alltagsdokumente«. Reklame wurde dabei

sowohl aus einer konsumkritischen Haltung he-

raus als auch vor dem Hintergrund der vom Deut-

schen Werkbund gesetzten Qualitätsmaßstäbe

für die Produkt kultur gesammelt. In ihrer Ver-

mittlerrolle zwischen Produkt und Konsument ist

die Werbe grafik prädestiniert, die Dauerausstel-

lung zur dinglichen Warenkultur durch eine Prä-

sentation attraktiver Flachware zu bereichern.

Die Sonderausstellung »Ephemera«1 ist Re-

sultat einer Art Wilderei im eigenen Archiv: Sie

überschreitet die derzeitige archivarische Ord-

nung nach Chronologie oder nach Schlagwörtern

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Werkbundarchiv – Museum der Dinge | Ausstellungen

| 87MUSEUMSJOURNAL 2/2015

wie Mode, Politik, Kultur und erprobt visuell eine

Neuordnung. Für die Ausstellungsdauer werden

ausgewählte Bildmaterialien aus Werbebroschü-

ren, Magazinen oder Zeitungen, die grundsätz-

lich autonom und unabhängig voneinander ent-

standen sind, räumlich einander zugeordnet,

um eine neue Sicht auf die Dokumente und die

Wertigkeiten von Werbegrafik zu ermöglichen.

Die Anordnung der Dokumente orientiert

sich zum einen an den Grundlagen visueller Ge-

staltung wie Typografie, Layout, Farbe, Fotogra-

fie sowie an Elementarformen wie Kreisen oder

Linien. Andere Zusammenstellungen von Bild-

gruppen beruhen auf der Verwendung ausge-

wählter Motive wie Wasser, Erde, Luft oder Feu-

er und inhaltlich assoziierter Aspekte. Schließ-

lich gibt es Bildgruppen, deren Binnengliederung

von der existierenden Archivordnung über-

nommen wurde und die kulturhistorische

und anthropologische Phänomene wie das

Wohnen oder den Gebrauch von Werkzeu-

gen zeigen. Die visuellen Cluster sind nicht

chronologisch geordnet, sie können sich

über ganze Jahrzehnte erstrecken oder in

sich geschlossene Zeitkapseln bilden.

Auch aktuelle Dokumente finden sich in

den Bildgruppen und verdeutlichen die

Kontinuität von immer wiederkehrenden

visuellen Phänomenen und den damit

transportierten menschlichen Grund-

und Luxusbedürfnissen.

Allen Massendrucksachen ist ge-

meinsam, dass sie textliche und visu-

elle Informationen übermitteln, die

nur für einen kurzen Zeitraum rele-

vant sind. Sie umgeben uns im Alltag,

mal als Einzeldokumente, mal in op-

tischer Anarchie an Plakatwänden

im öffentlichen Raum. Ihre Fülle führt

zu Ausschluss: Die meisten Drucksa-

chen enden im Altpapier. Mit der Ent-

sorgung verschwindet auch ihre Bild-

und Zeichenwelt. Die Ausstellung er-

möglicht eine seltene Zusammenschau

dieser Ephemera. Werden die Papiere aus

dem Alltag ins Museumsarchiv überführt,

erhalten sie den Status eines »Dokumen-

tes« und werden kategorisiert. Während

die Archivordnung den Museumsalltag be-

grifflich bestimmt, erprobt die Ausstellung

primär eine visuell motivierte Anordnung.

Dabei setzt sich die Bildanordnung aus dem

zusammen, was andere durch Sammeln be-

reits ausgewählt haben, und erhält eine Neu-

bewertung durch den, der sie angeordnet hat,

sowie durch den, der sie jetzt betrachtet.

Die Sammlung »Alltagsdokumente« im

Werkbundarchiv – Museum der Dinge ist kein

abgeschlossenes Gebiet, auch wenn heute die

Bedeutung der Printproduktion durch die Digi-

talisierung fortwährender Veränderung unter-

worfen ist. Die Institution versteht sich als leben-

diges Archiv, das stetig neue Alltagsphänomene

zu fassen und das Besondere im Alltäglichen zu

definieren sucht.

Durch das visuelle Ordnen und Betrachten

werden in der Ausstellung neue Deutungen er-

möglicht und neue

Relationen zwischen den

Dokumenten sichtbar. Gilt im Archiv die Re-

gel, jedes Dokument gleichwertig zu behandeln,

so verändert sich in der Ausstellung die Wertig-

keit der Dokumente durch ihre Gruppierung.

Dies gilt besonders für eine oft als minderwertig

angesehene Gattung: Mag eine einzelne Werbe-

broschüre für Staubsaugerbeutel zunächst tri-

vial erscheinen, kann sie in der Kombination

mit anderen Dokumenten eine Auf- oder Umwer-

tung erfahren. Die entstandene Präsentation hält

für kurze Zeit die Gegenwart einer vertrau-

ten, oftmals aber auch kuriosen Bildsprache

unserer Konsumgesellschaft fest. Das sonst

so »vergängliche« Material kann in der Son-

derausstellung »Ephemera« länger betrachtet,

Analogien und Brüche zwischen den Bildern

entdeckt werden, bevor die Dokumente wieder

nach der alten Systematik in die Archivkisten

zurückgeordnet werden.

Lena Schramm

Die Autorin ist wissenschaftliche Volontärin im Werkbund-archiv – Museum der Dinge und Kuratorin der Ausstellung.

Anmerkung1 Als »Ephemera« (griech.: epi = auf, darüber, hinzu;

hemera = Tag) bezeichnet man u. a. Papierprodukte für den täglichen und einmaligen Gebrauch wie Postkarten, Eintrittskarten, Plakate oder Werbeprospekte. Der Fachbegriff ist im anglo-amerikanischen Raum geläufiger als in Deutschland. In England werden am Centre for Ephemera Studies an der Universität von Reading seit 1993 Ephemera erforscht.

von links nach rechts:

Prospekt der Firma Mallory, 1950er-Jahre. 21,5 × 28 cm. Werkbundarchiv – Museum der Dinge

Prospekt der Firma Kontinent Möbel, 1970er-Jahre. 38 × 28 cm. Werkbundarchiv – Museum der Dinge

Anzeige der Firma Burlington, 1970er-Jahre. 33,4 × 25 cm. Werkbundarchiv – Museum der Dinge

Anzeige der Firma Pepsi-Cola, 1970er-Jahre. 33,5 × 26 cm. Werkbundarchiv – Museum der Dinge

Alle Fotos: Armin Herrmann

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Ausstellungen

botanische s museum

modellSCHAUPerspektiven auf botanische Modelle

22. Mai 2015 bis 28. Februar 2016

Viele kennen sie noch aus dem Schulunterricht.

Sammler und Liebhaber suchen sie in den Kata-

logen großer Auktionshäuser oder in den Hoch-

glanzmagazinen für Lifestyle und Wohnen. Bota-

nische Modelle aus dem frühen 20. Jahrhundert,

allen voran die berühmten vergrößerten Blüten-

modelle aus Papiermaché der Brendels aus Bres-

lau und Berlin oder des Leipziger Herstellers Os-

terloh, werden heute aufgrund ihrer ästhetischen

und dekorativen Qualitäten sehr geschätzt und

erzielen regelmäßig Höchstpreise. Schulen und

Universitäten setzen dagegen Lehrmodelle von

»Pflanzen zum Anfassen« angesichts neuer Me-

dien und veränderter Unterrichtsmethoden nur

noch selten ein.

Dabei waren botanische Modelle vor einhun-

dert Jahren vor allem im deutschen Sprachraum

eine didaktische Selbstverständlichkeit. Jede

Schule besaß ein eigenes Kabinett, in dem ne-

ben humananatomischen und zoologischen Mo-

dellen auch vergrößerte und zerlegbare Model-

le von Blüten, Moosen, Farnen und Gräsern für

den Unterricht aufbewahrt wurden. Eine Viel-

zahl von Herstellern und Vertreibern botanischer

Lehrmittel wetteiferte um die Gunst der Lehrer.

Auch an den Hochschulen wurden zu dieser Zeit

botanische, zoologische und anatomische Mo-

delle ganz selbstverständlich als Medien einge-

setzt. Die Morphologie, die Lehre der inneren

und äußeren Formen, spielte für die biologische

Forschung und für die Ausbildung angehender

Osterloh Nr. 127, Modell einer Blüte der Schwertlilie Iris germanica, 1. Hälfte 19. Jahrhundert.

Papiermaché, 3:1. Museum für Naturkunde Berlin. Foto: Carola Radke

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Botanisches Museum | Ausstellungen

| 89MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Biologen eine ähnlich zentrale Rolle wie heutzu-

tage die molekularen Methoden. Die Erstellung

eines morphologischen Modells konnte deshalb

unter bestimmten Umständen sogar als eigene

Forschungspublikation gewertet werden. Rasche

Fortschritte in der Mikroskopie beflügelten die

Leistungen von Wissenschaftlern und Modell-

bauern gleichermaßen. Auch der Grazer Pflan-

zenphysiologe Hubert Leitgeb und sein später in

Berlin lehrender Nachfolger Georg Haberlandt

beschäftigten Modellbauer. In einer Zeit, in der

es weder Overheadprojektoren noch Computer

gab, nutzten sie stark abstrahierte und vergrö-

ßerte Modelle, um Studenten ihre Theorien und

Erkenntnisse anschaulich zu vermitteln.

Die Verwendung von Pflanzenmodellen reicht

jedoch wesentlich weiter in die Vergangenheit

zurück. Bereits in der Antike finden sich

Hinweise auf künstliche Früchte, die für kul-

tische Zwecke und als dekorativer Alltags-

schmuck gebraucht wurden, und kaum ein

Festmahl der Renaissance kam im Winter

ohne möglichst lebensecht nachempfun-

denes Obst aus. Bei dieser Form der Aneig-

nung von Natur ging es stets um eine natur-

getreue Darstellung, der Maßstab 1:1 wurde

vor dem Zeitalter des Mikroskops selten

überschritten. Die ersten pomologischen

und pilzkundlichen Modellserien – im spä-

ten 18. und frühen 19. Jahrhundert als Be-

stimmungshilfen, zur Volks bildung und für

den landwirtschaftlichen Unterricht aufge-

legt –, sind dieser naturalistischen Tradition

stark verhaftet.

Die Rolle materieller biologischer Model-

le als Zeugnisse der Wissenschaftsgeschich-

te wurde bereits in Ausstellungen, Publika-

tions- und Forschungsprojekten beleuchtet.

Neben den wissenschaftshistorischen As-

pekten wurde dabei auch die ästhetische und

kunsthandwerkliche Qualität und Herstellung

dieser faszinierenden Gebilde aus Holz, Wachs,

Gips, Papiermaché oder Glas, in jüngerer Zeit

auch Kunststoff, gewürdigt. Standen bisher je-

doch meist zoologische und anatomische Model-

le im Zentrum der Aufmerksamkeit, konzentriert

sich die Ausstellung »modellSCHAU« fast aus-

schließlich auf botanische Modelle. Sie werden

nur punktuell kontrastiert und ergänzt durch

Objekte aus der zoologischen Lehrsammlung

der Humboldt-Universität. Die breite und reich-

haltige Palette der Exponate spannt den Bogen

von altägyptischen Pflanzenmodellen, frühen in

Deutschland erhaltenen Wachsmodellen von

Früchten, seltenen Glasmodellen von Leopold

und Rudolf Blaschka und einer exquisiten Aus-

wahl von Blütenmodellen des frühen 20. Jahrhun-

derts der Hersteller Osterloh, Meusel, Grasser

und Brendel aus den Sammlungen des Botani-

schen Museums Berlin-Dahlem, des Botanischen

Museums Greifswald und des Museums für Na-

turkunde Berlin, bis hin zu den zeitgenössischen

»Computerpflanzen«.

Ganz abgesehen von Kunstblumen, Lebens-

mittelattrappen oder stilisierten Spielzeugbäu-

men sind botanische Modelle stärker in unserem

Alltag verankert, als wir dies wahrhaben wollen:

Kein Computerspiel, keine Architektursimulation

kommt heute ohne virtuelle Pflanzen aus. Auch

viele Filmkulissen arbeiten nicht mehr mit ech-

ten Pflanzen, sondern verwenden digital erstell-

te Bäume, die sich bei Bedarf mithilfe eines 3D-

Robert Brendel Nr. 130, Modell des Sonnentaus Drosera, 1. Hälfte 19. Jahrhundert. Papiermaché, 20:1. Botanisches Museum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Foto: David Ludwig

Druckers auch wieder rematerialisieren lassen.

Der Rundgang durch einen virtuellen Wald er-

laubt den Besuchern der »modellSCHAU« einen

Blick in diese Zukunft des Modellbaus.

Die Ausstellung greift die kunst- und wissen-

schaftshistorische Perspektive auf und fokussiert

diese auf das botanische Modell, sie geht aber

noch einen Schritt weiter. Das liegt vor allem am

Ausstellungsort selbst: Das Botanische Museum

Berlin-Dahlem zeigt bereits in seiner Daueraus-

stellung fast ausschließlich botanische Modelle.

»modellSCHAU« möchte dazu beitragen, diese

einzigartigen Objekte in ihrer Tradition, aber

auch in ihren Potenzialen neu zu reflektieren.

Ausstellungsgestalterin Yvonne Rieschl hat

die Sonderschau als neonfarben akzentuierten

Kommentar zur Dauerausstellung gestaltet und

in Stationen auf beiden Etagen des Botani-

schen Museums verteilt. Die Exponate wer-

fen viele Fragen auf: Was ist das Besonde-

re an (botanischen) Modellen, wie nehmen

wir diese Modelle wahr und wie nutzen wir

sie? Sind es nur realistische, naturgetreue

Abbilder, die uns täuschen oder zum Träu-

men bringen, uns beim Bestimmen helfen

oder selbst als künstlerische Vor bilder die-

nen? Oder handelt es sich dabei eher um

didaktische Objekte, die uns eine bestimm-

te Theorie (oder gedankliches Modell) nä-

herbringen sollen, und die deshalb im Laufe

der Zeit auch hoffnungslos veralten kön-

nen? Kann nicht sogar der Bau eines Mo-

dells selbst, sei es analog oder virtuell, wich-

tige Erkenntnisse bei der Erforschung biolo-

gischer Phänomene und Formen liefern?

Was trägt die bildende Kunst zum Verständ-

nis von Modellen bei und inwieweit nutzt

sie selbst diese Objektgattung? Große und

kleine Besucher können an vielen Mitmach-

stationen der »modellSCHAU« dazu spielend,

zeichnend, schauend und (modell)bauend ihre

eigenen Antworten finden.

Kathrin Grotz

Die Autorin ist Kuratorin der »modellSCHAU« und leitet den Bereich Ausstellungen/Museum am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen.

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MUSEUMSJOURNAL 2/201590 |

Ausstellungen

museum für kommunik at ion

Dialog mit der ZeitDie Erlebnisausstellung

1. April bis 23. August 2015

Dass manch einem Zeitgenossen kalte Schauer

über den Rücken laufen, sobald etwas als »Erleb-

nis« angepriesen wird, verwundert wenig. Man

denke nur an den Begriff »Shoppingerlebnis«

und lasse illuminierte Springbrunnen, traurige

Palmen in Plastikkübeln und überdimensionier-

te Beamerprojektionen vor dem inneren Auge

an sich vorbeiziehen. Wie im Gegensatz dazu

ein wirkliches Erlebnis aussieht, zeigt »Dialog

mit der Zeit«. Die Ausstellung beginnt zwar eben-

falls mit einer Beamerprojektion, aber mit was

für einer: Ein Kindergesicht, das mich mit gro-

ßen, dunklen Augen anblickt. Es verzieht kaum

eine Miene. Mal blinzelt es, mal bewegen sich

seine Mundwinkel. Ich erwidere den Blick. Stelle

mir die Frage, ob mich ein Junge oder Mädchen

anschaut. Wirkt irgendwie asiatisch, denke ich.

Oder doch nicht? Während ich versuche, dieses

Gesicht einzuordnen, merke ich plötzlich, dass

es sich verändert hat. Es ist das gleiche Gesicht,

aber es scheint … gealtert.

»Dialog mit der Zeit« ist eine Auseinander-

setzung mit dem Altern – dem eigenen, dem

der anderen und dem der Gesellschaft. Die Aus-

stellung ist keine ganz gewöhnliche, weil es zu

ihrem Konzept gehört, sie in Begleitung zu »er-

leben«. Ich schließe mich einer Gruppe an, mit

der ich von Station zu Station geführt werde.

Zunächst zu besagter Großprojek-

tion, bei der ich einen Menschen da-

bei begleite, wie er innerhalb weni-

ger Minuten um geschätzte 70 Jahre

altert. Frappierend, denke ich, aber

auf geheimnisvolle Weise doch un-

merklich. Obwohl es eine Person ist,

die ich nicht kenne, die es mir schwer

macht, sie in eine Geschlechter- oder

Herkunftsschublade zu stecken, be-

rührt mich ihr Anblick.

Meine Gruppe besteht aus Männern und Frau-

en zwischen 16 und 50. Begleitet werden wir von

einem Menschen, der über das Altern sicherlich

einiges zu erzählen weiß. »Senioren-Guides«,

Menschen über 70, führen die Besuchergruppen

in einer etwa 75-minütigen Tour durch die Aus-

stellung. Und mehr als das – sie stiften zur Kom-

munikation an.

Die alternden Augen der Eingangsprojektion

immer noch im Kopf, begeben wir uns in einen

Raum, in dessen Mitte sich ein ovaler Tisch be-

findet. Hier stellt sich unser Guide vor. Er erzählt

von wichtigen Stationen seines Lebens – und

bittet uns, aus einem Stapel Fotos dasjenige

auszuwählen, das unsere jeweilige Wunschvor-

stellung vom Alter am besten repräsentiert. Es

sind Bilder von alten Menschen in glücklichen

Situationen, mit ihren Partnern, im Kreis ihrer

Freunde, auf Reisen. Weil unser Guide so offen

von seinem Leben berichtet, geben auch wir

bereitwillig etwas von uns preis, als wir einan-

Jeder hat eine Idealvorstellung vom Alter.

Altern ist individuell. Besucher diskutieren mit dem Senior-Guide über die eigenen Altersbilder.

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Museum für Kommunikation | Ausstellungen

| 91MUSEUMSJOURNAL 2/2015

der  erklären, warum wir uns für ein bestimmtes

Bild entschieden haben. Ein junge Frau hat das

gleiche Bild ausgesucht wie ich, und wie sich im

Lauf des Gesprächs herausstellt, aus einem völ-

lig anderen Grund.

Der »Dialograum«, so nennen ihn die Ausstel-

lungsmacher, erklärt vielleicht am besten, was

die Besonderheit des Ausstellungskonzepts aus-

macht: Es ist absolut situationsabhängig. Guide,

Tageszeit, Wetter, Gruppenmitglieder, all das be-

einflusst den Fortlauf der Tour. Es kann zu wun-

derbaren Momenten der Erkenntnis kommen,

man erfährt von Wünschen, Vorstellungen, Ängs-

ten eben noch wildfremder Menschen, es bildet

sich eine Gemeinschaft – oder es wird kontrovers

diskutiert, ob solche Idealbilder überhaupt noch

erreichbar sind. Man ist Teil eines sozialen Expe-

riments; »Dialog mit der Zeit« besucht man jedes

Mal zum ersten Mal.

Entwickelt wurde das Konzept von Orna

Cohen und Andreas Heinecke für die weltweit

operierende und in Hamburg ansässige Dialogue

Social Enterprise. Sie hat bereits ähnlich gelager-

te Ausstellungen produziert – etwa »Dialog im

Dunkeln« –, in der blinde Menschen die Besucher

durch völlige Dunkelheit führen. Aus Tönen, Ge-

rüchen, Texturen entstehen mithilfe der Blinden

vor dem inneren Auge der Besucher ganze Land-

schaften. Ein Rollentausch, der auch »Dialog

mit der Zeit« kennzeichnet. Realisiert wurde die

Ausstellung am Kindermuseum in Holon, Israel,

wo sie im Jahr zuvor erstmals zu sehen war. Nach

den Stationen Frankfurt und Berlin soll sie wei-

terwandern.

Zurück in die Ausstellung: Nachdem wir den

»Dialograum« verlassen haben, betreten wir eine

knallgelbe Fläche, wo wir anhand verschiedener

Stationen die körperlichen Folgen des Alterns

nachvollziehen können. Spielerisch erfahre ich

am eigenen Leib, wie schwer es ist, mit einem

Tremor eine Tür aufzuschließen oder mit grauem

Star einen Text zu lesen. An der nächsten Station

nimmt man mir den Tastsinn, an der übernächs-

ten meine Kraft, plötzlich piept der Signalgeber,

den ich bei mir trage, und ich darf nicht mehr mit-

machen: Ich bin in Rente geschickt worden. Eine

äußerst erkenntnisreiche Erfahrung, insbeson-

dere für Personen, die sich – zum Beispiel beim

»Shoppingerlebnis« – mal wieder über Rentner

oder langsame Menschen ärgern, die einfach

nur langsamer sind als sie selbst.

Verständnis füreinander herzustellen ist eines

der Hauptziele von »Dialog mit der Zeit«. Sich

selbst mit den Folgen des eigenen Alterns zu be-

schäftigen und dabei gerade auch die positiven

Aspekte dieses Prozesses wahrnehmen zu lernen,

ein anderes. In einem weiteren Ausstellungs-

kapitel erzählen fünf (fiktive) Menschen ihre

persönliche Altersgeschichte. Die Architekten

und Designer von Atelier Brückner präsentieren

sie in einer Kombination aus Zeichnung, Beamer-

projektion und Audioquelle. Hier erfahren wir

von Perspektiven, die das Alter bietet – aber auch

von Gelegenheiten, die niemals wiederkommen.

Mit diesen Eindrücken begeben wir uns zur

nächsten Station, in den zweiten »Dialograum«,

wo die persönliche Ebene an die demografische

rückgebunden wird. Unser Guide schlüpft in die

Rolle eines Quizmasters, der das Publikum – also

uns – zu Themen der demografischen Entwick-

lung befragt. Da sitze ich nun, mit einem Buzzer

in der Hand, und wundere mich, wie häufig ich

danebenliege. Als Publikumsjoker wiederum

würde unsere Gruppe ganz gut funktionieren.

Wir sind schwarmintelligent und wissen, dass

die Rente nicht sicher ist, und dass die Mehrheit

von uns von Altersarmut betroffen sein wird.

»Dialog mit der Zeit« führt uns deutlich vor

Augen: Vor dem Alter selbst müssen wir keine

Angst haben. Eher schon vor den Rahmenbedin-

gungen, die es zu verwalten versuchen. Im Ge-

gensatz zu unserem Älterwerden können wir die-

se aber beeinflussen. »Dialog mit der Zeit« kann

diesbezüglich ein prägendes »Erlebnis« sein.

Johannes Lindenlaub

Johannes Lindenlaub ist wissenschaftlicher Volontär am Museum für Kommunikation Berlin.

»Dialog mit der Zeit. Die Erlebnisausstellung« ist eine Produktion des Dialog im Dunkeln – Verein zur Förderung der Kreativität e. V. in Kooperation mit der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Förderung: Robert Bosch Stiftung, Generali Zukunftsfonds.

oben: Gar nicht so einfach, eine Pillen-dose anhand kom-plexer Anweisungen korrekt zu bestücken.

rechts: Reflektion über das eigene Alter.

unten: Spielerisch in den »Ruhestand« versetzt erleben einzelne Besucher, welche Zäsur dieses Ereignis bedeuten kann.

Alle Abbildungen: © Museum für Kommunikation Berlin. Fotos: Bert Bostelmann

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MUSEUMSJOURNAL 2/201592 |

Ausstellungen

heimatmuseum ze hlendorf

Einheit und HarmonieDie Familie Sobernheim und das »Haus Waltrud« auf Schwanenwerder

20. März bis 10. Juli 2015

Kurz vor dem Ersten Welt-

krieg kaufte der angese-

hene Geschäftsmann und

promovierte Brauerei-Di-

rektor Walter Sobernheim

das Grundstück Inselstraße

15–18 auf Schwanenwerder

und beauftragte den Ar-

chitekten Bruno Paul mit

dem Entwurf eines Som-

merhauses. Es entstand

ein 34 Zimmer zählendes,

repräsentatives Wohnhaus

für den Kommerzienrat

und seine Familie sowie Wirtschaftsgebäude,

eine Gärtnerei und ein Pförtnerhaus. Die Garten-

gestaltung übernahmen die Späth’schen Baum-

schulen. Der Kulturhistoriker Franz Servaes

schwärmte 1919 in der Zeitschrift »Deutsche

Kunst und Dekoration« von dem Anwesen und

der besonderen Leistung des Architekten, der

sich darauf verstehe, »Haus und Landschaft zu­

sammen zu sehen, als eine un zerreißbare Einheit

und Harmonie.« Die Zeitschrift »Die Dame« do-

kumentierte mit Aufnahmen des Fotografen Wal-

demar Titzenthaler den beson deren Charme des

Hauses, Architekt und Bauherr waren gleich-

berechtigt genannt. Der Name »Haus Waltrud«

setzte sich aus zwei Silben der Vornamen des

Ehepaars Walter und Gertrud zusammen. Exlib-

ris, Postkarten und Briefpapier bezeugten die

enge Bindung der Familie an die Villa.

Anfang der 1930er-Jahre deuteten sich im

»Schultheiss-Skandal« antisemitische Ressenti-

ments, auch gegen Walter Sobernheim, an. 1933

ging er mit seiner Frau in die Emigration nach

Paris, die Kinder Lotte und Martin folgten. Das

Haus auf Schwanenwerder konnte Sobernheim

1938 an den Industriellen Max Baginski verkaufen,

der Verkaufserlös kam auf ein Sperrkonto, auf

das die Familie keinen Zugriff hatte. Aus der Emi-

gration organisierte Gertrud Sobernheim die

Auflösung der Haushalte und betraute damit die

langjährige Vertraute Emma Lehmann. Auf Paris

folgten weitere Stationen der Emigration, die

Familie war oft getrennt. Nach 1945, Walter und

Gertrud Sobernheim waren gestorben, kümmer-

ten sich die Erben um Restitution und Entschä-

digung. Walter Sobernheims Sohn Martin be-

schrieb in einem Brief aus dem Jahr 1957 sein

schwieriges Verhältnis zu Schwanenwerder: »Ich

hätte gerne den Grunewald und den Wannsee

wieder gesehen, auf der an­

deren Seite habe ich Angst

vor den Erinnerungen.«

In der Ausstellung wird

die Anfang der 1970er-Jah-

re abgerissene Villa in his-

torischen Zeitschriften-

beiträgen vorstellt. Darü-

ber hinaus sind einzelne

Objekte wie Schmuck, Be-

steck, Geschirr und Ta-

schentücher mit Namen

und Monogrammen der

Familienmitglieder sowie

Porträts der Familie und ihrer Angestellten zu

sehen.

Die Familie Sobernheim steht bespielhaft

für die jüdisch-deutschen Bewohner der Insel

Schwanenwerder oder des Ortes Wannsee, die

im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts das gesell-

schaftliche Milieu Berlins der ausgehenden Kai-

serzeit und der Weimarer Republik prägten und

nach 1933 NS-Deutschland verlassen mussten.

Heike Stange und

Christine Fischer-Defoy

Heike Stange ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Regionalgeschichte im Kulturamt Steglitz-Zehlendorf, Christine Fischer-Defoy Vorsitzende des Aktiven Museums e. V. Beide haben die Ausstellung kuratiert.

Die Ausstellung wird vom Kulturamt Steglitz-Zehlendorf, dem Aktiven Museum und dem Heimatverein Zehlendorf e. V. veranstaltet.

Im März erscheint im Verlag Hentrich & Hentrich als Jüdische Miniatur 163 »Familie Sobernheim und das ›Haus Waltrud‹ auf Schwanenwerder« mit ca. 80 S., 20 Abb., zum Preis von 8,90 €.

Haus Waltrud, Terrasse, um 1915. Ansichtskarte, Kupferdruck O. Felsing, 8,9 × 13,8 cm. Privatbesitz

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Volker StelzmannV. S. Leipzig - Berlin28. Februar bis 9. Mai 2015

Anna-Louisa-Karsch-Str. 9 (an der Museumsinsel) | 10178 BerlinT +49 (0)30 261 70 91 | [email protected] | www.poll-berlin.deDienstag bis Samstag 12-18 Uhr und nach Vereinbarung

Möve auf Sirene –Vom Untergang der Titanic und anderemLutz Friedel

Verlängert bis 19. April 2015, Di – So, 11 – 17 UhrMauer-Mahnmal im Deutschen Bundestag, www.mauer-mahnmal.de

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am 13. Juni 2015 von 12:00 bis 18:00 UhrMohriner Allee 30-34, 12347 Berlin-Britz (auf dem Gewerbehof Neukölln)

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Aufmacher

In aller Kürze

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In aller Kürze

MUSEUMSJOURNAL 2/201596 |

da s v e r b o r g e n e m u s e u m

»Quo Vadis, Mater?« Der Berliner Lyceum-Club 1905–33

23. April bis 26. Juli 2015

Zum ersten Mal widmet sich eine Kunstschau dem 1905 in Berlin gegründete Lyceum-Club.

Seine vornehmliche Aufgabe sah der private Frauenverein darin, für künstlerisch und wis-

senschaftlich tätige Frauen durch Publikations- und Ausstellungsmöglichkeiten ein Forum

zu schaffen, das ihnen Austausch und Öffentlichkeit ermöglichte. Bis zur Machtübernah-

me durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 bildete der Club ein Zentrum intellektueller

Auseinandersetzung, politischer Bildung sowie sozialen Engagements. Einige seiner Mit-

glieder – darunter Käthe Kollwitz oder Milly Steger – sind heute noch bekannt, während

viele an dere nach 1933, zumeist aus politischen Gründen, in Vergessenheit gerieten. Diese

Künst lerinnen sollen mit der Ausstellung in Erinnerung gerufen und gewürdigt werden. Mit

dem Titel »Quo Vadis, Mater?« nimmt die Schau Bezug sowohl auf einen Werktitel der

Künst lerin Dora Hitz, als auch auf das sich wandelnde Bild der Frau zur Jahrhundertwende.

m u s e u m f ü r i s l a m i s c h e k u n s t

Picknick im Park. Gärten in islamischer Miniaturmalerei

20. März bis 21. Juni 2015

Pünktlich zum Frühlingsanfang zeigt das Museum für Islamische Kunst im Buchkunst-

kabinett eine Auswahl seiner schönsten Bilder mit Gartendarstellungen, die aus dem

Indien der Moghulkaiser (16. bis 18. Jahrhundert) stammen. In dieser Zeit entstanden zahl-

reiche prachtvolle Malereien, die vor allem aufgrund ihrer hohen Präzision und naturalis-

tischen Darstellungsweise beeindrucken. Neben der Malerei erreichte auch die Baukunst

einen Höhepunkt in dieser Zeit. Davon legen weltberühmte Baudenkmäler wie das Tadsch

Mahal oder die raffinierte Gartenarchitektur der Shalimar-Gärten in Lahore oder Kaschmir

bis heute Zeugnis ab. Die Ausstellung präsentiert ein vielfältiges Repertoire an Garten-

motiven. Ob in seiner Funktion als Ort der Muße und Entspannung, des Vergnügens und

der Zusammenkunft bei Picknick, Tanz und Musik oder auch als Repräsentation von Macht:

Die Fas zination des Gartens ist allgegenwärtig.

m o r i - Ô g a i - g e d e n k s tät t e

Matsuda Toshimi. Between the Lights

1. April bis 30. September 2015

Der 1961 geborene japanische Fotograf Matsuda Toshimi hat viele Großstädte dieser Welt

bereist. Wo immer er weilt, zieht es ihn ans Meer. Sowohl im urbanen Umfeld als auch an

den Stränden ferner Länder fängt er in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Fotografien das ein,

was man gemeinhin als »blaue Stunde« bezeichnet: die kurze, oft nur 15 Minuten andauern-

de Dämmerung, in der das natürliche Tageslicht gerade noch wahrnehmbar und die erste

elektrische Beleuchtung schon angeschaltet ist. Der einzigartige Moment des Übergangs

oder des Dazwischens ist sein Thema, das er an unterschiedlichsten Orten variiert. Die Aus-

stellung in der Gedenkstätte für den japanische Arzt, Übersetzer und Schriftsteller Mori

Ôgai, dessen Wirken zwischen den Kulturen, Sprachen und Zeiten angesiedelt ist, wird

durch neue Berlinaufnahmen von Ôgai-relevanten Orten, bzw. literarischen Topoi ergänzt.

Moghuldame mit Dienerinnen beim Picknick im Haremsgarten, Indien, Ende 17. Jh. Deckfarben und Gold auf Papier. Museum für Islamische Kunst

Matsuda Toshimi, Berlin, 2014. Besitz des Künstlers

Maria Slavona, Lilly mit Hund und blauem Kleid, 1902. Öl auf Leinwand, 136 × 86 cm. Bröhan-Museum

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s ta d t g e s c h i c h t l i c h e s m u s e u m s pa n da u / z i ta d e l l e s pa n da u

Hinter jedem Objekt ist eine Geschichte verborgen

Bis 30. August 2015

In den meisten Museumsmagazinen finden sich eigentümliche und kuriose Objekte, die

einen besonderen Einblick in unterschiedliche Zeiten und Themen geben können, es jedoch

fast nie in eine Ausstellung schaffen. Eine Auswahl solcher Objekte wird nun im Stadt-

geschichtlichen Museum Spandau gezeigt. Dabei wurden im Zeughaus auf der Zitadelle

ganz bewusst 16 Exponate ausgewählt, die vom Mittelalter bis in die heutige Zeit führen.

Unter dem Titel »Zwischen Kontrolle und Wohlstandsbauch« sind beispielsweise ein DDR-

Kontrollspiegel, der am Grenzübergang Heerstraße zum Einsatz kam, und ein Toaster, mit

dem in den 1950er-Jahren »Toast Hawaii« zubereitet wurde, zu sehen. In dieser Ausstellung

ist eine aktive Beteiligung der Besucher erwünscht. Können Sie erraten, worum es sich bei

den Überresten aus Weidenholz handelt? Wie interpretieren Sie die nebenstehende Ritz-

zeichnung aus einem der frühesten Steinhäuser in Berlin?

k u n s t s t i f t u n g p o l l

Ursula Kelm – Gesichter aus Amerika. Fotografien

13. Juni bis 1. August 2015

Die »Gesichter aus Amerika« der Berliner Fotografin Ursula Kelm entstanden bei mehreren

Besuchen in den USA in den Jahren 2010 und 2014. Sie zeigen Menschen im Alltag, sei es

an ihrem Arbeitsplatz, bei der Graduiertenfeier einer High-School in Arkansas oder am Me-

morial-Day in Tulsa/Oklahoma. Stets begegnet die Fotografin ihrem Gegenüber in dessen

vertrauter Umgebung, spürt dem jeweils Besonderen nach. Diese Bilder sind weder über-

fallartige Schnappschüsse noch aufwendige Selbstinszenierungen. Jedem Porträt ist anzu-

merken, dass dem Moment der Aufnahme ein kurzes Gespräch, eine gegenseitige Verstän-

digung vorausgegangen ist. Ursula Kelm hat ihre Serie mit Doppelporträts um eine Dimen-

sion erweitert, aufgenommen jeweils 2010 und 2014: Stets ist es dieselbe Person, aber

Gesichter und Gesten haben sich in nur vier Jahren verändert. | Jochen L. Stöckmann

Kunststiftung Poll, Gipsstraße 3, 10 119 Berlin-Mitte. Öffnungszeiten: Do bis Sa 14–19 Uhr

Stein mit Ritzzeichnung aus dem Gotischen Haus. © Stadtgeschichtliches Museum Spandau. Foto: Friedhelm Hoffmann

Ursula Kelm, Im Diners am Ground Zero, Februar 2013. Besitz der Künstlerin

Inklusion

Methodenkompetenzen

Wissenschaft & Forschung

Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel Programmbereich Museum | www.bundesakademie.de

Vermitteln & KuratierenAustausch & Beratung

Archiv & Depotplanung

Professionalisierung

Ausstellung & KonzeptPersonalführung

QualifizierungenPresse und Öffentlichkeit

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In aller Kürze

MUSEUMSJOURNAL 2/201598 |

ImpressumDas MuseumsJournal ist eine Publikation der Berliner Museen. www.museumsjournal.de

h e l m u t n e w t o n s t i f t u n g

Helmut Newton. Permanent Loan Selection

Bis 17. Mai 2015

Als Helmut Newton im Herbst 2003 seine Stiftung in Berlin gründete, übertrug er ihr meh-

rere Hundert Originalfotografien, die seitdem als Dauerleihgabe von der Stiftung Preußi-

scher Kulturbesitz verwahrt werden. Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums zeigt die Hel-

mut Newton Stiftung daraus erstmals mehr als 200 Bilder. Die drei Hauptgenres – Porträt,

Akt und Mode – werden, räumlich getrennt, mit zahlreichen bisher in Berlin noch nicht ge-

zeigten Aufnahmen vorgestellt, darunter finden sich Porträts bekannter Persönlichkeiten

wie Catherine Deneuve, Paloma Picasso, Karl Lagerfeld oder David Bowie. Helmut Newton

gab seinen Modellen nur wenige konkrete Anweisungen, bevor er die Kamera auslöste und

das Negativ entsprach in den meisten Fällen dem späteren Abzug. Im Vergleich zur heuti-

gen Praxis ist das bemerkenswert, denn inzwischen existiert wohl keine gedruckte Porträt-,

Mode-, Akt- oder Werbeaufnahme, die ohne anschließende digitale Bildbearbeitung auskäme.

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erhält vier seit 1945 verschollene Gemälde zurück

Am 21. Januar 2015 kehrten vier aus unterschiedlichen Quellen stammende Gemälde in die

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) zurück. Sie galten

seit 1945 als verschollen. Es handelt sich um die Werke »Die drei Marien am Grabe Christi«

von Antonio Campi (1523–87), die »Madonna mit Johannisknaben«, Tizian Nachfolge (nach

1631), die »Auferweckung der Tochter des Jairus« von Gerard Wigmana (1673–1741) und

den »Salon der Kaiserin Alexandra von Russland in der Villa Serradifalco bei Palermo« von

Carl Ludwig Rundt (1802–68). Die Gemälde werden nun restauriert und an ihre neuen

Bestimmungsorte gebracht.

Die SPSG hat die während und in der Folge des Zweiten Weltkrieges verlorenen Gemäl-

de über die beiden Verlustkataloge »Gemälde I + II« (2004/11) sowie über die Datenbank

lostart.de publiziert. Seit dem Erscheinen des ersten Verlustkatalogs wurden der SPSG

bereits 34 Gemälde zurückgegeben. Jedoch werden immer noch mehr als 3000 vermisst.

Helmut Newton, David Bowie, Monte Carlo 1983. © Helmut Newton Estate

Tizian Nachfolge, Madonna mit Johannisknaben, nach 1631. Öl auf Leinwand, 103 × 115 cm. SPSG

HerausgeberKulturprojekte Berlin GmbHGeschäftsführer Moritz van DülmenKlosterstraße 68 | D-10179 BerlinTelefon (030) 247 49-700Telefax (030) 247 49-853www.kulturprojekte-berlin.deChefredaktion Nina SzymanskiVerantwortlicher Redakteur dieser Ausgabe Christoph Tempel Redaktion Eckhard Gruber, Josephine Weisflog, Sabine WeisheitKalender Julia Bö[email protected]

Gestaltung Marion I. MeyerSatz Darius SamekGesamtherstellungBuch- und OffsetdruckereiH. Heenemann GmbH & Co. BerlinCopyright© 2015 Kulturprojekte Berlin GmbH ISSN 0933-0593Vertrieb Yvonne [email protected] (030) 247 49-736Vertriebskennzeichen A 12947AnzeigenverwaltungRunze & Casper, Andrea MurreTelefon (030) 280 18-144

Das MuseumsJournal erscheint vierteljährlich, jeweils zu Beginn eines Quartals.29. Jahrgang

Preis pro Ausgabe 6,90 EuroJahresabonnement (4 Hefte)27,60 Euro einschl. VersandkostenAbonnementbestellungenKulturprojekte Berlin GmbHTelefon (030) 247 49-888Telefax (030) 247 [email protected]

BankverbindungIBAN DE22 1009 0000 8261 1860 30BIC BEVODEBBBerliner Volksbank

Einem Teil der Auflage liegt der MuseumsTip bei – das Museums-programm für Berlin der Kulturprojekte Berlin von April bis Juni 2015.

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Ausstellungskalender

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ÖffnUnGSzEitEn An DEn fEiERtAGEn

Staatliche Museen: An den Oster-feiertagen, am 1. Mai, an Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind alle Häuser geöffnet wie an dem jeweiligen Wochentag. Oster- und Pfingstmontag sind sie zusätzlich geöffnet wie an einem Werktag.

Schlösser und Gärten: An den Osterfeiertagen sind folgende Schlösser geöffnet: Sanssouci, Neue Kammern, Neues Palais, Orangerie-schloss (nur am Ostermontag), Chinesisches Haus (nur am Oster-montag), Cecilienhof, Marmorpalais, Charlottenburg (Altes Schloss und Neuer Pavillon), Pfaueninsel, Glienicke, Jagdschloss Grunewald, Schönhausen, Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Oranienburg, Caputh, Paretz. Am 1. Mai, an Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind alle Schlösser geöffnet.

Auskünfte zu den übrigen Häusern erhalten Sie bei derMuseumsinformation Berlin:Telefon (030) 247 49-888www.kulturprojekte-berlin.de

MUSEUMSPoRtAL BERLin

Kurzfristige Änderungen, Angaben zu Eintrittspreisen und Anfahrtswegen finden Sie unter www.museumsportal-berlin.de

Außerdem im Museumsportal: Hinweise auf neu eröffnete Ausstel-lungen und besondere Ereignisse in den Berliner Museen, regelmäßige Führungen für Kinder, Jugendliche und Familien und zahlreiche weitere Veranstaltungen.

Alle Daten sind nach bester Kenntnis zusammengestellt und ohne Gewähr.

Ausstellungskalender | Berlin

MUSEUMSJOURNAL 2/2015100 |

Wir danken 3pc für die groß zügige Unterstützung bei der Gestaltung und Realisierung der Webpräsenz von Kulturprojekte Berlin.

ÖffnUnGSzEitEn An DEn fEiERtAGEn

Staatliche Museen: An den Oster-feiertagen, am 1. Mai, an Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind alle Häuser geöffnet wie an einem Sonntag.

Schlösser und Gärten: An den Osterfeiertagen sind alle Schlösser geöffnet. Ausnahmen: Bildergalerie im Park Sanssouci, Schloss Charlottenhof, Römische Bäder, Belvedere auf dem Klausberg, Dampfmaschinenhaus und Flatowturm im Park Babelsberg. Am 1. Mai, an Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind alle Schlösser geöffnet.

Auskünfte zu den übrigen Häusern erhalten Sie bei derMuseumsinformation Berlin:Tel. 030-247 49-888www.kulturprojekte-berlin.de

MUSEUMSPoRtAL BERLin

Tagesaktuell: 200 Museen, Schlösser und Gedenkstätten. Mit Dauer- und Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Führungen. Mit Anfahrtswegen und Eintritts-preisen. Mit Empfehlungen für besondere Museumsbesuche und vielen praktischen Informationen.

Die wichtigsten Inhalte des Museumsportals sind neben Deutsch noch in sechs weiteren Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Spanisch und Türkisch. Im Shop finden Sie Kataloge, Museumsführer, Spiele und Designobjekte aus den Berliner Museen.

www.museumsportal-berlin.de

Alle Daten sind nach bester Kenntnis zusammengestellt und ohne Gewähr.

Berlin

AABGUSS-SAMMLUnG AntiKER PLAStiKSchloßstraße 69b 14059 Berlin Tel. 030-342 40 54Do–So 14–17 Uhrführungen nach Vereinbarung

Roland Kreuzer: Gemälde7.2.–12.4.2015

ÄGyPtiSCHES MUSEUM UnD PAPyRUSSAMMLUnGStaatliche Museen zu Berlinim ≠ neuen museum

führungen Highlights des Museums, jeden 1., 3. und 5. So im Monat, 11.30 Uhr Workshops für Kinder jeden 2. und 4. So im Monat, 14 Uhrführung für Blinde und Sehbehinderte Sa, 16.5., 16 Uhr

Alltag – Luxus – SchutzSchmuck im Alten Ägypten27.9.2014–31.5.2015

≠ skulpturensammlung und museum für byzantinische kunst

AKADEMiE DER KünStE PARiSER PLAtzPariser Platz 4 10117 Berlin Tel. 030-200 57-10 00 täglich 10–22 Uhr≤

≠ alte nationalgalerie

AKADEMiE DER KünStE HAnSEAtEnWEGHanseatenweg 10 10557 Berlin Tel. 030-200 57-20 00täglich 11–19 UhrAusstellungen: Di–So 11–19 Uhr≤

KUNST FÜR ALLEMultiples, Grafiken, Aktionen aus der Sammlung Staeck18.3.–7.6.2015(mj 1/2015)

KUnStSAMMLUnGArchiv der Akademie der KünsteLuisenstraße 60 10117 Berlin Tel. 030-200 57-40 00Besuch nach Vereinbarung

zEntRALER LESESAALArchiv der Akademie der KünsteRobert-Koch-Platz 10 10115 Berlin Tel. 030-200 57-32 47Mo–Fr 9–17 Uhr, Do 9–19 Uhr

≠ anna-seghers-gedenkstätte≠ brecht-weigel-gedenkstätte

ALLiiERtEnMUSEUMClayallee 135 14195 Berlin Tel. 030-81 81 99-0Di–So 10–18 Uhr führungen nach Vereinbarung≤

Wie aus Feinden Freunde wurden

Flughafen Berlin-TempelhofDie amerikanische Geschichte9.7.2014–7.6.2015(mj 3/2014)

ALtE nAtionALGALERiEStaatliche Museen zu BerlinBodestraße 1–3 10178 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr≤

führungen jeden 1. Do im Monat, 18 Uhr sowie jeden 1., 3. und 5. So im Monat, 15 Uhrführungen für Kinder jeden 1., 3. und 5. Sa im Monat, 15 Uhr(ab 30. Mai als Workshops)führung für RollstuhlfahrerMi, 13.5., 11 Uhrführung für Blinde und Sehbehinderte Sa, 11.4., 16 Uhr

Gottfried Lindauer: Die Māori Porträts20.11.2014–12.4.2015(mj 4/2014)

Turmbewohner Entwurfszeichnungen von Chodowiecki und Rode für den Gendarmenmarkt23.1.–12.4.2015

Impressionismus – ExpressionismusKunstwende22.5.–20.9.2015(Journal, S. 66 ff.)führungen So, 15 Uhr

ALtES MUSEUMStaatliche Museen zu BerlinAm Lustgarten 10178 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr≤

≠ antikensammlung

AnnA-SEGHERS-GEDEnKStÄttEArchiv der Akademie der KünsteAnna-Seghers-Straße 81, 12489 Berlin Tel. 030-677 47 25Di/Do 10–16 UhrBesuch nur mit Führung auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung

Arbeits- und Wohnräume von Anna Seghers

AnnE fRAnK zEntRUMRosenthaler Straße 39, 10178 Berlin Tel. 030-288 86 56-10 Di–So 10–18 Uhr, wegen Bauarbeiten vom 13. bis 17. April geschlossenführungen nach Vereinbarung≤

Anne Frank. hier & heute

AntiKEnSAMMLUnGStaatliche Museen zu Berlinim ≠ alten museum

führungen Sa, 15 Uhr Workshops für Kinder jeden 1., 3. und 5. Sa im Monat, 14 Uhr

Antike Welten. Griechen, Etrusker und Römer(mj 2/2011)

AntiKEnSAMMLUnGStaatliche Museen zu Berlinim ≠ pergamonmuseum

Anti-KRiEGS-MUSEUMBrüsseler Straße 21, 13353 Berlin Tel. 030-45 49 01 10 täglich 16–20 UhrAnmeldung von Gruppen und Schulklassen unter Tel. 030-402 86 91führungen nach Vereinbarung≥

Historisches und Aktuelles zu Krieg und Frieden

ARBoREtUM DER HUMBoLDt-UniVERSitÄt zU BERLinSpäthstraße 80/81, 12437 Berlin Tel. 030-636 69 41Mi/Do sowie Sa, So/Feiertage10–18 Uhr≤

ARCHitEKtURMUSEUM DER tECHniSCHEn UniVERSitÄt BERLinStraße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin Tel. 030-314-231 16Mo–Do 12–16 Uhr und nach Vereinbarung≥ (mj 1/2012)

G. M. Cantacuzino. Eine hybride Moderne20.4.–13.5.2015

Kronos26.5.–16.7.2015

Page 103: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Berlin | Ausstellungskalender

| 101MUSEUMSJOURNAL 2/2015

BBAUHAUS-ARCHiV/ MUSEUM füR GEStALtUnGKlingelhöferstraße 14 10785 Berlin Tel. 030-25 40 02-0Museum: Mi–Mo 10–17 UhrBibliothek und Dokumentenarchiv: Mo–Fr 9–13 Uhrführungen So, 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-25 40 02-43≤

Neupräsentation: Die Sammlung Bauhausseit 28.2.2015 bis auf Weiteres(Journal, S. 40 f.)

100 neue Objekte 18.3.–25.5.2015

Dialoge. Fotografien von Hélène Binet3.6.–21.9.2015

BERLinER MEDizinHiStoRiSCHES MUSEUM DER CHARitéCharitéplatz 1, 10117 Berlin Tel. 030-450 53 61 56Di–So und Feiertage 10–17 Uhr, Mi und Sa 10–19 Uhrführungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-450 53 61 22≤

Dem Leben auf der Spur

Arsen und SpitzenforschungPaul Ehrlich und die Anfänge einer neuen Medizin15.4.–27.9.2015

BERLinER U-BAHn-MUSEUMRossitter Platz 1 14053 Berlin Tel. 030-25 62 71 71 jeden 2. Sa im Monat 10.30–16 Uhrletzter Einlass 1 Std. vor Schließungführungen nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten

BERLinER UntERWELtEn-MUSEUMim U-Bahnhof GesundbrunnenBrunnenstraße 105 13355 Berlin Tel. 030-49 91 05-18Besuch nur mit Führung Mi–Mo 12, 14 und 16 Uhr sowie Sa/So 10 UhrGruppenführungen nach Voranmeldung

BERLiniSCHE GALERiELandesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und ArchitekturAlte Jakobstraße 124–128 10969 Berlin Tel. 030-789 02-600wegen Sanierung vorübergehend geschlossen, wieder geöffnet ab 29. Mai Mi–Mo 10–18 Uhr≤

Museumsdienst-führungenab 29. Mai Sa/So, 15 Uhr führungen für Jugendliche und Erwachsene und Workshops für Jugendliche nach Vereinbarung:Museumsinformation Berlin, Tel. 030-247 49-888

Kunst in Berlin 1880–1980(Journal, S. 44 f.)

Radikal ModernPlanen und Bauen im Berlin der 1960er-Jahre 29.5.–26.10.2015(Journal, S. 60 ff.)

Bernhard Martin Fred-Thieler-Preis für Malerei 2015 29.5.–24.8.2015

Björn Dahlem: Mare Lunaris 29.5.–24.8.2015

BEziRKSMUSEUM fRiEDRiCHSHAin-KREUzBERG≠ fhxb friedrichshain-kreuzberg

museum

BEziRKSMUSEUM MARzAHn-HELLERSDoRfHaus 1: Alt-Marzahn 51 Haus 2: Alt-Marzahn 55 12685 Berlin Tel. 030-54 79 09 21Mo–Fr und So 11–17 UhrArchiv: Di–Do 9–16 Uhr nach vorheriger Anmeldungführungen nach Vereinbarung≤

Haus 1: MenschenLeben – LebensWerkeMarzahn-Hellersdorfer Porträts30.3.–1.11.2015

Haus 2: Marzahn-Hellersdorf. Von den Anfängen bis zu den Großsiedlungen

Jürgen Nagel: Aus der Dokumentation Marzahn 1981–1990. Fotoausstellungseit 30.11.2014 bis auf Weiteres

BiLDUnGSzEntRUM BERLinder Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen (BStU)Zimmerstraße 90/91 10117 Berlin Tel. 030-23 24-79 51≤

Das Haus ist seit 1. Dezember 2014 geschlossen. In Zusammenarbeit mit dem ASTAK e. V. wurde eine neue Ausstellung erarbeitet, die am 17. Januar 2015 im Stasimuseum Berlin eröffnet wurde.

≠ stasimuseum berlin

BLinDEn-MUSEUM≠ deutsches blinden-museum

BoDE-MUSEUMStaatliche Museen zu BerlinAm Kupfergraben 1 10178 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 UhrStudiensaal und Bibliothek desMünzkabinetts: Di und Fr 10–16.30 Uhr nach Voranmeldung unter Tel. 030-266 42 54 11≤

≠ münzkabinett≠ skulpturensammlung und

museum für byzantinische kunst

BotAniSCHER GARtEn UnD BotAniSCHES MUSEUMKönigin-Luise-Straße 6–8 14195 Berlin Tel. 030-838-501 00Besuchereingänge zum Garten: Königin-Luise-Platz, 14195 Berlin undUnter den Eichen 5–10, 12203 BerlinMuseum: täglich 10–18 UhrBibliothek: Mo–Fr 9–18 Uhr (in den Semesterferien teilweise verkürzt)Garten: April täglich 9–20 Uhr, Mai/Juni täglich 9–21 Uhr≥

modellSCHAU – NATÜRlich! Botanische Modelle22.5.2015–28.2.2016(Journal, S. 88 f.)

Symbiosen: Bärbel Rothhaar, Anja Schindler & Werner HenkelGalerieausstellung13.2.–7.6.2015

Unbekannte und benannte Urverwandte Hörspiel-Spaziergang im Großen Tropenhaus1.11.2014–3.5.2015

BRECHt-WEiGEL-GEDEnKStÄttEArchiv der Akademie der KünsteChausseestraße 125 10115 Berlin Tel. 030-200 57-18 44Besuch nur mit Führung: Di 10–11.30 sowie 14–15.30 Uhr,Mi und Fr 10–11.30 Uhr, Do 10–11.30 sowie 17–18.30 Uhr,Sa 10–15.30 Uhr und So 11–18 Uhr

Arbeits- und Wohnräume von Bertolt Brecht und Helene Weigel

BRÖHAn-MUSEUMLandesmuseum für Jugendstil, Art Deco und FunktionalismusSchloßstraße 1a, 14059 Berlin Tel. 030-32 69 06-22 Di–So und Feiertage 10–18 Uhr≤

familiensonntage jeden 3. So im Monat, 11 UhrMuseumsdienst-führungen für Kinder und Jugendliche sowie für Menschen mit Demenz und Workshops für Kinder nach Vereinbarung: Museums information Berlin, Tel. 030-247 49-888

JugendstilNeupräsentation der Sammlung (mj 4/2014)

Art DecoNeupräsentation der Sammlungseit 24.1.2015 bis auf Weiteres(mj 1/2015)

Hans ChristiansenDie Wiederentdeckung eines Jugendstil-Künstlers19.2.–24.5.2015(mj 1/2015)führungen jeden 1. und 3. So im Monat, 14 UhrKurzführungen jeden 1. Mi im Monat, 16 Uhr

Kimonos. Gewebte FarbeFukumi und Yoko Shimura19.6.–6.9.2015(Journal, S. 80 f.)

BRüCKE-MUSEUMBussardsteig 9, 14195 Berlin Tel. 030-831 20 29 während der Ausstellungen:Mi–Mo 11–17 Uhr≤

führungen So, 11.30 UhrMuseumsdienst-Workshops für Kinder und Jugendliche nach Verein barung: Museums information Berlin, Tel. 030-247 49-888

Otto Mueller: Einklang und Anmut21.3.–19.7.2015

BUCHStABEnMUSEUMBewahrung und Dokumentation von BuchstabenHolzmarktstraße 66, 10179 Berlin Tel. 0177-420 15 87Do–So 13–17 Uhrführungen nach Anmeldung unter [email protected]

Die Zeichen der Stadt

Colab. 19 Students and 1 Museum Eine Kooperation mit der HTW Berlin21.3.–31.5.2015

Page 104: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Ausstellungskalender | Berlin

MUSEUMSJOURNAL 2/2015102 |

CC/o BERLinim Amerika HausHardenbergstraße 22–24 10623 Berlin Tel. 030-284 44 16-0täglich 11–20 Uhrführungen Sa/So, 14 und 16 Uhr≤

Blow-Up. Antonionis Filmklassiker und die Fotografie; Lore Krüger: Ein Koffer voller Bilder; Niina Vatanen: Beyond the Visible Surface24.1.–10.4.2015

Talents 31: Somewhere On Disappearing Path. Iveta Vaivode/Jule Hilgärtner21.2.–10.4.2015

Sebastião Salgado: Genesis18.4.–16.8.2015

The Colonial EyeSammlung Arthur Walter18.4.–28.6.2015

Talents 32: Kunst, Freiheit und Lebensfreude. Emanuel Mathias/ Sabine Weier18.4.–28.6.2015

CEntRUM JUDAiCUMStiftung Neue Synagoge BerlinOranienburger Straße 28–30 10117 Berlin Tel. 030-880 28-300Mo–Fr 10–18 Uhr, So 10–19 Uhrführungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-880 28-316≥

Tuet auf die Pforten

Kurt Jacobowitz Jasen. Eine deutsch-amerikanische Lebensgeschichte7.9.2014–21.4.2015

CoMPUtERSPiELEMUSEUMKarl-Marx-Allee 93a 10243 Berlin Tel. 030-60 98 85 77Mi–Mo 10–20 Uhr, ab Juni auch Diführungen Sa/So, 15 Uhr sowie nach Vereinbarung≤ (mj 3/2012)

Computerspiele. Evolution eines Mediums

Aufschlag Games. Wie die digitalen Spiele in unser Leben traten7.1.–11.8.2015

DDAiMLER ContEMPoRARyHaus Huth Alte Potsdamer Straße 5 10785 Berlin Tel. 030-259 41-420täglich 11–18 Uhrführungen jeden 3. Sa ab 2.5., 16 Uhr≤

Willi Baumeister InternationalWilli Baumeister und die europäische Moderne 1920–195021.11.2014–12.4.2015

From a Poem to the SunsetNeuerwerbungen chinesischer und internationaler Kunst, Teil 11.5.–30.8.2015

DAS VERBoRGEnE MUSEUMDokumentation der Kunst von Frauen e.V.Schlüterstraße 7010625 Berlin Tel. 030-313 36 56während der Ausstellungen:Do/Fr 15–19 Uhr, Sa/So 12–16 Uhr ≥

»Quo Vadis, Mater?« Künstlerinnen des Berliner Lyceum-Clubs 1905–193323.4.–26.7.2015(s. Kurzbericht)

DDR MUSEUMKarl-Liebknecht-Straße 1 10178 Berlin Tel. 030-84 71 23 73-1täglich 10–20 Uhr, Sa 10–22 Uhrführungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-84 71 23 73-0≤

Alltag eines vergangenen Staates zum Anfassen

DEnKMAL füR DiE ERMoRDEtEn JUDEn EURoPASCora-Berliner-Straße 1 10117 Berlin Tel. 030-26 39 43-36Stelenfeld: jederzeit zugänglich Ort der Information: Di–So 10–20 Uhrletzter Einlass 45 Min. vor Schließungführungen So, 15 Uhr und nach Vereinbarung≤ (Journal, S. 8 f. und 26 f.)

DEUtSCH-RUSSiSCHES MUSEUM BERLin-KARLSHoRStZwieseler Straße 4 / Ecke Rheinsteinstr. 10318 Berlin Tel. 030-50 15 08-10Di–So und Feiertage 10–18 Uhrführungen So, 15 Uhr≤

Deutschland und die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg 1941–1945(mj 2/2013)

Der 9. Mai. Formen des Gedenkens an das Kriegsende 19458.5.–30.8.2015(Journal, S. 36 f.)Kuratorenführungen Di, 19.5. und 16.6., 18 Uhr

DEUtSCHE BAnK KUnStHALLEUnter den Linden 13–15 10117 Berlin Tel. 030-20 20 93-0täglich 10–20 Uhrführungen Di–So, 18 Uhrführungen mit Mittagessen Mi, 13 UhrKurzführungen Mo, 11–20 Uhr≤

Koki Tanaka: A Vulnerable Narrator»Künstler des Jahres« 2015 der Deutschen Bank26.3.–25.5.2015

Checkpoint California20 Jahre Villa Aurora in Los Angeles12.6.–28.6.2015

DEUtSCHE KinEMAtHEK/ MUSEUM füR fiLM UnD fERnSEHEnPotsdamer Straße 2 10785 Berlin Tel. 030-30 09 03-0Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 UhrBibliothek: Di 12–18 Uhr, Mi und Fr 10–18 Uhr, Do 12–20 Uhr≤

Museumsdienst-führungen So, 14 Uhrführungen und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach Vereinbarung: Museumsinformation Berlin, Tel. 030-247 49-888inklusive tastführung für Blinde und Sehende am 26.4., 14 Uhr

… und Action! Wie werden Film und Fernsehen gemacht? Eine Ausstellung für Kinder von 4 bis 14 Jahren29.5.2014–26.4.2015

Bigger Than LifeKen Adam’s Film Design11.12.2014–17.5.2015(mj 1/2015)

DEUtSCHER DoMGendarmenmarkt 1 10117 Berlin Tel. 030-227-304 31April Di–So und Feiertage 10–18 Uhr, Mai/Juni Di–So und Feiertage 10–19 Uhrführungen zwischen 11 und 17 Uhr alle 30 Min. sowie nach Vereinbarung≤

Wege – Irrwege – UmwegeParlamentshistorische Ausstellung

DEUtSCHES BLinDEn-MUSEUMRothenburgstraße 14, 12165 Berlin Tel. 030-79 70 90 94Mi 15–18 Uhrführungen jeden 1. So im Monat, 11 Uhr und nach Vereinbarung

Sechs Richtige! Louis Braille und die Blindenschrift

DEUtSCHES HiStoRiSCHES MUSEUM zEUGHAUSUnter den Linden 2, 10117 Berlin Tel. 030-203 04-444täglich 10–18 Uhrführungen Sa, 14 Uhr, So, 13 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-203 04-751≤

Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen

Zeitschichten. Deutsche Geschichte im Spiegel des Berliner Zeughauses19.6.–20.9.2015(Journal, S. 52 f.)

AUSStELLUnGSHALLE Von i. M. PEiHinter dem Gießhaus 3, 10117 Berlintäglich 10–18 Uhr≤

RAF. Terroristische Gewalt21.11.2014–26.4.2015(mj 1/2015)führungen Mi, 14 Uhr und Sa/So, 15 Uhrführungen für ältere Besucher Di, 14 Uhr

1945 – Niederlage. Befreiung. Neuanfang. Zwölf Länder Europas nach dem Zweiten Weltkrieg24.4.–25.10.2015(Journal, S. 12 f.)führungen Mi, 14 Uhr, Sa, 13 Uhr und So, 15 Uhrführungen für ältere Besucher Di, 14 Uhr

Alltag Einheit. Porträt einer Übergangsgesellschaft28.5.2015–3.1.2016(Journal, S. 56 f.)führungen Mo, 14 Uhr, Do und Sa, 15 Uhr sowie So, 13 Uhrführungen für ältere Besucher Di, 15 Uhr

Homosexualität_en26.6.–1.12.2015≠ schwules museum

DEUtSCHES tECHniKMUSEUMTrebbiner Straße 9, 10963 Berlin Tel. 030-902 54-0Di–Fr 9–17.30 Uhr, Sa/So 10–18 UhrBibliothek und Archiv:Di–Do 10–17.15 Uhr, Fr 10–14 Uhr≤

Page 105: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Berlin | Ausstellungskalender

| 103MUSEUMSJOURNAL 2/2015

führungen Information und Anmeldung unter Tel. 030-902 54-124familienführungen So, 14 Uhrführungen für Kinder jeden 2. So im Monat, 11 Uhrführungen für Blinde und Sehbehinderte Erwachsene: So, 3.5., 11 Uhr, Kinder: So, 5.4. und 7.6., 11 Uhrführungen für Gehörlose und Hörgeschädigte nach Anmeldung

NachrichtentechnikNeupräsentation der Dauerausstellung seit 30.1.2015 bis auf Weiteres(mj 1/2015)

Seezeichen! Schlaglichter auf die Orientierung vor deutschen Küsten5.11.2013–2.9.2018

Hans Schaller. Luftfahrtfotograf11.2.–26.4.2015

Beyond the Blinds. Das Robert-Koch-Forum. Fotografien von Amaury Wenger6.5.–2.8.2015

»Berliner Linse« unterwegs mit Auto & Co16.6.–30.12.2015

LEHRDRUCKEREiAnmeldung für Gruppen unter Tel. 030-902 54-218

≠ science center spectrum

DoKUMEntAtionSzEntRUM nS-zWAnGSARBEit BERLin-SCHÖnEWEiDEBritzer Straße 5 12439 Berlin Tel. 030-639 02 88-0 Di–So 10–18 Uhr≤

Museumsdienst-führungen für Jugendliche und Erwachsene jeden 1. und 3. So im Monat, 15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-639 02 88-0

Alltag Zwangsarbeit 1938–1945

DoMÄnE DAHLEMStiftung Domäne Dahlem Landgut und MuseumKönigin-Luise-Straße 49 14195 Berlin Tel. 030-66 63 00-0Museum: Sa, So/Feiertage 10–18 UhrFreigelände: April täglich 8–19 Uhr, Mai/Juni täglich 8–20 Uhrführungen nach Anmeldung unter Tel. 030-66 63 00-50

EEPHRAiM-PALAiSStadtmuseum BerlinPoststraße 16 10178 Berlin Tel. 030-240 02-162während der Ausstellungen:Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhrführungen und Workshops für Kinder nach Vereinbarung≤

WEST:BERLINEine Insel auf der Suche nach Festland14.11.2014–28.6.2015(mj 4/2014)führungen So, 15 Uhr

ERinnERUnGSStÄttE notAUfnAHMELAGER MARiEnfELDEStiftung Berliner MauerMarienfelder Allee 66–80 12277 Berlin Tel. 030-75 00 84 00Di–So 10–18 Uhrführungen So, 15 Uhr sowie nach Vereinbarungführungen für Kinder nach Anmeldung jeden 2. So im Monat, 14 Uhr≤

Flucht im geteilten Deutschland

Risiko Freiheit. Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961–198923.8.2014–25.10.2015

EtHnoLoGiSCHES MUSEUMStaatliche Museen zu BerlinLansstraße 8 14195 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr≤

führungen jeden 2. Sa im Monat, 15.30 Uhrfamilienführungen jeden 2. und 4. Sa im Monat, 14.30 Uhrfamilienworkshops jeden 4. So im Monat, 14 Uhr

Humboldt Lab Dahlem: Probebühne 59.11.2014–6.4.2015

Humboldt Lab Dahlem: Probebühne 626.3.–18.10.2015

JUnioRMUSEUMim Ethnologischen MuseumArnimallee 23 14195 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 9–17 Uhr (nur angemeldete Gruppen), Sa/So 11–18 Uhr

Workshops für familien jeden 2. So im Monat, 14 Uhr nach Anmeldung

Das essen wir. Wir essen ReisErlebnisausstellung für Kinder von 4–8 Jahren19.11.2011–19.7.2015

FfEUERWEHRMUSEUM BERLinVeitstraße 5 13507 Berlin Tel. 030-387-109 33Di/Do 9–16 Uhr, Mi 9–19 Uhr, Fr/Sa 10–14 Uhr, an Feiertagen geschlossenletzter Einlass 1 Std. vor Schließungführungen nach Vereinbarung

300 Jahre Feuerwehrgeschichte

fHXB fRiEDRiCHSHAin-KREUzBERG MUSEUMAdalbertstraße 95a 10999 Berlin Tel. 030-50 58-52 33Mi–So 12–18 UhrBibliothek und Archiv: Mi/Do 10–18 Uhr nach Vereinbarung unter Tel. 030-50 58-52 34≤

Geschichte wird gemacht! Berlin am Kottbusser Tor

OrtsgesprächeStadt – Migration – Geschichte: vom Halleschen zum Frankfurter Tor(mj 2/2012)

Geschichten der VielfaltJunge Erzählungen und Fotografien aus Kreuzberg und Neukölln16.1.–6.4.2015

fRiEDHof DER MÄRzGEfALLEnEnErnst-Zinna-Weg/Landsberger Allee 10249 Berlin Tel. 030-21 47 27 23Ausstellung: Do–Di 10–18 Uhrführungen So, 16 Uhr sowie nach VereinbarungWorkshops für Jugendliche nach Vereinbarung≤

Am Grundstein der Demokratie

fRiEDRiCHSWERDERSCHE KiRCHEStaatliche Museen zu BerlinWerderscher Markt 10117 Berlin Tel. 030-266 42 42 42≥

Wegen Bauschäden bis auf Weiteres geschlossen.

GGEDEnKoRt SA-GEfÄnGniS PAPEStRASSEMuseen Tempelhof-SchönebergWerner-Voß-Damm 54a 12101 Berlin Tel. 030-902 77-61 63Di–Do und So 14–18 Uhr, für Gruppen Mo–Fr 10–14 Uhr nach Vereinbarungführungen So, 14 Uhr≤

Das SA-Gefängnis Papestraße – ein frühes KZ in Berlin 1933(mj 3/2013)

Spuren der GewaltHafterfahrungen und ihr Einfluss auf sechs Lebensgeschichten6.3.–13.9.2015

GEDEnKStÄttE BERLin-HoHEnSCHÖnHAUSEnGenslerstraße 6613055 Berlin Tel. 030-98 60 82-30Ausstellung: täglich 9–18 UhrBesuch der Gedenkstätte nur mit Führung: Mo–Fr stündlich 11–15 Uhr, Sa, So/Feiertage stündlich 10–16 UhrGruppenführungen täglich 9–16 Uhr nach vorheriger Anmeldungführungen für Blinde und Sehbehinderte jeden 3. Mo im Monat, 15 Uhr sowie nach Vereinbarung

Gefangen in HohenschönhausenZeugnisse politischer Verfolgung 1945–1989(mj 1/2014)

GEDEnKStÄttE BERLinER MAUERBernauer Straße 111/119 13355 Berlin Tel. 030-467 98 66 66 Besucher- und Dokumentationszentrum: Di–So 10–18 UhrAusstellung im Gedenkstättenareal:jederzeit zugänglich führungen So, 15 Uhr und nach Vereinbarungführungen für Kinder jeden letzten So im Monat, 15 Uhr≤

1961 | 1989. Die Berliner Mauer Neue Dauerausstellungseit 9.11.2014 bis auf Weiteres(mj 4/2014)

Komm doch mal rüber!?Der Grenzübergang Chausseestraße. Eine Ausstellung für Kinder17.4.–30.8.2015

Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin(Ort: S-Bahnhof Nordbahnhof)

Page 106: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Ausstellungskalender | Berlin

MUSEUMSJOURNAL 2/2015104 |

GEDEnKStÄttE DEUtSCHER WiDERStAnDStauffenbergstraße 13–14 10785 Berlin Tel. 030-26 99 50-00Mo–Fr 9–18 Uhr, Do 9–20 Uhr,Sa, So/Feiertage 10–18 Uhrführungen So, 15 Uhr und nach Vereinbarung mind. 6–8 Wochen im Voraus≤

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

»Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt ...« Die Gestapo-Abteilung desZellengefängnisses Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 19442.4.–30.6.2015

GEDEnKStÄttE KÖPEniCKER BLUtWoCHE JUni 1933Puchanstraße 12, 12555 Berlin Tel. 030-902 97-56 71Do 10–18 Uhrführungen nach Vereinbarung auch unter Tel. 030-902 97-33 50

GEDEnKStÄttE PLÖtzEnSEEfür die Opfer des Nationalsozialismus aus dem In- und AuslandHüttigpfad, 13627 Berlin Tel. 030-26 99 50-00täglich 9–17 UhrDer Ort dient dem stillen Gedenken, führungen finden nicht statt.≤

GEDEnKStÄttE StiLLE HELDEnStiftung Gedenkstätte Deutscher WiderstandRosenthaler Straße 39 10178 Berlin Tel. 030-23 45 79 29täglich 10–20 Uhrführungen nach Vereinbarung≥ (mj 2/2013)

GEMÄLDEGALERiEStaatliche Museen zu BerlinMatthäikirchplatz 8 10785 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr≤

führungen Do, 18 Uhr (nicht am 30.4., 14. und 28.5. sowie 25.6.), Fr, 11 Uhr, Sa, 11.30 Uhr sowie So, 14 und 15.30 Uhrführungen für Kinder jeden 2. und 4. So im Monat, 14 Uhrführung für RollstuhlfahrerMi, 1.4., 11 Uhrführungen für Menschen mit Demenz jeden 3. Di im Monat, 14.30 Uhr(mj 1/2014)

Pop up Cranach. Alice – Museum für Kinder bei den Alten Meistern26.9.2014–12.4.2015(mj 1/2015)

Die Schaffung eines MeisterwerksRembrandts Berliner »Susanna und die beiden Alten«3.3.–31.5.2015 (mj 1/2015)

≠ skulpturensammlung und museum für byzantinische kunst

GEoRG KoLBE MUSEUMSensburger Allee 25, 14055 Berlin Tel. 030-304 21 44≤

Bis Herbst 2015 wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen.

GiPSfoRMEREiStaatliche Museen zu BerlinSophie-Charlotten-Straße 17/18 14059 Berlin Tel. 030-32 67 69-0Verkaufsraum: Mo–Fr 9–16 Uhr, Mi 9–18 Uhrführungen durch die Produktions- und Lagerstätten jeden 1. Mi im Monat, 10 Uhr und jeden 3. Mi im Monat, 16 Uhr (am 15.4. mit Vorführung eines Gusses)sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-266 42 42 42≥

GRünAUER WASSERSPoRtMUSEUMSportmuseum BerlinRegattastraße 191–223 12527 Berlin Tel. 030-674 40 02geöffnet ab 25. April, Öffnungzeiten bitte erfragen≥

GRünDERzEitMUSEUM iM GUtSHAUS MAHLSDoRfHultschiner Damm 333, 12623 Berlin Tel. 030-567 83 29Mi und So 10–18 UhrBesuch nur mit Führung auch außerhalb der Öffnungszeiten

GUtSHAUS StEGLitzWrangelschlösschenSchloßstr. 48, 12165 BerlinTel. 030-902 99-39 24Ausstellungen: Di–So 14–19 Uhr≥

Karl Sümmerer: Aus meiner SichtMalerei und Zeichnung8.3.–12.4.2015

Licht + SchattenVier Fotografinnen aus Taiwan25.4.–31.5.2015

HHAMBURGER BAHnHof MUSEUM füR GEGEnWARtStaatliche Museen zu BerlinInvalidenstraße 50/51, 10557 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr,Sa/So 11–18 Uhr≤

führungen Di–Fr, 12 und 16 Uhr sowie Sa/So, 14 UhrWorkshops für Kinder jeden 1. und 3. So im Monat, 14 Uhr

Die Sammlungen. The Collections. Les Collections

A–Z. Die Sammlung Marzona24.1.2014–31.8.2016(mj 1/2014)

Mary Heilmann & David Reed: Two By Two6.3.–11.10.2015

»Und weg mit den Minuten«Dieter Roth und die Musik14.3.–16.8.2015

Michael Beutler: Moby Dick17.4.–6.9.2015(Journal, S. 74 f.)

Sturtevant: Drawing Double Reversal30.5.–23.8.2015

Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933–19575.6.–27.9.2015

HAnf MUSEUM BERLinMühlendamm 5, 10178 Berlin Tel. 030-242 48 27Di–Fr 10–20 Uhr, Sa/So 12–20 Uhr≤

HAUS AM CHECKPoint CHARLiE≠ mauermuseum

HAUS AM KLEiStPARKGrunewaldstraße 6–7, 10823 Berlin Tel. 030-902 77-69 64Di–So 11–18 Uhrführungen nach Vereinbarung

Behold. Perspectives at Play in a Young Man’s MindFotografien von James Higginson28.3.–10.5.2015

On Display: JuKS. Jugendkunstschule Tempelhof-Schöneberg22.5.–14.6.2015

Marianne Werefkin-PreisAusstellung der Nominierten26.6.–9.8.2015

HAUS AM WALDSEEArgentinische Allee 30 14163 Berlin Tel. 030-801 89 35 während der Ausstellungen:Di–So 11–18 Uhr

Martin Assig: GlückhabenZeichnungen aus der aktuellen St. Paul- Serie und Skulpturen 6.3.–17.5.2015(Journal, S. 76 f.)

Nezaket Ekici: Alles, was man besitzt, besitzt auch uns. Performance, Installationen, Videos 5.6.–16.8.2015

HAUS DER KULtUREn DER WELtJohn-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin Tel. 030-39 78 71 75Ausstellungen: Mi–Mo und Feiertage 11–19 Uhr≤

Eine Einstellung zur Arbeit. Ein Projekt von Antje Ehmann und Harun Farocki 27.2.–6.4.2015 (mj 1/2015)

Ape Culture/Kultur der Affen 30.4.–6.7.2015führungen So, 15 Uhr

Rencontres Internationales Paris/Berlin/Madrid 2015Neuer Film und zeitgenössische Kunst 23.6.–28.6.2015

HAUS DER WAnnSEE-KonfEREnzGedenk- und BildungsstätteAm Großen Wannsee 56–58 14109 Berlin Tel. 030-80 50 01-0täglich 10–18 UhrBibliothek und Mediothek: Mo–Fr 10–18 Uhrführungen Sa/So, 16 und 17 Uhrführungen für Gruppen und Seminare nach Vereinbarung 6–8 Wochen im Voraus≤

Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord an den europäischen Juden

Fundstellen. Spuren von NS-Verfolgten in Berliner Archivenseit 10.12.2014 bis auf Weiteres

HEiMAtMUSEUM zEHLEnDoRfClayallee 355, 14169 Berlin Tel. 030-802 24 41Museum und Archiv:Mo/Do 10–18 Uhr, Di/Fr 10–14 Uhr, an Feiertagen geschlossenführungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-902 99-4516

Page 107: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Berlin | Ausstellungskalender

| 105MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Einheit und HarmonieDie Familie Sobernheim und das »Haus Waltrud« auf Schwanenwerder20.3.–10.7.2015(Journal, S. 92)

HELMUt nEWton StiftUnG≠ museum für fotografie

HUGEnottEnMUSEUMim Französischen DomGendarmenmarkt 5 10117 Berlin Tel. 030-229 17 60Di–Sa 12–17 Uhr, So 11–17 Uhr≤ (mj 4/2012)

HUMBoLDt-BoXSchlossplatz 5, 10178 Berlin Tel. 01805-03 07 07täglich 10–19 Uhrführungen nach Anmeldung mindestens 10 Werktage im Voraus unter Tel. 02131-22 44 00≤

Box mit Ausblick. Auf dem Weg zum Humboldt-Forum

JJAGDSCHLoSS GRUnEWALDHüttenweg 100, 14193 Berlin Tel. 030-813 35 97Di–So 10–18 Uhr

Cranach in Grunewald(mj 4/2011)

Kurhut und KroneBrandenburgisch-preußische Herrscher und ihre Familien im Porträt(mj 2/2012)

Die Jagd im Grunewald(Ort: Jagdzeugmagazin)

JüDiSCHES MUSEUM BERLinLindenstraße 9–14 10969 Berlin Tel. 030-259 93-300täglich 10–20 Uhr, Mo 10–22 Uhr, letzter Einlass 1 Std. vor SchließungLesesaal der Bibliothek und des Archivs in der Akademie: Mo und Mi 12–19 Uhr,Di, Do und Fr 10–17 Uhrführungen Sa, 15 Uhr und So, 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-259 93-305≤ (mj 1/2013)

Zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte

GEHORSAM. Eine Ausstellung von Saskia Boddeke und Peter Greenaway22.5.–13.9.2015(Journal, S. 78 f.)führungen So, 14 Uhr

Sammelwut und BilderflutWerbegeschichte im Kleinformat4.12.2014–31.5.2015(Ort: Rafael Roth Learning Center)

bios [torah]. Eine Installation10.7.2014–12.4.2015

JUGEnD MUSEUMMuseen Tempelhof-SchönebergHauptstraße 40–42 10827 Berlin Tel. 030-902 77-61 63Mo–Do sowie Sa/So 14–18 Uhr,Fr 9–14 UhrGruppen nach Voranmeldung Mo–Do 9–13 Uhr und nach VereinbarungWorkshops für Kinder und Jugendlichesowie Projekttage für Schulen nach Vereinbarung

Wunderkammern. Wunderkisten

Villa Global. The Next Generation(mj 3/2014)

Im Visier der Stasi. Die Aktivitäten des DDR-Geheimdienstes in Schöneberg7.11.2014–28.6.2015(mj 4/2014)führungen So, 14.30 Uhr

KKÄtHE-KoLLWitz-MUSEUM BERLinFasanenstraße 24 10719 Berlin Tel. 030-882 52 10täglich 11–18 Uhr, an Feiertagen geöffnetführungen jeden letzten So im Monat, 15 Uhr≥

Museumsdienst-führungen sowie Workshops für Kinder nach Vereinbarung: Museumsinformation Berlin, Tel. 030-247 49-888

Mehr als ein LebenNeue Dauerausstellungseit 21.11.2014 bis auf Weiteres(Journal, S. 42 f.)

KERAMiK-MUSEUM BERLinSchustehrusstraße 13 10585 Berlin Tel. 030-321 23 22 oder 0177-321 23 22 Fr–Mo 13–17 Uhrführungen, Bibliothek und Archiv nach Vereinbarung≥

Garantiert stubenrein! Keramische Tierplastik im 20. Jahrhundert1.6.2014–25.5.2015

Moderne Keramik aus Slowenien6.2.–1.6.2015

Ausgewählte Werke Objekte der internationalen Keramik-Symposien in V-Oglje/Slowenien6.2.–10.8.2015

Jakob Bohleber (1902–1979)14.6.–17.8.2015

KnoBLAUCHHAUSStadtmuseum BerlinPoststraße 23 10178 Berlin Tel. 030-240 02-162Di–So 10–18 Uhr

Berliner Leben im Biedermeier

KoMMUnALE GALERiE BERLinHohenzollerndamm 176 10713 Berlin Tel. 030-902 91-67 04Di–Fr 10–17 Uhr, Mi 10–19 Uhr, So 11–17 Uhr≥

Boris Eldagsen: How to Disappear Completely/The Poems. Fotografie6.2.–3.5.2015

Berlin am Meer. Bilder der Nachkriegszeit. Malerei, Grafik, Skulptur1.3.–24.5.2015

Amin El Dib: Inszenierte Bildnisse (1988–2003). Fotografie31.3.–24.5.2015

KPM WELtWegelystraße 1 10623 Berlin Tel. 030-390 09-0Mo–Sa 10–18 Uhrführungen Sa, 15 Uhr und nach Vereinbarung≤

KREUzBERG MUSEUM≠ fhxb friedrichshain-kreuzberg

museum

KUnStBiBLiotHEKStaatliche Museen zu BerlinMatthäikirchplatz 6 10785 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Ausstellungen: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 UhrLesesaal: Mo–Fr 9–20 UhrStudiensaal – Sondersammlung: Mo 14–20 Uhr, Di–Fr 9–16 Uhr≤

KUnStGEWERBEMUSEUM KULtURfoRUMStaatliche Museen zu BerlinMatthäikirchplatz 10785 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr führungen So, 11.30 UhrWorkshops für Kinder jeden 1., 3. und 5. So im Monat, 14 Uhr≤ (mj 4/2014)

Mode – Kunst – WerkeNeue Dauerausstellungseit 22.11.2014 bis auf Weiteres(mj 4/2014)

Jugendstil bis Art Déco und DesignNeue Dauerausstellungenseit 22.11.2014 bis auf Weiteres(mj 4/2014)

KUnStGEWERBEMUSEUM SCHLoSS KÖPEniCKStaatliche Museen zu BerlinSchlossinsel 1 12557 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–So 11–18 Uhrführungen jeden 1., 3. und 5. So im Monat, 14.30 Uhrfamilienführungen jeden 2. So im Monat, 14.30 Uhr≤

Werke der Raumkunst aus Renaissance, Barock und Rokoko

Tönerne Welten. Figürliche Keramik aus sechs Jahrhunderten22.5.–4.10.2015

KUPfERStiCHKABinEtt SAMMLUnG DER zEiCHnUnGEn UnD DRUCKGRAfiKStaatliche Museen zu BerlinMatthäikirchplatz 8 10785 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Ausstellungen: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 UhrStudiensaal: Di–Fr 9–16 Uhr≤

führungen Schatzkammer Kupferstichkabinett, Do, 9. und 16.4., 7. und 21.5. sowie 11. und 18.6., 10 und 14 Uhr nach Anmeldung

Gerhard Altenbourg: Das gezeichnete Ich20.3.–7.6.2015 (mj 1/2015)führungen So, 11.30 Uhr

Wir kommen auf den HundEine tierische Sommerausstellung26.6.–20.9.2015

≠ gemäldegalerie

Page 108: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Ausstellungskalender | Berlin

MUSEUMSJOURNAL 2/2015106 |

KW inStitUtE foR ContEMPoRARy ARtAuguststraße 69, 10117 Berlin Tel. 030-24 34 59-0Mi–Mo 12–19 Uhr, Do 12 –21 Uhrführungen Do, 19 Uhr

Channa Horwitz: Counting in Eight, Moving by Color15.3.–25.5.2015

Elín Hansdóttir: Suspension of Disbelief15.3.–25.5.2015

Seizing the Ivory Tower #1. Viktorija Rybakova: Oo, a PreviewVideoinstallation15.3.–12.4.2015

Fire and Forget. On Violence14.6.–30.8.2015(Journal, S. 58 f.)

LLAByRintH KinDERMUSEUM BERLinOsloer Straße 12, 13359 Berlin Tel. 030-800 93 11-50Fr/Sa 13–18 Uhr, So/Feiertage 11–18 Uhr,in den Ferien: Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa 13–18 Uhr, So/Feiertage 11–18 Uhrfür Gruppen nach tel. Anmeldung: Mo–Fr 9–18 Uhr, Besuchsbeginn: 9 und 11.15 Uhr, ab 13.30 Uhr frei wählbar ≥

Platz da! Kinder machen StadtInteraktive Bauausstellung für Kinder von 3 bis 11 Jahren13.4.2014–30.8.2015

LAnDESARCHiV BERLinEichborndamm 115–121, 13403 Berlin Tel. 030-902 64-0Mo–Fr 10–17 Uhr≤

Hans Stein. Berlin – Stadt der BaustellenGemälde und Grafiken von 1957 bis 20154.5.–28.8.2015

≠ haus der wannsee-konferenz

LiEBERMAnn-ViLLA AM WAnnSEEColomierstraße 3 14109 Berlin Tel. 030-805 85 90-0Mi–Mo 1o–18 Uhr, Do, So und Feiertage 10–19 Uhrführungen Mi, 14 Uhr, Sa, 12 und 16 Uhr sowie So und Feiertage, 16 Uhr≤

Max Liebermann: Gartenbilder

Liebermann und Van Gogh26.4.–10.8.2015(Journal, S. 70 f.)führungen ab 3. Mai S0, 12 Uhr

LUftWAffEnMUSEUM DER BUnDESWEHR≠ militärhistorisches museum

der bundeswehr – flugplatz berlin-gatow

MMACHMit! MUSEUM füR KinDERSenefelderstraße 5/6, 10437 Berlin Tel. 030-747 78-200Di–So und Feiertage 10–18 Uhrführungen und Gruppenangebote nach Vereinbarung≤

Tausend Punkte treffen sichDer Maler Paul Klee2.1.–6.12.2015

Das Gelbe vom EiKüken schlüpfen im Museum13.3.–19.4.2015

MÄRKiSCHES MUSEUMStadtmuseum BerlinAm Köllnischen Park 5, 10179 Berlin Tel. 030-240 02-162Di–So 10–18 Uhr≥

führungen jeden 2. und 4. So im Monat, 14 Uhrfamilienführungen jeden 1. und 3. So im Monat, 14 UhrVorführung der mechanischen Musikinstrumente So, 15 Uhr Workshops für Kinder und Jugendliche nach Vereinbarung

Bühne West-Berlin. Fotografien von Harry Croner aus vier Jahrzehnten 28.2.–28.6.2015(mj 1/2015)

Berliner Mauer in 3DStereofotografien von Gerd Schulte im historischen Kaiserpanorama17.11.2014–28.6.2015

MARtin-GRoPiUS-BAUNiederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin Tel. 030-254 86-0Mi–Mo und Feiertage 10–19 Uhr≤

Museumsdienst-führungen sowie Workshops für Kinder und Jugendliche nach Vereinbarung: Museumsinformation Berlin, Tel. 030-247 49-888

WChUTEMAS. Ein russisches Labor der ModerneArchitekturentwürfe 1920–19305.12.2014–6.4.2015(mj 1/2015)Museumsdienst-führungen Sa, 14 Uhr

Liu Xia. Eine Fotografin aus China21.2.–19.4.2015

Tanz der AhnenKunst vom Sepik in Papua-Neuguinea18.3.–14.6.2015(Journal, S. 48 f.)Museumsdienst-führungen So, 13 Uhr

ZERODie internationale Kunstbewegung der 1950er- und 1960er-Jahre21.3.–8.6.2015(Journal, S. 72 f.)Museumsdienst-führungen So, 14 Uhr

Jahrhundertzeichen. Tel Aviv Museum of Art Visits BerlinKunst der Moderne und Gegenwart27.3.–21.6.2015(Journal, S. 63 ff.)Museumsdienst-führungen So, 15 Uhr

Fassbinder. JETZT6.5.–23.8.2015

Tino Sehgal: This Situation, Kiss, Yet Untitled, This Variation, Ann Lee28.6.–8.8.2015

MAUERMUSEUMMuseum Haus am Checkpoint CharlieFriedrichstraße 43–45 10969 Berlin Tel. 030-25 37 25-0täglich 9–22 Uhr≥

MEDizinHiStoRiSCHES MUSEUM≠ berliner medizinhistorisches

museum der charité

MEnDELSSoHn-REMiSEJägerstraße 51 10117 Berlin Tel. 030-81 70 47 26täglich 12–18 Uhr≤

Die Mendelssohns in der Jägerstraße

MiES VAn DER RoHE HAUSOberseestraße 60 13053 Berlin Tel. 030-97 00 06 18 Di–So 11–17 Uhrführungen jeden 1. So im Monat, 11.30 Uhr≤

Alfons Lachauer: Einfach so25.1.–12.4.2015

Peter Downsbrough: Und21.4.–28.6.2015

Invisible Tea House. MoNo/Fumiaki und Mami Maruoka Nagashima27.9.2014–1.5.2015(Ort: Garten)

MiLitÄRHiStoRiSCHES MUSEUM DER BUnDESWEHR – fLUGPLAtz BERLin-GAtoWAm Flugplatz Gatow 33, 14089 Berlin Tel. 030-36 87-26 01 oder -26 08Di–So 10–18 Uhrletzter Einlass 1 Stunde vor Schließungführungen Di–Fr, 14 Uhr sowie Sa/So, 11 und 14 Uhr≤

Geschichte der deutschen Militärluftfahrt seit 1884

Falkenstein zieht in den Krieg Perspektiven auf den Weltenbrand23.10.2014 bis Ende 2018

Von Weltkrieg zu Weltkrieg. Deutsche und ungarische Luftrüstung 1918–194512.11.2014–13.9.2015

MittE MUSEUMRegionalgeschichtliches Museum für Mitte Tiergarten Wedding in BerlinPankstraße 47, 13357 Berlin Tel. 030-460 60 19-0Ausstellungen: So–Do 10–17 UhrArchiv und Bibliothek: Mo, Di und Do 10–16 Uhr nach Anmeldung unter Tel. 030-460 60 19-25 und -23führungen Do, nach Voranmeldung

Geschichte des Bezirks Mitte

Karl-Ludwig Lange: Der Photograph in seiner Zeit. Köpenick 1990–20032.11.2014–19.7.2015(mj 4/2014)

»Es ist Krieg!« Feldpost, Fotografien und Erinnerungen 1914–191812.11.2014–30.8.2015(mj 4/2014)

MoRi-ÔGAi-GEDEnKStÄttELuisenstraße 39, 10117 Berlin Tel. 030-282 60 97Mo–Fr 10–14 Uhrführungen nach Vereinbarung

Matsuda Toshimi: Between the LightsFotografie1.4.–30.9.2015(s. Kurzbericht)

MünzKABinEttStaatliche Museen zu Berlinim ≠ bode-museum

Gold gab ich für Eisen. Der Erste Weltkrieg im Medium der Medaille21.3.2014–30.9.2015(mj 2/2014)

MUSEUM BERGGRUEnStaatliche Museen zu BerlinSchloßstraße 1, 14059 Berlin Tel. 030-266 42 42 42

Page 109: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Berlin | Ausstellungskalender

| 107MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr Der Erweiterungsbau ist zurzeit wegen Bauarbeiten geschlossen.führungen So, 15 Uhr≥ (mj 2/2013)

Picasso und seine Zeit

SIDEWAYS. Alexander Calder – Paul Klee28.2.–7.6.2015

MUSEUM BERLin-KARLSHoRSt≠ deutsch-russisches museum

berlin-karlshorst

MUSEUM BLinDEnWERKStAtt otto WEiDtStiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand Rosenthaler Straße 39, 10178 Berlin Tel. 030-28 59 94 07täglich 10–20 Uhrführungen So, 15 Uhr≤

Postkarten aus dem Ghetto Theresienstadt 1943–194428.8.2011–31.8.2015

MUSEUM CHARLottEnBURG-WiLMERSDoRfin der Villa OppenheimSchloßstraße 55 / Otto-Grüneberg-Weg 14059 Berlin Tel. 030-902 92-41 06Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhrfamiliensonntag jeden 1. So im Monat, 12 Uhr≤ (mj 1/2012)

SammlerStücke. Kunstsammlung Charlottenburg

WESTEN! Stadtgeschichte Charlottenburg-Wilmersdorf Neue Dauerausstellung seit 2.12.2014(mj 4/2014)

Spurensuche. Die Kunstsammlung Charlottenburg 1908–1945seit 27.10.2013 bis auf Weiteres

MUSEUM DER UnERHÖRtEn DinGECrellestraße 5–6, 10827 Berlin Tel. 030-781 49 32 Mi–Fr 15–19 Uhr≤

MUSEUM EURoPÄiSCHER KULtUREnStaatliche Museen zu BerlinArnimallee 25, 14195 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr≤

Kulturkontakte. Leben in Europa

Der gefühlte Krieg27.6.2014–30.8.2015(mj 3/2014)

Phonographierte Klänge – photographierte Momente10.10.2014–6.4.2015(mj 4/2014)

Erfüllbare Träume? Italienische Migrantinnen in Berlin31.5.2015–28.3.2016

Ein Haus in TbilisiFotografien von Uta Beyer31.5.2015–28.3.2016

MUSEUM füR ARCHitEKtURzEiCHnUnG≠ tchoban foundation

MUSEUM füR ASiAtiSCHE KUnStStaatliche Museen zu BerlinLansstraße 8, 14195 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 11–18 Uhrführungenjeden 1. und 3. Sa im Monat, 15.30 Uhr≤

Waseem Ahmed: Dahlem KarkhanaZeitgenössische Miniaturmalerei aus Pakistan9.11.2014–6.4.2015 (mj 1/2015)

Matthias Beckmann: Von Tee zu Tee5.12.2014–12.4.2015

Nudeln machen und Zither spielenKulturbilder aus Korea20.1.–17.5.2015

Kindertränen und BlütenprachtChinesische Bilder auf Seide und Papier20.1.–21.6.2015(Journal, S. 82)

Jaipur und Amber in der Fotografie des 19. Jh. Zwischen Dokumentation und Pittoresker Tradition18.2.–28.6.2015

MUSEUM füR fiLM UnD fERnSEHEn≠ deutsche kinemathek

MUSEUM füR fotoGRAfiEStaatliche Museen zu Berlin/ Helmut Newton StiftungJebensstraße 2 10623 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr, Sa/So 11–18 Uhrführungen So, 16 Uhr≤

Helmut Newton’s Private Property

Helmut Newton: Permanent Loan Selection27.11.2014–17.5.2015(s. Kurzbericht)

Willy Maywald. Fotograf und KosmopolitPorträts, Mode, Reportagen24.4.–2.8.2015(Journal, S. 83 ff.)

MUSEUM füR iSLAMiSCHE KUnStStaatliche Museen zu Berlinim ≠ pergamonmuseum

führungen Highlights im Museum für Islamische Kunst, jeden 4. Sa im Monat, 15 Uhr

Picknick im ParkGärten in islamischer Miniaturmalerei20.3.–21.6.2015(s. Kurzbericht)

≠ skulpturensammlung und museum für byzantinische kunst

MUSEUM füR KoMMUniKAtion BERLinLeipziger Straße 16, 10117 Berlin Tel. 030-202 94-0Di 9–20 Uhr, Mi–Fr 9–17 Uhr,Sa, So/Feiertage 10–18 Uhrführungen So, 15 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 030-202 94-204≤

Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Kommunikation

Dialog mit der ZeitDie Erlebnisausstellung1.4.–23.8.2015(Journal, S. 90 f.)führungen jeden 1. Di im Monat, 18.30 Uhr und jeden 3. So im Monat, 14 Uhr

MUSEUM füR nAtURKUnDEInvalidenstraße 43, 10115 Berlin Tel. 030-20 93-85 91Di–Fr 9.30–18 Uhr, Sa, So/Feiertage 10–18 Uhrführungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-20 93-85 50≤

Panda13.1.–31.7.2015(mj 1/2015)

MUSEUM füR VoR- UnD fRüHGESCHiCHtEStaatliche Museen zu Berlinim ≠ neuen museum

führungen jeden 2. und 4. So im Monat, 11.30 UhrWorkshops für familien jeden 1., 3. und 5. So im Monat, 14 Uhr

MUSEUM iM ALtEn WASSERWERKWasserwerk FriedrichshagenMüggelseedamm 307 12587 BerlinTel. 030-49 91 05-18Fr/Sa 10–18 Uhr, So 10–16 Uhr≥

Wasser für Berlin

MUSEUM iM BÖHMiSCHEn DoRfKirchgasse 5 12043 Berlin Tel. 030-687 48 80 Do 14–17 Uhr sowie jeden1. und 3. So im Monat 12–14 Uhrführungen nach Vereinbarung≥ (mj 4/2012)

Geschichte der böhmischen Exulanten von 1737 bis in die Gegenwart

MUSEUM in DER KULtURBRAUEREi Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik DeutschlandKnaackstraße 97 10435 Berlin Tel. 030-467 77 79-0Di–So und Feiertage 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhrführungen Sa, 16 Uhr und So, 14.30 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-467 77 79-11≤

Alltag in der DDR(mj 4/2013)

Zeichen. Sprache ohne Worte24.9.2014–12.4.2015

Traum und Tristesse. Vom Leben in der Platte. Fotografien von Harald Kirschner21.5.–30.8.2015

MUSEUM KESSELHAUS HERzBERGEHerzbergstraße 79 10365 Berlin Tel. 030-54 72 24 24Di 14–16 Uhr und Do 14–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Reiner Jappe: Baumwesen AssoziationenFotografie30.4.–11.6.2015

Rosemarie Schütz / Leona JungeMalerei und Keramik19.6.–16.7.2015

MUSEUM KÖPEniCKAlter Markt 1 12555 Berlin Tel. 030-902 97-33 50Di/Mi 10–16, Do 10–18, So 14–18 Uhr Archiv: Do, nach tel. Voranmeldungführungen nach Vereinbarung≤

Page 110: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Ausstellungskalender | Berlin

MUSEUMSJOURNAL 2/2015108 |

Köpenick von den Anfängen bis zur Gegenwart

Karl-Ludwig Lange: Der Photograph in seiner Zeit. Das Tiergarten-Viertel 19859.11.2014–31.5.2015(mj 4/2014)

MUSEUM LiCHtEnBERG iM StADtHAUSTürrschmidtstraße 24 10317 Berlin Tel. 030-57 79 73 88-12Di–Fr und So 11–18 UhrArchiv: nach Voranmeldungführungen nach Vereinbarung≤

In den Zeiten. Stadtgeschichte Lichtenbergs

Widerspenstig und widerständigJugendkultur in Lichtenberg 1960–199012.10.2014–31.5.2015

Die Frau und die MaschinenGertrud Kolmar als Zwangsarbeiterin in Lichtenberg28.1.–30.4.2015

Steine. Schlacke. BetonNeues Bauen in Lichtenberg28.6.2015–28.2.2016

MUSEUM nEUKÖLLnGutshof BritzAlt-Britz 81 12359 Berlin Tel. 030-62 72 77-727Di–So 10–18 UhrArchiv nach Anmeldung unter Tel. 030-62 72 77-725führungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-62 72 77-716≤

99 × Neukölln(mj 2/2010)

Brücke über stillem WasserMilena Aguilar, Malerei24.1.–12.4.2015

Die sieben TischeGastkultur in Neukölln14.5.–30.12.2015

MUSEUM PAnKoW HEynStRASSEHeynstraße 8, 13187 Berlin Tel. 030-481 40 47Di, Do, Sa/So 10–18 Uhrführungen nach Vereinbarung

Bürgerliches Wohnen um 1900

Pankow als Motiv. Max Skladanowsky, Filmpionier und Fotograf18.5.2014–5.4.2015

MUSEUM PAnKoW PREnzLAUER ALLEEPrenzlauer Allee 227, 10405 Berlin Tel. 030-902 95-39 17 Di–So 10–18 UhrArchiv: Tel. 030-902 95-39 51,Di, Mi 8–13 Uhr, Do 13–18 Uhr

Gegenentwürfe. Der Prenzlauer Berg vor, während und nach dem Mauerfall

Peter Fritz. Stadt und Menschenbilder aus fünf Jahrzehnten27.2.–26.4.2015

Kinder malen Denkmale, Skulpturen und Plastiken8.5.–13.9.2015

MUSEUM REiniCKEnDoRfAlt-Hermsdorf 35 13467 Berlin Tel. 030-404 40 62Mo–Fr und So 9–17 UhrArchiv: Do 13–17 Uhr nach Anmeldung unter Tel. 030-40 00 92 70führungen nach Vereinbarung≤

Kinder im VersteckVerfolgt. Untergetaucht. Gerettet? Berlin 1943–194520.2.–10.5.2015

MUSEUM tREPtoWSterndamm 102 12487 Berlin Tel. 030-902 97-56 71Di/Mi 10–16 Uhr, Do 10–18 Uhr, So 14–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Aus 250 Jahren Treptower Geschichte

»Herzliche Grüße aus …« Treptow im Spiegel historischer Ansichtskarten31.8.2014–30.4.2015

MUSEUMSDoRf DüPPELStadtmuseum BerlinClauertstraße 1114163 Berlin Tel. 030-240 02-162Sa, So/Feiertage 10–17 Uhrletzter Einlass 1 Stunde vor Schließungführungen nach Vereinbarung unter Tel. 030-802 66 71≥

MUSiKinStRUMEntEn-MUSEUMStaatliches Institut für Musikforschung Preußischer KulturbesitzTiergartenstraße 1Eingang: Ben-Gurion-Straße 10785 Berlin Tel. 030-254 81-178Di–Fr 9–17 Uhr, Do 9–20 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr≤

führungen mit Klangbeispielen Do, 18 Uhr und Sa, 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-254 81-139Vorführungen der WurlitzerTheater-Orgel Sa, 12 UhrMuseumsdienst-Workshops für Kinder und Jugendliche nach Vereinbarung: Museumsinformation Berlin, Tel. 030-247 49-888

Europäische Musikinstrumente vom 16. Jahrhundert bis heute

Aufbruch ins Idyll. Das Fürstliche Institut für musikwissenschaftliche Forschung zu Bückeburg21.11.2014–5.4.2015

NnEUE GESELLSCHAft füR BiLDEnDE KUnStOranienstraße 25 10999 Berlin Tel. 030-61 65 13-0während der Ausstellungen:täglich 12–19 Uhr, Do–Sa 12–20 Uhr≤

Verbotene Bilder. Kontrolle und Zensur in den Demokratien Ostasiens18.4.–14.6.2015

nEUE nAtionALGALERiEStaatliche Museen zu BerlinPotsdamer Straße 5010785 Berlin Tel. 030-266 42 42 42≤

Wegen umfangreicher Sanierungs-arbeiten seit 1. Januar 2015 für mehrere Jahre geschlossen.

nEUER BERLinER KUnStVEREinChausseestraße 128/129, 10115 Berlin Tel. 030-280 70 20während der Ausstellungen:Di–So 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr≤

History Is a Warm Gun28.2.–26.4.2015

Oliver Ressler: Leave It in the Ground3.3.–24.4.2015(Di–Fr 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr)

Jimmie Durham6.6.–2.8.2015

John Miller, Takuji Kogo9.6.–31.7.2015(Di–Fr 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr)

nEUES MUSEUMStaatliche Museen zu BerlinBodestraße 1–3, 10178 Berlin Tel. 030-266 42 42 42täglich 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhrletzter Einlass 1 Stunde vor Schließung≤ (mj 3/2014)

führungen Das Neue Museum. Geschichte und Architektur, jeden 1. und 3. Do im Monat, 18 Uhr

≠ ägyptisches museum≠ museum für

vor- und frühgeschichte

niKoLAiKiRCHEStadtmuseum BerlinNikolaikirchplatz, 10178 Berlin Tel. 030-240 02-162 täglich 10–18 Uhrführungen Fr, 16 Uhr≥

Vom Stadtgrund bis zur Doppelspitze

PPERGAMonMUSEUMStaatliche Museen zu BerlinAm Kupfergraben 5, 10117 Berlin Tel. 030-266 42 42 42täglich 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr≥

Aufgrund umfassender Sanierungs-arbeiten ist der Saal mit dem Perga - mon altar bis voraussichtlich 2019 geschlossen. Ebenfalls geschlossen ist der Nordflügel sowie der hellenistische Saal. Der Südflügel des Museums mit dem Ischtar-Tor, der Prozessionsstraße und dem Marktor von Milet sowie dem Museum für Islamische Kunst bleibt weiterhin geöffnet.

führungen jeden 2. und 4. Do im Monat, 18 Uhr sowie Sa/So, 15 Uhrfamilienführungen So, 11.30 Uhr

≠ antikensammlung≠ museum für islamische kunst≠ vorderasiatisches museum

PoLizEiHiStoRiSCHE SAMMLUnG iM PoLizEiPRÄSiDiUM BERLinPlatz der Luftbrücke 6, 12101 Berlin Tel. 030-46 64-99 47 62Mo–Mi 9–15 Uhr, für Gruppen auch Do/Fr nach Anmeldung≥

PUPPEntHEAtER-MUSEUM BERLinKarl-Marx-Straße 135, 12043 Berlin Tel. 030-687 81 32Mo–Fr 9–15 Uhr, So 11–16 Uhr≥

Page 111: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Berlin | Ausstellungskalender

| 109MUSEUMSJOURNAL 2/2015

RREGionALMUSEEn≠ bezirksmuseum

marzahn-hellersdorf≠ fhxb friedrichshain-kreuzberg

museum≠ heimatmuseum zehlendorf≠ mitte museum≠ museum charlottenburg-

wilmersdorf≠ museum köpenick≠ museum lichtenberg im stadthaus≠ museum neukölln≠ museum pankow≠ museum reinickendorf≠ museum treptow≠ schöneberg museum≠ stadtgeschichtliches

museum spandau≠ steglitz museum≠ tempelhof museum

RotKREUz-MUSEUM BERLinBachestraße 11Besuchereingang bis 18 Uhr: Bundesallee 73, ab 18 Uhr: Görresstraße 12–14 12161 Berlin Tel. 030-850 05-255Mi 16–19 Uhr und nach Vereinbarung, während der Berliner Ferien geschlossenführungen nach Vereinbarung≥

SSAMMLUnG SCHARf-GERStEnBERGStaatliche Museen zu BerlinSchloßstraße 70, 14059 Berlin Tel. 030-266 42 42 42Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhrführungen Sa, 15 UhrWorkshops für Kinder jeden 1. und 3. Sa im Monat, 14 Uhr≤

Surreale Welten

Das Wunder in der SchuheinlegesohleWerke aus der Sammlung Prinzhorn27.11.2014–6.4.2015 (mj 1/2015)

SCHLoSS BRitzAlt-Britz 73 12359 Berlin Tel. 030-609 79 23-0Di–So und Feiertage 11–18 Uhrführungen Sa/So, 15.30 Uhr und nach Vereinbarung≥

PuppenweltenVom Biedermeier zum Jugendstil28.3.–30.8.2015führungen So, 14.30 Uhr

SCHLoSS CHARLottEnBURGSpandauer Damm 10–22 14059 Berlin Tel. 030-320 91-0Altes Schloss: Di–So 10–18 UhrNeuer Flügel (Knobelsdorff-Flügel):Mi–Mo 10–18 UhrGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheitführungen nach Vereinbarung unter Tel. 0331-96 94-222≥

Neuer Flügel: Von Friedrich dem Großen bis zu Königin Luise

nEUER PAViLLonDi–So 10–18 Uhr

Juwel der Schinkelzeit(mj 1/2012)

BELVEDEREDi–So 10–18 Uhr

MAUSoLEUMDi–So 10–18 Uhr

SCHLoSS UnD LAnDSCHAftSGARtEn GLiEniCKEHofgärtnermuseumKönigstraße 36 14109 Berlin Tel. 030-805 86 75-0Schloss: Di–So 10–18 Uhr Besuch nur mit FührungCasino: Sa/So 10–18 UhrGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit

Leben und Wirken der Hofgärtner in Brandenburg-Preußen

SCHLoSS UnD LAnDSCHAftS-GARtEn PfAUEninSELNikolskoer Weg 14109 Berlin Tel. 030-80 58 68 31 Schloss: Di–So 10–17.30 UhrBesuch nur mit Führung Meierei: Sa/So 10–17.30 UhrGarten: April täglich 9–19 Uhr, Mai/Juni täglich 9–20 Uhr≥

SCHLoSS UnD GARtEn SCHÖnHAUSEnTschaikowskistraße 1 13156 Berlin Tel. 030-40 39 49 26 22Schloss: Di–So 10–18 Uhr Di–Fr Besuch nur mit FührungGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit≤

Zeit(ge)schichten aus 350 Jahren

SCHLoSS tEGELHumboldt-MuseumAdelheidallee 19 13507 Berlin Tel. 030-886 71 50ab 4. Mai Mo mit Führung um 10, 11, 15 und 16 Uhr≥

SCHÖnEBERG MUSEUM≠ jugend museum

SCHUL- UnD StADttEiLMUSEUM fRiEDEnAUPerelsplatz 6–9 12159 Berlin Tel. 030-902 77-79 10Besichtigung nach tel. Vereinbarung

750 Jahre SchönebergDer Ortsteil Friedenau

SCHWARtzSCHE ViLLAGrunewaldstraße 55 12165 Berlin Tel. 030-902 99-22 12Di–So 10–18 Uhr

Julia Sossinka: On the MoveInstallationen und Collagen18.2.–12.4.2015

Bram Braam / Ines Doleschal: Relocating StructuresMalerei und Objekte22.4.–14.6.2015

SCHWULES MUSEUMLützowstraße 73, 10785 Berlin Tel. 030-69 59 90 50Mi–Mo 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa 14–19 Uhr Bibliothek und Archiv: Mo und Mi–Fr 14–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤ (mj 2/2013)

30 Jahre Positives ErlebenJubiläum der Berliner Aids-Hilfe e.V.3.4.–24.5.2015

Homosexualität_en26.6.–1.12.2015≠ deutsches historisches museum

SCiEnCE CEntER SPECtRUMMöckernstraße 26, 10963 Berlin Tel. 030-902 54-284Di–Fr 9–17.30 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr, für Gruppen nach tel. Anmeldung≤ (mj 3/2013)

≠ deutsches technikmuseum

SKULPtUREnSAMMLUnG UnD MUSEUM füR ByzAntiniSCHE KUnStStaatliche Museen zu Berlinim ≠ bode-museum

führungen jeden 1., 3. und 5. Sa im Monat, 15 Uhr sowie jeden 3. Do im Monat, 18 Uhr (am 16.5. und 18.6. zum Münzkabinett)Workshops für Kinder jeden 2. und 4. Sa im Monat, 14 Uhrführung für RollstuhlfahrerMi, 10.6., 11 Uhrführung für Blinde und Sehbehinderte Sa, 20.6., 16 Uhr

Das verschwundene MuseumDie Berliner Skulpturen- und Gemälde-sammlungen 70 Jahre nach Kriegsende19.3.–27.9.2015(Journal, S. 31 ff.)

EIN GOTT. Abrahams Erben am NilJuden, Christen und Muslime in Ägypten von der Antike bis zum Mittelalter2.4.–13.9.2015(Journal, S. 50 f.)Kunstdialoge jeden 1. So im Monat, 11 Uhr

SPAnDoViA SACRAMuseum der St. Nikolai-Gemeinde SpandauReformationsplatz 12, 13597 Berlin Tel. 030-333 80 54 Mi und Fr–So 15–18 Uhrführungen in der Regel Fr, 17 Uhr

In der Kirche sind die Teufel losChristoph Lasius und sein Spandauer Trostspiel von 154912.3.–15.11.2015

SPoRtMUSEUM BERLinOlympiapark Berlin Hanns-Braun-Straße 14053 Berlin Tel. 030-305 83 00Besuch zurzeit nur nach Voranmeldungführungen im Olympiapark Berlin nach Vereinbarung≥

2500 Jahre Marathon. Keep on Running

Jesse Owens. Eine SportlegendeFotoausstellung1.4.–31.10.2015(Ort: Olympisches Dorf von 1936, 14641 Wustermark, täglich 10–16 Uhr)

≠ grünauer wassersportmuseum

StAAtSBiBLiotHEK zU BERLin UntER DEn LinDEnEingang: Dorotheenstraße 27 10117 Berlin Tel. 030-266 43 36 66Allgemeiner Lesesaal: Mo–Fr 9–21 Uhr, Sa 10–19 Uhr≥

Page 112: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Ausstellungskalender | Berlin und Potsdam

MUSEUMSJOURNAL 2/2015110 |

StAAtSBiBLiotHEK zU BERLin PotSDAMER StRASSEPotsdamer Straße 33, 10785 Berlin Tel. 030-266 43 23 33Allgemeiner Lesesaal: Mo–Fr 9–21 Uhr, Sa 10–19 Uhr≤

Last Folio. Spuren jüdischen Lebens in der Slowakei. Yuri Dojc und Katya Krausova, Fotografie24.4.–27.6.2015(Journal, S. 54 f.)

StADtGESCHiCHtLiCHES MUSEUM SPAnDAU zEUGHAUS DER zitADELLEAm Juliusturm 64, 13599 Berlin Tel. 030-35 49 44-206 tägl. 10–17 Uhr, an Feiertagen geöffnetArchiv nach Anmeldung unter Tel. 030-35 49 44-287 ≤

Museumsdienst-Workshops für Kinder nach Vereinbarung:Museumsinformation Berlin, Tel. 030-247 49-888

Hinter jedem Objekt ist eine Geschichte verborgen. Spannendes und Rätselhaftes aus dem Magazin15.12.2014–30.8.2015(s. Kurzbericht)

Tafeln wie zu Lynars Zeiten18.5.2014–12.4.2015(Ort: Pavillon auf der Südkurtine)

≠ zitadelle spandau

GotiSCHES HAUSBreite Straße 32, 13597 Berlin Tel. 030-333 93 88Mo–Sa 10–18 Uhr

Edith und Rolf Siedersleben: Glücksfälle und Störfälle27.3.–16.5.2015

StADtMUSEUM BERLinLandesmuseum für Kultur und Geschichte BerlinsPoststraße 13/14, 10178 Berlin Tel. 030-240 02-162

≠ märkisches museum≠ ephraim-palais≠ knoblauchhaus≠ nikolaikirche≠ museumsdorf düppel

StASiMUSEUM BERLinForschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße ASTAK e. V.Ruschestraße 103, Haus 1 10365 Berlin Tel. 030-553 68 54Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa/So und Feiertage 12–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Staatssicherheit in der SED-DiktaturNeue Dauerausstellungseit 17.1.2015 bis auf Weiteres

StEGLitz MUSEUMDrakestraße 64a, 12205 Berlin Tel. 030-833 21 09Di–Fr und So 15–18 UhrArchiv und Bibliothek: Di–Fr 15–18 Uhr

Lichterfelde, die letzten 150 Jahre25.1.–10.10.2015

TtCHoBAn foUnDAtionMuseum für ArchitekturzeichnungChristinenstraße 18a, 10119 Berlin Tel. 030-43 73 90 90während der Ausstellungen:Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa/So 13–17 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Alexander Brodsky. Werke14.3.–5.6.2015

tEMPELHof MUSEUMMuseen Tempelhof-SchönebergAlt-Mariendorf 43 12107 Berlin Tel. 030-902 77-61 63Mo/Mi 10–16 Uhr, Di/Do 10–18 Uhr,Fr 10–14 Uhr, So 11–15 UhrGruppen Mo–Fr nach Voranmeldungführungen So, 11 UhrWorkshops für Kinder und Jugendliche sowie Projekttage für Schulen nach Vereinbarung

Zwischen Feldern und Fabriken

tHE KEnnEDySAuguststraße 11–13, 10117 Berlin Tel. 030-20 65 35 70Di–So 11–19 Uhrführungen Students for The KennedysSa, 15 Uhr sowie nach Vereinbarung≤

toPoGRAPHiE DES tERRoRSNiederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin Tel. 030-25 45 09-50 täglich 10–20 Uhr,Außenbereiche bis Einbruch der Dunkelheit (spätestens 20 Uhr)≤

Museumsdienst-führungen So, 14 UhrSeminare für Jugendliche und Erwachsene sowie weitere führungen, auch für Blinde und Sehbehinderte sowie führungen in Leichter Sprache nach Vereinbarung: Tel. 030-25 45 09-70

Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße

Deutschland 1945 – die letzten Kriegsmonate9.12.2014–25.10.2015(Journal, S. 22 f.)

tRÄnEnPALAStStiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik DeutschlandReichstagufer 17, 10117 Berlin Tel. 030-467 77 79-0Di–Fr 9–19 Uhr, Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr führungen Fr, 17 Uhr, Sa, 12.30 und 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 030-467 77 79-11≤

GrenzErfahrungenAlltag der deutschen Teilung(mj 3/2011)

VVERBoRGEnES MUSEUM≠ das verborgene museum

ViLLA oPPEnHEiM≠ museum charlottenburg-

wilmersdorf

VoRDERASiAtiSCHES MUSEUMStaatliche Museen zu Berlinim ≠ pergamonmuseum

WWALDMUSEUM Mit WALDSCHULE GRUnEWALD DER SDWKönigsweg 4 / Jagen 57 14193 Berlin Tel. 030-813 34 42Di–Fr 10–15 Uhr, So 13–16 Uhrletzter Einlass 1 Stunde vor Schließungführungen nach Vereinbarung≥

Lebensraum Wald, seine Bäume und Tiere

WERKBUnDARCHiV/ MUSEUM DER DinGEOranienstraße 25, 10999 Berlin Tel. 030-92 10 63-11Do–Mo 12–19 UhrArchiv und Bibliothek: Mo–Do 9–14 Uhr nach Anmeldung unter Tel. 030-92 10 63-55führungen So, 14 Uhr und nach Vereinbarung≥

Neue Schausammlung. Offenes Depot(mj 1/2012)

EPHEMERA. Werbegrafik aus der Sammlung »Alltagsdokumente«11.4.–5.7.2015(Journal, S. 86 f.)

ZziLLE MUSEUMPropststraße 11, 10178 Berlin Tel. 030-24 63 25 00 Mo–Sa 11–18 Uhr, So 13–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Heinrich Zille. Leben und Werk

zitADELLE SPAnDAUBastion KronprinzAm Juliusturm 64, 13599 Berlin Tel. 030-35 49 44-0tägl. 10–17 Uhr, an Feiertagen geöffnet≤

Mensch und MythosWalter Becker und die Kunst der »verschollenen Generation«6.2.–12.4.2015

27. Bildnerische Werkstätten der Spandauer Schulen24.4.–31.5.2015

Sei Realist – sei Berliner!Leidenschaftliche Sichten des homo sapiens7.6.–27.9.2015

≠ stadtgeschichtliches museum spandau

PotsdamBERLinER S-BAHn-MUSEUMim Unterwerk am S-Bahnhof GriebnitzseeRudolf-Breitscheid-Straße 203 14482 Potsdam Tel. 030-78 70 55-11geöffnet jeweils am 2. Wochenende des Monats (Sa/So) 11–17 Uhr

Geschichte der Berliner S-Bahn

fiLMMUSEUM PotSDAMMarstall / Breite Straße 1a 14467 Potsdam Tel. 0331-271 81-12Di–So 10–18 Uhrführungen und Workshops für Schulklassen nach Vereinbarung unter Tel. 0331-271 81-11≤ (mj 1/2015)

Page 113: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Potsdam | Ausstellungskalender

| 111MUSEUMSJOURNAL 2/2015

Traumfabrik100 Jahre Film in Babelsbergseit 26.10.2014 bis auf Weiteres

Die Abenteuer des jungen Marco PoloFamilienausstellung zur TV-Serie26.10.2014–4.1o.2015

»Nie wieder Krieg!« Der Zweite Weltkrieg im DEFA-Spielfilm13.3.–14.6.2015 (Ort: Foyer, Di–So 10–20 Uhr)

HAUS DER BRAnDEnBURGiSCH-PREUSSiSCHEn GESCHiCHtEKutschstall / Am Neuen Markt 9 14467 Potsdam Tel. 0331-620 85-50 Di–Do 10–17 Uhr, Fr–So und Feiertage 10–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Land und Leute. Geschichten aus Brandenburg-Preußen

Der »Große Terror« 1937–1938 in der Sowjetunion. Eine fotografische Dokumentation von Tomas Kizny6.3.–19.4.2015

MUSEUM ALEXAnDRoWKARussische Kolonie 2, 14469 Potsdam Tel. 0331-817 02 03Di–So 10–18 Uhr, ab Mitte Mai Fr 10–21 Uhrführungen nach Vereinbarung ≥

Russische Kolonie in Potsdam

MUSEUM fLUXUS+Schiffbauergasse 4f 14467 Potsdam Tel. 0331-60 10 89-0Mi–So 13–18 Uhr u. nach Vereinbarung führungen jeden 2. Fr im Monat, 16 Uhr, jeden letzten So im Monat, 14 Uhr sowie nach Vereinbarung≤

Lutz Friedel: Nächtliches Atelier7.3.–3.5.2015

museumFLUXUS+studis 20158.5.–7.6.2015

FLUXUS IMPORT/EXPORT. Emmett Williams and His Adventures in Poland12.6.–30.8.2015

nAtURKUnDEMUSEUMBreite Straße 13, 14467 Potsdam Tel. 0331-289-67 01Di–So 9–17 Uhr, jeden 1. Mo im Monat 9–18 Uhrführungen nach Vereinbarung≤

Tierisches Leben im UNESCO Welterbe18.5.2014–31.12.2015

PotSDAM MUSEUMForum für Kunst und GeschichteAltes Rathaus / Am Alten Markt 9 14467 Potsdam Tel. 0331-289-68 68Di–Fr 10–17 Uhr, Do 10–19 Uhr, Sa, So/Feiertage 10–18 Uhrführungen jeden letzten So im Monat, 14 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0331-289-68 07≤

Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte(mj 4/2013)

Hubert Globisch (1914–2004)Arbeiten auf Papier21.2.–26.4.2015

Jenseits von Effi Briest. Zeitgenössische Porträts von Sibylle Wagner28.2.–19.4.2015(mj 1/2015)

Werner Nerlich. Zum 100. Geburtstag des Potsdamer Ehrenbürgers8.5.–19.7.2015

GEDEnKStÄttE LinDEnStRASSE 54/55für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert Lindenstraße 54, 14467 Potsdam Tel. 0331-289-61 36Di–So 10–18 Uhrführungen nach Vereinbarung

ViLLA SCHÖninGEnKunst und Geschichte an der Glienicker BrückeBerliner Straße 86, 14467 Potsdam Tel. 0331-200 17-41D0–So 10–18 Uhr

Spione, Mauer, Kinderheim. An der Brücke, zwischen den Welten

Markus LüpertzEine retrospektive Werkschau26.3.–26.7.2015

EinStEinHAUS CAPUtHAm Waldrand 15–17, 14548 Caputh Tel. o331-271 78-0Sa, So/Feiertage 10–18 UhrBesuch nur mit Führung zu jeder vollen Stunde, letzte Führung um 17 UhrGruppen nach Voranmeldung

Park Sanssouci

SCHLoSS SAnSSoUCiMaulbeerallee, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-200Di–So 10–18 UhrPark: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit≥

DAMEnfLüGELApril geschlossen,Mai/Juni Sa/So 10–18 Uhr

BELVEDERE AUf DEM KLAUSBERGAn der Orangerie 1, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-242 April geschlossen,Mai/Juni Sa/So 10–18 Uhr

BiLDERGALERiEIm Park Sanssouci 4, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-181April geschlossen,Mai/Juni Di–So 10–18 Uhr ≥ (mj 1/2011)

CHinESiSCHES HAUSAm Grünen Gitter, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-225April geschlossen, Ostern 10–18 Uhr,Mai/Juni Di–So 10–18 Uhr

fRiEDEnSKiRCHEAm Grünen Gitter 3, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-2004. April 11–16 Uhr, ab 5. April Mo–Sa 11–17 Uhr, So 12–17 Uhr, Mai/Juni Mo–Sa 10–18 Uhr, So 12–18 Uhr

HiStoRiSCHE MüHLEMaulbeerallee 5, 14469 Potsdam Tel. 0331-55 06-851täglich 10–18 Uhrführungen nach Vereinbarung

nEUE KAMMERnPark Sanssouci, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-206Di–So 10–18 Uhr≤

nEUES PALAiSAm Neuen Palais, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-200Mi–Mo 10–18 Uhr≥ (mj 2/2013)

oRAnGERiESCHLoSSAn der Orangerie 3–5, 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-280April Sa/So 10–18 Uhr Besuch nur mit Führung,Mai/Juni Di–So 10–18 Uhr Besuch Di–Fr nur mit FührungAussichtsturm wegen Sanierung bis 2016 geschlossen≥

RÖMiSCHE BÄDERPark Sanssouci 14471 Potsdam Tel. 0331-96 94-225April geschlossen,Mai/Juni Di–So 10–18 Uhr≥

Der Blick in die Gärten des WelterbesFotografien von Hillert Ibbeken1.5.–31.10.2015

SCHLoSS CHARLottEnHofGeschwister-Scholl-Straße 34a 14471 Potsdam Tel. 0331-96 94-228April geschlossen,Mai/Juni Di–So 10–18 UhrBesuch nur mit Führung

DAMPfMASCHinEnHAUS/MoSCHEE(außerhalb von Park Sanssouci)Breite Straße 28 14471 Potsdam Tel. 0331-96 94-225April geschlossen,Mai/Juni Sa/So 10–18 UhrBesuch nur mit Führung

Neuer Garten

SCHLoSS CECiLiEnHofHistorische Gedenkstätte des Potsdamer AbkommensIm Neuen Garten 11 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-200Di–So 10–18 UhrGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit≤

Schloss Cecilienhof. 70 Jahre Potsdamer Konferenz

MARMoRPALAiSIm Neuen Garten 10 14467 Potsdam Tel. 0331-96 94-550April Sa/So 10–18 Uhr,Mai/Juni Di–So 10–18 Uhr≤

BELVEDERE AUf DEM PfinGStBERGNähe Neuer Garten 14469 Potsdam Tel. 0331-200 57 93-0täglich 10–18 Uhrführungen jeden 1. So im Monat, 14 Uhr sowie nach Anmeldung unter Tel. 0331-200 68 41≥

Potsdamer Visionen mit Ausblick

Page 114: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

Ausstellungskalender | Potsdam

MUSEUMSJOURNAL 2/2015112 |

Weitere informationen/ anmeldung zu führungen

museumsinformation BerlinTel. 030-247 49-888Mo–Fr 9–16 Uhr, Sa/So und Feiertage 9–13 UhrAuskunft und Beratung rund um die Berliner Museen. Information und Anmeldung zu Führungen des Museumsdienstes und anderen Angeboten der Kulturprojekte Berlin GmbH.www.kulturprojekte-berlin.de

Besucherdienste der Staatlichen museen zu BerlinTel. 030-266 42 42 42Fax 030-266 42 22 90Mo–Fr 9–16 UhrAllgemeine Informationen zu den Häusern und Ausstellungen der Staatlichen Museen zu Berlin.Auskünfte zum Führungsangebot. Anmeldung für Gruppenführungen. [email protected]

Besucherzentrum der Stiftung Preußische Schlösser und gärten Berlin-Brandenburg an der historischen mühleTel. 0331-96 94-200Fax 0331-96 94-107April–Juni Di–So 8.30–17.30 UhrAllgemeine Informationen zu den Schlössern der Stiftung. Auskünfte zum Führungsangebot. Anmeldung für Gruppenführungen.Schloss Charlottenburg: Tel. 030-320 [email protected]

hinweise zur Barrierefreiheit der Berliner museen erhalten Sie bei Mobidat unter Tel. 030-74 77 71 15 www.mobidat.de

hinweise zur Barrierefreiheit der Schlösser erhalten Sie bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten unter Tel. 0331-96 94-194 oder [email protected]

hinweise für rollstuhlfahrerim vorliegenden Heft:

≤ geeignet, eventuell ist eine Begleitperson erforderlich

≥ bedingt geeignet, nicht alle Räume des Hauses können besucht werden, eine Begleitperson ist erforderlich, eine telefonische Anmeldung wird empfohlen

Vorschau

PoMonAtEMPELAuf dem Pfingstberg 14469 Potsdam Tel. 0331-200 57 93-0Sa, So/Feiertage 14–17 Uhr

Jana Wilsky: KlangfalterZeichnungen und Collagen4.4.–17.5.2015

Ute Safrin und Michael Janowski: Eva serviert Obst zum Tee Kunst und Kunsthandwerk23.5.–5.7.2015

Park Babelsberg

SCHLoSS BABELSBERGPark Babelsberg 10 14482 Potsdam Tel. 0331-96 94-250Schloss: wegen Sanierungsarbeiten zurzeit geschlossenGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit≥

fLAtoWtURMPark Babelsberg 12 14482 Potsdam Tel. 0331-600 94 94April geschlossen,Mai/Juni Sa/So 10–18 Uhr

Schöne Aussichten!

Weitere Schlösser

JAGDSCHLoSS StERnJagdhausstraße 14480 Potsdam Tel. 0331-96 94-200geöffnet am 26.4., 10. und 31.5. sowie 14.6. jeweils von 14–17 Uhr≥

SCHLoSS CAPUtHStraße der Einheit 2 14548 Caputh Tel. 033209-703 45April Sa/So 10–18 Uhr,Mai/Juni Di–So 10–18 UhrBesuch nur mit Führung

SCHLoSS KÖniGS WUStERHAUSEnSchlossplatz 1 15711 Königs Wusterhausen Tel. 03375-211 70-0Di–So 10–18 UhrBesuch nur mit Führung

SCHLoSSMUSEUM oRAniEnBURGSchlossplatz 1 16515 Oranienburg Tel. 03301-53 74 37Di–So 10–18 Uhr≤

SCHLoSS PAREtzParkring 1 14669 Paretz/Ketzin Tel. 033233-736 11 Di–So 10–18 Uhr≥

Paretz. Ein königlicher Landsitz um 1800Geschichte und Nutzung der Sommerresidenz Königin Luises und ihres GemahlsNeue Dauerausstellungab 1.4.2015 bis auf Weiteres

Kutschen, Schlitten und Sänften des preußischen Königshauses(Ort: Schlossremise)

SCHLoSS RHEinSBERGMühlenstraße 1 16831 Rheinsberg Tel. 033931-72 6-0Schloss: Di–So 10–18 UhrGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit≤

SCHLoSS SACRoWKrampnitzer Straße 33 14469 Potsdam Tel. 0331-96 94-550 Schloss: Geöffnet nur im Rahmen von Sonderausstellungen und VeranstaltungenHeilandskirche: April Di–So 10–15.30 Uhr,Mai/Juni Di–So 10–16 UhrGarten: täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit

so stellte der Kunstkritiker und Publizist

Karl Scheffler im Jahr 1910 fest, ist eine

Stadt, die dazu verdammt ist, »immer­

fort zu werden und niemals zu sein«. 1920

durch Eingemeindung der benachbarten

Städte als Groß-Berlin in heutiger Gestalt

überhaupt erst entstanden, nach 1945 ge-

teilt und 1989 wieder zusammengefügt,

scheint hier nichts größere Kontinuität

zu besitzen als der Umbruch.

Schefflers viel zitierter Satz trifft ebenso

auf die zahllosen Berliner Museen zu, ins-

besondere aber auf die Stiftung Stadtmu-

seum. Dieser aus Märkischem Museum,

Ephraim-Palais, Nikolaikirche, Knoblauch-

haus und dem Museumsdorf Düppel be-

stehende Verbund muss sich schon allei-

ne wegen des darzustellenden Gegen-

stands immer wieder neu erfinden.

Der Wechsel an der Spitze der Stiftung

Stadtmuseum bietet die Chance, Selbst-

verständnis, Auftrag und Rolle eines auf

Berlingeschichte spezialisierten Hauses

näher zu beleuchten. Im Schwerpunkt

lassen wir Journalisten, Museumsfach-

leute, Kulturwissenschaftler und Kultur-

politiker zu Wort kommen und werfen ei-

nen Blick auf vergleichbare Institutionen

im In- und Ausland.

Am 1. Juli 2015 erscheint die nächste Aus-

gabe des MuseumsJournals.

Märkisches Museum. © Stadtmuseum Berlin. Foto: Christina Sieber

Berlin,

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70 Jahre KriegsendeVeranstaltungen zum Alltagzwischen Krieg und Frieden

berlin.de/mai45

Ab 21. April 2015 Open-Air-Ausstellungen Alexanderplatz, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz, Joachimsthaler Platz, Lustgarten, Wittenbergplatz

Führungen: Berliner Unterwelten

Foto

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2. – 8. Mai 2015Themenwoche Veranstaltungsorte u.a. Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Deutsch-Russisches Museum Karlshorst,Pariser Platz, Zwinglikirche

Gefördert von:

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Page 116: 70 Jahre Kriegsende - MUSEUMSDIENSTIm März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba nach Frankreich zurück. Die Nachricht löste bei seinen Gegnern einen Schock aus. Nachdem

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