ADRA Direkt 4/2015

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SEITE 5 Barfuß bei -20°C ADRA Deutschland e. V. IV/2015 ILLUSTRATION: © RASANI.DESIGN direkt FOTO: ADRA DEUTSCHLAND ® SEITE 5 SEITE 6 SEITE 8 Interview mit Aiman Mazyek Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V. Flucht aus den Kriegsgebieten „Solange unsere Hilfe gebraucht wird, sind wir hier.“ Hilfe für Vertriebene in Syrien Bericht aus der Kleider- sammlung Darmstadt

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Kein Thema bewegt Deutschland derzeit so sehr, wie die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen. Es wird viel diskutiert und spekuliert, aber eins ist sicher: Kein Mensch verlässt seine Heimat und nimmt die lebensgefährliche Reise ohne triftigen Grund auf sich! Die Situation stellt nicht nur Deutschland vor Herausforderungen, sondern viele Länder weltweit. Deswegen hilft ADRA Deutschland e. V. seit vielen Jahren Flüchtlingen und Vertriebenen auf der ganzen Welt.

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Interview mit Aiman Mazyek Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V.

Flucht aus den Kriegsgebieten

„Solange unsere Hilfe gebraucht wird, sind wir hier.“

Hilfe für Vertriebene in Syrien

Bericht aus der Kleider-sammlung Darmstadt

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IMPRESSUMHerausgeber:ADRA Deutschland e. V. Abt. UnternehmenskommunikationRobert-Bosch-Str. 1064331 WeiterstadtTelefon: 06151 8115-0Fax: 06151 8115-12

E-Mail: [email protected] www.adra.de

V.i.S.d.P.:Martin Haase

Konzeption:Katharina Moers

Redaktion:Fabienne Seibel, Martin Haase, Katharina Moers

Schlussredaktion: Martin Haase

Gestaltung: Daniel Raßbach,www.rasani.com

Druck:PR-Druck 20539 Hamburg

ADRA steht für:Adventist Developmentand Relief AgencyISSN 1860-6326

Bildnachweise:ADRA Deutschland e. V.Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V.

Danke für Ihre SpenDe!

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„Niemand verlässt seine Heimat ohne triftigen Grund.“

S eit der gründung im Jahr 1987 helfen die Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter von ADRA Deutschland e. V. weltweit das leid von Kriegs-flüchtlingen und aus anderen gründen heimatlos gewordenen Men-

schen zu lindern. niemand verlässt sein heimatland ohne triftigen grund. niemand lässt gern die liebgewonnenen familiären und kulturellen Bin-dungen und sein persönliches hab und gut zurück. niemand begibt sich mit seiner Familie leichtfertig in gefahr. Doch die Angst vor elend, Krieg, hunger, Zerstörung aller lebensgrundlagen, Brutalität und ungerechtigkeiten sind oft noch viel größer als das Risiko einer unberechenbaren Flucht in ein sicheres land. Derzeit haben mehr Menschen als jemals zuvor ihre heimat verlassen: nach Angaben des Flüchtlingswerkes der Vereinten nationen (unhcR) sind es ungefähr 60 Millionen Menschen. Weder der Weltgemeinschaft noch den betroffenen nationalregierungen gelingt es, die eigentlichen Fluchtursachen erfolgreich zu bekämpfen. Das stellt humanitäre hilfsorganisationen vor eine andauernde Aufgabe und ganz neue herausforderungen in den her-kunfts-, Durchgangs- und Aufnahmeländern. Die Integration der großen Anzahl von Asylsuchenden in Deutschland und die zögerliche Aufnahme von Flüchtlingen in den meisten anderen europäischen ländern erschwert den angemessenen umgang mit dieser Flüchtlingskrise.

Angesichts dieser situation in den Krisenregionen weltweit und der drin-genden hilfe und Integration von Flüchtlingen und Verfolgten in Deutsch-land, hat ADRA sich mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen gruppen zusammengeschlossen, um nachhaltig zur linderung dieser komplexen Krisen beizutragen. seit fast 16 Jahren ist ADRA als gründungsmitglied des Bündnisses „Aktion Deutschland hilft“ ein verlässlicher Partner in den inter-nationalen einsatzgebieten. In Deutschland wurde in diesem herbst das Bündnis „gemeinsam für Flüchtlinge“ in Kooperation mit ehrenamtlichen helferkreisen des Advent-Wohlfahrtswerk e. V. (AWW), sowie helferkreisen der

› ADRA gehört zu den zehn größten Hilfsorganisationen der Welt.

› ADRA führt Projekte der internationalen Entwicklungszusammenarbeit durch.

› ADRA leistet humanitäre Hilfe in Kriegs-, Krisen- und Katastrophensituationen.

› ADRA verfügt derzeit als weltweites Netzwerk über 140 nationale Länderbüros.

Gut zu WiSSEN …

evangelischen Freikirche der siebenten-tags-Adventisten (K.d.ö.R.) unter fachlicher Begleitung der hochschule Friedensau (Fachbereich „christ-liches sozialwesen“) ins leben gerufen. Dieses grundsätzlich zur Mit- arbeit „offene“ Bündnis soll ehrenamtliches engagement in sinnvolle und nachhaltige Bahnen führen, die sich lokal in enger Abstimmung mit den kommunalen Behörden und anderen Initiativen des bürgerschaftlichen engagements befinden.

schon seit vielen Jahren arbeitet ADRA Deutschland e. V. mit seinen Partnern bei der ursachenbekämpfung von Migration in syrien, Afghanistan, nord-Irak, somalia und Mali. ein schulprogramm im libanon kommt über hundert syrischen Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren zu gute. Auf der sogenannten „Balkanroute“ bietet ADRA schutzbedürftigen Menschen unterstützung. In serbien wurde z.B. ein Informationszentrum eingerichtet, in dem sowohl eine medizinische als auch eine psychosoziale Betreuung angeboten wird. Darüber hinaus erhalten die Menschen dort eine wertvolle Rechtsberatung, die sie vor Fehlinformationen durch schlepperbanden schützen kann.

nur gemeinsam ist es möglich, die ursachen der Flucht und die humanitäre situation der Flüchtlinge zu verbessern. ADRA dankt herzlich für jeden euro, der für diese Arbeit - wo immer sie auch geschieht - gespendet wird!

christian MolkeGeschäftsführer ADRA Deutschland e. V.

› ADRA ist Mitglied im Koordinierungs-Ausschuss für humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt.

› ADRA ist Gründungsmitglied von „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“.

› ADRA ist eine Einrichtung der evangelischen Freikirche der Siebenten-tags-Adventisten.

› ADRA trägt das Dzi-Spendensiegel und das Siegel der „initiative transparente zivilgesellschaft“ und ist Mitglied im deutschen Spendenrat.

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Auf der Durchreise

Auf ihrem Weg dorthin machen viele einen Zwischenstopp in Belgrad, der hauptstadt serbiens. Flüchtlinge,

die die finanziellen Ressourcen haben, mie-ten dort Zimmer in günstigen hostels. Viele von ihnen übernachten aber auch im zentral gelegenen Bristol Park. Weniger in Anspruch genommen werden die Flüchtlingsunterkünf-te der serbischen Regierung. tatsächlich lie-gen die meisten nicht auf deren Route, welche sich, je nach politischer lage, ständig ändert.

Der Park gleicht einer Zeltstadt, die jeden tag von neuen Flüchtlingen aufgesucht und gleichzeitig von anderen wieder verlassen wird. so wurde Belgrad zu einer wichtigen Durchgangsstation, denn die stadt bietet Anlaufstellen wie geldwechselstuben oder

SERBIEN IST EIN WIcHTIGES TRANSITlAND FüR FlücHTlINGE AUF DER BAlKANRoUTE IN DIE EURoPä-IScHE UNIoN. TäGlIcH KoMMEN ZIRKA 6.000 FlücHTlINGE AUS MAZEDoNIEN NAcH SERBIEN UND VERSUcHEN So ScHNEll WIE MöGlIcH AN DIE GRENZE NAcH UNGARN UND KRoATIEN ZU REISEN.

Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. ADRA unterstützt in Belgrad das Asylinforma-tions- und das Miksalište Kollektivzentrum. neben Kleidung und hygieneartikeln erhal-ten die Flüchtlinge dort sämtliche für sie re-levante Informationen.

oft ist die Flucht aus den Kriegsgebieten im Mittleren osten der letzte Ausweg nach ständigen umzügen zu Freunden und Ver-wandten im eigenen heimatland. nach der unvermeidbaren Ausreise sehen sich viele Flüchtlinge mit überhöhten Preisen für transportmittel konfrontiert. Mitgenommen werden kann nur das nötigste. gelegentlich wird aus der misslichen lebenslage der Be-troffenen Profit geschlagen. Flüchtlinge und Vertriebene reisen gewöhnlich mit sehr we-

nig gepäck und lassen alles zurück, was die Reise behindert oder erschwert. Die Familie auf dem Bild oben kam ursprünglich aus Da-maskus in syrien. Auf der langen Reise über die türkei wurde die erst einen Monat alte tochter getragen. Im Asylinformationszen-trum konnte, kurz vor Wintereinbruch, für das Baby noch ein warmer strampler einge-packt werden. Die kommende Jahreszeit wird das Krankheitsrisiko der Reisenden durch Kälte und fehlende unterkünfte für viele Menschen zusätzlich erhöhen. Auf ihrem Weg durch serbien bleiben sie auf unterstüt-zung angewiesen.

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Junges Paar mit Baby aus Syrien

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Nachhaltige Hilfe für Vertriebene in Syrien

E rschütternde Bilder in der Presse do-kumentieren, dass sich tausende ohne hoffnung für eine lebensbedrohliche

Reise entscheiden, um bestenfalls in einem erstaufnahmelager Platz zu finden.

In den syrischen Dörfern und städten gehö-ren neben der fatalen sicherheitslage, strom-ausfall, Wassermangel, eine unzureichende Verteilung von nahrungsmitteln und eine mangelhafte gesundheitsversorgung zum Alltag. Besonders gefährdete gruppen bilden schwangere Frauen und Kinder, alte Men-schen und solche mit körperlicher Beein-trächtigung. Viele wünschen sich, aus diesen

bedrohlichen umständen zu entkommen. Dies gelingt meist nur, wenn sie finanzielle Zuwendungen von Verwandten im Ausland erhalten.

In Jdeidat Artouz und Qaratha, den Vororten der syrischen hauptstadt Damaskus, wurden von ADRA bereits 310 von 1.150 geplanten haushalten mit sanitären Anlagen, Zugang zu sauberem Wasser, notbeleuchtung und verschließbaren türen versehen, um Vertrie-benen eine sichere unterkunft zu ermögli-chen. Zusätzlich erhielten rund 13.500 Per-sonen Pakete mit hygieneartikeln, um der Ausbreitung von Krankheiten vorzubeugen.

DER KRIEG IN SyRIEN HälT DIE MENScHEN WElTWEIT IN ATEM. IN DEN NAcHBARläNDERN WURDE DIE FlUcHT VoN üBER VIER MIllIoNEN MENScHEN ZU EINER GANZ NEUEN HERAUSFoRDERUNG.

Im libanon bietet das Programm „educa-tion Assistance for Refugee needs“ Flücht-lingskindern aus syrien die Möglichkeit, sich in das neue schulsystem zu integrieren. 120 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren werden täglich in drei Klassen unterrichtet. Für 180 Kinder werden einmal wöchentlich psychosoziale Aktivitäten zur Aufarbeitung der traumatischen erfahrungen durchge-führt. seit Beginn der Krise arbeitet ADRA unermüdlich daran, den Vertriebenen und Flüchtlingen zu helfen. Bisher konnten über 80.000 hilfsempfänger erreicht werden.

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Kinder zeigen ihre Bilder

Schulprogramm für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren

Sichere Unterkünfte für Flüchtlinge

Besichtigung für die Renovierung

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KlEIDUNG, KARToNS, ScHUHE, TüTEN UND KoFFER SoWEIT DAS AUGE REIcHT – IN DER DARMSTäD-TER KlEIDER-SAMMElSTEllE FüR FlücHTlINGE HERRScHT HocHBETRIEB. STäNDIG FAHREN AUToS VoR, IN DENEN WEITERE SPENDEN FüR FlücHTlINGE GEBRAcHT WERDEN.

mich in meiner Freizeit für etwas gutes ein-bringen kann. Viele von uns blühen durch den einsatz hier in der sammelstelle regelrecht auf. es tut gut zu wissen, dass man dadurch vielen Menschen helfen kann. Das motiviert zum Weitermachen.“ In der unbeheizten halle wird zwei bis dreimal wöchentlich ge-packt, sortiert und gesammelt, was das Zeug hält. Mancher helfer nimmt sogar gespende-te Kleidung mit nach hause, um sie in der heimischen Waschmaschine zu waschen. Die gesamte organisation übernehmen Kokott und die anderen Beteiligten selbst. „Wir sind zwar auf uns allein gestellt, aber es klappt alles sehr gut. sobald ein neuer helfer hinzu-kommt, wird dieser ohne Aufforderung von einem anderen ehrenamtlichen in die Ab-läufe und strukturen eingewiesen, so dass er gleich mit anpacken kann.“ Kokott weiß den Wert der ehrenamtlichen zu schätzen: „es ist sehr schwer, leute zu finden, die regelmäßig kommen. glücklicherweise haben wir derzeit einen festen helferkreis von 20 leuten, alle anderen kommen dann, wenn es ihre Zeit zu-lässt. Ich habe großen Respekt vor jedem, der sich hier einbringt.“ Die ehrenamtliche Rosi s. aus Weiterstadt ergänzt: „Durch die Arbeit bei der sammelstelle lernen wir die Flücht-linge und deren schicksale besser kennen. Mich persönlich berührt das sehr und ist mir zugleich Ansporn, weiterzumachen.“

Zweimal pro Woche haben Flüchtlinge die gelegenheit, sich in der seit ende August ein-gerichteten sammelstelle einzukleiden. Im sogenannten „Kaufhaus“ können sich die

Flüchtlinge die sortierte Kleidung unter Mit-hilfe der ehrenamtlichen aussuchen. „Wir legen Wert darauf, dass die Kleidung schön aufbereitet ist und dass wir auch auf die Be-dürfnisse der Menschen, die zu uns kommen, eingehen. Besonders Frauen freuen sich, wenn sie bei uns traditionelle gewänder aus ihrem heimatland finden.“ Zudem werden vor ort auch Kisten mit Kleidung gepackt, die von der sammelstelle aus an die Flüchtlingscamps der umgebung gesendet werden. noch mangelt es an wichtigen Dingen. ehrenamtliche Rosi s. erzählt: „Die Flüchtlinge äußern immer wieder den Wunsch, schnell Deutsch lernen zu wollen. Aus diesem grund werden dringend Materialien benötigt, mit denen die Kinder und erwachsenen auf spielerische Art die deut-sche sprache lernen können.“

obwohl der Winter nun da ist und es damit in der halle der sammelstelle immer unge-mütlicher wird, lassen die freiwilligen helfer nicht nach. Rosi s.: „solange unsere hilfe gebraucht wird, sind wir hier.“

ADRA spendet zwei Tonnen Winterkleidung an Sammelstelle

in Darmstadt

Auch ADRA Deutschland brachte im oktober mit dem lKW eine ladung mit Winterkleidung in die halle in der

niersteiner straße. Wolfgang Kokott, Koordi-nator der sammelstelle: „Wir freuen uns sehr über die gespendete Kleidung von ADRA. Da sie schon nach größen und geschlecht vorsortiert ist, erspart uns das viel Arbeit und wir können die sachen schnell an Bedürftige weitergeben.“ Die ADRA Deutschland-Mitarbeiter nutzten bei Übergabe der Kleidung die gelegenheit, einen tieferen einblick in die tätigkeit der ehrenamt-lichen helfer und deren Abläufe zu bekommen. schnell fällt auf: Jeder ist mit Freude und eifer bei der sache. eine von ihnen ist Antje e. aus Darmstadt. sie sagt: „Ich freue mich, dass ich

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Sortierung der Kleiderspenden

ADRA Mitarbeiter Michael Weller bei der Verladung

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BasisBiBel, Matthäus 2,13-15.19-23 Flucht nach ÄgyptenDie Sterndeuter waren gegangen. Sieh doch: Ein Engel des Herrn erschien Josef im Traum und sagte: „Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleibe dort, bis ich es dir sage! Denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.“ Josef stand mitten in der Nacht auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog mit ihnen nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod von Herodes. Dadurch ging in Erfüllung, was Gott durch den Propheten gesagt hat: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“

Rückkehr aus ÄgyptenHerodes war gestorben. Sieh doch: Ein Engel des Herrn erschien Josef im Traum in Ägypten. Er sagte: „Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter und geh in das Land Israel! Denn es sind alle tot, die das Kind umbringen wollten.“ Josef stand auf, nahm das Kind und seine Mutter und kehrte in das Land Israel zurück. Er hörte, dass nun Archelaus König über Juda war – anstelle seines Vaters Herodes. Deshalb fürchtete sich Josef davor, dorthin zu gehen. Im Traum bekam er neue Weisung von Gott. Daraufhin zog er in das Gebiet von Galiläa. Dort ließ er sich in der Stadt Nazaret nieder. So ging in Erfüllung, was Gott durch die Propheten gesagt hat: „Er wird Nazoräer genannt.“

Wie damals, sind auch heute Menschen auf der Flucht. Familien, die um ihr leben und das ihrer Verwandten fürchten. Kinder und Jugendliche, die ihre Angehörigen verloren haben und Menschen, die ganz alleine auf der Welt sind. Fast so viele Menschen wie Italien einwohner hat (61 Millionen), sind derzeit weltweit auf der Flucht. Die hälfte davon sind Kinder.

ADRA Deutschland ist seit Jahren bemüht, die situation der schutzsuchenden zu verbessern, die lage in den heimatländern zu verändern und somit die Rückkehr zu ermöglichen. Damit Menschen in ihrer heimat die chance auf ein gutes leben haben und gar nicht erst fliehen müssen, hilft ADRA in den betroffenen ländern, die Rahmenbedingungen kontinuier-lich zu verbessern. Die liste der gebiete, in denen ADRA sich aktiv einsetzt, ist lang. Dadurch konnte bis heute vielen Betroffenen geholfen werden.

Allein durch Deine treue und großzügigkeit ist diese hilfe möglich geworden. herzlichen Dank im namen der Millionen Menschen, die unterstützt werden konnten und noch unter-stützung erhalten werden.

gemeinsam für Flüchtlinge!

Deine

(spenderbetreuung)

Brief an die Spender7

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SPenDen Sie jetZt!Damit Menschen wieder hoffen können!

ADRA-Spendenkonto:Bank für SozialwirtschaftKt.-Nr. 7 704 000 | BLz 660 205 00BiC BFSWDE33KRL | iBAN DE87 6602 0500 0007 7040 00

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Ase DDer Vorsitzende des Zentralrats der

Muslime in Deutschland e. V. (ZMD), Aiman A. Mazyek, zur aktuellen

Flüchtlingsdebatte in Deutschland.

Herr Mazyek, Sie sind als Sohn eines Syrers und einer Deutschen in Deutschland geboren. Was empfinden Sie, angesichts der Zuwanderer aus dem Heimatland ihres Vaters? natürlich gibt es persönliche empfindungen, da sich unter den Flüchtlingen auch Ver-wandte befinden, die nach Deutschland ge-kommen sind. Viele Familien sind jetzt in der türkei, nur wenige sind in sogenannten Flüchtlingslagern und ein teil ist noch in syrien geblieben, insbesondere in Aleppo. Ich versuche meine familiären gefühle mit Blick auf meine Aufgabe im Zentralrat zurückzu-nehmen, sonst würde mich das gelegentlich überwältigen und bei der Arbeit behindern.

Bisher ist es mir ganz gut gelungen, das Pri-vate von meiner Verantwortung im ZMD zu trennen, ich weiß aber nicht, wie die langzeit-auswirkungen sein werden.

Was macht Deutschland beson-ders für die Zuwanderer aus Syrien so attraktiv? Deutschland genießt in der arabischen Welt einen guten Ruf, als sachwalter, Mediator und freies und demokratisches land. Außerdem schätzt man die deutschen Werte Fleiß, Pünkt-lichkeit und genauigkeit. Dennoch ist das hauptmotiv für die Zuwanderung die blanke not, die Verzweiflung, eine sichere Bleibe zu finden und den Bomben der Diktatur und dem terror der extremisten zu entkommen.

Wie können Einzelne und kleine Initi-ativen wirksam helfen? sie müssen sich bewusst sein, dass ohne die hilfswelle in Deutschland gar nichts funk-

tionieren würde. Diese Willkommenskultur haben wir nicht durch die in Berlin beschlos-senen gelder erfahren. Die in vielen sonn-tagsreden beschworene und kaum geglaubte Zivilgesellschaft hat sich ein großes stück bewährt – nicht weil gelder geflossen sind, sondern weil die Menschen selbst Initiative ge-zeigt haben. und deshalb brauchen wir jeden einzelnen und die noch so kleinen gruppen.

Abgesehen von den materiellen He-rausforderungen bleibt die Frage, wie viele Flüchtlinge Deutschland sozial verkraften kann. Den satz „Wir schaffen das“, den ich voll un-terschreibe, verstehe ich so: Wir machen so viel, wie wir können. es ist selbstverständlich, dass wir die Integrität oder das institutionelle gleichgewicht unseres landes nicht aufs spiel setzen können, um Flüchtlinge aufzunehmen, sonst haben wir am ende eine lose-lose-situ-ation. Das ist jedem klar, nur wir können das nicht an einem Punkt festmachen, zum Bei-spiel indem wir das Asylrecht abschaffen. Da-rüber kann man zwar reden, aber das bedeu-tet, einen Artikel des grundgesetzes abschaffen. Wenn wir sagen, dass es ein grundrecht ist, Menschen in not aufzunehmen, dann können wir das weder juristisch noch rechtlich ein-schränken. In der Machbarkeit gibt es natür-lich grenzen, dem wird niemand widerspre-chen. Aber wenn wir zu unserem grundgesetz und unseren Werten stehen, können wir schon aus rein rechtlicher sicht nicht mal sagen, das finden wir ganz toll und beim nächsten Mal passt uns das gerade nicht. Das grundgesetz ist keiner Beliebigkeit unterworfen und deshalb müssen wir vollumfänglich dazu stehen.

Das vollständige Interview mit Aiman A. Mazyek gibt es auf www.adra.de

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