Anleitung zum Praktikumsversuch - TU Dresden · PDF file- SETRA - Druckdose . TU Dresden...
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Hitzdrahtanemometrie
Anleitung zum Praktikumsversuch
Dresden, April 2010
Inhaltsverzeichnis:
1. Einführung
2. Lehrziele
3. Aufgabenstellung
4. Versuchsaufbau und Messtechnik
5. Praktikumsdurchführung
6. Auswertung
7. Hinweise zum Arbeitsschutz
8. Nomenklatur
9. Literatur
10. Anlagen
Technische Universität Dresden Institut für Luft- und Raumfahrttechnik
Niedergeschwindigkeitswindkanal
Bearbeiter: DI J. Frey
TU Dresden Institut für Luft- und Raumfahrttechnik Niedergeschwindigkeitswindkanal Praktikum Hitzdrahtanemometrie
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1. Einführung
Die Thermoanemometrie, hier speziell Hitzdrahtanemometrie (HDA), stellt ein anerkanntes
und weitverbreitetes Messverfahren für Strömungsgeschwindigkeiten dar. Sie ist durch ein
hohes räumliches und vor allem zeitliches Auflösungsvermögen gekennzeichnet. Diese
Eigenschaft prädestiniert die Hitzdrahtmesstechnik für Messungen stark instationärer
Vorgänge (Turbulenz).
Grundlage des Verfahrens ist die Geschwindigkeitsabhängigkeit des Wärmeübergangs bei
erzwungener Konvektion. Ein querangeströmter Draht (platinierter Wolframdraht, ∅ 5 μm)
wird elektrisch beheizt und gibt Wärme an das ihn umströmende Medium ab. Messgrößen
sind der Widerstand des Drahtes, der mit dessen Temperatur über
( ) ( )( )000 1 TTaTRR −⋅+⋅= (1)
zusammenhängt, sowie die Spannung, aus der sich die Heizleistung
•
== QR
UP2
(2)
ergibt. Der abgeführte Wärmestrom folgt der Beziehung
( ) ( )N210 cKKTTQ ⋅+⋅−=& (3),
wobei K1,K2 Proportionalitätsfaktoren sind.
Für das hier gezeigte Konstant-Temperatur-Anemometer (CTA) wird mittels einer
Wheatstoneschen Messbrücke der Drahtwiderstand und damit nach (1) seine Temperatur
konstant gehalten (Abb. 1). Die Heizleistung ist dann nur noch von der Heizspannung
abhängig, welche wiederum der Brückenspeisespannung und damit der
Anemometerausgangsspannung E proportional ist. Weiterhin wird auch die
Umgebungstemperatur als konstant angesehen, so dass (2) und (3) zu
N2 cBAE ⋅+= (4)
als Kingsches Gesetz zusammengefasst werden können.
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Der Exponent ist N = 0,5 für den querangeströmten, unendlich langen Zylinder. Aufgrund
der endlichen Drahtlänge und anderer Effekte, wie Wärmeleitung zu den Haltestiften liegt
sein Wert sondenabhängig bei 0,25 < N < 0,5.
Wegen der Vielzahl der Einflüsse, wie Oberflächenbeschaffenheit des Drahtes, Geometrie
der Drahthalterung usw., ist eine analytische Vorhersage des Wärmeübergangs nicht mit
hinreichender Genauigkeit möglich. Daraus folgt die Notwendigkeit der Kalibrierung eines
Hitzdrahtmesssystems zur Bestimmung der Koeffizienten A, B und N.
Für sehr kleine Strömungsgeschwindigkeiten c < 0.5 m/s ist wegen des nicht mehr zu
vernachlässigenden Einflusses der freien Konvektion eine zusätzliche Korrektur erforderlich,
so dass das Kingsche Gesetz dann zu
( )[ ]NN2 CCcBAE −+⋅+= (5)
ergänzt wird, wobei 0,2 < C < 0,3 eine sondenspezifische Konstante darstellt. Bei
Strömungsgeschwindigkeiten unter 0,03 m/s ist (in Luft) keine zuverlässige Messung mehr
möglich.
Die Geschwindigkeitskomponente in Drahtachse (Tangentialkomponente) liefert keinen
messbaren Anteil zum Wärmeübergang an das Strömungsmedium. Daher wird mit einem
einzelnen Hitzdraht immer nur die Geschwindigkeitkomponente in der Ebene normal zum
Draht gemessen. Um die Richtung des Geschwindigkeitsvektors zu bestimmen, wurden
Sonden mit zwei bis vier Drähten entwickelt, die je nach Anwendungszweck sehr
unterschiedlich gestaltet sind. Diese Sondentypen sind immer nur für einen begrenzten
Winkelbereich einsetzbar, außerhalb dessen sie keine eindeutigen Messwerte mehr liefern.
Abb. 1: Wheatstonsche Messbrücke eines Hitzdrahtanemometers
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Zur Vermeidung thermoelektrischer Effekte am Übergang Drahtende-Haltestift (Peltier-
Element) wird der Hitzdraht mit hochfrequenter Wechselspannung (15 kHz) geheizt.
2. Lehrziele
• Kennenlernen eines Messverfahrens zur Geschwindigkeits- und Turbulenzmessung in
turbulenten Strömungen
• Umgang mit Hitzdrahtsonden und CTA-Messbrücken
• Geschwindigkeitsabhängiges Kalibrieren einer Normaldrahtsonde
• Bestimmen des Turbulenzgrades in einem Strömungsfeld
• Kalibrieren von Druck-Spannungs-Wandlern zur Messung des dynamischen Druckes
• rechnergestütztes Messen und Traversieren im Strömungsfeld
3. Aufgabenstellung
♦ Kalibrieren des Druck-Spannungs-Wandlers.
♦ Geschwindigkeitsabhängige Kalibrierung einer Hitzdrahtsonde.
Es sind die Kalibrierdaten der Sonde mit 10 Messpunkten (Geschwindigkeiten) zu
bestimmen.
♦ Vermessung von Geschwindigkeits- und Turbulenzprofil des Freistrahles einer
Blasstrecke.
Es sind zu bestimmen für jeweils 20 spannweitige und zwei Stromabpositionen
(x/d0 = 2, 5) im Freistrahl sowie im Flügelnachlauf die mittlere Geschwindigkeit und
der Turbulenzgrad (bzw. Schwankungsgeschwindigkeit) und diese zu vergleichen mit
den erhaltenen Verläufen aus den Drucksondenmessungen und den im Anhang
angegebenen.
4. Versuchsaufbau und Messtechnik
Der Messaufbau an der Blasstrecke des NWK ist bereits vorbereitet. Er besteht aus
folgenden Komponenten:
- Hitzdrahtanemometer DISA 55 M 01 (CTA)
- Hitzdrahtsonde mit Halterung
- Signalconditioner DISA 55 D 26
- SETRA - Druckdose
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- Prandtlrohr mit Halterung
- Druckwaage Junkalor
- Widerstandsthermometer
- Messrechner mit Messkarte National Instruments NI-DAQ
- Sondentraversiersystem
- Flügelmodell mit Profil Clark Y und 80 mm Tiefe
Die Messwertaufnahme der Hitzdrahtmessungen erfolgt mit dem Messprogramm HWA.
5. Praktikumsdurchführung
- Einrichten Druckmesssystem;
Zweipunktkalibrierung der Druckmessdose mit 0 und 100 Pa
- CTA: Null-Ohm-Abgleich, Kaltwiderstand, Berechnung und Einstellung des
Bezugswiderstandes, Rechteckwellentest
- Kalibrierung der HD-Sonde mit 10 Geschwindigkeiten, Entnehmen der Werte
- Vermessen des Freistrahls bzw. des Flügelnachlaufs an den geforderten Positionen
Parallel zur automatisierten Messung sind jeweils einzeln der Auf- und Abbau sowie
grundsätzliche Handgriffe im Umgang mit Hitzdrahtmesstechnik zu üben.
6. Auswertung
Zu dem Praktikum ist von der Praktikumsgruppe ein Protokoll anzufertigen. Dieses soll außer
den Standardangaben für ein Praktikums-Protokoll weiterhin enthalten:
♦ eine kurze Beschreibung der Praktikumsaufgabe, des Versuchsaufbaus und der
verwendeten Messmittel;
♦ die Versuchsdurchführung :
- Kalibrieren der Druckdose und Kalibrierparameter
- HD-Sondenparameter
- Kalibrieren der HD-Sonde, Kalibrierkurve [Darstellung E = f(c) sowie E2 = f(cN)]
- Traversieren der HD-Sonde, die Messwertaufnahme;
♦ die geforderten Auswertungen und Berechnungen sowie grafischen Darstellungen:
- spannweitige Verläufe von Geschwindigkeit und Turbulenz
a) dimensionsbehaftet
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.konstu,.konstx:für)y(uund)y(u 0RMS ==
b) in normierter Form
))2/u(y
y(fu
umaxmax
= ; und ( )yfTux =
jeweils für : x = konst. und unterschiedliche Düsenaustrittsgeschwindigkeit
und für u0 = konst. bei variablem Abstand x von der Düse;
- Verlauf des Turbulenzgrades auf der Strahlachse für Freistrahl;
- Volumendurchsatz im Freistrahl (Vergleich zwischen Düsenaustritt und x=5 d0);
- Ablenkungswinkel des Messstrahls durch den Flügelauftrieb anhand der mittleren
Verschiebung der Strahlflanken [y(uMAX/2)] gegenüber der Freistrahlmessung
zwischen x=1.5 d0 und x=3 d0;
Die Darstellungen in den Diagrammen sind im Sinne der zu zeigenden Effekte sinnvoll
zusammenzufassen.
♦ eine kurze Diskussion und Abschätzung zu möglichen Fehlerquellen bei der
Messaufgabe im Praktikum mit der HD-Messtechnik.
Das Praktikumsprotokoll ist spätestens 4 Wochen nach Versuchsdurchführung abzugeben.
7. Hinweise zum Arbeitsschutz
Während der gesamten Praktikumsdauer im Windkanalgebäude sind die allgemeinen
Arbeitsschutzhinweise und –verordnungen für studentische Praktika entsprechend der
Belehrung zum Praktikumsbeginn bindend.
Insbesondere sind folgende Arbeitsschutzmaßnahmen unbedingt einzuhalten:
• Bei dem Umgang mit elektrischen Geräten, die mit einer Spannung von 230 Volt
betrieben werden, ist auf unbeschädigten Zustand der Kabel und Stecker sowie
Gerätegehäuse zu achten. Bei festgestellten Defekten darf der Anschluss an die
Spannungsversorgung nicht erfolgen.
• Das Einschalten und Bedienen von Versuchsständen darf nur unter Aufsicht und nach
erfolgter spezieller Belehrung durch den Praktikumsleiter erfolgen. Es ist sicher zu
stellen, dass vor Einschalten des Blasstrecke kein Praktikumsteilnehmer sich mehr im
Bereich des Messstrahles aufhält.
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8. Nomenklatur
a... Temperaturkoeffizient des elektrischen Widerstandes
c... Strömungsgeschwindigkeit (Normalgeschwindigkeit zum Hitzdraht)
u... Komponente von c in Hauptstromrichtung
uRMS... Schwankungswert (root mean square)
u0... Düsenaustrittsgeschwindigkeit
ux... Mittengeschwindigkeit an der Position x
v,w... Komponenten normal zu u
x... Koordinate in Hauptstromrichtung
d0... Austrittsdurchmesser der Blasstreckendüse
A,B,N Koeffizienten der Kalibrierfunktion (Kingsche Gleichung)
C... Sondenspezifische Konstante für c<0.5 m/s
E... Anemometerausgangsspannung
K0,1,2... Koeffizienten
P... (elektrische) Leistung
Q·
... Wärmestrom
R... elektrischer Widerstand
RK... Kaltwiderstand der Hitzdrahtsonde
RBZ... Bezugswiderstand der Hitzdrahtsonde
RV, Rd... Vorwiderstände der Messbrücke
Rr... einstellbarer Dekadenwiderstand am CTA (Einstellung von RBZ )
T... Temperatur
T0... Umgebungstemperatur
Tu... Turbulenzgrad u
uTu RMS=
U... elektrische Spannung
K
BZ
RR
...Überhitzungsverhältnis
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9. Literatur
/ 1 / Albring, W.: Angewandte Strömungslehre
Verlag Theodor Steinkopf, 6. Auflage
/ 2 / Brechling, J. Strömungsmesstechnik
Studienbrief der Technischen Universität Dresden
Ausgabe 1998
/ 3 / Kitzing, H.: Geschwindigkeitsmessungen mit Hitzdrahtsonden
Technische Universität Dresden
10. Anlagen
1. Aufnahme von n Werten für Spannung iE und Geschwindigkeit ic
Beachte! Die Kalibrierung wird auf eine Temperatur ϑBezug bezogen, die sich nach Möglichkeit um nicht mehr als 5 Kelvin von der gemessenen Temperatur
des Fluids ϑFluid unterscheiden soll.
Anemometer / Messbrücke
AnemometerE
Geschwindigkeit Spannung
n...1i =
Kalibrierung von Hitzdrahtsonden
PC + Messkarte
ungGegenspannrConditioneSignalAnemometer EGainEE += (Rückrech-
nung)
FluidDraht
BezugDrahtAnemometerBezug EE
ϑ−ϑϑ−ϑ
⋅=
mit ( ) ⎟⎟
⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛−
ϑ⋅
α+ϑ=ϑ 1
RR1
Fluidkalt
DrahtFluidDraht
α = ⋅0 0036 1, K für platinierten Wolframdraht
Signal Conditioner Notwendigkeit: Optimale Signalanpassung an die Messkarte
( ) GainEEE ungGegenspannAnemometerrConditioneSignal ⋅−=
Bezugi EE =
Temperatur
Fluidϑ
Geschwindigkeit
wird aus
Druckmessung
bestimmt.
Fluid
p2cρ
Δ⋅=
mit
Fluid
0
00Fluid p
pϑϑ
⋅⋅ρ=ρ
KPaTorrp
mkg
⋅=⋅=⋅=
⋅=
15,273101325760
225,1
0
0
30
ϑ
ρ
cci =
2. Bestimmung der Kalibrierkonstanten (Methode der kleinsten Fehlerquadrate)
( )[ ]NN2 CCcBAE −+⋅+=
Erfahrungswert für N ≈ 0 25 0 5, ,K ( N = 0 5, folgt aus der Beziehung für den Wärmeübergang am unendlich langen Zylinder: 5,0ReNu ∝ )
N2 cBAE ⋅+=
mit sondenspezifischer
Konstante 3,02,0C K≈
Kalibrierung von Hitzdrahtsonden
2E
A
Nc ( )Nsm5,0
B ... Anstieg
sm5,0c ⋅> sm5,0c05,0 ⋅<<
Unterscheidung Geschwindigkeitsbereiche
Eingangsgröße
n Wertepaare für Spannung und Geschwindigkeit ( )ii c,E bei Bezugstemperatur Bezugϑ
Auswertung von Messungen mit Hitzdrahtsonden
Umrechnen der zeitlichen Mittelwerte und Schwankungswerte
N,B,A ... Kalibrierkonstanten, E ... Mittelwert der Anemometerspannung, 2E ′ ... Effektivwert der Spannung,
c ... Mittelwert der Geschwindigkeit, 2c′ ... Effektivwert der Geschwindigkeit
N2 cBAE ⋅+=
Mittelwert
N12
BAEc ⎟
⎟
⎠
⎞
⎜⎜
⎝
⎛ −=
Schwankungswert / Turbulenzintensität
1N
22
cBNEE2c −⋅⋅
′⋅⋅=′ bzw. ( )AEN
EE2cc
2
22
−⋅′⋅⋅
=′
2E
A
Nc ( )Nsm5,0
B ... Anstieg
Runder Freistrahl – Charakteristika Charakteristische Beziehungen für runden Freistrahl in ruhender Umgebung und für turbulenzarmes Düsen-Anfangsprofil
Kernlänge
Strahl
Umgebung
0
Kern
uu
12m1
dx
⋅+=
3,0m2,0 <<
Mittengeschwindigkeit
x1umax ∝
gültig ab 8dx0
>
mxd
uu 0
Düse
max
⋅≈
Breite
xdb 5,0 ∝=
gültig ab 8dx0
>
00
5,0
dxm18,1
dd
⋅⋅≈
Mischungszone Übergangsbereich turbulenter Freistrahl
r
x
Breite
x
Düse
max
uu
2/umax
0uUmgebung =
maxu
5...4d
x
0
Kern ≈ 10....8d
x
0
ereichÜbergangsb ≈
b = d0,5 d0
)r(u
Strahlkern
Clark-Y Profilkoordinaten und Polaren
X/% Yo/% Yu/%
0 3.5 3.5 1.25 5.45 1.93 2.5 6.5 1.47 5 7.9 0.93
7.5 8.85 0.63 10 9.6 0.42 15 10.68 0.15 20 11.36 0.03 30 11.7 0 40 11.4 0 50 10.52 0 60 9.15 0 70 7.35 0 80 5.22 0 90 2.8 0 95 1.49 0
100 0.12 0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
-0.2
-0.1
0
0.1
0.2
ProfilkonturStützstellen
Clark Y