Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Themenheſt Reportagen über junge Menschen im Osten Europas, die nach Perspektiven suchen Bausteine für Pfarrgemeinde und Gottesdienst Materialien für den Schulunterricht

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Das neue Renovabis-Themenheft „Jung, dynamisch, chancenlos?“ enthält Impulse, Statements und Hintergründe zur Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas. Zusätzlich gibt es Gottesdienstbausteine mit Predigtskizzen und Materialien für die Pfarrei sowie für den Religions- und fächerübergreifenden Schulunterricht. Der Schulstundenvorschlag und eine ausgearbeitete Gruppenstunde eignen sich ebenso für die Bildungsarbeit der Pfarrgemeinde.

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ThemenheftReportagen über junge Menschen im Osten Europas, die nach Perspektiven suchen

Bausteine für Pfarrgemeinde und Gottesdienst

Materialienfür den Schulunterricht

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Einführung ins Thema Impulse für Pfarrei und Gottesdienstgestaltung

Aktiv in der Schule mit Unterrichts-Bausteinen

Die anhaltende Abwanderung junger Menschen aus dem Südosten und Osten Europas stellt für die Entwicklung dieser Staaten eine echte Bedrohung

dar. Wenn Heranwachsende bei sich zuhause keine Zu­kunftsperspektive sehen und bedauern „Wir lieben unser

Land, aber es liebt uns nicht zurück“, wenn sie sich von der Generation ihrer Eltern und Großeltern und auch von „der Poli­tik“ im Stich gelassen fühlen, dann ist das eine dramatische Ansage – eigentlich der Vorwurf des Versagens ganzer Gesellschaf­ten. Man muss den weit verbreiteten Frust der Jugend im Osten Europas wohl ver­stehen: Wer keine Ausbildungsstelle be­

kommt und nicht mit einer Arbeit rechnen kann, die ihm Existenz und persönliche Mitgestaltung des wirtschaft­lichen und sozialen Gefüges ermöglicht, dem fehlen bald jede Perspektive und jeder Mut, mit Kreativität und Elan etwas Neues zu gestalten. Aber nicht nur davon handelt 2016 unser Themenheft zur Renovabis­Pfingstaktion „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Die Autoren unserer Reportagen und die jungen Leu­te selbst, deren Statements sie notiert haben, konnten durchaus Lichtblicke registrieren: Es gibt junge Men­schen, die sich nicht unterkriegen lassen und die Wege suchen und ihre ganze Persönlichkeit dafür einsetzen, dem allgemeinen Frust gesellschaftliches Engagement, persönliche Visionen und ehrgeiziges Handeln entgegen zu stellen. Unser Themenheft dokumentiert dies. Be­richtet wird über vielfältige Initiativen, Angebote und Projekte, mit denen Renovabis junge Menschen stärkt, sich selbst zu organisieren und sich gegen Missstände und Schwierigkeiten zu behaupten. In dieses Engage­ment lohnt es sich zu investieren – bitte unterstützen Sie uns, bei der Pfingstaktion, solche Projekte zu fördern!

Empfehlen möchte ich Ihnen außerdem die vielen Impulse für Schule und Pfarrei im Aktionsheft, die diese komplexe Thematik verständlich vermitteln helfen.

Dr. Gerhard AlbertGeschäftsführer von Renovabis

Liebe Leserinnen und Leser!

ANREGUNGEN FÜR LITURGIE UND PREDIGT

Kreativ sein und Farbe bekennen 13Gruppenstunde Lebensträume 15von Julia Mokry und Bernadette Cußmann

Renovabis-Geocache 18von Oliver Ripperger und Simon Korbella

„Der Glaube hilft, normal zu bleiben.“ 20von Rolf Bauerdick

Aus den Kirchen hinein in die Welt 22von Rolf Bauerdick

Vigilfeier, Andachten und Jugendvespern 25von Landjugend pfarrer Richard Greul

Jugendgottesdienst am 7. Ostersonntag 27von Pater Stefan Stöhr SDB

Messfeier am Hohen Pfingstfest 32von Pater Reinhard Gesing SDB

„Hoffnung im Glauben trotz Skepsis und Unsicherheit“ 3von Erzbischof Dr. Heiner Koch

Mut zur Freiheit in einer offenen Welt 4von Bischof Dr. Gerhard Feige

„Wir lieben unser Land, doch es liebt uns nicht zurück“ 6von Rolf Bauerdick

Fatale Jugendarbeitslosigkeit auf dem West-Balkan 8von Irena Madžoski Schilde und Andrea Mewaldt

Dynamische Wirklichkeit zwischen Oder und Bug 10von Markus Nowak

Bausteine für fächerverknüpfende Stundenthemen der Jahrgangs-stufen 9 bis 12 in Religion, Ethik, Sozialkunde und Geschichte von Corinna Roth 42Ausgewählte Literatur 50

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Entscheidend für die Entwick­lung junger Menschen sind die konkreten politischen, gesell­

schaftlichen, kulturellen und wirt­schaftlichen Bedingungen ihres Hei­matlandes. Wenn man auf die gegen­wärtige Situation unseres Kontinents blickt, ist ernüchternd festzustellen: Überall herrschen Unsicherheiten und Ängste – kurz: Symptome einer schweren Krise. Haben schon die Fi­nanz­ und Wirtschaftskrise vor weni­gen Jahren besonders Mittel­, Ost­ und Südosteuropa getroffen, so gilt dies noch mehr für das Flüchtlings­drama, das sich vor unseren Augen abspielt. Neue Grenzen tun sich auf, neue Belastungen kommen auf viele Staaten zu, die im Vergleich zu Deutschland, das allmählich an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt, wesentlich schlechter dastehen.

All das erschwert die gedeihliche Entfaltung jugendlichen Lebens ge­rade auch im Osten und Südosten Europas. Ein großer Teil der Heran­wachsenden ist zudem unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie; andererseits ist die Bereitschaft, sich in Gesellschaft und Politik zu enga­gieren, sehr gering. Diese Einstellun­gen werden durch die erhebliche Ju­gendarbeitslosigkeit und die grund­sätzlich prekären Arbeitsverhältnisse bis hin zur schieren Armut noch verstärkt. So verwundert es nicht, wenn viele vorübergehend oder dau­erhaft ihre Heimat verlassen, um be­ruflich und privat eine Zukunft im Westteil Europas zu suchen.

Kann man den jungen Menschen einen Vorwurf machen? Sicher nicht, denn es ist das gute Recht der Jugend, unzufrieden mit dem Beste­

Auswandern ist keine Option»Polen, das ist kein einfaches Land“, sagt Aneta Pierzyna.

Es sei nicht immer leicht in Polen zu leben, wenn es um das

Einkommen gehe, fügt sie hinzu. Aus ihrer Heimatstadt

Chróścice, einem beschaulichen 3.000-Seelen-Dorf an der

Oder, sind daher viele Menschen in den Westen emigriert.

Renovabis-Trägerkreisvorsitzender Erzbischof Dr. Heiner Koch

„Hoffnung im Glauben trotz Skepsis und Unsicherheit“

henden zu sein und eigene Wege zur Erfüllung ihres Lebenstraums zu finden. Hier kommt nun auch der Glaube ins Spiel, denn er ist es doch letztlich, der über Durststrecken hinweg und in Krisensituationen zu helfen vermag. Sicher, das klingt zu­nächst wie ein billiger Trost, aber die Kirchen unterstützen tatsächlich mit oft geringen Mitteln, aber gro­ßem Engagement vieler Einzelner die Jugendlichen in den Ländern selber – nicht zuletzt auch mit dem Ziel, sie dort zu halten, damit sie in der Heimat ihren Weg gehen und die Gesellschaft vor Ort mitgestal­ten. Der Glaube an Jesus Christus trägt über viele Hindernisse hinweg und wird noch manifester, wenn der Einzelne sich als Teil einer großen Gemeinschaft von Glaubenden ver­steht – wer glaubt, ist nie allein!

An dieser Stelle kommt für mich auch der Weltjugendtag in den Blick,

der vom 26. bis 31. Juli 2016 in Kra­kau stattfinden wird. Die Zusam­menhalt stiftende und zum Handeln ermutigende Kraft, die vom gemein­samen Glauben ausgeht, wird dort besonders erfahren werden können. Gerne erinnere ich mich an den Weltjugendtag in Köln 2005, den ich mitorganisieren durfte: Er war berei­chernd für uns alle, und viele Kon­takte zu den damaligen Jugendlichen bestehen bis heute. Ich bin sicher, dass auch in Krakau dieser Geist wieder lebendig sein wird, den der Begründer der Weltjugendtage, der heilige Papst Johannes Paul II., ge­stiftet hat – der Papst aus Polen, ohne dessen Wirken Unfreiheit und Spal­tung in Europa nicht hätten über­wunden werden können. Sein uner­schütterlicher Glaube an Jesus Chris­tus kann jungen Menschen auch in den heutigen bewegten Zeiten ein Vorbild sein.

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Oder sie pendeln zum Arbeiten ins Ausland und kommen am Wochenende zurück. Vor allem nach Deutschland, denn ein großer Teil der Einwohner der Region um das Zentrum Opole hat dort Verwandte oder einen deutschen Pass. Auch Anetas Vater arbeitete in der Vergangenheit immer wieder im Aus-land. Ans Auswandern hat ihre Familie nie gedacht. Auch die 17-Jährige will später einmal Polen nicht verlassen. „Ich bin verbunden mit dem Land und will trotz allem hier bleiben“, sagt sie. Vielleicht für einige Zeit Geld verdienen im Ausland, und dann zurückkommen. Ihre Pläne für die nächs-ten Jahre sind bodenständig: Zu-erst die Schule fertigmachen und dann an die Uni gehen. Das Studien fach ist noch offen, ihre derzeitige Schule hat ein wirt-schaftswissenschaftliches Profil. Ein Studium in dieser Richtung schließt sie nicht aus. „Ich würde gerne später eine Firma gründen. Bei anderen klappt es ja auch“, sagt die junge Frau selbstbewusst. Die Idee von einer eigenen Firma wäre ihren Eltern in ihrem Alter nicht gekommen. Damals herrschte Kommunismus, eine Zeit, die Aneta nur aus Erzäh-lungen oder dem Geschichtsunterricht kennt. „Ich höre oft, dass die Menschen früher solidarischer mit-einander waren. Jetzt aber arbeitet jeder für sich alleine, denn es zählt nur der Einzelne“, beobachtet die 17-Jährige. Der Kommunismus in Polen war schon vor ihrer Geburt Geschichte; „als Erfahrung wäre es aber gut, ihn mal erlebt zu haben.“ So könnten gerade junge Leute erkennen, „wie gut es uns trotz allem geht“, sagt Aneta. So wäre auch ein Weltjugendtag in Polen vor 1989 nicht denkbar gewesen, ist sich Aneta sicher. Und gerade auf diesen freut sie sich und fiebert ihm als Mitorganisatorin in der Kirchengemein-de von Chróścice entgegen. Denn auch der kleine Ort soll Jugendliche aus anderen Diözesen aufnehmen. „Wir wer-den mit den Jugendlichen ein Lagerfeuer machen und ihnen so unser Land zeigen“, sagt Aneta. Kein einfaches Land, aber verlassen möchte sie es nicht.

protokolliert und fotografiert von Markus Nowak

Auswandern ist keine OptionAneta sieht ihre Zukunft nach Schule und Studium in Polen

Fortsetzung von Seite 3

Junge Menschen in Mittel­ und Osteuropa haben es leicht und schwer zugleich. Warum ist das

so? In den Zeiten des so genannten „real existierenden Sozialismus“ ha­ben wir uns alle nach der Freiheit ge­sehnt, und heute kann man manchmal hören: „Die Freiheit ist grauer als der Traum von ihr“, alltäglicher, kompli­zierter und aufreibender als gedacht. Freiheit bedeutet auch nicht nur: Ich

Renovabis-Aktionsausschuss-Vorsitzender Bischof Dr. Gerhard Feige

Mut zur Freiheit in einer offenen Welt

Manche ihrer Freunde erklär­ten sie für verrückt. Andere gratulierten ihr zu dem Ent­

schluss, den Fabiola Huguenin Goulart letzten Sommer gefasst hat: Gemeint ist nicht ihre Hochzeit, die zu dem Zeitpunkt gerade einmal einen Monat zurücklag. Die Brasilianerin Fabiola und ihr frischgebackener Ehemann entschlossen sich, ihre Flitterwochen in Krakau zu verbringen. Und zwar nicht klassisch zwei Wochen lang, son­dern gleich für ein ganzes Jahr.

Seit Sommer 2015 ist die 29­Jährige mit ihrem Mann nun dort, um als Freiwillige im Organisationsbüro den Weltjugendtag 2016 vorzubereiten. „Die Zweifler sagten, ihr müsst ver­rückt sein: So alles zurück zu lassen und nach Polen zu gehen. Ein anderes Land, mit unbekannter Sprache und ohne eine Menschenseele zu kennen“, erinnert sich Fabiola und lacht dabei.

Die Brasilianerin Fabiola Goula rt ist freiwillige Helferin beim WJT in Krakau – Markus Nowak stellt sie vor

„Wir möchten etwas zurückgeben“

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Renovabis-Aktionsausschuss-Vorsitzender Bischof Dr. Gerhard Feige

Mut zur Freiheit in einer offenen Welt

kann machen, was ich will. Freiheit ist mir vielmehr geschenkt, damit ich verantwortungsvoll mit ihr umgehe.

Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn um in diesem Sinne frei zu leben und sich zu entfalten, bedarf es auch eines Umfeldes, das dies er­möglicht. Ganz konkret muss es Mög­lichkeiten geben, eine gute Ausbil­dung zu erhalten, danach einen Beruf zu finden und schließlich auch im pri­

vaten Bereich so zu leben, dass es sinnvoll erscheint. All das ist aber heute in Mittel­ und Osteuropa, ei­gentlich in ganz Europa, für junge Menschen sehr schwierig. Viele Hoff­nungen bleiben im Alltag buchstäblich auf der Strecke, viele Vorstellungen erweisen sich als Illusion.

Was bleibt angesichts dieses Befun­des? Es bleibt die Freiheit, trotz aller Widrigkeiten voranzugehen, nicht zu

verzagen und mit Gottvertrauen die eigene Zukunft zu gestalten. Und im Blick zurück sollte man daran denken, dass es auch Christen waren, die im letzten Jahrhundert den Weg zur Frei­heit geebnet haben – daran sollten wir uns alle, ob jung oder alt, in der heuti­gen schwierigen Situation, in der sich Europa befindet, erinnern.

Die Brasilianerin Fabiola Goula rt ist freiwillige Helferin beim WJT in Krakau – Markus Nowak stellt sie vor

Denn innerhalb kürzester Zeit hatten sie erste Freunde gefunden und sich auch an Klima und Leute gewöhnt. „Die Menschen sind hier ruhiger und spre­chen weniger mit den Händen“, sagt die junge Frau. „Das ist eine sehr gute Er­fahrung fürs Leben“, sagt Fabiola. Gera­de für sie als Journalistin ergäben sich viele neue Erkenntnisse. Ihre Beweg­gründe, für ein Jahr in Krakau zu leben

und als Freiwillige zu arbeiten, sind eng mit dem Weltjugendtag verbunden. Beim WJT 2013 in Rio hat sie ihren heutigen Mann kennengelernt. In dieser Zeit habe sie viele intensive Bekannt­schaften mit Gleichgesinnten gemacht und neue Freunde gefunden. „Unsere Familie wurde damals beim WJT quasi geboren. Und deshalb möchten wir et­was zurückgeben“, erklärt sie.

Heute steht sie dem WJT­Organisa­tionsbüro als Portugiesisch­Überset­zerin zur Verfügung, während ihr Mann als Grafiker bei der Gestaltung der Flyer und Infoblätter mithilft.

Die junge Familie verdient sich von Polen aus als Selbstständige auch bei brasilianischen Kunden noch et­was dazu. Alles in allem leben sie das  Jahr über bescheiden in einem Wohnheim mit Freiwilligen aus ande­ren Ländern. Über ihre Zukunft nach dem großen Jugendtreffen in Krakau macht sich Fabiola wenig Sorgen. „Wir schauen optimistisch in die Zu­kunft“, sagt sie. Wenn es in Polen kei­ne Aufgabe für sie und ihren Mann mehr gibt, dann gehen sie zurück nach Brasilien, „und dann erzählen wir allen davon, was wir hier erlebt haben“. Für verrückt werde sie wohl niemand mehr erklären, „sondern wohl eher für erfahren“, lacht sie.

„Wir möchten etwas zurückgeben“

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Drei Tage hielt Karolina Lukić die Lügen aus. Dann legte sie ihre falsche Identität wieder ab.

Als Sarah Stern musste sie sich vorstel­len, wenn ihre Gesprächspartner in Deutschland den Telefonhörer abnah­men. Den Namen hatten ihr die Betrei­

ich das Vertrauen gewinnen. Die Anru­fe erweckten den Eindruck, sie kämen aus Deutschland und hatten nur den Zweck, Kunden zu beeinflussen, ihren Strom anbieter zu wechseln.“ Ein hoher Monatslohn von 800 bosnischen Mar­ka, 400 Euro, wurde Karolina in Aus­sicht gestellt. Der Haken: „Man muss­te pro Schicht genügend Vertragskon­takte schaffen.“ Sie kündigte. „Ich fühlte mich schäbig. Ich will kein Geld damit verdienen, am Telefon wild­fremde Leute zu belügen.“

Ihren Traum von einer sinnvollen und fair entlohnten Arbeit teilt Karoli­na Lukić mit anderen jungen Men­schen. Nur findet der Wunsch in Bos­nien und Herzegowina nur selten sei­ne Erfüllung.

Ein Uni-Diplom qualifiziert bestenfalls zum KellnernFast siebzig Prozent der Jugendlichen haben keine Arbeit oder gehen Be­schäftigungen nach, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen. Akademi­kerinnen putzen Büros, sitzen an den Kassen der Supermärkte oder servieren Cappuccino in den Cafés. Karolinas Freund Boris, der in diesem Jahr seinen Master in Politikwissenschaften er­langt, befürchtet, dass ihn sein Hoch­schulabschluss bestenfalls qualifiziert, „in Sarajevos Kneipen zu kellnern“.

Unwahrscheinlich ist auch, dass Kristina Cuturić nach ihrem Examen eine Anstellung als Juristin finden wird. Es sei denn, sie würde ein hohes Schmiergeld an dubiose Stellenver­

mittler bezahlen. Die 27­Jährige stammt aus der Kleinstadt Fojnica, die in den letzten Jahren um 3.000 Ein­wohner geschrumpft ist. „Die Perspek­tivlosigkeit und die Korruption haben alle alten Schulfreunde vertrieben. Sie arbeiten heute in Deutschland, Öster­reich oder Schweden. In Fojnica lebt niemand mehr, mit dem ich abends auf ein Bier ausgehen könnte.“

Einer staatlichen Umfrage aus dem Jahr 2014 zufolge wollen knapp 83 Prozent der jungen Erwachsenen zwi­schen 18 und 30 Jahren aus Bosnien und Herzegowina auswandern.

Die föderale Republik verdankt ihre völkerrechtliche Anerkennung dem Abkommen von Dayton, wo nach dem Zerfall Jugoslawiens und einem

Jugend in Sarajevo

Aus Bosnien und Herzegowina berichtet Rolf Bauerdick in Text und Bild

„Wir lieben unser Land, doch esliebt uns nicht zurück“

ber eines der Callcenter verpasst, in denen sich in Sarajevo Hunderte jun­ger Menschen in der Kundenwerbung verdingen. Die angehende Psychologin hatte den Job angenommen, um ihr Studium zu finanzieren. Ihre Qualifi­kation schien ideal. Die 26­Jährige ist redegewandt und freundlich, vor allem spricht sie ein akzentfreies Deutsch. „Mit einer vorgetäuschten Umfrage zum Thema Verbraucherschutz sollte

Karolina möchte mit sinnvoller Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. In ihrer Heimat gelingt ihr das nicht.

Die junge Juristin Kristina Cuturić weiß: „Nur wer über Geld und Beziehungen verfügt, kommt beruflich weiter.“

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dreijährigen Krieg 1995 in den USA der Friedensschluss zwischen Serben, Kroaten und Bosniern besiegelt wur­de. An den Folgen der infrastrukturel­len Verwüstungen trägt das Land bis heute. Zerstörte Fabriken wurden nicht wieder aufgebaut, die Industrie liegt darnieder, eine wettbewerbstaug­liche Wirtschaft existiert nicht. Als Kardinalfehler entpuppte sich das Daytoner Dekret, das Land in zehn Kantone aufzuteilen, was einen maß­los überblähten Verwaltungsapparat nach sich zog. Zwei Drittel des Staats­haushalts fließen in die Administra­tion. „Dort kann man beruflich unter­kommen“, so Kristina, „aber nur, wenn man über Geld und Beziehun­gen verfügt.“

„Die Atmosphäre im Land ist schlecht“, sagt Vatroslav Čelar. Der Schulleiter des gymnasialen Zweigs der Sankt­Joseph­Schule in Sarajevo findet klare Worte: „Die Politiker sind an sich selbst, aber nicht an der Zu­kunft künftiger Generationen interes­siert. Umso mehr unterstützen wir un­sere Schülerinnen und Schüler, in ih­rer Heimat eine Perspektive zu entwi­ckeln.“ Als eine von sieben bosnischen „Schulen für Europa“ genießt die

Joseph­Schule mit rund 1.500 Kindern und Jugendlichen einen herausragen­den Ruf. Seit nunmehr zwanzig Jahren. Noch zur Zeit des blutigen Bürger­kriegs gegründet, setzte das pädagogi­sche Konzept auf Versöhnung statt auf Konfrontation. „Als Zeichen des Sie­ges des Geistes über die Gewalt“, so Direktor Čelar. Von Beginn an multi­ethnisch ausgerichtet, ist die Schule bis heute nicht nur für kroatische Katholi­ken, sondern auch für bosnische Mus­lime und orthodoxe Serben offen. Die gelebte Toleranz zwischen Christen und Moslems ist ebenso beispielhaft wie die Vermittlung von europäischen Bildungsstandards, sozialer Kompe­tenz und geistlicher Orientierung. 150 neue Grundschüler wurden 2015 auf­genommen. Längst übersteigt die Zahl der Bewerber die Zahl der vorhande­nen Plätze.Die Oberstufenschüler Ivan, Robert und David teilen sich ein Zimmer des hauseigenen Internats. Berufliche Zu­kunftsängste kümmern sie nicht. Sie zählen zu den 220 Jungen und Mäd­chen, die auf dem Weg zum Abitur zu­sätzlich eine medizinische Ausbildung in professioneller Krankenpflege ab­solvieren. „Nach der Schule finden wir

sofort eine Stelle“, meint David und fügt hinzu: „Entweder hier oder wo­anders in Europa.“ Natürlich wissen die angehenden Pflegekräfte, dass ihre Fähigkeiten in Deutschland begehrt und die Gehälter dort ungleich höher sind als in den Balkanländern. „Ein Beruf, der mich zufrieden macht, ist mir wichtiger als Geld“, meint der 16­jährige Robert. Fakt ist aber auch: Vierzig Prozent der Absolventen der

Pause in der Sankt- Joseph-Schule von Sarajevo: Seit 22 Jahren werden die multiethnischen „Schulen für Europa“ in Bosnien von Renovabis gefördert.

katholischen Medizinschule suchen ihr Glück nicht in ihrer Heimat.

Gehen oder bleiben? Karolina Lukić und ihr Gefährte Boris Galamić sind hin­ und hergerissen. Wie viele junge Bosnier ist Karolina als Flüchtlings­kind in Deutschland aufgewachsen. Sie war acht, als sie mit ihrer Mutter aus Baden­Württemberg abgeschoben wurde. Zwar entdeckte sie in Bosnien ihre Wurzeln, fand Freunde und ein Zuhause, doch der Traum von Deutschland blieb. Der wäre sofort zu realisieren. Als bosnische Katholikin besitzt die künftige Psychologin auch die kroatische Staatsangehörigkeit und damit einen Pass, der innerhalb der Europäischen Union Freizügigkeit ga­rantiert. Andererseits: Sarajevo ist eine junge, eine lebens­ und liebenswerte Stadt. „Wir lieben unser Land“, sagen Karolina und Boris. „Das Problem ist, dass diese Liebe nicht erwidert wird.“ Auf die Frage, was sich im Land än­dern müsse, antworten beide wie aus einem Mund: „Alles!“

Karolina und Boris wissen noch nicht, ob sie in ihrer Heimat bleiben können oder gehen müssen.

Zwischenbemerkung eines Internatsschülers beim Lernen: „Nach der Schule finden wir sofort

eine Stelle“, meint David und fügt hinzu: „Ent-

weder hier oder woan-ders in Europa.“

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Wir können unsere Probleme nicht in Deutschland lösenJezuit Abazi, 21 Jahre, will als künftiger Anwalt in Prishtina den Mittellosen zu ihrem Recht verhelfen

»Wir Katholiken bilden im Kosovo eine Minderheit von gerade einmal drei Prozent. Viele unserer Familien kön-nen nur deshalb überleben, weil einzelne Mitglieder Geld aus Westeuropa schicken. Der falsche Weg aus der Misere jedoch ist es, in Ländern der Europäischen Union politi-sches Asyl zu beantragen. Im Kosovo wird niemand wegen seiner Ansichten verfolgt. Zwar sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten enorm, aber die Lösungen dafür können wir nicht in Deutschland oder der Schweiz finden. Die gravierendste Herausforde-rung sind sicher die fehlenden Arbeitsmöglichkeiten, aber auch die vielfach verbreitete Mentalität zu glauben, wo-anders sei ein besseres Leben ohne Anstrengungen zu haben. Wir müssen uns hier im Land eine Perspektive schaffen. Deshalb besuche ich seit meinem Studium re-gelmäßig das christliche Jugendzentrum Pjetër Bogdani. Es fällt schon auf, dass keiner meiner Freunde, die sich dort engagieren, das Land verlassen will. Der Abschluss meines Jurastudiums steht bevor, und ich freue mich auf meine künftige Tätigkeit. Der Staat stellt neue Bedienstete bei der „Kosovo Bar Association“ ein. Das heißt, ich werde in straf- und zivilrechtlichen Prozes-sen eingesetzt, als Pflichtverteidiger für mittellose Men-schen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind: Dieb-stahl, Raub und Gewaltverbrechen, aber auch gerichtsre-levante Verkehrsdelikte. Das ist genau die Arbeit, wie sie mir immer vorschwebte: Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen, die allein zu schwach sind.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick

Im West­Balkan wollen junge Men­schen mit den verschiedenen Natio­nen, Ethnien und Religionen in

Frieden zusammenleben. Papst Fran­ziskus hat im Sommer 2016 bei seinem Besuch im Erzbischöflichen Jugend­zentrum „Johannes Paul II.“ in Sara­jevo der ersten Nachkriegsgeneration Mut gemacht, diesen Weg unbeirrt weiterzugehen – und sie aufgefordert, in ihrer Heimat zu bleiben.

Aber der Exodus ist in vollem Gange. Fast die Hälfte der Jugendlichen will auswandern. Der wichtigste Grund ist die akute Jugendarbeitslosigkeit. Beson­ders junge Menschen mit abgeschlosse­ner Ausbildung sehen im eigenen Land keine Perspektive mehr. In Bosnien und Herzegowina ist mindestens jeder zwei­te Jugendliche zwischen 15 und 25 Jah­ren arbeitslos. In Serbien sind es 48,1 %. Albanien steht anscheinend mit 32,3 % noch gut da, was aber vermutlich auf die Mängel bei der Datenerfassung zurück­zuführen ist. Im Vergleich: in der EU liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 22 % mit Spitzenwerten von ca. 55 % in Spa­nien und Griechenland.

Laut Bertelsmann­Studie 2015 sind die Folgen der Finanz­ und Wirt­schaftskrise in Europa ein armer Sü­den, der einem reichen Norden gegen­übersteht, sowie ein Graben zwischen Jung und Alt. Die Jugendarbeitslosig­keit wird von der EU in den Mitglieds­staaten mit einer Fördersumme von 21 Milliarden Euro bekämpft. Mit Blick auf die wirtschaftlichen und sozialen Folgen sagte Bundeskanzlerin Merkel 2013: „Es darf keine verlorene Genera­tion geben.“ Und der EU­Gipfel zum Thema Jugendarbeitslosigkeit betonte die Gefahr des Vertrauensverlustes in die demokratischen Institutionen, falls

Fatale Jugendarbeitslosigkeit auf dem West-BalkanFakten-Check von Irena Madžoski Schilde und Andrea Mewaldt

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sich die Situation auf dem Arbeits­markt nicht verbessern werde.

Auf dem Balkan gibt es kaum Strate­gien und Fördermittel, um die Jugend­arbeitslosigkeit zu bekämpfen, und der Vertrauensverlust in die Politik ist aus vielfachen Gründen bereits Realität. Politische Instabilität und Korruption schrecken die Investoren ab. Die meis­ten Schüler lernen mit veralteten Lehr­plänen und „nicht­demokratischer Didaktik“. Es mangelt an beruflicher Aus­ und Weiterbildung, welche auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt

vorbereiten. Und Studierende müssen schmerzlich erfahren, dass Zulassun­gen und Abschlüsse käuflich sind.

All dies sind Ursachen für eine tief empfundene Hilflosigkeit und Perspek­tivlosigkeit vieler junger Menschen. Laut der Friedrich­Ebert­Stiftung in Skopje 2015 beendet jedes vierte Kind die Schule nicht, und 27 % der Studie­renden brechen das Studium ab, meist aus finanziellen Gründen. Junge Er­wachsene wohnen bei den Eltern, leben von deren Verdienst oder von der Rente der Großeltern. Die gesamte Lebenssitua tion leistet Jugendkrimina­lität, Drogen­ und Mediensucht Vor­schub. Es gibt keine einfachen Lösungen für ein so komplexes Problem. Die Hoff­nungen der Jugend liegen auf der Euro­päischen Union, sie verlangen mehr De­mokratie und Chancengleichheit.

Fatale Jugendarbeitslosigkeit auf dem West-BalkanFakten-Check von Irena Madžoski Schilde und Andrea Mewaldt

Wenn das eigene Land zu eng wirdPetra Pravdić, 17 Jahre, lebt im Internat der multi-ethnischen Sankt-Joseph-Europaschule

in Sarajevo, spricht perfekt Deutsch und träumt von Deutschland und Amerika

»Mein Vater starb an einer Krebserkrankung, und ich wuchs mit meiner Mutter

und Schwester in einer bosnischen Kleinstadt auf. Dort lernte ich früh, wie die

Regeln der Korruption funktionieren und dass ich dort versauern würde. In der

Schule erhielten die Kinder der reichsten Eltern immer die besten Noten, egal

wie klug oder wie faul sie waren. Ich wollte da weg und habe gebettelt und

geweint, bis meine Mutter mir erlaubte, an die katholische Europaschule in

Sarajevo zu wechseln. Seit drei Jahren wohne ich im Internat zusammen

mit achtzig Mädchen. Obwohl es hier klare Regeln gibt, ist es nicht streng. Wer

sich gut benimmt, hat alle Freiheiten.

Trotzdem möchte ich nach dem Abitur das Land verlassen. Selbst mit besten

Zeugnissen sind die Aussichten, eine Arbeit zu finden, ohne persönliche Bezie-

hungen gleich Null. Am liebsten würde ich nach England oder in die USA gehen. Oder in die Schweiz

oder nach Deutschland. Dass ich die deutsche Sprache beherrsche, verdanke ich nicht nur dem engen

Kontakt zu meinen Verwandten, die seit dem Bosnienkrieg im Westen leben. Schon als Kind habe ich

im Fernsehen immer nur die deutschen Sender geschaut, vor allem den Kinderkanal. Nach dem Abitur

möchte ich einen Beruf mit Sprachen erlernen, in dem ich Verantwortung tragen und anderen Men-

schen helfen kann. Dass ich an die Zukunft glaube und meinen Willen durchsetzen kann, verdanke ich

meiner Mutter. Sie hat viel Leid zu tragen gehabt: Im Jahr 2014 starben meine Schwester und Halb-

schwester. Das hat ihren Glauben nicht geschwächt, sondern gestärkt.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick

Republik Serbien 48,1 %Bosnien u. Herzegowina 57,9 %Republik Montenegro 40,5 %Republik Albanien 32,3 %Republik Kosovo 55,0 %Ehemalige jugoslawische Republik Makedonien 53,0 %

Europäische Union 22,0 %

* Zusammenfassung unterschiedlicher Quellen durch die Autorinnen. Diesen Artikel finden Sie, wie alle Inhalte des Themenheftes, auch auf www.renovabis.de/themenheft. Dort gibt es weitere zusätzliche Links.

Jugendarbeitslosigkeit in Südosteuropa*

Quoten

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Der Kapuzenpulli hat grelle Far­ben, an der rechten Hand sind modische Armbänder und aus

der Hosentasche schaut das Smart­phone heraus. Michał Młonarczyk unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen jungen Men­schen in seinem Alter. Erst wer den 18­jährigen Schüler an einem Frei­tagabend begleitet, sieht den Unter­schied zu anderen Gleichaltrigen. Kirche statt Disko, Gebet und Gesang statt Getränke an der Bar lautet sein Programm für den Start ins Wochen­ende. „Eine Freundin hat mich mal mitgenommen, und was hier passiert, hat mich total angesprochen“, erklärt Michał. Er ist kein Sonderfall: Rund 150 Jugendliche kommen Woche für Woche zu der Jugendmesse des Jesui­tenpaters „Mirek“ Jajko in der süd­polnischen Stadt Nowy Sącz.

Markus Nowak recherchierte

Dynamische Wirklichkeit zwischen Oder und Bug

Zur Glaubenssituation von jungen Menschen in PolenJung und ambitioniertKamila, 18 Jahre, aus Nowy Sącz im Südosten Polens lernt fürs Abi

»Gerade Mathematik ist meine Achilles-ferse“, gibt Kamila Hamiga selbstkritisch zu. Das Leben von Kamila dreht sich der-zeit nur um eines: Lernen. Die 18-Jährige will in diesem Jahr Abitur machen. „Ich versuche, mein Abi mit guten Noten zu bestehen, damit ich mir keine Gedanken machen muss, ob ich für mein Studienfach zugelassen werde.“ Denn es stehen große Pläne ins Haus. „Gleich nach dem Abitur will ich das Flugzeug besteigen und zu meinem Freund nach England fliegen“, berichtet sie mit glänzenden Augen. Es wird kein reiner Privat besuch, vielmehr ein „Arbeitsaufenthalt“. Wie viele Jugendliche aus dem Osten Polens arbeitet Kamilas Freund einige Monate im Ausland. Auch Kamila will es ihm gleich tun, um sich Geld für ihr Studium zu verdienen. „Ich weiß, dass mir meine Eltern die Universität nicht zah-len können, also muss ich selbst etwas tun.“Ihre künftige Hochschule liegt im Westen Polens in Wrocław, wo auch ihr Freund studieren wird. Beide stammen aus Nowy Sącz, einer Stadt im Südosten Polens. Hierher möchte sie nach dem Studium wieder zurück, „aber es kann ja viel passieren.“ In ihrem Heimatort haben sich die beiden vor vier Jahren bei „Magis“ ge-troffen. „Magis“ nennen sich in Polen Jugendgruppen, die von Jesuitenpatres geführt und geistlich begleitet werden. 2012 wur-de Kamila an einem Freitagabend von ihren Freundinnen zu der Jugendmesse in die Herz-Jesu-Kirche mitgenommen. „Es gefiel mir sehr gut, denn der Gottesdienst war anders“, erinnert sie sich und zählt auf: „Eine mit Jugendlichen gefüllte Kirche am Freitag-abend, statt Friedensgruß umarmen sich alle und hinterher gibt es Gespräche bei Tee und Musik in Anwesenheit der Ordensmänner. Eine freundliche Atmosphäre.“„Hier habe ich gelernt, ich selbst zu sein“, resümiert die 18-Jährige. Mit Gleichaltrigen kann sie über ihren Glauben sprechen, aber auch mal nach dem Freitagabend-Gottesdienst in der Stadt ausgehen, „wie es junge Leute so machen.“ Doch bei all dem Spaß verliert Kamila in keinem Moment ihren Freund, der gerade so weit weg ist, aus dem Kopf. Mit ihm hat sie sich sogar vor einem Jahr verlobt. Sie schwelgt: „Wir würden bereits längst heiraten. Aber als Frau träume ich natürlich von einem weißen Kleid und einem großen Fest, das wir uns aber derzeit kaum leisten können.« protokolliert und fotografiert von Markus Nowak

„Mirek“ nennen die Jugendlichen Jesuitenpater Mirosław Jajko. Der 37-jährige Priester sieht sich als Freund der jungen Leute, als ihr großer Bruder und geistlicher Vater.

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Dynamische Wirklichkeit zwischen Oder und Bug

Die Liturgie begleitet eine Jugend­band, die Predigten sind in einer ver­ständlichen Sprache, und zum Frie­densgebet umarmen sich die jungen Gottesdienstbesucher oder geben sich lässig „die Fünf “. Hinterher bleiben die meisten bis spät am Abend in den Pfarrräumen zum Gespräch bei Tee. „Die Jugendlichen suchen Freund­schaften. Und ich bin für sie sowohl Freund als auch großer Bruder, ihr Seelsorger und geistlicher Vater“, sagt Pater Jajko. Die niederschwellige Theologie von „Mirek“, wie der 37­jährige Ordensmann von allen ge­nannt wird, spricht die jungen Leute an. Der 37­jährige Ordensmann trifft den Ton der Jugend.

„Aber Polen ist nicht Nowy Sącz“, relativiert Pater Jajko. Wenn er andere Geistliche trifft, dann wundern sie sich über seine aktive Gemeinde. Denn längst nicht alle Pfarreien zwi­schen Oder und Bug haben gleich zwei Dutzend Gebets­, Kinder­ und Ju­gendgruppen, und mit der Frequenz der sonntäglichen Gottesdienste ist es in dem Land von Johannes Paul  II. zehn Jahre nach seinem Tod nicht überall gleich gut bestellt. Saß, stand oder kniete vor 25 Jahren mehr als je­der zweite Pole sonntäglich in der Kir­chenbank, waren es Berechnungen des Statistikamtes GUS zufolge 2015 „nur“ noch 45 Prozent. Gemessen an westeuropäischen Verhältnissen kann

Zur Glaubenssituation von jungen Menschen in Polen

die polnische Kirche zwar froh sein, in Großstädten wie Warschau, Breslau oder Danzig praktizieren aber nur noch drei von zehn Katholiken ihren Glauben regelmäßig am Sonntag.

Religiöse Praxis geht zurück – am Glauben ändert sich nichts„Die religiöse Wirklichkeit in Polen ist sehr dynamisch“, erklärt Dariusz Tułowiecki, Priester und promovierter Soziologe. Polen durchlebe „Sympto­me der Säkularisierung und zugleich eine Renaissance der Religion“, beob­achtet Tułowiecki. Statistisch gebe es zwar einen Rückgang in der religiösen Praxis, der „nicht sehr drastisch, aber doch sichtbar“ sei. Daneben wachse

Der 18-jährige Michał geht am Wochenende lieber zur Kirche anstatt in die Disko.

Besuchte um 1990 herum noch mehr als jeder zweite Pole je-den Sonntag die Messe, waren es 2015 immer noch knapp 45 Prozent. Allerdings ging der sonntägliche Kirchenbesuch in den Großstädten auf ein gutes Drittel zurück. Ebensoviele, also rund 30 Prozent der Ju-gendlichen zwischen 14 und 30 Jahren, besuchen die Sonn-tagsmesse. Andererseits be-zeichnen sich 70 Prozent von ihnen als gläubig.

Page 12: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Das eigene Business im Visier»Ich versuche, in allem eine positive Seite zu sehen“, sagt der gebürtige Wrocławer Dominik Gawron. Er hat sich das Lied „Always look on the bright side of life“ von Monty Python zum Lebensmotto gemacht. Insbesondere in seinem Leben, das, obwohl erst 24 Jahre jung, schon recht umtriebig ist. „Der Glaube hilft dabei“, sagt der jun-ge Mann. Ohne Glauben geht es nicht. Konkret im Alltag bedeutet das für ihn, „sich zu beweisen“. Etwa, wenn es darum geht, Hilfsbedürftige zu unterstützen. „Glauben kann sich durch einfache Dinge zeigen, schon durch ein Wort, wenn jemand in Not ist.“ Dominik hat sogar schon einmal überlegt, ins Priester-seminar zu gehen, sich dann aber doch dagegen ent-schieden. Der Bischof hätte ihm sicher die Finanzen an-vertraut, denn einen Studien abschluss hat der 24-Jährige im Fach „Internationale Beziehungen“, Spezialisierung Außenhandel. Bis vor kurzem hat er in einer internationa-len Firma gearbeitet – auf Polnisch umgangssprachlich „Korporacja“ genannt. Er kündigte, es war ihm „zu einfäl-tig!“ Jetzt lebt er von Ersparnissen, wohnt mal bei Freun-den, mal bei seinen Eltern, und engagiert sich bei viele Sozialprojekten. So sitzt er als Ratsmitglied im Ortsbeirat seines Wrocławer Stadtteils, macht Übersetzungen aus dem Spanischen und tüftelt an einem Businessplan. Ein eigenes Café, das ist nicht nur sein Traum; es ist Dominiks konkreter Plan. Ein passendes Lokal ist bereits ausge-

sucht, nicht im Zentrum, son-dern in einem Wohngebiet von Wrocław. Dort gebe es nämlich nicht genügend Lokale, wo man „etwas für die Seele bekommt, guten Kaffee trinken und etwas gutes Essen kann“, analysiert er. Sein Café werde unkonventio-nell: Er will Bibelzitate an die Wände schreiben lassen. „Etwas Einmaliges im Land“, glaubt der künftige Unternehmer. Die Gastronomie ist für den stu-

dierten Ökonomen kein Neuland. Während des Studiums hat Dominik in England diverse Jobs ausprobiert, darun-ter als Möbelrestaurator und Kellner. „Ich passe mich überall an, getreu dem Monthy- Python-Lied.«

aber die Zahl derjenigen, die häufiger zur Kommunion gehen. Ähnlich bei den Beichten: Weniger Menschen, da­für beichten sie öfter. Prognosen aber, wonach Kirche und Glauben nach der Wende von 1989, dem EU­Beitritt und der daraus resultierenden Arbeitsmig­ration kleiner werden könnten, hätten sich nicht bestätigt, sagt der Religions­soziologe. Polen ist ein katholisches Land, weiterhin: GUS­Daten von 2015 zufolge bekennen sich 92,8 Prozent der Polen zum Katholizismus. „Aber die Religiosität ändert sich.“

Ähnliche Beobachtungen hat auch Kaja Popek gemacht. Die 22­jährige Studentin beobachtet, die meisten Po­len sagen nur von sich, sie seien katho­lisch. „Über den Glauben sprechen, das macht keiner im Uni­Alltag.“ Die Breslauerin gehört als junge Erwach­sene aus der Großstadt ohnehin zur Gruppe derjenigen, die auch im katho­lischen Polen nicht sehr häufig in einer Kirche anzutreffen ist: Ein Drittel ihrer Altersgruppe praktiziert den Glauben regelmäßig, jeder dritte „Twen“ ist nur einmal im Jahr in der Kirche. Anderer­seits deklarieren sich rund 70 Prozent der Gleichaltrigen als „gläubig“. Kaja hat jedenfalls einen Weg gefunden, wie sie ihren Glauben leben kann, auch außerhalb des Sonntagsgottesdienstes. Sie engagiert sich sozial. „Man muss anderen Menschen helfen“, lautet ihre Begründung und ihr falle auf, dass sie dabei immer wieder auf Freiwillige trifft, die ähnlich ticken wie sie, und auch gläubig sind. „Das wiederrum stärkt meinen Glauben.“

Kaja Popek (22 Jahre) ist nicht sehr häu-fig in der Kirche anzutreffen. Sie lebt ihren Glau-ben sozial: „Wenn ich an-deren Men-schen helfe, stärkt das mei-nen Glauben.“

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Page 13: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Impulse für Pfarrei und Gottesdienstgestaltung

Lassen Sie zu Pfingsten selber gestaltete Fahnen vor Ihrem Kirchportal wehen

Mit Pfingstfahnen Farbe bekennen

Sich kreativ auf Pfingsten vorbereiten und am Pfingstfest „Flagge zeigen“ – das ermöglicht die Renovabis­Pfingstfahne, die viel Raum zum freien Gestalten bietet.

Sich auf Pfingsten vorbereitenSo eine Pfingstfahne lässt sich gut in einer Gruppe mit an deren zu­sammen gestalten. Das macht Spaß und öffnet für Gespräche

über die Be deutung von Pfingsten. Bei der Suche nach Motiven und der anschließenden Um­setzung ist Gelegenheit, dem Geist Gottes nach­zuspüren.

Die Bannerfahne mit Rindbandsicherung erhalten Sie beim Vertriebspartner von Renovabis für 65 Euro.

Farben werden nicht mitgeliefert.

Bestell-Nr. 8 920 14-R16E­Mail: renovabis@eine­welt­mvg.de 0241 / 479 86­200

... und ein „Tütchen voller Sonne“

im rot markierten Abschnitt dieses Materialheftes möchten wir Ihnen einige praktische Anregungen an die Hand geben, damit Sie die Pfingstaktion in Ihrer Pfarr-gemeinde oder in Ihrem Verband auf die Tagesordnung setzen können. Für Ministranten und Jugendgruppen sowie zur Firmvorbereitung gibt es einen Gruppen-stunden-Vorschlag (Seite 15). Daran schließt sich ein „Pfingst-Cache“ für GPS-Geocacher an; außerdem seien auch die Schulbausteine (Seite 42) für Gruppenstunden in der Pfarrei empfohlen. Dazwischen lenken Reportage- Impulse die Aufmerksamkeit auf einen Sprayer im ukra-

inischen Lemberg (Seite 22), dessen Kunst ebenso als Anregung betrachtet werden kann, und auf den ma-kedonischen Finalisten im Gesangswettbewerb „The Voice“, den 15-jährigen Trajce (Seite 20).

Für pastorale Mitarbeiter und Geistliche finden sich Gottesdienstbausteine zur thematischen Betonung der Anliegen für die Menschen im Osten Europas durch Renovabis. Auch die neue Novene scheint auf.

Viel Freude bei der Vorbereitung des Pfingst-festes 2016! Allen, die gefirmt werden, viel Mut

,

Courage und Gottes Segen. Thomas Schumann

Liebe Leserinnen und Leser,

Platz zum GestaltenAuf der ca. 4 x 1,5 Meter großen Fahne sind

ein Schriftzug mit „Pfingsten“ und das Renovabis­Logo aufge­druckt – ansonsten gibt’s jede Menge Platz für eigene Ideen! Die Fahne können Sie mit einfachen Acryl­ oder Binder farben bema­len, auch Sprüh farben und was­serfeste Filzstifte können Sie verwenden.

Beispiele und AnleitungenAuf unserer Webseite haben wir Fotos und Videos zusammengestellt, die Ihnen zeigen, wie einfach so eine Fahne mit Pinsel und

Farben zu einem echten Hingucker wird: www.renovabis.de/pfingstfahne

Das neue Saatgut für eine Pflanzaktion gibt es unter der Bestell-Nr. 89 17 16-R16

Zeigen Sie uns Ihre fertige Fahne?Mailen Sie uns ein Foto an [email protected]

Page 14: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Spenden Sie

Manche verstehen nicht, wenn man sich ohne Bezahlung engagiert Martina Babikova, 22 Jahre: Studium in

Europa – Heimat in Bratislava

»Ich hatte das Glück, dass mir meine Eltern

schon früh Aufenthalte im Ausland ermöglicht

haben. Als Austauschschülerin habe ich ein Jahr

in England gelebt und für den Master im Fach In-

ternationale Beziehungen in Brüssel Geopolitik

und internationales Recht studieren dürfen. An-

schließend habe ich ein Praktikum in einem welt-

weit operierenden IT-Konzern absolviert. Nach

einem halben Jahr in der Verkaufs- und Finanz-

abteilung wusste ich, was ich nicht will. Lieber

möchte ich in einer Nichtregierungs-Organisation

arbeiten, in der es nicht um Profite geht.

Die Erfahrungen in anderen Ländern waren

wertvoll, aber das Leben in der Anonymität ist

mir schwer gefallen. Ich bin immer gern in die

Slowakei zurückgekehrt. Hier leben meine

Freunde, hier erfahre ich Gemeinschaft. Seit ich

fünfzehn bin, arbeite ich

in der Salesianer-

Gemeinde von Trnavka

in der Jugendarbeit,

leite Gruppen für die

Zwölfjährigen und bin

im Planungsteam von

Jugendcamps und Feri-

enfreizeiten. Organisa-

torische Aufgaben lie-

gen mir sehr. Aber es

passiert, dass andere Jugendliche nicht verste-

hen, wieso man sich die ganzen Ferien in einem

Sommerlager engagieren kann, ohne dafür eine

Bezahlung zu verlangen. Überhaupt rufen die

meisten katholischen Gebote bei vielen Unver-

ständnis hervor, die Fastenzeit etwa oder der

Verzicht auf Fleisch am Karfreitag. Selbst die

Sonntage unterscheiden sich in Bratislava immer

weniger von den Werktagen. An den Wochen-

enden strömen die Leute in Scharen in die

neuen Shopping-Zentren. Dürfte ich politische

Entscheidungen treffen, dann wären die Läden

sonntags geschlossen.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick

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… für junge Leute im Osten Europas, damit sie zuhause Perspektiven sehen!

Pax-Bank eGIBAN DE17 3706 0193 3008 8880 18

Page 15: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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LebensträumeGruppenstunde für junge Leute ab 13 Jahren

von Pastoralreferentin Dipl.-Theologin Julia Mokry und Dipl.-Sozialpädagogin (FH) Bernadette Cußmann, Katholische Jugendstelle Freising

Jugendliche ab 13 Jahren, Jugendverbände und Minis­tranten, besonders geeignet als Gruppenstunde in der Vorbe­reitung auf das Sakrament der FirmungGruppengröße: ab vier Personen

Die Jugendlichen sollen sich ihre Träume bewusst machen und durch Malen oder Schrei­ben zum Ausdruck bringen. Die Jugendlichen sollen eine Jugendliche aus Ost-europa mit ihren Träumen über eine Erzählung näher kennen lernen.

Die Jugendlichen sollen die Unterschiede in den Träumen von Jugendlichen in Deutschland und in Osteuropa erkennen.

Die Jugendlichen sollen sich be­wusst werden, was man zum Er-reichen mancher Träume aufge-ben muss, und erkennen, wie un­

terschiedlich die Bereitschaft dafür bei osteuropäischen Jugendlichen und deutschen Jugendlichen ist.

Ziel

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Geschichte von Petra Pravdić (in diesem Heft Seite 9) und als M10 auf der Website www.renovabis.de/themenheft verfügbar, Lied von Frida Gold: Wovon Sollen Wir Träumen M11 und www.youtube.com/watch?v=ZbsqG_R3ySE; außerdem: meditative Musik, Seifenblasen, Wachsmalkreiden, Buntstifte, Plakatschreiber, Wasserfarben, Papiere in unterschiedlichen Größen, Plakat, Moderationskarten, evtl. KleberZeitaufwand: 75 bis 90 Minuten

Mit M10 bis M11 sind die Arbeitsmaterialien für die Gruppenstunden

bezeichnet. Es gibt sie als Einzelfolien/PDF- Dokumente: www.renovabis.de/themenheft.

Dort ist auch der gesamte Ablauf der Gruppenstunde dokumentiert.

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Page 16: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Alle sitzen im Stuhlkreis, der aus einem Stuhl weniger als teilnehmende Mitspieler besteht. Der überzählige Spieler steht in der Kreismitte. Er ruft laut: „Alle, die ………, tauschen ihre Plätze“. Wer keinen Platz er­wischt, steht in der Mitte und gibt das neue Kommando.

• Alle,diesicheineFamiliewünschen,

tauschen ihre Plätze!

• Alle,dieeinengutenSchulabschlusshabenwollen,…

• Alle,dievielGeldverdienenwollen,…

• Alle,dievieleKinderhabenwollen,…

• Alle,dieinsAuslandgehenwollen,…

• Alle,dieKarrieremachenwollen,…

• Alle,dieglücklichwerdenwollen,…

• Alle,denendasGeldnichtsowichtigist,…

• Alle,diedasneuesteSmartphonehabenwollen,…

• Alle,diemalberühmtwerdenwollen,…

• Alle,die……………

Anschließend hören die Jugendlichen gemeinsam das Lied: Wovon Sollen Wir Träumen von Frida Gold; der Songtext M11 wird ausgeteilt. 5 Minutenwww.youtube.com/watch?v=ZbsqG_R3ySE

Warming up

So könnte die Gruppenstunde ablaufen5 bis 10 Minuten

Impuls 1

Impuls 2

Wovon träumst du? – Male deine Träume!

Jugendliche malen ihre Träume. Dazu läuft meditative Musik.Es könnte auch angeboten werden, etwas aufzuschreiben.

Material: Buntstifte, Wachsmalkreiden, Wasserfarben, sowie unterschiedliche Größen von Papier, meditative Musik

Die Jugendlichen lesen den Text M10 „Wenn das eigene Land zu eng wird“„Petra Pravdić, 17 Jahre, lebt im Internat der multi­ ethnischen Sankt­Joseph­Europaschule in Sarajevo, spricht perfekt Deutsch und träumt von Deutschland und Amerika.“

Petra setzt ein:• Ehrgeiz,eineandereSprachezulernen

•Mobilität,ihreHeimatzuverlassen

• IhrenGlaubenalsinnereStärkeundHoffnung

•………………

• Heimat

• Sprache

• Traditionen

• Freunde

• Familie

• Kultur

• Gewohnheiten(Alltag)

• Essen

•………………

Zweite Frage: Was ist Petra bereit, für ihren Traum aufzugeben oder einzusetzen?

Petra gibt auf:

• Schulwechsel

• Gerechtigkeit

• EinLebenineinem

andern Land

• Beruf,indemPetraVerant-

wortung trägt und mit dem

sie anderen Menschen hilft

•………………

Die Jugendlichen werden gebeten, auf Moderations­karten thematisch zu sammeln, wovon Petra träumt oder geträumt hat:

Impuls 3

Die Jugendlichen nehmen ihre „Traumzettel“ zur Hand und überlegen in Einzelarbeit:

•  Was muss ich für meinen Traum tun oder aufgeben? •  Wozu bin ich bereit?      •  Wozu bin ich nicht bereit?

Spiel „Alle, die ……“

Mein Einsatz für meinen Traum 5 Minuten

20 Minuten

15 MinutenBeispiel eines Mädchens aus Bosnien und Herzegowina

Page 17: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Sammeln / Zusammentragen in Kleingruppen (3 bis 4 Jugendliche)20 Minuten

Abschluss10 bis 15 Minuten

alternativer Abschluss

Die Jugendlichen gehen auf eine Wiese, auf der Puste­blumen wachsen. Sie pusten ihre Lebensträume mit den Samen des Löwenzahns in den Himmel.

Gedanken dazu:Verbinde mit deinem ausströmenden Atem deine Träu­me für dein Leben. Deine Träume steigen als Pusteblu­men­Schirmchen auf. Schau sie an: Sie steigen und tan­zen in der Luft. Je nach Wind bekommen sie Fahrt und fliegen weit. Irgendwo landen sie. Vielleicht treffen sie auf fruchtbaren Boden und dein Traum kann Wurzeln schlagen und erblühen. Vielleicht trifft der Samen auf steinigen Grund und hat keine Chance.

Was sind deutsche Jugendliche bereit, für ihren Traum einzusetzen? • EhrgeizundLeistungsbereitschaftinderSchule

• Leistungsdruckauszuhaltenbzw.mitzumachen

• PräsentationinsozialenMedienundNetzwerken

• ImmertechnischaufdemneuestenStandzusein

• ……………

Was sind deutsche Jugendliche bereit, für ihren Traum aufzugeben? • Freiheit,sozuseinwieichbinoderanderszusein

• FreizeitundFreiräume,umLeistungsdruckstand­

zuhalten

•……………

Plakativ das Wichtigste darstellen 10 Minuten

Die Jugendlichen werden eingeladen, ein Plakat zu gestalten. Dabei sollen sie – ausgehend von den Träu­men  – gegenüberstellen, wie Menschen im Osten Europas und in Deutschland sich ihre Zukunft vor­stellen. Zusätzlich zu den Träumen sollen für die Lebens perspektiven reale Möglichkeiten, persönli­cher Einsatz sowie Wichtiges und weniger Wichtiges dargestellt werden: Wofür mache ich mich stark, was gebe ich auf?

Im Hintergrund läuft Frida Gold: „Wovon Sollen Wir Träumen“

www.youtube.com/watch?v=ZbsqG_R3ySE

Das fertige Plakat soll dann in der Gruppe mit Wert­schätzung wohlwollend betrachtet werden. 5 Minuten

Wovon träumen Jugendliche in Deutschland?

• Karriere

•……………

• berühmtwerden

•……………

• Familiegründen

•……………

Jeder Jugendliche kann nun seine Lebensträume in Form von Seifenblasen in den Himmel steigen lassen.

Gedanken dazu:Verbinde mit deinem ausströmenden Atem deine Träu­me für dein Leben. Deine Träume steigen als Seifenbla­sen auf. Schau sie an: Sie funkeln und schillern. Sie sind unterschiedlich groß. Manche steigen auf, bekommen Fahrt. Andere zerplatzen, werden vielleicht nicht ver­wirklicht werden.

Gott, wir sind voller Träume für unser Leben.Stärke uns, damit wir für unsere Träume einstehen, und schenke uns den Mut, aufzubrechen und Neues zu wagen, damit unsere Träume Wirklichkeit werden.Amen.

Gebet

Page 18: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Schnitzeljagd mit GPS-KoordinatenBeim Geocachen handelt es sich um eine Art moder­ner Schnitzeljagd. Geocaching ist mittlerweile ein weltweit in allen Altersgruppen verbreitetes Hobby. Auch in der schulischen und außerschulischen Ju­gendarbeit erfreut sich das gemeinsame Rätseln, Su­chen und Finden in der Natur immer größerer Be­liebtheit. Statt Kreidepfeilen und Papierschnitzeln führen GPS­Koordinaten (Breiten­ und Längengrad einer Adresse) den Schatz sucher ans Ziel.

Der Name leitet sich vom griechischen Wort „Geo“ für Erde und vom englischen Wort „cache“, das mit „Lager“ oder „Versteck“ übersetzt wird, ab. Am Ziel eines Geocaches ist meist ein wasserdich­ter Behälter versteckt, der ein kleines Logbuch (hier können sich die Finder eintragen) und manchmal auch kleinere Tauschgegenstände ent­hält. Der Finder kann dann einen der Tauschge­genstände (Spielfiguren, Murmeln, usw. …) entnehmen und legt dafür einen neuen Gegenstand, den er mitbringt, hinein.

Renovabis-Geocache zum Thema „Pfingsten“

Mit dem GPS-Gerät dem Heiligen Geist auf der SpurEin Aktionsimpuls von Oliver Ripperger und Simon Korbella für Firmgruppen, Familienkreise und die ganze Pfarrgemeinde

in Zusammenarbeit mit der

ier also soll ein Schatz versteckt sein? – Der kleine Waldweg schlängelt sich

durch den Mischwald. Feucht glänzt der Morgentau auf dem Waldboden. Unser GPS-Gerät zeigt eindeutig die Ziel koordinaten an: Tatsächlich, hier

muss also der Schatz liegen! Das GPS-Gerät hat seine Aufgabe erfüllt.

Jetzt gilt es, vorsichtig die Umgebung zu er-kunden. Zuerst die Baumstämme, denn die

sind ein beliebtes Ziel als Verstecke. Dort ist nichts zu finden. Es ist auch kein Busch und

keine Bank zu sehen, die als Versteck dienen könnten. Der Blick schweift über den Boden

und bleibt an einem kleinen rötlichen Tannen zapfen hängen. Volltreffer!

Denn der Zapfen ist eine Kunststoff attrappe: Hebt man ihn hoch, erkennt man es sofort.

Am Wald boden allerdings ist er für den nor-malen Spaziergänger nicht auszumachen.

Im Zapfen befindet sich eine kleine Öffnung und darin eine winzige Papierrolle mit den

Namen der bisherigen Finder – bisher haben erst 15 Menschen diesen Geocache gefunden.

Wir kritzeln unsere Namen auf die kleine Papierrolle dazu. Dann stecken wir alles

wieder zurück und legen die Tannen-zapfenattrappe wieder vorsichtig auf die Erde.

Herunterladen der Renovabis-Materialien unter www.renovabis.de/geocachen

GPS-Geräte (ein Gerät für drei Teilnehmer) gibt es in einigen Medienzentralen zum Aus­leihen. Die meisten Smartphones können ebenfalls zum Geocachen verwendet werden, allerdings muss eine entsprechende App ins­talliert sein

ein/eine engagierte/r Gruppenleiter/in (Vor­bereitungszeit, Anpassen des Geocaches an die örtlichen Gegebenheiten; Aufwand: ca. ½ Tag)Prak

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Während der Cache im Wald liegen bleibt und auf den nächsten Geocacher wartet, begleitet uns

auf dem Rückweg das Hochgefühl von Freude und Erfolg, darüber, einer kleinen Gruppe

anzugehören, die dieses Geheimnis gelüftet hat.

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Claus Laabs

Oliver Ripperger

Geocaching Auf der Suche nach ...

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Page 19: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Einen Cache findenBevor es losgeht, muss man einen Geocache auswählen. Dazu gibt es In-ternetportale (z. B. geocaching.com, groundspeak.com, opencaching.com), in denen für Deutschland bereits mehr als 350.000 Geocaches in allen Regionen aufgelistet sind. Dort erhält man meist eine direkte Positions­angabe in Form von Koordinaten. Mit Hilfe dieser Koordinaten und einem GPS­Empfänger kann man sich dann auf die Suche machen.

Am beschriebenen Zielort ange­langt, benötigt man das GPS­Gerät nicht mehr. Nun gilt es die Augen offen zu halten, denn die Verstecke, in denen sich die Geocache­Behälter verbergen, können ganz unterschiedlich ausse­hen: Man findet sie in Baumstümpfen, unter Zweigen oder hinter Straßen­schildern. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Bei manchen Geocaches befinden sich die Verstecke auch in ausgehöhlten Ästen, nachge­bauten Pilzattrappen oder sie müssen gar aus dem Wasser gefischt werden.

Geocachen mit einer JugendgruppeGeocachen ist besonders für Jugend­gruppen eine spannende Methode, um sich gemeinsam einer Herausfor-derung zu stellen. Zum einen reizt es viele Jugendliche, die neuen techni­schen Geräte und ihre Möglichkeiten konkret auszuprobieren. Andererseits liegt ein motivierendes Element in der Suche des Verstecks am Zielort: Das ist meist der Spannungshöhepunkt, der beim Auffinden des Schatzes zu wahrer Begeisterung unter Geo­cachern jeden Alters führt!

Geocachen hat darüber hinaus aber noch eine weitere spannende Facette, die für viele Schatzsucher einen be­sonderen Reiz hat. Ein Cache kann nämlich aus mehreren Stationen be­stehen.

Ganz ähnlich wie bei der Schnitzel­jagd muss man sich dann von einer

Station zur nächsten vorarbeiten, um das Ziel zu erreichen – und erst dort den Schatz zu finden. Dazu sind klei­nere oder größere Rätsel versteckt, die es ermöglichen, den weiteren Weg zu finden. Diese Rätsel kreisen oft um ein gemeinsames Thema, weil der ge­samte Geocache einem Thema gewid­met ist. Es gibt beispielsweise Geo­caches zu berühmten Entdeckern der Weltgeschichte oder auch zu den Tie­ren des Waldes.

Der Renovabis-PfingstcacheEinen solchen inhaltlichen Geo­cache hat Renovabis gemeinsam mit der Medienzentrale Würz­burg zum Thema „Pfingsten“ entwickelt. Das Besondere

daran ist: Er kann überall in Deutsch­land veranstaltet werden. Man findet ihn aber nicht auf den offiziellen Geo­cache­Webseiten. Alle notwendigen Materialien dazu können exklusiv unter www.renovabis.de/geocachen herun­tergeladen werden. Das Verstecken an den einzelnen Stationen übernimmt der jeweilige Gruppenleiter vor Ort. Natür­lich müssen dann die Koordinaten an die eigenen Verstecke

in der eigenen Umgebung an­

gepasst werden. Dazu bietet

Renovabis eine ausführliche

Anleitung in den Materialien an.

Pfingsten ist ein wichtiges und doch schwer zu fassen-des Kirchenfest. - So ganz anders als Weihnachten mit dem Kind in der Krippe, so ganz anders als Ostern, an dem wir Jesu Sieg über den Tod feiern.

Pfingsten hat nämlich mit dem Heiligen Geist zu tun, und für viele Christen ist das Verhältnis zum Heiligen Geist eher abstrakt. Damit sind sie nicht allein.

Als Paulus in der Apostelgeschichte die Anhänger Jesu fragt, ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten, ist die Antwort: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es den Heiligen Geist gibt.“ (Apg 19,2)

Gehört hat man inzwischen wohl von ihm, sogar immer wieder: „Ich glaube an den Heiligen Geist“, heißt es im Glaubensbekenntnis. Doch was hat dieses Bekenntnis eigentlich für eine Bedeutung?

Diese und weitere Fragen rund um die Themen „Heiliger Geist“ und „Pfingsten“ werden auf spielerische Art thematisiert. Der Cache eignet sich beispielsweise als motivierender Einstieg für die Firmvorbereitung.

Warum ein Geocache zu Pfingsten?

Claus Laabs und Oliver Ripperger: Geocaching, fachstelle medien und kommunikation, muk-publikationen 59, UID DE811510756, München 2014 – Bezugsquelle: www.m-u-k.de

Page 20: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Vormittags Schule, nachmittags Freunde, abends die Familie. Trajce Georgiev lebte ein Leben

wie andere Teenager auch. Und wenig deutete darauf hin, dass sich dies im Makedonischen Strumica ändern soll­te. Wäre da nicht Trajces große Leiden­schaft. „Er singt“, sagt seine Mutter Ka­rolina. „Immer und überall, schon von klein an.“ Was nicht verwundert. Die halbe Verwandtschaft der Georgievs besteht aus Musikern.

Trajce kennt die Hits der interna­tionalen Pop­Charts ebenso wie die volkstümlichen Melodien seiner Hei­mat. Vor allem aber geistliche Lieder. In seiner Gemeinde tritt er während der Gottesdienste bei den Hochfesten als Solist auf und berührt die Men­schen mit seiner klaren Stimme. Und weil seine ältere Schwester Nevenka nicht nur an das Talent, sondern auch

Der 15-jährige Trajce Georgiev wurde bekannt als Finalist in dem Gesangswettbewerb „The Voice“

Rolf Bauerdick berichtet in Text und Bild aus Makedonien

„Der Glaube hilft, normal zu bleiben“

an den Erfolg ihres Bruders glaubte, meldete sie Trajce 2014 ohne sein Wis­sen zu einer Castingshow im Fernse­hen an: zu dem prominenten Gesangs­wettbewerb „The Voice“, der von Belgrad aus in alle Staaten des ehema­ligen Jugoslawien ausgestrahlt wird.

Im Fernsehen singen als LebenserfahrungUnter vielen tausend ehrgeizigen Be­werbern im Alter von sieben bis fünf­zehn geriet Trajce in die Auswahl der letzten 150 Kandidaten, vage ahnend, dass ihm „die wichtigste Erfahrung“ seines Lebens bevorstehen würde. Ein medialer Marathon, bei dem der da­mals 13­Jährige zuerst die Angst über­winden musste – die Furcht, im Licht der Scheinwerfer zu stehen, ausge­leuchtet zu werden mit jeder Miene und Geste, von Kameras beäugt, be­

wertet von einer Jury und einem Milli­onenpublikum. „Anfangs habe ich vor Lampenfieber gezittert. Ich war so nervös, dass ich fürchtete, keinen Ton herauszubekommen. Aber mit jeder weiteren Sendung wurde ich ruhiger. Die Leute beim Fernsehen waren total freundlich und hilfsbereit.“

Fünfzehnmal musste Trajce Geor­giev sich der Konkurrenz stellen. Stets kam er eine Runde weiter und sah sich plötzlich im Finale. Dass zuletzt ein Mädchen den Sieg davontrug, tat sei­ner Beliebtheit keinen Abbruch. Die lebt davon, dass Trajce nicht nur über ein beachtliches stimmliches Potential verfügt, sondern auch über eine natür­liche sympathische Ausstrahlung. Er verzichtet auf effektheischende Posen. Das in der Branche übliche künstliche Gehabe ist ihm fremd. „Man spürt, Trajces Freundlichkeit kommt von

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Herzen“, sagt der Priester Goce Kostov. Er steht der Pfarrei „Johannes der Täu­fer“ vor, einer jungen griechisch­ka­tholischen Gemeinde am Stadtrand von Strumica, einer Kleinstadt unweit der Grenze zu Bulgarien.

„Ein lebenswerter Ort, der sich langsam entwickelt“, so Pfarrer Kostov. Anders als bei den balkani­schen Nachbarn im Kosovo und Alba­nien sank die Arbeitslosigkeit in Strumica in den letzten Jahren von 38 auf 25 Prozent. Daher leben in der erst 2013 gegründeten Gemeinde, deren Kirche 2015 eingeweiht wurde, viele junge Familien, die in Strumica eine Perspektive sehen.

Die örtliche Kirche will bei den Menschen sein Auch die Georgievs sind praktizieren­de Katholiken. Trajces Familie gehört damit einer Minderheit an. Rund zwei Drittel von zwei Millionen Makedo­niern sind orthodoxe Christen, ein knappes Drittel bekennt sich zum muslimischen Glauben, nur ein knap­pes Prozent der Bevölkerung ist grie­chisch­katholisch. „Wir wollen eine Kirche, die nah bei den Menschen ist und echte Gemeinschaften stiftet“, er­klärt Pfarrer Kostov, für den die Ju­gendarbeit die Basis der Gemeindebil­dung prägt.

Die Kinder und Jugendlichen besu­chen die Alten und Vergessenen, ver­teilen Präsente zu Weihnachten oder verschenken am Valentinstag selbstge­bastelte Aufmerksamkeiten an Passan­ten. „Es ist wichtig“, sagt Goce Kostov, „dass die Kinder das Glück erfahren,

das man empfindet, wenn man andere glücklich macht.“

In der nicht gerade sensiblen Welt des Musikgeschäfts und der Konkur­renz des Casting­Milieus war der Priester für Trajce ein geistlicher Bei­stand – ein Seelsorger im wahren Wortsinn. „Ich habe Pfarrer Kostov immer um Rat gefragt und mit ihm

Das sieht ihr Bruder genauso. Den­noch hat sich Trajces Leben verändert. Millionenfach werden seine TV­Auf­tritte im Internet auf Youtube ange­klickt. „Klar ist es schön, bekannt zu sein. Aber ich kann nicht mehr unbe­fangen mit meinen Freunden durch die Stadt laufen. Dann kommen krei­schende Mädchen und wollen mit mir

gebetet“, erzählt Trajce. „Ich bin sicher, ohne Gott ist nichts möglich. Deshalb ist es mir wichtig, bei dem, was ich tue, auch um Gottes Segen zu bitten.“

Ihr Glaube hat auch Trajces Schwes­ter Nevenka geprägt. Als angehende Lehrerin studiert die 19­Jährige Eng­lisch, Spanisch und Deutsch. Sie hätte ohne weiteres die Möglichkeit, mit ei­nem Stipendium in der Europäischen Union zu studieren. Doch sie möchte, nachdem sie einige Länder in Europa bereist hat, lieber in ihrer Heimat blei­ben. „Sicher haben wir in Makedonien nicht den Wohlstand wie in Deutsch­land. Hier ist das Leben einfacher. Aber auch freier. Der Umgang der Menschen miteinander ist sehr viel herzlicher.“

fotografiert werden. Auch die vielen E­Mails und Facebook­Anfragen kann ich nicht mehr beantworten.“

Doch Trajce möchte weiterhin sin­gen. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, bedarf es eines guten und professio­nellen Managements. Vielleicht wird Trajce Georgiev irgendwann das be­schauliche Strumica verlassen und auf den großen Bühnen zuhause sein. Die Erfahrung lehrt, dass junge Menschen auf dem Weg zur Berühmtheit nicht selten die Bodenhaftung verlieren. Auszuschalten ist diese Gefahr nie. Aber Trajce verfügt über einen gesun­den Schutz: seine Familie, seine Freun­de und seinen Glaube. „Ich bin sicher“, sagt er, „der Glaube hilft einem, nor­mal und natürlich zu bleiben.“

Ihre Herkunftsfamilie prägt junge Menschen fürs Leben:

Trajce und seine 19 Jahre alte Schwester Nevenka schätzen die Geborgen-

heit ihres Elternhauses bei Mama Karolina

und Papa Nemet.

Musikalische Verwandtschaft: Mit Pfarrer Goce Kostov ist Trajce gerne zu Besuch bei der Familie seines Onkels. Die Ristovs sind alle Berufsmusiker und spielen Pop und Folk in Restaurants, bei Festen und auf Hochzeiten, aber auch in der Kirche. Sie haben damit einen be-scheidenen Wohlstand erworben und denken gar nicht daran, ihre Heimat zu verlassen.

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se der orthodoxen Ostkirchen leben­dig. Aber nicht durch immergleiche Wiederholungen, sondern durch Transformation. „Die alten Ikonen wurden zumeist von Analphabeten betrachtet, deren Frömmigkeit sich an einer klaren Symbolsprache schulte.“ Diese Symbole übersetzt Radkevych in die Gegenwart.

Dabei verlässt er das Feld der Er­bauung und des Gefälligen und meidet überhöhende und triumphalistische Momente. „Bei dem klassischen Iko­nenmotiv, das Christus als Pantokrator darstellt, als Weltenherrscher, domi­niert der Gestus des Imperators. Das ist aber nicht das Christusbild, das ich vermitteln will.“

Im letzten Winter beeindruckte Radkevych in vielen ukrainischen Städten mit seiner Bilderserie „Ruhe

Ukrainischer Künstler Sergij Radkevych geht neue Wege religiöser Kunst

Rolf Bauerdick besucht 28-jährigen Sprayer in Lemberg

Aus den Kirchen hinein in die Welt

Bei minus zwölf Grad stößt auch engagierte Kunst an Grenzen. Die wasserhaltigen Acryllacke

gefrieren, die Düsen der Farbspraydo­sen drohen zu verstopfen. Vor allem macht Sergij Radkevych der eisige Wind zu schaffen, der oben im siebten Stockwerk durch den Trakt Glyhyanski fegt. Einst sollten hier am Rand der westukrainischen Millionenstadt Lviv (Lemberg) einige tausend Menschen neue Wohnungen finden. So war es ge­plant, zu Beginn der neunziger Jahre, kurz nach der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion. Bis der staatlichen Baugesellschaft das Geld ausging. Zurück blieb eine Ruine, ver­waist, verwahrlost und verloren in der Landschaft. Ein abweisender Ort, we­nig einladend, allerdings nicht für Sergij Radkevych.

Gegen die Kälte helfen Wollhand­schuhe und heißer Tee, zur Umset­zung seiner künstlerischen Idee braucht es einen

starken Willen und Disziplin. Drei Tage wird er benötigen, ein großforma­tiges Bild auf Beton zu bringen. Das Motiv: Maria und die zwölf Apostel.

„Der traditionelle Ort für Ikonen ist natürlich die Kirche“, sagt Radkevych. „Doch der Glaube an Gott als den Schöpfer und an die Sakramentalität der Schöpfung fordern heraus, die Bot­schaft der Ikonen in die Welt zu tragen. Von innen nach außen.“ Mit seinen 28 Jahren gilt der Ukrainer schon heute als ein wegweisender Künstler seines Landes. Ausgebildet an der Nationalen Kunstakademie in Lviv studierte er klassische Ikonenmalerei und speziali­sierte sich auf Monumentalgemälde im öffentlichen Raum.

Radkevychs Schaffen basiert auf der byzantinischen Formensprache und hält die Tradition der Heiligenbildnis­

Im siebten Stock dieser Plattenbauruine namens „Glyhyanski“ am Rand von Lviv sprayt Sergij (28 Jahre) geistliche Bilder auf Beton – für Renovabis sein Gebetsbild zur Renovabis-Pfingstaktion 2016.

Page 23: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Das Gebetsbild zur Aktion 2016

in Frieden“: Wandfüllend blicken schwarze Antlitze d en Be trachter an – im Fadenkreuz ins Visier genom­men – goldgrundiert wie Ikonen. Die Gesichter halten die Erinnerung wach an jene Freiheitskämpfer, die während der Proteste auf dem Kiewer Majdan von Heckenschützen ermordet wor­den sind. Ihre Eindringlichkeit ver­danken die Bildnisse einer bewussten Nüchternheit.

Geradezu minimalistisch konzent­riert sich Radkevych auf den Aus­druck der Gesichter. „Indem ich auf den Effekt von Gefühlen verzichte, entsteht ein Vakuum, das vom Be­trachter gefüllt werden kann.“ So wie in dem Motivbild mit dem Titel „Die Niederkunft des Heiligen Geistes“ mit Maria und den zwölf Aposteln.

Sergij Radkevych benutzt zwar die pfingstlichen Symbole von Feuer und Flamme, aber anders als in der tradierten Malerei fällt das Licht als verklärender Schein nicht mehr von Außen auf die Apostel: „Ich versu­che, dieses Leuchten und das Wirken des Geistes in das Innere der Men­schen zu verlagern.“ So erscheinen die Jünger nicht als individuelle Per­sönlichkeiten, sondern als Vermitt­

ler, die die Botschaft Christi in die Welt tragen.

Markanter fällt das Antlitz der Got­tesmutter aus: „Maria ist die Frau und Mutter schlechthin. Sie zu malen, ist eine schwere Aufgabe. Jahrelang war mir das nicht möglich“, bekennt der Künstler, Ehemann und Vater eines kleinen Sohnes. „Entweder geriet mir Maria zu schön oder zu kühl und streng. Die rechte Balance zu finden, ist eine enorme Herausforderung.“

Dass sein jüngstes Werk in einem

maroden Wohnblock am Stadtrand von Lviv kaum ein Publikum finden wird, stört Sergij Radkevych nicht. Er definiert seine Ikonen nicht mehr über das fertige Objekt, das Zustimmung oder auch Ablehnung erfährt. Rad­kevych denkt sie vom Prozess ihrer Entstehung her: „Das Fertigen einer Ikone ist ein intimer und meditativer Akt. Kein Ort ist für mich dazu besser geeignet als diese nackte Ruine, die mir durch ihre Abgeschiedenheit die Ruhe zum inneren Monolog erlaubt.“

Monumentale Abmessungen hat das Motiv-bild „Die Niederkunft des Heiligen Geistes“ mit den gesprayten Antlitzen der Gottes-

mutter Maria und der zwölf Apostel auf eiskaltem Beton. Die 2,60 Meter hohe und

1,40 Meter breite Wandfläche einer nackten Bauruine gestaltete Sergij Radkevych mit den

feurigen Farben des Pfingstfestes.

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und mir wertvoll“ steht ebenfalls bedingungslos. In Psalm 8 wird unsere Würde beschrieben. „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ (Ps 8, 5–6)

Wir haben durch die Gottebenbildlichkeit (vgl. Gen 1, 27) eine Würde, die uns von nichts und niemandem genommen werden kann. Wir sind mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Jeder hat von Gott Talente und Fähigkeiten geschenkt bekommen, die es im Leben zu fördern gilt. Mit diesen Talenten darf man, ja, soll man seine Chancen nutzen. Wir sind wertvoll und gekrönt: Dieses Wissen kann Menschen, die betrübt sind, wie­der aufrichten.

Predigtskizze für Jugendvesper oder PfingstvigilJungen Menschen einen neuen, ihnen oftmals un-bekannten Blickwinkel auf ihr Leben zu eröffnen, das ist Ziel des Taufgedächtnisses und der bibli­schen Lesungen.

„Du bist von Gott geliebt und wertvoll.“ – Dies hat uns Gott am Tag unserer Taufe versprochen. Wir wur­den von ihm in seine Hand eingeschrieben und aus dieser tragenden Hand Gottes können wir nicht herausfallen, komme, was wolle. Gott nimmt uns an die Hand und begleitet uns unser ganzes Leben.

Wenn ich als Kind erfahren darf, dass ich von mei­nen Eltern bedingungslos geliebt werde, dann bin ich auch gut gerüstet, in allen meinen Lebenslagen auf einem festen Grund zu stehen.

Diese „Elternliebe“ darf ich auch zu Gott auf-bauen, denn seine Zusage „Du bist von mir geliebt

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KLJB-Pfarrer Richard Greul

Gemeinsam beten und Hoffnung schöpfen: Damit Jugendliche im Osten Europas Perspektiven sehen

Pfingstnovene über die „Goldene Sequenz“

Im Mittelalter wurde ihr der Ehren­name „Goldene Sequenz“ gegeben. Darin kommt die hohe Wertschät­

zung für die Pfingstsequenz zum Aus­druck. In der diesjährigen Pfingst novene, dem bei Reno­vabis um „Christi Himmelfahrt“ und das Pfingstfest erweiterten Neun­Tage­ Gebet zur Vorberei­tung auf Pfingsten, meditiert Bi­schof Dr. Karl­Heinz Wiesemann über die Verse der Pfingstse­quenz. Der gut 800 Jahre alte Text

wird dem Erz bischof von Canterbury, Stephen Langton, zugeschrieben. Er be­singt die Bitte um die Kraft des Geistes (GL 343 und 344): „Komm herab, o heil­ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt!“

Der Bischof von Speyer, der auch Jugendbischof der deutschen Bi­schofskonferenz ist, setzt sich in elf Impulsen mit der jugendlichen Sehn­sucht nach Licht, Orientierung, Le­bensfreude, Optimismus, Begeiste­rungsfähigkeit und Gemeinschaft aus­einander. Wiesemann greift ebenso Rastlosigkeit, Reizüberflutung, die Sehnsucht nach Ruhe, das Geheimnis der Liebe, Unabhängigkeit, Barmherzigkeit, Würde, Be­rufung und Treue auf. Mit der 21. Renovabis­Pfingst­novene hält der Bischof ein Plädoyer für das Jahresmot­to der Aktion „Perspektiven für junge Menschen“ – im

Osten ebenso wie im Westen Europas, ja auf der ganzen Welt.

Zu Wort kommen in dem Gebets­heft auch junge Leute aus Speyer und dem internationalen Team, das den Weltjugendtag in Kra­kau vorbereitet. Engagiert bezeugen sie ihre Lebens­ und Glaubenssituation, etwa Viktorija aus Kroatien

(29): „Es wird Zeit, dass die ‚Werte des Lebens‘ wieder ihren verdienten Stellenwert zurück bekommen. Mögli­cherweise hilft uns dazu dieses spezielle Jubiläums­jahr der Barmherzigkeit Gottes.“ Thomas Schumann

Elf Gebetsimpulse von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann mit Glaubenszeugnissen von Jugendlichen aus aller Welt

Page 25: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

EröffnungDie brennende Osterkerze wird in die dunkle Kirche getragen, dazu wird der Kanon

Gottes Wort ist wie Licht in der Nachtaus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“ Nummer 70;

„Unterwegs“ Nummer 41; Gotteslob (GL) Nummer 450

solange gesungen, bis der Zelebrant die brennende Oster­kerze auf den Osterleuchter beim Taufbecken bzw. dem Behälter mit dem Osterwasser abgestellt hat.

HinführungNach der liturgischen Eröffnung sollte der Zelebrant in der Statio auf das zentrale Element der (Vigil­)Feier, das Taufgedächtnis, hinweisen. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes geworden, was kann uns da noch im Le­ben passieren? Wir können niemals mehr aus der Hand Gottes „herausfallen“. Ganz besonders im Hinblick auf das Thema der Renovabis­Pfingstaktion „Jung, dyna­misch, chancenlos? – Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!“ kann es eine Trost spendende Hilfe sein zu wissen, dass wir von Gott getragen sind, auch in schwierigen und ausweglosen Situationen.

PsalmodieIm Psalm 8 wird „Die Herrlichkeit des Schöpfers – die Würde des Menschen“ (GL 33) besungen. Dieser Psalm 8 soll jedem Menschen, egal welchen Alters, deutlich ma­chen, dass jeder von uns eine Würde hat, die uns nie­mand nehmen kann. Dieser Gedanke scheint auch in der Renovabis­Pfingstnovene „Strahle Licht in diese Welt“ auf. Jugendbischof Dr. Karl­Heinz Wiesemann meditiert in der Novene die Pfingstsequenz (Seite 24).

Schriftlesung Mk 10, 13–16 [Die Segnung der Kinder]

Predigtskizze Seite 24

ANREGUNGEN FÜR LITURGIE UND PREDIGT

Elemente für eine Vigilfeier, Andachten und Jugendvespern

von Landjugend pfarrer Richard Greul, Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Erzbistum München und Freising

Taufgedächtnismit dem Lied: Vergiss es nie

aus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“, Nummer 534

Der Zelebrant gibt eine kurze Hinführung zum Taufge­dächtnis. Es wird Osterwasser/Taufwasser aus dem Tauf­becken in mehrere kleine Glasschüsseln geschöpft, der Anzahl der Gläubigen entsprechend. Es wird ein Lob-preis über dem Wasser (Werkbuch „Wort Gottes Feier“, S. 188f; Benediktionale S. 197 und Messbuch, Anhang I) gesungen. Dann werden die Gläubigen eingeladen, ein­ander ein Kreuzzeichen mit dem geweihten Wasser auf die Stirn zu zeichnen. Dabei sprechen sie „Du bist von Gott geliebt und wertvoll.“ Im Anschluss wird gesungen:

Text: Paul Janz, deutsch Jürgen Werth; Musik Paul Janz;© 1976 Paragon Music Corp. Small Stone Media Germany GmbH

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aus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“ Nummer 333;

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Segensbitte

Segenslied Keinen Tag soll es geben

aus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“ Nummer 269;„Unterwegs“ Nummer 257

Fürbitten

Jeder wird eingeladen, in freien Fürbitten seine Anlie­gen vor Gott zu bringen. Dazu kann die Gemeinde die Fürbitten laut vortragen, alternativ auch in Stille beten. Jeder zündet dazu ein Teelicht an der Osterkerze an und stellt es auf die Stufen zum Altar.

Vaterunser

Dazu reichen sich alle die Hände, um damit deutlich sichtbar zu machen, dass wir alle eine große Familie sind und Gott unser aller Vater ist, der uns nach seinem Abbild geschaffen hat.

Oration Vom Tag

© 2009 Deutsche Provinz der Salesianer Don BoscosInfos zum Liederbuch und Bezug: www.god-for-youth.donbosco.deISBN 978-3-7698-1789-8

Text: Uwe Seidel; Musik: Thomas Quast© alle Rechte im tvd-Verlag, Düsseldorf

Text und Musik: © Martin Schraufstetter

Page 27: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

EingangsliedWir sind einig im Geiste, wir sind einig im Herrn

Bausteine für einen Jugendgottesdienst am 7. Sonntag der Osterzeit

von Pater Stefan Stöhr SDB Provinzökonom der deutschen Salesianer

Ein Wort voraus zu Jugendgottesdiensten

In meiner Praxis als Jugendseelsorger in verschiedenen Kontexten der Pfarrei, des Dekanats oder einer Jugend-bildungsstätte stellte sich immer die Frage, was ein Ju-gendgottesdienst ist oder was ihn ausmacht.Zuallererst ist die Zielgruppe des Gottesdienstes zu be-denken: Ist es ein Gottesdienst nur mit Jugendlichen? Und

wenn ja, welcher Altersklasse? Ist es ein Pfarrgottesdienst, der von Jugend lichen

für die Gemeinde gestaltet wird? Ist es ein Gemeindegottesdienst z. B. im Rahmen einer Firmvorbereitung? …

Aus meiner Erfahrung macht den Wert eines Gottes-dienstes für junge Menschen die gemeinsame Vorberei-tung mit ihnen aus. Es geht nicht darum, sie nur als Le-ser oder Akteure im Gottesdienst einzusetzen oder ver-meintlich jugendliche Stilmittel zum Einsatz zu bringen.

Wenn es ein guter Jugendgottesdienst sein soll, dann legen Sie diese Gottesdiensthilfe zur Seite, treffen sich mit den jungen Menschen, mit denen Sie diesen Got-

tesdienst vorbereiten wollen, kommen Sie mit ihnen z. B. über den Evangelientext ins Gespräch und neh-men Sie sich einige der Lebensgeschichten der jungen Menschen aus Osteuropa heraus und überlegen ge-meinsam mit der Vorbereitungsgruppe, was es für sie bedeutet, dass es in Europa junge Menschen gibt, die jung, dynamisch, aber chancenlos sind.

Dann versuchen Sie mit ihnen – je nach Zielgruppe und Rahmen des Gottesdienstes – einige Elemente zu verteilen und die Jugendlichen festhalten zu lassen, was sie in diesem Rahmen bewegt.

Wenn sich diese Möglichkeit für Sie nicht bietet, dann können die Elemente im Folgenden für einen Ge-meindegottesdienst, der mit Jugendlichen vorbereitet wird, eine Hilfestellung sein.

Etwa beim Friedensgruß können sich Gottes-dienstbesucher gegenseitig das Renovabis- Segensbändchen umbinden

Bestell-Nr. 8 913 [email protected]

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Vorbereitung✓ Geschichte Don Boscos mit Bartolomeo Garelli✓ Sammlung zum Thema: Welche Talente habe ich? Was kann ich gut? Worauf

bin ich stolz? Warum soll ein junger Mensch in mei­nem Alter nicht die gleichen Chancen haben wie ich?

Text und Melodie: entstanden in der Jugendbegegnungsstätte Mariannhill Würzburg, nach einer mündlich überliefer-ten Melodie; notiert und angepasst von Bernward Hofmann, veröffentlicht in „Troubadour für Gott“ 19751; 200010

Page 28: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Hinführung zum Gottesdienstentweder das Rollenspiel „Kannst du pfeifen?“

oder freies Spiel zum Thema „Talente und Fähigkeiten“ aus der Gruppe der vorbereitenden Jugendlichen

oder Lesen einer Kurzgeschichte, z.B. „Sakristeigeschichte“

und kurze Einführungsworte mit Bezug zum Jahres­Leit­gedanken „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Kyrie Kyrieruf aus der Ukraine GL 155

Herr, Jesus Christus, du bist gekommen, da­mit wir das Leben in Fülle haben. Kyrieruf

Du willst, dass wir unsere Fähigkeiten und Talente entfalten und einbringen. Kyrieruf

Du rufst jeden von uns zu einem gelingenden Leben. Kyrieruf

Gloria GL 169 oder

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe GL 383

Tagesgebet Messbuch

Außerhalb des Sonntagsgottesdienstes, etwa für eine Gruppenmesse oder im Schulgottesdienst:

Allmächtiger Gott, wir dürfen deiner Herr­lichkeit in allen Geschöpfen und in jedem Menschen begegnen. Nimm dich besonders der jungen Menschen an, die scheinbar chan­cenlos sind und an ihrem Leben zu verzwei­feln drohen. Lass sie besonders deine Nähe spüren in der helfenden Sorge durch uns und führe du alle Menschen zum Heil, das du ver­heißen hast. Darum bitten wir…

Antwortgesang Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht GL 365

Halleluja GL 175.6

Predigt: Jungen Menschen etwas zutrauenPredigtvorschlag für Gemeindegottesdienst: siehe Seite 30Je nach Einführung und Zielgruppe kann die Predigt auch mit einigen Kurzporträts von Jugendlichen aus dem The­menheft beginnen und dann die „Sakristeigeschichte“ von Bartolomeo Garelli mit Don Bosco gelesen werden.

Darauf könnte eine Auslegung folgen, was es für uns heißt – motiviert durch die Botschaft des heutigen Evangeliums zur Einheit als Christen – uns, wie Don Bosco, anderen Men­schen zuzuneigen, jedem etwas zuzutrauen und zu versu­chen, dem anderen Zuversicht zu schenken. Hier kann auch die Vorbereitungsgruppe sammeln, was ihr konkret aus ihrem Alltag einfällt, ausgegrenzten jungen Menschen Zu­neigung, Zutrauen und Zuversicht zu schenken.

Diese Folie mit dem gesamten Rollenspiel finden Sie auf der Renovabis-Website unter

www.renovabis.de/themenheft

Die Folien mit der „Sakristeigeschichte“ finden Sie auf der Renovabis-website unter

www.renovabis.de/themenheft

Page 29: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Fürbitten und Gabenbereitung

Es empfiehlt sich, mit den Jugendlichen im Vorfeld über ihre Talente zu sprechen und dafür Symbolen auszuwäh-len, die man im Gottesdienst der Gemeinde zeigen kann.

Der Priester sollte in die Fürbitten einführen, in dem er für die Talente und Möglichkeiten junger Menschen bei uns in Deutschland dankt und die Sorgen ihrer Altersgenossen im Osten Europas anspricht.

Beim Vortragen der Fürbitten werden der Gemeinde die Symbole gezeigt.

Alternativ können die Fürbitten auch eher meditativ gestaltet werden.

Die Jugendlichen formulieren, ausgehend von den im Heft beschriebenen Geschichten der Jugendlichen aus Osteuropa, jeweils eine Bitte.

Diese beginnt mit dem Dank für ein Talent, verbunden mit einem konkreten Anliegen: der Sorge um die jun­gen Menschen in Ost europa, etwa um Frieden oder den Zugang zu Bildung.

Begleitet wird das Lesen jeder Bitte durch das Auflegen von Weihrauch in eine Schale.

Gabenlied Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu dir GL 184

Gabengebet Messbuch

Außerhalb des Sonntagsgottesdienstes, etwa für eine Gruppenmesse oder im Schulgottesdienst:

Herr und Gott, wir legen mit den Gaben von Brot und Wein auch all unsere Sorge und Hoffnung auf den Altar. Segne diese Gaben und erfülle durch sie auch uns mit der Kraft deiner Liebe, damit wir sichtbare Zeugen dei­ner Gegenwart unter den Menschen werden. Darum bitten wir …

Sanctus Auswahl aus GL 190 bis 200

Danklied Jesus Christ, you are my life GL 362

Schlussgebet Messbuch

Außerhalb des Sonntagsgottesdienstes, etwa für eine Gruppenmesse oder im Schulgottesdienst:

Herr unser Gott, wir danken dir für deine Stärkung und Zusage in der Begegnung mit dir. Lass uns so erfüllt Botschafter deiner Liebe in unserem Alltag sein. Darum bitten wir …

Den ganzen Comic

aus dem DONBOSCO-

magazin gibt’s unter

www.renovabis.de/

themenheft

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er hat sie konkret angesprochen und somit aus der Situation eines Außenseiters in die Mitte geholt. Da­rüber hinaus gehörte es zu seinen Markenzeichen, je­dem von diesen jungen Menschen etwas zuzutrauen. Auch wenn er dazu lange suchen musste – wie in der Geschichte mit Bartolomeo Garelli – bis hin zur Frage: Kannst du pfeifen? Und ab diesem Zeitpunkt hatte Don Bosco das Herz des Jungen gewonnen. Dies war dann die Grundlage, es nicht einfach bei dieser netten gewinnenden Begegnung zu belassen, sondern ihm auch noch weiter Zuversicht zu schenken.

Don Bosco war überzeugt, dass jeder junge Mensch, wenn er die richtige Begleitung hat, aus seinem Leben etwas machen kann. Wesentlich hat er sich in seiner Zeit immer für eine Ausbildung eingesetzt, damit je­der dann auch mit Würde sagen kann: Das habe ich mir aufgebaut.

Eine ganz besondere Würde, liebe Mitchristen, ist uns durch die Taufe auf den dreifaltigen Gott ge­schenkt. Und diese verbindet uns mit allen Getauften zu einer Familie. Wenn wir nun im heutigen Johannes­evangelium zur Einheit aufgerufen sind, dann hat Johannes dies aus der Erfahrung seiner Zeit heraus ge­schrieben.

Schon die frühe Kirche war in unterschiedliche La­ger gespalten. Schon zur frühen Zeit haben sich Chris­ten gefragt: Was kümmert mich die Not der anderen? Genau hier setzt unser Evangelium an. Die Einheit liegt tief verwurzelt in der Einheit der göttlichen Drei­faltigkeit. Diese Einheit fordert uns heraus, uns für Einheit und Chancengleichheit einzusetzen.

Dies beginnt nicht nur auf der Ebene der großen Politik, sondern konkret mit unserem Thema: Dass es uns nämlich nicht egal ist, dass es Menschen gibt, die chancenlos sind.

In einer Woche feiern wir das Pfingstfest. Wir glauben, dass die Gaben des Heiligen Geistes auf uns alle ausgegossen sind und wir somit begeistert sind. Lassen wir uns auch von Menschen wie dem heiligen Johannes Bosco begeistern und wie er uns den jungen Menschen zuneigen, ihnen etwas zutrauen und ihnen durch unsere Unterstützung Zuversicht für ihr Leben schenken. Sie sind es wert, weil die Liebe Gottes in ihnen ist. Amen.

Predigtvorschlag für einen Gemeindegottesdienst von Pater Stefan Stöhr SDB

Liebe Jugendliche, liebe Mitchristen,Jung, dynamisch, chancenlos, das trifft sicher nicht nur die Menschen in den Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, von denen derzeit viele als Flüchtlinge zu uns kommen. Allen diesen Ländern ist gemeinsam, dass die Bevölkerung sehr jung – und wie junge Leute nun einmal sind – sehr ambitioniert ist. Doch welche Chancen haben sie, dies in ihrem Leben auch umzu­setzen, ihre Talente und Fähigkeiten einzubringen und zu entfalten?

Die Situation der Chancen-Ungleichheit trifft auch auf viele Jugendliche in den Ländern Osteuropas zu – manches haben wir hierzu in einigen Statements zu Lebensgeschichten gehört. Denn: Jung, dynamisch, chancenlos – so lautet in diesem Jahr das Motto der Renovabis­ Pfingstaktion für die Menschen in den Ländern Osteuropas.

Diese Situation gab es im 19. Jahrhundert bereits einmal in ähnlicher Form in Europa. Und in dieser Zeit haben sich viele heute heilige oder heiligmäßi­ge Menschen auf den Weg gemacht, sich für junge Menschen einzusetzen, die aufgrund ihrer Herkunft chancenlos waren.

Ein solcher Heiliger war Johannes Bosco, der in der damals aufstrebenden Industriemetropole Turin in Italien gelebt hat. Für ihn war es unerträglich, einfach nur wegzuschauen, sondern er hat sich berühren las­sen von der Not junger Menschen seiner Zeit.

Hierzu sind auch wir heute aufgerufen: Nicht ab­zustumpfen bei all den Berichten über Krisen und Nöte weltweit, die täglich über die Nachrichten in unser Leben treten. Jeder von uns ist aufgerufen, sich konkret für die Menschen in den Nöten unserer Zeit einzusetzen.

Doch oft bleiben wir im Alltag an der Frage stehen: Was kann ich da schon tun? Hier können wir einen Blick auf diesen Johannes Bosco werfen und uns ein Stück Beispiel nehmen an dem, wie er sich für die Chancenlosen seiner Zeit eingesetzt hat. Die Ge­schichte, die wir von Bartolomeo Garelli, einem seiner ersten Jugendlichen, gehört haben, zeigt dies sehr pro­grammatisch.

Don Bosco hat sich zuallererst den jungen Men­schen zugeneigt, er hat nicht über sie hinweggesehen,

Diesen Predigtvorschlag gibt es zur eigenen Bearbeitung unter: www.renovabis.de/themenheft

Jungen Menschen etwas zutrauen

Page 31: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

31

Klavier- und Orgelsatz, Chornoten und Gitarren-griffe auf der Homepage von Renovabis:www.renovabis.de

Außerdem: Gesangs- und Instrumental- Einspielungen im MP3-Format

Kathi Stimmer- Salzeder schenkte der Solidaritäts-aktion Renovabis dieses Lied.

Dass erneuert werde das Antlitz der Erde

Schule + Unterrichtuullllleeee lleeeeeSchuullullSchuSchuAktiv in Pfarrei + VerbandPPPPffffaPPfffffaaAktiv in PPPPPAktiv in PPPPGemeinde und Liturgie

© 2007 MUSIK UND WORT, D-84544 Aschau a. Inn

F-DurDass erneuert werde das Antlitz der Erde

Kathi Stimmer-Salzeder 2007INTRO/ZSF

aE d g7

g7C C

Instrument

2. Dass

5. Dass4. Dass3. Dass

1. Dass

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durch

diedurch

wir

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zur 2./4./5. Strophe

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Send' aus...

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fa - ci - em

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C

ter-

(ZS-Einsatz)

F

- rae.

rae.

* Du, (Gott,) erneuerst das Antlitz der Erde.

Kathi Stimmer- Salzeder schenkte der Solidaritäts-aktion Renovabis dieses Lied

*

© 2007 MUSIK UND WORT, D-84544 Aschau a. Inn

Dass erneuert werde das Antlitz der Erde

*

Page 32: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Bausteine für die Messfeier am Hohen Pfingstfest

von Pater Reinhard Gesing SDB Direktor des Klosters Benediktbeuern

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Eröffnung

Nun bitten wir den Heiligen Geist GL 348 oder Eine große Stadt ersteht GL 479 oder Gott ruft sein Volk zusammen GL 477

Einführung

Pfingsten ist als der 50. Tag der krönende Abschluss des Osterfestes. Das jüdische Volk gedenkt am Pfingstfest des Bundes­schlusses am Sinai und der Übergabe des Dekalogs. Nach dem Zeugnis der Apostel­geschichte erfolgte am 50. Tag nach der Auf­erstehung Jesu die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger und die Besiegelung des neuen Bundes. Es ist die Geburtsstunde der Kirche, die alle Grenzen übersteigt. Froh und dankbar dürfen wir heute das Heilswir­ken des Herrn feiern und uns selbst mit sei­nem Geist beschenken lassen. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wissen wir uns zu Pfingsten in besonderer Weise eingeladen, durch unser Gebet und unser Opfer unsere Verbundenheit mit unseren Schwestern und Brüdern im Osten Europas zum Ausdruck zu bringen.

Sonntägliches Taufgedächtnis

Messbuch II, Anhang I, S. 1171–1175;dieser Ritus ersetzt das Allgemeine Schuldbekenntnis.

Hinführung

In früheren Zeiten gab es die Gepflogenheit, dass an Pfingsten diejenigen getauft wurden, die an Ostern verhindert waren. Der letzte Tag des Osterfestkreises lädt uns darum in besonderer Weise ein, dankbar und froh unserer Taufe zu gedenken und uns mit dem geweihten Wasser besprengen zu lassen. Durch die Taufe wurden wir Glied am Leib Christi, der die Kirche ist. Zur Austeilung des Weihwassers:Vidi aquam GL 125 oderIch bin getauft und Gott geweiht GL 491 oder O Seligkeit, getauft zu sein vgl. GL Diözesanteile

Wenn kein Taufgedächtnis gehalten wird:

Allgemeines Schuldbekenntnis

Der Apostel Paulus bezeugt uns, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist (Röm 5,5). Demütig müs­sen wir bekennen, dass wir dem Geist in unse­rem Herzen immer wieder mit Widerstand begegnen und daher in der Liebe zu Gott und den Menschen zurückbleiben. Bevor wir das Wort Gottes hören und das eucharistische Mahl feiern, lasst uns unser Herz bereiten, in­dem wir das Schuldbekenntnis sprechen:

Schuldbekenntnis

Form A: Ich bekenne ... oderForm B: Erbarme dich, Herr unser Gott ...

Page 33: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Bundesschluss am Sinai. Die Jünger harrten gemäß der Weisung ihres Herrn in der Stadt aus. Sie waren mit Maria, der Mutter Jesu, und den anderen Frauen einmütig zum Ge­bet versammelt. Dabei vertrauten sie auf die Verheißung des Auferstandenen, der ihnen bei seinem Abschied die Kraft des Heiligen Geistes versprochen und sie als seine Zeugen bis an die Grenzen der Erde gesandt hatte.

Antwortpsalm Ps 104 (103), 1–2.24–25.29–30.31.34 Kehrvers „Sende aus deinen Geist“ GL 312, 2

Zweite Lesung | 1 Kor 12,3b-7.12-13

Für den Apostel Paulus ist der Vergleich mit dem Leib ein wichtiges Bild, um den unter­einander zerstrittenen Korinthern vor Augen zu führen, was die Kirche Jesu Christi ist: ein lebendiger Organismus mit vielen Gliedern, die durch den Geist Jesu geeint und zum Dienst aneinander befähigt werden.

Sequenz

Komm herab, o Heilger Geist GL 344 oder Veni Sancte Spiritus GL 343

Ruf vor dem Evangelium

Evangelium | Joh 20, 19-23

Predigt siehe Predigtgedanken, Seite 36

Glaubensbekenntnis

Credo in unum Deum GL 177 oder Das große Glaubensbekenntnis GL 586

33

Kyrie

Die Kyrie­Rufe können entfallen, wenn zu Beginn GL  348 gesungen oder das Taufgedächtnis gehalten wurde.

Kyrie-Litanei GL 163,5 oder 165

oder gesprochene Anrufungen mit gesungenen Kyrie­ Rufen, beispielsweise GL 134:

V: Herr Jesus Christus, am Ostertag bist du in die Mitte deiner Jünger gekommen und hast sie als Gemeinschaft geeint: Kyrie, eleison. A: Kyrie, eleison.

V: Du hast deinen Jüngern den österlichen Frieden zugesprochen und sie als Boten des Friedens ausgesandt: Christe, eleison. A: Christe, eleison.

V: Du hast deine Jünger angehaucht und ih­nen als deine Liebesgabe den Heiligen Geist geschenkt. Kyrie, eleison.

A: Kyrie, eleison.

Gloria

Gloria, gloria in excelsis Deo GL 168 oder Auswahl aus GL 166 bis 173

Erste Lesung | Apg 2,1-11

Nur der Evangelist Lukas überliefert in der Apostelgeschichte das Pfingstereignis. In Je­rusalem feierten die jüdischen Pilger den

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Page 34: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

3434

Fürbitten

P: Christus ist das Haupt der Kirche. Er hat ihr den Heiligen Geist geschenkt, der sie führt und leitet. In Einheit mit ihm rufen wir zu Christus in den Anliegen von Kirche und Welt:

V/A: Sende aus deinen Geist, und erneuere die Welt. oder: KV „Sende aus deinen Geist“ GL 312,2

Durch die Kraft deines Geistes hast du Petrus und die Apostel zum mutigen Zeug-nis befähigt: Erleuchte durch deinen Heiligen Geist Papst Franziskus, unsere Bischöfe und alle, die in der Kirche Verantwortung tragen, für ihren Dienst am Aufbau des Reiches Gottes. Fürbittruf

Du hast die Jünger gesandt, die Frohe Botschaft in die ganze Welt hinauszutragen: Ermutige alle, die du zu Boten des Evangeliums bestellt hast, zum freimütigen Zeugnis für dich und dein Wort. Fürbittruf

Als der Auferstandene bist du in die Mitte deiner Jünger getreten und hast sie als geschwisterliche Gemeinschaft geeint: Belebe in den Kirchen und kirchlichen Ge­meinschaften das Verlangen, Trennung und Spaltung zu überwinden. Fürbittruf

Am Ostertag hast du deinen Jüngern den Frieden zugesprochen: Stärke durch deinen Heiligen Geist die Menschen, die sich in Syrien, in der Ukraine und in den vielen Krisengebieten unserer zerrissenen Welt für Versöhnung und Frie­den einsetzen. Fürbittruf

Du hast deinen Geist ausgegossen über Männer und Frauen, Junge und Alte, Men-schen aller Völker und Rassen: Festige die Geschwisterlichkeit unter den Men­schen und vertiefe unsere Solidarität mit unseren Brüdern und Schwestern in Osteuropa. Fürbittruf

Du hast das Kind in die Mitte gestellt, denn die jungen Menschen liegen dir beson-ders am Herzen: Schenke den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Osten Europas tatkräftige Helfer, die ihre Begabungen erkennen und ihnen Wege in eine gute Zukunft eröffnen. Fürbittruf

Am Pfingsttag hat Petrus dich freimütig als den Auferstandenen bezeugt: Gib unseren Verstorbenen einen Platz beim himmlischen Ostermahl. Fürbittruf

P: Guter Gott und Vater, wie am ersten Pfingsttag Maria und die Jünger zum Gebet versammelt waren, so bitten auch wir um die Gaben deines Geistes für die Kirche und unsere Welt. Schenke uns den Beistand, den dein Sohn uns verheißen hat. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen

Die Bitten können entsprechend der Aufteilung von zwei Vorbetern

vorgetragen werden.

1

2

3

4

5

6

7

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3535

Einladung zur Kollekte

Wenn wir heute voller Freude den Geburtstag der Kirche feiern dürfen, wollen wir all jene nicht vergessen, die unter Ausgrenzung oder Ungerechtigkeit zu leiden haben. Renovabis, das Osteuropahilfswerk der katholischen Kirche, macht uns in diesem Jahr mit dem Leitwort „Jung, dynamisch, chancenlos?“ be­sonders aufmerksam auf die Situation der Kinder und Jugendlichen in Mittel­, Ost­ und Südosteuropa. Sie schwanken zwischen Hoff­nung und Resignation. Sie hungern nach Bil­dung und Ausbildung, um sich in ihrer Hei­mat eine gute Zukunft aufbauen zu können. Dazu sind sie auf unsere Solidarität angewie­sen. Vergelt’s Gott für all Ihre Unterstützung!

GabenbereitungAtme in uns, Heiliger Geist GL 346

Sanctus Auswahl aus GL 190 bis 200

Brechung des BrotesAgnus Dei Auswahl aus GL 202 bis 208

Gesang zur KommunionDer Geist des Herrn erfüllt das All GL 347 oder Herr, unser Herr, wie bist du zugegen GL 414

Pfingstlitanei als Gebet nach der Kommunion rechte Spalte

DankgesangDank sei dir, Vater, für das ew’ge Leben GL 484 oder Nun singe Lob, du Christenheit GL 487 oderLasst uns loben, freudig loben GL 489

Feierlicher SchlusssegenMessbuch II, S. 546

Pfingstlitanei

Herr, gieße deinen Geist aus über Jung und Altüber Mann und Frauüber Hoch und Niedrigüber Ost und West

Gieße dein Feuer ausin das Herz der Menschenin den Mund der Menschenin die Augen der Menschenin die Hände der Menschen

Sende deinen Atem niederüber die, die glaubenüber alle, die zweifelnüber alle, die liebenüber alle, die einsam sind

Gieße dein Feuer ausüber die Worte der Menschenüber das Schweigen der Menschenüber die Sprache der Menschenüber die Lieder der Menschen

Sende deinen Atem niederüber alle, die Zukunft bauenüber alle, die das Gute bewahrenüber die, die das Leben schützenüber alle, die Schönheit schaffen

Gieße deinen Geist ausüber die Häuser der Menschenüber die Städte der Menschenüber die Welt der Menschenüber alle Menschen guten Willens

Hier und jetztüber unsgieße deinen Geist aus vo

n F

ran

cis

Cro

mph

out

Die Pfingstlitanei kann von einem

oder auch strophenweise von

bis zu sechs verschiedenen

Sprechern vorge­tragen werden; im letzten Fall

könnte die Schlussstrophe

gemeinsam gesprochen

werden.

Die Bausteine für den Gottesdienst haben der Liturgie kommission der

Deutschen Bischofs konferenz vorgelegen; sie wider sprechen nicht

den liturgischen Vor schriften.

Wir danken Landjugendpfarrer Richard Greul und den Salesianerpatres Reinhard Gesing und Stefan Stöhr für die Gottesdienstbausteine und Predigt-impulse zum 7. Ostersonntag und zu Pfingsten 2016. © Renovabis, April 2016

Page 36: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

36

Die Pfingstbotschaft sagt uns, dass die Kirche nie-mals alt wird, sondern immer jung bleibt, wenn sie nur den Heiligen Geist in sich wirken lässt. Er ist ja ihr fortwährender Lebensspender. Als Kirche, die dem Heiligen Geist ihre Jugend verdankt, müs­sen wir uns durch eine besondere Liebe zur Ju-gend auszeichnen. Kaum ein anderer Tag im Kir­chenjahr ist so gut geeignet, sich dessen bewusst zu werden, wie gerade das Pfingstfest. Renovabis, das Osteuropahilfswerk der deutschen Katholiken, regt uns heute dazu an.

Eure Söhne und Töchter werden Propheten seinPfingsten und Jugend gehören zusammen. Das zeigt uns schon der Pfingstbericht des Evangelisten Lukas in der Apostelgeschichte. Kraftvolle Bilder gebraucht er, um das Wirken des Geistes zu be­schreiben, den der erhöhte Herr auf seine Jünger herabsendet: vom Brausen wie bei einem Sturm und von Zungen wie von Feuer ist da die Rede (Apg  2,2). Stürmisch, begeistert, voller Feuer und Leidenschaft sein – das sind Eigenschaften, die wir normalerweise besonders jungen Men-schen zuschreiben. … Der vom Geist völlig ver­wandelte Apostel Petrus, der im Namen der jungen Kirche zum ersten Mal vor den staunenden Men­schen Jerusalems spricht, zitiert die Vision des Propheten, um das Geschehen zu deuten:

„In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgie-ßen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töch-ter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben“ (Apg 2,17; Joel 3,1).

Mit der Ausgießung des Geistes über die junge Kir­che am ersten Pfingstfest in Jerusalem hat sich diese Verheißung des Propheten auf wunderbare Weise erfüllt. Und sie erfüllt sich immer neu, wenn ein Kind, ein Jugendlicher oder ein Erwachsener in der Taufe mit dem Geist Gottes begabt wird. … Unser Gott hat in besonderer Weise ein Herz für die Kinder und die Jugendlichen. Er traut ihnen

Junge Kirche sein: Mit und für junge MenschenKurzfassung der Predigtvorlage von Pater Reinhard Gesing SDB

Großes zu, um durch sie sein Heil zu wirken. Junge Menschen haben darum auch eine „prophetische Kraft“. Wer wissen will, wie und wo der Geist wirkt, der muss immer wieder auch auf die Ju-gend schauen.

Wenn nach dem Zeugnis der Hl. Schrift Gott eine Vorliebe für die jungen Menschen hat, muss das auch das Miteinander im neuen Gottesvolk prä­gen. Allen sind die Geistesgaben geschenkt: Die einen bringen die Erfahrung, die Weisheit und die Geduld des Alters ein; die anderen die Kreativität, die Energie und die Leichtigkeit der Jugend.

Wo ist Raum für die Träume und Visionen der Jugend? Wo kommen sie mit dem Evangelium so in Berührung, dass sie davon wirklich angerührt werden können? Die Willkommenskultur muss sich in wertschätzenden Begegnungen zeigen, aber auch in Räumlichkeiten, Angeboten und Gottes­diensten, wo junge Menschen sich angenommen und angesprochen fühlen. …

Eine Kirche im Geist des Evangeliums muss in besonderer Weise aufmerksam sein für die jungen Menschen am Rande. …

Option für die benachteiligte Jugend Die Solidaritätsaktion Renovabis lenkt heute unse­ren Blick auch auf die Jugendlichen Mittel­, Ost­ und Südosteuropas. … Viele junge Leute schwan-ken zwischen Hoffnung und Resignation; nicht wenige sehen ihre Zukunft im Westen und „sitzen auf gepackten Koffern“. Das als Frage formulierte Motto der diesjährigen Renovabis­Aktion: „Jung, dynamisch, chancenlos?“ trifft daher leider nicht selten zu. Aber es schließt sich ja auch gleich der Appell an: „Jugendliche im Osten Europas brau­chen Perspektiven!“ …

Vor allem brauchen sie Perspektiven, damit sie mit der Kraft des Heiligen  Geistes sein können, wozu sie nach den Worten von Papst Franziskus gerufen sind: „Propheten und Zeugen der Hoff­nung“, die für eine gerechtere und friedlichere Welt brennen und sich mit Leidenschaft für sie einsetzen. Amen.

Diesen Predigtvorschlag gibt es vollständig und zur eigenen Bearbeitung unter: www.renovabis.de/themenheft

Page 37: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Jugendarbeit in der Slowakei

Über den Fußballklub „Domino“ des Salesianerordens berichtet Rolf Bauerdick in Text und Bild aus Bratislava

Ein Verein, der anders ist

Der „SDM Domino“ hat alles, was einen Fußballklub aus­macht. Ein Dutzend Mann­

schaften, Sportplätze, Spiel­ und Trainingspläne, Betreuer, Zu schauer nebst einer passablen Fan­Kultur mit Trikots, Fahnen und Schals in den Vereinsfarben gelb und blau. Dass „Domino“ ein junger Verein ist, ohne die Geschichte eines etab­lierten Traditionsklubs, verrät das Gründungsjahr 1996 auf dem Ver­einswappen. Das Emblem irritiert aus einem weiteren Grund. Auf den

„Domino“­Insignien prangt das Konterfei eines Mannes, den Fuß­ballfreunde nicht unbedingt mit der Jagd nach Toren und Punkten ver­binden: des Gründers des Salesia­nerordens und Pioniers der pädago­gischen Jugendarbeit – Don Giovan­ni Bosco. „Ich kenne keinen anderen Fußballverein“, sagt Pater Tibor Rei­mer mit Freude und Stolz, „der von einem Orden geleitet wird.“

In nur zwanzig Jahren gelang es den Salesianern aus Bratislava, den größten Verein für Jugendfußbal­

ler in der slowakischen Hauptstadt aufzubauen. Und das im Stadtteil Trnávka, der früher reichlich ver­rufen war. Die Bewohner nannten das Viertel am Rande der Stadt „Mexiko“. „Weil es dort wild und gesetzlos zuging“, erinnert sich Pa­ter Tibor.

Grundstein für eine JugendpastoralWo die Menschen Halt und Sicher­heit ersehnten, wo billiges Land brach lag, gründeten die Don­

Im Stadtteil Trnávka der slowakischen Hauptstadt Bratislava sind die meisten Menschen fußball-verrückt. Mehr als 300 Kinder und Ju-gendliche des Vier-tels haben beim „SDM Domino“ eine Heimat gefunden. Die ständig belegte Sportanlage des Fuß-ballklubs der Salesia-ner ist eine der at-traktivsten der Stadt. Erst kürzlich wurde ein neues Spielfeld eingeweiht.

Ehrenpräsident des „SDM Domino“ ist Pater Dr. Tibor Reimer

Page 38: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

38

Bosco­Brüder Mitte des letzten Jahr­hunderts eine Kommunität. Sie legten damit den Grundstein für eine Ju­gendpastoral, die heute bereits Früch­te trägt. Über 300 Kinder und Jugend­liche, von den Minikickern bis zur hochklassig spielenden A­Jugend, ha­ben im „Domino“ eine Heimat gefun­den, die weit über den Horizont des grünen Rasens hinausreicht.

Wir kämpfen mit Leib und SeeleBratislava ist eine sportbegeisterte Stadt. Neben dem Eishockey rangiert das Spiel um das runde Leder ganz oben. In sozialistischer Zeit standen den Kickern vierzig Spielplätze zur Verfügung. Heute sind es noch zehn. Die Sportanlagen fielen den explodie­renden Grundstückspreisen zum Op­fer und mussten Immobilien, Büro­komplexen und Einkaufszentren wei­chen. Hingegen konnten die Salesia­ner auf dem klostereigenen Terrain für die wachsende Zahl der jungen Ver­

einsmitglieder unlängst einen neuen Spielplatz einweihen. Dass der Rasen mit Weihwasser und Gottes Segen im Rahmen eines Familienfestes mit zweitausend Vereinsfreunden seiner Bestimmung übergeben wurde, unter­streicht das Motto von „Domino“: „Wir kämpfen mit Leib und Seele ­ auf dem Spielfeld und im Leben.“

Benannt wurde der Klub nach dem Jungen Dominikus Savio, der 1842 mit vierzehn Jahren in Turin an Lungen­tuberkulose starb und 1954 heiligge­sprochen wurde. Er galt als Lieblings­schüler Don Boscos, weil er sich durch Mut und Klugheit bei der Schlichtung von Streitereien hervorgetan hatte. Der christliche Hintergrund mag eine Rolle gespielt haben, dass die Start­phase von „Domino“ etwas holprig verlief. Als „Priesterverein“ belächelt, wurde der Verein zwar für sein Enga­gement gelobt, sportlich aber nicht ernst genommen. Das änderte sich, als mit Tibor Reimer 1998 nicht nur ein promovierter Pastoraltheologe und Hochschullehrer, sondern auch ein leidenschaftlicher Freizeitfußballer die Ehrenpräsidentschaft übernahm. Nach seinem Bekunden, „ein Amt ohne Macht, doch mit viel Arbeit“.

1968 in der Tschechoslowakei ge­boren, war Reimer nach dem Ende des Prager Frühlings und dem Einmarsch der Roten Armee mit seiner Familie in den Westen geflohen, wo er in Mün­chen aufwuchs und in Rom studierte. Sein Anliegen heute: Jugendlichen in den bunten aber auch diffusen post­modernen Lebensentwürfen Orientie­rungshilfen zur eigenen Identitätsbil­dung zu geben. Sprich: „Nicht mehr Konsument, sondern Produzent sei­nes Lebens zu werden.“

Fußball als idealer VermittlerStatistiken zufolge bekennen sich knapp sechzig Prozent der jungen Slo­waken zum Katholizismus, nur jeder zehnte Jugendliche kann mit Religion nichts mehr anfangen. Um das Poten­zial des ganzheitlich christlichen Men­schenbildes zu entfalten, erweist sich für Pater Tibor der Ball als idealer Vermittler. „Es geht ja nicht darum, bloß die sportliche Leistungsfähigkeit zu steigern, sondern jungen Menschen durch eine integrale Erziehung zu hel­fen, im Leben zu Persönlichkeiten he­ranzuwachsen. Der Fußball unter­stützt die Selbstdisziplin und den indi­viduellen Willen und fördert als Mannschaftssport zugleich Achtsam­keit und Gemeinschaftssinn.“

„Auf dem Platz spielt der Glaube keine Rolle“, sagt Juraj Chribik, seines Zeichens Trainer der A­Jugend­Mannschaft. „Auch wenn die Fairness ganz oben steht, so haben wir natür­lich auch sportliche Ambitionen.“ Der ehemalige Coach eines slowakischen Zweitligavereins kam 2010 zu „Domi­no“ und ließ die unselige Mentalität des Heuerns und Feuerns im Fußball­geschäft hinter sich. „In der Slowakei wechseln die Trainer ständig“, so der 38­Jährige. „Sponsoren wollen vor­zeigbare Ergebnisse. Und zwar sofort. Im Gegensatz zu Deutschland findet

Fan-Kultur im Aufwind: Fahnen-schals und Trikots in den Vereinsfar-ben gelb und blau zeugen vom Zu-sammenhalt. Gerne werden auch Gulasch-Kochwettbewerbe veran-staltet. Diese Spielermutter hat gewonnen.

Als leidenschaftlicher Freizeitfußballer und Ehrenpräsident ist Pater Tibor zwar häufig auf dem Platz. Der Salesianer arbeitet aber auch noch in der Pfarrgemeinde Čierna Voda mit.

„Wir streben Gerechtigkeit und Achtung an“: Dieser Leitspruch steht auf den Trikots der Spieler des „Fußballklubs Domino“.

Page 39: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

39

hier keine langfristige und geduldige Aufbau­ und Jugendarbeit statt.“ Das bestätigt auch Tomáš Sykora, der 18­jährige Spielführer der A­Jugend. „Ich bin kein Katholik, aber ‚Domino‘ unterscheidet sich wirklich von ande­ren Vereinen. Die Trainer sind kompe­tent, menschlich und freundlich, und der Zusammenhalt ist klasse. Auch ohne Leistungsdruck. Woanders wird auf den Plätzen ständig gemeckert und herumgeschrien.“

„Domino“ zieht Kinder aus der ganzen Stadt an„Domino“ hat sich zu einem attraktiven Verein entwickelt. Längst zieht es Jun­gen und Mädchen aus allen Stadtteilen Bratislavas zu den Salesianern. „Was die fußballerische Entwicklung ihrer Kin­der angeht, da sind manche Eltern ext­rem ehrgeizig“, sagen Lucia und Marian Haverlik. „Das ist hier anders.“ Das Ehepaar lebt mit seinen drei Kindern in Čierna Voda östlich von Bratislava. Ge­wiss wäre es einfacher, ihren Sohn Michal zu einem nähergelegenen Klub zu schicken. Doch gemeinsam mit an­deren Familien teilen sich die Haverliks die langen Anfahrten. „Unser Junge soll Freude am Spiel haben“, sagen sie, wäh­rend der siebenjährige Lockenkopf mit seinen Freunden dem Ball nachjagt. „Wir wollen ein zufriedenes Kind und keinen neuen Lionel Messi.“

Wir kämpfen fair, aber wir sind keine Lämmer Tomáš Sykora, 18 Jahre, Spielführer der A-Jugend des

Fußballvereins „Domino“ in Bratislava

»Viele Jahre habe ich in der Jugendabteilung des slowa-

kischen Erstliga-Vereins ‚Slovan Bratislava‘ gespielt. Das

tägliche Training war bereits semi-professionell, und das

Ziel des Berufsfußballers schien mir äußerst attraktiv. Ein

Traum, wie für viele Jungen. Allerdings wurde die Konkur-

renz unter den Spielern immer stärker: Oft saß ich nur auf

der Ersatzbank, bis mich der erfahrene Trainer Juraj Chri-

bik ansprach und zu einem Vereinswechsel zum ‚SDM Do-

mino‘ überredete. Ich habe diesen Schritt nie bereut. Als

Kapitän der A-Jugend spiele ich in der zentralen Innen-

verteidigung und habe mehr Freude am Fußball als früher,

zumal wir hochklassig spielen, allerdings ohne den ständi-

gen Leistungsdruck.

Meine Familie ist nicht

religiös. Dass der Verein

1998 von den Ordensleu-

ten der Salesianer ge-

gründet wurde und gelei-

tet wird, habe ich erst

Monate später erfahren.

‚Domino‘ unterscheidet

sich von anderen Verei-

nen. Das fällt mir als

Nicht-Katholik wirklich

auf. Viele hundert Kinder

und Jugendliche haben

hier einfach Spaß am

Fußballspiel. Die Trainer

sind kompetent, menschlich und freundlich, und der Zu-

sammenhalt in meiner Mannschaft ist einfach klasse. Das

findet man woanders nicht. Da wird auf den Plätzen ständig

gemeckert und herumgeschrien. Bei uns stehen die Regeln

der Fairness ganz obenan, was nicht heißt, dass wir keine

sportlichen Ambitionen hätten. Natürlich wollen wir mit

Trainer Juraj vorwärts kommen. Wir kämpfen, und wir

wollen gewinnen. Schließlich sind wir Fußballer und keine

Lämmer.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick

Als leidenschaftlicher Freizeitfußballer und Ehrenpräsident ist Pater Tibor zwar häufig auf dem Platz. Der Salesianer arbeitet aber auch noch in der Pfarrgemeinde Čierna Voda mit.

Page 40: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

40

Nummer 18 | Renovabis-Aktionsplakat 2016 mit Schülerin Petra, sw-Raster

Sie können während der Osterzeit und zum Pfingstfest

• Ihren Pfarrbrief / Ihre Gottesdienstordnung

• Ihre Verbandsmitteilung mit diesen Renovabis-Druck- und Kopiervorlagen selber gestalten.

Grafische Elemente und Textbausteine

farbig Nummer 1

Wenn Sie einzelne grafische Elemente für Ihre Druck sachen nutzen wollen, dann laden Sie diese einfach aus dem Internet herunter: www.renovabis.de/pfingstaktion-bewerben

Natürlich können Sie die Vignetten auch aus­schneiden und in Ihre Kopiervorlage montieren. C

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Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!

Pfingstkollekte am 15. Mai 2016

www.renovabis.de

Jung, dynamisch, chancenlos? Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!

„Es ist atemberaubend zu sehen, wie die Generationengerechtigkeit zu Lasten der Jugend auf der Strecke bleibt, wenn etwa Investitionen in Bil­dung und Familie ständig hinter an­deren Interessen zurückbleiben“, sagt der Renovabis­Trägerkreisvorsitzen­de, Erzbischof Heiner Koch. Ange­sichts dessen sei es das gute Recht der Jugend, unzufrieden mit dem Beste­henden zu sein. Besorgniserregend werde es allerdings dann, wenn die

Sie sind jung, motiviert, aber oft auch ziemlich ratlos, was ihre Zukunft angeht, denn ihre Heimatländer bieten ihnen kaum Perspektiven. Viele Jugendliche und junge Erwachsene im Osten Europas kehren ih-rem Land deshalb den Rücken. Korruption, Arbeits-

losigkeit, Armut und die damit einhergehende Chan-cenlosigkeit sind nur einige der Gründe, warum sie dort keine Zukunft mehr sehen. In diesem Jahr ste-hen diese Jugendlichen und ihre Hoffnungen und Sorgen im Blickpunkt der Renovabis-Pfingstaktion.

Jugend im Osten Europas kaum mehr Hoffnung auf einen tatsächlichen Wandel habe. „Für Renovabis gilt es, mit den Kirchen und anderen Ak­teuren vor Ort bessere Vorausset­zungen für eine Zukunft der Jugend in ihrer Heimat zu schaffen. Dazu ge­hört die Stärkung der Familien eben­so wie der Ausbau der Bildungsarbeit und der Einsatz für mehr Chancen­gleichheit.“ „Die aktuellen Entwicklungen sind

eine große Herausforderung“, betont auch der Leiter von Renovabis, Dr. Gerhard Albert. Es sei wichtig, die zu­ständigen Regierungen und Politiker nicht aus ihrer Verantwortung zu ent­lassen. Nicht nur für die Jugendlichen sei die Situation oft dramatisch, so Albert, „denn die anhaltende Abwan­derung junger Leute stellt auch für die Entwicklung der osteuropäischen Staaten eine echte Bedrohung dar“.

www.renovabis.de

Nummer 30 | Text „Renovabis-Leitwort 2016“

Page 41: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

41

Nummer 20 | „Tafel Aktions-Leitwort quer“, sw-Raster farbig Nummer 19

Nummer 17 | „Leitwort im Rahmen quer“, sw farbig Nummer 14Nummer 25 | „Tafel stehend“, sw-Raster farbig Nummer 26

Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!

… für junge Leute im Osten Europas, damit sie zuhause

Perspektiven sehen!

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abis

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Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!

Nummer 33 | Text „23 Jahre – 22.000 Projekte“

Knapp 22.000 Projekte für 665 Millionen Euro

Renovabis unterstützt seine Part­ner in 29 Ländern des früheren kommunistischen Machtbe reichs im östlichen Teil Europas bei der kirchlich­pastoralen, sozial­kari­tativen und zivilgesell schaftlichen Erneuerung. In den 23 Jahren sei­nes Bestehens half Renovabis bei der Verwirk lichung von knapp 22.000 Projekten mit einem Ge­samtvolumen von gut 665 Millio­nen Euro. www.renovabis.de

Nummer 32 | „pfingsten.de“

Auf dieser Webseite bietet Re novabis Verschiedenes zum Thema Pfingsten an: Bilder, Gebete, Texte, Pre­digtimpulse und Materialien für die Arbeit in der Ge­meinde. Schauen Sie doch ’mal vorbei!

www.pfingsten.de

Nummer 21 | „Button Pfingstkollekte“, sw-Raster farbig Nummer 10

Pfingstkollekte

am 15. Mai 2016

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ensche

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Ost

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urop

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Spendentüten mit

Überweisungsträgern

sind in der Kirche

erhältlich.

Nummer 8 | „Spendenaufruf quer groß“, sw vierfarbig Nummer 23

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und das Antlitz der Erde

wird neu.

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Nummer 22 | „Renovabis-Taube“, sw farbig Nummer 9

Page 42: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

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Welche Brücken können Jugendliche in Europa zwischen Ost und West für eine hoffnungsvolle Zukunft bauen?Wie können West und Ost tatsächlich zusammen-wachsen und was können Jugendliche aktiv dazu beitragen? Dieses Zusammenwachsen ist elementar, damit nicht mehr nur Unterschiede festgestellt wer-den, sondern Europa endlich als Gesamtes gesehen werden kann. Dazu braucht der Osten die Unter-stützung des Westens, aber auch der Westen kann viel vom Osten lernen.

Papst Franziskus rief den Jugendlichen 2015 in Sarajevo zu:

Bausteine für den fächerverknüpfenden Unterricht der Jahrgangsstufen 9 bis 12 der Fächer Religion, Ethik, Sozialkunde und Geschichte von Corinna Roth, Lehrerin

am Internationalen Jesuiten-Kolleg St. Blasien

„Ihr habt eine wichtige Berufung: niemals Mauern zu bauen, sondern nur Brücken!“

www.renovabis.de

Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!Pfingstkollekte am 15. Mai 2016

Foto

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Mostar

Die Studie zur Situation Jugendlicher in Südost­europa der Friedrich­Ebert­Stiftung vom Juli 2015 nennt folgende Punkte:

Unzufriedenheit mit der Demokratie wenig Toleranz gegenüber … geringe Bereitschaft zu politischem Engagement Arbeitslosigkeit prekäre Arbeitsverhältnisse Armut enttäuscht von der EU

Situ

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Page 43: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

43

Im Folgenden wird ein Lernzirkel vorgestellt, dessen einzelne Schritte und Materialien sich für verschiedene Klassenstu­fen gut variieren lassen,

bzw. auch im Unterricht einsetzen lassen, wenn man keinen Lernzirkel machen möchte. Dabei soll das Motiv des Brü-ckenbauens im Vorder­grund stehen. Daher werden an jeder Station neue Steine hinzugefügt.

Der Besuch beim Weltjugendtag in Krakau und das Heilige Jahr der

Barmherzigkeit sind der Ausgangspunkt, bei dem das Interesse für den Osten Europas und eine weitere Auseinanderset­zung mit dem Thema Glauben geweckt wird.

Anschließend folgt eine Reise von Westeuropa in den Osten Europas, die einer Abenteuerreise gleichkommt, weil Ju­gendliche in Westeuropa in der Regel sehr wenig über den Osten wissen, weil das Interesse eher in Richtung USA oder auch China ausgerichtet ist.

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Initiativen am Arbeits­markt und im Bildungs­wesen

Einbeziehung Jugendli­cher in politische Prozes­se, besonders auf kom­munaler Ebene

Förderung der Mobilität

Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen Bayern

Leben in der Einen Welt – Konziliarer Prozess

Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung

Werte und Normen – christliche Ethik

Kirche – Staat – Gesellschaft

Gerechtigkeit – Lebensprinzip der Gesellschaft

Mensch sein – Mensch werden

Kirche, Kirchen und das Werk Gottes

Jesus Christus

Inhaltsfeld 1: Menschsein in Freiheit und Verantwortung

Inhaltsfeld 4: Jesus, der Christus.Jesu Wirken als Zeichen des angebrochenen Gottesreiches und dessen Bedeutung für unsere Zeit

Inhaltsfeld 5: Kirche als Nachfolge­gemeinschaft.Wo übernimmt Kirche soziale Verantwortung in der Gesellschaft

Inhaltsfeld 1: Der Mensch aus christ­licher Perspektive

Inhaltsfeld 3: Das Zeugnis vom Zuspruch und Anspruch Jesu Christi

Inhaltsfeld 4: Kirche in ihrem Anspruch und Auftrag

Inhaltsfeld 5: Verantwortliches Handeln aus christlicher Motivation

K 9.1 Exodus, Dekalog und Propheten: Gott schenkt Freiheit und for­dert Gerechtigkeit

K 9.3 Kirche und die Zeichen der Zeit: Bedrängnis, Aufbruch und Bewahrung

Jahrgangsstufe 10

K 10.1 Gewissen kon­kret: Verantwortung für das Leben übernehmen

K 10.3 Jesus, der Christus: „Eckstein“ unseres Glaubens

K 11.1 Zwischen Vielfalt und Entscheidung: Religion in der offenen Gesellschaft

K 11.4 Der Mensch im Horizont des Gottesglaubens: christ­liches Menschenbild

K 12.1/ 2 Ethische Kompetenz aus christlicher Sicht: Orientierung im Wertepluralismus bzw. aktuelle Herausforderungen

K 12. 3 Dimensionen der Zukunft – Gestaltungsauftrag für die Gegenwart

Bezüge dieser Bausteine zu Lehrplan-Themen des Fachs Katholische Religionslehre und im Rahmen des

fächerübergreifenden Unterrichts mit den Fächern Ethik, Sozialkunde und Geschichte

Jahrgangsstufe 9Jahrgangsstufen 9 und 10

Jahrgangsstufen 11 und 12

Um

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Die diesjährige Autorin der Unter-richtsbausteine stammt aus Stuttgart. Die heute 38-jährige Studienrätin hat in Tübingen und London studiert. Nach dem Referendariat war Corinna Roth zunächst einige Jahre in der baden-

württembergischen Landeshauptstadt an einem Gymna-sium tätig und unterrichtet nun seit sieben Jahren am Internationalen Jesuitengymnasium Kolleg St. Blasien die Fächer Englisch und Katholische Religionslehre.

Page 44: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

44

Mostar

Ein Lernzirkel ist eine offene Form des Unterrichts, die durch ein „Ler­nen an Stationen“ charakterisiert wird. Das Grundprinzip besteht da­rin, dass ein Themenbereich so auf­bereitet wird, dass dabei in sich ge­schlossene kurze Einheiten entste­hen (Stationen). Diese werden von den Schülern mit den zur Verfü­gung gestellten Impulsen und Mate­rialien selbstständig erarbeitet.

Bei dem vorliegenden Lernzirkel handelt es sich um einen sogenann­ten „geschlossenen Lernzirkel“, bei dem die Schüler an der ersten Sta­tion beginnen und die anschließen­den Stationen der Reihe nach bear­beiten.

An den einzelnen Stationen sam­meln die Schüler Bausteine zum Bau eigener Brücken nach Osteuropa. Diese Bausteine bilden jeweils den Abschluss der einzelnen Stationen. Die Schüler sollen sich dabei nach Bearbeitung der Aufgaben an den einzelnen Stationen kurze Notizen machen, die das Erarbeitete zusam­menfassen.

Diese alte Straßenbrücke aus der Vor-kriegszeit ist inzwischen abgerissen

worden. Es gibt aktuell das Projekt, am Dreiländereck bei Zittau eine neue

kreisförmige Brücke über die Neiße zu bauen. Die Brücke soll Polen, Tschechien

und Deutschland verbinden. Bisher wurde das Vorhaben aber noch nicht

realisiert. Das Bild zeigt Teilnehmer des Projektes „Dancing on borders 2013“.

Es wurde 2012 bei einer gemeinsamen Grenzwanderung aufgenommen. „Dancing on borders“ ist eine einwöchige internationale

Studienfahrt von Schülerinnen und Schülern aus Jesuitengymnasien in Deutschland, Polen und seit 2012 auch aus Litauen. Die Fahrt beginnt in Berlin und endet in Warschau.

Das Projekt wird seit 2011 jedes Jahr durchgeführt und von Renovabis unterstützt.

... reflektieren ihre eigene Lebens-welt und erarbeiten deren Leitbilder des 21. Jahrhunderts

... erwerben Wissen zu Land und Leuten Osteuropas

... erfahren Gründe, und ent-wickeln Verständnis, wie Bio-grafien in diesen Ländern ge-prägt werden und setzen dies in Beziehung zu ihrer eigenen Lebenswelt

... erkennen, welche Formen von Armut im 21. Jahrhundert auf-treten

... erkennen Möglichkeiten der Hilfe aus dem Glauben in

der jeweiligen Lebens situation... lernen wesentliche Merkmale

der Reich-Gottes-Botschaft kennen, sowie deren Hoff-nungspotenzial und wie diese Basis einer besseren Zukunft Europas sein kann

... erwerben Wissen zu interna-tionalen Projekten, die politi-sches Engagement, Austausch Jugendlicher und Hilfsprogram-me in Europa zum Ziel haben

... erweitern Kompetenzen im Umgang mit Texten und team-orientiertem Lernen

Die Schülerinnen und Schüler . . .

Weitere Vorüberlegungen

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Die Kompetenzerwartungen an die Lernenden

Nach Abschluss der Bearbei­tung der einzelnen Stationen sollen sie dann in den Grup­pen, in denen sie die Statio­nen bearbeitet haben, mit Hilfe dieser Notizen gemein­sam überlegen, was sie kon­kret tun könnten, um Brücken

in den Osten Europas zu bauen. Im Anschluss an diese Reflexion setzen sie ihre Ideen praktisch und kon­kret um. Am Ende der Stationen werden Bausteine gesammelt.

Vorbild für eine solche Konkre tion könnte eine Brückenerfahrung mit einer länderübergreifenden Exkursi­on oder einem Brückenbauprojekt zur Verbindung zweier Ufer sein…; siehe auch nebenstehende Initiative „Dancing on borders“ mit Bild!

Die Schüler können diese Idee, bzw. die „Machbarkeitsstudie“, als Im­puls nutzen und überlegen, wie eine solche „Brücke“ als Verbindung ge­baut werden kann. Somit bekommt das Motiv des „Brückenbaus in den Osten“ dann ein konkretes Gesicht.

Es ist auch möglich, daraus eine Art Wettbewerb für die Schüler zu machen.

Foto

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h

Page 45: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

45

„Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.“ (Mt 5,7)

Was bedeutet dieses Motto des Welt­jugendtages im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit denn eigentlich?Erarbeitung mit Hilfe des Beispiels vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37):• Warum erzählt Jesus dieses Gleich­

nis?• Was ist das besondersHerausra­

gende an dieser Erzählung?• WaslernenwirdabeiüberBarm­

herzigkeit?• Welche Handlungsimpulse bietet

uns diese Erzählung vom barm­herzigen Samariter für unser eige­nes Leben?

Barmherzigkeit: Das Herz öffnen für fremde Not und helfende Anteilnahme.

Station 1

Erbarmen: Anteilnahme am Leid oder der Not anderer, verbunden mit dem Drang, ihnen zu helfen oder sie zu trösten.

Weiterführende Lektüre: Walter Kasper: Empathie und Compassion als neuer Zugang, in: Das Hei lige Jahr – Barmherzig wie der Vater. Arbeits­hilfe 278, Hg.: Deutsche Bischofskon­ferenz, Bonn 2015, S. 22–25.

Diese Arbeitshilfe bietet Informatio­nen und Anregungen zur vertiefen­den praktischen Arbeit zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Sie kann auf der Website der Deutschen Bischofs­konferenz unter www.dbk.de herun­tergeladen und auch bestellt werden.

An dieser Station werden erste Bau-steine zum Brückenbauen gesam­melt für Antworten auf die Fragen:• WasbedeutetBarmherzigkeit?• Wie können wir Erbarmen fin-

den?

„Weltjugendtag in Krakau“ und „Barmherzigkeit“

Was erwartet Jugendliche in Polen?

Erstellen eines Länderprofils mit Hilfe der Länderinforma­tion zu Polen (Renovabis)

Link auf die offizielle deutsche Website zum Weltjugendtag in Krakau: www.wjt.de

Auf

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2

Auf

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1

Die eigene Lebens- welt und -situation reflektieren

Was bringen wir mit, wenn wir eine Brücke in den Osten bauen?• VorwelchenHerausforderungen

steht unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert?

Station 2

• WelcheZukunftsperspektiven/­wünsche/ ­ängste haben wir?

• WasprägtunserenAlltag?• WelcheWandlungsprozesseerle­

ben wir und wie prägen diese un­sere Denkweise, Strukturen, Hoffnung, Bildung, Chancen, Begegnungen, Werte, Netzwerke, unseren Glauben …?

Reflexion der eigenen Lebenswelt und -situation

Auf

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1

Jugendliche aus West- und Osteuropa treffen sich beim Weltjugendtag in Krakau in diesem Sommer (26. bis 31. Juli 2016). Dort können sie einander kennen lernen, Freundschaften schließen und gemeinsam ihren Glauben feiern.

M1 Hinweis auf die Renovabis-Website mit den Länderprojekten: www.renovabis.de/ laender-projekte/laenderinformationen/polen

Mit M1 bis M9b sind die Arbeitsmaterialien für den Unterricht bezeichnet. Es gibt sie als Einzel-folien/PDF-Dokumente: www.renovabis.de/themenheft. Dort ist auch der gesamte Unter-richtsverlauf dokumentiert.

Eine Veranstaltung wie der Weltjugendtag bietet für Jugendliche aus Westeuropa eine gute Gelegenheit, Jugendliche aus dem Osten Europas kennen zu lernen, Freundschaft mit ihnen zu schließen und mehr über ihre Lebenswelt zu erfahren. Des Weiteren bietet sich eine Reise in diese „fremde Welt“ an, um Begegnungen zu erleben und Brücken in den Osten Europas zu bauen.

Hier bietet sich an, die Schüler eine mindmap gestalten zu lassen:

M2 mindmap: der Mensch im 21. Jahrhundert

Hier beginnt der Lernzirkel mit acht Stationen

Page 46: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

46

Mostar

Lektüre hierzu: Miklós Tomka: I ndividualismus, Wertewandel, Er­lebnisgesellschaft. Konvergierende Trends in der Soziologie, in: Conci­

lium, Internationale Zeitschrift für Theologie, 35. Jg., Heft 4, Mainz 1999, S. 423–432.

Was kennzeichnet unser Leben als mo-derne Menschen im 21. Jahrhundert?

Die gesammelten Beispiele auswerten: • Wie sieht sich der moderne

Mensch selbst?• Welche Werte stehen im Mittel­

punkt?• Welche Rolle spielen Glück und

Sinn?• WiefreiistderMenschundwel­

chen Zwängen und Spannungen ist er ausgesetzt?

Weitere Bausteine für die Brücke:• Wasbringenwiralsomit?

Auf

gabe

2

M3a–d

Zusammenfassung des Aufsatzes von

Miklós Tomka als Impuls

renovabis.de/laender­projekte) und markieren diese Länder auf der M4 Landkarte. Die Karte kann man auch bestellen: Nr. 7 424 11­16; E­Mail: renovabis@eine­welt­mvg.de

Station 3 Was sollten wir über den Osten Europas wissen?

Was sollten wir über den Osten Europas wissen?

In kleinen Gruppen erarbeiten die Schüler Länderprofile mit

Hilfe der Länderinformationen auf der Website von Renovabis (www.

Auf

gabe

Wenn man Menschen in einem fremden Land kennen lernen möchte, bereitet man sich am besten darauf vor, wohin man reist und wie die Menschen dort leben.

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abis

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Materialien für den

Schulunterricht

M5

Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!

Land Hauptstadt Regierung Besonderheiten Religion Interview / Porträt

Weißrussland

Bosnien und Herzegowina

Makedonien

Kosovo

Slowakei

Länderprofile in Stichworten

Station 4 Menschen aus Osteuropa erzählen

Wen treffen wir in diesen Ländern? Was können uns unsere Gastgeber über ihr Leben, ihr Land und ihre Umgebung erzählen?

Mithilfe ausgewählter Inter­views erarbeiten die Schüler in ihren Gruppen, wie die Men­schen in den Ländern leben,

Auf

gabe

1

zu denen sie zuvor Profile erstellt haben. Sie machen sich Noti­zen in der letzten Spalte ihrer Auf­zeichnungen aus der dritten Station.

Wie leben Menschen im Osten Europas?

M6a–f Porträts von Menschen aus Mittel-, Ost-

und Südosteuropa

Die Ergebnisse halten sie in einer Tabelle M5 fest.

Bausteine für die Brücke: • WasbringenMenschenausdem

Osten Europas mit?

Page 47: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Wenn die kleine Bühne plötzlich groß wirdTrajce Georgiev aus Strumica, 15 Jahre, Finalist des

Gesangwettbewerbs „The Voice“

»Ich habe immer gesungen. Das liegt in der Familie, denn

viele meiner Verwandten sind von Beruf Musiker. Aufgeregt

war ich beim Singen in der Öffentlichkeit nie, bis mich

meine Schwester Nevenka 2014 zu der Castingshow „The

Voice“ in Belgrad angemeldet hat. Bei dem Wettbewerb mit

vielen tausend Bewerbern kam ich in die Auswahl der letz-

ten 150 Kandidaten. Fünfzehn Mal musste ich im Fernse-

hen auftreten. Anfangs hatte ich vor Lampenfieber ziemli-

che Angst und war so nervös, dass ich gezittert habe. Aber

ich kam immer eine Runde weiter und stand plötzlich im

Finale. Aber vor jeder Show wurde ich ruhiger und gelasse-

ner. Die Mitarbeiter

beim Fernsehen wa-

ren total freundlich

und hilfsbereit. Au-

ßerdem habe ich

Pfarrer Kostov aus

meiner griechisch-

katholischen Ge-

meinde immer um

Rat gefragt und gebetet. Für mich ist es sehr wichtig, bei

dem, was ich tue, um Gottes Segen zu bitten.

Einerseits ist es schön, bekannt zu sein. Aber seit ich den

zweiten Platz gewonnen habe, kann ich nicht mehr einfach

mit meinen Freunden durch die Stadt laufen, weil die Mäd-

chen loskreischen und mit mir fotografiert werden wollen.

Auch die vielen E-Mails und Facebook-Anfragen kann ich

nicht beantworten. Aber ich möchte weiterhin singen. Dazu

brauche ich nun ein gutes Management. Ich bin sicher, mit

meinem Glauben, meiner Familie und den Freunden fällt es

mir leicht, normal und natürlich zu bleiben. Ich mag zwar

die Bühne der Pop-Musik, aber ebenso gern singe ich in

der Kirche. Pfarrer Kostov hat mir erzählt, den Text meines

Lieblingsliedes hätte Papst Johannes Paul II. geschrieben.

Es heißt: O Gott, hast du mich gerufen?« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick

Wir leben doch alle in derselben Welt …

In ihren Gruppen tauschen sich die Schüler über das Er­arbeitete aus und vergleichen

dies mit ihren Ergebnissen aus Sta­tion 2.• Washabenwirgemeinsam?• WasunterscheidetunsereLebens­

welten?• Was würden die Menschen aus

den Interviews in die mindmap schreiben?

Anschließend erweitern die Schüler ihre mindmap, indem sie in einer anderen Farbe ihre Erkenntnisse dazu schreiben.

Zum Lesen und Vorlesen: Porträts von … Trajce Georgiev aus Makedonien,

Finalist des Gesangswettbewerbs „The Voice“, rechts abgedruckt

Eva Kapetanović, Studentin aus Bosnien und Herzegowina

Jezuit Abazi, Jurastudent aus dem Kosovo, in diesem Themenheft auf Seite 8

Tomáš Sykora, Spielführer des Fußballvereins „Domino“ im slo­wakischen Bratislava

Bruder Andrei Zhylevitch vom Kapuzinerorden, Caritas­Direk­tor der Diözese Minsk­Mogilev in Weißrussland

Nicht vergessen:Bausteine für die Brücke sammeln zur Fragestellung:• Was bringen diese Menschen

noch mit?

47

Auf

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2

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.de

Materialien für den

Schulunterricht

M5

Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!

Land Hauptstadt Regierung Besonderheiten Religion Interview / Porträt

Weißrussland

Bosnien und Herzegowina

Makedonien

Kosovo

Slowakei

Länderprofile in Stichworten

M6a

M6b

M6c

M6d

M6e+f

auch interessant: Report auf Seite 20

Page 48: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

48

Mostar

Welche Hoffnung haben diese Menschen trotz allem?

In einem weiteren Schritt finden die Schüler Bei­spiele dafür, was diesen Menschen Hoffnung und Kraft gibt und sie nicht aufgeben lässt.

• Welche besondereRolle spielenderGlaubeunddieKirche hierbei?

• WaskönnenwirimWestendarauslernen?

Bausteine für die Brücke:• BausteinederArmutundderHoffnung

Station 5 Die Armut im 21. Jahrhundert bekommt ein Gesicht – hat viele Gesichter

Was kann Armut alles bedeuten?

Die Schüler suchen in den Interviews nach kon­kreten Beispielen, wie die Armut dieser Menschen ihren Alltag prägt und beschneidet. Was gibt die­sen Menschen den Impuls und den Mut zu Flucht

und Neubeginn?

z.B. Stress, Mangel an Möglichkeiten, finanzielle Not, soziale Ausgrenzung, Angst, Kälte, Einsamkeit, Perspektivlosigkeit …

Auf

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2

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1

Eine wesentliche Erkenntnis bei der Auseinandersetzung mit dem authentischen Material der Interviews ist die Tatsache, in welcher Armut und existenziellen Not diese Menschen leben müssen.

Hintergrund-informationen

Die Schüler erarbeiten, wie die politische, soziokulturelle, öko­ nomische und religiöse Situa­

tion zur Zeit Jesu geprägt war, und vergleichen diese mit der Gegenwart.

Station 6

Was können wir tun, um Europa mit dem Reich Gottes verträg-lich zu machen?

In diesem Schritt werden alle bisher erarbeiteten Ergebnisse zusammen­getragen…… ausgehend von der Lektüre eines Textes von Urs Eigenmann M8 :Wann ist eine Gesellschaft mit dem Reich Gottes verträglich?, in: RIK – Religion in der Kursstufe – „Gerech­tigkeit – Lebensprinzip der Gesell­schaft“, Freiburg 2010.

Bausteine für die Brücke: • Reich-Gottes-Botschaft – Was

macht Europa mit dem Reich Gottes verträglich?

Glaubenserfahrungen – Was finden wir dazu in der Bibel?

Was erzählt Jesus den Menschen vom Reich Gottes?

Mit Hilfe der angegebenen Stellen aus dem NT erarbeiten die Schüler wesentliche Merkmale der Reich­Gottes­Botschaft:Mk 1, 14­15; Lk 4, 16­21; Lk 15, 11­32; Mt 5, 21­26; Lk 14, 15­24; Mk 4, 30­32; Lk 19, 1­10; Mt 5, 3­11; Mt 8, 1­4; Mt 6, 25­24; Joh 8, 1­11; Lk 9, 57­62; Mt 10.33• Was erzählt Jesus den Menschen

vom Reich Gottes?• Wie macht er ihnen Hoffnung?• Welche Hoffnung macht diese Bot­

schaft den Menschen heute noch?• Welchen Handlungsimpuls kön­

nen wir erkennen?• Welche Visionen können wir ent­ wickeln?

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2

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3

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1

Das Neue Testament berichtet von vielen Situationen, in denen Jesus den Menschen vom Reich Gottes erzählt, um sie zu sensibilisieren, ihr eigenes Verhalten zu Gunsten der sozial Benachteiligten und Leidenden zu verändern, damit ein Zusammenleben auf der Basis von Gerechtigkeit und Freiheit, Liebe und Gnade stattfinden kann.

M7a–f Materialien für die Textarbeit: Günther

Peterneks Informationen zum Hintergrund der

Reich-Gottes-Botschaft Jesu

Page 49: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

49

• Wie sehe ich im Vergleich dazumeine eigene Lebenswelt?

• Washabenwirgemeinsam?• Wasnehmeichmit?• Was kann ich tun, um Europas

Zukunft mitzugestalten?

Station 7

Begleitend dazu kann der Song “If everyone cared“ von Nickleback eingesetzt werden: Songtext M9a+b.

Bausteine für die Brücke: • Was sind meine neuen Bausteine?

Reflexion

An dieser Stelle reflektieren die Schüler, was sie bisher er­arbeitet haben, und verglei­chen dies mit Hilfe der folgen­den Fragen mit ihrer eigenen Lebenswelt. Zu jeder Frage

machen sie sich Notizen:• Washabe ichüberdieLänder in

Osteuropa alles erfahren?

Auf

gabe

www.youtube.com/ watch?v=WOwJSpt2m_w

Station 8 Welche Brücken können wir

zwischen West- und Ost europa bauen?

Die Schüler recherchieren auf diesen Seiten, was die einzelnen Organisatio­nen leisten und wie sie sich dabei auch selbst engagieren können. Dabei erar­beiten sie auch, welche eigenen Er­fahrungen, die sie im Westen gemacht

haben, dabei eingebracht werden können. www.jugendfuereuropa.de www.jugend­in­aktion.de www.jugendpolitikineuropa.de www.djo.de www.bpb.de/apuz/jugend­in­europa www.bdkj.de/goeast

Bausteine für Eure Brücke:

Auf

gabe

Auf den folgenden Internetseiten fin-den die Schüler Informationen über Projekte, die das Ziel verfolgen, Ju-gendliche in Europa zusammen zu bringen und besonders den internatio-nalen Austausch und politisches Enga-gement junger Menschen zu fördern.

Wenn jeder sich nur nach seiner Laune richtet, gibt es keine GemeinschaftMartej Hrobon, 18 Jahre, Schüler aus Bratislava,

engagiert sich in der Jugendarbeit

»Ehrlich gesagt fand ich als Kind die

griechisch-katholischen Messfeiern an

den Sonntagen immer langweilig. Das

Herumsitzen war mir eine Qual. Ich war

dreizehn, als ich erstmals einen Gottes-

dienst in der Kirche der Salesianerpater

im Stadtteil Trnávka besuchte. Hier wa-

ren die Messen für Kinder spannend.

Die lebendige Art, wie Pater Tibor pre-

digte, und die Alltagsgeschichten, mit denen er uns den Glau-

ben nahebrachte, haben mir so gut gefallen, dass ich regelmä-

ßig an den Gruppennachmittagen für Kinder teilnahm. Heute

leite ich selber eine Gruppe. Sicher gibt es Tage, an denen ich

keine Lust habe, aber wenn sich jeder nur nach seinen Launen

richtet, kann keine Gemeinschaft entstehen.

In diesem Jahr werde ich mein Abitur ablegen. Zwar lese ich lei-

denschaftlich gern Fantasy- und Detektivgeschichten, aber

meine Stärken liegen ganz klar in Mathematik, Physik und Infor-

matik. Mein Interesse ist jedoch nicht theoretischer, sondern

praktischer Art. Ich beschäftige mich intensiv mit den Funktio-

nen und Einsatzmöglichkeiten von Robotern. Industrieroboter

zu programmieren, um technische Abläufe zu vereinfachen, das

ist mein Berufsziel. Zum Glück werden die nötigen Fächer an der

Universität in Bratislava angeboten. Da lassen sich das Studium

und die Mitarbeit in der Gemeinde zusammen bringen.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick

• Was leisten diese Organisationen?• Was kann ich selbst beitragen?• Was wird am dringendsten benötigt?• Welche Bausteine wollen wir noch hinzufügen?• Wie kann diese Brücke stabil gemacht werden?

Page 50: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

5050

Auf einen Zug – Anpassung und Ausbruch: Jugend in Osteuropa Themenheft Osteuropa 11-12/2013

Matthias Schwartz, Heike Winkel, Manfred Sapper, Volker Weichsel (Hg.); Verlag: Berliner Wissenschafts verlag (2013); 216 Seiten; ISBN 978-3-8305-3178-4

Im Mittelpunkt der Beiträge steht die Frage,

wie junge Menschen vom Balkan bis nach Zentralasien ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Wie ist es um ihr gesellschaftliches Engagement bestellt, welches Politikver­ständnis haben sie und was erwarten sie vom Staat? Es zeigt sich, dass mit Kategori­en wie „Zukunft“, „Aufbruch“, „Offenheit für Neues“, die traditionell verwendet wurden, um Jugend als Lebensphase zu beschreiben, die Erfahrungswelten von Jugendlichen in Osteuropa nicht mehr erfasst werden können.

Jugend 2015: 17. Shell-JugendstudieHerausgeber: Shell Deutschland; Verlag: Fischer Taschenbuch (2015); 448 Seiten; ISBN 978-3 5960-3401-7

Was denkt die Jugend im Jahr 2015? Wie sicher fühlen sich Jugendliche in Anbe­tracht steigender Jugendarbeitslosigkeit in Europa? Welche Erwartungen und Werte haben junge Menschen? Die 17. Shell­Jugendstudie setzt die Langzeitbericht­erstattung über die junge Generation in Deutschland fort.

Kirchlichkeit und Religiosität in Ostmittel- und Osteuropa

Autor: Olaf Müller; Verlag: Springer (2013); 300 Seiten; ISBN 978-3-5311-9850-7

Wenn in letzter Zeit vom Aufschwung der Religion die Rede war, dann wurde immer wieder auch auf die

Situation in Ostmittel­ und Osteuropa verwiesen. Inwieweit hält eine solche Behauptung den empirischen Gegebenhei­ten stand? Olaf Müller untersucht in seiner Arbeit folgende Fragestellung: Wie stellte sich die Situation im Hinblick auf die Kirchlichkeit und Religiosität der Menschen in den postkommunistischen Ländern unmittelbar nach dem politischen Umbruch dar, und wie hat sich das religiöse Feld seitdem entwickelt?

Neuer Schwung für die Jugend Europas: Weißbuch

Herausgeber: Europäi-sche Kommission; Ver-lag: Dictus Publishing (2011); 104 Seiten; ISBN 978-3-8433-9582-3

Die vor der Erstellung des Weißbuchs durchgeführten

umfassenden Konsultationen haben ein deutliches Ergebnis gebracht: Obwohl ihre jeweilige Situation sehr unterschiedlich ist, haben doch alle Jugendlichen einerseits gemeinsame Werte und Ziele, andererseits haben sie auch mit den gleichen Schwierig­keiten zu kämpfen.

Zwischen Prekarisierung und Protest

Michael Busch, Jan Jeskow, Rüdiger Stutz (Hg.); Verlag: transcript (2010); 492 Seiten; ISBN 978- 3-8376-1203-5

Wie verarbeiten junge Leute gegenwärtig ihre zunehmende Verunsi­

cherung? Inwieweit bleiben sie in sozialen Netzwerken verankert? Verbindet sie tatsächlich ein kollektives ‚Wir­Gefühl‘? Dieser interdisziplinäre Band porträtiert jugendliche Altersgruppen, die zwischen 1970 und den 1990er Jahren geboren wurden und deren Biographien vor dem Hintergrund der globalen Wirtschafts­ und Finanzkrise zunehmend von prekären Lebens­ und Beschäftigungsphasen bestimmt werden. Zum ersten Mal werden die Lebenslagen und Selbstbilder von Jugendlichen aus einer Ost und West vergleichenden Perspektive analysiert.

Jugendliche im Zeitalter der GlobalisierungWilfried Schubarth, Andreas Seidel, Karsten Speck, Lech Salacinski (Hg.); Verlag: Universi-tätsverlag Potsdam (2011); 204 Seiten; ISBN 978-3-8695-6124-0

Rund 20 Jahre nach dem Systemumbruch in Mittel­ und Osteuropa stellt sich die Frage, was Jugendliche in Polen, Russland und Deutschland vereint bzw. noch trennt.

Über alle Grenzen: Wenn das Schicksal Purzelbäume schlägtAutorin: Zlatinca Carla Has-Salant; Verlag: Wag-ner (2014); 257 Seiten; ISBN 978-3-9563-0112-4

Das Buch verfolgt den Weg eines jungen Mädchens aus dem osteuropäischen Mittelstand zum goldenen Westen auf der Suche nach mehr. Die Geschichte ist spannend, voller Selbstironie und mit sehr vielen Liebes­ und Actionszenen. Arm, aber komplett ambitioniert, mit mehr Träumen als Verstand und dem festen Glauben, dass alles, woran man glaubt, möglich ist, schafft die Hauptdarstellerin es, gemeinsam mit ihren besten Freunden Elena, Alex und Fänel auf dem Weg von Rumänien noch unter Ceauşescus Regime über die Grüne Grenze zu fliehen.

An verschwundenen Orten Autorin: Bessa Myftiu; Verlag: Deutscher Taschenbuchverlag (2012); 256 Seiten; ISBN 978-3-4231-4151-2

Bessa Myftiu geht in ihrem Roman den Orten der eigenen Kindheit nach. Das Mädchen wächst in einem Quartier von Tirana auf, sie lebt mit der Familie, mit Nachbarn und Freundin­nen, sie beobachtet ihre Umgebung. Ihr Alltag ist geprägt von alltäglichen Erlebnis­sen und kleinen Liebesgeschichten ebenso wie vom Schicksal ihres Vaters, der beim Regime Enver Hoxhas in Ungnade fällt.

Links http://projects.ff.uni-mb.si/cepss/index.php/youth-studies/ Studienübersicht des Zentrums für Studien der post­sozialistischen Gesellschaften (CePSS)

http://ec.europa.eu/youth/policy/imple-mentation/report_de.htm#section_0_1EU Jugendbericht 2015

https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/archiv/jahrgang-2008/juni/ was-denkt-die-jugendWas denkt die Jugend? Makedonien, Serbien, Kosovo: Drei junge Stimmen aus dem europäischen Niemandsland

https://blog.br.de/studio-wien/2014/09/17/jugend-in-albanien-unsere-stimme-wird-nicht-gehoert/Jugend in Albanien: „Unsere Stimme wird nicht gehört“ Von Stephan Ozsváth (17.09.2014)

Literaturempfehlungen

Page 51: Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“

Antwort

VerlagFriedrich Pustet93008 Regensburg

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1

Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken

mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa

Seite 2 – Renovabis-Aktion

Pfi ngsten: Feiern inklusive

Seite 3 – Reportage

„Da kann man eh’ nichts machen“

Seite 5 – Neue Renovabis-Ikone

Sechs Patrone für Europa

Seite 8 – Partner setzen sich dafür ein:

Hilfe für Menschen mit Behinderung

Nummer 31 | Ostern 2013

Aufruf der deutschen

Bischöfe zur Pfingstaktion

von Renovabis

Liebe Schwestern und Brüder,

Gott will Heil und Gerechtigkeit für

alle Menschen. Als Christen sind

wir überzeugt: Menschen mit Be-

hinderungen haben die gleiche

Würde wie alle, und es stehen ihnen

die gleichen Rechte zu. Sie sollen ak-

tiv am gesellschaftlichen und kirch-

lichen Leben teilhaben können.

In den mittel- und osteuropäi-

schen Ländern entwickelt sich ein

solches Bewusstsein erst langsam.

Denn in der kommunistischen Zeit

waren Menschen mit Behinderun-

gen nahezu komplett aus der Gesell-

schaft ausgeschlossen.

Mit Hilfe unserer Solidaritäts-

aktion Renovabis dringt die Kirche

im Osten Europas

hier auf Verände-

rung. Seelsorge und

kirchliche Sozial-

arbeit dienen den

behinderten Men-

schen. So werden

Rehabilitations-

zentren aufgebaut

und Begegnungs-

und Freizeitmaßnahmen gefördert.

In Schulen und Werkstätten wird

das Zusammenleben von Kindern

und Jugendlichen mit und ohne Be-

hinderung eingeübt. Der Bedarf

an weiterer Hilfe ist groß.

Unter dem Leitwort „Das Leben

teilen“ ruft Renovabis bei der dies-

jährigen Pfingstaktion zur Solidari-

tät mit behinderten Menschen im

Osten Europas auf. Wir Bischöfe bit-

ten Sie herzlich: Unterstützen Sie die

Arbeit von Renovabis durch Ihr Ge-

bet und Ihre großzügige Spende bei

der Kollekte am Pfingstsonntag!

www.renovabis.de

Hirtenwort

Versteckt, vernachlässigt und oft sogar verachtet wurden Men-

schen mit Behinderungen jahrzehntelang in vielen osteuropäi-

schen Ländern. Ihre gesellschaftliche Teilhabe ist bis heute

stark eingeschränkt. Renovabis macht deshalb mit der Pfingst-

aktion 2013 besonders auf die Situation von Menschen mit Be-

hinderung im Osten Europas aufmerksam.

Statt behinderte Menschen im-

mer nur in der Perspektive ih-

res Unvermögens zu sehen, gelte es

die Augen zu öffnen für ihre Fähig-

keiten. Dies sagt der emeritierte

Bischof von Limburg, Dr. Franz

Kamphaus. Wer Behinderung mit

Leiden gleichsetze, der übersehe

viel Lebensfreude und viel Charak-

terstärke. Im Atelier der Lebens-

hilfe Frankfurt arbeiten geistig be-

hinderte Maler und Bildhauer. Ihre

Kreativität kommt nicht aus ihrer

Behinderung, sondern aus ihrer

Begabung. Auf den rechten Blick

kommt es an, darauf, sie so anzuse-

Fähigkeiten von Menschen

mit Behinderung bemerken

Bischof em. Dr. Franz KamphausNoch immer sei es „zu wenig

gelungen, das spezifische

Menschsein der Menschen mit Be-

hinderung in der Öffentlichkeit zu

vermitteln“, sagt Alois Glück, der

Präsident des Zentralkomitees der

Deutschen Katholiken. Nicht die

Behinderung soll seiner Meinung

nach im Vordergrund stehen, son-

dern der Mensch, die Persönlich-

keit mit ihren besonderen Fähig-

keiten und Bedürfnissen. In einer

Leistungsgesellschaft werde der

Mensch freilich stark über seine

Leistungsfähigkeit definiert. „Die

Humanität einer Gesellschaft er-

weist sich aber in ihrem Umgang

mit den Schwächsten.“

Die Würde von Menschen

mit Behinderung achten

Das Leben teilen – Solidarisch mit

behinderten Menschen in Osteuropa

„Auf dem Papier“, erzählt Ca-

ritasdirektor András Már-

ton aus dem rumänischen Alba

Iulia, „ist die Situation einwand-

frei.“ Viele osteuropäische Staaten

hätten beispielsweise die Behin-

dertenrechtskonvention der Ver-

einten Nationen unterschrieben

und ratifiziert, doch im Alltag der

Menschen mit Behinderung sei

das kaum spürbar. In vielen Staa-

ten sei immer noch das Bild von

Betreuung und Pflege vorherr-

schend und behinderte Menschen

würden in zentralen Einrichtun-

gen in häufig abgelegenen Gebie-

ten untergebracht. Gesellschaftli-

che Teil habe, Barrierefreiheit und

ein tatsächliches Miteinander

funktionierten so allerdings nicht,

kritisiert der Mediziner. Dr. Már-

ton ist überzeugt: „Es ist dringend

nötig, die oft unwürdigen Lebens-

umstände von behinderten Men-

schen im Osten Europas in den

Blick zu nehmen“.

Unter dem Leitwort „Das Leben

teilen – Solidarisch mit behinderten

Menschen im Osten Europas“ will

Renovabis auf die Nöte und Sorgen,

aber auch auf die Wünsche von be-

hinderten Menschen im Osten ein-

gehen. In der Projektarbeit ist das

Thema bereits seit Gründung des

Hilfswerks im Jahr 1993 verankert.

So wurden bereits mehr als 350 Pro-

jekte für Menschen mit Behinde-

rung mit einer Gesamtsumme von

rund 13 Millionen Euro unter-

stützt. Renovabis-Hauptgeschäfts-

führer Pater Stefan Dartmann SJ

verweist auf die grundsätzliche

Botschaft von Renovabis: „Solida-

risch sein bedeutet, einander Halt

zu geben und auf Augenhöhe das

Leben miteinander zu teilen – das

gilt für Menschen mit und ohne

Behinderung.“

Als Solidaritätsaktion der

deutschen Katholiken ist

Renovabis am 3. März 1993 bei

der Vollversammlung der deut-

schen Bischofskonferenz in Mül-

heim an der Ruhr auf Anregung

des Zentralkomitees der deut-

Zwanzig Jahre Renovabisschen Katholiken gegründet

worden. Bis heute hilft die Ak-

tion beim Aufbau und bei der

Erneuerung von Kirche und Ge-

sellschaft in den ehemals sozia-

listischen Staaten Mittel-, Süd-

ost- und Osteuropas.

Bei aller Unzulänglichkeit der

jetzigen Situation sei es wichtig,

sich die positive Entwicklung der

letzten 50 Jahre zu vergegenwärti-

gen. „Ich kann aus der eigenen Er-

fahrungswelt, aus der Familie und

der politischen Arbeit sagen: Die

Entwicklung der Behindertenhilfe

ist ein herausragendes Beispiel ei-

nes großen humanen Fortschritts.“

Der wohl größte Fortschritt in der

Behindertenhilfe sei die zuneh-

mende Akzeptanz der Menschen

mit Behinderung in unserer Ge-

sellschaft geworden.

Alois Glück,

Präsident

des Zentral-

komitees der

Deutschen

Katholiken

Fortsetzung Seite 2

hen, dass ihnen als Bild Gottes An-

sehen geschenkt wird.

Weitere Texte von Bischof Kam-

phaus finden sich auf der Renova-

bis-Aktions-DVD.

Vertrieb: � 0241/479 86 200,

Bestell-Nummer 180713-RI13

Um das Reno-

vabis-Thema

„Das Leben

teilen“ geht es

bei den Veran-

staltungen der

Pfingst aktion in

Trier und Passau:

Lesen Sie Seite 2.

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Ein wichtiger Aspekt bei

Projekten mit Menschen mit

Behindertung ist stets das Miteinander.

Renovabis unterstützt, wie hier in einer Sozialstation

in Vilnius/Litauen, zahlreiche kirchliche Projekte.

Rechts: Der Behinderten-Kindergarten im herze-

gowinischen Mostar „verwahrt“ die Kinder nicht bloß;

mit speziellen Therapien werden sie individuell gefördert.

aktion Renovabis dringt die Kirche

im Osten Europas

hier auf Verände-

rung. Seelsorge und

arbeit dienen den

behinderten Men-

zentren aufgebaut

und Begegnungs-

und Freizeitmaßnahmen gefördert.

aktion Renovabis dringt die Kirche

und Freizeitmaßnahmen gefördert.

aktion Renovabis dringt die Kirche

im Osten Europas

rung. Seelsorge und

behinderten Men-

zentren aufgebaut

und Freizeitmaßnahmen gefördert.

Bitte mit

0,45 Euro

freimachen

1

den, ihren Abschluss findet sie am

Pfingstsonntag, 8. Juni, im Bistum

Essen. Im Rahmen der bundeswei-

ten Aktion ist Renovabis mit zahlrei-

chen Veranstaltungen in Pfarreien,

Schulen und Verbänden präsent.

Außerdem beteiligt sich Renova-

bis am 99. Katholikentag in Regens-

burg vom 28. Mai bis 1. Juni mit

einem Aktionsstand, Podien und

Workshops. Das genaue Programm

zur Pfingstaktion und zum Katholi-

kentag finden Interessenten unter:

www.renovabis.de/aktion. Ha

Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken

mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa

Seite 2 – Frauenhandels-Tagung

„Eine Schande für unseren Staat“

Seite 3 – Europäische Jugendbegegnungen

Der Osten ist mehr als eine Reise wert!

Seite 5 – Ausstellung zur Pfi ngstaktion

25 Jahre - 25 Köpfe

Nummer 33 | Ostern 2014

www.renovabis.de

Das Jahr 2014 ist für die katho-

lische Solidaritätsaktion Re-

novabis ein Anlass zurückzu-

schauen, einerseits auf die „Wende“

vor 25 Jahren als Ausgangspunkt

einer bahnbrechenden Entwick-

lung, und zum anderen auf die Zeit

danach, denn es wird häufig von

einer „unvollendeten Revolution“

gesprochen. Die Befreiung von den

Zwängen des kommunistischen

Mit Gott Mauern überspringen:

Gemeinsam für ein solidarisches Europa! Aufruf der deutschen

Bischöfe zur Pfingstaktion

von Renovabis

Liebe Schwestern und Brüder!

In diesem Jahr steht die

Pfingstaktion von Renovabis

unter dem Leitwort „Mit mei-

nem Gott überspringe ich Mau-

ern“. Diese Worte aus Psalm 18

erinnern uns an den Fall des Ei-

sernen Vorhangs vor 25 Jahren.

Viele Christen waren maßgeb-

lich an diesem Umbruch in

Europa beteiligt.

Der Kollaps des kommunisti-

schen Systems in den osteuropä-

ischen Ländern hat den Unter-

drückten Frei-heit gebracht und vielen Menschen ein besseres Leben. Aber neben den Fort-schritten gibt es auch zahl-reiche Prob-leme. Die Freiheit ist

bei weitem nicht überall gesi-

chert, innenpolitische Ausein-

andersetzungen und wirt schaft-

liche Fehlentwicklungen der

letzten Jahre haben schon

Erreichtes wieder zunichte

gemacht. Viele Menschen im

Osten Europas haben ein schwe-

res Leben, nicht wenige leiden

große Not. Auch sind die seeli-

schen Wunden aus der kommu-

nistischen Zeit oft nicht verheilt.

Die Solidaritätsaktion Reno-

vabis unterstützt die Kirchen in

Osteuropa in ihrem Einsatz für

benachteiligte, bedürftige und

nach Orientierung suchende

Menschen. Helfen Sie mit, Leid

zu mildern und die Lebensver-

hältnisse bei unseren östlichen

Nachbarn zu verbessern! Setzen

Sie sich für ein solidarisches

Europa ein! Wir Bischöfe bitten

sie herzlich: Unterstützen Sie

die Arbeit von Renovabis durch

Ihr Gebet und eine großzügige

Spende am kommenden

Pfingstfest!

Hirtenwort

Mit der Pfingstaktion 2014 erinnert Renovabis an die grundle-

genden Veränderungen in Europa vor 25 Jahren, den Zusammen-

bruch der kommunistischen Systeme und den Fall des Eisernen

Vorhangs, der den Kontinent zerteilte. Vor allem aber richtet das

Ost europa-Hilfswerk den Blick darauf, was aus der damals ge-

Systems, die die Menschen im Os-

ten Europas erkämpft haben, hat

nicht immer zu mehr Freiheit oder

mehr sozialer Gerechtigkeit ge-

führt. Viele Menschen, nicht zu-

letzt gesellschaftliche Randgrup-

pen, stehen auf der Verliererseite

der Transformationsprozesse, lei-

wonnenen Freiheit geworden ist und wie sich die mittel- und ost-

europäischen Länder seither entwickelt haben. Unter dem Leit-

wort „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ fordert Reno-

vabis eine grenz überschreitende Solidarität auf dem Weg zu

einem Ost und West umfassenden, gemeinsamen Europa.

den unter Armut und Obdachlo-

sigkeit, sind arbeitslos oder haben

kaum eine Lebensperspektive. Hier

ist noch viel Hilfe erforderlich.

Nach wie vor geht es aber auch

um die Überwindung noch vor-

handener „Mauern in den Köpfen“,

die das Zueinander und Miteinan-

der von Menschen im Osten und

Westen Europas behindern. Reno-

vabis sieht sich hier gefordert, zur

Begegnung und zum Austausch –

wo nötig auch zur Versöhnung –

beizutragen. Durch menschliche

Brücken sollen noch vorhandene

Gräben und Mauern überwunden

werden. Im Mittelpunkt der Pfingstak-

tion steht der Appell zu weiterge-

hender Solidarität zwischen West

und Ost sowie zur Überwindung

von Fremdheit und Vorurteilen in

Europa. Daher wurde für die Ak-

tion 2014 das Leitwort gewählt:

„Mit meinem Gott überspringe ich

Mauern (Ps 18,30) – Gemeinsam

für ein solidarisches Europa!“

Eröffnet wird die Renovabis-

Pfingstaktion am 18. Mai in Dres-

Der Bischof von

Dresden-Meißen,

Dr. Heiner Koch,

eröffnet am 18. Mai

für die Deutsche

Bischofskonferenz

die 22. Pfingstaktion

Der Bischof des Ruhrbistums Essen,

Dr. Franz-Josef Overbeck, freut sich,

mit Erzbischof Dr. Wiktor Skworc,

unter anderem Gäste aus dem polni-

schen Kattowitz begrüßen zu können

In und vor der Kathedrale der Diözese

Dresden-Meißen feiern Sachsens

Katholiken mit Gästen und Nachbarn

aus dem Osten Europas den Start der

diesjährigen Renovabis-Aktion

Das Porträt von

Marusha und Vero-

nika ist eines von 25

„Wende“ Schicksalen

unserer Zeit. Lesen

Sie auch ab Seite 4.

„Veronika war sechs, als das

Unglück passierte. Im Win-

ter im Schnee fuhren die Dorf-

kinder Schlitten an einem steilen

Hügel“, erinnert sich die 55 Jahre

alte Marusha, Mutter von sechs

Kindern aus Moldawien. „Meine

Jüngste prallte gegen einen Telegra-

fenmasten aus Beton und war ohn-

mächtig. Im Hospital in Criuneni

sagte man, das werde schon wieder,

aber Veronikas Gehirn hatte einen

schweren Schaden abbekommen.

Sie hört nicht, spricht nicht und gibt

nur stöhnende Laute von sich. Auch

ihre Füße waren nicht mehr zu ge-

„Meine Kinder würden sich bestimmt kümmern ...“

Über ein Lebensschicksal 25 Jahre nach der „Wende“

brauchen, ganz deformiert waren

die, und sie hat viele Jahre nur gele-

gen. Ganz wund war sie vom Lie-

gen. Seit Veronika operiert wurde

und eine Gehtherapie gemacht hat,

läuft sie auf Krücken, lacht wieder

und ist ein fröhlicher Mensch ge-

worden. Seitdem ist unser Leben

besser. Aber gut ist es nicht.

Vor acht Jahren starb mein

Mann. Mit achtundvierzig. Er hatte

Streit mit seinem Chef, weil der den

Lohn schuldig blieb. Mein Mann

hatte sich schrecklich aufgeregt und

als ich ihn morgens wecken wollte,

lag er tot im Bett. Sein Herz war zu

schwach gewesen. Wir hatten sechs

Kinder. Drei von ihnen leben heute

in Moskau, zwei wohnen irgendwo

hier im Land. Aber sie kommen nie

zu Besuch. Im Kommunismus war

es unvorstellbar, dass jemand unser

Dorf verlässt. Sicher schmerzt es,

dass ich meine Enkelkinder noch

nie gesehen habe. Als ich jung war,

gingen die Kinder mit ihren alten

Eltern respektvoll um. Aber meine

Söhne und Töchter sind ja selber

arm. Deshalb bleibe ich mit meiner

Veronika allein. Ohne Unterstüt-

zung. Ich bin sicher, würden meine

Kinder nicht so weit weg wohnen,

dann würden sie sich bestimmt um

ihre Mutter und ihre Schwester

kümmern.“ Rolf Bauerdick

Marusha, 55 Jahre, Mutter von sechs Kindern mit ihrer behinderten

Tochter Veronika, 18 Jahre, im moldawischen Oxentea

Mit den neuen Pfingst-

fahnen von Renovabis

bekennen viele Pfarreien

in Deutschland zum

Pfingstfest Farbe

besseres Leben.

leme. Die Freiheit ist

25 Jahre 25 KöpfeAusstellung

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Abschreiben und Ab­Scannen erwünscht! Die Texte und Grafiken aus dem Themenheft können gerne in andere Publi ka tionen übernommen werden. Redaktio nelle Bearbeitungen unterliegen der Ab stimmung mit Renovabis. Wegen der Urheberrechte von Fremd autoren ist in jedem Fall eine Rück sprache mit der Redaktion (Fon 08161/53 09 ­49 / ­35) nötig. Beleg exemplare

erbeten. Das Themenheft liegt auch im Internet unter www.renovabis.de/themenheft vor. Dort sind zusätzliche Dateien mit den Material folien zu den Schulbausteinen abrufbar. Die weitere Website www.pfingsten.de bietet auch die aktuelle

Renovabis­Pfingst novene von Bischof Dr. Karl­Heinz Wiesemann sowie frühere Novenen mit Medita tionsbildern, das Renovabis­ Lied „Dass erneuert werde das Antlitz der Erde“ und die Gottesdienstbausteine. Im Archiv finden sich weitere

Impulse für Pfarr gemeinde, Schule und Bildungs arbeit sowie Länderprofile von 29 Staaten Mittel­, Ost­ und Südosteuropas und die Renovabis­Osteuropa­Landkarte.

Domberg 27, 85354 Freising Fon 08161 / 53 09 0, Fax 08161 / 53 09 44 E-Mail: [email protected] · www.renovabis.de

Das Aktions-Themenheft 2016„Jung, dynamisch, chancenlos?“wird von Renovabis, der Solidaritäts­aktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel­ und Ost europa, herausgegeben.

© Renovabis, April 2016 Auflage: 60.000 Exemplare Redaktion: Christof Dahm, Heike Faehndrich, Burkhard Haneke, Thomas Hartl, Simon Korbella, Thomas Schumann (verantwortlich)Gestaltung: Thomas SchumannSatz: Martin Vollnhals, Neustadt/Do. Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion, Postfach 101545, 52015 AachenFax 0241/479 86 745Fon 0241/479 86 200 E­Mail: renovabis@eine­welt­mvg.deBestell­Nr. 1 802 16­R16

Spendenkonten:

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Pax-Bank eGIBAN: DE17 3706 0193 3008 8880 18

oder per Fax 0 81 61 / 53 09 - 44

1

Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa

Seite 2 – Renovabis Kongress Kirche und Medien im Fokus Seite 4 – „Unitatis Redintegratio“ aktuell In der Ukraine sti� en die Kirchen Frieden Seite 5 – Der Papst in Albanien Eindrücke von Kapuzinerpater Andreas Waltermann

Nummer 34 | Weihnachten 2014

www.renovabis.de

„Das war eine große Überra-schung, mit der vor weni-gen Wochen noch kaum jemand gerechnet hätte“, kommentiert Re-novabis-Hauptgeschäftsführer Pa-ter Stefan Dartmann SJ die Wahl von Klaus Johannis zum Präsiden-ten von Rumänien.Er wünsche Johannis – im Na-men von Renovabis – viel Kraft und eine glückliche Hand in sei-nem neuen Amt. Diese Wahl sei auch „ein schönes Zeichen einer unabhängigen Wählerschaft, die für eine ehrliche Politik und gegen die Korruption votiert hat“, sagte Dartmann.Der neue rumänische Präsident sei für Renovabis kein Unbekannter, habe er doch bereits vor neun Jah-ren (2005) zu den Referenten des Internationalen Renovabis-Kon-gresses gehört. Dort hatte er auch

Ein Mann, der Brücken baut

Liebe Leserinnen und Leser!Am Ende seiner Rede, die er kürzlich vor dem Europäischen Parlament hielt, hat Papst Franziskus seine Vision von Eu-ropa auf den Punkt gebracht: „Das Europa, das den Himmel be-trachtet und Ideale verfolgt; das Europa, das auf den Menschen schaut, ihn verteidigt und schützt; das Europa, das auf sicherem, fes-tem Boden voranschreitet, ein kostbarer Bezugspunkt für die ge-samte Menschheit“. Mir gefällt an dieser Vision, dass sie keine konkreten Inhalte festschreibt (welche auch?), son-dern nur die wesentlichen Koor-dinaten aufzeigt, in denen wir das Bild des Europa von morgen ma-len müssen. Wenn wir Gott (oder, wie der Papst sagt, den „Trans-zendenzbezug“) vergessen, ver-liert Europa seine Seele. Und wenn wir uns nicht schützend vor die Menschen in Not stellen (in-nerhalb und außerhalb Europas), verliert Europa seine Existenzbe-rechtigung.

Das Jahresmotto von Renova-bis in diesem Jahr Mit meinem Gott überspringe ich Mauern hat das Ideal der Freiheit und Gott als ihren transzendenten Grund her-vorgehoben. Mit dem Motto des kommenden Jahres An die Rän-der gehen nehmen wir die bevor-zugte Blickrichtung von Papst Franziskus auf, der selbst „vom Rand der Welt“ nach Europa kam und uns nun mahnt, „an die Rän-der“ zu gehen, zu denen, die aus-gegrenzt und benachteiligt sind, die sich abgeschoben oder abge-schrieben erleben. Wir freuen uns, wenn Sie diese Reise „an die Ränder“ mit uns gehen und den Menschen im Os-ten Europas auch im Jahr 2015 solidarisch verbunden bleiben.Christus, der durch seine Menschwerdung selbst der kost-barste „Bezugspunkt für die ge-samte Menschheit“ geworden ist, er segne Sie, Europa und alle Menschen im Neuen Jahr!Ihr

Auf den Punkt gebracht

über die beispielhafte Entwicklung von Sibiu/Hermannstadt gespro-chen, der Stadt, deren Bürgermeis-ter er seit dem Jahr 2000 war. Dort habe Johannis als praktischer Politi-ker bewiesen, wofür er steht und was er leisten könne, dazu zähle – so Dartmann – auch die erfolgreiche Bekämpfung von Korruption.Es sei nicht selbstverständlich, wenn in einem überwiegend or-thodoxen Land ein evangelischer Christ zum ersten Mann im Staat gewählt würde. Rumänien sei so-wohl in ethnischer wie auch in kirchlich-religiöser Hinsicht ein durchaus heterogenes Land. „Ru-mänisch-Sein heißt nicht einfach Orthodox-Sein“, betont Dartmann, und sieht in dem neuen rumäni-schen Präsidenten „jemanden, der für die Ökumene der christlichen Kirchen steht und der Brücken bauen kann zwischen Religionen und Glaubensgemeinschaften.“ Rumänien gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern Europas. Die Renovabis-Pfingstaktion 2015, die unter dem Leitwort „An die Rän-der gehen!“ steht, wird die Schick-sale der von Armut und Ausgren-zung betroffenen Menschen in Ru-mänien besonders in den Blick nehmen. Burkhard Haneke

Gefördert werden beispielsweise ein Sozial- und Bildungszent-rum des Don-Orione-Ordens in Albanien und ein Programm des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes zum Schutz und zur psychosozialen Be-treuung von Vertriebenen in Maze-donien. Zur Sicherung vor dem kalten weißrussischen Winter wird in Minsk ein Gebäude des Erzie-hungszentrums für Kinder und Ju-

Für 16 Millionen Euro neue Projekte bewilligtHerbstsitzung der Renovabis-Gremien

gendliche angepasst und umgebaut. Die bewilligten Mittel fließen alle-samt in soziale und pastorale sowie Bildungsprojekte in osteuropäi-schen Ländern. Alle Vorhaben in den unterschiedlichen Ländern und Regionen werden von den Partnern vor Ort realisiert und ihren Anträ-gen gemäß gefördert; die finanzielle Unterstützung ist dabei stets eine „Hilfe zur Selbsthilfe“. tho

Jetzt schon Pfingstfahnen planen: Firmlinge, kfd- und KDFB-Frauen sowie Jugend-gruppen gestalten auch 2015 bunte Flaggen. – Seite 7

Genau 517 neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 16 Millionen Euro sind in den Herbstsitzungen der Gre-mien von Renovabis bewilligt worden. Unter Leitung seines Trägerkreisvorsitzenden, des Bischofs von Dresden-Meißen, Dr. Heiner Koch, befürwortete das Gremium darunter auch 28 Großprojekte für allein 6,3 Millionen Euro.

Klaus Johan-nis ist neuer

Präsident von Rumänien –

Er war bereits 2005 beim

Reno vabis- Kongress in Freising zu

Gast.

Informationen von vor Ort gaben Diljana Gjurova von der Stiftung Concordia im bulgarischen Sofia und Dr. Klemens Ochel vom Missi-onsärztlichen Institut in Würzburg.

Menschen am Rande eine Stimme geben22. bundesweites Partnerschaftstreffen nimmt ausgegrenzte Menschen in den Blick

Gjurova gab Einblicke in die Situa-tion von Roma-Kindern und Ju-gendlichen in Bulgarien. Ochel, der Renovabis bei Projekten im Bereich HIV/AIDS berät, berichtete über

die nach wie vor schwierige soziale Lage in Russland und der Ukraine.Was es heißt, aus einer Gruppe ausgegrenzt zu werden, das erleb-ten die Teilnehmer bei einem Rol-lenspiel mit Professor Andreas Schwarz von der Ka tho li schen Stif tungsfachhochschule Mün-chen. Er machte diese un an ge-neh me Situ ation persönlich er-

fahrbar und erklärte die Hinter-gründe und Mecha nismen von Marginalisierung. „An die Ränder gehen“ ist eine zentrale Perspektive im Aposto lischen Schreiben EVAN-GELII GAUDIUM von Papst Fran-ziskus. „Mit dem Partnerschaftstreffen bietet Renovabis den in Mit tel- und Osteuropa engagierten Partner-schaftsinitiativen ein Forum zur Vernetzung“, erläutert der Organi-sator des Treffens, Thomas Müller-Boehr. Informationen, spirituelle Akzente und Erfahrungsberichte wurden durch die mitreißende Mu-sik der litauischen Gruppe „Living Stones“ – Lebendige Steine – berei-chert, die sich in ihrer Heimat für die Neuevangelisierung einsetzen.Der päpstliche Appell „An die Ränder gehen!“, ist auch das Motto der Renovabis-Pfingstaktion 2015, die in Regensburg am 3. Mai eröff-net und am Pfingstsonntag, 24. Mai, in Mainz und mit einer bundeswei-ten Kollekte abgeschlossen wird. tho

„An die Ränder gehen“, so lautete das Motto des 22. Renovabis-Partnerschaftstreffens. Rund 130 Teilnehmer aus ganz Deutsch-land haben sich im Advent am Ort der Renovabis-Geschäfts-stelle in Freising getroffen. Sie setzten sich mit dem Thema „Marginalisierung im Osten Europas“ auseinander. Es ging um prekäre Lebenslagen von vielen Menschen in diesen Ländern.

Vorankündigung: Das 23. Partnerschaftstreffen für Teilnehmer aus ganz

Deutschland bietet Renovabis am 4. und 5. Dezember 2015 an.

Andreas Waltermann

Menschen am Rande eine Stimme geben

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Als Ingenieur glaubt Marek aus dem polnischen Opole an Arbeit in seiner Heimat»Ich denke, ich finde schon eine Arbeitsstelle hier in der Region“, sagt Marek Stiler und berichtet von einem Kraftwerk, das derzeit in der Nähe des südpolnischen Opole errichtet wird. Über seine Zukunft macht sich Marek wenig Sorgen. Das liegt nicht nur an seiner Le-benseinstellung, sondern vielmehr auch an dem, was er macht. „In zwei oder drei Jahren werden sie sicher Leute brauchen. Und wenn nicht dort, dann woanders.“ Der 22-Jährige stammt aus einem Ort bei Opole und wird Ingenieur. Sein Studium hat er gerade mit Blick auf den Arbeitsmarkt gewählt. „Leute ohne Abschluss und selbst Geisteswissenschaftler finden in der Region schlecht Jobs“, weiß er. Die Arbeitslosen quote liegt in Polen bei rund zehn Prozent, außerhalb von größeren Städten ist sie doppelt so hoch.«

Die Menschen brauchen eine andere Mentalität

Hoffnung 2.0

Armando Malci, 17 Jahre, Schüler im nord albanischen Lezha, will Arzt werden»Ich bin froh, in dieser Schule des Rogazionistenordens meinen Platz gefunden zu haben. Früher in Griechenland habe ich öfter die Schule wechseln müssen, aber hier ist es mit Abstand am besten. Meine Lehrer und Klassen-

kameraden sind freundlich und hilfsbe-reit. Nächstes Jahr möchte ich ein Stu-dium der Medizin beginnen. Leider ist der ganze Gesundheitssektor in Albanien total korrupt. Ärzte haben einen schlech-ten Ruf. Als mein Vater letztes Jahr

Schmerzen wegen eines Nierensteins hatte, musste er erst einmal eine Vorauszahlung unter dem Tisch her-schieben, damit ein Arzt ihn überhaupt anhört und un-tersucht. Diese Mentalität müssen wir abschaffen. Ich kann mir gut vorstellen, im Ausland zu studieren. Doch ich würde in jedem Fall nach Albanien zurückkehren.«

Mein „Lamborghini“ sichert mir die ExistenzRami Sabedin, 22 Jahre, verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Sägen von Feuerholz »Die Leute verspotten unsere fahrbaren Kreissägen als Lam-borghinis. Aber die Karren sind sehr begehrt. Reine Handarbeit. Im ganzen Kosovo gibt es nur sechzig Exemplare. Ein Eisen-schmied aus Ferizaj schweißt sie zusammen. Die Motoren stam-men von Ackerfräsen aus der Landwirtschaft, die Getriebe-kästen von alten russischen La-das. Vier Gänge plus Rückwärtsgang. Das Teil läuft mit Diesel und geht ab wie eine Rakete. Sechzig Stundenkilo-meter bringt mein ‚Lamborghini‘ auf die Straße. Eine Motorsäge auf Rädern ist eine ideale Erfindung. Sie bringt mich zu meinen Kunden in der Umgebung von Livaxhe und sichert meine Existenz.«

Kristina Cuturić, 26 Jahre, Jugendarbeiterin in Sarajevo, will sich der Korruption nicht beugen»Der Aufdruck auf meinem T-Shirt ‚Trust no one‘ ist mehr als eine Floskel. Andernorts würde man die Aufforderung, nie-

mandem zu trauen, bestimmt ironisch verstehen. Hier in Bosnien ist es ernst gemeint. Ich habe Jura studiert, doch eine Stelle als Juristin zu finden, ist ausgeschlossen. Es sei denn, ich wäre bereit, unter der Hand 5.000 Euro für eine Vermittlung zu bezahlen. Aber in

solch einem korrupten System will ich nicht arbeiten. Ich habe für ein soziales Jahr in Hardehausen bei Paderborn gelebt: An Deutschland gefällt mir die Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen Regeln akzeptieren. Wer bei uns in eine Kontrolle gerät, bezahlt die Polizisten einfach und fährt weiter. Die Ge-setze in unserem Land gelten eben nur auf dem Papier. Kor-ruption und Perspektivlosigkeit sind der Grund, weshalb meine Freunde Bosnien verlassen. Umso wichtiger war für mich die persönliche Begegnung mit Papst Franziskus. Im Gegensatz zu unseren Politikern sagt er, was er denkt und tut, was er sagt. Diese Haltung will ich in der Jugendarbeit vermitteln.«

Die Gesetze gelten, aber nur auf dem Papier

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