A l u m n i A u g s b u r g in t e r n a t i o n a l · International führte,macht Frau...

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A l u m n i A u g s b u r g i n t e r n a t i o n a l Das Eigene ... ... und das Fremde

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Page 1: A l u m n i A u g s b u r g in t e r n a t i o n a l · International führte,macht Frau Farhat-Naser deutlich, dass es im Nahostkonflikt u.a .um das Eigene und das Fremde in Form

A l u m n iA u g s b u r gi n t e r n a t i o n a l

Das Eigene ...

... und das Fremde

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G e d i c h t e

sprach ge brauch mit grüßen, L i s a

diese sprache ist heimatdie wohnung wo

manche ecken noch unbekannt

das haus in dem ich erstdie zweite etage bewohne

die straßen flüstern mir ihren

namen zu und ich sucheihre wurzeln

die stadt wo ich heimisch

doch so fremd touristischf ü h l e

deutsch verletzt mich

ich stoß' an ihre grenzenzapfe die kindheit an

träume mich weit und

f r e m dschön ist das zigeunerleben

Uns wandernd lieben... v o n L a y l a

Mein Fliehen – ein Blick nach draußen

weil ich nicht mehr wegkommen will

von meinem Bruch, ohne Anfang,ohne Ende, nur noch Dazwischen.

Ich, der Verräter, schreibe meineGeschichte und darin werde ich.

Unsichtbar, ohne Gesicht,

ohne dass ich mich wiedererkenne.

Ich blicke dir nicht mehr

in die Augen, sondern dahinter,wo der Zukünftige liegt.

Wir – immer ein Werden, überall.

Farhat-Naser Gastdozentin an der Universität Au g s b u r g.Sie hat zahlreiche Preise für ihr anhaltendes Engage-ment für Frieden im Nahen Osten erhalten, u . a . d e nFriedenspreis der Stadt Augsburg im Jahr 2000. Im Inter-v i e w, das Andrea Lorincz mit ihr für Alumni Au g s b u r gInternational führte, macht Frau Farhat-Naser deutlich,dass es im Nahostkonflikt u. a . um das Eigene und dasFremde in Form von Landnahme geht. Auch Dr. G e o r gB a r f u ß , Bürgermeister der Stadt Lauingen, gab AAI einI n t e r v i e w. Er beschreibt darin, wie der Bau einer Mo-schee in der schwäbischen Kleinstadt zu einem erfolgrei-chen Projekt der Integration wurde, wie er es geschaffth a t , Eigenes und Fremdes in Lauingen zu integrieren.

Neben diesen Interviews finden Sie noch zwei weitereinteressante Beiträge zum Thema sowie einen kurzenBericht über die Verleihung des „Preises des Bundesmi-nisters des Auswärtigen für exzellente Betreuung auslän-discher Studierender an deutschen Hochschulen“am 4.Ju l i , der in diesem Jahr zur Hälfte an unser Projekt„ Willkommen an den Augsburger Hochschulen“ ging.

Abschließend danke ich neben Andrea Lorincz auchdem Kollegen Klaus P. Prem aus der Pressestelle herzlichfür die Mitwirkung an dieser Au s g a b e. Für die langjähri-ge finanzielle Unterstützung des Projekts danke ich demDeutschen Akademischen Au s t a u s c h d i e n s t . Au ß e r d e mgilt unser Dank der „Gesellschaft der Freunde der Uni-versität Au g s b u r g “ , ohne deren Zuwendung die Au s g a b e,die Sie in Händen halten, nicht möglich gewesen wäre.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

I h r e

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L i e b eA u g s b u r g -

A l u m n iSeit der letzten Ausgabe von Alumni Augsburg Interna-tional im Mai 2003 gibt es einiges zu berichten. K i n g aP e t o, die das Alumni-Netzwerk mit aufgebaut hat, a r b e i-tet nicht mehr für Alumni Augsburg International, da sieinzwischen ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hat.An dieser Stelle möchte ich ihr herzlich danken für ihredreijährige Mitarbeit bei der Initiierung des Projektsund den ersten Nummern der Zeitschrift. Andrea Lo-r i n c z , die bereits als Autorin in einer früheren Au s g a b emitgewirkt hat, hat die Nachfolge von Kinga Peto ange-treten und die Au s g a b e, die wir Ihnen heute überreichend ü r f e n , ganz wesentlich mitgestaltet, wie Sie bei der Lek-türe feststellen werden.

Die aktuelle Ausgabe steht unter der Überschrift „DasEigene und das Fremde“ und versammelt Beiträge, d i esich in verschiedener Weise mit dem Thema beschäfti-g e n . In einem einführenden Beitrag stellt Andrea Lo-rincz dar, wie bedeutend es ist, dass Europa und Islam –aus europäischer Perspektive das Eigene und dasFremde – einander bekannt werden.

Auf zwei Beiträge möchte ich Sie außerdem schon hieraufmerksam machen. In diesem Wintersemester ist diepalästinensische Friedensaktivistin Dr. D r. h . c. S u m a y a

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A n d rea Lorincz D r. Sabine Ta m mıı

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auf dem Balkan, in T s c h e t s c h e n i e nu s w. machen die Antworten nichtl e i c h t e r. Dabei scheint es sehr wichtigzu sein, die seit 1400 Jahren bestehen-de Beziehung zwischen christlichemOkzident und muslimischem Orientneu zu überdenken. Viele scheinenvergessen zu haben, dass die A r a b e rdurch ein Dreivierteljahrtausend dasführende Kulturvolk der Welt waren,mit einem hochentwickelten Ku l t u r-g u t , welches das Abendland noch in-tensiver beeinflusst hat als die Grie-c h e n . Mit der Übernahme von Zivilisa-tionsleistungen im Bereich der Medi-z i n , M a t h e m a t i k , Astrologie und A s-t r o n o m i e, Literatur und Philosophiekonnten die Europäer schließlich ihrejahrhundertelange Lethargie überwin-d e n . Gleichzeitig wurde aber der Is-lam durch die christlichen Führer ab-g e w i e s e n , ja sogar dämonisiert, d e n ner stellte als die erste nachchristlicheOffenbarungsreligion eine existentiel-le Bedrohung für das Christentumd a r. In der Kolonialzeit blieb schließ-lich dem Islam keine Demütigung er-s p a r t . Das Motiv dafür war klar: D i eeuropäischen Kolonisatoren wolltenihre Ausbeutung als „gerechten“Kampf gegen die Unzivilisiertenr e c h t f e r t i g e n . Diese Gleichzeitigkeitvon immensem Ku l t u r g u t , Ta u s e n d-undeine Nacht und erotischen T ä n z e neinerseits und Kreuzzügen, h e i l i g e nKriegen und gegenseitiger Gewaltandererseits hat es uns Europäernund Muslimen unmöglich gemacht, e i nklares Bild von unseren Kulturen zuz e i c h n e n .

Alumni Augsburg International

Die Zeitschrift für ausländische Ab-solventinnen und Absolventen derUniversität Augsburg.

Herausgeberinnen:Dr. Sabine Tamm & Andrea LorinczAkademisches Auslandsamtder Universität Augsburg,D-86135 Augsburg,Telefon: ++49/821/598-5135,Telefax: ++49/821/[email protected]

Redaktion (verantwortlich):Klaus P. Prem, Referat fürPresse- und Öffentlichkeitsarbeitder Universität Augsburg

Produktion: Walch Joh. GmbH & Co Druckerei

Auflage: 800 Exemplare.

Namentlich gezeichnete Beiträgegeben nicht unbedingt die Meinungder Herausgeberinnen oder derRedaktion wieder.

Für unaufgefordert eingesandtesText- und Bildmaterial wird keineVerantwortung übernommen. DieRedaktion behält es sich vor, ein-gesandte Manuskripte zu kürzen.

I m p re s s u m

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I n h a l tAndrea Lorincz über den Islam und Europa

OST WESTENALSO ZWISCHEN

UND SICH BEWEGEN SEI ZUM BESTEN!

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Der Islam ist nicht nur eine Religion.Der Begriff steht auch für eine Ku l t u rim umfassenden Sinne. Der Grund da-für ist, dass spezifisch religiöse A s p e k-te des Islam andere Ku l t u r b e r e i c h ep r ä g e n . Das Alltagsleben ist in einerWeise von den Normen des islami-schen Rechts und der Moral beein-f l u s s t , wie es in den weitgehend säku-larisierten Gesellschaften des We s t e n skaum vorstellbar ist.

Die Distanz zwischen den beiden ge-trennten Lebenswelten Europa undOrient gibt es nicht mehr. Europa unddie islamische Welt sind untrennbarg e w o r d e n , der Islam gehört sogar zuden festen Realitäten Europas. Z u rE r i n n e r u n g : 1,3 Milliarden Menschenbekennen sich heute zum Islam, m e h rals ein Fünftel der Bevölkerung, d a-von leben allein 40 Millionen Muslimein Europa. Das Thema „Der Islamund Europa“, das wir Europäer biszum heutigen Tage mit großem Erfolgverdrängt haben, ist nun wieder in dieAufmerksamkeit gerückt. Und dies-mal werden wir es nicht erneut igno-rieren können.

Fragen wie „Wie gehen wir mit demIslam um?“, „ Was wissen wir vonein-a n d e r ? “ , „ Was haben wir gemein-sam?“ sind unbequem, doch unaus-weichlich geworden. Theorien wieHuntingtons „Clash of Civilizations“(Zusammenprallen der Ku l t u r e n ) , i nder der Islam als Hauptkonkurrentdes Westens tituliert wird, oder dieGeschehnisse in Israel und Palästina,

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Nicht allein die islamische We l t , s o n-dern auch die christliche Tradition be-finden sich in einer tiefen Identitäts-k r i s e. Die typische Haltung des Euro-päers gegenüber dem Islam manifes-tiert sich oft in Vorurteilen religiöserund rassischer A r t . Diese sind Fo l g e neiner generalisierenden Darstellungdes Islam und des Orients, die außer-halb jeglicher Berührung mit mensch-licher Wirklichkeit steht. Die europäi-sche Rezeption des Islam geht voneiner Art funktionell gestalteter Sche-matisierung aus, die immer schon einü b e r l e g t e s, zweckorientiertes Vo r g e-hen gewesen ist. Dabei hat dieses Bilddes Orients mit der Realität wenig zut u n . Die einzige Konstante in diesemDiskurs ist, dass es sich um nicht-(westlich-)christliche Kulturen han-d e l t . Man muss sich allerdings in die-sem Zusammenhang die Frage stellen,wie die Welt aus nichtwestlicher Per-spektive aussieht bzw. ob sich hinterunserem Islambild nicht neue Fe i n d-bilder verstecken, nachdem Europaplötzlich die „rote Gefahr“ losgewor-den ist.

Das Thema Islam ist also nicht unbe-l a s t e t . Als erste haben christliche Mo-narchen den Au t h e n t i z i t ä t s a n s p r u c hdes Islam lange Zeit in Frage gestellt,danach standen in der Ko l o n i a l z e i tUnterdrückung und wirtschaftlicheAusbeutung über der christlichenN ä c h s t e n l i e b e. Später haben wirE u r o p ä e r, indem wir versucht habenunser eigenes Menschenbild demIslam aufzuzwingen, den realen

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ııÜber den IS LA M U N D EU R O PA

denkt Andrea Lorincz nach

OB U N D W I E IN T E G R AT I ON F U N K T I ON I E RT,hängt davon ab, ob man selbst in sich ruht, meintder Lauinger Bürgermeister Dr. Georg Barfu ß

IS L A M I N DE U T S C H L A N D: Der Religionslehre rA n d reas Müller zieht eine Bilanz aus der Sichtdes Praktike r s

Über die RA D I K A L I S I E RU N G I N D E R FR E M D E h a tHamed Abdel-Samad, DA A D - P reisträger 2002,seine Magisterarbeit geschrieben

Trägerin des Augsburger Friedenspreises 2000und derzeit Gastdozentin an der Univ e r s i t ä tAugsburg: SU M AYA FA R H AT- NA S E R im Gesprächmit Andrea Lorincz

PR E I S D E S BU N D E S AU S S E N M I N I S T E R S fü rdas Projekt „Willkommen an den AugsburgerH o c h s c h u l e n “

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die Welt in der Hand hat oder glaubenwir das nicht? Und wenn wir glauben,dass es einen Gott gibt, dann sind allefremden Menschen, die zu uns kom-m e n , unsere Geschwister. Ob sie Mus-l i m e, Hindus oder Heiden sind, ist imGrunde genommen egal. Und dannsollte es nicht so schwierig sein, m i tdiesen Menschen einigermaßen umzu-g e h e n . Aber auch die Menschen, d i ezu uns zukommen, müssen sich öff-n e n . Andererseits erwarten wir dau-ernd die A n p a s s u n g. Was heißt eigent-lich Anpassung? Der Zuwanderer

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Aufgabe der muslimischen Gemein-s c h a f t e n , die Gewaltbereiten (die inWirklichkeit nur eine kleine Minder-heit bilden) davon zu überzeugen,dass die Welt des Korans nichts mitGewalt zu tun hat.

Eine Kanonrevision ist also beider-seits nötig. Wir Europäer sollten un-sere Geschichte, die oft eine Ko l o n i a l-geschichte war, neu überdenken undvon der einseitigen Dominanz derVergangenheit befreien. In diesemZusammenhang gilt es, m a r g i n a l i s i e r t eoder verdrängte Geschichten anzuer-k e n n e n , unsere Überheblichkeit zuüberwinden und mehr Toleranz zup r a k t i z i e r e n . Gelegentlich kann esauch nicht schaden, mal uns selbstunter die Lupe zu nehmen, um unsereÄngste und Irritationen zu erkennen,zumal wir gerne um ein gemeinsamesEuropa ringen. Es kommt geradediesem gemeinsamen Europa zu, d a sGefühl der Solidarität und A n e r k e n-nung durchzusetzen. Schließlich lebenc a . 40 Millionen Muslime in Europa,15 Millionen in der EU, die ihre Iden-tität und Kultur bewahren möchten.Es ist also beiderseits mehr To l e r a n zund Dialog gefragt und die bis heuteso schwierig zu erfüllende Au f g a b e,das Anderssein zu akzeptieren.Schließlich müssen auch Muslime dieTrennung von Religion und Staat inEuropa anerkennen und ihre religiöseBotschaft zwanglos verbreiten kön-n e n . Es ist zuletzt lebenswichtig zuz e i g e n , dass die Zukunft Europas undder islamischen Welt untrennbar ge-worden ist, wie dies schon Goethe vor190 Jahren erkannt hat:

Wer sich selbst und andre ke n n t ,W i rd auch hier erke n n e n :Orient und OkzidentSind nicht mehr zu tre n n e n .Sinnig zwischen beiden We l t e nSich zu wiegen lass ich ge l t e n :Also zwischen Ost und We s t e nSich bewe gen sei zum Besten!

Orient durch das europäische verall-gemeinernd - orientalisierte Ko n z e p tdes Orients ersetzt. Somit ist es keinWu n d e r, dass viele Muslime als direk-te Opposition einen verstärkten isla-mischen Glauben propagieren. D a b e igilt es zu bedenken, dass die jüngstenAssoziationen mit dem Islam wie Fun-d a m e n t a l i s m u s, Te r r o r, R a d i k a l i s m u skeine spezifisch islamischen Phäno-mene sind. Im Gegenteil: Die goldeneZeit in A n d a l u s i e n , in der Christen,Juden und Muslime im Zeichen desIslam friedlich nebeneinander gelebth a b e n , ist eine der friedlichsten undfruchtbarsten Symbiosen der Mensch-h e i t s g e s c h i c h t e.Aber wer erinnertsich noch daran?

All diese Krisen haben eine tiefeKluft zwischen Europa und der isla-mischen Welt hervorgerufen, die mitstarken Minderwertigkeitskomplexenbeladen ist. Die Muslime mussten hin-n e h m e n , dass ihre lange kulturelleÜberlegenheit durch den technischenund wirtschaftlichen Entwicklungs-stand der Kolonisatoren neutralisiertworden ist. Heute bewundern undverdammen die Muslime gleicherma-ßen die technische Entwicklung desWe s t e n s. Einerseits dominiert in die-sem Dilemma die Angst vor der Un-vereinbarkeit zwischen Religion undM o d e r n e, andererseits das Bedürfnisnach diesen Te c h n o l o g i e n , aber auchder Wu n s c h , sich selbst treu zu blei-b e n . Doch die verschiedenen Kli-schees über Europa in der islamischenWelt zeugen von keinem ehrlichenInteresse seitens der Muslime an derKultur Europas. Solange dieses Desin-teresse existiert, werden die Muslimeimmer A n g s t , Verwirrung und beklem-mende Gefühle gegenüber Europae m p f i n d e n . Es ist wichtig, die Schuldfür die eigene Problematik nicht aus-schließlich dem Westen zu geben, s o n-dern zu erkennen, dass die A n g s t , d e rIslam könnte in der muslimischenWelt eine genauso geringe Rolle spie-len wie das Christentum heute im Ok-z i d e n t , eher ein Teil der eigenen Iden-titätskrise ist. Schließlich ist es die

Bürgermeister Dr. Georg Barfuß im Gespräch mit Andrea Lorinczüber das Lauinger Modell im Speziellen und über politische undpraktische Integration ganz allgemein

Eine Augsburger Studentin aus Rumänien – Andrea Lorinzc – unterhält sich mit dem CSU-Bürgermeister einer schwäbischen Kleinstadt – Dr. Georg Barfuß – über Fragen, Problemeund Chancen der Integration des muslimischen Teils der Bürgerschaft: ungewöhnlich vielleicht,aber nicht ungewöhnlicher als die Tatsache ...

? ?den Anderen zuzugehen, mit demNächsten zu teilen. Es wird höchsteZ e i t , dass wir ein Zuwanderungsge-setz bekommen, aber bis dahin solltenwir anfangen, auf örtlicher Ebene et-was zu tun.

In Deutschland ist die Angst der Minder-heiten vor Assimilation bzw. die Angstder Deutschen vor „Überfre m d u n g “groß. Oft handelt es sich allerdings umIntoleranz und Mangel an Anerke n n u n ginnerhalb der eigenen Vo l k s gruppe. Ihre rMeinung und Ihrer Erfahrung nach: Wo-her kommen diese Ängste und inw i ew e i tsind sie bere c h t i g t ?

Wir beide haben Ängste. Die Zuwan-derer haben Angst und sagen: Je t z tkomme in ein fremdes Land, wo nichtmuslimische oder nicht griechischor-thodoxe oder nicht jüdische Menschenl e b e n , wer weiß, was sie mit mir ma-c h e n . Die Deutschen haben Angst unds a g e n : Jetzt kommen irgendwelchefremde Menschen, was bringen diewohl von ihrer Kultur mit? Mit ande-ren Wo r t e n , wir wissen zu wenig von-e i n a n d e r. A l s o, wir sind fremd, u n ddas Fremde macht uns zunächst malA n g s t . Wie geht man mit der A n g s tum? Der heilige Vater Jo h a n n e sX X I I I . s a g t e : Wer glaubt, zittert nicht.Wer also wirklich glaubt, dass Je s u sdie Welt erlöst hat, braucht vor nichtsAngst zu haben. Aber viele glaubennicht und zittern. Sie flüchten dann inE s o t e r i k , Yoga usw. Das wirklich Fun-damentale ist: Glauben wir, dass Gott

Wenn wir in Deutschland von Integr a t i o ns p rechen, reden wir von zwei Dimensio-nen: die eine ist die politische Dimensionund die andere die praktische Dimension.Sie, Herr Barfuß, beschäftigen sich mitbeiden Dimensionen: Was ist der Unter-schied zwischen den beiden Dimensionenund wo genau liegen die Hauptpro b l e m e ?

Wenn man von Integration spricht,wollen die meisten wissen, was Inte-gration überhaupt bedeutet. Kurz ge-f a s s t : Integration ist die Eingliederungin etwas Bestehendes, das Einfügen zueinem Ganzen. Ganz konkret, es kom-men fremde Menschen zu uns, die wirgeholt haben oder die auch selbst ge-kommen sind. Theoretisch müssen wireinander helfen – das ist die eine Di-m e n s i o n , wenn es aber um das Prakti-sche geht, stelle ich fest: Wir haben imJahre 2003 immer noch kein Zuwan-d e r u n g s g e s e t z , obwohl Zuwanderungs t a t t f i n d e t . Wir haben aber auch nie-m a n d e n , der hinter uns steht und unsh i l f t , wir müssen selber improvisieren,um diese Menschen anzunehmen. U n ddann kann man, je nachdem, ob manreligiös ist, ob man nicht religiös ist,ob man mehr weltoffen ist oder mehrchauvinistischnationalistisch denkt,wunderbar Wahlen gewinnen, w e n nman den Menschen Angst macht unds a g t : Da kommen die bösen Fr e m d e nund nehmen euch die A r b e i t s p l ä t z ew e g, und dann werden wir schon se-h e n , wo das christliche A b e n d l a n db l e i b t . Aber es wäre genau Christen-t u m , im Sinne von Jesus nämlich, a u f

»ES HÄNGT VIEL DAVON AB,OB MAN SELBST IN SICH RUHT.

?kann zunächst nichts anderes machen,als das, was er von zu Hause mitge-bracht hat. Es ist also wichtig, dass wirdurch Aufklärung mithelfen, dass dieAngst vor Überfremdung abnimmt.

Wenn es um die religiösen Symbole derMuslime in Europa wie z. B. das Ko p f t u c hgeht gibt es zwei Thesen: Die erstebesagt, sie seien Symbole der Integr a-tionsverweigerung und Ablehnung derG a s t k u l t u r. Die andere These geht dav o na u s, dass sie lediglich zur kulture l l e nIdentität der Migranten gehören, und

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... dass das Minarett ...

... einer prächtigen Moschee längst das Stadtbild dieser schwäbischen Kleinstadt Lauingen mitprägt, ...

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c h r i stliche Gott hineinkommt. Es gibtkeinen christlichen, keinen jüdischen,keinen muslimischen Gott, es gibt nureinen Gott, aber verschiedene Gottes-b i l d e r. Wenn ich also merke, dass eineGruppe versucht zu missionieren,kann ich sie nicht in den Staat herein-l a s s e n , weil der Staat geschützt wer-den muss, damit er neutral bleibt. N a-türlich kann die Frau privat ein Ko p f-tuch tragen, aber sie kann nicht eine„amtliche“ Position repräsentieren.

Über Toleranz, Akzeptanz und Integr a-tion lässt sich leicht reden. Wie schwierigist dies in Wirkl i c h ke i t ?

Wenn ich selber glaube, dass meinedeutsche Kultur ein Fundament mei-nes Lebens ist, oder wenn ich glaube,dass mein Glaube das Fundamentmeines Lebens ist, kann ich mich weitv o r b e u g e n . Es hängt viel davon ab, o bman selbst in sich ruht, ob man einestarke Persönlichkeit ist. Und letztenEndes ist es immer eine Frage der Bil-d u n g, ob jemand nur Propagandan a c h s c h w ä t z t , oder aber dies im A l l-tag überprüft. Ich glaube, wir kommen

einen Vortrag aus der Sicht eines Bür-germeisters zu halten. Diese Vo r t r ä g ewaren sehr wichtig, so konnten dieMenschen ihr Nichtwissen, ihre Vo r-u r t e i l e, ihre Ängste, ihre Sorgen vor-t r a g e n , a b b a u e n , e r f r a g e n . Ohne dieswäre es nicht gegangen.

Was für Erfolge hatte Ihr Modellpro j e k tzu verzeichnen und mit welchen Pro b l e-men kämpft es immer noch?

In einem Verhältnis tritt immer einegewisse Sättigung ein, der A l l t a g, u n dwir müssen damit umgehen können.Was wir jetzt momentan probieren,und es war neulich sehr beglückend,ist ein interreligiöser Dialog unterK i n d e r n . Neulich haben muslimischeKinder katholische Firmlinge ausWertingen zu ihrer Moschee eingela-d e n . Die Kinder haben gegenseitigviele Fragen gestellt, es war hochin-teressant zu beobachten, dass sie garnicht mehr daran dachten, dass sieChristen oder Muslime sind. Je t z thaben die katholischen Firmlinge die

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nicht umhin im täglichen Miteinander,die Integration, dieses Zusammenfü-gen zu einem Ganzen, nach vorne zub r i n g e n . Jeder Zustrom verändert uns.Jeder fremder Mensch ist eine Berei-cherung für unser Land, aber er ver-ändert auch unser Land. I n t e g r a t i o nheißt also, j e m a n d , der kommt, w i r dv e r ä n d e r t , und diejenigen, die hiers i n d , werden verändert, es gibt einenneuen Prozess.

Eine Diaspora-Situation ist immer voneinem starken Gefühl des Verlusts ge-kennzeichnet. Wie konnte die türki s c h eMinderheit in Lauingen eine potentielleIdentitätskrise abwenden? Warum kam esbei Ihnen nicht zu einer Segregation, wiees in den grö ß e ren Städten wie Hamburgoder Duisburg der Fall war?

Ich habe selber als junger Mann dieDiasporasituation in meinem eigenenLand erlebt. Natürlich ist es in einerüberschaubaren Gemeinde wie Lauin-g e n , mit 11.000 Einwohnern, l e i c h t e rals in einer Großstadt, denn hier kannder Bürgermeister blitzartig reagie-r e n . Was die Segregation betrifft, w oich kann, lasse ich z.B. die Türken kei-ne gesamten Straßenzüge erwerben.Wir haben in Lauingen zwei Bauge-n o s s e n s c h a f t e n , die nie in einer Straßenur Italiener oder nur Po r t u g i e s e noder nur Türken wohnen lassen. U n dso haben wir geschafft, dass es bei unskeine Ghettos gibt. So sind die Men-schen gezwungen, als Nachbarn mit-einander zu reden. Damit sie sich abernicht ganz verloren fühlen, haben wirdie Moschee gebaut, und die Moscheeist sicherlich ein Bezugspunkt. So ler-nen sie zu switchen, sie lernen umzu-s c h a l t e n , und für die Kinder ist diesi d e a l .

Welche Wirkung hatte der 11. Septem-ber auf das Zusammenleben in Lauingen?

Nach dem 11. September haben wir,Bürgermeister und der Vorstand derM o s c h e e, uns zusammengesetzt undeinen gemeinsamen Gottesdienst or-g a n i s i e r t , zusammen mit dem katholi-

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Muslime in die katholische Kirchenach Wertingen eingeladen. Wir ma-chen in dem Kindergarten auchC r a s h k u r s e, bevor die Kinder in dieGrundschule eingeschult werden. U n dinsofern möchten wir, dass wir ganz„unten“ anfangen, bei den kleinenK i n d e r n . Wir haben die Integrationbis zum 50. Lebensjahr abgeschlossen.Aber die ganz Älteren haben es im-mer noch schwierig, denn sie wollennicht nach Hause, in die T ü r k e i , a b e res ist auch schwierig, sie ins A l t e r s-heim zu integrieren. Das heißt, w i rsind im Kopf noch nicht so weit, w a sdie Alten betrifft. Doch es ist wichtig,dass wir uns auf die Jüngeren konzen-t r i e r e n , dass wir sie zusammenbrin-g e n , weil wir dies bei den Alten nichtmehr schaffen können.

Man redet vom Lauingen-Modell als voneinem Modell für Interkulturalität undI n t e rreligiosität. Nun, Lauingen ist einekleine Gemeinde. Glauben Sie, dassdieses Modell auch auf die Gro ß s t ä d t eü b e rtragbar ist?

wenn die westliche Gesellschaft dieseSymbole nicht als Bedrohung darstellt,w e rden die Muslime sie auch nichtp o l i t i s i e ren. Welche Meinung vert re t e nS i e ?

Wenn eine Frau im öffentlichenDienst arbeitet, sollte sie kein Ko p f-tuch tragen, damit die Neutralität desStaates gewahrt bleibt. Wenn dasKopftuch tatsächlich die persönlicheÜberzeugung einer Frau wäre, k ö n n t eman noch darüber diskutieren. A b e rman kann dies nicht prüfen. Oft ist ess o, dass die Männer die Frauen zwin-g e n , das Kopftuch zu tragen und da-mit ist es eben nicht der Ausdruck vonder im ersten Grundgesetz garantier-ten persönlichen Religionsfreiheit. E sgibt Vereinigungen wie Milli Görüs,die sogar Geld zahlen, damit dieFrauen das Kopftuch aufsetzen. D a m i twird das Kopftuch als Waffe instru-m e n t a l i s i e r t . Das können wir uns alsneutraler Staat nicht bieten lassen. I ndie europäische Verfassung soll baldein Gottesbezug hineinkommen. M a n-che wollen, dass dies nicht hinein-k o m m t , manche wollen, dass der

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schen Pfarrer, der evangelischen Pfar-rerin und mit dem muslimischen Hod-s c h a . Wir haben eine Trauerfeier ver-a n s t a l t e t , mit der amerikanischen Fa h-ne in der Mitte, mit der türkischenFahne rechts und mit der deutschenFahne links. Jeder Repräsentant hateine kleine Ansprache gehalten. Wi rhaben versucht zu sagen, d a s s, was inNew York passiert ist, in Lauingennicht passieren würde.

Wie war Ihre Einstellung zum Islam undzu den Muslimen, bevor Sie sich mit demThema Integration und Moscheebaubeschäftigt haben?

Bevor ich mich mit dem Moscheebaubeschäftigt habe, wusste ich vom Is-lam überhaupt nichts. Als deutscherAkademiker wusste ich gar nichts, a l -s o, es ist eine Schande, wie wenig wirw i s s e n . Ich habe mich hingesetzt undmehrere Bücher durchgearbeitet, i c hhabe auch inzwischen zwei Bücher zudiesem Thema geschrieben.

Die Moschee in Lauingen, die zwischen1993 und 1996 gebaut wurde, ist zumSymbol des Zusammenlebens zwischenChristen und Muslimen gew o rden. Dochbis es zum Bau der Moschee kam, muss-ten viele Hürden genommen werd e n .Wie haben Sie die deutsche Bev ö l ke r u n gvon der Notwendigkeit der Moscheeü b e r z e u g t ?

Ich habe versucht, mich intern mit derkatholischen Kirche, mit dem Fr a u e n-bund und mit dem Mütterkreis zut r e f f e n . Die Frauen sind ganz ent-scheidend in der katholischen Kirche.Ich konnte sie überzeugen. Dann habeich drei Vorträge organisiert. Ich habemich öffentlich zusammen mit PaterVöcking (Frankfurt/Main) von derkatholischen Kirche für den interreli-giösen Dialog mit Muslimen einge-s e t z t . Für unsere evangelischen Mit-christen war Herr OberkirchenratKlautke (Hannover) da. Ich habeauch meinen Freund und Ko l l e g e nOberbürgermeister Dr. Rudolf Köpp-ler (SPD) aus Günzburg gebeten, Fotos: Andrea Lorinczıı

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Das Lauingen-Modell klingt sehrs c h ö n , in der Großstadt ist es sicher-lich schwieriger, weil der „Kapitän“nicht so durchgreifen kann, wie ich,der Bürgermeister von einer Klein-s t a d t . Mein Kollege Christian Ude, d e rOberbürgermeister von München, h a t48.000 Mitarbeiter, das heißt, er kenntsie überhaupt nicht. Die „Ko m m a n d o-struktur“ ist natürlich deswegen auchganz anders. Allerdings hat der Au s-länderbeirat in München hochkarätigeAkademiker und Wi s s e n s c h a f t l e r, d i eich nicht habe. Aber ich kann immerwieder angucken, was ich mache, i c hkann mich auch sehr schnell korrigie-r e n . Insofern glaube ich, dass es in derGroßstadt schwieriger ist, in diesenintimen Kontakt zu gehen. A n d e r e r-s e i t s, wenn in München in einemStadtteil eine Moschee gebaut wird,ist dies für den anderen Stadtteil nichtw i c h t i g, wenn aber bei uns eine Mo-schee gebaut wird, wird die gesamteStadt involviert. A l s o, beide habenVo r- und Nachteile. Ich habe es hierg e m a c h t , und die Ta t s a c h e, dass sichdie großen Städte schwer tun, b e l e g tv i e l l e i c h t , dass die Bürgermeister dasvielleicht nicht können oder nichtwollen oder dass dort die Muslime

... ohne der Pracht des Rathauses Abbruch zu tun.

?nicht diese Durchschlagskraft habenwie bei uns in Lauingen.

Interkulturalität ist ein permanenter undvor allem instabiler Proz e s s. Wie schaffe nes die christlichen und muslimischen Ge-meinden, den Dialog fo rt z u s e t z e n ?

Wir laden uns gegenseitig ein, wir ver-suchen aufeinander zuzugehen. I c hbin großer Anhänger der Diversitäts-p o l i t i k , das heißt, wir stigmatisierendie Leute nicht zu irgendwelchenR a n d g r u p p e n . Es ist wichtig, die Bür-ger zu fragen, was sie in dieser Stadttun können, was sie zu dieser Stadtbeitragen können. Ich glaube, w e n nwir diesen Ansatz hätten, hätten wirauch eine ganz andere We l t . D a n nwürde auch keine Rolle mehr spielen,ob man Christ oder Muslim ist. D i e s e rAnsatz gefällt mir sehr gut, aber er istnoch sehr schwer zu vermitteln. D a sa n d e r e, was ich noch unbedingt los-werden möchte: G e d u l d , G e d u l d , G e-d u l d . Wir können niemanden zwingen,denn dies macht den Menschen A n g s t .Man muss ihnen Zeit lassen. Wir müs-sen einfach großzügig sein, und dieKinder wachsen automatisch da rein.Deswegen muss die Sprache, als Ve-

hikel unserer Ko m m u n i k a t i o n , in denSchulen gefördert werden. Wenn je-mand glaubt, er kann sein Kind nichtin eine deutsche Schule schicken,dann soll er das nicht tun. Er mussauch nicht in Deutschland bleiben, w i rsind ein offenes Land. Aber wir be-stimmen unsere Unterrichtsziele. E sist auch wichtig, dass man in deut-scher Sprache Koranunterricht erteilt,dass die Universitäten Lehrstühle fürIslamwissenschaft einrichten. I c hbestehe allerdings darauf, dass derKoran entweder kompatibel mit demGrundgesetz ist, d . h . mit der freiheit-lichdemokratischen Grundordnung,mit den Menschenrechten, oder dasswir ihn so vom Verfassungsschutz here i n e n g e n , bis das der Fall ist. D e n n :Wir werden unser Land nie nach demKoran ausrichten -auch nicht nach derB i b e l , auch nicht nach der Th o r a , s o n-dern nach unserer Ve r f a s s u n g, d e n nsie ist großzügig genug. Dieses Landist viel zu wichtig und zu schön und zus c h a d e, dass man es Leuten in dieHand gibt, die es noch gar nicht ka-piert haben, dass Gottes Barmherzig-keit viel größer ist, als das, was dasB o d e n p e r s o n a l , egal welcher Religion,daraus macht. Fa z i t : Ich habe sie nichtg e r u f e n , sie sind hier, Deutschland istein Einwanderungsland geworden. S o-wohl der Koran als auch die Th o r aoder das Evangelium haben als Wu r-zel das Alte Te s t a m e n t , den abrahimi-tischen Glauben, das Bekenntnis, d a s ses nur einen Gott gibt, also die Mono-s t r u k t u r. Wir sollten anerkennen, d a s sim heiligen Koran viel Positives überJe s u s, Maria oder die Propheten steht,und nicht so tun, als wäre es irgendeinKamelunrat aus der arabischen W ü s t e.Die Muslime andererseits müssen sicha n s t r e n g e n , über unsere Religionmehr zu erfahren. Aus diesem Grundbesuchen wir uns gegenseitig. Ku r z u m ,ich will weg von dem Ethnischen, w e gvon dem Religiösen, hin zu der Idee:Du wohnst in Lauingen, tue etwas fürdie Gemeinde, und dann wird es inGottes und in Allahs Namen mit demZusammenleben schon klappen.

DER LANGE WEG»A n d reas Müller über den Islam in Deutschland aus derSicht des Religionslehrers, dem es letztlich tatsächlich

anheim fällt, kulturelle Vermittlungzu betreiben

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Sobald über den Islam und seine Stellungin Europa oder Deutschland gespro c h e nw i rd, teilt sich das Lager der Befü r w o rt e rrasch in zwei Hälften: während auf d e reinen Seite kulturhistorisch oder politischa r g u m e n t i e rt wird, im Sinne von, was hatuns Euro p ä e rn der Islam alles gebracht,w i rd auf der anderen Seite gern soz i a l ä s-thetisch geträumt: Multikulturell sollte siesein, unsere Gesellschaft, am bestenwohnen in zehn Häusern nebeneinanderzehn verschiedene Ethnien oder Religio-nen oder Nationalitäten. Diese Schwär-m e reien waren Standard in den Diskus-sionen der Neunziger Ja h re. Mittlerweileist viel Zeit ins Land gegangen, und esw ä re einmal interessant, Bilanz zu ziehen.

Ziehen wir also Bilanz, und zwar ausder Sicht eines Religionslehrers, e i n e sPraktikers also, dem es letztlich tat-sächlich anheim fällt, kulturelle Ve r-mittlung zu betreiben. Wirft man näm-lich einen Blick auf den (Gymnasial-)L e h r p l a n , so stellt man rasch fest, d a s sdie einzigen Lehrer, die systematischden Schülern den Islam nahe bringen,die Religionslehrer sind! Von daherist es tatsächlich interessant, e i n m a lh e r a u s z u f i n d e n , ob und was sich imRahmen des Religionsunterrichts anden Gymnasien (nur für diese kannich sprechen) geändert hat.

Aus der Sicht eines Gymnasiallehrersfür Religion ist als erste Ve r p f l i c h t u n gder jeweilige Lehrplan zu sehen. M i tBeginn dieses Schuljahres (2003/2004)gibt es einen neuen Lehrplan, der nunZug um Zug umgesetzt wird. Und hierhat sich, verglichen mit dem altenL e h r p l a n , tatsächlich etwas positiv ge-ä n d e r t : In der 6. Klasse gibt es jetztimmerhin das Thema „Kinder einer

We l t “ , wo von den anstehenden ca. 1 7Unterrichtsstunden durchaus einige(also 4-5) auch für den Islam verwen-det werden können. In der 7. K l a s s edann ist der Islam endlich auch eineigenes Th e m a , erhält also den Raumvon ungefähr 17 Unterrichtsstunden.In der Summe also etwa max. 22 Un-t e r r i c h t s s t u n d e n . Im Vergleich zu denc a . 15 Unterrichtsstunden im altenLehrplan ein echter Gewinn.

Ehrlich gerechnet, bleiben einem Leh-rer aber nie die vollen 45 MinutenU n t e r r i c h t s z e i t , man kann sehr opti-mistisch von 40 Minuten aus gehen.Insgesamt also 880 Minuten, das ent-spricht ca. 15 vollen Stunden, m i t h i nzwei ganzen Tagen ...

Wozu diese Rechnung? Sie zeigt uns,dass ein Abiturient im besten Fa l lzwei Tage seines Lebens damit ver-bracht hat, etwas über den Islam zulernen und das auch noch in relativjungem Alter (12-13 Ja h r e ) . D a n a c hfindet überhaupt keine systematischeAuseinandersetzung mehr im Rahmender Schule statt. Auch der Erdkunde-unterricht streift dieses Thema in der7 . K l a s s e, belässt es aber dann damit.

Das bedeutet also, dass ein A b i t u r i e n tin Bayern sich gerade mal 2 Tage mitdem Islam auseinandergesetzt hat unddas im Alter von 12 oder 13 Ja h r e n .Dass davon wenig übrig ist, wenn erdie Schule verlässt, liegt auf derH a n d . Kann man dies den Schülernzum Vorwurf machen? Jeder Schülerwird rasch darauf verweisen, d a s sdieses Thema ja nur eines sei im Un-terrichtsfach Religion, wo es verschie-

denste Themen gebe, und dass der Re-ligionsunterricht seinerseits wiederummit ein Dutzend anderer Fächer umdie Aufmerksamkeit bzw. das Interes-se der Schüler konkurriere. Wie könneman sich denn da alles merken?

Diese knappe Bilanz überrascht dennd o c h : Junge Menschen erhalten imRahmen der schulischen Au s b i l d u n gzwei Tage Unterricht über den Islam.Sind sie erst einmal in der Berufsaus-b i l d u n g, ist die Bereitschaft und vorallem die Zeit, sich mit einer fremdenKultur auseinanderzusetzen, s i c h e r l i c hnicht größer.

Zurück zum Religionsunterricht: E szeigt sich, dass Schüler Dinge behal-t e n , obwohl diese lange Zeit zurückliegen und manchmal auch nur allge-mein erklärt wurden. Woran liegt esalso? Jeder Pädagoge weiß, dass sichSchüler immer dann ein Thema überdie nächste Prüfung hinaus merken,wenn es zum einen mit ihrer konkre-ten Lebenssituation etwas zu tun hat,gleichzeitig aber auch ihnen authen-tisch präsentiert wird, also möglichstdas Thema von einer Person vorgetra-gen wird, die dieses selbst erlebt hatb z w. ein Fachmann ist. Was heißt dasnun aber für die Vermittlung des Is-lams im Religionsunterricht?

Macht sich ein Lehrer auf und ver-sucht in der knappen für den Islam-unterricht verbleibenden Zeit dieseAuthentizität zu ermöglichen, wird errasch mit einer traurigen, b i s w e i l e nfrustrierenden Realität konfrontiert:So gibt es in Bayern immer noch kei-nen flächendeckenden islamischen Re-l i g i o n s u n t e r r i c h t . Dabei werden hiervon allen Seiten, den Po l i t i k e r n , d e n

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Diaspora als auch von der Gastgesell-schaft ständig gedrängt, Farbe zu be-k e n n e n , sich für eine Richtung, f ü rTradition oder Moderne, zu entschei-d e n . Sie befinden sich gleichsam ineiner Situation doppelter Marginali-t ä t : Sie sind in der bundesrepublikani-schen Gesellschaft nur zum Teil integ-r i e r t , während der ersten Heimatbe-suche stellen sie aber zugleich fest,dass sie sich nicht mehr vollständig indie Heimatstrukturen integrieren kön-n e n . Sie bemerken, dass sich in ihrerHeimat viel geändert hat, ohne genauzu wissen, ob sich die Heimat oder siesich selbst gewandelt haben. D i e s emarginale Lage reicht manchmal, u mden Zugewanderten auf die Bahn derRadikalisierung zu bringen und ihn ineine radikalislamische Gruppe zu trei-b e n .

Solche „Rekonversionen“ jedoch ha-ben mit echter Religiosität wenig zut u n . Abdel-Samad betont mehrmals,dass diejenigen Befragten, die in ihrerFamilie und religiöser Tradition ein-gebettet sind, viel selbstsicherer undzufriedener seien als jene, die sichgern als „liberal“ oder „nicht religiös“b e z e i c h n e n . Die Gläubigen zeigtensich zwar der hiesigen Gesellschaftgegenüber skeptisch, doch sie seienausgeglichen und relativ zufrieden mitden gesellschaftlichen Strukturen derB u n d e s r e p u b l i k . Diejenigen der Be-f r a g t e n , die ausdrücklich eine aufge-klärte und säkulare Haltung propa-g i e r t e n , machten den Druck derGastgesellschaft für ihr „Abirren“v e r a n t w o r t l i c h . Sie waren auch dieje-n i g e n , die sich von den terroristischenAnschlägen nicht völlig distanzierenkonnten und eine gewisse Genugtu-

die Gläubigen, d . h . d i e j e n i g e n , die festin ihrer Religion verankert sind, v o mGeneralverdacht des Radikalismusund der Gewaltbereitschaft freige-sprochen werden. A b d e l - S a m a dnimmt sich eine sehr schwierige undanspruchsvolle Aufgabe vor, die er mitviel logischer Überzeugung und Fe i n-fühligkeit bearbeitet. Ähnliche Fr a g e nwurden von zahlreichen westlichenWissenschaftlern gestellt, jedoch mitwenig eindeutigen Ergebnissen.

Der Autor schildert eine Reihe vonFa k t o r e n , die die Radikalisierung vonin der Diaspora lebenden Muslimenbegünstigen oder aber abschwächen.Die erste Berührung mit der Fr e m d e,so A b d e l - S a m a d , beginnt bereits inder Heimat, beim ersten Besuch deroft aus der Provinz stammenden Mus-lime in der Hauptstadt ihres Landes.Der aus diesem Besuch oder aber ausdem Besuch eines fremden Landesresultierende Kulturschock führt oftzu einer kulturellen Ko n f u s i o n , d asich die jungen Muslime einerseitsvon den technischen und kulturellenErrungenschaften des Westens begeis-tert zeigen, andererseits aber dieNormen einer Ko n s u m - , Spaß- undLeistungsgesellschaft ablehnen. Vi e l ejunge Migranten aus den arabischenLändern und der T ü r k e i , vor allem diem ä n n l i c h e n , empfinden die Orientie-rung der Gastgesellschaft an diesenGesellschaftsnormen als eine A r t„kulturelle Gewalt“ und fühlen sichdagegen machtlos. Sie haben ein zwie-spältiges Verhältnis zu den westlichenWe r t e n , sie fühlen sich oft bedrohtund gedemütigt von der westlichenZ i v i l i s a t i o n . Sie fühlen sich in derFremde sowohl von der muslimischen

Hamed Abdel-Samad untersucht in seinerMagisterarbeit „Zur politischen und kul-t u rellen Bef i n d l i c h keit junger Muslime inder Heimat und in der westlichen Dia-spora- Gibt es Tendenzen zur Ra d i k a l i s i e-rung in der Fremde?“ die Frage, inw i ew e i tvon den in Deutschland lebenden Musli-men eine terroristische Gefahr ausgeht.Dabei beschreibt er mit besonderer Sen-sibilität verschiedene Wege der Ra d i k a l-isierung in der Fremde und macht auf d i eBesonderheiten einer Diasporasituationb z w. auf die Zusammenhänge des Zu-sammenlebens zwischen Christen undMuslimen aufmerksam.

Der Au t o r, selbst ägyptischer Moslem,interviewte für seine Arbeit zahlrei-che in Deutschland lebende arabischeund türkische Muslime (vornehmlichS t u d e n t e n ) . Er arbeitete mit Leitfa-d e n g e s p r ä c h e n , die er oft nicht aufTonband aufzeichnen konnte, da diesdie Sensibilität des Themas nicht zu-l i e ß . Zur Auswertung und Bearbeitungder Interviews gehören auch seineeigenen Einschätzungen und Interpre-t a t i o n e n , die er aufgrund seiner Vo r-kenntnisse und Erfahrungen inDeutschland in Anspruch nahm. D i eBefunde der Befragungen wurden mitrelevanter Literatur – insbesondereBiographien der Attentäter des 11.September – abgeglichen. Die Ergeb-nisse sind insofern höchstinteressant,als sie ein gewisses Ve r t r a u e n s v e r h ä l t-nis aufzeigen, da die meisten Inter-views in arabischer Sprache durchge-führt werden konnten. Der Au t o rüberprüft in seiner Arbeit gängigeAnnahmen und Vo r s t e l l u n g e n , die inder Öffentlichkeit weit verbreitets i n d . Eines der wichtigsten Ergebnisseder Untersuchung besteht darin, d a s s

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s e n : Entweder sie entwickeln eine po-sitive Beziehung zu dieser großen Re-l i g i o n , ihrer Kultur und Geschichte,oder aber sie unterrichten dieses Fa c heben abstrakt wie jedes andere Th e m amit dem oben schon beschriebenenL e r n e r f o l g.

Eine andere Möglichkeit bot sich mirvor kurzem: Ich stellte fest, dass in derD e u t s c h k l a s s e, in der ich auch Klas-senleiter bin, eine Halb-Ägypterinund Muslima meine Schülerin ist. I neinem längeren Gespräch haben wirdann gemeinsam vereinbart, dass icheine Deutschstunde zum Ende desRamadan nehmen werde, um kurz inden Ramadan einzuführen und auchdie islamischen Traditionen allgemeinzu erklären. Aufgabe der Schülerin iste s, eine Schüssel voll leckerer Süß-waren zusammen mit ihrer Mutter zubacken und mitzubringen, die immerzum Abschlussfest des Ramadan ge-gessen werden. Diese Erfahrung wirdden Schülern hoffentlich haften blei-b e n ; schließlich ist die Schülerin einevon ihnen, erzählt von ihrer eigenengelebten Tradition und obendrein gibtes noch Süßes zu essen. Ganz unkom-pliziert und doch eine erste A n n ä h e-r u n g, die die Schüler in ihren A l l t a gmitnehmen können. Leider jedochsind solche Situationen ganz selteneG e l e g e n h e i t e n .

Was also bleibt, nach der ernüchtern-den schulischen Bilanz? Was bleibtnach der Erkenntnis, dass von musli-mischer Seite viel Skepsis existiert,selbst gegenüber denjenigen, die wirk-lich die Vermittlung wünschen? Es istdas Gefühl, auf einem Weg zu sein,zwar nicht mehr zu stehen, aber dochauf einem langen We g. Von Ve r m i t t-lung zwischen den Gemeinschaften istoft und viel gesprochen worden. U n dgenau darin liegt der Fe h l e r : I mS p r e c h e n . Denn dem Sprechen solltendie Taten folgen, die auf das beschrie-bene Problem bezogen nur heißenk ö n n e n : Zusammen leben, den Au s-tausch selbstverständlich zu machen,sich gegenseitig zu Festen und Fe i e r n

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e i n z u l a d e n , miteinander vertrautw e r d e n . Ich persönlich bin leider nurein einziges Mal zu einem RamadanAbschlussfest eingeladen worden.Und trotzt vieler Einladungen zumWeihnachtsfest im Kreise meiner Fa-milie über Jahre hinweg spürte ich beimeinen muslimischen Freunden in derFreude über die Einladung auch einegroße Unsicherheit, so dass sie letzt-lich immer absagten. Vielleicht sindwir auf unserem langen Weg nochnicht so weit, dass dies selbstverständ-lich ist ...

Es muss diese Verständigung konkretgelebt werden, im Fragen nach derKultur des anderen, und zwar musli-misch und nicht-muslimisch, es mussgemeinsam gelebt und gedacht wer-d e n . Und es müssen auch die Skep-tiker dazu eingeladen werden, e i n a n-der kennen zu lernen ohne denD r u c k , gleich multi-kulturell allesteilen zu müssen. Genauso wie Mus-lime zu A d v e n t s - , Weihnachts- oderOsterfeiern eingeladen werden sollen,sollten auch Nichtmuslime mit denRamadan feiern oder das großeO p f e r f e s t . Genauso wie es jedemMuslim möglich ist, eine christlicheKirche zu besuchen, sollte es selbst-verständlich die Möglichkeit geben, i neiner Moschee Gast sein zu können.Und schließlich sollte auch intensivder Kontakt zu den Schulen gesuchtw e r d e n , denn dort ist eine konsequen-te Verständigungsarbeit am leichtes-t e n . Der Weg ist also nicht unendlich,aber er ist noch lang.

Vielleicht fangen wir selbst am bestendamit an: Das Ende des Ramadan gibtvielen Muslimen die Gelegenheit, i h r enicht-muslimischen Freunde einzuladenund mit ihnen zu essen, zu lachen undzu feiern. Und dann stehen A d v e n tund Weihnachten vor der T ü r, und ge-ben ihrerseits den Nicht-Muslimen dieG e l e g e n h e i t , ihre muslimischen Fr e u n-de einzuladen und mit ihnen zu essen,zu lachen und zu feiern. Damit hättenwir dann schon wieder ein Stück deslanges Weges geschafft.S

K i r c h e n , den Schulen und den Leh-rern immer wieder dringende A p p e l l ean die islamischen Gemeinden gerich-t e t , sich doch endlich einig zu werdenüber einen klaren inhaltlichen Au f b a udieses Unterrichts, damit endlich einordentliches Schulfach eingeführtwerden kann. Wie leicht wäre es, m i tdem islamischen Kollegen gemeinsa-me Projekte zu den jeweils großenFe i e r n , sei es Ramadan, O p f e r f e s t ,We i h n a c h t e n , Ostern etc. zu organi-s i e r e n . Bislang gibt es zwar einzelneM o d e l l p r o j e k t e, aber die aktuelle Dis-kussion etwa um die König-Fa h d - S c h u-le in Bonn wirkt auf diesen Trend si-cher nicht sehr bestärkend.

Existiert nun aber kein Fa c h k o l l e g e,so bleibt für einen Religionslehrer dieFr a g e, wie er denn dann authentischeZeugnisse dieser Religion organisie-ren kann. Aber auch hier wird es re-lativ schnell schwierig: Einen offiziel-len Ansprechpartner von Seiten derislamischen Ku l t u s g e m e i n d e n , d e rz . B. allen Schulen in Augsburg alsAnsprechpartner dient, gibt es leidern i c h t . Und Kontakte zu einzelnen Ku l-tus-Gemeinden um eine Moschee auf-z u b a u e n , ist außerordentlich schwie-r i g, zumal sich viele muslimische Re-präsentanten nach dem 11. S e p t e m b e r2001 und der anschließenden gesell-schaftlichen Skepsis weit zurückgezo-gen zu haben scheinen.

Der geplante Bau des türkischen Ku l-turzentrums lässt jedoch hoffen, d a s ses hier in Augsburg bald eine Ko n-taktstelle für die Schulen geben wird.Zwar ist der aktuelle Stand wenigerh o f f n u n g s v o l l , aber hoffentlich wer-den die türkisch muslimischen Reprä-sentanten den Mut und die Kraft ha-b e n , diese Diskussion durchzustehen.Dann wäre tatsächlich eine A n l a u f-stelle geschaffen, die auch uns Reli-gionslehrern dienen könnte.

So bleiben viele Religionslehrer, d i emeist die einzigen Lehrer an denSchulen sind, die etwas über den Is-lam berichten, auf sich selbst angewie-

A n d rea Lorinczüber die Magisterarbeit des DA A D - P reisträgers 2002, Hamed Abdel-Samad

RADIKALISIERUNGIN DER FREMDEıı

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ung über die Schäden des 11. S e p t e m-ber äußerten. Aus den Interviews gehteindeutig hervor, so A b d e l - S a m a d ,dass gläubige Muslime in der Regelnicht zum Radikalismus neigen. D asie in ihrem Glauben gefestigt sind, i s tbei ihnen keine emotionale und sozia-le Isolation festzustellen, die einegünstige Voraussetzung für Radikali-sierung zu sein scheint. Neben indivi-duell-spiritueller Erfüllung versprichtechte Gläubigkeit auch soziale A n e r-k e n n u n g, sowohl in der Heimat alsauch in den oft konservativen Kreisender Diaspora.

Der Autor macht in seiner Arbeit be-sonders auf die Gruppe der Studentenarabischer oder türkischer Herkunfta u f m e r k s a m . Er bezeichnet Studentenin der Regel als ambitioniert, n e u g i e-r i g, idealistisch und manchmal alsWe l t v e r b e s s e r e r, die jedoch oft unge-duldig sind und eine geringe Fr u s t r a-tionstoleranz haben. All diese Eigen-schaften bzw. die Unwägbarkeit derZukunftsaussichten schließen dieMöglichkeit einer Radikalisierungnicht aus. Kurz vor ihrem A b s c h l u s smüssen sich die Studenten entschei-d e n , ob sie in die Heimat zurückkeh-ren wollen, wo sie Reintegrationsmaß-nahmen versäumt haben, oder ob sieim Gastland bleiben wollen, wo sieallerdings unter enormen Zeitdrucknach Möglichkeiten suchen müssen,einen neuen Aufenthaltsstatus zu er-l a n g e n . Für diejenigen, die ihr Stu-dium nicht abschließen können, ist eseine große Schande, in ihre Heimatz u r ü c k z u k e h r e n . Die A n g s t , die Fa m i-lie und manchmal das ganze Dorf zue n t t ä u s c h e n , führt dazu, dass sie ver-suchen „um jeden Preis“ ihren Au f-enthaltsstatus zu verlängern.

Weitere Th e s e n , die in der Studie ge-prüft werden, beziehen sich auf dieeigentliche Bedeutung der Gewaltrhe-torik innerhalb islamischer Organisa-tionen bzw. auf die Rolle der zweitenG e n e r a t i o n . Der Autor behauptet, d i eKampfrhetorik mancher islamischerOrganisationen sei lediglich ein Au s-

dass Palästina auch von anderen V ö l-kern bewohnt wird. Mit religiösen A r-gumenten politisches Geschehen zurechtfertigen und sogar Menschen-rechte dabei zu verletzen, darf nie-mals zugelassen werden, denn wenndie eine Seite das kann, kann es dieandere Seite genau so. Dies blockiertden We g, eine gemeinsame Basis zuf i n d e n . Religion sollte eigentlich zurVersöhnung beitragen, denn sowohldie jüdische als auch die christlicheund die muslimische Religion verkün-den eine sehr verwandte Botschaft.Doch wenn man nur die Unterschiedehochspielt und diese als das Charakte-risierende für jede Religion darstellt,bleibt wenig Raum übrig, das Gemein-same in den Vordergrund zu stellen.R e l i g i o n , und damit ist auch das Ku l-turelle gemeint, ist meist prägend füreine Gesellschaft. Man kann sie auchin das Erziehungssystem integrierenund auch Erziehungsziele damit be-e i n f l u s s e n . Doch die politischen Ideo-logen waren und sind immer nochnicht so weit, dass sie eine Ve r s ö h-nung anstreben. Deswegen wird Re-ligion als Hetze benutzt. Nur auf Reli-gion zu beharren, könnte dazu führen,dass sich viele mit dem Glauben nichtidentifizieren können und sie deshalbauch nicht ernst nehmen. Es ist einezerbrechliche Situation, auch für dieisraelische Gesellschaft. Man bemerktauch die Kluft, die zwischen religiösorientierten Gruppen in Israel und sä-kular Denkenden, Nichtgläubigen im-mer größer wird. Doch die strengGläubigen beeinflussen nicht nur diezivilen Gesetze und Staatsgrundsätze,sie bestimmen diese auch stark. D a s

n Die religiösethnischen Einwande-rermilieus beherbergen in der Regelkeine potentiellen Te r r o r i s t e n . F ü rTerrorismus potentiell anfällig sindvermutlich Personen, die weder ineiner religiösethnischen Communitynoch in der Gastgesellschaft integrierts i n d .n Der Islam wird in der Diasporavorwiegend als Quelle der ethnischenBestimmung und Kontinuität verstan-d e n .n Wenn manche Organisationenpolitische Ziele verfolgen, dann sinddiese Ziele in der Regel nicht auf dasG a s t l a n d , sondern auf die Ursprungs-heimat gerichtet.

n Gewaltrhetorik braucht nicht aufGewaltbereitschaft hinzudeuten.n Es gibt weltweit eine Te r r o r i s m u s-g e f a h r, trotzdem kann es als unwahr-scheinlich gelten, dass Deutschlandzum Zielobjekt der Terroristen wird.Deutschland kann jedoch von Te r r o r-organisationen als Vo r b e r e i t u n g s r a u mbenutzt werden.

Zuletzt bietet die Studie A b d e l - S a-mads eine Vielzahl integrationspoliti-scher Vo r s c h l ä g e. Er macht daraufa u f m e r k s a m , dass eine Integrations-k o n z e p t i o n , die die „Ve r d e u t s c h u n g “der Muslime anstrebt, die Radikalisie-rungsgefahr eher vergrößert. Vi e l m e h rsollten die Integrationsvorschlägenicht nur von deutschen Institutionen,sondern auch von ausländischen mus-limischen Akteuren kommen, d e n nnur wer selbst integrationspolitischeMaßnahmen anbietet, kann seinerseitsForderungen erheben. Der Au t o rmacht auf die Notwendigkeit des Dia-logs aufmerksam, welcher nicht nurzwischen den Deutschen und den Mi-granten aufzunehmen gilt, s o n d e r nauch zwischen diversen Migrantenor-g a n i s a t i o n e n .

druck der ethnisch-religiösen Zugehö-rigkeit der Zuwanderer. Die arabischewie auch die türkische Sprache seienohnehin sehr bildhaft, in denen mangerne semantische Au s s c h m ü c k u n g e nund Übertreibungen gebrauche. E i n eGefahr geht, laut A b d e l - S a m a d , k a u mvon etablierten islamischen Organisa-tionen aus, die ihren rechtlichen Sta-tus in der Bundesrepublik nicht gefähr-den wollen. Vielmehr seien kleineSplittergruppen gefährlich, die wederin einer religiösethnischen Communi-ty noch in der Gastgesellschaft richtigintegriert sind. In der zweiten Genera-tion seien die Bindungen an das Ge-burtsland bereits stärker als die Bin-

dungen an die Herkunftskultur derE l t e r n . Obwohl auch die Emigranten-kinder sich in einer marginalen gesell-schaftlichen Lage befinden, so A b d e l -S a m a d , ist ihr Radikalisierungspoten-tial eher gering. Auch die zweite Ge-neration sei zwar anfällig für Identi-tätskonflikte und Zugehörigkeitsunsi-c h e r h e i t , sie dürfte jedoch weniger an-fällig für organisierte Gewalt sein. E ssei schwer vorstellbar, dass ein A n g e-höriger der zweiten Generation einenTerrorakt in Deutschland, das gewis-sermaßen seine Heimat ist, v e r ü b t .Für Deutschland nimmt A b d e l - S a m a deine vergleichsweise geringe terroris-tische A n s c h l a g s w a h r s c h e i n l i c h k e i ta n , da das Land einerseits als Ziel fürdie islamistische Seite uninteressanti s t , andererseits das bereits positivedeutsche Ansehen in den arabischenLändern durch die Nichtbeteiligungam Irakkrieg nochmals gestärkt wor-den ist.

Die Ergebnisse der Studie fasst A b-del-Samad folgendermaßen zusam-m e n :n In ihrer religiösen ÜberzeugungGefestigte neigen weniger zumRadikalismus als „konvertierte“ehemalige Liberale.

»MAN KANN LEIDER IM NAHEN OSTEN NICHT VON EINEM

FRIEDENSPROZESS SPRECHENAndrea Lorincz im Gespräch mit Dr. Dr. H. c. Sumaya Farhat-Naser.Die palästinensische Friedensaktivistin und Trägerin des Augsburger Friedens-preises 2000 ist im Wintersemester 2003/04 Gastdozentin an der Universität Augsburg.

?Der eigentliche Nahostko n f likt fängt mitden großen Migr a t i o nwellen jüdischerE i nw a n d e rer nach Palästina und derGründung des jüdischen Staates aufeinem Te rritorium, das die Pa l ä s t i n e n s e rb ewohnt haben, an. Trotzdem neigenbeide Pa rteien dazu, den Ko n f likt zui d e o l o g i s i e ren. Obwohl der Ko n f likt eherpolitisch und territorial ist, berufen sichbeide Pa rteien auf die Religion. Kö n n e ndiese beiden Faktoren zur Lösung desKo n flikts beitragen oder sollte man sichhauptsächlich auf die politische Dimen-sion ko n z e n t r i e re n ?

Der Konflikt im Nahen Osten ist poli-t i s c h , national und existentiell. Ta t s a-che ist, dass Palästina die Heimat derPalästinenser ist, immer gewesen warund bis heute ist. Das jüdische Vo l k ,entschlossen eine Heimat zu gründen,kam nach Palästina und eine Ideolo-gie nahm ihren A n f a n g, welche diePalästinenser ausschloss. Die zuneh-mende Besiedlung des Landes hat sys-tematisch den Lebensraum der Paläs-tinenser eingeschränkt. Historie istsehr wichtig, die man ansprechenm u s s, um die Zusammenhänge, H i n-tergründe und Lebensziele erkennenzu können. Religion wird in erster Li-nie mit der zionistischen Ideologie alsBasis genommen, um Rechtfertigungfür die Heimat der Juden in Palästinazu finden. Religion wird auf unter-schiedliche Weise verstanden und in-t e r p r e t i e r t . Die religiöse A r g u m e n t a-tion bei einigen israelischen Interpre-ten lässt zu, dass ein anderes Volk indiesem Land beheimatet ist. E i n i g eextreme Interpreten der Religion inIsrael jedoch wollen nicht zulassen,

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ist natürlich ein interner Ko n f l i k t . I c hg l a u b e, wir würden eher eine Lösungf i n d e n , wenn wir eine politische Ve r-söhnung anstreben würden. M a nmüsste Religion „nützen“, um die Ve r-söhnungsprozesse legitimieren undbeschleunigen zu können. Das ist dieeinzige Möglichkeit.

Das Wo rt Friedensprozess im Nahen Os-ten klingt heute für viele paradox. Ihre rEinschätzung nach, gibt es diesen Proz e s sn o c h ?

Man kann leider im Nahen Ostennicht von einem Friedensprozess spre-c h e n . Der erste Friedensprozess vonOslo hat versagt, der zweite war dieRoad Map, welcher noch nicht begon-nen hat. Wir sind in einer Sackgasse,in einer perspektivlosen Phase, wo wirnicht wissen, was wir eigentlich wol-l e n . Alle sprechen von Fr i e d e n , a b e rjeder definiert ihn anders. Für dieradikalen Israelis ist Frieden nurd a n n , wenn alle Palästinenser nichtmehr existieren, für die radikalen Pa-l ä s t i n e n s e r, wenn die Israelis ver-s c h w i n d e n . Doch auch die Bevölke-rung fragt sich: Was ist Frieden? So-lange man so viel Land wie möglichkontrollieren und das andere Vo l kunterdrücken will, kann von Fr i e d e nkeine Rede sein. Deshalb müssen wirgemeinsam bestimmen, welchen Fr i e-den wir meinen. Das kann nur durchWahrung der Menschen- und V ö l k e r-rechte funktionieren, wenn wir uns alsgleichberechtigte Partner treffen,wenn alle Rechte gleichermaßen füruns beide gelten: Recht auf Heimat-f i n d u n g, S i c h e r h e i t , w i r t s c h a f t l i c h e

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ersten Intifada waren die Frauen sehreffektiv im politischen Leben, n ä m l i c hals viele Männer in Gefängnissen wa-r e n . Aber die politische Wirkung derFrauen ist zurückgegangen, als derFriedensprozess begonnen hat. In denStrukturen des Staates ist die patriar-chalische Denkweise bestimmend, u n ddie wenigen Po s i t i o n e n , die vorhandens i n d , werden von Männern besetzt. E sbraucht eine interne Au s e i n a n d e r s e t-zung bzw. Ü b e r z e u g u n g s a r b e i t , d a s sFrauen gleichberechtigt sein können.In den Jahren 1994, 1 9 9 5 , schon 1992haben wir einiges gemacht, wir haben

den Palästinensischen Nationalrat da-hin gebracht, dass er die Bedeutungder Frauen in der Politik eingesehenh a t . Es ist sogar ein Modellparlamentgegründet worden, ein Parallelka-binett mit 88 Abgeordneten (50%Frauen und 50% Männer). Es ist einAlternativvorschlag für die Gesetzevorgeschlagen worden, welcher auchim Parlament diskutiert wurde. Es gabviele Proteste in der Bevölkerung, s o

weder sagt man: israelische Militär-angriffe und palästinensische A n g r i f f e,o d e r : israelische und palästinensischeA n g r i f f e, verbunden mit brutaler Ge-w a l t . Die Militäraktionen sind vielmehr als Menschen zu töten oder zuv e r l e t z e n , es ist Existenzberaubung, e sist Landnahme. Meine Motivation fürFriedensarbeit ist begründet auf dasS c h r e c k l i c h e, das ich in meinem Le-ben erlebt habe. Ich weiß, wenn ichaufgeben würde, wäre alles nochs c h l i m m e r. Meine Motivation kommtvon dem innigen Ve r l a n g e n , etwas zut u n , damit die anderen es besser ha-b e n . Ich fühle mich dazu berufen, w e i lich erkannt habe, je mehr Schritte ichn e h m e, desto besser erkenne ich dieM ö g l i c h k e i t e n , die existieren. M a nmuss es wagen, im schlimmsten Fa l lversagt ein Schritt, und was ist dabei,wenn er versagt? Dann lernt man da-raus und man geht vorwärts. M e i n eMotivation kommt auch von der Ta t-s a c h e, dass ich weiß, wie viele wunder-bare Menschen es in Israel gibt, d i eauf der gleichen Wellenlänge sind wiei c h , genau so wie andere Ta u s e n d eP a l ä s t i n e n s e r. Wir müssen uns vernet-z e n , wir müssen uns ermutigen, g e r a d eaus Mitverantwortung gegenüber al-l e n , die schwächer sind und nicht die-se Erfahrung haben wie wir.

??Friedensarbeit bedeutet auch die Leiden

der anderen (des Fremden) und ihreSicht der Dinge wahrzunehmen. Wie istdas möglich, wenn man mit den eigenenLeiden überfo rd e rt ist?

Es ist sehr schwer. Zugleich ist mans e n s i b l e r, nicht nur für das eigene Lei-d e n . Man braucht manchmal ein Zei-c h e n , eine Geste, man wartet darauf,aus diesem Leiden herauszukommen.Ich weiß es aus eigener Erfahrung,wie gut es ist, wenn jemand sagt: I c hstehe dir bei, es wird alles gut, v e r-zweifele nicht, oder wenn ein Israelis a g t : Es tut mir so leid, dass ihr dasalles durchmacht, das kann so nichtw e i t e r g e h e n , wir müssen gemeinsamdafür sorgen, dass es endet. Aber esbraucht Courage, es braucht Überwin-d u n g, um wirklich das Leiden des A n-deren zu sehen. Im Höhepunkt desKonflikts ist es sehr schwer. Eine Ba-sis für Annäherung könnte sein, d a s swir über das gemeinsame Leidens p r e c h e n . Es gibt eine Gruppe in Is-r a e l , die Familien von israelischen undpalästinensischen Getöteten zusam-m e n f ü h r t . Sie kommen ein-, z w e i m a lim Jahr zusammen, jetzt nicht mehr,weil es nicht mehr möglich ist. M a nmuss bereit sein, wenn man diesenSchritt tut, auch zuzuhören, s e l b s t

E n t w i c k l u n g, Souveränität usw. A b e rsolange eine große Diskrepanz in derOrganisationsstruktur besteht – dieeinen fühlen sich als Herren, die an-deren als deren Untertanen – funktio-niert es nicht. Ich glaube, um den Fr i e-den zu retten, müssen wir einen Pro-zess in die Wege leiten, der den Men-schen zeigt, dass Frieden tatsächlichmöglich ist. Bis jetzt ist er noch nichtd a , vor allem aber, weil die Welt nochimmer schweigt und nichts tut.

Friedensarbeit in Palästina ist wie eineSisyphusarbeit: die jahrelangen Bemühun-gen der Friedensaktivisten werden Ta gfür Tag durch israelische Militäraktionenund palästinensische Selbstmord a t t e n t a t ebeeinträchtigt. Wie können Sie die Mo-t ivation aufrechterhalten, obwohl Sie täg-lich neue Frustrationen wegstecken müs-s e n ?

Zunächst einmal möchte ich die Fr a g eanders formulieren. An diesem Satzwird klar, wie selbstverständlich mandie Redewendungen annimmt, die vonder israelischen Informationspolitikk o m m e n . Ich glaube, in der Fr a g e s t e l-lung muss man beide Seiten gleicher-maßen ansprechen und verstehen. D i eisraelischen Militäraktionen sind mili-tärische A n g r i f f e, die mit Terror ver-bunden sind. Andererseits gibt esnicht nur palästinensische Selbstmord-a t t e n t a t e, sondern viele andere A t t e n-t a t e, die auch gemacht werden. E n t-

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Nach September 2000, nach der zweitensog. Intifada ist der Friedensprozess ge-s c h e i t e rt und der Kontakt zwischen Ihnenund den israelischen Friedensaktiv i s t e na b g e b rochen. Wie fu n k t i o n i e rt die Ko m-munikation heute?

Es war nicht die Intifada, die diesenFriedensprozess zum Scheitern brach-t e, sondern dass die unterschriebenenVerträge nicht umgesetzt worden sind,mehr Land weggenommen wurde,mehr Häuser zerstört wurden und dasWi r t s c h a f t s s y s t e m , das Sozial- undErziehungssystem der Palästinenserkaputt gemacht wurde. Die Intifadakam als Reaktion, als Protest, n a c h-dem Camp David gescheitert war undoffiziell eindeutig erklärt wurde, d a s sArafat ein Terrorist ist. Wie soll manan einen Friedensprozess glauben,wenn die Verträge ungültig gemachtwerden? All das hat dazu geführt,dass eine Begegnung nicht mehr mög-lich ist, weil sich die Palästinensernicht mehr bewegen können. D i eKommunikation ist ausschließlich perI n t e r n e t , Telefon und Fax möglich.Palästinensische und israelische Fr i e-densaktivisten treffen sich an be-stimmten Check Points und machengemeinsam humanitäre A r b e i t , a b e rdas sind sehr wenige. Früher habenwir gemeinsam Projekte organisiert,das ist nun seit drei Jahren nicht mehrm ö g l i c h . Allerdings ermöglichen eini-ge kleine Gruppen Begegnungen imAu s l a n d . Trotz allem wird es nicht andie große Glocke gehängt, und dieTeilnehmer haben das Gefühl, sie ha-ben eine Sünde begangen.

Palästinensische und israelische Frauensind in so einem Ko n f likt in zweifa c h e rHinsicht leidtragend. Sie leiden nicht nurunter der Gewalt des Anderen, sondernauch unter Marginalisierung in den eige-nen Strukturen. Wie schaffen die Frauen,die an zwei Fronten kämpfen müssen,nicht nur zu überleben, sondern auch po-litisch aktiv zu sein?

Frauen von beiden Seiten versuchenpolitisch aktiv zu sein. Während der

wenn es weh tut und die andere Seitesprechen lassen. A l s o, man muss sichauch Anleitung geben lassen, v o nL e u t e n , die was von Ve r s ö h n u n g s p s y-chologie verstehen. Und wenn allesgesagt ist, einschließlich der verletzen-den Wo r t e, kann man beginnen, S t r u k-turen zu schaffen. Wenn eine politi-sche Versöhnung stattfinden soll, i s tdiese Arbeit von größter Bedeutung.Es ist eine sehr schwere Au f g a b e, a b e res muss sofort damit begonnen wer-d e n . Es muss auch in den Schulen, i nden Medien bewusst auf dieses Th e m aeingegangen werden.

Die explosive Situation vor Ort befl ü g e l teher die Gew a l t a k t e u re. Inw i eweit kannsich der Friedensdialog gegen den vor-h e rrschenden Hassdiskurs durc h s e t z e n ?

Gewalt bringt Gegengewalt. We n neine Seite sagt, ich muss mit Gewaltdie andere Seite vernichten, dann istdies eine Rechtfertigung der Gewaltfür die andere Seite. Gewalt ist dasM i t t e l , womit die Politiker hantierenund glauben, sie bringe uns weiter.Doch niemals hat Militärgewalt eineLösung gebracht, sie hat die Kluft nurweiter vertieft. Das Wort Hass magich nicht. Hass ist nicht ein Grund fürsolche schreckliche Brutalität. Hass istein Resultat der Brutalität. N i e m a n dhätte mehr Grund, die Deutschen aufewig zu hassen, als das jüdische Vo l k .Doch man spricht heute nicht vonH a s s, weil sich die Deutschen zu ihrerSchuld bekannt und geschworen ha-b e n , nie wieder so etwas zu tun. U n dsie haben sehr viel getan, um eineVersöhnung mit dem jüdischen Vo l kzu schaffen. Es ist dennoch sehr vielzu tun, aber immerhin ist es möglich,logischrationell die Missverständnisseund die Feindseligkeiten zu beheben.Es ist also nicht der Hass, sondern diepolitische Ideologie. Wie gesagt, w i rbrauchen dringend eine politischeVe r s ö h n u n g, die darauf beruht, d a s sbeide Völker dasselbe brauchen: e i n e nS t a a t , eine Heimat, eine sichere Exis-t e n z .

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einer der drei Augsburger Hochschu-len studieren, lehren oder forschen.Neben den amtlichen Zuständigkeiteneiner Ausländerbehörde nimmt diepermanent besetzte Außenstelle zu-gleich hochschulspezifische Bera-tungs- und Betreuungsaufgaben wahr.Den durch interkulturelle Schulungenzusätzlich qualifizierten Sachbearbei-terinnen und Sachbearbeitern derAusländerbehörde stehen eine vonden Hochschulen und vom Studenten-werk speziell für dieses Projekt einge-stellte Beraterin und zwei studenti-sche Mitarbeiter zur Seite. Sie beratendie ausländischen Hochschulgäste inaufenthaltsrechtlichen Fragen und hel-fen bei der Formulierung oder beimAusfüllen von Anträgen etc. Au c hdurch Beratung der Gäste bereits vorihrer Einreise sowie durch beratenden

U rkunden für alle Pro j e k t p art n e r

Das Projekt „Willkommen an denAugsburger Hochschulen“ ist mit demdiesjährigen Preis des Bundesminis-ters des Auswärtigen für exzellenteBetreuung ausländischer Studierenderausgezeichnet worden. S t e l l v e r t r e t e n dauch für die vier weiteren Träger desProjekts – die Stadt, die Fa c h h o c h-s c h u l e, die Musikhochschule und dasStudentenwerk – hat Dr. Sabine Ta m m ,Leiterin des Akademischen Au s l a n d s-amtes der Universität, die Au s z e i c h-nung am 4. Juli 2003 in Berlin entge-g e n g e n o m m e n . Die vom Au s w ä r t i g e nAmt für alle beteiligten Institutionenausgefertigten Urkunden wurden am2 4 . Juli 2003 den VertreterInnen deranderen Projektpartner übergeben.Exakt ein Jahr nach der Au f n a h m eder Arbeit in der Hochschulaußenstel-le der städtischen Au s l ä n d e r b e h ö r d ein der Eichleitnerstraße bestand zu-dem A n l a s s, den bisherigen Ve r l a u fund den Erfolg des bundesweiten Mo-dellprojekts „Willkommen an denAugsburger Hochschulen“ zu bilanzie-r e n .

Kern dieses Projekts ist eine unmittel-bar an der Universität angesiedelte,vollwertige und dauerhaft besetzteAußenstelle der Au s l ä n d e r b e h ö r d eder Stadt Au g s b u r g, die ausschließlichfür Ausländerinnen und Ausländer ausNicht-EU-Staaten zuständig ist, die an

Weil es die Auszeichnung mit einem Pre i sdes Bundesaußenministers zu fe i e rn galtund weil darüber hinaus nach mehrjähri-ger Vo r b e reitungszeit auf den Tag genauein Jahr vor der Verleihung dieses Pre i s e s– nämlich am 4. Juli 2002 – der eigentli-che Pro j e k t s t a rt war, luden die Tr ä g e rdes Modellprojekts „Willkommen an denAugsburger Hochschulen“ am 24. Juli2003 zu einem Bilanz-Pressegespräch, beidem zugleich den Ve rt reterinnen undVe rt re t e rn der anderen Pro j e k t p a rt n e rdie Preis-Urkunden weitergegeben wur-den, die die Leiterin des AkademischenAuslandsamtes der Universität Augsburg,D r. Sabine Tamm, am 4. Juli 2003 in Ber-lin entgegengenommen hatte.

denn sie haben gemeinsam gearbeitetund sind imstande eine Vision undeine Lösung hervorzubringen. Au c hFrauen müssen sehr viel tun. Sie sindleicht zu engagieren, und sie erinnernimmer an Menschenrechte und das istdie Brücke zur Ve r s t ä n d i g u n g. Fr a u e nhaben auch Erfahrungen in cross com-munity action, und deshalb können sieauch verschiedene Perspektiven derSicherheit für beide Seiten bringen.Man muss ihre Stimmen hören, w e i ldie Militärleute nur militärische Per-spektiven haben. Es ist auch wichtig,dass sich Studenten und andere Or-ganisationen anschließen, um Projektein unserem Land zu unterstützen. Wi rbrauchen vor allem Leute, die Erfah-rungen in Versöhnungsarbeit haben.Ich hoffe, bald wird es auch möglichs e i n , Austauschprogramme zu organi-s i e r e n , denn die menschliche Begeg-nung ist von größter Bedeutung. Es istw i c h t i g, dass man nicht pauschalisiert,sondern die Menschen als Menschena c h t e t .

DER PREIS DESAUSSENMINISTERSZIERT EINE

SOLIDE PROJEKTBILANZNACH EINIGEN ANLAUFSCHWIERIGKEITEN SIND VON DERHOCHSCHULBETREUUNGSSTELLE DER AUSLÄNDERBEHÖR-DE MITTLERWEILE ALLE BETEILIGTEN BEGEISTERT.?

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w a h r, setzt euch für Menschen- undVölkerrechte ein. Es genügt nicht,dass man die Konvention unterschrie-ben hat. Bewahrt uns vor demS c h r e c k l i c h e n , das auf uns zukommt.Europa ist verantwortlich für die Mi-s e r e, in der wir uns befinden, P a l ä s-tinenser und Israelis. Europa mussh a n d e l n , uns zu einer Lösung verhel-f e n . Unser Konflikt schlägt zurück aufE u r o p a , auf die Gesellschaft, auf dieWi r t s c h a f t . Je länger er ungelöstb l e i b t , desto schwieriger und kompli-zierter wird es für alle.

Was kann ein Unbeteiligter – ob dasüberhaupt möglich ist – der räumlich weitweg vom Ko n f likt wohnt, z. B. ein Stu-dent, tun?

Jeder kann etwas tun und jeder kannsich intensiv mit dem Konflikt befas-s e n . In erster Linie sollte man sichumfassend über beide Seiten infor-m i e r e n , aus offiziellen Berichterstat-t u n g e n , aber auch von Fr i e d e n s l e u t e n ,

etwas braucht natürlich sehr vielÜ b e r z e u g u n g s a r b e i t . Es gab mehrereS c h w i e r i g k e i t e n , aber auch die Fr a u e n-bewegung hat einige Fehler gemacht.Dennoch war es möglich, dass wirFrauen eine Lobbygruppe im Parla-ment gebildet haben. Mit der Eskala-tion der schrecklichen Gewalt ist vie-les zurückgegangen, doch der Prozessgeht weiter. A b e r, wo Gewalt ist, d aist kein Raum für Fr a u e n . Und dasz e i g t , dass in erster Linie MännerGewalt ausüben. Natürlich gibt esFr a u e n , die Attentate verüben, a b e rsicher ist, dass sie nicht ausgebildeteKämpferinnen sind. Es geschieht austiefer Ve r z w e i f l u n g, und weil sie be-nutzt worden sind. Es gibt auch inter-nationale Ko n t a k t e, wir versuchen,andere Frauen auf der Welt zu errei-c h e n . Es wäre wichtig, dass eine De-legation aus der Bundesrepublik nachPalästina käme. Es müssen Frauen da-bei sein und es muss gefördert wer-d e n . Nicht weil sie Frauen sind, s o n-dern weil sie eine politische Missionh a b e n .

Welche Botschaft würden Sie der israeli-schen Gesellschaft, dem palästinensischenVolk und uns Euro p ä e rn überm i t t e l n ?

Ich würde den Israelis sagen: Eure Ka-tastrophe ist unsere Katastrophe, u n dunsere Katastrophe ist Eure Katastro-p h e. Die Ausgrenzung der Palästinen-ser spiegelt sich wieder in der israeli-schen Gesellschaft. Wir müssen einse-h e n , dass wir nebeneinander, a l sgleichberechtigte Partner leben kön-n e n , damit wir zueinander finden undspäter vielleicht miteinander als sou-v e r ä n e, freie Staaten in Frieden lebenk ö n n e n . Ich glaube, wir fühlen ge-meinsam die Zerstörung, die unserenMenschen angetan wird. Die Seelender Menschen sind kaputt. Wir mer-ken beide, dass ein großer Verlust derGrundwerte existent ist. Wir müssenso schnell wie möglich die gemeinsa-men Werte wieder erkennen und neudefinieren und vor allem uns dafürv e r p f l i c h t e n . Den Europäern würdeich sagen: Nehmt Eure Ve r a n t w o r t u n g

Fotos: Anne Wall

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Kontakt mit den Gastgebern an denHochschulen schafft die Projektmitar-beiterin die Voraussetzungen für einereibungslose Abwicklung der aufent-haltsrechtlichen Fo r m a l i t ä t e n . Zu Se-mesterbeginn erhält diese Mitarbeite-rin Unterstützung durch weitere stu-dentische Hilfskräfte, die den Studien-anfängern bei der Erstorientierung inAu g s b u r g, vor allem bei der Wo h-n u n g s s u c h e, h e l f e n .

S t art s c h w i e ri g ke i t e ngründlich ve rgessen gemacht

„Seit der Aufnahme des Parteiver-kehrs am 4. Juli 2002, die in eine per-sonell schwierige Zeit fiel, da die Stel-le des Leiters der Au s l ä n d e r b e h ö r d eder Stadt Augsburg seit Mitte A p r i l2002 vakant war, hat sich eine Mengegetan und rundweg alles zum Po s i t i-ven gewendet“, berichtet Ta m m . G a n zwesentlich sei dies Bernd Schneider,seit dem 1. November 2002 neuer Lei-ter der städtischen Au s l ä n d e r b e h ö r d e,zu verdanken, der sich von Beginn anin vollem Umfang mit dem Projektidentifiziert und die personelle Au s-stattung auf städtischer Seite spürbarverbessert habe. „Durch die Ve r f ü g-barmachung weiterer Raumkapazitä-t e n “ , so Tamm weiter, „hat zugleichauch die Universität dazu beigetra-g e n , dass die Sprechzeiten erweitertund damit die Startschwierigkeitendes Projekts rasch überwunden undvergessen gemacht werden konnten.“

„Enorm hat sich die Situation auchfür Gastwissenschaftler verbessert“,so Krünes weiter. „Gemeinsam mitden gastgebenden Lehrstühlen kön-nen wir die erforderlichen Unterlagenbereits im Vorfeld so vorbereiten, d a s sdie Aufenthaltserlaubnis reibungsloserteilt werden kann. Die Gastwissen-schaftler brauchen in aller Regel le-diglich noch einen einzigen Te r m i nhier bei uns, bei dem alles erledigtw i r d . Stundenlanges Warten im A l l g e-meinen Wartebereich für A r b e i t n e h-mer und oft mehrere Vo r s p r a c h e n , u meinen Aufenthaltstitel und damit dieErlaubnis zur Arbeitsaufnahme zu be-kommen – das alles ist vorbei.“ Dem-entsprechend positiv sei auch die Re-sonanz bei den Gastgebern an denAugsburger Hochschulen.

G e m e i n s am Ermessensspiel-räume ko n s t ruktiv nutze n

„ Was den Erfolg unseres Ko n z e p t sa u s m a c h t , ist fraglos die enge und un-mittelbare Zusammenarbeit aller Be-t e i l i g t e n , die ohne die räumliche Ko n-zentration von Behörde einerseits undBeratung und Betreuung andererseitsso nicht möglich wäre“, r e s ü m i e r tTa m m . An einem regelmäßigen Run-den Tisch suchen die Projektträgerkontinuierlich nach weiteren Optimie-r u n g s m ö g l i c h k e i t e n . „Unser Ziel iste s, alle Möglichkeiten, die im Ermes-sensspielraum der örtlichen Au s l ä n-derbehörde liegen, im Interesse unse-rer ausländischen Gäste zu nutzen.“

K P P

A l t e r n a t i ve Lösungen, wo frü h e rschon die Rü c k fah rk arte gekau f twe rden musste

In der Tat hat eine Befragung der aus-ländischen Studierenden ergeben, d a s sdie Atmosphäre in der Hochschul-Be-treuungsstelle als wesentlich angeneh-mer empfunden wird als früher dasKlima in der zentralen Au s l ä n d e r b e-hörde - und zwar sowohl unter räum-lichen wie unter zwischenmenschli-chen Gesichtspunkten. P r o j e k t m i t a r-beiterin Ramona Krünes, die als Be-raterin mit ihren städtischen Ko l l e-ginnen und Kollegen von der Au s l ä n-derbehörde kooperiert, kann dies ausihren persönlichen Erfahrungen be-s t ä t i g e n : „ Viele der Studenten undGastwissenschaftler erzählen, dass siefrüher regelrecht Angst vor dem Gangzur Ausländerbehörde hatten, w ä h-rend sie sich jetzt sogar darauf freuen,ab und zu mal wieder bei uns hier inder Außenstelle vorbeizukommen.“Das Wi c h t i g s t e, meint Krünes, s e i ,dass hier immer jemand präsent sei,der bei Problemen beraten und zwi-schen Gast und Behörde vermittelnk ö n n e : „Gemeinsam finden wir ofteine alternative Lösung, wo frühervielleicht schon eine Rückfahrkartegekauft werden musste.“ Diese Bera-tungskompetenz werde z. B. auch vonArbeitgebern ausländischer Studie-render in Anspruch genommen, f ü rdie mittlerweile ein Merkblatt erstelltw u r d e, das darüber informiert, was beider Beschäftigung ausländischer Stu-dierender zu beachten ist.

Auch DAAD-Generalsekretär Dr. ChristianBode zählte in Berlin zu den Gratulanten.

" W i l l ko m m e n - P ro j e k t - F a m i l i e n foto" mit v. l. Projektmitarbeiterin Ramona Krünes zwischen denstudentischen Mitarbeitern David Meise und Sören Stöwe, Pro rektor Pro f. Dr. Thomas M.S c h e e re r, der Leiter der städtischen Ausländerbehörde Bernd Schneider, FH-Vizepräsident Pro f.D r. Eberhard Schurk, Katharina von Saucken-Griebel und Peter Vögl vom Studentenwerk Augs-burg, der Leiter des Bürgeramtes der Stadt Augsburg, Klaus Sulzberger, Thomas We i t z e m fe l d e rvon der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg und die Leiterinnen der Auslandsämter vonU n iversität und FH Augsburg, Dr. Sabine Tamm und Ingrid Hahn-Eisenhard t .