Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“
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Transcript of Aktionsheft 2015 „Jung, dynamisch, chancenlos?“
ThemenheftReportagen über junge Menschen im Osten Europas, die nach Perspektiven suchen
Bausteine für Pfarrgemeinde und Gottesdienst
Materialienfür den Schulunterricht
Einführung ins Thema Impulse für Pfarrei und Gottesdienstgestaltung
Aktiv in der Schule mit Unterrichts-Bausteinen
Die anhaltende Abwanderung junger Menschen aus dem Südosten und Osten Europas stellt für die Entwicklung dieser Staaten eine echte Bedrohung
dar. Wenn Heranwachsende bei sich zuhause keine Zukunftsperspektive sehen und bedauern „Wir lieben unser
Land, aber es liebt uns nicht zurück“, wenn sie sich von der Generation ihrer Eltern und Großeltern und auch von „der Politik“ im Stich gelassen fühlen, dann ist das eine dramatische Ansage – eigentlich der Vorwurf des Versagens ganzer Gesellschaften. Man muss den weit verbreiteten Frust der Jugend im Osten Europas wohl verstehen: Wer keine Ausbildungsstelle be
kommt und nicht mit einer Arbeit rechnen kann, die ihm Existenz und persönliche Mitgestaltung des wirtschaftlichen und sozialen Gefüges ermöglicht, dem fehlen bald jede Perspektive und jeder Mut, mit Kreativität und Elan etwas Neues zu gestalten. Aber nicht nur davon handelt 2016 unser Themenheft zur RenovabisPfingstaktion „Jung, dynamisch, chancenlos?“
Die Autoren unserer Reportagen und die jungen Leute selbst, deren Statements sie notiert haben, konnten durchaus Lichtblicke registrieren: Es gibt junge Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen und die Wege suchen und ihre ganze Persönlichkeit dafür einsetzen, dem allgemeinen Frust gesellschaftliches Engagement, persönliche Visionen und ehrgeiziges Handeln entgegen zu stellen. Unser Themenheft dokumentiert dies. Berichtet wird über vielfältige Initiativen, Angebote und Projekte, mit denen Renovabis junge Menschen stärkt, sich selbst zu organisieren und sich gegen Missstände und Schwierigkeiten zu behaupten. In dieses Engagement lohnt es sich zu investieren – bitte unterstützen Sie uns, bei der Pfingstaktion, solche Projekte zu fördern!
Empfehlen möchte ich Ihnen außerdem die vielen Impulse für Schule und Pfarrei im Aktionsheft, die diese komplexe Thematik verständlich vermitteln helfen.
Dr. Gerhard AlbertGeschäftsführer von Renovabis
Liebe Leserinnen und Leser!
ANREGUNGEN FÜR LITURGIE UND PREDIGT
Kreativ sein und Farbe bekennen 13Gruppenstunde Lebensträume 15von Julia Mokry und Bernadette Cußmann
Renovabis-Geocache 18von Oliver Ripperger und Simon Korbella
„Der Glaube hilft, normal zu bleiben.“ 20von Rolf Bauerdick
Aus den Kirchen hinein in die Welt 22von Rolf Bauerdick
Vigilfeier, Andachten und Jugendvespern 25von Landjugend pfarrer Richard Greul
Jugendgottesdienst am 7. Ostersonntag 27von Pater Stefan Stöhr SDB
Messfeier am Hohen Pfingstfest 32von Pater Reinhard Gesing SDB
„Hoffnung im Glauben trotz Skepsis und Unsicherheit“ 3von Erzbischof Dr. Heiner Koch
Mut zur Freiheit in einer offenen Welt 4von Bischof Dr. Gerhard Feige
„Wir lieben unser Land, doch es liebt uns nicht zurück“ 6von Rolf Bauerdick
Fatale Jugendarbeitslosigkeit auf dem West-Balkan 8von Irena Madžoski Schilde und Andrea Mewaldt
Dynamische Wirklichkeit zwischen Oder und Bug 10von Markus Nowak
Bausteine für fächerverknüpfende Stundenthemen der Jahrgangs-stufen 9 bis 12 in Religion, Ethik, Sozialkunde und Geschichte von Corinna Roth 42Ausgewählte Literatur 50
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Entscheidend für die Entwicklung junger Menschen sind die konkreten politischen, gesell
schaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen ihres Heimatlandes. Wenn man auf die gegenwärtige Situation unseres Kontinents blickt, ist ernüchternd festzustellen: Überall herrschen Unsicherheiten und Ängste – kurz: Symptome einer schweren Krise. Haben schon die Finanz und Wirtschaftskrise vor wenigen Jahren besonders Mittel, Ost und Südosteuropa getroffen, so gilt dies noch mehr für das Flüchtlingsdrama, das sich vor unseren Augen abspielt. Neue Grenzen tun sich auf, neue Belastungen kommen auf viele Staaten zu, die im Vergleich zu Deutschland, das allmählich an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt, wesentlich schlechter dastehen.
All das erschwert die gedeihliche Entfaltung jugendlichen Lebens gerade auch im Osten und Südosten Europas. Ein großer Teil der Heranwachsenden ist zudem unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie; andererseits ist die Bereitschaft, sich in Gesellschaft und Politik zu engagieren, sehr gering. Diese Einstellungen werden durch die erhebliche Jugendarbeitslosigkeit und die grundsätzlich prekären Arbeitsverhältnisse bis hin zur schieren Armut noch verstärkt. So verwundert es nicht, wenn viele vorübergehend oder dauerhaft ihre Heimat verlassen, um beruflich und privat eine Zukunft im Westteil Europas zu suchen.
Kann man den jungen Menschen einen Vorwurf machen? Sicher nicht, denn es ist das gute Recht der Jugend, unzufrieden mit dem Beste
Auswandern ist keine Option»Polen, das ist kein einfaches Land“, sagt Aneta Pierzyna.
Es sei nicht immer leicht in Polen zu leben, wenn es um das
Einkommen gehe, fügt sie hinzu. Aus ihrer Heimatstadt
Chróścice, einem beschaulichen 3.000-Seelen-Dorf an der
Oder, sind daher viele Menschen in den Westen emigriert.
Renovabis-Trägerkreisvorsitzender Erzbischof Dr. Heiner Koch
„Hoffnung im Glauben trotz Skepsis und Unsicherheit“
henden zu sein und eigene Wege zur Erfüllung ihres Lebenstraums zu finden. Hier kommt nun auch der Glaube ins Spiel, denn er ist es doch letztlich, der über Durststrecken hinweg und in Krisensituationen zu helfen vermag. Sicher, das klingt zunächst wie ein billiger Trost, aber die Kirchen unterstützen tatsächlich mit oft geringen Mitteln, aber großem Engagement vieler Einzelner die Jugendlichen in den Ländern selber – nicht zuletzt auch mit dem Ziel, sie dort zu halten, damit sie in der Heimat ihren Weg gehen und die Gesellschaft vor Ort mitgestalten. Der Glaube an Jesus Christus trägt über viele Hindernisse hinweg und wird noch manifester, wenn der Einzelne sich als Teil einer großen Gemeinschaft von Glaubenden versteht – wer glaubt, ist nie allein!
An dieser Stelle kommt für mich auch der Weltjugendtag in den Blick,
der vom 26. bis 31. Juli 2016 in Krakau stattfinden wird. Die Zusammenhalt stiftende und zum Handeln ermutigende Kraft, die vom gemeinsamen Glauben ausgeht, wird dort besonders erfahren werden können. Gerne erinnere ich mich an den Weltjugendtag in Köln 2005, den ich mitorganisieren durfte: Er war bereichernd für uns alle, und viele Kontakte zu den damaligen Jugendlichen bestehen bis heute. Ich bin sicher, dass auch in Krakau dieser Geist wieder lebendig sein wird, den der Begründer der Weltjugendtage, der heilige Papst Johannes Paul II., gestiftet hat – der Papst aus Polen, ohne dessen Wirken Unfreiheit und Spaltung in Europa nicht hätten überwunden werden können. Sein unerschütterlicher Glaube an Jesus Christus kann jungen Menschen auch in den heutigen bewegten Zeiten ein Vorbild sein.
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Oder sie pendeln zum Arbeiten ins Ausland und kommen am Wochenende zurück. Vor allem nach Deutschland, denn ein großer Teil der Einwohner der Region um das Zentrum Opole hat dort Verwandte oder einen deutschen Pass. Auch Anetas Vater arbeitete in der Vergangenheit immer wieder im Aus-land. Ans Auswandern hat ihre Familie nie gedacht. Auch die 17-Jährige will später einmal Polen nicht verlassen. „Ich bin verbunden mit dem Land und will trotz allem hier bleiben“, sagt sie. Vielleicht für einige Zeit Geld verdienen im Ausland, und dann zurückkommen. Ihre Pläne für die nächs-ten Jahre sind bodenständig: Zu-erst die Schule fertigmachen und dann an die Uni gehen. Das Studien fach ist noch offen, ihre derzeitige Schule hat ein wirt-schaftswissenschaftliches Profil. Ein Studium in dieser Richtung schließt sie nicht aus. „Ich würde gerne später eine Firma gründen. Bei anderen klappt es ja auch“, sagt die junge Frau selbstbewusst. Die Idee von einer eigenen Firma wäre ihren Eltern in ihrem Alter nicht gekommen. Damals herrschte Kommunismus, eine Zeit, die Aneta nur aus Erzäh-lungen oder dem Geschichtsunterricht kennt. „Ich höre oft, dass die Menschen früher solidarischer mit-einander waren. Jetzt aber arbeitet jeder für sich alleine, denn es zählt nur der Einzelne“, beobachtet die 17-Jährige. Der Kommunismus in Polen war schon vor ihrer Geburt Geschichte; „als Erfahrung wäre es aber gut, ihn mal erlebt zu haben.“ So könnten gerade junge Leute erkennen, „wie gut es uns trotz allem geht“, sagt Aneta. So wäre auch ein Weltjugendtag in Polen vor 1989 nicht denkbar gewesen, ist sich Aneta sicher. Und gerade auf diesen freut sie sich und fiebert ihm als Mitorganisatorin in der Kirchengemein-de von Chróścice entgegen. Denn auch der kleine Ort soll Jugendliche aus anderen Diözesen aufnehmen. „Wir wer-den mit den Jugendlichen ein Lagerfeuer machen und ihnen so unser Land zeigen“, sagt Aneta. Kein einfaches Land, aber verlassen möchte sie es nicht.
protokolliert und fotografiert von Markus Nowak
Auswandern ist keine OptionAneta sieht ihre Zukunft nach Schule und Studium in Polen
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Junge Menschen in Mittel und Osteuropa haben es leicht und schwer zugleich. Warum ist das
so? In den Zeiten des so genannten „real existierenden Sozialismus“ haben wir uns alle nach der Freiheit gesehnt, und heute kann man manchmal hören: „Die Freiheit ist grauer als der Traum von ihr“, alltäglicher, komplizierter und aufreibender als gedacht. Freiheit bedeutet auch nicht nur: Ich
Renovabis-Aktionsausschuss-Vorsitzender Bischof Dr. Gerhard Feige
Mut zur Freiheit in einer offenen Welt
Manche ihrer Freunde erklärten sie für verrückt. Andere gratulierten ihr zu dem Ent
schluss, den Fabiola Huguenin Goulart letzten Sommer gefasst hat: Gemeint ist nicht ihre Hochzeit, die zu dem Zeitpunkt gerade einmal einen Monat zurücklag. Die Brasilianerin Fabiola und ihr frischgebackener Ehemann entschlossen sich, ihre Flitterwochen in Krakau zu verbringen. Und zwar nicht klassisch zwei Wochen lang, sondern gleich für ein ganzes Jahr.
Seit Sommer 2015 ist die 29Jährige mit ihrem Mann nun dort, um als Freiwillige im Organisationsbüro den Weltjugendtag 2016 vorzubereiten. „Die Zweifler sagten, ihr müsst verrückt sein: So alles zurück zu lassen und nach Polen zu gehen. Ein anderes Land, mit unbekannter Sprache und ohne eine Menschenseele zu kennen“, erinnert sich Fabiola und lacht dabei.
Die Brasilianerin Fabiola Goula rt ist freiwillige Helferin beim WJT in Krakau – Markus Nowak stellt sie vor
„Wir möchten etwas zurückgeben“
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Renovabis-Aktionsausschuss-Vorsitzender Bischof Dr. Gerhard Feige
Mut zur Freiheit in einer offenen Welt
kann machen, was ich will. Freiheit ist mir vielmehr geschenkt, damit ich verantwortungsvoll mit ihr umgehe.
Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn um in diesem Sinne frei zu leben und sich zu entfalten, bedarf es auch eines Umfeldes, das dies ermöglicht. Ganz konkret muss es Möglichkeiten geben, eine gute Ausbildung zu erhalten, danach einen Beruf zu finden und schließlich auch im pri
vaten Bereich so zu leben, dass es sinnvoll erscheint. All das ist aber heute in Mittel und Osteuropa, eigentlich in ganz Europa, für junge Menschen sehr schwierig. Viele Hoffnungen bleiben im Alltag buchstäblich auf der Strecke, viele Vorstellungen erweisen sich als Illusion.
Was bleibt angesichts dieses Befundes? Es bleibt die Freiheit, trotz aller Widrigkeiten voranzugehen, nicht zu
verzagen und mit Gottvertrauen die eigene Zukunft zu gestalten. Und im Blick zurück sollte man daran denken, dass es auch Christen waren, die im letzten Jahrhundert den Weg zur Freiheit geebnet haben – daran sollten wir uns alle, ob jung oder alt, in der heutigen schwierigen Situation, in der sich Europa befindet, erinnern.
Die Brasilianerin Fabiola Goula rt ist freiwillige Helferin beim WJT in Krakau – Markus Nowak stellt sie vor
Denn innerhalb kürzester Zeit hatten sie erste Freunde gefunden und sich auch an Klima und Leute gewöhnt. „Die Menschen sind hier ruhiger und sprechen weniger mit den Händen“, sagt die junge Frau. „Das ist eine sehr gute Erfahrung fürs Leben“, sagt Fabiola. Gerade für sie als Journalistin ergäben sich viele neue Erkenntnisse. Ihre Beweggründe, für ein Jahr in Krakau zu leben
und als Freiwillige zu arbeiten, sind eng mit dem Weltjugendtag verbunden. Beim WJT 2013 in Rio hat sie ihren heutigen Mann kennengelernt. In dieser Zeit habe sie viele intensive Bekanntschaften mit Gleichgesinnten gemacht und neue Freunde gefunden. „Unsere Familie wurde damals beim WJT quasi geboren. Und deshalb möchten wir etwas zurückgeben“, erklärt sie.
Heute steht sie dem WJTOrganisationsbüro als PortugiesischÜbersetzerin zur Verfügung, während ihr Mann als Grafiker bei der Gestaltung der Flyer und Infoblätter mithilft.
Die junge Familie verdient sich von Polen aus als Selbstständige auch bei brasilianischen Kunden noch etwas dazu. Alles in allem leben sie das Jahr über bescheiden in einem Wohnheim mit Freiwilligen aus anderen Ländern. Über ihre Zukunft nach dem großen Jugendtreffen in Krakau macht sich Fabiola wenig Sorgen. „Wir schauen optimistisch in die Zukunft“, sagt sie. Wenn es in Polen keine Aufgabe für sie und ihren Mann mehr gibt, dann gehen sie zurück nach Brasilien, „und dann erzählen wir allen davon, was wir hier erlebt haben“. Für verrückt werde sie wohl niemand mehr erklären, „sondern wohl eher für erfahren“, lacht sie.
„Wir möchten etwas zurückgeben“
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Drei Tage hielt Karolina Lukić die Lügen aus. Dann legte sie ihre falsche Identität wieder ab.
Als Sarah Stern musste sie sich vorstellen, wenn ihre Gesprächspartner in Deutschland den Telefonhörer abnahmen. Den Namen hatten ihr die Betrei
ich das Vertrauen gewinnen. Die Anrufe erweckten den Eindruck, sie kämen aus Deutschland und hatten nur den Zweck, Kunden zu beeinflussen, ihren Strom anbieter zu wechseln.“ Ein hoher Monatslohn von 800 bosnischen Marka, 400 Euro, wurde Karolina in Aussicht gestellt. Der Haken: „Man musste pro Schicht genügend Vertragskontakte schaffen.“ Sie kündigte. „Ich fühlte mich schäbig. Ich will kein Geld damit verdienen, am Telefon wildfremde Leute zu belügen.“
Ihren Traum von einer sinnvollen und fair entlohnten Arbeit teilt Karolina Lukić mit anderen jungen Menschen. Nur findet der Wunsch in Bosnien und Herzegowina nur selten seine Erfüllung.
Ein Uni-Diplom qualifiziert bestenfalls zum KellnernFast siebzig Prozent der Jugendlichen haben keine Arbeit oder gehen Beschäftigungen nach, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen. Akademikerinnen putzen Büros, sitzen an den Kassen der Supermärkte oder servieren Cappuccino in den Cafés. Karolinas Freund Boris, der in diesem Jahr seinen Master in Politikwissenschaften erlangt, befürchtet, dass ihn sein Hochschulabschluss bestenfalls qualifiziert, „in Sarajevos Kneipen zu kellnern“.
Unwahrscheinlich ist auch, dass Kristina Cuturić nach ihrem Examen eine Anstellung als Juristin finden wird. Es sei denn, sie würde ein hohes Schmiergeld an dubiose Stellenver
mittler bezahlen. Die 27Jährige stammt aus der Kleinstadt Fojnica, die in den letzten Jahren um 3.000 Einwohner geschrumpft ist. „Die Perspektivlosigkeit und die Korruption haben alle alten Schulfreunde vertrieben. Sie arbeiten heute in Deutschland, Österreich oder Schweden. In Fojnica lebt niemand mehr, mit dem ich abends auf ein Bier ausgehen könnte.“
Einer staatlichen Umfrage aus dem Jahr 2014 zufolge wollen knapp 83 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren aus Bosnien und Herzegowina auswandern.
Die föderale Republik verdankt ihre völkerrechtliche Anerkennung dem Abkommen von Dayton, wo nach dem Zerfall Jugoslawiens und einem
Jugend in Sarajevo
Aus Bosnien und Herzegowina berichtet Rolf Bauerdick in Text und Bild
„Wir lieben unser Land, doch esliebt uns nicht zurück“
ber eines der Callcenter verpasst, in denen sich in Sarajevo Hunderte junger Menschen in der Kundenwerbung verdingen. Die angehende Psychologin hatte den Job angenommen, um ihr Studium zu finanzieren. Ihre Qualifikation schien ideal. Die 26Jährige ist redegewandt und freundlich, vor allem spricht sie ein akzentfreies Deutsch. „Mit einer vorgetäuschten Umfrage zum Thema Verbraucherschutz sollte
Karolina möchte mit sinnvoller Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. In ihrer Heimat gelingt ihr das nicht.
Die junge Juristin Kristina Cuturić weiß: „Nur wer über Geld und Beziehungen verfügt, kommt beruflich weiter.“
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dreijährigen Krieg 1995 in den USA der Friedensschluss zwischen Serben, Kroaten und Bosniern besiegelt wurde. An den Folgen der infrastrukturellen Verwüstungen trägt das Land bis heute. Zerstörte Fabriken wurden nicht wieder aufgebaut, die Industrie liegt darnieder, eine wettbewerbstaugliche Wirtschaft existiert nicht. Als Kardinalfehler entpuppte sich das Daytoner Dekret, das Land in zehn Kantone aufzuteilen, was einen maßlos überblähten Verwaltungsapparat nach sich zog. Zwei Drittel des Staatshaushalts fließen in die Administration. „Dort kann man beruflich unterkommen“, so Kristina, „aber nur, wenn man über Geld und Beziehungen verfügt.“
„Die Atmosphäre im Land ist schlecht“, sagt Vatroslav Čelar. Der Schulleiter des gymnasialen Zweigs der SanktJosephSchule in Sarajevo findet klare Worte: „Die Politiker sind an sich selbst, aber nicht an der Zukunft künftiger Generationen interessiert. Umso mehr unterstützen wir unsere Schülerinnen und Schüler, in ihrer Heimat eine Perspektive zu entwickeln.“ Als eine von sieben bosnischen „Schulen für Europa“ genießt die
JosephSchule mit rund 1.500 Kindern und Jugendlichen einen herausragenden Ruf. Seit nunmehr zwanzig Jahren. Noch zur Zeit des blutigen Bürgerkriegs gegründet, setzte das pädagogische Konzept auf Versöhnung statt auf Konfrontation. „Als Zeichen des Sieges des Geistes über die Gewalt“, so Direktor Čelar. Von Beginn an multiethnisch ausgerichtet, ist die Schule bis heute nicht nur für kroatische Katholiken, sondern auch für bosnische Muslime und orthodoxe Serben offen. Die gelebte Toleranz zwischen Christen und Moslems ist ebenso beispielhaft wie die Vermittlung von europäischen Bildungsstandards, sozialer Kompetenz und geistlicher Orientierung. 150 neue Grundschüler wurden 2015 aufgenommen. Längst übersteigt die Zahl der Bewerber die Zahl der vorhandenen Plätze.Die Oberstufenschüler Ivan, Robert und David teilen sich ein Zimmer des hauseigenen Internats. Berufliche Zukunftsängste kümmern sie nicht. Sie zählen zu den 220 Jungen und Mädchen, die auf dem Weg zum Abitur zusätzlich eine medizinische Ausbildung in professioneller Krankenpflege absolvieren. „Nach der Schule finden wir
sofort eine Stelle“, meint David und fügt hinzu: „Entweder hier oder woanders in Europa.“ Natürlich wissen die angehenden Pflegekräfte, dass ihre Fähigkeiten in Deutschland begehrt und die Gehälter dort ungleich höher sind als in den Balkanländern. „Ein Beruf, der mich zufrieden macht, ist mir wichtiger als Geld“, meint der 16jährige Robert. Fakt ist aber auch: Vierzig Prozent der Absolventen der
Pause in der Sankt- Joseph-Schule von Sarajevo: Seit 22 Jahren werden die multiethnischen „Schulen für Europa“ in Bosnien von Renovabis gefördert.
katholischen Medizinschule suchen ihr Glück nicht in ihrer Heimat.
Gehen oder bleiben? Karolina Lukić und ihr Gefährte Boris Galamić sind hin und hergerissen. Wie viele junge Bosnier ist Karolina als Flüchtlingskind in Deutschland aufgewachsen. Sie war acht, als sie mit ihrer Mutter aus BadenWürttemberg abgeschoben wurde. Zwar entdeckte sie in Bosnien ihre Wurzeln, fand Freunde und ein Zuhause, doch der Traum von Deutschland blieb. Der wäre sofort zu realisieren. Als bosnische Katholikin besitzt die künftige Psychologin auch die kroatische Staatsangehörigkeit und damit einen Pass, der innerhalb der Europäischen Union Freizügigkeit garantiert. Andererseits: Sarajevo ist eine junge, eine lebens und liebenswerte Stadt. „Wir lieben unser Land“, sagen Karolina und Boris. „Das Problem ist, dass diese Liebe nicht erwidert wird.“ Auf die Frage, was sich im Land ändern müsse, antworten beide wie aus einem Mund: „Alles!“
Karolina und Boris wissen noch nicht, ob sie in ihrer Heimat bleiben können oder gehen müssen.
Zwischenbemerkung eines Internatsschülers beim Lernen: „Nach der Schule finden wir sofort
eine Stelle“, meint David und fügt hinzu: „Ent-
weder hier oder woan-ders in Europa.“
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Wir können unsere Probleme nicht in Deutschland lösenJezuit Abazi, 21 Jahre, will als künftiger Anwalt in Prishtina den Mittellosen zu ihrem Recht verhelfen
»Wir Katholiken bilden im Kosovo eine Minderheit von gerade einmal drei Prozent. Viele unserer Familien kön-nen nur deshalb überleben, weil einzelne Mitglieder Geld aus Westeuropa schicken. Der falsche Weg aus der Misere jedoch ist es, in Ländern der Europäischen Union politi-sches Asyl zu beantragen. Im Kosovo wird niemand wegen seiner Ansichten verfolgt. Zwar sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten enorm, aber die Lösungen dafür können wir nicht in Deutschland oder der Schweiz finden. Die gravierendste Herausforde-rung sind sicher die fehlenden Arbeitsmöglichkeiten, aber auch die vielfach verbreitete Mentalität zu glauben, wo-anders sei ein besseres Leben ohne Anstrengungen zu haben. Wir müssen uns hier im Land eine Perspektive schaffen. Deshalb besuche ich seit meinem Studium re-gelmäßig das christliche Jugendzentrum Pjetër Bogdani. Es fällt schon auf, dass keiner meiner Freunde, die sich dort engagieren, das Land verlassen will. Der Abschluss meines Jurastudiums steht bevor, und ich freue mich auf meine künftige Tätigkeit. Der Staat stellt neue Bedienstete bei der „Kosovo Bar Association“ ein. Das heißt, ich werde in straf- und zivilrechtlichen Prozes-sen eingesetzt, als Pflichtverteidiger für mittellose Men-schen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind: Dieb-stahl, Raub und Gewaltverbrechen, aber auch gerichtsre-levante Verkehrsdelikte. Das ist genau die Arbeit, wie sie mir immer vorschwebte: Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen, die allein zu schwach sind.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick
Im WestBalkan wollen junge Menschen mit den verschiedenen Nationen, Ethnien und Religionen in
Frieden zusammenleben. Papst Franziskus hat im Sommer 2016 bei seinem Besuch im Erzbischöflichen Jugendzentrum „Johannes Paul II.“ in Sarajevo der ersten Nachkriegsgeneration Mut gemacht, diesen Weg unbeirrt weiterzugehen – und sie aufgefordert, in ihrer Heimat zu bleiben.
Aber der Exodus ist in vollem Gange. Fast die Hälfte der Jugendlichen will auswandern. Der wichtigste Grund ist die akute Jugendarbeitslosigkeit. Besonders junge Menschen mit abgeschlossener Ausbildung sehen im eigenen Land keine Perspektive mehr. In Bosnien und Herzegowina ist mindestens jeder zweite Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren arbeitslos. In Serbien sind es 48,1 %. Albanien steht anscheinend mit 32,3 % noch gut da, was aber vermutlich auf die Mängel bei der Datenerfassung zurückzuführen ist. Im Vergleich: in der EU liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 22 % mit Spitzenwerten von ca. 55 % in Spanien und Griechenland.
Laut BertelsmannStudie 2015 sind die Folgen der Finanz und Wirtschaftskrise in Europa ein armer Süden, der einem reichen Norden gegenübersteht, sowie ein Graben zwischen Jung und Alt. Die Jugendarbeitslosigkeit wird von der EU in den Mitgliedsstaaten mit einer Fördersumme von 21 Milliarden Euro bekämpft. Mit Blick auf die wirtschaftlichen und sozialen Folgen sagte Bundeskanzlerin Merkel 2013: „Es darf keine verlorene Generation geben.“ Und der EUGipfel zum Thema Jugendarbeitslosigkeit betonte die Gefahr des Vertrauensverlustes in die demokratischen Institutionen, falls
Fatale Jugendarbeitslosigkeit auf dem West-BalkanFakten-Check von Irena Madžoski Schilde und Andrea Mewaldt
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sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht verbessern werde.
Auf dem Balkan gibt es kaum Strategien und Fördermittel, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, und der Vertrauensverlust in die Politik ist aus vielfachen Gründen bereits Realität. Politische Instabilität und Korruption schrecken die Investoren ab. Die meisten Schüler lernen mit veralteten Lehrplänen und „nichtdemokratischer Didaktik“. Es mangelt an beruflicher Aus und Weiterbildung, welche auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt
vorbereiten. Und Studierende müssen schmerzlich erfahren, dass Zulassungen und Abschlüsse käuflich sind.
All dies sind Ursachen für eine tief empfundene Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen. Laut der FriedrichEbertStiftung in Skopje 2015 beendet jedes vierte Kind die Schule nicht, und 27 % der Studierenden brechen das Studium ab, meist aus finanziellen Gründen. Junge Erwachsene wohnen bei den Eltern, leben von deren Verdienst oder von der Rente der Großeltern. Die gesamte Lebenssitua tion leistet Jugendkriminalität, Drogen und Mediensucht Vorschub. Es gibt keine einfachen Lösungen für ein so komplexes Problem. Die Hoffnungen der Jugend liegen auf der Europäischen Union, sie verlangen mehr Demokratie und Chancengleichheit.
Fatale Jugendarbeitslosigkeit auf dem West-BalkanFakten-Check von Irena Madžoski Schilde und Andrea Mewaldt
Wenn das eigene Land zu eng wirdPetra Pravdić, 17 Jahre, lebt im Internat der multi-ethnischen Sankt-Joseph-Europaschule
in Sarajevo, spricht perfekt Deutsch und träumt von Deutschland und Amerika
»Mein Vater starb an einer Krebserkrankung, und ich wuchs mit meiner Mutter
und Schwester in einer bosnischen Kleinstadt auf. Dort lernte ich früh, wie die
Regeln der Korruption funktionieren und dass ich dort versauern würde. In der
Schule erhielten die Kinder der reichsten Eltern immer die besten Noten, egal
wie klug oder wie faul sie waren. Ich wollte da weg und habe gebettelt und
geweint, bis meine Mutter mir erlaubte, an die katholische Europaschule in
Sarajevo zu wechseln. Seit drei Jahren wohne ich im Internat zusammen
mit achtzig Mädchen. Obwohl es hier klare Regeln gibt, ist es nicht streng. Wer
sich gut benimmt, hat alle Freiheiten.
Trotzdem möchte ich nach dem Abitur das Land verlassen. Selbst mit besten
Zeugnissen sind die Aussichten, eine Arbeit zu finden, ohne persönliche Bezie-
hungen gleich Null. Am liebsten würde ich nach England oder in die USA gehen. Oder in die Schweiz
oder nach Deutschland. Dass ich die deutsche Sprache beherrsche, verdanke ich nicht nur dem engen
Kontakt zu meinen Verwandten, die seit dem Bosnienkrieg im Westen leben. Schon als Kind habe ich
im Fernsehen immer nur die deutschen Sender geschaut, vor allem den Kinderkanal. Nach dem Abitur
möchte ich einen Beruf mit Sprachen erlernen, in dem ich Verantwortung tragen und anderen Men-
schen helfen kann. Dass ich an die Zukunft glaube und meinen Willen durchsetzen kann, verdanke ich
meiner Mutter. Sie hat viel Leid zu tragen gehabt: Im Jahr 2014 starben meine Schwester und Halb-
schwester. Das hat ihren Glauben nicht geschwächt, sondern gestärkt.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick
Republik Serbien 48,1 %Bosnien u. Herzegowina 57,9 %Republik Montenegro 40,5 %Republik Albanien 32,3 %Republik Kosovo 55,0 %Ehemalige jugoslawische Republik Makedonien 53,0 %
Europäische Union 22,0 %
* Zusammenfassung unterschiedlicher Quellen durch die Autorinnen. Diesen Artikel finden Sie, wie alle Inhalte des Themenheftes, auch auf www.renovabis.de/themenheft. Dort gibt es weitere zusätzliche Links.
Jugendarbeitslosigkeit in Südosteuropa*
Quoten
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Der Kapuzenpulli hat grelle Farben, an der rechten Hand sind modische Armbänder und aus
der Hosentasche schaut das Smartphone heraus. Michał Młonarczyk unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen jungen Menschen in seinem Alter. Erst wer den 18jährigen Schüler an einem Freitagabend begleitet, sieht den Unterschied zu anderen Gleichaltrigen. Kirche statt Disko, Gebet und Gesang statt Getränke an der Bar lautet sein Programm für den Start ins Wochenende. „Eine Freundin hat mich mal mitgenommen, und was hier passiert, hat mich total angesprochen“, erklärt Michał. Er ist kein Sonderfall: Rund 150 Jugendliche kommen Woche für Woche zu der Jugendmesse des Jesuitenpaters „Mirek“ Jajko in der südpolnischen Stadt Nowy Sącz.
Markus Nowak recherchierte
Dynamische Wirklichkeit zwischen Oder und Bug
Zur Glaubenssituation von jungen Menschen in PolenJung und ambitioniertKamila, 18 Jahre, aus Nowy Sącz im Südosten Polens lernt fürs Abi
»Gerade Mathematik ist meine Achilles-ferse“, gibt Kamila Hamiga selbstkritisch zu. Das Leben von Kamila dreht sich der-zeit nur um eines: Lernen. Die 18-Jährige will in diesem Jahr Abitur machen. „Ich versuche, mein Abi mit guten Noten zu bestehen, damit ich mir keine Gedanken machen muss, ob ich für mein Studienfach zugelassen werde.“ Denn es stehen große Pläne ins Haus. „Gleich nach dem Abitur will ich das Flugzeug besteigen und zu meinem Freund nach England fliegen“, berichtet sie mit glänzenden Augen. Es wird kein reiner Privat besuch, vielmehr ein „Arbeitsaufenthalt“. Wie viele Jugendliche aus dem Osten Polens arbeitet Kamilas Freund einige Monate im Ausland. Auch Kamila will es ihm gleich tun, um sich Geld für ihr Studium zu verdienen. „Ich weiß, dass mir meine Eltern die Universität nicht zah-len können, also muss ich selbst etwas tun.“Ihre künftige Hochschule liegt im Westen Polens in Wrocław, wo auch ihr Freund studieren wird. Beide stammen aus Nowy Sącz, einer Stadt im Südosten Polens. Hierher möchte sie nach dem Studium wieder zurück, „aber es kann ja viel passieren.“ In ihrem Heimatort haben sich die beiden vor vier Jahren bei „Magis“ ge-troffen. „Magis“ nennen sich in Polen Jugendgruppen, die von Jesuitenpatres geführt und geistlich begleitet werden. 2012 wur-de Kamila an einem Freitagabend von ihren Freundinnen zu der Jugendmesse in die Herz-Jesu-Kirche mitgenommen. „Es gefiel mir sehr gut, denn der Gottesdienst war anders“, erinnert sie sich und zählt auf: „Eine mit Jugendlichen gefüllte Kirche am Freitag-abend, statt Friedensgruß umarmen sich alle und hinterher gibt es Gespräche bei Tee und Musik in Anwesenheit der Ordensmänner. Eine freundliche Atmosphäre.“„Hier habe ich gelernt, ich selbst zu sein“, resümiert die 18-Jährige. Mit Gleichaltrigen kann sie über ihren Glauben sprechen, aber auch mal nach dem Freitagabend-Gottesdienst in der Stadt ausgehen, „wie es junge Leute so machen.“ Doch bei all dem Spaß verliert Kamila in keinem Moment ihren Freund, der gerade so weit weg ist, aus dem Kopf. Mit ihm hat sie sich sogar vor einem Jahr verlobt. Sie schwelgt: „Wir würden bereits längst heiraten. Aber als Frau träume ich natürlich von einem weißen Kleid und einem großen Fest, das wir uns aber derzeit kaum leisten können.« protokolliert und fotografiert von Markus Nowak
„Mirek“ nennen die Jugendlichen Jesuitenpater Mirosław Jajko. Der 37-jährige Priester sieht sich als Freund der jungen Leute, als ihr großer Bruder und geistlicher Vater.
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Dynamische Wirklichkeit zwischen Oder und Bug
Die Liturgie begleitet eine Jugendband, die Predigten sind in einer verständlichen Sprache, und zum Friedensgebet umarmen sich die jungen Gottesdienstbesucher oder geben sich lässig „die Fünf “. Hinterher bleiben die meisten bis spät am Abend in den Pfarrräumen zum Gespräch bei Tee. „Die Jugendlichen suchen Freundschaften. Und ich bin für sie sowohl Freund als auch großer Bruder, ihr Seelsorger und geistlicher Vater“, sagt Pater Jajko. Die niederschwellige Theologie von „Mirek“, wie der 37jährige Ordensmann von allen genannt wird, spricht die jungen Leute an. Der 37jährige Ordensmann trifft den Ton der Jugend.
„Aber Polen ist nicht Nowy Sącz“, relativiert Pater Jajko. Wenn er andere Geistliche trifft, dann wundern sie sich über seine aktive Gemeinde. Denn längst nicht alle Pfarreien zwischen Oder und Bug haben gleich zwei Dutzend Gebets, Kinder und Jugendgruppen, und mit der Frequenz der sonntäglichen Gottesdienste ist es in dem Land von Johannes Paul II. zehn Jahre nach seinem Tod nicht überall gleich gut bestellt. Saß, stand oder kniete vor 25 Jahren mehr als jeder zweite Pole sonntäglich in der Kirchenbank, waren es Berechnungen des Statistikamtes GUS zufolge 2015 „nur“ noch 45 Prozent. Gemessen an westeuropäischen Verhältnissen kann
Zur Glaubenssituation von jungen Menschen in Polen
die polnische Kirche zwar froh sein, in Großstädten wie Warschau, Breslau oder Danzig praktizieren aber nur noch drei von zehn Katholiken ihren Glauben regelmäßig am Sonntag.
Religiöse Praxis geht zurück – am Glauben ändert sich nichts„Die religiöse Wirklichkeit in Polen ist sehr dynamisch“, erklärt Dariusz Tułowiecki, Priester und promovierter Soziologe. Polen durchlebe „Symptome der Säkularisierung und zugleich eine Renaissance der Religion“, beobachtet Tułowiecki. Statistisch gebe es zwar einen Rückgang in der religiösen Praxis, der „nicht sehr drastisch, aber doch sichtbar“ sei. Daneben wachse
Der 18-jährige Michał geht am Wochenende lieber zur Kirche anstatt in die Disko.
Besuchte um 1990 herum noch mehr als jeder zweite Pole je-den Sonntag die Messe, waren es 2015 immer noch knapp 45 Prozent. Allerdings ging der sonntägliche Kirchenbesuch in den Großstädten auf ein gutes Drittel zurück. Ebensoviele, also rund 30 Prozent der Ju-gendlichen zwischen 14 und 30 Jahren, besuchen die Sonn-tagsmesse. Andererseits be-zeichnen sich 70 Prozent von ihnen als gläubig.
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Das eigene Business im Visier»Ich versuche, in allem eine positive Seite zu sehen“, sagt der gebürtige Wrocławer Dominik Gawron. Er hat sich das Lied „Always look on the bright side of life“ von Monty Python zum Lebensmotto gemacht. Insbesondere in seinem Leben, das, obwohl erst 24 Jahre jung, schon recht umtriebig ist. „Der Glaube hilft dabei“, sagt der jun-ge Mann. Ohne Glauben geht es nicht. Konkret im Alltag bedeutet das für ihn, „sich zu beweisen“. Etwa, wenn es darum geht, Hilfsbedürftige zu unterstützen. „Glauben kann sich durch einfache Dinge zeigen, schon durch ein Wort, wenn jemand in Not ist.“ Dominik hat sogar schon einmal überlegt, ins Priester-seminar zu gehen, sich dann aber doch dagegen ent-schieden. Der Bischof hätte ihm sicher die Finanzen an-vertraut, denn einen Studien abschluss hat der 24-Jährige im Fach „Internationale Beziehungen“, Spezialisierung Außenhandel. Bis vor kurzem hat er in einer internationa-len Firma gearbeitet – auf Polnisch umgangssprachlich „Korporacja“ genannt. Er kündigte, es war ihm „zu einfäl-tig!“ Jetzt lebt er von Ersparnissen, wohnt mal bei Freun-den, mal bei seinen Eltern, und engagiert sich bei viele Sozialprojekten. So sitzt er als Ratsmitglied im Ortsbeirat seines Wrocławer Stadtteils, macht Übersetzungen aus dem Spanischen und tüftelt an einem Businessplan. Ein eigenes Café, das ist nicht nur sein Traum; es ist Dominiks konkreter Plan. Ein passendes Lokal ist bereits ausge-
sucht, nicht im Zentrum, son-dern in einem Wohngebiet von Wrocław. Dort gebe es nämlich nicht genügend Lokale, wo man „etwas für die Seele bekommt, guten Kaffee trinken und etwas gutes Essen kann“, analysiert er. Sein Café werde unkonventio-nell: Er will Bibelzitate an die Wände schreiben lassen. „Etwas Einmaliges im Land“, glaubt der künftige Unternehmer. Die Gastronomie ist für den stu-
dierten Ökonomen kein Neuland. Während des Studiums hat Dominik in England diverse Jobs ausprobiert, darun-ter als Möbelrestaurator und Kellner. „Ich passe mich überall an, getreu dem Monthy- Python-Lied.«
aber die Zahl derjenigen, die häufiger zur Kommunion gehen. Ähnlich bei den Beichten: Weniger Menschen, dafür beichten sie öfter. Prognosen aber, wonach Kirche und Glauben nach der Wende von 1989, dem EUBeitritt und der daraus resultierenden Arbeitsmigration kleiner werden könnten, hätten sich nicht bestätigt, sagt der Religionssoziologe. Polen ist ein katholisches Land, weiterhin: GUSDaten von 2015 zufolge bekennen sich 92,8 Prozent der Polen zum Katholizismus. „Aber die Religiosität ändert sich.“
Ähnliche Beobachtungen hat auch Kaja Popek gemacht. Die 22jährige Studentin beobachtet, die meisten Polen sagen nur von sich, sie seien katholisch. „Über den Glauben sprechen, das macht keiner im UniAlltag.“ Die Breslauerin gehört als junge Erwachsene aus der Großstadt ohnehin zur Gruppe derjenigen, die auch im katholischen Polen nicht sehr häufig in einer Kirche anzutreffen ist: Ein Drittel ihrer Altersgruppe praktiziert den Glauben regelmäßig, jeder dritte „Twen“ ist nur einmal im Jahr in der Kirche. Andererseits deklarieren sich rund 70 Prozent der Gleichaltrigen als „gläubig“. Kaja hat jedenfalls einen Weg gefunden, wie sie ihren Glauben leben kann, auch außerhalb des Sonntagsgottesdienstes. Sie engagiert sich sozial. „Man muss anderen Menschen helfen“, lautet ihre Begründung und ihr falle auf, dass sie dabei immer wieder auf Freiwillige trifft, die ähnlich ticken wie sie, und auch gläubig sind. „Das wiederrum stärkt meinen Glauben.“
Kaja Popek (22 Jahre) ist nicht sehr häu-fig in der Kirche anzutreffen. Sie lebt ihren Glau-ben sozial: „Wenn ich an-deren Men-schen helfe, stärkt das mei-nen Glauben.“
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Dominik aus Wrocław hat eine Geschäftsidee mit Esprit
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Impulse für Pfarrei und Gottesdienstgestaltung
Lassen Sie zu Pfingsten selber gestaltete Fahnen vor Ihrem Kirchportal wehen
Mit Pfingstfahnen Farbe bekennen
Sich kreativ auf Pfingsten vorbereiten und am Pfingstfest „Flagge zeigen“ – das ermöglicht die RenovabisPfingstfahne, die viel Raum zum freien Gestalten bietet.
Sich auf Pfingsten vorbereitenSo eine Pfingstfahne lässt sich gut in einer Gruppe mit an deren zusammen gestalten. Das macht Spaß und öffnet für Gespräche
über die Be deutung von Pfingsten. Bei der Suche nach Motiven und der anschließenden Umsetzung ist Gelegenheit, dem Geist Gottes nachzuspüren.
Die Bannerfahne mit Rindbandsicherung erhalten Sie beim Vertriebspartner von Renovabis für 65 Euro.
Farben werden nicht mitgeliefert.
Bestell-Nr. 8 920 14-R16EMail: renovabis@eineweltmvg.de 0241 / 479 86200
... und ein „Tütchen voller Sonne“
im rot markierten Abschnitt dieses Materialheftes möchten wir Ihnen einige praktische Anregungen an die Hand geben, damit Sie die Pfingstaktion in Ihrer Pfarr-gemeinde oder in Ihrem Verband auf die Tagesordnung setzen können. Für Ministranten und Jugendgruppen sowie zur Firmvorbereitung gibt es einen Gruppen-stunden-Vorschlag (Seite 15). Daran schließt sich ein „Pfingst-Cache“ für GPS-Geocacher an; außerdem seien auch die Schulbausteine (Seite 42) für Gruppenstunden in der Pfarrei empfohlen. Dazwischen lenken Reportage- Impulse die Aufmerksamkeit auf einen Sprayer im ukra-
inischen Lemberg (Seite 22), dessen Kunst ebenso als Anregung betrachtet werden kann, und auf den ma-kedonischen Finalisten im Gesangswettbewerb „The Voice“, den 15-jährigen Trajce (Seite 20).
Für pastorale Mitarbeiter und Geistliche finden sich Gottesdienstbausteine zur thematischen Betonung der Anliegen für die Menschen im Osten Europas durch Renovabis. Auch die neue Novene scheint auf.
Viel Freude bei der Vorbereitung des Pfingst-festes 2016! Allen, die gefirmt werden, viel Mut
,
Courage und Gottes Segen. Thomas Schumann
Liebe Leserinnen und Leser,
Platz zum GestaltenAuf der ca. 4 x 1,5 Meter großen Fahne sind
ein Schriftzug mit „Pfingsten“ und das RenovabisLogo aufgedruckt – ansonsten gibt’s jede Menge Platz für eigene Ideen! Die Fahne können Sie mit einfachen Acryl oder Binder farben bemalen, auch Sprüh farben und wasserfeste Filzstifte können Sie verwenden.
Beispiele und AnleitungenAuf unserer Webseite haben wir Fotos und Videos zusammengestellt, die Ihnen zeigen, wie einfach so eine Fahne mit Pinsel und
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Zeigen Sie uns Ihre fertige Fahne?Mailen Sie uns ein Foto an [email protected]
Spenden Sie
Manche verstehen nicht, wenn man sich ohne Bezahlung engagiert Martina Babikova, 22 Jahre: Studium in
Europa – Heimat in Bratislava
»Ich hatte das Glück, dass mir meine Eltern
schon früh Aufenthalte im Ausland ermöglicht
haben. Als Austauschschülerin habe ich ein Jahr
in England gelebt und für den Master im Fach In-
ternationale Beziehungen in Brüssel Geopolitik
und internationales Recht studieren dürfen. An-
schließend habe ich ein Praktikum in einem welt-
weit operierenden IT-Konzern absolviert. Nach
einem halben Jahr in der Verkaufs- und Finanz-
abteilung wusste ich, was ich nicht will. Lieber
möchte ich in einer Nichtregierungs-Organisation
arbeiten, in der es nicht um Profite geht.
Die Erfahrungen in anderen Ländern waren
wertvoll, aber das Leben in der Anonymität ist
mir schwer gefallen. Ich bin immer gern in die
Slowakei zurückgekehrt. Hier leben meine
Freunde, hier erfahre ich Gemeinschaft. Seit ich
fünfzehn bin, arbeite ich
in der Salesianer-
Gemeinde von Trnavka
in der Jugendarbeit,
leite Gruppen für die
Zwölfjährigen und bin
im Planungsteam von
Jugendcamps und Feri-
enfreizeiten. Organisa-
torische Aufgaben lie-
gen mir sehr. Aber es
passiert, dass andere Jugendliche nicht verste-
hen, wieso man sich die ganzen Ferien in einem
Sommerlager engagieren kann, ohne dafür eine
Bezahlung zu verlangen. Überhaupt rufen die
meisten katholischen Gebote bei vielen Unver-
ständnis hervor, die Fastenzeit etwa oder der
Verzicht auf Fleisch am Karfreitag. Selbst die
Sonntage unterscheiden sich in Bratislava immer
weniger von den Werktagen. An den Wochen-
enden strömen die Leute in Scharen in die
neuen Shopping-Zentren. Dürfte ich politische
Entscheidungen treffen, dann wären die Läden
sonntags geschlossen.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick
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… für junge Leute im Osten Europas, damit sie zuhause Perspektiven sehen!
Pax-Bank eGIBAN DE17 3706 0193 3008 8880 18
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LebensträumeGruppenstunde für junge Leute ab 13 Jahren
von Pastoralreferentin Dipl.-Theologin Julia Mokry und Dipl.-Sozialpädagogin (FH) Bernadette Cußmann, Katholische Jugendstelle Freising
Jugendliche ab 13 Jahren, Jugendverbände und Ministranten, besonders geeignet als Gruppenstunde in der Vorbereitung auf das Sakrament der FirmungGruppengröße: ab vier Personen
Die Jugendlichen sollen sich ihre Träume bewusst machen und durch Malen oder Schreiben zum Ausdruck bringen. Die Jugendlichen sollen eine Jugendliche aus Ost-europa mit ihren Träumen über eine Erzählung näher kennen lernen.
Die Jugendlichen sollen die Unterschiede in den Träumen von Jugendlichen in Deutschland und in Osteuropa erkennen.
Die Jugendlichen sollen sich bewusst werden, was man zum Er-reichen mancher Träume aufge-ben muss, und erkennen, wie un
terschiedlich die Bereitschaft dafür bei osteuropäischen Jugendlichen und deutschen Jugendlichen ist.
Ziel
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Geschichte von Petra Pravdić (in diesem Heft Seite 9) und als M10 auf der Website www.renovabis.de/themenheft verfügbar, Lied von Frida Gold: Wovon Sollen Wir Träumen M11 und www.youtube.com/watch?v=ZbsqG_R3ySE; außerdem: meditative Musik, Seifenblasen, Wachsmalkreiden, Buntstifte, Plakatschreiber, Wasserfarben, Papiere in unterschiedlichen Größen, Plakat, Moderationskarten, evtl. KleberZeitaufwand: 75 bis 90 Minuten
Mit M10 bis M11 sind die Arbeitsmaterialien für die Gruppenstunden
bezeichnet. Es gibt sie als Einzelfolien/PDF- Dokumente: www.renovabis.de/themenheft.
Dort ist auch der gesamte Ablauf der Gruppenstunde dokumentiert.
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Alle sitzen im Stuhlkreis, der aus einem Stuhl weniger als teilnehmende Mitspieler besteht. Der überzählige Spieler steht in der Kreismitte. Er ruft laut: „Alle, die ………, tauschen ihre Plätze“. Wer keinen Platz erwischt, steht in der Mitte und gibt das neue Kommando.
• Alle,diesicheineFamiliewünschen,
tauschen ihre Plätze!
• Alle,dieeinengutenSchulabschlusshabenwollen,…
• Alle,dievielGeldverdienenwollen,…
• Alle,dievieleKinderhabenwollen,…
• Alle,dieinsAuslandgehenwollen,…
• Alle,dieKarrieremachenwollen,…
• Alle,dieglücklichwerdenwollen,…
• Alle,denendasGeldnichtsowichtigist,…
• Alle,diedasneuesteSmartphonehabenwollen,…
• Alle,diemalberühmtwerdenwollen,…
• Alle,die……………
Anschließend hören die Jugendlichen gemeinsam das Lied: Wovon Sollen Wir Träumen von Frida Gold; der Songtext M11 wird ausgeteilt. 5 Minutenwww.youtube.com/watch?v=ZbsqG_R3ySE
Warming up
So könnte die Gruppenstunde ablaufen5 bis 10 Minuten
Impuls 1
Impuls 2
Wovon träumst du? – Male deine Träume!
Jugendliche malen ihre Träume. Dazu läuft meditative Musik.Es könnte auch angeboten werden, etwas aufzuschreiben.
Material: Buntstifte, Wachsmalkreiden, Wasserfarben, sowie unterschiedliche Größen von Papier, meditative Musik
Die Jugendlichen lesen den Text M10 „Wenn das eigene Land zu eng wird“„Petra Pravdić, 17 Jahre, lebt im Internat der multi ethnischen SanktJosephEuropaschule in Sarajevo, spricht perfekt Deutsch und träumt von Deutschland und Amerika.“
Petra setzt ein:• Ehrgeiz,eineandereSprachezulernen
•Mobilität,ihreHeimatzuverlassen
• IhrenGlaubenalsinnereStärkeundHoffnung
•………………
• Heimat
• Sprache
• Traditionen
• Freunde
• Familie
• Kultur
• Gewohnheiten(Alltag)
• Essen
•………………
Zweite Frage: Was ist Petra bereit, für ihren Traum aufzugeben oder einzusetzen?
Petra gibt auf:
• Schulwechsel
• Gerechtigkeit
• EinLebenineinem
andern Land
• Beruf,indemPetraVerant-
wortung trägt und mit dem
sie anderen Menschen hilft
•………………
Die Jugendlichen werden gebeten, auf Moderationskarten thematisch zu sammeln, wovon Petra träumt oder geträumt hat:
Impuls 3
Die Jugendlichen nehmen ihre „Traumzettel“ zur Hand und überlegen in Einzelarbeit:
• Was muss ich für meinen Traum tun oder aufgeben? • Wozu bin ich bereit? • Wozu bin ich nicht bereit?
Spiel „Alle, die ……“
Mein Einsatz für meinen Traum 5 Minuten
20 Minuten
15 MinutenBeispiel eines Mädchens aus Bosnien und Herzegowina
Sammeln / Zusammentragen in Kleingruppen (3 bis 4 Jugendliche)20 Minuten
Abschluss10 bis 15 Minuten
alternativer Abschluss
Die Jugendlichen gehen auf eine Wiese, auf der Pusteblumen wachsen. Sie pusten ihre Lebensträume mit den Samen des Löwenzahns in den Himmel.
Gedanken dazu:Verbinde mit deinem ausströmenden Atem deine Träume für dein Leben. Deine Träume steigen als PusteblumenSchirmchen auf. Schau sie an: Sie steigen und tanzen in der Luft. Je nach Wind bekommen sie Fahrt und fliegen weit. Irgendwo landen sie. Vielleicht treffen sie auf fruchtbaren Boden und dein Traum kann Wurzeln schlagen und erblühen. Vielleicht trifft der Samen auf steinigen Grund und hat keine Chance.
Was sind deutsche Jugendliche bereit, für ihren Traum einzusetzen? • EhrgeizundLeistungsbereitschaftinderSchule
• Leistungsdruckauszuhaltenbzw.mitzumachen
• PräsentationinsozialenMedienundNetzwerken
• ImmertechnischaufdemneuestenStandzusein
• ……………
Was sind deutsche Jugendliche bereit, für ihren Traum aufzugeben? • Freiheit,sozuseinwieichbinoderanderszusein
• FreizeitundFreiräume,umLeistungsdruckstand
zuhalten
•……………
Plakativ das Wichtigste darstellen 10 Minuten
Die Jugendlichen werden eingeladen, ein Plakat zu gestalten. Dabei sollen sie – ausgehend von den Träumen – gegenüberstellen, wie Menschen im Osten Europas und in Deutschland sich ihre Zukunft vorstellen. Zusätzlich zu den Träumen sollen für die Lebens perspektiven reale Möglichkeiten, persönlicher Einsatz sowie Wichtiges und weniger Wichtiges dargestellt werden: Wofür mache ich mich stark, was gebe ich auf?
Im Hintergrund läuft Frida Gold: „Wovon Sollen Wir Träumen“
www.youtube.com/watch?v=ZbsqG_R3ySE
Das fertige Plakat soll dann in der Gruppe mit Wertschätzung wohlwollend betrachtet werden. 5 Minuten
Wovon träumen Jugendliche in Deutschland?
• Karriere
•……………
• berühmtwerden
•……………
• Familiegründen
•……………
Jeder Jugendliche kann nun seine Lebensträume in Form von Seifenblasen in den Himmel steigen lassen.
Gedanken dazu:Verbinde mit deinem ausströmenden Atem deine Träume für dein Leben. Deine Träume steigen als Seifenblasen auf. Schau sie an: Sie funkeln und schillern. Sie sind unterschiedlich groß. Manche steigen auf, bekommen Fahrt. Andere zerplatzen, werden vielleicht nicht verwirklicht werden.
Gott, wir sind voller Träume für unser Leben.Stärke uns, damit wir für unsere Träume einstehen, und schenke uns den Mut, aufzubrechen und Neues zu wagen, damit unsere Träume Wirklichkeit werden.Amen.
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Schnitzeljagd mit GPS-KoordinatenBeim Geocachen handelt es sich um eine Art moderner Schnitzeljagd. Geocaching ist mittlerweile ein weltweit in allen Altersgruppen verbreitetes Hobby. Auch in der schulischen und außerschulischen Jugendarbeit erfreut sich das gemeinsame Rätseln, Suchen und Finden in der Natur immer größerer Beliebtheit. Statt Kreidepfeilen und Papierschnitzeln führen GPSKoordinaten (Breiten und Längengrad einer Adresse) den Schatz sucher ans Ziel.
Der Name leitet sich vom griechischen Wort „Geo“ für Erde und vom englischen Wort „cache“, das mit „Lager“ oder „Versteck“ übersetzt wird, ab. Am Ziel eines Geocaches ist meist ein wasserdichter Behälter versteckt, der ein kleines Logbuch (hier können sich die Finder eintragen) und manchmal auch kleinere Tauschgegenstände enthält. Der Finder kann dann einen der Tauschgegenstände (Spielfiguren, Murmeln, usw. …) entnehmen und legt dafür einen neuen Gegenstand, den er mitbringt, hinein.
Renovabis-Geocache zum Thema „Pfingsten“
Mit dem GPS-Gerät dem Heiligen Geist auf der SpurEin Aktionsimpuls von Oliver Ripperger und Simon Korbella für Firmgruppen, Familienkreise und die ganze Pfarrgemeinde
in Zusammenarbeit mit der
ier also soll ein Schatz versteckt sein? – Der kleine Waldweg schlängelt sich
durch den Mischwald. Feucht glänzt der Morgentau auf dem Waldboden. Unser GPS-Gerät zeigt eindeutig die Ziel koordinaten an: Tatsächlich, hier
muss also der Schatz liegen! Das GPS-Gerät hat seine Aufgabe erfüllt.
Jetzt gilt es, vorsichtig die Umgebung zu er-kunden. Zuerst die Baumstämme, denn die
sind ein beliebtes Ziel als Verstecke. Dort ist nichts zu finden. Es ist auch kein Busch und
keine Bank zu sehen, die als Versteck dienen könnten. Der Blick schweift über den Boden
und bleibt an einem kleinen rötlichen Tannen zapfen hängen. Volltreffer!
Denn der Zapfen ist eine Kunststoff attrappe: Hebt man ihn hoch, erkennt man es sofort.
Am Wald boden allerdings ist er für den nor-malen Spaziergänger nicht auszumachen.
Im Zapfen befindet sich eine kleine Öffnung und darin eine winzige Papierrolle mit den
Namen der bisherigen Finder – bisher haben erst 15 Menschen diesen Geocache gefunden.
Wir kritzeln unsere Namen auf die kleine Papierrolle dazu. Dann stecken wir alles
wieder zurück und legen die Tannen-zapfenattrappe wieder vorsichtig auf die Erde.
Herunterladen der Renovabis-Materialien unter www.renovabis.de/geocachen
GPS-Geräte (ein Gerät für drei Teilnehmer) gibt es in einigen Medienzentralen zum Ausleihen. Die meisten Smartphones können ebenfalls zum Geocachen verwendet werden, allerdings muss eine entsprechende App installiert sein
ein/eine engagierte/r Gruppenleiter/in (Vorbereitungszeit, Anpassen des Geocaches an die örtlichen Gegebenheiten; Aufwand: ca. ½ Tag)Prak
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Während der Cache im Wald liegen bleibt und auf den nächsten Geocacher wartet, begleitet uns
auf dem Rückweg das Hochgefühl von Freude und Erfolg, darüber, einer kleinen Gruppe
anzugehören, die dieses Geheimnis gelüftet hat.
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Claus Laabs
Oliver Ripperger
Geocaching Auf der Suche nach ...
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Einen Cache findenBevor es losgeht, muss man einen Geocache auswählen. Dazu gibt es In-ternetportale (z. B. geocaching.com, groundspeak.com, opencaching.com), in denen für Deutschland bereits mehr als 350.000 Geocaches in allen Regionen aufgelistet sind. Dort erhält man meist eine direkte Positionsangabe in Form von Koordinaten. Mit Hilfe dieser Koordinaten und einem GPSEmpfänger kann man sich dann auf die Suche machen.
Am beschriebenen Zielort angelangt, benötigt man das GPSGerät nicht mehr. Nun gilt es die Augen offen zu halten, denn die Verstecke, in denen sich die GeocacheBehälter verbergen, können ganz unterschiedlich aussehen: Man findet sie in Baumstümpfen, unter Zweigen oder hinter Straßenschildern. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Bei manchen Geocaches befinden sich die Verstecke auch in ausgehöhlten Ästen, nachgebauten Pilzattrappen oder sie müssen gar aus dem Wasser gefischt werden.
Geocachen mit einer JugendgruppeGeocachen ist besonders für Jugendgruppen eine spannende Methode, um sich gemeinsam einer Herausfor-derung zu stellen. Zum einen reizt es viele Jugendliche, die neuen technischen Geräte und ihre Möglichkeiten konkret auszuprobieren. Andererseits liegt ein motivierendes Element in der Suche des Verstecks am Zielort: Das ist meist der Spannungshöhepunkt, der beim Auffinden des Schatzes zu wahrer Begeisterung unter Geocachern jeden Alters führt!
Geocachen hat darüber hinaus aber noch eine weitere spannende Facette, die für viele Schatzsucher einen besonderen Reiz hat. Ein Cache kann nämlich aus mehreren Stationen bestehen.
Ganz ähnlich wie bei der Schnitzeljagd muss man sich dann von einer
Station zur nächsten vorarbeiten, um das Ziel zu erreichen – und erst dort den Schatz zu finden. Dazu sind kleinere oder größere Rätsel versteckt, die es ermöglichen, den weiteren Weg zu finden. Diese Rätsel kreisen oft um ein gemeinsames Thema, weil der gesamte Geocache einem Thema gewidmet ist. Es gibt beispielsweise Geocaches zu berühmten Entdeckern der Weltgeschichte oder auch zu den Tieren des Waldes.
Der Renovabis-PfingstcacheEinen solchen inhaltlichen Geocache hat Renovabis gemeinsam mit der Medienzentrale Würzburg zum Thema „Pfingsten“ entwickelt. Das Besondere
daran ist: Er kann überall in Deutschland veranstaltet werden. Man findet ihn aber nicht auf den offiziellen GeocacheWebseiten. Alle notwendigen Materialien dazu können exklusiv unter www.renovabis.de/geocachen heruntergeladen werden. Das Verstecken an den einzelnen Stationen übernimmt der jeweilige Gruppenleiter vor Ort. Natürlich müssen dann die Koordinaten an die eigenen Verstecke
in der eigenen Umgebung an
gepasst werden. Dazu bietet
Renovabis eine ausführliche
Anleitung in den Materialien an.
Pfingsten ist ein wichtiges und doch schwer zu fassen-des Kirchenfest. - So ganz anders als Weihnachten mit dem Kind in der Krippe, so ganz anders als Ostern, an dem wir Jesu Sieg über den Tod feiern.
Pfingsten hat nämlich mit dem Heiligen Geist zu tun, und für viele Christen ist das Verhältnis zum Heiligen Geist eher abstrakt. Damit sind sie nicht allein.
Als Paulus in der Apostelgeschichte die Anhänger Jesu fragt, ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten, ist die Antwort: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es den Heiligen Geist gibt.“ (Apg 19,2)
Gehört hat man inzwischen wohl von ihm, sogar immer wieder: „Ich glaube an den Heiligen Geist“, heißt es im Glaubensbekenntnis. Doch was hat dieses Bekenntnis eigentlich für eine Bedeutung?
Diese und weitere Fragen rund um die Themen „Heiliger Geist“ und „Pfingsten“ werden auf spielerische Art thematisiert. Der Cache eignet sich beispielsweise als motivierender Einstieg für die Firmvorbereitung.
Warum ein Geocache zu Pfingsten?
Claus Laabs und Oliver Ripperger: Geocaching, fachstelle medien und kommunikation, muk-publikationen 59, UID DE811510756, München 2014 – Bezugsquelle: www.m-u-k.de
Vormittags Schule, nachmittags Freunde, abends die Familie. Trajce Georgiev lebte ein Leben
wie andere Teenager auch. Und wenig deutete darauf hin, dass sich dies im Makedonischen Strumica ändern sollte. Wäre da nicht Trajces große Leidenschaft. „Er singt“, sagt seine Mutter Karolina. „Immer und überall, schon von klein an.“ Was nicht verwundert. Die halbe Verwandtschaft der Georgievs besteht aus Musikern.
Trajce kennt die Hits der internationalen PopCharts ebenso wie die volkstümlichen Melodien seiner Heimat. Vor allem aber geistliche Lieder. In seiner Gemeinde tritt er während der Gottesdienste bei den Hochfesten als Solist auf und berührt die Menschen mit seiner klaren Stimme. Und weil seine ältere Schwester Nevenka nicht nur an das Talent, sondern auch
Der 15-jährige Trajce Georgiev wurde bekannt als Finalist in dem Gesangswettbewerb „The Voice“
Rolf Bauerdick berichtet in Text und Bild aus Makedonien
„Der Glaube hilft, normal zu bleiben“
an den Erfolg ihres Bruders glaubte, meldete sie Trajce 2014 ohne sein Wissen zu einer Castingshow im Fernsehen an: zu dem prominenten Gesangswettbewerb „The Voice“, der von Belgrad aus in alle Staaten des ehemaligen Jugoslawien ausgestrahlt wird.
Im Fernsehen singen als LebenserfahrungUnter vielen tausend ehrgeizigen Bewerbern im Alter von sieben bis fünfzehn geriet Trajce in die Auswahl der letzten 150 Kandidaten, vage ahnend, dass ihm „die wichtigste Erfahrung“ seines Lebens bevorstehen würde. Ein medialer Marathon, bei dem der damals 13Jährige zuerst die Angst überwinden musste – die Furcht, im Licht der Scheinwerfer zu stehen, ausgeleuchtet zu werden mit jeder Miene und Geste, von Kameras beäugt, be
wertet von einer Jury und einem Millionenpublikum. „Anfangs habe ich vor Lampenfieber gezittert. Ich war so nervös, dass ich fürchtete, keinen Ton herauszubekommen. Aber mit jeder weiteren Sendung wurde ich ruhiger. Die Leute beim Fernsehen waren total freundlich und hilfsbereit.“
Fünfzehnmal musste Trajce Georgiev sich der Konkurrenz stellen. Stets kam er eine Runde weiter und sah sich plötzlich im Finale. Dass zuletzt ein Mädchen den Sieg davontrug, tat seiner Beliebtheit keinen Abbruch. Die lebt davon, dass Trajce nicht nur über ein beachtliches stimmliches Potential verfügt, sondern auch über eine natürliche sympathische Ausstrahlung. Er verzichtet auf effektheischende Posen. Das in der Branche übliche künstliche Gehabe ist ihm fremd. „Man spürt, Trajces Freundlichkeit kommt von
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Herzen“, sagt der Priester Goce Kostov. Er steht der Pfarrei „Johannes der Täufer“ vor, einer jungen griechischkatholischen Gemeinde am Stadtrand von Strumica, einer Kleinstadt unweit der Grenze zu Bulgarien.
„Ein lebenswerter Ort, der sich langsam entwickelt“, so Pfarrer Kostov. Anders als bei den balkanischen Nachbarn im Kosovo und Albanien sank die Arbeitslosigkeit in Strumica in den letzten Jahren von 38 auf 25 Prozent. Daher leben in der erst 2013 gegründeten Gemeinde, deren Kirche 2015 eingeweiht wurde, viele junge Familien, die in Strumica eine Perspektive sehen.
Die örtliche Kirche will bei den Menschen sein Auch die Georgievs sind praktizierende Katholiken. Trajces Familie gehört damit einer Minderheit an. Rund zwei Drittel von zwei Millionen Makedoniern sind orthodoxe Christen, ein knappes Drittel bekennt sich zum muslimischen Glauben, nur ein knappes Prozent der Bevölkerung ist griechischkatholisch. „Wir wollen eine Kirche, die nah bei den Menschen ist und echte Gemeinschaften stiftet“, erklärt Pfarrer Kostov, für den die Jugendarbeit die Basis der Gemeindebildung prägt.
Die Kinder und Jugendlichen besuchen die Alten und Vergessenen, verteilen Präsente zu Weihnachten oder verschenken am Valentinstag selbstgebastelte Aufmerksamkeiten an Passanten. „Es ist wichtig“, sagt Goce Kostov, „dass die Kinder das Glück erfahren,
das man empfindet, wenn man andere glücklich macht.“
In der nicht gerade sensiblen Welt des Musikgeschäfts und der Konkurrenz des CastingMilieus war der Priester für Trajce ein geistlicher Beistand – ein Seelsorger im wahren Wortsinn. „Ich habe Pfarrer Kostov immer um Rat gefragt und mit ihm
Das sieht ihr Bruder genauso. Dennoch hat sich Trajces Leben verändert. Millionenfach werden seine TVAuftritte im Internet auf Youtube angeklickt. „Klar ist es schön, bekannt zu sein. Aber ich kann nicht mehr unbefangen mit meinen Freunden durch die Stadt laufen. Dann kommen kreischende Mädchen und wollen mit mir
gebetet“, erzählt Trajce. „Ich bin sicher, ohne Gott ist nichts möglich. Deshalb ist es mir wichtig, bei dem, was ich tue, auch um Gottes Segen zu bitten.“
Ihr Glaube hat auch Trajces Schwester Nevenka geprägt. Als angehende Lehrerin studiert die 19Jährige Englisch, Spanisch und Deutsch. Sie hätte ohne weiteres die Möglichkeit, mit einem Stipendium in der Europäischen Union zu studieren. Doch sie möchte, nachdem sie einige Länder in Europa bereist hat, lieber in ihrer Heimat bleiben. „Sicher haben wir in Makedonien nicht den Wohlstand wie in Deutschland. Hier ist das Leben einfacher. Aber auch freier. Der Umgang der Menschen miteinander ist sehr viel herzlicher.“
fotografiert werden. Auch die vielen EMails und FacebookAnfragen kann ich nicht mehr beantworten.“
Doch Trajce möchte weiterhin singen. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, bedarf es eines guten und professionellen Managements. Vielleicht wird Trajce Georgiev irgendwann das beschauliche Strumica verlassen und auf den großen Bühnen zuhause sein. Die Erfahrung lehrt, dass junge Menschen auf dem Weg zur Berühmtheit nicht selten die Bodenhaftung verlieren. Auszuschalten ist diese Gefahr nie. Aber Trajce verfügt über einen gesunden Schutz: seine Familie, seine Freunde und seinen Glaube. „Ich bin sicher“, sagt er, „der Glaube hilft einem, normal und natürlich zu bleiben.“
Ihre Herkunftsfamilie prägt junge Menschen fürs Leben:
Trajce und seine 19 Jahre alte Schwester Nevenka schätzen die Geborgen-
heit ihres Elternhauses bei Mama Karolina
und Papa Nemet.
Musikalische Verwandtschaft: Mit Pfarrer Goce Kostov ist Trajce gerne zu Besuch bei der Familie seines Onkels. Die Ristovs sind alle Berufsmusiker und spielen Pop und Folk in Restaurants, bei Festen und auf Hochzeiten, aber auch in der Kirche. Sie haben damit einen be-scheidenen Wohlstand erworben und denken gar nicht daran, ihre Heimat zu verlassen.
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se der orthodoxen Ostkirchen lebendig. Aber nicht durch immergleiche Wiederholungen, sondern durch Transformation. „Die alten Ikonen wurden zumeist von Analphabeten betrachtet, deren Frömmigkeit sich an einer klaren Symbolsprache schulte.“ Diese Symbole übersetzt Radkevych in die Gegenwart.
Dabei verlässt er das Feld der Erbauung und des Gefälligen und meidet überhöhende und triumphalistische Momente. „Bei dem klassischen Ikonenmotiv, das Christus als Pantokrator darstellt, als Weltenherrscher, dominiert der Gestus des Imperators. Das ist aber nicht das Christusbild, das ich vermitteln will.“
Im letzten Winter beeindruckte Radkevych in vielen ukrainischen Städten mit seiner Bilderserie „Ruhe
Ukrainischer Künstler Sergij Radkevych geht neue Wege religiöser Kunst
Rolf Bauerdick besucht 28-jährigen Sprayer in Lemberg
Aus den Kirchen hinein in die Welt
Bei minus zwölf Grad stößt auch engagierte Kunst an Grenzen. Die wasserhaltigen Acryllacke
gefrieren, die Düsen der Farbspraydosen drohen zu verstopfen. Vor allem macht Sergij Radkevych der eisige Wind zu schaffen, der oben im siebten Stockwerk durch den Trakt Glyhyanski fegt. Einst sollten hier am Rand der westukrainischen Millionenstadt Lviv (Lemberg) einige tausend Menschen neue Wohnungen finden. So war es geplant, zu Beginn der neunziger Jahre, kurz nach der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion. Bis der staatlichen Baugesellschaft das Geld ausging. Zurück blieb eine Ruine, verwaist, verwahrlost und verloren in der Landschaft. Ein abweisender Ort, wenig einladend, allerdings nicht für Sergij Radkevych.
Gegen die Kälte helfen Wollhandschuhe und heißer Tee, zur Umsetzung seiner künstlerischen Idee braucht es einen
starken Willen und Disziplin. Drei Tage wird er benötigen, ein großformatiges Bild auf Beton zu bringen. Das Motiv: Maria und die zwölf Apostel.
„Der traditionelle Ort für Ikonen ist natürlich die Kirche“, sagt Radkevych. „Doch der Glaube an Gott als den Schöpfer und an die Sakramentalität der Schöpfung fordern heraus, die Botschaft der Ikonen in die Welt zu tragen. Von innen nach außen.“ Mit seinen 28 Jahren gilt der Ukrainer schon heute als ein wegweisender Künstler seines Landes. Ausgebildet an der Nationalen Kunstakademie in Lviv studierte er klassische Ikonenmalerei und spezialisierte sich auf Monumentalgemälde im öffentlichen Raum.
Radkevychs Schaffen basiert auf der byzantinischen Formensprache und hält die Tradition der Heiligenbildnis
Im siebten Stock dieser Plattenbauruine namens „Glyhyanski“ am Rand von Lviv sprayt Sergij (28 Jahre) geistliche Bilder auf Beton – für Renovabis sein Gebetsbild zur Renovabis-Pfingstaktion 2016.
Das Gebetsbild zur Aktion 2016
in Frieden“: Wandfüllend blicken schwarze Antlitze d en Be trachter an – im Fadenkreuz ins Visier genommen – goldgrundiert wie Ikonen. Die Gesichter halten die Erinnerung wach an jene Freiheitskämpfer, die während der Proteste auf dem Kiewer Majdan von Heckenschützen ermordet worden sind. Ihre Eindringlichkeit verdanken die Bildnisse einer bewussten Nüchternheit.
Geradezu minimalistisch konzentriert sich Radkevych auf den Ausdruck der Gesichter. „Indem ich auf den Effekt von Gefühlen verzichte, entsteht ein Vakuum, das vom Betrachter gefüllt werden kann.“ So wie in dem Motivbild mit dem Titel „Die Niederkunft des Heiligen Geistes“ mit Maria und den zwölf Aposteln.
Sergij Radkevych benutzt zwar die pfingstlichen Symbole von Feuer und Flamme, aber anders als in der tradierten Malerei fällt das Licht als verklärender Schein nicht mehr von Außen auf die Apostel: „Ich versuche, dieses Leuchten und das Wirken des Geistes in das Innere der Menschen zu verlagern.“ So erscheinen die Jünger nicht als individuelle Persönlichkeiten, sondern als Vermitt
ler, die die Botschaft Christi in die Welt tragen.
Markanter fällt das Antlitz der Gottesmutter aus: „Maria ist die Frau und Mutter schlechthin. Sie zu malen, ist eine schwere Aufgabe. Jahrelang war mir das nicht möglich“, bekennt der Künstler, Ehemann und Vater eines kleinen Sohnes. „Entweder geriet mir Maria zu schön oder zu kühl und streng. Die rechte Balance zu finden, ist eine enorme Herausforderung.“
Dass sein jüngstes Werk in einem
maroden Wohnblock am Stadtrand von Lviv kaum ein Publikum finden wird, stört Sergij Radkevych nicht. Er definiert seine Ikonen nicht mehr über das fertige Objekt, das Zustimmung oder auch Ablehnung erfährt. Radkevych denkt sie vom Prozess ihrer Entstehung her: „Das Fertigen einer Ikone ist ein intimer und meditativer Akt. Kein Ort ist für mich dazu besser geeignet als diese nackte Ruine, die mir durch ihre Abgeschiedenheit die Ruhe zum inneren Monolog erlaubt.“
Monumentale Abmessungen hat das Motiv-bild „Die Niederkunft des Heiligen Geistes“ mit den gesprayten Antlitzen der Gottes-
mutter Maria und der zwölf Apostel auf eiskaltem Beton. Die 2,60 Meter hohe und
1,40 Meter breite Wandfläche einer nackten Bauruine gestaltete Sergij Radkevych mit den
feurigen Farben des Pfingstfestes.
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und mir wertvoll“ steht ebenfalls bedingungslos. In Psalm 8 wird unsere Würde beschrieben. „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ (Ps 8, 5–6)
Wir haben durch die Gottebenbildlichkeit (vgl. Gen 1, 27) eine Würde, die uns von nichts und niemandem genommen werden kann. Wir sind mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Jeder hat von Gott Talente und Fähigkeiten geschenkt bekommen, die es im Leben zu fördern gilt. Mit diesen Talenten darf man, ja, soll man seine Chancen nutzen. Wir sind wertvoll und gekrönt: Dieses Wissen kann Menschen, die betrübt sind, wieder aufrichten.
Predigtskizze für Jugendvesper oder PfingstvigilJungen Menschen einen neuen, ihnen oftmals un-bekannten Blickwinkel auf ihr Leben zu eröffnen, das ist Ziel des Taufgedächtnisses und der biblischen Lesungen.
„Du bist von Gott geliebt und wertvoll.“ – Dies hat uns Gott am Tag unserer Taufe versprochen. Wir wurden von ihm in seine Hand eingeschrieben und aus dieser tragenden Hand Gottes können wir nicht herausfallen, komme, was wolle. Gott nimmt uns an die Hand und begleitet uns unser ganzes Leben.
Wenn ich als Kind erfahren darf, dass ich von meinen Eltern bedingungslos geliebt werde, dann bin ich auch gut gerüstet, in allen meinen Lebenslagen auf einem festen Grund zu stehen.
Diese „Elternliebe“ darf ich auch zu Gott auf-bauen, denn seine Zusage „Du bist von mir geliebt
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KLJB-Pfarrer Richard Greul
Gemeinsam beten und Hoffnung schöpfen: Damit Jugendliche im Osten Europas Perspektiven sehen
Pfingstnovene über die „Goldene Sequenz“
Im Mittelalter wurde ihr der Ehrenname „Goldene Sequenz“ gegeben. Darin kommt die hohe Wertschät
zung für die Pfingstsequenz zum Ausdruck. In der diesjährigen Pfingst novene, dem bei Renovabis um „Christi Himmelfahrt“ und das Pfingstfest erweiterten NeunTage Gebet zur Vorbereitung auf Pfingsten, meditiert Bischof Dr. KarlHeinz Wiesemann über die Verse der Pfingstsequenz. Der gut 800 Jahre alte Text
wird dem Erz bischof von Canterbury, Stephen Langton, zugeschrieben. Er besingt die Bitte um die Kraft des Geistes (GL 343 und 344): „Komm herab, o heilger Geist, der die finstre Nacht zerreißt!“
Der Bischof von Speyer, der auch Jugendbischof der deutschen Bischofskonferenz ist, setzt sich in elf Impulsen mit der jugendlichen Sehnsucht nach Licht, Orientierung, Lebensfreude, Optimismus, Begeisterungsfähigkeit und Gemeinschaft auseinander. Wiesemann greift ebenso Rastlosigkeit, Reizüberflutung, die Sehnsucht nach Ruhe, das Geheimnis der Liebe, Unabhängigkeit, Barmherzigkeit, Würde, Berufung und Treue auf. Mit der 21. RenovabisPfingstnovene hält der Bischof ein Plädoyer für das Jahresmotto der Aktion „Perspektiven für junge Menschen“ – im
Osten ebenso wie im Westen Europas, ja auf der ganzen Welt.
Zu Wort kommen in dem Gebetsheft auch junge Leute aus Speyer und dem internationalen Team, das den Weltjugendtag in Krakau vorbereitet. Engagiert bezeugen sie ihre Lebens und Glaubenssituation, etwa Viktorija aus Kroatien
(29): „Es wird Zeit, dass die ‚Werte des Lebens‘ wieder ihren verdienten Stellenwert zurück bekommen. Möglicherweise hilft uns dazu dieses spezielle Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit Gottes.“ Thomas Schumann
Elf Gebetsimpulse von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann mit Glaubenszeugnissen von Jugendlichen aus aller Welt
EröffnungDie brennende Osterkerze wird in die dunkle Kirche getragen, dazu wird der Kanon
Gottes Wort ist wie Licht in der Nachtaus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“ Nummer 70;
„Unterwegs“ Nummer 41; Gotteslob (GL) Nummer 450
solange gesungen, bis der Zelebrant die brennende Osterkerze auf den Osterleuchter beim Taufbecken bzw. dem Behälter mit dem Osterwasser abgestellt hat.
HinführungNach der liturgischen Eröffnung sollte der Zelebrant in der Statio auf das zentrale Element der (Vigil)Feier, das Taufgedächtnis, hinweisen. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes geworden, was kann uns da noch im Leben passieren? Wir können niemals mehr aus der Hand Gottes „herausfallen“. Ganz besonders im Hinblick auf das Thema der RenovabisPfingstaktion „Jung, dynamisch, chancenlos? – Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!“ kann es eine Trost spendende Hilfe sein zu wissen, dass wir von Gott getragen sind, auch in schwierigen und ausweglosen Situationen.
PsalmodieIm Psalm 8 wird „Die Herrlichkeit des Schöpfers – die Würde des Menschen“ (GL 33) besungen. Dieser Psalm 8 soll jedem Menschen, egal welchen Alters, deutlich machen, dass jeder von uns eine Würde hat, die uns niemand nehmen kann. Dieser Gedanke scheint auch in der RenovabisPfingstnovene „Strahle Licht in diese Welt“ auf. Jugendbischof Dr. KarlHeinz Wiesemann meditiert in der Novene die Pfingstsequenz (Seite 24).
Schriftlesung Mk 10, 13–16 [Die Segnung der Kinder]
Predigtskizze Seite 24
ANREGUNGEN FÜR LITURGIE UND PREDIGT
Elemente für eine Vigilfeier, Andachten und Jugendvespern
von Landjugend pfarrer Richard Greul, Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Erzbistum München und Freising
Taufgedächtnismit dem Lied: Vergiss es nie
aus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“, Nummer 534
Der Zelebrant gibt eine kurze Hinführung zum Taufgedächtnis. Es wird Osterwasser/Taufwasser aus dem Taufbecken in mehrere kleine Glasschüsseln geschöpft, der Anzahl der Gläubigen entsprechend. Es wird ein Lob-preis über dem Wasser (Werkbuch „Wort Gottes Feier“, S. 188f; Benediktionale S. 197 und Messbuch, Anhang I) gesungen. Dann werden die Gläubigen eingeladen, einander ein Kreuzzeichen mit dem geweihten Wasser auf die Stirn zu zeichnen. Dabei sprechen sie „Du bist von Gott geliebt und wertvoll.“ Im Anschluss wird gesungen:
Text: Paul Janz, deutsch Jürgen Werth; Musik Paul Janz;© 1976 Paragon Music Corp. Small Stone Media Germany GmbH
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Hochgesang (Magnificat) Groß sein lässt meine Seele den Herrn
aus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“ Nummer 333;
GL Nummer 889, Regensburger Diözesanteil
Segensbitte
Segenslied Keinen Tag soll es geben
aus: „God for You(th). Das Benediktbeurer Liederbuch“ Nummer 269;„Unterwegs“ Nummer 257
Fürbitten
Jeder wird eingeladen, in freien Fürbitten seine Anliegen vor Gott zu bringen. Dazu kann die Gemeinde die Fürbitten laut vortragen, alternativ auch in Stille beten. Jeder zündet dazu ein Teelicht an der Osterkerze an und stellt es auf die Stufen zum Altar.
Vaterunser
Dazu reichen sich alle die Hände, um damit deutlich sichtbar zu machen, dass wir alle eine große Familie sind und Gott unser aller Vater ist, der uns nach seinem Abbild geschaffen hat.
Oration Vom Tag
© 2009 Deutsche Provinz der Salesianer Don BoscosInfos zum Liederbuch und Bezug: www.god-for-youth.donbosco.deISBN 978-3-7698-1789-8
Text: Uwe Seidel; Musik: Thomas Quast© alle Rechte im tvd-Verlag, Düsseldorf
Text und Musik: © Martin Schraufstetter
EingangsliedWir sind einig im Geiste, wir sind einig im Herrn
Bausteine für einen Jugendgottesdienst am 7. Sonntag der Osterzeit
von Pater Stefan Stöhr SDB Provinzökonom der deutschen Salesianer
Ein Wort voraus zu Jugendgottesdiensten
In meiner Praxis als Jugendseelsorger in verschiedenen Kontexten der Pfarrei, des Dekanats oder einer Jugend-bildungsstätte stellte sich immer die Frage, was ein Ju-gendgottesdienst ist oder was ihn ausmacht.Zuallererst ist die Zielgruppe des Gottesdienstes zu be-denken: Ist es ein Gottesdienst nur mit Jugendlichen? Und
wenn ja, welcher Altersklasse? Ist es ein Pfarrgottesdienst, der von Jugend lichen
für die Gemeinde gestaltet wird? Ist es ein Gemeindegottesdienst z. B. im Rahmen einer Firmvorbereitung? …
Aus meiner Erfahrung macht den Wert eines Gottes-dienstes für junge Menschen die gemeinsame Vorberei-tung mit ihnen aus. Es geht nicht darum, sie nur als Le-ser oder Akteure im Gottesdienst einzusetzen oder ver-meintlich jugendliche Stilmittel zum Einsatz zu bringen.
Wenn es ein guter Jugendgottesdienst sein soll, dann legen Sie diese Gottesdiensthilfe zur Seite, treffen sich mit den jungen Menschen, mit denen Sie diesen Got-
tesdienst vorbereiten wollen, kommen Sie mit ihnen z. B. über den Evangelientext ins Gespräch und neh-men Sie sich einige der Lebensgeschichten der jungen Menschen aus Osteuropa heraus und überlegen ge-meinsam mit der Vorbereitungsgruppe, was es für sie bedeutet, dass es in Europa junge Menschen gibt, die jung, dynamisch, aber chancenlos sind.
Dann versuchen Sie mit ihnen – je nach Zielgruppe und Rahmen des Gottesdienstes – einige Elemente zu verteilen und die Jugendlichen festhalten zu lassen, was sie in diesem Rahmen bewegt.
Wenn sich diese Möglichkeit für Sie nicht bietet, dann können die Elemente im Folgenden für einen Ge-meindegottesdienst, der mit Jugendlichen vorbereitet wird, eine Hilfestellung sein.
Etwa beim Friedensgruß können sich Gottes-dienstbesucher gegenseitig das Renovabis- Segensbändchen umbinden
Bestell-Nr. 8 913 [email protected]
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Vorbereitung✓ Geschichte Don Boscos mit Bartolomeo Garelli✓ Sammlung zum Thema: Welche Talente habe ich? Was kann ich gut? Worauf
bin ich stolz? Warum soll ein junger Mensch in meinem Alter nicht die gleichen Chancen haben wie ich?
Text und Melodie: entstanden in der Jugendbegegnungsstätte Mariannhill Würzburg, nach einer mündlich überliefer-ten Melodie; notiert und angepasst von Bernward Hofmann, veröffentlicht in „Troubadour für Gott“ 19751; 200010
2828
Hinführung zum Gottesdienstentweder das Rollenspiel „Kannst du pfeifen?“
oder freies Spiel zum Thema „Talente und Fähigkeiten“ aus der Gruppe der vorbereitenden Jugendlichen
oder Lesen einer Kurzgeschichte, z.B. „Sakristeigeschichte“
und kurze Einführungsworte mit Bezug zum JahresLeitgedanken „Jung, dynamisch, chancenlos?“
Kyrie Kyrieruf aus der Ukraine GL 155
Herr, Jesus Christus, du bist gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben. Kyrieruf
Du willst, dass wir unsere Fähigkeiten und Talente entfalten und einbringen. Kyrieruf
Du rufst jeden von uns zu einem gelingenden Leben. Kyrieruf
Gloria GL 169 oder
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe GL 383
Tagesgebet Messbuch
Außerhalb des Sonntagsgottesdienstes, etwa für eine Gruppenmesse oder im Schulgottesdienst:
Allmächtiger Gott, wir dürfen deiner Herrlichkeit in allen Geschöpfen und in jedem Menschen begegnen. Nimm dich besonders der jungen Menschen an, die scheinbar chancenlos sind und an ihrem Leben zu verzweifeln drohen. Lass sie besonders deine Nähe spüren in der helfenden Sorge durch uns und führe du alle Menschen zum Heil, das du verheißen hast. Darum bitten wir…
Antwortgesang Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht GL 365
Halleluja GL 175.6
Predigt: Jungen Menschen etwas zutrauenPredigtvorschlag für Gemeindegottesdienst: siehe Seite 30Je nach Einführung und Zielgruppe kann die Predigt auch mit einigen Kurzporträts von Jugendlichen aus dem Themenheft beginnen und dann die „Sakristeigeschichte“ von Bartolomeo Garelli mit Don Bosco gelesen werden.
Darauf könnte eine Auslegung folgen, was es für uns heißt – motiviert durch die Botschaft des heutigen Evangeliums zur Einheit als Christen – uns, wie Don Bosco, anderen Menschen zuzuneigen, jedem etwas zuzutrauen und zu versuchen, dem anderen Zuversicht zu schenken. Hier kann auch die Vorbereitungsgruppe sammeln, was ihr konkret aus ihrem Alltag einfällt, ausgegrenzten jungen Menschen Zuneigung, Zutrauen und Zuversicht zu schenken.
Diese Folie mit dem gesamten Rollenspiel finden Sie auf der Renovabis-Website unter
www.renovabis.de/themenheft
Die Folien mit der „Sakristeigeschichte“ finden Sie auf der Renovabis-website unter
www.renovabis.de/themenheft
2929
Fürbitten und Gabenbereitung
Es empfiehlt sich, mit den Jugendlichen im Vorfeld über ihre Talente zu sprechen und dafür Symbolen auszuwäh-len, die man im Gottesdienst der Gemeinde zeigen kann.
Der Priester sollte in die Fürbitten einführen, in dem er für die Talente und Möglichkeiten junger Menschen bei uns in Deutschland dankt und die Sorgen ihrer Altersgenossen im Osten Europas anspricht.
Beim Vortragen der Fürbitten werden der Gemeinde die Symbole gezeigt.
Alternativ können die Fürbitten auch eher meditativ gestaltet werden.
Die Jugendlichen formulieren, ausgehend von den im Heft beschriebenen Geschichten der Jugendlichen aus Osteuropa, jeweils eine Bitte.
Diese beginnt mit dem Dank für ein Talent, verbunden mit einem konkreten Anliegen: der Sorge um die jungen Menschen in Ost europa, etwa um Frieden oder den Zugang zu Bildung.
Begleitet wird das Lesen jeder Bitte durch das Auflegen von Weihrauch in eine Schale.
Gabenlied Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu dir GL 184
Gabengebet Messbuch
Außerhalb des Sonntagsgottesdienstes, etwa für eine Gruppenmesse oder im Schulgottesdienst:
Herr und Gott, wir legen mit den Gaben von Brot und Wein auch all unsere Sorge und Hoffnung auf den Altar. Segne diese Gaben und erfülle durch sie auch uns mit der Kraft deiner Liebe, damit wir sichtbare Zeugen deiner Gegenwart unter den Menschen werden. Darum bitten wir …
Sanctus Auswahl aus GL 190 bis 200
Danklied Jesus Christ, you are my life GL 362
Schlussgebet Messbuch
Außerhalb des Sonntagsgottesdienstes, etwa für eine Gruppenmesse oder im Schulgottesdienst:
Herr unser Gott, wir danken dir für deine Stärkung und Zusage in der Begegnung mit dir. Lass uns so erfüllt Botschafter deiner Liebe in unserem Alltag sein. Darum bitten wir …
Den ganzen Comic
aus dem DONBOSCO-
magazin gibt’s unter
www.renovabis.de/
themenheft
3030
er hat sie konkret angesprochen und somit aus der Situation eines Außenseiters in die Mitte geholt. Darüber hinaus gehörte es zu seinen Markenzeichen, jedem von diesen jungen Menschen etwas zuzutrauen. Auch wenn er dazu lange suchen musste – wie in der Geschichte mit Bartolomeo Garelli – bis hin zur Frage: Kannst du pfeifen? Und ab diesem Zeitpunkt hatte Don Bosco das Herz des Jungen gewonnen. Dies war dann die Grundlage, es nicht einfach bei dieser netten gewinnenden Begegnung zu belassen, sondern ihm auch noch weiter Zuversicht zu schenken.
Don Bosco war überzeugt, dass jeder junge Mensch, wenn er die richtige Begleitung hat, aus seinem Leben etwas machen kann. Wesentlich hat er sich in seiner Zeit immer für eine Ausbildung eingesetzt, damit jeder dann auch mit Würde sagen kann: Das habe ich mir aufgebaut.
Eine ganz besondere Würde, liebe Mitchristen, ist uns durch die Taufe auf den dreifaltigen Gott geschenkt. Und diese verbindet uns mit allen Getauften zu einer Familie. Wenn wir nun im heutigen Johannesevangelium zur Einheit aufgerufen sind, dann hat Johannes dies aus der Erfahrung seiner Zeit heraus geschrieben.
Schon die frühe Kirche war in unterschiedliche Lager gespalten. Schon zur frühen Zeit haben sich Christen gefragt: Was kümmert mich die Not der anderen? Genau hier setzt unser Evangelium an. Die Einheit liegt tief verwurzelt in der Einheit der göttlichen Dreifaltigkeit. Diese Einheit fordert uns heraus, uns für Einheit und Chancengleichheit einzusetzen.
Dies beginnt nicht nur auf der Ebene der großen Politik, sondern konkret mit unserem Thema: Dass es uns nämlich nicht egal ist, dass es Menschen gibt, die chancenlos sind.
In einer Woche feiern wir das Pfingstfest. Wir glauben, dass die Gaben des Heiligen Geistes auf uns alle ausgegossen sind und wir somit begeistert sind. Lassen wir uns auch von Menschen wie dem heiligen Johannes Bosco begeistern und wie er uns den jungen Menschen zuneigen, ihnen etwas zutrauen und ihnen durch unsere Unterstützung Zuversicht für ihr Leben schenken. Sie sind es wert, weil die Liebe Gottes in ihnen ist. Amen.
Predigtvorschlag für einen Gemeindegottesdienst von Pater Stefan Stöhr SDB
Liebe Jugendliche, liebe Mitchristen,Jung, dynamisch, chancenlos, das trifft sicher nicht nur die Menschen in den Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, von denen derzeit viele als Flüchtlinge zu uns kommen. Allen diesen Ländern ist gemeinsam, dass die Bevölkerung sehr jung – und wie junge Leute nun einmal sind – sehr ambitioniert ist. Doch welche Chancen haben sie, dies in ihrem Leben auch umzusetzen, ihre Talente und Fähigkeiten einzubringen und zu entfalten?
Die Situation der Chancen-Ungleichheit trifft auch auf viele Jugendliche in den Ländern Osteuropas zu – manches haben wir hierzu in einigen Statements zu Lebensgeschichten gehört. Denn: Jung, dynamisch, chancenlos – so lautet in diesem Jahr das Motto der Renovabis Pfingstaktion für die Menschen in den Ländern Osteuropas.
Diese Situation gab es im 19. Jahrhundert bereits einmal in ähnlicher Form in Europa. Und in dieser Zeit haben sich viele heute heilige oder heiligmäßige Menschen auf den Weg gemacht, sich für junge Menschen einzusetzen, die aufgrund ihrer Herkunft chancenlos waren.
Ein solcher Heiliger war Johannes Bosco, der in der damals aufstrebenden Industriemetropole Turin in Italien gelebt hat. Für ihn war es unerträglich, einfach nur wegzuschauen, sondern er hat sich berühren lassen von der Not junger Menschen seiner Zeit.
Hierzu sind auch wir heute aufgerufen: Nicht abzustumpfen bei all den Berichten über Krisen und Nöte weltweit, die täglich über die Nachrichten in unser Leben treten. Jeder von uns ist aufgerufen, sich konkret für die Menschen in den Nöten unserer Zeit einzusetzen.
Doch oft bleiben wir im Alltag an der Frage stehen: Was kann ich da schon tun? Hier können wir einen Blick auf diesen Johannes Bosco werfen und uns ein Stück Beispiel nehmen an dem, wie er sich für die Chancenlosen seiner Zeit eingesetzt hat. Die Geschichte, die wir von Bartolomeo Garelli, einem seiner ersten Jugendlichen, gehört haben, zeigt dies sehr programmatisch.
Don Bosco hat sich zuallererst den jungen Menschen zugeneigt, er hat nicht über sie hinweggesehen,
Diesen Predigtvorschlag gibt es zur eigenen Bearbeitung unter: www.renovabis.de/themenheft
Jungen Menschen etwas zutrauen
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Klavier- und Orgelsatz, Chornoten und Gitarren-griffe auf der Homepage von Renovabis:www.renovabis.de
Außerdem: Gesangs- und Instrumental- Einspielungen im MP3-Format
Kathi Stimmer- Salzeder schenkte der Solidaritäts-aktion Renovabis dieses Lied.
Dass erneuert werde das Antlitz der Erde
Schule + Unterrichtuullllleeee lleeeeeSchuullullSchuSchuAktiv in Pfarrei + VerbandPPPPffffaPPfffffaaAktiv in PPPPPAktiv in PPPPGemeinde und Liturgie
© 2007 MUSIK UND WORT, D-84544 Aschau a. Inn
F-DurDass erneuert werde das Antlitz der Erde
Kathi Stimmer-Salzeder 2007INTRO/ZSF
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* Du, (Gott,) erneuerst das Antlitz der Erde.
Kathi Stimmer- Salzeder schenkte der Solidaritäts-aktion Renovabis dieses Lied
*
© 2007 MUSIK UND WORT, D-84544 Aschau a. Inn
Dass erneuert werde das Antlitz der Erde
*
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Bausteine für die Messfeier am Hohen Pfingstfest
von Pater Reinhard Gesing SDB Direktor des Klosters Benediktbeuern
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Eröffnung
Nun bitten wir den Heiligen Geist GL 348 oder Eine große Stadt ersteht GL 479 oder Gott ruft sein Volk zusammen GL 477
Einführung
Pfingsten ist als der 50. Tag der krönende Abschluss des Osterfestes. Das jüdische Volk gedenkt am Pfingstfest des Bundesschlusses am Sinai und der Übergabe des Dekalogs. Nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte erfolgte am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger und die Besiegelung des neuen Bundes. Es ist die Geburtsstunde der Kirche, die alle Grenzen übersteigt. Froh und dankbar dürfen wir heute das Heilswirken des Herrn feiern und uns selbst mit seinem Geist beschenken lassen. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wissen wir uns zu Pfingsten in besonderer Weise eingeladen, durch unser Gebet und unser Opfer unsere Verbundenheit mit unseren Schwestern und Brüdern im Osten Europas zum Ausdruck zu bringen.
Sonntägliches Taufgedächtnis
Messbuch II, Anhang I, S. 1171–1175;dieser Ritus ersetzt das Allgemeine Schuldbekenntnis.
Hinführung
In früheren Zeiten gab es die Gepflogenheit, dass an Pfingsten diejenigen getauft wurden, die an Ostern verhindert waren. Der letzte Tag des Osterfestkreises lädt uns darum in besonderer Weise ein, dankbar und froh unserer Taufe zu gedenken und uns mit dem geweihten Wasser besprengen zu lassen. Durch die Taufe wurden wir Glied am Leib Christi, der die Kirche ist. Zur Austeilung des Weihwassers:Vidi aquam GL 125 oderIch bin getauft und Gott geweiht GL 491 oder O Seligkeit, getauft zu sein vgl. GL Diözesanteile
Wenn kein Taufgedächtnis gehalten wird:
Allgemeines Schuldbekenntnis
Der Apostel Paulus bezeugt uns, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist (Röm 5,5). Demütig müssen wir bekennen, dass wir dem Geist in unserem Herzen immer wieder mit Widerstand begegnen und daher in der Liebe zu Gott und den Menschen zurückbleiben. Bevor wir das Wort Gottes hören und das eucharistische Mahl feiern, lasst uns unser Herz bereiten, indem wir das Schuldbekenntnis sprechen:
Schuldbekenntnis
Form A: Ich bekenne ... oderForm B: Erbarme dich, Herr unser Gott ...
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Bundesschluss am Sinai. Die Jünger harrten gemäß der Weisung ihres Herrn in der Stadt aus. Sie waren mit Maria, der Mutter Jesu, und den anderen Frauen einmütig zum Gebet versammelt. Dabei vertrauten sie auf die Verheißung des Auferstandenen, der ihnen bei seinem Abschied die Kraft des Heiligen Geistes versprochen und sie als seine Zeugen bis an die Grenzen der Erde gesandt hatte.
Antwortpsalm Ps 104 (103), 1–2.24–25.29–30.31.34 Kehrvers „Sende aus deinen Geist“ GL 312, 2
Zweite Lesung | 1 Kor 12,3b-7.12-13
Für den Apostel Paulus ist der Vergleich mit dem Leib ein wichtiges Bild, um den untereinander zerstrittenen Korinthern vor Augen zu führen, was die Kirche Jesu Christi ist: ein lebendiger Organismus mit vielen Gliedern, die durch den Geist Jesu geeint und zum Dienst aneinander befähigt werden.
Sequenz
Komm herab, o Heilger Geist GL 344 oder Veni Sancte Spiritus GL 343
Ruf vor dem Evangelium
Evangelium | Joh 20, 19-23
Predigt siehe Predigtgedanken, Seite 36
Glaubensbekenntnis
Credo in unum Deum GL 177 oder Das große Glaubensbekenntnis GL 586
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Kyrie
Die KyrieRufe können entfallen, wenn zu Beginn GL 348 gesungen oder das Taufgedächtnis gehalten wurde.
Kyrie-Litanei GL 163,5 oder 165
oder gesprochene Anrufungen mit gesungenen Kyrie Rufen, beispielsweise GL 134:
V: Herr Jesus Christus, am Ostertag bist du in die Mitte deiner Jünger gekommen und hast sie als Gemeinschaft geeint: Kyrie, eleison. A: Kyrie, eleison.
V: Du hast deinen Jüngern den österlichen Frieden zugesprochen und sie als Boten des Friedens ausgesandt: Christe, eleison. A: Christe, eleison.
V: Du hast deine Jünger angehaucht und ihnen als deine Liebesgabe den Heiligen Geist geschenkt. Kyrie, eleison.
A: Kyrie, eleison.
Gloria
Gloria, gloria in excelsis Deo GL 168 oder Auswahl aus GL 166 bis 173
Erste Lesung | Apg 2,1-11
Nur der Evangelist Lukas überliefert in der Apostelgeschichte das Pfingstereignis. In Jerusalem feierten die jüdischen Pilger den
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Fürbitten
P: Christus ist das Haupt der Kirche. Er hat ihr den Heiligen Geist geschenkt, der sie führt und leitet. In Einheit mit ihm rufen wir zu Christus in den Anliegen von Kirche und Welt:
V/A: Sende aus deinen Geist, und erneuere die Welt. oder: KV „Sende aus deinen Geist“ GL 312,2
Durch die Kraft deines Geistes hast du Petrus und die Apostel zum mutigen Zeug-nis befähigt: Erleuchte durch deinen Heiligen Geist Papst Franziskus, unsere Bischöfe und alle, die in der Kirche Verantwortung tragen, für ihren Dienst am Aufbau des Reiches Gottes. Fürbittruf
Du hast die Jünger gesandt, die Frohe Botschaft in die ganze Welt hinauszutragen: Ermutige alle, die du zu Boten des Evangeliums bestellt hast, zum freimütigen Zeugnis für dich und dein Wort. Fürbittruf
Als der Auferstandene bist du in die Mitte deiner Jünger getreten und hast sie als geschwisterliche Gemeinschaft geeint: Belebe in den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften das Verlangen, Trennung und Spaltung zu überwinden. Fürbittruf
Am Ostertag hast du deinen Jüngern den Frieden zugesprochen: Stärke durch deinen Heiligen Geist die Menschen, die sich in Syrien, in der Ukraine und in den vielen Krisengebieten unserer zerrissenen Welt für Versöhnung und Frieden einsetzen. Fürbittruf
Du hast deinen Geist ausgegossen über Männer und Frauen, Junge und Alte, Men-schen aller Völker und Rassen: Festige die Geschwisterlichkeit unter den Menschen und vertiefe unsere Solidarität mit unseren Brüdern und Schwestern in Osteuropa. Fürbittruf
Du hast das Kind in die Mitte gestellt, denn die jungen Menschen liegen dir beson-ders am Herzen: Schenke den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Osten Europas tatkräftige Helfer, die ihre Begabungen erkennen und ihnen Wege in eine gute Zukunft eröffnen. Fürbittruf
Am Pfingsttag hat Petrus dich freimütig als den Auferstandenen bezeugt: Gib unseren Verstorbenen einen Platz beim himmlischen Ostermahl. Fürbittruf
P: Guter Gott und Vater, wie am ersten Pfingsttag Maria und die Jünger zum Gebet versammelt waren, so bitten auch wir um die Gaben deines Geistes für die Kirche und unsere Welt. Schenke uns den Beistand, den dein Sohn uns verheißen hat. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen
Die Bitten können entsprechend der Aufteilung von zwei Vorbetern
vorgetragen werden.
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Einladung zur Kollekte
Wenn wir heute voller Freude den Geburtstag der Kirche feiern dürfen, wollen wir all jene nicht vergessen, die unter Ausgrenzung oder Ungerechtigkeit zu leiden haben. Renovabis, das Osteuropahilfswerk der katholischen Kirche, macht uns in diesem Jahr mit dem Leitwort „Jung, dynamisch, chancenlos?“ besonders aufmerksam auf die Situation der Kinder und Jugendlichen in Mittel, Ost und Südosteuropa. Sie schwanken zwischen Hoffnung und Resignation. Sie hungern nach Bildung und Ausbildung, um sich in ihrer Heimat eine gute Zukunft aufbauen zu können. Dazu sind sie auf unsere Solidarität angewiesen. Vergelt’s Gott für all Ihre Unterstützung!
GabenbereitungAtme in uns, Heiliger Geist GL 346
Sanctus Auswahl aus GL 190 bis 200
Brechung des BrotesAgnus Dei Auswahl aus GL 202 bis 208
Gesang zur KommunionDer Geist des Herrn erfüllt das All GL 347 oder Herr, unser Herr, wie bist du zugegen GL 414
Pfingstlitanei als Gebet nach der Kommunion rechte Spalte
DankgesangDank sei dir, Vater, für das ew’ge Leben GL 484 oder Nun singe Lob, du Christenheit GL 487 oderLasst uns loben, freudig loben GL 489
Feierlicher SchlusssegenMessbuch II, S. 546
Pfingstlitanei
Herr, gieße deinen Geist aus über Jung und Altüber Mann und Frauüber Hoch und Niedrigüber Ost und West
Gieße dein Feuer ausin das Herz der Menschenin den Mund der Menschenin die Augen der Menschenin die Hände der Menschen
Sende deinen Atem niederüber die, die glaubenüber alle, die zweifelnüber alle, die liebenüber alle, die einsam sind
Gieße dein Feuer ausüber die Worte der Menschenüber das Schweigen der Menschenüber die Sprache der Menschenüber die Lieder der Menschen
Sende deinen Atem niederüber alle, die Zukunft bauenüber alle, die das Gute bewahrenüber die, die das Leben schützenüber alle, die Schönheit schaffen
Gieße deinen Geist ausüber die Häuser der Menschenüber die Städte der Menschenüber die Welt der Menschenüber alle Menschen guten Willens
Hier und jetztüber unsgieße deinen Geist aus vo
n F
ran
cis
Cro
mph
out
Die Pfingstlitanei kann von einem
oder auch strophenweise von
bis zu sechs verschiedenen
Sprechern vorgetragen werden; im letzten Fall
könnte die Schlussstrophe
gemeinsam gesprochen
werden.
Die Bausteine für den Gottesdienst haben der Liturgie kommission der
Deutschen Bischofs konferenz vorgelegen; sie wider sprechen nicht
den liturgischen Vor schriften.
Wir danken Landjugendpfarrer Richard Greul und den Salesianerpatres Reinhard Gesing und Stefan Stöhr für die Gottesdienstbausteine und Predigt-impulse zum 7. Ostersonntag und zu Pfingsten 2016. © Renovabis, April 2016
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Die Pfingstbotschaft sagt uns, dass die Kirche nie-mals alt wird, sondern immer jung bleibt, wenn sie nur den Heiligen Geist in sich wirken lässt. Er ist ja ihr fortwährender Lebensspender. Als Kirche, die dem Heiligen Geist ihre Jugend verdankt, müssen wir uns durch eine besondere Liebe zur Ju-gend auszeichnen. Kaum ein anderer Tag im Kirchenjahr ist so gut geeignet, sich dessen bewusst zu werden, wie gerade das Pfingstfest. Renovabis, das Osteuropahilfswerk der deutschen Katholiken, regt uns heute dazu an.
Eure Söhne und Töchter werden Propheten seinPfingsten und Jugend gehören zusammen. Das zeigt uns schon der Pfingstbericht des Evangelisten Lukas in der Apostelgeschichte. Kraftvolle Bilder gebraucht er, um das Wirken des Geistes zu beschreiben, den der erhöhte Herr auf seine Jünger herabsendet: vom Brausen wie bei einem Sturm und von Zungen wie von Feuer ist da die Rede (Apg 2,2). Stürmisch, begeistert, voller Feuer und Leidenschaft sein – das sind Eigenschaften, die wir normalerweise besonders jungen Men-schen zuschreiben. … Der vom Geist völlig verwandelte Apostel Petrus, der im Namen der jungen Kirche zum ersten Mal vor den staunenden Menschen Jerusalems spricht, zitiert die Vision des Propheten, um das Geschehen zu deuten:
„In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgie-ßen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töch-ter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben“ (Apg 2,17; Joel 3,1).
Mit der Ausgießung des Geistes über die junge Kirche am ersten Pfingstfest in Jerusalem hat sich diese Verheißung des Propheten auf wunderbare Weise erfüllt. Und sie erfüllt sich immer neu, wenn ein Kind, ein Jugendlicher oder ein Erwachsener in der Taufe mit dem Geist Gottes begabt wird. … Unser Gott hat in besonderer Weise ein Herz für die Kinder und die Jugendlichen. Er traut ihnen
Junge Kirche sein: Mit und für junge MenschenKurzfassung der Predigtvorlage von Pater Reinhard Gesing SDB
Großes zu, um durch sie sein Heil zu wirken. Junge Menschen haben darum auch eine „prophetische Kraft“. Wer wissen will, wie und wo der Geist wirkt, der muss immer wieder auch auf die Ju-gend schauen.
Wenn nach dem Zeugnis der Hl. Schrift Gott eine Vorliebe für die jungen Menschen hat, muss das auch das Miteinander im neuen Gottesvolk prägen. Allen sind die Geistesgaben geschenkt: Die einen bringen die Erfahrung, die Weisheit und die Geduld des Alters ein; die anderen die Kreativität, die Energie und die Leichtigkeit der Jugend.
Wo ist Raum für die Träume und Visionen der Jugend? Wo kommen sie mit dem Evangelium so in Berührung, dass sie davon wirklich angerührt werden können? Die Willkommenskultur muss sich in wertschätzenden Begegnungen zeigen, aber auch in Räumlichkeiten, Angeboten und Gottesdiensten, wo junge Menschen sich angenommen und angesprochen fühlen. …
Eine Kirche im Geist des Evangeliums muss in besonderer Weise aufmerksam sein für die jungen Menschen am Rande. …
Option für die benachteiligte Jugend Die Solidaritätsaktion Renovabis lenkt heute unseren Blick auch auf die Jugendlichen Mittel, Ost und Südosteuropas. … Viele junge Leute schwan-ken zwischen Hoffnung und Resignation; nicht wenige sehen ihre Zukunft im Westen und „sitzen auf gepackten Koffern“. Das als Frage formulierte Motto der diesjährigen RenovabisAktion: „Jung, dynamisch, chancenlos?“ trifft daher leider nicht selten zu. Aber es schließt sich ja auch gleich der Appell an: „Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!“ …
Vor allem brauchen sie Perspektiven, damit sie mit der Kraft des Heiligen Geistes sein können, wozu sie nach den Worten von Papst Franziskus gerufen sind: „Propheten und Zeugen der Hoffnung“, die für eine gerechtere und friedlichere Welt brennen und sich mit Leidenschaft für sie einsetzen. Amen.
Diesen Predigtvorschlag gibt es vollständig und zur eigenen Bearbeitung unter: www.renovabis.de/themenheft
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Jugendarbeit in der Slowakei
Über den Fußballklub „Domino“ des Salesianerordens berichtet Rolf Bauerdick in Text und Bild aus Bratislava
Ein Verein, der anders ist
Der „SDM Domino“ hat alles, was einen Fußballklub ausmacht. Ein Dutzend Mann
schaften, Sportplätze, Spiel und Trainingspläne, Betreuer, Zu schauer nebst einer passablen FanKultur mit Trikots, Fahnen und Schals in den Vereinsfarben gelb und blau. Dass „Domino“ ein junger Verein ist, ohne die Geschichte eines etablierten Traditionsklubs, verrät das Gründungsjahr 1996 auf dem Vereinswappen. Das Emblem irritiert aus einem weiteren Grund. Auf den
„Domino“Insignien prangt das Konterfei eines Mannes, den Fußballfreunde nicht unbedingt mit der Jagd nach Toren und Punkten verbinden: des Gründers des Salesianerordens und Pioniers der pädagogischen Jugendarbeit – Don Giovanni Bosco. „Ich kenne keinen anderen Fußballverein“, sagt Pater Tibor Reimer mit Freude und Stolz, „der von einem Orden geleitet wird.“
In nur zwanzig Jahren gelang es den Salesianern aus Bratislava, den größten Verein für Jugendfußbal
ler in der slowakischen Hauptstadt aufzubauen. Und das im Stadtteil Trnávka, der früher reichlich verrufen war. Die Bewohner nannten das Viertel am Rande der Stadt „Mexiko“. „Weil es dort wild und gesetzlos zuging“, erinnert sich Pater Tibor.
Grundstein für eine JugendpastoralWo die Menschen Halt und Sicherheit ersehnten, wo billiges Land brach lag, gründeten die Don
Im Stadtteil Trnávka der slowakischen Hauptstadt Bratislava sind die meisten Menschen fußball-verrückt. Mehr als 300 Kinder und Ju-gendliche des Vier-tels haben beim „SDM Domino“ eine Heimat gefunden. Die ständig belegte Sportanlage des Fuß-ballklubs der Salesia-ner ist eine der at-traktivsten der Stadt. Erst kürzlich wurde ein neues Spielfeld eingeweiht.
Ehrenpräsident des „SDM Domino“ ist Pater Dr. Tibor Reimer
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BoscoBrüder Mitte des letzten Jahrhunderts eine Kommunität. Sie legten damit den Grundstein für eine Jugendpastoral, die heute bereits Früchte trägt. Über 300 Kinder und Jugendliche, von den Minikickern bis zur hochklassig spielenden AJugend, haben im „Domino“ eine Heimat gefunden, die weit über den Horizont des grünen Rasens hinausreicht.
Wir kämpfen mit Leib und SeeleBratislava ist eine sportbegeisterte Stadt. Neben dem Eishockey rangiert das Spiel um das runde Leder ganz oben. In sozialistischer Zeit standen den Kickern vierzig Spielplätze zur Verfügung. Heute sind es noch zehn. Die Sportanlagen fielen den explodierenden Grundstückspreisen zum Opfer und mussten Immobilien, Bürokomplexen und Einkaufszentren weichen. Hingegen konnten die Salesianer auf dem klostereigenen Terrain für die wachsende Zahl der jungen Ver
einsmitglieder unlängst einen neuen Spielplatz einweihen. Dass der Rasen mit Weihwasser und Gottes Segen im Rahmen eines Familienfestes mit zweitausend Vereinsfreunden seiner Bestimmung übergeben wurde, unterstreicht das Motto von „Domino“: „Wir kämpfen mit Leib und Seele auf dem Spielfeld und im Leben.“
Benannt wurde der Klub nach dem Jungen Dominikus Savio, der 1842 mit vierzehn Jahren in Turin an Lungentuberkulose starb und 1954 heiliggesprochen wurde. Er galt als Lieblingsschüler Don Boscos, weil er sich durch Mut und Klugheit bei der Schlichtung von Streitereien hervorgetan hatte. Der christliche Hintergrund mag eine Rolle gespielt haben, dass die Startphase von „Domino“ etwas holprig verlief. Als „Priesterverein“ belächelt, wurde der Verein zwar für sein Engagement gelobt, sportlich aber nicht ernst genommen. Das änderte sich, als mit Tibor Reimer 1998 nicht nur ein promovierter Pastoraltheologe und Hochschullehrer, sondern auch ein leidenschaftlicher Freizeitfußballer die Ehrenpräsidentschaft übernahm. Nach seinem Bekunden, „ein Amt ohne Macht, doch mit viel Arbeit“.
1968 in der Tschechoslowakei geboren, war Reimer nach dem Ende des Prager Frühlings und dem Einmarsch der Roten Armee mit seiner Familie in den Westen geflohen, wo er in München aufwuchs und in Rom studierte. Sein Anliegen heute: Jugendlichen in den bunten aber auch diffusen postmodernen Lebensentwürfen Orientierungshilfen zur eigenen Identitätsbildung zu geben. Sprich: „Nicht mehr Konsument, sondern Produzent seines Lebens zu werden.“
Fußball als idealer VermittlerStatistiken zufolge bekennen sich knapp sechzig Prozent der jungen Slowaken zum Katholizismus, nur jeder zehnte Jugendliche kann mit Religion nichts mehr anfangen. Um das Potenzial des ganzheitlich christlichen Menschenbildes zu entfalten, erweist sich für Pater Tibor der Ball als idealer Vermittler. „Es geht ja nicht darum, bloß die sportliche Leistungsfähigkeit zu steigern, sondern jungen Menschen durch eine integrale Erziehung zu helfen, im Leben zu Persönlichkeiten heranzuwachsen. Der Fußball unterstützt die Selbstdisziplin und den individuellen Willen und fördert als Mannschaftssport zugleich Achtsamkeit und Gemeinschaftssinn.“
„Auf dem Platz spielt der Glaube keine Rolle“, sagt Juraj Chribik, seines Zeichens Trainer der AJugendMannschaft. „Auch wenn die Fairness ganz oben steht, so haben wir natürlich auch sportliche Ambitionen.“ Der ehemalige Coach eines slowakischen Zweitligavereins kam 2010 zu „Domino“ und ließ die unselige Mentalität des Heuerns und Feuerns im Fußballgeschäft hinter sich. „In der Slowakei wechseln die Trainer ständig“, so der 38Jährige. „Sponsoren wollen vorzeigbare Ergebnisse. Und zwar sofort. Im Gegensatz zu Deutschland findet
Fan-Kultur im Aufwind: Fahnen-schals und Trikots in den Vereinsfar-ben gelb und blau zeugen vom Zu-sammenhalt. Gerne werden auch Gulasch-Kochwettbewerbe veran-staltet. Diese Spielermutter hat gewonnen.
Als leidenschaftlicher Freizeitfußballer und Ehrenpräsident ist Pater Tibor zwar häufig auf dem Platz. Der Salesianer arbeitet aber auch noch in der Pfarrgemeinde Čierna Voda mit.
„Wir streben Gerechtigkeit und Achtung an“: Dieser Leitspruch steht auf den Trikots der Spieler des „Fußballklubs Domino“.
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hier keine langfristige und geduldige Aufbau und Jugendarbeit statt.“ Das bestätigt auch Tomáš Sykora, der 18jährige Spielführer der AJugend. „Ich bin kein Katholik, aber ‚Domino‘ unterscheidet sich wirklich von anderen Vereinen. Die Trainer sind kompetent, menschlich und freundlich, und der Zusammenhalt ist klasse. Auch ohne Leistungsdruck. Woanders wird auf den Plätzen ständig gemeckert und herumgeschrien.“
„Domino“ zieht Kinder aus der ganzen Stadt an„Domino“ hat sich zu einem attraktiven Verein entwickelt. Längst zieht es Jungen und Mädchen aus allen Stadtteilen Bratislavas zu den Salesianern. „Was die fußballerische Entwicklung ihrer Kinder angeht, da sind manche Eltern extrem ehrgeizig“, sagen Lucia und Marian Haverlik. „Das ist hier anders.“ Das Ehepaar lebt mit seinen drei Kindern in Čierna Voda östlich von Bratislava. Gewiss wäre es einfacher, ihren Sohn Michal zu einem nähergelegenen Klub zu schicken. Doch gemeinsam mit anderen Familien teilen sich die Haverliks die langen Anfahrten. „Unser Junge soll Freude am Spiel haben“, sagen sie, während der siebenjährige Lockenkopf mit seinen Freunden dem Ball nachjagt. „Wir wollen ein zufriedenes Kind und keinen neuen Lionel Messi.“
Wir kämpfen fair, aber wir sind keine Lämmer Tomáš Sykora, 18 Jahre, Spielführer der A-Jugend des
Fußballvereins „Domino“ in Bratislava
»Viele Jahre habe ich in der Jugendabteilung des slowa-
kischen Erstliga-Vereins ‚Slovan Bratislava‘ gespielt. Das
tägliche Training war bereits semi-professionell, und das
Ziel des Berufsfußballers schien mir äußerst attraktiv. Ein
Traum, wie für viele Jungen. Allerdings wurde die Konkur-
renz unter den Spielern immer stärker: Oft saß ich nur auf
der Ersatzbank, bis mich der erfahrene Trainer Juraj Chri-
bik ansprach und zu einem Vereinswechsel zum ‚SDM Do-
mino‘ überredete. Ich habe diesen Schritt nie bereut. Als
Kapitän der A-Jugend spiele ich in der zentralen Innen-
verteidigung und habe mehr Freude am Fußball als früher,
zumal wir hochklassig spielen, allerdings ohne den ständi-
gen Leistungsdruck.
Meine Familie ist nicht
religiös. Dass der Verein
1998 von den Ordensleu-
ten der Salesianer ge-
gründet wurde und gelei-
tet wird, habe ich erst
Monate später erfahren.
‚Domino‘ unterscheidet
sich von anderen Verei-
nen. Das fällt mir als
Nicht-Katholik wirklich
auf. Viele hundert Kinder
und Jugendliche haben
hier einfach Spaß am
Fußballspiel. Die Trainer
sind kompetent, menschlich und freundlich, und der Zu-
sammenhalt in meiner Mannschaft ist einfach klasse. Das
findet man woanders nicht. Da wird auf den Plätzen ständig
gemeckert und herumgeschrien. Bei uns stehen die Regeln
der Fairness ganz obenan, was nicht heißt, dass wir keine
sportlichen Ambitionen hätten. Natürlich wollen wir mit
Trainer Juraj vorwärts kommen. Wir kämpfen, und wir
wollen gewinnen. Schließlich sind wir Fußballer und keine
Lämmer.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick
Als leidenschaftlicher Freizeitfußballer und Ehrenpräsident ist Pater Tibor zwar häufig auf dem Platz. Der Salesianer arbeitet aber auch noch in der Pfarrgemeinde Čierna Voda mit.
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Nummer 18 | Renovabis-Aktionsplakat 2016 mit Schülerin Petra, sw-Raster
Sie können während der Osterzeit und zum Pfingstfest
• Ihren Pfarrbrief / Ihre Gottesdienstordnung
• Ihre Verbandsmitteilung mit diesen Renovabis-Druck- und Kopiervorlagen selber gestalten.
Grafische Elemente und Textbausteine
farbig Nummer 1
Wenn Sie einzelne grafische Elemente für Ihre Druck sachen nutzen wollen, dann laden Sie diese einfach aus dem Internet herunter: www.renovabis.de/pfingstaktion-bewerben
Natürlich können Sie die Vignetten auch ausschneiden und in Ihre Kopiervorlage montieren. C
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Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!
Pfingstkollekte am 15. Mai 2016
www.renovabis.de
Jung, dynamisch, chancenlos? Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!
„Es ist atemberaubend zu sehen, wie die Generationengerechtigkeit zu Lasten der Jugend auf der Strecke bleibt, wenn etwa Investitionen in Bildung und Familie ständig hinter anderen Interessen zurückbleiben“, sagt der RenovabisTrägerkreisvorsitzende, Erzbischof Heiner Koch. Angesichts dessen sei es das gute Recht der Jugend, unzufrieden mit dem Bestehenden zu sein. Besorgniserregend werde es allerdings dann, wenn die
Sie sind jung, motiviert, aber oft auch ziemlich ratlos, was ihre Zukunft angeht, denn ihre Heimatländer bieten ihnen kaum Perspektiven. Viele Jugendliche und junge Erwachsene im Osten Europas kehren ih-rem Land deshalb den Rücken. Korruption, Arbeits-
losigkeit, Armut und die damit einhergehende Chan-cenlosigkeit sind nur einige der Gründe, warum sie dort keine Zukunft mehr sehen. In diesem Jahr ste-hen diese Jugendlichen und ihre Hoffnungen und Sorgen im Blickpunkt der Renovabis-Pfingstaktion.
Jugend im Osten Europas kaum mehr Hoffnung auf einen tatsächlichen Wandel habe. „Für Renovabis gilt es, mit den Kirchen und anderen Akteuren vor Ort bessere Voraussetzungen für eine Zukunft der Jugend in ihrer Heimat zu schaffen. Dazu gehört die Stärkung der Familien ebenso wie der Ausbau der Bildungsarbeit und der Einsatz für mehr Chancengleichheit.“ „Die aktuellen Entwicklungen sind
eine große Herausforderung“, betont auch der Leiter von Renovabis, Dr. Gerhard Albert. Es sei wichtig, die zuständigen Regierungen und Politiker nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Nicht nur für die Jugendlichen sei die Situation oft dramatisch, so Albert, „denn die anhaltende Abwanderung junger Leute stellt auch für die Entwicklung der osteuropäischen Staaten eine echte Bedrohung dar“.
www.renovabis.de
Nummer 30 | Text „Renovabis-Leitwort 2016“
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Nummer 20 | „Tafel Aktions-Leitwort quer“, sw-Raster farbig Nummer 19
Nummer 17 | „Leitwort im Rahmen quer“, sw farbig Nummer 14Nummer 25 | „Tafel stehend“, sw-Raster farbig Nummer 26
Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!
… für junge Leute im Osten Europas, damit sie zuhause
Perspektiven sehen!
Spenden Sie
LIGA Bank eGIBAN DE24 7509 0300 0002 2117 77
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enov
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.de
www.renovabis.de
Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!
Nummer 33 | Text „23 Jahre – 22.000 Projekte“
Knapp 22.000 Projekte für 665 Millionen Euro
Renovabis unterstützt seine Partner in 29 Ländern des früheren kommunistischen Machtbe reichs im östlichen Teil Europas bei der kirchlichpastoralen, sozialkaritativen und zivilgesell schaftlichen Erneuerung. In den 23 Jahren seines Bestehens half Renovabis bei der Verwirk lichung von knapp 22.000 Projekten mit einem Gesamtvolumen von gut 665 Millionen Euro. www.renovabis.de
Nummer 32 | „pfingsten.de“
Auf dieser Webseite bietet Re novabis Verschiedenes zum Thema Pfingsten an: Bilder, Gebete, Texte, Predigtimpulse und Materialien für die Arbeit in der Gemeinde. Schauen Sie doch ’mal vorbei!
www.pfingsten.de
Nummer 21 | „Button Pfingstkollekte“, sw-Raster farbig Nummer 10
Pfingstkollekte
am 15. Mai 2016
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w.renovabis.de • Solidarisch mit den M
ensche
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Ost
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urop
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Spendentüten mit
Überweisungsträgern
sind in der Kirche
erhältlich.
Nummer 8 | „Spendenaufruf quer groß“, sw vierfarbig Nummer 23
Spenden Sie
Pax-Bank eGIBAN DE17 3706 0193 3008 8880 18
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und das Antlitz der Erde
wird neu.
www.renovabis.de
Nummer 22 | „Renovabis-Taube“, sw farbig Nummer 9
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Welche Brücken können Jugendliche in Europa zwischen Ost und West für eine hoffnungsvolle Zukunft bauen?Wie können West und Ost tatsächlich zusammen-wachsen und was können Jugendliche aktiv dazu beitragen? Dieses Zusammenwachsen ist elementar, damit nicht mehr nur Unterschiede festgestellt wer-den, sondern Europa endlich als Gesamtes gesehen werden kann. Dazu braucht der Osten die Unter-stützung des Westens, aber auch der Westen kann viel vom Osten lernen.
Papst Franziskus rief den Jugendlichen 2015 in Sarajevo zu:
Bausteine für den fächerverknüpfenden Unterricht der Jahrgangsstufen 9 bis 12 der Fächer Religion, Ethik, Sozialkunde und Geschichte von Corinna Roth, Lehrerin
am Internationalen Jesuiten-Kolleg St. Blasien
„Ihr habt eine wichtige Berufung: niemals Mauern zu bauen, sondern nur Brücken!“
www.renovabis.de
Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!Pfingstkollekte am 15. Mai 2016
Foto
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Mostar
Die Studie zur Situation Jugendlicher in Südosteuropa der FriedrichEbertStiftung vom Juli 2015 nennt folgende Punkte:
Unzufriedenheit mit der Demokratie wenig Toleranz gegenüber … geringe Bereitschaft zu politischem Engagement Arbeitslosigkeit prekäre Arbeitsverhältnisse Armut enttäuscht von der EU
Situ
atio
n
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Im Folgenden wird ein Lernzirkel vorgestellt, dessen einzelne Schritte und Materialien sich für verschiedene Klassenstufen gut variieren lassen,
bzw. auch im Unterricht einsetzen lassen, wenn man keinen Lernzirkel machen möchte. Dabei soll das Motiv des Brü-ckenbauens im Vordergrund stehen. Daher werden an jeder Station neue Steine hinzugefügt.
Der Besuch beim Weltjugendtag in Krakau und das Heilige Jahr der
Barmherzigkeit sind der Ausgangspunkt, bei dem das Interesse für den Osten Europas und eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Glauben geweckt wird.
Anschließend folgt eine Reise von Westeuropa in den Osten Europas, die einer Abenteuerreise gleichkommt, weil Jugendliche in Westeuropa in der Regel sehr wenig über den Osten wissen, weil das Interesse eher in Richtung USA oder auch China ausgerichtet ist.
Lösu
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Initiativen am Arbeitsmarkt und im Bildungswesen
Einbeziehung Jugendlicher in politische Prozesse, besonders auf kommunaler Ebene
Förderung der Mobilität
Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen Bayern
Leben in der Einen Welt – Konziliarer Prozess
Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung
Werte und Normen – christliche Ethik
Kirche – Staat – Gesellschaft
Gerechtigkeit – Lebensprinzip der Gesellschaft
Mensch sein – Mensch werden
Kirche, Kirchen und das Werk Gottes
Jesus Christus
Inhaltsfeld 1: Menschsein in Freiheit und Verantwortung
Inhaltsfeld 4: Jesus, der Christus.Jesu Wirken als Zeichen des angebrochenen Gottesreiches und dessen Bedeutung für unsere Zeit
Inhaltsfeld 5: Kirche als Nachfolgegemeinschaft.Wo übernimmt Kirche soziale Verantwortung in der Gesellschaft
Inhaltsfeld 1: Der Mensch aus christlicher Perspektive
Inhaltsfeld 3: Das Zeugnis vom Zuspruch und Anspruch Jesu Christi
Inhaltsfeld 4: Kirche in ihrem Anspruch und Auftrag
Inhaltsfeld 5: Verantwortliches Handeln aus christlicher Motivation
K 9.1 Exodus, Dekalog und Propheten: Gott schenkt Freiheit und fordert Gerechtigkeit
K 9.3 Kirche und die Zeichen der Zeit: Bedrängnis, Aufbruch und Bewahrung
Jahrgangsstufe 10
K 10.1 Gewissen konkret: Verantwortung für das Leben übernehmen
K 10.3 Jesus, der Christus: „Eckstein“ unseres Glaubens
K 11.1 Zwischen Vielfalt und Entscheidung: Religion in der offenen Gesellschaft
K 11.4 Der Mensch im Horizont des Gottesglaubens: christliches Menschenbild
K 12.1/ 2 Ethische Kompetenz aus christlicher Sicht: Orientierung im Wertepluralismus bzw. aktuelle Herausforderungen
K 12. 3 Dimensionen der Zukunft – Gestaltungsauftrag für die Gegenwart
Bezüge dieser Bausteine zu Lehrplan-Themen des Fachs Katholische Religionslehre und im Rahmen des
fächerübergreifenden Unterrichts mit den Fächern Ethik, Sozialkunde und Geschichte
Jahrgangsstufe 9Jahrgangsstufen 9 und 10
Jahrgangsstufen 11 und 12
Um
setz
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Die diesjährige Autorin der Unter-richtsbausteine stammt aus Stuttgart. Die heute 38-jährige Studienrätin hat in Tübingen und London studiert. Nach dem Referendariat war Corinna Roth zunächst einige Jahre in der baden-
württembergischen Landeshauptstadt an einem Gymna-sium tätig und unterrichtet nun seit sieben Jahren am Internationalen Jesuitengymnasium Kolleg St. Blasien die Fächer Englisch und Katholische Religionslehre.
44
Mostar
Ein Lernzirkel ist eine offene Form des Unterrichts, die durch ein „Lernen an Stationen“ charakterisiert wird. Das Grundprinzip besteht darin, dass ein Themenbereich so aufbereitet wird, dass dabei in sich geschlossene kurze Einheiten entstehen (Stationen). Diese werden von den Schülern mit den zur Verfügung gestellten Impulsen und Materialien selbstständig erarbeitet.
Bei dem vorliegenden Lernzirkel handelt es sich um einen sogenannten „geschlossenen Lernzirkel“, bei dem die Schüler an der ersten Station beginnen und die anschließenden Stationen der Reihe nach bearbeiten.
An den einzelnen Stationen sammeln die Schüler Bausteine zum Bau eigener Brücken nach Osteuropa. Diese Bausteine bilden jeweils den Abschluss der einzelnen Stationen. Die Schüler sollen sich dabei nach Bearbeitung der Aufgaben an den einzelnen Stationen kurze Notizen machen, die das Erarbeitete zusammenfassen.
Diese alte Straßenbrücke aus der Vor-kriegszeit ist inzwischen abgerissen
worden. Es gibt aktuell das Projekt, am Dreiländereck bei Zittau eine neue
kreisförmige Brücke über die Neiße zu bauen. Die Brücke soll Polen, Tschechien
und Deutschland verbinden. Bisher wurde das Vorhaben aber noch nicht
realisiert. Das Bild zeigt Teilnehmer des Projektes „Dancing on borders 2013“.
Es wurde 2012 bei einer gemeinsamen Grenzwanderung aufgenommen. „Dancing on borders“ ist eine einwöchige internationale
Studienfahrt von Schülerinnen und Schülern aus Jesuitengymnasien in Deutschland, Polen und seit 2012 auch aus Litauen. Die Fahrt beginnt in Berlin und endet in Warschau.
Das Projekt wird seit 2011 jedes Jahr durchgeführt und von Renovabis unterstützt.
... reflektieren ihre eigene Lebens-welt und erarbeiten deren Leitbilder des 21. Jahrhunderts
... erwerben Wissen zu Land und Leuten Osteuropas
... erfahren Gründe, und ent-wickeln Verständnis, wie Bio-grafien in diesen Ländern ge-prägt werden und setzen dies in Beziehung zu ihrer eigenen Lebenswelt
... erkennen, welche Formen von Armut im 21. Jahrhundert auf-treten
... erkennen Möglichkeiten der Hilfe aus dem Glauben in
der jeweiligen Lebens situation... lernen wesentliche Merkmale
der Reich-Gottes-Botschaft kennen, sowie deren Hoff-nungspotenzial und wie diese Basis einer besseren Zukunft Europas sein kann
... erwerben Wissen zu interna-tionalen Projekten, die politi-sches Engagement, Austausch Jugendlicher und Hilfsprogram-me in Europa zum Ziel haben
... erweitern Kompetenzen im Umgang mit Texten und team-orientiertem Lernen
Die Schülerinnen und Schüler . . .
Weitere Vorüberlegungen
Lern
zirk
elM
otiv
des
Brü
cken
baus
Abs
chlu
ssim
puls
Die Kompetenzerwartungen an die Lernenden
Nach Abschluss der Bearbeitung der einzelnen Stationen sollen sie dann in den Gruppen, in denen sie die Stationen bearbeitet haben, mit Hilfe dieser Notizen gemeinsam überlegen, was sie konkret tun könnten, um Brücken
in den Osten Europas zu bauen. Im Anschluss an diese Reflexion setzen sie ihre Ideen praktisch und konkret um. Am Ende der Stationen werden Bausteine gesammelt.
Vorbild für eine solche Konkre tion könnte eine Brückenerfahrung mit einer länderübergreifenden Exkursion oder einem Brückenbauprojekt zur Verbindung zweier Ufer sein…; siehe auch nebenstehende Initiative „Dancing on borders“ mit Bild!
Die Schüler können diese Idee, bzw. die „Machbarkeitsstudie“, als Impuls nutzen und überlegen, wie eine solche „Brücke“ als Verbindung gebaut werden kann. Somit bekommt das Motiv des „Brückenbaus in den Osten“ dann ein konkretes Gesicht.
Es ist auch möglich, daraus eine Art Wettbewerb für die Schüler zu machen.
Foto
: Rot
h
45
„Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.“ (Mt 5,7)
Was bedeutet dieses Motto des Weltjugendtages im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit denn eigentlich?Erarbeitung mit Hilfe des Beispiels vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37):• Warum erzählt Jesus dieses Gleich
nis?• Was ist das besondersHerausra
gende an dieser Erzählung?• WaslernenwirdabeiüberBarm
herzigkeit?• Welche Handlungsimpulse bietet
uns diese Erzählung vom barmherzigen Samariter für unser eigenes Leben?
Barmherzigkeit: Das Herz öffnen für fremde Not und helfende Anteilnahme.
Station 1
Erbarmen: Anteilnahme am Leid oder der Not anderer, verbunden mit dem Drang, ihnen zu helfen oder sie zu trösten.
Weiterführende Lektüre: Walter Kasper: Empathie und Compassion als neuer Zugang, in: Das Hei lige Jahr – Barmherzig wie der Vater. Arbeitshilfe 278, Hg.: Deutsche Bischofskonferenz, Bonn 2015, S. 22–25.
Diese Arbeitshilfe bietet Informationen und Anregungen zur vertiefenden praktischen Arbeit zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Sie kann auf der Website der Deutschen Bischofskonferenz unter www.dbk.de heruntergeladen und auch bestellt werden.
An dieser Station werden erste Bau-steine zum Brückenbauen gesammelt für Antworten auf die Fragen:• WasbedeutetBarmherzigkeit?• Wie können wir Erbarmen fin-
den?
„Weltjugendtag in Krakau“ und „Barmherzigkeit“
Was erwartet Jugendliche in Polen?
Erstellen eines Länderprofils mit Hilfe der Länderinformation zu Polen (Renovabis)
Link auf die offizielle deutsche Website zum Weltjugendtag in Krakau: www.wjt.de
Auf
gabe
2
Auf
gabe
1
Die eigene Lebens- welt und -situation reflektieren
Was bringen wir mit, wenn wir eine Brücke in den Osten bauen?• VorwelchenHerausforderungen
steht unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert?
Station 2
• WelcheZukunftsperspektiven/wünsche/ ängste haben wir?
• WasprägtunserenAlltag?• WelcheWandlungsprozesseerle
ben wir und wie prägen diese unsere Denkweise, Strukturen, Hoffnung, Bildung, Chancen, Begegnungen, Werte, Netzwerke, unseren Glauben …?
Reflexion der eigenen Lebenswelt und -situation
Auf
gabe
1
Jugendliche aus West- und Osteuropa treffen sich beim Weltjugendtag in Krakau in diesem Sommer (26. bis 31. Juli 2016). Dort können sie einander kennen lernen, Freundschaften schließen und gemeinsam ihren Glauben feiern.
M1 Hinweis auf die Renovabis-Website mit den Länderprojekten: www.renovabis.de/ laender-projekte/laenderinformationen/polen
Mit M1 bis M9b sind die Arbeitsmaterialien für den Unterricht bezeichnet. Es gibt sie als Einzel-folien/PDF-Dokumente: www.renovabis.de/themenheft. Dort ist auch der gesamte Unter-richtsverlauf dokumentiert.
Eine Veranstaltung wie der Weltjugendtag bietet für Jugendliche aus Westeuropa eine gute Gelegenheit, Jugendliche aus dem Osten Europas kennen zu lernen, Freundschaft mit ihnen zu schließen und mehr über ihre Lebenswelt zu erfahren. Des Weiteren bietet sich eine Reise in diese „fremde Welt“ an, um Begegnungen zu erleben und Brücken in den Osten Europas zu bauen.
Hier bietet sich an, die Schüler eine mindmap gestalten zu lassen:
M2 mindmap: der Mensch im 21. Jahrhundert
Hier beginnt der Lernzirkel mit acht Stationen
46
Mostar
Lektüre hierzu: Miklós Tomka: I ndividualismus, Wertewandel, Erlebnisgesellschaft. Konvergierende Trends in der Soziologie, in: Conci
lium, Internationale Zeitschrift für Theologie, 35. Jg., Heft 4, Mainz 1999, S. 423–432.
Was kennzeichnet unser Leben als mo-derne Menschen im 21. Jahrhundert?
Die gesammelten Beispiele auswerten: • Wie sieht sich der moderne
Mensch selbst?• Welche Werte stehen im Mittel
punkt?• Welche Rolle spielen Glück und
Sinn?• WiefreiistderMenschundwel
chen Zwängen und Spannungen ist er ausgesetzt?
Weitere Bausteine für die Brücke:• Wasbringenwiralsomit?
Auf
gabe
2
M3a–d
Zusammenfassung des Aufsatzes von
Miklós Tomka als Impuls
renovabis.de/laenderprojekte) und markieren diese Länder auf der M4 Landkarte. Die Karte kann man auch bestellen: Nr. 7 424 1116; EMail: renovabis@eineweltmvg.de
Station 3 Was sollten wir über den Osten Europas wissen?
Was sollten wir über den Osten Europas wissen?
In kleinen Gruppen erarbeiten die Schüler Länderprofile mit
Hilfe der Länderinformationen auf der Website von Renovabis (www.
Auf
gabe
Wenn man Menschen in einem fremden Land kennen lernen möchte, bereitet man sich am besten darauf vor, wohin man reist und wie die Menschen dort leben.
ww
w.r
enov
abis
.de
Materialien für den
Schulunterricht
M5
Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!
Land Hauptstadt Regierung Besonderheiten Religion Interview / Porträt
Weißrussland
Bosnien und Herzegowina
Makedonien
Kosovo
Slowakei
Länderprofile in Stichworten
Station 4 Menschen aus Osteuropa erzählen
Wen treffen wir in diesen Ländern? Was können uns unsere Gastgeber über ihr Leben, ihr Land und ihre Umgebung erzählen?
Mithilfe ausgewählter Interviews erarbeiten die Schüler in ihren Gruppen, wie die Menschen in den Ländern leben,
Auf
gabe
1
zu denen sie zuvor Profile erstellt haben. Sie machen sich Notizen in der letzten Spalte ihrer Aufzeichnungen aus der dritten Station.
Wie leben Menschen im Osten Europas?
M6a–f Porträts von Menschen aus Mittel-, Ost-
und Südosteuropa
Die Ergebnisse halten sie in einer Tabelle M5 fest.
Bausteine für die Brücke: • WasbringenMenschenausdem
Osten Europas mit?
Wenn die kleine Bühne plötzlich groß wirdTrajce Georgiev aus Strumica, 15 Jahre, Finalist des
Gesangwettbewerbs „The Voice“
»Ich habe immer gesungen. Das liegt in der Familie, denn
viele meiner Verwandten sind von Beruf Musiker. Aufgeregt
war ich beim Singen in der Öffentlichkeit nie, bis mich
meine Schwester Nevenka 2014 zu der Castingshow „The
Voice“ in Belgrad angemeldet hat. Bei dem Wettbewerb mit
vielen tausend Bewerbern kam ich in die Auswahl der letz-
ten 150 Kandidaten. Fünfzehn Mal musste ich im Fernse-
hen auftreten. Anfangs hatte ich vor Lampenfieber ziemli-
che Angst und war so nervös, dass ich gezittert habe. Aber
ich kam immer eine Runde weiter und stand plötzlich im
Finale. Aber vor jeder Show wurde ich ruhiger und gelasse-
ner. Die Mitarbeiter
beim Fernsehen wa-
ren total freundlich
und hilfsbereit. Au-
ßerdem habe ich
Pfarrer Kostov aus
meiner griechisch-
katholischen Ge-
meinde immer um
Rat gefragt und gebetet. Für mich ist es sehr wichtig, bei
dem, was ich tue, um Gottes Segen zu bitten.
Einerseits ist es schön, bekannt zu sein. Aber seit ich den
zweiten Platz gewonnen habe, kann ich nicht mehr einfach
mit meinen Freunden durch die Stadt laufen, weil die Mäd-
chen loskreischen und mit mir fotografiert werden wollen.
Auch die vielen E-Mails und Facebook-Anfragen kann ich
nicht beantworten. Aber ich möchte weiterhin singen. Dazu
brauche ich nun ein gutes Management. Ich bin sicher, mit
meinem Glauben, meiner Familie und den Freunden fällt es
mir leicht, normal und natürlich zu bleiben. Ich mag zwar
die Bühne der Pop-Musik, aber ebenso gern singe ich in
der Kirche. Pfarrer Kostov hat mir erzählt, den Text meines
Lieblingsliedes hätte Papst Johannes Paul II. geschrieben.
Es heißt: O Gott, hast du mich gerufen?« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick
Wir leben doch alle in derselben Welt …
In ihren Gruppen tauschen sich die Schüler über das Erarbeitete aus und vergleichen
dies mit ihren Ergebnissen aus Station 2.• Washabenwirgemeinsam?• WasunterscheidetunsereLebens
welten?• Was würden die Menschen aus
den Interviews in die mindmap schreiben?
Anschließend erweitern die Schüler ihre mindmap, indem sie in einer anderen Farbe ihre Erkenntnisse dazu schreiben.
Zum Lesen und Vorlesen: Porträts von … Trajce Georgiev aus Makedonien,
Finalist des Gesangswettbewerbs „The Voice“, rechts abgedruckt
Eva Kapetanović, Studentin aus Bosnien und Herzegowina
Jezuit Abazi, Jurastudent aus dem Kosovo, in diesem Themenheft auf Seite 8
Tomáš Sykora, Spielführer des Fußballvereins „Domino“ im slowakischen Bratislava
Bruder Andrei Zhylevitch vom Kapuzinerorden, CaritasDirektor der Diözese MinskMogilev in Weißrussland
Nicht vergessen:Bausteine für die Brücke sammeln zur Fragestellung:• Was bringen diese Menschen
noch mit?
47
Auf
gabe
2
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enov
abis
.de
Materialien für den
Schulunterricht
M5
Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven!
Land Hauptstadt Regierung Besonderheiten Religion Interview / Porträt
Weißrussland
Bosnien und Herzegowina
Makedonien
Kosovo
Slowakei
Länderprofile in Stichworten
M6a
M6b
M6c
M6d
M6e+f
auch interessant: Report auf Seite 20
48
Mostar
Welche Hoffnung haben diese Menschen trotz allem?
In einem weiteren Schritt finden die Schüler Beispiele dafür, was diesen Menschen Hoffnung und Kraft gibt und sie nicht aufgeben lässt.
• Welche besondereRolle spielenderGlaubeunddieKirche hierbei?
• WaskönnenwirimWestendarauslernen?
Bausteine für die Brücke:• BausteinederArmutundderHoffnung
Station 5 Die Armut im 21. Jahrhundert bekommt ein Gesicht – hat viele Gesichter
Was kann Armut alles bedeuten?
Die Schüler suchen in den Interviews nach konkreten Beispielen, wie die Armut dieser Menschen ihren Alltag prägt und beschneidet. Was gibt diesen Menschen den Impuls und den Mut zu Flucht
und Neubeginn?
z.B. Stress, Mangel an Möglichkeiten, finanzielle Not, soziale Ausgrenzung, Angst, Kälte, Einsamkeit, Perspektivlosigkeit …
Auf
gabe
2
Auf
gabe
1
Eine wesentliche Erkenntnis bei der Auseinandersetzung mit dem authentischen Material der Interviews ist die Tatsache, in welcher Armut und existenziellen Not diese Menschen leben müssen.
Hintergrund-informationen
Die Schüler erarbeiten, wie die politische, soziokulturelle, öko nomische und religiöse Situa
tion zur Zeit Jesu geprägt war, und vergleichen diese mit der Gegenwart.
Station 6
Was können wir tun, um Europa mit dem Reich Gottes verträg-lich zu machen?
In diesem Schritt werden alle bisher erarbeiteten Ergebnisse zusammengetragen…… ausgehend von der Lektüre eines Textes von Urs Eigenmann M8 :Wann ist eine Gesellschaft mit dem Reich Gottes verträglich?, in: RIK – Religion in der Kursstufe – „Gerechtigkeit – Lebensprinzip der Gesellschaft“, Freiburg 2010.
Bausteine für die Brücke: • Reich-Gottes-Botschaft – Was
macht Europa mit dem Reich Gottes verträglich?
Glaubenserfahrungen – Was finden wir dazu in der Bibel?
Was erzählt Jesus den Menschen vom Reich Gottes?
Mit Hilfe der angegebenen Stellen aus dem NT erarbeiten die Schüler wesentliche Merkmale der ReichGottesBotschaft:Mk 1, 1415; Lk 4, 1621; Lk 15, 1132; Mt 5, 2126; Lk 14, 1524; Mk 4, 3032; Lk 19, 110; Mt 5, 311; Mt 8, 14; Mt 6, 2524; Joh 8, 111; Lk 9, 5762; Mt 10.33• Was erzählt Jesus den Menschen
vom Reich Gottes?• Wie macht er ihnen Hoffnung?• Welche Hoffnung macht diese Bot
schaft den Menschen heute noch?• Welchen Handlungsimpuls kön
nen wir erkennen?• Welche Visionen können wir ent wickeln?
Auf
gabe
2
Auf
gabe
3
Auf
gabe
1
Das Neue Testament berichtet von vielen Situationen, in denen Jesus den Menschen vom Reich Gottes erzählt, um sie zu sensibilisieren, ihr eigenes Verhalten zu Gunsten der sozial Benachteiligten und Leidenden zu verändern, damit ein Zusammenleben auf der Basis von Gerechtigkeit und Freiheit, Liebe und Gnade stattfinden kann.
M7a–f Materialien für die Textarbeit: Günther
Peterneks Informationen zum Hintergrund der
Reich-Gottes-Botschaft Jesu
49
• Wie sehe ich im Vergleich dazumeine eigene Lebenswelt?
• Washabenwirgemeinsam?• Wasnehmeichmit?• Was kann ich tun, um Europas
Zukunft mitzugestalten?
Station 7
Begleitend dazu kann der Song “If everyone cared“ von Nickleback eingesetzt werden: Songtext M9a+b.
Bausteine für die Brücke: • Was sind meine neuen Bausteine?
Reflexion
An dieser Stelle reflektieren die Schüler, was sie bisher erarbeitet haben, und vergleichen dies mit Hilfe der folgenden Fragen mit ihrer eigenen Lebenswelt. Zu jeder Frage
machen sie sich Notizen:• Washabe ichüberdieLänder in
Osteuropa alles erfahren?
Auf
gabe
www.youtube.com/ watch?v=WOwJSpt2m_w
Station 8 Welche Brücken können wir
zwischen West- und Ost europa bauen?
Die Schüler recherchieren auf diesen Seiten, was die einzelnen Organisationen leisten und wie sie sich dabei auch selbst engagieren können. Dabei erarbeiten sie auch, welche eigenen Erfahrungen, die sie im Westen gemacht
haben, dabei eingebracht werden können. www.jugendfuereuropa.de www.jugendinaktion.de www.jugendpolitikineuropa.de www.djo.de www.bpb.de/apuz/jugendineuropa www.bdkj.de/goeast
Bausteine für Eure Brücke:
Auf
gabe
Auf den folgenden Internetseiten fin-den die Schüler Informationen über Projekte, die das Ziel verfolgen, Ju-gendliche in Europa zusammen zu bringen und besonders den internatio-nalen Austausch und politisches Enga-gement junger Menschen zu fördern.
Wenn jeder sich nur nach seiner Laune richtet, gibt es keine GemeinschaftMartej Hrobon, 18 Jahre, Schüler aus Bratislava,
engagiert sich in der Jugendarbeit
»Ehrlich gesagt fand ich als Kind die
griechisch-katholischen Messfeiern an
den Sonntagen immer langweilig. Das
Herumsitzen war mir eine Qual. Ich war
dreizehn, als ich erstmals einen Gottes-
dienst in der Kirche der Salesianerpater
im Stadtteil Trnávka besuchte. Hier wa-
ren die Messen für Kinder spannend.
Die lebendige Art, wie Pater Tibor pre-
digte, und die Alltagsgeschichten, mit denen er uns den Glau-
ben nahebrachte, haben mir so gut gefallen, dass ich regelmä-
ßig an den Gruppennachmittagen für Kinder teilnahm. Heute
leite ich selber eine Gruppe. Sicher gibt es Tage, an denen ich
keine Lust habe, aber wenn sich jeder nur nach seinen Launen
richtet, kann keine Gemeinschaft entstehen.
In diesem Jahr werde ich mein Abitur ablegen. Zwar lese ich lei-
denschaftlich gern Fantasy- und Detektivgeschichten, aber
meine Stärken liegen ganz klar in Mathematik, Physik und Infor-
matik. Mein Interesse ist jedoch nicht theoretischer, sondern
praktischer Art. Ich beschäftige mich intensiv mit den Funktio-
nen und Einsatzmöglichkeiten von Robotern. Industrieroboter
zu programmieren, um technische Abläufe zu vereinfachen, das
ist mein Berufsziel. Zum Glück werden die nötigen Fächer an der
Universität in Bratislava angeboten. Da lassen sich das Studium
und die Mitarbeit in der Gemeinde zusammen bringen.« protokolliert und fotografiert von Rolf Bauerdick
• Was leisten diese Organisationen?• Was kann ich selbst beitragen?• Was wird am dringendsten benötigt?• Welche Bausteine wollen wir noch hinzufügen?• Wie kann diese Brücke stabil gemacht werden?
5050
Auf einen Zug – Anpassung und Ausbruch: Jugend in Osteuropa Themenheft Osteuropa 11-12/2013
Matthias Schwartz, Heike Winkel, Manfred Sapper, Volker Weichsel (Hg.); Verlag: Berliner Wissenschafts verlag (2013); 216 Seiten; ISBN 978-3-8305-3178-4
Im Mittelpunkt der Beiträge steht die Frage,
wie junge Menschen vom Balkan bis nach Zentralasien ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Wie ist es um ihr gesellschaftliches Engagement bestellt, welches Politikverständnis haben sie und was erwarten sie vom Staat? Es zeigt sich, dass mit Kategorien wie „Zukunft“, „Aufbruch“, „Offenheit für Neues“, die traditionell verwendet wurden, um Jugend als Lebensphase zu beschreiben, die Erfahrungswelten von Jugendlichen in Osteuropa nicht mehr erfasst werden können.
Jugend 2015: 17. Shell-JugendstudieHerausgeber: Shell Deutschland; Verlag: Fischer Taschenbuch (2015); 448 Seiten; ISBN 978-3 5960-3401-7
Was denkt die Jugend im Jahr 2015? Wie sicher fühlen sich Jugendliche in Anbetracht steigender Jugendarbeitslosigkeit in Europa? Welche Erwartungen und Werte haben junge Menschen? Die 17. ShellJugendstudie setzt die Langzeitberichterstattung über die junge Generation in Deutschland fort.
Kirchlichkeit und Religiosität in Ostmittel- und Osteuropa
Autor: Olaf Müller; Verlag: Springer (2013); 300 Seiten; ISBN 978-3-5311-9850-7
Wenn in letzter Zeit vom Aufschwung der Religion die Rede war, dann wurde immer wieder auch auf die
Situation in Ostmittel und Osteuropa verwiesen. Inwieweit hält eine solche Behauptung den empirischen Gegebenheiten stand? Olaf Müller untersucht in seiner Arbeit folgende Fragestellung: Wie stellte sich die Situation im Hinblick auf die Kirchlichkeit und Religiosität der Menschen in den postkommunistischen Ländern unmittelbar nach dem politischen Umbruch dar, und wie hat sich das religiöse Feld seitdem entwickelt?
Neuer Schwung für die Jugend Europas: Weißbuch
Herausgeber: Europäi-sche Kommission; Ver-lag: Dictus Publishing (2011); 104 Seiten; ISBN 978-3-8433-9582-3
Die vor der Erstellung des Weißbuchs durchgeführten
umfassenden Konsultationen haben ein deutliches Ergebnis gebracht: Obwohl ihre jeweilige Situation sehr unterschiedlich ist, haben doch alle Jugendlichen einerseits gemeinsame Werte und Ziele, andererseits haben sie auch mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Zwischen Prekarisierung und Protest
Michael Busch, Jan Jeskow, Rüdiger Stutz (Hg.); Verlag: transcript (2010); 492 Seiten; ISBN 978- 3-8376-1203-5
Wie verarbeiten junge Leute gegenwärtig ihre zunehmende Verunsi
cherung? Inwieweit bleiben sie in sozialen Netzwerken verankert? Verbindet sie tatsächlich ein kollektives ‚WirGefühl‘? Dieser interdisziplinäre Band porträtiert jugendliche Altersgruppen, die zwischen 1970 und den 1990er Jahren geboren wurden und deren Biographien vor dem Hintergrund der globalen Wirtschafts und Finanzkrise zunehmend von prekären Lebens und Beschäftigungsphasen bestimmt werden. Zum ersten Mal werden die Lebenslagen und Selbstbilder von Jugendlichen aus einer Ost und West vergleichenden Perspektive analysiert.
Jugendliche im Zeitalter der GlobalisierungWilfried Schubarth, Andreas Seidel, Karsten Speck, Lech Salacinski (Hg.); Verlag: Universi-tätsverlag Potsdam (2011); 204 Seiten; ISBN 978-3-8695-6124-0
Rund 20 Jahre nach dem Systemumbruch in Mittel und Osteuropa stellt sich die Frage, was Jugendliche in Polen, Russland und Deutschland vereint bzw. noch trennt.
Über alle Grenzen: Wenn das Schicksal Purzelbäume schlägtAutorin: Zlatinca Carla Has-Salant; Verlag: Wag-ner (2014); 257 Seiten; ISBN 978-3-9563-0112-4
Das Buch verfolgt den Weg eines jungen Mädchens aus dem osteuropäischen Mittelstand zum goldenen Westen auf der Suche nach mehr. Die Geschichte ist spannend, voller Selbstironie und mit sehr vielen Liebes und Actionszenen. Arm, aber komplett ambitioniert, mit mehr Träumen als Verstand und dem festen Glauben, dass alles, woran man glaubt, möglich ist, schafft die Hauptdarstellerin es, gemeinsam mit ihren besten Freunden Elena, Alex und Fänel auf dem Weg von Rumänien noch unter Ceauşescus Regime über die Grüne Grenze zu fliehen.
An verschwundenen Orten Autorin: Bessa Myftiu; Verlag: Deutscher Taschenbuchverlag (2012); 256 Seiten; ISBN 978-3-4231-4151-2
Bessa Myftiu geht in ihrem Roman den Orten der eigenen Kindheit nach. Das Mädchen wächst in einem Quartier von Tirana auf, sie lebt mit der Familie, mit Nachbarn und Freundinnen, sie beobachtet ihre Umgebung. Ihr Alltag ist geprägt von alltäglichen Erlebnissen und kleinen Liebesgeschichten ebenso wie vom Schicksal ihres Vaters, der beim Regime Enver Hoxhas in Ungnade fällt.
Links http://projects.ff.uni-mb.si/cepss/index.php/youth-studies/ Studienübersicht des Zentrums für Studien der postsozialistischen Gesellschaften (CePSS)
http://ec.europa.eu/youth/policy/imple-mentation/report_de.htm#section_0_1EU Jugendbericht 2015
https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/archiv/jahrgang-2008/juni/ was-denkt-die-jugendWas denkt die Jugend? Makedonien, Serbien, Kosovo: Drei junge Stimmen aus dem europäischen Niemandsland
https://blog.br.de/studio-wien/2014/09/17/jugend-in-albanien-unsere-stimme-wird-nicht-gehoert/Jugend in Albanien: „Unsere Stimme wird nicht gehört“ Von Stephan Ozsváth (17.09.2014)
Literaturempfehlungen
Antwort
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Ich möchte Expl. von Renovabis- erhalten, z. B. zum Weitergeben an Bekannte.
Ich möchte Renovabis- lieber per E-Mail erhalten,
dazu habe ich meine E-Mail-Adresse angegeben.
1
Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken
mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa
Seite 2 – Renovabis-Aktion
Pfi ngsten: Feiern inklusive
Seite 3 – Reportage
„Da kann man eh’ nichts machen“
Seite 5 – Neue Renovabis-Ikone
Sechs Patrone für Europa
Seite 8 – Partner setzen sich dafür ein:
Hilfe für Menschen mit Behinderung
Nummer 31 | Ostern 2013
Aufruf der deutschen
Bischöfe zur Pfingstaktion
von Renovabis
Liebe Schwestern und Brüder,
Gott will Heil und Gerechtigkeit für
alle Menschen. Als Christen sind
wir überzeugt: Menschen mit Be-
hinderungen haben die gleiche
Würde wie alle, und es stehen ihnen
die gleichen Rechte zu. Sie sollen ak-
tiv am gesellschaftlichen und kirch-
lichen Leben teilhaben können.
In den mittel- und osteuropäi-
schen Ländern entwickelt sich ein
solches Bewusstsein erst langsam.
Denn in der kommunistischen Zeit
waren Menschen mit Behinderun-
gen nahezu komplett aus der Gesell-
schaft ausgeschlossen.
Mit Hilfe unserer Solidaritäts-
aktion Renovabis dringt die Kirche
im Osten Europas
hier auf Verände-
rung. Seelsorge und
kirchliche Sozial-
arbeit dienen den
behinderten Men-
schen. So werden
Rehabilitations-
zentren aufgebaut
und Begegnungs-
und Freizeitmaßnahmen gefördert.
In Schulen und Werkstätten wird
das Zusammenleben von Kindern
und Jugendlichen mit und ohne Be-
hinderung eingeübt. Der Bedarf
an weiterer Hilfe ist groß.
Unter dem Leitwort „Das Leben
teilen“ ruft Renovabis bei der dies-
jährigen Pfingstaktion zur Solidari-
tät mit behinderten Menschen im
Osten Europas auf. Wir Bischöfe bit-
ten Sie herzlich: Unterstützen Sie die
Arbeit von Renovabis durch Ihr Ge-
bet und Ihre großzügige Spende bei
der Kollekte am Pfingstsonntag!
www.renovabis.de
Hirtenwort
Versteckt, vernachlässigt und oft sogar verachtet wurden Men-
schen mit Behinderungen jahrzehntelang in vielen osteuropäi-
schen Ländern. Ihre gesellschaftliche Teilhabe ist bis heute
stark eingeschränkt. Renovabis macht deshalb mit der Pfingst-
aktion 2013 besonders auf die Situation von Menschen mit Be-
hinderung im Osten Europas aufmerksam.
Statt behinderte Menschen im-
mer nur in der Perspektive ih-
res Unvermögens zu sehen, gelte es
die Augen zu öffnen für ihre Fähig-
keiten. Dies sagt der emeritierte
Bischof von Limburg, Dr. Franz
Kamphaus. Wer Behinderung mit
Leiden gleichsetze, der übersehe
viel Lebensfreude und viel Charak-
terstärke. Im Atelier der Lebens-
hilfe Frankfurt arbeiten geistig be-
hinderte Maler und Bildhauer. Ihre
Kreativität kommt nicht aus ihrer
Behinderung, sondern aus ihrer
Begabung. Auf den rechten Blick
kommt es an, darauf, sie so anzuse-
Fähigkeiten von Menschen
mit Behinderung bemerken
Bischof em. Dr. Franz KamphausNoch immer sei es „zu wenig
gelungen, das spezifische
Menschsein der Menschen mit Be-
hinderung in der Öffentlichkeit zu
vermitteln“, sagt Alois Glück, der
Präsident des Zentralkomitees der
Deutschen Katholiken. Nicht die
Behinderung soll seiner Meinung
nach im Vordergrund stehen, son-
dern der Mensch, die Persönlich-
keit mit ihren besonderen Fähig-
keiten und Bedürfnissen. In einer
Leistungsgesellschaft werde der
Mensch freilich stark über seine
Leistungsfähigkeit definiert. „Die
Humanität einer Gesellschaft er-
weist sich aber in ihrem Umgang
mit den Schwächsten.“
Die Würde von Menschen
mit Behinderung achten
Das Leben teilen – Solidarisch mit
behinderten Menschen in Osteuropa
„Auf dem Papier“, erzählt Ca-
ritasdirektor András Már-
ton aus dem rumänischen Alba
Iulia, „ist die Situation einwand-
frei.“ Viele osteuropäische Staaten
hätten beispielsweise die Behin-
dertenrechtskonvention der Ver-
einten Nationen unterschrieben
und ratifiziert, doch im Alltag der
Menschen mit Behinderung sei
das kaum spürbar. In vielen Staa-
ten sei immer noch das Bild von
Betreuung und Pflege vorherr-
schend und behinderte Menschen
würden in zentralen Einrichtun-
gen in häufig abgelegenen Gebie-
ten untergebracht. Gesellschaftli-
che Teil habe, Barrierefreiheit und
ein tatsächliches Miteinander
funktionierten so allerdings nicht,
kritisiert der Mediziner. Dr. Már-
ton ist überzeugt: „Es ist dringend
nötig, die oft unwürdigen Lebens-
umstände von behinderten Men-
schen im Osten Europas in den
Blick zu nehmen“.
Unter dem Leitwort „Das Leben
teilen – Solidarisch mit behinderten
Menschen im Osten Europas“ will
Renovabis auf die Nöte und Sorgen,
aber auch auf die Wünsche von be-
hinderten Menschen im Osten ein-
gehen. In der Projektarbeit ist das
Thema bereits seit Gründung des
Hilfswerks im Jahr 1993 verankert.
So wurden bereits mehr als 350 Pro-
jekte für Menschen mit Behinde-
rung mit einer Gesamtsumme von
rund 13 Millionen Euro unter-
stützt. Renovabis-Hauptgeschäfts-
führer Pater Stefan Dartmann SJ
verweist auf die grundsätzliche
Botschaft von Renovabis: „Solida-
risch sein bedeutet, einander Halt
zu geben und auf Augenhöhe das
Leben miteinander zu teilen – das
gilt für Menschen mit und ohne
Behinderung.“
Als Solidaritätsaktion der
deutschen Katholiken ist
Renovabis am 3. März 1993 bei
der Vollversammlung der deut-
schen Bischofskonferenz in Mül-
heim an der Ruhr auf Anregung
des Zentralkomitees der deut-
Zwanzig Jahre Renovabisschen Katholiken gegründet
worden. Bis heute hilft die Ak-
tion beim Aufbau und bei der
Erneuerung von Kirche und Ge-
sellschaft in den ehemals sozia-
listischen Staaten Mittel-, Süd-
ost- und Osteuropas.
Bei aller Unzulänglichkeit der
jetzigen Situation sei es wichtig,
sich die positive Entwicklung der
letzten 50 Jahre zu vergegenwärti-
gen. „Ich kann aus der eigenen Er-
fahrungswelt, aus der Familie und
der politischen Arbeit sagen: Die
Entwicklung der Behindertenhilfe
ist ein herausragendes Beispiel ei-
nes großen humanen Fortschritts.“
Der wohl größte Fortschritt in der
Behindertenhilfe sei die zuneh-
mende Akzeptanz der Menschen
mit Behinderung in unserer Ge-
sellschaft geworden.
Alois Glück,
Präsident
des Zentral-
komitees der
Deutschen
Katholiken
Fortsetzung Seite 2
hen, dass ihnen als Bild Gottes An-
sehen geschenkt wird.
Weitere Texte von Bischof Kam-
phaus finden sich auf der Renova-
bis-Aktions-DVD.
Vertrieb: � 0241/479 86 200,
Bestell-Nummer 180713-RI13
Um das Reno-
vabis-Thema
„Das Leben
teilen“ geht es
bei den Veran-
staltungen der
Pfingst aktion in
Trier und Passau:
Lesen Sie Seite 2.
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Ein wichtiger Aspekt bei
Projekten mit Menschen mit
Behindertung ist stets das Miteinander.
Renovabis unterstützt, wie hier in einer Sozialstation
in Vilnius/Litauen, zahlreiche kirchliche Projekte.
Rechts: Der Behinderten-Kindergarten im herze-
gowinischen Mostar „verwahrt“ die Kinder nicht bloß;
mit speziellen Therapien werden sie individuell gefördert.
aktion Renovabis dringt die Kirche
im Osten Europas
hier auf Verände-
rung. Seelsorge und
arbeit dienen den
behinderten Men-
zentren aufgebaut
und Begegnungs-
und Freizeitmaßnahmen gefördert.
aktion Renovabis dringt die Kirche
und Freizeitmaßnahmen gefördert.
aktion Renovabis dringt die Kirche
im Osten Europas
rung. Seelsorge und
behinderten Men-
zentren aufgebaut
und Freizeitmaßnahmen gefördert.
Bitte mit
0,45 Euro
freimachen
1
den, ihren Abschluss findet sie am
Pfingstsonntag, 8. Juni, im Bistum
Essen. Im Rahmen der bundeswei-
ten Aktion ist Renovabis mit zahlrei-
chen Veranstaltungen in Pfarreien,
Schulen und Verbänden präsent.
Außerdem beteiligt sich Renova-
bis am 99. Katholikentag in Regens-
burg vom 28. Mai bis 1. Juni mit
einem Aktionsstand, Podien und
Workshops. Das genaue Programm
zur Pfingstaktion und zum Katholi-
kentag finden Interessenten unter:
www.renovabis.de/aktion. Ha
Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken
mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa
Seite 2 – Frauenhandels-Tagung
„Eine Schande für unseren Staat“
Seite 3 – Europäische Jugendbegegnungen
Der Osten ist mehr als eine Reise wert!
Seite 5 – Ausstellung zur Pfi ngstaktion
25 Jahre - 25 Köpfe
Nummer 33 | Ostern 2014
www.renovabis.de
Das Jahr 2014 ist für die katho-
lische Solidaritätsaktion Re-
novabis ein Anlass zurückzu-
schauen, einerseits auf die „Wende“
vor 25 Jahren als Ausgangspunkt
einer bahnbrechenden Entwick-
lung, und zum anderen auf die Zeit
danach, denn es wird häufig von
einer „unvollendeten Revolution“
gesprochen. Die Befreiung von den
Zwängen des kommunistischen
Mit Gott Mauern überspringen:
Gemeinsam für ein solidarisches Europa! Aufruf der deutschen
Bischöfe zur Pfingstaktion
von Renovabis
Liebe Schwestern und Brüder!
In diesem Jahr steht die
Pfingstaktion von Renovabis
unter dem Leitwort „Mit mei-
nem Gott überspringe ich Mau-
ern“. Diese Worte aus Psalm 18
erinnern uns an den Fall des Ei-
sernen Vorhangs vor 25 Jahren.
Viele Christen waren maßgeb-
lich an diesem Umbruch in
Europa beteiligt.
Der Kollaps des kommunisti-
schen Systems in den osteuropä-
ischen Ländern hat den Unter-
drückten Frei-heit gebracht und vielen Menschen ein besseres Leben. Aber neben den Fort-schritten gibt es auch zahl-reiche Prob-leme. Die Freiheit ist
bei weitem nicht überall gesi-
chert, innenpolitische Ausein-
andersetzungen und wirt schaft-
liche Fehlentwicklungen der
letzten Jahre haben schon
Erreichtes wieder zunichte
gemacht. Viele Menschen im
Osten Europas haben ein schwe-
res Leben, nicht wenige leiden
große Not. Auch sind die seeli-
schen Wunden aus der kommu-
nistischen Zeit oft nicht verheilt.
Die Solidaritätsaktion Reno-
vabis unterstützt die Kirchen in
Osteuropa in ihrem Einsatz für
benachteiligte, bedürftige und
nach Orientierung suchende
Menschen. Helfen Sie mit, Leid
zu mildern und die Lebensver-
hältnisse bei unseren östlichen
Nachbarn zu verbessern! Setzen
Sie sich für ein solidarisches
Europa ein! Wir Bischöfe bitten
sie herzlich: Unterstützen Sie
die Arbeit von Renovabis durch
Ihr Gebet und eine großzügige
Spende am kommenden
Pfingstfest!
Hirtenwort
Mit der Pfingstaktion 2014 erinnert Renovabis an die grundle-
genden Veränderungen in Europa vor 25 Jahren, den Zusammen-
bruch der kommunistischen Systeme und den Fall des Eisernen
Vorhangs, der den Kontinent zerteilte. Vor allem aber richtet das
Ost europa-Hilfswerk den Blick darauf, was aus der damals ge-
Systems, die die Menschen im Os-
ten Europas erkämpft haben, hat
nicht immer zu mehr Freiheit oder
mehr sozialer Gerechtigkeit ge-
führt. Viele Menschen, nicht zu-
letzt gesellschaftliche Randgrup-
pen, stehen auf der Verliererseite
der Transformationsprozesse, lei-
wonnenen Freiheit geworden ist und wie sich die mittel- und ost-
europäischen Länder seither entwickelt haben. Unter dem Leit-
wort „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ fordert Reno-
vabis eine grenz überschreitende Solidarität auf dem Weg zu
einem Ost und West umfassenden, gemeinsamen Europa.
den unter Armut und Obdachlo-
sigkeit, sind arbeitslos oder haben
kaum eine Lebensperspektive. Hier
ist noch viel Hilfe erforderlich.
Nach wie vor geht es aber auch
um die Überwindung noch vor-
handener „Mauern in den Köpfen“,
die das Zueinander und Miteinan-
der von Menschen im Osten und
Westen Europas behindern. Reno-
vabis sieht sich hier gefordert, zur
Begegnung und zum Austausch –
wo nötig auch zur Versöhnung –
beizutragen. Durch menschliche
Brücken sollen noch vorhandene
Gräben und Mauern überwunden
werden. Im Mittelpunkt der Pfingstak-
tion steht der Appell zu weiterge-
hender Solidarität zwischen West
und Ost sowie zur Überwindung
von Fremdheit und Vorurteilen in
Europa. Daher wurde für die Ak-
tion 2014 das Leitwort gewählt:
„Mit meinem Gott überspringe ich
Mauern (Ps 18,30) – Gemeinsam
für ein solidarisches Europa!“
Eröffnet wird die Renovabis-
Pfingstaktion am 18. Mai in Dres-
Der Bischof von
Dresden-Meißen,
Dr. Heiner Koch,
eröffnet am 18. Mai
für die Deutsche
Bischofskonferenz
die 22. Pfingstaktion
Der Bischof des Ruhrbistums Essen,
Dr. Franz-Josef Overbeck, freut sich,
mit Erzbischof Dr. Wiktor Skworc,
unter anderem Gäste aus dem polni-
schen Kattowitz begrüßen zu können
In und vor der Kathedrale der Diözese
Dresden-Meißen feiern Sachsens
Katholiken mit Gästen und Nachbarn
aus dem Osten Europas den Start der
diesjährigen Renovabis-Aktion
Das Porträt von
Marusha und Vero-
nika ist eines von 25
„Wende“ Schicksalen
unserer Zeit. Lesen
Sie auch ab Seite 4.
„Veronika war sechs, als das
Unglück passierte. Im Win-
ter im Schnee fuhren die Dorf-
kinder Schlitten an einem steilen
Hügel“, erinnert sich die 55 Jahre
alte Marusha, Mutter von sechs
Kindern aus Moldawien. „Meine
Jüngste prallte gegen einen Telegra-
fenmasten aus Beton und war ohn-
mächtig. Im Hospital in Criuneni
sagte man, das werde schon wieder,
aber Veronikas Gehirn hatte einen
schweren Schaden abbekommen.
Sie hört nicht, spricht nicht und gibt
nur stöhnende Laute von sich. Auch
ihre Füße waren nicht mehr zu ge-
„Meine Kinder würden sich bestimmt kümmern ...“
Über ein Lebensschicksal 25 Jahre nach der „Wende“
brauchen, ganz deformiert waren
die, und sie hat viele Jahre nur gele-
gen. Ganz wund war sie vom Lie-
gen. Seit Veronika operiert wurde
und eine Gehtherapie gemacht hat,
läuft sie auf Krücken, lacht wieder
und ist ein fröhlicher Mensch ge-
worden. Seitdem ist unser Leben
besser. Aber gut ist es nicht.
Vor acht Jahren starb mein
Mann. Mit achtundvierzig. Er hatte
Streit mit seinem Chef, weil der den
Lohn schuldig blieb. Mein Mann
hatte sich schrecklich aufgeregt und
als ich ihn morgens wecken wollte,
lag er tot im Bett. Sein Herz war zu
schwach gewesen. Wir hatten sechs
Kinder. Drei von ihnen leben heute
in Moskau, zwei wohnen irgendwo
hier im Land. Aber sie kommen nie
zu Besuch. Im Kommunismus war
es unvorstellbar, dass jemand unser
Dorf verlässt. Sicher schmerzt es,
dass ich meine Enkelkinder noch
nie gesehen habe. Als ich jung war,
gingen die Kinder mit ihren alten
Eltern respektvoll um. Aber meine
Söhne und Töchter sind ja selber
arm. Deshalb bleibe ich mit meiner
Veronika allein. Ohne Unterstüt-
zung. Ich bin sicher, würden meine
Kinder nicht so weit weg wohnen,
dann würden sie sich bestimmt um
ihre Mutter und ihre Schwester
kümmern.“ Rolf Bauerdick
Marusha, 55 Jahre, Mutter von sechs Kindern mit ihrer behinderten
Tochter Veronika, 18 Jahre, im moldawischen Oxentea
Mit den neuen Pfingst-
fahnen von Renovabis
bekennen viele Pfarreien
in Deutschland zum
Pfingstfest Farbe
besseres Leben.
leme. Die Freiheit ist
25 Jahre 25 KöpfeAusstellung
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Einzelheft · Ich bestelle Ausgabe ________ (bitte gewünschte Ausgabe ein-tragen) der Zeitschrift »OST-WEST. Europäische Perspektiven« zum Preis von E (D) 6,50 / E (A) 6,70 / SFr 10,80 zzgl. Porto.
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Abschreiben und AbScannen erwünscht! Die Texte und Grafiken aus dem Themenheft können gerne in andere Publi ka tionen übernommen werden. Redaktio nelle Bearbeitungen unterliegen der Ab stimmung mit Renovabis. Wegen der Urheberrechte von Fremd autoren ist in jedem Fall eine Rück sprache mit der Redaktion (Fon 08161/53 09 49 / 35) nötig. Beleg exemplare
erbeten. Das Themenheft liegt auch im Internet unter www.renovabis.de/themenheft vor. Dort sind zusätzliche Dateien mit den Material folien zu den Schulbausteinen abrufbar. Die weitere Website www.pfingsten.de bietet auch die aktuelle
RenovabisPfingst novene von Bischof Dr. KarlHeinz Wiesemann sowie frühere Novenen mit Medita tionsbildern, das Renovabis Lied „Dass erneuert werde das Antlitz der Erde“ und die Gottesdienstbausteine. Im Archiv finden sich weitere
Impulse für Pfarr gemeinde, Schule und Bildungs arbeit sowie Länderprofile von 29 Staaten Mittel, Ost und Südosteuropas und die RenovabisOsteuropaLandkarte.
Domberg 27, 85354 Freising Fon 08161 / 53 09 0, Fax 08161 / 53 09 44 E-Mail: [email protected] · www.renovabis.de
Das Aktions-Themenheft 2016„Jung, dynamisch, chancenlos?“wird von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel und Ost europa, herausgegeben.
© Renovabis, April 2016 Auflage: 60.000 Exemplare Redaktion: Christof Dahm, Heike Faehndrich, Burkhard Haneke, Thomas Hartl, Simon Korbella, Thomas Schumann (verantwortlich)Gestaltung: Thomas SchumannSatz: Martin Vollnhals, Neustadt/Do. Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion, Postfach 101545, 52015 AachenFax 0241/479 86 745Fon 0241/479 86 200 EMail: renovabis@eineweltmvg.deBestellNr. 1 802 16R16
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Pax-Bank eGIBAN: DE17 3706 0193 3008 8880 18
oder per Fax 0 81 61 / 53 09 - 44
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Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa
Seite 2 – Renovabis Kongress Kirche und Medien im Fokus Seite 4 – „Unitatis Redintegratio“ aktuell In der Ukraine sti� en die Kirchen Frieden Seite 5 – Der Papst in Albanien Eindrücke von Kapuzinerpater Andreas Waltermann
Nummer 34 | Weihnachten 2014
www.renovabis.de
„Das war eine große Überra-schung, mit der vor weni-gen Wochen noch kaum jemand gerechnet hätte“, kommentiert Re-novabis-Hauptgeschäftsführer Pa-ter Stefan Dartmann SJ die Wahl von Klaus Johannis zum Präsiden-ten von Rumänien.Er wünsche Johannis – im Na-men von Renovabis – viel Kraft und eine glückliche Hand in sei-nem neuen Amt. Diese Wahl sei auch „ein schönes Zeichen einer unabhängigen Wählerschaft, die für eine ehrliche Politik und gegen die Korruption votiert hat“, sagte Dartmann.Der neue rumänische Präsident sei für Renovabis kein Unbekannter, habe er doch bereits vor neun Jah-ren (2005) zu den Referenten des Internationalen Renovabis-Kon-gresses gehört. Dort hatte er auch
Ein Mann, der Brücken baut
Liebe Leserinnen und Leser!Am Ende seiner Rede, die er kürzlich vor dem Europäischen Parlament hielt, hat Papst Franziskus seine Vision von Eu-ropa auf den Punkt gebracht: „Das Europa, das den Himmel be-trachtet und Ideale verfolgt; das Europa, das auf den Menschen schaut, ihn verteidigt und schützt; das Europa, das auf sicherem, fes-tem Boden voranschreitet, ein kostbarer Bezugspunkt für die ge-samte Menschheit“. Mir gefällt an dieser Vision, dass sie keine konkreten Inhalte festschreibt (welche auch?), son-dern nur die wesentlichen Koor-dinaten aufzeigt, in denen wir das Bild des Europa von morgen ma-len müssen. Wenn wir Gott (oder, wie der Papst sagt, den „Trans-zendenzbezug“) vergessen, ver-liert Europa seine Seele. Und wenn wir uns nicht schützend vor die Menschen in Not stellen (in-nerhalb und außerhalb Europas), verliert Europa seine Existenzbe-rechtigung.
Das Jahresmotto von Renova-bis in diesem Jahr Mit meinem Gott überspringe ich Mauern hat das Ideal der Freiheit und Gott als ihren transzendenten Grund her-vorgehoben. Mit dem Motto des kommenden Jahres An die Rän-der gehen nehmen wir die bevor-zugte Blickrichtung von Papst Franziskus auf, der selbst „vom Rand der Welt“ nach Europa kam und uns nun mahnt, „an die Rän-der“ zu gehen, zu denen, die aus-gegrenzt und benachteiligt sind, die sich abgeschoben oder abge-schrieben erleben. Wir freuen uns, wenn Sie diese Reise „an die Ränder“ mit uns gehen und den Menschen im Os-ten Europas auch im Jahr 2015 solidarisch verbunden bleiben.Christus, der durch seine Menschwerdung selbst der kost-barste „Bezugspunkt für die ge-samte Menschheit“ geworden ist, er segne Sie, Europa und alle Menschen im Neuen Jahr!Ihr
Auf den Punkt gebracht
über die beispielhafte Entwicklung von Sibiu/Hermannstadt gespro-chen, der Stadt, deren Bürgermeis-ter er seit dem Jahr 2000 war. Dort habe Johannis als praktischer Politi-ker bewiesen, wofür er steht und was er leisten könne, dazu zähle – so Dartmann – auch die erfolgreiche Bekämpfung von Korruption.Es sei nicht selbstverständlich, wenn in einem überwiegend or-thodoxen Land ein evangelischer Christ zum ersten Mann im Staat gewählt würde. Rumänien sei so-wohl in ethnischer wie auch in kirchlich-religiöser Hinsicht ein durchaus heterogenes Land. „Ru-mänisch-Sein heißt nicht einfach Orthodox-Sein“, betont Dartmann, und sieht in dem neuen rumäni-schen Präsidenten „jemanden, der für die Ökumene der christlichen Kirchen steht und der Brücken bauen kann zwischen Religionen und Glaubensgemeinschaften.“ Rumänien gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern Europas. Die Renovabis-Pfingstaktion 2015, die unter dem Leitwort „An die Rän-der gehen!“ steht, wird die Schick-sale der von Armut und Ausgren-zung betroffenen Menschen in Ru-mänien besonders in den Blick nehmen. Burkhard Haneke
Gefördert werden beispielsweise ein Sozial- und Bildungszent-rum des Don-Orione-Ordens in Albanien und ein Programm des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes zum Schutz und zur psychosozialen Be-treuung von Vertriebenen in Maze-donien. Zur Sicherung vor dem kalten weißrussischen Winter wird in Minsk ein Gebäude des Erzie-hungszentrums für Kinder und Ju-
Für 16 Millionen Euro neue Projekte bewilligtHerbstsitzung der Renovabis-Gremien
gendliche angepasst und umgebaut. Die bewilligten Mittel fließen alle-samt in soziale und pastorale sowie Bildungsprojekte in osteuropäi-schen Ländern. Alle Vorhaben in den unterschiedlichen Ländern und Regionen werden von den Partnern vor Ort realisiert und ihren Anträ-gen gemäß gefördert; die finanzielle Unterstützung ist dabei stets eine „Hilfe zur Selbsthilfe“. tho
Jetzt schon Pfingstfahnen planen: Firmlinge, kfd- und KDFB-Frauen sowie Jugend-gruppen gestalten auch 2015 bunte Flaggen. – Seite 7
Genau 517 neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 16 Millionen Euro sind in den Herbstsitzungen der Gre-mien von Renovabis bewilligt worden. Unter Leitung seines Trägerkreisvorsitzenden, des Bischofs von Dresden-Meißen, Dr. Heiner Koch, befürwortete das Gremium darunter auch 28 Großprojekte für allein 6,3 Millionen Euro.
Klaus Johan-nis ist neuer
Präsident von Rumänien –
Er war bereits 2005 beim
Reno vabis- Kongress in Freising zu
Gast.
Informationen von vor Ort gaben Diljana Gjurova von der Stiftung Concordia im bulgarischen Sofia und Dr. Klemens Ochel vom Missi-onsärztlichen Institut in Würzburg.
Menschen am Rande eine Stimme geben22. bundesweites Partnerschaftstreffen nimmt ausgegrenzte Menschen in den Blick
Gjurova gab Einblicke in die Situa-tion von Roma-Kindern und Ju-gendlichen in Bulgarien. Ochel, der Renovabis bei Projekten im Bereich HIV/AIDS berät, berichtete über
die nach wie vor schwierige soziale Lage in Russland und der Ukraine.Was es heißt, aus einer Gruppe ausgegrenzt zu werden, das erleb-ten die Teilnehmer bei einem Rol-lenspiel mit Professor Andreas Schwarz von der Ka tho li schen Stif tungsfachhochschule Mün-chen. Er machte diese un an ge-neh me Situ ation persönlich er-
fahrbar und erklärte die Hinter-gründe und Mecha nismen von Marginalisierung. „An die Ränder gehen“ ist eine zentrale Perspektive im Aposto lischen Schreiben EVAN-GELII GAUDIUM von Papst Fran-ziskus. „Mit dem Partnerschaftstreffen bietet Renovabis den in Mit tel- und Osteuropa engagierten Partner-schaftsinitiativen ein Forum zur Vernetzung“, erläutert der Organi-sator des Treffens, Thomas Müller-Boehr. Informationen, spirituelle Akzente und Erfahrungsberichte wurden durch die mitreißende Mu-sik der litauischen Gruppe „Living Stones“ – Lebendige Steine – berei-chert, die sich in ihrer Heimat für die Neuevangelisierung einsetzen.Der päpstliche Appell „An die Ränder gehen!“, ist auch das Motto der Renovabis-Pfingstaktion 2015, die in Regensburg am 3. Mai eröff-net und am Pfingstsonntag, 24. Mai, in Mainz und mit einer bundeswei-ten Kollekte abgeschlossen wird. tho
„An die Ränder gehen“, so lautete das Motto des 22. Renovabis-Partnerschaftstreffens. Rund 130 Teilnehmer aus ganz Deutsch-land haben sich im Advent am Ort der Renovabis-Geschäfts-stelle in Freising getroffen. Sie setzten sich mit dem Thema „Marginalisierung im Osten Europas“ auseinander. Es ging um prekäre Lebenslagen von vielen Menschen in diesen Ländern.
Vorankündigung: Das 23. Partnerschaftstreffen für Teilnehmer aus ganz
Deutschland bietet Renovabis am 4. und 5. Dezember 2015 an.
Andreas Waltermann
Menschen am Rande eine Stimme geben
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Als Ingenieur glaubt Marek aus dem polnischen Opole an Arbeit in seiner Heimat»Ich denke, ich finde schon eine Arbeitsstelle hier in der Region“, sagt Marek Stiler und berichtet von einem Kraftwerk, das derzeit in der Nähe des südpolnischen Opole errichtet wird. Über seine Zukunft macht sich Marek wenig Sorgen. Das liegt nicht nur an seiner Le-benseinstellung, sondern vielmehr auch an dem, was er macht. „In zwei oder drei Jahren werden sie sicher Leute brauchen. Und wenn nicht dort, dann woanders.“ Der 22-Jährige stammt aus einem Ort bei Opole und wird Ingenieur. Sein Studium hat er gerade mit Blick auf den Arbeitsmarkt gewählt. „Leute ohne Abschluss und selbst Geisteswissenschaftler finden in der Region schlecht Jobs“, weiß er. Die Arbeitslosen quote liegt in Polen bei rund zehn Prozent, außerhalb von größeren Städten ist sie doppelt so hoch.«
Die Menschen brauchen eine andere Mentalität
Hoffnung 2.0
Armando Malci, 17 Jahre, Schüler im nord albanischen Lezha, will Arzt werden»Ich bin froh, in dieser Schule des Rogazionistenordens meinen Platz gefunden zu haben. Früher in Griechenland habe ich öfter die Schule wechseln müssen, aber hier ist es mit Abstand am besten. Meine Lehrer und Klassen-
kameraden sind freundlich und hilfsbe-reit. Nächstes Jahr möchte ich ein Stu-dium der Medizin beginnen. Leider ist der ganze Gesundheitssektor in Albanien total korrupt. Ärzte haben einen schlech-ten Ruf. Als mein Vater letztes Jahr
Schmerzen wegen eines Nierensteins hatte, musste er erst einmal eine Vorauszahlung unter dem Tisch her-schieben, damit ein Arzt ihn überhaupt anhört und un-tersucht. Diese Mentalität müssen wir abschaffen. Ich kann mir gut vorstellen, im Ausland zu studieren. Doch ich würde in jedem Fall nach Albanien zurückkehren.«
Mein „Lamborghini“ sichert mir die ExistenzRami Sabedin, 22 Jahre, verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Sägen von Feuerholz »Die Leute verspotten unsere fahrbaren Kreissägen als Lam-borghinis. Aber die Karren sind sehr begehrt. Reine Handarbeit. Im ganzen Kosovo gibt es nur sechzig Exemplare. Ein Eisen-schmied aus Ferizaj schweißt sie zusammen. Die Motoren stam-men von Ackerfräsen aus der Landwirtschaft, die Getriebe-kästen von alten russischen La-das. Vier Gänge plus Rückwärtsgang. Das Teil läuft mit Diesel und geht ab wie eine Rakete. Sechzig Stundenkilo-meter bringt mein ‚Lamborghini‘ auf die Straße. Eine Motorsäge auf Rädern ist eine ideale Erfindung. Sie bringt mich zu meinen Kunden in der Umgebung von Livaxhe und sichert meine Existenz.«
Kristina Cuturić, 26 Jahre, Jugendarbeiterin in Sarajevo, will sich der Korruption nicht beugen»Der Aufdruck auf meinem T-Shirt ‚Trust no one‘ ist mehr als eine Floskel. Andernorts würde man die Aufforderung, nie-
mandem zu trauen, bestimmt ironisch verstehen. Hier in Bosnien ist es ernst gemeint. Ich habe Jura studiert, doch eine Stelle als Juristin zu finden, ist ausgeschlossen. Es sei denn, ich wäre bereit, unter der Hand 5.000 Euro für eine Vermittlung zu bezahlen. Aber in
solch einem korrupten System will ich nicht arbeiten. Ich habe für ein soziales Jahr in Hardehausen bei Paderborn gelebt: An Deutschland gefällt mir die Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen Regeln akzeptieren. Wer bei uns in eine Kontrolle gerät, bezahlt die Polizisten einfach und fährt weiter. Die Ge-setze in unserem Land gelten eben nur auf dem Papier. Kor-ruption und Perspektivlosigkeit sind der Grund, weshalb meine Freunde Bosnien verlassen. Umso wichtiger war für mich die persönliche Begegnung mit Papst Franziskus. Im Gegensatz zu unseren Politikern sagt er, was er denkt und tut, was er sagt. Diese Haltung will ich in der Jugendarbeit vermitteln.«
Die Gesetze gelten, aber nur auf dem Papier
Alle 26 Testimonials und Porträts: www.renovabis.de/themenheft
www.renovabis.de