Agnes Meyer-Brandis - ResearchRaft FFUR

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ResearchRaft FFUR for subterranean Reefology u.V. | www.ffur.de The Moon Goose Experiment | eine bio-poetische Studie anlässlich der Expedition zur totalen Sonnenfinsternis in Novosibirsk 2008 in Kollaboration mit dem Zoo von Novosibirsk Agnes Meyer-Brandis - ResearchRaft FFUR [...] I found then by this Experience that which no Philosopher ever dreamed of, to wit, that those things which wee call heavie, do not sinke toward the Center of the Earth [...] Quelle: Francis Godwin’s “The Man in the Moone”, (1638)

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The Moon Goose Experiment | eine bio-poetische Studieanlässlich der Expedition zur totalen Sonnenfinsternis in Novosibirsk 2008

in Kollaboration mit dem Zoo von Novosibirsk

Agnes Meyer-Brandis - ResearchRaft FFUR

[...] I found then by this Experiencethat which no Philosopher ever

dreamed of, to wit, that those thingswhich wee call heavie, do not sinketoward the Center of the Earth [...] Quelle: Francis Godwin’s “The Man

in the Moone”, (1638)

ResearchRaft FFUR for subterranean Reefology u.V. | www.ffur.de Setup | Moon Goose Experiment

Moon Goose Experiment | eine bio-poetische Studie

Experiment Setup auf einem Feld bei Novosibirsk, 2008, ein Stuhl, 10-20 eingespannte Mondgänse und zusätzliche Ausrüstung

Allgemein: Beobachtung von Verhalten undReaktion der Mondgans unter dem Einfluss dertotalen Sonnenfinsternis in Sibirien, 2008.

Das Norm-Verhalten der Mondgans: Ähnlich demklassischen Verhalten von Zugvögeln, migrierenMondgänse jährlich von der Erde zum Mond undzurück (Referenz: Francis Godwin, nächste Seite).

Forschungsfokus während der Eklipse: Wird sichdie Mondgans ausserhalb ihres jährlichenFlugrythmuss´ frühzeitig in Flugformation begebenoder sogar Richtung Mond aufbrechen? WelcheStörung oder Veränderung bewirkt die Sonnen-finsternis auf deren Flugrouten, -rythmus und-verhalten? Ist die Mondgans besonders empfind-sam gegenüber kosmischen Phänomenen wie z.B.der Eklipse? Welches Verhalten wird erwartet undwelche aussergewöhnlichen Reaktionen werdendurch die Eklipse hervorgerufen?

Setup des Experiments zum Zeitpunkt derEklipse in Novosibirsk, 2008: Ein Stuhl steht auf einem Feld - einer weiten leerenLandschaft mit freiem Blick in Richtung West- undOstachse. 10-20 Mondgänse werden für einenmöglichen Abflug mit einem Fluggeschirr angeleint.Der Experimentator sitzt auf dem Stuhl, der mit demFluggeschirr verbunden ist. Er trägt einenSicherheitsanzug und ist mit Gurten festgeschnallt.Für den Fall eines “Take Offs” ist der Stuhl mit einemÜberlebenskit und einem Fallschirm ausgestattet.Mit an Bord sind Instrumente, um relevante Datenund meteorologische Observationen zu sammeln(Thermometer, Luxmeter, Anemometer). Das Setupwird mit 3 Kameras aus verschiedenen Perspektivenaufgezeichnet. Experiment begleitend, werden imZoo von Novosibirsk Recherchen und Interviews mitSpezialisten zu Vogelflug & Verhalten durchgeführt.Die Ergebnisse des Experiments werden für spätereAusstellungen (Video- und Gänse Installation) aus-gearbeitet.

harness

meteorologicalinstruments

ResearchRaft FFUR for subterranean Reefology u.V. | www.ffur.de F. Godwin | Moon Goose Experiment

Moon Goose Experiment | Hintergrund Information

Francis Godwin, lifted airbone by the mythical gansas birds, which migrate annually from the earth to the moonQuelle: Francis Godwin’s “The Man in the Moone”, (1599-1603)

Das Norm-Verhalten der MondgansEin Text von Franis Godwin (1599-1603), welcher alsErster das Phänomen der Schwerelosigkeit imWeltraum beschrieben hat:

[...] It was now the season that these Birds were wontto take their flight away, as our Cuckoes and swal-lowes doe in Spaine towards the Autumne. They (asafter I perceived) mindfull of their usuall voyage,even as I began to settle my selfe for the taking ofthem in, as it were with one consent, rose up, andhaving no other place higher to make toward, to myunspeakeable feare and amazement strooke boltupright, and never did linne towring upward, and stillupward, for the space, as I might guesse, of onewhole hower, toward the end of which time, meethought I might perceive them to labour lesse andlesse; till at length, O incredible thing, they forbaremoving any thing at al ! and yet remained unmove-able, as stedfastly, as if they had beene upon somany perches; the Lines slacked; neither I, nor the

Engine moved at all, but abode still as having nomanner of weight.[...]

[...] I found then by this Experience that which noPhilosopher ever dreamed of, to wit, that thosethings which wee call heavie, do not sinke toward theCenter of the Earth, as their naturall place, but asdrawen by a secret property of the Globe of theEarth, or rather some thing within the same, in likesort as the Loadstone draweth Iron, being within thecompass of the beames attractive. [...]

Francis Godwin (1562-1633) received a master’sdegree from Christ Church, Oxford in 1583 anddoctor of divinity in 1595. His remarkable work TheMan in the Moone, or a Discourse of a Voyage thith-er states a belief in the Copernican system; this workprobably influenced both Cyrano de Bergerac andJonathan Swift.

ResearchRaft FFUR for subterranean Reefology u.V. | www.ffur.de Reflektion | Moon Goose Experiment

Moon Goose Experiment | Reflektionen - Forschungsfokus I

AusgangspositionIm Rahmen meines Schwerelosigkeit-Experiments,(Sept.´07, siehe “Wolken-Kern-Scanner” (CCS)) ent-standen Bewegtbilder einer eigenständigen undfremden Realität, die sowohl den physikalischenGegebenheiten als auch den Sehgewohnheiten aufder Erde nicht entsprechen. Dies kann als ein Indizfür die Existenz einer eigenständigen Aesthetik derSchwerelosigkeit betrachtet werden. Das "MoonGoose Experiment" und die daraus resultierendeGänse und Video-Installationen verstehe ich alsUrsachenforschung, mit der Absicht sich demPhänomenen dieser Aesthetik zu nähern.Zugleich ironisiert das Projekt Wahrheitsanspruchund Wunschdenken der Wissenschaften und diedamit einhergehende Medialisierung. In naturwis-senschaftlichen Verfahren gibt es Datenhersteller(vor Ort) und Datenauswerter (vor Computern &Datenbanken). Die heutige Trennung der Arbeits-schritte stellt die Datenglaubwürdigkeit in Frage. DieResultate und Visualisierungen enthalten einen fan-

tastischen Anteil. In Auflösung dieser Trennung ent-steht meine Arbeit aus Bildern, die aus Experimentenenstehen, die eben dieser Bilderzeugung dienen.

Bio-PoesisDer Roman "The Man in the Moone" des BischofsFrancis Godwin aus dem Jahre 1599-1603, gilt alseiner der Vorläufer des Science Fiction in derLiteraturgeschichte. Die Erzählung beinhaltet eben-so absurde Phantasien wie Aspekte, die sich nun -fast 400 Jahre später - als realitätsnah erweisen.Godwin beschreibt noch vor der Entdeckung derSchwerkraft durch Newton, als Erster einen Zustand,eintretend zwischen Erde und Mond, der dem derSchwerelosigkeit gleicht. Die Reise dorthin wird rea-lisiert mit Hilfe von Gänsen, die - wie man heuteweiss - am höchsten fliegenden Vögel. So wurdenStreifengänse aus dem Flugzeug bei der Überque-rung des Himalajas in über 9000 Meter Höhe gesich-tet. Das Moon Goose Experiment greift die im wört-lichen Sinne phänomenale Phantasie Godwins auf

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und untersucht Sie auf Ihren Realitätsgehalt undGegenwartsbezug. Ebenso wie eine physikalischeAbnormität, wird ein Stück Literatur zumAusgangspunkt einer wissenschaftlichen Unter-suchung, auf der Grundlage zeitgemäßen biologi-schen und physikalischen Wissens.Zentrales Objekt der Untersuchung ist das unge-wöhnliche Migrationsverhalten der Mondgänse,unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich dasVerhalten der Vögel weltweit im Umbruch befindet.So ist der Vogelflug zum Beispiel einerseits gene-tisch anderseits stark klimatisch bedingt. Die heutigeKlimaveränderung hat dementsprechend auch gros-se Auswirkungen auf das Zugvogel-Verhalten, derenFlugrouten und Rythmus. Während so ausZugvögeln Strandvögel werden, befindet sich dieMenschheit auf dem Weg zum Mars. Die Frage nachdem Verbleiben der Mondgänse liegt auf der Hand.Anders gesprochen: Wohin geht die Reise desFrancis Godwins im 21 Jarhundert?

ResumeWährend das CCS Projekt den “unmöglichen”Zustand des Schwebens zeigt, versucht das “MoonGoose Experiment” etwas real Unmögliches.Dabei geht es nicht um den Moment des Absurden,sondern um den Versuch einer Bildfindung mit poeti-schen Mitteln unter Anwendung wissenschaftlicherGenauigkeit und Methodik. Sie zeigen denBetrachtern nicht nur, ob Gänse zum Mond fliegenkönnen, oder wie es aussieht, wenn etwas schwebt.Wenn das Experiment glückt, entstehen aus derVerknüpfung des aussergewöhnlichen Moments derSonnenfinsternis, einer Tierstudie und der szeni-schen Umsetzung einer literarischen Phantasie,Bilder, die den Abflug im Kopf warscheinlich werdenlassen und so die Waage halten zwischen demPhantastischen und dem Realen.

Re-Entry Kapsel in der Steppe von Russland. An Bord von Wostok 6 startete Walentina Tereschkowa (die erste Frauim All) am 16.Juni 1963 vom Kosmodrom in Baikonur zu einer fast drei Tage dauernden Reise ins All und umkreistedie Erde 49 mal. Am 19. Juni landete sie bei Nowosibirsk, wo Tereschkowa begeistert empfangen wurde.

Moon Goose Experiment | Reflektion - Forschungsfokus II

Reflektion | Moon Goose Experiment