Ankommen und dazugehören - Diakonie Hamburg€¦ · oder nur schlecht, ist auf Hilfe anderer...

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2016/2017 Magazin Ankommen und dazugehören Wie Integration gelingen kann

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2016/2017

Magazin

Ankommen und dazugehörenWie Integration gelingen kann

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3 „Was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“

Ankommen und dazugehören

4 Heimathafen Hamburg

6 Zukunftssucher

12 Evangelische Kita Lutherhöhe

14 „Gastarbeiter“, Aussiedler, Flüchtlinge

16 Integration von Flüchtlingen

18 „Städte ohne Zuwanderung werden dramatisch schrumpfen“

20 Wie Integration die Stadt verändert – und die Diakonie

22 Stadtteilmutter zu Besuch

32 Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge der Kirchengemeinde Niendorf

24 Pflege und Teilhabe – Was die neuen Gesetze für Hamburg bedeuten

25 Meldungen

26 Diakonie Hamburg – Wer wir sind, was wir tun

28 Gewinn- und Verlustrechnung 2015 | Risikobericht

29 So helfen Ihre Spenden

30 So ist das Diakonische Werk Hamburg aufgebaut | Kontakt

31

Titelfoto: Lehrgang für Flüchtlinge – Biniam Mokonen (l.) mit seinem Ausbilder in der Werkstatt der Steep GmbH (mehr in der Reportage ab Seite 6).

Editorial

Schwerpunkt Integration

Intro

Reportage

Orte der Integration

Rückblick

Kurz erklärt

Interview

Standpunkte

Orte der Integration

Panorama

Zahlen & Fakten

Impressum

Inhalt

Editorial 3

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben in den letzten anderthalb Jahren erlebt, wie der starke

Zustrom von Flüchtlingen unser Land verändert hat: Einerseits

gab und gibt es eine beeindruckende Hilfsbereitschaft in großen

Teilen der Bevölkerung. Andererseits wurden die Stimmen der

Skeptiker und Ängstlichen immer lauter. Die Politik tut sich nicht

leicht in dieser schwierigen Gemengelage.

Wir im Diakonischen Werk Hamburg sehen unsere Aufgabe

darin, in der teilweise erhitzt geführten Diskussion eine christlich

begründete, fachkundige Stimme der Vernunft zu sein, das Frei-

willigen-Engagement zu unterstützen und unseren Mitgliedern

bei der Bewältigung ihrer jeweiligen Herausforderungen zu

helfen.

Wir gehen davon aus, dass nicht nur die Zugewanderten, son-

dern unser ganzes Land ein elementares Interesse daran haben

muss, dass Integration gelingt. Drei grundlegende Einsichten

leiten uns:

1. Gelingende Integration braucht eine tragfähige Willkom-

menskultur. Zuwanderer sollen sich in unsere Gesellschaft ein-

bringen – dafür müssen sie das Gefühl haben, erwünscht und

willkommen zu sein. Sie brauchen einen Vorschuss an Vertrauen

und besondere Unterstützung, die sie befähigt, mittelfristig ihr

Leben selbstverantwortlich gestalten zu können. Die meisten

Flüchtlinge, die nach ihren Hoffnungen und Erwartungen befragt

werden, antworten, dass sie sich ein ganz normales friedliches

Leben wünschen. Dieses Bedürfnis ist uns nicht fremd und des-

halb kann uns die goldene Regel Jesu, „Alles was ihr wollt, dass

euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“ (Mt 7,12), eine

gute Richtschnur für gelingende Integration sein. Der Mensch

„Was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“

braucht eine Wohnung, Arbeit, Familie bzw. soziale Kontakte

und Sicherheit.

2. Diskussionen über die Integrationsfähigkeit von Menschen

mit bestimmten religiösen oder kulturellen Hintergründen sind

wenig hilfreich. Sie beruhen meist auf Vorurteilen und übersehen

die gemeinsamen elementaren Grundbedürfnisse. Dass alle

Menschen die gleichen Werte und Haltungen vertreten müssen,

ist in unserem freiheitlichen Rechtsstaat nicht vorgesehen. Ver-

bindlich ist für alle Menschen in diesem Land die Einhaltung

geltenden Rechtes.

3. Viele Menschen, die in den vergangenen Monaten neu in

unser Land gekommen sind, werden noch eine ganze Zeit

Unterstützung benötigen. In einer Stadt, die ohnehin herausge-

fordert ist durch einen Mangel an günstigem Wohnraum, wach-

sende Obdachlosigkeit, Kinderarmut und sichtbare soziale

Brennpunkte, führt das zu einer Art Stresstest. Neben den Stär-

ken unserer Stadt zeigen sich auch die Versäumnisse der letzten

Jahre. Es wird deutlich: Gelingende Integration braucht nicht nur

eine tragfähige Willkommenskultur, sondern auch Gerechtigkeit

und ein leistungsfähiges und faires Sozialsystem für die ganze

Gesellschaft.

Wir wünschen Ihnen Freude und gute Anregungen bei der

Lektüre des diesjährigen Diakonie-Magazins.

Ihr

Landespastor Dirk Ahrens

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Intro 54 Schwerpunkt Integration Intro

Heimathafen HamburgWie läuft’s mit der Integration?

Wie gut haben wir aus den vergangenen Jahrzehnten gelernt,

ein Einwanderungsland zu sein und eine Stadt, in der Menschen

ganz unterschiedlicher Prägung zusammenleben? Wir haben

uns für das Schwerpunkt-Thema mit Menschen getroffen, denen

Mitgliedseinrichtungen des Diakonischen Werkes Hamburg

wichtige Hilfen gaben beim Ankommen in Hamburg. Diese Men-

schen haben uns beeindruckt mit ihrem Willen, neu anzufangen.

Leicht ist ihr Weg nicht. Lesen Sie dazu die Reportage ab S. 6.

Kirche und Diakonie unterstützen Zuwanderinnen und Zuwan-

derer auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Die Foto-Serie „Orte

der Integration“ zeigt an drei Beispielen, wo diese Hilfe stattfin-

det (S. 12, S. 22 und Heftrückseite).

Für Hamburg ist Integration keine neue Aufgabe. Und auch die

Ankunft von Zehntausenden Flüchtlingen hat die Hansestadt

bereits erlebt und bewältigt. Ein Blick auf die Geschichte der

Zuwanderung kann zu mehr Gelassenheit verhelfen (S. 15).

„Städte brauchen Migranten, und Migranten brauchen Städte“,

sagt der Wissenschaftler Dr. Norbert Gestring. Warum Integrati-

on ein zweiseitiger Prozess ist, wie sie sich messen lässt und

welche Bedeutung sie für die zukünftige Stadtentwicklung hat,

lesen Sie im Interview auf S. 18/19.

Integration verändert Hamburg – und auch die diakonische

Arbeit. Was die Diakonie aus der neuen Situation gelernt hat,

wie sie sich gemeinsam mit den Mitgliedseinrichtungen den

neuen Herausforderungen stellt und was es für nachhaltige Inte-

gration braucht, haben Gabi Brasch und Dr. Dirk Hauer zusam-

mengefasst (S. 20/21).

Unsere Stadtgesellschaft ist so bunt wie noch nie. Viele, die

schon vor längerer Zeit hergekommen sind, fühlen sich inzwi-

schen an der Elbe zu Hause. Die kulturelle Vielfalt ist längst in

Reihenhaussiedlungen, Sportvereinen und in den politischen

Parteien angekommen. Und natürlich auch bei den „Integra-

tionshelfern“: Als Ehrenamtliche oder Profis geben sie Sprach-

unterricht, beraten, begleiten, leisten soziale Arbeit für frisch

Zugewanderte. Das sind ermutigende Signale für die Aufgaben,

die vor uns liegen.

Beratung zu Hause: Stadtteilmutter zu Besuch

(Orte der Integration, S. 22)

Begleitung zum Amt: Beratung für Zuwanderer

aus Südosteuropa (Reportage ab S. 8)

Ganz ohne Vorbehalte: Kinder spielen in der Kita

(Orte der Integration, S. 12)

Gemeinsam anpacken: Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge

(Orte der Integration, Heftrückseite)

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Reportage 76 Schwerpunkt Integration Reportage

„Schau“, Biniam Mokonen zieht sein Smartphone aus der Hosentasche und tippt auf das Display, „das habe ich heute gemacht.“ Das Display zeigt einen Schaltkreis mit Taster und Glühbirne, der auf einer Holzwand befestigt ist. Exakt nach deutschsprachiger Anweisung montiert. Der 23-Jäh-rige übt außerdem, Metall zu sägen, zu bohren und Gewinde zu schneiden, millimetergenau. „Ich möchte einen techni-schen Beruf lernen.“So leise und ernst, wie er das von sich gibt, traut man es ihm zu.

Da sitzt dieser junge Mann aus Eritrea im Lehrerbüro der passage,

einer Einrichtung der Diakonie. Er ist erst zwei Jahre in Ham-

burg. Wir unterhalten uns ohne Mühe auf Deutsch, er erzählt

vom Hafen und dass er am Wochenende gern mit der HADAG-

Fähre auf der Elbe unterwegs ist.

Auf seiner Flucht hätte er fast sein Leben verloren, in der Wüste

ging das Trinkwasser aus. Dann sein erstes Jahr in Hamburg. Er

hatte das Gefühl, dauernd vor verschlossenen Türen zu stehen

und nicht lernen zu dürfen, war oft verzweifelt. Inzwischen büf-

felt er unregelmäßige Verben und Technik-Deutsch und ist dank-

bar dafür, dass sich so langsam eine Zukunft für ihn abzeichnet.

„Hast du schon die Zusage für dein Praktikum?“, fragt Trainerin

Aysel Adigüzel ihren ehemaligen Schüler. Der Eritreer schüttelt

den Kopf. Er wartet noch, aber er ist zuversichtlich.

Deutsch lernen: Voraussetzung für Integration

Aysel Adigüzel kam selbst als Kind aus der Türkei nach Deutsch-

land und unterrichtet schon seit über 20 Jahren mit viel Engage-

ment Deutsch als Zweitsprache. „Wer die Sprache nicht spricht

oder nur schlecht, ist auf Hilfe anderer angewiesen. Man fühlt

sich unwohl.” Aus diesem Zustand will sie ihren Schülern mög-

lichst schnell heraushelfen und sie besonders auf die Kommuni-

kation am Arbeitsplatz vorbereiten. „Biniam hat abends den

Lernstoff wiederholt und am nächsten Tag das Gelernte gleich

angewendet“, lobt sie. Von ihr hat Biniam Mokonen neben der

Sprache etwas über Land, Leute und Kultur erfahren. Erste In-

formationen über die Arbeitswelt gab es auch. Genauso wertvoll

waren die individuelle Beratung und die Hilfe bei Bewerbungen.

Biniam Mokonen kam im Sommer 2014 in Hamburg an. Fieber-

haft suchte er schon in den ersten Wochen nach einem Sprach-

kurs. Der Asylbewerber wurde abgewiesen, suchte weiter. Nach

Monaten fand er bei der passage einen Platz im Kommuni-

kationstraining „Beruflich Einsteigen“, Flüchtlinge konnten hier

Geschichten vom Ankommen in Hamburg

Zukunftssucher

schon während des Asylverfahrens (s. „Kurz erklärt“, S. 16/17)

gefördert werden. Während des Trainings erhielt er die Aufent-

haltserlaubnis, weitere Qualifizierungen folgten. In den nächsten

Tagen wird er die Deutsch-Prüfung im Sprachniveau B1 ablegen.

Er will weiterlernen und das B2-Niveau erreichen, das Arbeitgeber

für anspruchsvolle technische Berufe bei Azubis voraussetzen.

Erfolgsrezept: Beratung und Coaching

Der 23-Jährige hat keine Berufsausbildung. In Eritrea ging er elf

Jahre zur Schule. Als mit der Abschlussprüfung seine Einberu-

fung bevorstand, floh er über Äthiopien, Südsudan, Sudan und

Libyen nach Europa, um dem autoritären Regime in Eritrea zu

entkommen, das seine jungen Männer wie Leibeigene behan-

delt. Das Leben in Deutschland, der Alltag, die Berufe, alles war

für ihn neu. Zum Glück traf er Menschen, die seine vielen Fragen

beantworteten und ihm Rat gaben. Zum Beispiel den Tipp für

die berufsqualifizierende Maßnahme. Er erhielt ihn von einem

Freiwilligen in seiner Unterkunft in Jenfeld.

Praktikum und Ausbildung: Qualifizieren für die Arbeitswelt

Im Aus- und Weiterbildungszentrum der Steep GmbH in Eidel-

stedt läuft der erste Durchgang eines fünfmonatigen Lehrgangs

speziell für Flüchtlinge. Er bereitet sie auf Berufe der Metallver-

arbeitung und Elektrotechnik vor. Was Biniam Mokonen in der

Werkstatt anfertigt, wird genau kontrolliert: „Die Ausbilder sind

streng, wenn du einen Fehler gemacht hast, musst du wieder

von vorn anfangen.“ Drei Tage arbeitet er in der Werkstatt und

zwei Tage pro Woche besucht er eine Vorbereitungsklasse an

einer Berufsschule. Anschließend gehen die Teilnehmer als

Praktikanten in Hamburger Unternehmen. Bewähren sie sich

dort, haben sie gute Chancen auf Ausbildungsverträge.

Über ein mehrmonatiges Praktikum gelang auch einer Frau

aus Äthiopien der Einstieg ins Arbeitsleben: Nabila A. arbeitet

seit Anfang August im UKE als Versorgungsassistentin: „Wir

bringen den Patienten Frühstück und Mittagessen, Kaffee und

Abendbrot.“

Die 34-Jährige hatte zuvor beim Verein verikom – Verbund für

interkulturelle Kommunikation und Bildung, einem Diakonie-

Mitglied, einen Deutschkurs mit Schwerpunkt Arbeit und Beruf

absolviert. Darüber fand sie einen Praktikumsplatz bei einem

Krankenhaus-Caterer. Die ersten Wochen waren anstrengend:

„Wenn die Patienten schnell sprachen, hatte ich Probleme! Aber

Maß nehmen: In einem Lehrgang für Flüchtlinge bereitet sich Biniam Mokonen auf eine Ausbildung in Metallverarbeitung und Elektrotechnik vor.

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Reportage 9

»Integration braucht individuelle Beratung«

Maren Gag, passage: „Un-sere Erfahrung aus vielen Jahren Netzwerkarbeit zur beruflichen Integration von Geflüchteten: Damit ein Zuwanderer gut und schnell in Hamburg beruflich und persönlich zurechtkommt, braucht er Rat und Hilfe durch Menschen, die über Erfahrung und Fachkompe-tenz verfügen. Sie können ihm Wege in den Beruf auf-zeigen. Am besten ist es, individuell zu schauen, wie der Eintritt in den Arbeits-markt gelingen kann. Die Geflüchteten kommen mit sehr unterschiedlicher Vor-bildung, mit und ohne Be-rufserfahrung. Weil wir die individuelle Beratung so wichtig finden, ist sie fester Bestandteil der Kurse.“

Die passage, eine gemein-nützige GmbH, ist Mitglied im Diakonischen Werk Hamburg und leitet die Netzwerke „FLUCHTort Hamburg 5.0“ und „Chan-cen am FLUCHTort Ham-burg“, bei denen mehrere Träger zusammenarbeiten.

jetzt verstehe ich alles.“ Nach dem Praktikum wurde ihr ein Arbeitsvertrag angeboten. „Ich bin

froh, Arbeit ist immer gut!“, sagt die Äthiopierin.

Wartezone: Altanträge liegen länger

Dass Nabila A. überhaupt in Deutschland bleiben konnte, verdankt sie der Rechtsberatung durch

Fluchtpunkt, der kirchlichen Hilfsstelle für Flüchtlinge – und einem mehrwöchigen Kirchenasyl. Die

Ausländerbehörde wollte sie 2014 auf Grundlage des Dublin-Abkommens nach Portugal über-

stellen. „Eine Anwältin bei Fluchtpunkt hat mir geholfen und ein Pastorenehepaar hat mich bei sich

aufgenommen. Sie waren so freundlich zu mir. Ich bin ihnen sehr dankbar!“ So konnte sie bleiben,

bis das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entschied, dass ihr Asylantrag in

Deutschland geprüft werden muss.

Nabila A. ist geschieden, ihre Tochter lebt bei ihren Eltern. Nach der Scheidung arbeitete sie als

Hausangestellte in Saudi-Arabien und schickte Geld nach Hause. Sie wurde schlecht behandelt

von der Familie, für die sie arbeitete. Sie fürchtete um ihre Gesundheit und ihr Leben. Als Auslän-

derin war sie in Saudi-Arabien rechtlos. Jemand besorgte ihr ein Visum für Portugal, sie betrat

jedoch nie portugiesischen Boden – ihr Flugzeug landete in Hamburg.

Nun liegt ihr Asylantrag zusammen mit vielen weiteren Altfällen beim BAMF. Nabila A. wartet seit

mehr als zwei Jahren auf den Termin für ihre Anhörung. Bis zur Entscheidung über ihren Asylan-

trag erhält sie nur Aufenthaltsgestattungen für je einige Monate. Ihre Tochter kann sie dennoch

erst nachholen, wenn sie als Flüchtling anerkannt ist. Niemand weiß, ob das gelingt und wie lange

es dauert. Nabila A. leidet unter dieser Ungewissheit: „Meine Tochter fragt, ‚Mama, wann sehen

wir uns wieder?‘ Und ich weiß das selber nicht. Das ist sehr sehr schwer für mich.“

Ämtermarathon: Jede Menge Behördentermine

Natürlich muss, wer neu nach Deutschland kommt, sich anmelden und einige Dinge regeln. Aller-

dings berichteten uns alle, mit denen wir sprachen, von zahlreichen und komplizierten Behörden-

gängen. Zakia Niazi aus Afghanistan erlebt das so: „In Hamburg fühle ich mich wohl, die Menschen

sind meist freundlich und hilfsbereit. Nur wenn ich mit der Verwaltung zu tun habe, fühle ich mich

manchmal unfair behandelt. Es wird zum Beispiel von mir erwartet, dass ich ab dem ersten Tag

mein Anliegen auf Deutsch vortragen kann.“ Die Afghanin, die an der amerikanischen Universität

in Kabul studierte und in einer großen Nichtregierungsorganisation arbeitete, spricht fließend

Englisch und inzwischen schon gut Deutsch. „So musste ich für einen Sprachkurs-Meldebogen

dreimal das Jobcenter aufsuchen, bis ich ihn schließlich erhielt! Das verstehe ich nicht.“

Was geschieht, wenn Menschen weniger Mut und Beharrungsvermögen haben als eine Frauen-

rechtlerin aus Afghanistan? Verzichten sie dann auf den Sprachkurs oder auf Sozialleistungen?

Oder verirren sie sich im komplizierten Gefüge der Verwaltung? Gibt es ausreichend Ämterlotsen,

Dolmetscher und Freiwillige, um sie zu unterstützen? Gebraucht werden sie nicht nur, um

Sprachbarrieren aus dem Weg zu räumen. Sondern weil Zuwanderer auf sich allein gestellt in

der Verwaltung ihre Ansprüche oft nicht durchsetzen können. Delia Filip, eine Mitarbeiterin der

Diakonie Hamburg, die regelmäßig mit Menschen in sehr prekären Lebenslagen Behördentermine

wahrnimmt, beobachtet: „Wenn ich meine Klienten begleite, ändert das alles. Vom Ton, in dem mit

ihnen gesprochen wird, bis zu den Entscheidungen, die für ihre Anliegen getroffen werden.“

Rumänen und Bulgaren: Kaum Hilfe für EU-Mitbürger

Delia Filip arbeitet für eine Gruppe von Zuwanderern, von denen Hunderte in Hamburg auf der

Straße leben. Rumänen und Bulgaren dürfen zwar seit dem EU-Beitritt ihrer Länder vor knapp

8 Schwerpunkt Integration Reportage

zehn Jahren frei einreisen, haben aber erst einmal kein Anrecht

auf Sozialleistungen. Ohne Deutschkenntnisse ist es schwer,

Arbeit zu finden, erst recht eine, von der sie auch eine Woh-

nungsmiete bezahlen können. Und ohne sozialversicherungs-

pflichtige Beschäftigung erwerben sie auch keine Ansprüche auf

staatliche Leistungen. Mit Ion Ionescu (Name geändert) geht die

Sozialpädagogin heute zum Jobcenter St. Pauli. Der Rumäne

lebt seit acht Jahren in Hamburg. Er hatte hier nie eine eigene

Wohnung, schläft bei Freunden, im Park oder in Abrisshäusern.

Er arbeitete mehrere Monate für eine Baufirma, dann wurde ihm

gekündigt. Bald wird es Winter, und ein regulärer Platz in einer

Notunterkunft wird ihm verweigert, obwohl die Stadt verpflichtet

ist, obdachlose Menschen unterzubringen.

Auch wenn sie die Formulare schon komplett ausgefüllt

hatten, mussten die beiden noch einmal drei Wochen auf einen

neuen Termin warten – nur um den Antrag abgeben zu können.

Heute ist es nun soweit. Unter seinem Arm hält Ion Ionescu eine

prall gefüllte Aktenmappe. Auf Rumänisch sagt er: „Ohne Delias

Hilfe hätte ich das nicht geschafft.“ Wenn sein Antrag angenom-

men wird, erhält er für höchstens sechs Monate Hartz IV und

hofft, noch vor der Winterkälte einen Platz in einer Notunterkunft

zu bekommen.

Hunderte Obdachlose aus Südosteuropa leben in Hamburg.

Delia hat sie oft gefragt, warum sie nicht in die Heimat zurück-

kehren. Sie bekam immer ähnliche Antworten: „Ihr Leben in

Rumänien ist noch viel schlimmer als Flaschensammeln und

Draußenschlafen in Hamburg.“ Mädchen, die zur Prostitution

oder zum Betteln gezwungen werden, verzweifelte Familienvä-

ter, die Geld nach Hause schicken müssen: Vom Leben gebeu-

telte Menschen suchen Rat bei Delia Filip. Sie sagt dazu: „Das

ist mein Traumjob!“ Und meint das ernst. Als sie nach Hamburg

kam und die vielen Landsleute entdeckte, die abends in der City

auf dem Boden schlafen, wusste sie: „Für sie will ich mich ein-

setzen. Das darf ich jetzt tun.“

Wohnungssuche: Für Neuhamburger mit kleinem Budget schwer

Eine Wohnung zu finden, ist für diese Menschen fast aussichts-

los, sagt Delia Filip: „Einige schaffen es trotzdem. Neulich eine

Gruppe Männer, die wollten nur Adressen und Ansprechpartner

von mir und haben sich um alles gekümmert. Die haben jetzt

Arbeit und zusammen eine Wohnung angemietet.“

Bei der Wohnungssuche brauchen auch Flüchtlinge viel

Geduld, selbst wenn sie schon einen positiven Asylbescheid

erhalten haben. Biniam Mokonen und Nabila A. suchen noch.

Zakia Niazi war ein gutes Dutzend Mal bei der SAGA, ihr Sohn

suchte täglich im Internet nach Wohnungsangeboten. Im August

zog sie mit vier Kindern aus der Unterkunft in eine Wandsbeker

Genossenschaftswohnung.

Zurück in den Beruf: Anerkennung für ausländische Abschlüsse Die Sozialpädagogin Delia Filip hatte zunächst einige Jahre in

einem Hort gearbeitet – eingestuft als sozialpädagogische Assis-

tentin. Als sie von der Zentralen Anlaufstelle Anerkennung (ZAA)

der Diakonie hörte, brachte sie ihre rumänischen Studienzeug-

nisse hin. Für die Anerkennung musste sie noch drei Semester

studieren, vor allem deutsches Sozialrecht, und absolvierte

ein Praktikum in der Fachstelle Zuwanderung Osteuropa des

Diakonischen Werkes Hamburg. So erfuhr sie von der neuen

Zakia Niazi (2. v.l.), mit ihren Kindern aus Afghanistan

geflohen, packte in der Erstaufnahme gleich

in der Kleiderkammer mit an und lernte dort

Marianne und Ulrich Meister kennen.

Mittlerweile haben die Niazis eine eigene

Wohnung – und aus den Helfern sind

Freunde geworden.

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Anne Harms, Fluchtpunkt: „Die Gesetzesänderungen der vergange-nen 18 Monate haben vielen Menschen Verbesserungen gebracht, für einige aber auch Verschärfungen. So entsteht eine klare Abstufung unter den Flüchtlingen. Der Zugang zu Arbeit und Ausbildung wurde erleichtert und ein Bleiberecht nach Jahren der Duldung ermöglicht, aber wir schließen Menschen aus bestimmten Herkunftsländern kategorisch davon aus: Ob bei Mazedoniern, Serben, Bosniern und Kosovaren individuelle Asylgründe vorliegen, wird nicht wirklich geprüft. Ihre Länder gelten als sichere Herkunftsstaaten und sie erhal-ten standardisierte Ablehnungen: Auch wenn sie nicht abgeschoben werden können, bleiben ihnen dauerhaft Integrationskurse, Arbeit und Ausbildung vorenthalten.

Seit 2008 konnten Afghanen in Hamburg nach 18 Monaten Duldung eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, weil ihnen eine Rückkehr nicht zumutbar ist. Die allermeisten haben sich damit hervorragend inte-griert. Im Februar wurde die Regelung abgeschafft, viele Afghanen fallen zurück in die Duldung. Keiner weiß, welchen Sinn das haben soll!

Wer nur geduldet ist, lebt in ständiger Angst, nachts abgeholt zu werden und kann sich kein neues Leben aufbauen. Diese Zwei- Klassen-Flüchtlingspolitik verschärft sich zunehmend. Das spüren wir bei Fluchtpunkt. Unsere Klientenzahlen haben sich 2015 mehr als verdoppelt. Nun plant das Bundesinnenministerium sogar, einen Status unterhalb der Duldung einzuführen. Damit würden die jüngsten Verbes-serungen, wie die Bleiberechtsreglung, faktisch zurückgenommen.“

Fluchtpunkt, Kirchliche Hilfsstelle für Flüchtlinge, ist Mitglied im Diakonischen Werk Hamburg.

10 Schwerpunkt Integration Reportage

Beratungsstelle „Perspektiven in Europa schaffen“ für EU-Zugewanderte, die dringend eine Fach-

kraft aus Rumänien suchte – ihr heutiger Arbeitsplatz.

Die ZAA eröffnet Menschen, die ohne formale Anerkennung nicht in ihren Berufen arbeiten

können, neue Perspektiven. Ein Lehrer für Physik und Chemie aus Ägypten arbeitete mehrere

Jahre im Hamburger Hafen bei der Containerentladung, lernte nebenbei Deutsch. Mithilfe der ZAA

reichte er seine ägyptischen Zeugnisse und das Diplom bei der Schulbehörde ein. Mittlerweile

wurde sein Abschluss als dem ersten Staatsexamen gleichwertig anerkannt. Nach Referendariat

und zweitem Staatsexamen unterrichtet er seit September an einer Hamburger Schule.

Integration: Eine Herausforderung für uns alle!

Bisher sind die Chancen für Zuwanderer ungleich verteilt. Da erfährt ein Neuankömmling mehr

Förderung als ein anderer. Und sogar manche, die bereits in zweiter oder dritter Generation in

Hamburg leben, könnten noch gut solche Förderung brauchen. Ausgerechnet EU-Bürger, die

tatsächlich oder vermeintlich keine Sozialrechtsansprüche haben, erhalten kaum Hilfen. Und in

vielen Fällen verhindert ein restriktives Ausländerrecht Integration.

Wir als aufnehmende Gesellschaft lernen Integration – immer noch. Vorbildliche Modelle sind

schon anzutreffen, jetzt braucht es schnell mehr davon. Für schon länger hier Lebende und für die

rund 30.000 Menschen, die seit dem letzten Jahr als Flüchtlinge nach Hamburg kamen. Darüber

macht sich auch Biniam Mokonen Gedanken: „Die vielen Menschen, die nach mir ankamen,

brauchen jetzt ja auch Sprachkurse, Praktikumsplätze, Arbeit und Wohnungen.“

Reportage 11

»Wir erhalten deutlich mehr Anfragen«

Michael Gwodsz, Zentrale Anlaufstelle Anerkennung (ZAA): „Obwohl es inzwi-schen ein bundesweites und auch ein Hamburger Gesetz zur Anerkennung ausländischer Berufsausbil-dungen und Hochschulab-schlüsse gibt, brauchen die Menschen weiterhin unsere Beratung. Nur Insider kön-nen herausfinden, wo man welche Anerkennung bean-tragt und welche Unterlagen man benötigt. Für Men-schen, die sich nicht ständig damit beschäftigen, ist das kaum zu überblicken. Seit 2015 kommen die meisten Anfragen von Syrern, an zweiter Stelle von Iranern, davor waren es vor allem Menschen aus Polen und Russland. Wir sind 2010 als Diakonie-Projekt mit EU-Förderung gestartet. Die Anfragen nehmen laufend zu. Im September 2016 konnten wir die Zahl unserer Mitarbeitenden von drei auf sechs verdoppeln.“

Die Zentrale Anlaufstelle Anerkennung (ZAA) wird vom Diakonischen Werk getragen und durch das Bundesprogramm „Inte-gration durch Qualifizie-rung“ (Bundesministerium für Arbeit und Soziales), den Europäischen Sozial-fonds sowie die Stadt Hamburg finanziert.

»Wir haben eine Zwei-Klassen-Flücht-lingspolitik«

Diakonie-Sozialarbeiterin Delia Filip mit dem Rumänen Ion Ionescu

auf dem Weg zum Jobcenter.

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„Die weißen Tauben“ hieß die

kleine Gruppe, die vor einem

Jahr in der Evangelischen Kita Lutherhöhe für sechs

Kinder aus der naheliegenden

Flüchtlingsunterkunft Holsten-

kamp entstand. Sie sollten

sich dort langsam an den

Kita-Alltag und an die deut-

sche Sprache gewöhnen.

„Kinder und Eltern sind so

gut hier angekommen, dass

wir diese Gruppe mittlerweile

aufgelöst haben und die

Kinder gut in den zwei Ele-

mentargruppen integriert

sind“, erklärt Sozialpädagogin

Karolin Neubert. „Kinder

kennen keine kulturellen

Grenzen, deshalb ist die

Herkunft für sie beim gemein-

samen Spiel nicht wichtig.“

Mehr über das Projekt unter:

www.diakoniehh.de/dm16-orte

Orte der Integration

12 Schwerpunkt Integration Orte der Integration 13

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Sie beraten seit 24 Jahren Menschen, die aus anderen Län-dern nach Hamburg gekommen sind und sich hier zurecht-finden müssen. Waren die Jahre 2015/2016 extrem?

Irene von Pander: Wir beraten erwachsene Migrantinnen und

Migranten mit ganz unterschiedlichem Status, vom Arbeitneh-

mer aus der EU bis zum Geflüchteten. Die Grundfragen sind

immer gleich, ob wir 1995 betrachten oder 2015: Wie können

sich die Menschen hier ein neues Leben aufbauen, die Sprache

lernen, Arbeit finden?

Was aber neu ist: Viele Flüchtlinge etwa aus Syrien, Afgha-

nistan oder Eritrea sind erheblich belastet. Sie haben elemen-

tare Not und extreme Situationen erlebt, vielleicht schon über

Jahre in ihrem Heimatland und gewiss während der Flucht. Das

müssen sie loswerden, das wollen sie erzählen! Dadurch wird

die Beratungsarbeit intensiver und fordernder. Neben der lang-

fristigen Begleitung müssen wir derzeit oft mit Kriseninterventi-

on einspringen, weil die Menschen sonst niemanden haben, an

den sie sich wenden können.

Die Migrationsberatung der Diakonie Hamburg begann in den 1970er-Jahren und spiegelt seitdem die Zuwanderung nach Deutschland wider. Welche Phasen gab es?

Es begann mit der Sozialberatung für ausländische Arbeit-

nehmer, die sogenannten Gastarbeiter. Hier engagierte sich die

Diakonie zum Beispiel mit jahrzehntelanger Sozial- und Kultur-

arbeit vor allem für die Griechen in Hamburg. Dahinter stand

eine bundesweite Absprache zwischen den Wohlfahrtsverbän-

den: Die Caritas wandte sich den überwiegend katholischen

„Gastarbeitern“ aus Italien, Spanien und Portugal zu, die Dia-

konie den orthodoxen Griechen, die Arbeiterwohlfahrt den

muslimischen Türken.

Parallel unterstützte die Diakonie Aussiedler, also Deutsch-

stämmige aus Osteuropa, die nach Hamburg kamen, um hier

auf Dauer zu bleiben. Diese Aussiedlerberatung war auch

meine erste Aufgabe, als ich 1992 bei der Diakonie anfing. Seit

2005 sind die unterschiedlichen Angebote zusammengeführt:

in der Migrationserstberatung für Erwachsene aller Nationali-

täten.

Welche Engpässe gab und gibt es bei der Integration in Hamburg?

Schon seit Jahren finden Migrantinnen und Migranten nur sehr

schwer Wohnungen. Ein weiterer Engpass ist das Erlernen der

deutschen Sprache. EU-Bürger etwa müssen einen Sprach-

kurs selbst finanzieren, das ist für manche eine zu hohe Hürde.

Und für Flüchtlinge, die belastet, sogar traumatisiert sind, fehlt

es an psychiatrischer Versorgung. Es gibt zu wenig niederge-

lassene Fachärzte, und die wenigen psychiatrischen Ambu-

lanzen gleichen den Mangel nicht aus. Da müsste noch viel

aufgebaut werden.

„Gastarbeiter“, Aussiedler, FlüchtlingeDiakonische Beratung und die Phasen der Zuwanderung

Von Auswanderung bis ZuwanderungMigration historisch

Rückblick 1514 Schwerpunkt Integration Rückblick

Historisch sind Wanderungsbewegungen normal. „Der deutschsprachige Raum war selten Aus- oder Einwande-rungsland allein, sondern zumeist beides zugleich“, schrei-ben die Migrationsforscher Klaus J. Bade und Jochen Oltmer.Glaubensflüchtlinge, die aus Frankreich nach Deutschland

kamen; deutsche Siedler, die sich in Ost- und Südosteuropa

niederließen; die massenhafte Auswanderung aus Deutsch-

land in die USA – das sind Beispiele für Migration in vergange-

nen Jahrhunderten. Um 1900 war Deutschland nach den USA

das zweitwichtigste Zuwanderungsland weltweit. Denn das

Deutsche Reich brauchte infolge der Industrialisierung Arbeits-

kräfte, man beklagte die „Leutenot“.

Der Zweite Weltkrieg führte zu gewaltiger und gewaltsamer

Migration: Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit, Deportation. Die

Volkszählung 1950 ergab für Bundesrepublik und DDR knapp

12,5 Mio. Flüchtlinge und Vertriebene – die meisten aus den

vormals deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße und

aus der Tschechoslowakei. Dass sie bleiben konnten und dann

„dazugehörten“, war eine der größten Integrationsleistungen,

die Deutschland je vollbracht hat. Zudem nahm die Bundes-

republik bis zum Mauerbau 1961 mindestens 2,7 Millionen

Zuwanderer aus der DDR auf.

Für das westdeutsche „Wirtschaftswunder“ reichte das

nicht. Weitere Arbeitskräfte mussten her: „Gastarbeiter“. Die Beratung in acht Sprachen

Die Migrationsberatung hat ihren Sitz in Altona im Dorothee-

Sölle-Haus. Ein weiterer Standort ist in Barmbek im Integra-

tionszentrum Hamburg-Nord.

Das fünfköpfige Team berät Zugewanderte über 27 Jahre,

vor allem, wenn sie neu in Hamburg sind. Derzeit sind mehr

als die Hälfte der Ratsuchenden EU-Bürger, zum Beispiel

aus Polen oder Spanien. Seit 2015 können sich auch Flücht-

linge mit Fragen zur Integration an die Beratungsstelle wen-

den. Entscheidend sind hier die Vorgaben des Bundes, der

die Arbeit finanziert.

Die Mitarbeitenden beraten in fünf europäischen und drei

afrikanischen Sprachen und unterstützten 2015 mehr als

1.000 Ratsuchende.

www.diakoniehh.de/migrationsberatung

Irene von Pander

meisten kamen tatsächlich für begrenzte Zeit, andere blieben

und holten ihre Familien nach. Schon 1955 wurde eine Anwer-

bevereinbarung mit Italien geschlossen, 1960 folgten Spanien

und Griechenland, 1961 die Türkei. Der Höhepunkt der Auslän-

derbeschäftigung war 1973 erreicht, mit der Wirtschaftskrise

ging ein Anwerbestopp einher.

Unterdessen trafen auch Aussiedler ein: Menschen etwa aus

Polen oder der Sowjetunion, die als Nachfahren von Deutschen

die deutsche Staatsangehörigkeit beanspruchen konnten.

Rund 4,5 Millionen Menschen waren es zwischen 1950 und

2006. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks war die Zahl

am höchsten: mit knapp 400.000 Aussiedlern allein 1990.

Parallel erreichte die Zahl der Asylbewerber einen Höhe-

punkt: mehr als 400.000 Anträge waren es 1992, vor allem aus

den zerfallenden und umkämpften Staaten Südosteuropas.

1993 schränkte die Bundesrepublik das Asylrecht ein.

2005 trat das Zuwanderungsgesetz in Kraft. Seither versteht

sich Deutschland, immer noch vorsichtig, als Einwanderungs-

land. Ein Schritt, meinen die Migrationsforscher Bade und

Oltmer, der schon seit den 1980er-Jahren überfällig war.

Literatur: Klaus J. Bade u. a. (Hg.): Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paderborn 2008.

Derzeit stehen Flüchtlinge im Fokus. Doch dass Menschen aus anderen Ländern in Hamburg ankommen und hier leben wollen, ist wahrlich kein neues Phänomen. Wir haben Irene von Pander, die Sprecherin der Migrationsberatung der Diakonie Hamburg gefragt, was gleich geblieben ist und was sich verändert hat in der Arbeit.

Auswanderer warten in Hamburg 1907 auf die Passage nach Amerika.

Flucht aus Schlesien 1945. Die Diakonie kümmerte sich um griechische „Gastarbeiter“. Hier: muttersprachlicher Unter-richt für Kinder (1985).

Page 9: Ankommen und dazugehören - Diakonie Hamburg€¦ · oder nur schlecht, ist auf Hilfe anderer angewiesen. Man fühlt sich unwohl.” Aus diesem Zustand will sie ihren Schülern mög-lichst

16 Schwerpunkt Integration Kurz erklärt Kurz erklärt 17

Kurz erklärtIntegration von Flüchtlingen

Aus vielen Gründen und auf vielen Wegen kommen Men-schen nach Deutschland: zum Beispiel mit einem langfris tigen Visum, um hier zu arbeiten oder zu studieren. Oder aufgrund der Freizügigkeit, die allen Bürgerinnen und Bür-gern der EU zusteht. Derzeit im Fokus stehen aber die Menschen, die in ihren Heimatländern bedroht sind und in Deutschland Schutz suchen – auch in Hamburg.

Die wichtigsten Fakten und Begriffe zu Flüchtlingen haben wir hier zusammengestellt.

Die Hamburger Diakonie ist in der Flüchtlingshilfe stark engagiert. Sie hilft aber auch EU-Bürgern, die hier unter prekären Bedingungen leben und arbeiten. Mehr dazu in der Reportage ab Seite 6.

Ankommen

Wer ist Flüchtling?Im alltäglichen Sprachgebrauch: Derzeit alle Menschen,

die geflohen sind und in Deutschland Schutz suchen.

Im juristischen Sinn: Diejenigen, die über ein Asylverfahren

„Flüchtlingsschutz“ beantragen (Flüchtlinge im Verfahren)

oder erhalten haben (anerkannte Flüchtlinge).

Dublin-VerfahrenFür einen Flüchtling ist eigentlich das EU-Land zuständig, in

dem er ankam und registriert wurde. So hat es die EU-Kom-

mission in verschiedenen „Dublin-Verordnungen“ beschlossen.

Tatsächlich war diese Regel aber 2015 zeitweise außer Kraft.

Kirche und Diakonie kritisieren das Dublin-Verfahren vor allem

deswegen, weil in manchen europäischen Ländern die Asylver-

fahren und die soziale Versorgung von Flüchtlingen nicht men-

schenrechtlichen Standards entsprechen.

Bleiben

Asylverfahren und „Schutzformen“Zuständig für den Asylantrag ist das Bundesamt für Migra-

tion und Flüchtlinge (BAMF). Es kann dem Antragsteller

eine von vier „Schutzformen“ zuerkennen:

Wird kein Schutz gewährt, fordert das BAMF den Flüchtling zur

Ausreise auf (wogegen dieser klagen kann).

Auch wer letztlich zur Ausreise verpflichtet ist, kann unter Um-

ständen zunächst bleiben, wenn „tatsächliche Abschiebungs-

hindernisse“ vorliegen: Etwa wenn kein Staat bereit ist, den

Flüchtling als Staatsangehörigen anzuerkennen; oder wenn die

Reiseunfähigkeit ärztlich attestiert ist. Diese Personen erhalten

eine (befristete) Duldung, die jederzeit widerrufen werden kann.

Die größten Integrationshindernisse: Manche Asylverfahren dauern unzumutbar lang. Das BAMF

entscheidet inzwischen zwar deutlich schneller, schiebt aber

immer noch zehntausende von unbearbeiteten Anträgen vor

sich her.

Es fehlt in Hamburg an vernünftigen Unterkünften sowie

bezahlbarem Wohnraum. Folge: Flüchtlinge sitzen zu lange

in den Erstaufnahmeeinrichtungen und in den Folgeunter-

künften fest. Auf dem Wohnungsmarkt konkurrieren sie mit

Suchenden aus Hamburg, die schon bisher Mühe hatten,

etwas zu finden.

Immer noch gibt es zu wenig Sprachkurse, die für alle

Flüchtlinge offen sind (und sich z. B. nicht nur an „arbeits-

marktnahe“ Flüchtlinge richten).

Die Vermittlung in Arbeit ist zäh. Für Zugewanderte „mit

guter Bleibeperspektive“ sind inzwischen Verbesserungen

eingeführt worden, die von Bewerbern aber hohe Belastbar-

keit und Leistungsfähigkeit verlangen. Vielfach sind auch die

schlechten Lebensbedingungen in den Unterkünften der

Grund, dass Menschen, die gerade angekommen sind,

die betriebliche Realität nicht durchstehen.

Grundsätzlich gibt es – wie beim Wohnungsmarkt – ein

strukturelles Problem: Schon bisher fehlten (einfache) Jobs, die den Lebensunterhalt sichern.

Dazugehören

Während des Asylverfahrens: Flüchtlinge erhalten eine Aufenthaltsgestattung und

bekommen die allernötigsten Dinge zum Leben (laut

Asylbewerberleistungsgesetz), einschließlich Unterkunft

und medizinische Grundversorgung. Sie müssen zunächst

an einem zugewiesenen Ort bleiben (Residenzpflicht).

Unter bestimmten Bedingungen können sie nach drei

Monaten eine Arbeitserlaubnis bekommen.

Nach dem Asylverfahren: Wer Asyl, Flüchtlingsschutz oder subsidiären Schutz

(siehe oben) erhält, bekommt eine – befristete – Aufenthaltserlaubnis und darf arbeiten.

Bei Abschiebeschutz/Duldung darf man arbeiten,

wenn die Ausländerbehörde zustimmt. Geduldete

dürfen auch eine Ausbildung beginnen. Für die Zeit

des Ausbildungsvertrages plus zwei Jahre anschlie-

ßender Beschäftigung dürfen sie nicht abgeschoben

werden (3+2-Regelung).

Erste UnterbringungSchutzsuchende Menschen, die Deutschland erreichen,

werden registriert und erhalten einen Ankunfts-nachweis („Flüchtlingsausweis“).

Sie kommen in eine Erstaufnahme-Einrich-tung (eigentlich für längstens 6 Monate).

Von dort werden sie aber eventuell in

ein anderes Bundesland verwiesen,

denn die Länder teilen die Flüchtlinge

nach einem bestimmten Schlüssel auf.

Im ersten Halbjahr 2016 meldeten

sich in Hamburg 10.985 Flüchtlinge,

6.879 von ihnen wurden Hamburg

auch zugewiesen. Die Haupt-

herkunftsländer waren zuletzt

Afghanistan, Syrien und Russland.

Asylberechtigung Für Menschen, die in ihrem Heimatland Opfer staatlicher

Verfolgung sind.

Rechtsgrundlage: Grundgesetz, Art. 16a.

Flüchtlingsschutz Für Menschen, die vor Verfolgung – nicht nur durch staatli-

che Akteure – geflohen sind.

Rechtsgrundlage: Genfer Flüchtlingskonvention.

Subsidiärer Schutz Für Menschen, deren Leben in ihrem Heimatland gefährdet

ist, etwa durch Krieg, Folter, Todesstrafe.

Abschiebeverbot Für Menschen, die in ihr Heimatland ausreisen müssten, aber

dort zum Beispiel nicht medizinisch versorgt werden können.

Page 10: Ankommen und dazugehören - Diakonie Hamburg€¦ · oder nur schlecht, ist auf Hilfe anderer angewiesen. Man fühlt sich unwohl.” Aus diesem Zustand will sie ihren Schülern mög-lichst

18 Schwerpunkt Integration Interview

„Städte brauchen Migranten, und Migranten brauchen Städte“, sagen Sie. Warum?

Dr. Norbert Gestring: Migranten brauchen Städte wegen der

Arbeits- und Wohnungsmärkte, der sozialen Netzwerke und

der Vielfalt von Lebensweisen. Städte brauchen Migranten

allein schon aus demografischen Gründen: Deutsche Städte

ohne Zuwanderung werden dramatisch schrumpfen und mög-

licherweise Schwierigkeiten bekommen, ihre Infrastruktur auf-

rechtzuerhalten. Beispiele kann man schon jetzt studieren:

Städte im Ruhrgebiet oder an der Nordseeküste schrumpfen,

bis vor Kurzem auch Großstädte in Ostdeutschland.

An der Integration von Migranten entscheidet sich also die Zukunft einer Stadt?

In Hamburg haben ein Drittel der Bevölkerung einen Migrati-

onshintergrund. Das heißt: Sie sind selbst zugewandert oder

mindestens ein Elternteil ist zugewandert. Im bundesweiten

Vergleich ist das übrigens nicht besonders hoch, Frankfurt,

Stuttgart oder München liegen noch darüber. Bei den Unter-

18-Jährigen hat sogar jeder Zweite einen Migrationshinter-

grund. Die Integration dieser jungen Generation ist von zen-

traler Bedeutung für die zukünftige Stadtentwicklung!

Wie definieren Sie Integration? Und: Lässt sie sich messen?

Aus soziologischer Sicht bedeutet Integration die Eingliede-

rung von Menschen in die Kernbereiche der Gesellschaft, also

Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Bildung. Wir sprechen hier

von Migrantinnen und Migranten, aber die Definition gilt für alle

Gruppen, man ist ja auch als Deutscher nicht automatisch in-

tegriert. Die zentrale Frage lautet also: Haben Menschen

Zugang zu diesen Kernbereichen und wie kann das gelingen?

Daraus können wir Indikatoren ableiten, um Integration zu

messen. Zum Beispiel der Kita-Besuch: Gibt es bei Familien

mit Migrationshintergrund im Schnitt weniger Kita-Kinder? Ist

die Arbeitslosigkeit unter Zuwanderern höher als in der übrigen

Bevölkerung? Ist die Wohnfläche pro Kopf bei Migranten gerin-

ger? Nicht mit einem Indikator allein, aber mit mehreren zu-

sammen kann man Integration durchaus messen.

Welche Faktoren tragen zu erfolgreicher Integration bei?

Integration ist ein zweiseitiger Prozess. Zum einen: Welche

Qualifikationen und Ambitionen haben die Zuwanderer? Zum

anderen: Wie aufnahmefähig sind die Arbeits- und Wohnungs-

märkte hier und wie aufnahmewillig sind die zentralen Akteure

in diesen Märkten? Sind also die Entscheider bereit, sich mit

Zuwanderung zu befassen und die Aufgaben anzugehen?

Die wichtigsten Voraussetzungen für Integration sind Sprache

Interview 19

„Städte ohne Zuwanderung werden dramatisch schrumpfen“Stadtforscher Dr. Norbert Gestring über Integration, Viertel mit vielen Migranten und die Aufgaben der Stadt

Der Soziologe Dr. Norbert Gestring forscht und lehrt an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

und Bildung. Andererseits ist es wichtig zu fragen, ob es Dis-

kriminierung gibt – oder aber eine Selbstverständlichkeit ur-

banen Zusammenlebens, die Multikulturalität akzeptiert und

Migranten als gleichberechtigte Bürger ansieht.

Was steckt dahinter, wenn einzelne Stadtteile einen hohen Migrantenanteil haben?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Wenn es in einer Stadt nur

wenige Viertel mit preiswertem Wohnraum gibt, konzentrieren

sich dort einkommensschwache Bevölkerungsgruppen. In

diesen Gruppen ist aber der Migrantenanteil besonders hoch,

weil sie im Schnitt schlechter bezahlte Jobs haben. Also haben

viele Migranten keine andere Wahl, als sich in diesen wenigen

Stadtteilen niederzulassen.

Entscheidend ist dann aber die soziale Lage, nicht die Her-kunft der Menschen?

Genau. Es kann in Stadtteilen Probleme geben wegen der

Konzentration von Armut. Deshalb wäre es auch sinnlos, eine

Obergrenze für den Migrantenanteil in Stadtvierteln oder

Wohnanlagen festlegen zu wollen. Es kann mit einem hohen

Migrantenanteil gut laufen und mit einem geringen Migranten-

anteil schlecht. Das hängt vor allem von den sozialen Bezie-

hungen im Viertel ab. Mit statistischen Größen zu arbeiten –

zum Beispiel: bei mehr als 50 Prozent Migrantenanteil be-

kommt ein Stadtteil Probleme –, dafür gibt es keine wissen-

schaftliche Basis.

Der kanadische Autor Doug Saunders hat auf die Funktion sogenannter „Ankunftsstädte“ hingewiesen: Quartiere, in denen sich Migranten einer Nationalität niederlassen und von den Netzwerken derer profitieren, die schon länger da sind. So wie vor über 100 Jahren „Little Italy“ und „Little Germany“ in New York. Wäre heute ein „Little Iraq“ auch für Hamburg denkbar?

Die „Ankunftsviertel“ waren Enklaven, die sich über Jahrzehnte

bildeten und auf der Solidarität von Migranten gleicher Her-

kunft beruhten. Das kann man für irakische oder syrische

Flüchtlinge in Hamburg jetzt sicher nicht erwarten. Selbst wenn

sich eine Gruppe in einem Stadtviertel konzentrieren sollte:

Es kommt nicht auf die hohe Zahl an, sondern auf die Ver-

knüpfungen, die Netzwerke, die Weitergabe sozialen Kapitals.

Das müsste man derzeit durch sozialstaatliche Interventionen

unterstützen.

Was kann und muss die Stadt für Quartiere mit hohem Migrantenanteil tun?

Sie muss vor allem Verantwortung übernehmen. Dabei kann

sie bisherige Erfahrungen nutzen, etwa aus dem Städtebauför-

derungsprogramm „Soziale Stadt“. Eines muss klar sein: Diese

Quartiere brauchen Interventionen für lange Zeit, nicht nur für

zwei oder drei Jahre. Sinnvoll ist alles, was die Kommunikation

unter den Bewohnern im Stadtteil fördert, etwa die Einrichtung

nicht-kommerzieller Treffpunkte; dazu natürlich Sozialberatung

und Jobvermittlung. Hier sind auch Wohlfahrtsverbände und

Freiwillige gefragt, die Migranten etwa bei Behördengängen

begleiten.

Wie erfolgreich ist Deutschland bei der Integration?

Internationale Vergleiche sind extrem schwierig. Die USA und

Kanada haben zum Beispiel viele hoch qualifizierte Zuwande-

rer, daraus ergeben sich völlig andere Integrationsaufgaben als

derzeit in Deutschland, wo viele Flüchtlinge ankommen.

Zumindest kann man sagen: Deutschland steht nicht

schlecht da. Es gab bisher eine hohe Identifikation von Zuwan-

derern mit den Städten, in denen sie leben. Und wir haben

keine kollektive Gewalt von jugendlichen Migranten, keine

brennenden Vorstädte, wie in Frankreich. Bei Bildungsbeteili-

gung und Beschäftigung liegen junge Zuwanderer auch in

Deutschland zurück, selbst in der zweiten Generation. Aber die

Arbeitslosigkeit erreicht nicht ein solches Ausmaß wie in Frank-

reich oder Spanien.

25.000 Euro helfen jungen Flüchtlingen

Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit vergibt Förderpreise an drei Hamburger Projekte

Landespastor Dirk Ahrens hat im November 2016 drei Projekte ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise für geflüchtete Kinder und Jugendliche einsetzen. Sie erhalten die jährlichen Förderpreise der Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit – insgesamt 25.000 Euro.

15.000 Euro gehen an die Arche Jenfeld mit dem Mentoring-Projekt

„Mutmacher“. Es richtet sich an junge Flüchtlinge, die in ihrer Familie

viele Aufgaben übernehmen müssen. Die eigenen Bedürfnisse

kommen da schnell zu kurz. Doch im Jugendhaus „Oasis“, direkt

neben der Arche Jenfeld, können sie Gleichaltrige treffen und selbst

Unterstützung erhalten, zum Beispiel beim Schulabschluss oder bei

der Suche nach Ausbildung und Arbeit.

Weitere Preisträger sind die Kirchengemeinde Schiffbek und Öjen-

dorf mit ihrem Kindertreff im Gemeindehaus (7.500 Euro) und die Di-

akonie Alten Eichen mit einer Jugendwohnung, in der jugendliche

Flüchtlinge mit Gleichaltrigen aus Hamburg leben (2.500 Euro, siehe

auch Statement auf S. 21).

www.mitmenschlichkeit.de Das Mentoring-Projekt „Mutmacher“ unterstützt junge Flüchtlinge.

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Standpunkte 2120 Schwerpunkt Integration Standpunkte

Integration ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der auch

die Mehrheitsgesellschaft und ihre Institutionen verändert. Inte-

gration zu gestalten ist daher nicht nur eine staatliche Aufgabe.

Gerade das Jahr 2015 hat gezeigt, dass ohne zivilgesellschaft-

liches Engagement die öffentliche Verwaltung bei der Aufnahme

der geflüchteten Menschen überfordert gewesen wäre. Es war

und ist das ehrenamtliche Engagement vieler tausend Hambur-

gerinnen und Hamburger in den vielen hundert Initiativen, die das Wort Willkommenskultur mit echtem Leben gefüllt haben. Das Diakonische Werk Hamburg hat gemeinsam mit den

beiden Hamburger Kirchenkreisen viel investiert, um dieses eh-

renamtliche Engagement zu unterstützen, zu begleiten, zu ver-

netzen und durch Fortbildungen zu qualifizieren.

Zum zivilgesellschaftlichen Engagement gehört ebenso die

Arbeit all der Hauptamtlichen in den Verbänden, Trägern und

Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege. Ihre Professionalität

und Fachlichkeit sind das Rückgrat der Integrationsarbeit in dieser Stadt, und das seit vielen Jahren, lange bevor irgendje-

mand von „Willkommenskultur“ gesprochen hat. In einer städ-

tischen Einwanderungsgesellschaft sind Integrationszentren,

die Migrationsfachdienste für junge Menschen (JMD) und Er-

wachsene (MBE) oder die Zentrale Anlaufstelle für die Anerken-

nung ausländischer Abschlüsse keineswegs vorübergehende

Wie Integration die Stadt verändert– und die Diakonie

Spezialangebote, sondern notwendige Regeldienste. Wenn In-

tegration nachhaltig gelingen soll, brauchen Politik und Verwal-

tung in Hamburg die Freie Wohlfahrtspflege und ihre Kompetenz.

Die Diakonie steht dafür jetzt und in Zukunft mit der ganzen

Vielfalt ihrer Mitgliedseinrichtungen als Partner zur Verfügung.

Statt Spezialangebote für bestimmte Zielgruppen zu schaffen,

müssen vielmehr Schulen, Kitas und die sozialen und gesund-

heitlichen Regelsysteme so weiterentwickelt werden, dass sie

auch tatsächlich von allen genutzt werden können. Integration bedeutet also Barrierefreiheit in einem ganz umfassenden Sinn. Mit dieser Stoßrichtung beteiligt sich das Diakonische

Werk Hamburg zusammen mit den anderen Verbänden der

Freien Wohlfahrtspflege intensiv an der aktuellen Weiterentwick-

lung des Hamburger Handlungskonzeptes Integration. Und na-

türlich ist gelingende Integration auch eine Ressourcenfrage.

Zurzeit fließt viel Geld in unterschiedlichste Flüchtlingsprojekte.

Nachhaltiger wäre es aber, wenn auch die Strukturen und Regel-

angebote der sozialen Hilfesysteme gestärkt werden würden,

etwa durch Sprachmittlerinnen und Sprachmittler, ergänzende

Fachkräfte, fachliche Schulungen. Hamburg wächst sehr viel

schneller und vielfältiger, als noch vor einem Jahr gedacht. Und

darauf sind die Systeme bei weitem nicht adäquat vorbereitet.

Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Querschnitts-

„Seit Oktober sind wir weitgehend für die medizinische Versorgung in der Flüchtlingseinrichtung Schmiedekoppel verantwortlich. An zwei Tagen in der Woche betreiben wir dort eine kleine Arztpraxis mit zwei Mitarbeitenden. Für uns als Krankenhaus ist eine solche ambulante Einrichtung Neuland und schon deshalb sehr spannend. Aber am meisten beeindrucken uns die Menschen, die so viel Leid erfahren mussten; viele von ihnen sind auch gesundheitlich beein-trächtigt und brauchen unsere Hilfe. Oft können wir helfen, und dann macht unsere Arbeit einfach ganz viel Freude.“

Matthias Buschen, Projektleiter Agaplesion Diakonie- klinikum Hamburg

„Das Rauhe Haus hat in diesem Jahr in Kooperation mit der Sozial-behörde das Projekt ‚Gastfamilien für junge unbegleitete Flüchtlinge gesucht‘ gestartet. Die Resonanz von Familien aus fast allen Stadt-teilen war überaus beeindruckend. Das Besondere an diesem Pro-jekt ist die Bereitschaft von ‚normalen‘ Familien, sich auf junge Menschen mit einer fremden Kultur und traumatischen Erlebnissen einzulassen – dies begleitet von Fachkräften des Rauhen Hauses. Bisher konnten sieben Jugendliche untergebracht werden, weitere Anbahnungen laufen.“

Dr. Peter Marquard, Leiter Stiftungsbereich Kinder- und Jugendhilfe, Das Rauhe Haus

aufgabe geworden. Das zeigt sich auch daran, dass die Fort-

bildungen, die das Diakonische Werk Hamburg in diesem Feld

anbietet, inzwischen von Kolleginnen und Kollegen aus allen

diakonischen Arbeitsfeldern besucht werden. Neben den „klas-

sischen“ Angeboten der Migrations- und Flüchtlingsberatung

stellen sich verstärkt auch Träger und Einrichtungen der Kinder-

und Jugendhilfe, der Eingliederungshilfe oder etwa der Beschäf-

tigungsförderung den neuen Zielgruppen. Und in immer stär-

kerem Maße werden auch die Potenziale der Zugewanderten

entdeckt, nicht zuletzt als mögliche neue Mitarbeitende. So hat

das Diakonische Werk mit Mitteln der Stiftung Deutsches Hilfs-

werk das Projekt Job-Partner gestartet, um Flüchtlinge als qua-

lifizierte Fachkräfte für die Pflege, Kitas und andere soziale

Berufe zu gewinnen.

Vor diesem Hintergrund bleibt es notwendig, die Mitgliedsein-

richtungen bei der interkulturellen Qualifizierung zu unterstützen.

Der Landesverband bietet hierfür Fort- und Weiterbildungen für

Haupt- und Ehrenamtliche an. Zudem unterstützt das EU-geför-

derte Projekt „Türen öffnen – Vielfalt leben vor Ort“ Ansätze der

interkulturellen Gemeinwesenarbeit. Wir haben in den letzten

Monaten gelernt, dass wir in Kirche und Diakonie zwar auf einen

reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. Dennoch sind

die aktuelle Situation und die Notwendigkeit, eine Vielzahl von

geflüchteten Menschen in neue Wohnquartiere und bestehende

Nachbarschaften zu integrieren, auch für uns herausfordernd. In den Stadtteilen werden neue konzeptionelle Ideen, Koopera-tionen und kreative Lösungen für eine interkulturelle Quar-

tiersentwicklung gebraucht. Wir arbeiten daran, die vielfältige

Expertise unserer Mitglieder von der Gemeinwesendiakonie bis

hin zur psychosozialen Beratung auch auf bezirklicher Ebene

verfügbar zu machen. Zukünftig wird eine stärkere zielgruppen-

und arbeitsfeldübergreifende Zusammenarbeit auch über die

Grenzen der einzelnen Verbände hinweg nötig sein. Hier werden

wir uns in den nächsten Monaten daran beteiligen, exemplarisch

neue Kooperationsformen zu entwickeln.

Die derzeitige Entspannung bei der Erstaufnahme neuer

Flüchtlinge hat ein wenig mehr Besonnenheit in die Gesamtde-

batte gebracht, auch wenn die Ursachen für Flucht und Migrati-

on aus entwicklungspolitischer Sicht beileibe nicht beseitigt sind.

Die eigentlichen Aufgaben im Integrationsprozess liegen aber

noch vor uns. Wesentliche Voraussetzungen sind die Weiterent-

wicklung der Regelsysteme, eine ausreichende Finanzierung der

Integrationsarbeit sowie eine kreative interkulturelle Quartiers-

entwicklung in Kooperation von Stadt und Freier Wohlfahrtspfle-

ge. Mit der Erfahrung und Vielfalt unserer Mitgliedseinrichtungen

können und wollen wir dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

„Bei uns leben zwölf junge, unbegleitete Flüchtlinge gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern im Wohnheim unserer Fachschulen für Sozialpädagogik und werden dabei von pädagogischen und psychologischen Fachkräften betreut. Solch eine Einrichtung hatten wir zuvor nicht. Grund ist, den Geflüchteten das alltägliche Leben in Deutschland und unsere Kultur näher zu bringen und Perspektiven zu bieten. Wer möchte, kann in unseren Altenhilfe-Einrichtungen Praktika und bei entsprechender Eignung Ausbildungen im Pflege-bereich absolvieren. Es freut uns, dass das Angebot bereits einige in Anspruch genommen haben.“

Helga Kasemann, Diplom-Pädagogin und Projektleitung, Ambulante Jugendwohnung Alten Eichen für unbegleitete, junge Flüchtlinge

„Nachdem der Schwerpunkt mit dem Betrieb von drei Erstaufnah-meunterkünften zunächst auf der akuten Nothilfe lag, steht jetzt Unterstützung in Form von Sprachkursen und Patenschaftspro-grammen im Vordergrund. Die Begegnung zwischen Geflüchteten und Einheimischen ist meist die Initialzündung, mit der der Integra-tionsprozess Fahrt aufnimmt. Mit den Paten bekommt die zuvor fremde Gesellschaft ein Gesicht. Es ist eine Riesenchance, wenn sich Menschen direkt begegnen – und ein ungeheurer Motivations-schub fürs Deutschlernen. Spracherwerb und der Kontakt zwischen Alt- und Neu-Hamburgern sind DIE Schlüssel zur Integration.“

Andrea Abramowski, Integrationsmanagerin bei den Hamburger Johannitern

Gabi Brasch Vorstand Landesverband Diakonisches Werk Hamburg

Dr. Dirk Hauer Fachbereichsleiter Migration und Existenzsicherung Diakonisches Werk Hamburg

Die Ankunft tausender Flüchtlinge seit dem Sommer 2015 ist eine Herausforderung. Gabi Brasch und Dr. Dirk Hauer be-schreiben, was das aus Sicht der Diakonie Hamburg bedeutet und was es für nachhaltige Integrationsarbeit braucht. Zudem haben wir Mitgliedseinrichtungen gefragt, wie sie sich – auch mit neuen Projekten – auf die Situation eingestellt haben.

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22 Schwerpunkt Integration Orte der Integration 23

Angekommen in den eigenen vier Wänden: Die Freiwillige

Meltem Demirel (r.) vom Diakonie-

Projekt Stadtteilmütter besucht

Bingül Michelova und ihre Fami-

lie zu Hause: Es gibt Tee, die

Frauen unterhalten sich auf

Türkisch (Michelova stammt aus

Bulgarien, gehört zur türkischen

Minderheit). Wie geht es dem

Dreijährigen in der Kita, wie

entwickelt sich der Kleine (links

mit seiner Tante)? Vor einem

halben Jahr wäre das noch

undenkbar gewesen. Michelova

war ihrem Mann gefolgt, der in

Hamburg jobbt. Nach Proble-

men mit einem Untermietvertrag

stand sie hochschwanger auf

der Straße. Mit Hilfe der Stadt-

teilmutter fanden sie zunächst

eine Pension, nach der Geburt

des Babys im Sommer sogar

eine Wohnung. Demirel begleitet

die Familie weiter. Nächstes Ziel:

ein Deutschkurs für Michelova

und ihren Mann.

Ein Interview mit der Stadtteil-

mutter sehen Sie hier:

www.diakoniehh.de/dm16-orte

Orte der Integration

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Panorama 2524 Panorama

2017 treten gesetzliche Neuregelungen in Kraft, die viele tau-

send Hamburgerinnen und Hamburger betreffen: Für rund

51.000 pflegebedürftige Menschen gilt das neue System der

„Pflegegrade“. Für bis zu 200.000 Menschen mit Behinde-

rungen ändern sich viele Verfahren durch das Bundesteilhabe-

gesetz. Betroffen sind natürlich auch die Angehörigen und die

zahlreichen Einrichtungen und Dienste in Pflege und Behinder-

tenhilfe. Zwei Fachleute des Diakonischen Werkes Hamburg er-

läutern die Neuerungen.

Zur neuen Einstufung für Pflegebedürftige Katrin Kell,

Fachbereichsleitung Pflege und Senioren: „Ab 2017 gilt ein

neuer Begriff von Pflegebedürftigkeit, die bisherigen Pflegestu-

fen werden in Pflegegrade überführt. Im Mittelpunkt der Begut-

achtung stehen künftig nicht mehr Defizite und Verrichtungen,

sondern Ressourcen und Fähigkeiten, die differenzierter als

bisher betrachtet werden. Erstmals werden auch Menschen mit

eingeschränkter Alltagskompetenz entsprechend berücksich-

tigt. Für dieses neue Verständnis von Pflegebedürftigkeit hat

sich die Diakonie schon lange vehement eingesetzt.

Zur Umstellung auf das neue System haben wir unsere Mit-

gliedseinrichtungen umfassend informiert und beraten. Wir

haben ihnen auch Material an die Hand gegeben, mit dem sie

die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen informieren können.

Neu geregelt werden auch die Kosten. Als Spitzenverband

verhandelt das Diakonische Werk Hamburg über die Pflegesätze

Pflege und Teilhabe Was die neuen Gesetze für Hamburg bedeuten

Meldungen

Twitter-Rückblick www.twitter.com/DiakonieHH

Spendenparlament fördert Diakonie-Projekt Andocken mit 72.000 Euro. Vielen Dank! … @hamburgspendet #Medizin #Migranten

Das Geld reicht nicht mehr: 2016 droht weiterer Abbau der Offenen Kinder- und #Jugendarbeit in #Hamburg …

„Brot statt Böller“: An Silvester Freude teilen - @BROT_furdiewelt ruft zu Spenden auf …

Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 12. Nov 2015 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 26. Nov 2015 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 29. Dez 2015

Herzlichen Glückwunsch! #Bundesverdienstkreuz für Birgit Müller, Chefin des #Hamburger Straßen-magazins #Hinz&Kunzt …

#Prostitutionsgesetz: mehr Kontrolle als Schutz, besonders in #Hamburg …

Faktencheck von @hinz_und_kunzt zeigt: #Winter-notprogramm ganztags geht. Wir unterstützen die Forderung weiter!

Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 25. Jan 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 04. Feb 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 10. Feb 2016

Diakonie-Gottesdienste „mit Herzblut“

„Feiern mit Herzblut“: Unter diesem Motto steht der neue

Diakonie-Gottesdienst. Zum Auftakt im April ging es um

„Einigkeit & Flucht & Hoffnung“. Im Juli griff Diakonie-Chef

Landespastor Dirk Ahrens das Thema Wohnen auf, im Novem-

ber stand die Lebensgestaltung im Alter im Mittelpunkt. Der

Diakonie-Gottesdienst findet dreimal jährlich in Kooperation mit

der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde statt, jeweils

sonntags um 18 Uhr in der Dreieinigkeitskirche am Hauptbahn-

hof.www.diakoniehh.de/diakoniegottesdienst

Starkes Bündnis gegen Wohnungsnot

Caritas, Diakonie, „Mieter helfen Mietern“ und der Stadtent-

wickler „Stattbau“ haben sich zum „Hamburger Bündnis für eine

neue soziale Wohnungspolitik“ zusammengeschlossen. Im Juni

2016 legte das Bündnis einen Ziel- und Maßnahmenplan vor.

Gabi Brasch, Vorstand im Diakonischen Werk Hamburg: „Die

Zahl der anerkannten, aber unversorgt bleibenden Wohnungs-

notfälle liegt bei mehr als 14.000 Haushalten.“ Die Stadt müsse

neue Prioriäten setzen.www.diakoniehh.de/wohnungsnot

DFA: Neuer Start mit bewährter Qualität

Anfang 2016 ging die Diakonische Fort- und Weiterbildungsaka-

demie (DFA) an den Start, eine gemeinsame Gründung des

Diakonischen Werkes und der Stiftung Das Rauhe Haus. Vorläu-

fer war die DFA der Diakonie, bei der das „A“ für „Anscharhöhe“

stand. Die Akademie bietet in bewährter Qualität Fort- und Wei-

terbildung für Pflege, Eingliederungshilfe und Krankenhaus. Die

neuen Räume der DFA liegen in Barmbek.www.dfa-hamburg.de

Statt Preiskampf: Tariflohn in der Altenpflege!

Kann ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag die Situation in der

Altenpflege verbessern? Darüber diskutierten im Februar 2016

Diakonie, Caritas, Paritätischer, „Pflegen und Wohnen“ sowie

die Gewerkschaft ver.di. Hintergrund: Bisher zahlt nur ein Teil

der Arbeitgeber nach Tarif, darunter die Diakonie. Andere zahlen

geringere Löhne und können deshalb ihre Leistungen billiger

anbieten. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag würde Min-

deststandards festlegen, an die sich alle halten müssen.

Stefan Rehm, Vorstand im Diakonischen Werk Hamburg, kriti-

siert: „Zurzeit haben wir einen teilweise ruinösen Konkurrenz-

kampf, der über die Löhne auch auf dem Rücken der Pflege-

kräfte ausgetragen wird.“ Letztlich würden darunter auch die

Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen leiden.

Im Jubiläumsjahr: Max-Brauer-Preis für den Mitternachtsbus

Der Mitternachtsbus der Diakonie mit seinem Team von 140 Eh-

renamtlichen hat den Max-Brauer-Preis 2016 erhalten. Die

Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. würdigte damit das langjährige so-

ziale Engagement: Seit 1996 fährt der Mitternachtsbus jeden

Abend durch die Innenstadt, um obdachlose Menschen mit dem

Nötigsten zu versorgen. Verliehen wurde der mit 20.000 Euro

dotierte Preis im September 2016. Im November 2016 feierte

der Mitternachtsbus, der sich allein aus Spenden finanziert, sein

20-jähriges Bestehen.www.mitternachtsbus-hamburg.de

Landespastor Dirk Ahrens predigt in der Dreieinigkeitskirche in St. Georg.

Ein Lichtblick in der kalten Stadt: Seit 20 Jahren ist der Mitternachtsbus der Diakonie Hamburg in der City unterwegs und versorgt obdachlose Menschen mit dem Nötigsten.

mit. Für den stationären Bereich verlief das sehr konstruktiv, die

Pflegeheime werden zunächst zusätzliches Personal einstellen

können. Für die ambulante Pflege waren die Verhandlungen

Ende 2016 noch im Gang.

Insgesamt begrüßen wir das Pflegestärkungsgesetz – es gilt

jedoch, die Chancen, die das Gesetz bietet, in der Praxis auch

umsetzen zu können.“

Zur Reform der Eingliederungshilfe Tanno Brysinski, Refe-

rent Soziale Teilhabe: „Das Bundesteilhabegesetz ist derzeit

noch im parlamentarischen Verfahren, soll aber Anfang 2017 in

Kraft treten. Es stellt die Ansprüche von Menschen mit Behinde-

rungen auf eine ganz neue Grundlage und reformiert die Einglie-

derungshilfe. Unter anderem soll die Teilhabe am Arbeitsleben

verbessert und die Beratung für Menschen mit Behinderung

ausgebaut werden.

Positiv ist, dass die UN-Behindertenkonvention umgesetzt

werden soll und ein modernes Teilhaberecht das bisherige Für-

sorgerecht ablöst. Aber die Diakonie hat schon früh davor

gewarnt, das System an Kostenersparnis auszurichten. Als

Problem sehen wir etwa den geplanten Begriff der ‚erheblichen

Behinderung‘, der psychisch erkrankte oder sinnesbehinderte

Menschen zu Verlierern der Reform machen könnte.

Die Diakonie Hamburg setzt sich ein für ein inklusives Teil-

haberecht für alle. An diesem Anspruch werden wir das neue

Gesetz messen.“

Page 14: Ankommen und dazugehören - Diakonie Hamburg€¦ · oder nur schlecht, ist auf Hilfe anderer angewiesen. Man fühlt sich unwohl.” Aus diesem Zustand will sie ihren Schülern mög-lichst

Zahlen und Fakten 27

z. B. Ehe-, Erziehungs- und Lebensberatung, Familienbildungsstätten, Mehrgenerationenhäuser

z. B. Pflegeheime, Diakoniestationen, betreutes Wohnen, Seniorentreffs

z. B. Krankenhäuser, Hospize, Krankenpflege-Fachschulen, Suchtkrankenhilfe

z. B. Wohngruppen, sozialpädagogische Lebensgemeinschaften, Jugendsozialarbeit

z. B. Schulen und Weiterbildung, Stadtteildiakonie, Betreuungsvereine, Rettungsdienste

„Mit Gott groß werden“ lautet das Motto in den Evangelischen Kitas

111 Angebote in der Familienhilfe 172 Evangelische Kindertagesstätten

244 Angebote in der Altenpflege und -hilfe361 Angebote in der Jugendhilfe 62 sonstige Angebote

Angebote für ganztägige Betreuung (GBS) und Ganztagsschule (GTS) z. B. Wohnungslosenhilfe, Schuldnerberatung, Beratung für Flüchtlinge, Telefonseelsorge

z. B. Wohnen, Werkstätten, Frühförderung, Beratungsstellen

33 Kooperationen mit Schulen 156 Angebote in besonderen Lebenslagen395 Angebote in der Behindertenhilfe

90 Angebote für Gesundheitsdienstleistungen

Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen.

Denn der Glaube an Jesus Christus und praktizierte Nächsten-

liebe gehören zusammen.

Das Diakonische Werk Hamburg ist zum einen Spitzenverband

der freien Wohlfahrtspflege, zum anderen unterhalten wir selbst

Hilfsangebote.

Als Spitzenverband vertreten wir die Interessen von 341 Trägern,

die bei uns Mitglied sind. Das Spektrum reicht von der Kita einer

Kirchengemeinde bis zu großen Trägern wie der Evangelischen

Stiftung Alsterdorf oder dem Rauhen Haus. Wir vertreten unsere

Mitglieder in Verhandlungen mit Staat und Kostenträgern,

beraten sie in rechtlichen, wirtschaftlichen und konzeptionellen

Fragen und bieten Fortbildungen an. 114 Mitarbeitende leisten

diese Verbandsarbeit.

Als Hilfswerk unterhalten wir selbst mehr als 20 Angebote für

die Menschen in der Großstadt. Dazu gehören etwa die Telefon-

Seelsorge, die Schuldnerberatung, das Diakonie-Zentrum für

Wohnungslose, die Erziehungs-, Ehe-, Partnerschafts- und

Lebensberatung oder das Frauenhaus. Im Hilfswerk arbeiten

125 Hauptamtliche.

Weil unsere Hilfe Menschen weltweit gilt, beteiligen wir uns an

der bundesweiten Aktion „Brot für die Welt“, unterstützen die

Diakonie Katastrophenhilfe und fördern Projekte in Hamburgs

Partnerstadt St. Petersburg.

In Hamburg hat das Diakonische Werk innovative Projekte initi-

iert wie etwa das Straßenmagazin Hinz&Kunzt, die passage gGmbH, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen

eine berufliche Perspektive verschafft, oder die Zentrale Anlauf-

stelle Anerkennung.

Das Diakonische Werk Hamburg ist Mitglied der Diakonie

Deutschland – Evangelischer Bundesverband. Bundesweit gibt

es etwa 27.000 diakonische Einrichtungen und Dienste mit rund

450.000 hauptamtlich Mitarbeitenden. Die Diakonie ist Deutsch-

lands zweitgrößter Wohlfahrtsverband.

Liste aller Mitgliederwww.diakoniehh.de/mitglieder

Diakonie HamburgWer wir sind, was wir tun

26 Zahlen und Fakten

Twitter-Rückblick

Generalistische #Pflegeausbildung: Wir haben uns bei unseren Mitgliedern umgehört … #Bundestag

Freut uns sehr: Staatsministerin #Özoğuz und #Sozialsenatorin ehren Diakonie-Stadtteilmütter …

Glückwunsch! 13 Azubis der #Diakonie Hamburg gehören zu den Besten in der Pflege …

Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 18. Mär 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 08. Apr 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 31. Mai 2016

#Menschenkette steht! Tolles Zeichen für geregelte Zuwanderung, aktive Integration, echte europä-ische Sozialpolitik.

„Einigt Euch!“ Druck auf Volksinitiative u. Regie-rungsparteien #Flüchtlinge #Integration …

Gegen Hunger, für Gerechtigkeit! 1,2 Mio. € #Spenden @BROT_furdiewelt 2015 aus #HH Danke! …

Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 19. Jun 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 06. Jul 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 05. Aug 2016

www.twitter.com/DiakonieHH

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Zahlen und Fakten 29

Gewinn- und Verlustrechnung 2015 So helfen Ihre Spenden

Schuldnerberatung, Beratung und Seelsorge150.070 €

Arztpraxis für Menschen ohne Papiere157.112 €

Sonstige (z. B. Partner-projekte in St. Petersburg)22.773 €

Angebote für Mädchen und Frauen in St. Georg und St. Pauli 64.945 €

Hilfe für Familien und Kinder 208.910 €

Besuchs- und Begleit-dienste 26.898 €

Hilfe für obdachlose Menschen723.528 €

Hilfe für Migranten und Flüchtlinge131.177 €

28 Zahlen und Fakten

Gesamtergebnis der Spenden2015 1.485.413 Euro 2014 1.240.784 Euro

Erlöse

Kirchliche Zuwendungen

Öffentliche Mittel

Spenden, Kollekten

Mitgliedsbeiträge

Erträge aus Dienstleistungen

Zinsen

Kosten

Personalkosten

Diakonischer Aufwand · Finanzhilfen

Sachkosten

Miete

Abschreibung

Landesverband und Hilfswerk

Landesverband und Hilfswerk

3.753.300 € 38,3% 2.324.500 € 23,6%

1.307.600 € 13,3% 5.026.900 € 51,1%

109.100 € 1,1% 1.405.100 € 14,3%

1.221.300 € 12,5%

2.903.600 € 29,6% 996.800 € 10,1%

510.800 € 5,2% 87.100 € 0,9%

Landesverband 234.100 € Hilfswerk 425.300 €

Jahresergebnis

5.486.000 € 57,3% 4.742.800 € 50,4%

1.453.900 € 15,2% 2.042.500 € 21,7%

1.718.500 € 18,0% 1.646.600 € 17,5%

760.000 € 7,9% 904.000 € 9,6%

153.200 € 1,6% 79.200 € 0,8%

2015 649.085 €2014 210.839 €

Bei Krisen und Naturkatastro-phen leistet die Diakonie Kata-strophenhilfe mit ihren Partnern vor Ort schnelle Nothilfe. Im Jahr 2015 stand – neben vielen „ver-gessenen Katastrophen“ – die Hilfe für die Erdbebenopfer in Nepal und in den Flüchtlings- lagern rund um Syrien und auf der Balkanroute im Fokus.

2015 1.261.191 €2014 1.193.872 €

Brot für die Welt unterstützt weltweit in mehr als 90 Ländern Projekte, die armen und ausge-grenzten Menschen helfen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Ein großer Teil der Spenden kommt aus der traditionellen Kollekte an Heiligabend. Im Jahr 2015 kamen in Hamburg 522.800 Euro zusammen.

Spenden aus Hamburg: Spenden aus Hamburg:Risikobericht

Unser Jahresabschluss 2015 wird in Einzelabschlüssen dar-

gestellt. Der Abschluss für das Diakonische Werk Hamburg –

Landesverband weist ein Jahresergebnis von 234.100 Euro

aus. Das Diakonie-Hilfswerk Hamburg hat das Jahr 2015 mit

einem Ergebnis in Höhe von 425.300 Euro abgeschlossen.

Das Ergebnis 2015 hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Landesverband und Hilfswerk finanzieren sich zu einem

wesentlichen Teil aus kirchlichen Zuwendungen. Diese waren

im vergangenen Jahr stabil. Bei den Spenden und Nachlässen

hat das Diakonische Werk Hamburg gegenüber 2014 einen

Zuwachs zu verzeichnen. Bei den Ausgaben sind die Personal-

kosten gestiegen. Sie wurden aufgrund der tariflichen Verän-

derungen erhöht. Die Anzahl der Mitarbeitenden ist geringfügig

gestiegen.

2016 zeichnet sich eine stabile Entwicklung der kirchlichen und

öffentlichen Zuwendungen ab, sodass wir für das laufende

Jahr mit einer guten Entwicklung unserer wirtschaftlichen Lage

rechnen dürfen.

Twitter-Rückblick

Jetzt #bewerben: Wir haben noch freie #FSJ- und #BFD-Plätze für August und September! … #Hamburg #sozial #freiwillig

Wir lehnen den Gesetzentwurf des @BMFSFJ zum #SGBVIII ab – das ist Rück- statt Weiterentwick-lung … #Kita #Jugendhilfe

Landespastor Ahrens: #Integration ohne Willkom-menskultur ist nicht denkbar! Bewusstsein für die bes. Situation v. Zuwanderern wichtig #AdB16

Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 11. Aug 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 26. Aug 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 20. Sep 2016

Diakonie-Straßensozialarbeiter @johan_gra: #Ob-dachlosigkeit muss als gesellschaftliches Problem wahrgenommen werden, nicht als individuelles

#Diakonie #Hamburg ist jetzt auch bei #Facebook präsent! Schauen Sie doch mal vorbei: www.facebook.com/DiakonieHH/

18 Uhr, St. Petri: Start ins Jahr des #Reformations-jubiläums mit #inklusivem #Gottesdienst mit Bischöfin Fehrs und Landespastor Dirk Ahrens

Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 23. Sep 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 23. Sep 2016 Diakonie Hamburg @DiakonieHH · 31. Okt 2016

www.twitter.com/DiakonieHH

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30 Zahlen und Fakten

Herausgeber

Diakonisches Werk HamburgLandesverband der Inneren Mission e.V.

Königstraße 54

22767 Hamburg

Telefon 040 30 62 0-231

Fax 040 30 62 0-315

[email protected]

www.diakonie-hamburg.de

Konzeption und RedaktionMalte Habscheidt (verantwortlich), Anne Rütten

TexteDetlev Brockes, www.detlevbrockes.de

(Rückblick, Kurz erklärt, Interview, Panorama)

Anke Pieper, www.ankepieper.de (Reportage)

Zahlen und Fakten

Bianca Carstensen

Gestaltung

Stephanie Haase

Druck

Druckerei Zollenspieker Kollektiv GmbH, Hamburg

Papier

Gedruckt auf 100% Recyclingpapier,

zertifiziert mit dem Blauen Engel.

Auflage

11.000

Illustrationen Elisabeth Steuernagel (S. 4/5, 16/17)

Fotos Mauricio Bustamante (Umschlag, Intro, Reportage,

Orte der Integration, S. 27, 29), Annette Schrader (S. 3, 26,

27, 29), Tina Taege (S. 11), Fabian Hammerl (S.18), Arche Jenfeld (S.19), Stephan Wallocha (S. 20), M. Mensch (S. 21), Guido Kollmeier (S. 21, 29, 30), Marc Brinkmeier (S. 24),

Markus Scholz (S. 24, 26, 27), Diakonie Hamburg (S. 14,

21, 25, 29), Bundesarchiv – Bild_146-1985-021-09 (S. 15),

Diakoniearchiv (S. 15), Agaplesion Diakonieklinikum (S. 20), Alten Eichen (S. 21), Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. (S. 25),

Cordula Kropke (S. 29), Karin Desmarowitz (S. 29),

Anel Sancho – Brot für die Welt (S. 29),

Jens Grossmann – Diakonie Katastrophenhilfe (S. 29)

Stand November 2016

Impressum

TelefonSeelsorge: 0800 111 0 111 (gebührenfrei und anonym) www.telefonseelsorge-hamburg.de

Alle evangelischen Kindertagesstätten: www.eva-kita.de

Informationen über die Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit: www.mitmenschlichkeit.de

Die evangelischen Beratungsstellen: www.evangelische-beratung-hamburg.de

Kontakte und Links

So ist das Diakonische Werk Hamburg aufgebaut

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2015

Landesverband 114 Mitarbeitende

Hilfswerk 125 Mitarbeitende

Mitglieder 2015

Rechtsträger 341

Diakonische Angebote 1.734

Mitarbeitende rund 20.000

Aufsichtsrat Landesverband

Mitgliederversammlung

Vorstand

Hilfswerksausschuss

Vorsitzender des Aufsichtsrates

Pastor Dr. Torsten Schweda Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Alten Eichen

Vorsitzender des Hilfswerksausschusses

Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein

Fachbereiche FachbereicheFachbereiche

Vorstand Landesverband 1Gabi Brasch

Vorstand Landesverband 2Stefan Rehm

Vorstand Diakonie-HilfswerkPastor Dr. Tobias Woydack

Migration und Existenzsicherung Kinder- und Jugendhilfe Freiwilliges Engagement Weltweite Diakonie

Innenrevision Datenschutzbeauftragte Mitgliederbetreuung/Arbeitsrecht

Qualitätsmanagement

Eingliederungshilfe/Finanzierung Pflege und Senioren Finanz- und Rechnungswesen/IT Personal Zentrale Dienste

Familie und Senioren Existenzsicherung Beratung und Seelsorge Migrations- und Frauensozialarbeit

Stabsstellen

Evangelische Profilberatung

Information und Öffentlichkeitsarbeit

Fundraising

Stabsstellen

Stabsstelle

VorstandsvorsitzenderLandespastor Dirk AhrensDer Vorstand (v.l.): Stefan Rehm, Gabi Brasch,

Dirk Ahrens, Dr. Tobias Woydack

Diakonisches Werk Hamburg Königstraße 54 22767 Hamburg Telefon: 040 30 62 0-0 [email protected] www.diakonie-hamburg.deFacebook: www.facebook.com/DiakonieHH Twitter: www.twitter.com/DiakonieHHNewsletter: www.diakoniehh.de/newsletter

ServiceTelefon Kirche und Diakonie Hamburg 040 30 62 0-300

Ihre Chance zum Engagement: www.freiwillig-diakonie-hamburg.de

Das Pflege-Portal mit Online-Suche nach freien Heimplätzen, Pflege- oder Besuchs-diensten in der Nähe, Informationen u. a. zu Wohnformen im Alter und zu Demenz: www.pflege-und-diakonie.de

Das Service-Portal der evangelisch-luthe-rischen Kirche: Angebote, Veranstaltungen, Visitenkarten aller Kirchengemeinden: www.kirche-hamburg.de

Impressum 31

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Diakonisches Werk Hamburg Königstraße 54 | 22767 Hamburg | www.diakonie-hamburg.de

Hier wird geschraubt, geölt

und gepumpt. An der Wand

sind Werkzeuge, Ersatzteile

und Reifen aufgereiht. In der

Selbsthilfe-Fahrradwerk-statt für Flüchtlinge der Kirchengemeinde Niendorf können die Bewohner der nahe

gelegenen Unterkünfte mit

Unterstützung eines Teams aus

Ehrenamtlichen ihre Räder

reparieren. Heute ist Abdul (M.)

aus Afghanistan gekommen.

Erst hat er ein Quietschen am

Lenker beseitigt. Jetzt ist das

kaputte Rücklicht dran. Die

Verständigung ist nicht immer

einfach, aber die gemeinsame

Arbeit funktioniert – ein biss-

chen Deutsch, etwas Englisch,

der Rest mit Händen und

Füßen. Die Werkstatt startete

im Herbst 2015 im Keller der

Kleiderkammer der Kirchenge-

meinde in Niendorf. Seit April

2016 hat sie ein neues Zuhau-

se in einem alten Blumenladen

am Friedhof gefunden, öffnet

donnerstagnachmittags immer

für vier Stunden.

Mehr über das Projekt unter:

www.diakoniehh.de/dm16-orte

Orte der Integration

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