Abitur-Training FOS/BOS - Deutsch Sachtextanalyse · Vorwort Liebe Schülerin, lieber Schüler, mit...

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Inhalt

Vorwort

Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Textwiedergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1 Inhaltsangabe in Thesenform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Strukturierende Textwiedergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3 Überblicksinformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Sprachanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

1 Absicht bzw. Intention eines Textes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2 Sprachmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3 Gliederung der eigenen Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4 Ausarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 5 Sonderfall: Die Behandlung von Metaphern und Vergleichen . . . . . . . . . . . . . 52 6 Zusammenfassung und Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Erläuterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

1 Begriffserläuterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2 Erläuterung einer Textstelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Die Erörterung im Rahmen der Textanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

1 Themaerfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 2 Materialsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 3 Materialordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4 Ausarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Freiere Formen der Argumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

1 Leserbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 2 Schreiben an Behörden oder Funktionsträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 3 Beitrag für eine Schülerzeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 4 Weitere Darstellungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

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Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

1 Textwiedergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 2 Sprachanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 3 Erläuterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 4 Die Erörterung im Rahmen der Textanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 5 Freiere Formen der Argumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Autor: Klaus Meyer

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Vorwort

Liebe Schülerin, lieber Schüler,

mit diesem Trainingsband üben Sie die einzelnen Aufgabenformen, die im Zusammenhang mit der Analyse von Sachtexten stehen. Jedes der Kapitel ist einer dieser Aufgabenformen gewidmet. Die jeweiligen Anforderungen wer-den im Einzelnen erläutert und von Arbeitsaufträgen begleitet, die im Lö-sungsteil ausgeführt und kommentiert werden. So können Sie Ihr Wissen vertiefen und anwenden. Dabei sollte Ihnen immer bewusst sein, dass bei allem Bemühen um einheitliche Anforderungen die Erwartungen der ver-schiedenen Deutschlehrkräfte nicht vollkommen deckungsgleich sind: Es ist also möglich, dass Ihre Lehrerin/Ihr Lehrer vielleicht etwas andere Schwer-punkte setzt, als dies der Trainingsband tut. Halten Sie sich in einem solchen Fall in erster Linie an die Anweisungen aus dem Unterricht und bitten Sie Ihre Lehrkraft gegebenenfalls um eine Klärung von Abweichungen. Gegen Ende eines jeden Kapitels gibt es umfangreichere Übungsaufgaben, wie sie auch als Schulaufgaben oder als Teile einer Abschlussprüfung auftreten können. Bei den zugehörigen Lösungen handelt es sich um Vorschläge, die zum Teil über das hinausgehen, was man von einer sehr guten Arbeit erwarten darf. Lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn Ihre eigene Textproduktion nicht an die vorgeschlagene Lösung heranreicht. Deren Zweck ist es ja auch, Ihnen Anregungen zu bieten und Sie zum Weiter-denken zu veranlassen.

Bei Ihrer Arbeit mit dem Trainingsband und der Vorbereitung auf Prü-fungen sollten Sie Folgendes beachten: • Eine Verbesserung Ihrer Leistungen kann nur gelingen, wenn Sie ernsthafte

eigene Anstrengungen unternehmen, die Zeit kosten und auch Mühe bereiten. Bringen Sie unbedingt die Geduld auf und lösen Sie die Aufga-ben selbst, möglichst in Reinschrift, bevor Sie einen Blick in den Lösungs-teil werfen. Nur so werden Sie erkennen, wo Sie noch Schwierigkeiten haben, und diese überwinden lernen.

• Tauschen Sie sich zusätzlich mit Mitschülern aus oder fragen Sie Ihre Deutschlehrkraft, ob sie bereit wäre, gelegentlich eine Ihrer Bearbeitungen zu korrigieren und zu kommentieren. Eine objektive Beurteilung wie diese hilft Ihnen dabei, weitere Schwachstellen aufzuspüren oder erste Erfolge Ihrer Arbeit mit dem Trainingsband zu erkennen.

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• Hilfreich kann es auch sein, nach der Bearbeitung einer Aufgabe und dem Studium der Lösung die betreffende Aufgabe oder einen Teil davon nach einigen Tagen nochmals zu lösen. Versuchen Sie dabei, die Anregungen, die Ihnen die Lösung gegeben hat, aus dem Gedächtnis einzuarbeiten.

• Um Sachtexte erfolgreich bearbeiten zu können, sollten Sie sich außerdem für Gegenwartsprobleme interessieren und regelmäßig eine seriöse Tages- oder Wochenzeitung lesen. Verfolgen Sie zusätzlich die eine oder andere politische Talkshow. Die Zeitungslektüre hat den Vorteil, dass Sie dadurch mit der Zeit nicht nur über wichtige Problemkreise sowie das Für und Wider von Lösungsansätzen informiert werden, sondern gleichzeitig – quasi nebenbei – Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit trainieren und ver-bessern. Insgesamt werden Sie so Sachtexte leichter verstehen, das An-liegen ihrer Autoren eher durchschauen und (im Fall von Erörterungen) über geeignete Argumente verfügen. Die meisten Texte, die Ihnen in Prüfungen vorgelegt werden, behandeln bekanntlich politische und gesell-schaftliche Entwicklungen, die über einen längeren Zeitraum hinweg von Bedeutung sind.

Für Ihre Arbeit mit diesem Trainingsbuch wünsche ich Ihnen Freude und Aus-dauer und für Ihre Arbeit an der Beruflichen Oberschule viel Erfolg!

Klaus Meyer

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Gliederung der eigenen Darstellung r 45

3 Gliederung der eigenen Darstellung

Dass man zunächst die Intention(en) angeben muss, ist bereits erwähnt wor-den. Ebenso, dass sich der Grobaufbau der nachfolgenden Analyse nach den Intentionen (falls zwei oder mehrere davon vorhanden sind) richtet.

Für die Abfolge innerhalb dieser Teile gibt es zwei Möglichkeiten: a) Sie können Ihr Material nach Wirkungsgruppen ordnen, d. h. Sie behan-

deln alle Sprachmittel, die die gleiche oder eine ähnliche Wirkung haben, in einem zusammenhängenden Abschnitt – weitgehend unabhängig davon, wo sie im Text auftauchen. Das Verfahren bietet sich für längere Textpassa-gen mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Sprachmittel an. Es hat den Vorteil, dass es eher eine Gesamtsicht des Textes (bzw. des fraglichen Aus-schnitts) ermöglicht, unschöne Wiederholungen vermeidet und der Gefahr entgegenwirkt, dass die Analyse im Verlauf mehr und mehr den Charakter einer bloßen Textwiedergabe annimmt.

b) Oder Sie orientieren den Aufbau Ihrer Analyse am Fortgang des Textes. Das Verfahren bietet sich bei Textpassagen an, die nicht allzu lang sind und deren Materialbasis für eine Gliederung nach Wirkungsgruppen infolge-dessen zu klein ist. Dies ist z. B. auch der Fall, wenn der Text mehrere von-einander unabhängige Intentionen enthält oder wenn er zwar nur eine zen-trale Intention hat, diese aber mithilfe von Teilabsichten verwirklicht wird.

Die Abgabe einer Gliederung wird im Rahmen der Sprachanalyse nicht verlangt. Aber wenn Sie das Verfahren b) wählen, ist es für das Gelingen Ihrer Analyse ganz entscheidend, dass Sie den Text vor der Ausarbeitung zunächst im Hinblick auf Sprachmittel auswerten (Materialsammlung) und sich dann Gedanken über den Aufbau der eigenen Darstellung machen. Die Ergebnisse dieser Vorarbeiten hält man auf einem Konzeptblatt (umgangs-sprachlich „Schmierblatt“) fest. Auch das Anfertigen einer Gliederung kann hier also durchaus sinnvoll sein, um selbst den Überblick zu behalten.

Folgende Wirkungsgruppen (mit den für sie typischen Sprachmitteln) lassen sich meist unterscheiden:

Mögliche Wirkung Sprachmittel

kommunikativ z. B. Fragen, direkte Hinwendung zum Adressaten („Sie, meine lieben Zuhörer …“), Parenthesen, andere dialogische Elemen-te (z. B. Ausrufe; Interjektionen wie „oh, …“, „ach, …“ etc.)

glaubwürdig z. B. Einräumungen, Fremdwörter/ Fachbegriffe, Fakten und Zahlen, Berufung auf Autoritäten

TIPP

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46 r Sprachanalyse

Mögliche Wirkung Sprachmittel

eindringlich/ nachdrück-lich/ dynamisch/ zu-packend/ emphatisch

z. B. Ellipsen, Anaphern, Parataxen, auffällig kurze Sätze, Inver-sionen, Parallelismen, Kumulationen, Asyndeta, Polysyndeta, Kli-max, Kontraste/ Paradoxien/ Antithesen, Hyperbeln, Emphasen

suggestiv bzw. auf- oder abwertend

z. B. besonders positiv oder negativ konnotierte Wörter, d. h. sprachliche Aufwertungen (auch Euphemismen) oder Abwer-tungen, Hyperbeln, Ironie/ Sarkasmus/ Spott, Schlagwörter, bildhafte Ausdrücke (Metaphern und Vergleiche), Verallge-meinerungen, Suggestivfragen, apodiktische Behauptungen, Aufforderungen, Unterstellungen bzw. Zitate oder Schein-zitate des Gegners, die ihn in ein schlechtes Licht rücken

ästhetisch/ gefällig z. B. Chiasmus, Reim, Alliteration, Oxymoron, Sprachbilder, Hyperbeln, Ellipsen

auflockernd (häufig in unterhaltsamen Texten)

z. B. sanfte Ironie, Umgangssprache bzw. Kombination von Umgangssprache und gehobener Sprache, Neologismen, (rhe-torische) Fragen, Personifikationen, Wortspiele, Metaphern und Vergleiche (die nicht der Beeinflussung, sondern der Ver-anschaulichung oder Aufheiterung dienen)

Typisch für die sachliche Argumentation sind…

Fremdwörter/ Fachbegriffe, Hypotaxen und das weitgehende Fehlen von Sprachmitteln, die suggestiv wirken.

Beachten Sie, dass ein und dasselbe Sprachmittel in verschiedenen Kontexten manch-mal eine unterschiedliche Wirkung entfaltet. So können Fragen z. B. einen suggestiven, einen kommunikativen oder einen auflockernden Charakter haben.

Außerdem gibt es natürlich immer auch Doppelwirkungen; z. B. kann mit einem Mittel, das der Kommunikation dient, gleichzeitig eine unterschwellige Beeinflussung (Sugges-tion) erreicht oder gefördert werden, denn ein Leser, zu dem man einen direkten Kontakt hergestellt hat (Kommunikation), ist für die Botschaft, die man ihm übermitteln will, leich-ter zugänglich.

TIPP

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Gliederung der eigenen Darstellung r 47

Die Vorarbeiten für eine komplette Sprachanalyse, die sich nicht einfach nur am Text entlang bewegt, werden an folgendem Text beispielhaft durchgeführt:

1 Nirgendwo ist der Bruch von Vorschriften besser organisiert als auf der Landstraße. Wenn es darum geht, Tempolimits zu über-schreiten und der Strafe dafür zu entgehen, sind alle Komplizen: die Mutter auf dem 5

Weg zum Kindergarten und der Staubsau-gerverkäufer im Außendienst, der Chauf-feur des Chefs und der Arzt auf Hausbe-such. All die Gehetzten des Alltags. Also jeder. 10

Autofahrer signalisieren dem Gegen-verkehr mit Lichthupe die nächste Ra-darfalle, öffentlich-rechtliche Radiosender haben mit vom Staat eingetriebenen Ge-bühren Hotlines geschaltet, denen man 15

Blitzer melden kann, die im Anschluss an die Verkehrsnachrichten durchgesagt wer-den wie der Pollenflug. Sehr raffinierte Kfz-Halter schleusen verbotene Radar-warngeräte ins Land. Navigationssysteme 20

bieten spezielle Radarkarten an, und na-türlich gibt es längst entsprechende Apps fürs Smartphone, immer up to date. Rasen ist eine sichere Sache geworden. […]

Dem Autofahrer nähert sich der Geset-25

zeshüter eben stets auf Samtpfoten – das hat er mit dem Gesetzgeber gemeinsam. Die Freiheit des Autofahrens einzuschrän-ken, gilt noch immer als sicherer politi-scher Selbstmord, ähnlich wie in Amerika 30

die Einschränkung des Rechts auf Waffen. Der Waffenschein und der Führerschein sind wie Verwandte. Derjenige, der ein Au-to führt, schätzt das Risiko genauso gering ein wie derjenige, der eine Knarre im Ho-35

senbund hat. Es sind immer die anderen,

die damit nicht umgehen können. Man selbst hat alles im Griff. Selbstbeschrän-kung? Reglementierung? Alles Schikane. Man sollte vielleicht nicht mehr sofort em-40

pört den Kopf schütteln, wenn im Auto-radio mal wieder gemeldet wird, dass in den USA mal wieder kein schärferes Waf-fengesetz eingeführt worden ist.

Seltsam ist das. Die Menschen haben 45

Angst vor allem, vor Eichenprozessions-spinnern1, Werbeanrufen, Bankberatern, vor dem Fliegen. Aber Autofahren bei 200 Stundenkilometern mit Handy am Ohr ist kein Problem. Das Auto, lernt man 50

schon im Physikunterricht, ist ein ge-schützter Raum. Es macht nicht nur im-mun gegen Blitzeinschlag, es macht sogar

Text 7

Kaum ein materieller Gegenstand ist dem Deutschen so wichtig wie sein Auto – und die freie Fahrt auf der Autobahn.

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48 r Sprachanalyse

unsichtbar. Wie viele Autofahrer beschimp-fen auf der Straße ihre Frau auf dem Bei-55

fahrersitz, bohren grunzend vor Glück in der Nase oder beleidigen Mitbürger durch die gewienerte2 Windschutzscheibe, als könnte sie niemand dabei beobachten?

Jeder Eingriff in dieses Recht ist ein Ta-60

bubruch – oder muss offenbar als ein-malige Aktion verniedlicht werden. Der erste autofreie Sonntag, während der gro-ßen Ölkrise3 1973, hat es ins Geschichts-buch geschafft, eine Besonderheit wie die 65

Mondlandung. Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen wird nur deshalb immer wieder diskutiert, damit jemand sich feiern lassen kann, es verhindert zu haben. Die Kontrolle von in der Straßenverkehrsord-70

nung verankerten Vorschriften gilt als Ab-zocke. Und im Bundestagswahlkampf war die Maut wichtiger als Syrien4. Eben. […]

Quelle: Süddeutsche Zeitung, 11. 10. 2013, für didaktische Zwecke gekürzt.

Worterklärungen: 1 Prozessionsspinner: Schmetterlinge, deren Raupen sich prozessionsartig fortbewegen. In Dtl. spielt v. a. der Eichenprozessionsspinner als Schädling eine Rolle; für Menschen ist der Kontakt mit seinen Raupen oder Nestern sehr unangenehm: allergische Hautreaktionen, Bindehautentzündungen etc. sind die Folge. 2 wienern: etwas so lange putzen und polieren, bis es glänzt 3 Ölkrise: Anlässlich des israelisch-arabischen Jom-Kippur-Krieges drosselte die OPEC 1973 bewusst die Fördermenge von Erdöl, um die westlichen Länder aufgrund deren Unterstützung von Israel unter Druck zu setzen; die Ölkrise hatte für die Wirtschaft der BRD gravierende Folgen (Konjunktureinbruch, nahezu Verdoppelung der Arbeitslosigkeit) und grub sich ins Kollektivbewusstsein der Deutschen ein. 4 Syrienkonflikt: Seit 2011 befindet sich Syrien im Bürgerkrieg: Was zunächst als friedlicher Protest gegen das Assad-Regime und für politische Reformen begann, entwickelte sich zu einem blutigen Bürger-krieg. Die zunächst klaren Fronten zersplitterten zusehends: Längst befinden sich auch die Gegner des Regimes im Machtkampf untereinander.

a) Zunächst müssen Sie sich über die Intention des Textes 7 „Komplizen des

Alltags“ klar werden. Diese können Sie gleich in Reinschrift formulieren, wie sie dann auch am Anfang der fertigen Sprachanalyse erscheint:

Der Autor übt Kritik am Umgang deutscher Autofahrer mit Verkehrsvor-schriften. Er wirft ihnen vor, dass sie in großer Einigkeit solche Vorschriften

als Zumutung, eine Übertretung als gerechtfertigt und Kontrollen oder

Strafen als staatliche Schikane empfinden.

b) Im nächsten Schritt werten Sie den Text im Hinblick auf Sprachmittel aus und halten das Ergebnis auf einem Konzeptblatt übersichtlich fest (Mate-rialsammlung). Es ist wichtig, dabei sofort auch den Fundort des sprach-lichen Phänomens mit Zitat und/oder Zeilennummer zu notieren, damit Sie bei der anschließenden Ausarbeitung die fragliche Textstelle gleich fin-den. Nennen Sie jeweils auch die Wirkung (Stichwort genügt!). Legen Sie für Ihre Materialsammlung möglichst eine Übersicht nach folgendem Mus-ter an:

Beispiel

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Gliederung der eigenen Darstellung r 49

Benennung Beleg Wirkung

negativ konnotierter Begriff „Komplize“ (Überschrift) Vorstellung: kriminelles Milieu → abwertend

Hyperbeln/ Verallgemeine-rungen

„Nirgendwo“, „alle“, „jeder“ (Z. 1–10)

eindringlich, dramatisie-rend, gefällig

Kumulation v. unterschied-lichsten Personengruppen

Z. 5 ff. eindringlich, glaubwürdig

Ellipsen Z. 9 f. emphatisch, dynamisch

Kumulation von Maßnah-men des Widerstands

2. Absatz eindringlich, glaubwürdig

Vergleich Blitzer: „durchgesagt wie der Pollenflug“ (Z. 17 f.)

ansprechend/ gefällig, dynamisch

Paradoxon/Kontrast „Rasen ist eine sichere Sa-che geworden“ (Z. 23 f.)

Situation erscheint grotesk → abwertend

Metapher „nähert sich […] auf Samtpfoten“ (Z. 25 f.)

anschaulich, gefällig, auflockernd

bildhafte Hyperbel „als sicherer politischer Selbstmord“ (Z. 29 f.)

anschaulich, eindringlich

Vergleich mit Einstellung zu Waffen in den USA

3. Absatz anschaulich → dadurch plausibel; abwertend

Kurzsatz und Ellipsen Z. 37– 39 dynamisch → gefällig

rhetorische Fragen und fingierte Antwort

Z. 38 f. kommunikativ → dadurch gefällig

Kumulation von Phobien Z. 46 – 48 eindringlich, spöttisch

paradoxer Kontrast Phobien vs. Waghalsigkeit (Z. 46 – 50)

Zuspitzung, Verhalten erscheint widersprüch-lich → abwertend

Hyperbel 200 km/h und Handy (Z. 48 – 50)

emphatisch, eindring-lich, gefällig

hyperbolische Kumulation von neg. Verhaltensweisen

„beschimpfen“, „bohren“, „beleidigen“ (Z. 54 – 57)

Verstärkung von nega-tiven Empfindungen

abwertende Metapher; Hyperbel

„grunzend vor Glück“ (Z. 56)

Assoziation mit Schwein → verächtlich; spöttisch

Kontrast „beleidigen“ (Z. 57) vs. „gewienert“ (Z. 58)

lächerlich → abwertend

Kumulation von Belegen letzter Absatz (Z. 60 –73) eindringlich, glaubwürdig

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50 r Sprachanalyse

c) Ordnen Sie im Anschluss die Sprachmittel nach Wirkungsgruppen und entwickeln Sie so ein Gliederungskonzept. Die Sprachmittel in Text 7 lassen sich vier verschiedenen Wirkungsgruppen zuordnen: • einige wenige Abwertungen, also Versuche, im Leser eine negative Hal-

tung gegenüber den Autofahrern und ihrem Verhalten zu erzeugen; dies geschieht durch negativ konnotierte Ausdrücke wie „Komplizen“ und „grunzend“ (welches gleichzeitig eine Metapher darstellt), durch den Vergleich mit Waffenträgern in den USA und durch Kontrastierungen

• häufige Mittel der Eindringlichkeit, so die Hyperbeln, die vielfach dra-matisierend wirken und zum Teil mit Verallgemeinerungen verknüpft sind, und Kumulationen

• Mittel, die die Glaubwürdigkeit des Textes erhöhen, besonders die vielen Beispiele und Vergleiche, die anschaulich wirken

• Mittel, die den Text flotter, gefälliger gestalten und damit der Intention indirekt dienen, weil sie den Leser seiner Botschaft gegenüber aufge-schlossen machen: einige Hyperbeln, Ellipsen, kommunikative Fragen und die erwähnten Veranschaulichungen bzw. Sprachbilder, die nicht nur die Glaubwürdigkeit erhöhen, sondern auch die Darstellung farbiger werden lassen

Eine mögliche (optionale) Gliederung würde so aussehen:

1 Wirkungsgruppe Abwertung 1.1 negativ konnotierte Ausdrücke 1.2 sprachliche Bilder 1.3 Kontrastierungen

2 Wirkungsgruppe Eindringlichkeit 2.1 Hyperbeln bzw. Generalisierungen 2.2 Kumulationen

3 Wirkungsgruppe Glaubwürdigkeit 4 Wirkungsgruppe Gefälligkeit

4.1 Hyperbeln 4.2 Sprachbilder 4.2 Ellipsen 4.3 kommunikative Fragen