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alle welt September/Oktober 2011 . www.missio.at Hungerkatastrophe in Somalia Wie die Kirche hilft Berufen, Missionare zu sein Nicaragua: Beispielland zum Weltmissions-Sonntag Die Liebe mit allen teilen Ausbildung in Nigeria DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

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alle welt beschäftigt sich in der September/Oktober 2011-Ausgabe u.a. mit der Hungerkatastrophe in Somalia

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Hungerkatastrophe in SomaliaWie die Kirche hilft

Berufen, Missionare zu seinNicaragua: Beispielland zum Weltmissions-Sonntag

Die Liebe mit allen teilen Ausbildung in Nigeria

DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

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ist ...

Missio. Menschen dienen, Gott geben

... eine päpstliche Einrichtung, die unter dem Namen „Päpstliche Missionswerke“ in mehr als 150 Ländern vertreten ist. Missio – die Päpstlichen Missionswerke in Österreich wollen Menschen im christlichen Geist bilden. Sie helfen in den ärmsten Ländern der Welt mit Nahrung, Zugang zu Bildung und mit Gottes Wort.

Der größte Teil der Christen lebt heute in den so- genannten „Ländern des Südens“. Missio ist eine materielle und spirituelle Brücke zwischen Nord und Süd: Zahlreiche Ver an staltungen und Publi kationen wecken das Interesse am Leben unserer Schwestern und Brüder in aller Welt und das Bewusstsein unserer gegenseitigen Verantwortung.

Den Christen in den Ländern des Südens fehlen vor allem finanzielle Mittel für ihre pastoralen und sozialen Aufgaben. Mit der jährlichen welt weiten Kirchensammlung am Weltmissions-Sonntag im Oktober werden die 1.100 ärmsten Diözesen der Welt unterstützt. Die Päpstlichen Missionswerke gewährleisten in in ternationaler Ab sprache eine gerechte Verteilung der Mittel. Eine weitere Kirchen-sammlung „Für Priester aus allen Völkern“ am 6. Jänner ermöglicht die Ausbildung von Priestern in den Ländern des Südens. Darüber hinaus unterstützt Mis sio jährlich eine Vielzahl an Projekten in Afrika, Latein amerika und Asien.

✜ missio lebt und arbeitet mit den katholischen Ortskirchen in Afrika, Lateinamerika und Asien.

✜ missio unterstützt die Kirche bei der Verkündigung der Frohen Botschaft und bei ihrem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

✜ missio lädt ein zu einem Leben des Gebetes, des Teilens und der Solidarität.✜MI05_02_03_U2_Editorial.indd 2 10.08.11 14:35

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Hungerkatastrophe in SomaliaWie die Kirche hilft

Berufen, Missionare zu seinNicaragua: Beispielland zum Weltmissions-Sonntag

Die Liebe mit allen teilen Ausbildung in Nigeria

DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

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In seinem kürzlich erschienenen Interviewbuch mit Papst Benedikt XVI. „Licht der Welt“ fragt der bayerische Journalist Peter Seewald: „Was will Jesus von uns?“ Und der Heilige Vater antwortet: „Er will von uns, dass wir Ihm glauben. Dass wir uns von Ihm führen lassen.“ Nicht nur für jeden einzelnen Gläubigen, auch für eine katholische Organisation wie die Päpstlichen Missionswerke ist es wichtig, sich immer wieder neu von Ihm, Christus, führen zu lassen, hellhörig zu werden, für das, was Gott will. Das ist kein einmaliger Willensakt. Es ist ein Prozess, den man immer wieder neu beginnen muss. Gemeinsam fragen wir uns: „Was ist der Kern unserer Aufgabe? Wie können wir diese Aufgabe, unseren spezifischen Dienst in der Weltkirche, besser versehen?“„Menschen dienen, Gott geben.“ So lautet eines der Ergebnisse dieses Nachdenkens bei Missio, und damit auch der neue Slogan der Päpstlichen Missionswerke in Österreich: Wir dienen den Menschen in den Ländern des Südens, indem wir ihnen Gott bringen, also durch den Aufbau ihrer Kirche vor Ort. Indem wir der Kirche vor Ort helfen, Ihn weiterzuschenken, den Glauben zu vermitteln, dienen wir den Menschen, ihrer Würde und der Entwicklung ihrer Gesellschaften. Eine weitere Bedeutung steckt in diesem „Gott geben“: Es meint auch die finanzielle Unterstützung für die Kirche und die Menschen in den Ländern des Südens. Auch hier verstehen wir uns als Mittler: Gläubige in Österreich unterstützen ihre Schwestern und Brüder in den 1.100 ärmsten Diözesen der Welt. Diese Unterstützung ist aber keine Einbahn. Wir Christen in aller Welt beten füreinander und lernen voneinander, um in immer größerer Einheit Jesus Christus über alle Grenzen und Kontinente hinweg anzubeten und Sein Reich der Liebe zu errichten.„Menschen dienen, Gott geben.“ Dieser Satz trifft den Kern des Weltmissions-Sonntags, den wir am 23. Oktober feiern. Es ist die größte Solidaritätsaktion der Welt: Mehr als eine Milliarde Katholiken sammeln gemeinsam für die Diözesen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Auch das ist ein weiterer Baustein für die Errichtung des Reiches Gottes – ein Zeichen der Liebe für Sein Reich der Liebe.Herzlichst, Ihr

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Wasser für das kleine Geschwisterchen: In Gode, Äthiopien, kommt die Hilfe an.

Monsignore Dr. Leo-M. MaasburgNationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke

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3838 TAGEBUCHEin Marienwall-

fahrtsort nahe Beirut ist Treffpunkt

für Christen und Muslime.24 GUSTO

Warum das Gericht „Gallo Pinto“ heißt(dt.: bunter Hahn), muss offen bleiben. Statt Huhn be-finden sich in der Hausmannskost aus Nicaragua lediglich Bohnen.

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2432 32 NIGERIA

Der Vorarlberger Hugo Ölz engagiert sich in seiner Pension für die kirchliche Aufbauarbeit in Nigeria. Dort hilft er jungen Menschen eine Existenz aufzubauen.

28 28 ABENTEUER MISSIONIn einem von Bürger-krieg und Diktatur zerstörten Land bemüht sich Theresia Orsini-Rosenberg um die Rehabilitation physisch beeinträchtigter Men-schen in Kambodscha.

14 NICARAGUADas diesjährige Missio-Beispielland Nicaragua: Zum Weltmissions-Sonntag holt „alle welt“ Kirche, Land und Gesellschaft des „Landes der tausend Vulkane“ vor den Vorhang.

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03 Editorial04–05 Inhalt42–43 Leserbriefe Impressum Rätsel

06–07 Ein Augenblick Die Dürrekatastrophe im Horn von Afrika spitzt sich zu. Durch die Kirche vor Ort kommt die Hilfe bei den Menschen an und Freude stellt sich ein.

08–09 Kontinente Neuigkeiten aus der Welt kirche: Somalia, Nicaragua und China

10–11 Gedankensplitter Der bekannte Bestsellerautor Matthias Matussek erzählt von seiner Begegnung mit der Muttergottes in Rio de Janeiro.

12–13 Mission Österreich Spannendes zum Thema Weltmissions-Sonntag.

14–21 Das Thema: Nicaragua Eines der ärmsten Länder Lateinamerikas blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und steht heute vor neuen Herausforderungen. Begleiten Sie Padre Rodolfo in die Miskito-Region, wo die Kirche tatkräftig hilft.

22–23 Kraft der Stille Beten verändert die Welt, heißt es. Und schafft Ruhe im Alltagstress.

24–25 Gusto Das köstliche Nationalgericht mit Reis und roten Bohnen gehört zum Standardrepertoire in jeder nicaraguanischen Küche.

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26–27 Gehört – Gesehen Bücher- und DVD-Tipps, aktuelle Ausstellungen.

28–29 Abenteuer Mission Eine junge Physiotherapeutin aus Österreich lebt seit zwei Jahren in Kambodscha. Sie berichtet von ihren Therapie- erfolgen in Siem Reap.

30–31 Interview Missio-Projektpartner Father Hartley erklärt, wie die Kirche in Ostafrika den Hunger Tausender stillt. Der Missionar in der äthiopischen Somali- Region ist dabei an vorderster Front.

32–37 Reportage Weltkirche Ein Team von Fachleuten aus Vorarlberg haben in Nigeria ein großartiges Projekt aufgebaut: In einem Berufs- ausbildungszentrum werden junge Nigerianer zu Schlossern und Elektrikern ausgebildet.

38–39 Tagebuch Harissa, ein Marienwallfahrtsort nördlich von Beirut zieht viele Menschen an, darunter auch immer mehr Muslime.

40–41 Serie: Steirer auf Mission Pater Johannes Lechner erzählt im zweiten Teil der „alle welt“- Serie über seine missionarischen Erfahrungen im Südkaukasus.

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„Die Kirche baut hier auf, weil sie bei diesen Menschen sein will.“

Father Christopher Hartley

Seine Pfarre Gode gehört zur Somali-Region Äthiopiens und

liegt mitten im Hungergebiet. Gemeinsam mit NGOs

und kirchlichen Einrichtungen versucht er nun zu helfen.

Father Christopher Hartleysteht an vorderster Front

gegen den Hunger

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Fragen < Antworten

Sie sind seit knapp drei Jahren in Gode. Seit wann ist die Ernäh-rungssituation so dramatisch?

Die Situation in unserer Region ist seit Jahren unglaublich schwierig. Wir sind 250 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt und befinden uns mitten in der somalischen Großregion. 75 Prozent der Bevölkerung sind Nomaden. Sie kennen keine Grenzen. Ihr einziger Besitz ist das Vieh, das sie mit sich führen. Wenn der Regen ausbleibt, hat das Vieh nichts zu fressen und die Menschen nichts zu essen. Viele haben schon vor der großen Dürre gehungert, man schätzt rund 400.000 Menschen. Jetzt sind es allein in unserer Umgebung vier Millionen und in der gesamten Hungerregion rund zehn Millionen. Wie reagieren Sie?Jetzt ist vor allem Akuthilfe notwendig. Hier ist die Kirche an vorderster Front mit dabei. Die UNO bringt gerade tonnenweise Nahrungsmittel in diese

Region. Nicht weit von uns gibt es große Flüchtlingslager. Das sind plötzlich entstandene, riesige Ansamm-lungen von einfachen Hütten aus Ästen, Plastikplanen und Stofffetzen. Ihre Suche nach Nahrung brachte die Flüchtlinge hierher.

Wie geht es diesen Menschen?Ihre Lage ist ziemlich schlimm. Es sind bereits 31 Menschen im Juni an Unterernährung oder Schwächekrank-heiten gestorben. Besonders schlimm trifft es immer die Alten, Kranken und natürlich die Kinder. In den Flücht-lingslagern kommen jeden Tag rund

2.000 Menschen neu an. Viele haben keine Viehherde bei sich, wie es sonst oft üblich ist. Das heißt, sie können sich selbst nicht einmal mehr mit dem Notwendigsten versorgen.

Aber in den Flüchtlingscamps bekom-men sie Essen?Sie bekommen hier nährreiches Essen, allerdings nur in Rohform. Es werden Säcke mit Reis und Weizen und andere Grundnahrungsmittel verteilt. Die meisten können sich damit selbst versorgen. Momentan läuft gerade die internationale Hilfe an und die Versorgung funktioniert. Wir arbeiten allerdings daran, dass auch die Schwächsten ihre Nahrung erhalten. Das ist leider nicht selbstverständlich.

Wie gewährleisten Sie das?Wir stellen gerade das erste Ernährungs-zentrum mit Hilfe aus Europa fertig. So etwas Ähnliches hatte ich auch für die versklavten Zuckerrohrarbeiter in der Dominikanischen Republik gebaut. Jetzt brauchen wir diese Infrastruktur für die Akuthilfe, vor allem für die Kinder. Wenn die Dürrekatastrophe erst überwunden sein wird, dann werden diese Einrichtungen der langfristigen Aufbauarbeit in dieser Region dienen.

„Besonders schlimm trifft es immer die Alten, Kranken und natürlich die Kinder.“

Father Christopher Hartley

Denn hungern müssen die Menschen hier auch, wenn keine international bekannte Hungerkatastrophe herrscht.

Warum dienen diese Ernährungszentren gerade Kindern? Das Problem ist, dass Kinder sich nicht wehren oder durchsetzen können. Manch mal kommt es vor – vor allem bei Waisen, die mit ihrem Clan hierher geflohen sind –, dass für sie nichts übrig bleibt. Korn und Weizen werden oft eher weiterverkauft oder an das Vieh verfüttert, als es den Kindern oder Alten und Kranken zu geben. Wir kochen den Reis und die anderen Nahrungsmittel

und achten darauf, dass jeder Mund gefüllt wird. Nur so können wir eine gerechte Verteilung garantieren.

Warum baut die Kirche solche Zentren, und nicht andere Organisationen?Hier baut nur die Kirche Infrastruktur auf. Wir sind gekommen, um zu bleiben. Die meisten Hilfsorganisatio-nen sind nur so lange hier, so lange die Lage akut ist. Sobald das Schlimmste überstanden ist, sobald die mediale Aufmerksamkeit nachlässt, ziehen die meisten wieder weiter. Da ist lokale Infrastruktur nur verschwendetes Geld. Ich hingegen habe hier eine Kapelle gebaut, weil ich bleiben werde. Wenn das Schlimmste überstanden ist, werden wir in dem Ernährungszentrum 200 Kinder schulen. Sie bekommen Frühstück und Mittagessen und können Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Für die Älteren werden wir handwerk- liche Kurse anbieten.

Und die Kirche wächst in Gode?Die Kirche baut hier auf, weil sie bei diesen Menschen sein will. Wir werden hier dringend gebraucht. Momentan habe ich sechs Katholiken in meiner Pfarre. Ich bin mir sicher, Gott wird uns noch viele weitere schicken.

Leben Christopher Hartley

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<Geboren 1960, entschied sich Father Christopher mit 15 Jahren seiner Berufung zum Priester zu folgen. Viele Jahre arbeitete er mit Mutter Teresa und später als Pfarrer in New York City, wo er sich um lateinameri-kanische Immigranten kümmerte. 1997 ging er als Missionar in die Dominikanische Republik. Dort setzte er sich für die Rechte haitiani-scher Zuckerrohrarbeiter ein, die wie Sklaven gehalten wurden. Mit Hilfe ausländischer Organisationen, wie etwa Missio, konnte er die Regierung zu Schutzgesetzen für die Gastarbeiter bewegen. Seit vier Jahren ist er nun als Missionar in Gode, der Hauptstadt der äthiopischen Somali-Region.

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Geprägt von blutigen Revolutionen und heimgesucht von Naturkatastrophen ist das diesjährige Beispielland zum Weltmissions-Sonntag, einer der ärmsten Staaten Mittelamerikas: Nicaragua. Die Kirche des Landes steht den Menschen bei und zeigt missionarisches Engagement.

„Berufen, Missionare zu sein“

Text MARIA-TERESA POLLAK Fotos STEFAN LOBNIG (11), HANS GATTRINGER (4), MARTIN BERNET (4), WAGENER (1)

Das Thema < Weltmission

Hunderte sind gekom-men, um zu beten: In der Diözese Bluefields sind Gebetsabende populär. Die Gläubigen nehmen stundenlange Märsche durch den Dschungel auf sich, um gemeinsam ihren Glauben zu feiern.

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Der Weg führt durch eine eintönige Landschaft: braun-grüne Gras-flächen unterbrochen von jun-gen Bäumen, die in Reih und Glied gepflanzt wurden. Die Sonne brennt heiß auf die La-defläche des weißen Pick-ups. Der Staub der unbefestigten

Straße klebt an Kleidung und Haut. Mit Vollgas geht es über die mit Schlaglöchern übersäte Sandpiste. Endlich sind in der Ferne einige Häuser und eine Kirche zu erkennen: Santa Marta, ein kleines Dorf im Nordosten Nicaraguas, das vor- wiegend aus Holzhütten be-

Die Fahrt ist holprig.

steht. In der Mitte der Siedlung befindet sich eine Kirche – oder zumindest das, was von ihr übrig blieb. Hurrikan „Felix“ wütete hier im Jahr 2007.

Zerstörtes LandEr entwurzelte die für die

Landwirtschaft so wichtigen Schatten spendenden Bäume und hinterließ ein zerstörtes Land. Wie durch ein Wunder kam in Santa Marta durch diese Katast-rophe niemand ums Leben.

„Wir bemühen uns, ein missionarisches Bewusstsein bei den Menschen zu schaffen.“

Padre Rodolfo French Naar

Das Thema < Weltmission

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Doch die Bewohner verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Die Schule und das Krankenhaus wurden mittlerweile durch in-ternationale Spendengelder wieder aufgebaut, die einzigen Ziegelgebäude in Sichtweite.

Für den Aufbau der Kirche reichten die finanziellen Mittel nicht. Das hat für die Einwoh-ner einschneidende Folgen: Vor dem Wirbelsturm war Santa Marta ein blühendes Dorf mit einem lebendigen spirituellen

Am 4. September 2007 traf Hurrikan Felix auf die so genannte Miskito-Küste – die Grenze Nicaraguas zu Honduras. Er traf die Region mit mehr als 260 km/h und richtete verheerende Schäden an, zerstörte Häuser und Autobahnen, verursachte Überflu- tungen und Schlammlawinen. Durch den Hurrikan kamen 133 Menschen ums Leben. Die nördliche Küste Nicaraguas wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Durch Spen-denaufrufe im In- und Ausland sowie internationale Hilfslieferungen konnte ein Groß- teil der Region wieder aufgebaut werden. Manche Dörfer sind noch immer verwüstet.

Hurrikan Felix

Zentrum. In dem an die Kirche angrenzenden Haus hielt man regelmäßig Schulungen für Katechisten. Rund 200 Perso-nen fanden in den Schlafsälen Platz. Die Dorfbewohner ver-köstigten und beherbergten die Auszubildenden. Ein regelmä-ßiges Einkommen war ihnen dadurch sicher. Die Erträge der mühsamen Arbeit auf dem Feld hingegen sind gering.

Gut ausgebildete Laien„Wir sind auf die Arbeit

von gut ausgebildeten Kate-chisten angewiesen“, erklärt Missio-Nationaldirektor Padre Rodolfo French-Naar. Er selbst war lange Zeit Pfarrer in der nicht weit von Santa Marta entfernten Stadt Puerto Cabe-zas. In dieser Zeit lernte Padre Rodolfo, dass er seine Aufga-ben nur in Gemeinschaft mit vielen bewältigen kann: Kate-chese, Seelsorge, Bildung und

Mission. Vor allem Jugendli-che wusste er dafür zu begeis-tern. Besonders engagierten sie sich beim Aufbau des pfarrei-genen Radios, das Padre Ro-dolfo noch immer am Herzen liegt. Gerne kommt er zurück in seine alte Heimat und be-sucht Puerto Cabezas. Auch beim Radio schaut er dann im-mer vorbei. So wie heute: Der 16-jährige Homer Lopez sitzt gerade hinter dem alten, rosti-gen Mischpult und moderiert

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den nächsten Song an – ein spa-nischsprachiges Pop-Lied von Jaci Velasquez über ihre Liebe zu Jesus. Homer sitzt hinter ei-ner rosafarbenen Plexiglas-scheibe. Gekonnt bedient er die Technik. „San Pedro ist eine sehr große, dünn besiedelte Gemeinde. Das Radio ist ein Medium, das selbst in die ent-legensten Gebiete reicht. So rückt die Pfarre in die Nähe der Menschen“, erklärt Padre Ro-dolfo, während er dem Modera-tor durch die Scheibe zuwinkt.

Ein Radio, das evangelisiertDer Pfarrer gründete die

Radiostation mit dem Ziel, al-len Menschen den Glauben zu verkünden sowie Kultur und Werte zu verbreiten. Um das Radio aufzubauen, half die ganze Gemeinde mit, selbst die Kinder. Unter dem Motto „Ein

Die Miskitos sind die größte indigene Gruppe Nicaraguas. Sie leben im Nordosten des Landes. Diese Region wird heute auch als Miskito-Küste bezeichnet. Während der Westen Nicaraguas von Spanien erobert wurde, erhob England Ansprüche auf die Ostküste. Die Engländer ließen den Miskitos weitgehende Selbstständigkeit. 1864 begann die Herrnhuter Brüdergemeinde ihre Missionstätigkeit. Da sie weder Spanier noch Engländer – also keine Kolonialmacht – waren, akzeptierten die Miskitos die Missionare. Immer wieder gab es Bestrebungen, die West- und die Ostküste zu einen – ohne Erfolg. Die Ostküste ist heute ein Autonomiegebiet und gliedert sich in Átlantico Norte und Átlantico Sur.

Miskitos<

Sandkorn für die Evangelisie-rung, ein Sandkorn für Radio San Pedro“ boten sie Sandsäck-chen gegen eine kleine Spende an. Im Radio erwähnte dann der Moderator die Namen der Kinder, die für das Radio ge-sammelt haben. „Als die Klei-nen ihren Namen hörten, freu-ten sie sich riesig“, erinnert sich der Priester. Doch es war nicht nur eine Herausforderung die Station zu bauen. Ebenso mühsam sei es, sie zu erhalten.

Aber das Team des Radios ist erfinderisch. Immer wieder ver-anstalten die Mitarbeiter soge-nannte „Hablatóns“: Aktionen, um Spenden für das Radio zu sammeln. Dabei gehen die Ju-gendlichen mit Blechdosen durch die Straßen und bitten um Spenden. Und zwar so lan-ge, bis genügend Geld vorhan-

Radiostation der Pfarre San Pedro in Puerto Cabezas (o.): Vor allem Jugendliche engagieren sich in der kirchlichen Arbeit (r.).

den ist, um weiterzusenden. Dieses Durchhaltevermögen dürften sie sich von ihrem ehe-maligen Pfarrer abgeschaut ha-ben:

Padre Rodolfo gehört näm-lich dem Volk der Miskitos an, der größten indigenen Gruppe Nicaraguas. 1981, während des sogenannten Contra-Krieges wurde sein Vater von den San-dinisten verschleppt und seine Familie – sowie alle Miskitos aus seinem Dorf – in ein Camp

umgesiedelt. Rodolfos Mutter war gerade schwanger, sodass sie mit dem Hubschrauber in das Lager gebracht wurde.

Barfuß über Bambusspitzen Der damals 14-Jährige

musste mit seinen fünf Ge-schwistern einen achttägigen Fußmarsch durch den Dschun-

gel zurücklegen. Eines Nachts durchquerten sie ein Bambus-feld. Die abgebrochenen Zwei-ge des Bambus sind sehr spitz und äußerst schmerzhaft, wenn man darauf tritt. „Ich ging bar-fuß“, erinnert sich Padre Ro-dolfo. „Es war stockfinster. Wir wussten nicht, wohin wir tra-ten. Doch wie durch ein Wun-der wurde niemand verletzt.“ Im Lager nahm sich der ameri-kanische Missionsbischof Sal-vador Schlaefer ihrer an. „Die

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Das Thema < Weltmission

„Es macht mir Freude, Sendungen für das Radio San Pedro zu gestalten und zu moderieren.“

Homer Lopez

Menschen, sich bewusst zu werden, dass sie ein Teil einer größeren Gemeinde sind, ein Teil der Kirche Nicaraguas, ein Teil der universalen Welt-kirche. Es ist wichtig, zu erkennen, was es heißt, ein Teil der Kirche und katholisch im Sinne von allumfassend zu sein.Wie hat sich die Vollversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Aparecida auf Nicaragua ausgewirkt?Aparecida hat zu einem spiri-tuellen Erwachen geführt. Wir haben neu erkannt, dass unsere kirchliche Identität missionarisch ist. Es findet ein spirituelles Erwachen statt: Wir realisieren, dass wir alle zu Missionaren berufen sind, schon allein durch die Taufe. Durch die Firmung sendet uns der Heilige Geist, Missionare für Christus zu sein. Ist das eine Antwort auf den starken Anstieg von Pfingst-gemeinden in Lateinamerika?Ja, das ist es zum Teil. Wenn wir nicht von Tür zu Tür gehen und uns um die Menschen kümmern, dann dürfen wir uns nicht wun-dern, dass die Pfingstgemeinden und andere evangelikale Gemeinschaften dies tun. Sie geben ja tatsächlich eine Antwort auf die Fragen der Menschen. Dazu sind auch wir berufen.

<Welchen Herausforderungen stellt sich die Kirche in Nicaragua?Wir haben einen Priestermangel. Wir sollten in den abgelegenen Orten wenigstens einmal im Monat eine heilige Messe gewährleisten können. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Laien auszubilden. Das heißt, wir müssen immer „up to date“ sein, damit wir den Menschen eine wirklich gute Ausbildung geben können. Die Päpstlichen Missionswerke unterstützen unsere Arbeit. Sie sind sehr hilfreich.Wie funktioniert Mission in Ihrem Land?Die Kirche in Nicaragua lebt vom Einsatz der Laien. Wenn wir keine aktiven Laien hätten, dann hätten wir auch in den entlegens-ten Orten Nicaraguas keine Kirche mehr. Seit dem Jahre 1968 wurden mit Hilfe von Laien mehr als 1.000 Kirchen in unserem Land errichtet. Die Laien haben die Kirche wirklich am Leben gehalten, nicht nur Männer, sondern auch Frauen. Wie feiern Sie den „Weltmissi-ons-Sonntag“ hier in Nicaragua?Wir feiern ihn normalerweise in allen Pfarreien und bewerben ihn in allen Kirchen. Es geht uns nicht nur um die Kollekte. Der Weltmissions-Sonntag hilft den

Interview mit Bischof Pablo Schmitzaus Nicaragua

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