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Antibiotika- Resistenzmechanismen 20. Oktober 2011 Biochemisches Praktikum WS 2011/2012 Patricia Kahl Charlotte Schäfer

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Antibiotika-Resistenzmechanismen

20. Oktober 2011

Biochemisches Praktikum WS 2011/2012

Patricia KahlCharlotte Schäfer

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Definition: Antimikrobielle Medikamentenresistenz

• Erworbene Fähigkeit eines Mikroorganismus, der Wirkung einer chemotherapeutisch eingesetzten Substanz zu widerstehen, gegen die er normalerweise empfindlich ist

• Geht allein vom Mikroorganismus aus

• Wirt ist an Resistenz nicht beteiligt

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Ursprung der Entwicklung von Resistenzmechanismen

• Antibiotika werden von Mikroorganismen (Bakterien und Pilzen) produziert

• Dienen der Zerstörung oder Neutralisierung der in der Umwelt vorhandenen Antibiotika

• Bakterien passen sich aufgrund kurzer Generationszeiten schnell an veränderte Umweltbedingungen an → Selektionsvorteil

• Mit Einführung der Antibiotikatherapie in der Medizin steigt die Resistenzrate

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Arten der Resistenz

• Natürliche Resistenz:

Resistenzeigenschaften, die auf einer Wirkungslücke des Antibiotikums beruhen

• Erworbene Resistenz:

Resistenzeigenschaften, die durch Mutation im eigenen Genom oder durch horizontalen Gentransfer von anderen Bakterien entstanden sind

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Resistenzmechanismen

1. Verminderung der Antibiotikakonzentration

2. Produktion inaktivierender Enzyme

3. Resistente Zielmoleküle

4. Evolutiv modifizierte Stoffwechselwege

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1. Verminderung der Antibiotikakonzentration

a)Unzugänglichkeit der Zielstruktur:

Antibiotikum kann aufgrund einer Permeabilitätsbarriere nicht in die Zelle gelangen

Beispiel: Penicillin kann die äußere Membran gramnegativer Bakterien nicht durchdringen

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⟹ die Zielstruktur, das Peptidoglycangerüst, kann nicht erreicht werden

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1. Verminderung der Antibiotikakonzentration

b)Effluxpumpen:

Ausschleusung des Antibiotikums aus der Zelle durch membran-assoziierte Transportproteine

Beispiel: Enterobakterien können energieabhängig Tetracycline als Kation-Tetracyclin-Komplex im Austausch gegen ein Proton aus der Zelle schleusen

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2. Produktion inaktivierender Enzyme

• Enzymatische Inaktivierung antimikrobieller Wirkstoffe durch Spaltung oder Modifikation

Beispiel: Enzymatische Hydrolyse von β-Lactamen durch β-Lactamasen bei Staphylococcen

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3. Resistente Zielmoleküle

a)Fehlende Zielstruktur, gegen die das Antibiotikum gerichtet ist

Beispiel: Mycoplasmen sind aufgrund fehlender Zellwand resistent gegen Penicillin

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3. Resistente Zielmoleküle

b)Veränderung der Zielstruktur, gegen die das Antibiotikum gerichtet ist (durch Mutation, Modifikation oder Gentransfer)

Beispiel: Veränderung einer Aminosäure im 30S-Ribosom von E. coli führt dazu, dass Streptomycin nicht mehr binden kann

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4. Evolutiv modifizierte Stoffwechselwege

• Wirkt das Antibiotikum gegen einen bestimmten Stoffwechselweg, kann Resistenz durch alternative Stoffwechselwege entstehen

Beispiel: Sulfonamide stören die Herstellung von Folsäure in Bakterien → Resistente Enterobakterien haben Stoffwechsel umgestellt und nehmen Folsäure aus der Umwelt auf

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Verbreitung von Resistenzen

• Austausch von Genmaterial durch horizontalen Gentransfer:

1. Transformation

2. Transduktion

3. Konjugation

→ Resistenzeigenschaften werden zwischen Bakterien ausgetauscht

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1. Transformation

• Bakterielle Aufnahme frei vorliegender DNA aus der Umwelt

• Kann nur von wenigen Spezies ausgeführt werden (z.B. E. coli)

• Abhängig von der Stabilität der freien DNA in der Umwelt

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2. Transduktion• Temperente Phagen schleusen ihr Genom zur

Replikation in die Bakterienzelle (Wirt) ein, wodurch es zur lytischen Infektion kommt

• Resistenz-codierende Wirts-DNA kann versehentlich mit in die Phagen-DNA verpackt werden

• Platzt die Zelle, wird ein Lysat aus normalen Virionen und transduzierenden Partikeln freigesetzt

• Infiziert dieser transduzierende Partikel ein weiteres Bakterium, wird auch die Resistenz durch genetische Rekombination weitergegeben

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3. Konjugation

• Austausch von genetischem Material über Cytoplasma-Brücken, d.h. durch direkten Zell-zu-Zell-Kontakt

• Dieser Vorgang wird von Plasmiden selbst codiert

• Übertragung von Resistenzplasmiden, auf denen die Antibiotika-Resistenzgene liegen

• Große Effizienz

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Multiresistenzen

• Ein Erreger gilt als multiresistent, wenn er gegen mehrere Antibiotika unempfindlich ist

• R-Plasmid kann mehrere Antibiotikaresistenzgenetragen

• Beispiel: Plasmid R100 verleiht EnterobacterienResistenz gegen Sulfonamide, Streptomycin, Spectinomycin, Fusidinsäure, Chloramphinicolund Tetracyclin

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MRSA

• Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus

• Hat Resistenzen gegen fast alle bekannten antimikrobiellen Wirkstoffe entwickelt

• Häufiger Erreger von nosokomialen Infektionen

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Minimierung der Antibiotikaresistenzen

• Ausreichend hohe Dosierung und Anwendungsdauer → Tötung der gesamten Mikrobenpopulation

• Kombination zweier verschiedener Wirkstoffe aus unterschiedlichen Kategorien → Ein Erreger ist selten gegen zwei Wirkstoffklassen resistent

• Einstellung der Verwendung eines Antibiotikums → Wiederherstellung der Wirksamkeit nach bestimmter Zeit

• Verbesserte Standardhygiene

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Bestimmung von Antibiotikaresistenz

• Über die minimale Hemmkonzentration (MHK)

• Die MHK ist die niedrigste Konzentration, die sichtbares Wachstum eines Mikroorganismus grade verhindern kann

• MHK wird mit Verdünnungsreihe bestimmt

• Bedingt durch die MHK-Grenzwerte Einteilung in empfindliche, intermediär empfindliche und resistente Bakterien

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Hemmhoftest

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• Antibiotikum diffundiert in den Agar

• Bei Resistenz ist kein Hemmhof zu erkennen

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Literaturverzeichnis• Michael T. Madigan, John M. Martinko (2006): Brock

Mikrobiologie, 11. überarbeitete Auflage, Pearson Studium

• Dr. Petry-Hansen, Praktikumsskript Mikrobiologie WS 2010/2011

• Prof. Dr. H. C. Flemming, Skript Mikrobiologie I, SS 2010• http://edoc.ub.uni-

muenchen.de/6100/1/Hoelzel_Christina.pdf (14.10.2011)• http://www.gesundzuhause.de/fileadmin/user_upload/D

ateien_PDF/KH_0107_Artikel_Wiedemann.pdf(14.10.2011)

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