ACT - das Magazin

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act t Verlagspostamt 1100 Wien • P.b.b. DVR. Nr. 0462276 • Zulassungsnr. 02Z033302M 1 | MÄRZ - MAI 2010 Die Akte Andritz Kopenhagen – Floppenhagen Ökoregion Kaindorf Ziviler Widerstand in Zeiten des Klimawandels

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Ziviler Widerstand in Zeiten des Klimawandels Die Akte Andritz Kopenhagen – Floppenhagen Ökoregion Kaindorf

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Verlagspostamt 1100 Wien • P.b.b.DVR. Nr. 0462276 • Zulassungsnr. 02Z033302M

1 | M Ä R Z - M A I 2 0 1 0

Die Akte

Andritz

Kopenhagen –

Floppenhagen

Ökoregion

Kaindorf Ziviler Widerstand in Zeiten des Klimawandels

Page 2: ACT - das Magazin

� Inhalt

02

Sichtbar machen

Roman Kellner

Chefredakteur des „act“

03

act intro02 INTERNATIONALE AKTIONEN

03 EDITORIAL

act ion04 KOPENHAGEN – FLOPPENHAGEN

Die UN-Klimaverhandlungen sind gescheitert. Ein Blick auf die Positionen der wichtigsten Verhandlungspartner zeigt, warum.

07 UMWELTLAND IST ABGEBRANNT

Österreichs Klimapolitik ist peinlich.

actreport08 „NUR WER ETWAS TUT, KANN ETWAS VERÄNDERN“ Sechs oststeirische Gemeinden schließen sich zur „Ökoregion Kaindorf“ zusammen und zeigen, wie Klimaschutz funktioniert.

11 ERFOLGE

facts12 CCS: DIE NEUE RISIKOTECHNOLOGIE

Die Industrie träumt davon, in Österreich abgeschiedenes CO2 unter die Erde zu pumpen – eine ganz schlechte Idee.

13 FOLLOW UP

14 DIE AKTE ANDRITZ Passiert irgendwo Umweltzerstörung im großen Stil, ist auffällig oft die Andritz AG in der Nähe.

actkommentar16 ZIVILER UNGEHORSAM AUF DEM ROTEN TEPPICH Zwanzig Tage Untersuchungshaft nach einer symbolischen Aktion? Wie ist das mit dem zivilen Ungehorsam in Zeiten des Klimawandels?

18 DAS LOS DER PROPHETEN Die Notwendigkeit von Weitblick und die Schwierigkeit, richtig zu liegen.

interact ion21 FILMTIPP: JAGDZEIT

22 ERBSCHAFTSRATGEBER VON GREENPEACE

AKTIONSAKADEMIE 2010

LESETIPP: DAS GREENPEACE MAGAZIN

23 CARTOON VON GERHARD HADERER

24 EISBÄRENPATENSCHAFT

ANTWORTKARTE

actintro� Internationale Greenpeace AktionenWeltweit für den Schutz des Klimas

Wenige Tage vor den UN-Klimaverhand-lungen in Kopenhagen treffen sich viele Staatschefs auf dem Iberoamerika-Gipfel in Lissabon. Greenpeace besteigt den Turm von Belem und fordert die PolitikerInnen mittels Transparent auf, die Klimaerwärmung zum wichtigsten Thema zu machen. Der übersetzte Text auf dem Banner: „Unser Klima, eure Entscheidung“. Foto: GP/ Pedro Armestre

Lissabon, Portugal, 30. 11. 2009

Der 12. Dezember 2009 wird zum globalen Aktionstag für den Klimaschutz. Weltweit fordern Menschen, dem Klimaschutz die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen. Von Peking aus schicken traditionelle chinesische Trommler eine dringende Nachricht auf den Weg nach Kopenhagen: „Time is running out“ – die Zeit läuft uns davon.Foto: Lu Guang / GP

Peking, China, 12. 12. 2009

Am Ankunftstag der Staatschefs in Kopenhagen klettern australische Akti vistInnen auf die Oper von Sydney. Sie lassen vom Dach des weltberühmten Gebäudes ein 100 Quadratmeter großes Transparent herunter, das da sagt: „Schluss mit Politik. Klimavertrag jetzt“. Heute wissen wir: Am Ende siegte in Dänemark doch wieder die Politik. Foto: Dean Sewell / GP

Sydney, Australien, 15. 12. 2009

In der mexikanischen Hauptstadt entrollt Greenpeace ein 21 Meter langes Banner, auf dem der aztekische Regengott Tlaloc um Hilfe gebeten wird.Vielleicht gelingt es den führenden Weltpolitikern und der mexikanischenRegierung mit seiner Unterstützung, ein bindendes und starkes Klima-abkommen auf die Beine zu stellen. Foto: Agustin Martinez / GP

Mexiko-Stadt, Mexiko, 4. 2. 2010

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� Editorial

Heutzutage buhlen viel mehr Eindrücke um unsere Aufmerksamkeit, als wir verarbeiten können. Den-noch werden ganz wesentliche Dinge ausgeblendet. Die meisten von uns essen Fleisch, aber woher es kommt, wie die Tiere gelebt haben, wie sie gestorben sind, das wollen wir nicht so genau wissen. Wäre es nicht ehrlicher, schon den Jugendlichen in den Schu-len Bilder von Schlachthöfen und Tierfabriken zu zeigen? Um der Wahrheit willen und weil erst dann ihre Essenswahl wirklich frei ist?

„Windkraftwerke“, heißt es, „verschandeln die Land-schaft.“ Doch die weithin sichtbaren Rotor blätter sind ganz leicht wieder abgebaut. Atommüll hinge-gen strahlt unsichtbar – jahrtausendelang. Gefahr hat selten eine Farbe, oft nicht einmal eine Gestalt.

Gentechnisch veränderte Organismen? Für das nor-male Auge nicht zu erkennen. Pestizide? Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, tödlich sind sie dennoch. Erst unlängst hat eine gesamteuropäische Studie be-legt, dass der Einsatz von Spritzmitteln die Zahl der Arten auf den Feldern halbiert.

Anfang Februar erhielt die Andritz Hydro GmbH den Staatspreis für Umwelt und Energietechnologie 2010 und damit viel Aufmerksamkeit. Unsichtbar bleiben die Zerstörungen, an denen die Andritz AG andern-orts beteiligt ist. Weit weg – und damit weniger sicht-bar (siehe auch Seite 14).

Greenpeace bemüht sich seit jeher, auch das Ver-drängte, das Unangenehme, sichtbar zu machen. Denn die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.

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� Das Ergebnis der größten Klimakon-ferenz aller Zeiten ist enttäuschend. Rund 120 Staats- und Regierungschefs und eine nie dagewesene Weltöffentlichkeit konn-ten nicht verhindern, dass man bei vagen Absichtserklärungen blieb. Angesichts dieses Resultates ist diesmal selbst die üb-liche Schönfärberei durch die politisch Verantwortlichen ausgeblieben. Geeinigt hat man sich auf einen unverbindlichen „Kopenhagen Akkord“, in dem immerhin anerkannt wird, dass zwei Grad Erwär-mung ein Problem sind, ohne irgendwel-che verbindlichen Handlungen daraus abzuleiten. Einzig ein kleines Finanzpaket für Entwicklungsländer schaute noch da-bei heraus.

Alles begann 2007 in Bali. Damals hat man vereinbart, sich zwei Jahre Zeit zu neh-men, um ein neues globales Klimaabkom-men zu vereinbaren. Im Kern ging es um drei Ziele: Erstens sollte Kyoto mit einer zweiten Verpflichtungsperiode und dra-matisch gesteigerter Ambition fortge-schrieben werden. Zweitens suchte man ein dazu passendes Abkommen, welches auch den Nicht-Kyoto-Teilnehmer USA einbezieht. Und schließlich sollten die gro-ßen Entwicklungsländer zu verbindliche-ren, aber technologisch und finanziell un-terstützten Klimamaßnahmen bewegt werden. Die folgenden zwei Jahre waren geprägt von wechselseitigen Misstrauen fördernden Maßnahmen: Die USA provo-zierten die Welt mit ihren unwürdigen Se-natsspielchen, bei denen es nicht einmal um ernst zu nehmende CO

2-Reduktionen ging. Die EU langweilte mit ihrem alten Glanz als Klimavorreiter und ihren völlig unzureichenden 20 bzw. eventuell 30 Prozent Reduktion bei möglichst großzü-giger Anwendung aller denkbaren Schlupflöcher. China verwirrte die Welt mit Ankündigungen, die aufgrund fehlen-

der Daten und unklarer Formulierungen nicht nachzurechnen waren. Die Ver-handlungen zwischen Bali und Kopenha-gen verstrichen weitgehend ergebnislos, es dominierten wechselseitige Schuld zu-weisungen.

In Kopenhagen stellten nun alle entschei-denden Länder ihre Innenpolitik sowie Lobbyinteressen der fossilen Industrie über die langfristigen Überlebensfragen, wie im folgenden Text nachzulesen ist. Diese beiden Blockaden müssen möglichst rasch gebrochen werden. Nur dann gibt es eine Chance, zu einer globalen Hand-lungsfähigkeit zu finden. Nächster und vielleicht letzter Versuch: Mexiko im Dezember 2010.

USABarack Obama reiste als Hoffnungsträger und frisch gebackener Nobelpreisträger nach Kopenhagen. Seine Rede strotzte aber vor Untergriffen gegen China und brachte nichts Neues. Das Publikum für die Rede saß offensichtlich nicht in Kopen-

hagen, sondern in Nebraska oder Kentu-cky und vor allem in Washington D.C. Po-litisch interessant wurde es in der letzten Nacht. Da platzte Obama in ein Treffen der BASIC Länder (Brasilien, Südafrika, Indien und China), um mit dem chinesi-schen Premier Wen Jiabao zu reden. Über-liefert ist ein ungeduldiger US-Präsident, der vor der Tür rief: „Mr. Premier, are you ready to see me? Are you ready? Mr. Pre-mier, are you ready to see me? Are you ready?“ Im Endeffekt verhandelte Obama mit allen BASIC-Ländern ein schwaches Ergebnis, rauschte zum Flughafen ab und

verkündete den Deal dort bei einer Pres-sekonferenz, noch ehe die Mehrheit der Länder das Papier gesehen hatte.

EUDie EU war die große Enttäuschung und der große Verlierer von Kopenhagen. Nichts war mehr übrig vom Glanz des Kli-mavorreiters vergangener Tage. Das Be-harren darauf, mit dem 20-Prozent-Reduk-tionsziel ohnedies besser zu sein als der

Rest wirkte tragisch, eher trotzig der Stand-punkt, nur dann auf 30 Prozent zu erhöhen, wenn auch andere mitmachen, obwohl man gleichzeitig auf die wissenschaftlich notwendigen Ziele verwies. Empörend wirkte das Tricksen rund um bestehende und mögliche Schlupflöcher, die die ange-kündigten Reduktionsziele entwerten, ver-wirrend dagegen die uneinheitlichen Posi-tionen und die unterschiedlichen Aussagen der Mitgliedsländer. Fast schon Mitleid konnte man bekommen angesichts des Entsetzens, dass die „Big Player“ USA und die BASIC-Länder etwas beschließen ohne dass die EU eine Rolle spielte. Österreich gehört übrigens innerhalb der EU zu den absoluten Bremsern (siehe Seite 7).

ChinaEs stimmt noch immer. Den Klimawandel als Problem haben die Industrieländer verursacht, und die Pro-Kopf-Emissionen Chinas liegen immer noch deutlich unter jenen der USA oder der EU. Außerdem ist China im Bereich der erneuerbaren Ener-gien dabei, globaler Spitzenreiter zu wer-den. Trotzdem wird das alles schön lang-sam zur willkommenen Ausrede, um keine Verpflichtungen übernehmen zu müssen.

KOPENHAGEN – FLOPPENHAGEN

Im Endeffekt verhandelte Obama mit allen BASIC-Ländern ein schwaches Ergebnis ...

Die EU war die große Enttäuschung und der große Verlierer von Kopenhagen.

� Greenpeace-Plakate in Kopenhagen während der UN-Konferenz

Bei den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen siegte nationale Interessenspolitik über den Willen,

ein globales Problem zu lösen. Ein Blick auf die wichtigsten Verhandlungspartner und ihre Standpunkte zeigt,

warum trotz der Dringlichkeit nichts weiterging. von Bernhard Obermayr*

action

Page 4: ACT - das Magazin

06 07

� Eine Hymne auf das Umweltmuster-land Österreich schreiben, das wäre fein. Unser kleines Land – Vorreiter beim Um-weltschutz. Wegweiser, wie die Klimakri-se in eine Chance umzuwandeln ist. Welt-meister beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Pionier bei Energieeffizienz und erneuerbaren Energien.Aber leider– nichts davon. Die Politiker hierzulande klammern sich immer noch an Errungenschaften lang vergangener Tage: die seltsame Atomruine von Zwen-tendorf, den hohen Prozentsatz an Was-serkraft, den Verzicht auf Gentechnik, die sauberen Flüsse und Seen. Aber all das geht auf Entscheidungen von gestern zu-rück, zum Teil sogar gegen den Willen der Politik. Beim ganz, ganz großen Umwelt-problem unserer Zeit, dem Klimaschutz, versagt Österreich.

KlimaschlusslichtMitte November lieferte der aktuelle EU-Fortschrittsbericht wieder einmal Daten dazu: Österreich wird als einziges Land der „alten“ 15 EU-Staaten sein Kyoto-Ziel nicht erreichen. Statt minus 13 Prozent CO2 auf der Basis von 1990 halten wir der-zeit bei plus zehn Prozent. Im „Climate Change Performance Index“ liegt Öster-reich unter sechzig Staaten an 42. Stelle und schneidet vor allem beim Thema Klimapolitik sehr schlecht ab.

Auch bei den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen zog sich Österreich gleich am ersten Tag den Unmut allzu vieler zu. Aufgrund seiner restriktiven Position in Bezug auf die Waldanrechenbarkeit, die enorm viele Klimaschutz-Schlupflöcher für waldreiche Länder bedeuten würde, erhielt unser Land von 450 internationalen Organisationen den Titel des „Fossile of the day“. Einst Umweltmusterland – heute „Fos-sil des Tages“. Das ist wirklich peinlich.

Den Beschwichtigern und Schönrednern gehen die Argumente nicht aus: Gemes-sen an der Kaufkraft sei Österreichs CO2-Ausstoß immer noch niedrig. Oder Öster-reich hätte sich seinerzeit viel zu ehrgei -zige Ziele gesteckt. Einst waren da tatsächlich Ehrgeiz und

das Bestreben, zu den Ersten zu gehören. Davon ist seit Jahren keine Rede mehr. Von Taten ganz zu schweigen. Interes-senspolitik geht vor notwendigen Maß-nahmen. Wie anders ist es zu erklären, dass klimapolitische Ewigkeiten ein ver-nünftiges Ökostromgesetz verschleppt wurde? Jahrelang ist in Österreich keine neue Windkraftanlage mehr errichtet worden – weil jeglicher Anreiz fehlte.

Das Potential ist da„Mein Ziel ist es, Österreich Schritt für Schritt in die Energieautarkie zu steuern“, referiert Niki Berlakovich bei einer Preis-verleihung an jene, die nämlich schonetwas tun. Schön, aber so oder ähnlich ha-

ben es schon seine VorgängerInnen, alle-samt ParteikollegInnen, formuliert. Nur wo bleibt dann zum Beispiel eine ökologische Steuerreform, die ihren Namen verdient? Frankreich oder Schweden setzen bereits auf dieses Instrument. Die Niederlande be-gegnen dem CO2-Ausstoß aus dem mobili-sierten Verkehr mit einer umfassenden PKW-Maut. Andere Länder wiederum bie-ten interessante Anreize für erneuerbare Energien. Österreich? Nichts davon.

Dabei hätte dieses Land ideale Bedingun-gen, um die Situation rasch zu ändern. „Österreich könnte das erste Land sein, das den Durchbruch erreicht und im Jahr 2020 zu 100 Prozent durch sauberen Strom versorgt ist“, meint Hans Kronberger, Prä-sident des Bundesverbandes Photovoltaic Austria. Das ist eine Vision! Österreich hat die geografischen und klimatischen Mög-lichkeiten, es hat das technische Know-how und es hat die Menschen, die in den Startlöchern warten. Es braucht nur das „Go!“ aus der Politik. �

* ROMAN KELLNER ist Chefredakteur

des Greenpeace-Magazins „act“

actionÖsterreichs Klimapolitik ist schlichtweg peinlich. von Roman Kellner*

Fotos: GP / Kurt Prinz

� Aktion vor und auf dem Bundeskanzleramt

Der Staat ist in der Rolle der Weltmacht angekommen und genießt es, auf Augen-höhe mit den USA zu verhandeln. In der Substanz geht aber nur sehr wenig weiter, und China benutzt seine Position primär, um Verbindlichkeiten für sich selbst abzu-wenden und weniger, um Druck auf die reichen Länder auszuüben. In den letzten

Verhandlungsrunden hat der asiatische Riese dann noch verhindert, dass die In-dustrieländer ihre langfristigen Redukti-onsziele (80 Prozent bis 2050) nieder-schreiben dürfen. Der Grund: Aus diesen Zielen lässt sich de facto ein Ziel für Län-der wie China ableiten, wenn man global unter zwei Grad plus bleiben möchte.

IndienIndien ist immer noch das große Land mit den geringsten Pro-Kopf-Emissionen und trägt die Moral vor sich her. Im Zweifels-fall hängt man sich dann aber lieber an China an, spielt Weltpolitik und schützt eher die eigene aufstrebende Wirtschaft als die besonders betroffenen Entwick-lungsländer. Durch den schwachen Ge-samtprozess war Indien kaum gefordert und blieb weitgehend ruhig. Erst im letz-ten Plenum weigerte sich Indien dann, ei-nen Verweis auf ein zukünftiges rechts-verbindliches Abkommen zu akzeptieren und entwertete damit den „Kopenhagen Akkord“ vollständig. Ähnlich wie China geht es Indien primär darum, die eigenen

Verschmutzungsinteressen zu schützen und moralisch zu rechtfertigen.

BrasilienVon den großen Ländern sicher das beste. Mit einem sehr starken Interesse an Wald-schutz und relativ großer Solidarität aus-gestattet, hat Brasilien bis zuletzt noch viel versucht. Während etwa Obama nichts Neues anzukündigen hatte, versprach Lula, in einen Fond für die ärmsten Länder einzuzahlen, was von Brasilien noch nie gefordert wurde, um neue Dynamik in den Prozess zu bringen. Auch die freiwilligen Reduktionsziele Brasiliens können sich sehen lassen.

SüdafrikaAls regionale Macht nimmt Südafrika eine entscheidende Rolle ein, befindet sich aber in einer Zwickmühle. Einerseits spielt es mit China, Indien und Brasilien im Kon-zert der Großen, andererseits ist es den afrikanischen Ländern verpflichtet. Südaf-rika hat im Vorfeld tolle Ankündigungen gemacht und ist sicher ein positiver Ak-teur, auch wenn sich viele Länder im eige-nen Kontinent noch mehr Unterstützung erwartet hätten. Am Ende wurde es aber ruhig um Südafrika.

TuvaluEs gibt sie wirklich, die Helden von Ko-penhagen. Der kleine pazifische Inselstaat Tuvalu hat sich ins Rampenlicht gestellt und den USA wie auch China die Stirn ge-boten – kompromisslos für die ökologische Integrität der Verhandlungen und das ei-gene Überleben. Allen Gerüchten über

die drohende Streichung von Entwick-lungshilfe zum Trotz hat Tuvalu seine Stimme erhoben und die Großen blamiert: Es gehe um höchstens 1,5 Grad Erwär-mung, alles andere töte dieses Land und viele andere mehr; finanzielle Hilfe sei notwendig, könne aber eigene Maßnah-men der reichen Länder nicht ersetzen; es brauche eine rechtsverbindliche Lösung, und auch die Schwellenländer seien in die Pflicht zu nehmen. Tuvalu ließ kein Thema und keine Gelegenheit aus, um die Wahr-heit zu sagen und unbequem zu sein. Auch wenn es natürlich das schlechte Ergebnis nicht verhindern konnte, darf man die Be-deutung Tuvalus als Gewissen der Ver-handlungen nicht unterschätzen. Allein um Tuvalu nicht verstummen zu lassen, müssen die Verhandlungen in der UNO bleiben. Wo sonst können sich kleine Län-der überhaupt einbringen?

RusslandEin klassischer „Bad Guy“ der Klimaver-handlungen, um den es in Kopenhagen sehr ruhig geworden ist. Russland ist ein riesengroßer Verschmutzer, hat die ineffi-zienteste Wirtschaft, lebt vom Export fossi-ler Brennstoffe und ist am Thema nicht interessiert. Zudem profitiert Russland vom Basisjahr 1990 für die Reduktionsbe-rechnung: Durch den Zusammenbruch der sowjetischen Schwerindustrie wurden automatisch Unmengen an CO2 einge-spart. Das riesige Land braucht nichts zu tun und bleibt noch lange unter dem sow-jetischen Niveau. Erwartet wurde, dass Russland seine Lizenz zum Untätigsein verteidigen wird. Durch den schwachen Verlauf der Verhandlungen musste Russ-land nicht einmal das tun. So weit, dass man sich konkreten Zahlen gewidmet hät-te, ist man gar nicht gekommen. Russland saß still da und hat‘s genossen.

JapanJapan hat eine neue Regierung und eine deutlich ambitioniertere Klimapolitik. In Kopenhagen hat man davon leider nichts bemerkt. Zu gerne versteckt man sich hin-ter den USA und weigert sich, irgendet-was zu akzeptieren, solange die USA nichts Rechtsverbindliches tun. Einzig bei der Finanzierung für die Entwicklungslän-der tat sich Japan hervor und kündigte Geldmittel in relevanter Höhe an. �

* BERNARD OBERMAYR ist Leiter der Klimakampa-

gne von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa und

war währende der Klima-Verhandlungen in

Kopenhagen zwei Wochen vor Ort.

China benutzt seine Position primär, um Ver-bindlichkeiten für sich selbst abzuwenden ...

Fotos: Seite 4-6: Christian Aslund / GP

KOPENHAGEN – FLOPPENHAGEN

Page 5: ACT - das Magazin

08

� Vereinsobmann und Initiator Rainer Dunst mit Gerald Dunst und Joachim Ninaus

� Einige der vielen Aktivitäten der Ökoregion Kaindorf: Ökologisch malen & dämmen, das Dämm-Musterhäuschen, die Solartankstelle und die Umstellung der Region auf Ökostrom.

Weil ihnen die Bundespolitik zu

lahm war, haben sich sechs kleine

Gemeinden in der Oststeiermark

entschlossen, selbst klimaaktiv zu

werden. Ambitioniertes Ziel der

„Ökoregion Kaindorf“: innerhalb der

nächsten zehn Jahre CO2-neutral

zu werden – aus eigener Kraft

und wirtschaftlich erfolgreich.

von Verena Ahne*

� „Warten wir nicht auf die Zukunft – gestalten wir sie!“ Das sommergrüne Plakat mit dem riesigen Marienkäfer ist der einzige, ein wohltuender Farbfleck im Grauweiß-braun dieses Jännertages, an dem ich Kain-dorf besuche. Der Regionalbus hat mich bei der Ortsausfahrt ausgespuckt: Als unwissen-de Städterin hatte ich dem Fahrer meinen Haltewunsch erst verkündet, als mir die Ort-sende-Tafel „Auf Wiedersehen“ zuwinkt. Nun stapfe ich zurück Richtung Kirche, ein-ziger Orientierungspunkt, den ich habe.

Leute sind kaum zu sehen. Es ist kalt, seit zwei Tagen liegt wieder Schnee. Eine ältere Frau, die die Straße quert, frage ich nach dem Vereinsbüro der Ökoregion Kaindorf. Sie sieht mich verwundert an. Es wirkt nicht, als wisse sie, wovon ich spreche. Auch mein Hinweis auf das farbenfrohe Plakat an der Hauswand gegenüber entlockt der Pensio-nistin nur ein unsicheres „Aha, ja ...“ Später werden der Initiator der Bewegung, der Ge-schäftsführer, eine Arbeitsgruppenleiterin staunen über diese Reaktion. Denn was auf Initiative des Vereins in knapp drei Jahren an Aktivitäten, Projekten, Workshops, Kon-ferenzen und Großveranstaltungen stattge-funden hat, berührt jeden Bereich des klein-dörflichen Lebens in der Region.

Von der Idee zum Handeln „Wir sind selbst überrascht, wie schnell al-les gegangen ist“, wird mir Vereinsob-mann und Initiator Rainer Dunst erzählen, als wir im Büro zusammen sitzen, ich habe es dann auch ohne Hilfe schnell gefunden. Zwei Angestellte gibt es hier – Geschäfts-führer und Sekretärin –, Apfelsaft (aus der Region), Kaffee (wohl eher nicht) und sehr viel Enthusiasmus. Rainer Dunst, ausgebildet in Marketing und Grafik in Graz, sieben Jahre in Wien, zwölf Jahre eine eigene Werbeagentur, die er vor knapp zehn Jahren verkauft hat, um mit Frau und Kind nach Kaindorf zu-rückzukehren, ist nicht nur Begründer, sondern nach wie vor ein Motor der Initia-tive. Ja, stimmt er zu: „Das ist noch nötig.“ Bis zu 80 Prozent seiner Zeit arbeitet er für den Verein. Unentgeltlich.

Wie es dazu kam? Im Herbst 2006 wird der Klimabericht des IPCC veröffentlicht. Er macht den Marketing-Mann „total betrof-fen“. „Ich dachte: Wenn das stimmt, was uns die Medien da so trocken präsentieren, hat das Konsequenzen für uns alle.“ Die Politik enttäuscht: geht zur Tagesordnung über, als gäbe es kein Menetekel. Rainer Dunst ist anders. Er handelt: nimmt sich ein paar Wochen frei, verbringt Tage im In-ternet, wälzt Bücher. Als sich die Erkennt-nis einer realen Bedrohung in ihm gefes-tigt hat, beschließt er, nicht auf „die anderen“ zu warten: In einem Jahr Auszeit will er eine Region zusammenbringen, die aktiv und maßgeblich etwas gegen den Klimawandel tut – und der das einen wirt-schaftlichen Aufschwung bescheren soll. Das ist dem heute 43-Jährigen wichtig: Klimaschutz muss mit Wirtschaftlichkeit einhergehen, sonst funktioniert es nicht.

Schnell motiviert Dunst weitere Mitstrei-tende: drei seiner vier Brüder. Seinen Freund Karl Schirnhofer, den Fleischgroß-produzenten, der das Unternehmen sofort großzügig unterstützt. Vor allem aber die Bürgermeister von Kaindorf, Dienersdorf, Hartl, Hofkirchen und Tiefenbach – alles Gemeinden der Pfarre Kaindorf – sowie

den Bürgermeister von Ebersdorf, so be-geistert ist er von dem Konzept, dass er un-bedingt dabei sein will.Im April 2007, inzwischen sind an die 70 Leute mit an Bord, wird ein Verein gegrün-det. Ziele werden formuliert, ein Leitbild entsteht. Oberstes Ziel ist CO2-Neutralität der ganzen Region bis zum Jahr 2020. Acht Arbeitsgruppen zu Themen wie Mobilität, Heizen und Kaufverhalten beginnen, Wege dahin zu diskutieren. „Uns ist wichtig“, betont Dunst, „dass die Veränderung aus der Bevölkerung kommt.“ Lauter Freiwilli-ge, Mitarbeit für alle möglich.

Zur Auftaktveranstaltung im Juni 2007 mit Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ist die Kulturhalle von Kaindorf brechend voll. Danach wollten an die 120 Leute gleich mitarbeiten, berichtet der Obmann heute stolz vom großen Erfolg. Der umso beacht-licher ist, als die Idee damals auch heftigen Gegenwind hatte: In der traditionell kon-servativen bäuerlich-ländlichen Gemein-schaft wurden sie, die alles hinterfragen und verändern wollen, als „Ökospinner“ tituliert, die nur Geld absahnen wollten.Das hat sich inzwischen geändert. In einer neueren Umfrage gaben drei Viertel der Befragten der Initiative die Noten 1 bis 2.

Immer mehr ProjekteRainer Dunst weist auf die zahlreichen ge-rahmten Poster an der Wand, nur ein paar Beispiele für die vielen Aktivitäten der Ökoregion Kaindorf. Am Dämm-Muster-häuschen bin ich bereits vorbeigegangen: Es zeigt die Innentemperatur eines mit ei-ner Glühbirne beheizten normalen Ziegel-baus im Vergleich zu einem gedämmten. Der deutliche Unterschied hat inzwischen viele Familien zur Dämmung ihrer Häuser motiviert.

Dann das 24-Stunden-Biken, eine Groß-veranstaltung, die bereits drei Mal stattge-funden hat. Im letzten Jahr gab es 1.000 Radelnde, 200 Leute aus der Region ha-ben mitgeholfen – wirtschaftlich ein Rein-gewinn, der wieder für Klimaschutzmaß-nahmen verwendet wird! �

actreport

„Nur wer etwas tut, kann etwas verändern“(Mission Statement der Ökoregion Kaindorf)

09

Page 6: ACT - das Magazin

Vor allem aber wird das Thema Radfahren positiv kommuniziert: Oft sei es schlicht Gewohnheit, die vom Radfahren abhalte, hat Dunst beobachtet: sich ins Auto zu set-zen, um das Kind 300 Meter weiter beim Reitstall abzuliefern.

Langsam, langsam wandelt sich hier das Bewusstsein, unterstützt durch Aktionen wie den „Radfrühling“ – ein Sammelpass mit Gewinnspiel für zurückgelegte Fahr-rad-Wege; den vom Land Steiermark mit geförderten Ausbau des Radwegenetzes; den finanziellen Beitrag zum Kauf von Elektrofahrrädern oder -rollern. Im Früh-ling wird in Kaindorf außerdem ein „Top-Fahrradgeschäft“ eröffnet, Service inklusi-ve – bisher ein Schwachpunkt in der Region. Die Arbeitsgruppe Mobilität erarbeitet zu-dem ein Verkehrskonzept. Das ist eines der schwierigsten Themen, bekennt Dunst.

Ein großer Erfolg war die Umstellung der Region auf Ökostrom. „Zuerst haben wir versucht, dass die Leute selbst den Anbieter wechseln. Das hat niemand verstanden. Dann kam die Idee, das zentral zu machen.“ Seit zwei Jahren läuft der Exklusivvertrag mit den zwei regionalen Strom-Anbietern ohne Mehrkosten für die Bevölkerung, eine einmalige Abschlagszahlung durch den Verein hat das ermöglicht. Wir reden und reden: Über ein neues Ener giekonzept und Verhandlungen zur

Reaktivierung zweier stillgelegter Klein-kraftwerke an örtlichen Bächen. Die neu-en Arbeitsgruppen zu Wind und Wasser. Das Corporate Design, das Dunst für den Verein entworfen hat, und den Zusam-menschluss der Gemeindezeitungen zu einem gemeinsamen Informationsblatt, alle zwei Monate für jeden Haushalt. Dass es im Laufe dieses Jahres keine Plastik-sackerl mehr geben wird. Über wiederver-wertbare Becher und die Ausschank von Regionalgetränken statt Cola bei Veran-staltungen. Die neue Ökologie-Haupt-schule. Energieanalysen für Haushalte. Den internen Zertifikatenhandel. Der ist wichtig. Und direkt verknüpft mit einem der Eckpfeiler auf dem Weg der Ökoregion zur CO2-Neutralität: dem Hu-musaufbau. Hier wird der Mann vorsichtig. Es geht um die Landwirtschaft, die Bauern und Bäue-rinnen. Sie sind, nun, am schwersten zu überzeugen. Werden von der Kammer, vom Land anders informiert, im Hintergrund Lobbyisten. Vor allem aber: Es geht um Geld. Mehrkosten werden nicht akzeptiert.

Also will die Region Geld bieten. „Auf dem internationalen Zertifikatenmarkt ist eine Tonne CO2 ca. 13 Euro wert“, wird mir das System erklärt. „Wir geben den Bauern und Bäuerinnen 30 Euro, wenn sie ihre Erde nachhaltig verbessern.“ Zugrunde liegt die These, dass durch Hu-musanreicherung im Boden CO2 gespei-chert wird. Seit 2007 werden dazu in der Gegend drei Versuchsflächen beackert, wissenschaftlich begleitet von der Univer-sität für Bodenkultur. Der nachgewiesene

CO2-Eintrag aus der Luft in den Boden auf diesen drei Hektar: 274 Tonnen.Solcherart zertifiziert, so Dunst, wird es zu 45 Euro an Firmen weiterverkauft (die Dif-ferenz bleibt für den Aufbau des Systems dem Verein). Sie können nun damit wer-ben, für eine bestimmte Zeit CO2-neutral zu sein. Die 274 Tonnen der Versuchsflä-chen gingen an eine ambitionierte Maler-werkstatt im Ort, den damit ersten CO2-neutralen Betrieb der Ökoregion.

Humus – der sanfte Weg zum KlimaschutzHumus ist Hauptthema der Arbeitsgruppe Landwirtschaft, geleitet von Rainers älte-rem Bruder Gerald Dunst. Er befasst sich seit vielen Jahren mit Böden, zuerst als Berater, dann mit einer eigenen Firma, die hochwertige Erden herstellt. Mit ihm und dem Geschäftsführer des Vereins Joachim Ninaus kehre ich in die Mittagsstube von Angelika Gartlgruber ein, der Leiterin der Arbeitsgruppe Genusswirte.

„Wegen der Versuchsflächen haben wir jetzt Selbstanzeige erstattet“, erzählt mir Gerald Dunst, von seiner Familie liebevoll „der Maulwurf“ genannt, beim Essen. Denn das aktuelle Wasserrecht unterschei-det nicht zwischen gebundenem und un-gebundenem Stickstoff. Da humusreicher Boden aber viel Stickstoff enthält, sieht die Landesregierung das Grundwasser ge-fährdet. „Völliger Unsinn“, ereifert sich der zweite der Dunst-Brüder. „Im Unter-schied zu Dünger, der aus den schlechten Böden ins Grundwasser geschwemmt wird, bindet ein gesunder Boden Nitrat!“

Ein Jahr lang haben sie vergeblich um ei-ne Sondergenehmigung ge-kämpft, dann ohne Erlaubnis mit den Versuchen begonnen.

Nach der Selbstanzeige laufen nun Verhandlungen. Aufgeben werden sie auf keinen Fall, die Ökoregiona-listen: Sie sind überzeugt davon, dass Humus die vergessene Klima-chance ist und dass eine – auch ihre eigene – Klimawende nur durch eine Verbesserung der Böden erreicht werden kann. Sogar einen Film ha-ben sie in Auftrag gegeben, der das untermauert (siehe Kasten). Und sie veranstalten international besetzte und beachtete Humus-Symposien, in denen das Thema von allen Seiten beleuchtet wird. Beim dritten Humusfachtag im Jänner konnten wieder 50 österreichische Bäuerinnen und Bauern davon über-zeugt werden, es künftig mit Grün-düngung, oberflächennaher Boden-bearbeitung, Kompostierung und Fruchtwechsel zu probieren – ural-tem Wissen eigentlich, das erst durch Kunstdünger und schweres Arbeits-gerät in Vergessenheit geraten ist. „Vor ein paar Jahren war Humus noch kein Thema“, erinnert sich Gerald Dunst an seine Anfänge: sein Boku-Studium in Wien, wo Boden-biologie noch keine Erwähnung fand. Die Zeit, als er mit dem „Maul-wurf 1“ über Land tuckerte, seiner ersten Kompostwendemaschine, die er zusammen mit Vater Dunst, ei-nem Mechanikermeister, entworfen und gebaut hatte. Interesse gab es damals wenig. Umso begeisterter nun sein Einsatz für eine Trendum-kehr – die Freude am Thema ist in jedem Satz spürbar.

Nicht nur ErfolgeUnterdessen ist das Essen gekom-men. Woher stammt der Zander auf meinem Teller, möchte ich wissen, da sich die Genusswirte doch der lo-kalen Produktion verschrieben ha-ben? Der fröhlichen Wirtin, die sich zu uns gesetzt hat, wachsen Kum-merfalten auf der Stirn. Ja, meint sie, Fisch, der sei wirklich ein Problem. Der Zander stamme zwar vom loka-len Lieferanten, doch der beziehe

ihn vermutlich von anderswo. „Es gibt zu wenig Zander in Österreich.“ Forellen werden mit Fischmehl ge-füttert, Gäste verlangen nach Lachs und Fischstäbchen, die veränderte Fischsuppe ohne Shrimps und Mu-scheln habe nur Unmut erzeugt ...

Hier wurden zu hoch fliegende Plä-ne von der Realität eingeholt. „Wir haben tatsächlich darüber diskutiert, ob eine Zitrone auf dem Teller lie-gen darf“, erinnert sich Angelika Gartlgruber an die ersten Sitzungen der Arbeitsgruppe. „Die Regeln wa-ren zu streng, damit haben wir viele Wirte verloren.“ Im Moment sind sie drei. Und auch sie müssen sich An-gebot und Nachfrage anpassen: Im Winter gibt es kaum Gemüse und Salate (die klassischen Wintergemü-se Kohl, Kraut und Rüben suche ich auf der Speisekarte allerdings ver-geblich), Gäste – viele von ihnen Stammgäste – bleiben aus, wenn ge-wohnte Speisen auf der Karte feh-len. „Wir müssen schauen, dass wir überleben. Und es ist auch eine Preis-Leistungs-Frage.“ Trotzdem ist die Wirtin überzeugt vom eingeschlagenen Weg. „Wenn man vorne mit dabei sein will, macht man eben auch Fehler.“

Wie mit der Pflanzenöl-Tankstelle, einem der ersten Projekte (auf der Vereinshomepage nach wie vor ge-lobt): Nach einigen Motorschäden bei umgerüsteten Fahrzeugen tan-ken dort heute nur noch ein paar wenige Bauern. Schiffbruch. Der aber klar kommuniziert wurde, wie Rainer Dunst betont. Und durch den sie sich nicht beirren lassen, die Menschen in Dienersdorf, Ebersdorf, Hartl, Hofkirchen, Kaindorf und Tie-fenbach. Denn sie haben erkannt und leben ihr Motto: Nur wer – trotz-dem – etwas tut, kann auch etwas verändern. �

MEHR INFORMATIONEN und Kontakte

unter www.oekoregion-kaindorf.at

* VERENA AHNE ist freie Journalistin in Wien.

� Schutz vor Abholzung 2009 wird als erfolgrei-ches Jahr für den inter-nationalen Waldschutz in die Geschichte einge-hen: Knapp vor Jahres-ende besiegelt der bra-silianische Präsident Lula da Silva mit seiner Unterschrift die Schaf-fung von neun indige-nen Gebieten. Insge-samt 50.000 km2, etwa die Fläche der Slowakei, stehen damit unter Schutz – ein Großteil da-von in der Amazonas-Region.Dieser Erfolg rundet eine ganze Reihe von Greenpeace-Kampagnenerfolgen im vergange-nen Jahr ab: So wurden große Gebiete im kana-dischen „Great Bear“-Regenwald und in Lapp-land unter Schutz gestellt. Ein Abkommen mit den größten brasilianischen Rinderzüchtern ver-hindert, dass in Zukunft noch Regenwald der Zucht von Rindern weichen muss. Der kanadi-sche Konzern Kimberley Clark gab nach fünf Jahren Kampagne endlich nach und sagte zu, kein Urwaldholz mehr einzusetzen. Und Unilever kündigte seine Kooperation mit dem größten in-donesischen Palmöl-Anbieter und Urwald-Zer-störer Sinar Mas. �

� Schutz vor Zyanid Im Dezember verbietet das ungarische Parla-ment den Gebrauch von Zyanid beim Bergbau. Ein Riesenerfolg der von Greenpeace mitbe-gründeten „Cyanide-Free Hungary!“-Koalition.Zyanid wird in vielen Ländern noch immer eingesetzt, um Metalle wie Silber, Gold oder Kupfer aus dem Erz zu trennen. Mit fatalen Fol-gen, denn der Stoff ist extrem giftig für Mensch und Umwelt. Unfälle, wie der Deichbruch im Jahr 2000 im nordrumäni-schen Baia Mare, zeigen, dass diese Technologie in keinem Land der Erde mehr eine Berechti-gung haben sollte. �

� Erfolge

Fotos: (von oben) Markus Mauthe / GP • GP/ Attila Soos

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„Nur wer etwas tut, kann etwas verändern“

� „Humus – Die vergessene Klimachance“„Würde auf allen Ackerflächen Österreichs Kompost aufgebracht, könnte das eine CO2-Bindung von mehr als zehn Millionen Tonnen betragen. Das wäre die Menge, die Österreich laut Kyoto-Protokoll einsparen müsste.“

Eine Aussage mit Sprengkraft. Davon finden sich viele in dem 74-minütigen Film, den Wolfgang Scherz im Auf-trag der Ökoregion Kaindorf gedreht hat. Zahlreiche Forscher und Forscherinnen geben darin Antworten, wie eine nachhaltige Landwirtschaft in Zukunft funktionieren muss: Projekte wie das mit dem alternativen Nobel-preis ausgezeichnete Agrarunternehmen SEKEM in Ägypten oder Beispiele wie die trotz schwierigster klimati-scher Bedingungen seit Jahrhunderten fruchtbar gebliebenen Ackerböden südamerikanischer Kulturen führen vor Augen, was es bringen kann, die Erde (wieder) mit Humus anzureichern: Sie wird widerstandsfähiger, spei-chert mehr Wasser, ist – auch ohne Kunstdünger – dauerhaft ertragreich. Vor allem aber ist sie eines: Statt CO2 zu emittieren wie alle Felder der konventionellen Landwirtschaft, wird sie, humusreich, zum CO2-Großspeicher.

Zu beziehen ist der trotz einiger Redundanzen und Längen sehenswerte Film über www.humus-derfilm.at

Fotos: Seite 8: Bernhard Bergmann • Seite 9: Verena Ahne

„Wir geben den Bauern und Bäuerinnen 30 Euro, wenn sie ihre Erde nachhaltig verbessern.“

Page 7: ACT - das Magazin

auftretende Probleme? Es ist wie bei Atommüll oder bei Staatsschuld: Wir bürden den nachfolgenden Ge-nerationen unsere Probleme auf.

Enorme KostenDie Kosten von Kohlendioxid-Ab-scheidung und -Lagerung sind sehr hoch. Will man das österreichische Potential ausschöpfen, würde das in etwa zehn bis zwanzig Milliarden Euro kosten. Mit dieser Summe könnte man auch eine Million Woh-nungen und Häuser sanieren, damit viele Zehntausende Jobs schaffen und einen echten Beitrag zum Kli-maschutz leisten.

Zudem: Die CCS-Forschung steckt noch in den Kinderschuhen, es ist mehr als fraglich, ob es vor 2020 überhaupt funktionieren wird. So viel Zeit bleibt uns gar nicht mehr, um des Klimawandels Herr zu wer-den. Innerhalb dieses Jahrzehnts müssen wir es schaffen, den Anstieg von Treibhausgasemissionen zu stop-pen und umzukehren. Da kommt die CO2-Lagerung, wenn sie denn über-

haupt funktionieren sollte, nicht nur zu spät – sie steht auch der Entwick-lung wirklicher Alternativen im Weg. In Deutschland macht sich schon jetzt eine verheerende Logik breit: Man will neue Kohlekraftwerke bau-en und argumentiert, dass dank CCS die Treibhausgasemissionen kein Problem sein werden. Dass es den Strom wesentlich teurer machen wird, verschweigt man lieber. Dass man zu vier Kraftwerken ein fünftes errichten muss, nur um den Energie-bedarf für die CO2-Abscheidung be-reitzustellen, ebenfalls.

Zusammengefasst: Ein zukunfts-weisender Weg sieht anders aus. Greenpeace lehnt daher die Pläne, auch in Österreich in diese neuen Risikotechnologie einzusteigen, ent-schieden ab. �

* JURRIEN WESTERHOF ist Klimaexperte

bei Greenpeace in Österreich.

� Gentechnik-Lügen Ein aktueller Bericht aus den USA straft die Gentechnik-Lob-by Lügen. Die behauptet ger-ne, gentechnisch veränderte Pflan-zen bräuchten weniger Pestizi-de. Der Report zeigt nun, dass genau das Gegenteil der Fall ist. In der nach ihm benannten Studie analysiert der Agrarökonom Dr. Charles Benbrook Daten des US-Departments für Landwirtschaft (USDA) und kommt zu dem Schluss: „Der drastische Anstieg im Verbrauch von Pestiziden hängt mit dem ra-schen Ausbreiten von Unkräutern zusammen, die eine Resistenz gegen Glyphosat, den Wirk-stoff von Monsantos Roundup Ready, entwickelt haben.“ Diese Unkräuter vermehren sich inzwi-schen über Millionen von Hektar und verursa-chen Bauern steigende Kosten und teilweise auch Ertragsverluste. Obacht, EU! �

� Wehrhafte Insulaner Tschechien und die Föderierten Staaten von Mi-kronesien tren-nen 13.000 Kilo-meter Luftlinie und auch sonst allerlei. Dennoch leben sie auf derselben Erde, deren Meeres-spiegel durch die erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt. Das vom Untergang be-drohte Mikronesien hat nun gegen den Ausbau des tschechischen Kohlekraftwerks Prunerov Einspruch erhoben. Das Kraftwerk am Fuße des Erzgebirges stößt 40-mal mehr Kohlendioxid aus als die Föderierten Staaten von Mikronesien zu-sammen. Und da Tschechien nicht die neueste Technik einsetzt und somit nicht alle CO2- Einsparpotentiale nutzt, redet Mikronesien mit. Bei Umweltverträglichkeitsprüfungen müssen Einsprüche aus dem Ausland berücksichtigt wer-den. Ein interessanter Präzedenzfall, bei dem Greenpeace den Inselstaat mit Informationen versorgt. �

� Follow up

Fotos: (von oben) GP/ Alex Hofford • GP

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Die Industrie träumt davon,

in Österreich abgeschiedenes

CO2 unter die Erde zu pumpen –

eine ganz schlechte Idee.

von Jurrien Westerhof *

� Die Botschaft, dass es den Klima-wandel wirklich gibt, ist mittlerweile in der Wirtschaft angekommen. Auch hat man verstanden, dass schnell etwas pas-sieren muss, wenn wir noch eine Chance

haben wollen, den Klimawandel zu brem-sen. Manche der „Lösungen“, die man sich einfallen lässt, sind aber höchst um-stritten. In einigen Staaten versucht die Atomlobby, ihre Kraftwerke als Ausweg zu präsentieren. In Österreich wollen Teile

der Industrie jetzt die Möglichkeiten einer neuen Risikotechnologie untersuchen: CO2-Abscheidung und -Speicherung, auch bekannt als CCS (Carbon Capture and Storage).

Dabei muss in einem ersten Schritt das Klimagas Kohlendioxid (CO2) aus dem Rauch von Fabriken oder Kraftwerken ab-geschieden werden. Als nächstes wird es über Rohrleitungen oder per Tankwagen zu Lagerstätten transportiert, meist leeren Erdgas- oder Erdölfeldern. Dort ange-kommen, pumpt man es hinunter – in der Hoffnung, dass es dort ewig bleibt. So weit die Theorie.

In der Praxis ist es ein sehr komplizierter Prozess. Die Abscheidung von CO2 kostet sehr viel Geld und Energie. Und die große Frage über dem Ganzen: Wie sicher kann die unterirdische Lagerung wirklich sein?

RisikotechnologieCO2 ist ein unsichtbares und geruchloses Gas, das in geringen Mengen in der At-mosphäre vorkommt und dort abgesehen von seiner Treibhauswirkung durch die geringe Konzentration harmlos ist. Bei ho-

her Konzentration führt es allerdings zum Tod durch Erstickung. Weil es schwerer ist als Luft, verteilt sich das Gas über den Bo-den und an tief gelegenen Stellen. Diese Gefahr kennt man in Österreich aus Wein-kellern: Die hohe CO2-Konzentration kos-tete schon so manchen unvorsichtigen Weinbauer das Leben. Im Jahr 1984 kam es in Kamerun zu einer Katastrophe, als aus einem See große Mengen Kohlendioxid aufstiegen – 1.700 Menschen und unzähli-ge Tiere in der Umgebung erstickten.

Das Risiko, dass es bei Endlagerstätten – in Österreich am ehesten im Weinviertel und in Teilen Oberösterreichs – zu Unfällen kommt, ist vermutlich gering. Allerdings gibt es weltweit noch gar keine CO2-Spei-cher, somit keine Erfahrungswerte und schon gar keine langjährige Erfahrung. Das Unfallrisiko mag gering sein, passiert aber dennoch etwas, sind die Folgen für die Umgebung vermutlich dramatisch.

Ein weiterer Grund für Skepsis ist, dass das Treibhausgas ewig in den Lagerstät-ten gespeichert werden muss. Wer aber garantiert, dass die Lager wirklich so lan-ge gasdicht sind? Wer haftet für eventuell

facts

CCS:die neue Risiko technologie

Die Abscheidung von CO2 kostet sehr viel Geld und Energie. Wie sicher kann die unterirdische Lagerung wirklich sein?

Fotos: Seite 12: GP / Kate Davison • Seite 13: GP / Jim Hodson

Page 8: ACT - das Magazin

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Passiert irgendwo Umwelt-

zerstörung im großen Stil,

ist auffällig oft die

Andritz AG in der Nähe.

von Roman Kellner*

� „Global Care“ – das ist das Motto, un-ter das die Andritz AG ihren Jahresbericht 2008 stellte. Globale Achtsamkeit oder Ver-antwortung also, das steht einem internati-onalen Unternehmen in diesen Zeiten gut an. Doch in der Praxis scheint das globale Gewissen an der steirischen Grenze zu en-den. Da mischt man schon mal an Projek-ten mit, die Zehntausende Menschen ihre Heimat kosten oder viele Tausend Qua-dratkilometer Urwald ihr Dasein.

Land unterZum Beispiel in der Südosttürkei. Da ent-steht am Tigris ein Wasserkraftwerk un-

vorstellbaren Ausmaßes: Ilisu. Der Damm einige Kilometer unterhalb der histori-schen Stadt Hasankeyf wird stolze 153 Meter hoch und zwei Kilometer breit sein. Ist er fertig, bleibt von der Gegend ein 313 km2 großer Stausee.

„Wir achten natürlich auf Standards, aber wir können nicht einfach Aufträge ableh-nen, nur weil eine Nichtregierungsorgani-sation (NGO) dagegen ist – da verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit bei den Kun-den“, rechtfertigt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Leitner seine Beteiligung.Eine NGO? Eine? Unlängst protestierten nicht weniger als 30 Bürgermeister der Re-gion gegen eine mög liche Finanzierung durch zwei türkische Banken. Umwelt-gruppen laufen gegen das Projekt Sturm, weil viele seltene Tierarten, die es nur dort gibt, bedroht wären. Archäo logen lehnen das Projekt ab, denn Hasankeyf ist nicht irgendeine Ruinenstadt: Sie erfüllt neun von zehn Kriterien, um ein UNESCO-Welt-kulturerbe zu sein. Nur zum Vergleich: Die Chinesische Mauer erfüllt fünf. Verschwin-

det die historische Stadt unter Wasser, er-trinken damit auch römische, byzantini-sche, seldschukische, ayyubidische und osmanische Spuren. Mehr als 20 Kulturen prägten die Stadt. Gut, sie hatten dafür auch 11.000 Jahre Zeit.

Und dann leben da ja auch heute noch Menschen: 70.000 müssten gegen ihren Willen umgesiedelt werden. Global Care? Pah, wir machen nur unseren Job! Andere Unternehmen sehen das offenbar

differenzierter. Immerhin haben sich im Juli vergangenen Jahres Deutschland, Ös-terreich, die Schweiz und in der Folge alle europäischen Banken vom Ilisu-Projekt zurückgezogen – wegen der katastropha-len Folgen und der Nicht-Einhaltung in-ternationaler Standards. Für Andritz kein Grund, seine Beteiligung zu überdenken. Ach ja, die Österreichische Kontrollbank ist auch noch mit dabei, sie scheint wenig Probleme damit zu haben, mit österreichi-schem Steuergeld für die seltsamsten Pro-jekte Haftungsgarantien zu übernehmen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Andritz jedenfalls hat nicht nur nicht abge-wartet, ob bei Ilisu alles mit rechten Din-gen zugeht, nein, die Verantwortlichen ha-ben sogar dafür lobbyiert, sie haben extra eine Umweltstudie in Auftrag gegeben, um dem Kraftwerk eine Art Persilschein aus-zustellen. Die Vorwürfe nennt Andritz „lä-cherlich und fragwürdig“, doch lächerlich und fragwürdig ist offenbar nur das „Glo-bal Care“ in ihrem eigenen Jahres bericht.

Das Ende des Tasmanischen Teufels?Anderer Kontinent, anderes Verbrechen, selber Konzern: Wieder gestützt von der Österreichischen Kontrollbank, beteiligt sich die Andritz AG an der „Bell Bay Pulp Mill“ auf Tasmanien. Es handelt sich um eine riesige Zellstofffabrik, die rund 200.000 Hektar Urwald und damit den Lebensraum vieler bedrohter und nur hier heimischer Arten zerstören würde. Zum Vergleich: Das ist die Fläche von Vorarlberg. Die Vorarl-berger hätten wohl etwas gegen die Total-entwaldung ihrer Heimat, und so ist es auch mit den Menschen vor Ort. Es laufen mehrere Gerichtsverfahren gegen dieses Projekt. Laut Tom Willen von der australi-schen Organisation The Wilderness Society ist die Zellstofffabrik bereits das Um-weltthema Nummer eins in Australien.

Bis zu vier Millionen Tonnen Holz soll die Fabrik jedes Jahr verschlingen, damit wäre es die drittgrößte ihrer Art – weltweit. Wo jetzt unberührte Wildnis tausendjährige und zum Teil hundert Meter hohe Bäume hervorbringt, werden dann Eukalyptus-Plantagen stehen. Das Ganze auf einer Insel, die jetzt schon nur noch 20 Prozent ihrer ursprünglichen Urwaldbestände be-sitzt. Gerodet wird für gewöhnlich mit Na-palm: das könnte das Ende des Tasmani-schen Teufels sein. Er ist der größte noch lebende Vertreter der Familie der Raub-beutler und nur noch in Tasmanien zu Hause; eine gefährdete und durch eine seltsame Krankheit dezimierte Art.

Damit nicht genug, auch die Abwässer ha-ben es in sich: Täglich würden aus der Chlorbleiche rund 64.000 Kubikmeter gif-tige Abwässer in den Tamar-Fluss fließen und von da ins Meer. Eine enorm bedrohli-che Entwicklung für eine Region, die stark vom Tourismus und von der Fischerei lebt.

Und noch mehr TatorteWären diesem Artikel mehr als zwei Seiten gegeben, ließe sich die traurige Liste der Andritz-Tatorte beliebig verlängern. Erst vor wenigen Wochen, so viel Platz muss sein, erhielt das brasilianische Staudamm-Projekt Belo Monte am Amazonas-Neben-fluss Xingu eine erste Bewilligung. Es wäre das drittgrößte Wasserkraftwerk der Erde. Fast 20.000 Menschen müssten weichen,

die indigene Bevölkerung im Gebiet von Altamira geht auf die Barrikaden. Selbst die Weltbank hatte sich Ende der 80er-Jahre nach internationalen Protesten – un-ter anderem mit Popstar Sting – aus dem Projekt zurückgezogen. Den Austrobrasili-aner Bischof Erwin Kräutler erinnert hier „die Arroganz der Regierungsplaner an die Zeiten der Militärdiktatur“. Mit fast schon bewundernswerter Konsequenz mit dabei: genau, die Andritz AG.

Übrigens hat das Ganze auch mit Klima-schutz nichts zu tun. Gerade die riesigen Wasserkraftwerke sind durch die breite Ab-holzung und Überschwemmung, durch die wiederum Methan frei gesetzt wird, eher Klimakiller als Treibhausgasvermeider. Es ist wie überall: Sehr groß ist zu groß.Noch Platz für das Zellstoffwerk auf Kalimantan, für das die Genehmigungen der Forstbehörden fehlen? Kalimantan! Borneo! Die ausgebeutete indonesische Insel, die innerhalb weniger Jahrzehnte von einem avatarischen Paradies zu einem Fleckerlteppich von Urwald-Restbestän-

den mutierte. Und wieder: Andritz.Oder nochmals in Brasilien am Rio Madei-ra. Gemeinsam mit Madeira Energia S.A., 529 km2 überschwemmt, keinerlei Kon-taktaufnahme mit indigenen Gruppen ... Nein, kein Platz mehr? Nun, dann zum Abschluss noch zwei Zitate. „Die Andritz AG ist ein Unternehmen, das notfalls auf Kosten von enormer Naturzerstörung Ge-winne erzielen will“, meint Ulrich Eichel-mann, Obmann von ECA Watch, jener Plattform, die gegen staatliche Förderung unverantwortlicher Großprojekte agiert. Etwas versöhnlicher Bernd Lötsch: „Auf der einen Seite sind wir stolz auf fähige international präsente Industrieunterneh-men wie Andritz, auf der anderen Seite muss die Wirtschaft aber auch erkennen,

dass man auf diesem geschundenen Planeten nicht mehr alles machen darf, was Gewinn verspricht.“ �

* ROMAN KELLNER ist Chefredakteur

des Greenpeace-Magazins „act“

facts � Bernd Lötsch mit dem bedrohten Tasmanischen Teufel � Die Urwaldbestände sind gefährdet.

MEHR INFORMATIONEN

Die Kampagne „Stop Ilisu!“,

auch mit Petitionsmöglichkeiten

www.stopilisu.com

The Wilderness Society

www.wilderness.org.au

Rettet den Regenwald

www.regenwald.org

Und weil das mit der Kontrollbank auch

nicht so weitergehen kann: ECA Watch

www.eca-watch.at

Fotos: Seite 14: GP / Kurt Prinz • Seite 15: (von links) GP / Ingrid Fankhauser • Kipp Nunn

� Protest bei Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten

Die Akte Andritz

Page 9: ACT - das Magazin

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Eine symbolische Aktion während

der Klimaverhandlungen in Kopen-

hagen brachte vier AktivistInnen

20 Tage Untersuchungshaft ein.

Wie ist das überhaupt mit dem

zivilen Ungehorsam in Zeiten

des Klimawandels?

von Jasper Teulings*

� Ob das Scheitern von Kopenhagen das Aus für die internationalen Klimaver-handlungen in ihrer jetzigen Form bedeu-tet, darüber wird derzeit heiß diskutiert. Ein weiter reichendes Thema ist die Frage nach der Zukunft des zivilen Ungehorsams – insbesondere im Kampf für Klimage-rechtigkeit.

Am 17. Dezember 2009 gelang einer Akti-vistin und einem Aktivisten von Green-peace ein besonderer Coup auf einem Bankett, das Königin Margrethe II. zu Eh-ren der StaatschefInnen ausrichtete, die zum UN-Klimagipfel nach Kopenhagen gekommen waren. Elegant gekleidet in einen Smoking und ein bodenlanges rotes Kleid einer Billigtextilkette, ließen sich Juan und Nora in einem Konvoi aus drei

Fahrzeugen beim dänischen Parlament vorfahren. Sie wurden durch die Hochsi-cherheitsabsperrung gewunken und auf den roten Teppich geleitet. In der Ein-gangshalle zum Bankett entrollten sie Transparente, auf denen stand: „Politi-cians Talk, Leaders Act“ („PolikerInnen reden, StaatsführerInnen handeln“). Sie wurden zusammen mit zwei weiteren Aktivisten festgenommen und in Untersu-chungshaft gesetzt. Erst am 6. Jänner 2010 und nach erheblichem Druck seitens der internationalen Öffentlichkeit und der in-ternationalen Diplomatie wurden die so genannten „Red Carpet Four“ (in etwa: die vier vom roten Teppich) aus dem Gefängnis entlassen.

Lange Tradition des WiderstandesDas Konzept des zivilen Ungehorsams prägte Henry David Thoreau 1849 in sei-nem Essay „Über die Pflicht zum Unge-horsam gegen den Staat“. Laut Thoreau müsse der einzelne Mensch der Stimme seines Gewissens folgen, wenn es um Wi-

derstand gegen ungerechte Gesetze geht. Konkreter Anlass für diesen Essay war Thoreaus Verhaftung, weil er sich weiger-te, seine Wahlsteuern zu zahlen und mit diesen den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg und die Sklaverei zu unterstützen. Heute versteht man unter zivilem Unge-horsam zumeist einen öffentlichen, ge-waltlosen und bewussten Verstoß gegen rechtliche Normen mit dem Ziel, eine

Änderung der bestehenden Gesetze oder der Regierungspolitik herbeizuführen. Was die „Red Carpet Four“ taten, ist ein klassischer Fall zivilen Ungehorsams.

Nora war sich der möglichen Konsequen-zen ihres Vorhabens bewusst: „Wir neh-men das Risiko auf uns, ein paar Tage im Gefängnis zu verbringen. Wenn wir den vom Klimawandel betroffenen Menschen mit unserer Aktion nur ein wenig helfen können, dann mache ich es gern.“ Allerdings nahm Nora wie wir alle an, dass die Spielregeln der dänischen Gesetze greifen würden. Man würde sie festneh-men, anklagen, bis zur Gerichtsverhand-lung freilassen und dort eventuell zu einer Geldstrafe oder zu einiger Zeit Gefängnis verurteilen. Nora wurde angeklagt, aber nicht verur-teilt − und 20 Tage in einer Gefängniszelle festgehalten. Die meiste Zeit ihrer Haft durfte sie keine Briefe und Bücher in Emp-fang nehmen und keine Familienangehö-rigen sehen. Über Weihnachten und Neu-

jahr war ihr überhaupt kein Kontakt zu ihrem Mann und ihren beiden kleinen Kindern erlaubt.In seiner knapp 40-jährigen Geschichte hat Greenpeace stets nach seinen Grundprin-zipien gehandelt: Missstände aufdecken und friedlich dagegen protestieren. Der Protest, der zur Verhaftung der vier Akti-vistInnen geführt hat, ist ein Stück politi-sches Theater, das ganz in dieser Tradition

steht. Es wurde mit einfachsten Mitteln ins-zeniert und enthält auch komische Elemen-te. Das Greenpeace-Logo, das an der Wind-schutzscheibe eines der Leihwagen prangte, wurde zum Beispiel mit einem Paar Socken festgeklemmt. Ein anderes Fahrzeug trug die 007 im Nummernschild, als Anlehnung an James Bond. Das Blau-licht auf dem dritten Wagen hatte man für 6,70 Euro über das Internet erworben. Um die Inhaftierten freizubekommen, garantierte Greenpeace den dänischen Behörden, dass die AktivistInnen zum Ge-richtstermin freiwillig nach Kopenhagen zurückkehren würden. Zudem sicherte die Organisation der dänischen Polizei so-fort volle Kooperation zu und informierte sie umfassend über den Ablauf der Ak tion. Eine Anfrage von Greenpeace, welche Details für die Ermittlungen zusätzlich be-nötigt würden, blieb zwei Wochen lang unbeantwortet. Die Polizei behauptete, es sei für die Ermittlungen notwendig, die AktivistInnen weiter in Haft zu lassen. Wie sich jedoch später herausstellte, wurden

die vier nur am ersten Tag der Haft und kurz vor ihrer Entlassung einem Blitzver-hör unterzogen.

Kein Protest – keine VeränderungWie die Geschichte zeigt, ist ziviler Unge-horsam ein effizientes Mittel, wenn es da-rum geht, Veränderungen in der Gesell-schaft herbeizuführen und Gesetze gerechter zu gestalten. Durch symbolische

Verstöße gegen bestehende Gesetze tra-gen die Ungehorsamen zur Schaffung neuer Gesetze bei. Viele zentrale gesell-schaftliche Fortschritte gegen Ende der frühen Neuzeit und in der neueren Ge-schichte sind Akten zivilen Ungehorsams zu verdanken – man denke nur an den Be-ginn der Amerikanischen Revolution mit der Boston Tea Party, die Abschaffung der Sklaverei, die Entwicklung der Bürger-rechte oder die Einführung des Frauen-wahlrechts. Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela leisteten eine Form des zivilen Widerstands, die auf den gesetzli-chen Schutz fundamentaler Rechte von Individuen hinwirkt. Bei einer modernen Form des zivilen Widerstands, wie sie im Kampf gegen den Klimawandel praktiziert wird, geht es über die Rechte von Indi-viduen hinaus um Gerechtigkeit auf glo-baler Ebene.

Die „Red Carpet Four“ leisteten zivilen Wi-derstand, um ein Demokratiedefizit zu be-heben. Die Zivilgesellschaft war von den Klimaverhandlungen ausgeschlossen wor-den. Am Vorabend des letzten Konferenz-tags war weit und breit kein Abkommen zum weltweiten Klimaschutz in Sicht. Mit einem harmlosen, friedlichen Protest woll-ten die UmweltschützerInnen den Mächti-gen dieser Welt die Dringlichkeit des Kli-maschutzes vor Augen führen. Was mit dem Risiko rechtlicher Konsequenzen, das die vier bewusst in Kauf nahmen, begann, endete in einer ungerechtfertigten Haft. Der britische Anwalt für Menschenrechte Richard Harvey wirft den dänischen Be-hörden vor, dass eine derart in die Länge gezogene Untersuchungshaft eklatant ge-gen wesentliche Artikel internationaler Menschenrechtsabkommen verstößt. Da zugesichert wurde, dass die Umweltschüt-zerInnen zum Gerichtstermin erscheinen würden, hätte man sie nicht weiter fest-halten dürfen. Außerdem wäre ihnen eine angemessene, begrenzte Wartezeit auf das Verfahren zugestanden.

Die Unterdrückung friedlicher Proteste ge-gen ein so drängendes Problem wie den Klimawandel ist eine ernsthafte Bedro-hung der Demokratie. Auf dem Klimagip-fel in Kopenhagen wurde kein faires, am-

bitioniertes und rechtlich bindendes Abkommen zur Bekämpfung des Klima-wandels unterzeichnet. Deshalb sind wir, die BürgerInnen der Weltgesellschaft, ge-fordert, die PolitikerInnen zum Handeln zu bewegen. Um es mit den Worten des Frie-densnobelpreisträgers Al Gore zu sagen: „Wenn man als junger Mensch über die Zukunft dieses Planeten nachdenkt und sieht, was gerade jetzt für diese Zukunft getan wird und was nicht, dann, denke ich, ist die Zeit reif für zivilen Ungehorsam ...“ Dr. James Hansen, Chefwissenschaftler der NASA, und Yvo de Boer, Generalsek-retär des Sekretariats der Klimarahmen-konvention der Vereinten Nationen (UNF-CCC), haben in den letzten Jahren mit ähnlichen Worten für zivilen Ungehorsam zur Rettung des Weltklimas plädiert.

Ziviler Ungehorsam ist eines der wenigen Werkzeuge der Zivilgesellschaft, um Ein-fluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Kurz und knapp der Historiker Howard Zinn: „Proteste außerhalb des ge-setzlichen Rahmens sind keine Abwei-chung von der Demokratie; sie sind für die Demokratie unerlässlich.“ �

* JASPER TEULINGS ist Rechtsabteilungsleiter

und Anwalt bei Greenpeace International.

actkommentarZIVILER UNGEHORSAM auf dem ROTEN TEPPICH

� Zwei verkleidete AktivistInnen gelangen auf den „Roten Teppich“ der dänischen Queen. � Sie werden gemeinsam mit zwei Kollegen verhaftet und erst nach internationalem Protest (im Bild: Wien) wieder freigelassen.

SKANDALPARAGRAF 278aMindestens sechs Monate Gesamtdauer, drei Tage pro Woche, 200 Zeugen – es wird ein Monsterprozess, der da dieser Tage in Wiener Neustadt beginnt. Dreizehn Tierrechts- und TierschutzaktivistInnen werden angeklagt, nach dem umstrittenen Antimafiaparagraf § 278a eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben, drei Monate saßen zehn der Beschul-digten schon in Untersuchungshaft. Die vier Jahre der Ermittlungen waren von unglaubli-chen Ermittlungspannen geprägt und dienten in ihrer absurden Dimension ganz offensichtlich nicht nur dazu, ein paar Straftaten in Zusam-menhang mit Tierschutz aufzuklären. (rok)

MEHR INFORMATIONEN: www.vgt.at

Fotos: 16-17: (von links) Bas Beentjes / GP • GP / Ingrid Fankhauser • Klaus Holsting / GP

Page 10: ACT - das Magazin

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� Das Jahr 2010: Städte schweben wie Luftschiffe am Himmel, am Mond floriert der Tourismus, die Strahlung des Radiums hat alle Krankheiten geheilt, Frauen sind von der Last der Geburt befreit, Ernährung gibt es in Form von Pillen, wir streben kei-ne materiellen Genüsse mehr an – und endlich: Weltfrieden und planetare Ge-

rechtigkeit haben Einzug gehalten.

So zumindest stellten sich 20 angesehene Au-torInnen unsere Gegen-wart vor. Zu lesen im 1910 erschienen Buch „Die Welt in 100 Jahren“. Auf 300 Seiten wird das Los der Propheten deut-lich: Die Zukunft ist ein unbeschriebenes Blatt. Wie hätten die VerfasserIn-nen auch die unglaubli-chen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts vorhersa-gen können? Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner etwa, wenn sie überzeugend erklärt, warum Frieden einkehren wird, weil Krieg durch Überrüstung un-möglich werden wird. Wie hät-te sie, die Humanistin, ahnen sollen, dass die Folgen selbst der schrecklichsten Waffen ohne Wimpernzucken in Kauf genommen werden würden? Oder Hermann Bahr, der das Ende der Literaten sah, weil je-der sein eigener Dichter sein würde. Wie hätte er ahnen kön-nen, dass zwar tatsächlich jeder Mensch sein Blog verfassen kann, der Inhalt aber kaum Bahrs Vor-stellungen von Dichtkunst entspro-chen hätte?

Näher am Ergebnis liegt Robert Sloss mit seinem Beitrag „Das drahtlose Zeitalter“. Er beschreibt das Wunder der Funkwel-len, träumt vom Telefon in der Mantelta-sche und sogar von immer währender Er-reichbarkeit. Damit lag er näher an der Zukunft als die Techniker seiner Zeit. Dies war möglich, weil hier das Wollen be-schrieben wurde, nicht das Werden. We-nig verblüffend, wollten Menschen schon lange zum Mond reisen, die Tiefe der Ozeane erforschen, über Distanzen hin-weg miteinander reden – die Realisierung also nur eine Frage der Zeit. Techno-Visio-näre hätten sich vielleicht auch noch vor-stellen können, dass eines Tages Fern-Sehgeräte bunte, bewegte Bilder an der Wand entstehen lassen.Doch kaum hätte jemand gedacht, dass eine Gesellschaft, die zu solch grandioser Technologie im Stande sein würde, diese hauptsächlich dazu nutzt, sich gegenseitig höchst überflüssige Produkte schmackhaft zu machen.

Hätte sich ein Jules Verne vorstellen kön-nen, dass wir tatsächlich eine Weltraum-station im All betreiben, Atome spalten, übers Internet vielfach vernetzt sein werden – und zugleich dulden, dass alle fünf Sekunden ein unschuldiges Kind an Hunger stirbt?

Welchen Wert haben Prognosen und Pro-phezeiungen, wenn sie nicht eintreten? Der Weltuntergang, der Meteorit, der glo-bale Frieden oder das Waldsterben? Manche waren einfach falsch, aus ihnen ist nichts zu lernen. Andere bestehen fort – sind nur noch nicht wahr geworden, und wieder andere waren korrekt, obwohl sie nicht eingetroffen sind. Tatsächlich gibt es noch Wald, auch das Ozonloch hat sich nicht unendlich vergrößert und die Giftde-ponien sind nicht übergequollen. Gerade hier zeigt sich die wesentlichste Rolle von

Vorhersagen: ihre Wirkung auf die Ge-genwart. Es waren kein irrigen „Prophe-zeiungen“, sondern eindringliche War-nungen, die Maßnahmen bewirkten und damit die Prognosen widerlegten.

Der Blick in die KristallkugelGewiss ist, dass die Zukunft keine stabilen Gleichgewichte bringt. Je komplexer ein System, desto dynamischer seine Möglich-keiten. Und Komplexität nimmt täglich zu. Etwa alle sieben Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit. Das Potential zu technischem „Fortschritt“ wird damit in den nächsten hundert Jahren um ein Viel-faches größer sein als in den vergangenen hundert. Wer kann hier Voraussagen wagen, ohne sich im größtem Maß der Lächerlichkeit preiszugeben? Als Vordenker, für den die Zukunft der Menschheit nicht aus linearen Ableitungen besteht, sondern evolutionä-re Überraschungen bereithält, möchte ich im vollen Gewahr des Scheiterns einen solchen Weitblick wagen. An Prognosen für die nächsten 100 Jahre mangelt es nicht. Kühne, dumme, unmög-liche, falsche, optimistische und fürchterli-che. Freilich, welche wahr sein könnten, muss uns verborgen bleiben.

Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter des Großen, der Raumfahrt? Werden wir Mond und Mars besiedeln, gar eine intergalakti-sche Mission starten, auf den Spuren von Kapitän Kirk und seiner „Enterprise“? Oder wartet auf uns eher das Jahrhundert des Kleinen? Wird Nanotechnologie die großen Hochöfen ablösen, die Eigenschaft von Stoffen beliebig beeinflussbar, die Fa-brik in der Hosentasche Wirklichkeit?Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter der Gene? Wird die genetische Disposition des Alterns endgültig entschlüsselt, werden wir uralt und dabei ewig jung bleiben können? Brauchen wir dann einen Ver-

mehrungsstopp – einen Sex-Stopp? Werden alle Krankheiten heilbar? Und für wen? Herz, Nieren, Köpfe verpflanzen und zugleich Abermillionen Tote durch Man-gel an Nahrung?Wird das 21. Jahrhundert gar das Zeitalter der Versöhnung mit der Natur, werden alle technischen Prozesse in geschlosse-nen Kreisläufen vor sich gehen, dabei eine „Ökologie der Technosphäre“ entstehen, die die heutigen Grenzen verschwinden lässt? Wird auch der Zugriff auf Energie uner-schöpflich werden, oder werden die Gren-zen durch die Entropie vorgegeben, wie der Physiker H. P. Dürr warnt?

Wird all das zusammen Wirklichkeit, oder werden womöglich doch die Endzeitvisio-nen wahr: globale Zerstörung durch menschliches Versagen und technische Hybris? Oder werden sich Menschen gar durch Virtualisierung völlig von der Natur loslösen, wie Ray Kurzweil prophezeit? Ein Leben in der „Matrix“, keine 100 Jah-re nach der Filmutopie.

Selbst simple Fragen, ob es um mindes-tens vier Grad wärmer sein wird, wie die Mehrheit der Wissenschaftler heute be-rechnet, oder doch um einige Grad kälter, weil die nächste Eiszeit beginnt, kann nie-mand mit Gewissheit beantworten.Gefühlsmäßig halte ich mich eher an die Dichter und Phantasten denn an die Tech-niker. „Star Trek“ ist gewiss näher an der Zukunft als die Vorstellung der Denkbe-amten unserer Regierung. Jedenfalls inte-ressanter sind jene Aspekte, die es bereits zu wissen gibt.

Was über die Welt mit Gewissheit zu sagen ist Gewiss ist, dass die Menschen nicht die Natur, sondern sich selbst beherrschen werden müssen.

Gewiss ist, dass geschlossene Systeme, die auf exponentiellem Wachstum beru-hen, nicht dauerhaft bestehen können. Schon mit einem Taschenrechner lässt sich der Wachstumswahn widerlegen. In nur 1.000 Jahren – weniger als einem Viertel der Zeit seit Cheops – würde bei den heute als „notwendig“ erachteten drei Prozent Wachstum das Wirtschaftsvolumen auf das Billionenfache aufgebläht. 100 Euro wür-den bei drei Prozent bereinigter Verzin-sung zum Tausendfachen des österreichi-schen Bruttoinlandsprodukts anwachsen.

Gewiss wird diese Kurve brechen. Oder von uns mit Vernunft gebeugt werden. Nicht maßloses Raffen, sondern kontrolliertes Schaffen, verantwortlich statt rücksichtslos, in Freiheit bewusst beschränkt, wird den Raum für Entwicklung ermöglichen.

Irgendwie müssen wir zu so etwas wie kollektiver Verantwortung kommen. Auf der Klimakonferenz in Kopenhagen hät-ten wir beginnen können, das „Raumschiff Erde“ fairer aufzuteilen. Doch daran dach-ten die OECD-Länder nicht im Gerings-ten. Kaum ein Politiker fühlt sich gewählt, um an das globale Ganze zu denken, kaum einer hat den Mut, eigene ökonomische Vorteile hintanzustellen, und schon gar keiner hat das Mandat, die Lebensstile seiner BürgerInnen zu hinterfragen. Doch genau darum wird es gehen.

Gewiss ist, dass ein friedliches Bestehen über dieses Jahrhundert hinaus die nächs-te „Great Transition“ erfordert, gemeinsa-me Regeln für „Raumschiff Erde“. Wie für die Besatzung jedes Raumschiffs wird �

Das LOS der PROPHETENDie Notwendigkeit von Weitblick und

die Schwierigkeit, richtig zu liegen

von Wolfgang Pekny*

An Prognosen für die nächsten 100 Jahre mangelt es nicht. Kühne, dumme, unmögliche, falsche, optimistische und fürchterliche.

actkommentar

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es auch für die Bewohner der Erde nötig, mit der Begrenztheit umzugehen. Gewiss ist: Wir werden eine Buchhaltung für alle Ressourcen einführen und die Zu-teilung global regeln. Ob das, was die Buchhalter dann jeweils in Ihren „Bü-chern“ erfassen, für uns Mangel oder Überfluss bedeutet, wird allein von unse-rer kollektiven Erfindungsgabe abhängen. Ob die Zuteilung des Vorhandenen von Rücksicht, Fairness und Selbstdisziplin geleitet sein wird oder weiter die brutalen Gesetze der Kaufkraft gelten werden, ist Teil der großen zivilisatorischen Heraus-forderung. Gewiss ist, dass es kein friedvolles „Zu-rück in die Natur“ geben kann. Mit bald neun Milliarden MitbewohnerInnen wer-den wir allen Fortschritt brauchen, zu dem das Menschengeschlecht fähig ist. Innova-tion wie Exnovation (der vom Ökonomen Niko Paech geprägte Begriff für „aus dem Kopf schlagen“). Dabei wird technologi-scher Fortschritt nur eine Komponente sein. Fast wichtiger sind sozialer Fort-schritt und menschliche Reifung.

Was über den Menschen mit Gewissheit zu sagen ist Die „Natur“ des Menschen wird sich in den nächsten Jahrhunderten kaum verän-dern. Unsere Verhaltensmuster sind in Jahrmillionen der Evolution geprägt wor-den. Ob griechische Tragöde oder „Star Wars“ – die Handlungsmotive der Men-schen sind abzählbar und vorhersagbar: das Werben um Liebe, das Buhlen um Freundschaft und Anerkennung, der epi-sche Kampf der Helden gegen die Böse-wichte haben sich seit Ilias und Odyssee kaum verändert.

Was wollen Menschen? Schlag nach bei Shakespeare! Lieben und geliebt werden, angeben und bewundert werden, andere dominieren und selbst die Freiheit suchen, dazugehören und doch herausragen, ge-sund und fit sein. Vielleicht ewig leben und nach Glück streben?

Das wird auch so bleiben. Was Glück frei-lich darstellt, womit wir zufrieden sein dürfen, wird vom kulturellen Umfeld be-stimmt. Die Vermarktung von dem, was uns als Glück verheißen wird, ist längst Teil unse-res Problems. Unser naturbedingtes Stre-ben nach individueller Differenzierung

hat sich vom Können zum Haben verla-gert. Konsum als Ersatzbefriedigung für soziale Beziehungen ist zum kollektiven Selbstbetrug geworden. Wirtschaften dient längst nicht mehr zum Befriedigen unserer eigentlichen Bedürfnisse. Wir sind es, die der Wirtschaft dienen müssen, um das Bedürfnis nach ewigem Wachstum zu befriedigen.

Während wir auf Glück nur hoffen dürfen, sollten wir Zufriedenheit anstreben: jenen Anteil von Glück, der uns statistisch fair und dauerhaft zustehen kann, ohne die Zufriedenheit anderer zu mindern.

Was über die Zukunft zu sagen istGewiss ist, dass mit steigendem Energie- und Informationsgehalt im System die Ex-treme zunehmen werden. Im Wetter ge-nauso wie in der Verteilung von Ressourcen, bei Geld und Macht genauso wie in den Positionen und Geisteshaltungen.

Gewiss ist: Entwicklung passiert. Nicht li-near, nicht planbar, nicht automatisch zum Besseren, höchst chaotisch, in Sprüngen, keiner Richtung folgend, außer jener der Komplexität. Damit steigt das Potential für sprunghafte Entwicklung.

Eine Konstante, auf die wir bauen können, sind die noch lange nicht genutzten Fähigkeiten der Menschen als Gemein-schaft. Was uns als Individuen überfordert, kann uns im Gesamtsystem durchaus zum Nutzen gereichen, denn die Summe ist bekanntlich mehr als ihre Teile.

Ab einer bestimmten Komplexität eines Systems entstehen neue Eigenschaften, die aus den Teilen allein nicht erklärbar sind. Emergenz nennen die Systemfor-scher dieses Phänomen, aktuell diskutiert als Cloud-Intelligence in komplexen Netz-werken. Ein Ameisenvolk ist mehr als vie-le Ameisen. Der Ameisenhaufen hat einen komplexen Aufbau, mit Brutkammern und Pilzzuchten, mit Klimatisierung und Not-ausgängen, und doch gibt es keinen Bau-plan. Es gibt keine Ingenieur-Ameise, und selbst ein Treffen der zehn klügsten Amei-sen würde ihnen den Bauplan nicht offen-baren. Die „Kenntnisse“ stecken in jeder von ihnen und wirken nur gemeinsam. Auch unsere Gesellschaft ist in ihrem Wir-ken viel mehr als die Summe ihrer Mit-glieder, die Kenntnisse stecken in der

„Kultur“. Alle großen Errungenschaften der Zivilisation bauen auf Leistungen der anderen, der Früheren, des Ganzen. Selbst einem Einstein wäre in der Bronzezeit nicht E=mc2 eingefallen, und der klügste Cro-Magnon-Mensch hätte nie antizipie-ren können, dass das gleiche Eisenoxid, mit dem er das Mammut an die Höhlen-wand malte, von seinen Ururenkeln ver-wendet werden wird, um im Videoband eben dieses Gemälde fest zu halten.

Wie im Weisenrat der Ameisen dürfen auch wir als „kluge Einzelne“ nicht ver-zweifeln, wenn das Größere nicht verstan-den wird. Die gute Nachricht: Wie in je-dem chaotischen System gibt es auch bei menschlichen Interaktionen den Schmet-terlingseffekt. Es kann ein Lächeln sein, das 40 Jahre glückliche Ehe begründet, eine Rede, die die Menschen bewegt, ge-gen Diskriminierung zu kämpfen oder ein kleiner Irrtum, der eine Mauer zu Fall bringt. Worauf wir konsequent achten müssen, ist, dass der kreative Austausch unter uns, zwischen Kulturen und möglichst vielfälti-gen Sichten florieren kann. Wir müssen uns gegen jedes Dogma zur Wehr setzen, gegen jede Bevormundung. Wir brauchen freie Interaktionen und geistige Vielfalt, um auf die Herausforderungen der Zu-kunft flexibel reagieren zu können.Und wir brauchen ethische Werthaltungen, nennen wir es „Globalverstand“, um aus der Vielfalt der Optionen jene zu selektie-ren, die wirklich unserem gemeinsamen Wollen entsprechen. Wenn wir das beher-zigen, wird die tatsächliche Entwicklung alle Prophezeiungen Lügen strafen.Diese komplexe Sicht braucht uns nicht zu entmutigen. Sie soll uns positiv stimmen. Alles, was wir tun, hat Wirkung, auch wenn wir sie nicht sehen oder vollständig begreifen. Ich habe die Chance, in mei-nem Tun, als Teil des Ganzen, auch das Ganze zu verändern. �

* WOLFGANG PEKNY war von 1988 bis 2008

bei Greenpeace als Experte, Kampagnendirektor

und Visionär im nationalen und internationalen

Umfeld tätig und ist nun Geschäftsführer der

Plattform Footprint.

MEHR ZUM THEMAEine Langfassung dieses Artikels finden Sie auf

www.footprint.at

interacttion� AN BORD der „Esperanza“

Filmtipp: Jagdzeit – den Walfängern auf der Spur

Das LOS der PROPHETEN

� DIE FALSCHEN vor GerichtDerzeit stehen in Japan zwei Greenpeace-Aktivisten vor Gericht, weil sie den Handel mit illegalem Walfleisch aufgedeckt hatten. Die japa-nische Staatsanwaltschaft eröffnete im Februar ein Gerichtsverfahren gegen Junichi Sato und Toru Suzuki wegen angeblichen Diebstahls und Hausfriedensbruchs. Die beiden wurden im Juni 2008 festgenom-men, nachdem sie für die Aufdeckung eines Skandals rund um das japanische Walfangprogramm wichtiges Beweismaterial sichergestellt hatten. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.

� GREENPEACE FORDERT von der japanischen Regierung einen sofortigen Stopp des sinnlosen Waltötens und die Einstellung des ungerechtfertigten Verfahrens gegen die Greenpeace-Aktivisten.

Im Dezember 2007 machen sich 37 Greenpeace-Aktivist-Innen auf den Weg ins Südpolarmeer. Drei Monate lang durchkreuzt die Crew der „Esperanza“ die arktischen Ge-wässer, um japanische Walfänger aufzuspüren und von ih-rem grausamen Tun abzuhalten. Normalerweise bleiben die AbenteurerInnen dabei unter sich. Doch diesmal war auch ein Filmteam rund um die deutsche Regisseurin Angela Graas mit dabei. Es dokumentierte den Alltag an Bord, die verschiedenen Seiten der arktischen Natur, die schöne und die wilde. Es führte Interviews und fing Momente ein, die nachdenklichen und die euphorischen.

Es ist ein schöner Dokumentarfilm geworden, auch ein stil-ler; die großen Schlachtszenen bleiben aus. Er handelt von entschlossenen Menschen, die trotzdem nicht vor Heimweh oder Versagensängsten gefeit sind. Das Beste: „Jagdzeit“ weckt den Wunsch, selbst etwas zu tun.

Greenpeace hat das Entstehen des Films unterstützt, ist aber weder an der Finanzierung beteiligt, noch hat die Organi-sation Einfluss auf die Inhalte genommen. Der Film wurde bereits auf sieben Festivals gezeigt. Auf dem Dokumentar-filmfestival München 2009 wurde er als Publikumsfavorit ausgezeichnet und erhielt auf der Naturvision 2009 den Sonderpreis der Jury.

� MEHR INFORMATIONEN: www.jagdzeit-film.de

Foto: GP / Teresa Novotny

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interacttion� VORSORGEN für die Nachkommenden

Der Erbschaftsratgeber von Greenpeace

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Fernkorngasse 10 • A-1100 Wien • Tel.: 01 / 54 54 580 • Fax: 01 / 54 54 588 • www.greenpeace.at

Wenn Sie Fragen haben, senden Sie ein E-Mail an: [email protected]

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� Wie regelt man seinen Nachlass?� Wie erstellt man sein Testament richtig?� Was ist das allgemeine Testamentsregister?

In unserem Erbschaftsratgeber finden Sie viele nützliche Tipps und Informationen zur gesetzlichen Erbfolge und zum Erstellen eines Testaments.

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� PROTESTIEREN lernen

Vom 12. bis zum 16. Mai 2010 findet in Steyermühl (Oberöster-reich) die diesjährige Aktionsakademie statt. Attac und Green-peace sind die Veranstalter, Global 2000 und Amnesty Inter-national treten als Unterstützer auf. In Workshops und im persönlichen Austausch wird das „Handwerkszeug“ zum aktiven

Widerstehen und zum Aufzeigen von Ungerechtigkeiten weiter-gegeben. Positiv, bunt, aktionistisch, leidenschaftlich, musika-lisch und friedlich – so ist Protest nicht nur sinnvoll, sondern so macht er auch Spaß.

� INFOS unter: www.aktionsakademie.at

� AUF SEITEN der Guten

Dieser Ausgabe des „act“ ist eine Postkarte beigelegt, mit der Sie das „Greenpeace Magazin“ bestellen können. Sechsmal im Jahr rund 90 Seiten interessante Artikel und Bilder in hoher Qualität. Für sozial und ökologisch engagierte oder interessierte Men-schen eine unerschöpfliche Quelle.

� MEHR INFORMATIONEN: www.greenpeace-magazin.de

Aktionsakademie 2010

Lesetipp: Greenpeace Magazin

Impressum

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Greenpeace in Zentral- und Osteuropa, Fernkorngasse 10, 1100 Wien, Tel.: 01 / 54 54 580 - 0, net: www.greenpeace.at/, e-mail: [email protected]: P.S.K. 7.707.100 • www.greenpeace.at/spenden

Chefredaktion: Roman Kellner Mitarbeit: Verena Ahne, Bernhard Obermayr, Wolfgang Pekny, Jasper Teulings, Jurrien Westerhof • Korrektur: Elisabeth Gräf

Bildredaktion: Ingrid Fankhauser, Barbara Tschann Grafische Gestaltung: www.hundundkatz.at

Cartoon: Gerhard Haderer • Coversujet: Christian Aslund / GreenpeaceDruck: Niederösterreichisches Pressehaus„act“ erscheint viermal jährlich auf 100 % Recyclingpapier. Ab einer Jahresspende von € 40,- wird das „act“ gratis zugesandt. Das nächste „act“ erhalten Sie im Juni 2010.

� A N T W O R T K A R T E

Mein Beitrag: ❍ 60 Euro ❍ 80 Euro ❍ 100 Euro

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Empfänger: Greenpeace CEE, Fernkorngasse 10, A-1100 Wien

Ich möchte GREENPEACE gerne (zusätzlich)

mit einer EISBÄRENPATENSCHAFT unterstützen!

Der Eisbär gilt wie kein anderes Tier als Symbol der Arktis. Doch sein Lebensraum ist bereits jetzt massiv vom Klimawandel betroffen. Bei Eisbären hängt der gesamte Lebenszyklus vom Eis ab – von der Aufzucht der Jungen bis zur Jagd auf Robben. Doch als Folge der Erderwärmung zieht sich das Eis immer weiter zurück. Nur die drastische Reduktion der Treibhausgas-Emis sionen kann das Überleben der Eisbären sichern. Damit sind alle Länder der Welt aufgefordert, effektive Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen. Die nächste und letzte Möglichkeit dazu besteht bei der UN-Klimaschutz-konferenz im Dezember 2010 in Mexiko!

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Die Klimaverhandlungen liegen auf Eis, und den Eisbären schmilzt es unter den Tatzen weg. Helfen Sie mit, unser Klima und den Lebensraum der großen, weißen Bären zu erhalten!

Die Eisbärenpatenschaft ist ein Symbol für unseren weltwei-ten Einsatz und unsere Aktionen zum Schutz des Klimas. Das Ziel: die Arktis als einzigartigen Lebensraum der Eisbären zu erhalten! EisbärenpatInnen erhalten ganz speziell aktuelle Informationen zu unseren Kampagnen, interessante Berich-te über unsere Aktionen und jede Menge Wissenswertes zu Umweltthemen.

Ab einer Jahresspende von € 60 freuen wir uns, Sie als Eis-bärenpatin begrüßen zu dürfen. Für jeden Paten gibt es eine persön liche Urkunde und ab einer Spende von € 80 zusätz-lich ein Eisbärenposter im Format 60 mal 80 cm!

Wir müssen so schnell wie möglich handeln! Geben Sie Greenpeace die Kraft dafür und unterstützen Sie uns mit ei-ner Eis bärenpatenschaft! Danke!

� Weitere Informationen finden Sie unter www.greenpeace.at/spenden

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Antwortsendung

Greenpeace CEE

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