9|2017 ...Digitalisierung, Erschienen auf deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 2) Siehe hierfür...

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9|2017 9|2017 www.eurailpress.de/etr www.eurailpress.de/etr September 2017 | 66. Jahrgang | Euro 30,50 | D 2722 September 2017 | 66. Jahrgang | Euro 30,50 | D 2722 EXTRA EXTRA ETR Austria Fachwissen aus Österreich zu Technik, Betrieb und Wissenschaft THEMEN THEMEN Die Eisenbahn als Kritische Infrastruktur Die Eisenbahn als Kritische Infrastruktur Neuer Umschlagbahnhof Luxemburg Neuer Umschlagbahnhof Luxemburg Entwicklung von Wälzlagerkäfigen Entwicklung von Wälzlagerkäfigen Movia C30 Metro Züge Movia C30 Metro Züge SACHSEN SACHSEN Bahntechnikstandort Sachsen Bahntechnikstandort Sachsen Fakultät Verkehrswiss., TU Dresden Fakultät Verkehrswiss., TU Dresden Das Chemnitzer Modell Das Chemnitzer Modell CERSS Kompetenzzentrum CERSS Kompetenzzentrum MEINUNGEN MEINUNGEN Martin Dulig, Martin Dulig, Staatsminister, Sachsen Staatsminister, Sachsen Arnd Stephan, Arnd Stephan, TU Dresden TU Dresden IMPULSGEBER FÜR DAS SYSTEM BAHN EISENBAHNTECHNISCHE RUNDSCHAU – EISENBAHNTECHNISCHE RUNDSCHAU · Heft 9|2017

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September 2017 | 66. Jahrgang | Euro 30,50 | D 2722 September 2017 | 66. Jahrgang | Euro 30,50 | D 2722

EXTRA

EXTRA

ETR Austria

Fachwissen aus Österreich

zu Technik, Betrieb und Wissenschaft

▸ THEMEN THEMEN Die Eisenbahn als Kritische InfrastrukturDie Eisenbahn als Kritische InfrastrukturNeuer Umschlagbahnhof LuxemburgNeuer Umschlagbahnhof LuxemburgEntwicklung von Wälzlagerkäfi genEntwicklung von Wälzlagerkäfi genMovia C30 Metro ZügeMovia C30 Metro Züge

▸ SACHSEN SACHSEN Bahntechnikstandort SachsenBahntechnikstandort SachsenFakultät Verkehrswiss., TU DresdenFakultät Verkehrswiss., TU DresdenDas Chemnitzer ModellDas Chemnitzer ModellCERSS KompetenzzentrumCERSS Kompetenzzentrum

▸ MEINUNGEN MEINUNGENMartin Dulig, Martin Dulig, Staatsminister, SachsenStaatsminister, SachsenArnd Stephan,Arnd Stephan,TU DresdenTU Dresden

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VERKEHR & BETRIEB | Asset-Digitalisierung

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1. WERTSCHÖPFUNGSKETTE DER ASSET-DIGITALISIERUNG

Zur Beschreibung des abstrakten Themas Digitalisierung hat sich im Rahmen des As-set-Managements3) eine sechsstufige Wert-schöpfungskette als sinnvoll erwiesen, die unten dargestellt und im Folgenden erläu-tert wird.

Auf vielen neueren Bahn-Assets sind be-reits Datenpools vorhanden (zentraler Daten-bus, Geräte mit Eigendiagnosefunktion), die lediglich ausgelesen werden müssen. Auf die-sen kann ein Telematiksystem in Form eines Industrierechners aufgebracht werden (Con-nect). Gegebenenfalls werden insbesondere

1) Siehe beispielsweise: Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 24.10.2016, Deutschland verliert den Anschluss bei der Digitalisierung, Erschienen auf deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

2) Siehe hierfür beispielsweise: VTG AG, Januar 2017, VTG digitalisiert gesamte europä-

ische Wagenflotte, ETR – Eisenbahntechnische Rund-schau 1+2/2017

Seth Bodnar, Mai 2017, Wir sind erfolgreich, wenn die DB erfolgreich ist, ETR – Eisenbahntechnische Rundschau 5/2017

3) Siehe hierfür Lars Schnieder, Ulrich Bock: Assetmanage-ment von Fahrzeugflotten im Schienenverkehr, ETR – Ei-senbahntechnische Rundschau 1+2/2017

Johannes MäderGinkgo Management Consulting GmbH, Hamburg, [email protected]

Dr. Ulrich BockESE GmbH, Braunschweig, Rail- & Industry [email protected]

Steffen MaasGinkgo Analytics GmbH, Hamburg, Geschäftsfü[email protected]

Erfolgsfaktoren bei der Asset- Digitalisierung im SchienenverkehrObwohl sich die Digitalisierung in den letzten Jahren mit atemberaubender Geschwindigkeit einen Platz in unser aller Leben geschaffen hat, stehen große Organisationen beim Thema Digitalisierung oft noch am Anfang1). Zudem verschwimmen etablierte Branchengrenzen zunehmend, sodass ein branchen-übergreifender Wettbewerb entsteht. Dieser intermodale Wettbewerb erfasst auch die Bahnbranche, die nun umso mehr mit anderen Transportmitteln konkurriert – eine große Herausforderung mit Blick auf die Rahmenbedingungen im Schienenverkehr: Extrem lange Asset-Lebensdauer, hohe Komplexität, fehlende Standardisierung und starke Regulierung. Doch die etablierten Bahnunternehmen schrecken vor diesen Herausforderungen nicht zurück: Digitalisierung ist ein beginnender Branchentrend.2) Dieser Artikel soll die wesentlichen Erfolgsfaktoren zur Teilnahme an diesem Trend in Form einer Übersicht aufzeigen.

bei älteren Assets zusätzliche Sensoren not-wendig. Dieser Rechner sammelt die anfallen-den Daten und überträgt sie an eine zentrale Stelle (Transfer). Dort werden sie aufbereitet und gesammelt (Collect). Ab dann stehen die Daten für weitergehende Analysen und Visualisierungen zur Verfügung (Analyse). Jeder Anwendungsfall der Daten, ihrer Visu-alisierung oder gewonnener Erkenntnisse ergibt einen Use Case, also eine Möglichkeit, wie die Daten für eine bestimmte Anwender-gruppe für eine Verbesserung ihrer Tätigkei-ten genutzt werden sollen (Use). So könnten beispielsweise Fehlerinformationen über ein bestimmtes Bauteil automatisch sowohl an den Betreiber als auch an den Hersteller bereitgestellt werden. Beide Parteien könn-ten entsprechend ihre Logistik verbessern, aufeinander abstimmen und so ihre Kosten senken. Eine Weiterentwicklung dieses Use Cases könnte die Vorhersage von Ausfällen dieses Bauteils sein, die eine Umstellung der gesamten Instandhaltungsplanung nach sich zöge. Eine Automatisierung kann über das Verknüpfen mit weiteren Systemen, bei-spielsweise einem ERP-System, erreicht wer-den (Integrate).

2. ERFOLGSFAKTOREN DER DIGITALISIERUNG

Damit die Daten und Informationen von Unternehmen im täglichen Geschäftsablauf

BILD 1: Die IoT Wertschöpfungskette der Digitalisierung im Schienenverkehr

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genutzt werden, hilft es einen Blick darauf zu werfen, wie die Digitalisierungsveteranen arbeiten. Startups gestalten den Megatrend der Digitalisierung seit ihrem Entstehen aktiv mit. Zudem sind viele Asset-Digitalisierungs-Herausforderungen branchenübergreifend und die Lösungsansätze, wie in Bild 2 darge-stellt daher auch auf die Bahnbranche über-tragbar.

2.1. NUTZERPROBLEME VERSTEHEN – USE CASES MIT MEHRWERT IDENTIFIZIEREN

Für Startups steht das Verständnis des Pro-blems der Zielgruppe im Vordergrund. Dies setzt voraus, dass der Arbeitsalltag und die Probleme der Anwender (wie beispielswei-se der Instandhaltung) verstanden werden. Auf dieser Basis können dann in der per-sönlichen Interaktion Use Cases definiert werden. Es folgt eine Definition der hierfür notwendigen Daten und eine Planung der Datenakquisition. Dies schließt neben der Benennung der Daten auch Punkte wie die gewünschte Übertragungsfrequenz, die erforderliche Qualität der Daten sowie die tolerierte Übertragungszeit mit ein. Eine kla-re Definition der Anforderungen vermeidet den Mehraufwand, der durch den Abgriff nicht benötigter Daten beispielsweise durch unnötige Sensorik, Schnittstellen, Daten-übertragung und -haltung entsteht. Weiter-hin werden dem Nutzer nur für ihn hilfreiche Daten zur Verfügung gestellt.

Da nicht alle Anwendungsfälle ex ante bekannt sind und somit noch weitere Da-tenquellen notwendig werden können, empfiehlt es sich, auf ein modular erwei-terbares bzw. konfigurierbares System zu setzen. Insbesondere im Bahnbereich gilt ein besonderes Augenmerk der Vermeidung

von möglicherweise bei jeder Änderung notwendig werdenden gutachterlichen Stellungnahmen und Zertifizierungen. Eine Rückwirkungsfreiheit des Datenabgriffs ist eine wesentliche Voraussetzung für den si-cheren und problemlosen Betrieb des Sys-tems. Zudem verfügt es idealerweise über ein Konfigurationsmanagementsystem, das kleinere Anpassungen, beispielsweise bei der Frequenz des Datenabgriffs oder der Asset-seitigen Datenverarbeitung, effizient und kurzfristig ermöglicht.

2.2. DIVERSITÄT MANAGEN

In der Bahnbranche ist die Komplexität auf-grund der langen Asset-Lebensdauer und dem Trend zu kundenspezifischem Design hoch. Auf Lokomotiven sind beispielsweise viele der in den 1980er Jahren entworfenen Alt-Computer- und Steuerungssysteme im-mer noch im Einsatz. Diese müssen sich in die Digitalisierungsstrategie einfügen – und relevantes Know-how oftmals vollständig neu aufgebaut werden. Entsprechend soll-te die Diversität des Gesamtsystems durch Digitalisierung nur in einem minimalen Um-fang erhöht werden. Gleichzeitig kann aber auch aufgrund der hohen Basis-Diversität ein Asset- bzw. baureihenspezifisches Vorge-hen notwendig werden und so die Diversität weiter steigern.

Eine Möglichkeit zum Managen der Diver-sität ist das Einkaufen von bestimmten Tei-len des Systems als Service. Dies kann The-men wie beispielsweise die Lieferung der Daten oder das Durchführen von Analysetä-tigkeiten betreffen. Hinsichtlich dieser Ser-vices ist ein lebendiger Markt entstanden, sodass externe Expertise leicht verfügbar ist. Derartiges, selektives Outsourcing birgt das Potenzial für eine deutliche Vereinfachung

der Wertschöpfungskette und ermöglicht ei-nen Fokus auf das eigentlich Relevante: die Einführung von wertvollen Use Cases in der Organisation.

Beim Outsourcing sollten allerdings die Dreh- und Angelpunkte der Digitalisierungs-Wertschöpfungskette, wie beispielsweise Schnittstellen4), auf jeden Fall eigenes Know-how bleiben. Andernfalls entsteht gegen-über den externen Anbietern ein Lock-In-Ef-fekt, der sich in höheren Preisen, geringerer Flexibilität und einem höheren Risiko äußert. Eine derartige Outsourcing-Entscheidung ist von strategischer Bedeutung und sollte ver-bindlich für alle Digitalisierungsaktivitäten des Unternehmens sein, um ein homogenes und insgesamt betriebsfähiges Gesamtsys-tem zu gewährleisten. All dies sollte sich in einer neutralen Leistungsbeschreibung für das System und dessen Komponenten wi-derspiegeln.

2.3. DATENQUALITÄT OPTIMIEREN

Die Qualität der Daten ist essentiell für die Akzeptanz des Systems bei den Anwendern. Eine niedrige Datenqualität verhindert prä-zise Auswertungen und ist eine Fehlerquelle für Use Cases sowie der Realisierung deren Verbesserungspotentials. Beispielsweise wur-den die Möglichkeiten der Datenfernüber-tragung, die es auf einigen Fahrzeugen be-reits seit vielen Jahren gibt, auch aus diesem Grund nicht umfänglich durch Bahnbetreiber genutzt. In der Bahn-Praxis ist aufgrund der hohen Diversität der Assets eine einheitliche und zufriedenstellende Datenqualität nur mit einem hohen Vorab-Aufwand und nachge-lagerten Qualitätsprüfungen zu realisieren.

4) Insbesondere sind hier die Schnittstellen zu Geräten mit Eigendiagnosefunktion und die Protokolle der zentralen Datenbusse zu nennen.

BILD 2: Wesentliche Erfolgsfaktoren der Asset-Digitalisierung

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Insbesondere sind Service Level Agreements mit den Datenlieferanten abzuschließen, gleich ob diese zum eigenen Unternehmen gehören oder nicht. Der Inhalt dieser Verein-barungen basiert auf den bereits definierten Anforderungen der Anwender. Idealerwei-se gibt es Standard-Vereinbarungen, die für alle gleichen Assets nach demselben Muster funktionieren bzw. derselben inhaltlichen Struktur folgen. Um diese hohe Datenqualität von Anfang an liefern zu können, muss be-reits die erste Datenlieferung auf ihre Qualität hin überprüft und freigegeben werden. Hier-bei sind sowohl der Fachbereich als auch die IT-Seite zu involvieren. Zudem empfiehlt sich das Installieren von Telematiksystemen auf einigen Assets als Prototypen, um die Aus-fallsicherheit und Liefertreue der Geräte im Anwendungsumfeld zu prüfen.

Aber auch nach einer initialen Freigabe ist die Datenqualität nicht statisch hoch. Sie muss dauerhaft beobachtet und ggf. Ver-besserungsmaßnahmen eingeleitet werden. Hierfür sollten regelmäßig möglichst auto-matisierte Vergleiche, wie in Bild 3, gegen-über den Vereinbarungen mit den Lieferan-ten durchgeführt werden.

2.4. AGILE METHODEN NUTZEN

Digitalisierung im Bahnbereich ist neu und beinhaltet daher viele Unsicherheiten, Ver-gleichswerte aus der Branche fehlen oft. Ausreichende Flexibilität kann mit agilen

Projektmanagementmethoden realisiert werden, die vor allem in der Softwareent-wicklung zur Anwendung kommen. Dort helfen sie durch ihr schrittweises Vorgehen vor allem dabei, Unsicherheiten im Projekt-umfang zu beherrschen. Vorteile von agilen Methoden sind flexiblere Strukturen, kurz-fristigere Abstimmungen und Eigenverant-wortung, was sie gegenüber Veränderungen widerstandsfähiger macht. Dabei kommt es neben der Implementierung der sichtbaren, organisatorischen Methodik-Bestandteile wie Daily Stand-Ups, Tactical Meetings oder Sprints vor allem auf eine Änderung der Ein-stellung der Beteiligten an. Entsprechend ist das Einführen und Durchsetzen von agilen Methoden eine Herausforderung für sich und sollte durch Methodik-Experten unterstützt werden. Zudem lässt sich eine derartige Än-derung der Arbeitsweise vor allem außerhalb des gewohnten Umfeldes herbeiführen, so-dass die Gründung eines internen Labs die Einführung von agilen Methoden vereinfacht und wirkungsvoll unterstützt. Labs sind in der Bahnbranche keine Seltenheit. So betreibt die Deutsche Bahn beispielsweise mehrere dieser innovationsfördernden Einheiten mit verschiedenem Fokus5). Diese Labs können

als Operationsbasis für diverse Digitalisie-rungsprojekte dienen.

2.5. USE CASE FUNNEL ALS DIGITALISIE-RUNGSFABRIK ETABLIEREN

Nicht jede Idee ist auf Basis der Daten tat-sächlich realisierbar oder wirtschaftlich. Oftmals stellt sich dies erst nach einer tiefer-gehenden Prüfung heraus. Um unnötigen Aufwand und teure Fehlschläge zu vermei-den, empfiehlt sich ein schrittweises Vor-gehen. Dies ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

Dieser Prozess hat mehrere Vorteile: Er si-chert die Qualität der Use Cases durch klare Entscheidungspunkte und -kriterien, schafft Transparenz und ermöglicht ein enges Ein-binden der Ziel- und Nutzergruppe, was Ver-änderungswiderstände abbaut.

→ Zu allererst soll der Prozess durch das Etablieren von Struktur eine hohe Quali-tät der Use Cases sicherstellen. Hierfür ist es zwingend notwendig, die Aktivitäten innerhalb eines Prozessschrittes und zur Entscheidungsfindung klar zu definieren.

→ Weiterhin eignet sich ein solches Vor-gehen sehr gut, um Transparenz zu schaffen. Beispielsweise lässt sich die „Digitalisierungsfabrik“ sehr gut für alle Beteiligten sichtbar visualisieren. Da-durch können Aktivitäten der Use Case Entwicklung und -umsetzung im Projekt transparent gemacht und die Entwick-lung fokussiert und motiviert werden.

→ Darüber hinaus bietet eine solche „Digita-lisierungsfabrik“ die Möglichkeit, Schlüs-selnutzer und deren Feedback in das Pro-jekt mit einzubinden und die Use Cases in der Organisation zu verankern. Dies stellt sicher, dass der Use Case in die Zielorgani-sation passt und verringert die zu erwar-tenden Implementierungswiderstände.

BILD 3: Dashboard zum Thema Datenqualität

BILD 4: Use Case Funnel Methodik

5) Siehe: Christian Ebner, 06.07.2015, Die Bahn macht auf Apple, Erschienen auf Spiegel Online; Steffen Bobsien, Mai 2017, Interview: Wir lernen sehr viel, ETR – Eisen-bahntechnische Rundschau 5/2017 oder Ursula Hahn, März 2017, Neues Digital Lab „ampulse“ eingeweiht, ETR – Eisenbahntechnische Rundschau 03/2017

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2.6. IDEEN-PROTOTYPING DURCHFÜHREN

Die inkrementelle Vorgehensweise bei der Einführung von Use Cases profitiert immens von kontinuierlichem und möglichst früh-zeitig eingeholtem Feedback der Nutzer. Hierfür ist es sinnvoll, Ideen schnell bezüg-lich ihrer Machbarkeit in einem Prototyping-Team zu testen. Dieses Team hat die Aufga-be, schnell und unkompliziert Ideen vor ihrer Aufnahme in die regulären IT-Entwicklungs-zyklen zu testen und Lösungsansätze (= IT-Prototypen) zu validieren. Somit erreichen nicht alle Ideen, für die es einen konkreten Lösungsvorschlag gibt, die reguläre Ent-wicklung. Die Auslastung der Entwicklung, die oftmals von traditionell arbeitenden internen Serviceprovidern durchgeführt wird, kann geglättet und somit deren Effizi-enz erhöht werden. Darüber hinaus können gegenüber den Entscheidungsträgern und Nutzern so schnell greifbare Ergebnisse in Form von Demonstratoren realisiert werden. Digitalisierung wird dadurch greifbarer und von den Nutzern schneller akzeptiert.

2.7. INTERDISZIPLINÄRES TEAM AUFSETZEN

Als initialer Aufsatz ist ein Digitalisierungs-Pi-lotprojekt sinnvoll. Dieses Projekt sollte erste Anwendungsfälle für die Digitalisierung schaffen und eine weitergehende Digitalisie-rung innerhalb einer Regelorganisation for-cieren. Erforderlich ist, dass die Organisation im Rahmen eines solchen initialen Projektes die für die Regelorganisation notwendigen Fähigkeiten selbst aufbaut. Hierzu gehören Rollen wie Entwickler zum Pflegen und Er-weitern der IT-Systeme, Data Scientists zur Weiterverarbeitung von Daten zu Informati-onen und technische bzw. Prozessexperten zur Interpretation der Informationen und zum Generieren von Handlungsempfehlun-gen. Schließlich müssen die zum Umsetzen der Handlungsempfehlungen notwendigen Fachkräfte vorhanden und mit klaren Ver-antwortlichkeiten ausgestattet sein. Diese können intern oder extern beschafft werden. Insbesondere, da sich bestimmte Tätigkeiten während des Projektzeitraumes häufen oder nur dort auftreten, ist diese Entscheidung von besonderer Wichtigkeit. Ein Beispiel hierfür ist das Erstellen von Analytics-Model-len. In der Regel ist es für ein Unternehmen nicht wirtschaftlich, diese Fähigkeiten alle selbst aufzubauen – vorausgesetzt sie sind noch nicht vorhanden. Entsprechend sollte hier auf externe Unterstützung zurückge-griffen werden. Darüber hinaus kann durch das Zusammenbringen von internen und externen Fachkräften ein Austausch von

Best Practices über Branchengrenzen hinaus ermöglicht werden. Somit kann die Bahn-branche von bereits weiter digitalisierten Branchen wie beispielsweise der Automo-bil-, Luftfahrt- oder der Windenergiebranche profitieren.

3. ZUSAMMENFASSUNG

Die Digitalisierung ist für die Bahnbranche ein Mega-Trend, der jeden Marktteilnehmer betrifft. Sie stellt zugleich eine greifbare Chance dar, um im intermodalen Wettbe-werb aufzuholen und Personen und Güter energie- und kosteneffizient, schnell und zuverlässig zu transportieren und Mehr-werte für den Endkunden anzubieten. Die IoT Wertschöpfungskette ermöglicht neue Anwendungsfälle im Umgang mit Assets (z. B. Predictive Maintenance). Hierfür wer-den Daten in Echtzeit ausgelesen, dekodiert, übertragen und gespeichert. Ihre Visualisie-rung und Auswertung schafft zudem neue Erkenntnisse, die für Entscheidungen oder Prozessverbesserungen im Unternehmen genutzt werden können. Ein Kernerfolgsfak-tor in der Digitalisierung ist der Mensch. Die Bahnbranche sollte hier von Startups aus an-deren Branchen lernen. Durch die Nutzung von Labs, agilen Methoden, konkreten An-wendungsfällen und Prototypen werden Lö-sungen schnell im Unternehmen verankert und die Digitalisierung somit erst ermög-licht. Neue Technologien und Echtzeitdaten erfordern neue Rollen und Kenntnisse, die langfristig aufgebaut oder eingekauft wer-den müssen.

Die Herausforderung ist bewältigbar und kann durch firmenübergreifende Initiativen teilweise gemeinsam angegangen werden. Wenn alle Beteiligten an einem Strang zie-hen ist die Digitalisierung auch in der Bahn-branche nicht nur ein Schlagwort, sondern kann gelebte Realität werden. ◀

▶  SUMMARY

Success factors in the digitisation of rail-transport assets

Digitisation has now become the heartbeat to which we are living our lives. Despite that, big organisations are often still only at the beginning in tackling the issue of digitisation. The successful digitisation of the assets needed for the transport of freight by rail may lead to a strengthening of the competitiveness of the entire sector. By making use of an internet of things, asset digitisation may be able to bring about progress, with an added-value chain making it possible to leverage the data acquired in a targeted manner.

ZUGELASSENE VERKEHRSPRODUKTE» Gleisüberwegplatten

» Gleistragplatten

» Gleistragwannen

» Spezialelemente

WEITERE PRODUKTE» Großflächenplatten

» Stahlankerplatten

» Parkdachsystem 1095

» Umweltschutz-Produkte

BTE Stelcon GmbHPhilippsburger Str. 476726 Germersheim

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www.stelcon.deErfahren Sie mehr über

uns und unsere Produkte

Eventpartner / Event partnerWir bedanken uns für die Unterstützung des Kongresses bei:We would like to thank the following companies for supporting this congress:

Organisation / OrganisationMichelle Feinen Tel.: +49 / (0)40 / 23714-470E-Mail: [email protected]

Online-Anmeldung unter: www.eurailpress.de/sd-kongress

Ausstellung / SponsoringSilke HärtelTel: +49 / (0)40 / 23714-227E-Mail: [email protected]

Der Kongress findet zweisprachig in Deutsch und Englisch statt.

Digitalisierung ist das Wort der Stunde. Was aber bedeutet Digitalisierung konkret im Bereich der Leit- und Sicherungs-technik bei den Eisenbahnen? Mit konkreten Anwendungsfällen und Erfahrungen gibt der 17. Internationale SIGNAL+DRAHT-Kongress einen handfesten Einblick in aktuelle Digitalisierungsvorhaben. Dabei werden auch Aspekte wie Cyber Security und der praktische Nutzen von Augmented Reality behandelt. Mit der durchgängigen elektronischen Datenhaltung im Planungsprozess und dem Einsatz von Building Information Modeling zeigt der zweite Kongresstag die ganze Bandbreite digitaler Anwendungen im Umfeld der Leit- und Sicherungstechnik auf.

Erneut wird auf dem Kongress der SIGNAL+DRAHT Lebenswerkpreis (Lifetime Achievement Award) verliehen. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Technik, die einen besonderen Beitrag für die Entwicklung des schienengebundenen Verkehrs im Bereich der Leit- und Sicherungstechnik geleistet haben.

17. Internationaler SIGNAL+DRAHT-KongressDigitalisierung in der Leit- und Sicherungstechnik

09. und 10. November 2017 in Fulda | www.eurailpress.de/sd-kongress

Kontakt / Contact

Veranstalter / Organizer

MEMBER OF TÜV SÜD GROUP

8101_anz_erp_s+d_kongress_210x297_v9.indd 1 21.08.2017 16:10:37

Programm / Program

Freitag, 10. November 2017 / Friday, 10th of November 2017

9.00

Building Information Modeling (BIM) im bahnausrüstungstechnischen Planungsumfeld (LST, TK, EEA, OLA) – Sachstand, Herausforderungen und AusblickBuilding Information Modeling (BIM) in the rail equipment technology planning environment (control and safety technology, telecommunications, electrical power systems, catenary systems) – current status, challenges and prospects

Thomas Winkelbauer SIGNON Deutschland GmbH

9.25Durchgängige elektronische Datenhaltung im LST-PlanungsprozessConsistent electronic data retention in the control and safety technology planning process

Dr. Jens Buder Technische Universität Dresden

9.50Wayside Train Monitoring Systems (WTMS) - Perspektive DigitalisierungWayside Train Monitoring Systems (WTMS) - digitisation perspectives

Dipl.Ing. Manfred Arndtvoestalpine SIGNALING Siershahn GmbH

10.15 Kaffeepause / Coffee break

10.45Konflikterkennung und Konfliktlösung in BetriebszentralenConflict recognition and conflict resolution in operations centres

Prof. Dr. Nils Nießen Verkehrswissenschaftliches Institut der RWTH Aachen

11.10Kurzvorträge: Erfahrungen mit ETCS im Tagesbetrieb (Lessons learned) bei den Bahnen DB, SBB, ÖBBExperiences with ETCS in daily operations (lessons learned) with DB, SBB and ÖBB trains

Dr. Reiner Behnsch, DB Netz AGDr. Felix Müller, SBB AGIng. Gerhard Haipl, ÖBB-Infrastruktur AG

12.00 Abschlussfragen / SummaryIng. August ZierlDipl.-Phys. Reinhold Hundt Moderation / Facilitator

12.15 Verabschiedung / Farewell to the participants

Offizielle KongresspublikationOfficial congress-publication

Unterstützt vonSupported by

MedienpartnerMedia partner

IRSE

Donnerstag, 09. November 2017 / Thursday, 9th of November 2017

9.30 Anmeldung, Begrüßungskaffee / Tee / Registration Participants, Welcome Coffee / Tea

10.30

Begrüßung / Welcome Manuel BoschVerlagsleiter DVV Media | EurailpressPublishing director DVV Media | Eurailpress

10.55Die Digitalisierungsinitiativen der Deutschen BahnDeutsche Bahn’s digitisation initiatives

Manuel GerresDeutsche Bahn Digital Ventures GmbH

11.25Die Digitalisierung der Schiene - welchen Nutzen bringt sie?The true benefits of digitising the railways

Prof. Dr. Jochen Trinckauf Technische Universität Dresden

11.45Digitalisierung bei SBB - SmartRail 4.0 Digitisation at SBB – SmartRail 4.0

Dipl.-Ing. Martin Messerli SBB AG

12.25Digitalisierung bei SNCF Réseau – Digitale Kontinuität vom Entwurf bis zur UmsetzungDigitisation at SNCF Réseau – digital continuity from design to operation

Alain JeanmarieSNFC Réseau

12.55 Mittagessen / Lunch

14.25Cybersecurity für sicherheitskritische Infrastrukturen im BahnsektorCybersecurity for security-critical infrastructure in the rail sector

Prof. Dr. Stefan KatzenbeisserTechnische Universität Darmstadt, CYSEC

14.55Train to Train Communication versus StellwerkeTrain to train communication versus signal boxes

Jacques Poré ALSTOM

15.25Virtual Presence & Real Support (Vortrag in Englisch)Virtual presence & real support (Presentation in English)

Dr. Amine Arezki Thales Transportation Systems GmbH

15.55 Kaffeepause / Coffee break

Moderation / FacilitatorIng. August Zierl Dipl.-Phys. Reinhold HundtChefredakteure SIGNAL+DRAHTChief Editors SIGNAL+DRAHT

16.40

Podiumsdiskussion: Der Weg zur Digitalisierung - Fluch oder Segen für die SchieneThe road to digitisation – a curse or a blessing for railways

Teilnehmer / Participants

Prof. Dr. Jochen Trinckauf (Technische Universität Dresden) Manuel Gerres (Deutsche Bahn Digital Ventures GmbH)Dr. Alfred Veider (Thales Austria GmbH)Erich Reschke (Hamburger Hochbahn AG)

17.25Verleihung des SIGNAL+DRAHT Lebenswerkpreises (Lifetime Achievement Award)Award of the SIGNAL+DRAHT Lifetime Achievement Award

18.30Abend der Kommunikation mit Abendessen Communication Evening with Dinner

Ing. August ZierlDipl.-Phys. Reinhold Hundt Moderation / Facilitator

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