A.M.O.R.C. - Rosenkreuzer - Zeitschrift für Mystik-Esoterik- Kunst - 10

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    Geneigter Leser!

    ie Rosenkreuzer berufen sich in ihrenLehren immer wieder auf die Tradition, die

    berlieferung und auf die Vergangenheit.Woher kommen aber ihre Lehren? Wer hat sieverfasst? Gibt es einen Grnder?

    In manchen Lexika kann man heute nochlesen, dass ein Ritter Christian Rosencreutz dieRosenkreuzer gegrndet htte. Dieser Ritter habeim Mittelalter gelebt und sei Oberhaupt einerGemeinschaft gewesen, die dann seinen Namentrug. Bei nherer Betrachtung dieser Legendewird man ins Grbeln kommen und feststellen,dass dies aus verschiedenen Grnden so nicht

    sein kann.Es gibt zwar Schriften der Rosenkreuzer, aberdarin findet sich der Name Christian Rosen-creutz" in dieser Form nicht, obwohl es eigentlichkeinen Grund gibt, ihn nicht zu nutzen. Immerhinkommt er ja auch in der Chymischen Hochzeit"vor und die Plne hierfr reichen bis 1608 zurck.Die Schrift Die chymische Hochzeit des Chri-stiani Rosencreutz" (1616) weicht bei nheremHinsehen und bei Vergleich mit den anderenRosenkreuzerschriften Fama Fraternitatis"

    (1614) und Confessio Fraternitatis" (1615) vondiesen ab. Einen Grnder oder Begrnder mitNamen Christian Rosencreutz" daraus ableitenzu wollen, ist so nicht mglich. Viel eher mussman annehmen, dass der Ursprung der Rosen-kreuzer in ihrer mystischen und esoterischenBedeutung weit vor dem 17. Jahrhundert liegt.

    Kann man also nicht genau sagen, wer dieRosenkreuzer gegrndet hat und wo ihr Ursprungliegt?

    Doch, dies kann man. Natrlich bedarf esneben der praktischen Seite, dem Studium unddem Vertrautsein mit historischen Handschrif-ten, der Geschichte, auch der Kenntnisse in denesoterischen Disziplinen, Fhigkeiten der Medi-tation, der Abstimmung auf das allumfassendeGedchtnis". Erst wenn man dies beherrscht,wird sich in einem offenbaren, woher die Rosen-kreuzer wirklich kommen. Ob man dies aber dannniederschreiben oder mitteilen wird, ist eher un-wahrscheinlich.

    Eines kann man aber jetzt schon mit Gewiss-heit sagen: Die Rosenkreuzerle hren sind nichtvon einem einzelnen Menschen geschrieben odergestiftet worden noch bedrfen sie eines Gurusoder Meisters in dem Sinne, als dass dieser die

    allein seligmachende Wahrheit verknde oderverkndet habe, an die man sich nun unabnder-lich halten msse.

    Der A.M.O.R.C. beispielsweise wurde 1915

    von H. Spencer Lewis in Amerika gegrndet.Lewis wurde jedoch zuvor in Europa in das alteWissen der Rosenkreuzer eingeweiht. Er fhltesich auch nicht als jemand, der nun mit einemMale alles wusste, sondern als jemand, der ver-suchte, die Lehren der Rosenkreuzer zu verwal-ten, sie weiterzugeben und auch zu bewahren.

    Einen Personenkult oder eben Meisterkult"gibt es beim A.M.O.R.C. nicht und man sucht ihndort vergeblich.

    Dieser wichtige Punkt muss deshalb heraus-

    gestellt werden, weil immer noch die Meinungvorherrscht, dass es in der Mystik einen Meistergeben msse, dem man folgen muss. Dies ist nichtso ganz richtig. Viel eher sollte man von eineminneren" Meister sprechen, vom Gewissen oderauch vom eigenen Selbst, das als Instanz unsletztlich Fhrer und Leiter sein soll. Dies hat auchetwas mit Freiheit zu tun, jenseits von Dogma undLehre". Es ntzt dabei wenig, einfach nur anderenzu folgen, denn letztlich muss ich in mir selbst dieWahrheit erkennen. Diese berlieferte Wahrheit zu

    bewahren und auch zu schtzen, ist eine Aufgabedes A.M.O.R.C. Und seine Aufgabe ist esweiterhin, die Rosenkreuzerlehren an Suchendeweiterzugeben. Dies geschieht vollkommenfreiwillig und ohne Zwang, denn sonst wrdeman nicht nur gegen das Gebot der Toleranzverstoen, sondern auch in die Gesetzmigkeitdes freien Willens eingreifen, was aber nicht seindarf. Die Rosenkreuzer suchen nach Wahrheitund Weisheit. Sie sind offen fr die Erfordernissedes Alltags und stehen dem Fortschritt aufge-schlossen gegenber. Gleichzeitig fhlen sie sichals Bewahrer der mystischen Tradition und derberlieferung. Dies zu erkennen und in sich zuverwirklichen ist ein groes Anliegen und Zielder Rosenkreuzer.

    Wer sich dieses Zie les bewusst wird, der wirdauch fr sich und in sich selbst eine Antwort aufdie Eingangsfrage nach Tradition, berlieferungund Vergangenheit der Rosenkreuzer finden.

    In diesem Sinne wnschen wir Ihnen einelebendige und erkenntnisreiche Lektre.

    IhreAMORC-Forum Redaktion

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    AMORC-Forum Nummer 4

    A.M.O.R.C.DIE ROSENKREUZER

    - WEGEzuEINER HHEREN LEBENSERFAHRUNG-

    A.M.O.R.C.DIEROSENKREUZER

    Fragen und Antwortenber ihre Herkunft, ihre Ziele, ihre Philosophie

    Der Begriff Ro-senkreuzer wandertseit Jahrhundertendurch d ie

    abendlndische

    Kultur, ohne dass

    die meisten Men-

    schen eine genaueVorstellung darberhaben, was dieserBegriff bedeutet.Dieses Buch sollEinblick in dasWeltbild, diePhilosophie und dieMystik der Ro-senkreuzer geben,geprgt von einer

    langen Tradition.

    Der Mensch ist mit Selbstbewusstsein und schpferi-schen Fhigkeiten ausgestattet. Er ist erst einmalgeistiger Natur, so wie auch die Welt, in der er lebt.Wie sind sie aber miteinander verbunden? Hat jederMensch feste Aufgaben in der Schpfung? Und worinliegt der tiefere Sinn von Schpfung und Mensch?Gibt es ein System fr geistige Entwicklung? Warumlegen die Rosenkreuzer so viel Wert auf Toleranz?

    Aus dem Inhalt:Re-Inkarnation; Rosenkreuzerische Meditation;Harmonisierung von Krper, Geist und Seele;A.M.O.R.C. und die geistigen Werkzeuge des Men-

    schen; ber den Umgang mit rosenkreuzerischenRitualen und Initiationen; A.M.O.R.C. und die Ge-schichte der Rosenkreuzer; Die Symbolik des He-brischen Alphabets und die Bedeutung der FamaFraternitatis" fr das Rosenkreuzertum; Das Be-wutsein des Menschen im Wandel und dieAMORC-Lehren; Die Rosenkreuzer und die Kunst;Rosenkreuzerischer Tarot. Gebunden, mitAbbildungen 290 Seiten Bestell-Nr.: B-19 DM34,- SFr. 34,- Sch.250,-Bitte Bestellkarte indiesem Heft benutzen!

    Wofr stehen die Buchstaben A.M.O.R.C.? Sind dieRosenkreuzer eine geheime Bruderschaft? Was sagtA.M.O.R.C. ber Krankheit, Politik, dasWassermannzeitalter, Newage, Esoterik, Reinkarnation,den Tod, Gott und Mystik? Orden, Bruderschaft,Karma, Initiation, Meditation, was bedeuten dieseBegriffe?

    Die Fragen wurden unter dem Gesichtspunkt ihrer

    Hufigkeit ausgewhlt, denn es gibt noch viele Miss-verstndnisse ber die Rosenkreuzer und A.M.O.R.C.,die durch vorliegendes Buch mehr und mehr beseitigtwerden knnen.

    Das Buch ist fr all diejenigen gedacht, die rund um dieRosenkreuzer Fragen haben und nach Antworten su-chen.

    Pb., mit Abbildungen; 120 SeitenBestell-Nr.: B-102DM/SFr. 19,50 Sch.l40,-Bitte Bestellkarte in diesem Heft benutzen!

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    INHALTSVERZEICHNIS

    Harmonie - Der richtige Umgang mit den GegenstzenDie uns umgebende Natur lehrt uns, dass alles natrlich Vorhandene sich in Harmonie mit sich selbst

    und zu anderen Gegebenheiten der Natur befindet. Die Schnheit der Farben, der Formen und Tne allernatrlichen Dinge teilt sich dem Menschen, der all dies wahrnehmen kann, in einer einzigartigenHarmonie mit.

    Seite 6

    Ethik in der Mystik

    Wir Menschen sind mit Geist und Willen begabt. Dieses sind die grten Gaben Gottes an lebende,bewusste Wesen. Darber hinaus beabsichtigte Gott, dass wir unseren Geist gebrauchen, um persnlichenWillen und Entschlusskraft zu ben, und um die unbelebten Dinge der Erde, wie auch unsere eigenenbsen Absichten, zu meistern.Jeder einzelne von uns ist im Begreifen und Verstehen noch nicht unfehlbar. Es kann sein, dass wirdenken, dass wir in unserem Urteil ber Personen und Bedingungen Recht haben; doch nur weil wir indieser Hinsicht ehrlich berzeugt sind, macht das unser Urteil noch nicht korrekt.

    Seite 11

    Die Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz.Eine rosenkreuzerische Geschichte?

    An einem Abendvor dem Ostertagsa ich an einem Tisch, und besprach mich meiner Gewohnheit nach mitmeinem Schpfer in meinem demtigen Gebet. Und dachte ber viele groe Geheimnisse (deren mich derVater des Lichts seine Majestt nicht wenig hatte sehen lassen) nach...

    Mit diesen Worten beginnt die Erzhlung Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459"des Johann Valentin Andreae, die zuerst 1616 als Buch erschienen ist. Der Held der ChymischenHochzeit" ist eine Person namens Christian Rosencreutz. Er durchlebt in sieben Tagen eine mystisch-rosenkreuzerische Einweihung oder Initiation, indem er bei einer chymischen Hochzeit", Symbol derVerwandlung und Erneuerung, der Gegensatzvereinigung und Einheit schlechthin anwesend ist.

    Seite 14

    Das AMORC-Kulturforum und Kunstkabinett e.V.Seite 32

    Es ist eine alte, berlieferte rosenkreuzerische und mystische Tradition, dass der Autor einer Abhandlungoder eines Artikels lediglich mit seinen Initialen zeichnet Wenn der Autor es so wnscht, werden wir dasnatrlich bercksichtigen. Dies hat aber nichts mit Geheimniskrmerei zu tun, sondern es liegt der Sinn

    dahinter, bewut unpersnlich zu sein und Personenkult zu vermeiden. Gerade in unserer heutigen Zeit, die aufIndividualismus und Egozentrik groen Wert legt, bildet dies vielleicht ein Gegengewicht.

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    HARMONIE-DER RICHTIGE UMGANG MIT DEN GEGENSTZEN

    ie uns umgebende Naturlehrt uns, dass alles natrlich

    Vorhandene sich in Harmonie mitsich selbst und zu anderenGegebenheiten der Natur be-findet. Die Schnheit der Far-ben, der Formen und Tne allernatrlichen Dinge teilt sich demMenschen, der all dies wahrneh-men kann, in einer einzigartigenHarmonie mit.

    Harmonie bedeutet Einklang,bereinstimmung, Ausgleich

    und ist das Merkmal jeder wirk-lichen Ordnung oder des Geset-zes, nach welchem das Sein sichin der Schpfung ausdrckt. Diesbedeutet aber auch, dass Harmo-nie nicht aus sich selbst herausbestehen kann. Sie ist immer danngegeben, wenn ein Abgestimmt-sein im Sinne dieser hchstenOrdnung vorliegt.

    Aber wenden wir uns jetzt

    dem Menschen zu, der ja Nutz-nieer harmonischer Zustndesein mchte, geradeso wie er sichFreude, Glck und Erfllung sei-nes Daseins wnscht. Dabei istsich wohl ein jeder dessen be-wusst, wie weit er selber und mitihm seine menschliche Umge-bung nicht selten von alledementfernt ist.

    Aber warum ist dies so? Wurde

    nicht zuvor gesagt, dass allesnatrlich Vorhandene in derSchpfung Harmonie ausstrahlt?Ist der Mensch, da er um diese

    Harmonie pausenlos ringen muss,nun kein natrliches Wesen? Was

    zwingt ihn dazu, Selbstverstnd-lichkeiten seiner Natur zu seinenIdealen erheben zu mssen, umnach deren Verwirklichung erstin den Genuss von Harmonie zukommen und so in der Folge alldas zu haben, was diese bewirkt?

    Selbstverstndlich ist jederMensch von seiner Veranlagungher zunchst ein natrlichesWesen. Insoweit knnte er auch

    in Harmonie mit sich selbst undanderen leben.

    Die Frage, die sich seit seinerMenschwerdung ergibt, also seinerBewusstwerdung, dass er alserkennendes Wesen willentlichagieren kann, ist: wie geht er mitdieser Natrlichkeit um.

    Entspricht die Natrlichkeitdes Menschen der Natrlichkeitbeispielsweise von Pflanze und

    Tier, die ja bekanntlich in Har-monie mit dem Ganzen oder derNatur leben knnen? Dies ist biszu dem Punkt der Fall, als seinebloe Existenz und jene Lebens-funktionen betroffen sind, diediese Existenz aufrecht erhalten.Diese unterliegen bekanntlichnicht seinem willentlichen Da-zutun. Sie werden, fr ihn unbe-wusst, von der einen groen gtt-

    lichen Ordnung der Natur oderdes Kosmos gesteuert. Insoweitbefindet sich der Mensch in sei-ner Natrlichkeit noch auf der

    Stufe von Pflanze oder Tier, dennseine Existenz vollzieht sich, fr

    ihn unbeeinflussbar, in Harmoniemit der Natur.

    Aber der Mensch ist mehr alsnur Existenz.

    Seine Natrlichkeit ist einegnzlich andere geworden, wobeiman hier Natrlichkeit durchausmit der Erfllung seines Da-seinszwecks als ein gnzlich neuesWesen, eben als Mensch, um-schreiben knnte.

    Wurde eingangs gesagt, Har-monie sei Einklang, bereinstim-mung, so soll ergnzend nochhinzugefgt werden, dass sieEinssein ist. Einssein bedeutetaber vollendete Schpfung, dasheit Harmonie ist vollendeteSchpfung, nachdem zwei ge-genstzliche Aspekte ein undderselben Gegebenheit zu etwasNeuem harmonisch verbunden

    wurden; welches jedem der bei-den Aspekte gerecht wird.

    Wir Studierenden der Lehrendes Alten Mystischen Ordensvom Rosenkreuz, A.M.O.R.C.,mgen in dieser Umschreibungdas fundamentale Schpfungs-gesetz erkennen.

    Die im Menschen neu ange-legte Natrlichkeit, die sich vonjener in Pflanzen und Tieren nur

    in sofern unterscheidet, dass sichhieraus hinfort auch sein beson-derer Daseinszweck ableitet,drfte wohl bei seiner allegori-

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    sehen Vertreibung aus dem Pa-radies" Geltung erlangt haben.

    Dabei knnte das wesentlicheRstzeug, das ihm zur Erfllung

    seines eigentlichen Schp-fungsauftrages - durch eigenesBemhen ein wahrer Mensch zuwerden-, mit auf den Weg gegebenwurde, Erkenntnisfhigkeit undfreier Wille gewesen sein. DieSchpfung oder dasErschaffen des wahrenMenschen wurde nun inseine eigenen Hndegelegt. Pflanze und Tier,

    denen dieseMglichkeit zur be-wussten Hherent-wicklung nicht odernoch nicht gegebenwurde, leben hingegenweiter in paradiesi-scher Harmonie. Sieerkennen keine Gegen-stze, die diese strenknnte, denn sie leben

    noch in der Einheit. Einbesonderes Merkmaldieser Harmonieerfahrungbeim Beobachten derNatur ist es, dass jederMensch, der sich hiervonbeeindrucken lsst, auchgleichermaenbeeindruckt wird.Hieraus wird deutlich, dass dasHarmonieerlebnis kein Produkt

    der ansonsten so unter-schiedlichen Denkweisen ist. Eshandelt sich vielmehr um eineReflektion der Seele, welche alsAnteil der Allseele in jedem be-lebten Wesen vorhanden ist undsich in Abstimmung mit allenharmonischen Zustnden in derSchpfung befindet.

    So betrachtet scheint es, dassder Mensch bei seinem sogenann-

    ten Fall" aus dem harmonischenZustand des Paradieses tatsch-lich unter die Stufe von Pflanze

    und Tier gefallen ist. Denn beiallem, was er hinfort denkt, sagtoder tut, schafft er Zustnde, dievon seiner Umwelt, aber auch

    von ihm selber als gegenstzlichempfunden werden. Der Menscherschafft sich seine Umwelt undruft damit automatisch Gegen-stze auf den Plan. Es ist einNaturgesetz, dass kein Ding oder

    kein Zustand fr sich allein exi-stieren kann. Alles hat durch sein

    bloes Zustandekommen schonsein Gegenteil bezeugt.

    Die Welt, in der wir leben,unsere Realitt, ist somit Dualittund damit eine einzige An-hufung von Gegebenheiten, dieder Mensch aufgrund seiner all-gemeinen Denkart nicht nur alsGegenstzlichkeiten empfindet,sondern vielmehr meist auchnoch als solche, die nicht mit

    einander vereinbar sind. Aber dasZustandekommen von alledem,

    was wir als gegenstzlich emp-finden, ist kein Zufall. Wenn demaber so ist, welcher Plan stecktdann wohl dahinter? Da stehen

    wir auch schon vor dereigentlichen Frage: Wie geht derMensch mit diesen Gegenstzenum? Harmonie und alles, wasaus ihr heraus entstehen kann,ist die Sehnsucht des Menschen

    und unser Themadeutet an, Harmonieknne nur durch denrichtigen Um-gang mitGegen-stzen ent-

    stehen. Ist die Art undWeise, wie derMensch ganz allgemeinmit Gegenstzenumgeht, diejenige,welche ihm denZustand der Harmonieerleben lsst? Wennwir den Zustand be-trachten, in welchemsich die Menschheit in

    all ihrem Widerstreit,ihren Dishar-monien,Konflikten, ja in Hassund Kriegen befindetund wenn wir akzep-tieren, dass hierfr dieArt des Umgangs mitGegenstzen verant-wortlich ist, mssen

    wir uns eingestehen, dass dieArt und Weise, wie Gegenstze

    behandelt werden, nicht dierichtige ist.Wir alle kennen dieFolgen des praktiziertenEntweder-oder". Man ergreiftPartei, bezieht Position, Frontenentstehen und verhrten sich, derWunsch wird geboren, diegegenstzliche Position zubesiegen, weil die eigene dievermeintlich bessere ist undgroe Energien werden fr

    diese Bestrebungen aufge-wendet. Die Konflikte, welchedie unausweichliche Folge sind,

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    AMORC-Forum Nummer 4

    verursachen Unbehagen. Nichtumsonst haben Institutionen frKonfliktberatung Hochkonjunkturund noch zu keiner Zeit hatten

    Kurse und Seminare fr Kon-fliktbewltigung einen so star-ken Zulauf wie heute. Es gibtauch eine sogenannte Konflikt-und Friedensforschung. AllesHinweise darauf, dass sich dieMenschheit im Grunde das ge-naue Gegenteil von dem wnscht,was sie im Moment im berflusshat.

    Wie knnte nun aber ein rich-

    tiger Umgang mit Gegenstzenaussehen, welcher einen Auswegaus den immerwhrenden Kon-flikten hin zur Harmonie bewir-ken wrde?

    Am Anfang aller berlegun-gen knnte die Frage stehen, obes sich bei all diesen Verschie-denheiten tatschlich auch umGegenstze handelt, die nicht miteinander vereinbar sind.

    Studierende des A.M.O.R.C.lernen, dass es zweier Ursachenoder Gegebenheiten entgegenge-setzter Polaritten bedarf, wel-che vereinigt etwas Neues her-vorbringen. Dieses Neue verei-nigt in Harmonie die vermeintli-chen Gegenstze der Elemente,aus denen es entstanden ist undstellt eine neue Schpfung dar.

    In Anbetracht dieses Prinzips

    sind die vermeintlichen Gegen-stze, in die sich der Mensch sovehement verbeit, dass darausalles andere als Harmonie fr ihnentsteht, nichts anderes als na-turgegebene Bausteine, die da-rauf warten, zusammengefgt zuwerden. Nur der Mensch kannhier der Baumeister sein, dennnur er empfindet Gegebenheitenals Gegenstzlichkeiten. In der

    kosmischen Einheit, die alles Seinbeinhaltet, sind alle Gegenstz-lichkeiten menschlicher Wahr-

    nehmung harmonisch vereint.Dies bedeutet: Will der MenschHarmonie, muss er sich berwin-den und in seinem Bewusstsein

    das nachvollziehen, was auf derhheren Ebene des Kosmos im-mer vorhanden ist: Einheit undHarmonie.

    Aber wie fgt man gegenstz-lich Erscheinendes zusammen?Reicht Einsicht und guter Willeaus? Theoretisch betrachtet, ja.Da jedoch bei allem Geschehender Mensch selber mit eingebun-den ist, muss stets auch seine

    besondere psychische Beschaf-fenheit mit bercksichtigt wer-den. Denn einen Ausgleich her-beizufhren bedeutet berwin-dung, Kompromiss, wobei manauf die gegenstzliche Positiondie Hlfte des Weges zugehenmuss. Das menschliche Ich machtsolches Unterfangen nicht im-mer leicht, denn es beharrt be-kanntlich gern auf dem Seinen.

    Die Schpferkraft, die in derNatur gegenstzliche Elementezu harmonischem Ganzen ver-eint, ergreift indes keine Partei.Sie selber vereint in sich Dualittder Krfte. Der Ausfluss dieserKraft mag dem Menschen alsGegenstzlichkeiten erscheinen.Jedoch birgt alles in sich denKeim zur harmonischen Verei-nigung, da es aus der einen gro-

    en Harmonie kommt.In diese Harmonie muss alleszurckkehren. So wre derMensch gut beraten, sein Be-wusstsein fr das Verstehen derschpferischen Vorgnge in derNatur zu ffnen. Und welcherTeil der Natur liegt ihm nher alser sich selbst. Daher lautet seitalten Zeiten die wohl wichtigsteForderung der Rosenkreuzer an

    den Menschen: Erkenne dichselbst". Auf dem Wege dieserSelbsterkenntnis und Selbstmeis-

    terung, der ja der Weg der Ro-senkreuzer des A.M.O.R.C. ist,erkennt zunchst der Mensch ineiner Deutlichkeit, wie vielleicht

    sonst nirgendwo, aus welchenGegenstzlichkeiten er selberbesteht.

    Aus dem bei jeder Gelegen-heit offen zutage tretenden ue-ren Ich und dem sehr leisen, jakaum wahrnehmbaren, innerenSelbst. Dieses ist sein wahres undtatschliches Wesen. Es bleibtbei den meisten Menschen nurdeshalb so verborgen, weil zuge-

    lassen wird, dass das ussereSelbst allein, d.h. der Intellektund alle hieraus resultierendenFhigkeiten, Anteil am Lebennimmt und ihm die Leitung zuge-standen wird. Das Ich wird flsch-licherweise fr das Selbst gehal-ten.

    Jeder Mensch hat eben seinenfreien Willen, das zu tun, wasihm beliebt. Er kann entweder

    seinem ueren Ich oder seineminneren Selbst den Vorrang ein-rumen. Beides geschieht, wennletzteres auch wesentlich selte-ner. Hier begegnen wir wiederdem berhmten Entweder-Oder,dem Einstieg in disharmonischeZustnde und Konflikte aller Art.Was bei all diesen vielen Men-schen zurckbleibt, ist ihre innereZerrissenheit, das heit sie zer-

    reien sich selber, indem sie ih-ren beiden so gegenstzlich an-mutenden Wesensteilen des Au-en und des Innen nicht den Statusder tatschlich vorhandenenEinheit in Harmonie einrumenund entsprechend denken, redenund handeln.

    Bekanntlich gibt es auch stetseinen Mittelweg, den der Volks-mund nicht ohne Grund den gol-

    denen Mittelweg" nennt, ebendas Prinzip des Sowohl alsauch". Diesen Weg beschreitet

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    der Alte und Mystische Ordenvom Rosenkreuz mit seinen Leh-ren, eingedenk des Prinzips, dassvollkommene Schpfung nur

    durch das Zusammenfgen vonGegenstzen zu einer neuen Ein-heit voller Harmonie und Stabilittentstehen kann. Der Schlerdieser Rosenkreuzerlehren er-fhrt, wie er die Harmonie seinesueren mit seinem innerenSelbst herstellen kann. Dabei istes das Ziel, sich selber als Ein-heit zu erkennen. Denn auch frseine Persnlichkeit gilt, dass die

    Realitt, so wie wir sie wahrneh-men eigentlich eine Einheit bil-det. Es sollte dabei einleuchten,dass nur aus dem Menschen Har-monie hervorgehen kann, dem esgelungen ist, die eigene innereZerrissenheit seiner Wesensteiledurch harmonische Einswerdungzu berwinden.

    Die Seele eines jeden Men-schen, welche ja identisch ist mitdem wahren, inneren Selbst, istin sich selbst Harmonie. Wem esgelingt, durch diese Angleichungder Gegenstzlichkeiten in sichin Harmonie mit sich selbst zukommen, der kann auch die Ver-bindung zur unendlichen Harmo-nie des Universums herstellen,um aus ihr neue Kraft fr seineAufgaben zu schpfen. Bei ge-nauer Betrachtung haben allemenschlichen Konflikte ihre Ur-sache in einem gespaltenen We-sen, die dahin tendiert, alles Ge-genstzliche zu besiegen anstattes zu verbinden.

    Dieser Brckenbauer zwi-schen den Gegenstzen zu seinund sich dadurch im Einklangmit den Gesetzen der Natur zubefinden, wre des Menschenwahre Natrlichkeit, von der ein-gangs die Rede war. Denn er soll ja, da zum Ebenbilde Gottes er-schaffen, aus eigenem Dazutunein wahrer Mensch werden und

    damit in den Zustand der Harmo-nie zurckkehren, aus dem er sichin Ausbung seines freien Wil-lens entfernt hat.

    Letztendlich verdeutlicht alldies die Tatsache, dass Harmo-nie trotz aller Wnsche oderSehnsucht nach ihr dem Men-schen nicht einfach in den Schofllt. Er selber muss harmonief-hig werden, indem er in sich dieLiebe entwickelt, die schpferi-schen Ablufe in der Natur ken-nen zu lernen, um selber in Ein-klang mit ihnen leben zu wollen.

    Nur die Erkenntnis des Ganzenund die Liebe zu diesem berge-ordneten Einen lsst die mensch-liche Natur das vermeintlicheGetrenntsein von allem berwin-den, lsst Gegenstze vereinenund so mit sich selber, mit ande-ren, ja dem gesamten Sein inHarmonie kommen.

    H.St.

    Trotz der vielen Aktivitten,

    deren Zeuge wir nun, im dritten

    Jahrtausend werden, gibt es ei-

    gentlich keinen besonderen

    Grund zur bertriebenen Eile.

    Auch die Meister sind nicht eili-

    ger, als sie es in der Vergangen-

    heitwaren. Niemand atmet heut-

    zutage schneller als in der Ver-gangenheit, und regelmiges

    Atmen bleibt noch immer die

    Grundlage einer gesunden und

    aufbauenden Existenz. Das gleiche

    trifft auf die Mystik und die

    innere Evolution zu. Die Prinzi-

    pien sind die gleichen wie die vor

    Tausenden von Jahren, und die

    Kriterien fr das Erreichen einer

    dauernden Erleuchtung sind

    dieselben, wie sie es fr uns Men-

    schen immer schon waren. "

    H. Spencer Lewis

    SO MGE ES SEINCHRISTIAN BERNARD

    Christian Bernard war vor seiner

    Berufung zum aktuellen Prsiden -

    ten des Alten Mystischen Ordens

    vom Rosenkreuz, A.M.O.R.C., von

    1977 bis 1993 verantwortlich fr die

    franzsischsprachigen Lnder. Wh -

    rend dieser Zei t stand er zahlrei -

    chen Rosenkreuzer-Konventen vor.

    Bei dieser Gelegenheit uerte er

    sich ber verschiedene Themen in

    Zusammenhang mit Spiritualitt

    und Philosophie. Fr dieses Buch

    hat er einige Vortrge aus seiner

    entsprechenden Sammlung ausge -

    sucht. Dadurch soll erreicht wer -

    den, dass jeder an Mystik interes -

    sierte mehr Einblick in die Weisheit

    erhalten kann, so wie sie die Rosen -

    kreuzer-Tradition vermittelt. Aus

    dem Inhalt: Die allumfassende

    Liebe; Das Erbe des Rosenkreuzes;

    Die Angst vor dem Tod; Der freie

    Wille; Der Wallfahrtsort im Innern;

    Der heilige Raum; Die Wiedergeburt;Die dunkle Nacht; Der Wahre Innere

    Frieden; Die mystische Initiation: Die

    Definition; Die mystische Initiation:

    Die Vorbereitung; Die Kosmische

    Abstimmung; Seien Sie R.C.

    Gebunden, 190 SeitenDM/SFR. 42,80; Sch. 306-

    AMORC-Bcher LangeStrae 69 D-76527 Baden-Baden http://www.amorc-buecher.de

    Bitte Bestellkarte in diesemHeft benutzen!

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    AMORC-Forum Nummer 4

    EINIGE INFORMATIONEN BER

    A.M.O.R.C.,DEN ALTEN UND MYSTISCHEN ORDEN ROSAE CRUCIS

    A.M.O.R.C. ist eine Nachfolgeorganisation derRosenkreuzer der Vergangenheit. Dem Studierendendieser Lehren wird eine praktische Lebensphilosophiebermittelt, die ihn in die Lage versetzt, sein Lebenentsprechend den Gesetzen des Kosmos bzw. derNatur zu verndern.

    Das Studium der Rosenkreuzer-Lehren, so wie sie von

    A.M.O.R.C. - dem Alten und Mystischen Orden RosaeCrucis - berliefert werden, umfasst neben denschriftlichen Unterweisungen in Form von monatlichzugesandten Lehrbriefen auch eine mndliche Tradition,

    welche in Seminarveranstaltungen und regelmigen Treffen der Studierendendargeboten wird. Diese Treffen finden in verschiedenen Stdten desdeutschsprachigen Raumes statt.

    Voraussetzung fr das AMORC-Studium ist sicherlich eine gewisse Aufge-schlossenheit fr eine umfassendere Sicht der Welt. Dazu sollte die Be-

    reitschaft kommen, Zeit zu verwenden, um an sich selbst zu arbeiten. DieseAufgabe entbindet aber nicht von der Pflicht, sich um die alltglichen Angele-genheiten zu kmmern. Das AMORC-Studium kann nicht weltfremd betriebenwerden und ermuntert auch nicht, sich gegenber den Einflssen dermateriellen Welt zu verschlieen. Obwohl die geistige, spirituelle und vorallem die mystische Seite des Lebens betont wird, entbindet dies alles nichtvon der Beachtung der Gesetzmigkeiten und Gepflogenheiten, die imUmgang mit den Mitmenschen und der Umwelt sich ergeben.

    Die Vernderung der Umwelt beginnt bei jedem Einzelnen, beginnt bei derArbeit an sich selbst. Obwohl der Studierende sich im Kreis von Gleichgesinnten

    befindet, ist er dennoch eine eigenverantwortliche und seinem Gewissen -seinem inneren Selbst - verpflichtete Persnlichkeit, die die AMORC-Lehren entwickeln helfen wollen. Damit wird er fhig, die Zusammenhnge insich selbst sowie zu seiner Umwelt zu begreifen und sich bewusst zu machengem dem alt-berlieferten Ziel des:

    Erkenne dich selbst!"

    FR NHERE INFORMATIONEN SCHREIBEN SIE BITTE AN:

    A.M.O.R.C. * Lange Strae 69 * D-76527 Baden-Badenwww.rosenkreuzer.de

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    ETHIK IN DER MYSTIK

    ir Menschen sind mit Geistund Willen begabt. Dieses

    sind die grten Gaben Gottes anlebende, bewusste Wesen. Dar-ber hinaus beabsichtigte Gott,

    dass wir unseren Geist gebrau-chen, um persnlichen Willen undEntschlusskraft zu ben, und umdie unbelebten Dinge der Erde,wie auch unsere eigenen bsenAbsichten, zu meistern.

    Jeder einzelne von uns ist imBegreifen und Verstehen nochnicht unfehlbar. Es kann sein, dasswir denken, dass wir in unseremUrteil ber Personen und Bedin-

    gungen Recht haben; doch nurweil wir in dieser Hinsicht ehr-lich berzeugt sind, macht dasunser Urteil noch nicht korrekt.Und, whrend uns gelegentlichFehler im Beurteilen anderer undihrer Angelegenheiten unterlau-fen, machen wir dennoch vieleFehler in der Beurteilung unsererSelbst und unserer eigenen An-gelegenheiten. Natrlich sind wirin Bezug auf uns selbst voreinge-

    nommen, und natrlich glaubenwir, dass wir uns selbst so gutverstehen, dass wir viele Grndehaben, uns selbst zu vergeben, zuentschuldigen, und dabei sehenwir ber wichtige Punkte hin-weg. Hinsichtlich der Anwen-dung mystischer Gesetze liegtvielleicht der eine groe Irrtum indem Bemhen, gewisse Schluss-folgerungen dem Verstand anderer

    aufzuzwingen. Zum Beispiel

    jemanden dazu zu bringen, mitetwas einverstanden zu sein oderetwas zuzugeben, das seiner oderihrer berzeugung widerspricht.Wir haben hier in der Tat ein

    sehr ernstes Problem. Es kannsein, dass man sich um ein ge-wisses Privileg bemht, ein Dar-lehen oder eine Konzession; et-was, das von einer Person mitMacht oder juristischer Autorittzugeteilt werden muss. DiesePerson verweigert aus bestimm-ten Grnden ihr Einverstndnis.Nun, sollte der Mystiker okkulteMacht anwenden, diesen Men-schen gegen seinen oder ihren

    Wunsch dazu zu bringen, zu tunwas erwnscht?

    Sagen wir, dass A ein Dar-lehn oder eine Sicherheit von derBank wnscht und dass der Pr-sident der Bank, B, nach grnd-licher berlegung sein Einver-stndnis verweigert. A hat die-ses Ergebnis nicht erwartet; erunterbreitet weitere Gesuche undder Prsident der Bank sagt zu,

    dass er sich mit der Angelegen-heit etwas mehr beschftigenwird, aber lehnt dann wieder ab.Nun berlegt A, ob er ein mysti-sches Prinzip anwenden kann,um B zur Einwilligung zu brin-gen, selbst gegen Bs Entschluss.Natrlich erhlt A die Mittei-lung, dass das nicht geht - unddarber hinaus, dass er es nichtversuchen sollte.

    Die AMORC-Lehren beab-

    sichtigen, den Willen von Frau-

    en und Mnnern in seiner Fhig-keit zu strken, an berzeugun-gen und Entschlssen festzuhaltenund Mnner und Frauen soauszubilden, dass sie fhig wer-

    den, richtig zu urteilen, ihren Ver-stand einzusetzen und so zu an-gemessenen und ehrlichenSchlussfolgerungen zu kommen.Wenn okkulte oder mystischeAusbildung einem Menschen dieMacht gbe, sich ber die Ent-schlsse und den Willen einesanderen hinwegzusetzen oderseine Fhigkeiten der Vernunftzu behindern, wrde dieses dasunangemessenste, ungerechteste

    und gottloseste Prinzip sein, dasim ganzen Universum zu findenist. Glcklicherweise ist demnicht so. In seinem Herrschafts-bereich ist Ihr Verstand gegen-ber der Herrschaft des Verstan-des anderer genau so sicher, wieder Kosmos in seinem Bereichgegen die Herrschaft des Bsen.Ich habe gesagt, dass es nichtmglich ist, willkrlich einen

    anderen gegen seinen oder ihrenWillen zu beherrschen und dasses deshalb fr den Studierendender Mystik unntz ist, auch nuran den Versuch zu denken. Ichmuss jedoch sagen, dass vomrosenkreuzerischen Standpunktder Versuch in sich selbst bereitseine ernste Sache ist. Fr jedenRosenkreuzer ist es eine Verlet- zung der Ethik rosenkreuzeri-scher Mystik, wenn er versucht,

    die ehrliche Entscheidung, zu der

    W

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    ein anderer gelangt ist, auerKraft zu setzen.

    Kosmische Gesetze undmenschliche Gesetze

    Wer hat solche ethischenGesetze begrndet? Der Kos-mos! Vielleicht haben Sie bisherniemals verstanden, dass es wirk-liche ethische Gesetze in dermystischen Welt gibt und dass esgefahrlicher ist, diese zu verlet-zen, als irgend ein von Menschengemachtes Gesetz auf dieserErde. Die kosmischen Gesetzebesagen, dass die persnlichen

    und privaten Angelegenheiten ei-nes Menschen so lange persn-lich und privat zu bleiben haben,als er oder sie es so will. JederVersuch eines anderen, mysti-sche oder okkulte Prinzipien zugebrauchen, um in diese Angele-genheiten einzudringen, ist eineVerletzungmystischer Ethik.

    Die kosmischen Gesetze be-sagen ebenfalls, dass unsere F-

    higkeit und Gottesgabe, selbstnachzudenken, zu analysierenund zu entscheiden, unser Privi-leg und Vorrecht bleiben soll,und dass wir ebenfalls das Rechtund den Willen haben, unsereEntscheidungen - ob falsch oderrichtig - umzusetzen, ohne dassirgend ein okkultes Mittel einge-setzt wird, diese Macht zu behin-dern. Jeder Versuch, mit mysti-schen und okkulten Mitteln ein-zugreifen, ist eine Verletzungethischer Gesetze. Jede Verlet-zung ethischer Gesetze unterliegtautomatisch dem Gesetz des Kar-mas oder des Ausgleichs, wieauch alle anderen Verletzungenvon Gesetzen, seien sie natrlichoder gttlich.

    Gott hat uns seinen Verstandgegeben, der nachdenken kann,und ein Gedchtnis, das alle Er-

    fahrungen und gelernten Lektio-nen uns zu Hilfe bringen kann,

    damit wir richtige und logischeEntscheidungen treffen knnen.Wir sind ganz gewiss frei, zuwhlen, und wir sind in all unse-ren Ttigkeiten frei Handelnde;aber wir mssen, wenn wir falsch

    handeln, Ausgleich leisten undentsprechend handeln, so wie wirauch dafr belohnt werden, wennwir richtig entscheiden und han-deln.

    Gott htte die Ordnung derDinge so gestalten knnen, dasswir jeder den Geist Gottes unddie Liebe Gottes in unserem Herzenund in unserem Wesen htten undnichts Falsches tun, noch auch

    nur falsch denken knnten. Indem Fall wren die Menschennicht frei Handelnde und wir httenkeine Verwendung fr einenVerstand, der berlegen kann undfr ein Bewusstsein, das whlenkann, oder einen Willen, der ent-scheiden kann, was zu tun ist.Menschen haben immer die F-higkeit gehabt, zwischen demDrang, Bses zu tun und dem

    Drang, Gutes zu tun, zu unter-scheiden. Wir haben immer denVerstand gehabt, zu analysieren,zu berlegen und zu eigenen un-abhngigen Entscheidungen zukommen, mit der noch grerenKraft und Fhigkeit, unsere Ent-scheidungen durchzufhren. Gottversucht nicht uns aufzuhalten,wenn wir eine falsche Entschei-dung treffen und dabei sind, ei-nen Fehler zu begehen. Statt dessenwird uns erlaubt, mit unsereneigenen Entscheidungen zu ar-beiten, unseren Fehler zu erken-nen, die Folgen zu erleiden undeine Lektion zu lernen, die unsbefhigen wird, eine bessereWahl zu treffen, wenn wir dasnchste Mal mit dem gleichenProblem konfrontiert werden.

    Wenn Gott nicht versucht, all-mchtige Krfte zu gebrauchen,

    um uns in unseren Entscheidun-gen aufzuhalten oder unsere Ent-

    schlossenheit, einen Fehler zubegehen, matt zu setzen, liegt esganz gewiss nicht in der Machteines irdischen Sterblichen, dieszu tun, auch nicht im Namen derMystik; und jeder Versuch eines

    Menschen, dies zu tun, ist einVersuch, eine Kraft zu benut-zen, die nicht einmal Gott sichanmat. Darin liegt die Verlet-zung der Ethik. Es ist der Ver-such eines Menschen, sich anzu-maen, dass sie oder er grerals Gott ist oder privilegierter alsder Schpfer von uns allen.

    Knnen keine Gesetze oderPrinzipien angewendet werden,

    mit denen wir uns in Fllen, wiedem oben erwhnten, helfen kn-nen? Angenommen, dass dasDarlehn von der Bank eine abso-lute Notwendigkeit war und keinvllig selbstschtiges Bedrfnis,und angenommen, dass die Si-cherheiten gut und meine Motivein Ordnung waren und dass ichwirklich wusste, dass ich dasDarlehn ordnungsgem zurck-

    zahlen knnte. Kann ich nichtstun, um den Prsidenten der Bankdiese Wahrheit erkennen zu las-sen und dem Darlehn zuzustim-men?

    Das ist eine vllig andereAngelegenheit. Die Phrasierungder Frage selbst legt die Antwortnahe. Einen Menschen davon zuberzeugen, dass seine oder ihreberlegungen fehlerhaft sind,dass seine oder ihre Entschei-dung ungerecht oder unfair ist,und ihn oder sie dazu zu bringen,mit Ihrem Vorschlage einver-standen zu sein, ist ein vlliganderes Ding, als es ist, die ber-legungen eines Menschen zuhemmen, so dass er, whrend ernoch glaubt, dass er etwas Fal-sches tut, sich einer psychologi-schen oder mystischen Macht un-terwirft, und dem zustimmt, was

    er fr falsch hlt. Erkennen Sieden wesentlichen Punkt?

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    Wir sollten uns bemhen, denanderen von einem guten, aufWahrheit beruhenden Argumentzu berzeugen. Es ist in der Tatunsere Pflicht, jede verfgbareMethode zu verwenden, um je-

    mandem dabei zu helfen, richtigzu berlegen und zu einem kor-rekten Schluss zu kommen. Aberder Schluss muss nach einer freienund unabhngigen berlegungkommen. Der Schluss muss dasErgebnis von Analyse und Un-tersuchung sein.

    Im Fall des Bankprsidentenknnte dieser einen falschen Ein-druck gehabt haben. Wenn er nun

    die Wahrheit wsste, knnte erdiesen Eindruck revidieren. Aberes ist sein unveruerlichesRecht, frei zu berlegen und seineKraft der berlegung ohneuere Behinderung auszuben.Er mag Vorurteile gegen die Personhaben, die ein Darlehn sucht, und jede vernnftige Methode sollteangewandt werden, ihm zu derEinsicht zu verhelfen, dass sein

    Vorurteil unbegrndet ist. Ermag vielleicht die Sicherheit derangebotenen Kaution nichtsehen oder verstehen und jedevernnftige Methode kann ver-wendet werden, ihm zu helfen,diesen Punkt einzusehen.

    Mystische Methoden knnenebenfalls angewandt werden,durch Konzentration auf die wah-ren Tatsachen, wie Sie sie ken-nen, um bei solchen Angelegen-heiten zu helfen; aber nicht umzu versuchen, auch nicht in IhrenGedanken, ihn zu einer Entschei-dung zu zwingen. Es muss ihmerlaubt sein, sich aus eigenemAntrieb zu entscheiden, nachdemSie ihm die Fakten fr seine ber-legungen gegeben haben.

    Ich wei nur zu gut, dass einigeSysteme okkulter oder mystischerPhilosophie die Studierenden

    glauben machen, dass es ge-rechtfertigt sei, jede okkulte

    Methode, die sie zu kennen glau-ben, zu gebrauchen, oder jedenpsychologischen Trick, um sichzum Herrn ber den Geist andererzu machen. Aber das ist einfalsches System. Es ist ein schd-

    liches System. Es versagt bei denErgebnissen und fgt den Stu-dierenden Schaden zu, durch dieReaktionen, die es vom Kosmosmit sich bringt.

    Rosenkreuzerische Lehren

    In den RosenkreuzerischenLehren bemhen wir uns, jedesMitglied den richtigen Prozess

    des Denkens verstehen zu lassen.Wir versuchen unseren Studie-renden zu zeigen, wie sie an dieFakten kommen, die sie fr ihrDenken brauchen. Wir versu-chen, den Studierenden zu zei-gen, worin sie in der Vergangen-heit im Hinblick auf viele Dinge,die von Wichtigkeit fr ihr Den-ken sind, irregefhrt und falschbelehrt wurden. Dies wird

    schlielich Studierende davorbewahren, zu falschen Schluss-folgerungen zu kommen und imIrrtum zu handeln.

    A.M.O.R.C. lehrt studierendeRosenkreuzer ebenfalls, wie siedem Geist anderer die Ein-drcke bermitteln knnen, diesie mitzuteilen wnschen. Aberwir machen unsere Studierendenstndig darauf aufmerksam, dassder Versuch, Falschheit, Bosheitund ungerechte Gedanken zubermitteln, nicht nur in seinemunheilvollen Zweck versagen,sondern eine kosmische Reaktionber sie bringen wird.

    Der gut ausgebildete Rosen-kreuzer braucht keine von Men-schen gemachten moralischenGesetze oder Gerichtsentscheidedes Landes. Wenn der Rosen-kreuzer etwas nicht ethisch tun

    kann, kann er oder sie es ber-haupt nicht tun. Der ethische

    Code des Kosmos deckt allemenschlichen Handlungen abund vom Menschen gemachteGesetze sind einfach Versuche,kosmische Gesetze zu interpre-tieren. Die Interpretationen sind

    gemeinhin unreif und sind demMystiker nicht so dienlich wiedie ethischen Gesetze des Kos-mos. Fr den Mystiker begrndetdie Ethik der Mystik und desLebens im allgemeinen die Prin-zipien jeder Religion und jedesGesetzeskodex, die Menschengemacht haben. Mystiker wis-sen, dass sie manches wagen,wenn sie bereit sind, den Preis

    des kosmischen Gesetzes vomKarma zu bezahlen; aber was freinen Preis!

    Viele waren bereit, den Preiszu zahlen, den die Menschheitfordert, aber wren niemals ein-verstanden, den Preis zu zahlen,den der Kosmos unvermeidlichund unbarmherzig verlangt. Men-schen, die keine Kenntnis vonden kosmischen Gesetzen haben

    und von dem geforderten Preisund der gewhrten Belohnungfr ihre Taten nichts wissen, sindbereit, es mit von Menschen ge-machten Gesetzen zu riskierenund es gelingt ihnen oft, der Be-strafung durch Menschen zu ent-gehen. Aber der Mystiker ist zuvernnftig, um berhaupt ein Ge-setz zu verletzen, denn er wei,dass er einem gerechten Aus-gleich nicht entgehen kann, nichtin seinem ganzen Leben, nie undnimmer.

    H. Spencer Lewis(1883 -1939)

    Ab 1915 leitete H. Spencer Lewis

    den Aktivittszyklus des

    A.M.O.R.C. ein und war bis zu

    seiner Transition 1939 der oberste

    Leiter des A.M.O.R.C.

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    AMORC-Forum Nummer 4

    DIE CHYMISCHE HOCHZEIT DES

    CHRISTIANI ROSENCREUTZEINEROSENKREUZERISCHE GESCHICHTE?

    An einem Abend vor dem

    Ostertag sa ich an einem Tisch,

    und besprach mich meiner Ge-

    wohnheit nach mit meinemSchpfer in meinem demtigen

    Gebet. Und dachte ber viele groe

    Geheimnisse (deren mich der

    Vater des Lichts seine Majestt

    nicht -wenig hatte sehen lassen)

    nach. Auch wollte ich mir gerade

    mit meinem lieben Osterlmm-

    lein ein ungesuertes, unbeflecktes

    Kchlein in meinem Hertzen

    zubereiten, als pltzlich ein solch

    grausamer Wind daherkommt,

    dass ich meinte, es wrde der

    Berg, worin mein Huslein ge-

    graben war, vor dieser groen

    Gewalt zerspringen.Weil mir aber solches und

    dergleichen der Teufel - der mir

    manches Leid angetan hatte -

    nie antun wrde, fasste ich Mut

    und verharrte in meiner Medita-

    tion, bis mir jemand auf die Schulter

    klopfte, worauf ich dermaen

    erschrocken war, das ich michkaum umzudrehen wagte...

    Und wie es mich pltzlich an

    meinem Rock zupfte, sah ich eine

    so schne und herrliche Frau,

    die in einem ganz blauen Kleid

    daherkam, das mit goldenen Ster-

    nen wie der Himmel verziert

    war...

    Mit diesen Worten beginntdie Erzhlung Chymische Hoch-zeit Christiani Rosencreutz Anno1459" des Johann Valentin An-

    dreae, die zuerst 1616 als Bucherschienen ist. Der Held derChymischen Hochzeit" ist eine

    Person namens Christian Rosen-creutz. Er durchlebt in siebenTagen eine mystisch-rosenkreu-zerische Einweihung oder Initia-tion, indem er bei einer chymi-schen Hochzeit", Symbol derVerwandlung und Erneuerung,der Gegensatzvereinigung undEinheit schlechthin anwesend ist.

    1.Tag

    Am Tag vor Ostern, nach pro-testantischer Zhlung am Grn-donnerstag - und wir mssenaufgrund der Tatsache, dass An-dreae Protestant war, dies anneh-men -, sitzt Christian Rosen-creutz, der Held der ChymischenHochzeit", meditierend in sei-nem Haus. Er hlt Zwiesprachemit Gott, dem Vater des Lichts,seiner Majestt. Die kabbalistisch

    geprgten Namen deuten daraufhin, dass er auch um die verbor-genen Seiten seines Schpferswei.

    Christian Rosencreutz wirddurch einen starken Wind in sei-ner Meditation gestrt und spteram Rcken berhrt. Ein nichtunwesentliches Detail, denn dasUnerwartete kommt quasi durchdie Hintertr und unvorhergese-hen zu ihm, daher, woher wir esam wenigstens vermuten. In derPsychologie sprechen wir vom

    Schatten, der unsere unbewuss-ten Mglichkeiten vor uns inDunkel hllt, uns aber immer

    wieder darauf aufmerksammacht, indem wir auf Alltagssi-tuationen treffen, die uns zumNachdenken anregen. Doch dereigentliche Auslser fr das Neueund Unerwartete ist der Wind.

    Winde sind nicht bloe Luft-bewegungen, sondern bernatr-liche Manifestationen, die Ab-sichten der Gtter bzw. Gottesdarstellen. In der Bibel bedeutetdas Wort Ruach (grammatika-

    lisch weiblich!) auch Geist,Hauch und Atem. Gottes Ru-ach schwebt am Anfang derWelt ber dem Wasser. Und iml. Buch der Knige erlebte derProphet Elias folgendes: Da zogder Herr vorber: Ein starker,heftiger Sturm, der die Bergezerriss und die Felsen zerbrach,ging dem Herrn voraus. Doch derHerr war nicht im Sturm. Nach

    dem Sturm kam ein Erdbeben.Doch der Herr war nicht im Erd-beben. Nach dem Beben kam einFeuer. Doch der Herr war nichtim Feuer. Nach dem Feuer kamein sanftes, leises Suseln. AlsElias es hrte, hllte er sein Ge-sicht in den Mantel, trat hinausund stellte sich an den Eingangder Hhle! Da vernahm er eineStimme, die ihn anrief: Was willstdu hier, Elias?" (19,11-13). Im

    Neuen Testament heit es hn-lich, dass der Wind weht, wo er

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    will. Du hrst sein Sausen,du weit jedoch nicht,woher er kommt und wohiner geht. So ist es mit jedem,der geboren ist aus demGeist." (Joh. 3,7 f.).

    Eine Frau im blauenKleid mitgoldenen Sternenwie derHimmel ber-gibt dann Chris-tian Rosencreutzeinen Einla-dungsbrief. DieFarbe Blau weist aufden Mond hin,

    aber auch auf denHimmel und dasHimmelszelt. Inder rosenkreuzeri-schen Terminologiesteht Blau frBewusstsein und istdem Element Wasserzugeordnet. Diesedrei Aspekte: dasElement Wasser,

    der Planet Mondund der Himmelals Ort der Trans-zendenz sind indieser einen Figurvereint.

    Auf dem Ein-ladungsbrief ist dasZeichen desKreuzes zu sehen(ohne Rose!) und

    der Spruch In die-sem Zeichen wirstdu siegen".Hier taucht alsodas Kreuz zum ersten Mal auf.Es handelt sich um eineEinladung zu einerkniglichen Hochzeit miteinem Gedicht. Dasdreimalige Heut" desGedichtes weist auf dieDringlichkeit der Hochzeitdes Knigs hin. (Wo bleibt

    aber dabei die Knigin?)Man muss dazu in GottesFreude geboren sein, umdaran teilnehmen zu

    die Komponenten diesesSymbols in der einen oderanderen Zusammensetzungschon bekannt gewesen, aberin einer solch typischenKonstellation findet sie sich

    nur bei John Dee. Da dieMonashieroglyphe

    erst 1564 ver-ffentlicht wurde,ist es alsomerkwrdig, sie aufeiner Einladung von1459 zu finden.Doch dazu sptermehr.Das Symbol der

    Monashieroglyphevereinigt in sich allePlaneten und JohnDee hat es aus-fhrlich interpretiert.Hier gengt es zuwissen, dass es sichum 7 Planetenhandelt, die in einemeinzigen Symbolvereinigt sind. Einweiterer Hinweis

    auf die 7.Christian Ro-

    sencreutz hattebereits vor 7 Jahren -wieder die Zahl 7 -eine Vision dieserHochzeit gehabt.Was heit das nun?Zuerst, dass man vonseinem InnerenSelbst schon vorher

    per Intuition oderauch Vision(Gesicht) auf bedeutendeEreignisse hingewiesenwird. Man wird vorhergewarnt bzw. innerlich aufdas vorbereitet, wasuerlich einem begegnenwird. Interessanterweise hatsich Christian Rosencreutzdies gemerkt. Er ist zwar er-schrocken, aber nicht

    unvorbereitet. ChristianRosencreutz denkt nundarber nach, bedient

    knnen. Erst dann kann man aufeinen Berg, auf dem drei Tempelstehen - dies entspricht aber nichtder Geschichte und den Ortenselbst - dies alles selbst miterle-ben. Man muss wachsam seinund rein bzw. gereinigt, sonst

    Titelbild der Chymischen Hochzeit" von 1616.

    kann die Hochzeit schaden. Manmuss auch wichtig bzw. ge-wich-tig sein, denn wer zu leicht ist,dem wird die Hochzeit ebenfallsschaden. Ein Vorausgriff auf diePrfung mit der Waage am 3.Tag. Unterzeichnet haben beide:Knig und Knigin.

    Neben dem Gedicht ist dieMonas-Hieroglyphe des JohnDee abgebildet. Sicherlich sind

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    AMORC-Forum Nummer 4

    ROSENKREUZERISCHE

    LEBENSREGELNPRAKTISCHE ANLEITUNG FR

    BEWUSSTE LEBENSGESTALTUNGRosenkreuzerische Lebensregeln"

    sind Regeln fr das Alltagsleben.Sie knnen von jedem Menschenbeachtet und umgesetzt werden,die dem Menschen helfen sollen,sein wahres Mensch turn zu erken-nen und zu verwirklichen.Rosenkreuzerische Lebensregeln"sind Regeln, Prinzipien oder Pflich-ten, die als Hinweise aufgefasstwerden sollen und die zur eigenenLebensgestaltung mit herangezo-gen werden knnen. Sie sind aus

    der berlieferung und aus der Er-fahrung heraus zu verstehen undsind nicht das alleinige Produktdes Menschen.

    Rosenkreuzerische Lebensregeln"entstammen alten und neuerenRosenkreuzer-Manuskripten. Siesind fr jene Menschen gedacht, dieihr Leben bewusst auf dem Wegeder Realisierung der RC-Prinzipiengestalten wollen. Sehr schneGrafiken und Abbildungen, sowiedas Rosenkreuzer-Gebet und dieDesiderata", die RC-Prinzipien undberlieferte Rosenkreuzer-Regelnvervollstndigen diese besondereBuchausgabe. Gebunden, Abbildungen;130 S. Bestell-Nr.:B-18DM/SFr.28- Sch.200-AMORC-Bcher Lange

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    sich der Astrologie und hofft aufeine Antwort durch seinen gu-ten" Engel, das heit er vertrautauf seinen Inneren Meister: Vielleicht wrde mir mein guterEngel aus Gttlicher Vorsehung

    erscheinen in diesem Zustanddes Zweifels, wie er mir schonoft erschienen ist und mir dannberichten, was zu tun sei, zuGottes Lob, mir zum Besten undmeinem Nchsten zu treulicherund herzlicher Warnung undBesserung. "

    Er hat auch einen dement-sprechenden Traum: Mit anderenin einem finsteren Turmverlies

    gefangen, werden diejenigenfreigelassen, denen es gelingt,ein Seil, das 7 Mal (!)hinabgelassen wird, zu ergrei-fen und sich daran hochziehenzu lassen. Christian Rosencre-utz schafft es im siebenten (!)und letzten Versuch. Mglicher-weise weist dieser Traum aufden 6. Tag der ChymischenHochzeit" hin mit dem Aufstiegdurch die verschiedenen Stock-

    werke.Christian Rosencreutz und

    die anderen werden erlst", wiees die alte Frau und ihr Sohn -eine Anspielung auf Maria undJesus-ausdrcken. Spter dannwird er sich freiwillig mit einemSeil binden lassen, um erneutauf eine andere Art befreit zuwerden.

    Der Turm symbolisiert den

    Weltachsen-Gedanken im Sinneeiner Verbindung von Himmelund Erde. Der Turm ist immerMittelpunkt der Welt und derBezugspunkt zum Himmel. DieTarot-Karte Der Turm"(franzs. La Maison Dieu")wird als vom Blitz getroffenesBauwerk mit einem herabstr-zenden Mann und einer Frau alsHinweis auf die menschlicheVermessenheit - im Sinne des

    babylonischen Turmes - gedeu-

    tet. Trme sind auch Gefngnisse(Schuldturm, Hungerturm) undkommen oft in Redensarten, Sa-gen (Museturm) und, Mrchen(z.B. Rapunzel) vor.

    Am anderen Morgen rstet

    sich Christian Rosencreutz zurHochzeit: Darauf rstet ichmich auf den Weg, zog meinenweien Leinenrock an, umgrtetmeine Lenden mit einem blutroten Band kreuzweise ber dieSchultern gebunden. Auf meinenHut steckte ich vier rote Rosen:damit ich unter den anderendurch solche Zeichen eher be-merkt werden knnte. "

    Der Held zieht ein weiesGewand an, mit einem rotenGrtel und Bndern, die einKreuz ber seiner Brust bilden.Auf den Hut steckt er vier Rosen -also nicht eine Rose , sonderngleich 4. Er nimmt noch Brot,Salz und Wasser mit als Zeichender Gastfreundschaft. Diese Zei-chen wird er spter bentigen,um Einlass in das Schloss zu fin-den. Doch bei all der Vorberei-

    tung und demtigen Haltung desFahrenden fehlt etwas Wichti-ges, etwas Selbstloses, nmlichdas Hochzeitsgeschenk! So ms-sen wir annehmen, dass ChristianRosencreutz selbst dieses Ge-schenk sein wird, ohne es aber zuwissen.

    Die alchemistischen FarbenWei und Rot, drcken die je-weiligen Zustnde des alchemi-

    stischen Werkes aus und die dreiPrinzipien: Wasser = Merkur,Salz = Sal und Brot = Sulphur,worauf wir hier nicht nher ein-gehen knnen. Schwarz ist diesymbolische Farbe des Zustan-des, in dem sich Christian Ro-sencreutz befindet. Wei und Rotsind in ihm ebenfalls schon vor-handen.

    Schwarz bezeichnet die soge-nannte Nigredo, die Schwrzung,

    den Anfangszustand. Das Werk

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    beginnt. Dunkelheit und Unwis-sen herrscht noch berall. EinAlchemist sagt: Wenn du siehst,dass deine Materie schwarz wird,freue dich, weil das der Beginndes Werkes ist." Schwarz ist derUrzustand, der Anfang, dasNichtbewusste, der Tiefschlafoder die unbearbeitete Urmate-rie. Schwarz ist die Dunkelheit,die Abwesenheit des Lichtes undjeglicher Farbe.

    Der Schwrzung folgt dieWeiung, die Albedo. Ein inneresLicht ist entzndet worden. EinAlchemist sagt: Wenn dieMaterie wei wird, hat unser

    Knig den Tod besiegt." Die reineKrperlichkeit ist berwundenund selbst der Tod. Der Zustandder Albedo ist fr die Al-chemisten ein Zwischenzustand.Noch im Leben, noch nicht imHimmel, noch sterblich, nochnicht unsterblich. Noch nicht amZiel und dennoch unterwegs.Wei bedeutet Reinigung undLuterung. Damit verbunden ei-

    nen Zustand, der in der Religionden Priester kennzeichnet. Es istder Zustand der Wiedergeburt,des Lichtes. Ein inneres Licht istan die Stelle des ueren, desnatrlichen Lichtes getreten. DerZustand der Rtung zeigt, dassdas Gift, die Schlacke oder eben jegliche Unvollkommenheit ausder Materie herausgezogen wurde.Der rotgewandete Knig

    herrscht ber sein Knigreich.Er symbolisiert die Kraft, dieMacht, das Feuer. Er steht fr dieUnsterblichkeit. Ist das Weieeher kontemplativ, beschaulich,so das Rote initiativ, handelnd.Das Rot istalle Farben. Nach derVergeistigung des Krperskommt nun die Verkrpert ichungdes Geistes, also die Tat.

    Die Rtung ist das letzte Zielder Alchemisten und steht fr sie

    ber der Weiung. Die Farbe Rotbedeutet hier, dass die Alchemie

    als knigliche Kunstdem Knig,dem Herrscher zugeordnet ist,der ja auch mit dem Rot, demPurpurrot, gleichgesetzt wird.

    2. Tag

    Am 2. Tag, dem Karfreitag,beginnt die Reise. Christian Ro-sencreutz ist frhlich und guterDinge. Gerade war ich aus meinerZelle in den Wald kommen, daschient es mir, dass sich derganze Himmel und alle Elementezur Hochzeit geschmckt htten.Auch die Vgel sangen meinesErachtens lieblicher als zuvor,

    und die jungen Hirsche spran-gen freudiger, so dass dies allesmein altes Herz erfreute und michzum Singen bewegte. Ich fing alsoan mit lauter Stimme zu singen. "Er kommt in den Wald und findetBume mit verschiedenen Hin-weis-Tafeln. Auf einer wird derWeg zur Hochzeit beschrieben.Es gibt dabei 4 Wege: Der ersteWeg ist kurz und gefhrlich; der

    zweite Weg ist lang und ohneAbkrzungen, wenn man sich aufdiesem Weg mit einem Magnetziehen lsst. Dazu fllt uns eineTafel aus den Geheimen Figurender Rosenkreuzer" ein. Dortheit es: Ich ziehe alle diesel-ben, welche Gott und die Wahr-heit suchen, dieselben allein wer-den die Kunst finden. Ich bin derMagnet-Stein gttlicher Liebe,

    die eisenharten Mnner auf demWeg der Wahrheit ziehe ich."(GF, 13) Es kommt also gar nichtso sehr darauf an, selbst auf demWeg zu gehen, sondern sich vielmehr ziehen zu lassen. Man mussnicht suchen, man muss sich fin-den lassen. Wenn man sich ein-mal auf den Rosenkreuzerwegausgerichtet hat, wird einem allesWeitere begegnen. Eine stndigeVergewisserung, auf dem Weg

    zu sein, ist also nicht not-

    RALPHM.LEWIS

    Das Buch enthlt eine vernnfti

    ge Darstellung vom inneren Le

    ben des Menschen, seinen Impulsen und Eindrcken, die aller aberglubischen Vorstellungen entkleidet wurden, mit denen sie normalerweise umgeben sind.Die verborgene mystische Bedeutung esoterischer Initiationen, wiesie in den Mysterienschulen desAltertums und auch heute nochpraktiziert werden, wird dem Leser enthllt. Er erhlt einen tiefenEinblick in die wahren Initiationen. Das Geheimnis des KAR-MA, das kosmische Gesetz derKompensation, wird genau erklrt. Der Leser kann erkennen,dass er die Fruchte erntet, die erdurch sein Wirken und Unterlassen gest hat. Jahrzehntelange Erfahrung des Leiters einer mystischen und metaphysischen Organisation dieser Zeit spiegelt sichin diesem Buche wider.Gebunden 256 SeitenBestell-Nr.:B010

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    AMORC-Forum Nummer 4

    wendig. Es gengt fr uns, demIdeal des Rosenkreuzes nachzu-folgen. Dieses zieht uns dannschon.

    Der dritte Weg ist der K-nigsweg, den nur einer von 1000

    beschreiten kann. Der vierte Wegist fr keinen Sterblichen be-stimmt. Man fragt sich allerdings,wie all die vielen Menschen dannins Schloss gekommen sind... DieTafel enthlt auch eine Warnung,umzukehren, wenn man gegendie Gesetze des Knigs verstt.Der gute Christian Rosencreutzsetzt sich erst einmal nieder undbeginnt zu essen. Er gibt einer

    weien Taube etwas von seinerSpeise ab. Doch ein schwarzerRabe kommt ihr zuvor. Er eiltdem Raben nach und gelangt so,beinahe zufllig, auf den 2. Weg,den Mittelweg der mglichen dreiWege.

    Der Taube wird ein friedlich-gewaltloser und zrtlicher Cha-

    rakter nachgesagt. Sie ist zumInbegriff von Sanftmut und Liebegeworden und wird dem Adlerund dem Raben gegenbergestellt.In der Bibel ist die TaubeSymbol des Endes der Sintflutund bringt dem Noah einen l-zweig in die Arche. Bei der TaufeJesu im Flu Jordan schwebteine Taube ber seinem Haupt(Matthus 3,16). Der HeiligeGeist wird fast immer in Gestalteiner Taube dargestellt. In deralchemistischen Bildsymbolik istdie weie Taube Sinnbild derWeifrbung (albedo) der sichzum Stein der Weisen wandeln-

    den Materia prima". Derschwarze Rabe" wird zur weienTaube".

    Der Rabe wird vorwiegendnegativ gedeutet, seltener wegenseiner Gelehrigkeit geschtzt. Inder Bibel wird der Rabe von Noahaus der Arche gesandt, um Landzu suchen und er bringt dem Pro-

    pheten Elias Brot und Fleisch indie Wste. Im frhen Christen-tum wurde dem Raben vorge-worfen, dass er Noah nicht berdas Ende der Sintflut informierte,

    und er wurde zum Symbol des inder Weltlust Verhafteten, derseine Bekehrung aufschiebt. Inder alchemistischen Symbolikstellt der Rabe die geschwrzteMateria prima" auf dem Wegzum Stein der Weisen dar, wobeier oft mit einem weien Kopfdargestellt wird. Dankenswerter-weise ist es aber der Rabe, derChristian Rosencreutz auf sei-nen Weg bringt...

    Der Rabe fliegt gegen Mittag,die Himmelsrichtung Sden wohl(Wissen) und damit wird wiederder Mittelweg eingeschlagen. Erkommt nun tatschlich an denBerg und muss drei Portale durch-schreiten. Im ersten Portal be-gegnet er einer Tafel mit der In-schrift: Hinweg von hier, hin-weg Uneingeweihte!" und einemWchter in einem himmelblauen

    Kleid. Er muss seinen Einla-dungsbrief vorzeigen und nenntzum ersten Mal seinen Namen:Ich bin der Bruder von demRoten Rosen Creutz. " Was be-deutet nun dieser Name?

    Erinnern wir uns, dass sichweder in der Fama Fraternita-tis" noch in der Confessio Fra-ternitatis" der Name ChristianRosencreutz" findet. Aber das

    Familienwappen der Andreaesstellt ein Kreuz (Andreaskreuz")mit vier Rosen dar. Das Kreuz istX-frmig angeordnet.

    Die Rosen befinden sich inden Zwischenrumen. Liegt esnicht nahe, aus diesem Umstandauf den Namen Rosen Kreuz"zu schlieen, also ein Kreuz mitRosen? Christian" wird damitzu einem Attribut dieses RosenKreuzes", das christlicher Natursein soll. Damit htten wir nichtnur den Namen Christian Ro-

    Portrait von Johann Valentin Andreae.

  • 8/3/2019 A.M.O.R.C. - Rosenkreuzer - Zeitschrift fr Mystik-Esoterik- Kunst - 10

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    enkreuz" erklrt, sondern auch

    dessen Identitt als Pseudonymfr Johann Valentin Andreae be-stimmt. In dem Sinne knnte mansagen, dass der Name ChristianRosencreutz ein alter ego fr Jo-hann Valentin Andreae sei!

    Nun, sei es wie es sei, ChristianRosencreutz muss beim Trhterein Zeichen kaufen und tauschtsein Flschlein mit Wasser gegeneine Tafel mit den I-nitialen: SC. (lat.) die man mit

    Bestndigkeit in der Heiligkeit"oder geliebter Brutigam" oderHoffnung in der Liebe" ber-setzen knnte. Er erhlt einenBrief fr den 2. Trhter. Beidiesem liegt ein wilder Lwe. Ererhlt auch hier gegen das Salzein Zeichen: S. M. = Eifer derWrdigen", Salz der Sfte", mi-neralisches Salz, menstrualesSalz als Reinigungs- oder Lse-

    mittel". An der 3. Pforte wird er

    mit den Worten empfangen:Congratular" = ich beglck-wnsche dich" und Condoleo"= ich leide mit dir". Er nenntwieder seinen Namen und erhltein weiteres Zeichen: S. P. N. =Heil durch die Natur".

    Ihm wird, da es inzwischendunkel geworden ist, mit Packe Ingeleuchtet. Auch wird ihm - imSchloss angekommen-das Haargeschnitten zu einer Tonsur, Zei-chen des Neuanfangs und der

    Priesterwrde. In einem Saal triffter auf die anderen Hochzeitsgste.Das Abendessen verluft mit vielPrahlereien. Eine Jungfrau miteinem schneeweien Kleidverkndet, dass der Knig nichtmehr fern ist und verkndet, dassalle, die hier sind, schon langedarauf vorbereitet, dass sie dazuberufen wurden. Es wird auer-dem eine Prfung mit einer Waageangekndigt. Christian Rosen-

    creutz lsst sich mit 9 anderen imSaal mit Stricken binden, damitsie ben knnen, um so vor dermorgigen Prfung zu bestehen.Dies ist ein sehr interessantesBild: Man lsst sich freiwilligmit Stricken binden, verwickelt

    sich und begibt sich so in Abhn-gigkeiten. Fr Rosenkreuzer stelltsich die Frage, ob man sein Kar-ma selbst bestimmen kann? Je-denfalls scheint es Christian Ro-sencreutz gelungen zu sein, wieder 3. Tag zeigen wird.

    3. Tag

    Am 3. Tag steht die Waage

    und der Prozess des Wiegens imMittelpunkt. Es werden, natr-lich, 7 Gewichte gebracht undauf der einen Waagschale aufgelegtwerden. Die Teilnehmer sind in 7Gruppen aufgeteilt und jedeGruppe wird einem Gewicht zu-geordnet. Im Gegensatz zur gyp-tischen Vorstellung, bei der dasHerz gewogen und wenn es zuschwer ist, verworfen wird, ist es

    hier umgekehrt. Die zu Wiegen-den mssen schwer genug sein,um die Gewichte auszuhalten.Wer also gewichtig genug ist, istder am meisten Geehrte! Gewichtigmeint hier natrlich wichtig imSinne von wrdig. Im gyptischenTotenbuch heit es: Man hatkeinen Tadel an mir gefunden,so dass die Waage leer ist vonmeiner Schuld." (Spr. l, 66) Indiesem Zusammenhang sei

    auch auf das Bekenntnis zu Maathingewiesen, dass als Selbstpr-fung einen wesentlichen Aspektauf dem rosenkreuzerischen Pfadeeinleitet. Die Waage ist nicht nurein Tierkreiszeichen, sondernallgemein Sinnbild der Gerech-tigkeit und des richtigen Verhlt-nisses.

    Im Jenseits findet auch einGericht statt, das ber das Ge-

    wicht der guten und bsen Er-

    Das Gedicht mit der Monas-Hieroglyphe" des John Dee

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    AMORC-Forum Nummer 4

    dentaten entscheidet: so eben dasTotengericht der Altgypter, beidem der Gott Osiris in Anwesen-heit von Maat, der Gttin derGerechtigkeit, das Herz des To-ten abwgt und ber das jenseitige

    Schicksal des Verstorbenenentscheidet.

    Im Christentum ist die Waagein erster Linie Symbol und Attri-but des Weltenrichters am Endeder Zeiten. Die Waage ist dassiebente (!) der zwlf Tierkreis-zeichen und steht fr Eigenschaf-ten wie Migung, Abwgen",Gerechtigkeit, Harmonie, fried-liches Temperament und Nei-

    gung zum Zgern. Interessanter-weise heit es nun in den Spr-chen Salomons: Falsche Waageist dem Herrn ein Greuel, vollesGewicht findet sein Gefallen"(Sprche Salomonis 11,1). Somacht es durchaus Sinn, wennderjenige, der nicht von den Ge-wichten nach Oben gedrcktwird, die Prfung besteht undsich wrdig erweist. Passender-weise wird Christian Rosencre-

    utz am 7. Tag unter der Flaggeder Waage auf einem Schiff da-hinfahren, um den Knig zu se-hen. Die Farbe der Waage istblau und sie liegt im Tierkreisdem Widder gegenber. DieWaage als 7. Zeichen ist der Ve-nus zugeordnet, die wiederum dieEingangspforte zum GroenWerk ist. Wenn also ChristianRosencreutz die schlafende Ve-

    nus in ihrem Grabgemach be-sucht, so leitet er damit am 5. Tagdie Chymische Hochzeit" bzw.die alchemistische Wandlung ein.

    Christian Rosencreutz bestehtnatrlich die Prfung des Wie-gens, bezeichnenderweise nichtals 7. sondern als 8.! Dabei ruftein Knabe bei der Waage aus:Der ists!" (...deswegen ist einerder Knaben aufgefahren und hatberlaut geschrieen, der ists,

    darauf hat der andere geantwor-

    tet: So lasst ihm seine Freiheit,die ihm die Jungfrau gab: undnach dem ich mit gebhrlichenZeremonien aufgenommen wurde,wurde mir auch erlaubt, einenGefangenen mit mir zu erlsen. ")

    Hier wird Christian Rosencreutzals besondere Persnlichkeiterkannt und darf auch danneinen besonderen Platz ein-nehmen. All diejenigen, die dieWaageprfung bestanden haben,erhalten das Goldene Vlies" miteinem fliegenden Lwen verlie-hen. Dieser Orden wurde 1429 inBurgund von Philipp dem Gti-gen im Anschluss an seine sa-

    genhafte Argonautenfahrt gestiftet,basiert also auf einer mytho-logisch-esoterischen Vorlage.Das Goldene Vlies ist Symbolfr ein Buch bzw. Schrift berdas Geheimnis des Goldes.

    Die Jungfrau ALCHIMIA istdas Oberhaupt dieses Ordens.Diejenigen, die die Waagepr-fung nicht bestanden, wurden ent-weder vom Schloss gewiesen, ge-

    ttet oder sonstwie bestraft. Darfman also den Satz auf der Tafel:Hinweg von hier, hinweg Un-eingeweihte!" die vor demSchloss angebracht war, auch soverstehen, dass sich doch einigeberufen fhlten, die es gar nichtwaren? Man wird nun im Schlossherumgefhrt und kann allerleiDinge, Gegenstnde und Rum-lichkeiten bestaunen.

    Am Abend erzhlt man sichGeschichten - auch solche mitleicht anzglichem Inhalte. Je-denfalls wird die Jungfrau nachihrem Namen gefragt und ant-wortet darauf nicht direkt, son-dern die Gste mssen ein Rtsellsen. Christian Rosencreutz findetheraus, dass es sich bei ihr um dieAlchimia" handelt. Die AL-CHIMIA ist also das Oberhauptder Chymischen Hochzeit",

    woraus wir folgern knnen, dasses sich bei der Chymischen

    Hochzeit" auch um eine alche-mistische Hochzeit handelt. Da-rauf weisen die bereits erwhn-ten Farben Rot und Wei hin, diehier noch einmal auftauchen, alsdie Jungfrau mit rotem Samt und

    grnem Lorbeerkranz und bei den200 Mnnern, die in Rot undWei gekleidet sind.

    Netterweise schenkt dannChristian Rosencreutz dieserJungfrau auch seine drei Tagealten Rosen. Vor dem Schlafen-gehen werden die Anwesendennoch einmal belehrt. In der Nachthat Christian Rosencreutz einenAlptraum von einer Tr, die er

    nicht aufbringt.

    4. Tag

    Am 4. Tag verschlft ChristianRosencreutz erst einmal dasFrhstck und wird dann zu ei-nem Brunnen gefhrt, an demsich ein Lwe mit einer Tafelbefindet. Die Tafel ist dem Her-mes gewidmet. Alle waschen sich

    im Brunnen und die Versammeltenwerden ber 365 Stufen ineinen Raum gefhrt, in dem siedas Knigspaar vermuten. DerVorhang wird aufgezogen undsie sehen folgendes: Drei Sthle,die kreisfrmig angeordnet sind:Auf dem l. Stuhl sitzt ein alterKnig mit grauem Bart und einer jungen und schnen Gemahlin.Auf dem 2. Stuhl sitzen zwei junge Menschen mit Lorbeer-krnzen und einer Krone berihren Huptern, auf dem 3. Stuhlsitzt ein schwarzer Knig mittle-ren Alters neben einem feinen,alten Mtterlein mit Schleier. Vorder Knigin steht ein Altar mitschwarzbesamtetem Buch, elfen-beinernem Leuchter, Sphra oderHimmelskugel, Uhr, Brunnen mitblutrotem Wasser, Totenkopf mitweier Schlange. Es gibt etwas

    zu essen mit anzglich-scherz-haften Gesprchen und anschlie-

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    endem Tanz. Eine Komdie in7 (!) Akten mit 5 Zwischenspielen- was zusammen 12 ergibt -wirdangekndigt, auf die wir nichtnher eingehen knnen. In derPause zwischen einem Akt lsstman einen Lwen und einenGreifen kmpfen und der Lwesiegt. Der Lwe scheint einenpolitischen Bezug zu haben undzwar knnte man dahinter denKurfrsten Friedrich von derPfalz vermuten. Nach demAbendessen wird ein Buch ge-bracht, jeder muss sich dem Knigverschreiben und den Schwei-getrunk trinken.

    Ein Glcklein lutet, die Paare,nun ganz in Schwarz, werdennach und nach enthauptet. Eswerden 6 Srge hereingebracht,ein schwarzer Mann mit einemBeil schlgt ihnen die Kpfe ab,das Blut wird in einem Pokalaufgefangen. Auch der schwarzeMann wird enthauptet. Die Chy-mische Hochzeit" wird zu einerblutigen Hochzeit"... Die Jung-

    frau spricht zu ihnen: Dieser Leben stehet nun in eurer Hand,und wenn ihr mir folgt, soll einsolcher Tod viel mehr lebendigmachen. "Sie gehen schlafen undChristian Rosencreutz sieht zu-fllig 7 Schiffe ber das Meerfahren und ber jedem Schiffschwebt eine Flamme, der Geistder Enthaupteten. Die 6 Srgeund ein Kstlein werden auf die

    Schiffe verteilt und fahren damitber den See. Damit endet der 4.Tag.

    5.Tag

    Am 5. Tag entdeckt ChristianRosencreutz das Grab der Ve-nus. Er ffnet eine eiserne Trmit kupferfarbenen Buchstaben,kommt in ein Gewlbe ohne na-trliches Licht. Das Grab ist drei-

    eckig (!) und hat in der Mitteeinen polierten kupfernen Kes-

    sel. Eine kupferne Tr am Bodenfhrt zu Frau Venus, die nacktim Himmelbett liegt. Der sehrehrwrdige alte Christian Rosen-creutz lftet den Schleier desBettes und betrachtet die FrauVenus - blo. Hinter dem Bettsteht auf einer Tafel folgendes: Wenn die Frucht meines Baumswird vollends verschmelzen, wer-de ich aufwachen und die Muttereines Knigs sein. " Dieser neu-gierige Akt hat - wie wir nochhren-seine Folgen. Grundstz-lich stellt sich die Frage, wennFrau Venus die Mutter sein wird,wer ist dann der Vater? Wer ist

    berhaupt der Vater des Knigs,zu dessen Hochzeit Christian Ro-senkreutz eingeladen wurde? AmEnde stellt sich, zur allgemeinenVerwunderung, heraus, dass esChristian Rosencreutz selbst ist.

    Wieder zurck bei den ande-ren, werden sie und die Srge aufSchiffen bers Meer zu einer Inselzum Turm Olymp gebracht. DieSchiffe sind den Planeten

    zugeordnet, whrend ChristianRosencreutz auf einem Schiffmitfhrt, das den Globus auf seinerFahne hat. Der Turm liegt aufeiner 4-eckigen Insel mit 360Schritten Durchmesser. Es sind7 runde Trme zusammengebautworden. Insel und Meer sind sym-bolische Hinweise auf die alche-mistische Wandlung, auf dieChymische Hochzeit".

    Normalerweise sind Knigund Knigin im Wasser-Bade aufden alchemistischen Bildern zusehen, doch das Meer und die 4-eckige Insel - im Sinne einesBades - erfllen den gleichenZweck, ein geeignetes Gef frdie bevorstehende Wandlung zusein.

    Sie werden in den Turm ge-fhrt und um Mitternacht siehtChristian Rosencreutz zufllig

    die 7 Flammen (vorher waren esnur 6!) auf die Spitze des Turms

    RALPH M.LEWISUnter Alchemie versteht man imAllgemeinen die geheimnisvolle

    Kunst, deren Blte zwischen demspten Mittelalter und dem 17.Jahrhundert anzusetzen ist. IhreJnger und das waren oft diebedeutendsten Kpfe ihrer Zeit bemhten sich, aus unedlen Me-tallen edles Gold herzustellen, oder -wie der weitaus grere Teil derAnhnger dieser Kunstman ver-sucht, den Stein der Weisen" zulinden. Beides sind Symbole per-sonaler und geistiger Reife undErkenntnis. Der Mensch erfahrtim Laufe seines Lebens, dass seineobjektiven Sinne ihn ganz gewaltigtuschen knnen. Was einst wirk-lich schien, kann sich spter alsfalsch entpuppen. Wie aber stellenwir fest, dass eine Sinneserfahrungnicht richtig war? Doch nur durcheine andere, sptere Erfahrung, dieden Tatsachen besser zu entspre-chen scheint als eine frhere. Essind eine Reihe von vielfltigenFragen des geistigen Lebens, zu

    denen der Autor von MentaleAlchemie" Stellung bezieht.Gebunden, 280 Seiten Bestell-Nr.:B017 DM/SFr. 35- Sch.250-

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    zufahren. Dies ist ein wichtigesDetail, das spter eine bedeutendeRolle spielen wird. Die Flammen,also die Seelenpersnlichkeitenoder die Ba-Seele - gyptischgesprochen- schweben ber dasWasserzum Turm.

    6. Tag

    Der 6. Tag ist der allesentscheidende. Nicht zuflligdeutet die Zahl 6 imsymbolischen Verstndnisals Hexagramm auf dieVereinigung derGegenstze von Feuer undWasser.

    Doch bevor es so weit ist,mssen die Teilnehmer nochauf sehr sonderbare Art undWeise den Turmhinaufsteigen. Ihnen werdenLeitern, Seile und Flgelgebracht und per Loszugeteilt. ChristianRosencreutz erhlt brigenseine Leiter. Im 2. Stockbringen 12 Personen einenovalen Sarg mit den 6 Lei-

    chen. Eine merkwrdigeProzedur mit einemBrunnen und vier Rhrenbeginnt, wobei das Wasser dieLeichname auflst undverflssigt.

    Das Wasser frbt sich rotund rinnt unter dem Brunnen ineine Kugel. Die Kugel wirdhinausgebracht.

    Im 3. Stock finden sie die

    Kugel mitten im Saal an einerKette hngend. Die Sonnenstrahlentreffen die goldene Kugel und siewird erhitzt. Danach muss sieabgekhlt werden und alle gehenfrhstcken. Die Kugel wird miteinem Diamanten auseinander-geschnitten und zum Vorscheinkommt ein weies Ei.

    Im 4. Stock steht ein 4-ecki-ger kupferner Kessel mit gelbem

    Sand und dem Ei darin. Aus dem Eischlpft ein Vogel, der ange-bunden und mit dem Blut derEnthaupteten gefttert wird.

    Der Vogel wchst rasch heran.Er wird schwarz, es wachsen ihmschneeweie Federn und endlich

    erhlt er ein buntgefrbtesGefieder. Im 5. Stock wird demVogel ein Bad bereitet mit

    weiem Pulver, das aussieht wieMilch. Er verliert die Federn, wirdblau und am Kopf wei.

    Im 6. Stock sehen wir einen

    Altar mit 6 Gegenstnden unddem Vogel. Dieser trinkt aus demBrunnen, pickt die weie Schlangeblutig, wobei das Blut aufgefangenund dem Vogel zu trinken gegebenwird.

    Die Schlange wird wieder le-bendig. Bei jedem dieser Prozesseschlgt die Uhr: zuerst die l. Stunde,also l Uhr fr die 1. Konjunktion,dann 2 Uhr fr die 2. Konjunktionund schlielich 3 Uhr

    fr die 3. Konjunktion. DemVogel wird der Hals abgeschla-gen und das Blut aufgefangen. Erwird verbrannt und die Asche inein Kstchen aus Zypressenholzgegeben.Durch einen etwas merkwrdigen

    Scherz werden ChristianRosencreutz und 3 weitere seinerMitstreiter aussortiert und allein

    ber den 7. Stock unterdas Dach gebeten. Dorterwartet sie ein kleiner,runder Ofen. Die dort be-findliche Asche wird mitWasser zu Teig verarbeitetund auf das Feuer gestellt.Parallel dazu sind im 7.Stock die anderen mitalchemistisch anmutendenProzeduren beschftigt,diejedoch sinnlos sind,eben weil unterm Dachdas eigentliche OpusMagnum, das GroeWerk oder die wahreChymische Hochzeit"stattfindet. Aus denFormen erhalten sie einenJungen und ein Mdchen,

    ein Homunkulus-Paar. Siewerden mit dem Blut des

    Vogels gefuttert und wachsen, jedoch die Seele fehlt. DieJungfrauen erscheinen mitgrnen Posaunen, die den

    beiden an den Mund gesetztwerden. Durch einTuschungsmanver bekommtnur Christian Rosencreutz mit,dass die Seele als helle Flamme

    durch eben ein solches Rohr indie beiden einfhrt. Whrend dieanderen vom 6. Stock Goldmachen mussten und dabeigetuscht wurden, warendiejenigen auf dem 7. Stock damitbeschftigt, Knig und Kniginzum Leben zu erwecken. Wasist nun geschehen?

    In der Regel findet in der Al-chemie eine Vereinigung von K-nig und Knigin = Rex und Regi-

    Noch einmal ein Titelbild der ChymischenHochzeit" diesmal mit der auf dem Kopf

    stehenden Monas-Hieroglyphe. Absicht oder

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    na oder Sponsus und Sponsa statt.Doch dies ist hier nicht der Fall.Wir haben zuerst die Trennungder Wrdigen von den Unwrdi-gen und dann die Hochzeitsvor-bereitung und die Hochzeit selbst,die aber im Verborgenen statt-findet.

    Ein neuer Knig und eine neueKnigin werden zwar durch um-stndliche, alchemistisch anmu-tende Prozeduren erschaffen, je-doch durch die Srge, durch dieSchiff-Fahrt und die Geheimhal-tung der Leichen, kann mandavon ausgehen, dass die eigent-liche Hochzeit im Verborgenen,

    im Geheimen stattfindet. Es hatalso weder ein sexueller Akt statt-gefunden, wie es viele alchemi-stische Bilder nahe legen, nochentstand aus der Einigung vonKnig und Knigin etwas Drit-tes. Viel mehr sind aus 6 bzw. 7Menschen 2 geworden, was be-deutet, dass diese beiden, Knigund Knigin, die Fhigkeiten undMglichkeiten der anderen inte-

    griert haben. Nicht umsonst wirddie Posaune jeweils 3-mal ange-setzt, insgesamt entspricht diesden 6 getteten Personen ohnedem Mohren.

    Bemerkenswert ist weiter,dass hier die Hochzeit als Hoch-zeit von Mann und Frau gefeiertwird, die beide dann getrenntlsst, statt sie zu einer-wie auchimmer gearteten Einheit- zu ver-schmelzen. Dies ist um so be-merkenswerter, weil es dem al-chemistischen Zeitgeist an sichnicht entspricht. Auch spielt dieBraut im weiteren Verlauf derGeschichte berhaupt keine Rolleund das Gewicht liegt einzig aufdem Knig. So kann man mitRecht sagen: Die Hochzeit hatnicht in dieser Welt stattgefun-den, sie war nicht von dieser Welt.Es war eine himmlische Hoch-

    zeit, so wie jede Ehe eigentlichim Himmel geschlossen wird.

    Aus den 6 Toten und demMohr werden Knig und Kni-gin. Die Seelen entweichen undverweilen auf der Insel und siefahren dann in den neuen Krperwieder ein. ImNT haben wir in 1.Kor. 15, 47 den Satz, der be-schreibt, wie die Toten auferste-hen werden:

    Und es gibt himmlische Kr-per und irdische Krper; abereine andere Herrlichkeit habendie himmlischen und eine anderedie irdischen. /... Es wird gestein natrlicher Leib und wird auf-erstehenein geistlicher Leib. Gibtes einen natrlichen Leib, so gibt

    es auch einen geistlichen Leib.Wie geschrieben steht: Der ersteMensch, Adam, ward zu einerlebendigen Seele (l Mos. 2,7),und der letzte Adam zum Geist,der da lebendig macht. ... Dererste Mensch ist von der Erdeund irdisch, der andere Menschist vom Himmel."

    Der Tod wird zu einer Wie-dergeburt beziehungsweise Er-

    neuerung, denn das Irdische mussweichen, damit das Geistige her-vorkann. Das ist das eigentlicheZiel der Chymischen Hochzeit",die einen geistigen Prozess meint.Dazu kommt, dass der Menschnun ein bewusster Nachschpferder Natur und dann letztlich auchGottes wird.

    Jedoch das eigentliche Ge-heimnis, das Geheimnis der Er-

    schaffung des Menschen, erfolgtin bereinstimmung mit der Ge-nesis": Und Gott erschuf denMenschen aus dem Staub derErde, hauchte ihm den Odem desLebens ein und der Mensch wurdeeine lebende Seele!" Dies ge-schieht hnlich hier, wobei wirzwischen himmlischen und na-trlichem Licht unterscheidenmssen.

    Die Alchemisten im 7. Stock

    arbeiten im natrlichen Licht,Christian Rosencreutz im himm-

    lischen Licht. Und es sind dieAlchemisten im Dachgeschoss,die die wahre Verwandlung her-vorbringen, analog der Schp-fungsgeschichte.

    Ein Zeitgenosse Andreaes

    namens Brotoffer gab im Rah-men der sogenannten Send- undAntwortschreiben auf die Rosen-kreuzer-Manifeste bereits 1617eine alchemistische Synopsis derChymischen Hochzeit" an.

    Die Stationen nennt er wiefolgt: Destillatio (Reinigung);Solutio (Auflsung); Putrefactio(Faulung / Verwesung), eng mitMortificatio (Ttung) verbunden;

    Nigredo (Schwrzung, Urmate-rie); Albedo (Weiung = Silber);Rubedo (Rtung); Multiplicatio,Fermentatio (Grung, Steigerungder Aktivitt des Stoffes) undProjectio Medicina. Diese Stu-fen entsprechen verblffend ge-nau den 7 Tagen der Chymi-schen Hochzeit". In TURBO -einem Schauspiel von JohannValentin Andreae aus dem Jahre1616 - sind diese alchemistischen

    Stationen ebenfalls vorhanden.Dort lsst Andreae den Harlekinsagen: Was glaubt ihr wohl, dassich darinnen gemacht habe? Dawird pulverisiert, sublimiert, auf-gelst, zur Fulnis gebracht, de-stilliert, kondensiert, gefrbt,Gott wei, was noch alles..."

    Wenn man depi Autor JohannValentin Andreae folgt, so knn-.te man die Chymische Hoch-

    zeit" auch christlich deuten. Danndrckt sie die Erneuerung desBundes zwischen Christus undden Glubigen aus, wobei derOrt der chymischen Hochzeit imHerzen der Glubigen ist unddurch die Kraft des Glaubensdurch die Nachschpfung derSchpfung zu einer HimmlischenEhe wird. Grundstzlich kann dieChymische Hochzeit" auf al-chimistisch-rosenkreuzerische

    Art gelesen werden.

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    Im Zusammenhang mit denanderen beiden RC-Schriftenmu die Chymische Hochzeit"als eigenstndige Dichtung An-dreaes aufgefat werden, die ih-rerseits kaum Bezug zur FAMAund CONFESSIO hat. Die Chy-

    mische Hochzeit" ist wohl ehereine reine Privatschrift des Dich-ters Johann Valentin Andreae,deren Rahmenhandlung wir beidem Boccaccio und deren alche-mistische Symbolik wir bei vie-len anderen Autoren wiederfin-den.

    Die Chymische Hochzeit" istauerdem das Ergebnis intensi-ver Lektre Johann Valentin An-

    dreaes. Dieser hatte hierbei auchdie Erneuerung der Kirche imSinne, als eine geheime Hochzeitder Kirche mit Christus. Jedoch

    steht die Chymische Hochzeit"auch in der Tradition der Hohe-liedauslegung und der Brautmys-tik. Auf der anderen Seite ist eseben eine Berufungsgeschichte,in der die Seele einen neuen, un-sichtbaren Leib erhlt bzw. das

    uere Selbst das innere Selbsterkennt.

    All das zeigt uns, dass es sichum eine mystische Geschichtehandelt, nicht um eine histori-sche. Aufgrund der ChymischenHochzeit" auf einen GrnderChristian Rosencreutz zu schlie-en, muss damit aus verschiede-nen Grnden ausgeschlossen wer-den. Man mu die Chymische

    Hochzeit" als literarisches WerkAndreaes ansehen und sie vonFamaFraternitatis" und Confes-sio Fraternitatis" trennen.

    Interessanterweise verknpftsich ein erstaunliches Ereignismit dem Jahr 1459, in dem dieChymische Hochzeit" spielt. EinEreignis von umfassender Trag-weite, denn 1459 wurde von Co-simo de' Medici die Platonische

    Akademie von Florenz gegrn-det, deren bekannteste VertreterGiovanni Pico della Mirandolaund Marsilio Ficino waren. Hierwurde Platon als Philosoph wie-derentdeckt und hier nahm dieRenaissance der Hermetik ihrenAusgang!

    Ein Ereignis, das gerade freinen Esoteriker bahnbrechendwar. Dies lsst uns vermuten, dass

    Chymische Hochzeit" einensymbolischen und keinen histo-rischen Sinn haben drfte. Sokann es sich also weder um einenLebenslauf noch um eine Lebens-geschichte eines Christian Ro-sencreutz handeln, sondern umeine allegorisch-symbolischeSchlsselerzhlung, die mehrverbirgt, als sie enthllt.

    Der tiefere Sinn der Chymi-

    schen Hochzeit" erschliet sichin der Abgrenzung von der FamaFraternitatis" und der Confes-sio Fraternitatis" und in Abgren-zung von einem ursprnglicherenRosenkreuzertum, zu dem dieChymische Hochzeit" und da-mit Johann Valentin Andreae of-fensichtlich schon nicht mehr ge-hrte. Einerseits. Andererseits be-wahrt gerade die ChymischeHochzeit" vieles an rosenkreu-zerischen Gedanken und Wegenauf! Die Chymische Hochzeit"ist eine Art rosenkreuzerischerGedchtnisspeicher, ob dies nunJohann Valentin Andreae im Sinnehatte oder nicht. Kehren wir zurHandlung zurck. Es gibtAbendessen und ein Zusammen-treffen mit den getuschten Ka-meraden.Titelblatt der Jama Fraternitatis" von 1616.

    Die erste gedruckte Ausgabe erschien 1614. Handschriftlich soll sie

    schon weit frher zirkuliert haben.

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    Oktober 2001 AMORC-Forum

    7. Tag

    Am 7. Tag werden alle in gel-ben Kutten mit dem GoldenenVlies" zum Ritter zum Golde-

    nen Stein" geschlagen. Jeder er-hlt ein Stck Gold mit der In-schrift: Die Kunst ist die Dienerinder Natur. Die Natur ist dieTochter der Zeit. Sie fahren aufsMeer mit 12 Schiffen, die den 12Tierkreiszeichen entsprechen.Christian Rosencreutz fhrt unterder Flagge Waage".

    Dann treffen sie auf 500 Schiffemit Knig und Knigin. Ihnen

    wird an Land ein triumphalerEmpfang bereitet und ChristianRosencreutz reitet an der Seitedes Knigs.

    Er trgt eine schneeweieFahne mit einem roten Kreuz.Christian Rosencreutz heftet seinZeichen an den Hut und der K-nig fragt ihn, ob er die Prfungenam Tor gelst habe. Und pltz-lich erkennt der Knig in ihm

    seinen Vater, was fr den Leseretwas berraschend kommt...Wahrscheinlich ist dann dochVenus die Mutter gewesen... Siewerden jedenfalls zu Rittern desGoldenen Steins installiert ob ihrerVerdienste. Und sie haben sichdann auf folgendes verpflichtet:

    /. Ihr Herren Ritter solltschwren, dass ihr euren Orden

    keinem Teufel oder Geist, son-

    dern euch allein Gott, eurem

    Schpfer und dessen Dienerin der

    Natur, verschreibt. II. Dass ihr alle Hurerei, Un-

    zucht, Unreinigkeit verabscheut

    und mit solchen Lastern euren

    Orden nicht beschmutzt.

    III. Dass ihr mit euren Gaben

    jedem, der es wert und bedrftig

    ist, helft.

    IV. Dass ihr diese Ehre nicht

    zur weltlichen Pracht und hhe-

    rem Ansehen anwendet.V. Dass ihr nicht lnger leben

    wollt, als es Gott haben will.

    Ein sehr interessanter Punkt,gerade in der heutigen Zeit. AberJohann Valentin Andreae meintdies ironisch, denn, wie es imText weiter heit: ber diesenletzten Artikel mussten wir la-chen. Er mag auch nur zum

    Scherz hinzugesetzt worden

    sein. " Dies ist eine deutlicheAnspielung - und damit eine Ab-sage - an die Confessio Frater-nitatis", in der es heit: Wre esnicht ein kstliches Ding, da dualle Stunde so leben knntest, alswenn du von Anfang der Weltgelebt httest, und noch ferner

    bis ans Ende derselben leben soll-test?" Der gute Christian Rosen-creutz unterschreibt dann mit:Summa scientia nihil scire.(Hchstes Wissen ist nichts zuwissen.) Fr. CHRISTI ANUS RO-SENCREUTZ, Eques aurei La-pidis: Anno 1459. (Ritter vomgoldenen Stein). "

    Da erscheint der Trhter imblauen Gewand und meldet, dass

    er nun entlassen werden kann,weil ein anderer die Venus nacktgesehen habe. Christian Rosen-creutz bekennt sich dazu und ermuss die Stelle des Trhtersantreten, worber alle sehr be-trbt sind. Jedenfalls bricht dieHandlung ab mit den Worten: Hier fehlen ungefhr zwei Bltter,und ist er der Autor, obwohl ermeinte, am anderen MorgenTrhter zu sein, heimgekommen.ENDE. " Also ist er doch nichtTrhter geworden. Was bedeutetes berhaupt, ein Wchter oderTrhter zu sein?

    Der Trhter ist derj enige, derdarber wacht, was hinein- undwas herausgeht. Und Johann Va-lentin Andreae sagt in seinerSchrift: CHRISTIANOPOLISsogar: Denn ein Tag in deinenVorhfen / ist besser als sonst

    tausend. / Ich will lieber die Trhten in meines Gottes Haus / alswohnen in der Gottlosen Ht-

    ten." Der Trhter ist ein Gliedin der Goldenen Kette. Er ist derWchter, der als Hter derSchwelle fngiert. Er ist das u-erste, sichtbare und wahrnehm-

    bare Zeichen eines inneren Pro-zesses, einer wahren Chymi-schen Hochzeit". Dass ChristianRosencreutz zum Trhter wur-de, ist die eigentliche und tief-grndige Aussage.

    Man kann nun zu der Chy-mischen Hochzeit" stehen wieman will, auch wenn sich derAutor Johann Valentin Andreaeber Fama Fraternitatis" und

    Confessio Fraternitatis" stellen-weise lustig macht, so hat er dochin diesem Werk wertvolle rosen-kreuzerische Impulse bewahrt.

    Gleich zu Beginn haben wirden Impuls zur Vernderung undErneuerung, der beinahe unmerk-lich und berraschend vor sichgeht. Es ergeht ein Ruf zu einerBerufung, der man folgen kann,wenn man dies will und hierzubereit ist. Bereit sein ist eines der

    Schlsselworte. Und wenn wirden Rosenkreuzerweg betrach-ten, so ist nach dem Anfangsim-puls eine Entscheidung fllig.Man muss sich entscheiden, et-was tun, also aufbrechen" undsich rsten", so wie eben jenerChristian Rosencreutz sich auchrstete, um der Einladung zur Er-neuerung Folge zu leisten. Einebewusste Entscheidung fr den

    weiteren Weg und die Konfronta-tion vor allem mit dem Gewissen,lsst den Suchenden aus eigenerInitiative den Pfad betreten.

    Jedoch, und dann kommen wiran den 4. Tag der ChymischenHochzeit", muss bei einem sol-chen Prozess das Alte sterbenund dem Neuen Platz machen.Und hier wird nicht einer Moder-nisierung oder bloen Erneue-rung das Wort geredet, sondern

    die Erneuerung ist eine umgrei-fende, die auf der Trennung von

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    AMORC-Forum Nummer 4

    unseren alten Werten und Urtei-len beruhen muss. Vorurteilewerden als solche erkannt, eineandere, umfassendere