Anforderungen an die Bettenaufbereitung

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Page 1: Anforderungen an die Bettenaufbereitung

Requirements for the Processingof Hospital Beds

Summary The organization of thebed conditioning in hospitals wasobject to various changes within thelast years. Steam disinfectantfacilities for the disinfection ofmatresses are no longer necessarydue to the application of matressencasings, so that there is no needfor a central processing-unit.Various aspects of the peripheralbed processing are presented withrespect to a specific riskassessment.

Keywords. bed processing, mattress,encasing, pillow, disinfection.

A. KramerSylvia RyllFrank-Albert Pitten

ORIGINALI

A

Anforderungen an dieBettenaufbereitungZusammenfassung. Die Organisation der Bettenaufbereitung imKrankenhaus hat in den letzten Jahren vielf€altige Ver€anderungen erfahren.Durch die Verwendung von Matratzen-Encasings wurden Matratzen-Dampfdesinfektionsanlagen entbehrlich, so dass die zentrale Aufbereitungnicht mehr erforderlich war. Die mit der dezentralen Bettenaufbereitungverbundenen Fragestellungen werden er€ortert und vor dem Hintergrundeiner Gef€ahrdungsbeurteilung differenziert dargestellt.

Schl€usselw€orter. Bettenaufbereitung, Matratze, Encasing, Kopfkissen, Desinfektion.

Zielstellung

Jeder station€ar aufgenommene Patienthat Anspruch auf ein sauberes,desinfiziertes, geruchsfreies und mitfrischer W€asche bezogenes Bett. Dienachfolgenden Empfehlungen fassenForderungen der DGKH, Leitlinie,,Anforderungen an die Bettenhygiene(IB)‘‘ [1]. sowie des Arbeitskreises,,Krankenhaus und Praxishygiene‘‘ derAWMF [2] zusammen.

Problemstellung

Krankenhauspatienten besitzen eineh€ohere Infektionsanf€alligkeit alsGesunde. Zugleich werdenKrankheitserreger in denpatientennahen Bereich freigesetzt, dieh€aufig durch Antibiotikaresistenzengekennzeichnet sind. Damitunterscheidet sich die vomKrankenhausbett ausgehendeInfektionsgef€ahrdung von der desHotelbetts. Das Infektionsrisiko wirdbesonders offensichtlich, wenn derPatient an einer €ubertragbarenInfektionskrankheit erkrankt bzw. mitProblemerregern kolonisiert ist.Benutzte Krankenbetten sind alsmikrobiell kontaminiert anzusehen.Das Bett stellt die unmittelbareUmgebung des Patienten w€ahrendseines Klinikaufenthaltes dar. Es bietetdie direkte Kontaktfl€ache zum Patienten(Hand, K€orper, Kleidung, Drainagen

usw.) und kann somit mit dessenMikroflora behaftet sein.Zum Krankenbett geh€oren:

1.

K

Bettgestell

2. am Bettgestell montierbare

Zusatzteile (z.B. Fernbedienung,Bedienungsfeld f€ur das Personal,Halteb€ugel, Lagerungshilfen, Anti-Dekubitussysteme, Zugvorrichtungen,Bettgitter, Infusionsgestelle,Urinflaschenhalter usw.)

3.

elektrische und elektronische Teile (z.B. Schwesternruf)

4.

Matratze 5. Kopfkissen, Decke und Bettw€asche.

Organisation derBettenaufbereitung

Die Bettenaufbereitung kann dezentraloder zentral organisiert sein. AusKostengr€unden (Bettenwaschanlage,Transportwege, Fl€achenbedarf,Transportabdeckung, Personal) wird diezentrale Aufbereitung zunehmendzugunsten dezentraler Formen verlassen.Da bei der dezentralen Form derAufbereitung in der Regel keineHubvorrichtungen f€ur dieKrankenhausbetten vorhanden sind, istdiese Variante der Bettenaufbereitungh€aufig mit deutlich st€arkerenPersonalbelastungen verbunden.Die Bettenaufbereitung kann demPflege-, dem Hol- und Bringe- oder demReinigungsdienst €ubertragen werden.

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Am kosteng€unstigsten ist dieAufbereitung durch denReinigungsdienst [3]. Hierbei sind dasReinigungsunternehmen f€ur diehygienisch einwandfreie €Ubergabe derBetten und der Krankenhaushygieniker(in) / die Hygienefachkraft f€ur diefachliche Anleitung und €Uberwachungverantwortlich.Bei dezentraler manuellerBettenaufbereitung muss das Vorgehenso weit wie m€oglich standardisiert undals Arbeitsanweisung dokumentiertwerden, weil im Unterschied zurzentralen Bettenaufbereitung dieDurchf€uhrung keinem validiertenVerfahren unterliegt.

Anforderungen an Betten undBettw€asche

Klinikbetten sollen der DIN EN 60601-2-38 entsprechen. Elektrisch undmechanisch betriebeneKrankenhausbetten unterliegen alsMedizinprodukte der Klasse 1 demMedizinproduktegesetz. Bezogen auf dieReinigung und Desinfektion m€ussenfallweise sowohl das Bettgestell alsauch am Bettgestell montierteZusatzteile der Aufbereitung zug€angigsein [1,2].Als Voraussetzung zur manuellenAufbereitung der Matratze wird eindesinfizierbarer, fl€ussigkeits- underregerdichter €Uberzug (Encasing)empfohlen, der mindestens die Liege-und Seitenfl€achen umschließen muss.Bettw€asche soll sauber, frei vonKrankheitserregern und keimarm sein[1,2]. Deshalb wird Bettw€asche nachjedem Patientenwechsel einemdesinfizierenden Waschverfahrenunterzogen. F€ur Kopfkissen undEinziehdecken differieren dieAnforderungen zwischen desinfizierenderAufbereitung bei jedemPatientenwechsel [1] oderindikationsabh€angiger Entscheidung [2]bzw. gibt es auch hier die M€oglichkeitvon Encasings mit nachfolgenderWischdesinfektion.

NutzungsbezogeneAufbereitung

T€agliche Aufbereitung ohnePatientenwechsel (Abb. 1): Nebenoptischer Sauberkeit sollen

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Infektionsketten unterbrochen bzw.Rekolonisation verhindert werden.Durch den Reinigungsdienst werdeneinmal t€aglich Verschmutzungen an Bettund Nachtschrank entfernt und alleKontaktfl€achen einer Wischdesinfektionunterzogen. Zus€atzlich werden durch dasPflegepersonal im Rahmen derPatientenversorgung sichtbareKontaminationen durch eine reinigendeWischdesinfektion entfernt.Bei Patienten ohne bekannteKolonisation oder Infektion mitProblemerregern erfolgt ein Wechsel vonKopfkissen und Bettdeckenkernen nurbei sichtbarer Verschmutzung. Eint€aglicher Wechsel der Bettw€asche ist beiPatienten mit bekannter kritischerKolonisation oder Infektion sowie beiimmunsupprimierten Patienten (z.B.Intensivtherapie- Patienten, Hochdosis-Chemotherapie) zu empfehlen.Kopfkissen sollten bei Besiedlung oderInfektion des Patienten mitmultiresistenten Erregern mit einemEncasing versehen werden. Dieser wirdeinmal t€aglich und bei Bedarfwischdesinfiziert.Aufbereitung bei Entlassung oderVerlegung (Abb. 2): Es sprichthygienisch nichts dagegen, dieAufbereitung im belegten Bettenzimmervorzunehmen, weil sich die Staub- undErregeraufwirbelung nicht von der beimt€aglichen Bettenmachen unterscheidet.Voraussetzung ist, dass w€ahrend derAufbereitung keine pflegerischen oder€arztlichen T€atigkeiten am Patientendurchgef€uhrt werden.Stationsflure sollen nicht zurBettenaufbereitung genutzt werden, dadadurch die Flurnutzung behindert wirdund f€ur Besucher ein schlechter Eindruckentsteht [3]. Außerdem k€onnen auf demFlur stehende Krankenhausbetten dieBrandlast erh€ohen und im Brandfallben€otigte Fluchtwege behindern.Nach Entlassung wird die Bettw€aschekomplett abgezogen und ohneZwischenlagerung in den W€aschesackentsorgt. Das Bettgestell (soweiterreichbar), Encasing, Nachtschrank unddas Kleiderschrankfach werdendesinfizierend gereinigt.Bewegungshilfen am Bett werdenebenfalls wischdesinfiziert.Lagerungshilfsmittel werden derAufbereitung zugef€uhrt. Im Anschlusswird das Bett mit sauberer Bettw€aschebezogen und mit einer Staubschutzfolieabgedeckt (nicht erforderlich beikurzfristiger Wiederbelegung).

Bei der Desinfektion des Encasings mussvisuell gepr€uft werden, ob der €Uberzugdefekt, durchfeuchtet oder verschmutztist. Ist das der Fall, wird er abgezogen,verpackt und in dieKrankenhausw€ascherei gegeben. DasBett ist mit einem neuen Encasing zuversehen.Das Patiententelefon und andereBedienfelder werden ebenfallswischdesinfiziert.Dem Aufbereitungsteam muss t€aglichgemeldet werden, wie vieleEntlassungsbetten geplant aufbereitetwerden m€ussen. Zus€atzlich mussPersonal vorhanden sein, das auf Abrufungeplante Entlassungsbetten herrichtenkann.

Wartung

Einmal j€ahrlich sollen Krankenhausbettentechnisch €uberpr€uft werden, sofern vomHersteller nicht anders vorgeschrieben.Hierbei wird das Bett vollfl€achigdesinfizierend gereinigt, weil es durchAnhaften von Staub mit adh€ariertenErregern sowie durch Spritzer bei derFußbodenpflege zur Verschmutzung undKontamination der Unterseiten desBettgestells gekommen sein kann. DieEncasings werden der W€aschereizugef€uhrt.

PatientenbezogeneAufbereitung beiPatientenwechsel

Die Aufbereitung erfolgt in zweiKategorien:

A

Patient ohne kritische Kolonisationoder Infektion

B

Patient mit hoher Infektiosit€at bzw.kritischer Kolonisation und/oder€ubertragbaren Infektionen mitnosokomialen Problemerregern oder mit Verdacht oder Erkrankung durchCreutzfeldt- Jakob- Krankheit oder Variante

Die Aufbereitung unterscheidet sich inder Wahl des Desinfektionsmittels, derSchutzkleidung, dem Umgang mitKopfkissen und Bettdeckenkernen sowieder Entsorgung. Die Schutzkleidung wirdauf der Station zur Verf€ugung gestellt.Kopfkissen und Bettdeckenkerne werdenin Kategorie A nicht routinem€aßig

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Abb. 1. Rot = erforderliche desinfizierende Reinigung.

Abb. 2. Rot = erforderliche Desinfektion.

gewechselt, sondern aufVerschmutzungen, Feuchtigkeit,Schweißr€ander, Geruch und Defekte€uberpr€uft und im Bedarfsfall gewechselt.Um dennoch sicherzustellen, dass auchdie Kopfkissen und die Bettdeckenregelm€aßig desinfizierend gereinigtwerden, wird empfohlen, mit einemTextilstift auf der Decke bzw. demKissen das Datum der letztenAufbereitung in der Reinigung zuvermerken. Hausintern sollte danngeregelt werden, ob nach 3 oder 6Monaten eine Aufbereitung imdesinfizierenden Waschverfahren erfolgt.Allgemein empfiehlt es sich, sp€atestensnach 6 Monaten Kissen oder Deckenaufzubereiten, es sei denn, diese sinddurch ein Encasing gesch€utzt.In Kategorie B erfolgt ein Wechsel derKopfkissen und Bettdeckenkerne. BeiKopfkissen mit Encasing wird der€Uberzug wischdesinfiziert bzw. beiVerschmutzung oder Durchfeuchtungabgezogen und aufbereitet. Bei derAufbereitung bei hoch-infekti€osen odermit problematischen Erregernkolonisierten Patienten ist auf diedesinfektorische Wirksamkeit desgew€ahlten Verfahrens zu achten. Diestrifft insbesondere zu auf Patienten mitNorovirus-Infektion oder Clostridiumdifficile-assoziierter Diarrh€oe (CDAD). Beiersteren ist auf die entsprechendeViruswirksamkeit des gew€ahlten

Desinfektionsmittels zu achten, beizweitem muss ein sporozidesDesinfektionsmittel zur Anwendungkommen.Die Betten der Kategorie B m€ussen injedem Fall im Patientenzimmerdesinfiziert werden; ein Transport derBetten in eine stationsbezogene oderzentrale Bettenaufbereitung ist nichtzul€assig, da es zu einer Verbreitung vonKrankheitserregern im Krankenhaus aufdem Transportweg kommen k€onnte.Die Einteilung der Entlassungsbettennach o.g. Kategorien liegt in derDurchf€uhrungsverantwortung derschichtleitenden Schwester. Der leitendeStationsarzt der Abteilung isthauptverantwortlich. Die Kennzeichnungerfolgt mit einem Etikett, auf dem dieKategorie und ggf. der Erregerdokumentiert sind.Bei der patientenbezogenenAufbereitung muss der Reinigungsdienst€uber die Einstufung des Betts in dieinfrage kommende Kategorie informiertwerden. Dies kann z.B. durch Anbringenfarbiger Aufkleber erfolgen.

€Uberwachung/Qualit€atssicherung

Mindestens monatlich wird ein frischaufbereitetes Bett durch dieHygienefachkraft visuell auf

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Verschmutzungen, Staub und sichtbareKontaminationen €uberpr€uft. Halbj€ahrlichwerden mikrobiologische Stichprobenausgewertet.

Literatur

[1] Deutsche Gesellschaft f€ur Krankenhaushy-giene. Leitlinie Anforderungen an die Bet-tenhygiene (IB). http://www.dgkh.de/pdfdata/leitlinien/bettenhygiene_weiss.pdf

[2] Leitlinie der AWMF. Hygienische Aufberei-tung von Krankenbetten. http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/

[3] C. Winkelmann, S. Fleßa, A. Kramer,Wirtschaftlichkeitsanalyse der dezentralenBettenaufbereitung im Vergleich zurzentralen Bettenaufbereitung und Schluss-folgerungen zur Optimierung in einemKrankenhaus der Maximalversorgung.GMS Krankenhaushyg Interdiszip 3(2)(2008) Doc17 (20080528).

Korrespondenzadresse

HerrProf. Dr. med. habil. Axel KramerInstitut f€ur Hygiene und UmweltmedizinErnst-Moritz-Arndt-Universit€atWalter-Rathenau-Straße 49a17489 GreifswaldE-Mail: [email protected]