78. RUNDMAIL AUS NEW HAMPSHIRE

17. AUGUST 2010 HALLO ZUSAMMEN! Hups! Mir kamen soeben durch Drücken einer offenbar verhängnisvollen Tastenkombination Teile der Rundmail abhanden. Aber warum speichern, wenn man auch einfach noch einmal von vorne anfangen kann? Der Rechner überlegt noch, ob er sich an den heutigen Arbeitsprozessen beteiligen möchte. Bis dahin schauen wir halt der Sonne beim Scheinen zu. Immer noch ist es recht mollig warm in New Hampshire. An der Ostküste hatten wir angeblich den heißesten Juli seit Beginn der offiziellen Zeitrechnung. Mit nur 26 Grad ist es heute summa summarum sehr kühl hier. Später am Tag gibt es sicher Glühwein für alle. Ob ich mich als chronisch abstinenter Mensch daran beteiligen soll? Wohl eher nicht, denn Schöntrinken ist für mich eine Herausforderung mit ungewissem Ausgang. Wo wir gerade beim Schöntrinken sind: letztes Wochenende gab unser Freund Benni eines seiner legendären Sommerfeste. Ein Mensch, der einfach weiß, wie man eine coole Party schmeißt.

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VON FLORA UND FAUNA Schon wieder eine Eule. Hier schnell ein Bonus-Eulenfoto. Vor dem Fenster hat sich zudem ein Rabenvogel niedergelassen. Er sieht zu allem entschlossen aus und wird in Kürze die Scheibe durchschlagen. Letztes Jahr hatten wir Schlangen und Moskitos zuhauf, dieses Jahr sind es Eulen, Raben und Fledermäuse. Ist mir bedeutend lieber, das sage ich Euch aber. Bis auf die zwei Schlangen, die Django ins Haus schleppte, habe ich dieses Jahr noch gar keine gesehen. Recht so. Wahrscheinlich wird dadurch die Mäusepopulation wieder sprunghaft ansteigen, aber jetzt haben wir ja Django, der beim Mausefangen keine solche Flasche ist wie Meiki es war.

Unser kleiner Meiki, erklärter vierbeiniger Liebling im Haus, ist Ende Mai gestorben. Der Vorfall ereignete sich unter Beteiligung eines großen Luchses, der von mir keine 10 Meter vom Haus entfernt eine Taschenlampe über den Schädel gezogen bekam, dann mitternächtliche Horrorfahrt ins eine Stunde entfernte Tierkrankenhaus, aber leider konnte für Meiki nicht mehr viel getan werden. Wir sind alle noch sehr traurig und haben Meiki einen schönen Platz im Garten als Grab ausgesucht. Landleben hat erklärte Schattenseiten.

Eine Woche nach diesen traumatischen Ereignissen saß eine völlig abgemagerte Katze voller Flöhe vor der Tür, von Finnean spontan „Flecki“ getauft. Flecki kommt jeden Tag vorbei und wird von uns mit gefüttert und mit pfundweise Flohmittel behandelt. Wir würden ihn gern adoptieren, wenn er mit Django zurechtkäme, aber das müssen wir noch üben. Die Stimmung zwischen den beiden könnte besser sein (sie kloppen sich bei jeder Gelegenheit aufs Niederträchtigste) und ich sehe mich mehrmals täglich zu Einsätzen als professioneller Friedensengel genötigt.

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Dain und Finnean in der Hängematte Gleich kriegen wir Gewitter...

BANGING & SANGING Dain verzieht sich in letzter Zeit öfter mit Gitarre und Verstärker in die Garage (könnte als Grund für die minimale Schlangenpopulation dieses Jahr durchgehen, was zwingend zur Frage führt: Haben Moskitos Ohren?) und komponiert. Ihr wißt natürlich, daß er vor zwei Jahren seine Jugendband „The Void“ nach 20-jähriger Pause wieder um sich scharte. Zahlreiche Jams und Gigs folgten, bis ein Bandmitglied vor kurzem aus persönlichen Gründen das Handtuch warf. Dain war daraufhhin ein paar Tage nicht ganz so gut drauf, die Stimmung zuhause war quasi nicht mehr vorhanden. Der Kollege war der maßgebliche Songschreiber der Band, und jetzt muß halt Dain ran, denn die Bandehre von The Void verbietet Covers, also das mehr oder weniger sauschlechte Nachspielen Songs geringfügig bekannterer Bands wie The Beatles. Dain spielt mir also seine Kompositions-Sammlung vor. Deren Größe übersteigt unser aller Vorstellungskraft. Jeder Song ist unter 2 Minuten lang, und danach gefragt, erklärt er, daß das völlige Absicht ist, damit die Band dann mit den Konzerten schneller fertig ist. Ok, leuchtet ein. Anscheinend habe ich nicht anerkennend genug mit dem Kopf gewackelt, denn Dain ist gekränkt und erklärt mich für unwürdig. Im Moment täte es der Stimmung keinen Abbruch, schliefe er während der Radioübertragung des Basballspiels, wie angekündigt, ein.

Strandfertig...

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HORNBECK’S ULTIMATIVER SOMMER-ENTERTAINMENT-GUIDE Aus unserer Sendereihe “mediale Unterhaltungstips von den Hornbecks: Gold wert” habe ich mich diesmal zum Rundumschlag hinreißen lassen. Hier ein paar Eindrücke davon, was bei den Hornbecks medienmäßig so los ist: „THE STACK“ (BZW. DER ENORME BÜCHERHAUFEN NEBEN MEINEM BETT) Es gibt ja viele Methoden, das nächste Buch auszuwählen. Eine davon wäre, sich hier mal inspirieren zu lassen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Bücher ich trotz Familie, Job und Haus so innerhalb eines Jahres lese. Wahrscheinlich äquivalent zu der Zeit, die der Durchschnittsamerikaner abends vor dem Fernseher zubringt. Denn nur zur Information: auch mein Tag hat nicht wesentlich über 24 Stunden.

Für unsere Studenten dieses Jahr Zwangslesefutter: The Immortal Life of Henrietta Lacks von Rebecca Skloot. Das Buch erscheint demnächst auf deutsch. Selten war ich von einem wissenschaftlichen Buch so gefesselt. Aus der Buchrezension von Publishers Weekly: „Wissenschaftsjournalistin Rebecca Skloot hat ein beachtliches Debüt hingelegt, eine Geschichte über medizinische Wunder und medizinische Arroganz, über Rassismus und Armut. Indem sie Personen und Ereignisse für sich selbst sprechen lässt, erzählt Skloot eine facettenreiche, nachhaltige Geschichte über moderne

Wissenschaft und über die Wunder, die sie bewirken kann. Aber auch davon, wie leicht die Wissenschaft die verletztlichsten Menschen einer Gesellschaft ausbeuten kann“. Denker, Erfinder, Philosoph, Ingenieur, Architekt und Wissenschaftler Buckminster Fuller hat es mir ebenfalls angetan. Was für eine faszinierende Person! Quasi ein Leonardo daVinci des 20. Jahrhunderts. Im Lauf des letzten Jahres habe ich eine Menge seiner Bücher gelesen, unter anderem Operating Manual for Spaceship Earth, auf deutsch unter dem Titel Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde erschienen. Ich gebe zu, daß diese Art der Unterhaltung bestimmt nicht für jeden etwas ist, aber ich hoffe, daß Finnean sich später mal für solche Sachen genauso interessiert wie ich. Im Moment arbeite ich an einem Journal für ihn, in dem ich Fotos und Biographien unglaublich interessanter Leute sammle. Wenn er möchte, kann er dieses (inzwischen ganz schön dicke) Journal erweitern und ergänzen. Buckminster Fuller hat gleich 5 Seiten in unserem Journal bekommen, das heißt was!

Hier ein paar Romane, die mich nachhaltig beeindrucken: Ebbe und Flut von Irina Korschunow zum Beispiel. Eine Familiengeschichte, bei der sich vieles aus Zufällen ergibt, konnte ich schon mal gar nicht wieder aus der Hand legen.

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Her Fearful Symmetry von Audrey Niffenegger, auf Deutsch Die Zwillinge von Highgate Nicht erklären, sondern lesen! Wem Audreys erstes Buch Die Frau des Zeitreisenden gefallen hat, kommt auch in diesem zweiten Roman total auf seine Kosten. „[Der Leser] wird von Kapitel zu Kapitel getrieben, ohne so recht zum Luftholen zu kommen. „Atemberaubend“ ist da wohl das richtige Wort“. ~ Stefan Kellerer

Generell halte ich mich von Bestsellern fern, aber zur Lektüre dieses Buches wurde ich von Freunden und Kollegen gewissermaßen gezwungen, und man schenkte mir gleich drei Kopien, damit ich es auch wirklich lese. Wieder mal was schwedisches, ist The Girl with the Dragon Tattoo von Stieg Larsson wirklich (nach zugegebenermaßen langsamem Einstieg) extrem spannend. Auf Deutsch unter dem Titel Verblendung erschienen. Und Mikael Blomquist ist auch nicht so ein ungewaschener Typ wie der gute Kurt Wallander. Ein echtes Plus, wenn man ein Buch lesen kann, ohne den

ständigen Impuls, der Hauptperson im Buch einen ordentlichen Eintopf zu kochen, ihn danach in der Badewanne einzuweichen und dann ins Bett zu stecken für gesunden 8-Stunden-Schlaf. Bei Finnean haben wir jetzt mit Janosch angefangen. Die Beliebtheitsliste führt die Geschichte Traumstunde für Siebenschläfer an, und es gibt Tage, an denen er nur mit „Piezke“ angesprochen werden will. Wieder und wieder muß ich ihm die Geschichte erzählen und immer neue Ausschmückungen erfinden, bis ich mich in völlig unlogischen, ausweglosen Erzählsituationen wiederfinde. Zum Glück kann man einem Dreijährigen ja noch alles mögliche erzählen, und es wird einem glatt geglaubt (zum Beispiel den Mythos vom „Sandmännssen“, mit dem wir viel Spaß haben. Also ich.) Schwer im Rennen liegen nach wie vor die total durchgeknallten Gedichte von Shel Silverstein, davon kann Finnean überhaupt nicht genug bekommen. Viele Charaktere aus den Gedichten haben in unserer Familie einen festen Platz in den Unterhaltungen eingenommen (müssen wir uns Sorgen machen?) Vor kurzem kam auch eine CD mit Gedicht-Vertonungen von bekannten Künstlern heraus (Twistable Turnable Man – A musical tribute to Shel Silverstein). Ich glaube, einiges von ihm ist auch ins Deutsche übersetzt worden.

Das beste deutsche Kinder-Gedichtbuch, das uns bisher über den Weg lief, heißt Zauberwort, herausgegeben von Rita Harenski mit wunderbaren Illustrationen von Christine Brand.

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Um Finneans Interesse an Tieren entgegenzukommen, lesen wir natürlich reichlich Bücher zum Thema. Das Schönste ist An Egg is Quiet von Diana Hutts Aston.

Dains ganze Faszination gilt zur Zeit dem Buch Remarkable Creatures von Sean Carroll, einem anscheinend ganz faszinierenden Report zur Evolutionstheorie. Es geht um die Pioniere der Katalogisierung von Tier- und Pflanzenarten, und ist angeblich sehr unterhaltsam geschrieben. Ich selbst habe es noch nicht gelesen, kommt aber noch. Zur Zeit wühle ich mich systematisch und fast chronologisch durch alle 784 Seiten des Romans Wir Ertrunkenen von Carsten Jensen. Stecke momentan in einer Seeschlacht fest. Ungewisser Ausgang. HÖRBEFEHL Wir setzen Finnean gewaltsam jeglicher Musik aus, von Klassik über Country bis zu japanischem Freejazz (das ist kein Scherz) und 80er Disco. Sowohl Dain als auch ich haben extensive Musiksammlungen, und da kommt halt eins zum anderen. Und mit den Konsequenzen lebt man eben dann. Wir haben Finneans Sinatra-Phase genauso geduldig ertragen wie die wochenlange Vorliebe für Abba. Letzte Woche allerdings kamen mir erste Zweifel an dieser Heranführungsmethode an Musik. In Finneans Discgear-Dose mit 50 Cds steckt auch eine doofe Operetten-CD, ich weiß nicht mal, woher wir die haben. Und genau die hat es Finnean angetan. Jetzt schallt gefühlte 78 Mal pro Tag der lustige Vogelhändler aus der Zauberflöte durchs Haus, gefolgt von „Wiener Blut“, gefolgt von „Orpheus in der Unterwelt“, zum krönenden Abschluß gebracht durch „Die lustige Witwe“. Ich kann das blöde Ding schon rückwärts mitsingen *schlägt mit Kopf mehrmals kräftig auf Tastatur auf* Ich für meinen Teil habe mich ganz auf Internetradio verlegt. Nachdem Pandora recht werbelastig und demnach genervt von mir in die Tonne getreten wurde, heißen meine neuen Quellen Grooveshark und Stereomood. Grooveshark, übrigens international verfügbar, hat eine Funktion namens Grooveshark Radio, die ähnliche Songs auf der Grundlage schon gehörter (und vom Benutzer als gut gewerteter) vorschlägt. Je mehr man Songratings eingibt, desto besser lernt das Programm den Musikgeschmack des Benutzers kennen.

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Stereomood funktioniert etwas anders. Während eine Menge Internetradios einen nach Musikrichtung auswählen lassen, kann man sich bei Stereomood Musik anhören, die zur momentanen Stimmung paßt. Zum Beispiel „just woke up“ (das würde bei mir bis ca. 4 Uhr nachmittags passen), dann vielleicht „it´s raining,“ und für den Rest des Tages ein „feel like crying.“ Nur so als Beispiel. Was CDs angeht, stecken mein Bruder und ich im Projekt „Late Night Driving“. Ich habe ihm eine CD gleichen Namens gebrannt mit Songs, die ich mir für eine nächtliche Autofahrt vorstellen kann. Die CD kam gut an, und er legte nach mit einem 2. Teil. Jetzt bin ich wieder dran. Macht Spaß! Hannes hat mir außerdem einen tollen Audiobuch-Tip verpaßt: Die Weinkrimis von Carsten Sebastian Henn, von Jürgen von der Lippe ganz prima vorgetragen. Bin mittlerweile beim 3. Buch. Genau das Richtige zum Reinigen der 28 Toiletten im Haus, Unkrautjäten oder Garagen-Aufräumen. Rechtzeitig vor Weihnachten gibts dann noch ein paar Hornbeck-Musikempfehlungen und evtl. gute Filme, wenn wir bis dahin genügend gesehen haben, die unser Wohlwollen verdienen. Ich fasse mich hier etwas kurz, sonst seid Ihr ruckzuck wieder mit einer 20-Seiten Rundmail konfrontiert, und das darf nicht passieren.

NEUES VON DER EIN-METER-FRAKTION Wie stehen die Dinge an der Kleinkindfront? Finnean hat soeben imposanter gerülpst, als es Dain jemals vorgeführt hat. Bin beeindruckt. Das Projekt „wir lassen mal die Windeln weg“ läuft im Großen und Ganzen nach Plan, und die diesbezügliche Anzahl der Unfälle hält sich in Grenzen. Ich habe mal grob überschlagen, wie viele Windeln wir in den letzten 3 Jahren gewechselt haben, und es ist absolut grausam *schreibe mich gerade in eine tiefe Depression*

Wir haben das ganz geschickt mit Stempeln geregelt. Denn Tatsache ist, für einen Stempel tut das Kleinkind ALLES. Es begann feindosiert. Einmal ins Klo pullern = ein Stempel. Das Kind war in vier Tagen windelfrei und soff Wasser wie ein Kamel. Macht 17 Stempel fürs Pinkeln am Tag. Nun verlangte Finnean Stempel um Stempel. Allein dafür kamen weitere 9 Stempel täglich hinzu.

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Ist ja klar, daß so ein alfgroßes Wesen doch recht bald an Kapazitätsgrenzen kommt, was das freie-Hautflächen-zur-Verfügung-stellen angeht. Bald waren 80% des Körpers bestempelt. Nur Hände, Füße und Kopf boten noch Freiflächen. Dann verlangte Finnean weitere Stempel fürs Durchschlafen. Da wir bereits 765 Tage darauf warteten, stempelten wir schweren Herzens das Gesicht. Gesellschaftlich kommt es nicht sooo gut rüber, ein ganzkörpergestempeltes Kind zu haben – aber dafür sparen wir Windeln und schlafen durch. Finneans Interesse gilt momentan Insekten, und wir robben mit Schmetterlingsnetzen durch Buschwerk auf dem Grundstück, um anschließend die erbeuteten Tiere im Glas per Lupe zu beobachten, nachzuschauen, ob sie im Kindergarten-Naturbuch vertreten sind, ausreichend zu fotografieren, und dann wieder freizulassen. Man hört Aussagen wie “I found two woolly bear caterpillars. They are friends. They can have a picnic together.”

Ich bin beeindruckt ob der Anzahl verschiedener Ameisenarten in unserem Garten. Diese Erkenntnis wäre ohne Finnean völlig an mir vorbeigegangen. Letzte Woche haben wir ihn lange aufbleiben lassen, damit wir das Ganze nachts an Glühwürmchen etc. ausprobieren konnten. Was tut man nicht alles, aber wenn er froh ist, bin ich es auch. Jeden Tag beantworten wir Hunderte von Fragen, viele davon allerdings komplett unbeantwortbar. Die Deutsche Sprache macht

bei ihm gute Fortschritte, was mich zwingt, mein sprachliches Frankenerbe zu korrigieren (nicht mehr „der wo“ sagen, als und wie richtig einsetzen). Mit Dains wachsender Ukulelen- und Mandolinen-sammlung gehen auch Finneans musikalische Fortschritte einher. Und ich bin froh, daß Gitarren generell operettenfeindliche Instrumente sind. Andererseits: ist doch egal, wie es klingt, Hauptsache es macht Spaß. Wir halten im Prinzip nichts vom Herbeibehaupten von Spitzenbegabungen. Aber wenn das eigene Kind offensichtlich ein Genie ist, kann man das auch nicht auf Dauer ignorieren. Ich lasse ihm ab sofort die Haare wachsen und verdinge ihn ab Frühherbst als Angelo-Branduardi-Double.

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Außerdem beschäftigt sich Finnean zunehmend kulinarisch. Nicht, daß er endlich mal mehr essen würde (ohne Windeln rutschen sämtliche Hosen, weil er so dürr ist). Nein, er kocht für seine Stofftiere, die Katzen und uns „Schokoladentee“ und „Blätter Hot-Dog“ in seiner Spielküche – keine gewinn-bringende Kombinationin. Ab und zu teilt er mit, daß er aus zeitlichen Gründen den Kindergarten leider aufgeben muß.

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ORDNUNG MUSS SEIN! Es gab mal eine Zeit in meinem Leben, da war ich ein ordentlicher Mensch. Das war bevor ich ein Kind und ein Haus mit Garage hatte. Was ist mit dem Rasenmäher, den Schubkarren (Plural, wir haben zwei)? Dem Generator inkl. Propangasflaschen? Kleinholz? Riesigen Terrakottatöpfen, Schneeschaufeln, Astscheren, Laubrechen, Finneans Fuhrpark und nicht zu vergessen drei Tonnen Holzpellets? Wir haben schon ein System, wo alles hingehört, was ich aber regelmäßig durch hier nicht namentlich genannte Familienmitglieder boykottiert fand. Das war trotzdem noch ok, solange das große Garagentor schloß. Eines Tages verweigerte dieses jedoch nachhaltig die Kooperation, und wir mußten ein paar neue Türen installieren. Da wir auf keinen Fall ein spießiges elektrisches Rolltor wollten, gaben wir so eine Art Scheunentore in Auftrag. Ein komplettes Audiobuch hörte ich beim Auftragen von gefühlten 38 Schichten weißer Farbe, aber dafür kann unsere Garage jetzt ohne weiteres aus dem All identifiziert werden (gut sichtbares, strahlend weißes Objekt and der Ostküste der USA = Hornbeck-Garage). Wo wir schon dabei waren, wurde uns gleich noch ein kleines Haus für unser Deck gebaut, in dem wir prima Polster, Decken und Spielsachen für draußen verstauen können. Idee und Design stammen von mir, und die Planung hat Spaß gemacht. Könnte ich mir als zweites Karrierestandbein gut vorstellen: Minihaus-Planer. In Deutschland könnte man sowas für Mülltonnen verwenden. Unsere Mülltonnen befinden sich allerdings – Ihr ahnt es – in der Garage. Aber dank unserer neuen Garagentore können keine Tiere mehr unseren Müll durchwühlen. Ein völlig neues Lebensgefühl! Alles in allem: ein paar richtig gute Updates!

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WIR DECKEN AUF: DAS MYSTERIUM “FOREIGN BRANDING” Passend zur Jahreszeit muß ich mich hier mal über etwas auslassen, was mich schon seit langem furchtbar aufregt. „Foreign Branding“ ist die Kunst, einen Markennamen ratzfatz exotisch bzw. ausländisch klingen zu lassen. Besonders bei Eismarken fällt mir das in letzter Zeit sehr unangenehm auf. Geläufige Zutaten für einen subber Eisnamen, der toll ausländisch klingt:

• Zwei Worte • Wenigstens ein S oder Z • Das erste Wort sollte auf N enden • Ein Umlaut auf jedäm dritten Vökal.

Zum Beispiel die Eismarke Hägen Dazs. Eine amerikanische Firma aus der Bronx. Keines der beiden Worte existiert in jeglicher skandinavischer oder nordeuropäischer Sprache. Auch hier erhältlich: Yogen Früz, eine totaaal überteuerte Marke für gefrorenes Yoghurt. Man denkt, der Grund für einen so bescheuerten Namen liegt in einer intelligenten Ableitung, aber ich mußte erfahren, daß auch hier keines der Worte in jeglicher nordeuropäischen Sprache existiert. Und der Abschuß: Frusen Glädjé, auch eine amerikanische Eisfirma. Es gab mal einen Rechtsstreit, weil Hägen Dasz der Meinung war, man hätte deren getürkt-skandinavische Idee gestohlen. Überraschenderweise bedeutet „frusen glädje“ (ohne Akzent) auf Schwedisch „gefrorenes Vergnügen.“ Und wer jetzt Lust auf schwedische Namen bekommen hat, dem lege ich wärmstens den schwedischen Möbelnamen-Generator ans Herz. Wir haben sehr gelacht. http://www.blogadilla.com/2008/05/11/the-blogadilla-swedish-furniture-name-generator/

Installation in Newfane, Vermont. Eine Flagge für jeden der bisher über 4.000 gefallenen Soldaten im Irak.

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RUNDMAIL-TOPPRODUKTE DES MONATS Hannes und ich stöberten eines Tages in einem großen Science-Toy-Store herum, wo ich auf einen Korb mit lauter handtellergroßen Stofftieren stieß, die aber keinem bekannten Tier ähnlich sahen. Ein Rätsel! Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, daß es sich um Riesenmikroben handelte, und ich gerade einen Grippevirus in der Hand hielt. Genial! Von der Salmonelle bis zur Beulenpest: für jeden Erreger gibts ein Stofftier und ich will sie alle! http://www.giantmicrobes.com/ Die Automoblox-Fahrzeuge (www.automoblox.com) breiten sich aus in unserem Haus. Sie bestehen aus Ahornholz und Kunststoff, sind in zwei Größen erhältlich und unverwüstlich. Die verschiedenen Modelle können untereinander kombiniert werden, und so entstehen besonders lange und farbige Autokreationen. Es hagelt Auszeichnungen und Preise für den Hersteller. Gibts die Autos in Deutschland auch? Einziger Nachteil: beim Staubsaugen muß man noch mehr als sonst aufpassen. Einige Male steckte ich schon bis zum Oberarm in der Staubsaugertüte, weil ich aus Versehen einen Automoblox-Reifen eingesaugt hatte.

Finnean sitzt auf dem Wohnzimmerboden und hört schon wieder Operetten. Ich werde meine Stereomood-Auswahl jetzt mal von „asleep on my feet“ auf „need of love“ umstellen. Kann es übrigens sein, daß der Sänger von Okkervil River null einen Ton halten kann und immer einen Viertelton zu hoch oder tief singt? Wie Shane MacGowan von den Pogues, aber der hat wenigstens seinen Blut-Promillegehalt als Entschuldigung. Morgen nun Zahnarzt-Jahreskontrolle mit Zimmerbrunnen und 200 verschiedenen tollen Zeitschriften. Leider muß man da immer nur maximal drei Minuten warten. Vielleicht finden sie ja was und ich darf noch mal hin... Viele Grüße und bis zum nächsten Mal, Eure Antje