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Motivieren ohne zu manipulieren Anforderungen an die professionelle Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen der Förderung der Klientenautonomie und den manipulativen Einflüssen durch Macht und Zwang.

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Motivieren ohne zu manipulieren

Anforderungen an die professionelle

Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen

der Förderung der Klientenautonomie und

den manipulativen Einflüssen durch Macht

und Zwang.

Motivieren ohne zu Manipulieren

Anforderungen an die professionelle Soziale Arbeit im Spannungsfeld

zwischen der Förderung der Klientenautonomie und den manipulativen

Einflüssendurch Macht und Zwang.

Bachelorarbeit von: Sophia Wüst

Blumenstrasse 4

9424 Rheineck

an der: FHS St.Gallen

Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Studienrichtung Sozialpädagogik

begleitet von: Matthias Weber

Dozent Fachbereich Soziale Arbeit

Für den vorliegenden Inhalt ist ausschliesslich die Autorin verantwortlich.

St. Gallen, 12. März 2014

Inhaltsverzeichnis

Abstract ............................................................................................................................1

Vorwort .............................................................................................................................5

1. Einleitung..............................................................................................................7

2. Motivation ...........................................................................................................11 2.1 Begriff der Motivation ....................................................................................................... 11

2.2 Motivation aus dem „Innern“ ............................................................................................ 14

2.3 Motivation durch äussere Einflüsse.................................................................................. 16

2.4 Unmögliche Trennung der intrinsischen- und extrinsischen Motivation ........................... 19

2.5 Korrumpierung intrinsischer Motivation durch externe Belohnung................................... 21

3. Autonomie als Grundbedingung ......................................................................24 3.1 Autonomie und Freiheit .................................................................................................... 24

3.2 Meta- Autonomie .............................................................................................................. 26

3.3 Entscheidungs- und Handlungsfreiheit............................................................................. 28

3.4 Integrität ........................................................................................................................... 29

3.5 Selbstbestimmungstheorie der Motivation ....................................................................... 32

4. Anforderungen im Spannungsfeld von Motivation und Manipulation ..........37 4.1 Einschränkung der individuellen Freiheit.......................................................................... 37

4.1.1 Keine Verhältnisse ohne Macht und Asymmetrie ................................................... 38

4.1.2 Bevormundung durch Kontrolle .............................................................................. 41

4.1.3 Verletzung der Integrität durch strukturelle Zwänge ............................................... 43

4.1.4 Manipulation versus Integrität................................................................................. 44

4.2 Kooperation zwischen Professionellen und Klienten........................................................ 46

4.2.1 Beziehungen im professionellen Kontext................................................................ 47

4.2.2 Arbeitsbündnis ........................................................................................................ 48

4.2.3 Freiwilliges Arbeitsbündnis unter Zwang ................................................................ 50

4.3 Doppeltes Mandat ............................................................................................................ 51

5. Fazit.....................................................................................................................54

Literaturverzeichnis...........................................................................................60 Quellenverzeichnis......................................................................................................... 63

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 65

1

Abstract

Titel: Motivieren ohne zu manipulieren

Kurzzusammenfassung: Die Arbeit beschreibt das Spannungsverhältnis zwischen dem

Motivieren und dem Manipulieren in der Sozialen Arbeit und leitet

daraus bestimmte Anforderungen an die Professionellen ab.

Autor(en): Sophia Wüst

Publikationsformat: BATH

MATH

Semesterarbeit

Forschungsbericht

Anderes

Veröffentlichung (Jahr): 2014

Sprache: Deutsch

Zitation: Wüst, Sophia. (2014). Motivieren ohne zu manipulieren. Un-

veröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St. Gallen, Fachbereich

Soziale Arbeit

Schlagwörter (Tags): Intrinsische Motivation, Manipulation, Selbstbestimmungs-theorie,

Integrität, Autonomie, Arbeitsbündnis, Druck und Zwang, Soziale

Arbeit

Ausgangslage:

Die Motivation eines Menschen hilft diesem, Neues entstehen zu lassen und gilt als Antriebs-

faktor des menschlichen Handelns. In der Sozialen Arbeit wird mit diesem Wissen gearbeitet,

denn die Motivation der Klienten ist oft massgeblich an der Lösung des aktuellen Problems

beteiligt. Die Motivierung der Klienten in eine gewünschte Richtung läuft dabei jedoch stets

Gefahr, manipulativ zu wirken. Durch die Ausübung von Druck und Zwang, zur Vermittlung

eines bestimmten Verhaltens, kann die Autonomie der Klienten beschnitten und eine selbstbe-

stimmte Lebensführung erschwert werden. Eine solche Motivierung mit manipulativem

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Charakter ist aus ethischer Sicht problematisch, weil die individuelle Freiheit des Klienten

tangiert wird.

Ziel:

Allgemein wächst in der modernen Gesellschaft die Forderung nach Leistung und Erfolg.

Damit steigt auch der Druck auf die Professionellen der Sozialen Arbeit, den Klienten diese

Werte zu vermitteln. Wie können Klienten in diese Richtung aktiviert werden, ohne ihre indivi-

duelle Freiheit zu tangieren? Die Lösung wäre, die Klienten zu motivieren ohne sie zu manipu-

lieren. Motivation und Manipulation liegen jedoch nahe beieinander, weil bereits die Absicht

der Professionellen, ein gewünschtes Verhalten zu fördern, als Druck auf die Klienten interpre-

tiert werden kann. Dieses Dilemma ist Gegenstand dieser Arbeit. Es geht um eine Sensibilisie-

rung der Leser für die wichtigen Faktoren, die dazu beitragen können, dass Klienten möglichst

nicht manipuliert werden. Dies führt zu folgender Fragestellung: Welche Anforderungen

ergeben sich für die professionelle Soziale Arbeit aus dem Spannungsfeld von Motivation und

Manipulation der Klienten?

Vorgehen:

Das methodische Vorgehen bei der Beantwortung der Fragestellung basiert ausschliesslich

auf Literaturrecherchen.

Im ersten Teil wird auf den Begriff der Motivation eingegangen, und mit der intrinsischen und

der extrinsischen Motivation werden zwei spezifische Motivationsformen unterschieden,

welche unterschiedliche Auswirkungen auf die Selbstbestimmung und Autonomie der

Adressaten haben. Es wird erläutert, warum diese beiden Motivationsformen nur schwer zu

trennen sind und dass die intrinsische Motivation durch extrinsische Motivationsversuche auch

abgeschwächt werden kann.

Der zweite Teil setzt sich mit den Themen Freiheit und Autonomie des Individuums

auseinander und vertieft diese Thematik, in Verbindung mit der Motivation, mit dem Konzept

der Integrität sowie der Selbstbestimmungstheorie. Dieser Teil dient der Sensibilisierung für

zentrale Aspekte der intrinsischen Motivation in Bezug auf die individuelle Entwicklung.

Im dritten Teil wird untersucht, welche Faktoren in der Aktivierung der Klienten die individuelle

Freiheit des Individuums beschränken und welche Anforderungen sich daraus für die

Professionellen ergeben. Zudem wird das Konzept des Arbeitsbündnisses näher betrachtet

und zum Schluss auf das mit der Doppelrolle der Professionellen einhergehende Dilemma

zwischen Hilfe und Kontrolle in der Sozialen Arbeit eingegangen.

3

Erkenntnisse:

Intrinsische Motivation stellt eine Form der Motivation dar, welche im Innern eines Menschen

entsteht, sich selbst verstärken kann und damit nachhaltig ist. Demgegenüber entsteht

extrinsische Motivation durch äussere Einflüsse wie Druck, Kontrolle oder Belohnung und kann

manipulativ wirken, da die individuelle Autonomie beschnitten wird. Versuchen die

Professionellen der Sozialen Arbeit die Rahmenbedingungen für intrinsische Motivation zu

schaffen, vermindert dies die Gefahr des Manipulierens.

Für die Förderung der intrinsischen Motivation der Klienten sind Handlungs- und Entschei-

dungsfreiheit, Meta-Autonomie, die Selbstbestimmung sowie Interesse an der Umwelt zentral.

Erleben die Klienten Selbstbestimmung und Integrität, vermindert dies ihre Manipulierbarkeit,

da sie sich ihrer persönlichen Wertvorstellungen bewusst sind und ihr Leben möglichst selbst-

bestimmt gestalten. Die geringere Manipulierbarkeit der Klienten wiederum ermöglicht, selbst-

bestimmt entscheiden zu können, was die individuelle Autonomie und damit erneut intrinsische

Motivation fördert.

Da der Übergang zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation fliessend ist und sich

gewisse extrinsisch wirkende Zwänge nicht aufheben lassen, lässt es sich nur schwer fest-

stellen, ob motiviert oder manipuliert wird. Dieses Dilemma birgt für die Professionellen der

Sozialen Arbeit ein Spannungsfeld zwischen den beiden Polen der Motivation und der Mani-

pulation.

Die per se vorhandene asymmetrische Beziehung zwischen Professionellen und Klienten

generiert ein ungleiches Machtverhältnis, was ein die Autonomie wahrender Umgang mit dem

Klienten ohne Druck und Zwang erschwert. Es ist demnach für die Professionellen schwierig,

Hilfe zu gewähren, ohne die Klienten aufgrund dieser Asymmetrie immer auch ein Stück weit

zu kontrollieren. Auch im doppelten Mandat der Professionellen lässt sich dieses Spannungs-

feld identifizieren. Der Auftrag der Gesellschaft oder der staatlichen Institutionen ist meist ein

anderer als die Förderung von Autonomie und Integrität der Klienten. Da die Klienten niemals

gänzlich freiwillig ein Arbeitsbündnis eingehen, ist auch hier ein gewisser Druck auf die

Klienten per se vorhanden. Wenn nicht durch eine einweisende Instanz, dann haben sie doch

zumindest die gesellschaftlichen Normen zu diesem Schritt bewogen. Die in diesem

Spannungsfeld zwischen Manipulation und Motivation enthaltenen Widersprüche lassen sich

niemals ganz aufheben.

Ausgehend vom Konzept der Integrität und der Selbstbestimmungstheorie besteht die zentrale

Anforderung für Professionelle der Sozialen Arbeit darin, durch intrinsische Motivation die

Autonomie der Klienten zu fördern, damit diese ein selbstbestimmtes und integres Leben

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führen können. Wollen Professionelle der Sozialen Arbeit diesem Ideal unter Berücksichtigung

des oben beschriebenen Spannungsfeldes möglichst nahe kommen, gilt es folgende Anforde-

rungen zu beachten:

Ungleiche Machtverhältnisse sollen identifiziert und reflektiert und anhand einer kooperativen

Zusammenarbeit vermindert werden. Dazu soll die Beziehung zu den Klienten gefördert

werden, was die intrinsische Motivation aufgrund ihrer sozialen Komponente stärkt. Um einer-

seits Autonomie zu gewährleisten und Freiräume für die Klienten zu schaffen und andererseits

die Manipulation auch im Spannungsfeld des Doppelten Mandats zu verhindern, müssen sich

die Professionellen als Verbindungsglied zwischen diesen beiden Positionen verstehen und

sich der Grenzen der eigenen Kompetenzen bewusst sein. Bei der Entlastung der Gesellschaft

von gewissen sozialen Problemen soll die Integrität und Selbstbestimmung der Klienten best-

möglich gewahrt und gefördert werden. Das Arbeitsbündnis, welches aufgrund kooperativer

Problembearbeitung wertschätzend auf die Klienten wirkt und auf die Basis der freiwilligen

Zusammenarbeit setzt, stellt einen möglichen Rahmen dar, innerhalb dessen die intrinsische

Motivation gefördert werden kann, auch wenn ein gewisser struktureller Druck vorhanden ist.

Grundsätzlich sollen in der Sozialen Arbeit und in der Sozialpädagogik fördernde Rahmenbe-

dingungen für die Selbstbestimmung und Integrität der Klienten geschaffen werden, welche die

intrinsische Motivation ermöglichen. Die in dieser Arbeit herausgearbeiteten Kriterien und die

daraus abgeleiteten Anforderungen stellen eine Möglichkeit dar, wie Professionelle der

Sozialen Arbeit ihr Handeln in Bezug auf die Autonomie des Klienten stets überprüfen und

reflektieren können.

Literaturquellen (Auswahl): Deci, Edward, L., Ryan, Richard, M.. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und

ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik 93 (2), 223-236. Rheinberg, Falko, Vollmeyer, Regina. (2012). Motivation (8.Aufl.) . Stuttgart: Kohlhammer. Pollmann, Arnd. (2005). Integrität. Bielefeld: Transcript. List, Elisabeth, Stelzer, Harald. (2010). Grenzen der Autonomie. Weilerswist: Velbrück

Wissenschaft. Oevermann, Ulrich. (2009). Die Problematik der Strukturlogik des Arbeitsbündnisses und der

Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung in einer professionalisierten Praxis von Sozialarbeit. In Roland Becker-Lenz, Stefan Buss, Gudrun Ehlert & Silke Müller (Hrsg.). Professionalität in der Sozialen Arbeit (2. Aufl.) (S. 113-143). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 5

Vorwort

Im Rahmen des Studiums an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in St.Gallen setzte

ich mich immer wieder mit dem Thema der Motivation auseinander. Die Motivation ist

eine zentrale Kraft, welche die Menschen antreibt, neue Wege zu gehen, neue Ent-

scheidungen zu treffen und ihr Leben zu verändern. Die Motivation spielt in sämtlichen

Lebensbereichen eine Rolle und ist bereits in alltäglichen Handlungen vorhanden. Diese

Kraft, die eine persönliche Weiterentwicklung bewirkt und das Streben eines Menschen

vorantreibt, habe ich erstmals in einer Seminararbeit im Rahmen meines Studiums

untersucht. Ich wollte erfahren, was Motivation ist, wie diese entsteht und wie sie bei

Jugendlichen gefördert werden kann. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen

liessen am Schluss der Arbeit offene Fragen zurück, die mich weiterhin beschäftigten.

Im Zusammenhang mit dem Motivieren von anderen Menschen stelle ich mir nun unter

anderem die Frage, wie weit man als Professionelle der Sozialen Arbeit aus ethischer

Sicht gehen darf, um Menschen so weit zu beeinflussen, damit diese Motivation ent-

wickeln. Denn die Recherchen zu meiner Seminararbeit zeigten, dass eine nachhaltige

Motivation aufgrund möglichst autonomer Entscheidungen sowie aus dem Interesse an

der Umwelt entsteht. Die Freiheit des Individuums wird somit in einer nachhaltigen Moti-

vationsförderung besonders betont. Doch diese Freiheit gerät meiner Ansicht nach

genau dann in Gefahr, wenn von aussen versucht wird, das Individuum soweit zu beein-

flussen, bis es die gewünschte Motivation entwickelt. Ich stellte mir somit die Frage, wie

weit sich Sozialarbeitende aus Sicht der Freiheit des Individuums in deren Leben ein-

mischen dürfen, ohne genau diese Freiheit der Klienten zu verletzen. Ich erachtete es

aus der Perspektive des Freiheitsgedankens grenzwertig, Menschen so zu beeinflussen,

dass sie ihr Innerstes soweit verändern und eine Motivation für eine Handlung ent-

wickeln, welche die Professionellen für richtig halten. Durch diese Beeinflussung von

aussen, welche in den Klienten eine Veränderung herbeirufen, entstand in mir der Ge-

danke der Manipulation und der Verdacht, dass in der Sozialen Arbeit und in der Sozial-

pädagogik oftmals manipuliert statt motiviert wird.

Um diese Auseinandersetzung mit der Motivation und der Manipulation in der Sozialen

Arbeit wird es in der vorliegenden Arbeit gehen. Es ist mir persönlich ein Bedürfnis, dass

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sich Professionelle grundlegend mit dieser Frage auseinandersetzen und dass die

Soziale Arbeit diese Themen stets reflektiert und von den Professionellen verlangt, dass

diese ihre Haltungen sorgfältig überprüfen.

Danksagung

Ich möchte an dieser Stelle Matthias Weber von der FHS St.Gallen für Betreuung der

vorliegenden Bachelorarbeit danken. Die treffenden fachlichen Inputs und die ent-

standenen Gespräche und Diskussionen haben mich sehr unterstützt und die Motivation

am Schreibprozess aufrechterhalten. Des weiteren möchte ich Jürg Aggeler danken,

welcher mir die Arbeit korrigierte. Dank gebührt auch Thomas Troxler, der die Arbeit

Inhaltlich gegengelesen hat und seine Fragezeichen hinter unverständliche Sätze setzte

und mich zu vielen Präzisierungen motivierte. Zuletzt möchte ich allen Menschen in

meinem Umfeld danken, die mich in diesem Prozess unterstützt haben und mit denen

ich stets spannende Gespräche über Motivation, Manipulation und Freiheit führen

konnte.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 7

1 Einleitung

Die Motivation eines Menschen hilft diesem, Neues entstehen zu lassen und gilt all-

gemein als Antriebsfaktor des menschlichen Tuns. In der Sozialen Arbeit wird mit

diesem Wissen gearbeitet, denn die Motivation der Klienten ist oft massgeblich an der

Lösung der sozialen Probleme beteiligt und entscheidet darüber, ob sie ihr Leben

wandeln oder sich den gesellschaftlichen Anforderungen anpassen können. Es liegt

somit nahe, dass Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bestrebt sind, ihre Klienten zu

motivieren und zu aktivieren, um ein bestimmtes Ziel oder Verhalten zu erreichen. Doch

wie kann eine solche Aktivierung möglichst nachhaltig umgesetzt werden?

Diese Frage beschäftigt nicht nur die Soziale Arbeit, sondern auch die Psychologie und

Pädagogik. Die Forschung zu diesem Thema beeinflusst aber auch die Privatwirtschaft.

In Betrieben der Wirtschaft wird aktuell viel investiert, damit die Mitarbeiter motiviert sind

und ein gutes Betriebsklima entstehen kann. Motivierte Mitarbeiter gelten dabei als Vor-

aussetzung für bestmögliche Leistungen.

Allgemein wächst in der modernen Gesellschaft die Forderung nach Leistung und Erfolg

stetig. Dieser Druck überträgt sich auch auf den sozialen Bereich. Soziale Institutionen

haben die Aufgabe, den Klienten solche gesellschaftlichen Normen zu vermitteln und

damit allenfalls eine Reintegration zu ermöglichen. In vielen Fällen zeigen die Klienten in

der Praxis aber wenig Motivation, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es ist

deshalb interessant zu untersuchen, wie sich Erwartungen und Druck aufgrund des

staatlichen Auftrags an soziale Institutionen sowie durch Werte und Normen der Gesell-

schaft auf die Motivation von Klienten in der Sozialen Arbeit auswirken.

Soziale Arbeit ist zur Erfüllung dieser verschiedenen Ansprüche bestrebt, den Klienten

ein bestimmtes Verhalten zu vermitteln. Die Motivierung der Klienten in eine gewünschte

Richtung läuft dabei aber stets Gefahr manipulativ zu wirken. Durch die Ausübung von

Druck und Zwang, zur Vermittlung eines bestimmten Verhaltens, kann die Autonomie

der Klienten beschnitten und eine selbstbestimmte Lebensführung erschwert werden.

Eine solche Motivierung mit manipulativem Charakter ist aus ethischer Sicht problema-

tisch, weil die individuelle Freiheit des Klienten tangiert wird. Für Professionelle der

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Sozialen Arbeit stellt sich damit die Frage, wie diesem gesellschaftlichen Druck zur An-

passung an die Norm begegnet werden und gleichzeitig die Freiheit der Klienten gewahrt

werden kann. Die Lösung wäre, die Klienten zu motivieren, ohne sie zu manipulieren.

Motivation und Manipulation liegen jedoch nahe beieinander, weil bereits die Absicht des

Professionellen ein gewünschtes Verhalten zu fördern als Druck auf den Klienten inter-

pretiert werden kann. Dieses Dilemma wird im Folgenden als Spannungsfeld zwischen

Manipulation und Motivation bezeichnet. Es wird der Frage nachgegangen, welche An-

forderungen sich aus diesem Spannungsfeld für die Professionellen ergeben. Gibt es

mögliche Arbeitsformen oder Haltungen, welche in der Sozialen Arbeit die Motivation bei

Klienten nachhaltig fördern? Kann dies mit den gesellschaftlichen und staatlichen Auf-

trägen an die Soziale Arbeit vereinbart werden? Diese Überlegungen führen zur zentra-

len Fragestellung:

„Welche Anforderungen ergeben sich für die professionelle Soziale Arbeit aus dem

Spannungsfeld von Motivation und Manipulation der Klienten?“

In der vorliegenden Arbeit soll dargelegt werden, welche Aspekte zu beachten sind,

wenn nachhaltige Motivation der Klienten gefördert werden soll, ohne durch Druck und

Bevormundung zu manipulieren. Darüber hinaus wird versucht, aus diesen Aspekten

grundsätzliche Anforderungen an die Professionellen der Sozialen Arbeit abzuleiten. Die

damit einhergehende Forderung nach ethischer Reflexion über das eigene Handeln der

Professionellen leistet an dieser Stelle auch einen Beitrag an die Professionalisierungs-

debatte in der Sozialen Arbeit, in welcher die Selbstreflexion einen hohen Stellenwert

besitzt.

Ziel dieser Arbeit ist somit, bei den Professionellen ein Bewusstsein für eine ethische

Betrachtungsweise ihres Handelns in der Sozialen Arbeit im Zusammenhang mit dem

Motivieren von Klienten zu schaffen. Es geht um eine Kritik wie auch um eine Sensibili-

sierung für die wichtigen Faktoren der Motivationsentstehung und der Aufzeichnung

einer möglichen Grundhaltung, welche die Autonomie und die Integrität der Klienten

achtet und den manipulativen Umgang zu vermeiden versucht.

Das methodische Vorgehen bei der Beantwortung der Fragestellung basiert aus-

schliesslich auf Literaturrecherchen. Bei der Literatur, die im Rahmen dieser Arbeit ge-

sichtet wurde, findet der Aspekt des Motivierens, welcher in der Sozialen Arbeit leicht zur

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Manipulation werden kann, nicht sehr viel Beachtung. Dazu versucht diese Arbeit einen

Beitrag zu leisten.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel. Zunächst wird im Kapitel 1

allgemein auf den Begriff der Motivation eingegangen. Anschliessend werden mit der

intrinsischen und der extrinsischen Motivation zwei spezifische Motivationsformen unter-

schieden, welche zentral für die nachfolgenden Ausführungen sind und mit unterschied-

lichen Auswirkungen auf die Selbstbestimmung und Autonomie des Adressaten

einhergehen. Nach dieser Gegenüberstellung wird erläutert, warum diese beiden

Motivationsformen nur schwer zu trennen sind und dass die intrinsische Motivation durch

extrinsische Motivationsversuche auch abgeschwächt werden kann.

Das zweite Kapitel setzt sich mit den Themen Freiheit und Autonomie des Individuums

auseinander und vertieft diese Thematik, in Verbindung mit der Motivation, mit dem

Konzept der Integrität sowie der Selbstbestimmungstheorie. Diese beiden Konzepte

beziehungsweise Theorien sensibilisieren die Fachpersonen in den Bereichen der

Achtung der Menschenwürde, Autonomie, Freiheit und dem Auftrag die

Selbstbestimmung der Klienten zu fördern.

Im Anschluss an diese „Sensibilisierung“ des Lesers für zentrale Aspekte der

intrinsischen Motivation wird der Blick von den Klienten abgewendet und auf die

Anforderungen der Professionellen der Sozialen Arbeit gerichtet. Das Kapitel 3 baut auf

den vorangegangenen Kapiteln auf und nutzt diese Erkenntnisse, um Anforderungen an

die Soziale Arbeit zu formulieren, die in der Betrachtung des Spannungsfeldes zwischen

Manipulation und Motivation entstehen. Anhand der Erläuterungen zu Freiheit und

Autonomie des Individuums und den in diesem Kapitel beschriebenen Verhältnissen der

Macht und des Zwangs in der Klientenbeziehung wird aufgezeigt, wie es nicht sein soll

bzw. welche Anforderungen sich daraus für die professionelle Soziale Arbeit ergeben.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich dann die Auseinandersetzung mit dem Konzept

des Arbeitsbündnisses. Zum Schluss wird im letzten Kapitel auf das Dilemma zwischen

Hilfe und Kontrolle in der Sozialen Arbeit und somit auf die Doppelrolle der

Professionellen eingegangen.

Es muss von vornherein darauf hingewiesen werden, dass diese Arbeit auf

theoretischem Wissen basiert und somit am Schluss keine spezifischen methodischen

Handlungsanleitungen liefert. Es geht um gedankliche Konstrukte, welche das Handeln

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der professionellen Arbeit beeinflussen können, damit auf einer guten motivierenden

Basis mit den Klienten gearbeitet werden kann.

Der Begriff der Sozialen Arbeit wird als allgemeiner Begriff verwendet, welcher sowohl

die Soziale Arbeit wie auch die Sozialpädagogik umfasst.

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2 Motivation

Motivation, was ist dieses Phänomen, welches Menschen veranlasst, Handlungen aus-

zuführen, Veränderungen anzustreben und Kraft zu investieren, um eine Tätigkeit

durchzuführen und nicht aufzugeben? Die menschliche Motivation oder was den

Menschen zu einer Handlung bewegt ist in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen

sehr zentral. In den Bereichen Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften sowie

Sozialwissenschaften wie auch in der Ökonomie und anderen Disziplinen ist die Frage

nach der Motivation eine zentrale und wichtige.

2.1 Begri f f der Mot ivat ion

Der Begriff der Motivation geht auf das lateinische Verb „movere“ zurück, was bewegen

bedeutet. Der Ursprungsgedanke der Bewegung ist sehr aussagekräftig bei der

Betrachtung und Definition der Motivation. Der Aspekt der Bewegung findet sich wieder

in den klassischen psychologischen Motivationsansätzen. In pädagogisch

psychologischen Auseinandersetzungen mit Motivation wird untersucht, was den

Menschen bewegt, bestimmte Handlungen zu unterlassen oder auszuführen (vgl. Ziegler

2013, S.1). Eine Handlung auszuführen kann wesentlich von einem positiv bewerteten

Zielzustand abhängig sein, denn nach Rheinberg (2012) lässt sich die Motivation als

Vorgang „einer aktivierenden Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen

positiv bewerteten Zielzustand“ beschreiben (S. 15). Der Zielzustand ist in dieser Defini-

tion das Motiv, welches zu bestimmten Handlungsweisen anregt.

In der Definition der klassischen Motivationspsychologie entsteht die Motivation „über

das Zusammenwirken von Personmerkmalen (...) und situativ gegebenen Anreizen“

(Rheinberg, 2009, S.669). Kommen somit persönliche Motive, wie zum Beispiel gewisse

Vorlieben, mit einer Situation in Verbindung, welche die Befriedigung dieser Vorlieben

verspricht, entsteht Motivation.

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Aus einer anderen Perspektive hingegen kann die Motivation als ein erklärendes

Phänomen betrachtet werden, als ein Phänomen, welches das Verhalten erklärt.

Motivation sagt somit aus, wohin, wie stark und wie ausdauernd eine Handlung ausge-

führt wird. Nerdinger (2007) definiert hierzu die Motivation wie folgt: „Motivation erklärt

die Richtung, Intensität und Ausdauer menschlichen Verhaltens“ (S. 379). Die Intensität

und Ausdauer zeigt auf, ob und wie lange an dem Vorhaben festgehalten wird und wie

zentral die Entscheidung oder Tätigkeit ist. Die Richtung des menschlichen Verhaltens

sagt aus, weshalb eine bestimmte Entscheidung getroffen wurde und nicht die Alterna-

tive dazu gewählt wurde. Ein Beispiel hierfür ist, wenn sich ein Mitarbeiter in einer Firma

trotz Hindernissen nicht von seinem eingeschlagenen Weg abbringen lässt auch wenn

seine Mitarbeitenden bereits resigniert und aufgegeben haben. Gerade in

Firmenbetrieben sind Auseinandersetzungen mit solchen Fragen zentral, da die Antwort

Wesentliches über die Motivation der Mitarbeitenden aussagt (vgl. Nerdinger, 2007,

S.379). Diese Richtung, welche aussagt, weshalb bestimmte Entscheidungen gemacht

wurden, lässt sich auf einen positiv bewerteten Zielzustand zurückführen, der bei einer

hohen Motivation, mit ganzer Kraft erreicht werden möchte. Die Intention zielt auf einen

zukünftigen Zustand, gleichgültig ob er wenige Sekunden oder mehrere Jahre entfernt

liegt (vgl. Rheinberg, 2012, S. 15). Wird die Richtung und Ausdauer vertiefter betrachtet,

wird sichtbar, dass nicht nur ein positiver Zielzustand ein Motivationsfaktor sein kann,

sondern bereits der Vollzug einer bestimmten Tätigkeit an sich. Insbesondere wenn die

Tätigkeit selbst gewählt und somit selbstbestimmt ist, kann sie hoch motivierend sein

(vgl. Deci & Ryan, 1993, S.225).

Ziegler (2013) bringt eine weitere Komponente in die Definitionen ein, und zwar jene der

Faktoren, welche die Motivation steuern und antreiben (vgl. S. 103). Die Motivation an

sich beschreibt nach dieser Definition eine Vielfalt von Prozessen, die das Handeln an-

treiben sowie steuern. Die Vielfalt der Aspekte, welche die Motivation beeinflussen, wird

in der folgenden Definition nochmals mit anderen Worten auf den Punkt gebracht:

„Motivation allgemein gilt als die Gesamtheit der in einer Handlung wirksamen Motive,

die ein Verhalten aktivieren, richten und regulieren. In der Psychologie ist Motivation die

Handlungsbereitschaft, ein Bedürfnis, zum Beispiel Hunger oder Durst, zu befriedigen

oder ein angestrebtes Ziel zu erreichen (...). Die Motivation bestimmt zusammen mit

äusseren Reizen, mit Wahrnehmung und Lernvorgängen sowie den jeweiligen Fähig-

keiten das menschlichen Verhalten und ist daher Ergebnis einer Wechselwirkung

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zwischen personenspezifischen und situationsspezifischen Merkmalen“ (Brockhaus,

2009, S.379).

Scarano (2006), welcher die Motivation nochmals unter einem anderen Aspekt

betrachtet, macht eine Unterscheidung zwischen den Gründen welche zu einer

Handlung führen und den Motiven, welche wirksam sind, damit eine Handlung entsteht

(vgl. 448). Die Motivationspsychologie geht davon aus, dass der Mensch aufgrund von

Motiven handelt. Das Motiv wird unter Anderen als Beweggrund, Bedürfnis, Interesse

oder Antrieb des menschlichen Verhaltens definiert (vgl. Brockhaus, 2005 - 2006).

Nerdinger (2003) erwähnt hierzu Abraham Maslow, welcher das Modell einer Bedürfnis-

hierarchie oder in anderen Worten auch „Theorie über die Motive“ entwickelte.

Menschliches Verhalten wird laut Maslow von zwei Arten von Motiven bestimmt. Es sind

dies die Defizit- sowie die Wachstumsmotive. Zu den Defizitmotiven zählen die

physiologischen Grundbedürfnisse wie Hunger und Schlaf, Sicherheitsmotive wie Schutz

und Angstfreiheit, soziale Motive wie Kontakt und Liebe, sowie Ich-Motive wie

Anerkennung und Macht. Die Defizitmotive werden meistens sichtbar, sobald eine

Störung oder ein Mangelzustand auftritt. Nerdinger (2003) formuliert dazu: „Die Motiva-

tion dient so gesehen der Wiederherstellung eines Gleichgewichts, wenn dieses gestört

ist“ (S.15).

Wenn nun mit diesen Erkenntnissen der Motivationspsychologie die Frage nach dem

„warum“ einer Handlung gestellt wird, soll lässt die Beantwortung dieser Frage die

Motive für die Handlung sichtbar werden. Scarano (2006) weist jedoch darauf hin, dass

die Antwort auf die Frage nicht nur Motive beinhalten kann, sondern auch bestimmte

Gründe. Somit wird zwischen Motiven und Gründen für eine Handlungsausführung

unterschieden. Wenn nun die Frage „warum hast du das getan?“ gestellt wird, kann als

Antwort eine Rechtfertigung bzw. ein Grund genannt werden. In seiner ethischen

Betrachtungsweise müssen diese unterschieden werden, da Motive und Gründe nicht

dasselbe sind. Dies deshalb, da es gute Gründe für eine Handlung geben kann, ohne

dass bei deren Durchführung Motivation entsteht. Umgekehrt kann Motivation für eine

Handlung vorhanden sein, obwohl alle guten Gründe gegen die Ausführung sprechen.

Es sind somit nicht nur Motive, welche zu einer Handlung führen, sondern auch Gründe,

welche Motivation erzeugen können oder nicht. In der moralphilosophischen Debatte

führt diese Diskussion häufig zu Auseinandersetzungen. Das Gegenargument zur

Trennung von Motiven und Gründen ist, dass wenn die Überzeugungen für Handlungen

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moralisch sind, sie dadurch automatisch eine hohe Motivationskraft besitzen. Somit sind

Grund und Motiv der Handlungen identisch, weshalb ein notwendiger Zusammenhang

besteht und nicht nur Motive als handlungsleitend angeschaut werden können (vgl.

Scarano, 2006, S. 448-453).

Aufgrund der Komplexität und der Variantenreichhaltigkeit in der Definition der

Motivation lässt sich abschliessend sagen, dass die Motivation das Ergebnis von ver-

schiedenen Einflussfaktoren ist. Weitere Aspekte waren, dass die Motivation nicht das

Ergebnis der verschiedenen Einflüsse ist, sondern eine Aussagekraft besitzt, über Infor-

mationen, betreffend Intensität, Ausdauer und Zielgerichtetheit einer Handlung. Die Ein-

flussfaktoren auf die Motivation stehen in den weiteren Ausführungen dieser Arbeit im

Zentrum.

Werden nun die Gründe und Betrachtungsweisen aussen vor gelassen und die

Motivation an sich ins Zentrum gerückt, lässt sie sich grundsätzlich in zwei verschiedene

Motivationen einteilen. Es ist dies einerseits die sogenannte extrinsische Motivation und

andererseits die intrinsische Motivation. Der Unterschied liegt darin, dass bei der extrin-

sischen Motivation der Bewegungsanstoss zu einer Handlung von äusseren Faktoren

bestimmt ist und bei der intrinsischen Motivation von inneren Beweggründen. Auf diese

zwei verschiedenen Motivationsarten wird in den folgenden Kapiteln näher eingegangen.

2.2 Mot ivat ion aus dem „Innern“

Die intrinsische Motivation ist eine bestimmte motivationale Orientierung. Motivierte

Orientierungen zeigen spezifische Präferenzen bestimmten Handlungen gegenüber. Es

gibt somit Handlungen, welche bevorzugt werden, und andere, die uninteressant wirken.

Bevorzugten Handlungen haften bestimmte Motive an, welche für die Akteure attraktiv

erscheinen (vgl. Krapp, 1999, S. 392, zit. in Heckhausen & Heckhausen, 2010, S. 369).

Bei der intrinsischen Motivation entstehen diese Motive im Innern der Akteure selbst. Der

Handlungsanstoss entsteht somit individuell bei der Person selber, welche dann die

Empfindung hat, aus ihrem Innersten etwas anzustreben oder ausführen zu wollen. Im

folgenden wird aus Sicht der Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci und

Ryan (1993) die intrinsische Motivation erläutert.

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Der Begriff des Selbst steht im Zentrum dieser Theorie und kann als Prozess sowie auch

als Ergebnis der persönlichen Entwicklung interpretiert werden. Eine wichtige Rolle bei

der Entstehung der intrinsischen Motivation sind somit innere Aspekte wie Charakter,

angeborene Bedürfnisse, Exploration, Fähigkeiten und Interessen. Bestimmte Wertvor-

stellungen und emotionale Aspekte können die intrinsische Motivation ebenfalls beein-

flussen (vgl. Kapitel 2.2). Dem wird die extrinsische Motivation gegenübergestellt, die

unter anderem durch Belohnung und Strafe oder aufgrund eines bestimmten Ziels, zum

Beispiel Bestehen einer Prüfung, entsteht. Damit wird das Verständnis für die

intrinsische Motivation nochmals verdeutlicht. Die Unterscheidung ist wie bereits

erwähnt, dass die intrinsische Motivation unabhängig von Belohnung, Druck oder Be-

strafung entsteht. Intrinsische Motivation kann sogar bei einer Tätigkeit selber entstehen,

es wird dann von der Freude am Tun gesprochen. Ein zentraler Aspekt, der die

intrinsische Motivation entstehen lässt, ist zudem das Interesse. Intrinsisch motivierte

Verhaltensweisen werden auch als „interessenbestimmte Handlungen“ definiert (vgl.

Deci & Ryan, 1993, S.225).

Nach der Interessenstheorie werden bei der intrinsischen Motivation zwei Ebenen

berücksichtigt: die Ebene der emotionalen Komponenten des Interessens und die Ebene

der wertbezogenen Komponenten. Beim emotionalen Erleben einer Handlung ist die

auftretende intrinsische Motivation gekoppelt an positive Gefühle. Es sind somit die

positiven Gefühle einer Handlung, die motivieren. Anregend können auch Erinnerungen

an zurückliegende oder Erwartungen an künftige Auseinandersetzungen mit dem

Interessengegenstand sein. Die wertbezogene Komponente der intrinsischen Motivation

bedeutet, dass der Gegenstand des Interessens vorübergehend in das Selbstkonzept

des Individuums integriert wurde. Die Handlung oder auch der Gegenstand hat somit

einen Wert bekommen und somit eine bestimmte Wichtigkeit zur Ausführung der

Handlung oder zur Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand (vgl. Krapp, 1999, S.

400).

Ein Seitenblick auf ethische Ansichten zeigt, dass Werte auch immer mit Gefühlen ver-

bunden sind. Persönliche Werte sind daher Anliegen, welche nahe gehen und von der

Person priorisiert werden. Wird somit nach einer inneren Überzeugung und bestimmten

Wertvorstellung gehandelt, entsteht ebenfalls ein befriedigendes und positives Gefühl

(vgl. Fleisch, 2014, S.15).

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 16

Werden Tätigkeiten freiwillig und aus innerem Anreiz ausgeführt, entstehen nicht nur

positive Gefühle, sondern auch der zentrale Wert der Selbstbestimmung. Nach Deci und

Ryan (1993) ist in erster Linie das Gefühl der Selbstbestimmung die Grundlage für die

Entstehung von intrinsischer Motivation. Das Individuum erlebt sich als frei bei der Aus-

wahl und Durchführung seiner Handlungen, wodurch die eigene Auffassung von ihm

selber mit der Handlung übereinstimmt und somit nachvollziehbar wird, weshalb das

Selbst und die Integration der Handlung zentral für die intrinsische Motivation sind.

Grundlage der Selbstbestimmung ist jedoch Freiheit, die gewährleistet, dass es zu auto-

nomen Handlungen kommen kann (vgl. S. 223-225).

Da die Selbstbestimmungstheorie einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der

intrinsischen Motivation leistet, wird diese Theorie im Verlaufe dieser Arbeit nochmals

aufgegriffen und genauer erläutert (vgl. Kapitel 3.5). Für die Selbstbestimmung eines

Menschen ist die Freiheit und Autonomie von zentraler Bedeutung, weshalb auch auf

diese Aspekte nochmals eingegangen wird (vgl. Kapitel 3-3.3).

Sowohl in alltagspragmatischen als auch in vielen wissenschaftlichen Theorien wird

davon ausgegangen, dass Wohlbefinden und intrinsische Motivation optimale Voraus-

setzungen sind, um grosse Leistungen zu vollbringen oder Ausdauer im Vollzug einer

Handlung aufzuweisen (vgl. Krapp, 2005, S.626). In der Auseinandersetzung dieser

Arbeit mit der Motivation sowie dem Prozess des Motivierens von Klienten zeigt sich

somit die intrinsische Motivation als zentrale Grundlage für das Verständnis der

Problematik zwischen Motivieren und Manipulieren.

2.3 Mot ivat ion durch äussere Einf lüsse

Die gegenteilige Form der intrinsischen Motivation ist die extrinsische Motivation.

Diese ist eine Motivation, welche von äusseren Faktoren bestimmt und angeregt wird.

Extrinsische Aspekte können Druck, Belohnung, Bestrafung und allgemein äussere An-

reize sein, die das Verhalten formen und lenken. Im Gegensatz zur intrinsischen

Motivation tritt die extrinsische Motivation nicht spontan und unabhängig von gewissen

Faktoren auf, sondern wird durch implizite oder explizite Aufforderungen ausgelöst.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 17

Handlungen, die extrinsisch motiviert sind, streben einen gewünschten Zielzustand an,

der zum Beispiel erreicht werden will, um eine Belohnung zu erlangen oder einer

Sanktion zu entgehen. Dies ist in der Sozialen Arbeit unter anderem der Fall, wenn

Instanzen aus dem sozialen Bereich auf ihre Klienten mit Sanktionen Druck ausüben

oder wenn bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Belohnungen ausgesprochen

werden. Bei Schülern wäre es die Angst, keine Lehrstelle zu finden, wenn sie sich nicht

genügend in der Schule anstrengen und ein weiteres Schuljahr anhängen müssten. Die

Handlungen zielen somit auf einen erzwungenen oder gewünschten Endzustand ab und

stehen im engen Zusammenhang mit äusseren Einflüssen (vgl. Deci & Ryan, 1993, S.

224).

Bei einer differenzierten Betrachtung der extrinsischen Motivation werden vier

verschiedene Typen von extrinsischen Verhaltensregulationen unterschieden:

Die erste Form, wie es zu extrinsischer Motivation kommen kann, ist die externale

Regulation. Bei der externalen Regulation wird das Verhalten durch äussere Faktoren

reguliert, auf die das Individuum keinen direkten Einfluss hat. Beispiele sind Handlungen,

welche durchgeführt werden, um eine externale Belohnung zu erlangen oder um einer

Bestrafung zu entgehen (vgl. Deci & Ryan, S.227). Jene Motivation, welche entsteht, um

einer Sanktion zu entgehen, wird als Vermeidungsmotivation beschrieben. Die Vermei-

dungsmotivation entsteht aus Überlegungen, ob die eigene Handlung negative Folgen

haben könnte und auf welche Art und Weise diese Folgen, wie zum Beispiel eine

Sanktion, vermieden werden können (vgl. Halvorson, 2013). Dieses Verhalten entsteht

aus dem Individuum selbst, ist jedoch von äusseren Steuerungsfaktoren abhängig.

Obwohl das Individuum selbst zu diesem Verhalten gekommen ist, entspricht es weder

den Prinzipien der Autonomie noch der Freiwilligkeit (vgl. Kapitel 3.1).

Der zweite Typ ist jener der introjizierten Regulation. Dieser bezieht sich auf Verhaltens-

weisen, welche aus innerem Antrieb entstehen, jedoch trotzdem im Zusammenhang mit

der sozialen Umwelt sind. Ein Beispiel hierfür ist eine Handlung, die vollzogen wird, „weil

es sich so gehört“ oder weil man bei einer Unterlassung ein schlechtes Gewissen hat. Es

sind somit keine direkten äusseren Handlungsanstösse mehr nötig. Die Verhaltenswei-

sen werden in dieser Erscheinungsform von inneren Kräften kontrolliert oder erzwungen,

entstehen jedoch nicht aus dem individuellen Selbst.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 18

Die dritte Form der extrinsischen Motivation ist jene der identifizierten Regulation. Hier

besteht eine Identifikation mit der Handlung, was bedeutet, dass das Individuum die

Handlung als persönlich wichtig oder wertvoll anerkennt. Dies geschieht aufgrund einer

Identifikation mit den zugrunde liegenden Werten und Zielen, welche in das individuelle

Selbstkonzept integriert wurden. Ein Beispiel hierfür: Wenn ein Schüler für eine

Abschlussprüfung lernt, weil er sich selbst das Ziel gesetzt hat, den Abschluss zu

bestehen. Im Gegensatz zu der introjizierten Regulation wird hier eine Handlung ausge-

führt, weil sie als wichtig und wertvoll anerkannt wird und nicht aufgrund kontrollierender

innerer Kräfte wie zum Beispiel eines schlechten Gewissens.

Die integrierte Regulation ist die letzte Form mit dem höchsten Grad an

Selbstbestimmung. Die integrierte Regulation „ ist das Ergebnis der Integration von

Zielen, Normen und Handlungsstrategien, mit denen sich das Individuum identifiziert und

die es in das kohärente Selbstkonzept integriert hat“ (Deci & Ryan, 1993, S. 228). Da es

sich bei dieser Form nicht nur darum handelt, dass sich das Individuum mit den Werten

und Zielen identifiziert (identifizierte Regulation), sondern diese bereits in seinem Selbst

integriert hat und aus seinem Innern heraus handelt, ist die Unterscheidung zu der intrin-

sischen Motivation nur noch schwer erkennbar (vgl. Deci & Ryan, 1993, S. 227-228).

In der folgenden Abbildung werden nochmals die verschiedenen motivationalen

Faktoren der jeweiligen Motivationsformen ersichtlich.

Abbildung 1

Motivation

intrinsisch

Neugier (kognitiv)

Anreiz (emotional)

Erfolgswerwartung (Wahrscheinlichkeit)

extrinsisch

positive Verstärkung (Belohnung)

negative Verstärkung (Zwang)

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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2.4 Unmögl iche Trennung der intr insischen und extr insischen Motivat ion

Deci und Ryan (1993) postulierten in einer früheren Forschungsphase, dass extrinsisch

motivierte Handlungen nicht selbstbestimmt sind. Sie ergänzten jedoch später ihre

Erkenntnisse, da sie feststellten, dass die extrinsische Motivation durchaus ein Stück

weit selbstbestimmt sein kann. Wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben, gibt es

verschiedene Verhaltensregulationen, die voneinander unterschieden werden können.

Auf der einen Seite steht die externale Regulation, die komplett von äusseren Faktoren

abhängig ist und weder den Prinzipien der Autonomie noch der Freiwilligkeit entspricht.

Dies tritt zum Beispiel ein, wenn eine Motivation entsteht, um eine Handlung aus-

zuführen, damit einer Bestrafung ausgewichen werden kann. Auf der anderen Seite steht

die integrierte Regulation. Im Gegensatz zu der externalen Regulation werden hier die

von aussen bestimmten Ziele, Normen und Handlungsstrategien so stark von der

handelnden Person in ihr Selbst integriert, dass sie das Gefühl hat, von sich aus so

handeln zu wollen (vgl. Kapitel 2.3). Da somit Handlungsanstösse aus innerer Überzeu-

gung entstehen, befindet sich die Motivationsform der integrierten Regulation nahe an

der intrinsischen Motivation. Im Bereich zwischen diesen beiden unterschiedlichen Arten

von Motivation ist der Übergang von fremdbestimmter Regulation und erlebter Selbstbe-

stimmung fliessend (vgl. Deci & Ryan, 1993, S.226).

Ein wichtiger weiterer Aspekt in dieser Betrachtung ist, dass sich die Formen nicht nur

schwer voneinander trennen lassen, sondern dass sich die Motivationsform innerhalb

des Tätigkeitsverlaufs auch ändern kann. Woodworth (1918) weist in diesem

Zusammenhang darauf hin, dass Tätigkeiten, die auf extrinsischen Anstössen aufgebaut

haben, sich im Verlaufe zu einer intrinsisch motivierten Handlung ändern können. Dies

zeigt, dass intrinsische und extrinsische Motivation im Zusammenhang gedacht werden

sollten (vgl. Woodworth,1918, zit. in Heckhausen und Heckhausen, 2010, S.367).

Insbesondere ein positiv wahrgenommenes soziales Umfeld hat grossen Einfluss auf die

Motivation eines Menschen. Der äussere Druck durch das soziale Umfeld, welches als

positiv empfunden wird, verändert die innere Haltung der Betroffenen. Werden somit die

Ansichten, Meinungen sowie Erwartungen des sozialen Umfeldes von den betreffenden

Personen hoch gewertet, kann dies schnell zu einer Anpassung durch eine innere

Haltungsänderung führen. Was unter manipulativ verstanden werden kann, jedoch nicht

von aussen aktiv gesteuert wird. Klug (2012) erwähnt im Zusammenhang mit den

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 20

sozialen Beziehungen, dass das engere soziale Umfeld der Familie, Arbeits- und Frei-

zeitmöglichkeiten oder die Wohnumgebung eine tendenziell positive Wirkung auf die

Motivation eines Menschen haben. Es sind Faktoren, die er teilweise stärker bewertet

als die Unterstützungen der Hilfeleistenden oder der Gesellschaft (vgl. S. 15-16).

Dies ist ein zentraler Aspekt bei der Betrachtung der Entstehung einer Veränderungs-

motivation, da in der Praxis der sozialen Arbeit bei den Professionellen noch stark die

Handlungsweise vorherrscht, die Klienten aufgrund extrinsischer Anstösse wie Druck

und Belohnung anregen zu wollen. Dabei geht oft vergessen, dass das soziale Umfeld

auch Wesentliches zur Motivation beitragen kann. In der Praxis der Sozialen Arbeit

bedeutet somit das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit, dass Klienten Verhaltens-

vorschriften auch von den Sozialarbeitenden übernehmen, um weiterhin dazu zu

gehören und gesellschaftlich akzeptiert zu werden (vgl. Klug 2012, S.16). In diesem

Beispiel findet zu Beginn eine gänzliche Fremdsteuerung statt, welche dann über die

Stadien der „introjizierten“, „identifizierten“ und schliesslich „integrierten Regulation“ so

sehr in das Selbst eingebaut werden, dass die ursprüngliche Fremdbestimmung kaum

mehr von der Selbstbestimmung zu unterscheiden ist (vgl. Deci & Ryan, 1993, S. 227-

228). Passt sich ein Mensch nicht an die gesellschaftlichen Erwartungen an, kann dies

zum Ausschluss durch die Gesellschaft führen (vgl. Klug, 2012, S. 61).

In solchen Situationen kann als mögliche Lösungsstrategie der Betroffenen, die bereits

im Kapitel der extrinsischen Motivation beschriebene Vermeidungsmotivation entstehen

(vgl. Kapitel 2.3). Es gilt an dieser Stelle einzufügen, dass nicht zwingend eine Ver-

meidungsmotivation oder nach Singer (2004) eine „negative“ Motivation entstehen muss.

Wie bereits beschrieben vermischen sich die Grenzen der intrinsischen und extrin-

sischen Motivation, und es kann vorkommen, dass äussere Anregungen nicht als solche

wahrgenommen werden, wodurch beim Individuum kein erfahrbarer Widerspruch

zwischen den Erwartungen des Umfeldes und den eigenen Entscheidungen entsteht.

Wenn beim Individuum die äusseren Einflüsse unbewusst bleiben, kann der Eindruck

entstehen, seine Handlungsentscheidung wäre frei und ohne äusseren Zwang getroffen

worden (vgl. S. 50, zit. in List & Stelzer, 2010, S.58). Bei dieser Ausführung haben sich

somit extrinsische Einflüsse unbemerkt in intrinsische Motivation umgewandelt.

Somit kann gesagt werden, dass oft gewisse extrinsische Anteile bei intrinsisch

motivierten Tätigkeiten zu finden sind. Es kann zum Beispiel nicht nur die Handlung an

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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sich sein oder der persönlichen Wunsch, der ausschlaggebend für eine Tätigkeit ist,

sondern auch unbewusst eine erhoffte positive Resonanz des Umfeldes auf das

Ausführen dieser Handlung. Hiermit wird die Aussage von Deci und Ryan (1993) eben-

falls unterstrichen, welche sagen, dass die Trennung zwischen intrinsischer und

extrinsischer Motivation oftmals schwer auszumachen ist, da die Übergänge fliessend

sind (vgl. S.226).

Wegen der Tatsache, dass eine anfängliche Fremdsteuerung sich über Stadien der

„introjizierten“, „identifizierten“ und schliesslich „integrierten Regulation“ sich so verinner-

licht, dass das Gefühl der Selbstbestimmung auftritt, ist dieses Phänomen, kritisch be-

trachtet, manipulativ. Soziale Zwänge können nach List und Stelzer (2010) die

Autonomie durch seine Manipulierbarkeit gefährden (vgl. S.11). Nach Pantucek (2013)

muss die Unterstützung am Individuum angepasst werden und zugleich eine Hilfe zur

Bewältigung des äusseren Drucks beinhalten. Dies bedeutet, dass tatsächlich an den

Wünschen und Möglichkeiten der Adressaten angesetzt wird und ihnen nicht die

subjektiven Vorstellungen der Sozialarbeitenden übergestülpt werden dürfen. Somit gilt

es, die Grenzen der Freiheit zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung

abzuwägen (vgl. List & Stelzer, 2010, S.11).

2.5 Korrumpierung intr insischer Mot ivat ion durch externe Belohnung

Im vorangegangen Kapitel wurde der fliessende Übergang von extrinsischer zu

intrinsischer Motivation beschrieben. Ein weiterer zentraler Aspekt im Zusammenspiel

dieser beiden motivationalen Richtungen ist die Korrumpierung intrinsischer Motivation

durch externe Belohnung.

Externe Belohnungen können die intrinsische Motivation abschwächen oder gänzlich

zum Verschwinden bringen. Nach Woodworth (1918) kann bei einer Situation, wo

Freude an der Tätigkeit selbst erlebt wird, durch die Einführung einer externen

Belohnung diese Freude zunichte gemacht werden. Ist dies der Fall, wird die Aufmerk-

samkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt auf der Ausführung der Tätigkeit lag, umgelenkt auf

die Belohnung, welche durch die Handlung folgen würde. Dies führt nach Woodworth

(1918) dazu, dass ohne intrinsische Motivation nicht nur die Tätigkeit beeinträchtigt wird,

sondern auch die Entwicklung eines dauerhaften Interesses an der Tätigkeit störe (vgl.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 22

S. 69f. zit. in Heckhausen & Heckhausen, 2010, S.372). Die folgende vorgestellte Unter-

suchung von Deci und Ryan (1971; 1975) macht dieses Phänomen sichtbar.

Es ist eine Untersuchung, die in einem Kindergarten durchgeführt wurde. Als erster

Schritt dieser Untersuchung wurde registriert, was die Kinder von sich auch gerne

machen. Als diese Tätigkeiten erfasst wurden, erhielten die Kinder ab einem bestimmten

Zeitpunkt für diese Tätigkeiten eine Belohnung. Als diese Belohnung nach einer

gewissen Zeit wieder abgesetzt wurde, war das Ergebnis, dass die Kinder durch das

Wegfallen des Anreizes die Tätigkeit seltener wieder ausführten, als sie es vor dem

Versuch taten (vgl. Deci & Ryan, 1971; 1975, zit. in Heckhausen & Heckhausen, 2010,

S.372).

Somit hat die eingeführte Belohnung die ursprüngliche Attraktivität der Tätigkeit gesenkt.

In diesem Zusammenhang wird vom Korrumpierungseffekt gesprochen.

Das intrinsisch motivierte Ausführen der Lieblingstätigkeit wurde also durch eine ex-

trinsische Belohnung geschwächt (vgl. Heckhausen & Heckhausen, 2010, S. 372).

Der Korrumpierungseffekt wird ebenfalls in einer Studie von Böttcher (2001) bestätigt,

welcher untersucht hat, ob Lehrkräfte motivierter arbeiten, wenn sie entsprechend ent-

löhnt werden. Böttcher hat diese Untersuchung initiiert, da er den Dialog zwischen

Wirtschaft und Sozialer Arbeit fördern wollte und der Ansicht war, dass soziale Berufe

vom wirtschaftlichen Denken profitieren können und umgekehrt. Die in wirtschaftlichen

Betrieben oft angewandte motivationsfördernde leistungsorientierte Entlöhnung wollte er

nun in einer sozialen Institution ausprobieren. Dazu wählte er eine Schule aus, in

welcher Lehrer für eine bestimmte Zeit leistungsorientiert entlöhnt werden sollten. Somit

schaffte er finanzielle Anreize, damit sich der Fleiss der Lehrkräfte steigerte. Zugleich

ging es ihm darum, dass Lehrkräfte, welche sich nicht bewährt haben, entlassen werden

und somit

der Erfolg der Schule gesteigert werden könne (vgl. Lemke 2000, zit. in Böttcher, 2001,

S.896).

Nach Böttcher werden Veränderungsprozesse durch „Leistungsanreize“ vorangetrieben.

Er beschreibt, dass Individuen eigennützig handeln, Belohnungen anstreben sowie Be-

strafungen vermeiden wollen. Diese Belohnung sieht er in dieser Untersuchung in Form

von Bezahlung, welche der „Motivator“ einer Institution sei.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 23

Das Ergebnis der Untersuchung war, dass lediglich 10% der Befragten angaben,

intensiver gearbeitet zu haben, als eine leistungsorientierte Bezahlung eingeführt wurde.

Vielmehr klagten sie über Vertrauensverluste und dass die Bezahlung die „Moral“ der

Schule und die Teamarbeit beeinträchtigten. Schulen sollten durch eine Kultur hoher

Wertschätzung von Kollegialität und kontinuierlicher Verbesserung ausgezeichnet

werden (vgl. Böttcher, 2010. S. 902-903). Es wären somit soziale und psychische

Faktoren, welche zu einer höheren Leistungsbereitschaft motivieren.

Abschliessend kann gesagt werden, dass gängige Befunde darauf hinweisen, dass

extern geschaffene Motive stets Gefahr laufen, schwache interne (intrinsische) Motive zu

überlagern und letztlich abzubauen (vgl. Kapitel 2.5).

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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3 Autonomie als Grundbedingung

Was einen Menschen tatsächlich in seinem Innern motiviert ist, sich selbstbestimmt zu

erleben, Handlungsoptionen zu bekommen und sich selber für oder gegen etwas zu ent-

scheiden. In den beschriebenen Theorien über die Intrinsische Motivation und deren

Entstehung wird sichtbar, dass ihnen stets der Gedanke der Freiheit anhaftet.

Aspekte der Motivationssteigerung wie Autonomie bzw. Selbstbestimmung, positive Be-

ziehungen, Freiwilligkeit, Interesse, Handlungsfreiheit oder Wünsche setzen ein

gewisses Mass an Freiheit voraus. Menschen brauchen Freiraum, um eigenständige

Meinungen und Ideen zu entwickeln und sie ausführen zu können, erst dann entsteht

eine Handlung aus eigenem Willen, und es kann von intrinsischer Motivation gesprochen

werden.

Im Folgenden werden die Aspekte der Autonomie und der Freiheit näher betrachtet, um

anschliessend auf das Konzept der Integrität und der Selbstbestimmungstheorie ein-

zugehen.

3.1 Autonomie und Freihei t

In diesem Kapitel, welches die Autonomie und Freiheit beschreibt, handelt es sich um

eine Freiheit, welche als individuelle Freiheit verstanden wird. Demnach wird erstmals

kurz auf den Begriff des Individuums eingegangen.

Das Wort Individuum bedeutet im Lateinischen „das Unteilbare“. Der vorliegenden Arbeit

liegt somit das Bild vom Individuum als eine eigenständige, unverwechselbare Person

zugrunde. Nach Marx kommt eine weitere Komponente hinzu, indem er postuliert, dass

das Individuum erst durch die bürgerliche Gesellschaft möglich wird (vgl. S.102, zit. in

Ruff Eberhardt, 2012, S. 36). Es ist für die Betrachtung des Spannungsfeldes zwischen

der Motivation und der Manipulation relevant, dass davon ausgegangen wird, dass der

individuelle Mensch nie gänzlich unabhängig vom gesellschaftlichen Kontext zu denken

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 25

ist, welcher sich unter anderem an den vorherrschenden Normen orientiert. Die Selbst-

werdung eines Individuums kann nur innerhalb des gesellschaftlichen Kontextes gedacht

werden (vgl. Deci & Ryan, 1993, S. 123). Daraus ergibt sich, dass der Einfluss von der

Gesellschaft auf das Individuum gegeben ist und in der Betrachtung der Freiheit eines

Menschen mitzudenken ist. Angelehnt an die Definition des Individuums nach Marx und

Foucault kann Freiheit nicht losgelöst von der Gesellschaft verstanden werden (vgl. Ruff

Eberhard,2012, S.36). Dies bedeutet, dass das soziale Umfeld auf das Individuum stets

eine Wirkung erzeugt und der Mensch somit niemals gänzlich frei und ohne äussere

Einflüsse entscheiden und handeln kann (vgl. Hepfer, 2008, S.38-39).

Somit braucht es eine Definition der Freiheit, welche diese Aspekte mit bedenkt. Bader

(1997) hat in seiner Definition von Freiheit die Einflüsse von aussen bereits inkludiert.

Der Freiheitsbegriff nach Baader steht für die „Entscheidung für oder gegen die eigen-

verantwortliche Selbsteinbindung in bestehende Gesellschaftsnormen“ (S.93). Der

Mensch ist somit frei, wenn er sich für oder gegen die Selbsteinbindung in

gesellschaftliche Normen entscheiden kann. Ob sich ein Individuum den von der Gesell-

schaft definierten Verhaltensbedingungen stellt oder nicht, liegt nach Baader (1997) in

der Verantwortung eines jeden selbst (vgl. S.81). Tritt in diesem Sinne Freiheit ein, liegt

dies daran, dass eine freie Entscheidung getroffen werden konnte. Eine Auffassung von

Autonomie, welche mit dem kantschen Autonomiebegriff verwandt ist, ist die Vorstellung

von Autonomie als Wahlfreiheit. Das Vermögen zwischen verschiedenen Alternativen zu

wählen und diese dann auch zu verwirklichen wird unter Wahlfreiheit verstanden. Dieses

kann nach List & Stelzer (2010) durchaus auch von Informationen und Umweltreizen

beeinflusst werden (vgl. S. 14).

Die Frage, ob Autonomie die Möglichkeit sich für etwas anderes entscheiden zu können

voraussetzt, wird in jüngster Zeit kontrovers diskutiert. Einige Philosophen

argumentieren, dass der Mensch ohnehin nicht willensfrei ist und dass somit die

kantsche Vorstellung einer freien Selbstbestimmung eine Illusion sei. Jede Handlung

wird von inneren sowie äusseren Faktoren beeinflusst bzw. manipuliert. Umweltein-

flüsse, Sanktionen, Drohungen, Belohnungen, aber auch die Sozialisation und die ge-

sellschaftlichen Normen können den Menschen stark beeinflussen und somit auch seine

Handlungsmotivation. Wenn zum Beispiel gesellschaftliche Normen stark auf das

Individuum einwirken und es dann Motivation für eine Handlung entwickelt, die den

gesellschaftlichen Normen entspricht, kann behauptet werden, dass diese

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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Umwelteinflüsse nicht nur die Freiheit, sondern auch die individuelle Motivation beein-

flusst haben. Wird mit vielen Mitteln von aussen auf das Individuum eingewirkt, um

dessen innere Haltung und dessen Handlungen zu beeinflussen, kann der Verdacht auf

Manipulation anstelle von Motivation entstehen. Auch gesellschaftliche Einflüsse können

eine manipulative Wirkung haben. Wird nun jedoch hinzugenommen, dass das

Individuum stets durch andere oder durch die gesellschaftlichen Bedingungen beein-

flusst wird, kann der Vorwurf der Manipulation auch wieder etwas abgeschwächt werden.

Die Furcht vor einer möglichen Manipulation oder vor einer Einschränkung personaler

Autonomie ist nach Ansicht gewisser Philosophen völlig unbegründet und irrational. Dies

aufgrund der Ansicht, dass das Handeln schliesslich stets fremdbestimmt sei (vgl. List &

Stelzer, 2010, S. 15).

Dieses naturalistische Argument kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir

Manipulationen wie zum Beispiel unbewusste Beeinflussung durch die Werbung klaglos

über uns ergehen lassen, andere Erlebnisse wie zum Beispiel manipulative

Beeinflussung bei einer Kaufentscheidung dagegen als verwerflich empfinden (vgl. List &

Stelzer, 2010, S.16).

Somit stellt sich hier die Frage, wo denn die Grenzen gesetzt werden. Welcher

Manipulation ist sich der Mensch ein stückweit bewusst und kann sich dagegen wehren,

und wo geschieht die Manipulation ohne das Wissen der betroffenen Person. Für die

Verführbarkeit durch die Werbung besteht heute ein verbreitetes Bewusstsein und der

Mensch lässt sich nicht mehr so leicht täuschen. Wird jedoch gegen den Willen des

Individuums manipuliert, ist dies moralisch verwerflich und damit zu verhindern. List und

Stelzer (2010) führen in diesem Zusammenhang den Begriff der Meta-Autonomie ein,

welche im folgenden Kapitel beschrieben wird.

3.2 Meta- Autonomie

Anknüpfend an die im letzten Kapitel gemachte Aussage, dass das soziale Umfeld stets

eine Wirkung auf den Menschen hat und er somit nicht frei und ohne äussere Einflüsse

entscheiden kann, beschreibt dieses Kapitel eine Art der Autonomie, welche trotz ein-

schränkenden Begebenheiten aus der Umwelt ein Stück Freiheit gewährleistet. Diese

wird Meta-Autonomie genannt.

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Die Meta-Autonomie beinhaltet „die Freiheit, sich nach reiflicher Überlegung unter

Kenntnis der determinierenden Einflüsse für oder gegen etwas entscheiden zu können“.

In diesem Falle ist der Mensch sich der „manipulativen Einflüsse“ bewusst, nimmt diese

ein Stück weit an und entscheidet dann selber, wie damit umzugehen ist. Somit ist trotz

einschränkenden Begebenheiten ein Stück Autonomie gewährleistet (vgl. List & Stelzer,

2010, S.16).

Ein alltägliches Beispiel ist wie bereits erwähnt die Werbung. Die Werbung beeinflusst

die Konsumenten unterschwellig. Es wird zum Beispiel versucht, den Konsumenten zu

motivieren, ein Produkt zu kaufen. Wenn sich der Konsument dessen bewusst ist und

sich dann bewusst gegen den Kauf dieses Produktes entscheidet, ist dies eine Situation,

in der er sich die Meta-Autonomie wahrt. In der sozialen Arbeit lässt sich dies ebenfalls

wiederfinden. Wenn Klienten gewisse Richtlinien gegeben werden, haben sie immer

noch die Möglichkeit, auf der Ebene der Meta-Autonomie selbstbestimmt zu

entscheiden. Im Falle unterschwelliger Manipulation der Denkweise von anderen

Menschen tritt die Meta-Autonomie nicht auf. Wenn zum Beispiel Klienten der Sozialen

Arbeit wiederholt bestimmte Meinungen zu hören bekommen und sie sich allmählich mit

dieser Meinung identifizieren, bis sie sich diese völlig zu eigen gemacht haben, hat sich

dies unterschwellig und gegen den Willen des Adressaten abgespielt. „Der so

Manipulierte wird glauben, autonom und willensfrei zu handeln, obwohl sein Handeln

vollständig determiniert bzw. fremdbestimmt ist“ (vgl. List & Stelzer, 2010, S.17).

Die Betrachtung von Autonomie und Freiheit ergibt zusammenfassend, dass nach be-

stimmten Meinungen grundsätzlich keine individuelle Freiheit besteht, weil der Mensch

durch verschiedenste Aspekte beeinflusst wird und nicht mehr unabhängig entscheiden

kann. Die andere Sicht sieht jedoch im Bewusstsein des Menschen von

determinierenden Einflüssen den Grundstein zur Freiheit und Autonomie. Frei sein heisst

somit nach Steiner „nicht wollen können, was man will, sondern tun können, was man

will“ (Steiner, 2010, S.6). Handelt der Mensch also trotz inneren und äusseren Einflüssen

autonom und selbstbestimmt, kann von Freiheit gesprochen werden. Diese Freiheit

wiederum fördert die Entstehung von Handlungsmotivation (siehe Kapitel 2.2), welche

den Menschen aus innerem Antrieb zu Handlungen veranlasst und somit wiederum

Selbstbestimmung und Autonomie gewährleistet.

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Bei den Überlegungen zu der Freiheit des Menschen lassen sich weitere Gedanken in

den Bereichen der Entscheidungs- sowie Handlungsfreiheit machen, welche im

folgenden Kapitel ausgeführt werden.

3.3 Entscheidungs- und Handlungsfre ihei t

Die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit sind entscheidend für das Selbstverständnis

als handelnde Person. Obwohl die Handlungsfreiheit eng mit der Entscheidungsfreiheit

verbunden ist, ist es sinnvoll, beide dieser Formen anzuschauen. Es gibt eine Reihe von

Situationen, bei denen den Personen freie Entscheidungen möglich sind, aber nicht

deren Umsetzung. Umgekehrt entstehen auch immer wieder Situationen, in denen es

ungehindert möglich wäre, Taten auf Entscheidungen folgen zu lassen, wo jedoch die

Entscheidungen nicht frei getroffen wurden. Werden zum Beispiel Entscheidungen durch

angedrohte Sanktionen unter Druck gemacht, können freie Handlungen daraus folgen,

die Entscheidung war jedoch erzwungen. Bei der Entscheidungsfreiheit geht es in erster

Linie darum, zwischen verschiedenen Optionen wählen zu können. Wenn eine Wahl

getroffen wird und man sich für eine Handlung und gegen eine andere entschieden hat,

wurde eine Wertung vorgenommen und die bevorzugte Handlung erlangte mehr

Wichtigkeit. Die Motivation für eine Handlung wird durch diesen Prozess gesteigert, da

durch die Eigenregie in der Entscheidung Selbstwirksamkeit erlebt wird (vgl. Hepfer,

2008, S.43-44).

Zudem heisst Entscheiden auch, etwas „mitgestalten, mitformen und beeinflussen zu

können, was eine starke Motivationswirkung beinhaltet“ (Di Micheli, 2006, S.70).

Nach Borngräber (1997) ist im Begriff der Entscheidung ebenfalls bereits der Begriff

„Motivation“ impliziert. Wenn sich der Mensch frei entscheiden kann, wird er motiviert,

diese Entscheidung auch umzusetzen. Damit die Entscheidung jedoch auch frei sein

kann, muss sie frei sein von Instinkten, Bedürfnissen sowie frei von äusseren Zwängen

(vgl. S. 22). Da jedoch Bedürfnisse nicht ausgeschlossen werden können, gilt es nach

Hepfer (2008), sich Klarheit über diese zu machen und unabhängig von ihnen die Sach-

lage zu erkennen. Zudem benötigt es eine gewisse Kompetenz, mit dem Wissen über

die Sachlage und die Bedürfnisse umgehen zu können (vgl. S.46).

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FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 29

Der zweite Aspekt der Freiheit ist die Handlungsfreiheit, welch eng mit der Ent-

scheidungsfreiheit verbunden ist. Sie bezeichnet die Freiheit, die getroffenen Ent-

scheidungen auch umzusetzen.

Grundsätzlich geht es bei der Handlungsfreiheit um die Möglichkeit autonom handeln zu

können und freie sowie unfreie Entscheidungen umzusetzen. Somit ist die Handlungs-

freiheit die Freiheit, „eine Tat umsetzen zu können“ (Hepfer, 2008, S.44). Erst dann,

wenn wir sowohl über Entscheidungs- als auch über Handlungsfreiheit verfügen, stehen

unser Tun und unsere Unterlassungen wirklich in unserer Macht (vgl. Hepfer, 2008,

S.44).

Wenn den Klienten der Sozialen Arbeit keine Autonomie gewährleistet wird sowie die

Freiheit eingeschränkt wird, werden sie nicht als ganze Menschen respektiert. Die Ent-

stehung der intrinsischen Motivation hängt jedoch von diesen Faktoren ab, und die

Gewährleistung von Freiheit und Autonomie ist somit ethisch korrekt und förderlich. Die

intrinsische Motivation ist nachhaltig, weshalb die Auseinandersetzung mit diesen

Aspekten zentral ist für die Fragestellung dieser Arbeit (vgl. Kapitel 2.2).

In den folgenden zwei Kapiteln werden zwei Konzepte vorgestellt, welche die vorange-

gangenen Aspekte zur Unterstützung der Entstehung der intrinsischen Motivation in

Beziehung mit dem Individuum setzen. Diese Auseinandersetzung findet mit dem Vor-

stellen des Konzeptes der Integrität sowie der Theorie der Selbstbestimmung statt.

3.4 Integr i tät

Im folgenden Kapitel wird die Auseinandersetzung mit der Freiheit und Autonomie des

Individuums aus einer sozialphilosophischen Perspektive mit dem Begriff der „Integrität“

nach Pollmann (2005) vertieft.

Mit dem Begriff der Integrität verbindet Pollmann (2005) die menschliche Grundbefind-

lichkeit des Wunsches nach Ganzheit „im Sinne eines intakten und unversehrten Selbst-

und Weltverhältnisses“ (S. 73). Es geht darum, ein möglichst selbstbestimmtes Leben im

Einklang mit transparenten Bedürfnisstrukturen führen zu können, um von den negativen

gesellschaftlichen Einflüssen möglichst unbehelligt zu bleiben (vgl. S. 73). Das Ziel ist,

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 30

ein möglichst gutes und gelingendes Leben unter dem Aspekt der Freiheit zu führen und

möglichst paternalistische Bevormundungen zu verhindern. Das Konzept der Integrität

ist demnach eng verbunden mit der philosophisch-ethischen Frage „wie man leben soll,

um gut zu leben“ (S.78). Es geht somit darum, ein „Leben im Einklang mit den je eigenen

Werten und Idealen“ zu führen, was bezogen auf das individuelle Empfinden bedeutet,

dass der Mensch sich selber treu bleibt (S. 85).

Hinzu kommt der moralische Anteil, dass sich eine Person nicht nur auf unparteiische

Weise der Allgemeinheit verpflichtet sieht, sondern sich durchaus auch parteilich

gegenüber einzelnen Mitmenschen zeigen soll (vgl. S.79). Es werden somit Faktoren der

gesellschaftlichen Bedingungen miteinbezogen.

Wird dieser Aspekt mitgedacht, kann es nicht mehr nur darum gehen, ein Leben mit den

je eigenen Werten und Idealen zu führen, sondern diese mit der Umwelt zu vereinbaren

und auf anderer Freiheit Rücksicht zu nehmen. Dies bedeutet, dass klare Vorstellungen

über die Ziele zum Lebensvollzug bestehen müssen, jedoch auch die Auswirkungen in

der Gesellschaft mitgedacht werden sollen. Es gilt demnach, einerseits zu prüfen, ob die

eigenen Handlungen mit dem Leben in der Gesellschaft moralisch kompatibel sind; auf

der anderen Seite muss die Gesellschaft dem Einzelnen „den Freiraum zur Verwirkli-

chung seiner vorgestellten Lebensführung“ sowie den persönlichen lebensgestaltenden

Wahlentscheidungen ermöglichen, damit Integrität erlebt werden kann (Pollmann, 2005,

zit. in Van der Walt, 2007, S. 146). Der Begriff der Integrität umfasst demnach

Verständnis von sich selber, ist aber auch immer mit integeren Sozialbeziehungen zu

koppeln.

Pollmann (2005) beschreibt Integrität sowie das Konzept integrer Lebensführung mehr-

dimensional. In der folgenden Abbildung geht es um ein Beurteilungsraster, nach

welchem das Individuum selbst sowie dessen Umfeld beurteilen können, ob Integrität

vorhanden ist oder nicht.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 31

Innenperspektive und Selbstzuschreibung

Aussenperspektive und Fremdzuschreibung

positiv negativ positiv negativ

ethisch Selbsttreue Depersonalisation Unbestechlichkeit Bestechlichkeit

moralisch Recht-schaffenheit

‚Schmutzige Hände’ Unbescholtenheit Scheinheiligkeit

psychologisch Integriertheit Desintegration Kohärenz Inkohärenz

sozial-philosophisch

Ganzheit Entzweiung Unversehrtheit Verletztheit

Abbildung 2

Ein Mensch hat eine integre Lebensführung, wenn er ethisch, moralisch, psychologisch

und sozial-philosophisch dem Prinzip der Integrität entspricht. Aus diesen vier diszi-

plinären Perspektiven werden die zentralen Aspekte integeren Lebens wie Selbsttreue,

Rechtschaffenheit, Integriertheit und Ganzheit angeschaut und untersucht, ob diese den

Perspektiven entsprechen. Dies meint, dass aus ethischer Sicht die Selbsttreue, aus

moralischer Sicht die Rechtschaffenheit, aus psychologischer Sicht die Integriertheit und

aus der sozialphilosophischen Sicht die Ganzheit angeschaut wird.

Hinzu kommt eine Unterteilung in die Innenperspektive und somit die Selbstzuschrei-

bung von Integrität und in die Aussenperspektive, welche Fremdzuschreibungen enthält.

Dies bedeutet, dass bei der Untersuchung von vorhandener oder nichtvorhandener

Integrität einer gewissen Person deren eigene Sicht, jedoch auch die Sicht des Umfeldes

miteinbezogen wird. Wenn sich zum Beispiel eine Person Selbsttreue zuschreibt, das

Umfeld diese jedoch als bestechlich empfindet, gibt es keine Übereinstimmung.

Jede der Begriffsdimensionen (ethisch, moralisch, psychologisch, sozialphilosophisch)

wird innerhalb der Selbst- und Fremdzuschreibung nochmals in positiv und negativ

unterschieden. Positiv meint in diesem Kontext, wo Integrität vorhanden ist, und negativ,

wo es daran fehlt. Es spielen somit viele Faktoren zusammen, welche ein integres Leben

ermöglichen oder auch verhindern. Zum einen hängt die Integrität von der Person selber

ab, welche für ihr eigenes Handeln verantwortlich ist; zum anderen ist sie angewiesen

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 32

auf das Verhalten der Mitmenschen und die gesellschaftlichen Lebensbedingungen (vgl.

Pollmann, 2005, S.83).

Ob alle diese Elemente in der Lebenswirklichkeit jemals erreicht werden können, ist

fraglich. Pollmann (2005) ist sich dessen selbst bewusst, wenn er schreibt, dass „die im

Bedürfnis nach Integrität zum Ausdruck kommende Sehnsucht nach vollständiger

Ganzheit (...) wird niemals gänzlich zu befriedigen sein“ (S. 289). Hinzu kommt, dass

Integrität nicht ohne soziale Konflikte und den entsprechenden Verletzungserfahrungen

erreicht werden kann. Diese Aspekte sind jedoch nicht nur unausweichlich, sondern

können als hilfreich und als Beitrag einer gelingenden Persönlichkeitsentwicklung ver-

standen werden (vgl. S. 262).

Die Idee der Integrität ist hiermit als ein Leitbild oder Ideal zu verstehen, von dem die

vollständige Verwirklichung nicht erwartet werden kann. Pollmann (2005) postuliert in

diesem Zusammenhang jedoch, dass nicht alle Menschen Integrität besitzen, jede und

jeder aber das Bedürfnis danach. Das Streben nach Integrität ist somit ein prozesshaftes

Realisieren von Ansprüchen an sich selbst und an andere (vgl. S. 291-292).

Die Gedanken der Integrität und einer integren Lebensführung sollen in den folgenden

Kapiteln stets mitgedacht werden. Dimensionen der Integritätsverletzungen im

Zusammenhang mit schwierigen Verhältnissen in Machtkontexten und Manipulations-

situationen werden im Kapitel 4 vertieft.

3.5 Selbstbest immungstheor ie der Mot ivat ion

Die Theorie über die Selbstbestimmung befasst sich mit der menschlichen Motivation

und deren Entstehungsgründe und setzt diese in Verbindung mit einer selbstbestimmten

Lebensführung. Wie auch im vorangehend vorgestellten Konzept der Integrität ist die

Autonomie und Freiheit eines Menschen für die Selbstbestimmung zentral. Dieses

Kapitel schliesst die vorangegangenen Kapitel mit ein und verbindet diese mit der

Motivation.

Selbstbestimmung bedeutet, Kontrolle über das eigene Leben zu haben und Wahl-

möglichkeiten zwischen akzeptablen Alternativen treffen zu können. Dies schliesst das

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 33

Recht mit ein, eigene Angelegenheiten selbst zu regeln sowie verschiedene soziale

Rollen einnehmen zu können, ohne dass dabei Abhängigkeiten entstehen. Frei von

institutionalisierten Zwängen und bevormundender Fachlichkeit soll das eigene Leben

gestaltet werden (vgl. Integra, 2014).

Wird davon ausgegangen, dass im Zusammenhang mit der Selbstbestimmung das

Individuum den Anspruch auf freie Entscheidungen hat, gilt es darauf zu achten, ob

überhaupt Freiheiten vorhanden sind oder nicht. Denn die Freiheit ist eine notwendige

Bedingung für die Selbstbestimmung sowie die Möglichkeit, autonome Entscheidungen

zu treffen. Im Zusammenhang mit dieser notwendigen Bedingung zur Selbstbestimmung

gilt es, die Meta-Autonomie (vgl. Kapitel 3.2) und die Entscheidungsfreiheit (vgl. Kapitel

3.3) mitzudenken. Auch in der Selbstbestimmungstheorie werden Freiheiten gefordert,

damit autonome Entscheidungen getroffen werden können. Bestehen gewisse Ein-

schränkungen oder Einflüsse durch das Umfeld, gilt es auch hier, sich dieser bewusst zu

sein und innerhalb der gegebenen Umständen trotzdem eine freie Wahl zu treffen (vgl.

Kapitel 3.2). Voraussetzung für diese Forderung nach autonomen Entscheidungen ist,

dass der Mensch über die Kompetenz verfügt, zwischen den gegebenen Optionen eine

persönliche Wahl zu treffen, damit die freien Entscheidungen auch in die Tat umgesetzt

werden können. Andernfalls hat nach Nagl-Docekal (2010), „diese Art, Autonomie zu

fordern, keinen Sinn“ (zit. in List & Stelzer, 2010, S.34).

Zusätzlich gilt es, wie im Kapitel 3.1 über Autonomie und Freiheit beschrieben, die

gesellschaftlichen sowie die physischen und psychischen Einflüsse auf die freien Ent-

scheidungen von Individuen mit zu bedenken. Die Frage nach der tatsächlichen Freiheit

des Menschen wird unterschiedlich beantwortet. Trotzdem wird der Begriff der Selbstbe-

stimmung bis heute als kritische Leitidee gegen die „Beeinträchtigung der Freiheit von

Individuen, gesellschaftlichen Gruppen und Staaten in Anspruch genommen“

(Brockhaus, 2005). Somit kann die Selbstbestimmung als Kriterium gegen die Manipula-

tion und Unterdrückung und als Aspekt zur Förderung von Autonomie, Kompetenz und

sozialer Eingebundenheit gelten (vgl. Learning Factory, 2013).

Die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan (1993) ist eine Theorie über die

Motivation des Menschen. Im Zentrum dieser Theorie stehen die Autonomie, die soziale

Eingebundenheit, die Selbstwirksamkeit und der Begriff des Selbst. Das Selbst kann

zugleich als Prozess wie auch als Ergebnis der persönlichen Entwicklung interpretiert

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 34

und untersucht werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei die angeborenen und psychi-

schen Bedürfnisse wie die Fähigkeiten und die Interessen des Individuums (vgl. Deci &

Ryan, 1993, S.123). Die Selbstbestimmungstheorie macht geltend, dass der Mensch

grundsätzlich den intrinsischen Wunsch hat, seine Umwelt zu erforschen und in sich auf-

zunehmen. Vorangetrieben wird der Prozess der menschlichen Entwicklung somit durch

intrinsisch motivierte Faktoren. Die intrinsisch motivierte Auseinandersetzung mit zum

Beispiel einer anspruchsvollen Aufgabe lässt Befriedigung entstehen und liefert somit

wieder neue Energie, um weitere Handlungen auszuführen. Dies ist somit ein Vorgang,

der durch den Antrieb der intrinsischen Motivation stets neue psychische Energie frei-

setzt und den Menschen sich immer weiterentwickeln lässt. Der dabei stattfindende

Prozess geschieht im Innern einer Person, basierend auf eigenständigen Verarbeitungen

und eigenen Konstruktionen.

Bereits in den frühesten Stadien der Entwicklung besteht die Motivation zu einer persön-

lichen Auseinandersetzung mit der Umwelt und braucht keine Anleitung oder äussere

Zwänge. Diese ist zentral für den Erwerb kognitiver Fähigkeiten und ebenfalls für die

Initiierung zur Entwicklung des individuellen Selbst (vgl. Learning Factory, 2013).

Allgemein kann gesagt werden, dass sich die Struktur des Selbst durch die

Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt stets erweitert und verfeinert. Sie ist somit

„das sich ständig ändernde Produkt von Prozessen und Strukturen“ (Deci & Ryan, 1993,

S. 123).

Neben diesem erklärenden und beschreibenden Aspekt der Selbstbestimmungstheorie

untersucht diese die Motivation und fragt nach dem Grad der Selbstbestimmung. Es wird

geschaut, inwiefern die Motivation des Individuums „vom Selbst“ und nicht von äusseren

und inneren Zwängen hervorgerufen wird. Des Weiteren wird das Verhalten innerhalb

von motivierten Handlungen beschrieben sowie die Bedeutung der motivierten Hand-

lungen für die Entwicklung des Selbst analysiert (vgl. Deci & Ryan, 1993, S. 123).

Die Theorie basiert auf dem Konzept der Intentionalität. Intentionalität bedeutet in

diesem Kontext die Absichtlichkeit, Zielgerichtetheit und Bezogenheit einer Handlung

und ist mit der Motivation in Verbindung zu bringen (vgl. Brockhaus, 2012). Das Konzept

der Intentionalität hilft, die Steuerung des Verhaltens zu erklären. Menschen gelten dann

als motiviert, wenn sie „mit ihrem Verhalten einen bestimmten Zweck verfolgen“ (Deci &

Ryan, 1993, S.224).

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 35

Wie bereits erwähnt, lassen sich motivierte Handlungen nach dem Grad ihrer Selbstbe-

stimmung unterscheiden. Es wird untersucht, wie stark die Handlung vom Handelnden

selbst oder aber von seiner Umwelt bestimmt ist. Jene Handlungen, die als frei gewählt

erlebt werden, entsprechen nach Deci und Ryan (1993) den „Zielen und Wünschen des

individuellen Selbst“ (S.225). Im Gegensatz dazu entstehen Handlungen, welche als

aufgezwungen erlebt werden, durch intrapsychische Vorgänge wie Druck und Zwang

oder durch gesellschaftliche Erwartungen. In diesem Zusammenhang sprechen Deci und

Ryan (1993) von der extrinsischen Motivation. Wenn hingegen die Handlung aus freiem

Willen entstanden ist, gilt sie als selbstbestimmt oder autonom. Wird Selbstbestimmung

erlebt, fördert dies die intrinsische Motivation und die Entwicklung des Selbst (vgl.

S.224).

Somit ist es bei der Entwicklung einer Handlung zentral, diese als frei gewählt zu

empfinden. Entscheidend ist daher auch, dass die eigene Wertschätzung des Hand-

lungsziels auf der Basis intrinsischer oder integrierter extrinsischer Motivation entsteht

(vgl. Learning Factory, 2013).

Wie bereits im Kapitel 2.5 beschrieben, ist es unmöglich, intrinsische von extrinsischer

Motivation zu trennen, da sich motivierte Verhaltensweisen durch die Prozesse der

Internalisation und Integration in selbstbestimmte Handlungen verändern können. Es

stellt sich damit die Frage, ob die Soziale Arbeit und die Sozialpädagogik nicht genau

diese Tendenz der Klienten, extrinsische Ansichten zu internalisieren und dann fremde

Meinungen plötzlich als die ihrigen zu betrachten, als Handlungsstrategie benützen.

Druck von aussen im Zusammenhang mit den sozial vermittelten Verhaltensweisen und

Erwartungen verändern durchaus anfängliche Abwehrhaltungen der Klienten, sodass

diese selbstbestimmt und autonom sich dieser anfänglich extrinsischen Motivation an-

passen (vgl. Kapitel 2.3).

Pantucek (2013) macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die Unter-

stützung individualisiert und anschlussfähig sein muss. Dies bedeutet, dass sie

tatsächlich bei den „Wünschen und Möglichkeiten der Betroffenen ansetzt und nicht bei

den überzogenen Wünschen der Helfenden“. Im Sinne der Selbstwirksamkeitstheorie ist

es ein „absurder Irrtum zu glauben, Menschen könnten unter grossem Druck grössere

Lern- und Anpassungsleistungen erbringen und die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns

sei geringer“ (Pantucek, 2013).

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 36

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Selbstbestimmungstheorie das

Individuum mit seinen Bedürfnissen und Motivationen ins Zentrum stellt. Sie untersucht

den Grad der Selbstbestimmung bei bestimmten Handlungen und postuliert, dass sich

die Energie zur Zielerreichung erhöht, wenn der Mensch intrinsisch motiviert ist. Dies ist

möglich, wenn sich das Individuum mit den Zielen seiner Handlung identifizieren kann

und genügend Entscheidungs- sowie Handlungsfreiheiten bekommt.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 37

4 Spannungsfeld von Motivation und Manipulation: Anforderungen an die professionelle Soziale Arbeit

Für die weiteren Kapitel dieser Arbeit ist an dieser Stelle nochmals eine kurze

Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der vorangegangenen Kapitel

notwendig.

Im Kapitel 2.2 wurde gezeigt, dass die intrinsische Motivation aus inneren Anreizen ent-

steht und im Individuum eine innere Bereicherung auslöst. Die extrinsische Motivation

basiert hingegen auf ungleichen Machtverhältnissen und arbeitet mit Druck, durch Be-

lohnung oder Anreize, und kann die schwache intrinsische Motivation korrumpieren. Der

Übergang dieser beiden Motivationsformen ist fliessend, und somit kann nicht immer

genau bestimmt werden, ob die Motivation durch innere oder durch äussere

Komponenten entstanden ist.

In der Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen zur Förderung von intrinsischer

Motivation bzw. den Bedingungen für ihre Entstehung wurde auf die Freiheit und Auto-

nomie, die Meta-Autonomie, auf Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten sowie auf die

Integrität und die Selbstbestimmung eingegangen. Es wurde zudem ersichtlich, dass der

Mensch Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit bei intrinsisch motivierten Handlungen

erlebt. Die Erkenntnisse aus diesen Kapiteln bilden den Hintergrund oder die Grundlage

der folgenden Kapitel, in welchen nun der Blick vom Individuum abgewendet und auf die

Professionellen der Sozialen Arbeit gerichtet wird. Es wird untersucht, welche

Anforderungen sich für die Professionellen im Umgang mit Macht und Manipulation

sowie deren verschiedenen Rollen ergeben.

4.1 Einschränkung der indiv iduel len Freihei t

In diesem Kapitel wird erstmals auf die Einschränkungen der individuellen Freiheit der

Klienten eingegangen. Aus diesen Einschränkungen ergeben sich die eigentlichen An-

forderungen an die Professionellen der Sozialen Arbeit.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 38

4.1.1 Keine Verhältnisse ohne Macht und Asymmetrie

Im Bereich der Sozialen Arbeit stehen die Klienten oftmals unter Druck wegen ihrer Not-

situation und den Erwartungen der Gesellschaft. Auch die Professionellen selbst können

die individuelle Freiheit der Klienten durch unterschiedliche Handlungen einschränken.

Diese Einschränkungen können durch die ungleichen Machtverhältnisse und die

asymmetrische Beziehung zwischen Klienten und Sozialarbeitenden zustande kommen.

Somit wird in diesem Kapitel erstmals auf den Aspekt der Macht und Asymmetrie in der

Beziehung zwischen Professionellen und den Klienten eingegangen.

Wann ein Mensch tatsächlich frei ist und nicht durch äussere Kräfte eingeschränkt wird,

ist schwer zu definieren. Sobald ein Mensch sich in einem sozialen Umfeld aufhält und

nicht gänzlich auf sich alleine gestellt ist, wird sein Streben und Agieren nach mehr Frei-

heit eingeschränkt. Individuelles unreflektiertes Handeln in Richtung mehr persönlicher

Freiheit kann ab einem bestimmten Zeitpunkt die Freiheit von anderen beschneiden.

Gleichzeitig kann ein solches Handeln anderer die eigene Freiheit beschneiden. Das

Verhalten aller Beteiligten muss somit aufeinander abgestimmt werden. Dies hat zur

Folge, dass soziale Ordnungen entstehen, welche ungleiche Machtverhältnisse hervor-

bringen. Die sozialen Ordnungen schränken die Freiheiten aller abermals ein, indem sie

die Nutzung von Freiheit bestimmten Rollen zusprechen und anderen jedoch

absprechen. Diese durch das Zusammenleben entstehenden ungleichen Chancen und

Interessen führen dazu, dass Macht eine „soziale Tatsache“ wird und es grundsätzlich

keine Verhältnisse gibt, die frei von Macht sind (vgl. Kraus & Krieger, 2007, S. 10-12).

Somit ist auch die Zusammenarbeit der Sozialarbeitenden und ihren Klienten, niemals

gänzlich frei von ungleichen Machtverhältnissen.

Herrschen ungleiche Machtverhältnisse zwischen Personen, betrifft dies den Macht-

aspekt der „Interaktionsmacht“, welcher spezifisch auf die Machtdifferenzen zwischen

Menschen eingeht. Der Begriff kommt aus der Soziologie und meint, dass diese Macht

im Interaktionsverhalten von Menschen zum Ausdruck kommt. Beispiele hierfür wären

Drohungen, aber auch Lob oder Belohnung von Seiten der „mächtigeren“ Person (vgl.

Kraus & Krieger, 2007, S.24). Wichtig ist, dass „Interaktionsmacht“ von den erwähnten

ungleichen Chancen und Interessen abgegrenzt wird. Es geht bei der Interaktionsmacht

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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lediglich um die zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Begriff der „Interaktions-

macht“ ist damit unabhängig von den Machtphänomenen auf politischer oder

institutioneller Ebene zu denken, dies obwohl nach Kraus und Krieger (2007) letztlich

auch in diesen Bereichen Interaktionsverhältnisse beschrieben werden können (vgl.

S.29).

Es kann statt von ungleichen Machtverhältnissen auch von - etwas neutraler formuliert -

asymmetrischen Beziehungen gesprochen werden. Im Kontext der Sozialen Arbeit

existieren verschiedenste asymmetrische Beziehungen. Eine Form der asymmetrischen

Beziehung zwischen Klienten und Professionellen entsteht bereits aufgrund des

spezifischen Wissens der Professionellen. Professionelle der Sozialen Arbeit haben ein

Studium absolviert und Erfahrungen in der Praxis gesammelt. Sie erlangten durch die

Ausbildungszeit und Berufserfahrung theoretisches sowie alltagspraktisches Wissen.

Dies bedeutet, dass sie im Besitz von Wissen sind, das nicht allen Menschen zugänglich

ist. Allgemein verfügt die Sozialarbeiterin oder der Sozialarbeiter über ein relevantes

Mehr an Ressourcen, sei es durch die Verfügung über materielle Hilfen und deren Ver-

mittelbarkeit, durch kommunikative Zugangsmöglichkeiten oder einfach aufgrund

besserer Informiertheit (vgl. Kraus & Krieger, 2007, S. 79). Durch dieses spezifische

Wissen wird ihnen im Klientenkontakt bereits eine gewisse Machtposition unterstellt, was

eine Abhängigkeit des Klienten gegenüber den Professionellen provoziert (vgl. Wolf,

2014).

Nicht nur das spezifische Wissen der Professionellen schafft eine Asymmetrie, sondern

auch die Gründe für die Interaktion können bereits eine solche schaffen. Die Klienten

kommen in der Regel im Zusammenhang mit einem individuellen Problem oder einem

Problem, das vom sozialen Umfeld oder einer einweisenden Instanz als solches benannt

wurde, in Kontakt mit der Sozialen Arbeit. Kommt es folglich zu einem Kontakt zwischen

Klienten und Professionellen, ist bereits durch diese Problemdefinition, welche von

aussen beeinflusst wurde, eine weitere asymmetrische Beziehungsstruktur vorhanden

(vgl. Wolf, 2014).

Eine weitere Form von asymmetrischen Beziehungen findet sich auf jener Ebene wieder,

wo sich die Soziale Arbeit tatsächlich am Wohle des Klienten orientiert, dies jedoch

andere Sphären des Klienten verletzt. Damit ist gemeint, dass zum Beispiel Sozial-

arbeitende davon ausgehen, zu wissen, was gut für ihre Klienten ist, und dann zu deren

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 40

„Wohle“ mittels Kontroll- oder Sanktionsmassnahmen an den Fehlhandlungen sowie

unangepassten Beziehungen zu anderen Menschen und zu der Gesellschaft gearbeitet

wird (vgl. Schütze, 1996, S. 241). Hier werden Sanktionen aufgrund von subjektiven Ein-

schätzungen ausgesprochen. Dies ist nach Schütze (1996) eine kritische Handlung, da

eine Sanktion für die Klientin oder den Klienten mit Leid und Enttäuschung verbunden

sein kann, auch wenn dies von Seiten der Professionellen mit guten Gründen veranlasst

wurde. Hier besteht somit eine asymmetrische Beziehung in Form von Bevormundung

der Klienten, die trotz der Orientierung am Wohle der Klienten für jene mit negativen

Folgen wie Enttäuschung und Leid einhergehen (vgl. S. 241).

Dennoch gilt das individuelle Wohl der Klienten neben der gesellschaftlichen Verträglich-

keit als zentrale Richtschnur für das Handeln der Sozialen Arbeit. Diese beiden Rollen

der Sozialarbeitenden, die einerseits das individuelle Wohl der Klienten und andererseits

das gesellschaftliche Wohl berücksichtigen müssen, stehen ebenfalls beide in

asymmetrischer Beziehung, zu den Klienten einerseits und zu der Gesellschaft anderer-

seits (vgl. Schütze, 1996, S.241). Die Asymmetrie liegt somit darin, dass Soziale Arbeit

entweder Herrschaftsinstrument der Gesellschaft ist oder aber selbst Herrschaft ausübt.

In beiden Fällen wird die Herrschaft als asymmetrisch und ungerecht stigmatisiert (vgl.

Baum, 1996, S.95). Dieses Spannungsfeld, das durch diese Doppelrollen entsteht, wird

im Kapitel 4.3 thematisiert.

Ein zentraler Punkt bei ungleichen Machtverhältnissen ist, dass diese von den

Professionellen überhaupt erst erkannt werden müssen. Es ist deshalb wichtig, dass

diese Machtverhältnisse in den verschiedenen Settings der Sozialen Arbeit stets

reflektiert werden. Hinzu kommt, dass ein Bewusstsein darüber vorhanden sein muss,

dass die Möglichkeit der Ausnutzung dieses Verhältnisses umso grösser wird, je

abhängiger ein Mensch von einem anderen ist. Dies birgt eine grosse Verantwortung auf

Seiten der Professionellen (vgl. Boysen & Stecker, 2002, S.80). Insbesondere wenn es

um die Aktivierung von Klienten geht, ist stets die Frage mitzubedenken, ob motiviert

oder mit Nutzung der Professionsmacht manipuliert wird. Asymmetrische Beziehungen

provozieren damit manipulatives Verhalten der Professionellen, wie in den weiteren

Kapiteln noch genauer ausgeführt wird. Die Anforderung für die Professionellen der

Sozialen Arbeit besteht somit darin, dass sie verantwortungsvoll mit dem Machtgefälle

zwischen ihnen und ihren Klientinnen und Klienten umgehen und sich darüber hinaus

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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über die Grenzen ihrer eigenen Kompetenzen bewusst sind (vgl. Avenir Social, 2010,

S.11).

4.1.2 Bevormundung durch Kontrolle

Asymmetrische Beziehungen zwischen Professionellen und Klienten sind geprägt durch

ein Machtgefälle. Die stärkere Position der Professionellen manifestiert sich in der

konkreten Situation einer Intervention bereits an einer banalen Meinungsverschieden-

heit. Diese kann den Klienten bereits erheblich unter Druck setzen, weil sich dieser der

Meinung des Professionellen aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses nur schwer ent-

ziehen kann.

Eine Intervention geht damit für den Klienten meist mit Druck und Zwang einher. Sind

diese Interventionen vom Betroffenen nicht verlangt oder gar unerwünscht, so spricht

Klug (2012) von Kontrollvorgängen. Kennzeichen und Beispiele für Kontrolle sind ein

klares Über- und Unterordnungsverhältnis, wenn zum Beispiel die Professionelle dem

Klienten aufzeigt, dass er mit seinem Verhalten so nicht weiter kommt. Um in der Schule

besser zu werden, soll sich der Klient mehr anstrengen und gewillt sein, mehr Zeit zu

investieren, worin eine einseitige Auswahl der Ziele und Strategien zum Ausdruck

kommt. Ein weiterer Aspekt der Kontrolle in der Sozialen Arbeit manifestiert sich darin,

wenn die Professionellen klar Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge formulieren wie: Da

der Jugendliche sich zu wenig anstrengt, ist er so schlecht in der Schule. Des Weiteren

zeigen sich Kontrollvorgänge in einseitigen Bestimmungen der Geschwindigkeit und der

Konsequenzen für ein Verfehlen der Ziele. Wenn zum Beispiel die Klienten Nachhilfe-

angebote nicht annehmen, wird ihnen der Vorwurf gemacht, sie hätten es annehmen

sollen, da nun das vom Professionellen angestrebte Ziel nicht erreicht werden kann.

Besonders in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stellen Sanktionen bei Nichtein-

halten der vorgegebenen Regeln und Normen eine weitere Form der Kontrolle dar (vgl.

S. 11).

Nach Zobrist (2009) kann das Mittel des Zwangs in der Sozialen Arbeit bei den Klienten

kurzfristig auch zu einer Sensibilisierung und einer verbesserten Entschlusskraft

beitragen. Das Ausüben von Druck von aussen kann dazu führen, dass der Mensch in

der Phase der Willensbildung neue Ansichten und Aspekte integriert, was ihm dazu ver-

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 42

hilft, aktiv zu werden (vgl. S. 3). Precht (2010) ist sogar der Ansicht, dass es äussere

Einflüsse braucht, damit Handlungen entstehen. Dies deshalb, da viele Menschen nicht

genau wissen, was sie wollen, „bevor man ihnen eine Vorstellung gibt und ihre

Phantasie kanalisiert“ (S. 433). Soziale und moralische Muster funktionieren nach Precht

(2010) ebenfalls so (vgl. S. 433). Dies bedeutet, dass es sinnvoll sein kann, Menschen

zu einer Entscheidung zu bewegen, damit ein Prozess überhaupt in Gang kommt. Am

Beispiel von arbeitslosen Jugendlichen kann dies mit dem Anstoss, eine erste Bewer-

bung zu schreiben, veranschaulicht werden. Ist die Hürde der ersten Bewerbung über-

wunden, kann dies bewirken, dass sie Mut gefasst haben und mit einem grösseren

Anteil von Eigenmotivation weitere Bewerbungen verschicken.

Es ist jedoch nach wie vor wichtig, zu bedenken, dass durch Zwangsmassnahmen selten

eine langfristige Veränderung bei den Klienten erzeugt und aufrecht erhalten werden

kann. Somit entfalten Zwangsmassnahmen lediglich in der Anfangsphase eines

Prozesses eine positive Wirkung (vgl. Zobrist, 2009, S.3). Wird nochmals das Beispiel

der arbeitslosen Jugendlichen aufgegriffen, wäre hier die Lage so, dass wenn Jugend-

liche zu jeder einzelnen Bewerbung gezwungen werden, sie beim Wegfallen dieses

Druckes sich von sich aus auch nicht weiter bewerben, da keine intrinsische Motivation

vorhanden ist.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass nachhaltige Veränderungen durch positive

Emotionen und stimulierte Willensbildung entstehen. Druck und Zwang hingegen „lösen

in der Tendenz bei Menschen einen vermeidenden Motivationsmodus aus, der sich nicht

nachhaltig und zielführend auswirkt“ (Zobrist, 2009, S.4). Bekannte Folgen von Druck

und Zwang wären die erlernte Hilflosigkeit oder auch die sogenannte Reaktanz-

motivation. Die Reaktanzmotivation entsteht, wenn persönliche Freiheitsspielräume als

eingeengt empfunden werden. Es ist eine Motivation zur Wiederherstellung dieser

Freiräume (vgl. Raab & Unger, 2010, S.65) . Je nach Freiheitsverlust, Stärke der

Einengung und Wichtigkeit der eingeengten Freiheit gestaltet sich die reaktante

Motivation unterschiedlich intensiv. Eine mögliche Form dieser Motivation ist, wenn die

Betroffenen eine Abwehrhaltung, zum Beispiel in Form von Aggression gegenüber

Quellen der Bedrohung entwickeln (vgl. Liechti, 2010 S.54).

Der Mechanismus von Druck und Zwang wird primär bei Zwangsmassnahmen im

Vollzug deutlich, ist jedoch der Tendenz nach bei jeder Intervention vorhanden, weil sich

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eine solche immer durch gewisse asymmetrische Machtverhältnisse auszeichnet, wie im

letzen Kapitel gezeigt wurde (vgl. Klug, 2012, S. 11; Kapitel 4.1.1). Die Ausübung von

Druck und Zwang von Seiten der Professionellen kommt damit einer Ausnützung ihrer

Machtposition gleich und verletzt die Autonomie der Klienten.

Kontrollvorgänge lassen sich der extrinsischen Motivationserzeugung zuordnen und be-

deuten zugleich eine Bevormundung durch die stärkere Instanz (vgl. List & Stelzer,

2010, S.21). Durch die Verletzung der Autonomie des Adressaten kann auch dessen

Integrität nicht gewahrt werden (vgl. Kapitel 4.1.4). Somit ist jeder Mensch, der Einfluss

auf andere ausübt, gefordert, mit diesen Werten verantwortungsvoll umzugehen und sie

gegeneinander unter Einbezug ethischer Überlegungen abzuwägen (vgl. List & Stelzer,

2010, S.23). Wird diese Verantwortung nicht ernst genommen und werden „Menschen

gegen ihren Willen instrumentalisiert, so werden sie ihrer ureigensten Kompetenz – ihr

Leben selbst zu bestimmen – beraubt“ (List & Stelzer, 2010, S. 50) oder wie es Klug

(2012) auf den Punkt bringt: „Wenn Fachkräfte also vielmehr so tun, als sei selbst die

Inanspruchnahme von Hilfe zur Veränderung noch Pflicht, dann nehmen sie den

Betroffenen den letzten Rest ihrer Autonomie: nämlich zu entscheiden, wer ihnen wie

helfen kann und wer es trotz guter Absichten nicht kann. Sie werden damit Opfer“ (S.

13).

4.1.3 Missachtung der Integrität durch strukturelle Zwänge

Klienten der Sozialen Arbeit können nicht nur durch Druck und Macht von

Professionellen beeinflusst werden, sondern auch durch strukturelle Zwänge des gesell-

schaftlichen Lebens, welche Einwirkungen auf das Denken und das Handeln der

Klienten haben.

Die Mechanismen der strukturellen Zwänge wirken nicht bewusst und direkt ein, sondern

in den meisten Fällen hinter dem Rücken der beteiligten Akteure und sind somit nicht als

klare Aggressoren auszumachen (vgl. Pollmann, 2005, S. 265). Es muss sich nicht um

personale Gewalt oder Strafrechtliche Fälle handeln, damit ein Zwangskorsett für die

Klienten entsteht. Ein Mensch kann sich auch aufgrund sozialer, ökonomischer,

kultureller, religiöser, geschlechtsspezifischer, politischer oder auch beruflicher

Verhaltensorientierung eingeengt fühlen. Dieser Lebensumstand kann einen Menschen

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

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bereits derart korrumpieren, dass sie oder er „mit Blick auf das Bedürfnis nach einem

integren Leben gar nicht mehr die Möglichkeit zu haben scheint, einen freien Willen aus-

zubilden und sich entsprechend treu zu bleiben“ (Pollmann, 2005, S.266). Es kommen

hier Strukturen zum Vorschein, die sich depersonalisierend auf die Integrität der

Betroffenen auswirken und als Entmündigung zu verstehen sind. Dies kann genauso

Auswirkungen haben wie die zwischenmenschlichen Manipulationsversuche. Somit

können auch lebensweltliche Strukturzwänge „moralische Ansprüche auf ein selbstbe-

stimmtes Leben missachten, Prozesse der Willensbildung blockieren und ethisch exi-

stenzielle Kursabweichungen erzwingen“ (vgl. Pollmann, 2005, S.266). Strukturelle

Zwänge können somit ebenfalls den Erfolg der Hilfeleistung beeinflussen und müssen

von den Professionellen mitgedacht und möglichst mitverändert werden.

4.1.4 Manipulation versus Integrität

Ist es Absicht der Professionellen, eine Verhaltensänderung oder Meinungsänderung bei

den Klienten durch einseitiges Einwirken zu initiieren, handelt es sich um Manipulation

und nicht um Motivation. Damit ist gemeint, dass nicht die Klientin oder der Klient in

deren oder dessen persönlichen Entwicklung gefördert wird, sondern eine Verhaltens-

änderung in einer bestimmten Situation angestrebt wird. Werden Autonomie, Selbstbe-

stimmung oder Integrität der Klienten beim Motivieren missachtet, kann sich auch positiv

gemeintes Aktivieren bei Nicht-Wahrung der Autonomie der Klienten oder bei grundsätz-

licher Missachtung der Integrität des Gegenübers leicht ins Manipulieren wandeln.

Wie im Kapitel 4.1.2 beschrieben, handelt es sich bei extrinsischen Motivations-

erzeugungen und den Versuchen, die Klienten durch Überreden und stetem

Wiederholen von Normen zu etwas zu bewegen, um Formen von Kontrolle, weil die

Professionellen ihre Meinung und Ansichten über das Empfinden der Situation der

Klienten stellen (vgl. List & Stelzer, 2010, S.21). Grundsätzlich kann gesagt werden,

dass der Manipulation stets ein asymmetrisches Machtverhältnis zu Grunde liegt (vgl.

Kapitel 4.1.1). Einwirkungen in einer Interaktion mit der Nutzung der Machtstellung und

dem Missachten der Meinung der Klienten wirken sich depersonalisierend auf deren

Integrität aus und können als Entmündigung betrachtet werden (vgl. Pollmann, 2005, S.

226). Durch Achtung und Förderung der Integrität der Klienten kann damit einer

Manipulation vorgebeugt werden. Denn eine Person, die Integrität besitzt, lässt sich

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 45

schwer manipulieren oder unter Druck setzen. Da sie ihren eigenen Werten treu ist, ist

sie ausser Stande „entgegen ihren festen Überzeugungen zu handeln und somit ihre

Grundvorhaben und Selbstverpflichtungen zu verraten“ (Pollmann, 2005, S.85).

Sind sich die Klienten jedoch der Manipulation nicht bewusst oder die

Manipulationsversuche werden mit viel Macht ausgeführt, kann dies determinierende

Auswirkungen auf die Klienten haben. Werden gegenteilige Überzeugungen und An-

sichten der Professionellen „eingetrichtert“, kann dies bewirken, dass Klienten nicht mehr

zwischen dem, was wahr, und dem, was unwahr ist, angemessen unterscheiden

können. Dies ist eine massive Form von Manipulation und wird aus ideologiekritischer

Perspektive „Indoktrination“ genannt. Dabei werden die Bewusstseinsvorgänge und die

Meinungsbildungsprozesse der Klienten durch Einschüchterung und Deformierung des

Denkens tiefgreifend beeinflusst. Im Extremfall können sich Praktiken der Indoktrination

„bis zur sogenannten Gehirnwäsche steigern, wenn dabei nicht nur einzelne Über-

zeugungen des Opfers in Frage gestellt und abweichende Ansichten eingeflüstert

werden, sondern wenn die Wirklichkeitswahrnehmung (der Klienten) insgesamt ins

Schwimmen gerät“ (Pollmann, 2005, S.273).

Sind sich Klienten der Manipulation bewusst und integer, reagieren sie ablehnend

gegenüber existenziellen Veränderungen, welche sie in ethische Bedrängnisse führen

würden. Um einer Indoktrination vorzubeugen, sollte deshalb die Integrität des

Individuums nicht nur geachtet, sondern auch gefördert werden. Wenn ein Konflikt oder

auch eine Erpressung, Verleumdung sowie Lügen oder Missbräuche vorliegen, die den

eigenen Wertvorstellungen widersprechen, können diese von integren Menschen abge-

lehnt und bewusst nicht mitgestaltet werden (vgl. Pollmann, 2005, S.85; Van der Walt,

2007 S.147). „Eine integre Person wird in den Grundfesten ihres Charakters für so stabil

und standhaft gehalten, dass wir davon ausgehen, sie werde sich jederzeit gegenüber

Verführungs- und Manipulationsversuchen immun zeigen“ (Pollmann, 2005, S.92).

Pollmann (2005) spricht in diesem Zusammenhang auch von „willentlicher Selbst-

bestimmung“, welche von der Freiheit und Autonomie des Menschen abhängig ist

(vgl.S.293). Um dem Ideal des integren Menschen möglichst nahe zu kommen, müssen

die Professionellen der Sozialen Arbeit die Freiheit und Autonomie der Klienten und

damit deren Selbstbestimmung fördern. Dies geschieht eben gerade nicht durch

extrinsische, sondern durch intrinsische Motivation, wie im Kapitel über die Selbstbe-

stimmungstheorie deutlich wurde (vgl. Kapitel 3.5). Das Ermöglichen und Fördern von

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 46

Freiheit und Autonomie und somit Selbstbestimmung und Integrität bei den Klienten ist

demnach Aufgabe der Sozialen Arbeit, insbesondere in Bezug auf die Förderung

intrinsischer Motivation. Es sollen Hilfe und Unterstützung gewährleistet werden, welche

die Empfänger dazu befähigt, nach Ende der Hilfestellung auch unabhängig von ihr zu

leben. Werden diese Aufgaben von Seiten der Sozialen Arbeit ernst genommen,

bedeutet dies einen nachhaltig positiven Eingriff in das Leben der Hilfeempfängerinnen

und Hilfeempfänger (vgl. Baum, 1996, S.107).

Herrschen nun freiheitsraubende Bedingungen in einer Gesellschaft oder kann ein

Mensch aus irgendeinem Grund sein Leben nicht frei und autonom gestalten, verliert er

seine Integrität und tendiert dazu, hilflos und manipulierbar zu werden. In der Sozialen

Arbeit gilt es deshalb, die Integrität einer Person zu achten und zu fördern und ganz

nach dem folgenden Grundsatz der sozialen Arbeit zu handeln: „Alle Menschen haben

Anrecht auf die Befriedigung existentieller Bedürfnisse sowie auf Integrität und

Integration in ein soziales Umfeld. Gleichzeitig sind Menschen verpflichtet, andere bei

der Verwirklichung dieses Anrechts zu unterstützen“ (Avenir Social, 2010, S.6).

4.2 Kooperat ion zwischen Professionel len und Kl ienten

„Der Kontakt zwischen Sozialarbeiter und Klient hat das Ziel, Hilfestellungen zu

vermitteln, vermittels derer der Betroffene aus seiner Situation der Machtlosigkeit, Resi-

gnation und Demoralisierung heraus das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen

vermag (...) “ (Herringer, 2000, S. 176, zit. in Stimmer 2006, S.54). Wird die Selbstbe-

stimmung der Klienten von den Professionellen ernst genommen, bedeutet dies, dass

der Zusammenarbeitsprozess nicht mit Druck und Zwang begonnen werden kann,

sondern mit einem Hilfeangebot von Seiten der Professionellen. Auf Seite der Klienten

ist notwendig, dass sie ihre momentane Situation als veränderungsbedürftig ansehen,

damit eine Koproduktion mit den Hilfeleistenden stattfinden kann. Somit setzt Hilfe ein

Zusammenwirken zweier Menschen voraus und ist damit zwingend mit der Freiheit

beider Beteiligten verbunden (vgl. Klug, 2012, S.20). Auf der einen Seite stehen die

Klienten und auf der anderen Seite die Professionellen der Sozialen Arbeit, die aufgrund

ihrer Ausbildung befähigt sind, Unterstützung zu leisten. Die Klienten sollen bereit sein,

die Hilfe anzunehmen, was „tatsächlich bei weitem nicht immer der Fall ist und die

Aufgabe des Helfens erschwert“ (Baum, 1996, S.118).

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 47

Nach der Definition von Hilfe nach Schaarschuch (1999) sind die Professionellen in der

Zusammenarbeit mit den Klienten Ko-Produzenten. Die aktiven Subjekte, die ihr Leben

verändern, sind hingegen die primären Produzenten. Er führt weiter aus, dass in der

Sozialen Arbeit mit dieser Zusammenarbeit die Subjektwerdung der Klienten im Vorder-

grund stehen soll (vgl. S. 554). Da wie bereits erwähnt die Hilfe auch von den Klienten

gewollt sein muss, gibt es nach Gumpinger (2005) keine verordnete Hilfe, „weil man

sinnvollerweise keinem Menschen „verordnen“ kann, sich helfen zu lassen“ (S. 24).

In einem Hilfsprozess sind somit die Professionellen wie auch die Klienten notwendig in

Zusammenarbeit und möglichst freiwillig.

4.2.1 Beziehungen im professionellen Kontext

Die Beziehung sowie die Zusammenarbeit der Klienten und der Professionellen ist ein

wichtiger Faktor im Fallverlauf. Der Einbezug der hier in dieser Arbeit beschriebenen

Grundwerte in die tägliche Arbeit der Professionellen und besonders in die Prozesse,

welche die Motivation der Klienten betreffen, stellt eine grosse Herausforderung dar.

Verschiedene Faktoren wie gesellschaftliche Werte und Normen, staatliche Weisungen

oder sonstige Rahmenbedingungen ermöglichen es den Professionellen nicht immer,

sich an den Grundwerten der Autonomie und Integrität sowie der Selbstbestimmung der

Klienten zu orientieren. Insbesondere die Freiwilligkeit der Klienten zu einer Problembe-

arbeitung ist nicht immer gegeben, sei dies aufgrund eines Zwangkontextes oder

aufgrund einer einseitigen Problemdefinition. Es stellt sich somit die Frage, wie

Motivation auch in einengenden Kontexten aufrechterhalten werden kann, auch wenn

die Freiheiten der Klienten gering sind und sie nicht selbstbestimmte Ziele setzen

können. Die Beziehung zwischen Klienten und Professionellen kann hier eine wichtige

Rolle einnehmen.

Damit tragfähige und positive Arbeitsbeziehungen entstehen können, müssen die

Professionellen eine wertschätzende, respektvolle Haltung gegenüber den Klienten

haben; so können sich diese für die gewünschte Veränderung sicher fühlen. Damit ein

positives Arbeitsklima entstehen kann, sind Kongruenz, positive Wertschätzung und

Empathie notwendig. Ein positives Arbeitsklima wird zudem erreicht, indem die Lebens-

weise der Klienten und deren Kompetenzen und Stärken anerkannt werden. Wichtig ist

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 48

eine Ausgeglichenheit zwischen „Bestätigung und Würdigung des Bestehenden und

einer angemessenen Anregung zur Veränderung“ (Gehrmann & Müller, 2005, S.77). Für

die Professionellen der Sozialen Arbeit gilt es zudem, methodisches Fachwissen mit den

subjektiven Anliegen der Klienten zu verbinden (vgl. Gehrmann & Müller, 2005, S.77).

In Bezug auf die Aktivierung der Klienten ist die Arbeitsbeziehung von grosser Bedeu-

tung. Die Entstehung von Veränderungsprozessen ist sehr komplex und hängt von

unterschiedlichen Faktoren ab. Neben den in dieser Arbeit beschriebenen Faktoren sind

es vor allem äussere Kontextbedingungen. Diese sind nicht zu verwechseln mit den

extrinsischen Motivationsfaktoren, sondern es sind dies äussere Bedingungen wie

Arbeitsklima, Familie, Umfeld oder die hier beschriebene Arbeitsbeziehung. Diese

Faktoren werden von Klienten wesentlich stärker gewichtet als von Seiten der

Professionellen. Es wird davon ausgegangen, dass zum Beispiel in einem Beratungs-

kontext, die Zusammenarbeit und das Arbeitsklima mehr zur intrinsischen Motivation

beitragen als die anderen angewandten Methoden der Professionellen (vgl. Klug, 2012,

S.15).

4.2.2 Arbeitsbündnis

Eine gute Arbeitsbeziehung ermöglicht trotz einengenden Strukturen auch Aspekte der

Freiheit, Selbstbestimmung und Zielstrebigkeit auf Seiten der Klienten, weshalb in

diesem Kapitel auf das Arbeitsbündnis nach Oevermann (2009) eingegangen wird, das

mit Beiträgen von anderen Autoren ergänzt wird.

Das Arbeitsbündnis übernimmt in der Professionstheorie nach Oevermann (2009) eine

zentrale Rolle. Dem Arbeitsbündnis liegen Freiheit, Autonomie und die Anerkennung des

Gegenübers zugrunde. Die schlichte Anerkennung der Klientin oder des Klienten ist im

Arbeitsbündnis zu Beginn einer längeren Zusammenarbeit die erste Annäherung (vgl.

Oevermann, 2009, S.130). Distanz, jedoch zugleich auch Nähe zu den Klienten herzu-

stellen ist nach Oevermann (1996) ein zentraler Punkt in der Professionalisierung der

Sozialen Arbeit. Das Arbeitsbündnis versucht eine Balance von kompetenter formaler

Rollenausübung der Professionellen und einer emotional geprägten, begrenzt

steuerbaren Beziehung zu den Klienten zu schaffen. Es geht um eine wirksame Assi-

stenz der Klienten in Problemsituationen und kann nur zustande kommen, wenn

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 49

Professionelle nicht nur formalisiert handeln, sondern intuitive Erfahrungs- und Urteils-

kraft einsetzen (vgl. Oevermann, 1996, S. 125ff., zit. in Dörr & Müller, 2012, S. 9).

Das übergeordnete Ziel des Arbeitsbündnisses ist die Autonomieentwicklung bzw.

Wiederherstellung beschädigter Autonomie der Klienten (vgl. Wigger, 2009, S. 156). Die

Autonomie ist somit das zentrale Kriterium des Arbeitsbündnisses, und für die

professionellen Hilfskräfte gilt es, die Autonomie-Möglichkeiten der Klienten und deren

Mobilisierung zur Selbsthilfe stets im Auge zu behalten (vgl. Oevermann, 2009, S. 131).

Hinzu kommt die Anerkennung, der Erkenntnis der Klienten, sich in einer Not zu

befinden, aus welcher sie mit eigener Kraft nicht mehr heraus kommen können. Diese

Erkenntnis hilf den Klienten ihre autonomen und selbstkontrollierten Anteile zu erkennen

und somit zu sehen, wodurch ihre eigentlich angestrebte Autonomie eingeschränkt wird

(vgl. S.130). Dieser Aspekt führt dazu, dass die Klienten „aus freiwilligen und motivierten

Anteilen ein Arbeitsbündnis eingehen (...)“ (Oevermann, 2009, S.130). Die Feststellung

einer Notkonstellation und das Bekenntnis zu ihr ist bereits ein Weg Richtung Selbsthilfe

(vgl. Oevermann, 2009, S.130).

Die freiwillige Entscheidung der Klienten, Kontakt mit den Professionellen der Sozialen

Arbeit aufzunehmen, ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal des Arbeitsbündnisses. Dies

setzt die Freiwilligkeit oder zumindest den Willen der Klienten voraus, sich in ein Arbeits-

bündnis zu begeben. Gleichwohl besagt der Aspekt der Freiheit, dass sich die Klienten

jederzeit wieder aus diesem Arbeitsbündnis lösen können (vgl. Oevermann, 2009, S.

121).

Für die Klienten gilt, dass sie alles thematisieren, was ihnen in den Sinn kommt, und

damit auch Dinge, die sie als nebensächlich betrachten. Dieser Grundregel lässt sich die

Abstinenzregel der Professionellen gegenüberstellen. Diese Regel besagt, dass

Professionelle auf die Gegenübertragungsgefühle der Klienten nicht eingehen dürfen

(vgl. Ley, 2014). Unangenehme oder gar aggressive Gegenübertragungsgefühle der

Klienten auf die Professionellen sollen zugelassen und nicht darauf reagiert werden.

Wichtig ist dabei lediglich, dass die möglichen übertragenen Gefühle der Klienten auf die

Professionellen einen Hintergrund haben und beim Verständnis des Falls nicht ausser

Acht gelassen werden sollen (vgl. Oevermann, 2009, S.141).

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 50

Eine zentrale Regel des Arbeitsbündnisses ist, dass die Professionellen keine

moralischen Bewertungen machen über die Entstehung der Problemlage der Klienten.

Dadurch würden sie sich über die Klienten stellen und Integrität verletzen. Gleichzeitig

gilt es jedoch, nicht stumm zu bleiben und die Probleme der Klienten hinzunehmen,

sondern diese auch zu konfrontieren und die Möglichkeiten einer Veränderung ihrer

Lage hartnäckig zu erörtern (vgl. Oevermann, 2009, S.132). Somit wird versucht, ein

Stück weit Kontrolle mit Hilfe zu koppeln.

4.2.3 Freiwilliges Arbeitsbündnis unter Zwang

Wie im Kapitel 4.1.1 beschrieben, ist die Beziehung zwischen Klienten und

Professionellen durch asymmetrische Machtverhältnisse geprägt. Wird das Arbeits-

bündnis aus der Perspektive der Zwangskontexte betrachtet, entsteht aufgrund des

Aspektes des Zwangs und der Freiwilligkeit des Arbeitsbündnisses ein Dilemma (vgl.

Oevermann, 2009, S. 133). Doch nicht nur im Zwangskontext, wo zum Beispiel Hilfe

verordnet wird, sondern auch bei hilfesuchenden Menschen ist das Konstrukt der

„Freiwilligkeit“ problematisch. Es ist dies insofern, als dass die Interaktion des Klienten

mit der Gesellschaft mitgedacht werden muss. Unabhängig von den verschiedenen

Settings gibt es wohl kaum Menschen, die völlig ohne Druck Hilfe suchen, da die

Normen und Meinungen der Umwelt in der Selbstbewertung der jeweiligen Menschen

stets eine latente Rolle spielen (vgl. Klug, 2012, S.12).

Diese Ausgangsbedingungen sind für den praktischen Vollzug des Arbeitsbündnisses

erschwerend, und oftmals muss die Freiwilligkeit durch die Professionellen selbst initiiert

werden. In solchen Fällen währt das Arbeitsbündnis in der Regel nicht lange. In der

Praxis der Sozialen Arbeit kommen die Klienten oftmals nicht freiwillig, sondern werden

durch die Bezugspersonen oder staatlichen Institutionen eingewiesen. Somit handelt es

sich in diesen Fällen um Kontrolle und nicht um Hilfe (vgl. Kapitel 4.1.2). Unter diesen

Bedingungen ist eine Interventionspraxis im Arbeitsbündnis sehr erschwert, und es

ergibt sich daraus die Folgefrage, wie eine Kontrollbeziehung in authentische

professionelle Hilfe zur Selbsthilfe transformiert werden kann. Ein negatives Beispiel,

das diese Problematik aufgreift, lässt sich in den Motivationsprogrammen für

Jugendliche auf Lehrstellensuche finden. Motivationsprogramme bezeichnen

Massnahmen, welche Jugendliche ohne Lehrstelle betreuen. Wenn Jugendliche die

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 51

Teilnahme an diesen Programmen verweigern, werden sie sanktioniert und verlieren die

finanzielle Förderung, die der Staat für Jugendliche ohne Lehrstelle zur Verfügung stellt.

Sie erfahren somit Kontrolle und Entmündigung anstatt Förderung. Hinzu kommt, dass

die Bezeichnung „Motivationsprogramm“ ihnen gleichwohl unterstellt, sie seien unmoti-

viert und hätten aus diesem Grunde keine Lehrstelle gefunden. Hiermit wird ihnen die

individuelle Schuld an ihrer Situation zugewiesen, und die Professionellen der Sozialen

Arbeit wirken als kontrollierende Instanz, anstatt sie in der subjektiven Entwicklung zu

unterstützen (vgl. Oevermann, 2009, S. 133).

Im Zusammenhang mit Unfreiwilligkeit kann zumindest auf der Beziehungsebene

gearbeitet werden, da positv erlebte Beziehungen die Motivation fördern können. Durch

eine Kooperation zwischen den Fachkräften und den Klienten soll versucht werden, die

Eigenkräfte der Klienten in den Prozess der Krisenbewältigung miteinzubeziehen,

beziehungsweise anhand des Arbeitsbündnisses zu wecken und zu mobilisieren.

Allgemein gilt, dass die Problemlösung nicht in einer destruierenden Fremdbestimmung

bestehen soll, sondern dass sie dem Fall angemessen erfolgen muss (vgl. Oevermann,

2002, S. 28). Abschliessend kann zum Dilemma zwischen Kontrolle und Freiwilligkeit der

Gedanke angefügt werden, dass in einem tendenziell unfreiwilligen Arbeitsbündnis viel

weniger die Freiwilligkeit im Zentrum stehen soll als vielmehr die Motivation zur Selbst-

veränderung (vgl. Klug, 2012 S.12). Es gibt Menschen, die Handlungsanstösse von

aussen benötigen, damit sie zum Beispiel sich mit einer Aufgabe auseinandersetzen.

Befriedigt sie diese Auseinandersetzung, kann sich die extrinsische Motivation in eine

intrinsische umwandeln. Der möglichst rasche Übergang von äusserem Zwang zu einer

eigenen Motivation der Klienten ist jedoch für die Professionellen schwierig zu gestalten

und nicht nachhaltig (vgl. Kapitel 3.5).

4.3 Doppeltes Mandat

Die Diskussion über Motivation, welche intrinsisch entsteht, und jener, welche von

aussen erzeugt oder angeregt wird, hat gezeigt, dass die Trennung unscharf ist und die

äusseren sowie inneren Faktoren einander beeinflussen (vgl. Kapitel 2.4). Es ist plötzlich

nicht mehr klar ersichtlich, ob nun fremde Instanzen die Klienten zu einer Entscheidung

oder einem Veränderungswunsch gebracht haben oder dies vollkommen aus der Auto-

nomie der Klienten entstanden ist.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 52

Wiederholt wurde gezeigt, dass es wichtig ist die Klienten ins Zentrum zu stellen sowie

Freiheit und Selbstbestimmung zu gewährleisten, damit eine nachhaltige Motivation für

etwas entstehen kann. Dieser Fokus auf die Klienten und deren Bedürfnisse ist nicht

unproblematisch, da dies unter Umständen auf Kosten der Ansprüche von Seiten der

Gesellschaft gehen könnte. Die meisten Professionellen der Sozialen Arbeit arbeiten

somit in einem Spannungsfeld zwischen der Hilfe am Individuum und der Dienstleistung

gegenüber der Gesellschaft und den staatlichen Auftraggebenden.

Die Soziale Arbeit muss sich an gesellschaftlichen Werten und an der Vergabe von

knappen Gütern an die Klienten orientieren. Die Gesellschaft und der Staat sind somit

einerseits wichtige Sinnspender und Ressourcengeber der Sozialen Arbeit, andererseits

aber auch Kontrolleure und Einschränkende oder sogar Verhinderer von Handlungs-

möglichkeiten (vgl. Schütze, 1996, S.240; S. 251). Wird diese eine Seite des

Spannungsfelds betrachtet, versucht die professionelle Soziale Arbeit die Gesellschaft

im Rahmen des Möglichen von verschiedenen sozialen Problemen zu entlasten. Dieser

gesellschaftliche Auftrag findet meist über Institutionen und Ämter sowie staatliche Pro-

gramme statt. Hiermit entsteht für die Professionellen eine Gutachterfunktion gegen

„oben“ und gesellschaftliche Probleme mitzudefinieren und „Problembearbeitungspro-

gramme“ wie zum Beispiel Motivationsprogramme anzubieten (vgl. Pantucek, 2005,

S.29).

Der zweite Aspekt dieses Spannungsfelds zwischen Hilfe gegenüber den Individuen

einerseits und den staatlichen Aufträgen und gesellschaftlichen Erwartungen anderer-

seits besteht darin, dass sich die Professionellen an dem individuellen Wohlergehen der

Klienten orientieren müssen (vgl. Schütze, 1996, S. 240). Aufgabe ist somit auch, den

Klienten ein selbständiges Leben in Würde zu ermöglichen, sie zu befähigen und nach-

haltig zu stärken, damit sie von innen her motiviert werden, ihre momentane Lebens-

situation zu verändern und sich weiter zu entwickeln (vgl. Baum, 1996, S. 108). Dieser

Widerspruch der Aufträge wird am häufigsten als doppeltes Mandat oder als Doppelrolle

bezeichnet und meint genau dieses Spannungsfeld zwischen dem Eingehen auf die

Klienten und dem Mandat, das von den Arbeitgebern und der Gesellschaft gegeben ist.

Dabei ist zu kritisieren, dass die Rede vom doppelten Mandat für die Sozialarbeitenden

jedoch auch die latente Funktion haben kann, ihr entmündigendes Handeln gegenüber

den Klienten oftmals mit dem Verweis auf das Mandat der Gesellschaft zu legitimieren.

Somit distanzieren sich die Sozialarbeitenden von ihrem Auftrag, die Menschenrechte

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und die Integrität der Klienten zu achten, praktizieren die Aufrechterhaltung von Kontrolle

und Druck auf unveränderte Weise weiter. Damit ist gemeint, dass Sozialarbeitende die

Herrschaftsanteile ihres Handelns erkennen, diese jedoch als den negativen Teil des

doppelten Mandats denunzieren und damit das eigene Tun rechtfertigen (vgl. Schütze,

1996, S.251). Schütze (1996) geht weiter auf diese Thematik ein und postuliert, dass die

Soziale Arbeit nur ein ungeteiltes Mandat hat, nämlich „der ihr anvertrauten Klientel zu

dienen (...), denn die Gesellschaft ist in ihrer Beauftragung kein Klient“ (S.251). Werden

jedoch die Gesellschaft und der Staat als wichtige Sinnspender und Ressourcengeber

anerkannt, gilt es auch, die Gesellschaft im Rahmen des Möglichen von gewissen

sozialen Problemen zu entlasten und die Reintegration des Klienten zu stärken. Um

daraus ein ungeteiltes Mandat zu kreieren, müssen sich die Professionellen zwischen

diesen beiden Rollen bzw. zwischen den beiden Mandaten positionieren. Es soll eine

Vermittlerrolle zwischen dem Staat oder sozialen Programmen einerseits und den

Klienten andererseits eingenommen werden. Für diese Vermittlerrolle ist ein gewisses

Mass an Professionalisierung unerlässlich, damit die Anforderungen der institutionellen

Auftraggeber möglichst in einer relativen Selbständigkeit auf Seiten der Professionellen

erfüllt werden können (vgl. Pantucek, 2005, S. 27).

Ein zentraler Aspekt dieser Doppelrolle der Sozialarbeitenden ist die stetige Reflektion

des professionellen Handelns über die ethischen Grundwerte wie Respekt der

Menschenwürde und allgemeines Wohlwollen gegenüber dem Klienten. Wichtig ist

dabei, dass die Praxisformen diesen ethischen Zielen auch gerecht werden. Die Gefahr

besteht darin, dass im Hinblick auf die Klienten lediglich alte gegen neue Abhängigkeiten

getauscht werden. Damit fände hinsichtlich der Gesellschaft keine Problemlösung statt,

sondern lediglich ein Problemwechsel (vgl. Baum, 1996, S.107). Es wird ersichtlich, dass

die Aufrechterhaltung der Balance zwischen dem Fokus auf die Klienten und dem Fokus

auf die Entlastung der Gesellschaft mit Herausforderungen verbunden ist.

Es bedarf somit einer mit methodischer Sorgfalt durchgeführten Interessens- und Werte-

abwägung, die mit dem wissenschaftlich abgesicherten Stand des Wissens der

professionellen Sozialen Arbeit übereinstimmen soll (vgl. Gumpinger, 2001, S.18).

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5 Fazit

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass die Förderung von intrinsischer Moti-

vation eine Möglichkeit darstellt, die Klienten nachhaltig zu aktivieren, ohne sie in ihrer

Autonomie einzuschränken und damit zu manipulieren. Während der Effekt der

extrinsischen Motivation meist nach Ende des äusseren Drucks wieder abnimmt, wirkt

intrinsische Motivation nachhaltig und steigert die Ausdauer bei der Handlungsausfüh-

rung.

Entsteht intrinsische Motivation und kann aus diesem Impuls heraus gehandelt werden,

generiert dies bei den Klienten Zufriedenheit sowie die Freisetzung psychischer Energie,

welche wiederum neue intrinsische Motivation für weitere Handlungen entstehen lässt.

Zentral für die Entstehung ist die Autonomie der Klienten, die einerseits Resultat und

andererseits auch Voraussetzung intrinsischer Motivation ist und ohne gewisse Ent-

scheidungs- und Handlungsfreiheiten nur schwer entstehen kann. Dies lässt erkennen,

dass intrinsische Motivation unweigerlich an die Freiheit des Individuums gekoppelt ist.

Das Konzept der Integrität und die Selbstbestimmungstheorie zeigen, wie wichtig Auto-

nomie für die persönliche Entwicklung der Klienten ist. Erleben Menschen Selbstbe-

stimmung und Integrität, vermindert dies ihre Manipulierbarkeit, da sie sich ihrer persön-

lichen Wertvorstellungen bewusst sind und ihr Leben möglichst selbstbestimmt

gestalten. Die Abwehrhaltung gegenüber manipulativen Einflüssen auf einen integren

Lebensvollzugs, ermöglicht erneut ein Mehr an Autonomie, welche die Entstehung von

weiteren intrinsisch motivierten Handlungen begünstigt.

Intrinsische Motivation und Autonomie bedingen sich demnach gegenseitig. Zusammen-

fassend lässt sich der Zusammenhang zwischen diesen zwei zentralen Elementen nicht

manipulativer Aktivierung als ein sich selbstreproduzierender Kreislauf darstellen. Durch

individuelle Autonomie wird intrinsische Motivation erst ermöglicht. Intrinsische

Motivation steigert sodann Selbstbestimmung und Integrität und führt zu einer

geringeren Manipulierbarkeit. Die geringere Manipulierbarkeit wiederum ermöglicht,

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selbstbestimmt entscheiden zu können, was die individuelle Autonomie und damit auch

wieder intrinsische Motivation fördert. Wodurch sich der Kreislauf schliesst.

Will Soziale Arbeit ihre Klienten motivieren ohne dabei zu manipulieren, gilt es, die Auto-

nomie der Klienten zu wahren, damit Selbstbestimmung, Integrität und somit intrinsische

Motivation entstehen können. Wie aus den bisherigen Ausführungen ersichtlich wurde,

ist dies für die Professionellen der Sozialen Arbeit jedoch eine verantwortungsvolle Auf-

gabe. Die Motivationsförderung unter Einwirkung äusserer Einflüsse in Form von

gesellschaftlichen Normen oder Ansichten der Professionellen läuft Gefahr, dass die

Klienten manipuliert statt motiviert werden. Wird von aussen durch Nutzung der Macht-

stellung der Professionellen oder durch Missachtung der Meinung der Klienten einge-

wirkt, wirkt sich dies depersonalisierend auf die Integrität der Klienten aus und kann auch

als Entmündigung betrachtet werden. Dieser ethisch verwerflichen Handlung entgegen-

zuwirken birgt eine grosse Herausforderung.

Es wurde gezeigt, dass sich nur schwer feststellen lässt, ob motiviert oder manipuliert

wird, da der Übergang zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation fliessend ist

und sich gewisse extrinsisch wirkende Zwänge nicht aufheben lassen. Dies hat zur

Folge, dass wenn intrinsische Motivation bei den Klienten geweckt werden will, dies

auch extrinsische Motivation auslösen kann. Es lässt sich demnach nur schwer fest-

stellen, ob eine Aktivierung von Seiten der Professionellen die Klienten tatsächlich nach-

haltig motiviert oder immer auch ein Stück weit manipuliert. Dieses Dilemma birgt für die

Professionellen der Sozialen Arbeit ein Spannungsfeld zwischen den beiden Polen der

Motivation und der Manipulation.

Vorhandene ungleiche Machtverhältnisse und eine asymmetrische Beziehung zwischen

den Professionellen und den Klienten einerseits und die Forderung nach der

Ermöglichung der Klientenautonomie andererseits sind eine Ursache für dieses

Spannungsfeld. Es ist somit schwierig für die Professionellen, Hilfe ohne kontrollierende

Anteile zu leisten, weil bereits durch die asymmetrische Beziehung zu den Klienten

gewisse kontrollierende Verhältnisse bestehen. Erschwerend kommt hinzu, dass neben

den ungleichen Machtverhältnissen auch strukturelle Zwänge unbewusst Druck auf den

Klienten ausüben. Der Anspruch, die Autonomie des Klienten zu fördern, lässt sich

demnach nicht so einfach mit den Anforderungen der Gesellschaft verbinden. Der

Auftrag der Gesellschaft oder der staatlichen Institutionen ist meist ein anderer als die

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Förderung von Autonomie und Integrität der Klienten. Somit kann das Spannungsfeld

zwischen Motivation und Manipulation auch als Spannungsfeld zwischen einem

klientenzentrierten fördernden Auftrag und dem gesellschaftlichen Auftrag zur Her-

stellung von Normalität interpretiert werden. Als besondere Schwierigkeit in diesem

Zusammenhang gilt es zu beachten, dass sich die Professionellen ebenfalls in einer Ab-

hängigkeit von den auftrag- und ressourcengebenden Institutionen befinden, was

ebenfalls dazu beitragen kann, dass sie unter Druck tendenziell manipulativ statt motivie-

rend auf die Klienten einwirken.

Auch das Konzept des Arbeitsbündnisses stellt eine Herausforderung für die

Professionellen dar. Auf der einen Seite wird bei den Klienten in einem Arbeitsbündnis

Freiwilligkeit vorausgesetzt, auf der anderen Seite kommen die Klienten letztlich unter

Zwang in die Zusammenarbeit. Nicht einmal wenn sie nicht gezwungen wurden,

kommen sie gänzlich freiwillig, da zumindest die gesellschaftliche Norm sie dazu bewog,

Hilfe anzufordern. Somit ist auch ein Arbeitsbündnis niemals gänzlich unabhängig von

Zwang, was ebenfalls als Teil des oben genannten Spannungsfeldes interpretiert werden

kann.

Das Dilemma des Spannungsfeldes zwischen Motivation und Manipulation besteht darin,

dass sich die darin enthaltenen Widersprüche niemals ganz aufheben lassen.

Ausgehend vom Konzept der Integrität und der Selbstbestimmungstheorie besteht die

zentrale Anforderung für Professionelle der Sozialen Arbeit darin, dass durch intrinsische

Motivation die Autonomie der Klienten gefördert und damit ein selbstbestimmtes und

integres Leben geführt werden kann. Wollen Professionelle der Sozialen Arbeit diesem

Ideal unter Berücksichtigung des oben beschriebenen Spannungsfeldes möglichst nahe

kommen, sollten aufgrund der hier diskutierten Zusammenhänge folgende Anforderun-

gen beachtet werden:

Da der Übergang von der intrinsischen zur extrinsischen Motivation fliessend ist und

nicht genau unterschieden werden kann, ob Klienten aus innerem Antrieb oder aufgrund

manipulativer Beeinflussung handeln, soll generell darauf geachtet werden, dass ein

fördernder Rahmen für die Selbstbestimmung und Integrität der Klienten geschaffen

wird.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 57

Um intrinsische Motivation zu fördern und nicht manipulativ zu handeln, müssen

asymmetrische Beziehungen zu den Klienten und ungleiche Machtverhältnisse

identifiziert und reflektiert werden. Da stets ungleiche Machtverhältnisse herrschen, ist

es nötig, den Kontrollaspekt der Zusammenarbeit ein Stück zu mindern, indem die Be-

ziehung zu den Klienten gefördert wird, was die intrinsische Motivation aufgrund ihrer

sozialen Komponente stärkt. Dabei ist zentral, dass nicht einseitige Verhaltens-

anforderungen an die Klienten gestellt werden, sondern eine Problemlösungs-

aushandlung in Kooperation mit den Betroffenen stattfindet, wenn es die Situation

erlaubt. Dies fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit den asymmetrischen Be-

ziehungen zu den Klienten und das Bewusstsein über die Grenzen der eigenen

Kompetenzen.

Um einerseits Autonomie zu gewährleisten und Freiräume für die Klienten zu schaffen

und andererseits die Manipulation auch im Spannungsfeld des Doppelten Mandats zu

verhindern, müssen sich die Professionellen als Verbindungsglied zwischen diesen

beiden Polen verstehen. Es geht darum, die Gesellschaft von gewissen sozialen

Problemen zu entlasten sowie durch Reintegration der Klienten zu stärken und

gleichwohl, trotz äusseren Einflüssen, die Integrität und Selbstbestimmung der Klienten

bestmöglich zu fördern. Wichtig hierbei ist, dass auftretendes manipulatives Handeln

gegenüber den Klienten nicht anhand des Doppelten Mandates beziehungsweise des

institutionellen Auftrages legitimiert wird. Um den Fokus nicht zu stark auf die gesell-

schaftlich formulierte Problemlösung zu setzen, ist es nötig, sich als Professionelle

immer wieder klar zu werden, dass gesellschaftliche Strukturen auch durch Stärkung des

Individuums verbessert werden können. Zudem gilt es die eigene Abhängigkeit von den

Auftraggebenden zu prüfen und zu reflektieren. Es kann sich als wichtig erweisen, dass

sich die Professionellen fragen, ob sie aufgrund des Arbeitsauftrages tatsächlich noch

motivierend und nicht bereits manipulierend auf die Klienten einwirken. Ist der Druck von

aussen gross genug, kann angenommen werden, dass aufgrund von Ressourcen- und

Zeitknappheit Klienten möglichst schnell zu einer Verhaltensänderung gebracht werden

sollen.

Das Arbeitsbündnis stellt einen möglichen Rahmen dar, innerhalb dessen die eben

formulierten Anforderungen an die Professionellen der Sozialen Arbeit angewandt

werden können, auch wenn ein gewisser struktureller Druck vorhanden ist. Es ist letztlich

ein Konzept, welches aufgrund der kooperativen Problembearbeitung wertschätzend auf

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 58

den Klienten wirkt und es damit den Professionellen ermöglicht, die Klienten in ihrer

Ganzheit ernst zu nehmen. Es lässt auch in einengenden Kontexten zu, dass

intrinsische Motivation und Mitbestimmung entstehen kann. Der berufliche Habitus hilft,

auf die Klienten einzugehen und trotzdem die Distanz und das methodische Vorgehen

zu wahren. Die Bewältigung der Ungewissheit in diffusen sozialen Beziehungen zu den

Klienten stellt in diesem Zusammenhang eine weitere Anforderung an die

Professionellen der Sozialen Arbeit dar.

Was die Professionalisierungsdebatte fordert und abschliessend ebenfalls als zentrale

Herausforderung gilt, ist eine Reflexion über das ethische Selbstverständnis. An dieser

Stelle lässt sich die Vermutung anstellen, dass gesellschaftliche Werte und Normen im

Hintergrund sowie die innere Haltung der Professionellen einen wesentlichen Beitrag

dazu leisten, ob Interventionen manipulierend oder motivierend auf die Klienten wirken.

Diese Vermutung gälte es jedoch in einer weiterführenden Untersuchung zu

untermauern.

In der Auseinandersetzung mit der Selbstbestimmungstheorie und Integrität konnte die

Frage nicht beantwortet werden, was die Forderung nach Autonomie für Klienten be-

deuten könnte, die offensichtlich nicht in der Lage sind, ihr Leben selbst in die Hand zu

nehmen. Was gälte es in diesem Fall zu beachten und wie könnte mit der

Bevormundung von Klienten verantwortungsvoll umgegangen werden? Wer würde dann

definieren, was in einer Fremdbestimmung von Klienten die zentralen Leitlinien sind?

Welche Verantwortungsbereiche würden sich daraus für die Professionellen eröffnen?

Es wäre spannend, diese Fragen in einer weiteren Untersuchung zu vertiefen.

Was im Rahmen der vorliegenden Arbeit ebenfalls nicht untersucht werden konnte, ist

die Frage, inwiefern auch die strukturellen Zwänge verändert werden könnten. Ausge-

hend von der Beobachtung, dass auch strukturelle Zwänge Druck auf die Klienten aus-

üben und damit manipulierend wirken, wäre interessant zu untersuchen, wie auch durch

eine Veränderung des strukturellen Rahmens die Autonomie des Klienten gefördert

werden könnte.

Ein weites Feld für weiterführende Untersuchungen bieten zudem die konkreten Um-

setzungsmöglichkeiten der vorliegenden rein theoretischen Themenauseinandersetzung.

Es wäre beispielsweise spannend, mit Erfahrungsberichten der Klienten wie auch der

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 59

Professionellen aus der Praxis an den in dieser Arbeit behandelten Themenbereichen

weiter zu arbeiten.

Abschliessend kann festgehalten werden, dass es schwierig ist, Menschen zu

motivieren. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Professionellen durch ihre Arbeit

die Rahmenbedingungen schaffen, welche die intrinsische Motivation der Klienten

möglichst zu fördern vermögen. Kann durch diese Rahmenbedingungen die Autonomie

der Klienten gestärkt werden, nimmt gleichzeitig die Manipulation von Seiten der

Professionellen ab, weil die Klienten weniger manipulierbar sind. Die in der vorliegenden

Arbeit herausgearbeiteten Kriterien und die daraus abgeleiteten Anforderungen stellen

eine Möglichkeit dar, wie Professionelle der Sozialen Arbeit ihr Handeln in Bezug auf die

Autonomie des Klienten stets überprüfen und reflektieren können.

Bachelorthesis: Motivieren ohne zu manipulieren

FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit Sophia Wüst HS 2010 Seite 60

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Abbildung 1: Edelmann, Walter

(Quelle: Edelmann, 2003, S. 30)

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Edelmann, Walter. (2003). Motivieren ja – aber wie?

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Abbildung 2: Pollmann, Arnd

(Quelle: Pollman, 2005, S.83)

Literaturverzeichnis:

Pollmann, Arnd. (2005). Integrität. Bielefeld: Transcript.

Ich erkläre hiermit:

dass ich die die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benützung anderer als der

angegebenen Hilfsmittel verfasst habe.

___________________________ St. Gallen, 12. März 2014 Unterschrift

Veröffentlichung Bachelorarbeit

Ich bin damit einverstanden, dass meine Bachelor Thesis bei einer Bewertung mit der

Note 5.5 oder höher, der Bibliothek für die Aufnahme ins Ausleiharchiv und für die

Wissensplattform Ephesos zur Verfügung gestellt wird. Sie darf auch an Aussenstehende

verkauft werden.

□ ja

□ nein

___________________________ St. Gallen, 12. März 2014 Unterschrift