AlsÖsterreichnoch amMittelmeerlag -...

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LEBEN | REISEN | NR. 13, 24. MÄRZ 2014 | MIGROS-MAGAZIN | 80 | Als Österreich noch am Mittelmeer lag Istrien und die Kvarner Bucht wurden früher als «österreichische Riviera» bezeichnet. Sie gehörten zur K.-u.- k.-Monarchie und waren die bevorzugte Ferienregion der Adligen. Heute kann jeder dort Ferien machen und die gelungene Mischung aus Grandezza und Gemütlichkeit geniessen. Im Hafen von Opatija treffen teure Jachten auf schicke Segelschiffe.

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AlsÖsterreich nochamMittelmeer lagIstrien und die Kvarner Buchtwurden früher als «österreichische Riviera»bezeichnet. Sie gehörten zur K.-u.- k.-Monarchie undwaren die bevorzugteFerienregion derAdligen. Heute kann jeder dort Ferienmachen und diegelungeneMischung aus Grandezza undGemütlichkeit geniessen.

ImHafen vonOpatija treffenteure Jachtenauf schickeSegelschiffe.

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E s gibt gewisse Momente, da stocktdem Betrachter der Atem für einenkurzen Augenblick. Beispielsweise,

wenn man im Hotel Miramar die Balkon-tür öffnet. Der Ausblick ist schlichtweghinreissend! Grün bis dunkelblau dasMeer, darüber strahlt die Sonne vomwolkenlosen Himmel. Und dazwischenschlängelt sich der Lungomare dem Uferentlang, der von Villen und Palästen ge-säumt ist. Willkommen in der KvarnerBucht, an den Gestaden von Opatija, derStadt mit der beeindruckenden kaiser-lich-königlichen Atmosphäre und ver-hältnismässig wenigen Bausünden! Undwo gibts das noch: einen zwölf Kilome-ter langen Fussweg direkt dem Ufer ent-lang? Der Lungomare, auch Franz-Jo-sef-Promenade genannt, zieht sich vonVolosko über Opatija bis nach Lovranund bietet da und dort kleine Badebuch-ten an. Hier ist der Weg das Ziel.

Jugendstilvillenunter PalmenVor mehr als 100 Jahren war die «öster-reichische Riviera» eines der beliebtes-ten Reiseziele der Kaiserfamilie und ihrerwohlhabenden Anhänger. Sie zog ge-krönte Häupter, Adelige und Künstleran, die des milden, mediterranen Klimaswegen vor allem im Winter an die Adriareisten. Mit der Zeit entstanden nebenprivaten Villen auch Sanatorien, See-bäder und Hotels, von denen viele heutenoch erhalten sind. So auch die VillaNeptun, 1867 erbaut, die heute – imBelle-Époque-Stil renoviert – den Mit-telpunkt des Wellnesshotels Miramarbildet. Hier geniesst der Gast modernenKomfort und zuvorkommenden Servicein K.-u.-k.-Atmosphäre. Da alle Ange-stellten Deutsch sprechen, genauso wiedie meisten Bewohner der Kvarner Küs-te, hat man das Gefühl, man halte sichgar nicht in Kroatien auf. Das «Mira-mar» liegt direkt am Lungomare, eben-so wie weitere Prachtbauten, die einenausgedehnten Spaziergang lohnen. MitHilfe der Broschüre «Lungomare»(gibts im Infozentrum in Opatija) ver-passt man keinen dieser Zeitzeugen.

Die Kvarner Bucht und Istrien werdenheute oft in einem Atemzug genannt,obwohl die beiden Regionen eine unter-schiedliche Geschichte haben. Istrienunterstand beinahe 400 Jahre lang Ve-nedig. Das hat Spuren in der Architekturund in der Sprache hinterlassen. Sogardie Ortschaften tragen zwei Namen:einen italienischen und einen kroatischen.Wer die Kvarner Bucht besucht, wirdbestimmt einen Ausflug nach Istrienunternehmen – oder umgekehrt.

In der Kvarner Bucht tischen die Köche oft frischen Fisch auf,den sie auf demFischmarktwie jenemvon Rijeka kaufen.

Der Lungomarebei Opatija; ganzhinten leuchtetdie Villa Neptun.

Bild:Laif/Keystone

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OpatijaLovran

Rovinj

Pula

Rijeka

Volosko

KROAT I EN

I S T R I E N

K R K

M i t t e lm e e r

Istrien zählt zu den Gourmetgeheim-tipps, nicht zuletzt weil hier köstlicheNaturprodukte wachsen. Und wo esSchmackhaftes zu verarbeiten gibt, sindSchweizer Köche meist nicht weit. Sotreffen wir im Designhotel Lone inRovinj die Kanada-Schweizerin PriskaThuring (31). Eigentlich heisst sie Thü-ring, doch mit den Jahren im Auslandverschwanden die ü-Pünktchen.

Eine Schweizerinauf ErfolgskursIhre Familie wanderte nach Kanada aus,als Priska vier Jahre alt war. Mit 18 Jah-ren kehrte sie in die alte Heimat zurück,um ihre Ausbildung zur Köchin im «Dol-der Grand» in Zürich aufzunehmen.Priska wusste schon damals genau, wassie wollte. Und im «Dolder Grand» lern-te die 31-Jährige auch ihren Ehemannkennen: Tomislav Greti (41), der heuteals Food-&-Beverage-Manager von dreiMaistra-Hotels amtet und im Nachbar-hotel Monte Mulini für den Chef’s Tabledes Restaurants Wine Vault kocht.

Priska Thuring hat nach zwei Jahrenim Restaurant L 13 Gault-Millau-Punk-te erkocht. Sie verbindet die traditionellekroatische Küche mit moderner Koch-kunst, angereichert durch Alpenländi-sches und einen Schuss Humor. Doch für

die quirlige Blondine ist es genausowichtig, dass sie ein gutes Team hat, dassie ausbilden und dem sie Verantwor-tung übertragen kann.

Ihre erste Station war Dubrovnik.Dort empfand sie das Arbeiten schreck-lich chaotisch und undiszipliniert. InZagreb war es dann schon besser. Dafehlte es eigentlich an nichts. Doch erstin Rovinj fühlte sie sich richtig wohl undangekommen. «Rovinj ist voll gemüt-lich», erzählt sie, «da ist Freundlichkeitnoch Normalität, und man wird nicht alsArbeitsfaktor wahrgenommen.» Esherrscht keine Hektik, die Leute sind gutdrauf, unkompliziert und relaxt, aber

nicht unverbindlich. Eine gute Mi-schung, welche die Köchin als hohe Le-bensqualität wahrnimmt und geniesst.

Das Einzige, was ihr ab und zu fehlt,ist ihre Familie: «Skype hat anfänglichgegen das Heimweh geholfen. Eigentlichbin ich dort zu Hause, wo mein Herdsteht. Zudem wissen wir jetzt, dass wirin Istrien bleiben wollen – denn wo be-kommen schon zwei selbständige Chef-köche Arbeit in der gleichen Stadt?»Ausserdem sagen ihr die Naturprodukteder Region zu, die sie bei den Produzen-ten selber ausprobiert und auswählt.

Trüffel spielen auch in Priskas Kücheeine Rolle. Und so besuchen wir einenTrüffelzüchter. Ivan wartet bereits mitHund Blacky auf die Gäste, die er aufTrüffeljagd mitnimmt. Ivan ist der Sohnvon Radmila und Goran Karlic , derenFamilie seit 40 Jahren eine Trüffelzuchtbetreibt. Auf dem Weg zum Waldrandrennt Blacky aufgeregt herum, die Spür-nase dicht am Boden. Doch erst bei denEichen wird er fündig. Rasch ist Herr-chen Ivan zur Stelle, um den Fund gegeneinen Hundekeks einzutauschen.Schwarze respektive Sommertrüffelsucht und findet Ivan hier das ganze Jahrüber. Aber für die weit kostbareren Win-tertrüffel dauert die Saison von Oktoberbis März. Trüffeljagd macht hungrig.

Radmila Karlić präsentiertfrisch geraffelte Trüffel.

Von aussen sieht dasDesignhotel Lonewie einKreuzfahrtschiff aus.

«Die Leute sindgut drauf,unkompliziertund relaxt.»Priska Thuring hat sich imRestau-rant L in Rovinj in nur zwei Jahren13 Gault-Millau-Punkte erkocht.

Rijeka

betreibt. Auf dem Weg zum Waldrand

TrüffelhundBlacky und seinekostbare Beute.

Kroatien

10 km

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Opatija(Kvarner)HotelMiramarDirekt amMeermit privatem Fels-strand in einer ruhigen Bucht gelegen,befindet sich die traumhafte AnlageMiramar im Stil eines klassischenGrandhotels inmitten eines herrlichenmediterranen Gartens und fantasti-schenWellnessbereichs: Für Gäste, diedas gewisse Etwas und eine eleganteAtmosphäre suchen. Das Zentrum vonOpatija ist zu Fuss in circa 7Minuten zuerreichen.

Reisedaten:Das Hotel Miramar ist jeweils von März bisDezember geöffnetAnreise:tägl., individ.; zw. 8. 6. u. 15. 9. Sa., So. oderMi.

Preis:Ab Fr. 116.– bis Fr. 226.–z. B. Ankunft am 5. 4. 14: Fr 116.–pro Person/Nacht im Doppelzimmerje nach Ankunftsdatum: Mindestaufenthalt3 bzw. 7 Nächte; zw. 5. 3. u. 22. 9. Gratisnächte

lm Preis inbegriffen: 1 Übernachtung im Doppelzimmer inkl.Halbpension

Wellnessbereich

Nicht inbegriffen: Anreise ab/bis Schweiz Touristentaxe gemäss Ortstarif Kombi-Versicherungspaket Evtl. Bearbeitungsgebühren derBuchungsstelle

Auskünfte, Katalog Autoplan (Selbst-fahrer) Badeferien und Reservationen:Hotelplan DirektverkaufSägereistrasse 20, 8152 GlattbruggTel. 0848 82 11 11www.hotelplan.ch

LESENSIEONLINEImWesten vonKroatienKüste, Kirchen und Festungen:Die lohnendsten Sehens-würdigkeiten im Kvarner undin Istrien sowie die bestenUnterkünfte und Restaurantsder Region. Besonders lohntsich ein Besuch des Amphi-theaters von Pula (Bild).

www.migrosmagazin.ch

Das weiss auch Radmila. Als die Gästezurückkehren, wartet sie bereits mitTrüffel-Rührei, -Salami und -Canapésauf. Einen Schluck istrischen Weissweindazu, und der Trüffelfan schwebt imsiebten Himmel!

FeineWeine undverdienteHaubenEin Traditionsbetrieb ist die Kellerei Koz-lovi, die seit 1904 Weine produziert.2012 ist der neuste Gebäudeteil fertig ge-worden und die wohl modernste AnlageIstriens in Betrieb gegangen. Darauf istGianfranco Kozlovic , der die Kellerei indritter Generation führt, ziemlich stolz.Genauso wie auf seine Weine, mit denener Auszeichnungen gewinnt. In seinemWeinkeller lohnt sich eine Verkostungdes Lagenweins Santa Lucia aus Malva-sia-Trauben, im Eichenfass gelagert, so-wie des Akacia, vom gleichen Weinberg,aber im Akazienfass gereift. Wer Süss-weine mag, darf sich den MomjanerMuskat nicht entgehen lassen.

Überall, wo es gute Weine gibt, wirdauch gut gekocht. Das «Monte» ist einesder angesehensten Gourmetrestaurantsder Region mit 18 Gault-Millau-Punk-ten. Es liegt fast zuoberst auf dem Hügelder romanisch-gotisch geprägten Alt-stadt von Rovinj. Hier kann man à lacarte tafeln oder – unsere Empfehlung –das Degustationsmenü bestellen. So

TIPP

Familienfreundliche Insel Krk

Wer die Insel nur aus Kreuzworträtselnkennt, sollt sich aufmachen, sie einmal real zuerleben. Vom kroatischen Festland aus er-reicht man Krk mit demAuto über eine gebüh-renpflichtige Brücke. Die Ostseite der grösstenAdria-Insel wirkt schroff und abweisend. Dochkaum hat man die ersten Hügel hinter sich ge-lassen, öffnet sich eine grüne Landschaft mitüppiger Vegetation. SogarWein wird hier an-

gebaut, insbesondere in der Gegend umVrb-nik. Das Dorf, auf einen Fels gebaut, der steilzumMeer hin abfällt, ist auf jeden Fall einenBummel wert.

Besonders beliebt auf Krk sind die Bade-buchten – einerseits wilde, schwer erreichba-re, andererseits perfekt ausgebaute mit einerInfrastruktur, die keineWünsche offen lassen.Beispielsweise in Baška, im Südosten der Insel,ist für Familien mit Kindern und Teenagernbestens gesorgt. Tagsüber beschäftigt sich dieJungmannschaft mit den Badeburgen undRutschen, abends flaniert die Familie der be-lebten Promenade entlang, die von Restau-rants gesäumt ist. Hier schlägt das Herz desbeliebten Badeorts.

Wer nicht nur demStrandleben frönen will,findet auf der Insel genügend Beschäftigung.Wandern beispielsweise, Rad fahren oder dieEroberung der Orte, die viel Geschichteaufweisen – allen voran die Stadt Krk mit ihrersehenswerten Altstadt und der Festung.

Für Familienideal: Der Strandvon Baška.

kommt man in den Genuss vieler origi-neller Gerichte, die sich Patron und Cu-isinier Danijel Đekic einfallen lässt. EineZwei-Zacken-Gabel und eine spitzeZange, die in einem Schwamm stecken,weisen auf die Hauptdarsteller desnächsten Gangs hin: Roter Knurrhahn,Scampi und Venusmuschel auf Heu ge-dämpft. Für elf Degustationsgänge – in-klusive Amuse-Bouche – bezahlt manum die 80 Franken pro Person und füreine Auswahl bester kroatischer Weine8 Franken pro Glas. Das gibt es nur inKroatien. Texte und Bilder: Inge Jucker

Diese Reportage wurde durch die Tourismusver-bände Kvarner (www.kvarner.hr/deu/tourismus)und Istrien (www.istra.hr/de/) unterstützt.