80 Jahre Antifaschistische Aktion

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    80 JAHREANTIFA

    SCHISTISCHEAKTION

    HRSG: VEREIN zuR FRdERuNG ANTIFASCHISTISCHER KulTuR

    BERNd lANGER

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    80 JAHRE

    ANTIFA

    SCHISTISCHE

    AKTION

    Die Verenlichung der Broschre erolg in Ko-

    operaion mi der Siung Leben & Umwel

    Heinrich Bll Siung Niedersachsen, der Rosa-

    Luxemburg-Siung, der Rosa-Luxemburg-Siung

    Niedersachsen und dem Rosa-Luxemburg-Club

    Gtingen

    Die Verenlichung dieser Broschre wird gerder

    durch die IG-Meall Sdniedersachsen-Harz und den

    Spendenop der deuschen Delegaion der LINKEN

    im europischen Parlamen.

    Dank anwww.zersetzer.con |||| ||| reie grafk

    r das Layou.

    Weiere Inormaionen:

    www.ali.ania.de

    www.kuns-und-kamp.de

    Herausgeber | Verein zur Frderung aniaschisischer Kulur e.V.

    Tex + Inhal | Bernd Langer

    Gtingen | Juni 2012 | 1. Aufage: 3000 Ex.

    Verein zur Frderung aniaschisischer Kulur e.V.Lange-Geismar-Srae 2

    37073 Gtingen

    [email protected]

    www.nadir.org/nadir/iniiaiv/aniaverein-goetingen Eigentumsvorbehalt | Nach diesem Eigenumsvor-

    behal is die Broschre solange Eigenum des Absen-

    ders bis sie dem/der Geangenen ausgehndig wor-

    den is. Zur-Habe-Nahme is keine Aushndigung

    im Sinne dieses Vorbehals. Wird die Broschre dem/

    der Geangenen nich persnlich ausgehndig, is siedem Absender mi dem Grund der Nichaushndi-

    gung zurckzuschicken.

    VEREIN

    ZURFRDER

    UNG

    ANTIFASCH

    ISTISCHERKU

    LTUR

    e.V.

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    80JA

    HRE|ANTIFASCHISTISCHEAKTION

    FLUGSCHRIFT

    80 JAHREANTIFASCHISTISCHEAKTION

    FLUGSCHRIFT

    Am 10. Juli 1932 and in der Berliner Philharmonie mi ber 1500 Personen der Einheiskongress der Aniaschisischen

    Akion sat. Von der KPD organisier, solle dies der groe Auak r eine Iniiaive werden, mi der SPD und NSDAP

    gleichermaen geschlagen werden sollen. Es ging gegen den Faschismus, woruner beide Pareien versanden wurden,denn der Kapialismus an sich solle abgescha werden.

    In speren Jahren wurde in der KPD-Geschichsschreibung lediglich der Kamp gegen die NSDAP beon.

    Doch das is nur die halbe Wahrhei: Aniaschismus war immer auch eine grundszlich anikapialisische Sraegie.

    Dies is der Grund dar, dass das Symbol der Aniaschisischen Akion seine inspirierende Kra nich ver-

    loren ha und in den 1980er Jahren umgesale und uminerpreier zum Zeichen einer neuen Bewegung werden konne.

    Die beiden Fahnen im Kreis sind das am hugsen genuze Symbol in der undogmaischen Linken geworden und wohl

    jede/r kann sich uner Ania ewas vorsellen. Schwarzer Block, Auonome = Ania; so vermiteln es zumindes die

    Medien, wenn ber Ania-Akivien beriche wird.

    Manche Simmen behaupen, dass die heuige Ania die Auonomen der 1980er Jahre abgels hte. Zwei-

    ellos is jene auonome Bewegung lngs verschwunden und Aniaschismus in den 1990er Jahren ein beherrschendes

    Tema in der auerparlamenarischen Bewegung geworden. Mitlerweile sellen die Doppelahnen eine radikale, anika-

    pialisische Symbolik dar, die auch von Gruppen und Iniiaiven genuz wird, die mi Auonomen wenig zu un haben.

    Es is zu einem Emblem geworden, das szenebergreiend Verwendung nde, sich vom saasragenden Aniaschismus

    abgrenz und r eine miliane Poliik seh.

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    FLUGSCHRIFT

    Es geh aber nich nur um ein Symbol. Ania beschreib, zumindes in der Bundesrepublik, vor allem eine

    Halung und exisier als radikale Bewegung von unen. All dies lieg in den speziellen hisorischen Gegebenheien dieses

    Landes begrnde.

    Doch, wie pass das eigenlich zusammen? Vor 80 Jahren gab es weder Auonome noch eine Ania im heuigen

    Versndnis. Die KPD kmpe einen ganz anderen Kamp. rozdem gib es ein hnliches Emblem?

    VOmKAmpFbEGRIFF zUR IdEOLOGIEAniaschismus sell eher eine Sraegie als eine Ideologie dar. Ins Spiel gebrach wurde er i n Deuschland in

    den 1920er Jahren von der KPD als anikapialisischer Kampegri. Es gehr zum grundlegenden Versndnis sich zuvergegenwrigen, dass wir, augrund der hisorischen Erahrungen, heue uner Aniaschismus ewas anderes versehen,

    bzw. sich diverse Aniaschismus-Begrie herausgebilde haben.

    Doch die Konzenraion au Wesenliches beding, dass in diesem Papier einige wichige hisorische Phasen

    weniger beschrieben sind als andere. Da wre beispielsweise die Ensehung der Volksron in Frankreich 1934 bis hin zum

    spanischen Brgerkrieg 1936 1939, der groe Verra am Aniaschismus durch den Hiler-Salin-Pak oder der Kriegsan-

    iaschismus ab 1941. Der Kriegsaniaschismus lieer e die Grundlage r den heuigen saasragenden Aniaschismus.

    Es geh in diesem Papier aber nich um eine Auseinandersezung mi solchen Aniaschismus-Deniionen,

    sondern vor allem um die linksradikale Inerpreaion dieses Begris. Und es geh um die Aniaschisische Akion, d. h.

    um die Enwicklung des Aniaschismus in Deuschland.

    dERLANGE SCHATTENIn diesem Zusammenhang gil es, sich von liebgewordenen Myhen der Vergangenhei zu verabschieden. So

    hate die KPD-Poliik wesenlichen Aneil an der Niederlage gegen den Naionalsozialismus. Nach wie vor is diese Parei

    aber ein hisorischer Orienierungspunk r die linke Bewegung in diesem Land. Das lieg vor allem daran, das die Propa-

    ganda der KPD in der Geschichsberachung bis heue ihren langen Schaten wir. Wir lesen Parolen wie Einheisron

    und versehen dies aus unserer heuigen Sich. Hinzu kommen hisorische Inerpreaionen aus DD-Zeien, welche mi

    der eali wenig bereinsimmen und im groen und ganzen Konsrukionen darsellen.

    Eine Auseinandersezung mi der KPD is daher von grundlegender Bedeuung, insbesondere wenn es um die

    Aniaschisischen Akion geh. Es sei vorausgeschick, dass man bei eingehender Berachung der KPD immer wieder

    Gruppen und einzelne Abweichler von der Pareilinie nde, die Meinungen kund aen, die der Pareilinie widersprachen.

    In der egel waren dies dann aber ihre lezen uerungen als Pareigenossen. Die KPD war von vornherein Miglied

    der Kominern1 und wandele sich binnen weniger Jahrer zu einer salinisischen Parei, die ideologisch, logisisch und

    nanziell abhngig von der Moskauer Zenrale war. Der Pareiappara war hierarchisch organisier, unkioniere au der

    Grundlage von Beehl und Gehorsam. Hierr sehen Namen wie Erns Tlmann, Wilhelm Pieck, Erich Mielke, Waler

    Ulbrich, Erich Honecker und hnliche.

    Neben den Kadern, die alle poliischen Vernderungen bersanden, war die resliche Pareibasis ziemlich

    heerogen und meis nur kurze Zei in der Organisaion. Im Schnit berug die KPD-Migliedscha zwei Jahre.

    Die zwar ineressane aber r dieses Papier viel zu wei hrende Unersuchung der naionalrevoluionren

    Srmungen in der Weimarer Zei bzw. in der NS-Bewegung und die Versuche der KPD, au diese Ein uss zu nehmen, kn-

    nen hier nich analysier werden. Viel mehr als eine Benennung is nich mglich, aber wesenlich. Denn diese Versuche

    sellen ein Charakerisikum der damaligen aniaschisischen Poliik dar.hnlich verhl es sich mi den aninaionalsozialisischen Gruppen, welche aus der bndischen Jugend her-

    vorgingen und miliane bis hin zu bewaneen Akionen gegen den NS-Saa durchhren. Dieser Widersand ue au

    Gruppen wie dj. 1. 11, Sdlegion, Neroher Wandervogel, Die Eidgenossen usw., welche von der Gesapo

    uner dem Sammelbegri Edelwei-Piraen2verolg wurden.

    Genauso wenig kann au die Organisaionen eingegangen werden, die neben KPD und SPD besanden und

    eine aschliche Einheisron gegen den Faschismus iniiieren wollen: der ISK (Inernaionaler Sozialisischer Kamp-

    bund) oder die SAPD (Sozialisische Arbeierparei Deuschland). Das Papier erzhl nich die allgemeine Geschiche des

    Aniaschismus, sondern die der Aniaschisischen Akion.

    Ein Bruch erolge 1933 mi der groen Niederlage gegen die Naionalsozialisen und den daraus olgenden

    Zweien Welkrieg. Die Geschiche in Deuschland war darauin zweigeeil. Da es in der DD weder eine auerparla-

    menarische Bewegung noch eine Aniaschisische Akion exisiere, is die saasragende Funkion des Aniaschismus

    r dieses Sysem hier nur skizzier. Ebenso wie die Poliik der VVN in der BD und narlich wirken bei den verschie-

    denen aniaschisischen Akivien in der BD noch mehr Srmungen mi, als nur die spere Ania. All dies is aber

    nich Tema dieses exes. Er konzenrier sich au die Gruppen, welche das Emblem der Aniaschisischen A kion wieder

    zu ihrem machen und in ihm einen hisorischen Anknpungspunk sahen.

    Zu den grundszlichen Unerschieden der zeigenssischen Ania zur Aniaschisischen Akion zhl, dass

    es sich um eine Bewegung ohne Anbindung an eine Pareipoliik handel. Das hei zur Analyse sehen hier keine sais-

    ischen Erhebungen wie Wahlergebnisse, Migliederenwicklung u. . zur Vergung. Es bleiben vor allem Demonsrai-

    onen, Anschlge und Kongresse, mi denen sich die Exisenz und das Wirken der Ania-Bewegung belegen lss. Auch

    agier die Ania ses aus einer Minderheienposiion heraus. Demonsraionen mi mehr als 2000 Personen zhlen bereis

    zu groen Erolgen. Solche und hhere eilnehmerzahlen lassen sich nur in Bndniskonsellaionen erreichen.

    1Die Kommunistische Internationale, kurz Komintern oder KI, stellte eine Art Weltrtekongress zur Durchhrung der Weltrevolution dar. SeineZentrale war Moskau und blieb in den Hnden der Bolschewiki.

    2 Etwa ab 1934 wurde der Begri Edelwei-Piraten von Gestapo und HJ r diese Gruppen verwendet. Edelwei-Piraten war von derWortbedeutung mit dem heute veralteten Begri Halbstarke zu vergleichen. Das Edelwei ging au das Freikorps Oberland zurck, welches sichviele Jugendliche ansteckten. Tatschlich hatten viele dieser Gruppen ihre Wurzeln in Freikorps bzw. deren Jugendorganisationen. Daneben wurdenauch wilde Cliquen und kriminelle Banden absichtsvoll von den Nazis als Edelwei-Piraten bezeichnet.Nachdem in den 1980er Jahren erste Bcher ber die Edelwei-Piraten erschienen, bezogen sich neu entstandene Antia-Gruppen au dieseTradition. Bis Anang der 1990er Jahre bestanden Zusammenhnge, die auch das Emblem des Edelwei wieder popularisierten.

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    dIEWENIGENIn den 1980er Jahren beschreib dieser ex mi der Koordinaion ein rech berschaubares Bild der Ania-

    Bewegung. Auch wenn das Spekrum der Gruppen und Engagieren insgesam grer gewesen sein mag, bildee diese

    Ania-Koordinaion die wesenliche Grundlage r die Ensehung der neuen Ania. In den 1990er Jahren kommen wie-

    derum neue Gruppen und Einsse hinzu, doch bleib auch hier der Kern der Enwicklung berschaubar. Diejenigen,

    welche Ania zu ihrer Sache gemach haben, waren und sind immer wenige. Auch wenn heue viel geschwael wird und

    sich der saasragende Aniaschismus der DD mi dem der alen BD zu einer neuen Saasdokrin verbunden ha, wird

    weierhin versuch den sysemkriischen, linksradikalen Aniaschismus auszugrenzen.

    Seine Geschiche und Inhale zu vermiteln, das mssen wir schon selber un. Wobei wir beim Zweck diesesexes wren. Er soll die Geschiche des Aniaschismus sei seiner Ensehung in den 1920er Jahren nachvollziehbar ma-

    chen, indem er sie in groben Zgen nacherzhl, also Daen und Ablue in eine chronologische eihenolge sell und die

    wesenlichen Enwicklungen benenn.

    Dabei riche sich diese Flugschri an alle Ineressieren und bemh sich um Allgemeinversndlichkei. Aus-

    sagen sind mglichs mi Quellenangaben beleg. Das Papier soll als undiere Di skussionsgrundlage dienen knnen.

    Hisorisch geh die Aniaschisische Akion au die Einheisron-Sraegie der Kommunisischen Inernaionale

    (kurz Kominern) zurck, die bereis au dem III. Welkongress in Moskau im Juni/Juli 1921 umrissen wurde. Ein Haup-

    diskussionspunk bei dieser Zusammenkun war die Niederlage der Kommunisen im Miteldeuschen Ausand 1921.

    Die Unruhen waren au Bereiben der Bolschewiki angezetel worden und haten die KPD in eine schwere Krise gehr.

    Doch nich diese asache bewogen Lenin und rozki zu einer nderung der Poliik der Kominern, sondern die

    wirschaliche Nolage, in die ussland durch jahrelangen Brgerkrieg und Krieg gegen Inervenionsmche geraen

    war. Sabilisierung und Verbesserung der allgemeinen Versorgungslage schien das Gebo d er Sunde und die Neue

    konomische Poliik wurde propagier. Deshalb sand jez ein zumindes vorbergehendes Nebeneinander der

    kapialisischen Saaen und der Sowjerepublik au dem Plan.

    Au dem IV. Welkongress der Kominern im November/Dezember 1922 in Moskau erolge dann uner

    der Parole Heran an die Massendie ozielle Feslegung der neuen Einheisron-Sraegie. Foran sollen die kommu-

    nisischen Pareien mi der Basis anderer Arbeierpareien das Bndnis suchen, ohne mi den Pareien selbs zu koalieren.

    Mi der Einheisron war also nich eine gleichberechige Zusammenarbei verschiedener Organisaionen gemein,

    sondern die Dominanz der Arbeierbewegung durch die Kommuni sen.

    Gleichzeiig kam der Begri Aniaschismus im Abwehrkamp gegen die Bewegung der Fasci Ialiani di

    Cobatimeno (Ialienische Kampnde) au. Uner ihrem Anhrer Benio Mussolini puschen sich die Faschisen im

    Okober 1922 mi einem Marsch au om an die Mach.

    HERANAN dIE

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    Im Unerschied dazu nanne sich in Deuschland keine reche Organisaion oder Parei aschisisch, dieser

    Begri war den Ialienern vorbehalen. Faschismus und Aniaschismus wurden von der KPD als undierenziere, polemi-

    sche Kampegrie ins poliische Vokabular eingehr. Die Kommunisen versanden uner Aniaschismus Anikapia-

    lismus. Demnach waren r die KPD alle anderen Pareien aschisisch, insbesondere die SPD.

    dERdEUTSCHE OKTObERAllgemein herrsche bei der Kominern die Meinung vor, dass die Welrevoluion im Deuschen eich ih-

    ren Forgang nehmen wrde. In Deuschland exisiere die gre kommunisische Parei auerhalb der UdSS und die

    Gesellscha wurde von schweren poliischen und sozialen Spannungen erschter.Vor diesem Hinergrund gelangen der KPD einige Wahlerolge. Bei den Landagswahlen im Sepember 1921

    in Tringen bekamen die Kommunisen sechs Size, neun gingen an die USPD 3 und 13 an die SPD. Die linken Pareien

    vergen dami ber 28 Abgeordnee, gegenber 26 der liberalen und rechen Pareien. Es kam zur olerierung einer

    SPD/USPD-Minderheisregierung durch die KPD, die augrund ihrer Einheisron-Sraegie keine Koaliion einging.

    hnlich verhiel es sich ein Jahr sper im Freisaa Sachsen, der sei 1918 von einer sozialisischen Koaliion

    regier wurde. Bei den Wahlen im November 1922 errangen die Kommunisen 10 Size im Landag. Aber auch in Sachsen

    beeilige sich die KPD nich an der egierung, sondern lie eine SPD/USPD-Koaliion zu.

    Wenige Monae sper rieb die Krise in Deuschland ihrem Hhepunk engegen. Am 11. Januar 1923

    marschieren ranzsische und belgische ruppen im uhrgebie ein. Die Besezung brache die Weimarer epublik an

    den and einer Kaasrophe. Zu diesem Zeipunk besrit das uhrgebie 80% der deuschen Kohlerderung und gu

    die Hle der Eisen- und Sahlprodukion. der Kurs der eichsmark begann an den inernaionalen Devisenmrken sark

    zu allen, das Deusche eich schien kaum noch zahlungshig zu sein. In ihrer Verzweiung rie die eichsregierung

    zum passiven Widersand im uhrgebie au, was aber nichs an der Siuaion zu verndern vermoche. Binnen weniger

    Monae kam es zu einer Hyperinaion, der deusche Saa drohe zusammenzubrechen. Es enwickele sich eine riesige

    Sreikwelle, uner deren Druck die egierung des pareilosen eichskanzlers Cuno im Augus 1923 zurckra.

    Zusammen mi der desolaen Gesamsiuaion, gezeichne von Insabili, sozialer Misere und Hungerkrawallen, ergab

    sich daraus ein Bild, das die Bolschewiki in ussland glauben lie, die Zei der evoluion in Deuschland sei gekommen.

    Am 23. Augus 1923 ra sich das Polibro der Kommunisischen Parei usslands zu einer geheimen Sizung.

    Alle wichigen Funkionre sprachen sich r einen bewaneen Ausand in Deuschland aus. Lenin, der sei Mai 1922

    mehrere Schlaganlle erliten hate, spiele bei dieser Enscheidung keine olle mehr.

    Der Plan der Bolschewiki sah vor, dass die KPD in ihren Hochburgen Sachsen und Tringen nun egierun-

    gen mi der SPD bilden sollen, um Zugri au die Lnderpolizeien zu bekommen und die milirische Organisaion der

    KPD, die Prolearischen Hunderschaen, zu bewanen.4

    Da sich die linken Miniserprsidenen in Sachsen und Tringen sei langem um eine K oaliion mi den Kom-

    munisen bemhen, konnen die Verhandlungen zgig abgeschlossen werden. Was im brigen ein Beleg dar is, das eine

    Zusammenarbei zwischen SPD und KPD sehr wohl mglich gewesen wre.

    Am 12. Okober 1923 bernahm die KPD das Finanz- und das Wirschasminiserium in Sachsen uner Mi-

    niserprsiden Erich Zeigner (SPD). Am 16. Okober 1923 ra die KPD in die hringische Landesregierung uner Au-

    gus Frlich (SPD) ein.

    Doch gewarn durch ihre Diense und die Propaganda von Kominern und K PD, reagiere die eichsregierungau den drohenden kommunisischen Ausand, indem sie die eichsexekuion 5 gegen Sachsen und Tringen verkndee.

    Die Lnderregierungen wurden abgesez und am 21. Okober 1923 marschiere die eichswehr in Sachsen ein. Dami war

    der Ausandsplan durchkreuz, die evoluion wurde abgeblasen. Nur in Hamburg grien KPD-Akivisen, vermulich

    augrund mangelhaer Kommunikaion, am 23. Okober 1923 zu den Waen. Bereis nach 24 Sunden wurde diese iso-

    liere Akion von berlegenen Polizeikren niedergeschlagen. Sie ging als Hamburger Ausand in die Geschiche ein.

    Der Einmarsch der eichswehr am 6. November 1923 in Tringen vollendee die eichsexekuion.

    dASdEbAKEL VOR dER FELdHERRNHALLEUnmitelbar nach den Zwangsmanahmen gegen Sachsen und Tringen wurde auch einer bedrohlichen

    Enwicklung, die sich in Bayern abzeichnee, der Garaus gemach. Am 13. Augus 1923 hate Gusav Sresenmann (DVP)

    mi einer groen Koaliion von SPD/Zenrum/DDP/DVP das Am des eichskanzlers bernommen. Sresemann

    verkndee am 2 6. Sepember 1923 den Abbruch des gescheieren Widersandes an der uhr, der 1 37 Menschen das

    Leben gekose hate.

    Aus Proes gegen den Abbruch des uhrkampes ernanne die bayerische Saasregierung am 26. Sepem-

    ber 1923 Gusav von Kahr zum Generalsaaskommisar mi dikaorischen Vollmachen. K ahr verhnge sogleich den

    Ausnahmezusand in Bayern, unerselle die dor saionieren eichswehreinheien seinem Kommando und verbo

    eine sozialdemokraische Zeiung. Dami erkanne der Generalsaaskommisar die Beugnisse der eichsregierung nich

    mehr an, sondern verkndee die Ordnungszelle Bayern. Im zweigren Land des Deuschen eiches wurden reche

    Wehrverbnde versammel und an der Grenze zum roen Tringen saionier. Kahr drohe mi einen Marsch au

    3 Unabhngige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, ging 1917 aus der Gruppe von SPD-Reichstagsabgeordneten hervor, die ab 1914gegen die Untersttzung des I. Weltkriegs und die Burgriedenspolitik durch die SPD opponierten. Im Dezember 1920 vereinigte sich der linke FlgelUSPD (die Mehrheit) mit KPD. Der kleinere Teil and 1922 seinen Weg zurck zur SPD. Die USPD existierte als unbedeutende Splitterpartei bis 1931und lste sich dann in die SAP (Sozialistische Arbeiterpartei) au.

    4 Jede der Komintern angeschlossene Partei war verpichtet, bewanete Kader auzubauen, mit der sie im geeigneten Moment den Kamp umdie Weltrevolution praktisch hren konnte. In Preuen waren die Proletarischen Hundertschaten deshalb bereits am 12. Mai 1923 verboten worden.In Sachsen und Thringen blieben sie dagegen legal.

    5 Die Reichsexekution war in der Weimarer Republik eine verassungsrechtlich geregelte Manahme gegen einzelne Gliedstaaten zur Durch-setzung der staatlichen Einheit, analog zum heutigen Bundeszwang nach Art. 37 des Grundgesetzes.

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    Berlin. Doch mi der eichsexekuion gegen Sachsen und Tringen war der Ordnungszelle der Wind aus den Segeln

    genommen worden, dennoch blieb die Siuaion kriisch. eichsprsiden Eber berrug deshalb am 8. November 1923

    nach 486 der Weimarer Verassung die Exekuivgewal zur Sicherung des eiches gegen innere Unruhen au den Che

    der Heeresleiung, General von Seeck.

    Da sich die bayerische Polizei und Heereseinheien dem Oberehl von Seecks unersellen, waren Gusav von

    Kahr die Machmitel genommen. Doch nun versuche der bis dao kaum ber Sddeuschland hinaus bekanne Adol

    Hiler, in Mnchen die Mach an sich zu reien. Am 9. November 1923 hre er einen diletanischen Puschversuch mi

    knapp 1500 Bewaneen7 an. In einem Feuergeech mi der Polizei vor der Feldherrnhalle scheiere das Unernehmen. 16

    Puschisen und vier Polizisen zahlen das mi ihrem Leben. Hiler und andere hrende Nazis wurden verhae.

    General von Seeck behiel zunchs die Exekuivgewal und verhnge am 23. November 1923 ein Verbogegen KPD, NSDAP und DVFP (Deusch-Vlkische Freiheisparei).

    dASREICHSbANNERUner dem Eindruck des abgewrgen evoluionsversuchs Ende Okober und des gescheieren Hilerpu-

    sches am 9. November 1923 reie in sozialdemokraischen Kreisen die Idee, eine eigene Kaderreserve r eichswehr und

    Polizei auzubauen. Uner Federhrung der SPD wurde am 2 2. Februar 1924 in Magdeburg das eichsbanner Schwarz-

    o-Gold Bund deuscher Kriegseilnehmer und epublikaner gegrnde. Die Miglieder rekruieren sich aus SPD,

    Zenrumsparei, Deuscher Demokraischer Parei und den Gewerkschaen. Exremisen waren von der Migliedscha

    ausgeschlossen. Vorsizender der Bundes wurde Oto Hrsing, der als Oberprsiden der preuischen Provinz Sachsen8

    die poliische Veranworung r die Niederschlagung des Miteldeuschen Ausandes im Mrz 1921 geragen hate.

    Mi dem eichsbanner zog die SPD-Fhrung einen weieren rennungssrich zur KPD und versuche die -

    nung zur poliischen Mite. Lezeres unkioniere nich so wie gedach, denn roz aller Bemhungen kamen bis zu 90 %

    der eichsbanner-Miglieder aus der SPD.

    Bereis ein Jahr nach seiner Grndung war die Vereinigung mi einer Million Miglieder9 der gre Wehrver-

    band der Weimarer epublik. Allerdings ra er ses deensiv und im Einvernehmen mi d er Polizei in Erscheinung. In

    einigen Fllen ungieren Polizisen sogar als Ausbilder r ausgewhle Einheien. Dabei ging es um akische Schulung

    und Selbsvereidigung. Eine Ausbildung an der Wae and nich sat. So blieb es im Groen und Ganzen bei propagan-

    disischen Veransalungen, die mitels Uniormen und Fahnen ein milirisches Geprge erhielen. berlegungen, den

    republikanischen Wehrverband als Polizeireserve einzusezen, wurden nich umgesez.

    Bei der adligen Ozierskase der eichswehr ra das eichsbanner au klare Abneigung. In alem Sandes-

    dnkel wolle man uner sich bleiben und hate poliische Vorureile. Im Gegensaz dazu sanden bei der Polizei die -

    ren oen. Ende der 1920er Jahre behaupeen hrende sozialdemokraische Poliiker, dass in Preuen 65 % der Polizei-

    beamen Miglied der SPD bzw. des eichsbanners seien.

    LEHRENdER dEUTSCHEN EREIGNISSESei sich Lenin krankheisbeding im November 1922 endglig aus der Poliik zurckgezogen hate, waren

    die Auseinandersezungen um seine Nacholge voll enbrann. Au der einen Seie sand Leo rozki, au der anderen das

    sogenanne riumvira aus Salin, Lew Kamenew und Grigori Sinowjew. Zunchs sezen sich die drei Mnner an dieSpize des Zenralkomiees und verhinderen, dass rozki und seine Anhnger in einussreiche Posiionen kamen. Das

    wirke sich unmitelbar au die KPD aus.

    Uner Beeiligung einer deuschen Delegaion and am 11. Januar 1924 in Moskau eine Konerenz des

    Prsidiums des EKKI10 sat, um die Niederlage im Okober 1923 in Deuschland zu errern. In einer mehrgigen

    Auseinandersezung wurden die Grnde r das Scheiern allein bei der deuschen Pareihrung gesuch. In der

    Diskussion sanden sich auch ein Tesenpapier von rozki und adek und ein Enwur von Sinowjew gegenber.

    Whrend ersere weiere miliane Akionen mi Unerszung der Prolearischen Hunderschaen in Deuschland

    propagieren, verra Sinowjew eine Poliik, die zunchs einen engen Zusammenhang mi den eilkmpen des

    Prolearias hersellen wolle was einer versrken Einheisron ensprach. Sinowjews Enwur seze sich durch. Am

    21. Januar 1924 lege eine Komm ission eine esoluion mi dem iel Lehren der deuschen Ereignisse vor, die, wenige

    Sunden vor Lenins od, einsimmig angenommen w urde.

    Nachdem die KPD am 1. Mrz 1924 wieder zugelassen worden war11 , ndere die Parei ihren Kurs enspre-

    chend den Vorgaben aus Moskau. Anang April 1924 wurde uh Fischer au dem IX. Pareiag der KPD in Frankur/

    Main zur neuen Pareivorsizenden gewhl und die Einheisron von unen zum neuen Programm. Der Beschluss des

    Pareiages in dieser Frage lauee:Sndige Akivien in der Schaung von Einheisonorganen (Beriebsausschssen, Hun-

    derschaen, Konrollausschssen, Ren), auch wenn die Kommunisen zunchs in ihnen noch um die Fhrung ringen mussen.

    Dabei geschicke und schnelle Verdrngung ewaiger gegnerischer Funkionre.12 In diesem Zusammenhang erging auch die

    Weisung, in andere Organisaionen einzudringen und sie im Sinne der KPD-Poliik zu beeinussen. Ferner sollen die Pro-

    learischen Hunderschaen roz des weierhin besehenden Verboes aurech erhalen und die KPD organisaorisch

    gesra werden. Das hie, dass von nun an alle Pareiunkionre, die aus den Bezirksorganisaionen heraus gewhl w ur-

    6 Notverordnung der Weimarer Verassung in der Ausnahmezustand, Reichsexekution, usw. geregelt waren.

    7 Hitler stitete am 9. November 1933, dem zehnten Jahrestag des gescheiterten Putsches, r die Teilnehmer den sogenannte Blutorden.Die erste Verleihungsrunde zhlte knapp 1500 Medaillen-Trger. In den olgenden Jahren wurde der Orden auch r andere Aktivitten verliehen, sodas schlielich 6000 Parteiveteranen bestckt waren.

    8 entspricht heute in etwa dem Land Sachsen-Anhalt mit dem nrdlichen Thringen.

    9 Au der ersten Grndungseier im Februar 1925 gab der Bundesvorsitzende Otto Hrsing eine Mitgliederzahl von 3 Mill ionen an. Gegen-ber dieser Eigenangabe legen serise Berechnungen eine Zahl von einer Mill ion Mitglieder nahe.

    10Exekutivkomitee der kommunistischen Internationale, hchstes Entscheidungsgremium der Weltorganisation.

    11General von Seeckt trat am 28. Februar 1924 von seinen Machtbeugnissen zurck.

    12 Bericht ber die Verhandlungen des IX. Parteitages der KPD (7. - 10. April 1924), Berlin (1924), S. 387.

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    ANANdIEmASSEN

    den, vom nchshheren Gremium besig werden mussen. Diese Praxis hre den Gedanken einer innerpareilichen

    Demokraie ad absurdum. Doch das war nur der Auak.

    Gleich nach dem od Lenins zerel das riumvira. In den olgenden Machkmpen gewann Salin mehr und

    mehr an Einuss und in der KPD seze eine von Moskau angeordnee, rigorose eorganisierung nach bolschewisischen

    Leilinien ein.

    dERbLUTSONNTAGOensichlich gab es bei groen eilen der Veeranen des I. Welkrieges ein Bedrnis nach milirhnlichen

    Kampnden. Der propagandisische Vorsprung, den die rechen Verbnde durch Aumrsche von Sahlhelm 13,Wehrwol14 und anderen Formaionen gegenber der KPD erreich haten, wurde indes immer grer. Insbesondere

    die SPD organisiere mi dem eichsbanner genau das Poenial, das die Kommunisen r sich gewinnen wollen.

    Schon lngs verlangen Simmen der Pareibasis nach einem enlichen, milianen Aureen, auerdem

    blieb der bewanee Ausand zur Erringung der Mach das erklre Ziel der KPD, doch:Der Beschlu des Pareiages von

    Frankur am Main im Mrz 1924, weierhin Prolearische Hunderschaen zu bilden, blieb au dem Papier. Zahlreiche Miglie-

    der Prolearischer Hunderschaen in verschiedenen eile Deuschlands kamen zwar weierhin zusammen, aber da sie keine kon-

    kreen Augaben haten, wurde daraus eine Vereinsmeierei.15 Es lag also au der Hand, dass die erse Einheisronorganisaion

    ein ormal eigensndiger, kommunisischer Kampund werden musse.

    Lezlich ehle nur noch ein ensprechender Anlass r die Grndung. Der and sich mi dem 11. Mai 1924,

    r den der Sahlhelm einen Deuschen ag in Halle angekndig hate. Dieser Auzug, der anlsslich der Wieder-

    hersellung des durch einen Sprengsoanschlag beschdigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals16 geplan war, wurde von der

    gesamen Linken als Provokaion augeass. Denn sei Ende 1923 gal ein generelles Demonsraionsverbo im Deu-

    schen eich, das auch 1.-Mai-Umzge der Gewerkschaen einschloss. Saassekrer Dr. Meiser hate den Aumarsch der

    echsverbnde in Halle im Alleingang gegen den preuischen Innenminiser Carl Severin durchgesez.

    Fr den Deuschen ag hate sich poliische Prominenz der echen angekndig: der Seeeuel und

    Kriegsheld Gra Luckner, der Welkriegsgeneral Erich Ludendor, Prinz Oskar von Preuen sowie die Fhrer vom

    Sahlhelm und Wehrwol. Auerdem bekannen sich der Oberbrgermeiser und Sadrasmiglieder zum Fesak. Die

    naionale Presse in Halle j ubele.

    Gegen die reche Feierlichkei rie die KPD sei dem 1. Mai 1924 zu einem narlich verboenen

    Arbeierag am 11. Mai in Halle au und mobilisiere dazu ihre milianen Kader von wei auerhalb. Bereis am 10.

    Mai 1924 zogen aus Berlin und anderen Sden angereise Gruppen durch Halle. Da nich alle Auswrigen Quariere

    in der Sad anden, mussen eliche rupps in den umliegenden Oren unerkommen. Am nchsen Morgen anden die

    kommunisischen Demonsranen die Zugnge der Sad r sich verwehr, whrend die Schupo 17 die Miglieder der

    vlkischen Verbnde passieren lie. Als eine Gruppe von 500 Kommunisen am Bllberg, d rei Kilomeer vom Sad-

    zenrum enern, die Saale passieren wolle, kam es zum Handgemenge mi der Polizei. Schsse elen und Demonsranen

    rissen Polizisen Pisolen aus den Hnden. Es enwickele sich ein Feuergeech, das ach oe und 16 Schwerverlezen

    ordere. Hinzu kamen eine nich bekanne Zahl von Leichverlezen und hundere Fesnahmen. In Halle selbs wurden

    die eilnehmer der kommunisischen Gegendemonsraion von sarken Polizeikren im Volkspark esgehalen.

    Noch am selben ag age der Zenralausschuss der KPD und verkndee: Es gil, den groen Erolg des

    Arbeierages in Halle propagandisisch auszunuzen.18 Uner der Parole: Arbeier, schlag die Faschisen wo ihr sie re!wurde zu einer oensiven Kampagne augeruen. Allerdings konnen Demonsraionen nur punkuelle Erolge bringen,

    weshalb die Pareihrung eine Sizung in Berlin einberie, um die Grndung eines kommunisischen Wehrverbandes zu

    beraen.

    Der Ablau dieser Versammlung zeige einiges ber den i nneren Zusand der KPD. Anwesend waren der Leier

    des M-Apparaes19, Karl Grhl (Kampnahme: Karl ezlaw), mi seinem Miarbeier Wolgang von Wiskow, erner Erns

    Schneller und Erns Tlmann in Begleiung von zwei sow jeischen Ozieren.

    Gleich zu Beginn des reens verkndee Erns Tlmann, dass seine beiden Begleier erahrene Milirs

    seien, die den Auau einer neuen Organisaion unerszen. Der Name solle oer Fronkmperbund (FB) sein, der

    von esen der prolearischen Hunderschaen in Halle geprg worden war.Um das Selbsbewusein der Miglieder zu

    erhhen, soll der Bund ... uniormier aureen; Windjacken, Surmmzen und Koppel sollen geragen werden und Musikzge

    sollen allen Aumrschen voran marschieren. Tlmann beone, dass die Grndung des Bundes eine vom Zenralkomiee

    beschlossene Sache sei und dass jez nur ber echnische Fragen und ber die Besezung der leienden Funkionen gesprochen

    werden solle.20

    Doch die Verreer des M-Apparaes hielen nichs von der Idee einer kommunisischen Kopie der rech-

    en Kampnde. Sie argumenieren Revoluionre dren sich nich uniormieren, sie mssen alles vermeiden, was nach

    Nachahmung des Miliarismus aussehen knne. Jedes milirhnliche Brimborium mi Kriegervereinsgeschmack msse vermieden

    werden21

    Bei der Absimmung voieren die beiden Verreer des M-Apparaes gegen die Grndung des FB und wur-

    den darauin umgehend aus der Pareiarbei enlassen.

    13Stahlhelm Bund der Frontsoldaten, am 13. November 1918 von monarchistischen Ofzieren gegrndet. Anang der 1920er Jahre einerder bedeutendsten militaristischen Verbnde mit Beziehungen zur Reichswehr. Bis 1933 zhlte er mehr als 500.000 Mitglieder. 1934 in NSDFBStahlhelm (Nationalsozialistischer deutscher Frontkmperbund) umbenannt und groteils in die SA berhrt, 1935 endgltige Ausung in NS-Organisationen.

    14Wehrwol Bund deutscher Mnner und Frontkrieger. 1923 als Reaktion au den Einmarsch ranzsischer Truppen ins Rheinland in Halle/Saale gegrndet. Da zu diesem Zeitpunkt in den Stahlhelm nur ehemalige Frontsoldaten eintreten konnten, war der Wehrwol von vornherein auchr jnger Jahrgnge geschaen. Der Name lehnt si ch an eine bekannte Erzhlung des Heidedichters Hermann Lns aus dem Jahre 1910 an. Am 25.August 1933 erolgte die berhrung der 30.000 Mitglieder des Wehrwol in die SA.

    15Karl Retzlaw, Spartakus Austieg und Niedergang Erinnerungen eines Parteiarbeiters, Verlag Neue Kritik, Frankurt/Main, 1974, S. 299.

    16 Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Halle war 1901 in der Nhe des Justizgebudes, am heutigen Hansering, augestellt worden. Es war einegroe Denkmalanlage aus Steinaubauten mit Bronzefguren, eine stellte den General Moltke dar. Am Silvesterabend 1922 explodierte eine LadungDynamit am Denkmal und zerstrte den Sockel. Die Moltke-Statue strzte kopber in ein vorgelagertes Wasserbassin. 1924 wieder hergestellt,wurde die Anlage 1947 vollstndig abgetragen.

    17 Schupo = Schutzpolizei

    18Rote Fahne Nr. 51, 14. Mai 1924.

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    ANANdIEmASSEN

    dERROTE FRONTKmpFERbUNdDen Kommunisen war klar, dass eine neuer, reichsweier Kampund uner ihrer Fhrung von den saalichen

    Behrden als Neuauage der Prolearischen Hunderschaen angesehen werden wrde. Um einem Verbo des FB aus

    dem Wege zu gehen, and daher keine zenrale Grndungsveransalung sat. Vielmehr begann die KPD versreu in der

    Provinz mi der Eablierung der Organisaion. So ensand die erse Orsgruppe des oen Fronkmperbundes im Zuge

    einer prolearischen Sonnenwendeier des KPD-Unerbezirkes Hildburghausen vom 5. zum 6. Juli 1924 in Tringen. 22

    In den kommenden Wochen seze eine wahre Welle von Orsgruppen-Grndungen ein.

    Allerdings blieben die Vorgaben r den FB sehr vage. Die Vorsellungen, was uner dieser Organisaion

    zu versehen sei, dierieren von Gruppe zu Gruppe oder raen sogar au Abneigung. eile der KPD-Basis haten Ein-wnde gegen eine in Uniormen und eglemen milirisch aureende Organisaion, da die Parei ja gerade aus der ani-

    miliarisischen Bewegung gegen den I. Welkrieg hervorgegangen war. Viele Pareimiglieder waren selbs Soldaen ge-

    wesen und haten den Kommi hassen gelern. Im Gegensaz dazu exisiere die Auassung, dass in Deuschland in

    unmitelbarer Zukun eine evoluion bevorsehe und der FB die kommende evoluionsarmee sein wrde.

    Die unerschiedlichen Meinungen, mangelnde organisaorische Vorbereiung und die Unhigkei rlicher

    Fhrungsgremien bewirken nach wenigen Monaen den Zer all des oen Fronkmperbundes. Viele Orsgruppen ls-

    en sich au und ein allgemeiner Migliederverlus seze ein.

    Deshalb wurde au der ersen eichskonerenz des FB am 1. Februar 1925 in Berlin die bisherige Bundes-

    leiung abgesez und Erns Tlmann einsimmig zum neuen Vorsizenden gewhl. Im Sepember 1925 bernahm

    er auch den Vorsiz der KPD. Als Prolearier war er den Machhabern in Moskau genehm, auerdem hre er jeden

    ideologischen Schwenk der Bolschewiki kriiklos aus. Dami war die ransormaion der KPD in eine salinisische Parei

    eingeleie.

    Die neue Bundesleiung gab innerhalb kurzer Zei verbindliche ichlinien r den oen Fronkmperbund

    heraus, au deren Grundlage der sysemaische Organisaionsauau begann. rozdem blieb die Migliederenwicklung

    des FB whrend der gesamen Zei seines Besehens von sndiger Flukuaion gekennzeichne. Insgesam waren in ihm

    zu keinem Zeipunk wohl mehr als 80.000 Personen 23 organisier. Den ehemaligen Soldaen ging es um Praxis, also vor

    allem um eindrucksvolle Aumrsche und handese, prolearische Auseinandersezungen. Das dokumeniere sich auch

    in der Migliedscha. Die Bundeshrung lege au der 5. eichskonerenz einen Berich vor, in dem sie solz bilanziere,

    dass 98% der Miglieder prolearischer Herkun seien und nur 1 % die Mitel- oder eine hhere Schule besuch hten.

    Mitels Schlgereien erwarb sich der oe Fronkmperbund bald espek und einen legendren u. Die

    Gruormel des FB, o Fron und sein Abzeichen, die erhobene reche Faus mi dem Ballen nach auen (Enwur

    John Heareld) wurden zur inernaionalen kommunisischen Symbolik. Eines seiner vorrangigen Ziele aber, Miglieder

    aus dem eichsbanner abzuwerben, blieb im Groen und Ganzen erolglos.

    dIESOzIALFASCHISmUSTHESEDie Fronsellung der Kommunisen gegenber der Sozialdemokraie war keine spezisch deusche Angele-

    genhei. 1924 war von Grigori Sinowjew die Tese vom Sozialaschismus kreier worden, nach der die Sozialdemokra-

    ie lediglich eine Variane des Faschismus darselle. Dieser Grundsaz wurde au dem VI. Welkongress 1928 von allen derKominern angeschlossenen kommunisischen Pareien verbindlich beschlossen. Foran war es ihnen verboen, Bndnisse

    mi sozialdemokraischen Pareien und Organisaionen einzugehen. Dies gal ohne Absriche bis 1934.

    Dass die Sozialaschismus-Poliik zur welweien ichschnur der Kommunisen w urde, hate seine Grnde in

    der Sowjeunion. Dor hate sich Jose Salin 1927 endglig als unumschrnker Alleinherrscher durchgesez. Hinsich-

    lich Deuschlands hate der Dikaor augrund eines geheimen sungsabkommens ein besonderes Ineresse. Die eichs-

    wehr hal, die oe Armee auzubauen. Im Gegenzug konnen sich deusche Soldaen au r ussischem Gebie an Waen

    ausbilden, die ihnen d er Versailler Verrag in Deuschland verbo. Dieses Geheimabkommen gehrdee die SPD, denn sie

    propagiere einen gegen die Sowjeunion gericheen Kurs und srebe eine Annherung mi Frankreich an.

    Bei der Analyse der Fakoren, welche KPD und SPD zu erbiteren Gegnern mache, dar nich bersehen

    werden, dass nich nur vordergrndig poliische Grnde die beiden Pareien renne. Dies zeige sich bereis mi den evo-

    luionskmpen zwischen 1918 1921 im Deuschen eich, in denen die SPD zusammen mi Freikorps und Polizei gegen

    die evoluionre vorgegangen war. Viele oe, Verwundee und Verhaee gingen au das Kono der SPD, deren Poliiker

    auch in den olgenden Jahren mageblich an epressionsmanahmen gegen die KPD beeilig blieben. Der Hass vieler

    Kommunisen au die Sozialdemokraen basiere also durchaus au konkreen Erahrungen.

    Darber hinaus waren KPD- und SPD-Miglieder durch ihren sozialen Saus gerenn. Whrend sich in der

    KPD mi ihrer aggressiven Propaganda vor allem Arbeislose und Verarme wiederanden, war die SPD die Parei der

    besser siuieren Indusriearbeierscha. Diese soziale Spalung hre zu einer grundlegend unerschiedlichen poliischen

    Ausrichung.

    Deshalb sellen r die KPD-Basis vor allem der Verra der SPD an der Sache der evoluion und ihr Bon-

    zenum die wesenlichen rennungssriche zur Sozialdemokraie dar. Die Sozialaschismushese hingegen blieb ein eher

    umsritenes Konsruk, was auch daran lag, dass Konronaionen mi den Nazis zunahmen.

    19M(ilitrapparat) der KPD, der verdeckt operierte.

    20Karl Retzlaw, Spartakus Austieg und Niedergang Erinnerungen eines Parteiarbeiters, Verlag Neue Kritik, Frankurt/Main, 1974, S. 299 u. .

    21 ebenda, S. 300.

    22 Nach Fritsch, W., Der Kamp des RFB ... in Thringen, S. 61, nach dem Bericht der Gauleitung bereits am 28. Juni 1924, S. 34.

    23 Eine wissenschatliche, serise Untersuchung fndet sich bei: Schuster, Kurt G.P. Der Rote Frontkmperbund 1924 1929, Droste-Verlag Dsseldor, 1975, Anhang, Mitgliederstrke u nd soziale Zusammensetzung des RFB, S. 239..

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    HITLERKEHRT zURCKAm 25. Februar 1925 wurde die NSDAP w ieder zugelassen. Einen ag sper verenliche Adol Hiler im

    Vlkischen Beobacher die neuen ichlinien seiner Parei, was auch die Neubildung der SA einschloss. Die NSDAP

    wurde zur Fhrerparei und dami vollsndig au die Person Hilers ausgeriche. Das schlug sich u.a. in der Grndung

    der SS als besondere Schuzgarde r den Fhrer im November 1925 n ieder.

    In diesem Jahr zhle die Nazi-Parei 25.000 Miglieder und konne diese Zahl bis 1927 au 72.000 seigern.

    rozdem selle sie dami lediglich eine unbedeuende Spliterparei dar, allerdings mi ein em sehr gu unkionierenden

    Pareiappara, der im Kern aus algedienen Soldaen besand. Organisaion und Disziplin wurden grogeschrieben.

    Dabei haten die Aurite der Hilerparei r Auensehende o eine lcherliche Noe. An der Spize derNSDAP sand ein Saaenloser namens Adol Hiler, der nich einmal gewhl werden konne, um den seine Anhnger aber

    einen umso peinlicher wirkenden Personenkul enwickelen. Es gab eine kleine Pareiarmee in den gleichsam aul-

    ligen wie exoisch wirkenden sandbraunen Uniormen der ehemaligen Kolonialruppen. Dieser ruppe hate der Fhrer

    merkwrdige Sandaren verliehen und 1926 pareiinern den Gru Heil Hiler mi erhobener recher Hand eingehr.

    Den Gru hate Hiler von Benio Mussolini kopier, der ihn wiederum au den Saluo romano aus der Zei des rmischen

    eiches zurckhre. Neben diesen Merkwrdigkeien unerschieden sich die Nazis von anderen echsradikalen durch

    ihr Koketieren mi linken Symbolen und sozialisischen Inhalen, sowie ihr exremer Anisemiismus.

    Eine poliische Geahr schien von diesen Leuen, deren Fhrer vor allem durch hemdsrmelige eden in

    Wirshusern Anhnger um sic h schare, nich auszugehen. Allerdings haten die Naionalsozialisen mi ihrem geschei-

    eren Puschversuch am 9. November 1923 bew iesen, dass sie das Weimarer Sysem zersren wollen. Seiher umgab die

    Nazis ein revoluionrer Nimbus, was sie durch ihr Aureen noch zu unersreichen suchen. Sie nannen sich Sozialisen

    und Hiler adapiere ausdrcklich die roe Fahne der marxi sischen Arbeierbewegung, um dami zu provozieren.

    Doch vor allem war das Hakenkreuz24 als Nazi-Symbol einprgsam. Das urale unenzeichen verband poli-

    ische Boscha mi mysischer Heilsversprechung, es gal als vlkisch/revoluionr. Hiler seze es schwarz im weien

    Kreis au eine roe Fahne und blieb dami bei den alen eichsarben schwarz-wei-ro. Somi wurde radiionelle mi

    revoluionrer Symbolik vermisch. Dies alles zeige, dass die Nazis eine moderne Bewegung sein wollen.

    Auerdem versand es Hiler in der von ihm enworenen naionalsozialisischen Welanschauung ideologi-

    sche Versazscke so zu vermengen, dass sie links sehende Naionalrevoluionre genauso ansprachen wie Verreer des

    Brgerums. Das hate er bereis 1920 mi dem 25-Punke-Programm der NSDAP bewiesen. Sei seiner Hazei kursiere

    zuszlich sein Buch Mein Kamp.

    Dennoch hte all dies zusammen besenalls dazu gereich, als Kuriosi in die deusche Pareiengeschiche

    einzugehen. Bei den Wahlen zum 4. eichsag am 20. Mai 1928 erhiel die NSDAP ganze 2,6% der Simmen. Um nich

    vllig unerzugehen, erging an die Pareigliederungen die Weisung, die Propaganda gegen die Juden zurckzunehmen,

    da der exreme Anisemiismus vor allem au brgerliche Kreise abschreckend w irke. Satdessen seze die NSDAP jez

    versrk au auenpoliische Temen und den Kamp um die Srae.

    dIESOzIALdEmOKRATIE ALS HAUpTFEINdNach ihrem VI. Welkongress vom 17. Juli bis 1. Sepember 1928, der gnzlich uner dem Einuss Salins

    sand, verschre die Kominern ihren Kurs gegen den Sozialaschismus. Die Sozialdemokraie wurde zum Haupeind derkommunisischen Welbewegung erklr und eine akive Poliik zu deren Desabilisierung verknde.

    Gleich nach dem VI. Welkongress begann eine sysemaische Frakionsarbei der KPD im A llgemeinen Deu-

    schen Gewerkschasbund (ADGB). Am 14. Mrz 1929 beschloss das ZK der KPD, die aus der Gewerkscha ausgeschlos-

    senen KPD-Miglieder zu regisrieren. Alle im ADGB verbliebenen Pareimiglieder gingen zur prinzipiellen Opposiion

    ber. Dami war die Keimzelle der evoluionren-Gewerkschas-Opposiion (GO) geschaen.

    Whrenddessen kam es au den Sraen in immer grerem Mae zu gewaltigen Konronaionen zwischen

    den Nazis und ihren Gegnern, in erser Linie Kommunisen. Ende 1928 eskaliere die Siuaion, als bei Zusammens-

    en in Berlin v ier Menschen sarben. Darauin erlie der sozialdemokraische Polizeiprsiden Zrgiebel ein allgemeines

    Demonsraionsverbo, das Anang 1929 au das gesame Land Preuen ausgeweie wurde. Speziell r den oen Fron-

    kmperbund ergab sich daraus eine sehr ungnsige Siuaion, denn je lnger das Verbo whre, umso mehr akionisisch

    orieniere Miglieder kehren ihm den cken. Allein schon deshalb branne der FB darau, wieder prakisch i n Erschei-

    nung zu reen.

    Diese Sunde kam mi dem 1. Mai 1929 in Berlin. roz des allgemeinen Demonsraionsverboes rie die

    KPD in der eichshaupsad zu Kundgebungen am Maieierag au. In d en kommunisischen Hochburgen Wedding und

    Neuklln kam es darauin zur Konronaion mi der Saasmach. Die Polizei ging uers brual gegen die Demonsrie-

    renden vor, 33 Personen wurden gee und viele verlez. Es war die bluigse Maieier in der deuschen Geschiche. Im

    Zuge der einsezenden epression wurde der FB verboen.

    Der Blumai lieere eine wesenliche Argumenaion r die Sozialaschismushese und die geseigeren Ak-

    ivien der KPD gegen die SPD. Ab 1930 wurden die GO als oe Klassengewerkscha propagier und berrits-

    kampagnen iniiier. Allerdings war der Erolg nur gering: die drei groen roen Verbnde organisieren in den Bereichen

    24 Erstmals war das Hakenkreuz einer breiten entlichkeit durch den Kapp-Putsch im Mrz 1920 bekannt geworden. Die Soldaten derMarinebrigade Ehrhardt hatten es sich bei ihrem Einmarsch in Berlin au ihre Stahlhelme gemalt. Der Putsch scheiterte an ei nem Generalstreik.

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    ANANdIEmASSEN

    Meall, Bergbau und Bau nie mehr als 1% der Beschigen. Mehr als die Hle der GO-Miglieder war zudem arbeislos.

    Dazu verlor die KPD durch die Ausrite ihrer Miglieder ihren lezen Einuss in den Gewerkschaen.

    Analog gesalee sich die Enwicklung im Arbeierspor. radiionell exisiere sei 1893 der Arbeier-urn-

    und Sporbund (ASB). Von ihm spaleen sich 1930 die Kommunisen ab und bildeen die Kampgemeinscha r

    oe Sporeinhei (kurz ospor).

    Im Zusammenhang mi diesen versrken Einheisronakivien ensand am 28. Sepember1930 mi

    dem Kampund gegen den Faschismus (KgF) auch ein neue Kamporganisaion. Der KgF konne aber bei Weiem

    nich an die Wirkung seines Vorluers, des FB, anknpen.

    So grndee die KPD i n allen Bereichen Einheisron-Organisaionen uner ihrer Konrolle, die i m Wesenli-

    chen aber nur aus ihren eigenen Migliedern besanden. Zweiellos richee sich die Einheisronpoliik der KPD vor allemgegen die SPD und wirke einer aschlichen Einhei engegen.

    Darber hinaus mische sich die Moskauer Zenrale immer wieder direk ein, wenn sie eine Chance sah, die

    deusche Sozialdemokraie zu schwchen. So zum Beispiel 1931 beim angesreben Volksenscheid zur Ausung des

    preuischen Landages, der der sozialdemokraisch-brgerlichen Koaliionsregierung von Oto Braun (SPD) unersand.

    Ursprnglich ging die Iniiaive vom Sahlhelm aus und wurde zunchs von den Pareien der poliischen echen und der

    NSDAP geragen. Au Druck der Kominern und Salins kndige am 22. Juli, kurz vor Beginn des Volksenscheids, auch

    die KPD i hre Unerszung an. Der Volksenscheid am 9. Augus 1931 scheiere allerdings an zu geringer eilnahme.

    dERAUFSTIEG EINER pARTEI

    Nachdem sich die allgemeine Lage in den Jahren 1924 1928 zu sabilisieren schien, brach 192 9 mi Mach die

    Welwirschaskrise ber das Deusche eich herein. Whrend es 1 927 ewa 1 Millionen Erwerbslose gab, kletere ihre

    Zahl bis Februar 1930 au 3,5 Millionen, Ende 1930 waren es 5 Millionen.

    Die egierung konne diese Siuaion nanziell kaum bewligen. Sie krze die enlichen Gehler um 25%.

    Die Arbeislosenunerszung, die berhaup ers im Okober 1927 eingehr worden war, wurde lediglich sechs Wo-

    chen bezahl, danach gab es nur noch enliche Suppenkchen.

    Im Februar 1932 erreiche die Krise mi 6.120.000 Arbeislosen das ensprach 16,3% der Bevlkerung ih-

    ren Hhepunk. Dazu kam noch die Masse der schlech bezahlen Kurzarbeier, sowie die knapp vor dem uin sehenden

    Selbsndigen.

    Vor dem Hinergrund d ieser konomischen Krise vollzog sich in nur anderhalb Jahren zwischen Frhjahr

    1929 und den eichsagswahlen im Sepember 1930 der Ausieg der NSDAP zu einer Massenbewegung. Das ckgra

    r diese ersaunliche Enwicklung bildee der uers eziene Pareiappara und die Miglieder, die sich im Sinne der

    Parei hingebungsvoll einsezen.

    Die Tese, dass die NSDAP vor allem ein Insrumen der Groindusrie und der Hochnanz gewesen sei,

    wie au der weihin bekannen Foomonage Der Sinn des Hilergrues: Millionen sehen hiner mir von John Heareld

    kolporier, lss sich bei nherer Berachung nich halen. Groindusrielle rderen lieber die DVP oder die DNVP

    die Nazis waren ihnen zu prolearisch und zu links, al lein das sozialisisch im Namen schrecke ab. Narlich gab es einige

    Ausnahmen wie Emil Kirdor oder Friz Tyssen, doch im Wesenlichen nanziere sich die NSDAP durch Zuwendungen

    der mitelsndischen Indusrie und durch ihre rech hohen Migliedsbeirge.

    Fr den schnellen Ausieg der Nazi-Parei spiele das Volksbegehren gegen den Young-Plan 25 im Sommer

    1929 eine Groe olle. Neben dem Sahlhelm, der DNVP und anderen war die NSDAP ersmals als gleichberechigerParner der relevanen echspareien an einer reichsweien K ampagne beeilige. Besonders die viel gelesenen Zeiungen

    des deuschnaionalen Groverlegers Alred Hugenberg machen Hiler in diesem Zusammenhang weihin bekann. Das

    Scheiern des Volksbegehrens im Dezember 1929 war daher r die Nazis nich von Bedeuung. Im Gegeneil, es erwies

    sich als Glcksall r die NSDAP, dass genau in der Phase, in der sie in ihrer Propaganda die konomische Versklavung

    des Vaerlandes durch das Ausland anprangere, die Auswirkungen d er Welwirschaskrise au das Land durchschlugen.

    Gerade in groen eilen der verunsicheren und radikalisieren Landbevlkerung verng sich die Agiaion

    der NSDAP. In Schleswig-Holsein erproben die Nazis eine akik, mi der sie bald das Deusche eich berrollen sollen:

    Sie konzenrieren alle ihre Kre au eine egion, bis sie sich dor als dominierende Kra durchgesez haten.

    Bei den Landagswahlen im Okober 1929 in Baden erreiche die NSDAP mi dieser Mehode 7% der

    Simmen, im Dezember des gleichen Jahres bei den Landagswahlen in Tringen 9,3% und im Juni 1930 in Sachsen

    14,4%. Die Zahl der Orsgruppen hate sich zwischen Februar und Augus 1930 von 70 au 200 erhh, whrend der

    Migliedersand bis Sepember au 130.000 gesiegen war.

    Der endglige Durchbruch der Nazis erolge mi der eichsagswahlen am 14. Sepember 1931. Nach einem

    Wahlkamp der Nazis, der Masbe seze, erhiel die NSDAP 18,3% und war mi einem Schlag die zweisrkse Parei im

    Parlamen. Die Zahl der Mandae sieg von 12 au 107. In ihrer Euphorie sprach die Nazi-Propaganda nich mehr von der

    Parei, sondern nur noch von der Bewegung. aschlich gelang es der NSDAP, sich das Image einer n euen, unverbrauch-

    en Kra zu geben.

    Doch auch wenn die NSDAP ab Sepember 1931 die zweisrkse Parei im Deuschen eich und die Nazi-

    Bewegung ein Massenphnomen geworden waren, brauche es noch eines Fanals, mi dem sie ihren oalen Machan-

    spruch deulich machen konne. Eine Ar Durchbruchsschlach musse her, in der die Nazi-Gegner eindrucksvoll geschla-

    gen wurden und Hiler als Fhrer den Sieg davon rug. Diese Machprobe wurde in Braunschweig gelieer.

    25 dabei handelte es sich um den letzten Reparationsplan, der die Zahlungsverpichtungen des Deutschen Reiches au Grundlage desVersailler Vertrages regelte.

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    ANANdIEmASSEN

    ENTSCHEIdUNG bRAUNSCHWEIGZur Zei der Weimarer epublik war Braunschweig ein Freisaa, dessen erriorium sich wie ein groer Fli-

    ckeneppich ber den Harz von Blankenburg im heuigen Sachsen-Anhal bis Holzminden im heuigen Niedersachsen

    ausdehne. In Braunschweig konne man au eine revoluionre Geschiche zurckblicken. Bereis am 8. November 1918,

    einen ag bevor die evoluion Berlin erreiche, war der Herzog von Braunschweig zur Abdankung gezwungen und 1919

    eine erepublik proklamier worden. Ende der 1920er Jahre dokumeniere sich diese Geschiche in einer sarken KPD,

    die vor allem in der Sad Braunschweig exisiere. Dem gegenber sand ein rechsgerichees Brger- und Bauernum, was

    zum rhen Ausieg der NSDAP beirug.

    Bei den Braunschweiger Landagswahlen im Sepember 1930 erhielen die Nazis 22,2% der Simmen. Es kamzu einer Koaliionsregierung von Brgerlicher Einheislise (BEL) und NSDAP, lezere erhiel das Innenminiserium. Da-

    mi war Braunschweig nach Tringen das zweie Land mi einem Miniser der naionalsozialisischen Parei. Dadurch

    konnen die Nazis auch weierhin ungehinder in Braunschweig aureen, da sich der Freisaa nich dem Verbo des -

    enlichen ragens des Braunhemdes angeschlossen hate, das 1930 i n Bayern und Preuen verhng worden war.

    Am 22. Februar 1931 rieen die Nazis zu ein er Demonsraion durch die Braunschweiger Arbeiervierel au.

    Die KPD seze der Nazi-Provokaion einen Kampaumarsch engegen, mi dem der Fackelzug der SA gespreng wur-

    de. Als sich die braunen rupps zurckzogen, sezen ihnen Aniaschisen mi einer Sponandemonsraion von 1000

    Leuen nach.

    Dieser Erolg wurde von der KPD gleich in einer poliischen Iniiaive im Sinne der Einheisronpoliik or-

    gehr: Erns Tlmann verkndee au einer Grokundgebung am 27. Februar 1931 in Braunschweig, dass seine Parei

    ein Volksbegehren r einen Volksenscheid zur Ausung des Landages ansrenge. Dami wolle die KPD die Iniiaive

    bernehmen, die SPD-Fhrung blosellen und die sozialdemokraische Basis r sich gewinnen. Allerdings war abzuse-

    hen, dass die KPD al lein einen Volksenscheid nich zum Erolg hren konne.

    SPD und Braunschweiger Landesregierung glauben sogar, dass die KPD bereis mi ihrem Volksbegehren

    scheiern wrde, doch die Kommunisen sezen es durch.

    Whrenddessen haten die Nazis in Tringen eine Schlappe erliten, als am 1. April 1931 der hringische NS-

    DAP-Saasminiser Wilhelm Frick aus der dorigen Landesregierung ausgeschlossen wurde. Ab diesem Zeipunk waren

    die Nazis nur noch in Braunschweig an einer egierung beeilig. Nur hier blieb ihnen die Mglichkei, ihre uniormieren

    Aumrsche legal anzumelden und bei Bedar von der Polizei durchsezen zu lassen. Zwar ra der naionalsozialisische

    Miniser Franzen, der sei lngerem uner poliischen Druck gesanden hate und zudem der Begnsigung eines Pareige-

    nossen berhr worden war, im Zuge des Volksbegehrens zurck. An seine Selle ra jedoch am 15. Sepember1931 der

    skrupellose Nazi Dierich Klagges.

    Zunchs schien jedoch die KP D in Braunschweig die Iniiaive zu besimmen. Der Volksenscheid wurde au

    den 15. November 1931 erminier. Diesen Erolg im cken, konzenrieren die Kommunisen ihre Kre au den Frei-

    saa und glauben, hier einen poliischen Sieg ber die Nazis und die Sozialdemokraie erringen zu knnen.

    HARzbURGER FRONT UNd mARSCH dER 100.000Whrend bei den Linken von einer Einhei keine ede sein konne, rie die Naionale Opposiion, bese-

    hend aus DNVP, Sahlhelm, eichslandbund, Alldeuschem Verband und NSDAP am 11. Okober 1931 zu einer Gro-

    veransalung in Bad Harzburg au , das damals zum Freisaa Braunschweig gehre. Es wurde die Harzburger Fron

    ausgeruen, mi dem Ziel, durch eine gemeinsames Missrauensvoum den Surz von eichskanzler Heinrich Brning(Zenrum) zu erwirken und Neuwahlen zu erzwingen. Auerdem war es ein Versuch der naionalkonservaiven Kre,

    die NSDAP in ein gemeinsames Bndnis zu inegrieren. Daran hate Hiler aber kein Ineresse. Aullig demonsriere

    die Nazi-Fhrungsriege Disanz zur Veransalung in Bad Harzburg. So erschien Hiler ers sehr sp, hiel eine ede, die

    er bereis schon einmal gehalen hate und verlie nach dem Vorbeimarsch der SA die ribne bevor der Sahlhelm

    vorbergezogen war.

    Die Nazis mobilisieren bereis reichswei r eine eigene Demonsraion am 17. und 18. Okober 1931 in

    Braunschweig, um die Harzburger Fron zu bergeln und ihren alleinigen Fhrungsanspruch zu maniesieren. Mi gro-

    em propagandisischen Auwand kndige Hiler den Marsch der 100.000 an. Der iel ziele au das 100.000-Mann-

    Heer, das Deuschland nach dem Versailler Verrag als Armee erlaub war. Hiler wolle zeigen, dass die Nazi-Bewegung

    eine ebenso groe Mach darselle, was narlich auch inernaional Aumerksamkei errege. Die gesame SA und SS

    mi angegliederen Verbnden raen zum gren Aumarsch paramilirischer Verbnde in der Geschiche der Weimarer

    epublik an. Zeigenssische Quellen nennen 104.000 eilnehmer. Wenn man bedenk, da ss Braunschweig zu dieser Zei

    150.000 Einwohner zhle, kann man sich die Dimensionen dieses Spekakels r die Sad vorsellen.

    Von vornherein war klar, dass es bei der Kundgebung auch darum gehen wrde, den K amp um die Srae in

    Braunschweig r sich zu enscheiden und die Niederlage vom Februar zu rchen. Whrend sich miliane Akivisen linker

    Gruppen au Auseinandersezungen einsellen, versuche die KPD im Sinne ihrer Einheisronsraegie poliische Gegen-

    manahmen zu ergreien. In Verbindung dami wurde eine ideologische Iniiaive gegen die Naziparei durchgehr. Mi

    Flugbltern und durch gemale Losungen wurden die Nazianhnger augeruen, den Kamp um die Freihei des Volkes in

    den eihen der KPD zu hren.26

    Nach einem ersen groen Aumarsch am 17. Okober 1931 zogen SA-Kolonnen, die provokane Lieder san-

    gen, geziel in Arbeiervierel, die a ls KPD-Hochburgen bekann waren. Vorher hate der Braunschweigische Innenminis-

    26 Roter Vormarsch im Bezirk Niedersachsen, Bezirksparteitag/Dez. 1932, als Manuskript gedruckt, S. 13.

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    ANANdIEmASSEN

    er Klagges Zetel vereilen lassen, in denen d ie SPD- und KP D-Vierel augelise waren, angeblich, um die SA vor diesen

    gehrlichen Sadteilen zu warnen.

    In der No sanden KPD, SPD und Unorganisiere zusammen. Paser wurde augerissen und Sraen mi

    Barrikaden versperr. Es kam zu brgerkriegshnlichen Zusammensen, in denen auch Schsse elen. Der pareilose

    Arbeier Heinrich Fischer wurde von einem SA-Mann durch einen Sich ins Herz gee. Der in K PD-Publikaionen als

    Genosse bezeichnee Arbeier Engelke erlit einen Bauchschuss, an dem er wenig sper versarb. Darber hinaus gab es

    61 Schwerverleze. Die Polizei sah all dem aenlos zu.

    Am olgenden Sonnag, dem 18. Okober 1 931, raen die Nazi-Massen au dem ewas auerhalb gelegenen

    Franzschen Feld an. Mi groen Pahos weihe Hiler zum lezen mal vor der Machergreiung, wie er verkndee,

    einige Fahnen und Sandaren.Abschlieend and vor dem Braunschweiger Schloss ein sechssndiger Vorbeimarsch von SA- und SS-Ver-

    bnden sat. Am Abend hiel Hiler eine ede, in der die Naionale Fron von Bad Harzburg mi keinem Wor Erwhnung

    and. Dem Missrauensvoum der Harzburger Fron gegen die egierung am 16. November 1931 schlossen sich noch DVP

    und KPD an. Es wurde jedoch mi den Simmen der SPD verhinder. Ebenso scheiere der Volksenscheid der KPD gegen

    die egierung in Braunschweig. Der Marsch der 100.000 gehre zu den enscheidenden Erolgen der Nazis au ihrem

    Weg zur Mach. Hiler spendiere allen eilnehmer deshalb ein Abzeichen, das sper als ozieller Orden gal.

    dIEEISERNE FRONTAls eakion au die Harzburger Fron und den Marsch der 100.000 wurde von eichsbanner, SPD, Allge-

    meinem Deuschen Gewerkschasbund (ADGB), Allgemeinem Angesellenbund (Aa-Bund) und Arbeier urn- und

    Sporbund (ASB) am 16. Dezember 1931 die Eiserne Fron ormier. Ihr Symbol waren drei von rechs oben nach

    links unen weisende Peile, die jeweils eine Krone, ein Hakenkreuz und Hammer und Sichel zerschmetern. Die Eiserne

    Fron versand sich somi auch als anikommunisische Organisaion.

    Eine Migliedscha im eigenlichen Sinne gab es nich. Vielmehr selle die Eiserne Fron den Versuch dar, eine

    Bewegung von republikreuen Kren zu iniiieren. Heue wrde man sie wohl als konzeriere Akion demokraischer

    Organisaionen gegen den Exremismus bezeichnen.

    Whrend der ersen Monae ihrer Exisenz wurde die Eiserne Fron mitels Groveransalungen populr ge-

    mach. Es gab sogenanne swochen, in denen sich Akivisen in Eiserne Bcher einragen konnen. Gewerk-

    schaer bildeen Hammerschaen, um im Ernsall auch milian agieren zu knnen. In ihrer Propaganda erschien die

    Eiserne Fron als enschiedene Kra zum Schuze der epublik. aschlich konzenrieren sich ihre Akivien au en-

    lichkeiswirksame Selbsdarsellungen.

    Unerdessen gewannen die Nazis immer mehr an Boden. Hiler wolle am 10. April 1932 bei der Wahl zum

    eichsprsidenen gegen Paul von Hindenburg und Erns Tlmann anreen, doch noch war er saaenlos. Die deusche

    Saasbrgerscha beschae ihm die Braunschweiger egierung, indem sie ihn am 25. Februar 1932 zum egierungsra

    in Berlin ernanne ein Posen, den Hiler im brigen nie anra. Die Wahl zum eichsprsidenen enschied jedoch der

    von der SPD unersze, deuschnaionale Paul von Hindenburg r sich.

    dIEANTIFASCHISTISCHE AKTION

    Die KPD reagiere au diese Enwicklungen mi dem Auru zur Einheisron Akion, die kurz darau in

    Aniaschisische Akion umbenann w urde. Den Grund lieere eine Schlgerei zwischen Angehrigen der Nazi-Pareiund kommunisischen Abgeordneen am 25. Mai 1932 im preuischen Landag, die ac h Schwerverleze zur Folge hate.

    Am nchsen ag iele die oe Fahne: Feiger berall der Nazis im Landag au Kommunisen Aniaschisische Aki-

    on Auu des Zenralkomiees der KPD an die deusche Arbeierklasse. In den nchsen Wochen anden berall im eich

    Bezirkskongresse der Aniaschisischen Akion sat.

    Dies ra sich mi Enwicklungen an der Basis. Es waren die Nazis welche KPD, SPD und andere Linke quasi

    in eine Fron prgelen. Au der Srae sand man o ohne Ach au die Pareizugehrigkei zusammen, einach aus der

    Siuaion heraus. KPD-Miglieder, die zum groen eil arbeislos waren, organisieren mi Huserschuzsaeln27

    aniaschisische Selbshile, an der sich narlich alle Beroenen beeiligen. Die Praxis war also o ewas anderes

    als die Pareilinie.

    Allerdings gehen die Annahmen, dass sich in der KPD der Dr uck der Basis durchgesez hte was dann mi

    zur Grndung der Aniaschisischen Akion beigeragen haben soll an der eali vorbei. 1932 war die KPD eine durch

    und durch salinisische Parei, eine Einussnahme der Basis au die Pareihrung war ausgeschlossen. Die Ensehung

    der Aniaschisischen Akion vollzog sich vielmehr im bekannen inhallich/sraegischen Konzep der Einheisron-

    poliik nach Vorgabe der Kominern und markiere keinen Bruch mi der anisozialdemokraischen Linie. Oensichlich

    handele es sich bei der Aniaschisischen Akion um die kommunisische Gegengrndung zur Eisernen Fron.

    Dies lss sich unschwer mi den Proklamaionen und Papieren der Aniaschisischen Akion belegen.

    Erwhnenswer is hier die Broschre Erns Tlmanns Anwor au 21 Fragen von SPD-Arbeiern, die in einer Massen-

    auage von der KPD verbreie wurde und so ewas wie ein Grundlagenpapier r die Aniaschisische Akion darsellen

    solle. Der Legende nach raen sich am 8. Juli 1932 im Karl-Liebknech-Haus in Berlin 20 Sozialdemokraen aus verschie-

    denen Bezirken mi Erns Tlmann zum Gesprch. Wenig sper erschien das Frage- und Anwor spiel in dem benannen

    He. Inhallich beseh die Verenlichung aus einer Aneinanderreihung von Phrasen, Man such vergeblich nach der

    27Huserschutzstaeln waren ursprnglich zum Schutz der Mieter vor behrdlichen Manahmen wie Zwangsrumungen gegrndet worden.Durch die Brutalisierung der politischen Kmpe wurden Huserschutzstaeln ab etwa 1930 wesentlich r den antiaschistischen Kamp.

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    ANANdIEmASSEN

    konkreen Anwor au nur eine einzige Frage. Als Beispiel sei hier Tlmanns Erwiderung darau, ob die Aniaschisische

    Akion ewa ein kommunisischer Pareiladen sei, wiedergegeben:

    Sie is ein berpareiliches Sammelbecken r alle zum rcksichslosen Kamp gegen den Faschismus gewillen Ar-

    beier. Sie is keine Organisaion, sondern eine Massenbewegung. Sie is der Srom, in den all die kmperischen Kre einmnden,

    die wirklich den Kamp, den Massenangri gegen die jezige Regierung, welche die unmitelbare Auichung der aschisischen

    Dikaur bereiben, durchhren wollen. Die Fhrung der besonderen Einheisausschsse, die in den Berieben, in den Sraen an

    den Sempelsellen usw. gebilde werden, mu selbsversndlich in den Hnden der kampgewillen Arbeier selbs liegen.28

    Schlielich hr die Kampagne am 10. Juli 1932 zu einem eichseinheiskongress in der Berliner

    Philharmonie. Nach KPD-Angaben waren 1550 Delegieren anwesend, davon 379 Kommunisen, 132 SPD-Miglieder

    (daruner auch Angehrige des eichsbanners) und 954 Pareilose. Wiewei diese Zahlen, insbesondere hinsichlich derSPD-Miglieder, der eali ensprachen, lss sich im Einzelnen schwer verizieren. Wie berhaup alles, was mi der

    Aniaschisischen Akion zu un ha, denn es gab keine Migliedsausweise. Die Aniaschisische Akion ensand aus der

    prakischen Beeiligung. Der Kongress beschloss ein Kampgelbnis der Aniaschisischen Akion und ein Manies.

    Dieses Manies ha die gleiche Dikion w ie die Tlmann-Broschre. Zum Sinn der Aniaschisischen Akion is zu lesen:

    Die Aniaschisische Akion will nich dulden, da ber Deuschland die aschisische Dikaur erriche wird,

    da die Klassenorganisaionen des Prolearias zerrmmer und verboen, da alle Reche der Arbeierklasse mi Fen gereen,

    da die Sozialversicherungen und alle Errungenschaen der Arbeierbewegung ausgerote werden. Die Aniaschisische Akion

    organisier in breieser Einheison den geschlossenen roen Massenselbsschuz der Arbeier, Erwerbslosen und Werkigen in

    ganz Deuschland. Die Aniaschisische Akion will den Massenkamp aller klassenbewuen Arbeier, aller aniaschisischen

    Freiheiskmper r die vernichende Niederlage des Hileraschismus, r die Zurckeroberung von Millionen von den Naional-

    sozialisen berogenen Werkigen.29

    Der hier genanne oe Massenselbsschuz war analog zu den Hammerschaen der Eisernen Fron aus-

    geruen worden.

    Die Kommunisen wollen mi der Aniaschisischen Akion sowohl die Pareibasis der SPD als auch der

    NSDAP in ihre Poliik gegen das Sysem einbinden. In diesem Zusammenhang is auch der gemeinsame BVG-Sreik von

    GO und NSBO (Naionalsozialisische Beriebszellenorganisaion) im November 1932 zu sehen. Es kam denn auch

    zu demonsraiven Auriten und edebeirgen von Migliedern der SPD und des eichsbanners, ab und wann raen

    SA-Leue aus Podium und erklren die Zusammenarbei.

    Das Emblem mi den Doppelahnen, die KPD und SPD (gemein war narlich immer nur die SPD-Ba-

    sis, nich die Parei als solche) in einem etungsring mi der Auschri Aniaschisische Akion symbolisieren,

    auche ab diesem Zeipunk quasi au allen KPD-Publikaionen und -Demonsraionen au. Der Enwur samme von

    den Grakern Max Keilson und Max Gebhar, die Miglieder im Bund revoluionrer bildender Knsler Deuschlands

    (BBKD)30 waren.

    Die Propaganda der KPD lie ab diesem Zeipunk au Hochouren. Mi Plakaen, Zeiungen und Sonderbei-

    lagen versuche die Parei eine erolgreiche Iniiaive darzusellen. aschlich gelang es, vor allem SPD-Miglieder mi der

    Aniaschisischen Akion anzusprechen. Insoern war die Poliik der KPD erolgreich, die sich in erser Linie weierhin

    gegen die Sozialdemokraie richee. Die SPD wiederum mache keinen Unerschied zwischen Nazis und Kommunisen,

    was bedeuee, dass sich jedes SPD-Miglied, das sich an der Aniaschisischen Akion beeiligen wolle, gegen seine eige-

    ne Parei sellen musse.

    WAHLERGEbNISSEMi der Aniaschisischen Akion wolle die KPD nich nur eine von ihr dominiere, pareibergreiende

    Sammlungsbewegung schaen, sondern sie ziele auch konkre au die eichsagswahl am 31. Juli 1932. Das Kamp-

    gelbnis der Aniaschisischen Akion vom 10. Juli wurde z. B. von vornherein als ammender Wahlauru verass und

    als Plaka verbreie.

    Der Wahlkamp r die Juliwahl 1932 gil als der gewaltigse in der deuschen Geschiche. Insbesondere

    zwischen KPD- und NSDAP-Anhngern kam es zu massiven Auseinandersezungen bis hin zu Schieereien. In der ersen

    Junihle 1932 sarben dabei drei Menschen. Nach der Auebung des Uniormverboes gegen die SA am 16. Juni sarben

    weiere 17. Im Juli waren 86 oe zu beklagen, 38 davon Anhnger der NSDAP, 30 gehren der KPD an.

    Die Wahlbeeiligung zum 6. eichsag war mi 84,1% die hchse bei einer Wahl in der Weimarer epublik

    berhaup. Am Ende wurde die NSDAP mi 37,3% (und einem Simmenzuwachs von 19%!) die mi Absand srkse

    Parei im eichsag, allerdings hate sie nich die Mehrhei. SPD (21,6%) und KPD (14,3%) blieben zusammen-

    genommen relaiv sabil.

    Adol Hiler war nach diesem Ergebnis nich mehr berei, eine Minderheienregierung zu unerszen

    er wolle die Mach! Daher kam es bereis am 6. November 1932 zu Neuwahlen. Diese endeen jedoch mi Simmen-

    verlusen von 4,2% r die NSDAP, die somi nur noch au 33,1 % kam. Die KPD dagegen gewann eliche Simmen hinzu,

    vor allem aus den eihen der SPD. Insgesam blieb aber der Aneil von SPD und KPD zusammen mi 37% wiederum ewa

    konsan.

    Es wre vermessen, die Simmenverluse der NSDAP au eine erolgreiche aniaschisischen Poliik der K PD

    zurckzuhren. Vielmehr war die Wahlbeeiligung um mehr als 1,4 Millionen Simmberechige gesunken. Ganz proan

    lag das an einsezender Wahlmdigkei und ra vor allem die Nazis. Auerdem elen viele Whler von der NSDAP w ieder

    28 Ernst Thlmanns Antwort au 21 Fragen von SPD-Arbeitern, Zit. in: Kamp dem Faschismus Thlmann 1929-1933, Urania-Verlag LeipzigJena Berlin, 1986, S. 263.

    29 Was will die Antiaschistische Aktion?, Broschre 1932, Zit. in: Kamp dem Faschismus Thlmann 1929-1933, Urania-Verlag LeipzigJena Berlin, 1986, S. 263.

    30 Die Assoziation revolutionrer bildender Knstler Deutschlands, kurz Asso, abgekrzt ARBKD, war ein im Mrz 1928 gegrndeter Zusam-menschluss kommunistischer Knstler. Au ihrem Berliner Kongress im November 1931 wurde der Name in Bund revolutionrer bildender KnstlerDeutschlands (BRBKD) gendert 1933 erolgte das Verbot.

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    ab, weil diese zwar mi bombasischen Sprchen aura, ers mal aber kaum konkree poliische Vernderungen bewirke.

    Mitelsndische und brgerliche Whler zeigen sich durch den revoluionren Habius der Nazis zudem verunsicher .

    Demgegenber proiere die KPD vom Polarisierungsprozess zum Ende der Weimarer epublik und gewann

    r sich Whler der SPD. In der Summe blieb der Simmenaneil beider Arbeier-Pareien (mi der USPD ursprnglich

    dreier Pareien) in der Zei von den 1920er Jahren bis 1932 konsan zwischen 33 und 40 %. 31

    In diesen Ergebnissen oenbar sich eine groe Schwche der linken Arbeierpareien: Beame, Selbsndige

    und andere, nich zur Arbeierklasse zhlende Schichen, die den gesellschalichen Wandel akiv unerszen wollen,

    konnen bei ihnen keine poliische Heima nden. SPD und KPD blieben ber all die Jahre bei ihrer, au den Marxismus

    geszen Ideologie, in deren Folge sie Klienelpoliik berieben. Mehr noch, insbesondere die KPD sand dem Klein-

    brgerum missrauisch gegenber und sah in ihm einen poeniellen Verrer an der Sache des Klassenkampes.

    zEITFENSTER VON dREI WOCHENDie Nazi-Parei schien ihren Zeni bereis berschriten zu haben, als sie ber eine Koaliion mi der DNVP,

    die durch den Naionalkonservaiven Franz Papen eingedel wurde, doch noch an die Mach kam. Am 30. Januar 1933

    wurde Adol Hiler vom eichsprsidenen Paul von Hindenburg als eichskanzler vereidig und mi der Bildung einer

    Koaliionsregierung des Naionalen Zusammenschlusses beaurag.

    In den nchsen agen kam es bereis vielerors zu bergrien au poliische Gegner durch die SA. Doch

    blieben dies willkrliche, unkoordiniere Akionen. Der Saasappara war noch nich im Gri der Nazis und alle Pareien

    und Organisaionen blieben zunchs legal. Hiler hte in einem Zeienser von drei Wochen durch enschlossenes

    Handeln abgesez werden knnen, doch auer ein paar groen Demonsraionen und den erolglosen Bemhungen der

    KPD, einen Generalsreik zu organisieren, geschah nichs.

    Ein Grund war sicherlich, dass man die Siuaion allgemein verkanne. Von den brgerlichen Kreisen ber

    die Sozialdemokraen bis hin zur KPD reiche die Meinung, dass die Nazis in der realen Poliik schnell scheiern und sich

    dami von selbs erledigen wrden. Die SPD-Poliiker sahen deshalb nur geringschzig au sie herab. Die brgerlich/

    konservaiven Pareien glauben dagegen, mi der NSDAP wie mi einem Juniorparner umgehen zu knnen. Dass die

    Nazis mi den Kommunisen aurumen wrden, wurde von Brgerlichen bis Sozialdemokraen eher beillig gesehen.

    In der KPD wiederum war man der Ansich, dass die Nazis nach kurzer Zei versagen wrden, worau dann der En-

    scheidungskamp mi der sozialaschisischen SPD ansnde.

    Das Erwachen kam ers mi der Nach zum 28. Februar 1933, als der eichsag branne. Die Nazis nuzen

    dieses Ereignis soor, um eine Noverordnung durchzusezen. Nun ging alles sehr schnell: Verhaungswellen sezen ein

    und am 24. Mrz 1933 wurde das Ermchigungsgesez in Kra gesez, mi dem sich Hiler zum Dikaor auschwang.

    Die linken Organisaionen wurden zerschlagen und die brgerlichen Freiheisreche auer Kra gesez. Doch selbs in

    dieser Siuaion hre der Kamp von KPD und SPD unereinander nich au. Fr eingeeische Sozialdemokraen blieben

    Kommunisen ro lackiere Nazis und die Kominern hiel unbeirr an ihrer Sozialaschismusheorie es.

    KURSWENdE VOLKSFRONTDie Machbernahme durch die Naionalsozialisen im Deuschen eich versrke die aschisischen

    endenzen in ganz Europa und Aniaschismus wurde zu einem i nernaionalen Massenphnomen. Enscheidend wirken

    sich dabei die Vorgnge in Frankreich im Februar 1934 aus. Dor verhinderen Sozialisen und Kommunisen gemein-sam durch Demonsraionen und einen Generalsreik einen von ranzsischen Faschisen analog zum Marsch au om

    geplanen Marsch au Paris. Anschlieend kam es zu einem ormellen Verrag zwischen der kommunisischen und der

    sozialisischen Parei Frankreichs, denen sich auch eine radikale liberale Parei anschloss 32. Eine hnliche Enwicklung

    zeichnee sich in Spanien ab.

    Ob es die Vorgnge in Frankreich und Spanien waren, die Salin dazu brachen, die Poliik der Kominern zu

    ndern, bleib Spekulaion. Denn eine ideologische Begrndung r die Kursnderung gab es nich. Da der Marxismus

    den Faschismus als Herrschasorm nich kanne, lieere Georgi Dimirow au dem VII. Welkongress der Kominern

    im Juli/Augus 1935, eine schwache, polemische Erklrung in der er Faschismus als die oene, errorisische Dikaur der

    reakionrsen, chauvinisischsen, am meisen imperialisischen Elemene des Finanzkapialsbezeichnee. Ohne reilich einen

    Hinweis darau zu geben, wann denn diese Sue erreich sei. Gemein war, dass brgerliche Demokraie und Faschismus

    Herrschasormen des Kapialismus seien. In dem Momen, wo der Kapialismus bedroh sei wie im Falle der Welwir-

    schaskrise in Deuschland wandele er sich in eine aschisische Dikaur, deren besonderes Ziel die Zerschlagung der

    marxisischen Arbeierbewegung sei. Dami w urde au dieser lezen Versammlung der Kominern33 die Sozialaschismus-

    Tese endglig verworen und die Sekionen au die Hersellung von Volksron-Bndnissen orienier.

    Bei den Parlamenswahlen im April/Mai 1936 in Frankreich siege die Volksron. Lon Blum wurde zum

    ersen sozialisischen Miniserprsidenen Frankreichs und das Vordringen des Faschismus konne dor gesopp werden.

    Auch in Spanien enschied im Februar 1936 ein Volksron-Bndnis die Wahl r sich. Doch im Juli 1936

    versuche General Franco sich an die Mach zu puschen. Es kam zum Brgerkrieg. Franco wurde durch Nazi-Deuschland

    und das aschisische Ialien massiv unersz, whrend von der Volksronregierung die Inernaionalen Brigaden au-

    geboen wurden. Uner den Freiwilligen waren auch 5.00 0 Deusche. Spanien wurde zum ersen inernaionalen Schlach-

    eld zwischen Faschismus und Aniaschismus. Der Krieg endee im Februar 1939 mi dem Sieg Francos.

    31 Stimmenanteil SPD/USPD/KPD bei den Reichstagswahlen 1920 1932

    6. Juni 1920, KPD 2,1 %, USPD 17,9 %, SPD 21,6 % zusammen: 41,6 %4. Mai 1924, KPD 12,6 %, USPD 0,8 %, SPD 20,5 % zusammen: 33,9 %7. Dezember 1924, KPD 9,0 %, USPD 0,3 %, SPD 26,0 % zusammen: 35,3 %20. Mai 1928 KPD 10,6 %, USPD 0,1 %, SPD 29,8 % zusammen: 40,5 %14. September 1930, KPD 13,1 %, USPD 0,03%, SPD 24,5 % zusammen: 37,6 %31. Juli 1932, KPD 14,6 %, SPD 21,6 % zusammen: 36,2 %6. November 1932, KPD 16,9 %, SPD 20,4 % zusammen: 37,3 %

    32 Auch das berhmte Einheitsrontlied (Und weil der Mensch ein Mensch ist) entstand erst im ranzsischen Exil Ende 1934. Der Textstammte von Bertold Brecht, die Melodie von Hanns Eisler. Die Urauhrung and bei der 1. internationalen Musikolympiade 1935 in Straburg statt.Spter wurde es in der Interpretation von Ernst Busch das bekannteste Lied der marxistischen Arbeiterbewegung.

    33 Am 15. Mai 1943 asste das EKKI, au Entscheidung Stalins, den Beschluss zur Ausung der Komintern zum 10. Juni. Dieser Schritt giltals ein Zugestndnis Stalins an die westlichen Alliierten, au deren Untersttzung die Sowjetunion im Krieg gegen Hitler angewiesen war.

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    HER

    ANANdIEmASSEN

    FLUGbLATT/bEzIRK NIEdERRHEINANTIFASCHISTISCHE KAmpFWOCHE | 14. 21. AUGUST 1932

    Mi dem gren Verra an der Sache des Aniaschismus, dem Hiler-Salin-Pak, verschwand das Begrispaar

    Faschismus/Aniaschismus plzlich aus dem Worschaz der Kominern. Ers der berall der Wehrmach au die

    Sowjeunion 1941 brache es zurck. Die Ani-Hiler-Koaliion, in der sich die Kriegsgegner Deuschlands zusam-

    menschlossen, hre zu einem Kriegsaniaschismus. In den von Deuschland besezen oder dominieren Lndern

    verschmolz die Sache der naionalen Bereiung mi der des Aniaschismus. Aniaschismus wurde in diesem Zusammen-

    hang als parioischer Kamp gegen die deusche Besazung begrien. Fr den Kriegsaniaschismus spiele der poliische

    Kamp gegen den Kapialismus besenalls noch eine Nebenrolle.

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    zWEImA

    LANTIFASCHISmUS

    kraischen Parei Deuschlands (NPD) 1964 und die Annge der Sudenenbewegung prgen diese Zei. Als Kaalysaor

    wirke die groe Koaliion von SPD und CDU uner Kur Georg Kiesinger (CDU), die 1966 die egierungsgeschicke

    bernahm. In der Folge mache sich Unmu gegen die herrschende Poliik in breien Bevlkerungskreisen bemerkbar, von

    dem vor allem die NPD proiere. Bei Landagswahlen erlangen die echsradikalen Simmenaneile von bis zu 10% und

    vieles deuee darau hin, dass ihnen 1969 der Einzug in den Bundesag gelingen wrde.

    Sponan ensand eine Gegenbewegung, die von Verreern eablierer poliischer Organisaionen ber die

    veremen K ommunisen bis hin zur gerade ensehenden Auerparlamenarischen Opposiion (APO) reiche. Zum

    ersen Mal zeige sich ein neuer, kmperischer Aniaschismus in der Bundesrepublik.

    Nachdem die NPD bei der Parlamenswahl 1969 knapp an der 5%-Hrde gescheier war, ebbe diese ania-

    schisische Welle allerdings schnell wieder ab. Doch ihr Geis hiel sich weierhin in der APO, die ihre Kampagnen zwarnich gegen aschisische, sondern vor allem gegen anidemokraische Misssnde (Eneigne Springer) sowie den

    adikalenerlass oder die Nosandsgeseze durchhre.

    Der Beginn der auerparlamenarisch-aniaschisischen Bewegung lss sich also bereis in den 1960er Jah-

    ren nachweisen, und zwar deulicher in ihrem undogmaischen eil als in den hierarchisch organisieren kommunisi-

    schen Gruppen, die in den 1970er Jahren ebenalls aus der APO ensanden. Denn welche Ziele auch verreen wurden:

    den Kommunisen ging es in erser Linie darum, die Arbeier in den Berieben zu erreichen, um den Klassenkamp zu

    berdern. Aniaschismus blieb r sie lediglich ein Nebenschauplaz. Auch die bewaneen Gruppen wie die Bewegung

    2. Juni, die oe Armee Frakion (RF) oder die evoluionren Zellen (Z) schieden als Ideengeber r die

    Ania aus. Keine dieser Gruppen ha je eine Akion explizi gegen Nazis durchgehr.

    Nach dem Zweien Welkrieg war Aniaschismus in Deuschland zunchs ein klassisches Tema der 1947 als Oper-

    verband geschaenen Vereinigung der Verolgen des Naziregimes (VVN). Da die VVN dem Machanspruch der SED

    uner Ulbrich im Wege sand, wurde sie in der DD 1953 augels. Oziell erklre die VVN ihre Augabe in der

    DD als erll. An ihre Selle ra mi der lezen Sizung des Zenralvorsandes am 21. Februar 1953 das Komiee

    der aniaschisischen Widersandskmper. Dieses Gremium aus 32 bekannen Persnlichkeien, die mehrheilich

    der Funkionrsschich der SED angehren, war vllig von der SED abhngig und hate die Funkion, den saalich ver-

    ordneen Aniaschismus zu reprsenieren. Ers 1974 dure sich das Komiee wieder al s Migliederverband organisieren.

    Es ensand eine poliisch harmlose Vereinigung aler Frauen und Mnner.

    Ganz anders verlie die Enwicklung in den Weszonen bzw. in der BD. Dor wurde die VVN von der KPD

    dominier und gal als klassische, kommunisische Voreldorganisaion. Deshalb erwirke die SPD bereis 1948 einen

    Unvereinbarkeisbeschluss gegen sie. In den olgenden Jahren gal es als oenes Geheimnis, dass die VVN nanziell und

    logisisch von der DD aus gehr wurde. Als dann in den 1950er Jahren die Kommunisenverolgungen in der Bundes-

    republik einsezen, die zum Verbo von FDJ und KPD hren, drohe auch ein Verahren gegen die VVN. Dieses wurde

    jedoch 1963 ad aca geleg.

    Mi den 1960er Jahren begann sich, begleie von sarken poliischen Spannungen, die gesellschaliche Siua-

    ion in der Bundesrepublik zu verndern. Der Mauerbau durch die DD 1961 wie auch die Grndung der Naionaldemo-

    zWEImALANTIFASCHISmUS

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    WIEdIE

    ANTIFAENTSTANd

    Die Ensehung der heuigen Ania-Bewegung hng wesenlich mi dem Auauchen der Neonazis in der Bundesrepublik

    in den 1970er Jahren zusammen. Neben Vereinigungen wie der NPD und der Deuschen Volksunion (DVU) ra eine

    neue Generaion von Nazis in Erscheinung. Hierzu zhlen u.a. die 1973 gegrndee Wehrsporgruppe Homann oder die

    1977 ensandene Akionsron Naionaler Akivisen (ANS) des Michael Khnen. Bald kam es zu erroranschlgen wie

    dem Bombenatena au das Okoberes in Mnchen am 26. Sepember 1980 mi 13 oen und 211 Verlezen.

    Gegen die alen und neuen Nazis mobilisiere sich Widersand, mi dem zunchs weder die regierenden

    Pareien und ensprechenden Organisaionen noch die VVN ewas zu un haben wollen; er wurde aus den eihen der

    K-Gruppen im Zusammenwirken mi undogmaischen Linken organisier. Zu den ersen Akionen gehren die Be-

    sezung des Curio-Hauses in Hamburg (1977), mi der enschlossene Akivisen eine DVU-Veransalung verhinderen,

    und die miliane Akion au dem Gtinger Markplaz (1978), mi der eine NPD-Wahlkampfundgebung regelrech

    abgerum w urde. Insbesondere enwickelen sich aber ein aniaschisisches Bndnis (1978) bzw. das daraus en-

    sandene ock gegen echs in Frankur am Main (1979 und 198 0) gegen das dor jhrlich am 17. Juni 34 satndende

    NPD-reen zu einem poliischen Erolg mi bundesweier Aussrahlungskra. Durch das Zusammenspiel von Fesival,

    Demonsraionen und milianen Akionen wurde die NPD schlielich gezwungen, ihre Deuschlandreen generell

    auzugeben.

    WIE dIEANTFAENTSTANd

    34 Der 17. Juni war der Jahrestag des Volksaustandes in der DDR von 1953. Seit 1954 war der 17. Juni als Tag der deutschen Einheitofzieller, arbeitsreier Feiertag in der BRD. Nach der Wiedervereinigung wurde er 1990 durch den 3. Oktober ersetzt.

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    WIEdIE

    ANTIFAENTSTANd

    An vielen Oren bi ldeen sich in dieser Z ei ideologisch und organisaorisch nich eingebundene ania-

    schisische Arbeiskreise. Allerdings gesalee sich die Zusammenarbei schwierig. Da gab es den Kommunisische Bund

    (KB), der eine bundesweie Iniiaive uner seiner Leiung ansrebe. Demgegenber verra die VVN in Sachen Ania-

    schismus die Posiionen der Deuschen Kommunisischen Parei (DKP) bzw. der SED, suche den Schulerschluss mi

    Gewerkschaen und SPD, vereidige den aniaschisischen Geis der reiheilich-demokraischen Grundordnung

    und war srik gegen Milianz. Daneben versuche die Volksron die von der Kommunisischen Parei Deuschlands/

    Marxisen Leninisen (KPD/ML) 1979 gegrnde worden war, dann aber vom Bund Wesdeuscher Kommunisen

    (BWK) dominier wurde und die Sozialisische Arbeiergruppe (SAG), eine rozkisische Gruppe, Einuss au die sich

    enwickelnden Ania-Zusammenhnge zu nehmen. Bei den meis jungen Ania-Akivis/innen, die konkre ewas gegen

    die Neonazis unernehmen wollen, raen diese inernen Machspiele au Unversndnis.Da keine aschliche, verrauenswrdige Kooperaion zwischen den Organisaionen satand, begann der

    KB, eine Ania-Kommission auzubauen, um Personen und Zusammenhnge im neoaschisischen Lager auszuorschen

    und dami eine undiere enlichkeisarbei zu bereiben. Darber hinaus ging der KB von einer Faschisierung des

    parlamenarischen Sysems aus, woruner der allmhliche Abbau der demokraischen eche und eine Umwandlung in

    einen Polizei- und berwachungssaa versanden wurde (eine Posiion, die sper auch von den Auonomen verreen

    wurde, welche ebenso die Praxis der echerche bernahmen). Doch roz aller Bemhungen ging der Einuss des KB in

    den kommenden Jahren zurck und Auonome und undogmaische Lin ke wurden besimmend.

    ImWINdSCHATTENDie sich quasi im Windschaten der groen poliischen Temen Ende der 1970er Jahre wie Ani-AKW,

    Hausbesezungen, Ani-Kriegsbewegung und dem bewaneen Kamp eablierende Ania-Srmung wurde zunchs

    kaum wahrgenommen. Der Beginn der berregionalen Ania-Organisierung kann au den 21. November 1981 daier

    werden, als in Hannover ein reen von Norddeuschen und Fankurer Ania-Gruppen satand. Anwesende waren

    Hamburg, Frankur/Main, Hannover, Norheim, Gtingen, Bad Lauerberg, Emden, Oldenburg, sowie Verreer von

    SAG und Volksron. Poliisch war alles verreen was die linksradikale Szene zu bieen hate bis au ypische Auonome.

    Das reen wurde in unregelmigen Absnden alle paar Monae einberuen und selle eine eigensndige Insanz

    dar. Gruppen aus Frankur nahmen nur anangs eil. Die Volksron verlie das reen, ewas sper auch die SAG.

    Dar sieen einige andere Gruppen aus dem norddeuschen aum hinzu, weshalb sich die Koordinaion oran Nord -

    deusches Ania-reen nanne.

    Die Zusammensezung dieser ersen Vernezung zeig, das es alsch is, Ania einach uner dem Begri

    Auonome einzuordnen, was lezlich mi den Ansichen vieler Ania-Akivis/innen korrespondiere, die sich

    nich uner dem Label Auonome subsumieren lassen wollen. Fr die auonome Bewegung an sich spiele Aniaschis-

    mus jedenalls bis 1983 keine olle. Anangs beasse sich lediglich ein rech berschaubarer Kreis mi dem Tema.