„Ehrenamt sicher in die Zukunft“ · Modellprojekt „Ehrenamt sicher in die Zukunft –...

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G r o ß a l m e r o d e E s c h w e g e W a n f r i e d Kommunen unterstützen die Zukunftsfähigkeit ihrer Vereine Hessische Landesregierung „Ehrenamt sicher in die Zukunft“ Ehrenamtliche Vereinsvorstände und Führungskräfte im ländlichen Raum gewinnen und halten Ein hessisches Modellprojekt der LandesEhrenamtsagentur Hessen in Kooperation mit der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“

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Großalmerode

Eschwege

Wanfried

Kommunen unterstützen dieZukunftsfähigkeit ihrer Vereine

Hessische Landesregierung

„Ehrenamt sicher in die Zukunft“

Ehrenamtliche Vereinsvorstände und Führungskräfte im ländlichen Raum gewinnen und halten

Ein hessisches Modellprojekt der LandesEhrenamtsagentur Hessen in Kooperation mit der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“

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Impressum

Herausgeber

Hessische Landesregierung

Georg-August-Zinn-Straße 1

65183 Wiesbaden

V.i.S.d.P. Michael Bußer, Staatssekretär

Sprecher der Landesregierung

Redaktion

Claudia Koch

LandesEhrenamtsagentur Hessen

Dr. Christa Perabo

Christel Presber

Stephan Würz

Otto-Fleck-Schneise 4

60528 Frankfurt / Main

Bildnachweis

S. 4 Alexander Kurz | S. 9 Christel Presber | S. 11 + S. 32 Claudia Koch |

S. 21 Edgar Arnold, Fachbereichsleiter der Stadt Grünberg

Gestaltungskonzept und Artwork

Nina Faber de.sign, Wiesbaden

© September 2015

www.gemeinsam-aktiv.de

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oderWahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen sowie Wahlen zumEuropaparlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Auf-kleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung.Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zu Gunsteneinzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Druck-schrift dem Empfänger zugegangen ist.Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

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VorwortStaatsminister Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei und Vorstandsvorsitzender der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“

Das Projekt „Ehrenamt sicher in die Zukunft“

Warum dieses Projekt

Ausgangslage und Modellansatz

Projektverlauf

Phase 1 – Bestandsaufnahme

Phase 2 – Maßnahmenplanung

Phase 3 – Verstetigung

Sechs Projekte in acht Kommunen – Berichte

Eltville am Rhein

Grünberg

Gudensberg

Ronshausen

Usingen

Eschwege, Großalmerode, Wanfried

Öffentliche Schlussveranstaltung

Zusammenfassung

Ausblick und Anregungen, wie Kommunen die bei diesem Projekt gemachten Erfahrungen nutzen können

Ansprechpartner und Adressen

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Inhalt

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Der Staat kann nicht alle wünschenswerten Aufgaben im kommunalen Alltag übernehmen – und sollte es auch gar nicht. Unser Ziel ist es, eine funktionierende Verwaltung zu garantieren, diewiederum ein lebendiges Bürgerwesen fördert.

Bürgerinnen und Bürger sind die Experten vor Ort. Sie prägen durch ihr Handeln das Leben der Kommune. Durch ihren Einsatz in Vereinen, Initiativen, Gruppen und Stiftungen erbringen sie täglichLeistungen für ihre Mitmenschen. Das ist freiwilliges Bürgerengagement – individuell, verantwortlich,freiwillig, unentgeltlich und sozial.

Die Möglichkeiten des Engagements sind vielfältig: Kindern Geschichten vorlesen, mit älteren Menschen Zeit verbringen, Essen an Obdachlose verteilen, Bäume pflanzen, einen Stadtgarten anle-gen, mit Hunden Gassi gehen, Nachhilfe geben, Sportveranstaltungen organisieren, ein Bürgerhausbetreiben, Flüchtlinge hier willkommen heißen und vieles mehr.

Wichtig ist, dass sich Bürgerinnen und Bürger nach demokratischen Regeln selbst organisieren undauf die Geschicke des Gemeinwesens einwirken. Der Erfolg der Bürgergesellschaft zeigt sich überalldort, wo sich freiwillige Zusammenschlüsse bilden, wo Teilhabe- und Mitgestaltungsmöglichkeitengenutzt werden und Menschen Gemeinwohlverantwortung übernehmen.

Die Aufgabe der Politik ist es, dieses Engagement vor Ort zu erhalten, zu unterstützen und auszu-bauen. Wir wollen Bewährtes schützen, aber wir können dabei die Augen nicht vor gesellschaftlichenVeränderungen verschließen. Ich denke dabei in erster Linie an die demografische Entwicklung undden damit einhergehenden Strukturwandel im ländlichen Bereich.

Diese Broschüre zeigt bedarfsgerechte Wege das Bürgerengagement, insbesondere das Vereins -wesen, unter aktuellen Bedingungen zu erhalten und zu fördern. Nur wenn wir es gemeinsam schaffen,die vorhandenen Potentiale zu entfachen, wird es uns gelingen, unsere Kommunen als Horte desgemeinsamen Lebensgefühls zu bewahren.

Wiesbaden, 26. August 2015

Axel WintermeyerStaatsminister und Chef der StaatskanzleiVorstandsvorsitzender der Landesstiftung „Miteinander in Hessen”

Vorwort

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Warum dieses Projekt?

Ehrenamtliche Organisationen sind, besondersim ländlichen Raum, die wesentlichen Säulengesellschaftlichen Lebens und Zusammenhalts.Vorherrschende Organisationsform sind dieVereine. An deren Spitze stehen engagierteMenschen, die mit ihrem hohen und oft jahr-zehntelangen Einsatz dazu beitragen, dass vielen Menschen ein Rahmen für Engagementgeboten wird. Vereinsvorstände, Verantwor-tungsträger/innen und Führungspersonen imEhrenamt sind somit eine Grundvoraussetzungdafür, dass das vielfältige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern in Vereinen und anderen Organisationsformen stattfindet1.

Doch es fehlen zunehmend Menschen, die alsehrenamtliche Führungskräfte und Funktions -träger solche Aufgaben wahrnehmen wollen.Einer wachsenden Zahl von Vereinen gelingt esnicht mehr offene Vorstandsposten zu besetzen.Die Zahl der im Vorstand aktiven Vereinsmitglie-der hat sich verringert und es wird immerschwieriger, für ausgeschiedene Vereinsvor-stände Nachfolger oder Nachfolgerinnen zu finden. Das hat erhebliche Auswirkungen insbesondere für den ländlichen Raum, dessensoziales und kulturelles Leben stark durch dietraditionelle Vereinslandschaft gestaltet undgeprägt ist.

Die Kommunen und ihre Spitzen haben dieserEntwicklung in den vergangenen Jahren wenigAufmerksamkeit geschenkt; die traditionellekommunale Vereinsförderung blieb unverän-dert. Bei den Vereinen war es ähnlich. Weil siedie Vorstandsbesetzung zumeist nur als Problemihres jeweiligen Vereins im Blick hatten undnicht als Problem vieler Vereine, wurde die Not-wendigkeit diese Thematik grundsätzlicheranzugehen kaum gesehen. Sicher ist die Über-lastung der Ehrenamtlichen durch das aktuelleTagesgeschäft ein wichtiger Faktor dafür, dasslängerfristige Entwicklungs- und Veränderungs-prozesse nicht angepackt wurden.

Inzwischen sehen und thematisieren aber vermehrt sowohl Kommunen als auch Vereinediese Problematik: es wird über eine zuneh-mend passive Mitgliederschaft geklagt undüber eine sinkende Bereitschaft zur Übernahmelängerfristiger verantwortungsvoller Tätigkeitenim Verein berichtet. Besonders bei der Beset-zung konkreter Vorstandspositionen (besondersKassierer und erster Vorsitzender) spitzt sich dieLage zu. Es gibt eine ganze Reihe von überallauftretenden Gründen für diese Problematikund in ländlichen Regionen kommen noch spezifische hinzu. Bedeutsam sind sicher diesteigenden (bürokratischen) Anforderungen anVereinsführungen über die viele Vorstände klagen: sie müssen die Steuer- und Vereins-

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Das Projekt„Ehrenamt sicher in die Zukunft”

1 Im Folgenden sind mit dem Begriff „Vereine“ auch Organisationsformen wie Initiativen, Stiftungen oder lose Gemeinschaften gemeintund unter „Vereinsvorsitzenden“ immer auch Leitungspersonen anderer Organisationsformen.

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rechtlichen Regelungen kennen und anwenden,die Durchführung von Veranstaltungen verlangtManagementkompetenzen, sozialversicherungs-rechtliche Bedingungen müssen beachtet werden, Kenntnisse der Personalführung sinderforderlich, für die Vereinsarbeit müssen dieerforderlichen Mittel beschafft werden usw..Auch die zeitliche Inanspruchnahme durchFamilie und Beruf und die im ländlichen Raummeist damit verbundenen längeren Pendler-wege erschweren die Übernahme ehrenamt -licher Vorstandstätigkeiten.

Gemeinden, die um die Bedeutung von Vereinen für den aktuellen und zukünftigenBestand einer lebendigen Gemeinschaft wissenund Vereine, die ihren Fortbestand sichern wollen, sehen sich gezwungen, auf diese Entwicklungen zu reagieren. Aber wie? Umsetz-bare Vorschläge oder Modelle scheint es nicht zu geben bzw. sie sind jenen, die sie brauchen nicht bekannt geworden. Aber es gibtverstärkt eine öffentliche Diskussion über dieseProblematik.

Auch die Hessische Landesregierung hat diesesProblem vor allem der ländlichen Regionenwahrgenommen und sich entschieden, in diesem Bereich aktiv zu werden und dazu beizu-tragen, den Vereinen und dem in ihnen gebün-delten Engagement zu einer sicheren Zukunft zuverhelfen. Mit dem zweijährigen hessischenModellprojekt „Ehrenamt sicher in die Zukunft –Ehrenamtliche Vereinsvorstände und Führungs-kräfte im ländlichen Raum gewinnen und halten“ sollten Möglichkeiten zur Verbesserungdieser Situation entwickelt und erprobt werden.Dies sollte in ausgewählten Modell-Standortengeschehen, deren Erfahrungen auch Grundlagedafür sein sollen, dass andere hessischen Kom-munen und ihre Vereine von den gemachtenErfahrungen profitieren können.

Modellansatz und Ausgangslage

Die Landesregierung hat die LandesEhrenamts-agentur Hessen damit beauftragt, ein Konzeptfür dieses Vorhaben zu entwickeln und dieinhaltliche Begleitung sicherzustellen. Letztereserfolgte insbesondere durch Claudia Koch, dieauch mit dem abschließenden Bericht über dieses Vorhaben beauftragt wurde. Die Finanzierung übernahm die Landesstiftung ‚Miteinander in Hessen’.

Das Konzept orientierte sich an dem kurz zuvorabgeschlossenen Modellprojekt „Engagementbraucht Leadership“ der Robert-Bosch-Stiftung2,das allerdings in Großstädten durchgeführtwurde und deshalb nicht 1:1 auf den ländlichenRaum übertragen werden konnte. Ausgang-punkt der Überlegungen dort wie hier war dieFrage nach der Rolle der Kommunen bei der Unterstützung der Vereine. Ob und wie Kommunen ihre Bürgermeister/innen und Mitarbeiter/innen der Verwaltung die örtlichenVereine wirksam unterstützen können und mitwelchem Interesse sie dies tun. Dazu kamenwichtige Impulse vom Bosch-Projekt. Für denAnsatz im ländlichen Raum war es aber gleich-zeitig wichtig, eine genaue Kenntnis der ört -lichen Vereine zu gewinnen, welches ihre jewei-lige Bedeutung in der Kommune ist, überwelche Strukturen sie verfügen, in welcher Tradi-tion sie stehen, ob zu ihren Mitgliedern „orts -bekannte Schlüsselpersonen“ gehören usw..

Für die Konzeption und den Verlauf des Projektswaren auch zwei hessische Kommunen mit ihrenVor-Erfahrungen wichtig: Die Stadt Viernheim,Kreis Bergstaße, bei der seit über 20 Jahren Bürgerbeteiligung und Vereinsbetreuung The -ma ist – inzwischen ist beides in der Kommune kon stitutionell verankert. Sowie die GemeindeJossgrund, Main-Kinzig-Kreis, die mit ihren Ver-einen 2011 eine moderierte Phase durchlaufenhat unter dem Motto „Vereine – fit für die Zu -kunft“ – mit Blick auf die Vereine und den demo -gra phischen Wandel etablierte sie halbjährliche„Vereinskonferenzen“ zu vereinbarten Themenund erar beitete eine neue Rolle, die die Kom-mune für ihre Vereine zukünftig einnehmen will.

Da dem Projekt die Annahme zugrunde lag,dass eine nachhaltige Stärkung der Vereins- undVorstandsarbeit nicht allein durch eine gezielte,auf die einzelnen Vereine und ihre Vorständebezogene Qualifizierung erreicht werden kann,sollten von Beginn an vereinsübergreifendeortsbezogene Maßnahmen im Mittelpunkt stehen, die die Übernahme eines Engagementsin Vereinsvorständen als die Lösung einesgemeinsamen Problems darstellten. Es solltendafür Fortbildungsangebote erprobt, Veranstal-tungen zum Erfahrungsaustausch zwischen denVereinen angeboten oder konkrete Möglich -keiten der Hilfestellung durch die Kommunenauf den Weg gebracht werden. Weiterhin ginges darum, die lokalen Rahmenbedingungen sozu gestalten, dass sie sich positiv auf ein aktives

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2 http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Engagement_braucht_Leadership.pdf

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Vereinsleben in der Gemeinde auswirken. Allebeteiligten Kommunen sollten in dieser Zeit ihrVerhältnis zu den Vereinen intensivieren und dasThema dauerhaft verankern.

Dabei wurde deutlich, dass der Aufbau lang -fristiger Unterstützungsstrukturen für die Ver-einslandschaft wesentlich wichtiger und effek -tiver war als schnelle Tipps für die Arbeiteinzelner Vereine.

Im Herbst 2012 wurden alle hessischen Kom -munen mit bis zu 20 000 Einwohnern über das Projekt informiert und aufgefordert, sich dafür

zu bewerben. Besonderer Wert wurde dabei auf zur Verfügung stehende Ressourcen gelegt,auf Kooperationen mit vor Ort bestehendenStrukturen und Einrichtungen (wie Vereinsringeoder Bildungsträger ,E-Lotsen oder Freiwilligen-agenturen), auf Interesse seitens des Kommuneund des Bürgermeisters. Aus über dreißigBewerbungen wählte eine Kommission achtKommunen aus, die sich über zwei Jahre an diesem Projekt beteiligen wollten: Eltville amRhein, Grünberg im Kreis Gießen, Gudensbergim Schwalm-Eder-Kreis, Usingen im Hoch -taunus-Kreis und Ronshausen im Kreis Hersfeld-Rotenburg, jeweils mit all ihren Ortsteilen. Im Werra-Meißner-Kreis schlossen sich, stell -vertretend für alle Kommunen des Kreises, die drei Orte Eschwege, Großalmerode und Wanfried zusammen3.

Die ausgewählten Standorte – 8 Kommunen und6 Projekte – gaben ein buntes Bild ab und ver-teilten sich über ganz Hessen. Sie unterschiedensich hinsichtlich ihrer Lage. Die Spanne reichtevon einem rein ländlichen Umfeld bis zur

Ballungsraumnähe. Sie wiesen Verschieden -heiten auf bei ihrer bisherigen Positionierungzum Vereinswesen und – natürlich – bei derZusammensetzung der handelnden Personenund Institutionen.

Von zentraler Bedeutung für die Durchführungdes Projekts war die Bildung von sechs kommu-nalen Teams, die jeweils das Projekt in ihrenKommunen begleiten und den Austausch zwischen den beteiligten Kommunen sichernsollten. Mit 4.000 Euro je Standort und Jahrstand den Kommunen dafür eine eher geringeFördersumme zu Verfügung. Umso mehr zeigte

das rege Interesse an einer Teilnahme, dass sich viele Kommunen in der Verantwortungsehen, zusammen mit ihren Vereinen Maß -nahmen zu entwickeln, die langfristig derenExistenz sichern.

Ausgehend von den bereits in der Bewerbungdargestellten Überlegungen bildeten die aus-gewählten Kommunen ihre Projektteams. UnterFederführung und personeller Beteiligung derKommune war das Programm überall „Chef -sache“. Die Bürgermeister banden motivierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den kommunalen Verwaltungen mit ein. Mal gehörteder Sozialamtsleiter dazu, mal die Zuständigenaus dem Senioren-, Kultur- oder Jugendbereich.Einige der Kommunen konnten sich auf ausge-bildete kommunale Kräfte zur Engagement -förderung stützen. Ihnen zu Seite standen inallen Standorten externe Fachkräfte. Diesekamen aus unterschiedlichen Zusammen -hängen: von kooperierenden Organisationenwie der Diakonie, aus dem Wissenschaftsbetriebmit Zeitverträgen oder Freiwilligenagenturen,

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3 s. nachfolgende Hessenkarte

Projektteam „Ehrenamt

sicher in die Zukunft“

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LandkreisWaldeck-Frankenberg

Landkreis Kassel

Kassel

Werra-Meißner- Kreis

GroßalmerodeWanfried

Eltville am Rhein

Grünberg

Usingen

Gudensberg

Ronshausen

Jossgrund

Viernheim

LandkreisHersfeld-Rotenburg

Schwalm-Eder-Kreis

Landkreis Marburg-Biedenkopf

VogelsbergkreisLandkreis GießenLahn-Dill-Kreis

LandkreisLimburg-Weilburg

Hoch-taunuskreis

Rheingau-Taunus-Kreis

Wiesbaden

Main-Taunus-Kreis Frankfurt

a. M.

LandkreisGroß-Gerau

LandkreisOffenbach

Main-Kinzig-Kreis

Wetteraukreis

Landkreis Fulda

Odenwald-kreisLandkreis

Bergstraße

LandkreisDarmstadt-Dieburg

Darm-stadt

Offen-bach

Eschwege

Standorte

Kooperierende Standorte

Kooperierende StandorteStandorte

Generationenhilfe in Hessen

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die mit der Durchführung beauftragt wurden.Bei einem der Teams waren ehrenamtlicheEngagement-Lotsen4 eingebunden und ineinem anderen ein Pensionär mit willkomme-nem Wissen und Vorbildung beteiligt.

Es gab insgesamt sechs Austauschtreffen derTeams zusammen mit der Projektleitung.

Projektverlauf

Phase 1 – Bestandsaufnahme

Im ersten gemeinsamen Treffen der kommu -nalen Teams mit der Projektleitung im Februar2013 ging es um die Klärung der jeweiligenAusgangssituation in den einzelnen Kommunen.Diskutiert wurden die Inhalte und die Methodeneiner Bestandserhebung des lokalen Vereins -wesens als Grundlage für die Ausgestaltungerforderlicher Maßnahmen zur Stärkung derVereine. Alle Standorte entschlossen sich zurDurchführung einer Fragebogenaktion, in diejeweils alle lokalen Vereine und Gruppierungeneinbezogen werden sollten. Mit einer solchenBefragung sollten nicht nur notwendige Infor-mationen für eine erfolgreiche Unterstützungder Vereine gewonnen werden. Gleichzeitigsollte sie als Chance genutzt werden, die Öffent-lichkeit für diese Fragen zu sensibilisieren, beidem Befragten Interesse für das Thema zuwecken und die Vereine zur Entwicklung eige-ner Vorschläge anzuregen.

Die dazu verwendeten Fragebögen basiertenauf Vorlagen, u.a. des Projekts „Engagementbraucht Leadership 2012-2013“5 und einerBefragung des Freiwilligenzentrums in Kassel6.Die inhaltlichen Schwerpunkte waren: 1. Vereins-daten mit Angaben zur Organisation, 2. Tätigkei-ten und Einschätzungen der Vorstandsmitglieder3. Schwierigkeiten bei der Neubesetzung vonVorstandsämtern und 4. Unterstützungswünsche.Alle Standorte passten die gemeinsame Fragen-bogenvorlage den eigenen Voraussetzungenund Problemlagen an.

Die meisten Kommunen verschickten die Bögenmit einem erklärenden Anschreiben per Post andie Vereine. Daneben gab es noch andere Vor-gehensweisen: bei einer Veranstaltung wurdendirekt nach der Information über das Projekt dieFragebögen verteilt; es gab direkte, persönlicheBefragungen der Vereinsvorstände; die Infor-

mation über und die Bereitstellung der Frage-bögen erfolgte auf der Internetseite der Kommune; die Vereinsringe übernahmen dieVerteilung an die einzelnen Vereine. Überallsorgten Pressekonferenzen für das Bekannt -werden des Vorhabens. In einer Kommune fandein telefonisches Nachfragen statt, wodurch dieAntwortquote verdoppelt werden konnte.

Das Interesse war erfreulich hoch. Durchschnitt-lich beteiligten sich deutlich über die Hälfte derVereine; im kleinsten teilnehmenden Ort fehltenur ein Verein. Diese hohe Beteiligung bedeu-tete für die Teams, dass sie zwischen 24 und 163Fragebögen auswerten mussten.

Die Durchführung der Befragung und ihre Auswertung brachte den Modellkommunen folgende Vorteile und Nutzen:

• Die Fragebogenaktion bewirkte bei den Ver-einen Interesse für die angesprochenen Fra-gen und den Prozess. In der Regel waren dieVorsitzenden die Adressaten, die das Themaaber auch in die Vorstandssitzungen trugen.

• Gezielte Gespräche und Interviews mit kom-munalen Vertretern und den Projektpartnernhaben die Befragungen ergänzt und dieKontakte zu den Vereinen intensiviert.

4 Seit über 12 Jahren gibt es in Hessen das Programm Engagement-Lotsen – E-Lotsen – ein Programm zur Qualifizierung von ehren-amtlichen Unterstützern/innen des bürgerschaftlichen Engagements in den Kommunen. Siehe auch http://www.gemeinsam-aktiv.de/dynasite.cfm?dsmid=21211

5 http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/33875.asp6 http://freiwillig-in-kassel.de/freiwillig-in-kassel/home

Zuerst die Situation klären

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• Begleitende Zeitungsartikel weckten Neu-gier bei den ‚einfachen‘ Vereinsmitgliedernund der Öffentlichkeit. Sie machten deutlich,dass die Kommunen dem Thema einebesondere Aufmerksamkeit schenken.

• Die Befragung war auch Anlass für die Bürgermeister, mit Vereinen bzw. mit denVorständen ins Gespräch zu kommen.

• Die Ergebnisse waren geeignet, der Verwal-tung aktuelle Daten zur Situation der Vereineund ihrer Hauptakteure zu liefern, mancherneue Verein wurde so erst sichtbar, nichtmehr bestehende Vereine konnten ge löschtwerden.

• Der kommunale Email-Verteiler konnte aufden neusten Stand gebracht werden.

Ausgewählte Ergebnisse der FragebogenaktionenEinige Standorte fragten die Vereine nach ihrerSelbsteinschätzung für die Zukunft. Trotz einigerProbleme sehen die meisten Vereine ihre Situa-tion und ihre Aussichten für die Zukunft positiv.Das sollte bei den im Folgenden genannten/-dargestellten Problemen und Maßnahmen nichtvergessen werden! Allerdings machte die Befra-gung deutlich, dass neben anstehendendenVorstandswahlen und den Problemen der Vorstandsbesetzung die Vereine ihre Mitglieder-entwicklung und die Aktivierung der Vereins -mitglieder mit Besorgnis betrachten.

Bei den Fragen, wie sie ihre Tätigkeiten einschät-zen, äußern sich die Vorstände zunächst überihre Motivation: es mache ihnen Spaß, im Teamzu arbeiten, sie identifizieren sich stark mit demVereinsziel und fühlen sich dem Verein verpflich-tet. Das gilt auch hinsichtlich der Bemühungenbei der Gewinnung neuer Vorstände. Damitwürden sie mithelfen, den Fortbestand des Vereins zu sichern. Hinsichtlich der Besetzungvon Vorstandsämtern zeigten sich mehr als dieHälfte aller Vereine besorgt, weil sie bereits einmal Probleme bei der Neubesetzung vonVorstandsposten hatten oder weil sie Schwierig-keiten bei anstehenden Vorstandswahlen erwar-ten. Um welche Dimensionen es dabei gehtwurde beispielsweise in Grünberg sichtbar: beica. 160 Vereinen müssen in den nächsten Jahren etwa 100 Menschen gefunden werden,die neu einen Vorstandsposten übernehmen!Besondere Schwierigkeiten bereitet die Beset-zung von „Ersten Vorsitzenden“ und Kassen -warten. Das Problem wird noch dadurch erhöht,dass viele – genauer mehr als die Hälfte – der derzeitig im Vorstand eines Vereins Tätigen,

dies nicht nur in diesem, sondern in weiterenVereinen sind. In Usingen beispielsweise sind2/3 der Befragten im Vorstand von mindestenszwei Vereinen.

Wo nach dem Geschlecht der Vorstandsmit -glieder gefragt wurde ergab die Auswertungeinen im Schnitt geringeren Anteil von Frauen inden Vorständen (z.B. Usingen mit 33%).

Bei Fragen, wie das anstehende Problem gelöstwerden solle, wird deutlich, dass die Vereineihre neuen Vorstände meistens nur innerhalbder eigenen Mitgliedschaft zu finden hoffen.Nur wenige suchen außerhalb oder holen sichdafür Unterstützung von dritter Seite.

Ablehnungsgründe der Befragten sind vorallem: Zeitmangel, das Fehlen des dafür erfor-derlichen Wissens und das Gefühl mangelnderKompetenz und es herrscht häufig Unklarheit/-Ungewissheit, was geleistet werden muss.

Amtierende Vorstände sehen auch die Notwen-digkeit, besser für ihre Tätigkeiten gewappnetzu sein. Sie wünschen sich deshalb Seminareund Vorträge zu Steuerrecht, Vereinsrecht, Ver-anstaltungsmanagement, Sozialversicherungs-recht, Personalwesen, Kinderschutz und Hygiene-vorschriften usw.. Die Möglichkeit einer gezieltenVorbereitung durch Fortbildungsmaßnahmenwird von den Personen, die die Übernahme von Vereinsämtern aus Gründen mangelnderKompetenz ablehnen, selten gesehen.

Bei den Fragen zu den Unterstützungswünschenwird deutlich, dass viele Vereine Mitglied inüberregionalen Organisationen sind. An dieseVerbände richten sich die Vereine aus dem länd -lichen Raum mit drängenden Wünschen: Abbauvon Bürokratie, Abbau von Geldstrafen der Verbände bei Nichterfüllung von Vorgaben undleichterem Zugang zu Lizenzen. Sie fordern dieWahrnehmung der Besonderheiten ländlicherVereine, z.B. dass kein Internetzugang besteht(dann können die geforderten schnellenErgebnis meldungen kaum geliefert werden),dass die Möglichkeiten der geforderten Nach-wuchsförderung bei einer nicht alltäglichenSportart im ländlichen Raum beschränkt sindund dass Strafzahlungen bei diesen Vereineneher kontraproduktiv sind.

Von der kommunalen Politik fordern die Vereinehauptsächlich finanzielle Unterstützungen undgezielte Serviceleistungen.

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Phase 2 – Maßnahmenplanung

Wie soll eine Gemeinde vorgehen, wenn sie ihreVereine einbinden und unterstützen möchte,sich für die Zukunft fit zu machen? Im Projektwurden drei Schritte ins Auge gefasst: 1. es solltenzunächst Grundlagen für diesen Prozess in derKommune gelegt werden, 2. dann geeignete Maßnahmen im Umfeld der Vereine gestartetund schließlich 3. die Verstetigung dieser Unter-stützungsstruktur sichergestellt werden. WichtigeGrundlage dafür waren die durchgeführten Um -fragen und die in den begleitenden Orten Viern -heim und Jossgrund gemachten Erfahrungen.

Erster Schritt: Grundlagen für den Prozess in der Kommune legenZu den Ergebnissen der Fragebogenaktionengab es in allen Standorten öffentliche Veran -staltungen. Sie dienten nicht nur der Informa-tion, sondern waren Ausgangspunkt für denErfahrungsaustausch der Vereinsvertreter unter-einander. Sie bildeten den idealen Auftakt fürUnterstützungsleistungen der Vereine und ihrerVorstände im Rahmen des Projektes. In allensechs Kommunen benannten die Projektteamsanschließend jeweils Schwerpunkte zur Unter-stützung, die genauer konzipiert und umgesetztwerden sollten.

Die traditionellen Kontakte zwischen den Vereine und ihren Kommunen beziehen sich inder Regel auf Fragen nach erforderlichen Räum-lichkeiten (Vereinstreffpunkte, Hallen, Sport-plätze usw.) oder auf die finanzielle Unterstüt-zung. Diese Verhandlungen über letztlichknappe Ressourcen gestalten sich nicht seltenschwierig, weil es anscheinend nur einseitig um die Wünsche und Bedarfe der Vereine geht. Im Laufe des Projektes entwickelte sich an allen Standorten eine für beide Seiten positive Kommunikationsbasis zwischen Kom-mune und Vereinen.

Von den Modellkommunen war in der Aus-schreibung verlangt worden, dass sie den Prozess umfassend unterstützen. Es stellte sichheraus, dass hierin der gewichtigste Erfolgs -faktor bestand. Im politischen Raum stellte eine Zustimmung durch die Mehrheit der Fraktionen kein Problem dar. Die Unterstützungdes Modellprojekts durch die Fraktionenbeschränkte sich allerdings meist auf Kenntnis-nahme und Befürwortung der Kampagne. Fürdie Durchführung viel wesentlicher war dieinterne Abstimmung der Ziele und geplantenVorgehensweise in den Kommunalverwaltun-gen. Dies war zum einen wichtig, weil es in der

Verwaltung keine einheitliche Zuständigkeit füralle Vereine gibt, sie vielmehr unterschied lichenVerwaltungsbereichen (Kultur, Soziales, Jugend,Sport, Sicherheit usw.) zugeordnet sind. Zumanderen konnte so ein gemeinsames Ver -ständnis in der Verwaltung entwickelt werdenüber die hohe Wertigkeit von Vereinen für denZusammenhalt der Gemeinde und ein Wissenüber die maßgeblichen Akteure.

Im jedem der Projekte wurde zu Beginn geklärt,wer in der Verwaltung welche koordinierendenund Prozess leitenden Aufgaben übernehmensollte – die Modellkommunen haben dabeiunterschiedliche Vorgehensweisen gewählt –und welche Partner außerhalb der Kommunal-verwaltung zur Mitarbeit herangezogen werdensollten. In allen Standorten gab es diese Partner:sie kamen aus der Diakonie, aus Organisationenim Senioren- oder Jugendbereich oder aus Frei-willigenagenturen. So gibt es in jedem Ort inder Regel Schlüsselpersonen oder interessierteVereins gemeinschaften, die gute Kontakte zuden Vereinen haben, diese ansprechen und zum Mitmachen motivieren können. Beispielsweisebegleitete an einem Standort ein Pensionär mitentsprechendem beruflichem Hintergrund alsFreiwilliger maßgeblich den gesamten Prozess.An einem anderen Ort hat sich die Mitarbeit vonausgebildeten Engagement-Lotsen bewährt. Ineinem weiteren Fall konnten Gewerbetreibendeeingebunden werden. Interessant ist, dass dieProjektteams auch durch das sogenannte „neueEhrenamt“ unterstützt wurden; Menschen, diekurzfristig, zeitlich flexibel, ohne dauerhafte Verpflichtung, aber durchaus verlässlich und mitpersönlichen Ambitionen tätig wurden.

Die Bürgermeister nahmen in allen Orten einezentrale Rolle ein. Sie waren bei den Veranstal-tungen mit den Vereinen besonders gefragt,denn durch ihre Teilnahme im Prozess verdeut-lichten sie, dass das Thema für die Kommunebedeutsam ist, ihnen die Weiterentwicklung derVereine ein echtes Anliegen darstellt und sieVerantwortung dafür mit übernehmen wollen.

Die Unterstützung des aktiven Projektteamsdurch eine kommunale Steuerungsgruppe hatsich bewährt. Hierdurch konnten weitereAkteure mit einem vertretbaren Aufwand einge-bunden werden. Deren Kontakte und Potenzialeflossen so in den Prozess mit ein.

Neben den strukturellen Grundlagen war dieBereitstellung personeller, räumlicher und finan-zieller Mittel erforderlich, damit Maßnahmen fürdie Realisierung einer sicheren Vereinszukunftumgesetzt werden konnten. Es war vor allem die

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Aufgabe der Kommunen, dafür kommunale Mitarbeiter und Räume zur Verfügung zu stellen,für die Veranstaltungen und die Öffentlichkeits-arbeit Sorge zu tragen und notwendige Fortbil-dungen durchzuführen bzw. durchführen zu lassen. Mit der eher geringen Fördersumme desLandes – je Kommune jährlich 4.000 € – sollteerreicht werden, dass nur solche Kommunen andiesem Projekt partizipieren, die bereit waren indas Projekt eigene Ressourcen einzubringen.

Alle Standorte berichteten, dass zusätzlich zurLandesförderung und der Unterstützung durchdie hessenweite Begleitung des Gesamt -projekts viel Zeit und Ressourcen in das Projektgeflossen sind. Besonders die Fragebogen -aktion erforderte zusätzliche Ressourcen. WeitereAusgaben verursachten die Veranstaltungen,Plakate, Einladungsbriefe und externe Referent -Innen, aber auch Verköstigung bei Arbeits -gruppensitzungen usw..

Zweiter Schritt: Maßnahmen im Umfeld der Vereine

Lokale Veranstaltungen zur Vereinsentwicklung durchführenZu den zentralen und effizienten Maßnahmen inden Modellkommunen gehörten Veranstal -tungen für die Vereine. Teilweise wurden sie bereits vor der Fragebogenaktion durch -geführt, ansonsten nach den Auswertungen.Das Interesse war in allen Projektkommunensehr groß; zeigte sich doch deutlich, dass sichdie Kommunen für die Belange und Problemeihrer Vereine interessierte und sich dafür enga-gieren wollte. Diese Veranstaltungen stellteneine wichtige Grundlage für eine gegenseitigeverständnisvolle Kommunikation zwischen denKommunen und den Vereinen dar, für das Wahrnehmen von Erfolgen und Sorgen und für die öffentliche Anerkennung der getä-tigten Leistungen.

Je nach der damit verbundenen Absicht unter-schieden sich diese Veranstaltungen in ihrerForm. Wenn es um eine erste Kontaktaufnahmemit Information über die Fragebogenaktionging, gab es große öffentliche Informations -veranstaltungen. Ging es aber um Planungenoder einen vertiefenden Austausch mit den Ver-einsvorständen fanden sie beispielsweise inForm von Kaminabenden mit den Bürgermeis-ter/in oder als Workshops statt. Sollten auch die Vereinsmitglieder miteinander ins Gesprächkommen wurden beispielsweise Vereinskon -ferenzen durchgeführt. In einem solchen größe-ren und offiziellen Veranstaltungsrahmen isteine Beteiligung niedrigschwellig auch für

diejenigen Vereinsvorstände möglich, die inihren Vereinen Probleme haben. Und dasErstaunen der Einzelnen ist oft groß, wenn siesehen, dass es anderen ähnlich geht. Oft gab esfür die Treffen neben den genannten Gründenim Rahmen des Projektes noch weitere Anlässe,wie z.B. gesetzliche Neuerungen für Vereine,Planung von Festen und Veranstaltungen oderaktuellen Fragen zur Vereinsförderung.

Alle Modellkommunen haben aus diesen Erfah-rungen für sich die Folgerung gezogen, dass essich lohnt, die Vereine nach ihren Einschätzun-gen zu fragen und gemeinsam Maßnahmen zuentwickeln.

Kooperationen der Vereine untereinander anstoßenMehrfach sind im Laufe des Projektes über dieSparten hinweg Allianzen zwischen unterschied-lichen Vereinen entstanden, deren Erfolg für allesichtbar wurde. Einige Beispiele:

In Gudensberg haben verschiedene Vereinebeschlossen, einen gemeinsamen Flyer herzu-stellen und damit zu werben. Darauf sind inKurzform die Ziele und Angebote der teilneh-menden Vereine dargestellt und gemeinsamwird eine -kostenlose- Probemitgliedschaftangeboten. (s.u. Flyer von Gudensberg).

Jossgrund hat in der Anfangsphase des Projektsgemeinsam mit den örtlichen Vereinen eineListe der anstehenden Themen und zu lösendenAufgaben aufgestellt. Diese Liste wird seitdemin zwei jährlichen Vereinskonferenzen „abge -arbeitet“. Es ist dabei völlig in Ordnung, dass somanches Thema für längere Zeit ruht, bevor esauf die Tagesordnung kommt.

Vor allem die zentralen Themen aus den Frage-bögen, wie die Besetzung der Vorstandsämter,die Mitgliederaktivierung und die zu beachten-den gesetzlichen Regelungen und Vorschriftenwaren Gegenstand vereinsübergreifender Dis-kussionen. Zu den zentralen Erfahrungengehörte, dass beim Austausch der Vorständeund Aktiven ein immenses Wissen sichtbarwurde, das für die Bearbeitung der anstehen-den Fragen genutzt werden konnte. Diese Erfah-rungen haben auch die Modellkommunen dazuveranlasst, die zur Unterstützung der Vereinepas senden Experten zunächst in der eigenenKommune zu suchen. Dabei galt es, derenBereitschaft zur Zusammenarbeit zu klären unddie Kontakte mit den jeweiligen Vereinen vorOrt herzustellen. Es war relativ einfach, Personenmit juristischen oder steuerfachlichen oder mitHygienekenntnissen zu finden, die sich bereit

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erklärten, die ortsansässigen Vereine zu beraten(evtl. in Form einer limitierten „Zeitspende“ odergegen geringes Entgelt).

Vereinsvertreter qualifizierenDie vereinsübergreifenden Qualifizierungenwurden in Form von Workshops oder Seminarenin allen Modellkommunen angeboten. Die Themen dazu ergaben sich entweder aus der Fragebogenaktion oder wurden von denVereinen vorgeschlagen. Das Spektrum der Bildungsmaßnahmen reichte von einer besse-ren Befähigung für die Leitung eines Vereins(z.B. Gesprächsführung, Moderation) über dieVerwaltung des Vereins (z.B. GEMA, Vereins-recht) bis zur Gestaltung der Vereinsentwicklung(z.B. Vereinsfusionen, Vorstandsnachfolge, Mit-gliederpflege). Wichtig bei allen Qualifizie-rungsmaßnahmen war, dass es genügend Raumfür den Austausch der Vereinsvertreter unter -einander gab.

Bei mehr als der Hälfte der Standorte wurde dieQualifizierung von „Vereinscoaches“ gewünscht,die als kreisweite oder kommunale Ansprech-partner die einzelnen Vereine unterstützen können. Zu dieser Form einer nachhaltigenUnterstützung hat sich bisher jedoch keine der Modellkommunen entschließen können.

Dritter Schritt: Öffentlichkeitsarbeit

Vereinsübergreifend vorgehenFür die Öffentlichkeitsarbeit ist zunächst jederVerein selbst zuständig und eine gute Öffent-lichkeitsarbeit kann das Image der Vereins(vor-stands )arbeit verbessern. Jeder Verein muss diefür ihn beste Form erarbeiten und fühlt sichdabei meist auf zufällig vorhandenes Wissenund Fähigkeiten seiner Mitglieder angewiesen.Schon bei vereinsübergreifenden Projektenerweitert sich dieses Spektrum. Ein anschau -liches Beispiel aus einer anderen Region ist einBewegungsangebot für Hochaltrige, für das derausrichtende Seniorentreff mit einem Sport -verein und der örtlichen Generationenhilfe mitihrem ehrenamtlichen Fahrdienst kooperieren.Solche Formen der Vereinskooperationen zumAnsprechen bislang nicht vereinsgebundernerGruppen durch gemeinsame Öffentlichkeit -sarbeit, können auch im Hinblick auf Jugend -liche erfolgreich sein.

Homepage und neue Medien in den Kommunen nutzenDie Homepage einer Kommune kann für alleVereine eine wichtige Informations- und Aus-tauschplattform sein. Dieser Aspekt wurde in

allen Standorten bearbeitet. Gemeinsam mitden Vereinen wurden die Wünsche ermitteltund entsprechende Vorgehensweisen verein-bart. Überwiegend wurde darauf gesetzt, dassdie Vereine selber die Aktualisierungen vor -nehmen, eine Aufgabe, die bisher nicht selbst-verständlich wahrgenommen wird. Die Kom-mune Gudensberg entwickelte in diesemZusammenhang eine „Freizeit-App“, in der dieVereinsangebote von den Vereinen selber ein-gepflegt werden sollen. Die Besonderheit: derZugang zu den Angeboten führt über die Themen und nicht über die Namen der Vereine.

Dafür ist auch ein gemeinsamer Veranstaltungs-kalender der Vereine eine Option, der gleich -zeitig – wenn er gut gepflegt wird – neue Mit glieder gewinnen hilft.

Da viele Angebote der Vereine nicht umfassendbekannt sind, kann eine auf dem neuestenStand gehaltene Vereinsbroschüre Alteingeses-sene und Neubürger der Kommune gut infor-mieren. Durch ein Verteilen der Druckschriftenverwandelt sich die „Hol-Schuld“ am PC in eineFrei-Haus-Lieferung der Informationen.

Anerkennungskultur aufbauen und pflegenAllein schon die Bewerbung der Kommune füreine Teilnahme an dem Modellprojekt stellteeine Wertschätzung der Vereinslandschaft dar. Die schon bereits erwähnten Veranstal -tungen, das Interesse an der Situation der Vereine per Befragungen und die ausgesuchtenMaßnahmen wurden fast ausschließlich alsAnerkennung der Vereine und ihrer Leistungenempfunden.

Aber nicht nur die Wertschätzung von Seitender Kommunen, sondern auch vereinsintern dasBewusstsein für eine interne Kultur der Anerken-nung war Thema im Modellprojekt.

Die Diskussionen über die Öffentlichkeitsarbeitder Vereine haben schließlich deutlich gemacht,dass zur Wahrnehmung und Wertschätzung der Vereine auch die Transparenz ihrer Aktivi -täten gehört.

Und wenn es um die Auflösung von Vereinengeht – meist sind es die veränderten Bedarfenund Interessen der Menschen vor Ort – sindnicht nur die Gründe dafür sichtbar zu machen,sondern die bis dahin geleistete Arbeit verdientöffentliche Anerkennung und Würdigung.

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Phase 3 – Verstetigung

Die Modellkommunen berichten übereinstim-mend, dass sich das Verhältnis der Vereine zurKommune im Projektverlauf verbessert hat. Dievon ihnen durchgeführten Kampagnen werdenvon den Vereinen sehr wertgeschätzt. Die Kommunen sehen sich dabei als Moderatoreneines langfristigen Prozesses zur Vereinsent-wicklung. Dazu gehört vor allem die intensiveZusammenarbeit der Vereine untereinander zu initiieren, für die die Modellkommunen mitder Befragung, den Veranstaltungen, Work-shops und Weiterbildungsmaßnahmen dieGrundlage geschaffen haben. Gleichzeitig wollen sie durch gute Rahmenbedingungen dieProbleme und die Zukunftsfähigkeit der Vereinelangfristig anpacken.

Alle acht teilnehmenden Kommunen haben aufDauer angelegte Angebote geschaffen odervorhandene verbessert. Hier die häufigstenMaßnahmen dazu:

• Langfristig ausgelegt: regelmäßige Vereinstreffen gestartet (alle)

• Vereinshomepage eingerichtet, verbessert (alle)

• Speziellen Ansprechpartner für Vereine in der Kommune etabliert / Aufgaben präzisiert

• Unterstützung einzelner Vereine organisiert

• Qualifizierungsangebote eingerichtet, verbessert

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Die nachfolgenden Berichte der acht Modell-kommunen zeigen, wie die teilnehmendenKommunen die mit dem Modellprojekt verbun-denen Zielsetzungen – die Gewinnung von Ver-einsvorständen und Führungskräften und diedauerhaftere Unterstützung der Vereine undihrer Vorstände – jeweils verfolgt und umgesetzthaben.

Diese kommunalen Berichte sind eine wichtigeErgänzung der vorangegangenen Projektdoku-mentation, besonders hinsichtlich der Übertrag-barkeit der Ergebnisse: die Ausganglage in deneinzelnen Standorten war jeweils eine andereund machte deshalb auch unterschiedliche Vor-

gehensweisen und Maßnahmenpläne erforder-lich. Dabei ging es sowohl um die vereinsüber-greifende, ortsbezogene Entwicklung undErprobung geeigneter Maßnahmen, als auchum die Schaffung positiver Rahmenbedingun-gen auf lokaler Ebene, die Vorstandsneubeset-zungen erleichtern. Langfristiges Ziel war dieSicherung und Weiterentwicklung des lokalenVereinswesens. Die Darstellungen benennenkurz die Ausgangssituationen, die Akteure unddie Aktivitäten im Projektverlauf. Dazu werdendie Ergebnisse aus der Projektphase ange-schnitten und ein Ausblick gegeben, wie sichdie Kommunen die Weiterarbeit an dem Themalangfristig vorstellen.

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Eltville am Rhein | Grünberg | Gudensberg | Ronshausen | Usingen |Eschwege, Großalmerode, Wanfried

Sechs Projektein acht Kommunen –

Berichte

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Eltville am Rhein (Rheingau-Taunus-Kreis) ..........................................

AusgangssituationDie im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis gelegene Stadt Eltville am Rhein zählt rund 17 000 Einwohner und verfügt in ihren fünf Stadtteilen über insgesamt 129 gemeldete Vereine, davon 65 inder Eltviller Kernstadt. Die Stadt möchte für die Zukunft vor allem für junge Familien attraktiv seinund sieht in diesem Zusammenhang auch die Vereinsentwicklung als ein Thema. Je mehr Möglich-keiten zum Engagement die (Neu-)Bürger vorfinden, desto mehr identifizieren sie sich mit ihremWohnort und desto mehr engagieren sie sich für „ihre“ Stadt. Dies ist insbesondere in der Metropol-region Frankfurt Rhein Main wichtig, wo die Gefahr besteht, zur Schlafstätte für die großen Städtemit ihren zahlreichen Arbeitsplätzen zu verkommen.

Jeder Stadtteil verfügt über einen Vereinsring, der die Interessen der Vereine aus dem jeweiligenStadtteil gebündelt vertritt.

Die Verwaltung pflegt den Austausch und die Kommunikation mit den Vereinen, sei es durch die Sitzungen der Vereinsringe oder eigene Veranstaltungen wie die Sport- und Gesundheitsmesse "EltVital" bzw. der gemeinsam mit dem Land Hessen durchgeführte "Hessische Familientag 2011",bei dem sich ca. 100 Eltviller Vereine präsentiert haben. Durch die Vorbereitungstreffen hat die Stadteinen relativ guten Kontakt zu den Vereinsvorständen und weiß, dass viele Vereine ähnliche Probleme haben: Überalterung der Vorstände, aber auch immer wenige Jugendliche, die sich vereinsmäßig binden wollen oder können. Viele Vereine haben die Kommune direkt um Unter -stützung gebeten. Ziel war es, die Vereine fit für die Zukunft zu machen, nachhaltige Netzwerkarbeitzu leisten und so zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.

ProjektteamDas Projektteam bestand in Eltville aus der Leiterin des Sachgebietes Stadtentwicklung, Kultur undEhrenamt und der zuständigen Sachbearbeiterin für Kindertagesstätten, Sport und Vereine.

Der Bürgermeister und der Sozialdezernent begleiteten die Aktivitäten, nahmen an Veranstaltungenteil und zeigten so den hohen Stellenwert des Themas für die Stadt.

Das EhrenamtsBüro der Stadt Eltville begleitete verschiedene Teile der Umsetzung. Es wird vonEngagement-Lotsen geführt und ist im Mehrgenerationenhaus angesiedelt.

Aktivitäten und ProjektverlaufZunächst haben die Projektverantwortlichen im April 2013 die Stadt, die Politik und die Vereins -ringvorsitzenden an einen Tisch geholt, um über das Projekt „Ehrenamt sicher in die Zukunft“ zuberichten. Ziel war unter anderem, die Informationen über die Ortsvorsteher und Vereinsringvorsit-zenden in die Stadtteile zu bringen.

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Im April und Mai verlief die Fragebogenaktion mit einem Rücklauf von über 50%. Der Bogen enthieltFragen zum aktuellen Status Quo der Vereine, aber auch eine konkrete Abfrage, was die Vereine fürihre zukünftige Vereinsarbeit benötigen.

Von September bis November wurden in Kooperation mit dem Ehrenamtsbüro der Stadt Eltville amRhein elf Workshops mit ca. 140 Teilnehmern aus der Vereinslandschaft durchgeführt.

Im Februar 2014 folgte eine weitere Informationsveranstaltung für Vorstände und für Vereinsmit -glieder mit Input zu zwei Themen und dem Beginn einer zweiten Fragebogenaktion. Der Fokus lagdieses Mal auf Wünschen für vertiefende Vereins-Fortbildungen für Vereinsmitglieder, und auchdem Angebot zur Teilnahme an städtischen Veranstaltungen. Des Weiteren wurde nach Vereins-Kooperationen und –Fusionen gefragt. Auch hier war der Rücklauf nahezu 50%. Von den gut fünfzigteilnehmenden Vereinen schrieben dreizehn (das ist etwa jeder fünfte!), dass Fusion ein Thema fürsie ist.

Dem Wunsch der Vereine folgend, wurden von Mai bis Juli 2014 vertiefende Workshops zu folgendenThemen angeboten: Mitgliederwerbung, Social Media, Vereinsmanagement, Eventorganisation,Gestaltung einer Homepage und andere.

Von Mai bis September 2014 konnten sich die Vereine an drei städtischen Veranstaltungen darstellen.Es folgte eine Überarbeitung der Vereinsförderrichtlinien und Vorstellung vor den Vereinsvor -ständen im Juli 2014.

Ergebnisse und AusblickDie Rückmeldung bei der Vereinsumfrage hat gezeigt, dass die Vereine durchaus Interesse an Infor-mationen zu verschiedenen Aspekten der Vereinsarbeit sowie an Kooperations- und Vernetzungs-angeboten der Stadt haben.

Die Kommunikation zwischen kommunalen Ansprechpartnern und Vereinen hat sich verbessert. Der Wille zur Vernetzung und Zusammenarbeit der Vereine untereinander ist vorhanden.

Eltville möchte weiterhin für gute Rahmenbedingungen für die Vereinsarbeit und das Ehrenamt sorgen. Feste Veranstaltungsformate, regelmäßige Treffen und Angebote zu vereinsrelevanten Themen und eine Service- und Anlaufstelle bei der Stadt sorgen für Verstetigung des Angebots.

Mit der VHS und dem EhrenamtsBüro der Stadt Eltville werden regelmäßige Fortbildungen angeboten.

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„Die Modellkommune Eltville

am Rhein setzt sich mit dem

Projekt „Ehrenamt sicher in die

Zukunft“ das Ziel, „Stadt der

Vereine“ zu sein.“

Barbara Lilje, Projektleiterin

„Das Angebot aus finanzieller Hilfe des Landes

Hessen und der gemeinsamen Arbeit mit den anderen

Projektpartnern hat sich für Eltville gelohnt.

Die durchgeführten Maßnahmen schärften vielfach

das Bewusstsein für die Rolle des Ehrenamts auf der

gesellschaftlichen Ebene.“

Bürgermeister Patrick Kunkel

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Grünberg (Kreis Gießen) ........................................................................

AusgangssituationDie rund 13.700 Einwohner zählende, mittelhessische Stadt Grünberg umfasst neben der Kernstadt13 weitere Stadtteile.

Im Stadtgebiet von Grünberg existieren 157 aktive Vereine, die ein breitgefächertes Sport- und Freizeitangebot bereitstellen. Die vorbildliche Kinder- und Jugendarbeit sowie das starke ehrenamt-liche Engagement der Vereine leisten einen wertvollen Beitrag für Sport und Kultur in Grünberg. Bislang beschränkte sich die kommunale Unterstützung überwiegend auf finanzielle Zuschüsse, vereinzelte Sachleistungen des kommunalen Bau- und Servicehofes und die üblichen Ehrungen fürlangjähriges, ehrenamtliches Wirken.

Ziel der Teilnahme am Modellprojekt war eine neue Form der Unterstützung der Stadt Grünberg fürdie örtlichen Vereine zu finden, die zunehmend Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung von freiwerdenden Vorstandsposten haben und oftmals überalterte Vereinsstrukturen aufweisen. Dabeistanden die Vernetzung von Vereinen, das gegenseitige voneinander Lernen, sowie das Setzenneuer Impulse im Vordergrund.

ProjektteamDie Projektanbindung und Verknüpfung zu Politik und Verwaltung wurde unter anderem dadurchsichergestellt, dass Bürgermeister, Kinder- und Jugendbüro, Seniorenbüro, sowie der Fachbereichs-leiter Verwaltungssteuerung das Modellprojekt über den gesamten Zeitraum persönlich beglei -teten. In regelmäßigen Abständen wurde über den Stand des Modellprojektes sowohl im Magistratals auch in Verwaltungsbesprechungen berichtet.

Aktivitäten und ProjektverlaufIm April 2014 kamen 140 Teilnehmer zur 1. Grünberger Vereinskonferenz zusammen, bei der dieVereine zunächst über das Modellprojekt informiert und anschließend im Rahmen eines Erfahrungs-austausches um Schilderung der aktuellen Vorstandssituation sowie ihrer Wünsche und Bedürfnissezur Unterstützung der Vereine seitens der Kommune gesammelt wurden.

In einer anschließenden schriftlichen Befragung der Vereine machten fast 60% der Vereine in einemzweiteiligen Fragebogen sowohl allgemeine Angaben zu ihrem Vereinsvorstand als auch persön -liche Einschätzungen zur Vereinssituation.

Das Befragungsergebnis wurde allen Grünberger Vereinen im Rahmen einer 2. Grünberger Vereinskonferenz im Oktober 2013 vorgestellt und weitere Wünsche seitens der Vereine an dieGemeinde gesammelt. Hierzu organisierte die Stadtverwaltung entsprechende Fachvorträge, z.B.zu „SEPA-Zahlungsverfahren“, Vereins-/Satzungsrecht oder Neue Medien/Facebook.

Im Rahmen einer 3. Vereinskonferenz im Mai 2014 berichtete eine Referentin von anderen Erfahrun-gen mit Vereinsprofilen, Nachwuchsförderung und möglichen neuen Wegen für Vereinsvorstände.

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An zwei Terminen im Juni 2014 wurde mit einigen Vereinen eine „SOFT-Analyse“ in moderiertenKleingruppen durchgeführt. Sie beleuchtete insbesondere die Fragestellungen: Wie arbeiten wir imVorstand? Stimmen die Kommunikationswege, sind die Aufgaben klar definiert und verteilt?

Im Rahmen der 4. Grünberger Vereinskonferenz im November 2014 wurde eine neue „Vereins-Homepage“ vorgestellt und von den Vereinen aufgrund ihrer multifunktionalen Verwendbarkeit aus-drücklich gelobt.

Ergebnisse und Ausblick„Entgegen unserer Annahme wurde die Gewinnung von neuen Vorstandsmitgliedern nicht als größtes Problem der Vereine definiert. Vielmehr wurde die steigende Bürokratie (z.B. Steuerrecht,Antragstellung) und die zunehmende Passivität der Vereinsmitglieder als weitaus kritischer ange -sehen. Daraus resultiert die Erkenntnis, dass aufgrund veränderter Lebensbedingungen der Menschen, wie zum Beispiel längere Arbeitswege, flexiblere Arbeitszeiten, Ganztagschulen und steigende Anforderungen im Alltag, Vereine reagieren müssen. Diese müssen ihre Angebote anpas-sen oder / und verändern, um attraktiv und damit „am Leben zu bleiben“. (Edgar Arnold, Fach -bereichsleiter Verwaltungssteuerung)

Im Projektverlauf bewährt hat sich vor allem die regelmäßige Durchführung von Vereinskonferenzen,weil dadurch Vereine untereinander im Kontakt bleiben, wichtige Informationen und neue Impulseerhalten.

Im Bereich der Homepage gibt es noch Potenzial, wie zum Beispiel eine Vereins-Börse aufzubauen,um Material und Knowhow gemeinsam zu nutzen.

Eine verbesserte Zusammenarbeit von Vereinen und Schulen, um potenziellen Nachwuchs bereitsfrühzeitig für Vereinsarbeit zu interessieren und die Nachmittagsangebote an den Schulen zu berei-chern, ist unbedingt erforderlich. Zu diesem Themenbereich wird in Kürze eine Vereinskonferenzunter Beteiligung des Landkreises Gießen als Schulträger stattfinden.

Ausgelöst durch das Modellprojekt sieht sich die Stadt Grünberg auch als Initiator und Motor für die Vereinsentwicklung. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Modellprojekt werden in dennunmehr beginnenden allgemeinen Leitbildprozess der Stadt Grünberg einfließen.

Bewährt haben sich die inhaltlich passenden und kostengünstigen Qualifizierungen für die Vereins-vorstände. Sie bilden einen Teil der Anerkennungskultur, dienen dem Wissenszuwachs und demAustausch untereinander.

Die Vereine haben gemerkt, dass sie und ihre Arbeit von der Kommune wichtig genommen werden.Die Kommune merkt, dass sie Mittel hat, die Vereinsarbeit positiv zu beeinflussen.

Vereinen Impulse zu geben, das war unser Ziel und wir haben wirklich viel erreicht.

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„Die Vereine haben gemerkt, dass

sie und ihre Arbeit von der

Kommune wichtig genommen werden“

Edgar Arnold, Stadt Grünberg

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Gudensberg (Schwalm-Eder-Kreis) .......................................................

AusgangssituationDie im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis gelegene Kommune Gudensberg zählt sechs Stadtteileplus Kernstadt mit rund 10.100 Einwohnern (inkl. Zweitwohnsitz). Es sind über 90 unterschiedlicheVereine angemeldet. Sie tragen maßgeblich zur Attraktivität von Stadt und Ortsteilen bei und sollenauch in Zukunft erhalten werden. Prognosen zur demografischen Entwicklung zeigen eine leichtrückläufige Einwohnerzahl für die kommenden Jahre (knapp -3% bis 2030).

Die langfristige Sicherung der Vereinsarbeit ist in Gudensberg seit vielen Jahren ein zentraler Eckpfeiler der kommunalen Politik. Vereine sollen nachhaltig unterstützt werden. Das jährliche Vereinstreffen zur Förderung eines regelmäßigen Austausches zwischen kommunaler Verwaltungund Vereinen gehört dabei ebenso dazu, wie eine finanzielle Vereinsförderung, welche die Jugend-arbeit der Vereine im Fokus hat.

Ziel einer Teilnahme am Projekt war die Untersuchung der Situation der lokalen Vereinsvorstände,die Herausarbeitung der Stärken und Schwächen sowie die Entwicklung passender Unterstützungs-maßnahmen.

ProjektteamIm März 2013 gründete sich eine Lenkungsgruppe zum Projekt, bestehend aus einer Vertreterin der Stadtverwaltung, einem Vertreter der Ehrenamtsbörse „Mach-Mit in Gudensberg“ und einerHonorarkraft, die für die Bearbeitung des Projektes eingestellt wurde.

Aktivitäten und ProjektverlaufGudensberg startete mit einer Fragebogenaktion an die Vereine. Ziel der Umfrage war es zum einendie Stärken, Schwächen und Ziele der Vereine zu ermitteln, als auch einen Überblick darüber zuerhalten, wie Nachwuchsarbeit bzw. Mitgliederwerbung in den Vereinen organisiert ist. In einemzweiten Teil ging es um die Situation des Vereinsvorstandes. Mit siebzehn Vereinen wurden dazuExperteninterviews durchgeführt. Dabei sollten die Strategienerfolgreicher und weniger erfolg reicher Vereine erkanntwerden, um sie in verallgemeinerter Form als Grundlagefür die weitere Projektarbeit verwenden zu können.

Zur Entwicklung von Maßnahmen aus den Befragungser-gebnissen wurde im Oktober 2013 eine Projektgruppe mitzehn Vereins -ver tretern gegründet, die einen Maßnahmen-katalog erarbeitete. Dieser wurde auf dem in Gudensbergbestehenden jährlichen Vereins treffen im November 2013vereinbart:

• eine Qualifizierungsreihe mit Fachvorträgen starteteim März 2014 und bezog auch umliegende Kommunenmit ein

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„Das Projekt hat auch durch die

intensive Pressearbeit dazu beigetragen,

dass das Image der Vereinsarbeit gestei-

gert wurde und die Vereinsvorstände

Wertschätzung erfahren haben.”

Jochem Hamacher, Mach-Mit in Gudensberg

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• eine Stelle für Freiwilligendienstleister für Gudensberger Sport vereine, die 2015 erstmalseinge richtet werden soll

• Unter dem Motto „Reinschnuppern und Gefallen finden“ soll ein Vereinspass eingeführt werden, der zu einer einjährigen kosten losen Mitgliedschaft in Gudensberger Vereinenberechtigt. Er zielt darauf ab, über eine Art Probemitgliedschaft interessierte Personen als Mitglieder dauerhaft an den Verein zu binden. Nicht der Verein steht im Vordergrund, sonderndie Aktivität, bei der man mit machen kann. Der Vereinspass soll an Neubürger, Erst-, Viert- undFünft klässler verteilt und gegen Abholung auch an alle Interessierten aus Gudens berg ausge -geben werden.

• in Form einer „Freizeit-App“ wird auf der Internetseite der Ge mein de eine Plattform für Vereinegeschaffen. Voraussetzung bei einer solchen Freizeit-App ist die regelmäßige Pflege durch dieVereine selbst.

Ergebnisse und AusblickIm Rahmen des Projektes wurden von teilnehmenden Vereinsvertretern Anregungen gegeben, dienach Ansicht der Lenkungsgruppe nicht in Vergessenheit geraten sollten. Sie sollten gegebenenfallsunabhängig von diesem Projekt, im Sinne einer zukünftigen Förderung des Ehrenamtes in derRegion und insbesondere der Sicherstellung einer nach wie vor lebendigen Vereinsstruktur, weiterverfolgt werden. Speziell im Rahmen der Qualifizierungsreihe hat sich „unter der Hand“ eine Betei-ligung der Vereine aus den Nachbarkommunen Edermünde und Niedenstein entwickelt. Dies wurdeallgemein als bereichernd angesehen und sollte weiter verfolgt werden. Um Begonnenes weiter -zuführen, Erreichtes nicht zu verlieren und um Vereinsförderung perspektivisch und bedarfsorientiertsicherstellen zu können wurde angeregt, eine Servicestelle für Vereine einzurichten. Aufgaben einersolchen Servicestelle könnten sein:

• Weiterführung der angefangenen und entwickelten Maßnahmen.

• Beratung von Vereinen.

• Netzwerkentwicklung zwischen den Vereinen.

• Vermittlung bezüglich weitergehender Unterstützungsmaßnahmen.

Die Ehrenamtsbörse und die Stadtverwaltung arbeiten jetzt deutlich enger zusammen und ent -wickeln gemeinsam und damit schlagkräftiger, Aktivitäten für die Vereine.

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„Ein Schritt zur Aktivierung ist,

die Eltern der jugendlichen Mit-

glieder als Partner wahrzunehmen

und sie wertschätzend einzubinden.”

Vorstand eines Gudensberger Vereins

„Wichtig war, ein schlagkräftiges

Team aufzustellen, in dem die Gemeinde

vertreten ist und Spezialisten mit

Knowhow von außen dazu geholt wurden.“

Lisa Völske, Stadt Gudensberg

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Ronshausen (Kreis Hersfeld-Rotenburg) .............................................

AusgangssituationRonshausen besteht aus zwei Ortsteilen mit etwa 2.400 Einwohnern und zählt damit zu den kleinstenGemeinden in Hessen. In einer waldreichen Region südöstlich vom nordhessischen Kassel gelegen,spielt auch der Tourismus eine Rolle. Vier Kilometer sind es bis zur Autobahn A4. Die kommunaleInfrastruktur mit Kindergarten und Grundschule, Einkaufsmöglichkeit und Bank, Tankstelle und Ärzten bietet eine ausreichende Grundversorgung. 25 Vereine sind in Ronshausen registriert.Der Gemeinde ist bewusst, dass für Sport, Kultur, Gesundheit, Gefahrenabwehr das ehrenamtlicheEngagement unentbehrlich ist.

ProjektteamDie Federführung lag bei Bürgermeister Markus Becker. Die Projektarbeit wurde wesentlich von Rainer Lang ehrenamtlich geleistet. Das Projekt war eingebunden in die Zukunftswerkstatt Ronshausenund wurde begleitend unterstützt von einem Beirat. Ronshausen konnte sich auf berufliche wie aufVereinserfahrungen stützen.

Aktivitäten und ProjektverlaufRonshausen startete mit einer Befragung sämtlicher Erster Vorsitzenden und jeweils einer weiterenPerson aus dem Vorstand. Bei dieser Form der Leitfaden gestützten Interviews kamen so der Bürger -meister und der Ehrenamtliche mit fast 50 Vorstandsmitgliedern intensiv ins Gespräch.Die ausgewerteten Ergebnisse wurden in einer moderierten Veranstaltung allen Befragten vorgestelltund als Grundlage für die Sammlung erster Ideen genutzt.Im nächsten Schritt, nach einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit, fand eine Bürger- und Vereins-kon ferenz statt. Hier sollten auch Nicht-Vereinsmitglieder teilnehmen. Ziel war eine Bewusstseins -bildung für die Belange der Vereine.

Ergebnisse und AusblickDie Mitnahme interessierter Menschen außerhalb der Vereinsvorstände hat sich für Ronshausengelohnt. Bestätigt wurde das Ergebnis aus den Befragungen, dass das Hauptproblem der Vereineauf der Ebene der Mitgliedergewinnung und der Weiterentwicklung attraktiver Angebote liegt. Erstzweitrangig stellt sich das Problem der Vorstände in Ronshausen.

Als Ergebnis der Bürger- und Vereinskonferenz haben sich Arbeitsgruppen gebildet, die Maßnahmenvorgeschlagen haben, die über das Thema Vereine hinaus, die Gemeinschaft positiv beeinflussenwerden: eine Willkommensbroschüre für Neubürger und alle Ronshäuser mit allen Informationen zuden Vereinen war das erste Projekt, die Zusammenarbeit der Vereine bei Veranstaltungen sowie beider Pressearbeit, Überlegungen zur Öffnung von Vereinshäusern und gemeinsame Verwaltungkooperierender Vereine sind in Gang gekommen.

Deutlich wurde in Ronshausen, dass die (Sport-) Verbände wenig Erfahrungen und Gespür für dieBedarfe und Erfolgsfaktoren der ländlichen Vereine haben. Die technokratischen Verwaltungs -vorgaben zur Vereinsführung wie zur Teilnahme an Ligaspielen, die großen zeitlichen Anforderun-gen zur Aus- und Fortbildung ohne Berücksichtigung des Wegeaufwands, die Zentralisierung der

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Verbände in Südhessen sind besondere Hürden für ländliche Vereine ohne berufsmäßige Verwal-tungen. Unbeachtet bleibt die besondere Situation insbesondere junger Menschen wie Berufstätiger,die weite Wege zur Schule bzw. zum Arbeits-/Ausbildungsplatz zurücklegen müssen und folglichüber wenig disponible Zeit verfügen – von der Ausdehnung der Schulzeit weit in den Nachmittaghinein und weiterhin erforderlichen Lernzeiten einmal abgesehen.

Beispiel: Eine Sportmannschaft muss Strafe an den Verband zahlen, weil sie keine Jugendarbeitnachweisen kann, und zwar nicht, weil sie keine Jugendmannschaft aufstellen wollen, sondern weilJugendliche keine Zeit für ein regelmäßiges Training aufbringen können und nach dem Schul -abschluss zur Ausbildung oder zum Studium wegziehen. Weitere Defizite in einer dünn besiedeltenRegion sind der Mangel an ehrenamtlichen Trainern, weite Entfernungen zu quasi allem und einöffentlicher Nahverkehr, der – wenn er eine enge Taktfolge hat – einen Stundentakt hat. Als weitergehende Idee für den Sportkreis wurde ein Vereinscoach angeregt. Dieser hätte die Aufgabe, Vereine auf Anfrage zu unterstützen, proaktiv auf sie zuzugehen und weitere Koopera -tionen zu initiieren.

Aus den GesprächenEtliche Vorstände bekleiden gleich in verschiedenen Vereinen Ämter. Wir nennen sie liebevoll„Brummkreisel“. Wir haben gesehen, dass diese Mehrfachvorstände einerseits sehr wichtig sind fürdie Vereinslandschaft. Andererseits bekommen, wenn sie einmal ausfallen, gleich mehrere Vereineein Problem. Um diese Fragestellung wollen wir uns in Zukunft auch kümmern.“

„Wichtig für die Vorstandsnachfolge ist eine genaue Beschreibung der anfallenden Tätigkeiten unddiese dann den Funktionen wie den Vorstandsmitgliedern flexibel anzupassen. Einer unserer Vereinehatte fast einen neuen Vorstand gefunden. Letzter Hinderungsgrund war, dass derjenige sich vorGrabreden für gestorbene Mitglieder gescheut hat. Als das offenkundig wurde und jemand andersversprochen hatte, diese Aufgabe zu übernehmen, war der Weg zur Kandidatur für das Amt frei.

Ronshausen ist sehr froh über den Prozess, da ein wichtiges Thema angestoßen und auf den Weggebracht wurde und nun von der Vereinsgemeinschaft bearbeitet wird. Alleine der Austausch derVereine untereinander im Rahmen des Projektes ist ein Wert an sich.

Wir würden jederzeit wieder an so einem Projekt teilnehmen. Wir sind wachgerüttelt worden, wasdie Vereinsentwicklung betrifft. Und wir haben Ansätze entwickelt, die den Vereinen und der Gesell-schaft zu gute kommen.

Das A und O ist die Kommunikation untereinander. Wir arbeiten daran, dass Vereine engerzusammen arbeiten, und zwar ohne Scheu und Aufgeregtheiten, so dass gleichartige Angebotezusammengelegt oder verbunden werden. Es ist aber noch ein langer Weg dahin.

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Usingen (Hochtaunuskreis) ....................................................................

AusgangssituationDie Stadt Usingen liegt im Taunus und gehört zum Einzugsbereich des Rhein-Main-Gebietes. Etwa13.500 Einwohner verteilen sich auf die sieben Stadtteile. 130 Vereine unterschiedlichster Größeund Themen bieten vielfältige Möglichkeiten der Betätigung in allen Bereichen. Die Stadt richtet mitden Vereinen jährlich einige unterschiedliche Feste und Weihnachtsmärkte aus.

Mit der Teilnahme wollte Usingen über die bestehenden Strukturen hinaus einen Prozess in Gangsetzen, der die Vereine einlädt, sich mit dem aktuellen und zukünftigen Problemen der Vereinsfüh-rung auseinander zu setzen. Die Stadt sieht es als ihre Aufgabe an, Hilfestellungen zu geben, um dieVereine sicher in die Zukunft zu führen.

ProjektteamDas Projektteam wurde von der Fachstelle Ehrenamt der Stadt Usingen geleitet. Mit als Koopera -tionspartner startete die Freiwilligenagentur Usinger Land e.V..

Der Bürgermeister der Stadt gab dem Projekt durch seine Unterstützung und Präsenz Gewicht.

Aktivitäten und ProjektverlaufUsingen startete mit einer Fragebogenaktion bei allen Vereinsvorständen zu ihrer persönlichenMotivation und dem Thema der Vorstandssituation und -gewinnung.

Die Vereinskonferenz im September 2014 informierte Vereinsvorstände und Mitglieder von Vereinenüber die Ergebnisse. Diese entwickelten in der Folge eine Reihe von passenden Maßnahmen. Dazugehört ein regelmäßiger Bürgermeisterfrühschoppen, eine Internetplattform für Vereine im UsingerLand und Vereinscoaching. Durch organisatorische Umstände und dadurch, dass die Projektmit -arbeiterin im aktuellen Themenbereich der Flüchtlingsarbeit und Betreuung der Ehrenamtlichenstark eingebunden wurde, musste der Start der Projekte teils verschoben werden.

Ergebnisse und AusblickFür die Zukunft wird diskutiert, zwei zusätzliche Impulse aus der Abschlussveranstaltung des Projektesaufzugreifen. Einmal geht es um gezieltere Ansprache bei Vereinsvorstandswechsel entsprechendihrer der jeweiligen Managementform. Hierbei soll unterschieden werden nach dem „Personen orientierten“, dem „Struktur orientierten“ und dem Kultur- und Werte orientierten Management, nacheiner Studie von Prof. Michael Vilain von der evangelischen Hochschule Darmstadt.

Zum Zweiten um eine Darstellung der Vereinsnutzen nach den Untersuchungen der Prognos AG,um die Ergebnisse als Grundlage für eine zukünftige Vereinsförderung zu nutzen.

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„Das Verhältnis zwischen Kommunen und Vereinen ist im

Wandel. Die Stadt Usingen sieht sich in der Verantwortung

für einen neuen Prozess. Dabei sucht sie mit den Vereinen

neue Wege für deren Zukunft und stabilisiert und unter-

stützt damit deren Angebote in der Kommune.“

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Eschwege, Großalmerode und Wanfried (Werra-Meißner-Kreis) .....

AusgangssituationDrei Kommunen des Werra-Meißner-Kreises haben sich zusammengetan, um mit Unterstützung derFreiwilligenagentur „Omnibus“ an dem Projekt teilzunehmen:

Eschwege (Kreisstadt): Einwohner: 19.757 Vereine: 187Großalmerode: Einwohner: 6.699 Vereine: 93Wanfried: Einwohner: 4.267 Vereine: 55

Die Kreisstadt Eschwege hat sich bereits seit 2012 verstärkt der Engagementförderung angenommen,indem eine Fachstelle für bürgerschaftliches Engagement eingerichtet und seitdem verschiedeneVeranstaltungen und Workshops zu dem Thema durchgeführt wurden. Darüber hinaus war das Interesse der Städte und Gemeinden im Kreis am Modellvorhaben so groß, dass eine Auswahlgetroffen werden musste.

Die drei teilnehmenden Kommunen bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit und ihre Diver-sität trägt mit dazu bei, die Übertragbarkeit der Ergebnisse in andere Kommunen zu erleichtern. Die Kommunen erwarteten sich von der Teilnahme am Modellprojekt eine Erhebung des Ist-Zustan-des bei den Vereinen und ihren Vorständen und die Entwicklung von Maßnahmen und Handlungs-schritten bis auf die Ebene der Verwaltung.

ProjektteamGesteuert wurde das Vorhaben durch eine Projektgruppe, bestehend aus den drei Bürgermeistern,dem Eschweger Ersten Stadtrat sowie den beiden Fachkräften von Omnibus – die Freiwilligenagen-tur im Werra-Meißner-Kreis und der Fachstelle bürgerschaftliches Engagement aus Eschwege. Die Ausgestaltung und Umsetzung der vereinbarten Schritte übernahmen die Mitarbeiterinnen derFreiwilligenagentur.

Aktivitäten und ProjektverlaufEine schriftliche Befragung zum Auftakt des Modellvorhabens sollte erste Antworten darauf geben,wie gut sich die Vereine in den drei Kommunen aufgestellt fühlen, „wo der Schuh konkret drückt“und welche Form der Unterstützung gewünscht ist. Mit einer sehr guten Beteiligung von insgesamt47% konnte eine Grundlage für das weitere Vorgehen und für konkrete Maßnahmenvorschlägegeschaffen werden.

Folgende Prozesse zur Stärkung der Vereinsarbeit wurden in den drei Kommunen angeschoben:

• In allen drei Kommunen wurde zu Vereinsversammlungen eingeladen, bei der die Ergebnisseder Fragebogenaktion vorgestellt und diskutiert wurden. Weiterhin wurde mit Hilfe von Interviews mit Vertretern örtlicher Vereine versucht, die möglichen „Stellschrauben“ für positive Entwicklungen herauszuarbeiten und für andere übertragbar zu machen. Diese gut besuchtenVeranstaltungen konnten zusätzlich dazu genutzt werden, die Arbeitsgrundlage für zwei

28

„Die Teilnahme an dem Modell -

projekt hat zu einem neuen,

belebenden und breiten Dialog

zwischen den Vereinen aber

auch zwischen Vereinen und

Verwaltung geführt. Allein

schon dadurch wurden Unter-

stützungspotentiale auf allen

Seiten gehoben.“

Andreas Nickel,

Bürgermeister Großalmerode

Großalmerode

Eschwege

Wanfried

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Handlungsfelder zu schaffen. Zum einen wurden konkrete Qualifizierungswünsche abgefragt,zum anderen wurden AGs zur Erarbeitung von Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit gegründet.

• Erarbeitung eines Curriculums Qualifizierung: Auf der Basis der o.g. Abfrage wurden über den gesamten Projektverlauf und verteilt in allen drei Kommunen verschiedene Qualifizie-rungsmaßnahmen angeboten und sehr gut von der Zielgruppe angenommen: Pressearbeit,Buchhaltung, Steuern inkl. Recht und Haftung, Versicherungsschutz, Marketing für Vereine. Auf dieser Basis und ergänzt mit weiteren Qualifizierungsangeboten wird Anfang 2015 einCurriculum erarbeitet, das als Grundlagenwissen für Vereinsvertreter/innen verlässlich undregelmäßig über Omnibus angeboten werden wird.

• Öffentlichkeitsarbeit: Sowohl die Vereinsbefragung wie auch die Diskussionen zeigten, dass esbei den Vereinen einen beklagenswerten bis zum Teil bedrohlichen Mangel an Nutzern, Mitma-chern und Ehrenamtlichen gibt. Auf Initiative von Omnibus wurden in den eigens dafür einge-richteten AGs zwei „Formate“ entwickelt, mit denen sich die Vereine auf neue Art und Weiseden Bürgern/innen präsentieren und sie zu interessieren und zu gewinnen versuchen:

• Der Vereinssteckbrief: Er bietet komprimierte Informationen zu Zweck, Zielen, Mitmach- Angeboten und Engagementmöglichkeiten des Vereins und wird als Basisinformation z.B. auf der Internetseite der Kommune bereitgestellt. Die Großalmeröder und Wanfrieder Vereine veröffentlichten ihre Vereinssteckbriefe im Verlauf des Modellvorhabens zudem als Serie in derLokalpresse.

• Der Marktplatz der Vereine: Vereine präsentieren sich mit Infoständen und Mitmachaktionen.Die Veranstaltung wurde im September 2014 in Wanfried mit sehr guten Besucherzahlen undeinzelnen erfolgreichen Rückmeldungen der Vereine durchgeführt.

• Vereinsberatung oder „der Blick nach innen“ wurde – obwohl in der Befragung als Unterstüt-zung gewünscht – nur zögerlich in Anspruch genommen, zeigte aber dann gute erste Erfolge.

Ein herausragendes Beispiel sind die fünf Wanfrieder Chöre. Im Verlauf eines Jahres und in mehreren Gesprächsrunden konnte die Idee einer gemeinsamen Zukunftsperspektive entwi-ckelt werden. Für ein halbes Jahr „üben“ nun die Chöre das gemeinsame Singen. Mithilfe einerSpende und einem bereiten Chorleiter startet das Projekt im Januar 2015. Ziel der Chöre ist eingemeinsamer Auftritt im Frühjahr. Zum Üben besucht der Chorleiter die jeweiligen Chöre ein-zeln, um dann im Anschluss an die „Einzelprobe“ eine gemeinsame Chorprobe durchzuführen.Entscheidend für die Akzeptanz ist, dass diese Perspektive projekthaft und schrittweise erprobtwird und dabei die „alten Strukturen“ erst einmal weitergeführt werden können. Mit diesemWeg besteht die Chance, den Chorgesang auch für die weitere Zukunft in Wanfried zu erhalten.

• Nachwuchsgewinnung wurde als ein Schwerpunktthema während des Modellvorhabens verfolgt. Ganz bewusst wurde dabei versucht, den Blick auf die Zielgruppen zu erweitern.

29

„Einen qualitativ großen Sprung stellt die Entwicklung

und Durchführung von spezifischen Qualifizierungsmaß-

nahmen für Ehrenamtliche im Projektverlauf dar. Das

darauf basierende Curriculum wird die Grundlage für

eine kontinuierliche Begleitung und Förderung von

Ehrenamtlichen bilden und nachhaltig ehrenamtliche

Strukturen stärken können.”

Reiner Brill, Erster Stadtrat Eschwege

„Das Projekt hat die Herausforderungen, vor

allem unserer Vereine, deutlich aufgezeigt.

Um Ehrenamt künftig unter stützen zu können,

gilt es, alle Akteure untereinander noch

besser zu vernetzen, die bestehenden Struk-

turen zu stärken und Fortbildungsangebote

für Ehrenamtliche zu vermitteln.“

Alexander Heppe, Bürgermeister Eschwege

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Gemeinsam mit dem Sportkreis Werra-Meißner fand imMai 2014 eine Veranstaltung mit dem Titel „Senioren alsNachwuchs“ statt. Vorgestellt und diskutiert wurden Anregungen und Beispiele, wie Senioren gewonnen werden können und welche konkreten Angebote von und für Senioren erfolgreich sind. Zum Thema Jugendund Engagement gab es einen Fachvortrag in Kooperationmit dem Werra-Meißner-Kreis. Hier wurde die Situationder Jugendlichen von heute erörtert und wie sie für Engagement angesprochen werden können.

• Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Vereinen und mit Institutionen zu fördern, war einwesentlicher strategischer Handlungsansatz im Modellvorhaben. Im Rahmen einer interkommu-nalen Veranstaltung mit dem Titel „Freiräume“ wurden neue Ideen wie auch bewährte Beispieleder Kooperation vorgestellt: Vom „Modell Dorfverein“, unter dem sich die bisherigen Vereine alsSparten zusammentun bis zur Zusammenarbeit von Vereinen mit Schulen. In einem anschließen-den „Marktplatz“ wurde die Möglichkeit angeboten, dass Vereine untereinander wie auch mitlokalen Einrichtungen ins Gespräch kommen. Welche Chancen in solchen Formen der Zusam-menarbeit stecken, wurde miteinander diskutiert, Ideen wurden entwickelt und umgesetzt.

Ergebnisse und AusblickFolgende Vorgehensweisen, die im Rahmen des Modellvorhabens von den Vertretern der Kommunenund der Freiwilligenagentur weiter entwickelt wurden, werden als besonders sinnvoll bewertet undsollen im Sinne einer lokalen Engagementpolitik künftig weiter verfolgt werden:

• Eine engagementfördernde Verwaltung weiter entwickeln und etablieren• Gezielte Kommunikation zwischen Verwaltungsspitze und Vereinen stärken• Bedarfs- und praxisorientierte Fortbildung anbieten• Fachliche Impulse für die Entwicklung des lokalen Gemeinwesens bieten• Anerkennung und öffentliche Wahrnehmung unterstützen• Individuelle Vereinsberatung anbieten

Kommunalverwaltungen und ihre Verwaltungsspitzen bieten für die örtliche Engagementförderungein besonderes Potenzial. Als Ansprechpartner für die Vereine, Koordinator und Dialoggestalter können sie unabhängig von finanziellen Ressourcen förderliche, ermöglichende und transparenteRahmenbedingungen schaffen. Allerdings verfügen gerade auch kleine Kommunen nur übergeringe personelle Ressourcen für die Engagementförderung und können o.g. Aufgaben nur sehrbegrenzt erfüllen. Daher ist die enge und abgestimmte Zusammenarbeit mit anderen engagement-fördernden Strukturen hilfreich und unerlässlich wie z.B. Freiwilligenagenturen, Verbänden, Senioren-büros, Mehrgenerationenhäuser, Seniorenräte.

Das Modellvorhaben „Ehrenamt sicher in die Zukunft“ hat der Stadt Wanfried

durch die enge Begleitung aufgezeigt, wo in den unterschiedlichen Vereinen

der „Schuh drückt“. Auch die Vereine haben sich dabei intensiv mit sich

selbst beschäftigt, in die Vereine „reingehört“ und gemeinsame Maßnahmen

zur Veränderung beschlossen und teilweise bereits umgesetzt. Am deutlichs-

ten wurde dies bei den Chorvereinen. Evtl. gelingt es uns, den Chorgesang

in Wanfried durch das Modellvorhaben langfristig zu erhalten. Auch eine

stärkere Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Vereinen war zu erken-

nen. Das baut langfristig Berührungsängste ab und könnte zu Synergieeffek-

ten führen, ohne dabei an Attraktivität und Vielfalt zu verlieren.

Wilhelm Gebhard, Bürgermeister Wanfried

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Im November 2014 fand nach zwei JahrenProjekt laufzeit die zentrale Schlussveranstaltungbei der LandesEhrenamtsagentur in Frankfurtstatt. Zusätzlich zu den inhaltlichen Schlussfol -gerungen aus allen Standorten brachten zweiVorträge neue wissenschaftliche Aspekte zumVereinsvorstandswechsel.

Dr. Thomas Röbke, Geschäftsführer des Landes-netzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayernverwies auf die Widersprüche zwischen Rollen-erwartung und Engagementmotiven von Vereins -vorständen, die sich mit der gesellschaftlichenEntwicklung vergrößert haben. Zu den aktuellen Themenfelder für das Vereins-und Vereinsvorstandswesen gehören aus seinerSicht:

• Strategische Entwicklungsfelder als Orientierung

• Image der Vorstandsarbeit verbessern

• Demokratisierung und Öffnung

• Organisationsentwicklung, Netzwerkbildung

• Potenziale innen und außen gewinnen

• Qualifizierung von Vorständen

Er berichtete außerdem von den Überlegungenzur Rolle der Vereine in der Kommune und mit

welchen Aspekten man deren Arbeit quantifizie-ren kann. Dafür bezog er sich auf eine SchweizerStudie. Diese unterscheidet:7

• Effizienzeffekte: Vereine können Leistungen,zu denen Kommunen verpflichtet sind, kos-tengünstiger erbringen.

• Präventionseffekte: Vereine bieten gesundheitsfördernde, integrative oder Bildungsangebote, die dazu beitragen spätere Kosten zu vermeiden.

• Finanzierungseffekte: Vereine generierenselbst Einnahmen wie Spenden, die derGemeinde direkt oder indirekt zu gutekommen.

• Einnahmeeffekte: Vereine sind Teil regionaler Wirtschaft und zahlen Steuern.

• Qualitätseffekte: Vereine schaffen eine bessere Wohnort- und Lebensqualität.

• Vernetzungs- und Innovationseffekte: Vereine fördern den sozialen Zusammen-halt und er zeugen durch Vernetzung unter-schiedlicher Talente ein innovatives Klima.

• Aktivierungseffekte: Vereine aktivieren Bürgerinnen und Bürger zu sozialem Engagement und politischer Teilhabe.

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Öffentliche Schlussveranstaltung

7 Prognos AG: Die Kooperation von Gemeinden und Vereinen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse in zehn Schweizer Gemeinden, Zürich2010, S.41 ff

„Ehrenamt sicher in die Zukunft“

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Professor Dr. Michael Vilain von der Evange -lischen Hochschule in Darmstadt thematisierteein Erkenntnisdefizit zu den verschiedenenManagementtypen in der Vereinsstruktur, hiermit Blick auf Jugendverbände. Statt einenAnsatz für alle zu sehen, plädierte er dafür, zwischen dem Professionalisierungsgrad undden „Managementsystemen“ der Vorstände zuunterscheiden. Jeder Typus hatte seine Eigenhei-ten und Probleme. Daraus ließen sich drei unter-

schiedliche Steuerungslogiken bei der Vorstands-und Vereinsentwicklung unterscheiden. Sie be -stimmen auch die Eignung von Kandidaten fürvakante Vorstandsposten.

Drei Kategorien stellte er vor:

1. Bei der „Personenorientierung“ betonteVilain die große Bedeutung von informellenProzessen und der großen Abhängigkeitvon konkreten Einzelpersonen sowie diewenig ausdifferenzierte Gremienstruktur.Die Zielgruppe für Managementauf gabenist breit.

2. Vereine der Kategorie „Strukturorientie-rung“ besitzen ausdifferenzierte Gremien,haben eine formale Entscheidungsfindungund beziehen sich auf Leitbilder und Sat-zungen. Ihre Vorstandsmitglieder findensich vorwiegend in einem kleineren Kreis imhöheren bürgerlichen Milieu.

3. Bei Vereinen mit „Kulturorientierung“ hatdas Wir-Gefühl dominanten Einfluss, Ent-scheidungen werden häufig durch diskutie-ren gefunden, so dass eine geringe Abhän-gigkeit von Einzelpersonen besteht. Hierkommen die im „Management“ tätigen häu-fig aus einem Bereich mit hoher Bildungund einem alternativen Milieu.

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Podium Schlussveranstaltung November 2014:

v. l.: Patrick Kunkel (Bürgermeister Eltville), Kathrin Beyer

(Koordinatorin in Eschwege, Großalmerode, Wanfried),

Markus Becker (Bürgermeister Ronshausen),

Silke Arbeiter-Löffert (Koordinatorin in Grünberg),

Patricia Ortmann (Moderatorin)

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Für die Entwicklung der Vereine und ihrer Vor-stände in ländlichen Regionen hat das Projektgezeigt, dass traditionelle Wege erfolgreichdurch neue ergänzt werden können, vor allemdurch eine enge Zusammenarbeit der Vereinemit ihren Kommunen.

Das Thema Vereinsentwicklung und Vereinsvor-standswechsel muss in jedem Fall vor Ort öffent-lich diskutiert werden. Das sensibilisiert die Bür-gerinnen und Bürger für die Wichtigkeit derVereine und mobilisiert mögliche Unterstüt-zung. Dies ist umso stärker der Fall, wenn diekommunale Spitze diesen Prozess anstößt,durchführt und zu einer Vernetzung der lokalenVereine beiträgt.

Es hat sich gezeigt, dass es für die Einleitungund Verstetigung des Unterstützungsprozesseswichtig ist eine Bestandsaufnahme der Vereine,ihrer aktuellen Situation und ihrer Perspektivenauch bezüglich der Vorstandsarbeit durchzufüh-ren. Eine solche Bestandsaufnahme ist nicht nurnützlich, um Kenntnisse darüber zu gewinnen,welche Unterstützungsbedarfe die Vereinehaben. Sie dienen gleichzeitig auch der Vernet-zung und Kooperation der Vereine untereinan-der und sind damit auch ein Lösungsansatz derProbleme. Die Durchführung der Bestands -aufnahme hat aber auch deutlich gemacht, dassdie Kommunen eine sehr wichtige Rolle vorallem für die nachhaltige Sicherung des lokalenVereinswesens und ihrer Bedeutung für dasgesellschaftliche Leben übernehmen und über-nehmen müssen. In der Regel ist damit eine

verwaltungsinterne Zuordnung geeigneter An -sprechpartner für das Vereinswesen verbunden.Aber auch eine externe Unterstützung durchgeeignete Partner kann zielführend sein, wieFreiwilligenagenturen, kirchliche Organisationen,engagierten Bürgerinnen und Bürgern usw..

Die Kommunen haben aus diesem Verständnisheraus Veranstaltungen für Vereine organisiert,die der Information über vereinsbezogene Fragen und dem Austausch untereinander vorallem der Vereinsvorsitzenden dienten. Siebezeugten damit sichtbar ihre Wertschätzungder Vereine und der Vereinsarbeit durch diegewählten Vorstandsmitglieder. Dadurch wurdeauch das Engagement der Vorstände in derÖffentlichkeit sichtbarer und ihr Image konntegestärkt werden.

Die Vereine haben besonders vom gegensei -tigen Austausch in guter Atmosphäre profitiert.Dies schafft größeres Vertrauen untereinanderund ermöglicht eine bessere Transparenz überdas, was in den Vereinen geschieht. Es kannsichtbar werden, wie unterschiedlich Vereineihre Fragen lösen und welche Lösung eventuellauch für den anderen Verein nützlich sein kannund welche nicht. Unter solchen offenen Bedin-gungen kann auch die Auflösung eines Vereinsgut kommuniziert und die dort in der Vergan-genheit erbrachten Leistungen gewürdigt wer-den. Denn so wie sich die Gesellschaft mit allihren Aspekten verändert, so wechseln die Themen und die jeweils in die Zeit passendenVereinsformen und -aufgaben.

Zusammenfassung

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Vor allem der Kontakt mit anderen Vereinsvorsit-zenden und die daraus entstandenen Koopera-tionen und Synergien haben die Umsetzung vonMaßnahmen für die Verbesserung der Vor-standsarbeit und für die Gewinnung von Vor-standsnachwuchs positiv beeinflusst. Im Idealfallnahmen an solchen Treffen zwei Vertreter einesVereins teil, die dann gemeinsam erarbeitenkonnten, wie die Erkenntnisse stimmig übertra-gen werden sollten. Dies ist vor allem deshalbvon Bedeutung, weil die Überlagerung durchdas Alltagsgeschäft den Vorständen häufig nurgeringe Möglichkeiten zur Umsetzung bietet.Manche Tipps für ein besseres Managementkönnen auch verpuffen, weil Personalentwick-lung nicht zu den Stärken des derzeitigen Vorstands gehört und er sich ein persönlichabgestimmtes Umfeld und Vereinsabläufegeschaffen hat, das nicht offen ist für notwen-dige Anpassungen.

Neben jenen Problemen, die nur den einzelnenVerein betreffen und intern zu bearbeiten undzu lösen sind, können – wie in den Treffen deut-lich wurde – eine große Anzahl von Aufgabengemeinsam sogar besser erarbeitet und ange-packt werden. Dazu gehören beispielsweise diestark gestiegenen Anforderungen an Fachwis-sen, die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeitund der Umgang mit einer zunehmend passiverwerdenden Mitgliedschaft. Dieses annäherndalle Vereine betreffende Problem der Verände-rung der Mitglieder und ihrer Haltung zum Verein war ein wichtiges Thema. Mitglieder verstehen sich mehr und mehr als „Kunden“ undweisen eine Dienstleistermentalität auf gemäßder Einstellung – wir zahlen den Vereinsbeitrag,jetzt wollen wir konsumieren/genießen.

Unbestritten sind Qualifizierung und Fortbil-dungsangebote von großer Bedeutung für dieZukunftsfähigkeit der Vereine. TraditionelleSeminare, die von Volkshochschulen, Verbän-den oder von den Anlaufstellen des hessischenQualifizierungsprogramms angeboten werden,sind nur eine Form. Wichtig sind in jedem Fallgut konzipierte Qualifizierungen und maßge-schneiderte Fortbildungen im kommunalen

Kontext, ohne weite Anfahrwege. Sie stoßenbesonders dann auf großes Interesse, wenn imVorfeld die Vereinsvorsitzenden und ihre Kom-petenz in die Planung eingebunden waren.Gerade in Kombination mit Austausch von Wissen und Würdigung der Vereinsarbeit kom-men große Runden zusammen.

Verbände haben bisher in den ländlichenRegionen bei der Unterstützung und Suchenach Vereinsvorstandsnachwuchs kaum eineRolle gespielt. Sie bieten zwar bei Versicherungenund bestimmten Formalitäten organisatorischeHilfe, sind aber, wie im Modellprojekt sehr deut-lich wurde, auf die spezifischen Probleme derländlichen Vereine wenig eingestellt und werdenvon diesen mit ihrem Reglement als eher hinder -lich wahrgenommen.

Es hat sich gezeigt, dass vor allem die bei derModellmaßnahme erprobten kommunalen Akti-vitäten die Vereinsvorstände effektiv stärkenkönnen. Eine nachhaltige Unterstützung erfor-dert auch strukturelle bzw. institutionelle Grund-lagen. Dies können kommunale oder in derKommune tätige Anlaufstellen für Vereine sein,die mit Serviceangeboten, Beratung, Begleitungund erforderlichen Fortbildungsmaßnahmeneine hohe Entlastung bieten können. Die Arbeitsolcher Anlaufstellen beinhaltet nicht nur einenormes Potenzial zur Unterstützung des loka-len Vereinswesens, sie kann auch die Hemm-schwelle zur Übernahme von Ämtern in den Vereinen senken. In solche unterstützendenStrukturen sollte stärker investiert werden. Fürden ländlichen Raum käme auch eine Ansied-lung auf Kreisebene in Frage, wenn gewährleis-tet ist, dass durch Mitarbeit der einzelnen Kommunen möglichst alle Vereine erreicht würden.

Vorschriften und rechtliche Rahmenbedingun-gen, an denen vor Ort nicht viel geändert wer-den, belasten die Vereine sehr. Für eine Lösungwäre hier die Kooperation mit landesweiten Ini-tiativen gegen „bürokratische Monster“ undüberbordende Vorschriften erforderlich.

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Die nachfolgenden Aspekte und Checklistensollen Gemeinden bei dem Vorhaben unterstüt-zen, wie sie ihre Vereine einbinden, fördern, fürdie Zukunft fit machen und dabei die Erfahrun-gen der Modellkommunen nutzen können:

Entscheidung für gezielte Vereinsförderung und erste Schritte

Für neue Kommunen empfiehlt es sich, dasThema zunächst als ein befristetes Projekt zuplanen. Es braucht dann zu Beginn formulierteund erreichbare Ziele. Sollten sich im Laufe derZeit langfristige und nachhaltige Maßnahmenergeben, so ist das wünschenswert und wahr-scheinlich, aber nicht zwangsläufig.

a) Es müssen finanzielle Mittel bereit gestelltwerden, die für das geplante Projekt benö-tigt werden

b) Entwicklung eines Projektteams bzw. einesSteuerungskreises gemeinsam mit Verwal-tung und Vereinen

c) BestandsaufnahmeUm die Vereinsproblematik der Kommuneerfassen zu können, ist eine systematischeUntersuchung der Situation der Vereineeine wichtige Grundlage (zentrale Erfahrun-gen und Ergebnisse der Modellkommunens. S. 9 und 10).

Ausblick und

Anregungen

Checklisten Teil 1 – Grundlagen für den Prozess legen

Welche Ziele soll unser Prozess anstreben? Ja nein Bemerkungen

Vereinsgebundene Freizeitangebote in der Kommune ermöglichen und unterstützen

Die aktuellen Bedarfe und Problemlagen der Vereine erfassen und verstehen

Maßnahmen finden, mit denen die Kommune die Vereine unterstützen kann

Wissen über die Vereine und ihre Rolle für die Gesellschaftbei den Entscheidungsträgern in den Gemeinden verbreiten

Langfristige Strukturen für eine Zusammenarbeit von Kommune und Vereinen aufbauen

Weitere Ziele

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Wie stellt sich die Ausgangssituation in der Kommunalverwaltung dar?

• Wieviele Vereine/Gruppen/ Initiativen gibt es in unserer Kommune?

• Haben wir eine aktuelle Liste der Ansprechpartner?

• Gibt es bereits regelmäßige Treffen der Vereine (auch als Feiern) – auf Ortsteilebene, fürGesamtkommune? Existieren Vereinsringe o. ä.? Wenn ja, welche?

• Wie ist die Vereinsvorstandsentwicklung bei uns bekannten Vereinen? Gibt es dazu Gespräche – Informationen?

• Kennen wir die Situation der Vereine und der Vereinsvorstände in unserer Kommune?

• Wie positioniert sich die Verwaltungsspitze (Bürgermeisterin oder Bürgermeister) zu den Vereinen?

• Welche Positionen vertreten die Parteien zum Vereinswesen?

• Welche Angebote für unsere Vereine gibt es bereits? Durch wen?

• Welche (regelmäßigen) Kontakte zu den Vereinen bestehen seitens der Verwaltung?

• Wer in der Verwaltung hat welches Aufgabengebiet im Zusammenhang mit dem Vereinswesen?

Welche externen Partner kommen in Frage?

• Gibt es in der Kommune bereits tätige Organisationen/Partner für den Bereich „Vereine“ (Senioren-, Jugend-, Kulturorganisationen AWO, Diakonie, Freiwilligenagenturen, Engagement-Lotsen, Vereinsringe, einzelne geeignete Schlüsselpersonen, Gewerbetreibende, Qualifizie rungen für Vereine?)

• Wer könnte bei uns als Unterstützer angesprochen und mit welchen Argumenten angeworbenwerden?

• Sind Partnerschaften mit Schulen und Universitäten entwickelt worden, an die man zwecksKooperationen anknüpfen kann?

Wie kann die Finanzierung gesichert werden?

• Gibt es bereits eine Debatte über den Wert der Vereine und ihrer Angebote in der Kommune?Wenn ja, in welchen Zusammenhängen?

• Gibt es externe Unterstützung (z.B. über Verbände wie DOSB, Sparten der Sportverbände, HSGB, …)?

• Läuft ein Förderprozess, wie IKEK Dorfentwicklung oder Regionalentwicklung (LEADER Förderregion) oder ist entsprechendes geplant?

• Könnte unsere direkte Vereinsförderung umgelenkt werden in Angebote für Vereine?

Wie ist die Ausgangslage zu einer Fragebogenaktion?

• Haben wir Fragen, die wir flächendeckend (per Fragebogen) an die Vereine stellen möchten?

• Wer kann uns in der Abschätzung von Aufwand und Ablauf für die Durchführung einer Frage bogenaktion beraten?

• Wo finden wir Kapazitäten für eine Befragung der Vereine?

Wollen wir eine Kampagne für die Vereine und Vereinsvorstände starten? (ja / nein / Entscheidung vertagen)

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Tipp: die LandesEhrenamtsagentur (http://www.gemeinsam-aktiv.de) und die Landesarbeits -gemeinschaft der Freiwilligenagenturen (http://www.lagfa-hessen.de/) geben Tipps und vermitteln Experten aus der Region und zu den Ansprechpartnern aus den Modellkommunen

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Checklisten Teil 2 – Maßnahmen im Umfeld der Vereine starten

Lokale Veranstaltungen für Vereine planen

• Welcher Anlass ist geeignet, die Vereine einzuladen?

• Was soll mit der geplanten Veranstaltung erreicht werden? – wie muss entsprechend der Ablaufaussehen?

• Wer ist dabei Partner, Ausrichter und Unterstützer?

• Braucht es eine Moderation? Wer wäre geeignet?

• Bieten die Räume die erforderlichen Möglichkeiten?

• Wer übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit?

• Welche zusätzlichen Elemente können wir bei der Gelegenheit berücksichtigen? (zur Anerkennungskultur, zur Situation der Vereine, zu Wünschen der Vereine, …)

Kooperationen anstoßen

• Gibt es Vereinsringe und Sparten, die bereits Kooperationen gestalten?

• Zu welchen Themengebieten suchen die Vereine Unterstützung?

• Welche Experten dazu gibt es vor Ort?

• Wie und bei welcher Gelegenheit kann man die passenden Vereine zusammenbringen?

• Welcher Verein hat Interesse an einer gemeinsamen Probemitgliedschaft?

Öffentlichkeitsarbeit betreiben

• Welche Informationen zum Vereinswesen bietet unsere Kommune bereits im Web-Auftritt?

• Gibt eine aktuelle Broschüre Auskunft über die Vereine und ihre Angebote und Anfragen?

• Was wünschen die Vereine in den Fragebögen und den Veranstaltungen?

• Können geeignete „neue Medien“ eine sinnvolle Ergänzung sein? Welche, mit welchen Partnern?

QualifizierungenfürVereineanbieten

• Wie erfahren wir die Themen, zu denen sich die Vereine Angebote wünschen?

• Wer ist Kooperationspartner für die Organisation dieser Angebote? (VHS, Anlaufstellen aus demQualifizierungs-Programm für Ehrenamtliche, selbst organisierte Treffen?)

• Wer ist die kreisweite Anlaufstelle für das Qualifizierungsprogramm des Sozialministeriums?8

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2. Maßnahmen im Umfeld der Vereine

a) Veranstaltungen zur Vereinsentwicklung:neben der Information über die Situation derVereine und den Planungen der Kommunesollte der Austausch umfänglich ermöglichtwerden, eventuell mit vorbereiteten Karten,auf denen die Teilnehmer ihre Wünsche andie Kommune notieren könnten.

Das Interesse an solchen Veranstaltungenkann zusätzlich erhöht werden, wenn sie inVerbindung mit bestimmten Anlässendurchgeführt werden, z.B. Informationenüber eine gesetzliche Neuerung, Ergebnisseeiner Fragebogenaktion, Veränderung derVereinsförderung, Wunschthemen von Sei-ten einiger Vereine oder ein Neujahrstreffen.

b) Identifikation von vereinsübergreifendenThemen und Fragen

c) Suche nach Lösungen mit Hilfe von Experten

d) Qualifizierung von Vereinsvertretern zurÜbernahme von Vorstandstätigkeiten odersonstigen Vereinsaufgaben (kann auch mitHilfe des „Qualifizierungsprogramm fürehrenamtlich Tätige“ des hessischen Sozial-ministeriums durchgeführt werden siehehttp://www.gemeinsam-aktiv.de

e) Initiieren und unterstützen der Öffentlich-keitsarbeit

8 http://www.gemeinsam-aktiv.de/dynasite.cfm?dsmid=5270

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Checklisten Teil 3 Verstetigung erreichen

Wie steht die Kommune zu einer neuen Rolle für die Vereine?

• Wie und mit wem soll die Rolle der Kommune für ihre Vereine geklärt / neu definiert werden?

• Soll dazu eine Steuerungsgruppe eingesetzt bzw. verstetigt werden?

• Welche Strukturen braucht es, um die vorher gesteckten Ziele zu erreichen?

• Soll / kann die Kommune kontinuierliche Angebote für ihre Vereine organisieren?

• Wer kann aus der Kommune oder in ihrem Auftrag diese Aufgabe übernehmen? Mit welchen Mitteln / Stundenkontingenten?

Ihre Wertschätzung für die Vereinsarbeit kann eine Kommune mit ihren diversen Unterstützungendeutlich machen. Anerkennungskultur, bewusst und systematisch eingesetzt, leistet darüber hinauseinen Beitrag zur Imagesteigerung des Ehrenamtes.

Ist eine Änderung der Anerkennungskultur in der Kommune sinnvoll?

• Soll die Anerkennungskultur im Vereinswesen überdacht und modernisiert werden?

• Welche weiteren Gelegenheiten hat die Kommune, die Vereine wertschätzend einzubinden?

• Welche der Maßnahmen aus den Modellkommunen könnten bei uns passen?

• Wie können langfristig passende Qualifizierungen angeboten werden?

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9 http://www.ikz-hessen.de/ikz/index.php/Leitlinie%20zur%20Konsolidierung

Verstetigung

Damit die Gemeinde zum Moderator einesnachhaltigen Prozesses zur Vereinsentwicklungwird, muss sie einerseits die Grundlage für eineintensivere Zusammenarbeit der Vereine unter-einander schaffen und andererseits durch guteRahmenbedingungen die Probleme und dieZukunftsfähigkeit der Vereine langfristig anpa-cken. Dazu sollte gehören:

• Die Kommune klärt und modernisiert internihre Aufgaben und Abläufe für die Vereinsar-beit. Sie sorgt dabei für Personal, entwederintern aus der Verwaltung oder als Koopera-tion angelegt mit z.B. einer Freiwilligen-agentur oder einem Seniorenbüro.

• Die Kommune setzt die Vereinsentwicklungauf die politische Agenda und überzeugtdie Fraktionen sich dafür einzusetzen.

• Dazu gehört auch die Weiterentwicklung derVereinsförderung. Gerade unter dem Vorbe-halt der „freiwillige Leistung“ müssen dieKommunen sich damit auseinandersetzen,ob ihre Leistungen „angemessen“ sind. EineSonderstellung hat dabei die Nutzung vonSportstätten, wegen der „überragendenBedeutung für das Gemeinwesen“9 Wäh-rend des Modellprojektes überarbeitetenzwei Kommunen ihre Vereinsförderung mitdem neuen Fokus einer vorrangigen Unter-stützung von Jugendarbeit.

• Die Kommune vereinbart mit den Vereinsver-tretern verlässliche und wiederkehrende Mög-lichkeiten zum Austausch und zu Kooperatio-nen der Vereine untereinander. Sie sorgt fürdie Organisation und bezahlbare oder kosten-lose Räumlichkeiten in diesem Prozess.

Die Verwaltung von Daten und die Organisationvon Veranstaltungen, die dem Austausch derVereine dienen erfordert einiges an Aufwand.Der kann weder von einzelnen Vereinen nochvon den Vereinsringen eines Dorfes geleistetwerden. Es ist die Kommune, die das Potenzialhat – und die Verantwortung – diesen Part zuübernehmen.

Je nach örtlicher Entwicklung kann es sein, dassdie Vereine nicht gut auf die Verwaltung bzw.Politik zu sprechen sind. In Zeiten klammer Kas-sen muss so manche Kommune ihre freiwilligenLeistungen für die Vereine kürzen und stehtdaraufhin in der Kritik. Mit ihrem Angebot derBegleitung der Vereine und mit den Plattformenfür gegenseitigen Austausch, kann sie demetwas entgegensetzen.

Die besondere Rolle der Kommune ist dabeinicht primär in den organisatorischen Dienstleis-tungen zu sehen, sondern als Initiatorin des Pro-zesses und in der Ermöglichung des Austauschszwischen den Vereinen.

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LandesEhrenamtsagentur HessenOtto-Fleck-Schneise 460528 Frankfurt am MainTel.: 069 6789426Email: landesehrenamtsagenturhessen@gemeinsam-aktiv.dewww.gemeinsam-aktiv.de

Landesarbeitsgemeinschaft der Frei -willigenagenturen Hessen (Lagfa Hessen)Elsa Brandström Straße 1835578 WetzlarTel.: 06441 959295www.lagfa-hessen.de

Claudia KochTel.: 06047 9770010Email: [email protected]

EltvilleBarbara LiljeAmtsleiterin Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Kultur und TourismusDer Magistrat der Stadt Eltville am RheinGutenbergstraße 13Besucheradresse: Schwalbacher Str. 4065343 Eltville am RheinTel.: 06123 697 100Fax: 06123 697 199E-Mail: [email protected]

GudensbergStadt Gudensberg,Lisa Völske (Leitung Stadtmarketing, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit)Tel.: 05603 / 933-141, E-Mail: [email protected]

GrünbergSilke Arbeiter-LöffertKinder- und Jugendbüro der Stadt Grünberg,Tel.: 06401 / 90 32 30Email: [email protected]

UsingenStadt UsingenUte HarmelEhrenamtsbüroWilhelmjstraße 161250 UsingenTel.: 06081/1024-1011Fax: 06081/1024-9010E-Mail: [email protected]

RonshausenMarkus BeckerBürgermeisterGemeindeverwaltung RonshausenEisenacher Straße 12a36217 RonshausenTel.: 06622 92 31 0Fax: 06622 92 31 20www.ronshausen.deEmail: [email protected]

unter Mitarbeit von Rainer LangEmail: [email protected]

Werra-Meißner-KreisOmnibus – die FreiwilligenagenturEvangelische Familienbildungsstätte-MehrgenerationenhausAn den Anlagen 14a37269 EschwegeTel.: 05651 - 33770-02Email.: [email protected]

Ansprechpartner und Adressen

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LandesEhrenamtsagentur HessenOtto-Fleck-Schneise 460528 Frankfurt am MainTel.: 069 6789426Email: [email protected]

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