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Nunc est bibendum, zum Wohl! Mönche des Klosters Fischingen beim Haustrunk. Zur Kulturgeschichte des Bieres: Gelebte Kirchlichkeit damals und heute In alter Tradition und Verbundenheit 8/2016 16. bis 30. April Zentralredaktion

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Nunc est bibendum, zum Wohl! Mönche des Klosters Fischingen beim Haustrunk.

Zur Kulturgeschichte des Bieres: Gelebte Kirchlichkeit damals und heute

In alter Tradition und Verbundenheit

8/2016 16. bis 30. April Zentralredaktion

500 Jahre Reinheitsgebot: Hopfen und Malz – Gott erhalt’s

Ein grosser See von Bier für JesusFastengebote machte es erträgli-cher und die Ernährung gesünder –das Bier. Aus dem Orient stammend, blühte die Braukunst ab dem Mittel-alter als Teil gelebter Kirchlichkeit auf. Das reiche Erbe inspiriert auch heutige Braumeister.

Mit einem Plopp geht der Kronkor-ken ab oder der Bügelverschluss auf, dann das Glas schräg angesetzt, und schon rinnt goldgelb und leise spru-delnd die begehrte Flüssigkeit die Glaswand hinab. Zuoberst bildet sich kronenartig weisser Schaum, kom-pakt und «idealerweise zwei Finger hoch», so Alois Gmür, Braumeister und Schwyzer Nationalrat. Ein frisches Bier ist für viele Men-schen  ein echter Hochgenuss und Ausdruck gemeinschaftlicher Lebens-freude. Gmür drückt es so aus: «An Musik-, Schwing-, Turn- und Jodler-festen stelle ich mit Freude fest, dass Bier ein Volksgetränk ist, das zusam-

Braumeister Philipp Krickl im Gärkeller: Die Brauerei Kloster Fischingen nahm 2014 den Betrieb auf. Die einzige Kloster-brauerei der Schweiz braut nach Rezepten belgischer Trappisten. Bild: Kloster Fischingen/

www.pilgrim.ch

menführt und beglückt.» Was macht Bier so beliebt? Philipp Krickl, Brau-meister der Brauerei Kloster Fischin-gen, weiss Bescheid: «Für ein gutes Bier braucht es hervorragende Roh-stoffe: das Klosterwasser, Getreide, Hopfen und die richtige Hefe; ferner ein sorgfältig abgestimmtes Rezept mit viel Know-how für die richtigen Temperaturen und Zeiten sowie sau-beres Arbeiten.»

Vom Orient ins AbendlandDen Anspruch des Genusses in fro-her Runde hatte das Bier freilich nicht immer. Über Jahrhunderte schmeckte es nicht nur ganz anders als heuti-ge  Biere, sondern galt auch in erster Linie als gesundheitlich relativ siche-res Nahrungsmittel. Die Wurzeln der Braukunst reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die reichen Kornkammern in Meso-potamien (im heutigen Irak) und in Ägypten boten ideale Voraussetzun-

gen, so Franz Meußdoerffer und Martin Zarnkow in ihrem Buch «Das Bier. Eine Geschichte von Hopfen und Malz». Später, in der Antike, brach-ten römische Legionäre die Bierkultur nach Europa.

Die Kirche und das BierDer vom Weinanbau geprägte grie-chisch-römische Kulturraum pflegte an sich Vorbehalte gegenüber dem Bier, ebenso zunächst die Kirche. In Regionen, in denen kein Wein ge-dieh, freundete sie sich mit dem Bier an. Die iroschottischen Wandermön-che setzten es nördlich der Alpen schliesslich durch. Von der heiligen Brigida von Kildare ist überliefert, dass sie ihren Mitmenschen Bier spende-te. In einem Gebet wird ihr die Aus-sage zugeschrieben: «Ich möchte für Jesus da sein. Ich möchte einen gros-sen See von Bier für den König der Könige.» Es ist diese Zeit des frühen Mittelalters, da sich das Brauen von

2 Thema

Das Kloster Scheyern in Oberbayern braut seit dem Jahr 1119 Bier. Bild: aw

Einige Zahlen zum BierPro Jahr trinkt die Menschheit fast zwei Milliarden Liter Bier, ein Viertel davon allein in China. Im Pro-Kopf-Verbrauch liegt Tsche-chien mit 145 Litern vorn; die USA mit knapp 3000 bei der Zahl der Brauereien (Angaben für 2011–14, Deutsches Hopfenmuseum).

gebaut hatte, zeigen mancherorts Naturalabgaben in Bier, welche die Bevölkerung dem Pfarrer abzugeben hatte. Umgekehrt schuldete der Pfar-rer dem Vikar den Lebensunterhalt. Die «Sammlung der Kirchengesetze» in Württemberg schreibt 1836 dem Pfarrer, «welcher einen Vikar noth-wendig hat», vor: «Au Wein gebührt dem Vikar, jedesmal ein Schoppen, oder in Gegenden, wo der Wein nicht üblich ist, ¼ Maass Bier.»

Das ReinheitsgebotAb dem 11. Jahrhundert trat der Hop-fen seinen Siegeszug in der Brau-kunst an. Schon die heilige Hildegard von Bingen lobte die konservieren-den und schlaffördernden Bitterstof-fe im Hopfen und empfahl das Bier-trinken. Das setzte freilich qualitäts-volles Bier voraus, was keineswegs selbstverständlich war. Regelmässig wurde Bier gepanscht oder verdünnt. Stärkehaltige Erbsen oder Bohnen zählten zu den Bestandteilen, auch Kreide und Russ sowie absonderliche Geschmacksverbesserer, welche das üble Aroma von saurem Bier überde-cken sollten. Die Obrigkeit entwickel-te früh ein Interesse, die Qualität der Biere durch Verordnungen zu verbes-sern. Das berühmteste Gebot feiert dieses Jahr seinen 500. Geburtstag – das bayrische Reinheitsgebot von 1516. Es besagt, dass fortan «allain Gers-ten,  Hopfen unnd Wasser genomen unnd gepraucht sölle werden». Brau-hefe war noch unbekannt und die Gerste musste natürlich erst noch zu Malz umgewandelt werden. Zwar spielten beim Reinheitsgebot auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle, etwa der Schutz des Gerstenanbaus, dennoch setzte das Gebot einen über Jahrhunderte gültigen Massstab.

Aufbrüche in der GegenwartBei der heutigen Lebensmittelhygi-ene spielt das Reinheitsgebot eher eine Traditionsrolle. Die 2009 und

2010 entstandenen Brauereien Entle-bucher Bier und Luzern berufen sich gerne auf das Reinheitsgebot von 1516. Andere junge Braumeister wie Philipp Krickl, der 2014 in Fischingen startete, gehen bewusst andere Wege. Krickl betont: «Wir brauen nicht alle Biere nach dem Reinheitsgebot. Die ersten Klosterbierrezepte sind auch älter. Gewürze und Kräuter haben ei-nen uralten Bezug zum Bier und ma-chen das Bier nicht ‹unrein›. Zur bel-gischen Klostertradition der Trappis-ten gehören auch Früchte, Koriander, Kardamom oder Zimt.» In einem je-doch zeigt sich der Braumeister ganz traditionell: Die Benediktinergemein-schaft erhält – wie es in Klosterbraue-reien gute Traditon ist – den «Haus-trunk», wobei sich die Menge sehr in Grenzen hält. Obwohl der Prior neu-lich bemerkte, erzählt Krickl, dass sich die Trinkgewohnheiten im Kloster mit der eigenen Brauerei ziemlich verän-dert hätten. Da passt der uralte kirchliche Trink-spruch: «Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!» Andreas Wissmiller

der Familie in die Klöster verlagert. Philipp Krickl, der Fischinger Brau-meister, erinnert an den berühmten St. Galler Klosterplan aus dem 9. Jahr-hundert, der drei Brauereien auf dem wirtschaftlich autonomen Klosterge-lände aufweist. Zum Mittelalter gehö-ren auch die ältesten noch heute be-triebenen Klosterbrauereien der Welt: Kloster Weltenburg braut seit 1050 und Kloster Scheyern seit 1119.

Flüssiges bricht Fasten nichtDie Mönche tranken je nach Über-lieferung zwischen einem und fünf Liter Bier täglich, um gesund zu blei-ben. Bier war nahrhaft und rein. Ab-gekochtes Wasser als Alternative war noch unbekannt. Für die Fastenzeit entstand allmählich als Ausgleich für die fehlende Verpflegung das stär-kere, kalorienreichere Fastenbier. Als «flüssiges Brot» war es gemäss der Regel «Flüssiges bricht Fasten nicht» erlaubt. Noch heute greifen die Biere Salvator, Fastinator und Maximator der Münchner Grossbrauereien Pau-laner und Augustiner auf diese alte Tradition zurück. Dass die Kirche ihre Berührungs-ängste gegenüber dem Bier längst ab-

D ie ersten Klosterbier-rezepte sind älter als das Reinheitsgebot.

Philipp Krickl, Braumeister Kloster Fischingen

Thema 3

Treffpunkte

Schweigen für den FriedenUns fehlen oft die Worte

Schweigen für den Frieden drückt leise, aber kraftvoll aus, dass oft die Worte fehlen, um auf das Elend von Flüchtlingen, von Krieg, Hunger und Unterdrückung zu reagieren. Der Schweigekreis setzt ein Zeichen der Anteilnahme und Verbundenheit mit diesen Menschen in prekärer Lage.Kornmarkt Luzern, donnerstags, jeweils von12.15–12.45 Uhr. Die nächsten Termine:28.4., 12.5., 16.6., 25.8., 29.9.; KatholischeKirche Stadt Luzern, Fachbereich Migrationund Integration

Forum Kirche und WirtschaftEthik in der Migrationspolitik

Das Forum Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Kanton Zug lädt zu einem Ethik-Abend weit über die Kantonsgrenzen hinaus ein. Die Re-ferierenden sprechen über «Ethik in der Migrationspolitik – Zuwanderung und Integration als Herausforderung für den Wirtschaftsstandort». Die Moderation des Abends liegt bei Jo-han Rochel, Jurist und Philosoph aus Zürich. Di, 3.5., 18.30–22 Uhr, Kloster Kappel am Albis; Referierende: Dr. des. Andreas Cassee, Migrationsethiker, Zürich/Berlin; Barbara Büschi, Stv. Direktorin Staatssekretariat für Migration, Bern; Dr. Annette Luther, General Manager Roche Diagnostics International AG, Rotkreuz; Esther Dunn, Geschäftsführerin Fachstelle Migration Zug. Anmeldung bei [email protected], www.forum-kirchewirtschaft.ch, Landhaus-strasse 15, 6340 Baar, 041 767 71 36

Für den Frieden schweigen. Bild: zvg

Nach Assisi mit dem «Wäsmeli»Auf den Spuren der Heiligen Franziskus und Klara

Assisi, diese kleine Stadt der italieni-schen Region Umbrien, ist eine Reise wert. Vor allem die grossen Heiligen Franziskus und Klara, ihre Spirituali-tät und ihre Spuren in der Kunst und der Geschichte der Stadt ziehen viele Menschen an. Der Dichter des Son-nengesangs ist einer der populärsten Heiligen der Christenheit.Um mit diesem Ort und dem Geist der beiden Heiligen vertraut zu wer-den, lädt Bruder Hanspeter Betschart vom Kapuzinerkloster Wesemlin, Lu-zern, im Sommer zu einer Reise nach Assisi ein. Gemeinsame Besinnun-gen und Gottesdienste im Programm wollen die franziskanische Spiritua-lität für unser Heute erkennen und vertiefen. Daneben finden die Rei-senden auch viel Zeit zum Verweilen und eigenen Entdecken.26.6.–3.7.; Auskunft, Anmeldung bei Silvana Duss, Tau-AV Produktion, Mürgstrasse 20, Stans, 041 610 63 15, [email protected]

Die Kathedrale von Assisi. Bild: Bruno Fäh

Stella Matutina HertensteinEin Samstag in der Stille

Die Einladung der Baldegger Schwes-tern zum Samstag der Stille richtet sich an Männer und Frauen jeden Al-ters. Der Tag bietet die Möglichkeit, in einer kleinen Gruppe unter Beglei-tung schweigend nach innen zu hö-ren und Kraft zu sammeln. Die Offen-heit für die Stille stärkt alle.Sa, 23.4., 10.15–17 Uhr, Stella Matutina, Zinnenstr. 7, 6353 Hertenstein, 041 392 20 30; Leitung: Sr. Beatrice Kohler. Anmelden bis 16.4.: [email protected]

Am 3. September im Luzern8. Ökumenische Tagung für Frauen in kirchlichen Gremien

Am Samstag, 3. September 2016 fin-det die 8. Ökumenische Tagung für Frauen in kirchlichen Gremien zum Thema «Fülle» statt. Wie gehen wir mit der biblischen Zusage der Fülle um? Wie kann sie Einfluss auf das Pfarreileben oder etwa die Finanzge-staltung der Kirchgemeinden haben? Eingeladen sind Frauen aus Kirchen- und Pfarreiräten oder der Synode und weitere interessierte Frauen. Die Tagung im reformierten Lukaszent-rum in Luzern beginnt um 9.00 Uhr und endet mit dem Mittagessen. Die Veranstalter, Vertreterinnen der reformierten und katholischen Kir-che im Kanton Luzern und der Frau-enKirche Zentralschweiz, bitten Inte-ressierte, sich das Datum bereits vor-zumerken. Genauere Informationen kommen im Mai.

Hildegard-Kreis KriensIm Feuer der Taube

Der Verein Hildegard-Kreis; Kriens lädt zu einem abendlichen Vortrag über den Briefwechsel der heiligen Hildegard von Bingen ein. Stefan Rüegg aus Luzern stellt das Thema unter die Überschrift «Im Feuer der Taube», der Buchtitel der ersten voll-ständigen Ausgabe der Briefe der Heiligen des Mittelalters.Mi, 27.4., 19.30 Uhr, Gallustreff Kriens; Kos-ten: Fr. 10.– Mitglieder, Fr. 15.– Nichtmitglieder

Heilige Hildegard: Ihre zahlreichen und klugen Briefe machten sie in ihrer Zeit zu einer öffentlichen Person. Bild: travis.nobles (CC BY-NC), Pfarrbriefservice.de

4 Veranstaltungen

SKF KantonalverbandWechsel im Vorstand, die Präsidentin tritt 2017 ab

Anneliese Schärli-Bühler aus Menz-nau nimmt neu im sechsköpfigen Vorstand des Kantonalverbands des Schweizerischen Katholischen Frau-enbundes (SKF) Luzern Einsitz. Die Delegiertenversammlung des Ver-bands wählte sie am 17. März in Em-men einstimmig. Nach 16 Jahren Mit-arbeit im Vorstand wurde Christine Wicki-Heppner (Luzern) daraus ver-abschiedet. Ein weiterer Personalwechsel steht bevor: Agnes Hodel-Wyss kündigte ihre Demission als Kantonalpräsi-dentin per 2017 an. Die Nachfolge ist bereits geregelt. Aus dem Vorstand übernimmt Daniela Merkel-Lötscher aus Luzern-Littau ab sofort das Vize-präsidium und stellt sich nächstes Jahr als neue Präsidentin zur Wahl.

Christine Wicki (links) hat den SKF-Vorstand verlassen, Anneliese Schärli gehört neu dazu. Bild: pd

Schweiz

Raum für Stille im GlattzentrumDie Kirchen ziehen in den Shopping-Tempel

Das Glattzentrum in Wallisellen ist mit jährlich über 9 Millionen Besu-chern das grösste Einkaufszentrum

In den vergangenen 60 Jahren hat «Brücke – Le pont» Tausenden von Menschen ein Leben in Würde ermöglicht. Bild: pd

Mai-Aktion 2016«Brücke – Le pont» sagt Danke

Das Hilfswerk «Brücke – Le pont» führt dieses Jahr seine Mai-Aktion unter dem Motto «Wir sagen Danke!» durch. Es feiert 2016 sein 60-Jahr- Jubiläum, wolle deshalb zurückbli-cken und sich bedanken für all das, was es in 60 Jahren Tätigkeit habe erreichen können, heisst es in einer Medienmitteilung: «Tausende von benachteiligten Menschen in Ent-wicklungsländern fanden den Weg aus der Armut in ein menschenwür-diges Leben. Jugendliche und Er-wachsene ohne Berufsbildung erhiel-ten eine Ausbildung. Ausgenutzte Fabrikarbeiterinnen kamen zu ihrem Recht. Kleinbauernfamilien verbes-serten ihre Arbeitsmethoden und er-höhten ihre Einnahmen. Auf sich al-lein gestellte Kinder fanden Schutz und Betreuung.»Gegründet wurde das Werk 1956 von der Katholischen Arbeitnehmerin-nen- und Arbeitnehmer-Bewegung Schweiz (KAB) und von der Gewerk-schaft Travail Suisse.

Kirche und UmweltErster Lehrgang «Kirchliches Umweltmanagement»

Der «Grüne Güg-gel» ist das Zerti-fikat für Kirchge-meinden mit sys-tematischem Um-weltmanagement. Der neue Lehr-gang «Kirchliches Umweltmanage-ment» bildet kirchliche Umweltbera-ter aus, die Kirchgemeinden zu die-sem Zertifikat führen. Der Lehrgang, angeboten vom Verein «oeku Kirche und Umwelt», geht über sechs Tage, verteilt von September bis April 2017.Angesprochen sind Kirchenräte, kirchliche Angestellte, Personen aus dem Pfarreiteam, Sakristane/-innen oder Ehrenamtliche. Die Teilneh-menden besuchen Kirchgemeinden, die im Umweltmanagement bereits aktiv sind. Sie erarbeiten sich das Wissen, mit dem sie Kirchgemeinden bis zum internen Audit begleiten können. Am Ende erhalten die Teil-nehmenden ein Abschlusszertifikat.Tagungsorte zwischen Bern und Zürich, mit der Bahn gut erreichbar; Teilnahmegebühr Fr. 1000.–, www.oeku.ch/Grüner Güggel

der Schweiz. Nun entsteht in dem Shopping-Tempel in der Zürcher Flughafenregion bis Mai ein Raum der Stille. Es handelt sich um ein öku-menisches Projekt der örtlichen Kirchgemeinden. Das Einkaufszent-rum trägt die Kosten des Mobiliars und der Raummiete. Die Kirchen wollen mit je einer Seelsorgestelle und mit Freiwilligen präsent sein.

International

Argentinische Militärjunta 1976–83Vatikan gibt die Akten bald frei

Gemäss kath.ch hat der Vatikan die geplante Freigabe seiner Akten aus der Zeit der argentinischen Militär-diktatur (1976–1983) bestätigt. Nach erfolgter Katalogisierung stünden die Akten in den kommenden Monaten der Forschung zur Verfügung. Die Führung der katholischen Kirche im Heimatland des Papstes wurde oft beschuldigt, die Diktaturverbrechen verschleiert zu haben. Die Militärjun-ta in Argentinien hatte mindestens 10 000 Oppositionelle entführt, gefol-tert und umgebracht. Viele sind bis heute spurlos verschwunden.

Aus der Kirche

Luzern

Luzern – Schweiz – Welt 5

Aus der Kirche

Luzern

Liturgie und SakramenteChrisam-Messe und Abholung in Luzern: Wie die heiligen Öle in die Pfarreien gelangen

Die Kirche kennt in ihrer Liturgie rituelle Salbungen und verwendet dazu drei heilige Öle, zum Beispiel das Chrisam für die Firmung.Jeweils am Montag in der Karwoche weiht Bischof Felix Gmür diese Öle in der Chrisammesse für das ganze Bis-tum. Für den Kanton Luzern bringt ein Mitarbeiter der Luzerner Pfarrei St. Leodegar die Öle nach Luzern. Von dort holen sie die Sakristanin-nen und Sakristane zwei Tage darauf für den Gebrauch während des Jah-res in ihren Pfarreien ab. Die Hof- Sakristane Robert Halbheer und Do-nat Affentranger füllen die Öle in die

kleinen, oft silbernen und innen ver-goldeten Gefässe ab, die in samtbe-schlagenen Behältnissen aufbewahrt werden. Manche Sakristane holen

eine grössere Menge ab und verteilen die Öle in ihrer Region weiter. Übri-ges Öl vom Vorjahr wird oft im Oster-feuer verbrannt.

So ein Witz!

In wenigen Jahren hat sich die Einwohnerzahl des Dorfes fast verdoppelt. Die Kirchgemeinde überlegt trotz schwieriger finan-zieller Lage einen Neubau. Die Bauchefin beschwört mit fast phi-losophischen Worten die Beibe-haltung der alten Kirche: «Zwar stimmt, wenn alle hineingingen, dass nicht alle hineingingen. Weil aber nicht alle hineingehen, ge-hen doch alle hinein.»

International

Bildung für alle: Aufnahme der Radio-stunden im Studio. Bild: adveniat.de

Hofkirche-Sakristan Robert Halbheer füllt für Toni Krummenacher, Sakris-tan in St. Urban, die Öle ab. Bilder: do

Die heiligen Öle in den drei grossen tönernen Amphoren, aus denen sie abgefüllt werden.

35 Jahre Erfolg in GuatemalaJesuit gründete Radioschulen

Vor 35 Jahren errichtete Pater Franz von Tattenbach die erste Radioschule in Guatemala. Sein einfacher Grund-gedanke: Wenn Menschen, beson-ders aus indigenen Völkern, nicht zur Schule kommen können, muss die Schule zu ihnen kommen – und zwar über das Radio. Das «Instituto Guate-malteco de Educación Radiofónica» IGER war geboren. IGER sendet heu-te in 24 indigenen Sprachen bis in ab-gelegene Landesteile. Jesuiten und die bischöfliche Aktion Adveniat un-terstützen die Radioschulen.www.jesuiten-weltweit.ch/projekte www.adveniat.de/spenden

Weltgebetstag für kirchliche BerufeMotto für 2016: Herzklopfen

«Herzklopfen» heisst das Jahresthe-ma der Berufungspastoral in der Schweiz und in Deutschland. Das Thema will an das Herzklopfen aus Freude an der Berufung erinnern. Der Weltgebetstag für kirchliche Be-rufe am 17. April als ein Höhepunkt der Berufungspastoral nimmt das Gebet von Papst Franziskus für frohe christliche Gemeinden, aus denen Berufungen erwachsen, auf.

www.vatican.va/content/francesco/de/mes-sages/vocations; www.kirchliche-berufe.ch

Synodalrat der LandeskircheArmin Suppiger als neuer Synodalrat vorgeschlagen

Die Synode, das Kirchenpar-lament, wählt an ihrer Früh-jahrssession vom 11. Mai ein neues Mitglied des Synodal- rats.

Die Geschäftsleitung schlägt Armin Suppiger vor, der als Nachfolger von Markus Kronenberg (Eschenbach) das Ressort Finanzen übernehmen soll. Kronenberg trat Ende des ver-gangenen Jahres zurück.Armin Suppiger, 53, stammt aus But-tisholz und lebt mit seiner Familie in Luzern. Der dipl. Experte in Rech-nungslegung und Controlling und Mehrwertsteuer-Experte betreibt seit 2010 ein eigenes Treuhand- und Steuerberatungsbüro in Luzern.www.lukath.ch

6 Luzern – Schweiz – Welt

1841 zog Anastasius Hartmann aus, um in Indien «wilde Völker in den Schoss der Kirche zu führen». Vor Ort durchlebte er einen Sinneswan-del. 150 Jahre nach dem Tod des Luzerner Bischofs würdigt man hier wie dort Hartmanns Wirken.

Als Missionar blieb Anastasius Hart-mann zwar im Denken seiner Zeit. In Erinnerung bleibt er aber nicht als jener Priester, der sich einst unter die «wilden Völker» aufgemacht hatte, «um sie durch das Licht und die Gna-de des Evangeliums dem ewigen Ver-derben zu entreissen», wie Hartmann in seiner Abschiedsrede in seiner Heimatpfarrei Hitzkirch am 8. Sep-tember 1841 sagte. Vielmehr gibt es bis heute in Indien Schulen, die auf Hartmanns Initiative zurückgehen. Und sogar eine Art Pfarreiblatt: Die von ihm 1850 gegründete Wochen-zeitung «Bombay Catholic Exami-ner» besteht immer noch.

«Ein feines Gespür»«Anastasius Hartmann zeigte ein fei-nes Gespür für das Notwendige und Mögliche», sagt Markus Ries, Profes-sor für Kirchengeschichte an der Uni-versität Luzern. «Er übersetzte kate-chetische Unterlagen oder gründete Zeitungen und karitative Werke. Sein Ansehen gründete insbesondere in seinem diplomatischen Geschick, durch das er lokale kirchliche Strei-tigkeiten beizulegen vermochte.» Für Ries steht Bischof Hartmann «für den Versuch interkultureller Kommuni-kation, wie er vor 100 Jahren ange-gangen wurde».Anastasius Hartmann wurde 1803 in Altwis (Pfarrei Hitzkirch) geboren und trat 1821 in den Kapuzinerorden ein. Seinem Wunsch, Missionar zu

150. Todestag des Luzerner Bischofs Anastasius Hartmann

Bei den «Wilden» dachte er um

M it dem Stock ist nichts zu errei-chen, nötig sind

Festigkeit, Sanftmut und Geduld.

Anastasius Hartmann in einem Brief an seine Ordensoberen, August 1840

Zeichnung: Ludwig Suter

Das Grab von Bischof Anastasius Hartmann in Allahabad im Nordosten von Indien. Das Bild entstand 2003 beim Besuch einer Delegation aus der Schweiz anlässlich des 200. Geburtstags. Bild: Hans Lang

werden, gab der Orden erst 1841 nach. Zwei weitere Jahre musste er sich in Rom gedulden, ehe er in den indischen Bundesstaat Uttar Pradesh gesandt wurde. Dort, in Agra, emp-fing er 1846 die Bischofsweihe.Weil Hartmann die – katholische – Bildung wichtig war, die Kapuziner diese aber nicht bieten konnten, ging er den Jesuitenorden an. So kamen die ersten Schweizer Jesuiten ins da-malige Bombay. Das St. Xavier’s Col-lege dort mit rund 3000 Studierenden besteht bis heute. «Jesuitische Bil-dung» sei das Erbe, das Bischof Anas-tasius in Indien hinterlassen habe, sagt P. Toni Kurmann, Missionspro-kurator der Schweizer Jesuiten.1856 kehrte Anastasius Hartmann nach Hause zurück, 1860 reiste er ein zweites Mal nach Indien, wo er 1866 an der Cholera starb. do

Gedenkfeier mit Bischof Felix Gmür, So, 24.4., 10.00, Pfarrkirche Hitzkirch, anschliessend Fussmarsch nach Altwis.

Thema 7

Wer einmal bei einer anderen Fami-lie gelebt und gearbeitet hat, weiss, wie es sich dort lebt. Jedes Jahr ler-nen so mehrere 100 Jugendliche viel Neues ausserhalb des Schulalltags. Jetzt sucht Pro Juventute Luzern wie-der Praktikumsplätze.

Eine Familie unterstützen und als junger Mensch neue Lebenssituatio-nen kennenlernen, das bezweckt das Pro-Juventute-Sozialpraktikum Lu-zern. Bei ihrem Einsatz können die jungen Menschen fremde Lebens-wirklichkeiten kennenlernen und mit ihrer Hilfe eine gute Portion Hoffnung in Familien bringen. Die positiven Rückmeldungen zeigen, dass das Pro-Juventute-Sozialpraktikum ein gros-ses Bedürfnis der Familien wie der Schulen ist.

Sinnvolles für andere tunDer Einsatz dauert zwei bis drei Wo-chen und ist unentgeltlich. Die Fami-lien bieten Kost und Logis und über-nehmen einen Kostenbeitrag für die Vermittlung. Die Koordinationsstelle für das Pro-Juventute-Sozialprakti-kum ist bestrebt, die Wünsche und Bedürfnisse der Familien und der Praktikanten aufeinander abzustim-men. Bei der Vermittlung werden in erster Linie Familien berücksichtigt, die Kinder haben und in einer an-spruchsvollen Lebensphase stecken.

Kontaktpersonen begleitenVor und während des Sozialprak-tikums werden die Familien und Praktikanten/-innen vor Ort begleitet. Die Kontaktpersonen des Pro-Juven-tute-Sozialpraktikums Luzern sind freiwillige Mitarbeiterinnen und ken-nen die Familien persönlich. Ausser-dem prüfen die Kontaktpersonen, ob

Pro Juventute sucht Familien für Sozialpraktika von Jugendlichen

Erfahrungen fürs Leben machen

die Familie die Anmeldekriterien er-füllt, und während des Einsatzes ste-hen sie den Familien und Praktikan-ten mit Rat zur Verfügung. pd

Für Kinder und JugendlichePro Juventute Kanton Luzern setzt sich für den Freiraum von Kindern und Jugendlichen ein. Mit vielfäl-tigen Angeboten unterstützt die Organisation Kinder und Jugend-liche mit ihren Eltern auf dem Weg zu selbst- und sozialverant-wortlichen Persönlichkeiten. Von den Pro-Juventute-Angeboten pro-fitieren jährlich mehrere Tausend Kinder und Familien im Kanton Luzern. www.projuventute-luzern.ch

Andere Lebens-wirklichkeiten kennenlernen:

Das Pro-Juventute-Sozialpraktikum

bereichert Praktikantinnen

wie Gastgeber. Bild: fotolia.de

Familien, die ein paar zusätzliche Hände gebrauchen können und Freude haben, einem jungen Menschen ihren Familienalltag zu zeigen, können sich beim Pro-Juventute-Verein Kanton Luzern melden. Auch Familien, die bisher Praktikanten aufgenommen haben, können sich wieder für ein Sozialpraktikum anmelden.

Informationen: Pro-Juventute-Sozialpraktikum, Koordinationsstelle Luzern, Waldstätter- strasse 6, 6003 Luzern, 041 210 22 07, [email protected], www.sopra-projuventute.ch

8 Thema

Worte auf den Weg

Bild: Andreas Wissmiller

Optimismus ist der Glaube daran, dass aus einem Gerstenkorn irgendwann ein Fass Bier wird.

Anselm Bilgri (früherer Benediktinerpater und Cellerar im Kloster Andechs)