Anita Moser

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INSTITUT FÜR MARKEN- ENTWICKLUNG GRAZ Am 22. März 2010 STUDIE „WAS LERNEN SIE GERADE?“ IM GESPRäCH MIT ANITA MOSER, AKD BAUNETZWERK

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Würde man Anita Moser mit einem Wort beschreiben wollen, so wäre es wohl diszipliniert. Sie ist als oberösterreichische Selfmade-Woman den spannenden Weg von der Einzelunternehmerin zur Geschäftsführerin gegangen und bietet nunmehr IT-Lösungen für Bauunternehmen an. Und sorgt so nicht nur für reibungslose EDV-Abläufe bei ihren Kunden. Anita Moser im Interview über Prägungen, Erfolg ohne Wachstum und über ihre große Sehnsucht, doch auch einmal ganz undiszipliniert nicht an die Firma zu denken.

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INSTITUTFÜRMARKEN-ENTWICKLUNGGRAZ

Am 22. März 2010

STUdIE „WAS LERNEN SIE GERAdE?“IM GESpRäCh MIT ANITA MoSER, AKd bAUNETZWERK

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Würde man Anita Moser mit einem Wort beschreiben wollen, so wäre es wohl diszipliniert. Sie ist als oberösterreichische Selfmade-Woman den spannenden Weg von der Einzelunternehmerin zur Geschäftsführerin gegangen und bietet nun-mehr IT-Lösungen für Bauunternehmen an. Und sorgt so nicht nur für reibungs-lose EDV-Abläufe bei ihren Kunden. Anita Moser im Interview über Prägungen, Erfolg ohne Wachstum und über ihre große Sehnsucht, doch auch einmal ganz undiszipliniert nicht an die Firma zu denken.

Johanna Ecker: Wie ist denn Ihre Definition von Unternehmertum ?

Anita Moser: Ich habe als Einzelunternehmer begonnen, bin dann in eine GmbH gegan-gen, habe dann eine zweite Firma gegründet mit einem sehr langsamen Wachstum von klein auf. Ich bin immer noch ein Klein- und Mittelunternehmer. Und für mich bedeutet einfach Unternehmertum, Leistung zur Verfügung zu stellen und damit auch Leute zu beschäftigen und damit die Wirtschaft zu fördern. Als Einzelunternehmen habe ich Un-ternehmertum gesehen, um mich zu ernähren. In Form der GmbH und mit Mitarbeitern ist es für mich auch ein Stück weit Verantwortung zu tragen für Mitarbeiter und für die Entwicklung der Wirtschaft.

JE: Warum sind Sie Unternehmerin geworden?

AM: Ich war ca. 10 Jahre lang als Beraterin im Trainingsbereich für eine Baufirma tätig. Dann hatte ich sozusagen eine persönliche Krise: Ich bin Herz operiert worden und für ein Jahr ausgefallen und habe als Einzelunternehmer damit keinen Umsatz mehr gehabt. In dieser Situation bin ich auf Reha gegangen – war eigentlich unversorgt – und habe dann auf der Reha die Idee für die neue Firma zu Papier gebracht und habe sie dann auch gegründet. Und die Firmenphilosophie ist genau in dieser Zeit entstanden. Ich werde oft angesprochen auf Wachstum und ich sage einfach, warum will jeder immer mehr und mehr, warum will man immer wachsen und warum will man immer mehr Umsatz haben und ich bin mir absolut sicher, dass Firmen, die Millionen- oder Milliardenumsätze haben wahrscheinlich am Tagesende weniger Gewinn für sich selbst haben als wie man das als Kleinunternehmer schaffen kann. Und ich brauche nicht immer dieses ständige und per-manente Wachstum.

JE: Was war denn damals ausschlaggebend, dass Sie gesagt haben, ich mache nicht wieder das, was ich vorher gemacht habe?

AM: Ich habe in Baufirmen EDV unterrichtet und habe gesehen, dass eigentlich jede Firma die gleichen Probleme gehabt hat und habe gewusst, dass es nicht hilft, den Mit-

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arbeitern zu zeigen, wie man z.B. eine Excel-Formel anwendet oder wie man ordentliche Vorlagen definiert, sondern habe auch gesehen, dass im Hintergrund die Technologie nicht gestimmt hat. Und habe aber auch erkannt, dass diese Baufirmen einfach viel zu wenig Budget frei haben, um eine eigene EDV zu konzipieren, eine ordentliche. Und die Philosophie und auch der Gedanke waren immer, diesen Klein- und Mittelunternehmen gleiche Mitbewerbsfähigkeiten zu verschaffen wie es große Konzerne einfach haben. Ein großer Konzern hat eine eigene EDV-Abteilung mit 20 bis 25 Leuten, kann Millionen investieren in die EDV und hat natürlich damit optimale Voraussetzungen, um heute Ausschreibungen zu tätigen oder zu absolvieren. Ein Klein- und Mittelunternehmer hat es schwieriger, er hat die Leute nicht, hat das Budget nicht, hat gar nicht die Möglichkei-ten und hat damit automatisch – das hat zwar noch gar nichts mit den Baufirmen, mit dem Bau zu tun – er hat schon einmal schlechtere Voraussetzungen überhaupt, um in die Wirtschaft zu gehen. Und die Idee war einfach, mehrere kleine Firmen zu verbünden, auch wenn sie Mitbewerber sind und denen eine outgesourcete EDV-Struktur auf neutra-ler Basis zur Verfügung zu stellen.

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JE: Was sind für Sie die drei wesentlichsten Eigenschaften für eine Unternehmerin?

AM: zielstrebig, erfolgreich und menschlich

JE: Was bedeutet „zielstrebig“ für Sie?

AM: Das man Visionen hat und dass man die Visionen verfolgt bis einfach aus den Visionen Realität wird. Ich kenne wahnsinnig viele Menschen, die haben Super-Ideen und wenn ich sie 10 Jahre später treffe, ist es immer noch die Idee. Und ich bin einfach so ein Mensch, wenn ich Ihnen heute sage: „Ich mache das morgen“, dann mache ich das morgen.

JE: Wo spüren Sie das Erfolgreiche?

AM: Für mich gibt es jetzt in Bezug auf meine Firma nur eine Definition und die ist: „Ich weiß, dass ich sehr erfolgreich bin, weil wir keinen Vertrieb haben und wir ein jährliches Wachstum haben von über 50%, seitdem es die Firma gibt. Ich weiß, dass ich sehr erfolg-reich bin, weil keiner meiner Kunden, den wir vom ersten Tag an hatten, uns verlassen hat. Und das ist eigentlich der Beweis, schwarz auf weiß, dass die Firma einfach erfolg-reich ist. Und ich messe es nicht an Zahlen.

Ich habe strategisch ein Modell erfunden, wo ich gesagt habe: „Wie schaffe ich ein Wachs-tum ohne dass ich mich anstrenge?“ Ohne, dass ich jetzt Marketing-Leute einstelle, Ver-triebsleute einstelle, die wiederrum viel Geld kosten und ich gar nicht weiß, ob sich das

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irgendwann überhaupt lohnt. Dann haben wir ein Bonus-Modell erfunden, wo wir gesagt haben, o.k. jeder Baufirma, die einen Neuen dazu bringt und ein Wachstum dadurch entsteht, geben wir einen Teil des Gewinnes oder des Erlöses wieder ab. Es ist jedem Kun-den ein Anliegen, dass ein neuer Kunde dazukommt, weil er weiß, dass er selber dadurch Geld sparen kann. Und das ist ein System, das sehr gut funktioniert. Und es kommt ja auch immer wieder die Frage aus diesen Reihen: „Wann kriegen wir denn wieder jeman-den dazu, wann wachsen wir den weiter?“ Die ich dann immer wieder damit beantworte: „Achtung, man muss auch überlegen, …erweitern und vergrößern, wo ich Strukturen nachziehen muss und unterm Strich wird sich dadurch der Gewinn nicht verändern. Und es ist auch die Philosophie, die ich wirklich auch eingeschlagen habe, wo ich sage: „Ich brauche dieses Wachstum nicht mehr unbedingt. Ich brauche so viel gesundes Wachstum, dass ich eine Krise oder Ausfälle überstehe und dass ich Investitionen tätigen kann.

JE: Wann war das für Sie klar, dass Sie Unternehmerin werden wollen?

AM: Es war nie klar, dass ich Unternehmerin werde. Das hat sich alles so entwickelt. Ich habe ja eine völlig A-typische Karriere. Ich habe gelernt, ich habe ja keine Matura. Ich bin in eine Hauptschule gegangen und komme aus einem sehr armen Elternhaus. Und meine Eltern waren eigentlich immer so, dass sie gesagt haben, mit 16: „Schau, dass du irgendwas lernst!“ Oder mit 15, also, vom erste Tag, an dem du uns verlässt, ist der beste Beweis, dass du uns nichts mehr kostest. Also das ist das, was bei mir so hängen geblieben ist. Also ich habe schon früh gelernt, mit 15 Jahren schon, mich selbst zu erhalten und zu versorgen. Also ich habe von meinem Elternhaus keinen Führerschein gekriegt, kei-ne Kleidung gekriegt, also ich habe mir das alles mit 15 Jahren in meiner Lehrzeit selbst finanziert. Und da wird man dann schon sehr geprägt und dann muss ich auch dazusagen, bei einem Steuerberater lernst du schon, auch mit Geld umzugehen, ja. Und dort habe ich auch sehr viel Disziplin gelernt. Und dann war dann noch so vom Elternhaus, ja, schau‘, dass du dich selbst erhältst, schau‘, dass du Kinder kriegst, schau‘, dass du Haus baust, schau‘, dass du einen braven Mann kriegst. Ja, das war eigentlich der Werdegang. Und mit 18 war genau das. Ich habe mit 18 mein ganzes Geld gespart gehabt und war in einer fixen Beziehung seit 15 und für mich war klar, mit 19 heirate ich und mit 20 kriege ich das erste Kind und mit 21 das zweite und mit 25 habe ich ein Haus fertig … nur mit 30 war ich dann, dass ich gesagt habe: „So, war das jetzt mein Leben?“ Ich war ja fertig. Ich habe genau das erfüllt, was vorgedacht gewesen ist. Und dann habe ich angefangen – ich glaube mit 28, ich war noch im Karenz von meinem Sohn – und ich bin dann zum AMS und dann hat die Dame dort gesagt: „Es gibt eine Ausbildung, eine internationale, zur Medienfachfrau und wollen Sie sich nicht irgendwie weiterbilden oder was anderes machen?“ Das war dann eigentlich der Grundstein. Und ich bin nicht dort gesessen, weil ich jetzt ein Geld gebraucht habe von Arbeitsamt, sondern, weil – das habe ich aber so in mir, ich bin sehr pflichtbewusst – und ich habe gewusst, o.k., das wird mir jetzt bezahlt

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und das wird mir jetzt finanziert – ich muss da jetzt einfach gut sein und so habe ich in dem Trainingsprogramm schon weit über den Tellerrand hinaus geblickt und auch viel mehr gelernt. Ich bin Vormittag in die Schule gegangen und habe Nachmittag gelernt. Ich habe meine Kinder im Kindergarten oder in der Betreuung gelassen und habe sie erst am Abend geholt. Ich bin nächtelang gesessen und habe gestrebert. Und habe dann diese Aus-bildung zur Medienfachfrau sechs Monate vorher verlassen, wo die anderen sechs Monate länger gebraucht haben und habe damals den Computerführerschein gemacht. Ich war bitte – da bin ich heute noch stolz drauf – die 8. Absolventin in Österreich.

Über eine Blindbewerbung, wo ich überhaupt nicht gewusst habe, wo ich landen werde, bin ich dann bei der Digital gelandet in Linz. Und dann hat natürlich eines zum anderen gepasst. Ich habe eine fundierte Ausbildung gehabt zur Medienfachfrau und war doch technisch gut interessiert. Und bin dann dort in einen Betrieb gekommen, die haben in Österreich 60 Männer gehabt, ich war die einzige Frau im Sekretariat und es ist immer nur über Technik geredet worden. Ich habe dort eigentlich einen sehr guten Einblick gekriegt, einerseits in die Technologie und andererseits in Organisation, in Marketing. Und das war dann schon irgendwie dieses Bild. Aber ab diesem Zeitpunkt habe ich nicht gewusst, dass ich Unternehmerin werden irgendwann. Ganz im Gegenteil! Aber das, wo ich herausgestochen bin war, dass ich immer mehr gearbeitet habe als was notwendig war. Ich bin nie um 7 heimgegangen, habe mir gedacht: „Super, dass ich um 12 heim gehen kann“, sondern da hat es ein neues Programm gegeben und ich habe mir gedacht, dass muss ich mir jetzt anschauen und wie geht das und habe dort Eigeninitiativen in dem Konzern drin entwickelt, wo ich mir heute noch denke, was ich für Sachen einfach mir zumute. Aber in dem Moment, wo ich das tue, ist es mir das gar nicht so bewusst.

Wobei der Geldfaktor schon der eine oder andere bei mir war, das muss ich schon sagen. Weil ich einfach wahnsinnig arm aufgewachsen bin und nichts gehab habe. Und von meinen Eltern seit meinem 10. Lebensjahr immer vermittelt gekriegt habe – vor allem von meiner Mutter – von nichts kommt nichts. Ich hatte damals einen 25-Stunden-Job angenommen und da ist dann erstmals der Gedanke gekommen: „Was tue ich am Nach-mittag?“ Die Kinder sind in der Schule, im Kindergarten teilweise noch gewesen. Was tue ich am Nachmittag? Und dann habe ich mir – irgendwann habe ich mir den Gewerbe-schein registrieren lassen für IT-Dienstleistungen – ja, und dann war schon dieser Ehrgeiz einfach wieder da.

Und habe dann gewusst, na ja, das Unterrichten, das wäre irgendwie ja gar nicht so schlecht. Und habe dann diese Zertifizierungen gemacht, parallel zum Job dazu um mich dann Trainer nennen zu können. Du kannst ja nicht auf die Straße gehen und zu jeder Frau sagen, was hast du für Qualifikationen. Und diese Qualifizierungen – wenn ich da zurückblicke, da ist mir die Scheidung sehr zugute gekommen – weil ich habe mich dann

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mit 30 scheiden lassen. Bin Hals über Kopf ausgezogen. Ich habe am Sonntag am Abend gesagt: „Das war nicht mein Leben und ich will das nicht mehr!“ Und dann war da so ein persönlicher Umbruch. Ich habe plötzlich so viel Freizeit gekriegt. Ich war jedes Wochen-ende alleine. Die Kinder waren ja nicht da, die waren beim Papa. Und es war dann über-haupt alles viel leichter. Und da habe ich – in dieser Zeit habe ich wirklich nur gelernt. Ich habe einfach versucht, das nachzuholen, was nach meinem 18. Lebensjahr – ich habe ja so früh Kinder gekriegt und geheiratet– nicht möglich war. Ja, und ab dem Zeitpunkt, wo ich dann alle diese Prüfungen gehabt habe, das Gewerbe schon gelöst gehabt habe, war es dann schon klar, dass ich einmal 100% Unternehmerin bin.

JE: Sagen Sie, wenn ich die Fee wäre und Ihnen erschiene und Sie hätten den freien Wunsch für eine Eigenschaft, was für eine Qualität würden Sie sich wünschen?

AM: Besser abschalten können. Mir fällt es jetzt immer noch sehr schwer, abschalten zu können. Ich nehme mir Auszeit immer in Form von Auslandsreisen. Also ich gehe nicht dreimal im Jahr auf Urlaub, sondern fünfmal und fliege immer weit weg, weil ich mir sage, dass ist die einzige Möglichkeit um einmal nicht in der Firma zu wohnen und zu leben und zu arbeiten. Und bei mir ist es so, dass ich ja nicht nur auf das Büro da ange-wiesen bin, ich habe ja in meinem Haus das gleiche Büro und ich bin ja sehr viel zuhause, ich arbeite sehr viel zuhause, weil die Strukturen so geschaffen worden sind, dass es die Mitarbeiter nicht einmal merken, wo ich bin. D.h. ich habe überall gleiche Möglichkeiten und gleiche Einsichten und die Prozesse sind sehr offen. Bei uns arbeiten alle vor den Mo-nitoren und alles in der EDV und es ist jeder Schritt nachvollziehbar und ich muss dazu nicht einmal in Österreich sitzen. Wenn ich das persönliche Gespräch mit den Mitarbei-tern nicht bräuchte, könnte ich völlig ortsabhängig arbeiten. Die Schattenseite in dem Fall ist natürlich, dass man nicht abschalten kann.

Aber ich habe auch etwas Angst davor. Weil ich glaube einfach, dass die gute Qualität der Firma damit verbunden ist, dass sich immer jemand kümmert. Und mit dem Zeitpunkt wo ich das, glaube ich, ablege, müsste es jemand anderer übernehmen oder man müsste es anders delegieren können und ich habe das jetzt schon so oft gehört, dass die Firma, die ich aufgebaut habe meins ist, meine Handschrift trägt und das es auch deswegen so gut funktioniert.

JE: Sagen Sie, Sie sind drei Minuten lange Unterrichtsministerin von Österreich. Welches Schulfach würden Sie einführen?

AM: Ich würde das Schulfach generell Praxis nennen. Und ich würde ein Schulfach einführen, wo – egal in welcher Schule du bist – ab einem gewissen Alter zwangsverpflich-

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tend einige Stunden in Betrieben in Echtzeit verbringen musst. Keine Exkursionen einmal im Jahr. Die fangen im Kindergarten schon an, z.B. in der Bäckerei, damit die Kinder sehen, wie dort gebacken wird. Oder Schüler, die eine Landwirtschaft besuchen und das kommt bei allen Schüler jeder Stufe super gut an. Mir ginge es darum, dass sie Kinder die Praxis sehen, erleben können, wie setzte ich das um und auch das Verständnis zu erhöhen – warum lerne ich eigentlich – damit ich nachher was umsetzen kann. Wenn ein Schüler einmal einen Manager und dessen schwierige, wirklich herausfordernde Arbeit im Beisein erlebt, dann wird er vielleicht auch verstehen, warum der ein Studium braucht oder wa-rum der 10.000,-- EUR im Monat verdient. Und was der Unterschied ist zwischen dem einen und dem anderen Job. Um sich eine Meinung bilden zu können. Jugendliche lernen beim Zuschauen. In der Schule werden Werte vermittelt wie soziale Kompetenz und wenn ein Schüler in einer Besprechung sitzt, was glauben Sie was er da lernt?

JE: Sagen Sie, diese Selbständigkeit, die Sie ja haben, wie geben Sie das weiter? Kann man das lernen?

AM: Ja, das ist Erziehung. Das ist nur Erziehung.

Schauen Sie meine Kinder an, die sind das Ebenbild. Das hat damit begonnen, als ich stolz war als meine Tochter in die erste Klasse Volksschule gegangen ist. Sie ist heim gegangen, hat sich ihr Essen selber im Micro gewärmt, hat ihre Hausübung gemacht und hat alleine alles erledigt und ich war stolz drauf. Das hört sich im Nachhinein total hart an. Da erinnere ich mich heute noch daran. Ich weiß noch genau, wie mich meine Toch-ter gefragt hat: “Mama, wie komm ich den da hin?“ Und ich habe gesagt: „Du setzt dich da in den Zug, gehst die Straße entlang und …. Und wenn du nicht hinfindest, rufst du mich an.“ „Na, Mama, kannst du nicht doch mitgehen?“ „Nein …, weil du musst nach-her auch alleine gehen, du schaffst das!“ Sie hat sich verrannt, und hat mich angerufen… Und ich habe mir gedacht: „Was bist du für eine Rabenmutter!“ Aber das hat man so in sich, das hat man so in sich, dass man Dinge verlangt, für die sie noch nicht alt genug waren. Und die Kinder leben das so mit, weil man selber so ist.

JE: Danke für Ihre Zeit.