Aller höhere Humor fängt damit an, dass man die eigene ... · Humor kann helfen, schwierige...

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Aller höhere Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt. (Hermann Hesse) Pflegekonzept Daria Bellwalder, Jlona Clausen, Myrtha Courtion, Patricia Fryand, Andrea Lochmatter SRK Diplomniveau II HES-SO Fachhochschule Westschweiz/Wallis – Bereich Dienstleistung 3. März 2008

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Aller höhere Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt. (Hermann Hesse)

Pflegekonzept Daria Bellwalder, Jlona Clausen, Myrtha Courtion,

Patricia Fryand, Andrea Lochmatter SRK Diplomniveau II

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung Seite 2

2. Theoretischer Rahmen Seite 2

2.1 Definition Seite 3

2.2 Beschreibung der Merkmale Seite 4

2.3 Begründung – Theoretische Perspektiven Seite 5

2.3.1 Pflegewissenschaft Seite 5

2.3.2 Biologie / Physiologie / Pathologie Seite 14

2.3.3 Psychologie Seite 16

2.3.4 Soziologie Seite 17

2.3.5 Ethik Seite 19

2.3.6 Ökonomie / Ökologie Seite 19

3. Ergebnisse Seite 20

3.1 Bedeutung für Betroffene Seite 20

3.2 Bedeutung für Pflegende Seite 24

4. Diskussion Seite 27

5. Schlussfolgerungen Seite 29

5.1 Pflegerische Interventionen Seite 30

5.2 Konsequenzen für die Pflege Seite 32

6. Reflexion Seite 33

Kleines ABC in der Pflege von Krankenschwestern & Pfleger Seite 34

Literaturverzeichnis Seite 35

Anhang A: Die Coping Humor Scale (CHS)

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1. Einleitung

Im Rahmen unserer Ausbildung zum DN II haben wir uns entschieden, das Pflegekonzept

Humor zu bearbeiten. „Humor ist eine Form der Kommunikation, die in unserer Gesellschaft

hoch geschätzt wird“ (Robinson, 2002). Er hat eine auflockernde Wirkung in angespannter

Atmosphäre und hilft oftmals den Zugang zum Patienten zu finden. Es braucht Mut, in

schwierigen Situationen im belastenden Pflegealltag den Humor mit einfliessen zu lassen.

„Humor ist ein Alltagsbegleiter und tritt fast jedem Menschen täglich vor Augen“ (Lotze, 2003).

Leider gerät er in der Pflege oft in Vergessenheit.

Mit dieser Bearbeitung möchten wir uns Wissen aneignen, wie wir den Humor angepasst

und rücksichtvoll einsetzen können. Es soll uns Anstoss geben, mit Lachen und Humor einen

Augenblick dem Pflegealltag zu entfliehen. Mit diesem Konzept wollen wir unser

professionelles Wissen erweitern und auch die humorvollen Aspekte der Pflege aufzeigen.

Zudem wollen wir herausfinden, welchen Einfluss Humor auf die Gesundheit des Patienten

hat und wie wann man ihn angepasst in den Pflegealltag integrieren kann.

2. Theoretischer Rahmen

Robinson (2002) beschreibt Humor als ein schwer zu fassendes Konzept, für das eine

genaue Definition gar nicht möglich ist. Für sie sind die meisten Definitionsversuche

gescheitert. Im Folgenden führen wir jene Definitionen auf, welche wir in der Literatur

gefunden haben.

„Humor zu umschreiben ist eine denkbar

humorlose Angelegenheit, mehr noch – Humor

ist offenbar genau das, was abhanden kommt,

wenn er definiert werden soll“

Johannes Gruntz-Stoll.

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2.1 Definition

Die deutsche Rechtschreibung „Duden“ (1996) beschreibt zwei Definitionen. Zum einen

beschreibt Humor heitere Gelassenheit, fröhliche Wesensart, (gute) Laune. Als zweite

Definition wird beschrieben: Humor stammt vom Lateinischen. Humor wird im medizinischen

Gebrauch als Feuchtigkeit, Körperflüssigkeit benannt.

Lotze (2003) geht der Frage nach: Was ist eigentlich Humor? Das Wort an sich hat

verschiedene Bedeutungen. Der Ursprung des Wortes Humor liegt im lateinischen und geht

auf das Wort umor zurück. Das bedeutet Feuchtigkeit, Flüssigkeit oder Saft. Galen (129 – 199

nach Christus) entwickelte die Humoralpathologie, die als vorwissenschaftliches

medizinisches Konzept bis ins 19. Jahrhundert Gültigkeit beanspruchte. So gilt in der

Humoralpathologie ein Ungleichgewicht der vier Körpersäfte als die Ursache für Krankheiten.

Es sind dies das Blut (Sitz im Herzen), Schleim (Sitz im Gehirn), gelbe Galle (Sitz in der

Leber) und schwarze Galle (Sitz in der Milz beziehungsweise im Hoden). Diesen Körpersäften

wurden jeweils vier Charakteren mit entsprechenden Temperamenten zugeordnet. Es sind

dies der Sanguiniker, entgegengesetzt dem Melancholiker, der Choleriker, entgegengesetzt

dem Phlegmatiker. Eine Disharmonie der Temperamente hat Auswirkungen auf die seelische

Stimmung des Menschen. Einen guten Humor hatte derjenige, dessen Säfte ausgeglichen

waren. Lotze schreibt weiter, dass mit Humor viele Begriffe assoziiert werden, wie zum

Beispiel Lachen, Scherz, schwarzer Humor, Sarkasmus, Komik, Witz, Spass, Freude,

Heiterkeit. Auch Schadenfreude, Ironie und Zynismus rechnet der Autor dem Humor zu,

obschon diese Formen der Kommunikation eher negativ besetzt sind. Er erwähnt, dass

besonders das Lachen von manchen Menschen als Kardinalsymptom des Humors gesehen

und oft in einem Atemzug mit Humor genannt wird.

Titze & Eschenröder (2007) benutzen das Wort Humor als Oberbegriff, um das

Gesamtgebiet des Komischen oder Lustigen zu bezeichnen.

Für Rusch (2005) ist der Humor eines Menschen ein psychologischer Fingerabdruck,

anhand dessen man einen Menschen identifizieren kann. Er widerspiegelt die Herkunft des

Menschen, seine Bildung und sein soziales Umfeld. Es gibt keine zwei Menschen, die exakt

denselben Humor haben.

Humor ist die Verkörperung einer der grössten Paradoxien des menschlichen Lebens.

Einerseits ist Humor das pure Vergnügen: wir lieben das Lachen. Andererseits stellt er aber

auch eine unserer wichtigsten Heilungskräfte dar. Er hilft uns, mit den alltäglichen

Belastungen, den Bürden des Lebens fertig zu werden. Er ist beides, Vergnügen und

Therapie (Robinson, 2002).

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2.2 Beschreibung der Merkmale

Titze und Eschenröder (2007) bemerken, dass es auch für die emotionalen und

körperlichen Reaktionen (Belustigung, Lächeln, Lachen), die durch Witze, Komik oder Humor

ausgelöst werden, keinen allgemeinen anerkannten Oberbegriff gibt.

Aus der Literatur konnten wir folgende Merkmale in einer Tabelle zusammentragen. Wir

teilten diese aus unserer Sicht in subjektive und objektive Merkmale ein.

Subjektive Merkmale: Sind Daten die vom

Patient oder seinen Bezugspersonen in

eigenen Worten angegeben werden.

(Doenges, Moorhouse, Geissler-Murr, 2002).

Objektive Merkmale: Sind Daten die von

aussen beobachtet, gemessen oder von

anderen Personen bestätigt werden können.

(Doenges, Moorhouse, Geissler-Murr, 2002).

Schmerzlinderung (Meincke, 2000). Entspannung Lockerung der Muskulatur (Meincke, 2000)

Loslassen

Aufgeschlossenes Verhalten

Gelassenheit (Sonnenschmidt, 2004).

Grimassen

Lachen (Sonnenschmidt, 2004).

Krampfartige Kontraktionen in der Brust

Heiterkeit

Heitere Stimmung (Titze & Eschenröder, 2007)

Witze machen

Tiefe Einatmung verbunden mit durchschütteln des ganzen Körpers

Tränenfluss

Geröteter Kopf und Gesicht

Witze machen (Titze & Eschenröder, 2007)

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2.3 Begründung – Theoretische Perspektiven

Im folgenden Schritt beschreiben wir Ursachen, Einflüsse, Prozesse und Auswirkungen

anhand von Theorien.

2.3.1 Pflegewissenschaft

Folgende Theorien beziehen sich auf die Pflegewissenschaft.

Eckhard Lotze, geboren 1968, hat den Beruf des Krankenpflegers gelernt, anschliessend

ein Medizinstudium absolviert und ist so zur Pflegewissenschaft gekommen. Er beschäftigte

sich mit der Gelotologie (griechisch: gelos – das Lachen, Gelächter). Dies ist die

Wissenschaft, die sich mit den physiologischen Effekten des Lachens beschäftigt. Der

Volksmund überliefert seit Generationen, dass Lachen gesund sei: „Lachen ist die beste

Medizin.“ Der Glaube an diesen Umstand war aber sehr viel verbreiteter, als es Beweise für

seine Richtigkeit gab. Lotze (2003) weist darauf hin, dass Lachen nicht immer Humor

bedeutet und darf deshalb keinesfalls deckungsgleich mit Humor verstanden werden.

Trotzdem werden Lachen und Humor immer noch häufig synonym verwendet. Der Autor

macht darauf aufmerksam, dass Lachen auch Ausdrucksform von menschlicher Emotion in

negativ empfundener Umständen sein kann: bei Unvertrautheit, Angst, Hohn und ähnlichem.

Lachen kann sogar Ausdruck von organischen oder psychischen Krankheiten sein. Auch bei

neurologischen Erkrankungen geht das Lachen als Symptom einher und ist bei bestimmten

epileptischen Anfallsformen möglich. Ebenfalls bei Menschen mit Alzheimer-Erkrankung,

Parkinson-Krankheit und bei Morbus Pick kann ein verändertes Humorverständnis und

Lachverhalten beobachtet werden (Lotze, 2003). Lotze schildert den Einzelfall des

amerikanischen Wissenschaftsreporters Norman Cousins. Vor etwa 40 Jahren erkrankte er an

einer Spondylarthritis, einer progredient degenerativen Entartung der Grundsubstanz der

Gelenke und der Wirbelsäule. Diese Erkrankung war mit sehr starken Schmerzen verbunden

und hatte eine denkbar schlechte Prognose. In seinem autobiographischen Krankheitsbericht

»Der Arzt in uns selbst« (1981) sieht Cousins für sich eine Überlebenschance von 1:500. Er

kannte Berichte aus wissenschaftlichen Zeitschriften, in denen der unheilvolle Einfluss von

negativen Gemütszuständen auf das innersekretorische System des Menschen beschrieben

wurde. Cousins quartierte sich aus dem Krankenhaus aus und zog in ein Hotel. Die

Medikamente setzte er ab und verordnete sich selbst neben hohen Vitamin C-Dosen

regelrechte Lachsitzungen. Er bemühte sich systematisch, sich zum Lachen zu bringen,

indem er sich lustige Filme vorführen oder witzige Bücher vorlesen liess. Dabei stellte Cousins

bald fest, dass seine Schmerzen weitgehend nachliessen, nachdem er etwa zehn Minuten

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lang intensiv gelacht hatte. Ausserdem konnte er danach mindestens zwei Stunden

problemlos schlafen. Diese subjektive Erfahrung wurde bald durch spezifische Tests zur

Ermittlung des Entzündungsgrades im Bereich der Wirbelsäule bestätigt. Denn es kam zu

einer signifikanten Abnahme der so genannten Sedimentationsrate nach jeder einzelnen

Lachkur.

Robinson (2007) beschreibt die vier folgenden Theorien zur möglichen Einschätzung von

Humor und weisst jedoch daraufhin, diese untereinander abzugrenzen.

1. Überlegenheitstheorie: Diese Theorie meint einerseits die Fähigkeit über sich

selbst und über seine Schwächen zu lachen. Andererseits das Beweisen eigenen

Überlegenheit, indem über die Unterlegenheit, die Dummheit oder das Pech

anderer gelacht wird.

2. Diskrepanztheorie: Diese Theorie zählt zu den Klassikern unter den

Humortheorien und beschreibt, dass aus etwas Absurdem wie ein Schock, eine

Überraschung oder etwas unerwartetes, ein Gelächter ausgelöst werden kann.

3. Spieltheorie: Diese Theorie setzt Humor und Spiel gleich, weil der Humor keine

Werte aufweist, die sich von denen des Spiels unterscheiden. Damit Humor möglich

wird, müsse ein bestimmtes Quantum an Spielerischem und Spielerei vorhanden

sein, Eastman (1936 zit. in Robinson, 2002)

4. Entlastungs- und Befreiungstheorien: Diese Theorie beruht auf der Auffassung,

dass Humor Spannungen, Ängste oder Frustrationen abbaut und den Härten des

Lebens entgegen wirkt.

Kellnhauser et al. (2004) geben Humor als Ressource an. Es gibt Menschen, die durch

eine humorvolle Lebenseinstellung auch positiv auf ihre Mitmenschen wirken. Solchen

Menschen kann es gelingen, ihren Humor auch in der Zeit des Leidens zu bewahren. Der

Humor hilft diesen Menschen bei der Bewältigung ihrer schwierigen Situation. Für

Pflegepersonen ist es wichtig, dass sie erkennen können: Wann ist der Humor echt, wann

handelt es sich also um eine Ressource, und wann sollen mit einer (vorgespielten) Heiterkeit

lediglich Konflikte überspielt werden. Humor kann helfen, schwierige Situationen auszuhalten.

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In Frinks (2004) humorvollen Darstellungen steht die Kommunikation zwischen Patienten,

Pflegepersonal, Ärzten oder anderen im Krankenhaus agierenden Menschen im Mittelpunkt.

Sie bedienen sich einer Fachsprache und medizinischer Terminologie, um etwas kurz und

punktgenau auszudrücken. Die übertrieben geschilderten, misslungenen Kundenberatungen

zeigen humorvoll, wie sich ein klinikunerfahrener Patient fühlt, wenn ihm zum Beispiel erklärt

wird, dass er nichts essen dürfe, weil er Nahrungskarenz habe.

ATL RUHEN & SCHLAFEN

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ATL SICH BEWEGEN

ATL WASCHEN & KLEIDEN

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ATL ESSEN & TRINKEN

ATL AUSSCHEIDEN

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ATL KÖRPERTEMPERATUR REGULIEREN

ATL ATMEN

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ATL SICH SICHER FÜHLEN & VERHALTEN

ATL ARBEITEN UND SPIELEN

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ATL KOMMUNIZIEREN

ATL KIND, FRAU, MANN SEIN

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ATL SINN FINDEN IM WERDEN – SEIN - VERGEHEN

Lotze (2003) erwähnt Humor als Schlüsselqualifikation von Pflegenden. Die positiven

Auswirkungen von Humor sind nicht nur dem Patienten dienlich, sondern können für

Pflegende im Rahmen der beruflichen Belastung ebenfalls Hilfe bedeuten. Die durch Humor

angestossenen Befindlichkeiten führen zu günstigeren Bewältigungsstilen und so zu

befriedigenden und gesundheitsfördernden Verhaltensweisen, was im Zusammenhang steht

mit der Selbstkompetenz der Pflegenden. Der Humor kann durch seine potentiell sozial

verbindende Wirkung als geeignete Methode der Beziehungsgestaltung in Pflegeteams,

interdisziplinären Teams und der Pflegende-Pflegeempfänger-Beziehung betrachtet werden.

Er fördert dadurch Teamfähigkeit und soziale Bindungen. Dies zeigt die Nähe des Humors zu

den Bereichen der Sozialkompetenz und Methodenkompetenz, die in der Pflege direkten

Fachkompetenzen zugeordnet werden (SAHMEL, 2001 in Lotze 2003). Durch Humor ist es

möglich, die Kommunikationskompetenz von Pflegenden in jeglicher Hinsicht zu erhöhen und

die psychosoziale Kompetenz zu schulen (Lotze, 2003).

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Der Gelotologe Fry (1977 zit. in Robinson, 2002) geht in seinem Forschungsbericht über

die „Physiologie des Humors“ davon aus, dass das Humorvolle einer Situation mit den

folgenden drei Komponenten beschrieben werden kann: einen Stimulus, einer emotionalen

Reaktion und einem Begleitverhalten (Siegel, 2005).

1. Stimulus 2. Emotionale Reaktion 3. Begleitverhalten

2.3.2 Biologie / Physiologie / Pathologie

Im Weiteren beschreiben wir die Theorien zur Biologie, Physiologie und Pathologie.

Bei der Arbeit stützen wir uns unter anderem auf die Autoren Michael Titze, 1947, Dr. rer.

soc., diplomierter Psychologe und Psychotherapeut, sowie Christof T. Eschenröder, 1949,

diplomierter Psychologe, Psychotherapeut, Supervisor und Kursleiter. „Ein Humorerlebnis

(Erheiterung) äussert sich sichtbar im Lachen“ (Titze & Eschenröder, 2007). Das Lachen

entsteht aufgrund einer tiefen Einatmung, die von krampfartigen Kontraktionen in der Brust,

vor allem aber im Zwerchfell gefolgt wird. Beim Lachen ist der Mund mehr oder weniger weit

geöffnet, die Mundwinkel sind stark nach unten gezogen, gleichzeitig besteht aber die

schwache Tendenz, sie auch nach oben zu ziehen, die Oberlippe ist leicht gewölbt. Die

oberen und unteren Augenmuskeln werden gleichzeitig kontrahiert. Es bilden sich Falten

unterhalb der Augen. Durch das Heben der Oberlippe werden die Wangen nach oben

gezogen, so dass die Nase kürzer erscheint und die Haut an der Nasenwurzel in feine

waagrechte Falten gelegt wird. Bei starkem Lachen füllen sich die Augen mit Tränen. Die

Atemmuskulatur wird gleichzeitig rapiden, vibratorischen Bewegungen unterworfen. Die

Respiration ist stark eingeschränkt, der Kopf und das Gesicht werden mit Blut überschwemmt.

Die Venen weiten sich (Darwin, 1872/1989 in Titze & Eschenröder, 2007).

Erheiterung,

Belustigung

Freude

Humorvolle

Situation,

Witz

Lachen,

Lächeln,

Kichern

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Bischofberger (2002) zeigt anhand einer Tabelle mögliche organspezifische,

physiologische Wirkungen des Lachens auf.

Organ Mögliche physiologische Wirkungen des Lachens.

Herz Pulssteigerung, Blutdrucksteigerung und Zirkulationssteigerung, wobei der Blutdruck nach dem Lachereignis unter das vorherige Niveau fallen und dadurch einen hyptonen Effekt zeigen kann (Clark et al., 2001).

Lunge Erhöhte Exspiration von CO2, verbesserte Sauerstoffsättigung, Verminderung des Residualvolumens und der Feuchtigkeit (Filippelli et al., 2001).

Skelettmuskeln Erhöhte Durchblutung und Muskelanspannung im Abdomen, Nacken, Thorax und in den Schultern während des Lachereignisses, erhöhte Entspannung in der nicht gebrauchten Muskulatur (Fry, 1994).

Haut Erhöhte Temperatur und galvanische Leitfähigkeit (Langevin/Day, 1972).

Hormone Erhöhung der Neuroendorphine und Katecholamine, Verminderung der immunschwächenden Hormone (Berk et al., 1998; Harrison et al., 2000).

Gehirn Erhöhte Aufmerksamkeit, erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystems, verbesserte Sauerstoffzufuhr (Fry, 1994).

Immunsystem Verbesserte humorale und zelluläre Immunantwort, Erhöhung des Immunglobulin A im Speichel (McClelland/Cheriff, 1997; Berk et al., 2001).

Tränen Bei einem Vergleich von emotionalen Tränen und Tränen beim Zwiebelschneiden wurde ein Unterschied beobachtet. Emotionale Tränen führen zu einem Toxinabbau, während letztere fast nur physiologisches Wasser enthalten (Fry, 1994).

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2.3.3 Psychologie

Die Theorien der Psychologie beschreiben wir im Folgenden.

Der Humor ist ein psychologisches Phänomen, das im Leben und Erleben von Menschen

folgende Funktionen erfüllen kann:

A. Humor: Wellness pur Siegel (2005) beschreibt, dass Humor Lebensfreude und unserem

Alltag oft das gewisse Etwas schenkt. Aus diesem Grund vergleicht sie den Humor mit einem

Wellnessurlaub. Um Interesse an etwas zu wecken, kann Humor hilfreich sein.

B. Humor: Hilfe zum Perspektivenwechsel Humor kann durch einen Perspektivenwechsel

schwierige (Konflikt-) Situationen erleichtern. Laut Gruntz-Stoll (2001 zit. in Siegel, 2005) ist

der Mensch zur Selbstdistanzierung fähig, wenn man stressauslösenden Situationen mit

Humor begegnet. Die Schwierigkeiten bleiben zwar dieselben, nur der Umgang mit ihnen

ändert sich. So können Probleme aus einer anderen Perspektive betrachtet werden und zu

einer Lösung führen.

C. Humor: Rettungsring in schwierigen Situationen Laut Siegel (2005) kann der Humor

eine wichtige Form der Bewältigung schwieriger Situationen und Lebensumstände darstellen

und gilt als eine nicht zu unterschätzende Ressource. Der Humor kann als eine Art

Copingstrategie betrachtet werden, wenn er zur Entlastung oder Verminderung von Ängsten,

Stress und Anspannung führt. Man kann ihn mit einem Rettungsring vergleichen, der im

tosenden Meer hilft, nicht unterzugehen.

D. Humor: Ausdruck von Kreativität Um den Rahmen des Gewöhnlichen und des

Vorhersehbaren zu sprengen, bedarf es ein gewisses Mass an Kreativität, um humorvoll zu

sein (Siegel, 2005). Landau sieht einen Zusammenhang zwischen Humor und Kreativität. Für

sie ist Humor kreatives Denken, das etwas Neues, etwas Relevantes und eine Veränderung

der Perspektive beinhaltet.

E. Humor: Schluss mit lustig Humor kann positiv und lebensbejahend sein. Er kann aber

auch verletzen und Minderwertigkeits-, Ohnmacht-, Angstgefühle auslösen und verstärken,

auch wenn der Humorinitiator dies nicht beabsichtigt hat. Humor kann missverstanden

werden, wenn dem Humorinitiator die nötige Sensibilität für die Situation oder für sein

Gegenüber fehlt „Elefant im Porzellanladen“. Humor kann bewusst als Waffe eingesetzt

werden, um sein Gegenüber zu verletzen, zu demütigen und ihn mit zynischen Bemerkungen

zu kränken (Siegel, 2005).

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Freud (1992 zit. in Robinson, 2002) unterscheidet in seiner Theorie, zwischen Witz, Komik

und Humor. Dies basiert alles auf demselben Grundprinzip: dem Einsparen psychischer

Energie. Beim Erzählen eines Witzes, spart man an Hemmungsaufwand. Die Anwendung von

Humor spart einen Gefühlsaufwand ein. Als Zweck des Vorganges beschreibt Freud, sich in

den Zustand eines Kindes zurücksetzen zu wollen. In diesem Zustand ist der Aufwand

psychischer Energie gering. Dadurch erhält der Humor etwas Befreiendes. Er entwickelte

auch eine Theorie, welche das Lachen über tragische Ereignisse und den Tod beschreibt, ein

Phänomen, das er „Galgenhumor“ nennt. „Viele spätere Arbeiten und Theorien basieren auf

den Überlegungen Freuds, dass Humor als Entlastungsmechanismus fungiert und damit

einen wichtigen psychologischen Zweck erfüllt.“

Harvey Mindess (1971 zit. in Robinson, 2002)) vertritt eine Theorie, die alle anderen

Theorien einschliesst. Er nennt sie die Befreiungstheorie. Für ihn sind Humor und Lachen ein

Instrument psychischer Befreiung, das Zwänge des Alltags aufhebt und uns dadurch glücklich

sein lässt. Er rät uns dringend unseren Sinn für Humor zu kultivieren.

Laut Lefcourt und Martin (1986 zit. in Robinson, 2002)) ist Humor ein Stressmodifikator.

Angesichts der täglichen Belastungen und Stressoren spielten Lachen und Humor eine

wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der psychischen und physischen Gesundheit, sowie

des allgemeinen Wohlbefindens. Um dies belegen zu können, entwickelten die beiden

Autoren einen Fragebogen, mit dessen Hilfe eingeschätzt werden kann, wieviel Sinn für

Humor ein Individuum besitzt. Um erfassen zu können, inwieweit jemand seinen Humor zur

Stressbewältigung nutzt, konstruierten sie die Coping Humor Scale (Die Scale wird im Anhang

beigelegt).

2.3.4 Soziologie

In der Soziologie setzen wir uns mit folgenden Theorien auseinander.

Als eine Form sozialer Beziehungsgestaltung wird das Phänomen Humor in der Soziologie

beschrieben. In diesem Sinn hat der Humor verschiedene Aufgaben zu erfüllen, zum Beispiel

die Förderung des Gruppenzusammenhalts, Billigung und Missbilligung des Vertrauens. Der

Humor strahlt eine Zusammengehörigkeit in der Gruppe aus (Robinson 2002 in Siegel 2005).

Lotze (2003) macht darauf aufmerksam, dass das Risiko eines Misserfolges beim

Humoreinsatz immer vorhanden ist. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den Humor qualitativ nicht

nur seinem Zeitpunkt nach, sondern auch seiner Angemessenheit zu beurteilen. Gründe des

wirkungslosen Humors:

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� Kognitive Fehleinschätzung (zum Beispiel Überforderung, mangelhafte

Einbeziehung der Humorerfahrungen)

� Emotionale Fehleinschätzung (zum Beispiel der Situation des Pflegeempfängers)

� Sozial-kommunikative Fehleinschätzung (zum Beispiel des Willens / Vermögens

des Pflegeempfängers)

� Materiell-gegenständliche Fehleinschätzung (zum Beispiel falsch gewählter

Humorstimulus)

Sie zeigen klar die Grenzen hilfreich gemeinten Humoreinsatzes auf. Lotze hebt hervor,

dass es sogar schädlich sein kann, wenn Humor zu Frustrationserlebnissen des

Humorempfängers führt. Die Folge wäre eine Ablehnung des Humors der Pflegekraft.

Zusätzlich könnte es zu einer negativen Selbstbewertung und Fremdbewertung der beteiligten

Personen führen.

Hirsch (1996 zit. in Siegel, 2005) nennt Humor als soziales Schmiermittel. Man geht davon

aus, dass er die Beziehungsgestaltung zwischen Einzelnen und Gruppen (positiv) beeinflusst.

Siegel (2005, S. 32) berichtet, Humor kann beim Einzelnen, auch in der sozialen

Interaktion viele verschiedene Funktionen erfüllen. Dabei hat er viele positive Auswirkungen:

Er schenkt Lebensfreude, erleichtert die zwischenmenschliche Kommunikation und

Beziehungsgestaltung, hat grosse Bedeutung für die soziale und emotionale Entwicklung des

Kindes, fördert die Kreativität und scheint darüber hinaus ein guter Begleiter in schwierigen

Lebenslagen zu sein, weil er dazu verhelfen kann, die eigene Perspektive zu verändern und

Dinge anders als bisher anzupacken.

Laut Wied & Warmbrunn (2007) sind, historisch bedingt, Krankenhäuser und auch

Altenheime (aus Besuchersicht) Orte, an denen Ernst und auch Trauer vorherrschen.

Patienten, Angehörigen und auch Pflegepersonal wurde das Lachen in der Klinik mit der

Begründung, die Würde des Hauses wahren zu müssen, verboten. Noch heute ist die

Tendenz verbreitet, am Krankenbett die Stimme zu senken. Patienten und Besucher,

besonders Kinder, leiden häufig unter dieser Atmosphäre; daher werden Kinder heute oft von

Klinikclowns aufgemuntert. Humor ist in angemessener Form aufmunternd und

gesundheitsfördernd, muss allerdings individuell auf den Patienten abgestimmt sein, um

psychische Verletzungen zu vermeiden. Die Form und die Akzeptanz von Humor hängen

stark vom kulturellen Hintergrund (Region, Gruppenzugehörigkeit) ab.

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2.3.5 Ethik

In folgender Theorie beziehen wir uns auf die Ethik.

Lotze (2003) verweist auf HumorCare, eine Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz. Ihre

Aufgabe besteht in der Förderung von Humor in der Therapie, Pflege und Beratung.

HumorCare hat ausführlich und verbindlich solche Grundlagen im Sinne von ethischen

Richtlinien erarbeitet. Im Folgenden werden die Artikel eins und zwei aus den ethischen

Richtlinien zusammengefasst.

Artikel 1: Humor kann immer dann entstehen, wenn sich „komische Normverletzungen“

ergeben. Geschieht dies unfreiwillig, wie im Fall körperlicher, geistiger oder psychischer

Behinderungen, kann das zu beschämenden, peinlichen Konsequenzen führen. So verhalten

sich psychisch kranke Menschen häufig unfreiwillig komisch. Dadurch können sie zu Objekten

der Lächerlichkeit und zur Zielscheibe eines schwarzen Humors (Ironie, Sarkasmus,

Zynismus) werden. Die Mitglieder von HumorCare verpflichten sich, diese Art des Humors

grundsätzlich zu vermeiden.

Artikel 2: Professionelle HumoristInnen haben sich ein grosses Repertoire an Techniken

erarbeitet, das ihnen ermöglicht, andere Menschen zu verblüffen und zu erheitern. Ihr Ziel ist,

andere möglichst häufig zum Lachen zu bringen. Dieser Effekt ist vom therapeutischen

Standpunkt unspezifisch. Therapeutisch wirksamer Humor zielt nicht auf den schnellen Effekt

ab. Ziel ist die Ermutigung, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen (Mut zur

Unvollkommenheit), über sich selbst lachen zu können (Mut zur Lächerlichkeit) und starre

soziale Normen und Idealvorstellungen relativieren, beziehungsweise in Frage stellen zu

können (Mut zum Widersinn / Unsinn). Dazu können entsprechende Techniken des Humors

vermittelt und eingeübt werden.

2.3.6 Ökonomie, Ökologie

In Bezug auf die Ökonomie / Ökologie konnten wir folgende Theorie zusammentragen.

In Zeiten abnehmender ökonomischer und personeller Ressourcen scheint es im Pflege-

und Gesundheitswesen Wichtigeres und Vordringlicheres zu geben, als sich mit dem Humor

zu beschäftigen. Die allgemeine Lage des Gesundheitswesens scheint ernst zu sein.

Dennoch gehört der Humor zu einer der grundlegenden Erfahrungen der menschlichen

Existenz und ist deshalb auch für die Pflege relevant. Kurz gesagt: Humor gehört zum

Menschsein und verdient deshalb auch in der Pflege Beachtung (Lotze 2003 in Siegel 2005).

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3 Ergebnisse

Anhand eines Interviews befragten wir fünf Patienten und fünf Pflegende auf der Mutter /

Kind-Abteilung, der Medizinische Abteilung, der Wochenklinik und der Spitex über das Thema

Humor. Im Folgenden sind die Fragen, Zusammenfassung und Antworten der Befragten

dargestellt.

3.1 Bedeutung für Betroffene

1. Was bringt Sie zum Lachen?

Vier von fünf Patienten antworteten, dass sie ein guter Witz zum Lachen bringen würde.

Zwei Personen nannten auch Episoden der Enkelkinder und Anekdoten der Kinder. Je

zweimal erwähnt wurde eine lustige Situation und lustige Filme. Eine befragte Person nennt

eine freundliche und aufgestellte Pflegekraft.

• Ein guter Witz.

o Freundliches Auftreten der Pflegekraft. Aufgestellte Person, welche mich pflegt.

� Meine Enkelkinder, wenn sie Episoden aus dem Kindergarten erzählen oder wenn

sie versuchen, hochdeutsch miteinander zu sprechen. Ansonsten lache ich gerne

über Witze oder lustige Filme.

� Zum Lachen bringt mich ein lustiger Film, ein guter Witz und eine lustige Situation.

+ Einfach ein guter Witz, Anekdoten der Kinder oder auch lustige Lebenssituationen.

Wenn alles so traurig ist, dass keiner mehr lachen kann,

und alles so aussichtslos, dass es nichts mehr zu lachen gibt,

dann kann allein der Humor immer noch ein Lächeln hervorzaubern.

Nicht weil es Freude gibt, gibt es Humor, sondern dort, wo alle Freude gestorben ist,

an den dunklen Tagen voller Ängste, gerade dort lebt der Humor.

Bosmans.

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2. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie herzhaft gelacht haben?

Alle fünf Patienten beschreiben, dass das Lachen sich positiv auswirkt. Zwei Patienten

berichten, dass sie sich befreiter und entspannter fühlen. Ein Patient berichtet, dass lachen

ein schönes Gefühl auslösen kann und eine Patientin sagt, dass sie einen Moment die Sorgen

vergisst. Eine Person entflieht für eine kurze Zeit dem Alltag durch das Lachen.

• Es kommt darauf an, warum ich lachen musste. Es kann ein schönes Gefühl

auslösen.

o Ich fühle mich befreiter und entspannter.

� Ich fühle mich befreit, locker, entspannt. Ich entfliehe für eine kurze Zeit dem

Alltag.

� Wenn ich herzhaft lache, fühle ich mich super, anschliessend besser, ein gutes

Gemüt.

+ Befreit, beschwingt, leicht, fröhlich. Ich vergesse für einen Moment meine Sorgen.

3. Welche Art von Humor schätzen Sie?

Zwei der Befragten äusserten, dass sie den „lustigen Humor“ schätzen. Eine weitere

Person gab zur Antwort, sie schätze den ehrlichen Humor. Eine der Befragten meinte, sie

würde den angepassten Humor sehr schätzen. Einer Befragten hilft im Moment der

Galgenhumor über ihre Probleme hinweg, eine andere schätzte ein Spässchen

zwischendurch. Eine Person sagte, ein billiger Spruch möge sie gar nicht.

• Lustigen Humor, eine lustige Episode in einem Theater.

o Ich schätze den ehrlichen Humor.

� Spässchen zwischendurch, beim jassen beispielsweise, gegenseitiges Necken.

� Ich schätze den lustigen und angepassten Humor.

+ Im Moment Galgenhumor, weil ich Probleme habe. Das hilft mir, damit umzugehen.

Ich mag aber auch keine billigen Sprüche.

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4. Welchen Humor finden Sie nicht lustig?

Drei Interviewpartner äusserten, dass sie den unangepassten, trockenen Humor und den

Galgenhumor nicht lustig finden. Eine befragte Person findet es nicht lustig, wenn jemand zu

Schaden kommt oder ausgelacht wird. Eine Person kann über Ausländerwitze nicht lachen.

• Der Galgenhumor, oder wenn man über jemanden lacht, dem etwas negativ

passiert ist.

o Ich finde es nicht lustig, wenn über andere Mitmenschen gelacht wird.

� Wenn jemandem zu Schaden kommt, oder wenn Dinge oder Gegenstände

absichtlich beschädigt werden. Über diskriminierende Ausländerwitze kann ich

nicht lachen.

� Den unangepassten und den trockenen Humor finde ich nicht lustig.

+ Wenn man über meine Schwachstellen lacht.

5. Wie erleben Sie Humor während ihrem Spitalaufenthalt?

Die Befragten gaben unterschiedliche Antworten, wie sie den Humor während ihrem

Spitalaufenthalt erlebten. Für eine Befragte ist es nicht humorvoll, im Spital zu liegen. Für eine

Interview-Partnerin ist eine freundliche Ausstrahlung und freundliches Auftreten des

Pflegepersonals und der Raumpflegerin als Humor bezeichnet worden. Eine Befragte erlebte

den Humor verschieden. Es komme auf den Charakter an, bei manchen habe man den Draht

sofort und bei anderen nie. In zwei Fällen wurde die Bettnachbarin als humorvoll und lustig

erwähnt, jedoch von Seiten der Pflegenden erlebten sie wenig Humor. In einem Fall wurde die

Nachtschwester als humorvoll bezeichnet, weil diese wohl mehr Zeit habe. In einem anderen

Fall ist bei einer Pflegenden Humor erlebt worden und dieser sei überspielt gewesen.

• Es ist nicht humorvoll in Spital zu liegen.

o Den Humor kann ich durch das Pflegepersonal und die Reinigungsfrau erleben,

wenn diese eine freundliche Ausstrahlung und ein freundliches Auftreten haben.

� Das ist verschieden. Das kommt auch auf den Charakter an. bei manchen hat man

sofort den Draht, zu andern nie.

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� Die Nachbarin ist sehr lustig und amüsant, sie bringt mich zum Lachen. Bei einer

Pflegenden erlebte ich überspielten Humor, man merkte, dass er nicht echt war,

sonst erlebe ich wenig Humor bei den Pflegenden.

+ Mit meiner Bettnachbarin ist es manchmal lustig, und wir lachen oft. Das tut gut.

Die Nachtschwester ist auch eine Lustige, sie hat wohl mehr Zeit für Spässe. Die

vom Tag haben viel zu tun, die haben keine Zeit und müssen arbeiten.

6. Wünschen Sie sich eine humorvolle Pflegende?

Alle fünf Personen wünschen sich humorvolle Pflegende. Eine Pflegende gab zu

bedenken, dass die Schwestern am Tag viel zu ernst sind, sie meint schon, die Begrüssung

könnte humorvoller ausfallen. Zwei Befragte beschreiben zusätzlich den Einfluss von

humorvollen Pflegenden auf den Patienten. Der Humor wirke auf sie aufmunternd und positiv

auf den Krankheitsverlauf. Für eine Interviewpartnerin lockert er die Atmosphäre und schafft

Vertrauen und Sicherheit.

• Ja, das schon.

o Ja, Humor ist sehr wichtig in der Pflege, es kann mich und meinen

Krankheitsprozess positiv beeinflussen.

� Ja, es lockert die Atmosphäre auf jeden Fall auf und als Patient gewinnt man mehr

Sicherheit und Vertrauen.

� Ja unbedingt, Humor muntert den Patienten auf.

+ Ja, ganz sicher. Die Begrüssung zum Beispiel dürfte schon lustig sein. Die

Schwestern von Tag sind viel zu ernst. Die haben keine Zeit zum Spassen.

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3.2 Bedeutung für Pflegende?

1. Wie wirkt Humor auf dich als Pflegende?

Die Aussage, dass Humor entspannend auf die Pflegende wirkt, wird viermal gemacht. In

den vier Aussagen wird auch zweimal erwähnt, dass Humor nebst der Pflegenden auch auf

die Atmosphäre entspannend wirkt. Drei Pflegende beschreiben eine positive Auswirkung des

Humors auf ihre Arbeit. Zwei Pflegende schätzen es, wenn der Patient Humor zeigt und

fröhlich ist. Einmal wird der Humor als aufmunternd erwähnt.

• Entspannend.

o Wenn ein Patient Humor hat, wirkt er auf mich positiv aus. Ebenfalls positive

Auswirkung auf die Arbeit.

� Humor erleichtert mir den Pflegealltag. Ich kann dadurch die Patienten besser

einschätzen. Ich selber fühle mich dadurch lockerer und schaffe so eine

entspannte Atmosphäre.

� Ich fühle mich dabei lockerer, es bringt mich dem Patienten näher. Der Humor

wirkt auf mich aufmunternd.

+ Ich liebe es, mit Humor zu arbeiten. Er kann angespannte Situationen schnell

entschärfen. Ich mag es, wenn die Pflegeempfänger fröhlich sind. Es ist so viel

lockerer.

2. Wann findest Du Humor in der Pflege angebracht?

Vier Pflegende berichten, dass Humor immer angebracht ist, dass dies in schwierigen

Situationen auflockernd sein kann, dass Sympathie durch den Humor entgegen gebracht wird.

Zwei Pflegende berichten, dass Humor für sie ablenkend wirkt. Eine Pflegende äussert, dass

der Humor gegenüber Pflegeempfängern vorsichtig angewendet werden sollte, dass der

Humor nicht so gut ankam.

• Bei angespannten Situationen.

o Der Humor ist eigentlich immer angebracht, es wirkt sich positiv auf den Patienten

aus. Erleichterte, aufgestellt die Kommunikation.

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� Zwischendurch als Auflockerung, bei einem längeren Gespräch oder in

schwierigen Situationen kann der Humor auch wertvoll sein, sozusagen als

Ablenkung.

� Um eine schwierige Situation aufzulockern. Als Ablenkung vom Pflegealltag und

den Sorgen. Um eine triste Stimmung zu verbessern. Sympathie entgegen

bringen.

+ Wenn er nicht beleidigend wirkt und der Moment richtig ist. Humor gegenüber

Pflegeempfängern sollte eher vorsichtig angewendet werden. Man sollte den

Pflegeempfänger kennen, damit man weiss, ob er Humor versteht. Ich habe auch

schon erlebt, dass er nicht so gut ankam.

3. Welche Art von Humor schätzt Du?

Die Aussage der Befragten war unterschiedlich. Der Humor wurde sensibel, offen und als

eine ehrliche Art eingeschätzt. Der spontane und der Situation angepasster Humor wurde

ebenfalls sehr geschätzt. Eine komische Bemerkung kann hilfreich sein, um eine peinliche

Situation zu überspielen, dies die Aussage eine Person.

• Den sensiblen, feinfühligen Humor.

o Offene und ehrliche Art des Humors.

� Offener, spontaner Humor.

� Der Humor sollte der Situation angepasst sein.

+ Als Selbstironie, wenn mir etwas Peinliches passiert, mache ich gerne eine

komische Bemerkung. Das hilft mir auch, damit mir das Geschehene wenig

peinlich ist. Ja und dann mag ich es, wenn eine wirklich spontane, lustige

Bemerkung gemacht wird, über die dann alle lachen.

4. Welchen Humor findest Du nicht lustig?

Eine Interviewpartnerin findet geschmacklose Bemerkungen auf Kosten anderer nicht

lustig. Zwei der befragten Pflegenden äussern Mühe, mit offensichtlich zweideutigen

Anspielungen oder „schweinischen“ Witzen. Eine Pflegende schätzt den verletzenden,

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unangebrachten Humor nicht, eine weitere Pflegende schätzt den Galgenhumor nicht. Eine

Interviewpartnerin kann es nicht ausstehen, wenn sie beleidigt wird und es anschliessend als

Spass dargestellt wird.

• Den Galgenhumor.

o Über andere Mitmenschen Witze machen, „schweinische“ Witze.

� Im Pflegealltag, schätze ich die offensichtlich zweideutigen Anspielungen nicht.

� Den unangebrachten Humor, den verletzenden Humor. Humor zu einem

unpassenden Zeitpunkt.

+ Witze oder geschmacklose Bemerkungen aufkosten anderer. Ich kann es auch

nicht ausstehen, wenn ich beleidigt werde und mir dann gesagt wird, es sei nur

Spass gewesen.

5. Wie wirkt Dein Humor auf die Patienten?

Die befragten Pflegenden machten unterschiedliche Erfahrungen, wie der Humor auf den

Patienten wirkt. Für zwei Pflegende wirkte der Humor befreiend, auflockernd, es entstand eine

gelöste Atmosphäre. Für eine Pflegende wirkte der Humor vertrauensfördernd, für die andere

wiederum ablenkend. Eine Pflegende erwähnte, dass sich die Patienten durch ihren Humor

angesprochen fühlen und dass der Humor ihr die Arbeit erleichtere. Von einer Pflegenden

kam die Antwort, dass ihr Humor ansteckend auf die Patienten wirkt und sie bisher keinen

schlechten Erfahrungen damit machte. Für eine Pflegende ist es manchmal schwierig den

Humor richtig einzusetzen. Sie habe mal jemanden gepflegt, der sich von ihr ausgelacht

fühlte, weil sie lachend ins Zimmer kam. Sie sei eher eine aufgestellte Person, die gerne

Witze macht, auch mal über sich selbst und sie betrachte nicht immer alles so ernst.

• Vertrauensfördern. Es entsteht eine gelöste Atmosphäre.

o Die Patienten fühlen sich durch meinen Humor angesprochen. Durch den Humor

erleichtert sich die Arbeit mit dem Patienten.

� Ansteckend. Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.

� Mein Humor wirkt ablenkend, befreiend und auflockernd.

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+ Ich denke, ich bin eine eher aufgestellte Pflegende. Ich mache gerne Witze, auch

über mich selbst und betrachte nicht immer alles so ernst. Manchmal ist es auch

schwierig Humor richtig einzusetzen. Ich habe auch schon mal jemanden gepflegt,

der sich von mir ausgelacht fühlte, weil ich lachend ins Zimmer kam.

6. Wird Deiner Meinung nach, genügend Humor in der Pflege angewendet?

Bei zwei Pflegenden kam eindeutig zum Ausdruck, dass Humor in der Pflege zuwenig

angewendet wird. Zwei der Interviewpartner machten dies abhängig von Situation und

Zeitpunkt. Pflegende äussern, dass der Humor in stressigen Situationen oftmals verloren geht

oder vernachlässigt wird. Nach Meinung einer Interviewpartnerin sollte der Humor bewusster

eingesetzt werden.

• Nein.

o Ich habe das Gefühl, das Humor zuwenig in der Pflege angewendet wird. Durch

den Zeitdruck und Stress wird der Humor vernachlässigt.

� Je nach Situation. Manchmal fehlt einfach die Zeit, lange in einem Zimmer zu

verweilen und zu spassen.

� Ich glaube, dass oftmals der Humor im stressigen Alltag verloren geht. Er sollte

öfter und bewusster eingesetzt werden.

+ Humor könnte öfters angewendet werden. Gerade wenn ich traurig bin, oder wenn

es mir nicht so gut geht, mag ich nicht noch Gesichter sehen, die mit Trauerminen

herumlaufen. So könnten sich auch die Pflegeempfänger fühlen. Aus Erfahrung bin

ich der Meinung, Humor sollte einfühlsam eingesetzt werden.

4. Diskussion

Im Folgenden werden die zusammengefassten Aussagen der Patienten und Pflegenden

mit der Theorie in Verbindung gebracht.

Mehrere Befragte antworteten, dass ein guter Witz, eine lustige Situation oder ein lustiger

Film sie zum Lachen bringe. Diese Ursachen, die zum Lachen führen, bezeichnet Fry (1977)

als Stimulus, welcher eine emotionale Reaktion mit sich zieht und schlussendlich ein Lachen

als Begleitverhalten auslöst. Eine Pflegende räumte ein, dass sie über sich selbst lachen

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kann, was Robinson (2007) in einer von vier beschrieben Theorien (der

Überlegenheitstheorie) zur Einschätzung des Humors bestätigt. Die Entlastungs- und

Befreiungstheorie beruht auf der Auffassung, dass Humor Spannungen und Frustrationen

abbaut. Dies steht im Zusammenhang mit den Äusserungen von Betroffenen und Pflegenden,

die sich beim Einsatz von Humor befreiter und entspannter fühlten. Ein anderes Gefühl bei

Humoreinsatz umschreibt Mindess (1971) in seiner Befreiungstheorie. Er führt auf, dass

Lachen die Zwänge des Alltags aufhebt und uns dadurch glücklich sein lässt. Die Aussage

einer Befragten, durch das Lachen für eine kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen, vergleicht

Siegel (2005) mit einer Art Wellnessurlaub, weil er unserem Alltag das gewisse Etwas

schenkt. Die Entspannung wurde auch mehrmals im Zusammenhang mit der Atmosphäre

erwähnt. Humor wird von Hirsch (1996) als soziales Schmiermittel bezeichnet, welches die

Beziehungsgestaltung zwischen Einzelnen und Gruppen positiv beeinflusst und eine

entspannte Atmosphäre schafft, welche sich positiv auf die Arbeit auswirkt. Die Pflegende

schätzen auch, wenn die Patienten sich humorvoll zeigen. Eine Betroffene erklärte, dass ihr

im Moment der Galgenhumor über die Probleme hinweg hilft. Da Freud (1992) mit

„Galgenhumor“ das Lachen über tragische Ereignisse und den Tod beschreibt, konnte die

Aussage nicht mit seiner Erklärung in Verbindung gebracht werden. Sie kann viel mehr als

eine Art Copingstrategie betrachtet werden, in welcher Siegel (2005) den Humor zur

Verminderung von Angst, Stress und Anspannung aufführt. Bei den Pflegenden sowie bei den

Betroffenen kam zum Ausdruck, dass Humor nicht geschätzt wird, wenn er unangebracht und

verletzend ist, beziehungsweise, wenn es sich um Galgenhumor handelt. Zudem findet es ein

Interview-Partner nicht lustig, wenn jemand ausgelacht oder ihm Schaden zugeführt wird.

Diese Aussagen unterstreicht Siegel (2005), in dem sie erläutert, dass der Humor bewusst als

Waffe eingesetzt werden kann, um sein Gegenüber zu verletzen, zu demütigen und zu

kränken. Das bestätigt die Antwort der Pflegenden, die sagt, sie möge es nicht, wenn sie

beleidigt werde und dies als „Spass“ benennt würde. Pflegende haben auch geäussert,

Humor nicht zu schätzen, wenn er geschmacklos, zweideutig und auf Kosten anderer

angewendet wird. Lotze (2003) verweist auf die Gesellschaft HumorCare. In Artikel eins der

ethischen Richtlinien erläutert HumorCare, dass diese Art von Humor grundsätzlich zu

vermeiden ist. Eine Person schätzte die freundliche Ausstrahlung und das freundliche

Auftreten des Pflegepersonals. Im Gegenzug erwähnen Pflegende, dass Humor sich

erleichternd auf die Arbeit auswirkt. Lotze (2003) erläuterte, dass der Humor eine sozial

verbindliche Wirkung herstellt und dadurch eine geeignete Methode der

Beziehungsgestaltung zwischen Pflegende-Pflegeempfänger ist. Zu diesem Thema äussert

sich auch Gruntz-Stoll (2002), die bemerkt, dass der Mensch zur Selbstdistanzierung fähig ist,

wenn man stressauslösenden Situationen mit Humor begegnet. Diese Selbstdistanzierung

kann Problemlösungen aufzeigen, was sich auf die von Interviewten erwähnte

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Arbeitserleichterung auswirkt. Im Interview wurde die Nachtschwester als humorvoll

bezeichnet, da sie laut Aussage der Patientin mehr Zeit für sie hatte, als die Pflegenden am

Tag. Ebenfalls wurde von Pflegenden bestätigt, dass zu wenig Zeit für Humor bleibt. Lotze

(Siegel, 2005) stellt fest, dass es im Pflege- und Gesundheitswesen Wichtigeres und

Vordringlicheres zu geben scheint, als sich mit dem Humor zu beschäftigen. Nach Meinung

des Autors sollte Humor auch in der Pflege Beachtung finden. Humor wird von Pflegenden

geschätzt, wenn er offen, angepasst und ehrlich eingesetzt wird, was von Kellnhauser et al.

(2004) bestätigt wird. Sie erläutern, dass es wichtig ist, zu erkennen, wann der Humor echt ist,

weil vorgespielte Heiterkeit ein Zeichen von überspielten Konflikten sein kann. Auch die

Antwort einer Befragten, die den Humor der Pflegenden als überspielt bezeichnete, bestätigt

sich dadurch. Eine andere Pflegende sagte aus, dass ihr Humor nicht so gut ankam, und die

Patientin sich ausgelacht fühlte. Dieser missverstandene Humor begründet Lotze (2003)

dadurch, dass der Gesprächspartner auf der sozial-kommunikativen und emotionalen Ebene

fehl eingeschätzt werden kann. Zwei Befragte haben ausgesagt, dass der Humor sich positiv

auf ihren Krankheitsverlauf ausgewirkt hat, was Siegel (2005) bestätigt, in dem sie die

positiven Einflüsse des Lachens auf die körperlichen Vorgänge dargestellt. Auch für Lefcourt

und Martin (1986) spielt Humor eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der physischen

und psychischen Gesundheit sowie des allgemeinen Wohlbefindens.

5. Schlussfolgerungen

Aus der Diskussion leiten wir folgende pflegerische Interventionen ab. Dabei beachten wir

die fünf Funktionen, die Grundsätze der Gesundheitsförderung und der Pflegetheorie /

Pflegewissenschaft.

Letztlich läuft alles auf das Vergnügen hinaus, das sich zwei Menschen, die einfühlsam miteinander kommunizieren, gegenseitig bereiten können. Es macht uns glücklich, andere glücklich zu machen. Und warum auch nicht? Wir machen einander so leicht und oft unglücklich, dass das Erzählen von Witzen oder ganz allgemein die humorvolle Kommunikation im ewigen Auf und Ab zwischenmenschlicher Beziehungen ein unverzichtbares Gegengewicht darstellt. Mindess

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Robinson (2002) macht darauf aufmerksam, dass situationsgebundener beziehungsweise

spontaner Humor in der Gesundheitspflege die gängigste Form des Humors darstellt. Der

Einsatz von Humor wurde bislang nicht als planbare Intervention betrachtet. Mit der Zeit kann

die Fähigkeit entwickelt werden, auch ohne vorgefassten Plan, spontanen,

situationsangemessenen Humor zu produzieren. Dies bedingt, den Humor über einen

längeren Zeitraum gezielt, bewusst anzuwenden und zu „üben“. Eingeübter Humor hat auch

seine Nachteile, weil er nicht mehr echt wirkt. Dieses anfängliche Risiko muss jedoch

eingegangen werden, um die Technik der humorvollen Intervention zu beherrschen.

5.1 Pflegerische Interventionen

Aus der Diskussion leiten wir folgende pflegerische Interventionen ab. Dabei beachten wir

die Methoden- und Fachkompetenz sowie die Selbst- und Sozialkompetenz.

Methoden- und Fachkompetenz

Die Pflegenden erstellen beim Patienten eine Humoranamnese, um einen ersten Einblick

in sein Verständnis, sein Erleben und seine Bedürfnisse bezüglich des Humors zu erhalten.

Folgende Fragen können in die Anamnese integriert werden:

• Was bringt Sie zum Lachen? (Filme, Komiker, Personen, Bücher)

• Wie fühlen Sie sich, wenn Sie herzhaft gelacht haben?

• Welche Art von Humor schätzen Sie, was finden Sie nicht lustig?

• Welche negativen Seiten des Humors haben Sie erlebt?

• Können Sie Humor auch während Ihrer Erkrankung erleben, hat sich im Vergleich

zu früher etwas verändert (Siegel 2005)?

Die Pflegenden wählen den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ort und den richtigen Inhalt

für Humor aus (Robinson 2002).

Pflegende sind sich bewusst, dass übertriebener Humor mit der Zeit unwirksam ist.

Deshalb achten sie sorgsam darauf, ob Humor wirklich angebracht ist und ob der Patient nicht

vielleicht eher das Bedürfnis hat, alleine und ungestört. zu sein(Robinson 2002).

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Die Pflegende kann den Humor einsetzen, um schwierige Themen anzusprechen

(Robinson 2002).

Pflegende besuchen Kurse, Workshops, Konferenzen und Programme für unsere

Berufsgruppen, die ihnen helfen sollen, ihren Lebensstil zu verbessern, Stress zu bewältigen

und ihren Sinn für Humor zu schulen (Robinson 2002).

Pflegende setzen sich ein, dass ein Besuch des KlinikClowns ermöglicht wird. Er wäre im

oft starren Tagesablauf eine wunderbare Abwechslung (Bischofberger 2002).

Selbst- und Sozialkompetenz

Die Pflegende muss sich klar darüber sein, über was sie selber lacht und was sie als

humorvoll empfindet. Sie muss sich bewusst sein, wie die Wirkung von ihrer Mimik, Gestik

und ihren Witz, auf andere wirkt (Siegel 2005).

Die Pflegenden reflektieren den eigenen Humor, dies ermöglicht eine differenziertere

Wahrnehmung des Humors des anderen Menschen (Siegel 2005).

Pflegende achten darauf, dass der Humor in einer Atmosphäre der Zuneigung und

Wärme, des Verständnisses und des Rückhalts angewendet wird. Wichtig ist, mit jemandem

zu lachen und nicht über ihn (Robinson 2002).

Innerhalb des Pflegeteams ist es sinnvoll zu fragen, wie jedes Teammitglied Humor

definiert, zum Beispiel Humordiskussion in einem Pflegefachgespräch (Lotze 2003).

Pflegende bemühen sich aktiv um ein lächelndes Gesicht, indem sie sich humorvolle

Szenen aus dem eigenen Leben vor Augen halten (Lotze 2003)

Pflegende gestalten auf der Abteilung eine Humorecke oder eine Humorwand, zum

Beispiel Comics, Witze, Bücher, Juxartikel (Lotze 2003)

Pflegende thematisieren an bestimmten Tagen wie Fasnacht, 1. April oder Ostern den

Humor. Streiche, Überraschungen oder Gags sind an solchen Tagen „sozial verträglich“ und

bleiben oft noch lange in Erinnerung (Bischofberger 2002).

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5.2 Konsequenzen für die Pflege

Durch die Bearbeitung der Pflegeinterventionen konnten wir erkennen, dass es wichtig ist,

den Humor bereits in der Anamnese zu erfassen, um so die Ressourcen des Patienten mit

einzubeziehen. Für professionelles Anwenden von Humor sind der Zeitpunkt, der Ort und der

Inhalt massgebend. Humor ist in übertriebenem Masse unwirksam. Es wurde uns bewusst,

sorgsam darauf zu achten, ob der Humor angebracht ist. Dadurch geht die Pflegende

gezielter auf die Bedürfnisse des Patienten ein und kann den Humor auch in schwierigen

Situationen thematisieren und einsetzen. Es ist wichtig, in unserem Pflegealltag den eigenen

Humor zu reflektieren, um den des Patienten bewusster wahrnehmen zu können. Wir sollten

uns im Klaren sein, über was wir selber lachen können und wie unser Humor auf andere wirkt.

Sinnvoll ist es, sich innerhalb des Pflegeteams mit dem Humor auseinanderzusetzen und

gemeinsam die Gestaltung der Abteilung zu besprechen. Die Aussagen im Interview zeigten

deutlich, dass der Humor in der Pflege zuwenig Platz findet. Es braucht als Pflegende Mut,

den Humor bewusst in den Pflegealltag zu integrieren. Aufgrund dessen ist es sinnvoll,

Weiterbildungen über Humor zu besuchen und dadurch Sicherheit zu erlangen. Es wäre

schön, wenn sich jede Pflegende täglich um ein lächelndes Gesicht bemüht.

6. Reflexion

Durch die Bearbeitung konnten wir uns professionelles Wissen in Bezug auf den

Humoreinsatz aneignen. Wir konnten feststellen, dass für Pflegende und Patienten ein

Bedürfnis besteht, den Humor vermehrt in der Pflege zu integrieren. Die Auseinandersetzung

mit dem Thema Humor hat uns die psychischen und physischen Auswirkungen aufgezeigt. So

konnten wir auch feststellen, dass das Lachen sich positiv auf den Krankheitsverlauf, sowie

auf die Gesundheit auswirken kann. Unser Alltagswissen bestand aus einer lückenhaften

Vorstellung von Humor, uns fehlte der theoretische Hintergrund. Mühevoll versuchten wir,

Definitionen zu formulieren. Bei der Bearbeitung der Theorie konnten wir feststellen, dass

auch die Autoren Mühe bekundeten, Humor zu definieren. Die Definition über den Ursprung

des Wortes umor konnten wir nicht in die Arbeit integrieren. Aus der Literatur konnten wir

Merkmale in einer Tabelle zusammentragen, welche wir aus unserer Sicht in subjektiv und

objektiv unterteilten. In den Interviews kam zum Ausdruck, dass Pflegende und Betroffene das

Gefühl haben, dass zu wenig Zeit für Humor bleibt, was unseren Erwartungen im subjektiven

Wissen entsprach. Für uns war es interessant, das subjektive Wissen mit Fachliteratur zu

ergänzen. Wir konnten uns innerhalb der Gruppe gut organisieren und jeder Teilnehmer

konnte seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Es fiel uns leichter, das Pflegekonzept Humor

zu bearbeiten, da es bereits unser zweites Konzept war. Mühe bereitete uns die Diskussion,

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vor allem das Formulieren der Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Nach eingehenden

Erklärungen der begleitenden Lehrperson wurde der Lernprozess sichtbar und wir verstanden

es, den Auftrag der Diskussion korrekt umzusetzen. Einerseits erweiterten wir unsere

Methoden- und Fachkompetenz durch das Erstellen eines neuen Konzeptes. Andererseits

gewannen wir neue Erkenntnisse durch die Bearbeitung der pflegerischen Interventionen im

Pflegekonzept Humor. Dadurch konnten wir auch unser Wissen in Selbst- und

Sozialkompetenz vertiefen. Dies weil uns aufgezeigt wurde, dass die Pflegende sich mit der

eigenen Persönlichkeit auseinandersetzen muss, um Humor wirkungsvoll einsetzen zu

können. Als sehr bereichernd empfanden wir die Zusammenarbeit mit dem Klinikclown. Er

stellte uns seine Arbeit vor und zeigte uns auf, dass seine Arbeit nicht oberflächlicher Humor

darstellt, sondern auf einer tiefgründigen Zusammenarbeit mit dem Patienten basiert. Durch

diesen Austausch konnten wir erkennen, wie klein der Aufwand sein kann, um Grosses zu

erreichen. Das Konzept Humor zeigte uns auf, wie wir unser Gleichgewicht aufrechterhalten

können. Es hilft uns, Humor zu verstehen, und dient uns als Instrument, um Humor zu

erkennen und ihn zu fördern.

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Kleines ABC in der Pflege von Krankenschwestern & Pfleger

Schwester Rabiatha / Vik Taine (1999).

A Abendrunde

Allabendlicher Extraservice. Der Wagen ist bestückt mit all den Dingen, in denen sich pflegerische

Zuwendung materialisiert: Abführmittel, Schlaftabletten, Früchtetee.

B Biopsie

Masseinheit für die Brillenstärke.

C Candyda man

Sagenumwobene Spukgestalt, die nächstens in Kliniken herumschleicht, um Antibiotika-therapierte Patienten

mit Candida zu infizieren.

D Dauerkatether

Permanente Entwässerungsanlage, die mit aufwändigem Ableitungs- und Spülschlauchsystem Feuchtlager in

trockene Liegestätten verwandelt.

E Eiter

Arbeitsessen der Leukozyten.

F Fäden ziehen

Beliebter Test, um festzustellen, o der Patient an der geflickten Stelle auch wirklich hält.

G Grundpflege

Wenn es auch für die jungen Pflegeenthusiasten schwer begreiflich ist: Grundpflege bedeutet keineswegs,

den Patienten in Grund und Boden zu pflegen.

H Hygiene

Albernes, hundeähnliches Raubtier.

I Immunisierung

Impfung, Stimulation der körpereigenen Abwehr durch Verabreichung von abgeschwächten oder abgetöteten

Krankheitserregern oder deren Toxinen. Abhängig davon, ob sich der kleine Patient gegen die Impfung wehrt

oder nicht, unterscheidet man eine aktive und passive Immunisierung.

J Jagdvisite

Visite, auf der sich der Chefarzt auf einen der Assistenten einschiesst und die Herren Kollegen ihr Bestes

tun, um den armen Tropf abschussreif zu hetzen.

K Klimakterium

Ein in Klimaanlagen sich vermehrendes Bakterium.

L Latin lover

Liebhaber der medizinischen Fachsprache.

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M Morgenröte

Verfärbung der Füsse nach einem munteren Nachtdienst.

N Nein!

Definitive Antwort der Stationsschwester auf die dezente Nachfrage nach einem freien Bett.

O Oberschwester

Es kann nur eine geben …

P Punktieren

Fachsprachlich für „kleine rote Punkte auf dem Patienten hinterlassen.“

R Röntgenabteilung

Der Ort, an dem Sie zuerst nachfragen, wenn Sie einen Patienten schon länger vermissen, aber genau wissen,

dass er noch nicht entlassen ist.

S Sexualmedizin

Spezialdisziplin, in der die Mediziner nach dem Motto „Auch ich bin nur ein Mensch (man höre!), und nichts

Menschliches ist mir fremd¨“ wieder mall alle besser wissen.

Sch Schocklagerung

Bei alten Betten sich mit Getöse oft spontan und plötzlich einstellende Kopf-Oberkörper-Tieflagerung, die

den Patienten etwas überrascht und dadurch heftigst erschreckt.

St Stechampulle

Ampulle mit einem so engen Hals, dass man sich beim Versuch, ihren Inhalt in eine Spritze aufzuziehen,

zuverlässig in den Finger sticht.

T Telefonvisite

Visitentyp, bei dem der gestresste Stationsarzt die Stationsschwester anklingelt: „War was? Ist was? Wenn

was sein sollte, rufen Sie den Diensthabenden!“

U Überblick

Etwas, das vor vielen Jahren verloren gegangen ist.

V Vakuum

Das, was im Pflegedienst entsteht, wenn einer von der Besatzung im Nachtdienst, einer im Urlaub, einer im

Nachtwachenfrei und einer krank ist.

W Wärter

Unfreundliche Bezeichnung für Krankenpfleger, die diese meist dazu verleitet, mal kurz klar zu machen, wo

die kleinen Unterschiede liegen.

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Y Y-Prothese

Erstmals beschrieben in der niederländischen Kriegsorthopädie des frühen 17. Jahrhunderts. Ihre Blüte

erlebte diese Protheseform jedoch erst in der Gefässchirurgie der 70er und 80er Jahre des 20.

Jahrhundert.

Z Zeitgefühl

Etwas, das Sie in diesem Beruf garantiert verlieren! Früh-, Spät-, Wechsel-, Nacht- und Wochenenddienst

verhindern einen normalen Lebensrhythmus so nachhaltig, dass manch einer sich nur noch an „draussen ist es

hell“ und „draussen ist es dunkel“ orientiert.

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Literaturverzeichnis

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Bischofberger, I. (2002). Das kann ja heiter werden. Bern: Verlag Hans Huber.

Doenges, M., Moorhouse, M. & Geissler-Murr, A. (2002) Pflegediagnosen und Massnahmen.

Bern: Verlag Hans Huber.

Frink, E. (2004). Den Umständen entsprechend gut. Bern: Verlag Hans Huber.

Käppeli, S. (2000). Pflegekonzepte. Phänomene im Erleben von Krankheit und Umfeld. Band

3. Bern: Verlag Hans Huber.

Kellnhauser, E., Schewior-Popp, S., Sitzmann, F., Geissner, U., Gümmer, M. & Ullrich, L.

(2004). Thiemes Pflege, Professionalität erleben. Stuttgart: Thieme Verlag.

Lotze, E. (2003). Humor im therapeutischen Prozess. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag

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Meincke, J. (2000). ClownSprechstunde Lachen ist Leben. Bern: Verlag Hans Huber.

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Robinson, V. (2002). Praxishandbuch Therapeutischer Humor. Bern: Verlag Hans Huber.

Rusch, C. (2005). Der kleine Lachtherapeut. Stuttgart: Kreuz Verlag.

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Druck Strohal.

Siegel, S. (2005). Darf Pflege(n) Spass machen? Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft

mbH & Co.

Sonnenschmidt, R. (2004). Heilkunst und Humor. Berlin: Verlag Homöopathie + Symbol.

Titze, M. (1995). Die heilende Kraft des Lachens. München: Kösel-Verlag GmbH & Co.

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Titze, M. & Eschenröder, Ch. (2007). Therapeutischer Humor. Frankfurt am Main: Verlag

Fischer Taschenbuch.

Wahrig-Burfeind, R. (2002). Wahrig. Universalwörterbuch Rechtschreibung. Gütersloh: Verlag

Wissen Media GmbH.

Wied, S. & Warmbrunn, A. (2007). Pflege Pschyrembel. Berlin: Verlag de Gruyter GmbH &

Co.

Wingchen, J. (2006). Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe. Hannover:

Brigitte Kunz Verlag.