„Gegossenes“ oder „gepresstes“ Glas - Glasrelief mit dem ... · der Marchesi del Carretto...

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Pressglas-Korrespondenz 2002-1 Stand 26.02.2002 pk-2002-1.doc Seite 37 von 146 Seiten Siegmar Geiselberger Jan. 2002 „Gegossenes“ oder „gepresstes“ Glas - Glasrelief mit dem Portrait Louis XIV. von Bernardo Perrotto: Bernardo Perrotto, der jüdische Glasmacher aus Altare, das Geschlecht der Gonzaga und die Glasfiguren aus Orléans und Nevers Zusammenfassung der in Literatur und Internet gefundenen Informationen Abb. 2002-1/056 Ausschnitt aus Brockhaus 1894, Karte Norditalien, von unten links im Uhrzeigersinn: Altare, auf der Nordseite der Ligurischen Alpen westlich von Genua, Casale-Montferrato, Mantua, Guastalla, Pisa / Lucca, Genua Altare liegt westlich von Genua auf der Nordseite der Ligurischen Alpen und gehörte im Mittelalter zur Herr- schaft der Markgrafen von Montferrat (heute in Ligu- rien). Es lag damals in einem waldreichen Gebiet im Gebirge, isoliert von anderen Dörfern (altare = hoher Platz). Nach dem Ende der Einfälle von Ungarn und Sa- razenen und der Vertreibung der Sarazenen von Sardi- nien und Korsika begann im 12. Jhdt. im Golf von Ge- nua eine Zeit ruhiger Stabilität. 1130 bauten Benedikti- ner Mönche auf der Insel Bergeggi eine Kirche. [1] Nach einer Überlieferung begann damit das Glasmachen in Altare. Akten erwähnen 1173 einen Nicola Vitrearius und 1178 einen Pietro Vitrearius. [alpidimare 2001] Nach einer anderen Überlieferung begann das Glasma- chen in Altare erst im 13. Jhdt.. „Es ist wahrscheinlich, dass die Glasmacher von Altare ihre Geheimnisse direkt aus dem Vorderen Orient hatten.“ [Bénard 1989, S. 19] Die Händler von Genua, der mit Pisa (1017-1290) und Venedig (1261-1381) konkurrierenden See- und Han- delsmacht im Mittelmeer, übernahmen „bicchieri, ori- nali, pinte, vetri rotondi per finestre“. [2] Auf der Rück- fahrt über das Mittelmeer wurde Soda aus Pflanzen- asche aus Ägypten, Syrien, Katalonien und der Pro- vence gebracht. Die Glasmacher von Altare schmolzen von Anfang an das Rohglas selbst, im Unterschied zu Venedig, das Rohglas aus Syrien und Dalmatien bezog bis Jacobo de la Calcara erst 1280 den ersten Glasofen für Fritte in Betrieb nahm. [16] Durch den Einfall der Mongolen in Syrien / Mesopotamien 1259/1260 verfiel die Glasherstellung in Aleppo und Damaskus / Syrien. Charakteristisch für das Glashandwerk in Altare war seine Ausdehnung im 13. Jhdt. Gefertigt wurde farblo- ses und grünes Glas [vetro bianco e verde; alpidimare 2001]. Als Gläser wurden geliefert „anfore pisane, bic- chieri, amole, boccali, ampolle da chiesa, bicchieri e ca- lici delle più svariate qualità, alle phiale per nave, alle

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Siegmar Geiselberger Jan. 2002

„Gegossenes“ oder „gepresstes“ Glas -Glasrelief mit dem Portrait Louis XIV. von Bernardo Perrotto:Bernardo Perrotto, der jüdische Glasmacher aus Altare,das Geschlecht der Gonzaga und die Glasfiguren aus Orléans und Nevers

Zusammenfassung der in Literatur und Internet gefundenen Informationen

Abb. 2002-1/056Ausschnitt aus Brockhaus 1894, Karte Norditalien, von unten links im Uhrzeigersinn:Altare, auf der Nordseite der Ligurischen Alpen westlich von Genua, Casale-Montferrato, Mantua, Guastalla, Pisa / Lucca, Genua

Altare liegt westlich von Genua auf der Nordseite derLigurischen Alpen und gehörte im Mittelalter zur Herr-schaft der Markgrafen von Montferrat (heute in Ligu-rien). Es lag damals in einem waldreichen Gebiet imGebirge, isoliert von anderen Dörfern (altare = hoherPlatz). Nach dem Ende der Einfälle von Ungarn und Sa-razenen und der Vertreibung der Sarazenen von Sardi-nien und Korsika begann im 12. Jhdt. im Golf von Ge-nua eine Zeit ruhiger Stabilität. 1130 bauten Benedikti-ner Mönche auf der Insel Bergeggi eine Kirche. [1]Nach einer Überlieferung begann damit das Glasmachenin Altare. Akten erwähnen 1173 einen Nicola Vitreariusund 1178 einen Pietro Vitrearius. [alpidimare 2001]Nach einer anderen Überlieferung begann das Glasma-chen in Altare erst im 13. Jhdt.. „Es ist wahrscheinlich,dass die Glasmacher von Altare ihre Geheimnisse direktaus dem Vorderen Orient hatten.“ [Bénard 1989, S. 19]Die Händler von Genua, der mit Pisa (1017-1290) und

Venedig (1261-1381) konkurrierenden See- und Han-delsmacht im Mittelmeer, übernahmen „bicchieri, ori-nali, pinte, vetri rotondi per finestre“. [2] Auf der Rück-fahrt über das Mittelmeer wurde Soda aus Pflanzen-asche aus Ägypten, Syrien, Katalonien und der Pro-vence gebracht. Die Glasmacher von Altare schmolzenvon Anfang an das Rohglas selbst, im Unterschied zuVenedig, das Rohglas aus Syrien und Dalmatien bezogbis Jacobo de la Calcara erst 1280 den ersten Glasofenfür Fritte in Betrieb nahm. [16] Durch den Einfall derMongolen in Syrien / Mesopotamien 1259/1260 verfieldie Glasherstellung in Aleppo und Damaskus / Syrien.Charakteristisch für das Glashandwerk in Altare warseine Ausdehnung im 13. Jhdt. Gefertigt wurde farblo-ses und grünes Glas [vetro bianco e verde; alpidimare2001]. Als Gläser wurden geliefert „anfore pisane, bic-chieri, amole, boccali, ampolle da chiesa, bicchieri e ca-lici delle più svariate qualità, alle phiale per nave, alle

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tazze, tazzette, piatti, fiaschi, saliere, ampolle, lampadeda nave, da Giudei, alla veneziana, agli scacchi per fi-latori di seta, alle rotelle per regolare lo stoppino dellelampade, articoli di farmochimica“. [4, 5, 6, 7] (Gläserkann man im Museo nella Chiesa S. Sebastiano finden)Im 16. Jhdt. breitete sich der Handel mit Glas aus Altarein ganz Italien aus. [8]

Abb. 2002-1/057Innenstadt von Altare

Die „Università d’Altare“Glasmacher wie Lanzarotto Beda arbeiteten im Jahr1440 unter dem Schutz der Mönche. [3] Die Glasma-cher bildeten eine Genossenschaft [corporazione] undsicherten sich ihre Freiheit gegenüber den Herrschaftender Marchesi del Carretto und der Signori del Monfer-rato. Ihre Gemeinschaft wurde als „Università“ be-zeichnet. Erst 1856 bildeten die Glasmacher eine förm-liche „Cooperative“. Im Unterschied zu Venedig warden Glasmachern aus Altare das Auswandern erlaubt.1495-1512 legte die Herrschaft von Montferrat, Gug-lielmo VII. Paleologos, in den „Statute dell’Arte Vitrea“das Recht der Glasmacher auf Selbstregierung fest.Jährlich wurden 6 Consuln gewählt. Glasmacher, diedas Statut verletzten, z.B. Geheimnisse des Glasma-chens verrieten, wurden schwer bestraft vom Einziehendes Besitzes bis zur Tötung. Glasmachen war auf dieZeit zwischen St. Martin (11. Nov.) und St. Johannes(24. Juni) festgesetzt. Im Sommer wurden die Glasöfenrepariert und Vorräte beschafft. [altevitrie2001/glass_univ.htm, alpidimare 2001, Kurinsky 2002;das Statut von 1512 ist erhalten. Das Statut blieb inKraft bis 1823, als die „Università“ nach einem Streitzwischen Glasmachern und Bauern von König CarloFelice von Savoyen aufgehoben wurde. altevitrie2001/glass_univ.htm]

In Lyon, Melun, Nevers, Orléans, Paris, Poitiers, Liège,Antwerpen, Maastricht, Amsterdam und Köln wurdenHandels- und Herstellungs-Niederlassungen gegründetund Glas in venezianischer Art verbreitet ["cristallino"di Venezia]. [10, 11; Saroldi 2001-1] „Die Glasmacheraus Altare wanderten zeitweilig freiwillig aus und bil-

deten Mannschaften, die sich in Frankreich niederlie-ßen, um Glasöfen zu betreiben. [Sie nahmen aber auchGlasmacher auf, die aus anderen Ländern auswandernmussten.] Altare praktizierte eine technische Zusam-menarbeit, während Venedig nur nach Vorherrschaft imHandel trachtete.“ [Bénard 1989, S. 19; gremaud 2001]1569 gingen Glasmacher von Altare erstmals nach Li-ège (Nicola Francisci), 1579 erstmals nach Nevers.[Bénard 1989, S. 19 f.]

Abb. 2002-1/058Università d‘Altare

Abb. 2002-1/059Glasfabrik SAV in Altare

Am 24. Dezember 1856 gründeten 12 Glasmacher-Familien aus Altare die „Società Artistico-Vetraria Alta-re“ (SAV). Gleichzeitig wurde das Glaswerk der Fami-lien Berruti, Lodi, Massari, Sarolsi und Bormioli ge-schlossen. Die SAV produzierte Gläser, Schalen, Fla-schen, Krüge, Töpfe, Gläser für chemische Labors u.a.Anfang 1880 war die SAV im früheren Glaswerk Lodiuntergebracht. 1880 wurde ein neues Gebäude eröffnet.1887 wurde der erste Boetius-Glasofen errichtet. Erhatte Häfen für 6 verschiedene Farben. In den 1930-erJahren wurden die ersten halb-automatischen Maschi-nen eingerichtet, die bis 1978 arbeiteten, als die SAVgeschlossen wurde. [Saroldi 2001-2]

Zum Glasmachen in Altare gab es bereits Ende des 19.Jhdts. Ausstellungen in Turin (1858), Mailand (1881),Palermo (1891) und Turin (1911). [alpidimare 2001]Heute beschäftigt sich das Instituto per lo studio delVetro e dell’Arte Vetraria (ISVAV) mit Glas aus Altare.[alpidimare 2001; www.altevitrie.net 2001] Luigi Zec-chin, P. M. Bondois, J. Bénard und J. Barrelet haben

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ausführliche Biographien über Bernardo Perrotto ver-fasst. Von Zecchin, Barrelet und Bénard wird das Bildeines großen Glasreliefs von Perrotto mit dem „gegos-senen“ Portrait Louis XIV. gezeigt. Nach Prof. Dr.Theuerkauff, SMPK Berlin, gibt es ähnliche Glasreliefs„von Ludwig XIV. und Charles I. von England in Mu-seen in Paris, Orleans, London und Corning“.

Abb. 2002-1/060Villa Rosa in Altare

Wie kamen die Glasmacher nach Altare?Von dem normannischen Kreuzfahrer Roger II., Königvon Sizilien und Neapel (1097-1154, reg. 1101 / 1130-1154), Neffe von Robert Guiscard und Sohn von RogerI. und Adelaide von Savoyen, waren beim 2. Kreuzzug1147 nach seinen Überfällen auf Dalmatien, Epirus,Korfu und Korinth sowie Tunis, Tripolis und Kairouan,Glasmacher und Seidenmacher aus Griechenland undNordafrika nach Sizilien geholt worden. Mit den ver-schleppten Handwerkern baute Roger II. in Unteritalieneine blühende Industrie auf, die später unter KaiserFriedrich II. (1194-1250, Sizilien 1198-1250) unterstaatliche Kontrolle und unter die Leitung von jüdischenFabrikanten, Händlern und Bankiers gestellt wurde. ZurZeit Rogers II. wetteiferten Palermo und Amalfi mit denHandelsmächten Genua, Pisa und Venedig. Ackerbau,Seidenmanfakturen sowie öffentliche Verwaltung undWissenschaft wurden als „die berühmtesten in ganz Eu-ropa“ angesehen. Nach den Niederlagen der Normannen(1194), der Hohenstaufen (1268) und schließlich derAnjou (1282) gegen die Spanier (Peter III. von Aragon)zogen viele jüdische Handwerker und Händler in dieToscana und von dort nach Bologna, Genua, San Da-niele, Venedig und später nach Montferrat und Savoyen,aber auch zurück nach Theben, Thessaloniki und Kon-stantinopel in Griechenland. [Kurinsky 2002; Brockhaus1894, Bd. 13, S. 918; Krimm 1982, S. 129] In denQuellen werden die Juden allerdings meistens als Ara-ber, Syrer oder Palästinenser bezeichnet.

Die Markgrafen von Montferrat wurden 967 von KaiserOtto I. eingesetzt, später standen sie auf Seiten der Ho-henstaufen. Mehrere von ihnen zeichneten sich auf

Kreuzzügen aus, so Konrad v. M., der 1192 von Assas-sinen ermordet wurde, und Bonifatius, einer der Führerdes 4. Kreuzzuges. Wilhelm III. bekam ein Lehen inGaliläa und seine Sippe herrschte dort noch lange Zeit.Ein Montferrat wurde „König von Thessaloniki“ undein anderer „Prinz von Jerusalem“. Von diesem Mark-grafen von Montferrat sollen nach einem Kreuzzug jü-dische Glasmacher aus Palästina mitgebracht wordensein. [Bénard 1989, S. 19; zit. n. Wood 1984] Sie bil-deten 800 Jahre lang eine abgeschlossene Gemeinde inAltare, später „Università d’Altare“ genannt.

Abb. 2002-1/061Synagoge von Altare

Die jüdischen Gemeinden von Altare und Ca-sale-Montferrat1536 kam Montferrat an Mantua. Unter der Herrschaftder Markgrafen und Herzöge von Montferrat und späterder Gonzaga von Mantua gab es in Casale-Montferrato(und in Allessandria) eine große, freie, jüdische Ge-meinde, die das Zentrum jüdischen Lebens in der Regi-on und einzigartig in Europa war. Nirgends wurden Ju-den weniger verfolgt und viele hatten Privilegien, fest-gehalten in „patente di familiare“. Die Herzöge derGonzaga führten Kriege mit Mailand und übernahmenvon dort jüdische Flüchtlinge. Auch sephardische Juden,die im 15. Jhdt. aus Spanien und 1567 unter spanischerHerrschaft der Doria aus Genua vertrieben wurden, lie-ßen sich in Montferrat bzw. als Glasmacher in Altarenieder. Erst 1659 erlaubte Genua nach dem Ende derspanischen Herrschaft wieder jüdischen Glasmachernaus Pisa das Arbeiten in der Stadt. [Brockhaus 1894,Bd. 11, S. 1019; hebrewhistory 2001; Kurinsky 1991;Kurinsky 2002]

Unter dem Druck der katholischen Kirche wurden diejüdischen Glasmacher endgültig 1597 zur Aufgabe ihresGlaubens gezwungen. Viele Glasmacher wanderten indie Provence, in die Niederlande oder nach England aus.Einige von ihnen gaben sich als Hugenotten aus, weil

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beispielsweise die Einwanderung von Juden in Englandverboten war. [Kurinsky 1991 u. 2002]

In Casale-Montferrato gab es eine großartige Synagoge,die erst während der Besatzung durch deutsche NS-Truppen 1945 zerstört wurde. Inzwischen ist sie wiederaufgebaut und als jüdisches Museum eingerichtet. Inden zerstörten Nebengebäuden wurde nach 1945 die„geniza“ [Lager für heilige Bücher] mit den vollständi-gen Dokumenten der jüdischen Gemeinde von 1589 bis1933 und viele andere Dokumente der Stadt entdeckt.[Kurinsky 2002]

Viele Juden waren Seidenmacher, deren Vorfahren überFlorenz und Bologna nach Norditalien gekommen wa-ren. Zwei der jüdischen Glasmacher-Familien wurdenvon den Gonzaga durch „patente di familiare“ privile-giert, die Dagnias und die Perrottos. [Kurinsky 1991]

Ein Oduardo Dagnia und seine vier Söhne verließen I-talien und begannen in England Glas in Weald,Stourbridge, und in Newcastle zu machen. Ein BernardoPerrotto folgte seinem Onkel nach Frankreich, wo er dasGießen von Glas für Spiegel und Fensterscheiben ent-wickelte. 1669 bekam Perrotto dafür ein königlichesPatent. Später entwickelte Perrotto Glasgemenge für o-pak-weißes Glas („porcelaine en verre „) und rubinrotesGlas („rouge des Anciens „). Ein Zweig der FamiliePerrotto ging nach England und spielte eine wichtigeRolle in der Glasindustrie von Bristol und Stourbridge.Ein Da Costa ging nach England zu Ravenscroft. [Ku-rinsky 1991 u. 2002]

Abb. 2002-1/062Flakon m. Sonne [flacon gourde]bernstein-farbenes Glas, H 13,2 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 51 u. 110, Abb. 16Musée Ariana, Genf

Glasmacher aus Altare in FrankreichIn der Königlichen Manufaktur Orléans arbeiteten mitPrivileg des französischen Königs Louis XIV. die bei-den Glasmacher Jean Castellan und sein Neffe BernardoPerrotto, 1619 in Altare geboren [Bénard 1989, S. erra-tum u. S. 13]. In Frankreich nannte sich die Familie Per-rot. Perrot wurde von der l’Académie Royale des Scien-ces 1687 für seine Erfindung ausgezeichnet, Glas fürSpiegel zu gießen [vetro colato su tavola; alpidimare2001 ̧ altevitrie 2001]. Aus dieser Erfindung entstand

durch Förderung von König Louis XIV. (1638, reg.1643-1715) und Minister Jean Baptiste Colbert (1619,reg. 1643-1683) 1665 die erste Spiegelglasmanufakturin Frankreich [Flachglas 1987, S. 76], später (1692) dieSpiegelglashütte St. Gobain, die noch heute einen dergrößten europäischen Glas-Konzerne beherrscht.

Abb. 2002-1/063Parfumflakon m. Silbermontierung, Wappen der Stadt Or-léans, H 9 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 42 u. 110, Abb. 8Musée Ariana, Genf

Bis dahin hatte es zur Herstellung von Scheiben fürFenster und Spiegel nur drei unzureichende Verfahrengegeben: Butzenscheiben, das Aufschneiden von langenZylindern, das die venezianischen Glasmacher entwi-ckelten und das Auftreiben von Mond- oder Kronglas,„verre à plat, par la rotation sur un pontil d’une massede verre assez importante, préalablement soufflée enforme de vase à large fond plat, le centre plus épais duplateau sur lequel se voit encore la trace du pontil.“

1330 ließ Philippe de Cacquerey (auch Caqueray, Ca-querel, Caqueret, Caquerez, Cazeray), Herr von St. Im-mes (St. Ymes), mit einem Privileg des Königs PhilippeVI. de Valois (1293, reg. 1328-1350, der erste Valois,unter ihm begann der Hundert-jährige Krieg) in derGlashütte La Haye (auch La Haye pres Bézu la Forêt o-der Fontaine-du-Houx) in der Haute Normandie imMondglas-Verfahren Scheiben mit 40-60 cm Durch-messer fertigen («Plats de Verre appelé Verre de Fran-ce»). In der Glashütte wurde bis 1805 gearbeitet. DieFamilie Cacquerey kam wie der König aus dem Valois,aus der Gegend von Soissons und Pierrefonds, heute Pi-cardie, wo andere Mitglieder der Familie in den Wäl-dern von Retz und Compiègne ebenfalls Glashütten be-trieben. Vorfahren sollen bei der Schlacht von Hastings1066 mitgekämpft und 1191 Richard Coeur de Lion ge-dient haben. Spätere Caquerels gingen als Glasmachernach Rethel, ins Nivernais und in die Bourgogne. [gre-maud 2001; www.uhb.fr/alc/medieval/mirouen.htm;www.herve.gros.nom.fr/verriers1.htm; http://sourdeac.-multimania.com/H_genealogie/les_cacqueray.html; Ko-kanosky 2000]

Die zerschnittenen und mit Bleiruten gefassten Mond-glas-Scheiben waren zum größten Teil in Kirchen und

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Prunksälen (z.B. Wladislaw-Saal, Prager Hradschin,1490-1502) eingesetzt worden. Für die großen Fenster-und Spiegelflächen der „Galerie des glaces“ (Spiegel-galerie) im Schloss Versailles (1671-1715) von LouisXIV. wurden mehr und größere, verspiegelte Glasschei-ben erforderlich. [Flachglas 1987, S. 18, 24, 25 u. 39]Versailles wurde 1678-1708 von Jules Hardouin-Mansart vergrößert, darunter um die Spiegelgalerie.Gläser nach dem Verfahren von Bernardo Perrotto zumGießen von Glas wurden allerdings erst im „Cabinet duConseil“ verwendet, [Bénard 1989, S. 31] in der Lite-ratur oft ungenau wiedergegeben.

Abb. 2002-1/064Parfumflakon als Muschel u. Sonnebernstein-farbenes Glas, H 7 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 49 u. 110, Abb. 8, private Sammlung

Abb. 2002-1/065Parfumflakon als Mönchbernstein-farbenes Glas, H 11 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 51 u. 110, Abb. 15Musée Ariana, Genf

Der berühmte Bernardo PerrottoBernardo Perrotto fertigte zuerst in Liège, dann in Ne-vers und später in Orléans in Lampenarbeit aus Glasröh-ren und -stäben Imitationen von Edelsteinen und Figu-ren aus opak-weißem Glas. Die Berichte von Drahotová1982 und Kerssenbrock 2000 beziehen sich auf dieseGläser und auf ihn.

„Mit dem Begriff Goldrubin, genauer gesagt mit demEdelstein Rubin, verbindet sich seit alters her die Vor-stellung von Heilkraft - hier liegen die Wurzeln der mo-dernen Edelsteintherapie -und Magie. Sie wurde später,nachdem man Hohlgefäße aus massivem Goldrubinglasherstellen konnte, auch auf diese übertragen. Seit Aris-toteles sahen die Alchimisten und Kabbalisten im Steinder Weisen, dem Lapis philosophicum, eine Materie o-der ein Auflösungsmittel, nämlich die rote Tinktur desGoldes, die den Urstoff aller Dinge enthalte, alles inseine Bestandteile auflösen, alle Krankheiten entfernen,die Menschen verjüngen und unsterblich machen unddie unedlen Metalle in Gold und Silber verwandelnkönne. Diese Vorstellung reicht weit ins Barock hineinund beeinflusste auch die chemischen Experimente undempirischen Forschungen Johann Kunckels und JohannFriedrich Böttgers. Dass der eine die Voraussetzungenschuf, Hohlgläser aus Goldrubin herzustellen, und derandere das europäische Porzellan erfand, hängt unmit-telbar damit zusammen, dass beide sich ursprünglich alsGoldmacher betätigt hatten. Zur Überzeugung der Al-chimisten gehörte außerdem, dass der Lapis philosophi-cum - nach dem zum Beispiel Kunckel am DresdenerHof gesucht hatte - rot sei, dass ein Zusammenhangzwischen dem Gold und der roten Farbe des Karfunkel-steins oder Rubins bestehe und der Rubin folglich ähnli-che wundersame Eigenschaften besitze wie der Steindes Weisen. [...] Wenn damals über Rubinfluss ge-schrieben wurde, dann betraf das ausnahmslos eine roteGlasschmelze zur Herstellung von künstlichen Rubinen.Dazu brauchte man keine Glashütte, sondern einenTonkrug oder -Tiegel, der, nachdem man das Gemengeeingelegt und ihn mit einem Deckel und frischem Lehmluftdicht verschlossen hatte, im offenen Feuer erhitztwurde. Das Verschließen war deshalb wichtig, weil kei-ne Rauchgase an die Schmelze herankommen durften.Nachdem der Inhalt geschmolzen und abgekühlt war,bestanden Glas und Tongefäß aus einem festen Klum-pen, den man zerschlug. Man klaubte die Glasbrockenheraus und schliff daraus Edelsteine - auch künstlicheRubine. Diese Methode eignete sich nicht zur Herstel-lung von Hohlgläsern, und es war ja die große glastech-nische Leistung Kunckels, dieses Prinzip so verbessertzu haben, dass ausreichende Mengen Rubinglasschmel-ze zur Verfügung standen, um daraus Gläser zu blasen.“[Spiegl 2002]

„Opalglas erfreute sich in den 70-er Jahren des 17.Jhdts. großer Beliebtheit. Es wurde in Venedig und auchin Frankreich hergestellt, wo seine Produktion mit demNamen des bekannten Glasmachers Bernard Perrot ver-bunden ist. Nach einem überlieferten Bericht führteMme. Perrot 1686 den siamesischen Gesandten durchdie Glashütte und zeigte ihm vollendete Imitationen ori-entalischen Porzellans, Email- und Kristallgläser, A-chat-, Opal-, Rubin- sowie Lapislazuliglas und zuletztNachahmungen verschiedenster Edelsteine. Aufgrunddieses Berichts werden die als Tafelschmuck dienendenopakweißen Glasfiguren auf farblosen, mit Rubintupfenim gekniffenen Dekor verzierten Sockeln Bernard Per-rot zugeschrieben. 1671 bzw. 1686 erhielten PerrotsKonkurrenten Paul bzw. sein Sohn Nicolas Massolay(Mazzolao) in Orleans, ein Mitglied der Venezianer

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Familie Mazzola, ebenfalls das Privileg zur Herstellungvon Porzellan-Nachahmungen; er produzierte bis zumJahre 1729 opakweiße Gläser zuerst in Orleans, dann inParis und Rouen. Während des ganzen ersten Drittelsdes 18. Jhdts. stellte man weiße Hochzeitsbecher mitvolkstümlich gemaltem Emaildekor insbesondere in derNormandie und in Lothringen her. Gleichzeitig gab eseine Produktion von bemalten, mit Palmetten-Motivenverzierten Milchgläsern, die auf Nicolas MassolaysHütte zurückgehen dürften. An die französischen Vor-bilder lehnte sich die Herstellung von Opal- und Milch-glas in den südböhmischen Hütten der 70-er und 80-erJahre des 17. Jhdts. an.“ [Drahotová 1982, S. 153 f.;Bénard 1989, S. 28 f., 55 f. u. 94 f.] [SG: 1666 kam mitFörderung Louis XIV. der Glasmachermeister JeanBaptiste Mazzolay aus Venedig (Murano). Unter derSchirmherrschaft der Zisterzienser von Clairvaux, denEigentümern, gründete er die „Manufacture Royale enCristaux de Bayel“ mit einem Adelsbrief von LouisXIV. und einem Privileg für Herstellung und Vertriebzwischen Chaumont und Paris. PK 2001-5, S. 6]

Abb. 2002-1/066Becher m. Wappentierenfarbloses Glas, H 7,6 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 52 u. 110, Abb. 17Musée Ariana, Genf

„Die Glasproduktion in Frankreich wurde stark von Ita-lien beeinflusst. Der italienische Glasmacher aus AltareBernardo Perrotto ging mit seinem Wissen über dieHerstellung der verschiedenen Arten farbigen Glaseszuerst nach Liège, später nach Nevers und 1662 nachOrléans. Perrot - wie er sich in Frankreich nannte - kanneine Reihe von Erfindungen zugeschrieben werden undohne Zweifel war er imstande, rotes, transparentes Glas[red translucent] herzustellen. Ein Privileg, das Perrotvon Louis XIV. 1668 gewährt wurde, erwähnt, dass „il aacquis la connoissance de [...] teindre le verre en cou-leur rouge transparente interieurement et dans sa sub-stance, invention qui auroit été usitée par les anciens,mais qui seroit perdue et n'auroit été retrouvée jusqu'àpresent“. [Bondois, Paul, Les verreries nivernaise et or-léanaise au XVIIe siècle, in: Revue d’histoire économi-que et sociale 20, 1932, S. 84] Dieses rote Glas der Al-ten [„verre rouge des anciens“] steht für das kupferru-bin-farbene Glas der Fenster mittelalterlicher Kathed-ralen. Die Beschreibung „interieurement et dans sa sub-stance“ bedeutet einfach die Tatsache, dass das Glasnicht eine bemalte, farbig emaillierte Oberfläche hat,

sondern dass die Farbe Bestandteil des Glases selbst ist.Ein Artikel im „Mercure Galant“ 1689 (sic!) beziehtsich wieder auf das „Rot der Alten“ [Rouge des An-ciens], fügt aber hinzu, dass Perrot außerdem Glas „encouleur de rubis“ machte. [Troisième partie du voyagedes Ambassadeurs de Siam en France (...); MercureGalant Dezember 1686, S. 85] Dies war wie es scheintkein einfaches Goldrubinglas, sondern Teil einer riesi-gen Breite von Glasfarben, die Edelsteinen ähnlich wa-ren. Mit diesem Glas sollten die Glasobjekte Perrots ausPorzellanglas [porcelain glass] dekoriert werden, die„diejenigen aus Asien so gut imitierten“ [„imitate sogood those from Asia“]. Perrot könnte deshalb kleineMengen goldrubin-farbenes Glas gemacht haben, abernichts was den mitteleuropäischen Glasgefäßen aus Ru-binglas vergleichbar war.“ [Kerssenbrock 2000, S. 385f.]

Abb. 2002-1/067Glasfigur einer Mohrinopak-weißes Glas in Holzrahmenvielleicht Bernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst,Berlin, SMPK

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Abb. 2002-1/068Köpfeopak-weißes u. opak-schwarzes Glas, H 6 cmNevers oder Orléans, Anfang 18. Jhdt.aus Barrelet 1964, S. 265, Abb. 13 u. 14Sammlung Barrelet, Paris

Wer hat das Glasgießen erfunden?Der betrogene Bernardo PerrottoNach Brockhaus 1894, Bd. 8, S. 48, wurde das Glasgie-ßen 1688 von Louis Lucas de Néhou in Paris erfunden.Auch nach Flachglas 1987, S. 92, 93 wurde das Glas-gießen für große Glasspiegel von Louis Lucas de Néhouin Paris erfunden, dargestellt in der Encyclopédie vond’Alembert und Diderot 1773. Nach anderen Quellenwar der Erfinder Abraham Thévart. Vor allem italieni-sche Quellen schreiben die Erfindung Perrotto zu.

„Ein Glasmacher in Orléans, Bernard Perrot, erfand1688 das Giessen von Glas auf eine Metall-Platte [leverre coulé sur une plaque de métal]. Dieses Verfahrenwurde nach der Mitte des 18. Jhdts. von der Manufactu-re Royale de Saint-Gobain übernommen.“ [csantilli2001]

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Abb. 2002-1/069Glasrelief [Médaillon], Portrait von Louis XIV. (1638-1715)«Cristal moulé en creux, de forme ovale» [Kristallglas ge-formt in Hohlform, ovale Form], H 37 cm, B 30,5 cmBernard Perrot, Orléans, um 1680Bénard 1989, Einband

N. Bénard 1989, S. 44, gibt es in Frankreich 3 erhalteneGlasreliefs von Louis XIV.:Musée Historique de l‘OrléanaisCompagnie de Saint-GobainPrivatsammlung Me Savot, Orléans

„Eine wichtige Erfindung wurde Ende des 17. Jhdts. inFrankreich gemacht, durch einen Glasmacher in Or-léans, Bernard Perrot, der Neffe eines Glasmachers ausNevers, der 1647 aus Altare gekommen war. Perrot be-saß 1668 auch ein Privileg für rotes Emaille auf Glas[privilège d’émaillage en rouge du verre]. Er hatte die I-dee, eine Glasmasse auf eine Metallplatte zu gießen, dieein Motiv trug, z.B. das Bild Louis XIV. [de couler unemasse de verre bien affiné sur une plaque de métal por-tant un motif en creux, par exemple l’effigie de LouisXIV], was ihm 1688 ein neues Privileg einbrachte.“[gremaud 2001]

„Perrotto zeichnete sich in Frankreich aus, wo er wäh-rend der Regierung von Louis XIV. 1647 zusammen mitseinem Onkel Castellano die „Manufacture Royale desGlaces et des Miroirs“ betrieb. Nach einer 15 Jahre lan-gen gemeinsamen Arbeit verließ er seinen Onkel underhielt am 13. Juli 1662 zwei Privilegien zum Betriebeiner eigenen Glashütte in Orléans. In dieser Glasfabrik[factory] verbesserte er das Glasmachen durch das Gie-ßen von einfachem und verarbeitetem Glas [casting bothplain and wrought glass].“ [tiscali 2001]

Abb. 2002-1/070Glasrelief [Médaillon], Portrait von Louis XIV.«Cristal moulé en creux, de forme ovale» [Kristallglas ge-formt in Hohlform, ovale Form]Bernard Perrot, Orléans, um 1680Sammlung Corning Museum of Glass

«Le Roi Soleil est en buste, de profil à droite, portant unecuirasse métallique sur laquelle retombent une cravatte la-vallière et les boucles de la perruque.» [Der Sonnenkönigist als Büste dargestellt, trägt einen metallenen Brustpanzer(Kürass), darüber eine Halsbinde / Kravatte und die Lockender Perücke]

„In den Berichten der Académie Royale des Sciences deParis finden wir diese Notiz: 2. April 1687. M. Perrot,Glasmeister der königlichen Glashütte in Orléans[maitre de la verrerie royale] zeigte uns eine neue An-wendung seiner Künste, d.h. das Gießen von Kristallund Glas in Scheiben [casting of crystal and glass intosheets] so, dass er sie hohl [?] wie Kameen machte [thusmaking them hollow like cameos]. Jede Art von Formkann hergestellt werden - Ornamente, Waffen, Inschrif-ten usw. [any kind of shape can be represented - orna-ments, arms, inscriptions, etc.] Die Académie gewährteihm ein Zertifikat. Für diese Erfindung bekam er zweiPatente am 7. Dezember 1668 und am 22. September1672, später verlängert für weitere 10 Jahre. Rund zweiMonate nach seiner letzten Konzession wurde jedochdas Recht zur Nutzung der Erfindungen von Perrottoauch anderen Glasmachern gewährt. Es ist klar, dass derMinister der Finanzen Jean Baptiste Colbert, der als Be-gründer der Industrie in Frankreich betrachtet wird, an-dere befähigte Glasmacher aus Altare und Venedig ein-geladen hatte, um ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken[to do them out of their secrets] und um eine französi-sche Glasmanufaktur aufzubauen, was tatsächlich ge-schah.“ [tiscali 2001]

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„Tatsächlich wurde unter der Protektion des Sohnes vonColbert, dem Marquis von Segnelay (sic!), die „Manu-facture Royale des Glaces“ der Leitung von Nicolas duNoyer in der Normandie übergeben und ein andererGlasofen wurde von Richard Lucas de Néhou betrieben.Beide brauchten sowohl Lizenzen als auch Finanzmittel.Colbert fand eine diplomatische Lösung durch den Zu-sammenschluss der beiden Unternehmen am 23. Sep-tember 1667. Das Unternehmen von Thévart hatte einenharten Start. Der Ausschuss bei der Herstellung war be-trächtlich und die Geldgeber waren nicht zufrieden. DieKosten wurden durch die Verlagerung der Glasfabriken[glassworks] zum Schloss von Saint Gobain in der Pi-cardie verringert, wo die Kosten der Glasmacher, derRohmaterialien und des Heizmaterials niedriger waren,es wurden Steuererleichterungen und andere Begünsti-gungen gewährt.“ [tiscali 2001]

Abb. 2002-1/071Kind auf einem Fass (Bacchus)opak-weißes u. rubinrotes Glas, H 18,5 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 56 u. 110, Abb. 20Musée de la Céramique, Rouen

„Dem jüdischen Flüchtling aus Venedig AbrahamThévart wurde eine königliche Lizenz zum Glasmachengewährt, unterschrieben von Louis XIV. und seinemMinister Colbert. Dieses Privileg - heute im Museumder Compagnie St. Gobain zu sehen - erlaubte Thévartdie Gründung einer Manufaktur nahe dem Chateau ofSt. Gobain. Die berühmten Spiegel von Versaillesmachte Thévart. Nach ihm übernahm sein [vermutlichchristlicher] Schwiegersohn Lucas de Néhou die Lei-tung.“ [Kurinsky 1991]

„Am 1. May 1695 wurden die Unternehmen von DeBagneux und Thévart verboten [suppressed] und die„Manufacture Royale des Glaces de France“ unter derLeitung von François Plastrier mit einer Lizenz auf 30Jahre in Saint Gobain eingerichtet. Bernardo Perrottowurden seine Lizenzen für das Gießen von Glas entzo-gen und seine Werkzeuge und Produkte wurden einge-

zogen. Seine Proteste und Klagen blieben ungehört. Alseinzige Anerkennung erhielt Perrotto eine lebenslangeRente von 500 Lire, später erhöht auf 800 Lire, die ereinige wenige Jahre genoss, bis er am 10. November1709 starb. Nicht nur wurde ihm verwehrt, den Nutzenaus seinen Erfindungen zu ziehen, er wurde in französi-schen Veröffentlichungen nicht einmal erwähnt und sei-ne Erfindung wurde entweder Thévart oder De Néhouzugeschrieben. Erst 1890 wurde durch Henry Havard[12; Bénard 1989, S. 15] das Glasmachen durch Gießendem „Bernard Perrot, Directeur de la Verreried’Orléans“ zugeschrieben.“ [tiscali 2001]

Abb. 2002-1/072Kind m. Tablett u. Fußschaleopak-weißes u. farbloses Glas, H 17 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt.aus Bénard 1989, S. 57 u. 111, Abb. 21, private Sammlung

Abb. 2002-1/073Frauenbüste m. Leuchtermanschetteopak-weißes u. farbloses Glas, H 11 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt. aus Bénard 1989, S. 61 u. 111, Abb. 27Musée National Adrien-Dubouché, Limoges

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Abb. 2002-1/074Figur eines Chinesen / Siamesenopak-weißes, rubinrotes u. farbloses Glas, H 22 cmBernard Perrot, Orléans, 17. Jhdt. (1686?)aus Barrelet 1964, S. 263Musée des Arts Décoratifs, Paris, Sammlung Carnot

„Das Gießen von Scheiben für Spiegel wurde in Frank-reich von Abraham Thévart um 1688 entwickelt undführte zur Gründung der Glaswerke St. Gobain, die derhauptsächliche Hersteller bis zum Ende des 18. Jhdts.wurden, bis es auch in England eingeführt wurde. Bis1691 wurden Scheiben von bis dahin nie da gewesenerGröße hergestellt. Bei dieser Methode wurde Glas aufMetalltische gegossen, mit Rollen eben ausgebreitet,abgekühlt, geschliffen und poliert. Die Verzerrung desBildes, die man oft in frühem Tafelglas beobachtenkann, auch wenn es vollkommen flach und eben ist,wird durch die unvollkommene Mischung des Rohmate-rials verursacht. Das mechanische Rühren geschmolze-nen Glases wurde erst 1798 von Guinand eingeführt und1805 verbessert. Chance bekam 1838 ein britisches Pa-tent für den Prozess, aber dieser wurde erst 10 Jahrespäter allgemein angewandt.“ [Seeley 2001]

„Lucas de Nehou (1641-1728) wurde im Herrenhaus dela Houque (Manche, Basse Normandie) geboren. Er warein Neffe des Richard, Sieur de Nehou, der die Fabrika-tion von Spiegeln beherrschte, die bis dahin ein italieni-sches Monopol war. Lucas de Nehou wurde vom Mar-quis de Seiqueley (sic!) protegiert und war der erste,dem in Frankreich von König Louis XIV. erlaubt wurde,farbloses Glas [verre blanc] zu fertigen. Dieses Privilegbehielt er sein ganzes Leben lang. 1655 beherrschte erdie Technik der Herstellung von Spiegeln [glaces à mi-roir]. 1688 leitete er eine neue Manufaktur für großeSpiegel mit mehr als 40 x 60 cm, wobei das Glas gegos-sen statt geblasen wurde [coulant le verre au lieu de lesouffler]. 1693 wurde das Unternehmen in „Manufactu-re Royale“ umbenannt und in Saint-Gobain eingerichtet.Dort blieb Lucas de Nehou Direktor bis zu seinem Tod1728.“ [http://lyc-lucas-de-nehou.scola.ac-paris.fr/-historiq.htm#CV]

„Jean Baptiste Colbert (Finanzminister unter LouisXIV.) machte grundsätzliche Anstrengungen, Spiegelherstellen zu lassen [...] um das Handelsdefizit mit Ve-nedig zu verringern. Auf Anordnung von Colbert grün-deten die Glasmacher [gentilshommes verriers] Nehouaus der Normandie in Tourlaville bei Cherbourg eineManufacture Royale des Glaces. Sie entwickeltenschnell Spiegel guter Qualität und die Venezianer warengezwungen, in ihre Heimat zurück zu kehren. Louis-Lucas de Nehou entwickelte die Technik des Gießensvon Glas und befreite so die französische Produktionvollständig vom venezianischen Monopol.“[www.alphaverre.ch/Histoire_00.html]

„Der Forst von Brix erstreckte sich fast undurchdring-lich im Tal des Flusses Trottebecq, von Cherbourg bisBrix und Valognes, über ein großes Gebiet der Nor-mandie aus, in dem nach dem Journal des Gilles deGouberville viele Glashütten arbeiteten. Das Journal desGilles de Gouberville berichtet auch, dass es 1560 in ei-nem kleinen Dorf südlich von Tourlaville, über demFluss Trottebecq und angrenzend an den Forst von Brix,eine kleine Glashütte gab, von der das Dorf den Namen„La Verrerie“ bekam. Später arbeitete die Glasmacher-familie Belleville in der Glashütte bis 1616. Danachging die Glashütte an die Glasmacherfamilie Caqueray.In der Mitte des 17. Jhdts. leitete Antoine de Caqueraydas Unternehmen. Bei seinem Tod 1653 erhielt RichardLucas, Sieur de Néhou, von Louis XIV. ein Privileg zurGründung einer Fabrik für Spiegel, Fensterscheiben undKristall [glaces, cristaux, verre à vitres; «toutes sortes decristaux, verres à vitres et à lunettes»]. Die Rohmateria-lien weißer Sand, Farnkraut, Seegras, Salz und Kaolin[sable blanc, fougères, varech, sel, Kaolin] waren vor-handen. Der Transport der Spiegel - immer sehr schwie-rig - wurde vom Hafen Cherbourg aus über das Meerbetrieben und von Le Havre nach Paris auf der Seine.

Richard Lucas de Néhou entwickelte und fertigte dieersten farblosen Fensterscheiben [premiers verresblancs], die im Val-de-Grâce in Paris eingebaut wurden.1665 ließ Colbert durch Nicolas du Noyer die «Manu-facture Royale des glaces à miroir» in der VorstadtSaint-Antoine von Paris gründen. Colbert wollte denGlasmachern aus Venedig und Murano, die die Fabri-

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kation von Spiegeln beherrschten, ihr Geheimnis entlo-cken. [...] verlegte Nicolas du Noyer sein Unternehmenan einen besser geeigneten Platz in Tourlaville. 1666verpflichtete Colbert die «Compagnie Royale de Paris»,mit dem Glasmacher [gentilhomme verrier] Richard Lu-cas de Néhou Verbindung aufzunehmen, der ein könig-liches Privileg für Tourlaville besaß [...].

Richard Lucas de Néhou übernahm den Dienst als Di-rektor der «Compagnie Royale des Glaces». Die FamilieLucas lernte alle Prozesse der Fabrikation der Venezia-ner zu beherrschen und die «Manufacture Royale» fer-tigte alle optischen Gläser, die im Observatorium vonParis gebraucht wurden, das Colbert 1671 mit GianDomenico Cassini gründen ließ. 1673 konnte Colbertmit Stolz sagen: «Nos glaces sont maintenant plus par-faites que celles de Venise». [Unsere Spiegel sind bes-ser als die Spiegel aus Venedig] Louis Lucas de Néhouwidmete sich weiteren Verbesserungen, bis mit den Er-gebnissen eine blühende nationale Industrie geschaffenwurde. Die ersten vier großen Spiegel wurden dem Kö-nig Louis XIV. übergeben. Sie sind in der «Galerie desglaces» in Versailles eingebaut.

Um 1750 beschäftigte die «Manufacture Royale deTourlaville» rund 500 Personen, Arbeiter, alte Soldaten,Frauen und Kinder. 200 Pferde zogen die Karren. Um1806 fertigte die Fabrik vor allem Fensterscheiben undFlaschen [verres à vitres et des bouteilles]. 1829 schlif-fen und polierten die übrig gebliebenen 160 Glasmacherdie rohen Spiegel anderer Unternehmen. Aber nach Pe-rioden unterschiedlichen Gedeihens und Niedergangswurde die Manufaktur 1830 endgültig geschlossen unddas übrig gebliebene Peronal nach Saint-Gobain beor-dert. 1831 berichten die Annalen von Manche: «La Ma-nufacture de glaces de Tourlaville n’existe plus». 1834wurde die alte Fabrik zusammen mit 72 Hektar Land für108.350 Gold-Francs verkauft.“[http://perso.wanadoo.fr/la-glacerie/historique.htm]

Abb. 2002-1/075Glasfabrik Saint Gobain

„1665 gründete Colbert, einer der Minister von LouisXIV. eine königliche Spiegelglasfabrik. 1695 schlosssich die Fabrik mit einem zweiten Unternehmen zu-sammen, das 1692 auf dem Gelände des SchlossesSaint-Gobain, Aisne, gegründet wurde und sich auf gro-ße Spiegel spezialisiert hatte. Das neue Unternehmenvervollkommnete den Prozess des Glasgießens auf ei-nem Tisch, erfunden 1688 ...“ [www.saint-gobain-vitrage.com/us/histoire.html]

„Gegründet 1665 durch Louis XIV. auf Betreiben vonColbert, der das Monopol von Venedig bekämpfenwollte, bekam die „Compagnie des glaces de Saint-Gobain“ das Privileg zur Fabrikation von Flachglas undSpiegeln. Sie wurde eine "Manufacture Royale" und ex-portierte nach ganz Europa. Anfang des 19. Jhdts. er-möglichte die Nutzung von industriell hergestelltem So-da [soude] - erfunden von Gay-Lussac - eine neue Aus-dehnung. Saint-Gobain baute 1822 bzw. 1830 unter derLeitung von Gay-Lussac eine eigene Herstellung inCharlesfontaine und Chauny auf. 1830 wird Saint-Gobain eine Aktiengesellschaft. 1843 wird Gay-LussacPräsident von Saint-Gobain.“ [www.bibliotheque.-polytechnique.fr/associations/gaylussac/pages/-GlacesGL.html]

Auch mit der „alten“ aufgegebenen Glashütte von SaintGobain hatte die Glasmacher-Familie Cacquerel Ver-bindungen. Ein italienischer Glasmacher, Nachkommevon Jacques Dorlodo, der 1476 in Vendresse und O-mont (Ardennes) gearbeitet hatte, Marc de Dordolot,Herr von Gloriettes (Louvergny) und von Essarts beiRethel heiratete Louise de Cacquerel. Zusammen mitGlasmachern der Familien Beauvais, Thyzac und Bros-sard zogen sie 1639 in den Forst von Saint Gobain. IhreErben Jean und Jeanne Dordolot wurden vom KönigLouis XIII. als Adelige bestätigt und erhielten 1604 dasRecht auf eine Glashütte in Flins bei Fère, wo sie mitJean Cacquerel und Maubry Colnet zusammen arbeite-ten. [Kokanosky 2000]

Jean-Baptiste Colbert und der MerkantilismusJean Baptiste Colbert (geb. 1619 in Reims - gest. 1683in Paris) stammte aus einer bürgerlichen Familie. 1651wurde er von Kardinal Mazarin (1602-1661, reg. 1642-1661) mit der Verwaltung seiner persönlichen Angele-genheiten und Finanzen beauftragt. Colbert wurde dabeireich und Baron von Seignelay. Bei seinem Tod emp-fahl Mazarin Colbert dem jungen König Louis XIV.Colbert reformierte als erstes die aus dem Mittelalterhergekommene Besteuerung und stärkte damit die Fi-nanzen des Königs und des Staates. Er betrieb den Sturzvon Nicolas Fouquet, bis dahin „surintendant des finan-ces“. Colbert wurde Intendant der Finanzen, 1665 wur-de er „Contrôleur Général des Finances“. Zur Stärkungder Macht Frankreichs und seiner Position gegen dieNiederlande im Welthandel betrieb er die Reorganisati-on von Fertigung und Handel. Dies bedeutete einerseitsdie Herstellung von Waren mit hoher Qualität, ander-seits den Ausbau von Straßen, Kanälen und Häfen so-wie den Aufbau einer Handelsflotte und die Eroberungvon überseeischen Kolonien. Dazu förderte Colbert dieZuwanderung von ausländischen Handwerkern, förderteprivate Industrien mit Privilegien und ließ staatlicheManufakturen gründen. 1664 wurden die französischenCompagnie des Indes orientales und die Compagnie desIndes occidentales gegründet, 1669 die Compagnie duNord und 1673 die Compagnie du Sénégal, später ande-re Handelsunternehmen für das östliche Mittelmeer unddas nördliche Europa. Der Wettbewerb mit Einfuhrzöl-len und staatlicher Förderung führte 1672-1678 zumKrieg mit den Niederlanden. Colbert schuf neue Indust-rien (Tapisseries de Beauvais, des Gobelins, Glaces de

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Saint-Gobain, Draperies à Abbeville et Sedan, Soieriesde Lyon), er erhöhte mit seinen Maßnahmen das Natio-nalprodukt und den Außenhandel. Bei Colberts Tod warFrankreich die erste Kolonialmacht der Welt.

Seit 1668 förderte Colbert als Staatssekretär der Marinedie Macht Frankreichs auf den Weltmeeren durch denAufbau einer Schiffsbauindustrie für eine Kriegsflotteund den weiteren Ausbau von Häfen. 1669 machte derKönig Colbert verantwortlich für die königlichen Bau-ten und die Förderung von Wissenschaften und Künsten(„surintendant des Bâtiments du roi, arts et manufactu-res“).

Der älteste Sohn von Colbert, Jean Baptiste Marquis deSeignelay (1651-1690), folgte 1683 seinem Vater alsStaatssekretär der Marine und 1689 als Sekretär desStaates. Er soll an der Gründung des Glaswerks Saint-Gobain beteiligt gewesen sein. [Zusammenfassung ausbritannica CD 2000 u. Brockhaus 1894]

Anmerkungen1 A. Ferretto, Documenti intorno alle relazioni tra

Alba e Genova, in Bibl. della Società StoricaSub. a cura di F. Gabotto, Pinerolo, 1906, XXIII,vol I, doc. I, p.1F. Noberasco, L’isola di Liguria e la badia diSant’Eugenio, in "Atti della Società Savonese diStoria Patria", Savona, 1830, vol. XII, p.163C. Varaldo, Il patrimonio terriero dell’Abbazia diS. Eugenio "De Insula Liguria", in "Italia Bene-dettina", II, Liguria Monastica, Cesena, 1979, p.315

2 A. S. G., N. De Porta, 23-4-12883 F. Podestà, Il porto di Genova, Genova, 1913,

pp. 326-3274 S. Fossati, T. Mannoni, Lo scavo della Vetreria

Medievale di Monte Lecco, in "Archeologia me-dievale", II, 1975

5 A.S.S., L. Rusca, 9-6-1371; 23-2-1375.6 G. Malandra, I vetrai di Altare, Savona, 1983, p.

997 M. Badano Brondi, Storia e tecniche del vetro

preindustriale. Dalla Liguria a Newcastle, Geno-va, 1999, p. 31

8 Cfr. G. Malandra, op.cit.A. Mallarini, L’Arte Vetraria Altarese, Albenga1995

9 Statuta Artis Vitreae Loci Altaris – 15 febbraio1495La pergamena originale si trova nell’Archivio diStato di Torino, Monferrato, Feudi, mazzo 5,fasc. 2

10 Cfr. A. Boutillier, La Verrerie et les gentilshom-mes verriers de Nevers, Nevers, 1885H. Schuermans, Les medailles en verre d’Altare,

in "Révue Belge de numismatique, Liegi, 1885E. Gerspach, L’art de la Verrerie, Parigi, 1885F. Pholien, La verrerie au pays de Liège, Liegi,1899J. Barrelet, La verrerie en France de l’époqueGallo-Romaine à nos jours, Parigi, 1953R. Chambon, L’histoire de la Verrerie en Belgi-que du IIème siècle à nos jours, Bruxelles, 1955G. R. Villequey, Verre et verriers de Lorraine,Parigi, 1971J. Philippe, Histoire et art du verre, Liège, 1982

11 J. Habets, Venetiaanse glasfabrieken te Maast-richt (1640-1700), in "De Maasgouw 6", 1888, p.1012P. Doppler, Glasblazers te Maastricht in 1667, in"De Maasgouw 41", 1921, p. 14J. Brouwers, Een glasblazerij te Smeermaas(1656), in "Limburg" 49, 1970, p. 267O. Drahotova, L’art du verre in Europe, Parigi,1983, p. 104J. M. Baart, Una vetreria di tradizione italiana adAmsterdam, in "Archeologia e storia della pro-duzione del vetro preindustriale", a.c. di M.Mendera, Atti del Convegno Internazionale,L’attività vetraria medievale in Valdelsa, Firen-ze, 1991, pp. 423-425.

12 Histoire de l’Académie Royale des Sciences, Pa-ris, 1733, Tome II, p.20 Ms.PerrotE. Gerspach, op.cit., p. 213Henry Havard, Dictionnaire de l’ameublement etde la décoration, Paris, 1890, T. IV, col. 1561E. Fremy, Histoire de la manifacture royale desglaces de France, Paris, 1909, p. 262P. M. Bondois, Les Verreries nivernaise et orlèa-naise au XVII siècle – Jean Castellan et BernardPerrot, Paris, 1932, pp. 2-7L. Zecchin, Bernardo Perrotto, vetraio altarese,Estratto dal "Giornale economico", Venezia1950, pp. 35-36J. Barrelet, op.cit. p. 83J. Barrelet, Un virtuose de la Verrerie au tempsde Louis XIV: Bernard Perrot, in Connaissancedes Arts, 78, agosto, 1958A. Gasparetto, Il vetro di Murano dalle origini,Venezia, 1958, pp. 170-171

13 W. A. Thorpe, A History of English and IrishGlass, London, 1929, I, pp. 142-195

14 H. Newmann,The Dictionary of Glass, London,1977, pag. 192

15 W. A. Thorpe, op. cit., I, pp. 119-124Gasparetto, op. cit., p. 109

16 Kurinsky, Samuel, Jüdische Glasmacher in Ve-nedig, www.hebrewhistory.org/factpapers/-29venzia.htm#ch1

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Siegmar Geiselberger Januar 2002

Zeittafel zu Bernardo Perrotto:1565 Lodovico Gonzaga-Nevers holt Glasmacher aus Alta-

re und italienische Fayencemacher nach Nevers1569 Glasmacher von Altare gingen erstmals nach Liège

(Nicola Francisci) [Bénard 1989, S. 19, 20]1579 Glasmacher von Altare gingen erstmals nach Nevers.

[Bénard 1989, S. 19]1612 Antonio Neri veröffentlicht in Florenz „L‘Arte vitraria“1627 Maria Gonzaga-Nevers holt Glasmacher aus Altare

nach Nevers, darunter Giovanni Castellano1630 Jean Bonhomme übernimmt die beiden Glashütten

der Glasmacher von Altare in Liègedie beiden Söhne von Jean Bonhomme fertigen Glasin Liège, Huy, Antwerpen, Brüssel, Bois-Le-Duc,Maastricht, Mézieres u. Verdun [Bénard 1989, S. 20

1619 Bernardo Perrotto wird in Altare als Sohn von Fran-cesco Perrotto geboren [Bénard 1989, S. erratum]

1651 Bernardo Perrotto erneuert seinen Vertrag mit seinemOnkel Jean Castellan in Nevers [Bénard 1989, S. 13]

1656 die Rechte von Bernardo Perrotto und seinem OnkelJean Castellan an der Glashütte Nevers werden er-neut bestätigt [Bénard 1989, S. 13 u. 21]

1662-1668

Antonio Neri, „L‘Arte vitraria“, wird von ChristopherMerret ins Englische und ins Lateinische übersetztund 1668 in Amsterdam veröffentlicht [Bénard 1989,S. 97]

1662 Bernardo Perrotto bekommt das Recht zur Gründungeiner Glashütte in Orléans, die Glashütte wird vonseinen Nachfolgern bis 1754 betriebenPerrot fertigt „Rouge des anciens“, „émaux sur cuiv-re“, „porcelain de verre“, „statuettes en verre blanc delait“, Perrot führt das Blasen in Formen wieder ein, erentwickelt das Gießen von Glas [Bénard 1989, S. 13,17 u. 55]

1666 Bernardo Perrotto wird Franzose und geadelt(Seigneur de Beauvoir à Olivet) [Bénard 1989, S. 13]

1666 Bernardo Perrotto bekommt ein Monopol „sur laLoire“ auf 30 Jahre [Bénard 1989, S. 13]

1672 Jean Castellan stirbt [Bénard 1989, S. 23]1672 das Privileg für Bernardo Perrotto wird um 20 Jahre

verlängert, es wird auf ganz Frankreich ausgedehnt,aber ohne Monopol „sur la Loire“ [Bénard 1989, S.13]

1668 Bernardo Perrotto bekommt ein Patent für das Gie-ßen von Spiegelglas („coulage des glaces“) [Bénard1989, S. 13]

1671 Paolo Mazzolao de la Motta (Paul Massolay) aus Ve-nedig bekommt das Recht zur Gründung einer zwei-ten Glashütte in Orléans [Bénard 1989, S. 28, 94 f.]

167116721673

Bernardo Perrotto bekommt ein Patent für das Gie-ßen von Glas [Bénard 1989, S. 13]

1678-1708

Versailles wird von Jules Hardouin-Mansart, demGroßneffen von François Mansart, vergrößert, dar-unter die SpiegelgalerieGläser nach dem Verfahren von Bernardo Perrottozum Gießen von Glas werden erst im „Cabinet duConseil“ verwendet [Bénard 1989, S. 31]

1679 Antonio Neri, „L‘Arte vitraria“, wird von Johann Kun-ckel aus dem Lateinischen (Merret 1662-1668) insDeutsche übersetzt und in Leipzig veröffentlicht[Bénard 1989, S. 97]

1688 Bernardo Perrotto bekommt ein Patent für das Gie-ßen von Glas [Bénard 1989, S. 13]

1693 Abraham Thévart beginnt das Gießen von Glas in derManufacture Royale des glaces de Saint-Gobain[Bénard 1989, S. 30]

1695 Beschlagnahme der Mittel der Fabrikation von Ber-nardo Perrotto durch die Manufacture Royale desglaces de Saint-Gobain [Bénard 1989, S. 13 u. 30]

1696/1702

Bernardo Perrotto bekommt eine staatliche Pensionvon 500 Livre, ab 1703 von 650 Livre [Bénard 1989,S. 13 u. 30]

um1700

Paul Massolay stirbt [Bénard 1989, S. 95]

1702 Marie Clouet, die Frau von Bernardo Perrotto stirbt[Bénard 1989, S. 15]

1709 Bernardo Perrotto stirbt in Orléans „im Alter von 71Jahren“ lt. Kirchenbuch [Bénard 1989, S. erratum]

1710 die Privilegen von Bernardo Perrotto werden für seineNeffen Jean Perrot u. Jaques Jourdan erneuert[Bénard 1989, S. 15]

1710 in Fay-aux-Loges im Wald bei Orléans wird von denPerrots eine 2. Glashütte geründet (La Cour Saint-Jacques) [Bénard 1989, S. 15 u. 32 f.]

1720 die Glashütte von Perrot u. seinen Nachfolgern inOrléans wird aufgegeben [Bénard 1989, S. 94]

1726 die Glashütte von Jean Castellan u. seinen Nachfol-gern in Nevers geht bankrott [Bénard 1989, S. 23]

1730 Nicolas Massolay stirbt [Bénard 1989, S. 95]1738 Verkauf der Glashütte La Cour Saint-Jacques in Fay-

aux-Loges [Bénard 1989, S. 15]1740 Brand der Glashütte La Cour Saint-Jacques in Fay-

aux-Loges [Bénard 1989, S. 15]1741 Wiederaufbau der Glashütte La Cour Saint-Jacques

in Dauberterie Fay-aux-Loges (Clos de la Coquinière)[Bénard 1989, S. 15]

1752 Antonio Neri, „L‘Arte vitraria“, wird von Barond‘Holbach ins Französische übersetzt und in der En-cyclopédie veröffentlicht [Bénard 1989, S. 97]

1754 die Glashütte von Bernardo Perrotto in Fay-aux-Loges bei Orléans wird von seinen Nachfolgern auf-gegeben [Bénard 1989, S. 13, 15, 17, 94]

Abb. 2002-1/075 xSpiegel-Herstellung nach dem Verfahren der Glasfabrik Saint Gobain

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Gonzaga, Mantua, Montferrat, Nevers, Perrotto

Abb. 2002-1/076Ausschnitt aus der Karte Italien 1494 (Velhagen u. Klasing)die Herrschaft Gonzaga in Oberitalien: westlich Casale-Montferrato, östlich Mantua u. Guastalla

Gonzaga, ein italienisches Fürstengeschlecht mit Herr-schaft in Mantua (1328-1708), in Montferrat (1536-1708) und Guastalla (1539-1746). Der Name wird ab-geleitet vom Schloss [castle] Gonzaga, in einem Dorfbei Mantua in der Lombardei. Luigi / Lodovico I. Gon-zaga (1267-1360) ermordete 1328 den letzten Bonacossiund wurde Generalkapitän von Mantua, bestätigt vonKaiser Ludwig dem Bayern. Nachfolger waren GuyGonzaga (1291-1369), Lodovico II. (1334-1382) undFranceso I. (1363-1407). 1433 machte Kaiser Sigis-mund des Hl. Römischen Reiches Gian FrancescoGonzaga (1395-1444) zum Marchese [marquis, Mark-graf] von Mantua. Lodovico III. der Türke (1414-1478)kämpfte im Dienste von Venedig und Florenz gegen dieOsmanen. Francesco Gonzaga (1466-1519) heiratete I-sabella d’Este. Im Krieg um die Herrschaft in Italienbesiegten unter seiner Führung alliierte Truppen 1495König Charles VIII. von Frankreich bei Fornovo. Umdie Unabhängigkeit seiner Herrschaft in Mantua zu si-chern, kämpfte Francesco Gonzaga auch für Venedig,für Frankreich und für Papst Julius II. Der Hof vonMantua wurde unter der Herrschaft von FrancescoGonzaga und Isabella d’Este berühmt. Ihr Sohn undNachfolger Federico / Federigo Gonzaga (1500-1540)wurde 1530 von Kaiser Karl V. zum Herzog von Man-tua und 1536 zum Markgrafen von Montferrat erho-ben, das bis dahin einer verwandten Familie gehörte undvon Savoyen [Savoja] beansprucht wurde. 1574 wurdeMontferrat zum Herzogtum erhoben. Sein Bruder Kar-

dinal Ercole Gonzaga (1505-1563) war lange Regentdes Herzogtums. Er förderte Kunst und Wissenschaftund präsidierte 1562-1563 dem Konzil von Trient. Einjüngerer Bruder Ferrante Gonzaga (1507-1557) warGeneralissimus Kaiser Karls V. in Italien, Frankreichund Flandern. Er erwarb 1539 die Grafschaft vonGuastalla, die bis zum Erlöschen des Geschlechts 1746erhalten blieb. 1748 wurde Guastalla vom Herzog vonParma annektiert. Mit Vincenzo II. Gonzaga (1594-1627) erlosch 1627 die männliche Linie des älterenZweiges in Mantua und Montferrat. Um sein Erbe wur-de Krieg geführt zwischen Herzog Carlo I. von Nevers,unterstützt von Frankreich und Venedig, und Spanien-Österreich. [encyclopedia 2001; Brockhaus 1894, Bd. 8,S. 158]

Lodovico Gonzaga (1539-1595) von Mantua heiratete1565 die Erbin Henriette von Cleve und wurde Herzogvon Nevers. Er holte Glasmacher aus Altare und die Fa-yencemacher Conrade und Saroldo nach Nevers. MariaGonzaga (1609-1660), Tochter von Francesco IV.Gonzaga, einzige Erbin der älteren Linie, heiratete 1627Carlo II. Gonzaga, Herzog von Rethel, (1609-1631)und holte nach 1627 den Glasmacher Giovanni Castel-lano nach Nevers, der weitere Glasmacher aus Altaregeholt hat - darunter Bernardo Perrotto. Nevers wurdedamals von Besuchern als „Petit Murano“ bezeichnet.Die Tochter von Maria und Carlo II. Gonzaga EleonoraMagdalena von Mantua-Nevers-Gonzaga (1630-1686)

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wurde 1651 Kaiserin als 3. Gemahlin von Kaiser Ferdi-nand III. von Habsburg / Österreich (1608-1657).

Die Linie Nevers-Rethel beanspruchte 1627 die Nach-folge in Mantua und Montferrat. Frankreich und Vene-dig unterstützten die Gonzaga, während Spanien undÖsterreich den Zweig Guastalla unterstützte. Die LinieNevers-Rethel siegte schließlich im Vertrag von Che-rasco (1631) nach einem Krieg zwischen Frankreichund Spanien und herrschte über Mantua and Montferratbis zum Erlöschen 1708 während des Spanischen Erb-

folgekrieges. Der letzte Karl IV. Gonzaga starb 1708ohne Erben. 1703 annektierte Österreich Mantua undSavoyen Montferrat, was im Frieden von Utrecht 1713bestätigt wurde. Ab 1720 wurde Savoyen Königreich,Mantua kam zur österreichischen Provinz Lombardei.[encyclopedia 2001; Brockhaus 1894, Bd. 11, S. 567 u.1019; www.italiadonna.it; www.kaisergruft.at; Bénard1989, S. 20 f.; www2.webpark.cz/miramarek/-genealogie/ancest/franzstephen.html - 9k; www.kaiser-gruft.at/kaisergruft/eleonora2.htm; www.italiadonna.it/-public/percorsi/biografie/f049.htm]

NeversAbb. 2002-1/077Ausschnitt aus der Karte Frankreich um 1500 (Fordham)die Herrschaft Gonzaga in Frankreich: Nevers u. Rethel

Nachdem die Grafen von Nevers / Nivernais in männli-cher Linie erloschen waren und die Grafschaft 1491 ei-

nem Grafen aus dem Hause Cleve zugefallen war, erhobKönig Franz I. die Grafschaft 1530 zur Pairie und zum

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Herzogtum. Der erste Herzog von Nevers heiratete einePrinzessin von Bourbon-Vendôme. Seine Enkelin Hen-riette von Cleve heiratete auf Antrieb der Katharinavon Medici 1565 Lodovico Gonzaga (1539-1595) ausMantua, der damit Herzog von Nevers und später Gou-verneur der Champagne wurde. Als 1627 mit VincenzoII. die Linie Mantua der Gonzaga ausstarb, erhob derSohn von Lodovico Carlo I. von Nevers Anspruch aufdie Herrschaft in Mantua und Montferrat. Im Mantuani-schen Erbfolgekrieg (1628-1631) sicherte er seine Herr-schaft in Mantua durch den Vertrag von Cherasco

(1631). Carlo I. starb 1637. Kardinal Jules Mazarin(Giulio Raimondo, 1602-1661), von 1642/43 bis 1661der Berater der Regentin Anna von Österreich und desjungen Königs Louis XIV., kaufte 1659 das HerzogtumNevers von Carlo III. und vererbte es an die Mancini,die es bis 1798 hielten. Mazarin war erstmals 1630 wäh-rend des Mantuanischen Erbfolgekrieges an den Hof inParis zu Kardinal Richelieu gekommen. Er handelte denFrieden von Cherasco aus. [Brockhaus 1894, Bd. 12, S.299 u. Britannica 2000]

Nevers - Figuren aus opakweißem GlasAus Encyclopaedia Britannica CD 2000

Abb. 2002-1/078Figur eines Bettlersopak-weißes u. -farbiges Glas in LampenarbeitNevers, Frankreich, 17. Jhdt.Sammlung Corning Museum of GlassAbbildung Corning Museum of Glass; zit. n. Mickelsen 2002

Figuren aus opakweißem Glas wurden in Nevers, Frank-reich, vom späten 16. Jhdt. bis zum frühen 19. Jhdt.hergestellt. Sie waren nur einige Zoll hoch und wurdenirrtümlich für feines Porzellan gehalten, wurden jedochaus Glasstäben und -röhren [glass rods and tubes] undoft auf Befestigungen aus Draht [on a wire armature]gemacht. Die Themen der Gläser sind religiös, mytho-logisch, historisch, allegorisch oder anekdotisch. Wiedie Fayence aus Nevers sind die Ursprünge der Glasfi-guren auf den Einfluss italienischer Glasmacher des 16.Jhdts. - besonders auf die Familie Sarode - zurück zuführen. Die ersten bekannten französischen Glasmacherin Nevers waren Jean Prestereau (1595) und sein SohnLéon. Nach der Legende spielte der französische KönigLouis XIII. (1601-1643, reg. 1610-1643, Regenten Ma-

ria de Medici und Kardinal Richelieu) als Kind mit glä-sernen Tieren aus Nevers. Ähnliche Glasobjekte wurdenauch an anderen Stellen Frankreichs gemacht und es istschwierig, sie von Glasfiguren aus Nevers zu unter-scheiden, obwohl diese gewöhnlich - wie Fayence ausNevers - stumpf gelb, weiß, rot oder blau sind.

Abb. 2002-1/079Glasmacher bei Lampenarbeit [lampworkers], 17. Jhdt.Sammlung Corning Museum of GlassAbbildung Corning Museum of Glass; zit. n. Mickelsen 2002

SG: Die Glasfiguren aus Nevers wurden als sog. Lam-penglas oder Lampenarbeit [lamp work] auf einemDrahtgestell gemacht. Sie waren nicht lampengeblasenund auch nicht gepresst oder gegossen.

„Im 16. Jhdt. waren die Wälder in Europa bereits in ei-nem alarmierenden Niedergang und die zunehmendenKosten für die schwindenden Vorräte von Holz machtendie Lampenarbeit zu einer sehr attraktiven Option. DieLampenarbeit erlaubte die Herstellung von Gläsern, dievon einfachen Leuten gekauft werden konnten und zu

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Beginn des 18. Jhdts. wurden überall in Europa Indust-rien gegründet, die sich der Herstellung von kleinenNeuheiten [novelty] für den öffentlichen Verbrauchwidmeten. In der Stadt Nevers in Frankreich wurdenwinzige Figuren von Leuten und Haustieren [farm ani-mals] so populär, dass ihre Herstellung bis zum Beginndes 20. Jhdts. nicht abbrach. Das Dorf Lauscha, Thürin-gen, war vollständig damit beschäftigt, vor der LampeSchmuck für Weihnachten anzufertigen. In Venedigwurden in Lampenarbeit Perlen, Millefiori und winzigeMurrines gemacht, die wie Blumen aussahen.“ [Mickel-sen 2002]

S.a.Harold E. Henkes u. Julian Henderson, Inhabitants of aVenetian-Style souvenir bottle? A hoard of 17th / 18th-

century lampworked figurines excavated in Amsterdam,in: Annales 14e Congrès du AIHV, Lochem 2000, S.380 ff.

undLanmon, Dwight P. u. Whitehouse, David B., The Ro-bert Lehman Collection at the Metropolitan Museum ofArt, Volume XI: Glass, Princeton 1994„136 hochrangige Gläser hauptsächlich aus Venedig(16. & 17. Jahrhundert) u. nordeuropäische Gläser à lafaçon venice, außerdem lampengeblasene Figuren des18. Jhdts. aus Nevers, englisch, 342 S., 230 S/W Abb.,170 in Duoton u. 100 farbige Abb.“Antiquariat Versandbuchhandlung Kurt Götz. D-76133Karlsruhe, Bestellnr. 8795, EUR 188,16

Die Fayencen von Neversaus www.burgund-tourismus.com/patrimoine/nevers.htm, Dezember 2001

Die Kunst der Herstellung von Fayencen wurde in Ne-vers Ende des 16. Jh. von der aus Italien kommendenFamilie Conrade eingeführt, unter der Herrschaft derHerzoge des auch aus Italien stammenden Hauses derGonzaga (1565 - 1659), die hier die erste Fabrikations-stätte in Frankreich schufen.

Die Fayencen aus Nevers, mit glänzendem Dekor vonTiefblau - dem „Blau von Nevers“ -, Gelb und Grün aufweißem Grund, hatten den größten Erfolg zwischen1620 und 1730, um dann in Weiterentwicklung des Stilsneue Färbungen zu integrieren.

Das städtische „Musée municipal Frédéric Blandin“, ander „Promenade des Remparts“ gelegen, zeigt die Ent-wicklung der Fayencen von Nevers im Vergleich zuStücken anderer Manufakturen auf. Im Museum sindneben den Fayencen aus Nevers Kollektionen von Ob-jekten aus gezogenem Glas ausgestellt.

Die am Osterwochenende ungerader Jahre stattfindende„Biennale de la Faïence“ macht Nevers zum internatio-nalen Rendez-vous des an Fayencen interessiertenFachpublikums und des Amateurs.

Literaturangaben zu Perrotto, Altare, Gonzaga,Nevers ... im InternetDie oben zusammen gefassten Informationen wurden -bis es gelang, die Schriften von Bénard / Dragesco undvon Barrelet über Perrotto zu beschaffen - vor allem ausdem Internet zusammen gesucht. Dabei hat sich gezeigt,dass man zwar einiges Material findet, dass sich dieAngaben aber oft widersprechen und nie vollständigsind. Ein bezeichnendes Beispiel dafür sind die „Ge-schichten“ über Philippe de Caqueray oder über die Er-findung und Erfinder des Gießens von Spiegeln und die

Gründung von Saint-Gobain. Man sucht also stunden-lang und müsste schon zu Beginn wissen, was mansucht. Das gefundene Material hinterher zu ordnen,nimmt mehr Zeit in Anspruch als die Suche. Außerdemweiß man nicht, ob das Gefundene stimmt, weil ja kei-nerlei Literaturangaben angeführt sind. Wie also man-che Berichterstatter glauben, dass man Bücher durch dasInternet ersetzen könne, bleibt rätselhaft. Wahrschein-lich haben sie selber nie versucht, die von ihnen wieder-gegebenen Informationen im Internet zu finden oder siehaben alles übernommen, wie sie es gefunden haben.[Übersetzungen SG]

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Literaturangaben zu Perrotto, Altare, Gonzaga, Nevers ...

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