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Andrea Koenecke Walter Rossow (1910–1992) „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“ -STUDIES 21

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Andrea Koenecke

Walter Rossow (1910–1992)

„Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“

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Herausgegeben vom Zentrum für Gartenkunst und

Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover

CGL-STUDIES 21

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Andrea Koenecke

„Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“

Walter Rossow (1910-1992)

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Darmstadt D 17

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Inhaltsverzeichnis

Joachim Wolschke-BulmahnVorwort

Werner DurthWalter Rossow (1910–1992): „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“ – Eine Vorbemerkung

1. Einleitung1.1 Stand der Forschung1.1.1 Publikationen zur Professionsgeschichte im 20. Jahrhundert1.1.2 Beiträge zu Werk und Wirken Walter Rossows1.1.3 Beiträge zu Ausstellungen und Tagungen1.1.4 Publikationen zum Deutschen Werkbund1.2 Quellenlage1.3 Methodologie1.4 Forschungsfragen

2. Walter Rossow: Prägende Jahre2.1 Orientierung2.1.1 Erfahrungen als Gärtner und Gartentechniker2.1.2 Freunde, Familie, Kontakte: Der „engere Kreis“2.2 Positionierung2.2.1 Im Berlin der ersten Nachkriegsjahre2.2.2 Zur Besetzung von Stellen in der Stadt- und Landschaftsplanung2.2.3 Zur Diskussion um berufsständische Interessenvertretungen2.2.4 Der Deutsche Werkbund (DWB) als bevorzugtes Forum Rossows2.3 Initiativen2.3.1 Eine Bauausstellung für Berlin?2.3.2 Ausstellungen unter Beteiligung des DWB Berlin2.3.3 Reformdiskussionen im Deutschen Werkbund

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6 Inhaltsverzeichnis

3. „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“. Positionen und Strategien Rossows am Beispiel seiner Publikationen und Vorträge

3.1 Zum Öffentlichkeitsbezug im Wirken Rossows

4. Die „Interbau Berlin 1957“ und der Beitrag Rossows4.1 Zur Grünplanung im Hansaviertel4.2 die stadt von morgen, thematische Schau zur Interbau 19574.2.1 Zu Anspruch und Zielsetzung4.2.2 Die vorbereitenden „Bauherrengespräche“4.2.3 Zur Auswertung der Arbeitsgespräche und Konzeption der Ausstellung4.2.4 Zur Ausarbeitung des Beitrags „Stadt und Natur“4.2.5 Zur Dokumentation und Rezeption der Ausstellung

5. 50 Jahre DWB: Aktivitäten und Reflexionen5.1 Eine Geburtstagsfeier en famille in Berlin5.2 Zur Mitwirkung an der Weltausstellung Brüssel 19585.3 „Der Staat als Bauherr“5.4 Zur Vorbereitung der Jahrestagung des DWB in Marl 1959

6. Die „Landzerstörung“ und der Werkbund6.1 „Die große Landzerstörung“: Tagung in Marl 19596.1.1 Verbindungen aufnehmen6.1.2 Aussendung der Tagungsdokumentation6.1.3 Abwägungen zu Kooperationspartnern6.2 „Utopisches fordern, um Realistisches zu erreichen“: Tagung in München 19606.2.1 ResonanzundReflexionen6.2.2 Beratungen über die Grüne Charta von der Mainau6.2.3 Zur Klärung der Aufgabe6.2.4 Von der Kampagne Landzerstörung zu Anstößen planvoller „Landordnung“

7. Ausstellungsprojekte zu Modellen von „Landordnung“7.1 Walter Rossow als stellvertretender Vorsitzender des DWB e.V.7.2 Initiativen des DWB zur Weltausstellung Montreal 19677.3 Stellungnahmen und Gespräche

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7Inhaltsverzeichnis

7.4 „Land + Wasser = goldener Boden“: Ausstellung in Karlsruhe 19677.4.1 Ambitionierte Pläne: „Land von morgen“7.4.2 Zur Entwicklung der Ausstellungskonzeption7.4.3 Inhalte und Intentionen der Ausstellung7.4.4 Zur Resonanz in Presse und Öffentlichkeit7.4.5 Die Kontaktgespräche „Zukunft am Oberrhein“ in Offenburg 1968

8. Wechsel der Generationen und neue Ebenen des Engagements

8.1 Veränderte gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen8.2 Zur neuen Ausrichtung des Deutschen Werkbundes8.2.1 „Die Generationen und ihre Verantwortung für die Umwelt“8.2.2 Offene Briefe und Stellungnahmen des DWB8.3 „Grenzfall Rhein“, Basel 1972: Eine Tagung und ihre Folgen8.3.1 Das Tagungsprogramm8.3.2 Die Resolution8.3.3 Zum weiteren Vorgehen8.3.4 Im Kontakt mit Ministerien8.4. Im Beirat für Raumordnung8.4.1 Raumordnung unter sich ändernden Entwicklungs- bedingungen8.4.2 „Kriterien und Instrumente für die Ressourcensicherung“8.4.3 Zum Indikatorenkonzept8.4.4 Die Empfehlungen des Beirates für Raumordnung vom 16. Juni 19768.4.5 Kontroversen8.4.6 Zur Rezeption der Empfehlungen des Beirates für Raumordnung8.5 Ausblick: Initiativen in Berlin und Baden-Württemberg

9. Walter Rossow – ein öffentlichkeitsbezogener und politischer Planer

AnhangLiteraturverzeichnisPublikationen Walter RossowsKurzbiographie: Walter Rossow (1910–1992)

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Abb. 1 Walter Rossow in Tübingen, 1970er Jahre (Foto: Peter Kluska)

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Joachim Wolschke-Bulmahn

Vorwort

Unter den mittlerweile 21 Bänden der CGL-Studies, der Schriftenreihe des Zen-trums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Han-nover, die seit 2006 erschienen sind, hat es bislang keine biographische Studie im eigentlichen Sinne gegeben. Zwei Bände befassten sich allerdings intensiv mit dem fachlichen Wirken einzelner Repräsentanten der Landschaftsarchitektur bzw. (his-torisch) der Gartenkunst. So erschien 2010 als Band 8 der CGL-Studies Die Kunst, Landschaft neu zu erfinden. Werk und Wirken von Bernard Lassus. Er wurde anlässlich des 80. Geburtstags dieses französischen Landschaftsarchitekten und Künstlers, Mitglied im Beirat des CGL, herausgegeben. In ihm wird das fachliche Wirken von Bernard Lassus in elf Beiträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuch-tet.1 Katharina Peters untersuchte im Rahmen ihres Promotionsvorhabens die Tätigkeit von drei ‚Hofgärtner-Generationen‘ Wendland, den Hofgärtnern Johann Christoph (1755-1828), Heinrich Ludolph (1792–1869) und Hermann Wendland (1825–1903), die über mehr als einhundert Jahre, beginnend mit Johann Chris-toph Wendland ab 1778, maßgeblich die Entwicklung der Herrenhäuser Gärten und vor allem des Berggartens zu einem international anerkannten botanischen Garten prägten.2

Der vorliegende von Andrea Koenecke verfasste Band Walter Rossow (1910–1992): „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“, der als Dissertation an der Technischen Universität Darmstadt angenommen wurde, ist nun die erste eigent-liche biographische Studie, die in der Reihe CGL-Studies erscheint.3 Sie ist mit Walter Rossow einem Repräsentanten der Landschaftsarchitektur im Deutschland des 20. Jahrhunderts gewidmet, der für die fachliche Entwicklung in der Bundes-republik von herausragender Bedeutung war. Die Autorin selbst ist dem CGL von Beginn an eng verbunden gewesen, hat sie doch als Leiterin der Geschäftsstelle von Januar 2002 bis Oktober 2005 die mit großen Herausforderungen verbundene Anfangsphase des CGL als einem der fakultätsübergreifenden Forschungszent-

1 Andrea Koenecke, Udo Weilacher und Joachim Wolschke-Bulmahn (Hg.), Die Kunst, Landschaft neu zu erfinden. Werk und Wirken von Bernard Lassus, CGL-Studies, Band 8, Martin Meidenbauer Verlag, München 2010.

2 Katharina Peters, Die Hofgärtner in Herrenhausen. Werk und Wirken unter besonderer Berücksichtigung der „Gärtnerdynastie“ Wendland, Akademische Verlagsgemeinschaft München, CGL-Studies, Band 12, München 2013.

3 Ihm wird als Band 22 der CGL-Studies fast zeitgleich eine weitere biographische Studie folgen, verfasst von Gert Gröning unter dem Titel Zwischen Dangast und Colorado Springs. Irma Franzen-Heinrichsdorff 1892–1983. Leben und Werk der ersten Absolventin eines Gartenarchitekturstudiums, die dem faszinierenden Leben einer weitgehend unbekannten Landschaftsarchitektin, Irma Franzen-Heinrichsdorff gewidmet ist.

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10 Vorwort

ren der Leibniz Universität Hannover erfolgreich mitgestaltet. Mit Werner Durth konnte im Rahmen der Betreuung des Promotionsvorhabens eine fruchtbare Ko-operation fortgesetzt werden, die nach Gründung des CGL als einem Forschungs-zentrum der Leibniz-Universität 2002 durch seine Mitwirkung im Beirat des CGL begonnen wurde.

Der Akademie der Künste sei abschließend herzlich für die Unterstützung des Drucks dieses Bandes gedankt, Dr. Eva-Maria Barkhofen und ihrem Team im Baukunstarchiv für die Förderung der Forschungsarbeit.

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Werner Durth

Walter Rossow (1910–1992): „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“ – Eine Vorbemerkung

Neben international bekannten Architekten wie Otto Bartning, Rudolf Schwarz und Hans Schwippert gehörte der Gartenarchitekt und Freiraumplaner Walter Rossow zu dem kleinen Kreis einiger im Planen und Bauen engagierter Persön-lichkeiten, die nach 1945 über Jahrzehnte nicht nur durch ihre räumlich realisierten Projekte, sondern auch durch ihr öffentliches Wirken in Wort und Schrift maß-geblich die Baukultur der Bundesrepublik prägten.

Während Bartning, Schwarz, Schwippert und andere prominente Architek-ten der Nachkriegszeit vor dem Hintergrund ihres gebauten Werks auch in ihren schriftlich überlieferten Äußerungen und somit während der letzten Jahrzehnte zunehmend auch in ihrem Beitrag zur kulturellen Orientierung ihrer Zeitgenossen wahrgenommen wurden, fand das Werk Rossows in Forschung und Wissenschaft bisher keine vergleichbare Aufmerksamkeit. Dieses Desiderat in der Erforschung grundlegender Positionsbestimmungen zur Baukultur der jungen Demokratie im Westen Deutschlands wurde um 2005 offensichtlich, als kooperierende Forscher-gruppen an den Universitäten in Darmstadt, München und Wuppertal mit Blick auf das 100-jährige Gründungsjubiläum des Deutschen Werkbunds im Jahr 2007 dessen Geschichte untersuchten, dabei auch die Bedeutung Rossows für die öf-fentliche Wirksamkeit dieses Bundes thematisierten und Andrea Koenecke zur Vertiefung ihrer damals begonnen Studien zum Lebenswerk des Berliner Gar-tenarchitekten ermutigten. Grundlage dieser Publikation ist ihre Dissertation, die 2011 im Fachbereich Architektur vorgelegt und durch weitere Forschungen aktu-alisiert wurde.

Bei dieser Arbeit kamen der Autorin ihre einschlägigen Forschungserfahrun-gen zugute, die sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Geschichte der Freiraumplanung sowie im Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchi-tektur der Leibniz Universität Hannover durch Mitwirkung in Forschungsprojek-ten zur Professionsgeschichte sammeln konnte. Mit der vorliegenden Publikation wirdnuneineLückeinderErforschungjenerBeziehungsgeflechtegeschlossen,in denen sich maßgebliche Protagonisten moderner Architektur, Stadt- und Frei-raumplanung gegenüber den aus der Zeit des Nationalsozialismus überkommenen konzeptionellen und personellen Kontinuitäten um einen zugleich politischen und kulturellen Neubeginn bemühten, der auch im fachlichen Selbstverständnis der jeweiligen Profession verankert und Grundlage neuer Formen interdisziplinärer Kooperation werden sollte.

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12 „Walter Rossow (1910–1992): ‚Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit‘“

In ihrer biographischen Studie zeichnet Andrea Koenecke den Lebensweg Rossows nach, der wie kein anderer Vertreter seiner Profession neben seiner fachlichen Tä-tigkeit im engeren Sinne durch Vorträge, Schriften, Ausstellungen sowie durch sei-ne Lehre und seine Forschungen die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf die natürlichen Lebensgrundlagen der Gesellschaft zu richten wusste. In ihrer systematischen Analyse untersucht die Autorin auf Grundlage einer über mehrere Jahre aus Archiven, Privatbeständen und Literaturstudien zusammengetragenen Materialbasis vor allem die Themen, Foren und Medien der publizistischen Tätig-keit Rossows, die schließlich im Protest gegen „Die große Landzerstörung“ und unter dem Motto „Die Landschaft muß das Gesetz werden!“ wichtige Impulse zur später so genannten Ökologie-Bewegung in der Bundesrepublik gab und zudem durch die Beratungsaufträge Rossows in zahlreichen politischen Gremien weitere Wirksamkeit entfaltete.

Schon kurz nach Kriegsende wurde Rossow von Seiten der Alliierten mit der GrünflächenverwaltunginBerlinbetrautundindieArbeitdesPlanungskollektivsum Hans Scharoun einbezogen, der als Stadtbaurat im Auftrag des Magistrats von Gesamtberlin die Verwandlung der ehemaligen Reichshauptstadt in eine Bandstadt entlang dem Urstromtal der Spree konzipierte. Am Beispiel der fachlichen und po-litischen Debatten um die Planung des künftigen Berlin nach der Zerstörung in-folge des Luftkriegs und dem Verlust der Hauptstadtfunktion wird präzise nachge-wiesen, wie Rossow bereits in diesen ersten Nachkriegsjahren sowohl publizistisch als auch fachlich durch eigene Projekte klar Position bezog und eine Anerkennung erlangte,die ihmnebenseinerBerufstätigkeiteinerseitsdurchVermittlungMaxTauts ab 1948 eine Dozentur an der Hochschule der Künste, andererseits den Vorsitz der Berliner Gruppe des Deutschen Werkbunds ermöglichte, den er als Stellvertreter des 1950 verstorbenen Heinrich Tessenow übernahm.

Insbesondere sein Engagement in diesem Bund, den Hans Poelzig nach dem Ersten Weltkrieg als „Gewissen der Nation“ bezeichnet hatte, mag ihn dazu ver-pflichtethaben,auchinsofernberufspolitischaktivzuwerden,alserdieBerufungeiniger schon in der NS-Zeit prominenter Architekten und Freiraumplaner auf wichtige Positionen in der kommunalen Verwaltung, in Hochschulen und Univer-sitäten durch gezielte Interventionen zu verhindern versuchte. Bis hin zu Rossows Stellungnahmen in den Debatten um berufsständische Interessenvertretungen schildertdieAutorinauf GrundlageihrerschierunerschöpflichenMaterialbasis,deren Kern das erstmals von ihr systematisch ausgewertete Walter Rossow Ar-chiv der Berliner Akademie der Künste bildet, minutiös die Breite und Intensität des öffentlichen Wirkens dieses Gartenarchitekten, der ab 1950 zunehmend den traditionsreichen Deutschen Werkbund als Forum seiner Initiativen zu nutzen verstand. So regte er beispielsweise schon 1950 eine vom Werkbund organisierte Bauausstellung im Westen Berlins an, unter dem Anspruch, mit „beispielhafter

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13Werner Durth

Wirkung für Berlin, Deutschland und das Ausland“ Zeichen für eine künftige Bau-kultur zu setzen, in Kontrast zur autoritären Baupolitik im Osten der Stadt.

An der ab 1953 vorbereiteten, schließlich erst 1957 in sichtbarem Kontrast zur Stalinallee realisierten Ausstellung „Interbau 1957“ war Rossow neben Otto Bartning maßgeblich beteiligt. Obwohl diese Internationale Bauausstellung weit hinter seinen hohen Erwartungen zurückblieb, nahm er durch die von ihm ge-forderte und durchgesetzte Kooperation zwischen Architekten und namhaften GartenarchitektenweitgehendEinfluss.ZudemwieserinseinemBeitrag„Stadtund Natur“ im Rahmen der Sonderschau „die stadt von morgen“ durch Kritik an der Siedlungsentwicklung im Wiederaufbau bereits über diese Propagandaschau hinaus und eröffnete die Debatte um „Die große Landzerstörung“, die nach der Tagung gleichen Titels 1959 in Marl noch über Jahrzehnte die öffentliche Diskus-sion über die natürlichen Lebensgrundlagen der Gesellschaft bestimmte.

Ab 1955 wird ihm unter der Frage nach der „Landschaft im öffentlichen Be-wusstsein“ die Klärung eines Begriffs von Landschaft wichtig, der, von romanti-scher Überhöhung und emotionaler „Gemütsbeladenheit“ befreit, in verschiedenen Dimensionen demonstrativ „sachlich“ in Bezug gesetzt wird zur gesellschaftlichen Verantwortung im Umgang mit der Natur. Dabei wird deutlich, wie jenseits po-pulärer Vorstellungen von „Landschaft“ einerseits öffentlich bekannte Missstände – etwa der Rhein als „größte Kloake Europas“ – aufgegriffen und dabei zugleich unter der Forderung, dass künftig „eine naturbezogene internationale Planungs-arbeit zu leisten“ sei, praktische Lösungen drängender Aufgaben angemahnt wer-den,dieseaberandererseitsnichtalleindenExpertenüberlassen,sondernzumGegenstand eines öffentlichen Diskurses und politischer Entscheidungsprozes-se gemacht werden sollen. Insbesondere das Thema „Wasser“ als ein „sorgsam zu bewirtschaftendes Schlüsselelement im Kreislauf der Natur“ wird zu einem durchgängigen Topos seiner Artikel, Ausstellungen und Vorträge, mit dem er sein Planungsverständnis im Sinne einer Generationen übergreifenden, nachhaltigen Gestaltung der menschlichen Umwelt verdeutlichte.

An zahlreichen Beispielen untersucht Andrea Koenecke die Muster der Argumen-tation Rossows und zeigt überzeugend, wie er durch seine eingängigen Sprachbil-der weit über einschlägige Fachpublikationen hinaus sowohl in der Tagespresse als auch in politischen Gremien wachsende Resonanz fand – und überdies durch seine Mitwirkung an der Berliner „Interbau 1957“ internationale Verbindungen und Anerkennung erreichte; ein Blick in die „Bauherren-Gespräche“ zur Inter-bau erhellt zudem den damaligen Fachdiskurs unter den beteiligten Planern im Blick auf die Probleme künftiger Stadtentwicklung. Anschaulich schildert die Au-torin, wie sich mit der Wahl zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Werkbunds und der engen Zusammenarbeit mit dem prominenten SPD-Politiker

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14 „Walter Rossow (1910–1992): ‚Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit‘“

Adolf Arndt, seit 1964 Erster Vorsitzender des DWB als Nachfolger von Hans Schwippert, der Wirkungskreis Walter Rossows abermals erweiterte. Hinzu kam, dass er ab 1966 nicht nur in Berlin, sondern seit seiner Berufung an die Techni-sche Hochschule Stuttgart zunehmend auch in Süddeutschland tätig wurde. Mit der Ausstellung „Land + Wasser = Goldener Boden“ in Karlsruhe 1967, den Gesprächen zur „Zukunft des Oberrheins“ 1968 und zahlreichen anderen Ak-tivitäten schlug Rossow auch durch die öffentliche Präsentation der Ergebnisse seines Engagements in Lehre und Forschung Brücken zwischen Wissenschaft und Planungspraxis.

MitseinerweiterwachsendenProminenzalsrenommierterExperteundProtago-nisteinesneuen,gleichermaßenkomplexenundintegrativenVerständnissesvonStadt- und Landschaftsplanung konnte Rossow unter den ab 1966 durch die Große Koalition sich wandelnden Verhältnissen in der Bundesrepublik zunehmend auch in der Politik des Bundes und der Länder tätig werden. In seinem Engagement im Beirat für Raumordnung und den Kontroversen um dessen Empfehlungen vom Juni 1976 wird zugleich der politische und gesellschaftliche Wandel jener Epoche sichtbar, in der Forderungen nach Partizipation in Planungsprozessen und die Bil-dung von Bürgerinitiativen eine neue Phase der Baukultur in der Bundesrepublik eröffneten. So kann diese Publikation insgesamt als Beitrag zur Kulturgeschichte der Bundesrepublik gelesen werden, der Walter Rossow in über vier Jahrzehnten wichtige Impulse gab.

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1. Einleitung

Der Berliner Gartenarchitekt Walter Rossow (1910–1992), Hochschullehrer in Berlin und Stuttgart, gehört zu der Generation von Fachleuten, die in einer Phase der Neuorientierung seit 1945 die weitere Entwicklung ihrer Profession in der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich geprägt haben – einer Profession, deren öffentliches Ansehen in der Nachkriegszeit von der aktiven Mitwirkung führender Vertreter in der Zeit des Dritten Reiches beeinträchtigt war. Als einer der ersten Landschaftsarchitekten genießt Rossow, ebenso wie seine Berliner Kollegen Rein-hold Lingner und Georg Pniower politisch unbelastet, nach der Befreiung vom nationalsozialistischen Regime das Vertrauen der Alliierten.

Der Aufbau einer demokratischen Gesellschaftsordnung in den westlichen Ländern Deutschlands erfordert in vielfacher Hinsicht einen grundlegenden Neu-beginn und deutliche Positionsbestimmungen, unter anderem bei der neuen Ein-richtung berufsständischer Verbände, bei der Wiederaufnahme und dem Ausbau der Hochschulausbildung sowie in den polarisierenden Diskussionen um Konzep-te des Wiederaufbaus der Städte. Zugleich wirken Traditionslinien weiter. Viele der damals maßgeblichen Akteure haben sowohl die Zeit der Weimarer Republik wie auch des Dritten Reiches im Berufsleben miterlebt, einige sogar noch die Zeit des Kaiserreiches – Erfahrungen, die sie in ihrem weiteren Wirken thematisieren oder auch tabuisieren, in personellen Netzwerken, die fortbestehen.1 Hinzu kommt die Gleichzeitigkeit und zunehmende Konfrontation zweier politischer Systeme in ei-nem Land und sogar einer Stadt.

Zur Generation Rossows, die als damals jüngere Vertreter der Disziplin noch über viele Jahrzehnte zum Fachdiskurs beitragen können, liegen bislang erst ein-zelne Forschungsarbeiten vor.2 Für das Verständnis, wie sich die Profession der

1 Zu personellen und inhaltlichen Kontinuitäten und Brüchen in der jüngeren Professionsgeschichte der Landschaftsarchitektur am Beispiel der berufsständischen Interessenvertretungen vgl. Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn, 1887–1987. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege e. V. (DGGL). Ein Rückblick auf 100 Jahre DGGL (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege, Bd. 10), Boskett Verlag, Berlin 1987, sowie JoachimWolschke-Bulmahn undGert Gröning, 1913–1988. 75 Jahre Bund Deutscher Landschaftsarchitekten BDLA. Teil 1: Zur Entwicklung der Interessenverbände der Gartenarchitekten in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, Bonn 1988. Ein Schwerpunkt der Betrachtung liegt in diesen Arbeiten auf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „Schulen undLehrer.BiographischeVerflechtungen“deutscherArchitektenundStadtplanerthematisiertWernerDurth 1984 in: Stadtbauwelt H. 84, S. 340–345 / Bauwelt, 75 (1984), 48, S. 2044–2049; 1986 folgt eine umfassende Untersuchung; vgl. Werner Durth, Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, Karl Krämer Verlag, Stuttgart/Zürich 20015[1.Aufl.1986].

2 Vgl. beispielsweise Jeong-Hi Ri, Herta Hammerbacher (1900–1985). Virtuosin der Neuen Landschaftlichkeit, Berlin 2004.

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16 1. Einleitung

Landschafts- und Freiraumplanung3 nach 1945 in beiden deutschen Staaten wei-ter entwickelt hat, ist die Untersuchung der Biographien maßgeblicher Fachleute von großer Bedeutung: Welche Kontinuitäten, welche Brüche lassen sich in ihrem beruflichenSelbstverständnisundhinsichtlichderLeitbilder feststellen?WelcheZiele werden von den Protagonisten als wesentlich aufgefasst?

Walter Rossow bezieht 1947 Position für eine professionelle Neuorientierung der Garten- und Landschaftsarchitekten.4 Gemeinsam mit Kollegen versucht er, auf dieBesetzungwesentlicherStelleninHochschuleundVerwaltungEinflusszunehmen. Für seine Artikel und Stellungnahmen nutzt er gezielt die Fach- wie auch die Tagespresse. Im geteilten Berlin beteiligt er sich an den kontroversen Debatten um Prämissen des Aufbaus der Stadt, die schließlich einerseits mit dem Bau der Stalinallee im Zuge des Nationalen Aufbauprogramms in Berlin-Ost und andererseits mit dem in Westberlin anlässlich der Internationalen Bauausstellung 1957 realisier-ten Hansaviertel plakativ Ausdruck erhalten.5

An der Vorbereitung der „Interbau“ 1957 wirkt Rossow als Mitglied des Lei-tenden Ausschusses mit. Sie stellt eine der ersten großen Bauausstellungen dar, in der unter Beteiligung renommierter Architekten und Gartenarchitekten der „west-

3 Für die Profession der Landschaftsarchitektur bzw. Landschafts- und Freiraumplanung wurde im Laufe ihrer Entwicklung eine Vielzahl von Berufsbezeichnungen verwendet, die teilweise weiterhin im Gebrauch sind. Hierzu ausführlich vgl. u. a. Dieter Hennebo, Gartenkünstler – Gartenarchitekt – Landschaftsarchitekt, in: BDLA (Hg.), Der Landschafts-Architekt BDLA. Das Berufsbild des Garten- und Landschafts-Architekten, Verlag D. W. Callwey, München 1973, S. 7–21, Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien. Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Patzer Verlag, Berlin/Hannover 1997, S. 5f. Im Rahmen dieser Arbeit werden in der Regel die Bezeichnungen „Gartenarchitektur“, „Landschaftsarchitektur“ sowie „Landschaftsplanung“ verwendet. Die während der NS-Zeit erzwungene Berufsbezeichnung „Gartengestalter“ wird entsprechend der ausgewerteten Quellengelegentlichverwandt.„Landespflege“,„Landschaftsgestaltung“oderauch„Landschaftspflege“als damals etablierte Berufsbezeichnungen, gegen deren Gebrauch Rossow sich jedoch ausgesprochen hat, werden in dieser Arbeit nur entsprechend der Begriffswahl der jeweiligen Kollegen übernommen.

4 Walter Rossow, Das Arbeitsfeld der Garten- und Landschaftsarchitekten, in: Neue Bauwelt, 2 (1947), 9, S. 134f. Hierzu ausführlich vgl. u. a. Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn, Natur in Bewegung. Zur Bedeutung natur- und freiraumorientierter Bewegungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Entwicklung der Freiraumplanung (Liebe zur Landschaft, Teil 1, Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, Bd. 7), Lit Verlag, Münster 19952[1.Aufl.1986],S.55;UrsulaPoblotzki,Übereinenverhinderten Neuanfang, in: Garten und Landschaft, 96 (1986), 10, S. 21–27, hier S. 25.

5 Zu den Planungen und Debatten zum Aufbau Berlins ausführlich vgl. u. a. Werner Durth und Niels Gutschow, Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands 1940–1950, Zwei Bände, Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1988, S. 207–213; Johann Friedrich Geist und Klaus Kürvers, Das Berliner Mietshaus 1945–1989 Bd. 3, Prestel-Verlag, München 1989; Werner Durth, Kontraste und Parallelen:Architektur und Städtebau inWest- undOstdeutschland, in: Axel Schildt undArnoldSywottek (Hg.), Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 1993, S. 596–611, hier S. 598–602; Werner Durth, Jörn Düwel und Nils Gutschow, Architektur und Städtebau der DDR. Die frühen Jahre, Studienausgabe, jovis Verlag, Berlin 20072 [1.Aufl.1998];Sandra Wagner-Conzelmann, Die Interbau 1957 in Berlin. Stadt von heute – Stadt von morgen. Städtebau und Gesellschaftskritik der 50er Jahre, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007, S. 11–14, S. 30; Peter Fibich und Joachim Wolschke-Bulmahn, Planungsideen des Wiederaufbaus, in: Garten und Landschaft, 113 (2003), 3, S. 26–30.

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171. Einleitung

lichen Welt“ ein Anknüpfen an die Programmatik der „Internationalen Nach-kriegsmoderne“ demonstriert wird.6 Gleichzeitig ist Rossow als Gartenarchitekt und als Mitglied des Deutschen Werkbundes an der Vorbereitung und Gestaltung des deutschen Beitrages zur Weltausstellung 1958 in Brüssel beteiligt, mit dem sich die Bundesrepublik erstmals auf internationalem Parkett präsentiert.7

Bei diesen und zahlreichen weiteren Veranstaltungen spielt der Deutsche Werk-bund durch die beteiligten Akteure und ihre Verbindungen eine aktive Rolle, ohne jedoch dabei als Organisation in Erscheinung zu treten.8 Innerhalb des DWB, zu desseneinflussreichstenMitgliedernerzählt,setztRossowsichfürReformüberle-gungenundeinWiederauflebendes„Werkbundgeistes“ein.EbensowiederAr-chitekt und erste Vorsitzende Hans Schwippert fordert er ein Wirken des Bundes durch das Engagement seiner Mitglieder und nimmt dabei selbst eine Vorreiter-rolle ein. Der Werkbund stellt für ihn ein wichtiges Forum der fachübergreifenden Diskussion, vor allem aber auch der öffentlichen Stellungnahme dar.

Unter den Architekten und Stadtplanern, mit denen Rossow im Werkbund und bei zahlreichen Bauvorhaben in engem fachlichem Austausch steht, ist Kritik an den Formen des Wiederaufbaus der Städte verbreitet. So hatte der Hannoveraner Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht 1951 anlässlich der Bauausstellung Constructa pla-kativ die Forderung nach einem neuen Boden- und Baurecht erhoben.9 In einer Zwischenbilanz des Wiederaufbaus der Städte beklagt Hillebrecht 1957 bitter die „verpaßten Chancen“.10

Zu Themenfeldern, die immer wieder im Fokus des fachlichen Diskurses Rossows und seiner Gesprächspartner stehen, zählen Positonsbestimmungen zum Verhältnis von „Stadt“ und „Land“, Diskussionen um Auffassungen von „Landschaft“ und nicht zuletzt Argumentationen und Erwartungshaltungen zum Verhältnis von Demokratie, Planung und Öffentlichkeit. Die Suche nach dem „Bauherrn“ in einer Demokratie, ein Werben um das Interesse der Öffentlichkeit

6 Vgl. Gabi Dolff-Bonekämper, Das Hansaviertel. Internationale Nachkriegsmoderne in Berlin, Verlag Bauwesen, Berlin 1999; Wagner-Conzelmann 2007, Die Interbau 1957; Sandra Wagner-Conzelmann (Hg.), Das Hansaviertel in Berlin und die Potentiale der Moderne: Wissenschaft und Zeitzeugen im Gespräch [Dokumentation des Symposiums „Potentiale des Architektonischen Erbes der Moderne – Beispiel Interbau Berlin 1957“ am 28.und29.September2007inderAkademiederKünste,Berlin],Berlin2008.

7 Zu deutschen Beteiligungen auf Weltausstellungen ausführlich vgl. Paul Sigel, Exponiert. Deutsche Pavillons auf Weltausstellungen, Verlag Bauwesen, Berlin 2000.

8 Vgl. Sandra Wagner-Conzelmann, Die „Interbau“ 1957 in Berlin – Eine Werkbundausstellung? In: Gerda Breuer (Hg.), Das gute Leben. Der Deutsche Werkbund nach 1945, Wasmuth Verlag, Tübingen/Berlin 2007, S. 112–119, hier S. 113; vgl. auch Christopher Oestereich, NetzWerkBund. DWB und Gestaltungspolitik im Wiederaufbau, in: a. a. O., S. 90–99, hier S. 93.

9 Vgl. u. a. Werner Durth, Die internationale Bauausstellung Constructa und ihre Folgen, in: Sid Auffarth und Ralf Dorn (Hg.), Ein Leben für Hannover. Festschrift zum 100. Geburtstag von Rudolf Hillebrecht, Hannover 2010, S. 97–110, hier S. 102f. Die „Aufbaugesetze der Länder“ werden erst 1960 durch das Bundesbaugesetz abgelöst. Fünf Jahre später kommt es zur Verabschiedung des Bundesraumordnungsgesetzes.

10 Rudolf Hillebrecht, Neuaufbau der Städte, in: Reinhard Jaspert (Hg.), Handbuch moderner Architektur, Safari Verlag, Berlin 1957, S. 445–523, hier S. 450.

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18 1. Einleitung

an Fragen der Stadtentwicklung ist als wichtiges Motiv in Diskussionen und Ver-anstaltungen erkennbar.

In der Bundesrepublik bestehen allerdings bis weit in die 1960er Jahre große Vorbehalte Planung gegenüber, die oft unmittelbar mit kommunistischer Planwirt-schaft in Verbindung gebracht wird. Erschwerend wirkt zudem, dass viele wäh-renddesDrittenReichestätigePlanerweiterhinfachlicheinflussreichePositioneneinnehmen können.11 Im Aufbau der sozialen Marktwirtschaft und in den Jah-ren des „Wirtschaftswunders“ wird daher Bestrebungen, auf eine übergeordne-te räumliche Planung hinzuwirken, mit „dem stereotypen Vorwurf des Dirigismus“ begegnet.12 Allmählich erst beginnen diese Vorbehalte einem „Planungsfrühling“ zu weichen.

Eine Suche nach neuen Konzepten im Umgang mit dem fortwährenden Pro-zess der Verstädterung und Agglomerationsbildung setzt ebenfalls erst allmählich ein. Die im ausgehenden 19. Jahrhundert aufgekommene Kritik an den Folgen der Industrialisierung und Urbanisierung sowie eine „hochstilisierte Stadt-Land-Kontroverse“habenMittedes20.JahrhundertsnochunvermindertenEinfluss.13 Im Zuge der Lebensreformbewegung um die Jahrhundertwende entstandene Konzepte und Wertvorstellungen, beispielsweise der Gartenstadtbewegung, sind weiterhin wirksam, wenn auch in einer den ursprünglichen Intentionen vielfach nicht entsprechenden Weise. Zu einem Umdenken gibt die „Kritik der Großstadt-Kritik“14 durch den Soziologen Hans-Paul Bahrdt wesentliche Anstöße.

Auch die Landschaftsideale des „Wandervogels“ sowie die bereits zuvor mit der Heimatschutzbewegung aufgekommene Sorge vor einer „Verunstaltung“ der Landschaft haben prägende Bedeutung, insbesondere für viele Protagonisten des NaturschutzesundderLandespflege.15 Nur nach und nach werden Impulse zu

11 Zu personellen Kontinuitäten ausführlich vgl. u. a. Durth 1984, Schulen und Lehrer, Durth 20015; Wolschke-Bulmahn/Gröning 1988; Gröning/Wolschke-Bulmahn 1997; Gröning/Wolschke-Bulmahn 19952, S. 53–57, S. 218; Ursula Kellner, Heinrich Friedrich Wiepking (1891–1973). Leben, Lehre und Werk, Hannover 1998; Ariane Leendertz, Ordnung schaffen. Deutsche Raumplanung im 20. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 7), Wallstein Verlag, Göttingen 2008, S. 229 u. a.

12 Vgl. Walther Schmidt, Stadterneuerung, in: Deutscher Städtetag 1960, S. 35–49, hier S. 38; Hervorhebung im Original; Walther Schmidt ist Stadtbaurat in Augsburg. Zur Nachkriegsgeschichte der BRD vgl. beispielsweise Schildt/Sywottek 1993; Manfred Görtemaker, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart, Verlag C. H. Beck, München 1999.

13 Bernd Hamm, Betrifft: Nachbarschaft. Verständigung über Inhalt und Gebrauch eines vieldeutigen Begriffs (Bauwelt Fundamente 40), Bertelsmann Fachverlag, Düsseldorf 1973, S. 117; vgl. auch Leendertz 2008, S. 252, S. 293.

14 Hans Paul Bahrdt, Die moderne Großstadt. Soziologische Überlegungen zum Städtebau, Christian Wegner Verlag, Hamburg 19692[1.Aufl.1961],S.35;hierzuausführlichvgl.WernerDurthundPaulSigel,Baukultur. Spiegel gesellschaftlichen Wandels, jovis Verlag, Berlin 2009, S. 524f.

15 Hierzu ausführlich vgl. Joachim Wolschke-Bulmahn, Auf der Suche nach Arkadien. Zu Landschaftsidealen und Formen der Naturaneignung in der Jugendbewegung und ihrer Bedeutung für die Landespflege (Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, Bd. 11), Minerva Publikation, München 1990; Gröning/Wolschke-Bulmahn 19952.

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19 1. Einleitung

einer Öffnung für planerische Fragen und zu einer übergreifenden, die Siedlungs-bereiche einschließenden Betrachtung wirksam.16

Rossow, der schon 1949 für „Landschaftsplanung“ und für „Grünplanung im Städtebau“ eintritt, war im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen nicht in der Wandervogelbewegung engagiert; in seiner Berufswahl war er durch die Berliner „Gartenarbeitsschulen“beeinflusst.BereitsinfrühenVeröffentlichungen,voral-lem aber in seinem Ausstellungsbeitrag „Stadt und Natur“ zur thematischen Schau die stadt von morgen anlässlich der „Interbau“, thematisiert er siedlungswirtschaftli-che Stoffkreisläufe. Ein Schlüsselthema stellt für ihn die nachhaltige Nutzung und Regenerationsfähigkeit des Wassers dar. Der Werkbund wird zu seinem Forum.

Angesichts der rasanten Entwicklung der Siedlungs- und Infrastruktur kommt im Werkbund während der 1950er Jahre Kritik und Sorge vor einer „Verderbung der natürlichen Lebenselemente“ auf.17 Mit der Tagung „Die große Landzerstö-rung“ in Marl 1959 und der ein Jahr darauf folgenden Forderung „Die Landschaft muß das Gesetz werden“ bezieht der Werkbund Position gegen „die planlose AusbreitungderSiedlungs-undIndustrieflächen“18 – als Versuch einer radikalen Bewusstmachung der Begrenztheit natürlicher Lebensgrundlagen, „einer großen öffentlichen Warnung“19 inmitten des „Wirtschaftswunders“. In den folgenden Jahren setzt der Werkbund seine Kampagne gegen die „Landzerstörung“ auf viel-fältige Weise fort, mit bemerkenswerten Resonanzen und Synergien in der weite-ren Entwicklung des Fachdiskurses.20

Impulse zu „Koordinierter Planung“ im Maßstab von „Stadtregionen“ gehen von Rudolf Hillebrecht aus, Anstöße für ein neues Bewusstsein von „Urbanität“ gibt Edgar Salin. Sowohl Hillebrecht wie auch Salin referieren 1960 anlässlich der

16 Vgl. u. a. Hans-Werner Frohn, Naturschutz macht Staat – Staat macht Naturschutz. Von der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen bis zum Bundesamt für Naturschutz 1906–2006 – eineInstitutionengeschichte, in: Bundesamt für Naturschutz (Hg.), Natur und Staat. Staatlicher Naturschutz in Deutschland 1906–2006 (Naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 35; Bearb.: Hans-Werner Frohn und Friedemann Schmoll), Bonn-Bad Godesberg 2006, S. 85–288, hier S. 253; vgl. auch Jens Ivo Engels, Aus dem Zentrum an die Peripherie. Der amtliche Naturschutz in Westdeutschland zwischen Tradition und politischer Ökologisierung 1945–1980, in: a. a. O., S. 445–533, hier S. 523.

17 o. A., Die große Landzerstörung, in: Werk und Zeit, 8 (1959), 10, S. 1; hierzu ausführlich vgl. Werner Durth, Erweiterte Perspektiven – Stadt und Landschaft, in: Winfried Nerdinger (Hg.), 100 Jahre Deutscher Werkbund. 1907/2007, Prestel Verlag, München et al 2007, S. 234–237, hier S. 236f.; Werner Durth, Positionswechsel – Neue Orientierungen, in: a. a. O., S. 292–297, hier S. 292f.

18 Der Vorstand des Deutschen Werkbundes, Die Landschaft muß das Gesetz werden. Äußerung des Deutschen Werkbundes zur großen Landzerstörung, in: Werk und Zeit, 9 (1960), 12, S. 2.

19 Protokoll der Vorstandssitzung des Deutschen Werkbundes e. V. am 19. September 1957 in Berlin, S. 2; Akademie der Künste, Berlin, Walter-Rossow-Archiv 16/4/2, fortan: WRA.

20 Vgl. Durth 2007, Positionswechsel;vgl.auchHelmutStriffler,DasRheinkolleg–einProjektdesDeutschenWerkbunds, in: Nerdinger 2007, S. 333f.

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20 1. Einleitung

11. Hauptversammlung des Deutschen Städtetages in Augsburg, während der auch Maßnahmen für „Reines Wasser, reine Luft, weniger Lärm“ gefordert werden.21

In den 1960er Jahren erfolgt ein weit reichender Wandel planerischer Prämis-sen:WarkurzzuvornochdieForderungeinerDurchgrünungundAuflockerungder Städte verbreitet, wird jetzt „Urbanität durch Dichte“ propagiert.22 Auch in Veranstaltungen des Werkbundes, dessen stellvertretender Vorsitzender Rossow von 1964 bis 1969 ist, zeichnen sich Forderungen nach baulicher Verdichtung ab, zudem ein Werben für modellhaftes Planen in regionalem Maßstab sowie der Ver-such einer direkten, aktivierenden Ansprache der Bevölkerung.23

Eine neue Aktualität erhalten diese Themen mit den umfassenden Reform-absichten der sozialliberalen Koalition und in einer – jedoch vergleichsweise kurzen – Phase der „Planungseuphorie“. Im Zuge eines umfassenden mentali-tätsgeschichtlichen Wandels, befördert durch die Regierung Brandt, werden die Belastung und der Schutz der Umwelt zu Themen, die Medien, Politik und Öf-fentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgen.24 Die Studie des Club of Rome macht 1972 Die Grenzen des Wachstums 25 zu einer viel diskutierten Frage. Zugleich gewinnen Ansätze einer Demokratisierung des Planungsprozesses und der Parti-zipation zunehmend an Bedeutung: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“26 – mit dieser Aufforderung Willy Brandts verbinden nicht zuletzt Mitglieder des Werk-bundes große Hoffnungen und verstehen sich als kritisch-solidarische Instanz der Regierung gegenüber.27

Die fachliche Entwicklung der Landschaftsplanung ist in dieser Zeit von Be-strebungen einer Professionalisierung und Verwissenschaftlichung bestimmt. Mit unvermindertem Sendungsbewusstsein und Dringlichkeit vertritt Rossow das An-liegen einer „Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen“ und fordert von Kol-legen der eigenen Disziplin provokant den „Mut, die Dinge, die man mit bloßem

21 Deutscher Städtetag (Hg.), Erneuerung unserer Städte. Vorträge, Aussprachen und Ergebnisse der 11. Hauptversammlung des Deutschen Städtetages, Augsburg, 1.–3. Juni 1960 (Neue Schriften des Deutschen Städtetages, H. 6), W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart/Köln 1960; hierzu ausführlich vgl. Durth/Sigel 2009, S. 521–524.

22 Hierzu ausführlich vgl. Durth/Gutschow 1988, S. 218f.; Gerd Albers, Wertewandel im Städtebau (Schriftenreihe des Camillo-Sitte-Fonds, Bd. 3), Wien 1989, S. 56–63; Gerd Albers, Zur Entwicklung der Stadtplanung in Europa. Begegnungen, Einflüsse, Verflechtungen (Bauwelt-Fundamente 117), Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1997, S. 42f.; Durth/Sigel 2009, S. 520–525 u. a.

23 Vgl. Karsten Runge, Die Entwicklung der Landschaftsplanung in ihrer Konstitutionsphase 1935–1973 (Landschaftsentwicklung und Umweltforschung. Schriftenreihe des Fachbereichs Landschaftsentwicklung der TU Berlin, Nr. 73), Berlin 1990, S. 254–256.

24 Hierzu ausführlich vgl. Edda Müller, Innenwelt der Umweltpolitik. Sozial-liberale Umweltpolitik – (Ohn)macht durch Organisation? Westdeutscher Verlag, Opladen 1986; siehe auch Frohn 2006, S. 242–254.

25 Dennis L. Meadows et al., Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1972.

26 Bundeskanzler Brandt, Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag am 28. Oktober 1969, Sonderdruck aus dem BULLETIN des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Nr. 132/1969, S. 4

27 Vgl. u. a. Durth 2007, Positionswechsel, S. 294; Durth/Sigel 2009, S. 568f.

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211. Einleitung

Auge erkennen kann, nicht erst im Mikroskop zu betrachten“.28 Im Beirat für Raumordnung kann er seine fachlichen Überzeugungen einbringen, bleibt dabei allerdings nicht unwidersprochen.

Zu fachlichem Diskurs und öffentlichkeitswirksamer Vermittlung leistet Walter Rossow über Jahrzehnte engagierte Beiträge, die in dieser Arbeit untersucht wer-den. Viele der in einer Phase fachlicher Selbstverständigung in der jungen Bundes-republik angesprochenen Themen, die zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten waren, sind aus heutiger Sicht von erstaunlicher Aktualität und überraschender Relevanz.

DanksagungEinen wichtigen Anstoß zu dieser Forschungsarbeit gegeben haben Prof. Günter Nagel und Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn, als sie auf den umfangreichen Nachlass Walter Rossows im Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin, zu sprechen kamen. Rund ein Jahrzehnt zuvor hatte ein von Günter Nagel am damaligen Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Han-nover veranstaltetes Seminar mit Beiträgen u. a. zu Georg Béla Pniower, Walter Rossow, Herta Hammerbacher, Hermann Mattern und Pietro Porcinai einen für mich damals ersten faszinierenden Fokus auf „Landschaftsarchitekten der Moder-ne“ gerichtet.

Von Walter Rossow bekannt waren mir der anlässlich der IBA 1984/85 er-schienene Katalog Wohnen in den Städten / Bauen in der Landschaft? sowie das Buch mit dem programmatischen Titel Die Landschaft muß das Gesetz werden. Die in die-semBuchvonMonikaDaldrop-WeidmannzusammengestelltenTexteRossowsund ihre Beiträge zeichnen das Bild einer Persönlichkeit mit einem Fachgrenzen und Maßstabsebenen übergreifenden, integrativen Denken und Planungsansatz. Bemerkenswert wirken seine topographisch sensible Arbeitsweise, die intensive, kollegiale Kooperation mit namhaften Architekten und der große Stellenwert, der in Projekten Rossows einer Beteiligung bildender Künstler zukommt.

Während meiner wissenschaftlichen Mitarbeit am Lehrgebiet Geschichte der Freiraumplanung der Leibniz Universität Hannover bei Prof. Dr. Joachim Wolsch-ke-Bulmahn erhielt ich die Gelegenheit zur vertiefenden Forschungsarbeit. Einen Forschungsschwerpunkt des Lehrgebietes stellt die Professionsgeschichte dar, zu-dem hat das Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover (CGL) die Sicherung und Erschließung von Nachlässen zu einer seiner Aufgaben gemacht. Die Aufarbeitung von Archivalien aus dem Nachlass Walter Rossows im Baukunstarchiv der Akademie der Künste versprach

28 „… mit bloßem Auge erkennen.“ Voraussetzung landschaftsunschädlicher Raumordnung. Vortrag von Walter Rossow bei Entgegennahme des Schumacher-Preises, Hannover, November 1971, in: Werk und Zeit, 20 (1971), 12, S. 1–2, hier S. 2.

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22 1. Einleitung

große Potentiale, Einblick in die jüngere Entwicklung der Disziplin ab Mitte des 20. Jahrhunderts zu gewinnen und Rossows Beitrag hieran herauszuarbeiten. Das kurz darauf ebenfalls am Lehrgebiet Geschichte der Freiraumplanung angesiedel-te DFG-Forschungsprojekt zum Büro Rose und Gustav Wörner, bearbeitet von Dipl.-Ing. Frank Schalaster, ist mit anderen Themenschwerpunkten demselben Zeitraum fachlicher Entwicklungen gewidmet.

Ein konstruktives und anregendes Diskussionsumfeld fand ich zudem im Dok-toranden- und Habilitandenkolloquium am Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur (GTA) der Technischen Universität Darmstadt. Bereits frühzeitig zeichnete sich ab, dass Prof. Dr. Werner Durth die Arbeit fachlich begleiten wür-de. Ein damals aktueller Forschungsschwerpunkt am GTA war das DFG-Projekt „Lebensform und Stadtkultur: 100 Jahre Deutscher Werkbund“. Angesichts der großen Bedeutung, die Rossow dem Deutschen Werkbund als Forum seines En-gagements beigemessen hat,29 war die Diskussion dieser Bezüge von besonderem Interesse. Da Berührungspunkte des Dissertationsprojektes mit Forschungen am GTA immer deutlicher erkennbar wurden, kam es im Verlauf der Bearbeitung zum einvernehmlichen Entschluss, dieses am Fachbereich Architektur der Tech-nischen Universität Darmstadt zur Annahme vorzulegen, mit Prof. Dr. Werner Durth als Erstgutachter.

Weitere anregende Diskussionsforen boten die von Prof. Dr. Bettina Opper-mann organisierten Doktorandenkolloquien der Forschungsinitiative Raum und Region der Leibniz Universität Hannover30 sowie das Gartenhistorische For-schungskolloquium, das 2008 von Dr. Sylvia Butenschön an der TU Berlin ausge-richtet wurde.

Dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin, insbesondere Frau Dr. Barkhofen, Frau Morgenstern, Frau Albrecht und Frau Bock, bin ich für die guten Arbeitsmöglichkeiten sehr dankbar. Sowohl bei der Auswertung von Archivalien im Lesesaal des Baukunstarchivs wie auch bei späteren Anfragen aus Karlsruhe habe ich ihre Kompetenz und ihr Engagement sehr geschätzt. Hier bin ich Frau Morgenstern, die für den Nachlass Rossows verantwortlich ist, zu besonderem Dankverpflichtet.

Ein Treffen mit Horst Rossow, dem Sohn Walter Rossows, fand im März 2012 in Karlsruhe statt.31 Dafür, dass er mich an persönlichen Erinnerungen hat teil-haben lassen, bin ich Herrn Rossow sehr dankbar. Auch für die Bereitstellung zahlreicher Fotografien aus dem Familienbesitz sowie vonKorrespondenz derArchitektengruppe „Der Ring Berlin“ bin ich ihm sehr verbunden.

29 Den Stellenwert des Deutschen Werkbundes im Wirken Walter Rossows illustriert bereits seine Publikationsliste: Eine Vielzahl seiner Beiträge erschienen in Werk und Zeit.

30 An diesen Veranstaltungen waren PD Dr. Helga Kanning und Dr. Renate Bornberg beteiligt.31 Helga und Walter Rossow haben Horst Rossow 1945 als ihren Sohn angenommen.

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231.1 Stand der Forschung

Prof. Dr. Werner Durth und Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn haben das Entstehen dieser Dissertationsschrift während meiner Mitarbeit am Lehrgebiet Geschichte der Freiraumplanung wie auch während der weiteren Bearbeitung und Fertigstellung in Karlsruhe mit stetem Interesse, konstruktiver Kritik und hohem Engagementbegleitet.HierfürbinichihnenzugroßemDankverpflichtet.

Für Gespräche zum Thema dieser Arbeit bin ich Prof. Monika Daldrop-Weid-mann, Prof. Dr. h. c. Horst Linde, Prof. Günter Nagel, Peter Kluska, Prof. Donata ValentienundProf.ChristophValentien,Prof.Dr.AxelPriebs,WalterSchwenecke,Prof. Dr. Karl-Hermann Hübler, Prof. Dr. Peter Treuner, Peter Conradi, Horst Rossow sowie Prof. Hans Luz dankbar.

Herrn Baumgärtner danke ich für die Übermittlung von Unterlagen zu den Aktivitäten des Rheinkollegs, Herrn Winkler für die Bereitstellung von Veröffent-lichungen Friedrich Haags zu den Schöneberger Schülergärten. Herrn Herbst von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand verdanke ich Hinweise auf Quellen zu früheren Orientierungen Rossows. Der Geschäftsstelle des Ordens Pour le mérite bin ich für die Übersendung von Bänden der „Reden und Gedenkworte“ mit Be-zug zu Walter Rossow dankbar.

Für die Lektüre von Abschnitten der Arbeit und ihre Anmerkungen danke ich Dr. Katja Piesker, Prof. Dr. Bettina Oppermann, Irene Koenecke, Dr. Clemens Ballarin und Dr. Peter Fibich.

Das Team des Büros stadt landschaft plus Landschaftsarchitekten GmbH, in dem ich seit September 2008 tätig bin,32 hat der Fertigstellung dieser Forschungs-arbeit parallel zum Betrieb des Planungsbüros Wertschätzung und Verständnis entgegengebracht – was durchaus nicht selbstverständlich ist und für mich sehr wichtig war. In Dr. Clemens Ballarin schließlich habe ich während des Abschlus-ses der Dissertation nicht allein einen liebenswerten Partner, sondern auch große Ermutigung gefunden.

Widmen möchte ich diese Arbeit meinen Eltern, Irene und Werner Koenecke, diemichinmeinerpersönlichenwieauchberuflichenEntwicklungstetsmitInte-resse und Verständnis gefördert haben und begleiten.

Schließlich gilt mein Dank dem Zentrum für Gartenkunst und Landschafts-architektur (CGL) der Leibniz Universität Hannover sowie der Akademie der Künste Berlin: Ich freue mich sehr, dass sie das Erscheinen dieser Arbeit in der Schriftenreihe CGL-Studies ermöglicht haben.

1.1 Stand der ForschungZur jüngeren Professionsgeschichte der Landschaftsarchitektur liegen bislang monographische Arbeiten über einzelne Persönlichkeiten, die berufsständischen

32ZudiesemZeitpunktlautetederBüronameKlahn+Singer+Partner;eineNeufirmierungerfolgte2014.

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24 1. Einleitung

Interessenvertretungen sowie Forschungen zu örtlich oder thematisch fokussier-tenFragestellungenvor.InderFachgeschichtsschreibungfindenersteinzelneAs-pekte von Werk und Wirken Walter Rossows eine eher kursorische Erwähnung.33 Zwarwirdbisweilenauf seinenEinflussverwiesen,34 doch ist dies bislang nicht eingehend untersucht worden.

1.1.1 Publikationen zur Professionsgeschichte im 20. JahrhundertWährend die jüngeren Entwicklungen des Berufsstandes der Garten- und Land-schaftsarchitekten durch Forschungsarbeiten insbesondere bis Mitte des 20. Jahr-hunderts bereits vielfach gut beleuchtet sind,35 ist die Phase einer Neuorientierung nach 1945 und die weitere Entwicklung der Landschaftsarchitektur in der BRD seit 1949 sowie der DDR 1949–1990 bislang noch kaum untersucht.

Den „Versuch einer Übersicht über die Entwicklung des Berufes und Berufs-standes in Deutschland von den Anfängen bis zur Neugründung des BDGA im Jahre 1948“ legt Dieter Hennebo 1973 vor und spricht die Hoffnung aus, dass dies weitere Forschungsarbeit auslöse.36 Umfangreiche Wissenslücken thematisiert er auch 1979, diese signalisierten „notorische Geringschätzung und die ihr entspre-chendeVernachlässigungfachspezifischerGeschichtsforschung“.37

In den folgenden Jahren werden mehrere Publikationen zur Professionsge-schichte, teils auch zur jüngeren Geschichte der Disziplin, vorgelegt. Die „Be-deutung natur- und freiraumorientierter Bewegungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Entwicklung der Freiraumplanung“38 untersuchen Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn. Sie fragen dabei nach den Hinter-gründen einer „Liebe zur Landschaft“, der unter dem NS-Regime und bei dessen

33 Den bislang umfangreichsten Überblick zu Publikationen und Projekten Rossows bietet das von Monika Daldrop-Weidmann herausgegebene Buch: Walter Rossow, Die Landschaft muß das Gesetz werden, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1991.

34 Vgl. u. a. Christoph Hackelsberger, Die aufgeschobene Moderne. Ein Versuch zur Einordnung der Architektur der Fünfziger Jahre, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1985, S. 55f.

35 Als ersten „Versuch einer Übersicht“ zur Professionsgeschichte vgl. Hennebo 1973, zu grundlegenden Forschungsarbeiten zur Professionalisierung im Kontext der gesellschaftlichen Rahmenbedingungenvgl. u. a. Gröning/Wolschke-Bulmahn 19952 [1.Aufl.1986]sowieGertGröningundJoachimWolschke-Bulmahn, Der Drang nach Osten. Zur Entwicklung der Landespflege im Nationalsozialismus und während des Zweiten Weltkrieges in den „eingegliederten Ostgebieten“ (Die Liebe zur Landschaft, Teil 3, Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, Bd. 9), Minerva Publikation, München 1987. Biographische und bibliographische Angaben zu zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der Profession sind als Grüne Biographien veröffentlicht, vgl. Gröning/Wolschke-Bulmahn 1997.

36 Hennebo 1973, S. 7.37 Dieter Hennebo, Zur Entwicklung der Aufgabengebiete der Landschaftsarchitekten, in: Technische

Universität Berlin (Hg.), Hochschule zwischen Theorie und Praxis. 50 Jahre Hochschulausbildung für Garten- und Landschaftsarchitekten. Dokumentation des Fachbereichstages 1979, Berlin 1980, S. 12–25, hier S. 12.

38 Der erste Teil der mehrbändigen Forschungsarbeit „Die Liebe zur Landschaft“ ist diesbezüglich unter dem Titel Natur in Bewegung einer differenzierten Betrachtung u. a. der Jugendbewegung, der Wander- und der Naturschutzbewegung gewidmet, vgl. Gröning/Wolschke-Bulmahn 19952 [1.Aufl.1986].

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251.1 Stand der Forschung

„DrangnachOsten“erheblicherEinflusszukam.39 Besondere Beachtung wenden sie den von der Planungsabteilung des „Reichskommissariats zur Festigung deut-schen Volkstums“ (RKF) 1942 vorgelegten „Landschaftsregeln“ zu und themati-sieren inhaltliche und personelle Kontinuitäten von der NS-Zeit zur BRD.40

„Über einen verhinderten Neuanfang“ lautet der Titel und auch der Tenor eines Artikels von Ursula Poblotzki zur fachlichen Entwicklung nach 1945.41 Sie stellt die Vorschläge des Planungskollektivs um Hans Scharoun für den Aufbau Ber-lins als „Stadtlandschaft“ dem Stadtlandschaftskonzept Hans Bernhard Reichows gegenüber und betont daraufhin, Leitbilder als „ideale Lebensentwürfe“ würden „noch viel zu selten beachtet und diskutiert“.42

Bereits 1963 hatte der Städtebauer und Soziologe Peter Gleichmann Sozialwis-senschaftliche Aspekte der Grünplanung in der Großstadt 43 thematisiert und dabei das Ziel verfolgt, „die sozialen Leitbilder, die die bisherige Grünpolitik bestimmt ha-ben, auf ihre gesellschaftlichen Voraussetzungen, zu denen auch die ideologischen Prägungen gehören, hin zu untersuchen“.44 Seine Forschungsarbeit zu dieser Fra-gestellung ist nicht nur beachtlich früh durchgeführt worden, sie zeichnet sich vor allem auch durch ihre Disziplinen übergreifende Betrachtung aus. Das Gesellschafts-bild bei Stadtplanern diskutiert Heide Berndt 1968.45

Weit reichende Kontinuitäten und Brüche im Wirken mehrerer Generationen von Stadtplanern und Architekten zeigt Werner Durth auf: Er thematisiert Schu-len und Lehrer und deren Biographische Verflechtungen.46 Auch Gartenarchitekten wie WilhelmHübotterundder„Reichslandschaftsanwalt“AlwinSeifertfindendabeiErwähnung.47

39 Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, Der Drang nach Osten. Bereits 1985 hatten die Autoren in einem Themenheft von Arch+ („Vom landschaftsgebundenen zum ökologischen Bauen“) das Wirken von ProtagonistenderLandespflegeinderNS-Zeitthematisiert,vgl.GertGröningundJoachimWolschke,Die Landespflege als Instrument nationalsozialistischer Eroberungspolitik. Ein ‚standort-gerechter‘Beitrag, in: Arch+, 18 (1985), Heft 81, S. 46–59.

40 Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, Der Drang nach Osten, S. 112–125. Diese “Landschaftsregeln” wurden nach einem Entwurf Heinrich Wiepkings ausgearbeitet, an entsprechenden Diskussionen waren Konrad Meyer und Erhard Mäding beteiligt.

41 Poblotzki 1986.42 a. a. O., S. 21.43 Peter Gleichmann, Sozialwissenschaftliche Aspekte der Grünplanung in der Großstadt (Göttinger Abhandlungen

zur Soziologie und ihrer Grenzgebiete Bd. 8), Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1963, S. 2.44 Hans Paul Bahrdt, Geleitwort, a. a. O., S. V.45 Heide Berndt, Das Gesellschaftsbild bei Stadtplanern, Karl Krämer Verlag, Stuttgart 1968.46 1984 macht Werner Durth auf generationenübergreifende Entwicklungslinien aufmerksam, vgl. Durth

1984, Schulen und Lehrer. Zugleich wirft er einen Fokus auf personelle Verbindungen von Architekten und Stadtplanern in einem Arbeitsstab der NS-Zeit, die nach 1945 fortwirken; vgl. Werner Durth, Der programmierte Aufbau – Speers „Arbeitsstab zum Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“, in: Stadtbauwelt H. 84, S. 378–417 / Bauwelt, 75 (1984), 48, S. 2082–2094. Daraufhin folgen vertiefende Publikationen, insbesondere 1986 die inzwischen mehrfach aufgelegte umfangreiche Studie Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, vgl. Durth 20015.

47 Zu Alwin Seifert vgl. beispielsweise Durth 20015, S. 165–167.

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26 1. Einleitung

Einen Anlass zu professionsgeschichtlicher Forschung bietet 1987 das 100jähri-ge Bestehen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL), ebenso wie 1988 der 75. Jahrestag der Gründung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA).48 Am Beispiel dieser berufsständischen Inter-essenvertretungen untersuchen Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn personelle Kontinuitäten und Diskontinuitäten von der Weimarer Republik zur NS-Zeit sowie in Deutschland nach 1945 und diskutieren deren Auswirkungen auf die weitere fachliche Entwicklung.49 Ihre Forschungsarbeit zur Geschichte des BDLAbeschränkensieallerdingsexplizitauf dieersteHälftedes20.Jahrhundertsund weisen auf den Bedarf einer weiteren wissenschaftlichen Aufarbeitung hin.50

Seine Forschungsarbeit Auf der Suche nach Arkadien. Zu Landschaftsidealen und Formen der Naturaneignung in der Jugendbewegung und ihrer Bedeutung für die Landespflege widmet Joachim Wolschke-Bulmahn der Jugendbewegung des frühen 20. Jahr-hunderts.51 Dabei zeigt er den Einfluss insbesondere der bürgerlich geprägtenGruppen dieser Bewegung auf das professionelle Selbstverständnis von Vertre-ternderLandespflegeauf.NaturaneignungundLandschaftswahrnehmunginderArbeiterjugendbewegung untersucht er vergleichend. Ursula Poblotzki hinterfragt Menschenbilder in der Landespflege 52 im Zeitraum 1945–1970 und unterscheidet dabei „konservativ-völkische“ und „pragmatisch-soziale“ Positionen.

„Die Entwicklung der Landschaftsarchitektur und ihrer Ausbildung“ disku-tiert Heinz W. Hallmann 1992.53 Er thematisiert dabei Kontroversen um Selbst-verständnis und Aufgabenfeld der Profession. Einem von ihm konstatierten „Auseinanderdriften“54 der Aufgabenschwerpunkte stellt er Hermann Matterns „ganzheitliche Auffassung über die Berufsaufgaben einschließlich der benach-barten Disziplinen Architektur und Städtebau, aber auch Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft“ gegenüber.55

Auf die Potentiale einer Auswertung der „Nachlässe von Gartenarchitekten des 19. und 20. Jahrhunderts als Grundlage freiraumplanerischer Forschung“ ma-

48 1887 wurde der Verein deutscher Gartenkünstler (VdG) gegründet, der den Ursprung der heutigen DGGL darstellt. Der BDLA wurde 1913, zehn Jahre nach Gründung des Berufsverbandes der Architekten (BDA), als Bund Deutscher Gartenarchitekten (BDGA) gegründet.

49 Zur DGGL vgl. Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, Ein Rückblick; zum BDLA vgl. Wolschke-Bulmahn/Gröning 1988.

50 Vgl. Wolschke-Bulmahn/Gröning 1988, S. 108.51 Wolschke-Bulmahn 1990. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der ersten Hälfte des

20. Jahrhunderts. In einem abschließenden Kapitel sind Bezüge zu aktuellen Tendenzen skizziert; vgl. a. a. O., S. 230–243.

52 Ursula Poblotzki, Menschenbilder in der Landespflege 1945–1970 (Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, Bd. 13), K. G. Saur Verlag, München 1992.

53 Heinz W. Hallmann, Die Entwicklung der Landschaftsarchitektur und ihrer Ausbildung in Deutschland – Teil 1, in: Das Gartenamt, 41 (1992), 2, S. 92–96 sowie Teil 2, in: Das Gartenamt, 41 (1992), 3, S. 165–170

54 Hallmann 1992, Teil 2, S. 168.55 A. a. O., S. 165.

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271.1 Stand der Forschung

chen Gert Gröning und Uwe Schneider 1996 aufmerksam. Sie weisen dabei auch auf den „bisher noch ungeordneten Nachlaß Walter Rossows“ im Baukunstarchiv der Akademie der Künste hin.56

Zum Werk und Wirken einzelner Persönlichkeiten liegt mittlerweile eine Reihe vonPublikationenvor,zudenennachfolgendeinexemplarischerÜberblickgege-ben wird. So ist dem Gartenarchitekten Leberecht Migge (1881–1935) anlässlich seines 100. Geburtstages 1981 eine Ausstellung der Gesamthochschule Kassel ge-widmet.57 Freiraumplanung in den Siedlungen der zwanziger Jahre am Beispiel der Planungen des Gartenarchitekten Leberecht Migge untersucht Martin Baumann.58 Vor kurzem ist von David H. Haney eine weitere umfassende Monographie zu Leben und Werk Leberecht Migges vorgelegt worden.59

Kontinuierliche Entwicklungslinien aus der NS-Zeit bis weit in die ersten Jahr-zehnte der Bundesrepublik weist Ursula Kellner am Beispiel des Landschaftsar-chitekten und Hochschullehrers Heinrich Wiepking (1891–1973) nach.60 Alwin Seifert (1890–1972), einem weiteren maßgeblichen Repräsentanten der Disziplin während der NS-Zeit, ist eine Monographie von Charlotte Reitsam gewidmet; sie untersucht sein Konzept einer „bodenständigen Gartenkunst“ und dessen Rezep-tion bis in die Nachkriegszeit.61

Anlässlich des 100. Geburtstages von Herta Hammerbacher (1900–1985) würdigen Joachim Wolschke-Bulmahn und Gert Gröning ihr Wirken als Gar-tenarchitektin und Autorin und diskutieren kritisch am Beispiel eines 1977 von ihr verfassten Artikels62 „ein vermeintlich unpolitisches Verständnis von Gartenarchitektur“.63 Eine Monographie zu Werk und Wirken Hammerbachers legt Jeong-Hi Ri 2004 vor.64 Dem Werk von Georg Pniower (1896–1960) widmen Joachim Wolschke-Bulmahn und Peter Fibich eine umfassende Darstellung und

56 Gert Gröning und Uwe Schneider, Nachlässe von Gartenarchitekten des 19. und 20. Jahrhunderts als Grundlage freiraumplanerischer Forschung, in: Die Gartenkunst, 8 (1996), 1, S. 119–136, hier S. 125.

57 Gesamthochschule Kassel (Hg.), Ausstellung Leberecht Migge 1981 (Schriftenreihe des Fachbereichs Stadtplanung und Landschaftsplanung H. 2), Kassel 1982; Vorwort.

58 Martin Baumann, Freiraumplanung in den Siedlungen der zwanziger Jahre am Beispiel der Planungen des Gartenarchitekten Leberecht Migge, Trift Verlag, Halle 2002.

59 David H. Haney, When modern was green. Life and work of landscape architect Leberecht Migge, Routledge, London/New York 2010. Im Rahmen dieser Arbeit konnte diese Untersuchung allerdings nicht mehr herangezogen werden.

60 Kellner 1998. In ihrer Forschungsarbeit zu Leben, Lehre und Werk Wiepkings untersucht Ursula Kellner dessenWeltbildundthematisiertu.a.seinenlangjährigen,prägendenEinflussalsHochschullehrer.

61 Charlotte Reitsam, Das Konzept der „bodenständigen Gartenkunst“ Alwin Seiferts. Fachliche Hintergründe und Rezeption bis in die Nachkriegszeit (Europäische Hochschulschriften, Reihe 42, Ökologie, Umwelt und Landespflege,Bd.25),PeterLang,FrankfurtamMain2001.

62 Herta Hammerbacher, Eine Entgegnung, in: Bauwelt, 68 (1977), 28, S. 963f. 63 Joachim Wolschke-Bulmahn und Gert Gröning, Der 100. Geburtstag von Herta Hammerbacher. Ein

Anlass zum Nachdenken, in: Stadt und Grün, 50 (2001), 1, S. 35–39; hier S. 38.64 In ihrer Forschungsarbeit befasst sich Jeong-Hi Ri „mit der Biographie, dem Gesamtwerk und der

Philosophie“ Hammerbachers, vgl. Ri 2004, Vorbemerkung.

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28 1. Einleitung

untersuchen am Beispiel seines Wirkens in der Weimarer Republik, seines Schick-sals in der NS-Zeit sowie seines späteren Wirkens in der DDR Entwicklungslinien der Landschaftsarchitektur in Deutschland.65DasWirkeneinflussreicherGarten-undLandschaftsarchitekten in der DDR untersucht Olaf Hiller am Beispiel von Her-mann Göritz (1902–1998)66 sowie Susanne Karn am Beispiel vom Walter Funcke (1907–1987).67 Dem Wirken von Hermann Mattern, insbesondere als Hochschul-lehrer, widmet sich Lars Hopstock in seiner Forschungsarbeit und hat inzwischen erste Beiträge veröffentlicht.68 Vor kurzem ist eine umfangreiche Publikation von Vroni Heinrich zu Hermann Mattern erschienen.69

Berichte und Untersuchungen zu den ersten Jahren der Nachkriegsentwicklung konzentrieren sich vielfach auf Reinhold Lingner und Georg Pniower.70 Bei Darstel-lungen zur weiteren Entwicklung in der BRD stehen Hermann Mattern sowie Herta Hammerbacher im Mittelpunkt vieler Betrachtungen.71 Anlässlich der 100. Geburts-tage von Reinhold Lingner und Hermann Mattern veranstaltet die TU Berlin 2002 eine Tagung mit der plakativen Fragestellung „Grüne Moderne passé?“.72

Umfangreiche biographische und bibliographische Angaben zu zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der Profession veröffentlichen Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn 1997 als Grüne Biographien.73 Der Schwerpunkt liegt hier auf dem „engeren Bereich der Gartenarchitektur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland“,74 wenngleich Informationen zur zweiten Hälf-

65 Joachim Wolschke-Bulmahn und Peter Fibich, Vom Sonnenrund zur Beispiellandschaft. Entwicklungslinien der Landschaftsarchitektur in Deutschland, dargestellt am Werk von Georg Pniower (1896–1960) (Beiträge zur räumlichen Planung, Bd. 73), Hannover 2004.

66 Olaf Hiller, Hermann Göritz. Eine biographische Studie als Beitrag zur Fachgeschichte der Garten- und Landschaftsarchitektur im 20. Jahrhundert (Materialien zur Geschichte der Gartenkunst 1), hrsg. von der Technischen Universität Berlin, Berlin 1997.

67 Susanne Karn, Freiflächen- und Landschaftsplanung in der DDR: am Beispiel von Werken des Landschaftsarchitekten Walter Funcke (1907–87), Lit Verlag, Münster 2004.

68 Lars Hopstock, Vom Bauhaus zum Studium generale. Der Landschaftsarchitekt Hermann Mattern (1902–1971) als Lehrer, in: Stadt und Grün, 61 (2012), 7, S. 22–27.

69 Vroni Heinrich, Hermann Mattern. Gärten – Landschaften – Bauten – Lehre. Leben und Werk, Universitätsverlag der TU Berlin, Berlin 20132.

70 Vgl. beispielsweise Norbert Schindler, „Persönlichkeiten bringen die Zeit in Bewegung“ (Oscar Wilde), in: Stadt und Grün, 50 (2001), 12, S. 808–813, hier S. 810–813; Norbert Schindler macht in seinen Beiträgen jedoch auch auf das Wirken Walter Rossows aufmerksam.

71 Vgl. u. a. Jeong-Hi Go, Neue Landschaftlichkeit – Mattern und Hammerbacher, in: Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Technische Universität Berlin (Hg.), Perspektive Landschaft [Red.UndineGisekeundKathrinWeck],WissenschaftlicherVerlagBerlin,Berlin2006,S.143–150.

72Vgl.AxelZutz,GrüneModernepassé?Zum100.GeburtstagvonReinholdLingner (1902–1968)undHermann Mattern (1902–1971), in: Stadt und Grün, 52 (2003), 3, S. 11–19.

73 Gröning/Wolschke-Bulmahn 1997.74 A. a. O., S. 6.

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291.1 Stand der Forschung

te des 19. sowie des 20. Jahrhunderts ebenfalls in die Publikation aufgenommen wurden.75

Einen Fokus auf Phasen der jüngeren Professionsgeschichte legen zwei Aus-gaben der Zeitschrift Garten und Landschaft: Im Themenheft „Der Neubeginn nach 1945“ sind wichtigen Protagonisten Beiträge gewidmet, darunter Herta Hammer-bacher, Reinhold Lingner, Hermann Mattern, Georg Béla Pniower, Walter Ros-sow („Immer einen Schritt voraus“) und Heinrich Wiepking-Jürgensmann („Die Macht der Tradition“).76 Facetten der weiteren fachlichen Entwicklung von Land-schaftsarchitektur und -planung in BRD und DDR beleuchtet wenig später das Themenheft „Der Aufschwung in den 70ern und 80ern“.77 Dabei befassen sich zwei Beiträge auch mit dem Aufkommen partizipatorischer Ansätze in der BRD.78

Thematische Schlaglichter werden im Rahmen verschiedener Tagungen gewor-fen. So steht das Konzept der Stadtlandschaft 1999 im Mittelpunkt einer Tagung der Universität Hannover.79InmehrerenBeiträgenfindetbeidieserVeranstaltungauch Walter Rossow Erwähnung.80 Das Verhältnis von Naturschutz und Demokratie!? wird mit einer Vielzahl von Beiträgen zu einem Workshop in Königswinter 2004 beleuchtet und ist in Band 3 der Schriftenreihe CGL-Studies dokumentiert.81 So wird beispielsweise Georg Pniower als „Ein Andersdenkender in Sachen Natur-schutz“ thematisiert.82

Der Perspektive Landschaft ist anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Studien-gangs ein Tagungsband der TU Berlin gewidmet.83 Ein Schwerpunkt der Betrach-tung ist dem ehemaligen Berliner Stadtgartendirektor Erwin Barth (1880–1933)

75 A. a. O., S. 7. Ausschlaggebend hierfür war die Eingrenzung der Betrachtung auf Persönlichkeiten, die bis ins 20. Jahrhundert lebten, doch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits verstorben waren.

76 Garten und Landschaft, 113 (2003), 3; mit Beiträgen u. a. von Peter Fibich und Joachim Wolschke-Bulmahn, VroniHeinrich,UrsulaKellner,StefanKörner,UrsulaPoblotzki,Jeong-HiRi,WinfriedRichardundAxelZutz.

77 Garten und Landschaft, 113 (2003), 8.78 Vgl. Winfried Jerney, Rasen betreten erlaubt, in: Garten und Landschaft, 113 (2003), 8, S. 13–16; Heidi

Sutter-Schurr und Klaus Selle, Mehr Demokratie wagen. Bürgerorientierung in der Planung: Zyklen, Kontinuitäten, Perspektiven. Ein Blick auf 35 Jahre Beteiligung, auf Niederlagen und Erfolge, auf Politikstil und Planungskultur, in: a. a. O., S. 17–20.

79 Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur (Hg.), StadtLandschaft. Tagungsbericht vom 22.–24. April 1999 (Beiträge zur räumlichen Planung Bd. 50), Hannover 1999; mit Beiträgen u. a. von Eva Benz-Rababah, Werner Durth, Vroni Heinrich, Friedrich Spengelin und Joachim Wolschke-Bulmahn.

80 Vgl. Friedrich Spengelin, Stadtstruktur und Wohnen in der Stadtlandschaft, in: a. a. O., S. 55–84, hier S. 61, S. 84; vgl. Joachim Wolschke-Bulmahn, Landschaft und städtische Freiräume im Planungsrecht des frühen 20. Jahrhunderts, in: a. a. O., S. 85–122, hier S. 85.

81 Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn (Hg.), Naturschutz und Demokratie!? Dokumentation der Beiträge zur Veranstaltung der Stiftung Naturschutzgeschichte und des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibniz Universität Hannover in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung (GTG) der Universität der Künste Berlin (CGL-Studies 3), Martin Meidenbauer Verlag, München 2006.

82 Vgl. Peter Fibich, Georg Pniower (1896–1960) – Ein Andersdenkender in Sachen Naturschutz, in: a. a. O., S. 55–61.

83 Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Technische Universität Berlin 2006.