Altes bewahren, Neues entdecken · Fotos: Silke Federsel auf den Rücken. Auch an den Stän- den...

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34 NUMMER 117 MONTAG, 22. MAI 2017 Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Frisch aus dem Ofen: bei Richard Meier gab es Brot wie zu alten Zeiten. Fotos: Silke Federsel auf den Rücken. Auch an den Stän- den der Händler gab es wieder aller- lei zu entdecken – so wie bei Klara Freismuth aus Feldheim. Sie hatte ihre kunstvoll getöpferten Kerami- ken mitgebracht und war schon zum fünften Mal beim Erlebnisfestival dabei. „Ich mag die Atmosphäre hier, es ist alles so idyllisch“, sagte sie. Das sahen viele der Besucher si- cherlich ähnlich – auch sie hielten sich gerne länger auf dem Gelände auf und erkundeten nach und nach die einzelnen Angebote. Lust hatte, konnte auch auf einem Musikkarussell eine Runde drehen. Viel Spaß hatten sicherlich auch die Besucher mit Hund Lucy. Das Tier zeigte allerlei lustige Tricks – und sprang durch Reifen oder klet- terte ihrem Frauchen schon einmal beobachten oder aus Papier Bienen basteln, die dann tatsächlich sum- men. Welche kleinen Tiere im heimi- schen Gewässer leben, das erfuhr man bei der Erkundung der Wasser- welten im Biotoptümpel und wer Und da Sockenstricken heutzutage nicht mehr jeder beherrscht, zeigten sie genau das beim Erlebnisfestival. Auch an anderen Stellen gab es viel zu sehen: Da konnten junge Be- sucher einmal selbst Seile drehen, die großen Wisente, die dort leben, VON SILKE FEDERSEL Karlshuld-Kleinhohenried Die heimi- sche Tierwelt kennenlernen, zuse- hen, wie nach alter Tradition Brot gebacken wird oder einen Schmied bei der Arbeit beobachten: Auch heuer gab es auf dem Erlebnisfesti- val Donaumoos im Haus im Moos wieder viel zu entdecken. Das schö- ne Wetter lockte zahlreiche Besu- cher an, die entlang der Museum- straße auf dem Kunst- und Hand- werkermarkt bummelten oder bei dem ein oder anderen Stand auf dem Gelände anhielten, um sich über re- gionale Lebensmittel zu informieren und diese natürlich auch zu probie- ren. Gefragt waren aber auch wieder die vielen Aktionen, die extra an diesem Tag angeboten wurden. Umweltpädagogin Elfi Machmerth etwa zeigte Besuchern, wie man Kunstvolles aus Weiden flechten kann – ein Werkstoff, der ganz ty- pisch für das Donaumoos ist, denn Weidenbäume wachsen hier überall. „Es ist ein uraltes Handwerk, das vielleicht schon so alt ist wie die Menschheit selbst“, erklärt Mach- merth. Früher haben vor allem die ärmeren Menschen im Donaumoos diese Tradition gepflegt – sie hatten oft kein eigenes Land, das sie be- wirtschaften konnten und stellten daher vor allem im Winter Körbe her. Im Sommer zogen sie dann da- mit übers Land, um sie zu verkau- fen. Dass solche alten Handwerks- künste nicht in Vergessenheit gera- ten, ist auch ein Anliegen von Rosa Einmüller und Lotte Felber vom Kulturhistorischen Verein Donau- moos. „Es ist wichtig, die alte Kul- tur zu erhalten und zu zeigen, wie viel Arbeit das früher für die Men- schen bedeutet hat. Die jungen Leu- te wissen das ja oft gar nicht mehr“, sagt Einmüller. Beide machen noch sehr viel selbst, anstatt es zu kaufen – ob es nun das Gemüse aus dem Garten ist, das selbst angebaut wird oder die selbst gestrickten Socken. „Die Sachen haben einfach eine viel bessere Qualität“, erklären beide. Altes bewahren, Neues entdecken Freizeit Beim Erlebnisfestival Donaumoos war einiges geboten. Nicht nur der Kunst- und Handwerkermarkt zog die Besucher an Alles selbst getöpfert: Klara Freismuth vor ihrem kunstvollen Gartenschmuck. Schönes aus Wolle: Sabine Wender hatte unter anderem kleine Feen im Angebot. Socken selbst stricken, das kann heute nicht jeder. Rosa Einmüller (links) und Lotte Felber zeigten, wie es geht. So lange das Eisen heiß ist – Schmied Albert Schaflitzl zeigte sein Handwerk.

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