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Antworten 1 Der Betrieb und seine Umwelt (1 – 38) Betriebliche Grundfunktionen 1 .In welche drei Sektoren lassen sich Wirtschaftsbetriebe grundsätzlich einteilen? Beschreiben Sie die Sektoren kurz und nennen Sie jeweils typische Beispiele! a) Primärer Sektor (Urerzeugung): Gewinnung von Rohstoffen. Bsp.: Landwirtschaft, Jagd b) Sekundärer Sektor (Be- und Verarbeitung): Mit Einsatz von Maschinen und Arbeit werden Roh- und Hilfsstoffe zu „veredelten“ Produkten weiter verarbeitet. Bsp.: Handwerk, Industrie c) Tertiärer Sektor (Dienstleistung): Produktion und Verbrauch fallen zeitlich zusammen. Bsp.: Versicherungen, Banken 2 .Was versteht man unter einem „Betrieb“, bzw. einem „Unternehmen“? Erläutern Sie diese Begriffe an einem typischen Beispiel! Ein Betrieb ist eine Einrichtung, in der Produktionsfaktoren (Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe) planvoll kombiniert werden, um dadurch bestimmte Leistungen (Dienstleistungen oder Produkte) herzustellen. Bsp.: In einer Hotelküche werden die ARBEIT des Kochs, der Herd (BETRIEBSMITTEL), sowie der Strom (WERKSTOFF) für Herd und Küchengeräte so kombiniert, dass dadurch Gerichte zubereitet werden können. 3 .In welche typischen Grundfunktionen lässt sich der Aufbau eines Wirtschaftsbetriebs einteilen? Nennen Sie jeweils typische Beispiele für diese Grundfunktionen! d) Beschaffung: Waren, bzw. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe müssen beschafft werden. Auch die Lagerung dieser Stoffe fällt in den Bereich der Beschaffung. e) Leistungserstellung: Güter werden erzeugt, bzw. Dienstleistungen werden erbracht. f) Absatz: Marketing, Verkauf und Vertrieb der Waren bzw. der Dienstleistungen. g) Finanzierung: Kredite aushandeln, erwirtschaftete Gewinne investieren. Standortwahl 4 .Was versteht man unter dem Begriff „Infrastruktur“? Eine Infrastruktur umfasst alle öffentlichen Einrichtungen, durch die das Wirtschaftsleben erst ermöglicht wird. Z.B. das Verkehrssystem, Bildungseinrichtungen oder die Energieversorgung. 5 .Welche Faktoren sind bei der Wahl des Unternehmensstandorts von Bedeutung? Nennen Sie jeweils typische Branchen zu den einzelnen Standortfaktoren! ¾ Rohstoffvorkommen: Industrie ¾ Qualifizierte Arbeitskräfte: Dienstleistung, Handel ¾ Absatzmöglichkeiten: Industrie, Handel ¾ Umweltvorschriften: Tourismus, Landwirtschaft ¾ Energievorkommen: Energieunternehmen ¾ Natur: Jagd, Fischerei, Landwirtschaft ¾ Subventionen, Steuervergünstigungen: Alle Betriebe ¾ Steuerbelastung: Alle Betriebe 6 .Nach welchen Gesichtspunkten sollten Standortfaktoren aus betriebswirtschaftlicher Sicht beurteilt werden? Je nach Branche und Betrieb wägt man ab zwischen ¾ Kostenvorteilen, die bestimmte Standorte gegenüber anderen aufweisen und ¾ Absatzvorteile, die sich an bestimmten Standorten ergeben. 7 .Warum können gerade in „Ballungsgebieten“ günstige wirtschaftliche Chancen für eine Unternehmensgründung bestehen? Ballungsräume zeichnen sich aus durch: ¾ Qualifiziertes Personal ¾ Kontakt zu Hochschulen ¾ Günstige Infrastruktur ¾ Nähe zu bestimmten Absatzmärkten 8 .Warum könnten gerade in den „strukturschwachen Gebieten“ günstige wirtschaftliche Chancen für eine Unternehmensgründung bestehen? Strukturschwache Gebiete zeichnen sich oft aus durch: ¾ Niedrigere Löhne ¾ Günstige Grundstücke ¾ Nähe zu bestimmten Absatzmärkten ¾ Staatliche Fördermaßnahmen

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0Antworten 1 Der Betrieb und seine Umwelt (1 – 38) 3Betriebliche Grundfunktionen 1 .In welche drei Sektoren lassen sich Wirtschaftsbetriebe grundsätzlich einteilen? Beschreiben Sie die Sektoren kurz und nennen Sie jeweils typische Beispiele!

a) Primärer Sektor (Urerzeugung): Gewinnung von Rohstoffen. Bsp.: Landwirtschaft, Jagd

b) Sekundärer Sektor (Be- und Verarbeitung): Mit Einsatz von Maschinen und Arbeit werden Roh- und Hilfsstoffe zu „veredelten“ Produkten weiter verarbeitet. Bsp.: Handwerk, Industrie

c) Tertiärer Sektor (Dienstleistung): Produktion und Verbrauch fallen zeitlich zusammen. Bsp.: Versicherungen, Banken

2 .Was versteht man unter einem „Betrieb“, bzw. einem „Unternehmen“? Erläutern Sie diese Begriffe an einem typischen Beispiel!

Ein Betrieb ist eine Einrichtung, in der Produktionsfaktoren (Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe) planvoll kombiniert werden, um dadurch bestimmte Leistungen (Dienstleistungen oder Produkte) herzustellen. Bsp.: In einer Hotelküche werden die ARBEIT des Kochs, der Herd (BETRIEBSMITTEL), sowie der Strom (WERKSTOFF) für Herd und Küchengeräte so kombiniert, dass dadurch Gerichte zubereitet werden können.

3 .In welche typischen Grundfunktionen lässt sich der Aufbau eines Wirtschaftsbetriebs einteilen? Nennen Sie jeweils typische Beispiele für diese Grundfunktionen!

d) Beschaffung: Waren, bzw. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe müssen beschafft werden. Auch die Lagerung dieser Stoffe fällt in den Bereich der Beschaffung.

e) Leistungserstellung: Güter werden erzeugt, bzw. Dienstleistungen werden erbracht. f) Absatz: Marketing, Verkauf und Vertrieb der Waren bzw. der Dienstleistungen. g) Finanzierung: Kredite aushandeln, erwirtschaftete Gewinne investieren.

4Standortwahl 4 .Was versteht man unter dem Begriff „Infrastruktur“?

Eine Infrastruktur umfasst alle öffentlichen Einrichtungen, durch die das Wirtschaftsleben erst ermöglicht wird. Z.B. das Verkehrssystem, Bildungseinrichtungen oder die Energieversorgung.

5 .Welche Faktoren sind bei der Wahl des Unternehmensstandorts von Bedeutung? Nennen Sie jeweils typische Branchen zu den einzelnen Standortfaktoren!

Rohstoffvorkommen: Industrie Qualifizierte Arbeitskräfte: Dienstleistung, Handel Absatzmöglichkeiten: Industrie, Handel Umweltvorschriften: Tourismus, Landwirtschaft Energievorkommen: Energieunternehmen Natur: Jagd, Fischerei, Landwirtschaft Subventionen, Steuervergünstigungen: Alle Betriebe Steuerbelastung: Alle Betriebe

6 .Nach welchen Gesichtspunkten sollten Standortfaktoren aus betriebswirtschaftlicher Sicht beurteilt werden?

Je nach Branche und Betrieb wägt man ab zwischen Kostenvorteilen, die bestimmte Standorte gegenüber anderen aufweisen und Absatzvorteile, die sich an bestimmten Standorten ergeben.

7 .Warum können gerade in „Ballungsgebieten“ günstige wirtschaftliche Chancen für eine Unternehmensgründung bestehen?

Ballungsräume zeichnen sich aus durch: Qualifiziertes Personal Kontakt zu Hochschulen Günstige Infrastruktur Nähe zu bestimmten Absatzmärkten

8 .Warum könnten gerade in den „strukturschwachen Gebieten“ günstige wirtschaftliche Chancen für eine Unternehmensgründung bestehen?

Strukturschwache Gebiete zeichnen sich oft aus durch: Niedrigere Löhne Günstige Grundstücke Nähe zu bestimmten Absatzmärkten Staatliche Fördermaßnahmen

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5Industriebetriebe 9. Was versteht man jeweils unter „Rohstoffen“, „Hilfsstoffen“, „Betriebsstoffen“ und „Vorprodukten“? Nennen Sie jeweils typische Beispiele! Rohstoffe: Grundstoffe, die zu einem Hauptbestandteil eines Produkts werden. (Beispiel: Holz) Hilfsstoffe: Stoffe, die zur Produktion nötig sind, aber nur einen unwesentlichen Teil am Endprodukt ausmachen. (Beispiel: Leim) Betriebsstoffe: Stoffe, die zur Durchführung des Produktionsprozesses nötig sind, aber nicht in das Endprodukt eingehen. (Beispiel: Schmierstoffe) Vorprodukte: Zusammengesetzte Produkte von Vorliefern, die wesentlich zur Erstellung der eigenen Produkte nötig sind. (Schlösser für Schränke) 10. Welche Fertigungsarten lassen sich unterscheiden? Nach der Häufigkeit der Leistungserstellung

• Einzelfertigung • Serienfertigung • Massenfertigung

Nach der Organisation der Leistungserstellung • Werkstattfertigung • Gruppenfertigung (Inselfertigung) • Fließfertigung

11. Neben der Serienfertigung gibt es noch zwei weitere Fertigungsverfahren. Um welche handelt es sich? Nennen Sie auch jeweils typische Beispiele für Produkte aus diesen Verfahren! Einzelfertigung: Schiffsbau (Werften), Hausbau Massenfertigung: Bleistifte, Schrauben 12. Welche Merkmale kennzeichnen die Einzelfertigung? Warum bietet sich im Fall der Einzelfertigung besonders die Form der Werkstattfertigung an? Jedes Produkt wird im Prinzip nur einmal hergestellt. Die Produktion ist stark vom Markt (Auftraggeber) abhängig. Hohe Stückkosten (Fixkosten verteilen sich nur auf wenige Produkte). Da Jedes Produkt nur einmal (oder in kleinen Stückzahlen) hergestellt wird, muss der Produktionsablauf häufig gefändert werden. Dies ist sinnvoll durch den Einsatz von Universalmaschinen und fachlich hoch qualifizierten, flexiblen Arbeitern. (Werkstattfertigung) 13. Was versteht man unter Serienfertigung? Nennen Sie auch Beispiele für typische Produkte, die auf diese Art hergestellt werden! Bei der Serienfertigung wird eine größere Stückzahl gleichartiger Produkte nacheinander oder gleichzeitig hergestellt. (Beispiel: Elektrogeräte, Autos) 14. Welche Merkmale kennzeichnet die Fließfertigung?

• Einsatz von Fließbändern • Arbeitsplätze und Maschinen sind nach dem Arbeitsfluss angeordnet. • Feste zeitliche Reihenfolge des Fertigungsablaufs. • Massenproduktion ist möglich

15. Führen Sie Vorteile der Fließfertigung für das Unternehmen auf! • Massenproduktion und dadurch erhebliche Fixkostendegression ist möglich • Produktivitätssteigerung durch Spezialisierung (Arbeiter, Maschinen) • Kostensenkung durch kurze Durchlaufzeiten (Sinken der Lagerkosten)

16. Führen Sie Nachteile der Fließfertigung für den Arbeiter am Fließband auf! • Unfallgefahr ist hoch • Keine Eigeninitiative möglich • Unmittelbare Erfolgserlebnisse fehlen

17. Erklären Sie das Prinzip nachdem die Betriebsmittel im Fall der Gruppenfertigung organisiert sind!

• Arbeitsablauf wird in größere Abschnitte zerlegt • Jeder Abschnitt wird von einer Arbeitsgruppe durchgeführt, welche die

Arbeitsorganisation für ihren Abschnitt in Eigenverantwortung über- nimmt.

• Qualitätssicherung und Fertigungskontrolle werden ebenfalls von der Arbeitsgruppe übernommen.

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18. Welche Gründe sprechen dafür von der Werkstattfertigung auf die Gruppenfertigung umzurüsten?

• Kürzere Transportwege • Schnellere Durchlaufzeiten • Geringere Lagerkosten (Zwischenlager) • Leichtere Fertigungskontrolle

19. Beschreiben Sie das Prinzip nachdem die Betriebsmittel im Fall der Werkstattfertigung organisiert sind! „Produktorientierung“ Die Arbeiten und Betriebsmittel, die zur Herstellung des Produkts benötigt werden, sind nach gleichartigen Funktionen zusammengefasst. 20. Führen Sie Nachteile der Werkstattfertigung für das Unternehmen auf!

• Hohe Lagerkosten (Zwischenlager) • Lange Transportwege • Hohe Kosten der Arbeitsvorbereitung • Teure einsetzbare Maschinen

21.Aus welchen Gründen ist eine sorgfältige Fertigungskontrolle nötig ? Durch die Fertigungskontrolle kann die Herstellung fehlerhafter Ware („Ausschuss“) oder minderwertiger Ware („Ware zweiter Wahl“) vermindert werden. Dies verringert die Kosten. Irrtümlich ausgelieferte fehlerhafte Ware belastet den Ruf des Unternehmens. Folge können Reklamationen und Schadenersatzforderungen sein. 22. Zu welchem Zeitpunkt wird die Kontrolle der Fertigprodukte eines Industriebetriebes durchgeführt ? Unter welchen Gesichtspunkten geschieht diese Kontrolle ? Die Fertigungskontrolle erstreckt sich auf den ganzen Herstellungsprozess. Kontrolle der verwendeten Stoffe, Kontrolle währen der Fertigung und Kontrolle des Fertigprodukts. Die Kontrolle bezieht sich vor allem auf Qualitätsanforderungen, Fehler und Funktionsfähigkeit Handelsbetriebe 23. Worin ist die grundsätzliche Aufgabe des Handels zu sehen ? Der Handel soll vor allem den Austausch von Leistungen (Waren, Dienstleistungen, Geld) zwischen den verschiedenen Wirtschaftsstufen erleichtern. Hauptfunktionen: Kauf von Waren (Beschaffungsfunktion) Zusammenstellen von Sortimenten (Sortimentsfunktion), Verkauf von Waren (Absatzfunktion) 24. Worin unterscheiden sich Groß- und Einzelhandel? Ist die Größe des Unternehmens von Bedeutung für diese Unterschiede ? Einzelhändler beliefern Endverbraucher mit ihren Waren, Großhändler dagegen Einzelhändler oder Produktionsbetriebe, d.h. in der Regel andere Kaufleute 25. Welche besondere Aufgabe haben Einzelhandelsunternehmen zu erfüllen ? - Sortimentsbildung: Waren werden nach Bedarf des Kunden zusammengestellt - Markterschließung: Einzelhandel wirbt für seine Produkte - Beratung, Service - Lagerhaltung - Raumüberbrückungsfunktion: Dem Kunden werden Waren zugänglich gemacht, die sonst in seiner Region nicht zu kaufen wären. - Mengenumgruppierung: Kunden können kleinere Mengen kaufen, als der Hersteller bereit wäre abzugeben. 26. Zählen Sie Gesichtspunkte auf, die für die Standortswahl eines Einzelhändlers von besonderer Bedeutung sind! Wichtigster Standortfaktor: Nähe zum Kunden (Absatzorientierung) Weiter können von Bedeutung sein: Verkehrsanbindung (z.B. Autobahn, Zug), Grundstückpreise, Staatl. und Kommunale Einflüsse (z.B. Subventionen), Umweltaspekte (staatl. Anlagen für Abfallbeseitigung), Arbeitskräfte (Lohnniveau, Arbeitszeit, Qualifikation), Parkplätze 27. Welche besonderen Aufgaben hat der Großhandel zu erfüllen ? Großhandel übernimmt v.a. - das Zusammenstellen von Sortimenten und das Bereitstellen der Waren - einen Teil der Lagerhaltung für Hersteller und Einzelhandel - Den Transport vom Hersteller zum Abnehmer - Dienstleistungsaufgaben (Z.B. Abrechnung, Werbung)

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28. Beschreiben Sie kurz die wichtigsten Verkaufsformen im Einzelhandel. - Fachgeschäft: Kundenberatung spielt eine wichtige Rolle. - Selbstbedienungsgeschäft: Kunde stellt sich die Ware selbst zusammen und bezahlt beim Verlassen des Geschäfts an der Kasse - Versandgeschäft: Kunde bestellt per Brief, Telefon oder Internet. Lieferung erfolgt per Paketdienst, Zahlung per Rechnung, Kreditkarte oder Nachnahme 29. Beschreibe kurz, was versteht man unter einem "C+C Markt" (Crash-and-Carry-Markt) Selbstbedienungsgroßhandel, d.h. der Kunde wählt die von ihm gewünschte Ware aus, bezahlt sie BAR („cash“) oder mit ec-Karte und nimmt die Ware selbst mit („carry“) 1Kreditinstitute 30. Welche Aufgaben erfüllen Banken im Wirtschaftsleben? Hauptaufgabe: Wirtschaft mit Geld zu versorgen (Spargelder gegen Zinszahlung sammeln, geeignete Kreditnehmer auswählen, Kredite gegen Zinsen gewähren. Dienstleistungsaufgaben: Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, Kauf, Verkauf, Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren, Beratung bei der Geldanlage usw. 31. Zu welcher Art von Bankgeschäften gehört die Kreditvergabe? Welche weitere Art ist Ihnen bekannt? Aktivgeschäfte z.B. Kreditvergabe Passivgeschäfte: Einlagengeschäfte (Anlegen von Spareinlagen) 32. Welche typischen Dienstleistungen bieten Banken an? Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, Homebanking, Kreditvergabe, Annahme fremder Mittel als Einlagen >> Vermögensverwaltung, Kauf und Verkauf von Edelmetallen (z. B. Münzen), Wert-papiergeschäfte, Devisenhandel, Beratung und Vermittlung bei Kapitalanlagen und weitere Dienstleistungen 2Umweltschutz 33. Nennen Sie die grundsätzlichen Möglichkeiten des Umweltschutzes für einen Produktionsbetrieb!

- Abfallvermeidung - Abfallminderung - Recycling - Umweltgerechte Entsorgung

34. Nennen Sie typische Beispiele, wie ein Industriebetrieb Abfall vermeiden kann! - Reduzierung von Verpackungsmaterial - Reduzierung der Produktion von Einwegprodukten - Verwendung von Mehrwegverpackungen - Verwendung abfallarmer Rohstoffe - Einsatz abfallarmer Energieformen (z.B. Erdgas statt Kohle)

35. Beschreiben Sie an einem typischen Beispiel, was unter „Recycling“ zu verstehen ist! Wiederverwendung von Abfallprodukten zur Erstellung neuer Produkte Recycling = „Wieder in den Kreislauf bringen“ Beispiel: Aludeckel von Joghurtbechern werden weiter verwendet zur Produktion von Alufolie. 36. Nennen Sie die grundsätzlichen Möglichkeiten des Recycling für einen Produktionsbetrieb! Führen Sie jeweils ein typisches Beispiel an!

- Wiederverwendung (für gleichen Zweck) z. B. Pfandflaschen

- Weiterverwendung (für anderen Zweck) z. B. Senfgläser werden als Trinkgläser verwendet

- Wiederverwertung (Auflösung >> gleiches Produkt) z. B. aus Altpapier wird Papier hergestellt

- Weiterverwertung (Auflösung >> anderes Produkt) z. B. aus Sägespänen werden Spanplatten hergestellt

37. Erklären Sie kurz, was unter „Entsorgung“ zu verstehen ist! Abfallprodukte werden vernichtet oder endgültig gelagert 38. Beschreiben Sie die grundsätzlichen Möglichkeiten der Entsorgung von Abfallprodukten für einen Produktionsbetrieb! Deponierung: Lagerung auf Mülldeponien bzw. besonders gesicherte Lagerung von Sondermüll. Verbrennung: „Sondermüll“ und nicht abbaubare Stoffe werden verbrannt. Verbrennungsrückstände werden anschließend deponiert.

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2Antworten 2 Grundlagen des Vertragsrechts (39 – 70) 1Rechts- und Geschäftsfähigkeit 39. Was bedeutet „Rechtsfähigkeit“? Rechtsfähigkeit bedeutet Träger von Rechten und Pflichten sein zu können.

Rechtsfähig sind alle natürlichen und juristischen Personen Natürliche Personen sind: alle Menschen Juristische Personen: Aktiengesellschaften, GmbH, eG,

40. Wann beginnt die Rechtsfähigkeit einer Person und wann endet sie? Bei natürlichen Personen beginnt die Rechtsfähigkeit mit Vollendung der Geburt und endet mit dem Tod. Juristische Personen werden mit Eintragung in ein Register (z.B. Handelsregister, Vereinsregister) rechtsfähig. Ihre Rechtsfähigkeit endet mit der Löschung aus dem entsprechenden Register. 41. Was versteht man unter dem Begriff „Geschäftsfähigkeit“? Ist die Fähigkeit, Rechtsgeschäfte (z. B. Kaufverträge) wirksam abschließen zu können. Voll Geschäftsfähig sind nur volljährige Personen. 42. Bis zu welchem Alter sind Menschen grundsätzlich nicht geschäftsfähig? Kinder bis zum vollendeten 7. Lebensjahr sind grundsätzlich nicht geschäftsfähig. 43. Können Kinder und Jugendliche gültige Verträge abschließen? Ab welchem Alter ist dies möglich? Sind die Verträge in jedem Falle gültig? Kinder ab Vollendung des 7. Lebensjahres und Jugendliche bis 18 Jahren sind nur beschränkt geschäftsfähig. Wenn die gesetzlichen Vertreter dem Rechtsgeschäft einwilligen ist die Willenserklärung rechtswirksam. Wenn das RG ohne Einwilligung des gesetzlichen Vertreters vollzogen wir, ist die WE schwebend unwirksam, d. h. man kann durch eine nachträgliche Zustimmung die WE rechtswirksam machen, wenn es keine Genehmigung (Ablehnung) gibt ist die WE ungültig. Nur bis zur Taschengeldhöhe können gültige Kaufverträge geschlossen werden. 44. Welche rechtlichen Folgen hat die beschränkte Geschäftsfähigkeit für ein RG? Rechtsgeschäft ist schwebend unwirksam, d.h. es gilt erst, wenn der gesetzliche Vertreter zustimmt. Ausnahmen: - Taschengeldparagraf,

- Geschäfte, die nur rechtliche Vorteile bringen - Geschäfte im Rahmen eines Dienst- bzw. Ausbildungsverhältnisses

0Grundbegriffe des Vertragsrechts 45.Was versteht man unter den Begriffen „Sachen“ und „Rechte“? Sachen sind körperliche Güter (materielle Gegenstände).

- bewegliche Sachen: Waren, Fahrzeuge, usw. - unbewegliche Sachen: Grundstücke, Immobilien

Rechte sind nichtkörperliche Güter (immaterielle Dinge), z.B. Patente, Lizenzen, Mieten 46. Was versteht man unter dem Begriff „vertretbare Sache“? Welche Sachen wären nicht vertretbar? Sachen sind vertretbar, wenn sie mehrmals vorhanden sind und genauer bestimmt werden können. Vertretbare Sachen können also durch eine andere Sache ersetzt werden, ohne dass dadurch ein wesentlicher Unterschied zu erkennen wäre. Sachen sind nicht vertretbar, wenn sie unbeweglich sind (Grundstücke, Gebäude) oder nur einmal vorhanden sind (Kunstwerke) 47. Worin unterscheiden sich „Eigentum“ und „Besitz“? Eigentum ist die rechtliche Herrschaft über eine Sache Besitz ist die tatsächliche Herrschaft über eine Sache. Bsp.: Mieter einer Wohnung ist Besitzer. Vermieter ist Eigentümer 48. In welchen Fällen ist der Unterschied von „Eigentum“ und „Besitz“ von erheblicher Bedeutung? Nennen Sie typische Beispiele! Wenn der Eigentümer und der Besitzer einer Sache nichtidentisch sind: Miete, Leihe, Eigentumsvorbehalt, Verpfändung, Sicherungsübereignung, Insolvenz 49. Was versteht man unter „einseitigen“ Rechtsgeschäften? Nennen Sie typische Beispiele die von besonderer Bedeutung sind! Einseitige Rechtsgeschäfte benötigen zur Gültigkeit nur eine Willenserklärung, d.h. der Partner braucht nicht zustimmen. Bsp.: Kündigung, Mahnung (Empfangsbedürftige einseitige WE) Testament (nicht empfangsbedürftige WE)

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50. Was versteht man unter „zweiseitigen“ Rechtsgeschäften? Nennen Sie typische Beispiele, die von besonderer Bedeutung sind! Zweiseitige Rechtsgeschäfte (Verträge) benötigen zu ihrer Gültigkeit von allen Beteiligten übereinstimmende WE. Beispiele: Kaufvertrag, Werkvertrag, Mietvertrag, Schenkung, Darlehensvertrag 50/1. Worin liegen die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Kaufvertrag, einem Mietvertrag und einem Leihvertrag? Beim Kaufvertrag wird das Eigentum an den Vertragspartner übergeben. Beim Leih- und Mietvertrag bleibt das Eigentum unangetastet. Lediglich der Besitz an der Sache wechselt. Dieser Besitzwechsel erfolgt bei der Leihe unentgeltlich bei der Miete ist ein Preis dafür zu entrichten. In beiden Fällen ist der Gegenstand dem Eigentümer wieder zurückzugeben. 51. Was versteht man allgemein unter „Verträgen“? Verträge sind Rechtsgeschäfte, die zu ihrer Gültigkeit mindestens zwei übereinstimmende WE benötigen. 54. Wer ist nach der Definition des Handelsgesetzbuches als „Kaufmann“ zu bezeichnen? Kaufmann ist, wer ein Handelsgewerbe betreibt. D.h. ein Kaufmann betreibt einen selbstständigen, dauerhaften Geschäftsbetrieb mit der Absicht einer Gewinnerzielung, der kaufmännische Einrichtungen erfordert. 55. Welche Kaufmannsarten unterscheidet das Handelsgesetzbuch? Istkauflleute, Kannkaufleute, Formkaufleute 56. Wer ist nach HGB als „Formkaufmann“ zu bezeichnen? Es handelt sich um juristische Personen, z.B. AG oder GmbH, Sie sind durch ihre Rechtsform automatisch Kaufleute. 57. Wer ist nach HGB als „Kannkaufmann“ zu bezeichnen? Wer keinen kaufmännisch eingerichteten Betrieb für sein Gewerbe benötigt, darf sich trotzdem in das Handelsregister eintragen lassen. Auch Land- und Forstwirte können Kaufleute sein. 58. Wer ist nach HGB als „Istkaufmann“ zu bezeichnen? Sein Gewerbe macht eine kaufm. Einrichtung nötig. Istkaufleute müssen sich im Handelsregister eintragen lassen. In jedem Fall – auch wenn sie noch nicht im HR eingetragen sind, sind sie Kaufleute. Vertragsfreiheit 60. Was bedeutet der „Grundsatz der Vertragsfreiheit“? Vertragspartner können Verträge nach ihrem Willen abschließen, gestalten und auflösen. Grundsatz der Vertragsfreiheit kann durch Gesetze (z.B: durch Jugendschutzgesetz, BGB) eingeschränkt oder sogar aufgehoben werden. 61. Aus welchen Gründen kann der „Grundsatz der Vertragsfreiheit“ eingeschränkt oder aufgehoben sein? Nennen Sie auch typische Beispiele! Um Schwächere zu schützen erfolgt in vielen Fällen eine Einschränkung der Vertragsfreiheit. Z.B. Kreditverträge müssen schriftlich erfolgen, Grundstücksverträge müssen vor dem Notar geschlossen werden, Rücktrittsrecht bei Haustürgeschäften, 62. Für bestimmte Verträge gelten Formvorschriften. Welche sind dies in erster Linie? Welche Wirkung hätte eine Abweichen von den Formvorschriften? Beispiele: einfache Schriftform: Testament, Kündigung, langfristige Mietverträge Notarielle Beurkundung: Grundstückskauf, Ehevertrag, Erbvertrag, Gesellschaftervertrag einer AG Wird die Formvorschrift nicht eingehalten, ist der Vertrag nichtig. 63. Welche Arten von Formvorschriften werden vom Gesetz bestimmt? Nennen Sie jeweils ein typisches Beispiel! Schriftform: eigenhändige Unterschrift, z.B. Bürgschaftsvertrag Öffentliche Beglaubigung: durch Behörde oder Notar beglaubigte Unterschrift Bsp: Antrag auf Eintragung ins Handelsregister Notarielle Beurkundung: Bsp: Grundstückskauf Abschluss vor einer Behörde: Bsp: Eheschließung Gültigkeit von Rechtsgeschäften 64. Was bedeutet „Nichtigkeit“ eines Rechtsgeschäfts? Rechtsgeschäft ist von Anfang an ungültig. 65. Aus welchen Gründen können Rechtsgeschäfte nichtig sein? Geschäftsunfähigkeit, Verstoß gegen gesetzliches Verbot, Sittenwidrigkeit, Wucher, Formmangel, Scherzgeschäft, Scheingeschäft

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66. Welche Rechtswirkung hat die Anfechtung eines Rechtsgeschäfts? Rechtsgeschäfte sind voll gültig, sie werden aber nach einer Anfechtung nichtig. 67. Welche Gründe gibt es für die Anfechtung eines Rechtsgeschäfts? Wann muss die Anfechtung erfolgen? - Irrtum in der Erklärung, der Übermittlung oder den Eigenschaften des Vertragspartners; nicht: Motivirrtum!! Irrtum muss sofort angefochten werden - Arglistige Täuschung; Anfechtung innerhalb eines Jahres nach Entdeckung - Widerrechtliche Drohung: Anfechtung innerhalb eines Jahres nach Wegfall der Zwangslage 68. Welche rechtliche Folge ergibt sich aus einem „Erklärungsirrtum“? Wie sollte bei Entdecken des Irrtums weiter vorgegangen werden? Irrtum über den Inhalt des Geschäfts. Vertragspartner muss unverzüglich informiert werden, dadurch Anfechtung 69. Könnte ein Vertrag aus einem „Motivirrtum“ angefochten werden? Motivirrtum kann nicht angefochten werden 70. Ist ein Arbeitsvertrag gültig, wenn der Bewerber bei Vertragsabschluss bewusst falsche Angaben über seine Person gemacht hat? Welche Möglichkeiten hätte der Arbeitgeber hier? Wenn es sich um für das Arbeitsverhältnis wesentliche Informationen handelt, liegt ein Irrtum über die Eigenschaften einer Person vor. Der Vertrag muss sofort nach Entdecken des Irrtums angefochten werden.

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0Fragenkatalog 3: Kaufvertrag (71 – 131) 71. Wodurch kommt ein Kaufvertrag zustande? Ein Kaufvertrag kommt zustande durch Antrag und Annahme (zwei übereinstimmende Willenserklärungen). Möglichkeiten: - Antrag durch Kunden: Bestellungsannahme: Bestellung und Auftragsbestätigung oder Schlüssiges Handeln: Bestellung + Lieferung - Antrag durch den Lieferer: Verbindliches Angebot + Bestellung 72. Begründen Sie, warum es beim Kaufvertrag zwei Schuldner gibt! Im Verpflichtungsgeschäft haben sich beide Vertragspartner zu einer Leistung verpflichtet: - Der Lieferer schuldet die Ware („Warenschuldner“) Der Käufer schuldet den Kaufpreis („Geldschuldner“) 73. Beschreiben sie kurz die beiden Rechtsgeschäfte, aus denen ein Kaufvertrag besteht! Verpflichtungsgeschäft: Vertragsparteien übernehmen Verpflichtungen (und Rechte) (z.B. Übernimmt der Lieferer die Pflicht, dem Käufer die Ware zu übergeben, der Käufer hat also das Recht die Ware zu erhalten.) Erfüllungsgeschäft: Vertragsparteien müssen die eingegangenen Verpflichtungen erfüllen. (z.B. Muss der Lieferer seine Pflicht erfüllen und dem Käufer die Ware auch tatsächlich übergeben.) 74. Aus welchen Gründen erfolgt nach einer Bestellung eine Auftragsbestätigung? Ist eine Auftragsbestätigung unbedingt notwendig? Um einen gültigen Kaufvertrag zu erhalten, muss eine Auftragsbestätigung erfolgen:

- wenn kein Angebot des Verkäufers vorausgegangen war - wenn das vorangegangene Angebot des Verkäufers unverbindlich war (->

Freizeichnungsklauseln) - wenn der Käufer das Angebot des Verkäufers zu spät angenommen hat.

Ansonsten braucht keine Auftragsbestätigung zu erfolgen. Oft geschieht dies dennoch, z.B. um Missverständnisse zu vermeiden, um dem Kunden für seine Bestellung zu danken, oder um nähere Informationen über die Lieferung zu geben. 75. Welche Punkte sind zu prüfen, wenn festgestellt werden soll, ob ein Kaufvertrag zustande gekommen ist? Grundsätzlich entsteht der Vertrag durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen. Geprüft werden muss in erster Linie

- ob beide Vertragspartner geschäftsfähig sind - ob ein verbindliches Angebot vorliegt - ob die Annahme rechtzeitig und ohne Veränderungen vorgenommen wurde. - Ob Abweichungen in den Willenserklärungen vorliegen (-> Irrtümer) - Ob gesetzliche Vorschriften den Vertrag anfechtbar oder nichtig machen

76. Erläutern Sie, was unter einem “gutgläubigen Eigentumserwerb” zu verstehen ist! Wenn der Verkäufer eine Sache verkauft, die ihm nicht gehört, wird der Käufer trotzdem Eigentümer der Sache Voraussetzungen:

1. Der Käufer wusste nicht, dass der Verkäufer nicht der Eigentümer der Sache war („Guter Glaube“)

2. Die Sache wurde nicht gestohlen oder ging anderweitig abhanden. 77. Wie nennt man einen Kaufvertrag, bei dem ein Partner als Privatperson handelt, der andere als Kaufmann? einseitiges Handelsgeschäft: für Privatperson gilt BGB, für Kaufleute zusätzlich HGB 77-1: Welche Sonderregellungen sieht das Gesetz bei “Haustürgeschäften” vor? Haustürgeschäfte sind Sonderformen des einseitigen Handelskaufs Hier wird der Vertrag z.B. in der Privatwohnung des Käufers, an dessen Arbeitsplatz, auf Verkaufsfahrten oder durch Ansprechen auf der Strasse abgeschlossen. Besonderheit: Nach Vertragsabschluss kann der Käufer den Vertrag innerhalb von 2 Wochen widerrufen. 77-2: Welche Sonderregellungen sieht das Gesetz bei Geschäften vor, die über das Internet abgeschlossen wurden?

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Es handelt sich um sog. „Fernabsatzverträge“, d.h. der Vertragsabschluss erfolgte ausschließlich über ein „Fernkommunikationsmittel“: Fernabsatzverträge sind Sonderformen des einseitigen Handelskaufs. Nach Vertragsabschluss kann der Käufer den Vertrag innerhalb zwei Wochen widerrufen und die Ware zurücksenden. 78. Wie nennt man einen Kaufvertrag, bei dem beide Partner als Privatpersonen handeln? Bürgerlicher Kauf; für beide Vertragspartner gilt das BGB 79. Wie nennt man einen Kaufvertrag, bei dem beide Partner als Kaufleute handeln? Zweiseitiger Handelskauf; beide Vertragspartner sind Kaufleute; neben dem BGB gelten die Vorschriften

des HGB 80. Beschreiben Sie, was man unter einen „Fixkauf“ versteht! Nennen Sie Beispiele für mögliche Vertragsformulierungen! Welche Bedeutung haben diese Formulierungen für die Erfüllung des Vertrags? Ein wesentlicher Bestandteil des Kaufvertrags ist die Festlegung eines genauen Lieferzeitpunkts. Formulierungsbeispiele: „Lieferung fix am …“, „Lieferung genau am …“, „Lieferung fest am…“ Eine spätere Erfüllung des Vertrags (Lieferung) kann damit nicht mehr als Erfüllung angesehen werden. Eine solche Lieferung ist für den Käufer nicht mehr von Interesse, daher ist beim Lieferungsverzug keine Mahnung mehr fällig. 82. Der Kauf nach Probe ist eine Sonderform des Kaufvertrages. Erläutern Sie diese, sowie weitere derartige Sonderformen!

- Kauf nach Probe (Muster): Rückgaberecht bei Nichtgefallen (Innerhalb einer bestimmten Frist) - Kauf auf Probe: zuerst Kauf kleinerer Mengen, bei Gefallen Großbestellung

- Kauf zur Probe: zuerst Kauf kleinerer Mengen, bei Gefallen Großbestellung - Fixkauf: Ein fester Liefertermin ist wesentlicher Bestandteil des Vertrages. - Ratenkauf: Die Zahlung des Kaufpreises erfolgt in Einzelraten.

Anfrage und Angebot 83. Woher kann ein Interessent die Anschriften möglicher Lieferanten erhalten? Internet, Gelbe Seiten, Firmenbekanntschaften, Messen und Ausstellungen, Fachzeitschriften, Datenbanken, Vertreterbesuche, Prospekte, Kataloge, Interessensverbände, Einkaufsverbände 84. Erklären Sie den Begriff „Einkaufsverbände“ und beschreiben Sie die Zielsetzung derartiger

Verbände! Nennen Sie typische Beispiele im Einzelhandel! Einkaufsverbände: sind Zusammenschlüsse oder gemeinsame Unternehmen von kleinen und mittleren Betrieben mit dem Ziel, durch Großeinkäufe günstigere Konditionen (Preise, Rabatte, etc.) bei der Beschaffung zu erreichen. Beispiele: von Einkaufsgenossenschaften im Einzelhandel: EDEKA, REWE 85. Worin unterscheiden sich „Ausstellungen“ und „Messen“? Nennen Sie auch jeweils ein

typisches Beispiel! Messen: Verschiedene Anbieter bieten ihre Waren und Dienstleistungen zum Kauf an; richten sich vor allem an Fachleute, z. B. Leipziger Buchmesse, Handwerksmesse in München Ausstellungen: Dienen vor allem der Zurschaustellung der Produkte und ihrer Einsatzmöglichkeiten; Verkauf steht nicht im Vordergrund; sollen vor allem Interesse wecken, z. B. Expo, internationale Funkausstellung in Berlin 86. Welche rechtlichen Wirkungen hat eine Anfrage? Anfragen sind rechtlich unverbindlich, dienen der Erstellung von Angeboten, sind formfrei 87. Welche rechtliche Wirkung hat eine Bestellung? Bestellungen sind rechtlich verbindliche Willenserklärungen. Der Käufer erklärt damit, dass er die Ware zu den in der Bestellung genannten Bedingungen kaufen will. Liegt der Bestellung ein gleich lautendes gültiges Angebot des Lieferers zugrunde, handelt es sich um eine Annahme. Damit ist ein Kaufvertrag zustande gekommen. Ansonsten handelt es sich rechtlich gesehen um einen Antrag. Der Lieferer kann nun die Bestellung fristgerecht annehmen – oder auch nicht.

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88. Wie kann die rechtliche Wirkung des Angebots erlöschen? Der Anbieter ist grundsätzlich an sein Angebot gebunden, d.h. er muss die Ware zu den entsprechenden Konditionen liefern. Die Bindung erlischt durch: - eine vom Angebot abweichende Bestellung - rechtzeitigen Widerruf (trifft spätestens gleichzeitig mit dem Angebot beim Kunden ein!) - Ablauf der Angebotsfrist (verspätete Bestellung) 89. Wie lange hat ein Interessent Zeit ein ihm unterbreitetes Angebot anzunehmen? Unter Anwesenden: Das Angebot muss sofort angenommen werden, d.h. vor Beendigung des Gesprächs. Dies gilt auch bei telefonischen Angeboten. Unter Abwesenden: Das Angebot muss innerhalb der Zeit angenommen werden, die zur üblichen Bearbeitung und Beförderung nötig ist. Bsp.: Beim Briefverkehr: Maximal 7 Tage 90. Worin unterscheiden sie eine „Aufforderung zum Kauf“ von einem Angebot“? „Kaufaufforderungen“ („Anpreisungen“) sind im Gegensatz zum „Angebot“ nicht an eine bestimmte Person oder Personengruppe gerichtet. Im Unterschied zum Angebot verpflichtet eine Aufforderung zum Kauf bei Annahme nicht zur Leistung. 91. Nennen Sie Beispiele für sogenannte „Aufforderung zum Kauf“! - Waren in Selbstbedienungsläden - Schaufensterauslagen - Wurfsendungen - Werbebeilagen und Inserate in Zeitungen und Zeitschriften - Werbeplakate 92. Wie nennt man Vermerke zum Angebot, die den Lieferer von seiner Lieferpflicht entbinden? Geben Sie typische Beispiele! Freizeichnungsklauseln, z.B.: nur solange der Vorrat reicht, unverbindlich, freibleibend, ohne Gewähr, ohne Obligo, Lieferung vorbehalten 93. Beurteilen Sie die rechtliche Wirkung folgender Angebotszusätze: Es handelt sich um Freizeichnungsklauseln. a) Solange der Vorrat reicht: Menge ist unverbindlich, Preis ist verbindlich b) ... freibleibend: Menge und Preis sind unverbindlich c) ...unsere Katalogpreise sind freibleibend: Preise unverbindlich d) ..ohne Obligo: Menge und Preis sind 94. Wie ist zu verfahren, wenn Sachen geliefert werden, obwohl diese nicht bestellt waren? Unterscheide: - Ein Kaufmann sendet ohne Bestellung an einen anderen Kaufmann: -> Angebot: Nimmt der Empfänger die Sache ausdrücklich an, kommt ein Kaufvertrag zustande. Lehnt der Empfänger ab oder nimmt stillschweigend an, kommt kein Kaufvertrag zustande. Er darf Sache aber nicht benutzen, sondern muss sie aufbewahren; braucht sie aber nicht zurücksenden. -Ein Kaufmann sendet ohne Bestellung an einen Nichtkaufmann. -> Empfänger kann die Sache behalten. Kaufvertrag kommt nicht zustande, d.h. er braucht die Sache nicht bezahlen. 95. Welche Gesichtspunkte sollten bei der Auswahl von Lieferanten eine Rolle spielen? Zuverlässigkeit, Preis, Vertrautheit mit den Lieferant, Qualität der Ware, Lieferzeit, Entgegenkommen bei Reklamationen, Möglichkeit von Gegengeschäften 96. Wie lautet das Schema zum rechnerischen Angebotsvergleich? Listeneinkaufspreis - Lieferrabatt

= Zieleinkaufspreis -Lieferskonto = Bareinkaufspreis + Bezugskosten =Einstandspreis (Bezugspreis)

97. Welche Bestandteile des Angebots sind zur Durchführung eines Angebotsvergleichs von Bedeutung? Qualität des Produkts, Preis, Bezugskosten, Zahlungsbedingungen, Lieferzeit, Zusatzleistungen (Service), Umweltverträglichkeit, Herkunft des Produkts, Erfahrung mit dem Verkäufer, Lieferfristen;

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Allgemeine Geschäftsbedingungen 98. Was versteht man unter „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“? AGB sind für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierte Vertragsbedingungen eines Wirtschaftszweigs, die einer Vertragspartei (meist dem Käufer) einseitig auferlegt werden. 99. Welche Vertragsinhalte sollten AGBs enthalten? Nennen Sie typische Beispiele! Zahlungsbedingungen, Freizeichnungsklauseln, Lieferfristen, Eigentumsvorbehalte, Umtauschrechte, Garantie und Gewährleistung 100. Welchen Personenkreis sollen die gesetzlichen Regelungen zu den „AGBs“ schützen? Die entsprechenden Vorschriften des BGB sollen vor allem gutgläubige und unbedarfte Endverbraucher vor willkürlichen und übervorteilenden Bedingungen schützen. 101. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit allgemeine Geschäftsbedingungen gültiger Bestandteil eines Vertrags werden können? Grundsätzlich muss der Vertragspartner damit einverstanden sein, dass die AGB gelten. Für Geschäfte mit Nichtkaufleuten muss außerdem erfüllt sein:

- Der Käufer muss auf die AGB ausdrücklich hingewiesen werden. - Der Käufer muss Gelegenheit haben, den Inhalt der AGB zur Kenntnis zu nehmen

102. Wie ist die Rechtslage, wenn neben den vereinbarten AGB zusätzliche Vertragsabsprachen getroffen wurden und diese den AGB widersprechen? Grundsätzlich gelten die persönlichen Vertragsabsprachen. Sie haben stets Vorrang vor den AGB. Um Missverständnisse zu vermeiden und bei Streitigkeiten die Beweislage zu verbessern, sollten diese Vertragsabsprachen aber schriftlich abgeschlossen werden. 103. Können einzelne Bestimmungen in AGBs handschriftlich verändert werden? Sind diese Bestimmungen dann gültig?

- Durchgestrichene AGB gelten nicht. Es gelten dann im Zweifel die Vorschriften des BGB. - Abgeänderte AGB gelten wie persönliche Vertragsabsprachen. Sie haben Vorrang vor den AGB. - Voraussetzung ist aber stets, dass der andere Vertragspartner die Änderungen/Streichungen

akzeptiert hat. - Ansonsten: Es ist kein Kaufvertrag zustande gekommen, da die Willenserklärungen nicht

übereinstimmen. 104. Vereinbarungen in den AGBs können ungültig sein, auch wenn der Kunde die AGB akzeptiert hat. Wann könnte dies der Fall sein? AGB, die den Vertragspartner gegen Treu und Glauben unangemessen benachteiligen, sind generell verboten und daher unwirksam. Eigentumsvorbehalt 105. Durch welche Vereinbarung im Kaufvertrag kann der Lieferer sich das Verfügungsrecht über die Ware bis zur Zahlung sichern? Durch die Vereinbarung eines Eigentumsvorbehalts bleibt die Ware bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum des Lieferers -> Der Käufer ist zunächst nur Besitzer der Sache. 106. Welche Formvorschrift gilt für die Vereinbarung eines Eigentumsvorbehalts? Der Eigentumsvorbehalt muss im Kaufvertrag ausdrücklich vereinbart werden. 107. Welche Rechte des Lieferers werden durch einen Eigentumsvorbehalt gesichert? Der Lieferer bleibt Eigentümer, d.h. er kann - bei Nicht-Rechtzeitig-Lieferung vom Vertrag zurücktreten, d.h. auch die Herausgabe der Ware fordern. - bei einer Pfändung die Freigabe der Ware beanspruchen - bei Insolvenz die Aussonderung aus der Insolvenzmasse beanspruchen. 108. Wodurch kann der einfache Eigentumsvorbehalt wirkungslos werden? Wenn die Ware verarbeitet, verbraucht, vernichtet, mit einem Grundstück verbunden oder an einen gutgläubigen Dritten verkauft wurde. (Und natürlich wenn der Kaufpreis bezahlt wurde.) 111. Welche Pflichten ergeben sich aus einem Kaufvertrag für den Verkäufer? Welche Rechte hat der Käufer? Pflichten des Verkäufers: - ordnungsgemäße Lieferung (vereinbarte Art und Weise, vereinbarte Zeit, vereinbarter Ort) - Übertragung des Eigentums an den Käufer - Übertragung des Besitzes an den Käufer - Annahme des Kaufpreises Rechte des Käufers sind Pflichten des Verkäufers!!

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112. Welche Pflichten ergeben sich aus einem Kaufvertrag für den Käufer? Welche Rechte hat der Verkäufer? - Annahme der ordnungsgemäß gelieferten Ware, einschl. Sichtprüfung - Zahlung des vereinbarten Kaufpreises Rechte des Verkäufers sind Pflichten des Käufers!“! 113. Welche Art von Waren in welcher Qualität muss der Verkäufer liefern, wenn im Kaufvertrag darüber nichts Näheres bestimmt ist? Fehlt eine vertragliche Vereinbarung, so ist im Zweifel mittlere Art und Güte zu liefern. 114. Auf welche Art geschieht beim Kaufvertrag der Übergang des Eigentums an beweglichen Sachen? Befindet sich die Sache noch nicht im Besitz des Käufers, erfolgt der Eigentumsübergang durch Einigung und Übergabe. Befindet sich die Sache bereits im Besitz des Käufers, wird das Eigentum lediglich durch Einigung übertragen. 115. Auf welche Art geschieht beim Kaufvertrag der Übergang des Eigentums an Grundstücken und Gebäuden? Durch Einigung (Fachbegriff: „Auflassung“) und Eintragung ins Grundbuch. 116. Auf welche Weise muss der Käufer die Ware vertragsgemäß annehmen? Wie ist vorzugehen, wenn die Ware offensichtlich beschädigt ist? Die Ware muss körperlich angenommen werden, d.h. der Käufer muss sie in Empfang nehmen. Anschließend kontrolliert er die Ware auf offensichtliche Mängel. Stellt er fest, dass die Ware offensichtlich mangelhaft ist, sollte er die Annahme verweigern, oder zumindest die Mängel in Gegenwart des Lieferers (schriftlich) rügen. Erfüllungsort 117. Welche Bedeutung hat der Erfüllungsort? - Gefahrenübergang an den Käufer (der Käufer trägt dann das Risiko der Beschädigung) - Kostenübernahme für die Lieferkosten - Gerichtsstand bei Streitigkeiten zwischen Kaufleuten 118. Wo liegt der Gerichtsstand, wenn im Kaufvertrag für ALLE Streitigkeiten der Geschäftssitz des Lieferers vereinbart wurde? Grundsätzlich: Gesetzlicher Gerichtsstand am Wohn-/Geschäftssitz des Schuldners. Da beim Kaufvertrag zwei Schuldner existieren (Warenschuldner und Geldschuldner) existieren auch zwei gesetzliche Gerichtsstände. Zwischen Kaufleuten kann vom Gerichtsstand vertraglich abgewichen werden, d.h. im geschilderten Fall könnte der Gerichtsstand für Geld- und Warenschulden am Sitz des Lieferers sein. Gegenüber Nichtkaufleuten ist eine Abweichung vom gesetzl. Gerichtsstand ungültig. In diesem Fall würde die gesetzl Regelung greifen. 119. Wo liegen Gerichtsstand und Erfüllungsort, wenn im Kaufvertrag nichts darüber vereinbart wurde? (Kurze Begründung) Gesetzlicher Erfüllungsort ist der Wohnsitz (Niederlassung) des Schuldners. Beim Kaufvertrag gibt es zwei Schuldner: - Im Falle des Warenschuldners: Wohnsitz des Lieferers - Im Falle des Geldschuldners: Wohnsitz des Käufers. Erfüllungsort = Gerichtsstand 120. Worin liegt der Unterschied im Leistungsort zwischen Warenschuld und Geldschuld? Warenschulden sind Holschulden, d.h. der Leistungsort ist am Sitz des Lieferers (dort ist auch der Gerichtsstand und der Ort des Gefahrenübergangs, kurz: Erfüllungsort) Geldschulden sind Schickschulden, d.h. der Leistungsort ist ebenfalls am Sitz des Lieferers (der Gerichtsstand ist aber am Sitz des Käufers, der Ort des Gefahrenübergangs wiederum am Sitz des Lieferers) Bei Geldschulden weichen Leistungsort und Gerichtsstand voneinander ab!

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Lieferbedingungen 121. Wann kann der Lieferer liefern, bzw. der Käufer die Lieferung verlangen, wenn ein Liefertermin nicht ausdrücklich vereinbart wurde? Gesetz geht davon aus, dass die Ware unverzüglich geliefert werden muss.

Lieferer kann sofort liefern Käufer kann sofortige Lieferung verlangen

122. Wer hat nach den gesetzlichen Bestimmungen die Beförderungskosten einer verkauften Ware zu tragen? Warenschulden sind Holschulden: Wenn vertraglich nichts anderes vereinbart wurde, muss der Käufer die Kosten der Lieferung tragen. Er trägt auch die Gefahr beim Transport. 123. Wer trägt die Transportkosten bei folgenden Lieferbedingungen:

a) „ab Werk“: Käufer trägt Transportkosten b) „ frachtfrei“: Lieferer trägt die Beförderungskosten (Anfuhr, Verladung, Fracht) Käufer trägt die

restlichen Beförderungskosten (Entladekosten, Zufuhr) c) „frei Haus“: Lieferer übernimmt sämtliche Beförderungskosten

124. Wer trägt die Transportkosten bei folgenden Lieferbedingungen: a) „frei Lager“ Lieferer trägt die gesamten Versandkosten b) „unfrei“ Lieferer trägt die Beförderungskosten bis zum Versandbahnhof. Käufer trägt die

restlichen Beförderungskosten 125. Stellen Sie wichtige Vereinbarungen über die Beförderungskosten vor!

- „ab Werk“: Kunde trägt alle Transportkosten - „frei Haus“: Lieferer trägt alle Transportkosten - „frachtfrei“ (frei dort, frei Bahnhof dort): Lieferer trägt die Transportkosten nur bis zur

Empfangsstation - „unfrei“ (ab hier): Kunde trägt alle Transportkosten ab Versandbahnhof/-spedition

126. Wer trägt die Verpackungskosten einer Ware, wenn darüber im Vertrag keine Regelung getroffen wurde? Lt. Gesetz hat der Käufer die Kosten für die Versandverpackung zu tragen Zahlungsbedingungen 127. Eine mögliche Zahlungsvereinbarung ist Zahlung mit Skontoabzug. Welche weitere Möglichkeiten der Zahlungsvereinbarung sind von Bedeutung?

- Vorauszahlung - Zahlung nach Eingang von Ware oder Rechnung ohne Abzug - Zahlung per Lastschrifteinzug - Ratenzahlung

128. Wann muss der Käufer einer Ware bezahlen, wenn keine Vereinbarung über den Zahlungszeitpunkt getroffen wurde? Käufer muss die Ware unverzügliche nach Übergabe der Ware bezahlen. 129. Aus welchen Gründen gewähren Lieferanten Rabatte?

- Bei Abnahme großer Mengen: Mengenrabatt - Bei langjährigen Geschäftsbeziehungen: Treuerabatt - Bei besonderen Kunden (Händlern): Wiederverkäuferrabatt - Bei besonderen Anlässen (Jubiläum, Ausverkauf): Sonderrabatt

130. Was versteht man unter den Begriffen „Skonto“, „Rabatt“ und „Bonus“? Welche Absicht könnte der Lieferer damit jeweils verbinden? Skonto ist ein Preisnachlass für die Zahlung innerhalb einer bestimmten Frist. Käufer soll zur schnellen Zahlung angeregt werden. Rabatt ist ein Preisnachlass, der sofort beim Kauf gewährt wird. Bonus wird guten Kunden nachträglich gewährt (z.B. Umsatzbonus) 131. Auf welche Zahlungsbedingungen sollte der Lieferer bestehen, wenn er Zweifel an der Bonität des Kunden hat?

- Vorauszahlung - Anzahlung und Rest bei Lieferung - Zahlung Zug um Zug (Barzahlung) - Zahlung per Nachnahme

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Antworten 4 „Störungen des Kaufvertrags“ Mangelhafte Lieferung (Schlechtleistung) 132. Welche Arten von Mängeln werden nach BGB unterschieden? Sachmängel liegen vor, wenn die Sache nicht die vereinbarte Beschaffenheit hat, d.h. Falschlieferung, fehlerhafte Ware wird geliefert, Ware ist nicht wie in Werbung angepriesen, es wird zuwenig geliefert, mangelhafte Montage durch den Lieferer, mangelhafte Montageanleitung (Ikea-Klausel) Rechtsmängel liegen vor, wenn der Verkäufer nicht Eigentümer der Ware ist oder die Ware mit Pfandrechten Dritter belastet ist 133. Was versteht man unter „offenen Mängeln“ bei der Warenlieferung? Nennen Sie typische Beispiele! Offene Mängel sind sofort erkennbar, z.B. Farbfehler, Falschlieferung, Bruchschäden, Zuwenig-Lieferung 134. Was versteht man unter „versteckten Mängeln“ bei der Warenlieferung? Nennen Sie typische Beispiele! Versteckte Mängel werden meist erst später ersichtlich, z.B. Auto nicht geländetauglich, nicht waschechte Farben, schlechte Verarbeitung 135. Wann muss eine eingegangene Lieferung bei einem zweiseitigen Handelskauf geprüft werden? Unverzügliche Prüfung der Lieferung muss erfolgen, da ansonsten offene Mängel nicht mehr geltend gemacht werden können. 136. Bei der Überprüfung einer angenommenen Ware werden von einem Kaufmann Mängel festgestellt. Wann müssen diese Mängel dem Lieferer mitgeteilt werden? Offene Mängel unverzüglich Versteckte Mängel unverzüglich nach Entdeckung, spätestens 24 Monate nach Lieferung bzw. nach Ablauf der vereinbarten Garantiefrist 137. Wann muss der Käufer beim einseitigen Handelskauf (Verbrauchsgüterkauf) die Ware auf Mängel prüfen? Bei einem Kaufvertrag zwischen einer Privatperson und einem Unternehmer gilt die Beweislastumkehr, d. h. dass nun der Unternehmer nachweisen muss, dass die Ware zum Zeitpunkt der Übergabe mängelfrei war. Diese Beweislastumkehr gilt jedoch nur während der ersten sechs Monate nach dem Kauf. Ansonsten muss der Käufer bei neuen Sachen innerhalb von 24 Monaten prüfen und Mängel rügen. Bei gebrauchten Sachen kann die Gewährleistungsfrist auf ein Jahr verkürzt werden. 138. Welche Gewährleistungsfristen gelten bei Mängeln an gekauften Sachen? Grundsätzlich: 2 Jahre ab Lieferung; bei gebrauchten Sachen Verkürzung auf 1 Jahr möglich; weitere Verkürzungen der gesetzl. Gewährleistungsfristen sind nur unter Kaufleuten (zweiseitiger Handelskauf) bzw. unter Nichtkaufleuten (bürgerlicher Kauf) erlaubt. Bei einem arglistig verschwiegenen Mangel gilt eine Frist von 3 Jahren ab Kenntnis des Mangels. 139. Welche Rechte hat der Käufer bei einer mangelhaften Lieferung?

- vorrangig: Nacherfüllung d.h. Nachbesserung oder Neulieferung; Lieferer kann dies nur bei unverhältnismäßig hohen Kosten ablehnen.

- Schadenersatz nur bei Verschulden des Verkäufers - Nach erfolgloser Nacherfüllung: Minderung (Herabsetzung des Kaufpreises), Rücktritt vom

Kaufvertrag (nicht bei geringfügigen Mängeln) und Schadenersatz bzw. Ersatz vergeblicher Aufwendungen (nicht bei geringfügigen Mängeln und nur bei Verschulden des Lieferers)

140. Unterscheiden Sie: Vorrangige und nachrangige Rechte bei der Schlechtleistung! Zuerst vorrangige Rechte: Nacherfüllung = Nachbesserung oder Neulieferung Erst wenn beides vom Verkäufer abgelehnt wurde oder eine Nacherfüllung nicht möglich bzw. unzumutbar für den Verkäufer ist, oder 2x erfolglos versucht wurde oder eine Fixkauf oder Zweckkauf oder eine angemessene Nachfrist gesetzt wurde kann der Käufer weitere nachrangige Rechte geltend machen: Rücktritt vom Vertrag, Preisminderung, Schadenersatz statt Leistung, Ersatz vergeblicher Aufwendungen 141. Der Lieferer liefert defekte Ware. Welches Recht wird der Kunde in Anspruch nehmen? Welche Möglichkeiten hat der Lieferer? i.d.R. Neulieferung (schnell, unkompliziert, und ohne Wertverlust am Kaufgegenstand); zweite Möglichkeit Nachbesserung der Ware; Verkäufer kann Wahl des Kunden ablehnen, wenn es für ihn mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden ist. Bei Verschulden des Lieferers kann der Käufer zusätzlich Schadenersatz fordern, Weitere Rechte des Käufers i.d.R. nur nach einer Nachfristsetzung möglich

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142. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit der Kunde aufgrund einer mangelhaften Lieferung vom Vertrag zurücktreten kann? Vorrausetzung für Wandelung (= Rücktritt vom Kaufvertrag ) 1. Angemessene Nachfrist ist verstrichen, diese entfällt wenn: 2 Nacherfüllungsversuche gescheitert sind, der Lieferant beide Arten der Nacherfüllung verweigert, die Nacherfüllung für beide unzumutbar ist, Lieferant das vom Käufer gewählte Recht der Nacherfüllung (entweder Neulieferung oder Nachbesserung) ungerechtfertigt verweigert, ein Fix- oder Zweckkauf vorliegt 2. nicht bei geringfügigen Mängeln 143. Aufgrund einer Mängelrüge bessert der Lieferer die Ware mehrmals nach. Dennoch weist die Ware weiterhin Schäden auf. Welches Recht wird der Kunde in Anspruch nehmen? (Stichhaltige Begründung!) Bei geringfügigen Mängeln an der Ware bleibt ihm nur die Minderung ( = Preisnachlass ). Bei wesentlichen Mängeln kann der Käufer außerdem vom Kaufvertrag zurücktreten und/oder Schadenersatz statt der Leistung bzw. Ersatz vergeblicher Aufwendungen verlangen 144. In welchen Fällen kann bei mangelhafter Lieferung Schadenersatz beansprucht werden? Welche Voraussetzungen müssen dabei erfüllt werden? Schadenersatz kann nur bei Verschulden des Verkäufers gefordert werden:

- Schadenersatz neben der Leistung zusätzlich zur Nachbesserung/Neulieferung - Schadenersatz statt der Leistung nach 2x erfolglosen Nachbesserungsversuchen oder bei

unzumutbarer Nacherfüllung bzw. nach einer angemessenen Nachfrist (ggf. zusätzlich Rücktritt vom Vertrag)

145. Welche Rechte hat der Käufer aufgrund einer Schlechtleistung, wenn ein Fixkauf vorliegt? Bei welcher Art des Kaufvertrags kann der Käufer die selben Rechte einfordern? Bei Fixkauf (Liefertermin ist wesentlicher Bestandteil des Vertrags) oder beim Zweckkauf (Lieferung ist ab einem bestimmten Zeitpunkt für den Käufer nicht mehr sinnvoll) kann gewählt werden zwischen Neulieferung, Nachbesserung, Rücktritt vom Vertrag (nicht bei geringfügigen Mängeln) Preisminderung. Eine Nachfristsetzung ist in diesen Fällen nicht nötig. 146. Erläutern Sie kurz, was im Zusammenhang mit der mangelhaften Lieferung unter dem Begriff „Beweislastumkehr“ gemeint ist! Bei welcher Art von Kaufverträgen kommt diese zur Geltung? Beweislastumkehr: Wird innerhalb von 6 Monaten ein Schaden an der Ware festgestellt, so geht man davon aus, dass die Ware bereits vor Übergabe ( also vor der Warenannahme ) mangelhaft war. Das heißt wenn der Käufer/ Kunde innerhalb dieser 6 Monate reklamiert muss der Verkäufer beweisen, dass die Ware mangelfrei war. Nicht der Kunde muss nachweisen, dass die gekaufte Ware nach dem Kauf kaputt ging. Die Beweislastumkehr gilt beim einseitigen Handelskauf von beweglichen Sachen (Verbrauchsgüterkauf). 147. Was muss der Käufer beim zweiseitigen Handelskauf unternehmen, damit er bei einer mangelhaften Lieferung seine Gewährleistungsansprüche nicht verliert?

- unverzügliche Prüfung bei Wareneingang - Mängelrüge unverzüglich nach Entdeckung der Mängel - Genaue Beschreibung der Mängel - Aufbewahrung der Ware bis zur Abholung

Lieferungsverzug (Nicht-Rechzeitig-Lieferung) 148. Ein Kunde wartet vergeblich auf die bestellte Ware. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Lieferer in Verzug gerät?

- Lieferung muss fällig sein. - Lieferung muss nach Fälligkeit durch Mahnung bzw. Nachfristsetzung angefordert werden

(Ausnahmen: Fixkauf, Zweckkauf, Selbstinverzugsetzung des Lieferers, Schäden drohen durch Verzug)

- Um Erfüllung des Vertrags und Schadenersatz zu erhalten muss außerdem der Lieferer vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt haben, d.h. es muss ein Verschulden vorliegen

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149. Welche Rechte stehen dem Käufer zu, wenn der Verkäufer nicht rechtzeitig liefert? Wovon hängt es ab, welche Rechte gewählt werden können? Recht auf

- Lieferung und evtl. Schadenersatz für Verzögerungsschaden - Schadenersatz statt Leistung, bzw. Ersatz vergeblicher Mehraufwendungen - Rücktritt vom Vertrag + evtl. Schadenersatz statt Leistung

Welches Recht gewählt werden kann hängt davon ab,

- ob dem Verkäufer ein Verschulden trifft (sonst nur Rücktritt möglich) - ob ein Fixkauf oder Zweckkauf vorliegt (sofortige Wahl zwischen Rücktritt und Erfüllung) - ab akute Schäden bei verspäteter Erfüllung drohen

150. Wie wirkt sich die vereinbarte Lieferfrist „lieferbar in einigen Wochen“ bei einem Lieferverzug aus? Liefertermin nicht kalendermäßig festgesetzt Bei Verzugs muss eine Mahnung erfolgen 151. Welche Rechte kann ein Kunde geltend machen, wenn der Lieferer einen fest zugesagten Liefertermin nicht einhält? Sind diese Rechte von einer Fristsetzung abhängig? Bei Fixkauf kann der Käufer ohne Mahnung vom Vertrag zurücktreten und/oder bei Verschulden des Lieferers Schadenersatz verlangen. Erfüllung und Schadenersatz für Verzugsschaden kann nur verlangt werden, wenn der Käufer sofort nach Ablauf des Liefertermins dies fordert. 152. Was versteht man unter einem „Deckungskauf“? Kauf, den eine Vertragspartner tätigt, wenn der andere Partner seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. 153. Ein Lieferer kommt in Verzug. Dem Kunden wird die Ware inzwischen von einem Dritten preisgünstiger angeboten. Wie wird sich der Kunde verhalten? (Begründung!) Kunde wählt i.d.R. den Rücktritt vom Kaufvertrag, weil er die Ware anderorts billiger kaufen kann. Zusätzlich können – bei Verschulden des Lieferers – noch Ersatz vergeblicher Aufwendungen für den Vertrag oder Schadenersatz gefordert werden. Annahmeverzug 154. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Kunde in Annahmeverzug gerät?

- Fälligkeit der Leistung - Leistung muss tatsächlich angeboten worden sein - Käufer nimmt Leistung nicht an

155. Der Lieferer liefert ordnungsgemäß die bestellte Ware, der Käufer nimmt die Lieferung aber nicht an. Welche Rechte hat der Lieferer? Lieferer kann bei einem Annahmeverzug wählen zwischen:

- Bestehen auf Abnahme der Ware ggf. Klage auf Abnahme der Ware - Rücktritt vom Vertrag (Rücknahme der Ware und anderweitige Veräußerung) oder - Lagerung der Ware auf Gefahr und Kosten des Käufers und entweder Bestehen auf Abnahme

oder Selbsthilfeverkauf. Kosten der Lagerung und des Verkaufs trägt der Käufer

156. Der Lieferer liefert ordnungsgemäß die bestellte Ware, der Käufer nimmt die Lieferung aber nicht an. Welche Auswirkung hat dies auf die Haftung des Lieferers? Bei Annahmeverzug des Käufers wird die Haftung des Lieferers eingeschränkt: Haftung für Beschädigung oder Zerstörung der Ware nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Ansonsten geht Gefahr auf Käufer über. 157. Was versteht man unter einem Selbsthilfeverkauf? Welche beiden Möglichkeiten stehen dem Lieferer im Rahmen des Selbsthilfeverkaufs zu? Verkauf oder Versteigerung der Ware durch den Lieferer; Möglichkeiten: öffentliche Versteigerung oder freihändiger Verkauf zum üblichen Marktpreis 158. Was muss der Lieferer beim Selbsthilfeverkauf beachten? Lieferer muss Käufer den Selbsthilfeverkauf androhen (außer bei Notverkauf), den Lagerort und Ort und Zeit der Versteigerung mitteilen. Lieferer muss nach dem Verkauf dem Käufer das Ergebnis der Versteigerung mitteilen, da der Selbsthilfeverkauf auf Rechnung des Käufers durchgeführt wird. Käufer erhält Mehrerlös bzw. trägt den Mindererlös zuzüglich der anfallenden Kosten für Lagerung und Selbsthilfeverkauf

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159. Was versteht man unter einem „Notverkauf“? Welcher Vorteil ist damit für den Lieferer verbunden? Besondere Form des Selbsthilfeverkaufs bei verderblichen Waren (Obst, Fleisch, Gemüse) Vorteil für Lieferer: Pflicht der Androhung des Selbsthilfeverkaufs entfällt. Ware kann sofort veräußert werden. Kunde muss auch nicht über Ort und Zeit des Verkaufs informiert werden. 160. Welche Gründe könnten einen Lieferer dazu veranlassen, trotz Annahmeverzug von einem möglichen Selbsthilfeverkauf abzusehen? Waren lassen sich an einen anderen Kunden günstiger verkaufen; Schuldner war bisher guter Kunde Verkäufer nimmt Ware kulanterweise zurück Zahlungsverzug (Nicht-Rechtzeitig-Zahlung) 161. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Zahlungsverzug vorliegt?

- Zahlung muss fällig sein (ist nichts vereinbart ist die Zahlung bei Verlangen sofort fällig) - Zahlungstermin kalendermäßig nicht bestimmbar

• Schuldner kommt erst nach erfolgloser Mahnung in Verzug bzw. • Schuldner kommt 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang der Rechnung in Verzug

- Zahlungstermin kalendermäßig bestimmbar (Fixgeschäft) • Schuldner kommt nach Ablauf des Termins in Verzug

Liegt außerdem Verschulden vor, so kann der Verkäufer Erfüllung des Vertrags und Schadenersatz erhalten 162. Unter welchen Bedingungen entfällt beim Zahlungsverzug die Pflicht zur Mahnung?

- wenn seit Rechnungszugang 30 Tage vergangen sind - bei Fixgeschäften (Zahlungstermin kalendermäßig bestimmt) - Schuldner verweigert Zahlung

163. Welche Rechte hat der Gläubiger beim Zahlungsverzug? - Zahlung verlangen (ggf. per Mahnbescheid) und Schadenersatz für Verzugsschaden

(Verzugszinsen) - Rücktritt vom Kaufvertrag (Zahlung wird abgelehnt, Ware zurückgefordert) - Schadenersatz statt Leistung bzw. Ersatz vergeblicher Mehraufwendungen Bei Schadenersatz muss Verschulden vorliegen

164. Wann gerät der Käufer in Verzug, wenn im Kaufvertrag kein genauer Zahlungstermin vereinbart wurde? Ist kein Zahlungstermin kalendermäßig bestimmt, so gerät der Käufer erst nach Mahnung/Nachfristsetzung in Verzug. Ohne Mahnung aber auch spätestens 30 Tage nach Zugang der Rechnung. 165. Welche Rechte kann ein Verkäufer geltend machen, wenn der Kunde einen fest zugesagten Zahlungstermin nicht einhält? Sind diese Rechte von einer Fristsetzung abhängig? Bei einem Fixgeschäft kann der Verkäufer ohne Mahnung die Zahlung verlangen, vom Vertrag zurücktreten und/oder bei Verschulden des Käufers Schadenersatz verlangen. 166. Wie ist nach den gesetzlichen Bestimmungen die Höhe der Verzugszinsen beim Zahlungsverzug geregelt? Ab dem Zeitpunkt des Zahlungsverzugs sind Zinsen zu bezahlen:

- grundsätzlich 5 % über Basiszinssatz - beim zweiseitigen Handelskauf 8 % über Basiszins - bei höheren Aufwendungen sind diese zu ersetzen

Forderungsverjährung 167. Was versteht man unter der „Verjährung“ einer Forderung? Unter Verjährung versteht man den Ablauf einer gesetzlich festgelegten Frist, innerhalb welcher ein Anspruch gerichtlich durchgesetzt werden kann. Der Anspruch bleibt zwar weiterhin bestehen, aber mit der Verjährung des Anspruchs erwirbt der Schuldner die „Einrede der Verjährung“, d. h. ein Leistungsverweigerungsrecht. Hat der Schuldner aber eine verjährte Forderung erfüllt, so kann er das Geleistete nicht zurückfordern.

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168. Zählen Sie die wichtigsten Verjährungsfristen auf und nennen Sie jeweils typische Beispiele! - 2 Jahre für Mängelansprüche aus Kaufverträgen - 3 Jahre regelmäßige Verjährungsfrist nach BGB: Forderungen aus Kaufverträgen,

Gehaltsforderungen usw. - 5 Jahre für Mängelansprüche bei Gebäuden - 10 Jahre für Rechte aus Grundstücken - 30 Jahre für Ansprüche aus Gerichtsurteilen, vollstreckbaren Urkunden, Insolvenzverfahren,

Herausgabe von Eigentum, Grundbuchrechten 169. Welche Verjährungsfristen sind bei Kaufverträgen von Bedeutung? Wann beginnen die Fristen jeweils?

- 2 Jahre für Mängelansprüche aus Kaufverträgen: Beginn der Verjährung: Übergabe der Sache - 3 Jahre regelmäßige Verjährungsfrist für Forderungen aus Kaufverträgen sowie für

Mängelansprüche bei arglistig verschwiegenen Mängeln: Beginn der Verjährung: Schluss des Jahres in dem die Forderung entstand, bzw. bei arglistig verschwiegenen Mängeln: Schluss des Jahres, an dem der Gläubiger Kenntnis vom Mangel erlangte

170. Erklären Sie den Begriff „Unterbrechung“ einer Verjährung! Bei einer Unterbrechung der Verjährung (z.B. durch Schuldanerkenntnis) beginnt die gesamte Verjährungsfrist vom Tag der Unterbrechung an von neuem zu laufen. 171. Wodurch beginnt der Ablauf der Verjährungsfrist einer Forderung wieder von Neuem? Die Verjährung wird unterbrochen (beginnt wieder von Neuem) durch

- Schuldanerkenntnis des Schuldners z.B. durch Bitte um Stundung, Nachbesserung bei Mängelansprüchen, Zinszahlung, Abschlagszahlung, Sicherheitsleistung (z.B. Übergabe eines Pfandes)

- Eine gerichtliche Vollstreckung (Antrag oder Vornahme) 172. Wodurch verlängert sich der Ablauf der Verjährungsfrist einer Forderung? Die Verjährung wird gehemmt (verlängert sich) durch Klageerhebung, Zustellung des gerichtlichen Mahnbescheids, Anmeldung der Ansprüche beim Insolvenzverfahren, berechtigte Leistungsverweigerung des Schuldners und höhere Gewalt 173. Erklären Sie den Begriff „Hemmung“ einer Verjährung! Zeitraum in dem die Verjährung gehemmt ist, wird nicht in die Verjährungsfrist eingerechnet, d.h. Hemmung verlängert die Verjährungsfrist Mahnverfahren 174. Ein Kunde hat trotz Mahnung noch nicht bezahlt. Er befindet sich im Zahlungsverzug. Welche Gründe sprechen aus Sicht des Lieferers dafür weiterhin außergerichtlich eine Zahlung zu erreichen?

- Kunde soll behalten werden (bisher guter Kunde) - Vermeidung von Gerichtskosten, Aufwand eines Gerichtsverfahrens - Höhe der Schuld steht in keinem Verhältnis zu Kosten für gerichtl. Auseinandersetzung - Kunde befindet sich nur vorübergehend in Notsituation - Man kennt Kunden privat.

175. Beschreiben Sie den typischen Ablauf eines außergerichtlichen Mahnverfahrens beim Zahlungsverzug! Keine besondere Formvorschrift; aber angemessene Fristsetzungen:

- 1. Zahlungserinnerung (ca. 14 Tage) Zusendung einer Rechnungsdurchschrift - ausdrückliche Mahnung (10 Tage) Hinweis auf Fälligkeit, Zahlungstermin wird gesetzt - Mahnung: Drohung mit gerichtlichen Schritten - Bei Erfolglosigkeit: Antrag auf Erlass eines Mahnbescheides beim zuständigen Amtsgericht

176. Ein Kunde hat trotz Mahnung noch nicht bezahlt. ER befindet sich im Zahlungsverzug. Welche Gründe sprechen aus Sicht des Lieferers dafür über ein gerichtliches Verfahren eine Zahlung zu erreichen?

- Vermeidung finanzieller Nachteile - Ersatz von Zinsverlust bzw. entstandenem Schaden - Konsequente Linie gegenüber den Schuldnern - Prinzipiell Durchsetzung seines Rechts

177. Erläutern Sie kurz, was man unter einem „Mahnbescheid“ versteht! Aufforderung des Amtsgerichts zur Zahlung der Schuld; Gläubiger füllt Mahnbescheid aus und gibt Antrag beim Amtsgericht ab. Gericht prüft Berechtigung der Forderung nicht, sondern stellt Mahnbescheid dem Schuldner zu. Beginn des gerichtl. Mahnverfahrens

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178. Wie kann der Schuldner auf einen gerichtlichen Mahnbescheid reagieren? Welche Folgen hätte sein Handeln jeweils?

- Schuldner bezahlt: keine weiteren Folgen - Schuldner erhebt Widerspruch: Gläubiger muss gerichtliche Verhandlung beantragen um

Ansprüche durchzusetzen - Schuldner unternimmt nichts: Gläubiger beantragt Vollstreckungsbescheid

179. Welches Gericht ist für klagen aus einem gerichtlichen Mahnverfahren zuständig? Gericht am Erfüllungsort; Bei Geschäften zwischen Vollkaufleuten kann Gerichtsstand frei gewählt werden, ansonsten Gericht am Wohn-/Firmensitz des Schuldners (bis 5000 € Streitwert Amtsgericht, bei höherem Streitwert Landgericht) 180. Beschreiben Sie den typischen Ablauf eines gerichtlichen Mahnverfahrens!

- Gläubiger erwirbt Mahnbescheid, füllt ihn aus, bezahlt Gerichtsgebühren und gibt Mahnbescheid im Gericht ab.

- Schuldner erhält Mahnbescheid vom Gericht zugestellt: 2 Wochen Widerspruchsfrist • Schuldner zahlt Verfahren erledigt • Schuldner legt Widerspruch ein Gerichtsverfahren • Schuldner unternimmt nichts Gläubiger kann Zwangsvollstreckung beantragen

- Schuldner erhält nach beantragter Zwangsvollstreckung Vollstreckungsbescheid • Schuldner zahlt Verfahren erledigt • Schuldner legt innerhalb von 14 Tagen Widerspruch ein Gerichtsverfahren • Schuldner unternimmt nichts: Zwangsvollstreckung ggf. eidesstattliche Versicherung

181. Welche Voraussetzungen müssen vorliegen, damit eine Zwangsvollstreckung durchgeführt werden kann?

- Gläubiger muss Zwangsvollstreckung beantragt haben - Es muss ein vollstreckbarer Titel (z.B. Gerichtsurteil) vorliegen - Vollstreckbarer Titel muss dem Schuldner zugestellt worden sein

182. Was geschieht mit vom Gerichtsvollzieher gepfändeten Gegenständen? Öffentliche Versteigerung 183. Was kann außer Gegenständen vom Gerichtsvollzieher noch gepfändet werden? Löhne und Gehälter, Bankguthaben, Guthaben bei Drittschuldner (Forderungen bei Kunden) 184. Erläutern Sie mögliche Formen der Pfändung in das bewegliche Vermögen des Schuldners!

- Faustpfand: Gerichtsvollzieher nimmt kleinere, bewegliche Sachen in seinen Besitz - Pfandsiegelanbringung: Aufkleben von Pfändungsmarken auf schwer bewegliche Gegenstände - Austauschpfändung: wertvolle Gegenstände werden durch einfachere ersetzt

185. Erklären Sie den Begriff „eidesstattliche Versicherung“! Aus welchem Grund muss diese abgegeben werden? Welche Folgen kann eine Verweigerung der Erklärung nach sich ziehen? Gericht verlangt vom Schuldner, ein Verzeichnis seines Vermögens abzugeben und dessen Richtigkeit und Vollständigkeit zu bestätigen. Schuldner kann Vermögen bei Zwangsvollstreckung nicht entziehen. Bei Verweigerung des Schuldners kann dieser bis zu 1 Jahr in Haft genommen werden.

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Antworten 5 „Betriebliche Vollmachten“

Handlungsvollmacht 186. Welche Gründe könnte ein Kaufmann haben, einem Angestellten Vollmacht zu erteilen? − Arbeitsentlastung − Aufgabenteilung − Anerkennung für bisherigen Einsatz des Angestellten, Motivation 187. Was versteht man unter einer betrieblichen „Vollmacht“? Betriebliche Vollmachten (Handlungsvollmacht, Prokura) geben das Recht, im Rahmen und auf Rechnung des Unternehmens Rechtshandlungen vorzunehmen (Sondervollmacht, Artvollmacht, Gesamtvollmacht, Prokura) 188. Woran kann man erkennen, dass mit einer Vollmacht gehandelt wurde? Handlungsbevollmächtigte unterschreiben mit dem Zusatz „i.V.“ oder „i.A.“ und ihrem eigenen Namen. Prokuristen unterschreiben mit dem Zusatz „pp.“ Bzw. „ppa“ und ihrem Namen. Prokuristen sind außerdem im Handelsregister aufgeführt. 189. Welche Formvorschriften gelten für die Erteilung von Handlungsvollmachten? Die Erteilung einer Handlungsvollmacht ist formlos, d. h. mündlich, schriftlich oder stillschweigend, jeder Bevollmächtigte kann Untervollmachten erteilen und sie muss nicht ins Handelsregister eingetragen werden. Prokura muss ausdrücklich erfolgen und ins Handelsregister eingetragen werden. 190. Wann erlischt eine erteilte Handlungsvollmacht? Die Handlungsvollmacht erlischt − durch Widerruf − bei Ausscheiden des Handlungsbevollmächtigten aus dem Arbeitsverhältnis − durch Auflösung des Unternehmens − bei Verkauf des Unternehmens − bei Einzelvollmacht nach Durchführung des Auftrags 191. Welche Geschäfte und Rechtshandlungen darf ein Gesamtbevollmächtigter ausführen? Er darf alle gewöhnlichen Geschäfte und Rechtshandlungen im Betrieb eines Handelsgewerbes dieser Art vornehmen. Außerdem darf er Art- und Einzelvollmachten erteilen. 192. Welche Rechtsgeschäfte bedürfen trotz allgemeiner Handlungsvollmacht einer besonderen Ermächtigung?

- Verkauf von Grundstücken - Belastung von Grundstücken mit Grundpfandrechten - Führen von Prozessen - Aufnahme von Darlehen

193. Worin unterschieden sich Einzelvollmacht und Artvollmacht? Artvollmacht berechtigt Angestellte bestimmte Rechtsgeschäfte dauernd zu erledigen. Einzelvollmacht berechtigt Angestellte ein bestimmtes Rechtsgeschäft ein einziges Mal auszuführen. 194. Welche typischen Vollmachten gehören zur Artvollmacht eines Handlungsreisenden?

- Kaufverträge abschließen - Mängelrügen des Kunden annehmen - Evtl. Zahlungstermine vereinbaren und Zahlungen annehmen (Inkassovollmacht)

Prokura 195. Was versteht man unter einer „Prokura“? Prokura ist die Befugnis alle Arten von gewöhnlichen und außergewöhnlichen Rechtshandlungen und Geschäften im Betrieb eines Handlungsgewerbes vornehmen zu dürfen. 196. Was muss nach HGB bei der Erteilung der Prokura beachtet werden? Die Erteilung muss ausdrücklich (schriftlich oder mündlich) erfolgen. Sie darf nur vom Inhaber des Handelsgeschäfts, bzw. im Fall von Kapitalgesellschaften von der Geschäftsführung, erteilt werden und muss ins Handelsregister eingetragen werden. 197. Wann wird die Erteilung der Prokura wirksam? Im INNENVERHÄLTNIS (d. h. gegenüber dem Unternehmen) tritt sie sofort mit der ausdrücklichen Erteilung durch den Geschäftsinhaber, bzw. Geschäftsführer ein. Im AUßENVERHÄLTNIS (d. h. gegenüber Außenstehenden Dritten) wird sie erst mit der Eintragung ins Handelsregister, bzw. mit der Bekanntgabe an den betroffenen Dritten wirksam.

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198. Welche Arten der Prokura kennen Sie? EINZELPROKURA: Der Prokurist darf die Rechtsgeschäfte alleine abschließen. GESAMTPROKURA: Der Prokurist darf die Rechtsgeschäfte nur mit einer oder mehreren anderen Personen (Geschäftsführer, Prokuristen) gemeinsam abschließen. FILIALPROKURA: Der Prokurist darf die Rechtsgeschäfte nur für eine Filiale (Niederlassung des Unternehmens) ausüben. 199. Ist es möglich die Prokura einzuschränken? Die Prokura kann Dritten gegenüber nur auf Gesamt-, bzw. Filialprokura beschränkt werden. Sie kann zwar im Innenverhältnis weiter beschränkt werden (Verbot durch den Geschäftsführer). Diese Beschränkung ist Dritten gegenüber (also im Außenverhältnis) unwirksam. 200. Erläutern Sie den Umfang der „Einzelprokura“! Bei der Einzelprokura darf der Prokurist die Rechtsgeschäfte alleine abschließen. 201. Erläutern Sie den Umfang der „Filialprokura“! Bei der Filialprokura darf der Prokurist die Rechtsgeschäfte nur für eine Filiale abschließen. (Die Prokura ist die Befugnis alle Arten von gewöhnlichen und außergewöhnlichen Geschäften und Rechtshandlungen im Betrieb eines Handelsgewerbes vornehmen zu dürfen.) 202. Erläutern Sie den Umfang der „Gesamtprokura“! Wenn dem Prokuristen eine Gesamtprokura erteilt wurde, darf er Rechtsgeschäfte nur zusammen mit dem Geschäftsführer bzw. einem anderen Prokuristen ausführen. 203. Nennen Sie Vorteile der Gesamtprokura für den Geschäftsinhaber! Die Gefahr Fehlentscheidung zu treffen wird geringer, da immer eine zweite Meinung besteht. Fachliche Ergänzung der Prokuristen. Gegenseitige Kontrolle der Prokuristen 204. Welche Arten der Handlungsvollmacht darf ein Prokurist erteilen?

• Gesamtvollmacht • Einzelvollmacht • Artvollmacht

205. Zu welchen Geschäften ist ein Prokurist grundsätzlich nur mit besonderer Ermächtigung berechtigt?

• Belastung von Grundstücken durch Hypothek oder Grundschuld • Verkauf von Geschäftsgrundstücken

206. Zu welchen Rechtsgeschäften ist ein Prokurist grundsätzlich nicht berechtigt? • Gesellschafter aufnehmen • Unternehmen verkaufen, liquidieren oder Firma ändern • Prokura erteilen • Bilanzen und Steuererklärungen unterschreiben • Insolvenz anmelden

207. Wodurch erlischt die Prokura? Im Innenverhältnis erlischt sie durch

• Auflösung des Unternehmens • Insolvenz des Unternehmens • Verkauf des Unternehmens • Widerruf • Austritt aus dem Unternehmen vom Prokuristen • Löschung im Handelsregister

Im Außenverhältnis erlischt sie durch Löschung im Handelsregister, bzw. durch ausdrückliche Mitteilung an Dritte

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Fragenkatalog 6 „Zahlungsverkehr“

Zahlungsformen 208. Außer der bargeldlosen Zahlung gibt es zwei weitere Zahlungsarten. Nennen Sie diese und ordnen Sie das jeweils verwendete Formular zu! Wer benötigt jeweils ein Bankkonto? Halbbare Zahlung: Zahlschein (Empfänger benötigt Konto) Nachnahme: Empfänger benötigt Konto) Formular Zahlschein Barscheck /Zahlender benötigt Konto Barzahlung: Quittung; Kein Konto nötig; bwz. Auftragsformular der Post(bank) für den Minutenservice 209. Welche Arten der Barzahlung kennen Sie? - Zahlung von Hand zu Hand, direkte Geldübergabe - Geldübergabe durch Boten - Bargeldversand mit Express – Brief - Postbank Minutenservice 210. Welcher Beleg bestätigt die Barzahlung eines Betrags? Welche Angaben sind auf diesem beleg üblicherweise enthalten? Empfänger stelle eine Quittung über den erhaltenen Betrag aus. Bestandteile: Betrag, Datum, Name des Ausstellenden Weitere mögliche Angaben: Zahlungsgrund, Name des Zahlenden, Unterschrift des Zahlungsempfängers 211. Was versteht man unter dem „Minuten-Service“ der Postbank? Unter dem Postbank Minuten Service versteht man, dass man Bargeld weltweit und in Minutenschnelle überweisen kann. Dazu geht man in eine beliebige Postfiliale und zahlt das Geld bar ein, dabei erhält man eine Auftragsnummer: Money Transfer Control Number (MTCN). Mit dieser Nummer kann dann der Empfänger das Geld dann in einer Western Union Agentur abholen bei Vorlage des Personalausweises. 212. Welche Vorteile sind mit einer Bargeldüberweisung durch den „Minuten-Service“ der Postbank verbunden?

- Sicher (Verlustrisiko nur bis zum Postschalter) - Kein Konto nötig - Weltweit in vielen Ländern möglich

213. Welche Nachteile sind mit einer Bargeldüberweisung durch den „Minuten-Service“ der Postbank verbunden?

- relativ teuer ( 4 % des übermittelten Betrags, min. 20 EUR,. Max. 200 EUR) - zeitaufwändig

214. Welche Vorteile weist eine Barzahlung auf, die direkt oder durch einen Boten erfolgt? Einfach zu organisieren, kein Konto nötig 215. Welche Nachteile weist eine Barzahlung auf, die direkt oder durch einen Boten erfolgt? Verlustrisiko, An- und Rückfahrtskosten, Zeitaufwand, Beschaffung von Bargeld manchmal teurer als eine Überweisung 216. Beurteilen Sie eine Barzahlung, die per Briefsendung erfolgt! Sicherheit: einfache Briefsendungen sind nicht gegen Verluste gesichert; Z.B. Expressbriefe lassen sich versichern Zeitaufwand: Gang zur Post, Ausfüllen der Formulare Kosten: versicherte Briefsendungen relativ teuer, unversicherte dagegen billig Kein Konto nötig Halbbare Zahlung 217. Nennen Sie die Möglichkeiten einer halbbaren Zahlung! Barscheck – Zahlschein – Nachnahme 218. Was versteht man unter einer Zahlung mit „Zahlschein“? Halbbare Zahlung: Betrag wird bar auf das Konto des Zahlungsempfängers einbezahlt. 219. Welche Vorteile sind mit einer Zahlung per Zahlschein verbunden? Zahlungspflichtiger benötigt kein Konto, Sicherheit im Vergleich zur Barzahlung 220. Welche Nachteile sind mit einer Zahlung per Zahlschein verbunden? Im Vergleich zur Überweisung sind die Bearbeitungsgebühren relativ hoch und die Zahlung ist relativ aufwändig (Gang zur Bank, Ausfüllen der Formulare)

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221. Was versteht man unter „Nachnahme“? In welchem Fall ist diese Versandart angebracht? Empfänger erhält Sendung vom Paketzusteller oder Postboten gegen Zahlung des Nachnahmebetrages. Dieser wird mittels Zahlkarte auf des Konto des Absenders einbezahlt. Versandart bietet sich bei Neukunden und Kunden, deren Zahlungsverhalten fragwürdig ist, an. Scheck 222. Beschreiben sie, was man unter einem Scheck versteht? Scheck ist eine schriftliche unbedingte Anweisung an die eigene Bank (=Bezogener) eine bestimmte Geldsumme auszuzahlen. Er muss bestimmte Bestandteile aufweisen, um gültig zu sein. 223. Nennen Sie außer dem Barscheck drei weitere Scheckarten und erläutern Sie diese kurz! Neben dem Barscheck (Barauszahlung beim bezogenen Kreditinstitut) gibt es:

- Verrechnungsscheck (keine Barauszahlung, Gutschrift auf dem Konto des Empfängers) - Inhaberscheck (Wer Scheck vorlegt, kann Einlösung verlangen) - Orderscheck (darf nur an den auf dem Scheck angegebenen Zahlungsempfänger asbezahlt

werden) 224. Welche gesetzlichen Bestandteile muss ein Scheck aufweisen? Welche Folge hat das Fehlen eines dieser Bestandteile?

- Name des bezogenen Kreditinstituts (Bank des Ausstellers) - Zahlungsort - Bezeichnung „Scheck“ im Text - Unbedingte Anweisung zur Zahlung einer bestimmten Summe - Ausstellungsort und –tag - Unterschrift des Ausstellers

Fehlt ein gesetzlicher Bestandteil ist der Scheck ungültig 225. Schecks enthalten „kaufmännische“ Bestandteile. Nennen Sie typische Beispiele! Welche Folge hat das Fehlen eines dieser Bestandteile? Bankleitzahl, Kontonummer, Schecknummer, Überbringerklausel usw. Fehlt ein kaufm. Bestandteil, so hat dies keine Auswirkung auf die Gültigkeit des Schecks. Sie dienen lediglich der leichteren Bearbeitung. 226. Nach welchem Zeitraum muss eine Bank einen eingereichten Scheck nicht mehr einlösen? Wie wird eine Bank mit einem „abgelaufenen“ Scheck verfahren? Inlandsschecks müssen innerhalb von 8 Tagen vorgelegt werden. Ältere Schecks müssen nicht mehr eingelöst werden. I.d.R. werden sie aber noch eingelöst, wenn sie vom Aussteller nicht gesperrt wurden. 227. Welche Art des Schecks wird üblicherweise verwendet? Fast alle verwendeten Schecks sind Inhaberschecks (Überbringerschecks), die als Barscheck ausgegeben und durch den Zusatz (Nur zur Verrechnung) in Verrechnungsschecks umgewandelt werden. 228. Welcher Eintrag auf einem Scheck gilt im Zweifel, wenn der Betrag in Ziffern und der Betrag in Buchstaben sich unterscheiden? Im Zweifel gilt die in Buchstaben angegebene Summe. 229. Welche Auswirkung hat die Streichung der Überbringerklausel („... Zahlen Sie gegen diesen Scheck an ... ODER ÜBERBRINGER...“) für die Gültigkeit und Auszahlung des Schecks? Eine Streichung der Überbringerklausel gilt als nicht vorgenommen. Scheck bleibt weiterhin als Inhaberscheck gültig. 230. Wie sollte sich der Empfänger eines Schecks verhalten ,wenn er den Scheck verliert? Bank sofort benachrichtigen und Scheck (Schecknummer nageben!) sperren lassen. 231. Erläutern Sie, was man unter einem „Barscheck“ versteht! Barscheck ist eine Anweisung an die eigene Bank „bezogene Bank“), den angegebenen Betrag bei Vorlage bar auszuzahlen und das eigene Guthaben (Konto) damit zu belasten. 232. Aus welchen Gründen könnte eine Zahlung mit Barscheck einer Barzahlung vorzuziehen sein?

• keine Verluste durch Verzählen oder Falschgeld • Betragshöhe kurzfristig änderbar • Geringer Bargeldbestand möglich • Liquidität schnell verfügbar • Barscheck kann einfach in Verrechnungsscheck umgewandelt werden mehr Sicherheit

233. Welche Nachteile sind mit der Annahme eines Barschecks verbunden? Barscheck ist Inhaberpapier, d.h. jeder, der den Scheck einlöst, erhält den Betrag bar ausbezahlt. Bei Diebstahl oder Verlust kann der Weg des Geldes nicht nachvollzogen werden.

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234. Bei welcher Stelle kann ein Barscheck eingelöst werden? Barscheck wird nur von bezogener Bank (Bank des Ausstellers) bar eingelöst. Scheck kann zwar bei jeder anderen Bank eingelöst werden, dann erfolgt aber keine Barauszahlung, sondern lediglich eine Gutschrift auf dem Konto desjenigen, der den Scheck eingelöst hat. 235. Wie wird aus einem Barscheck ein Verrechnungsscheck? Vermerk „nur zur Verrechnung“ auf dem Scheckformular 236. Worin liegt die besondere Sicherheit eines Verrechnungsschecks? Verrechnungsschecks dürfen nicht in bar ausbezahlt werden. Werden immer einem Konto gutgeschrieben. Empfänger des Schecks ist feststellbar Bargeldlose Zahlung 237. Welche Arten der bargeldlosen Zahlung einer einmaligen Rechnung bieten sich sinnvollerweise an? 238. Welche Vorteile bietet die bargeldlose Zahlung dem Zahlenden? Rationell (geringer Aufwand), sicher, kostensparend Überweisung 239. Erläutern Sie kurz, was man unter einer „Überweisung“ versteht! Umbuchung eines Geldbetrages von einem Bankkonto auf ein anderes. 240. Welche Arten der Überweisung sind von Bedeutung? Einzelüberweisung, Sammelüberweisung, Lastschriftverfahren (Einzugsermächtigung, Abbuchungsauftrag), Dauerauftrag, (außerdem: Eilüberweisung, Auslandsüberweisung) 241. Beschreiben Sie den Weg einer Überweisung von der Ausstellung bis zur Gutschrift!

1. Abgabe des Überweisungsformulars bei der Bank des Zahlungspflichtigen (Original bleibt bei der Bank, Durchschlag beim Aussteller)

2. Bank belastet Konto des Zahlungspflichtigen 3. Bank des Zahlungspflichtigen verrechnet Betrag mit Empfängerbank über die zuständige

Landeszentralbank 4. Empfängerbank schreibt Betrag auf dem Konto des Empfängers gut.

242. Beschreiben Sie, was man unter einer „Sammelüberweisung“ versteht! Welche Vorteile für Aussteller und Bank sind damit verbunden? Zahlungen an mehrere Empfänger werden auf einem Formular zusammengefasst. Bank muss nur eine „Sammel-)Buchung vornehmen. Zeitersparnis für Aussteller, Kostenersparnis für Aussteller 243. Welche Vorteile hat eine Überweisung gegenüber einer Zahlung per Scheck?

- geringerer Verwaltungsaufwand - geringere Gebühren - Missbrauchsgefahr geringer

244. Welche Vorteile hat eine Überweisung gegenüber der Erteilung einer Einzugsermächtigung? - Gefahr einer fehlerhaften Abbuchung besteht nicht. Späterer Widerruf nicht nötig - Zahlungszeitpunkt kann vom Zahlenden bestimmt werden - Entscheidung über Zahlungshöhe (Skontoabzug, Teilzahlung) liegt beim Zahlenden

Dauerauftrag 245. Erläutern Sie den Begriff „Dauerauftrag“! Für welche Zahlungen eignet sich diese Zahlungsweise besonders? Zahlungspflichtiger ermächtigt seine Bank, zu Lasten seines Kontos regelmäßig wiederkehrende Zahlungen in gleichbleibender Höhe an denselben Empfänger zu überweisen. Z.B. Miete, Kfz-Steuer, Beiträge, Versicherungsprämien 246. Welche Vorteile hat die Erteilung eines Dauerauftrags für den Zahlungspflichtigen?

- Zeitsparend (Auftrag wird einmal vergeben) - Kein Vergessen der Zahlung (wird automatisch durchgeführt) - Zahlungszeitpunkte kann selbst bestimmt werden (gegenüber der Einzugsermächtigung)

Lastschrift 247.Erläutern Sie den Begriff „Einzugsermächtigung“! Für welche Zahlungen eignet sich diese Zahlungsweise besonders? Zahlungspflichtiger ermächtigt den Zahlungsempfänger, fällige Rechnungsbeträge (meist in wechselnder Höhe) durch Lastschrift von seinem Konto einziehen zu lassen, z.B. Telefon-, Gas- Wasser Stromrechnungen, Forderungen aus LL

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248. Unterscheiden Sie die beiden Arten des Lastschriftverfahrens! 1. Einzugsermächtigungsverfahren: Zahlungspflichtiger ermächtigt den Zahlungsempfänger

bestimmte Beträge vom Konto abzubuchen. Innerhalb sechs Wochen kann Widerspruch eingelegt und Betrag rückgebucht werden.

2. Abbuchungsverfahren: Zahlungspflichtiger informiert seine Bank, dass der Zahlungsempfänger Beträge von seinem Konto abbuchen darf. Widerspruch ist hier ausgeschlossen.

249. Wie sollte man sich bei einer fehlerhaften Abbuchung aufgrund einer erteilten Einzugsermächtigung verhalten? Welche Fristen gelten? Fehlerhafte Abbuchung kann innerhalb von 6 Wochen wieder rückgängig gemacht werden. Auftrag an Bank genügt. 250. Welche Vorteile hat die Erteilung einer Einzugsermächtigung für den Schuldner?

- Zeitersparnis - Kein Vergessen der Zahlung (Keine Mahnungen) - Ggf. automatischer Skontoabzug - Kosten der Abbuchung trägt der Gläubiger

251. Welche Vorteile hat die Erteilung einer Einzugsermächtigung für den Empfänger? - erhält pünktlich sein Geld - Zeitpunkt und Höhe des Zahlungseingangs können in bestimmten Grenzen selbst geregelt

werden - Liquiditätsplanung vereinfacht sich

Electronic Cash 252. Erläutern Sie das Electronic-Cash-System! Die Zahlung erfolgt mittels EC-Karte und persönlicher Geheimzahl (PIN). Die Karteninformationen werden mit einem Lesegerät erfasst. Die Zahlungsdaten werden an ein Rechenzentrum weitergeleitet und geprüft. (Gültigkeit der Karte und Kontostand). Der Vorgang wird anschließend angenommen oder abgelehnt. Bei Annahme der Zahlung wird dem Kunden eine Quittung ausgestellt. Anschließend erfolgt die Überweisung des Betrags (Abbuchung vom Konto des Kunden, Gutschrift auf das Konto des Zahlungsempfängers). 253. Die Zahlung mittels EC-Karte kann auf zwei Arten erfolgen. Um welche Arten handelt es sich? Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Zahlungsarten? Der Hauptunterschied zwischen dem „POS“-Verfahren und dem „POZ“-Verfahren liegt in der Sicherheit des Zahlungseingangs für den Zahlungsempfänger: - POS-Zahlungen (Zahlungen am „Point-of-Sale“): Die Zahlung erfolgt erst nach Eingabe der Geheimnummer (PIN). Erst nach Überprüfung des Kontostands wird die Zahlung ermöglicht. - POZ-Zahlungen (Zahlungen am „Point-of-Sale ohne Zahlungsgarantie“): Die Kartenzahlung wir ohne Geheimnummer akzeptiert. Es wird lediglich überprüft, ob die Karte gesperrt ist. Der Kunde bestätigt die Zahlung durch seine Unterschrift auf einem Abbuchungsauftrag. 254. Welche Gründe könnten den Inhaber eines Ladengeschäfts dazu bewegen, Kartenzahlungen nach dem POZ-System abzuwickeln? POZ-Zahlungen sind deutlich günstiger für den Zahlungsempfänger: Die Kosten für die Überprüfung des Kontostands und der Gültigkeit der Karte entfallen. 255. Welche Gründe könnten den Inhaber eines Ladengeschäfts dazu bewegen, Kartenzahlungen nicht nach dem POZ-System, sondern nach dem POS-System abzuwickeln? Bei POZ-Zahlungen wird die Zahlung ohne Geheimnummer akzeptiert. Es wird lediglich überprüft, ob die Karte gesperrt ist.

Der Zahlungseingang ist deutlich unsicherer als beim POS-System, da keine Einlösungsgarantie durch die Bank des Zahlenden vorliegt. Für die vom Kunden quittierte Lastschrift besteht keine Einlösungsgarantie 256. Welche Vorteile bietet das Electronic-Cash-System dem Gläubiger?

- Geringer Bargeldbestand (Sicherheit) - Niedrigere Gebühren als bei der Kreditkartenabrechnung

- Schnelle Gutschrift des geschuldeten Betrags - Hohe Sicherheit des Zahlungseingangs (Prüfung des Kontostands!)

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Kartenzahlung 257-1 Welche Karten können Sie als Bankkunde für Ihr Girokonto erhalten? Beschreiben Sie kurz die Unterschiede!

- Einfache Bankkarte (meist mit Geldkartenfunktion). Sie erlaubt Abhebungen beim eigenen Kreditinstitut und die Benutzung der bankeigenen Kontoauszugsdrucker. - EC-Karte (meist mit Geldkartenfunktion, oft auch mit Kreditkartenfunktion). Sie erlaubt Abhebungen auch bei anderen Kreditinstituten und die Teilnahme am POS- Verfahren. 257-2 Welche Sicherheitsmaßnahmen sollte man beim Umgang mit seiner EC-Karte beherzigen? 257.1 - EC-Karte wie Bargeld sichern.

- EC-Karte nicht aus der Hand geben. - EC-Karte und Geheimnummer stets getrennt aufbewahren. - Geheimnummer möglichst auswendig lernen und nicht in Schriftform aufbewahren. - Geheimnummer nicht in Gegenwart Anderer eingeben. - EC-Transaktionen an Automaten abbrechen, wenn ein Verdacht auf Unregelmäßigkeiten auftaucht.

258. Welche Besonderheiten weisen „Geldkarten“ gegenüber EC-Karten auf? Geldkarten enthalten einen Computer-Chip, der Geldbeträge speichert. Die Beträge werden vom Konto des Kartenbesitzers auf den Chip übertragen und können von diesem Chip ohne Geheimnummer jederzeit in beliebigen Teilbeträgen abgerufen werden (=elektronische Geldbörse). Abbuchungen sind nur bei entsprechendem Guthaben möglich, ein Überziehungskredit ist nicht möglich. 259. Welche Nachteile weisen Geldkarten gegenüber ec-Karten auf?

- nur kleinere Beträge abrufbar - Bei Verlust kann ein unehrlicher Finder ohne Geheimnummer den geladenen Betrag auf der

Geldkarte abrufen - Relativ wenige Händler akzeptieren Geldkartenzahlungen

260. Welche Vorteile hat der Karteninhaber durch die Kreditkarte? - Erhöhung der Liquidität (Kredit) - Barkredit an Bankautomaten (PIN!!) - Zinsgewinn durch späte Belastung des Kontos - Regelmäßige Zusammenstellung der angefallenen Zahlungsausgänge - Meist Zusatzleistungen (z.B. Versicherungsschutz bei Kartenzahlung) - Begrenzte Haftung bei unverschuldetem Verlust oder Diebstahl - Zahlungen auch über Internet möglich

261 Welche Nachteile können Kreditkarten für den Karteninhaber aufweisen? - Kosten (Jahresgebühr) - Hohe Zinsbelastung bei Überziehung des Kontos - Hohe Liquidität verleitet zu unüberlegten Ausgaben

262. Welche Vorteile sind für den Gläubiger mit der Annahme von Kreditkarten verbunden? - Kundenfreundlichkeit - Evtl. Erweiterung des Kundenstamms (Marketing) - Verringerung des Bargeldbestandes (Sicherheit)

263. Mit welchen Argumenten könnte der Gläubiger die Annahme von Kreditkartenzahlungen ablehnen?

- relativ hohe Kosten für Umsatzprovisionen an das Kreditkartenunternehmen - bei nicht-elektronischer Abrechnung Arbeitsaufwand für die Belegabrechnung - relativ später Zahlungseingang

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Homebanking 264. Beschreiben Sie kurz, was man unter „Homebanking“ versteht! Zugang zum eigenen Bankkkonto wird über Computer mittels Telefonleistung und entsprechender Software hergestellt. Nach Eingabe der persönlichen Identifikationsnummer (PIN) können aktuelle Daten des Kontos abgefragt werden. Buchungen (Überweisugnen, Daueraufträge etc.) sind erst nach Eingabe einer TAN (Transaktionsnummer) möglich. Für jede Aktion ist eine eigene –stets veränderte- TAN-Nummer einzugeben. 265. Was ist der Unterschied zwischen der PIN und der TAN? PIN (persönliche Identifikationsnummer) wird für jedes Konto ausgestellt. Ändert sich nur selten. PIN ermöglicht Zugang zu den Daten des Kontos, die Barabhebung am Geldautomaten, Umbuchungen auf die Geldkarte oder EC-Zahlungen am POS. Für Online-Buchungen beim Homebanking sind TAN (Transaktionsnummern) erforderlich. Da für jede Aktion (Überweisung) eine eigene –stets veränderte- TAN-Nummer einzugeben ist, erhält der Bankkunde zum Homebanking einer längere Liste mit TAN-Nummern. Kontoauszug 266. Welche Daten sind im Kontoauszug aufgelistet? Name und Sitz der Bank, Bankleitzahl, Kontonummer, Name des Kontoinhabers, Erstellungsdatum des Kontoauszuges, Laufende Nummer des Kontoauszuges, Alter und neuer Kontostand, Buchungsdatum, Wertstellungsdatum, Buchungstext, Gutschrift („HABEN“) oder Belastung („SOLL“),

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Antworten 7 „Lagerhaltung“

Lager 267. Aus welchen Gründen unterhalten Unternehmen Warenlager?

- Sicherung der Produktion bzw. Versorgung der Kunden - Überbrückung von Lieferfristen - Stabilisierung der Einkaufspreise - Größere Rabatte durch größere Bestellungen - Verringerung der Bestellkosten durch weniger Bestellungen - Um Waren reifen bzw. veredeln zu können

268. Welche Anforderungen müssen an eine Lager gestellt werden? Ein Lager muss

- sicher sein(gegen Einbruch, Diebstahl) - die Qualität der Güter erhalten, oder sogar verbessern (Witterungsschutz, Kühlung usw.) - wirtschaftlich sein - organisiert sein (problemlose Auffindung und Beschaffung der Waren)

269. Welche Arten von Lagern kennen Sie? Beschreiben Sie die einzelnen Lager jeweils kurz! Wareneingangslager, Vorratslager, Zwischenlager, Pufferlager, Werkzeuglager, Ersatzteillager, Versandlager, Dezentrale Lager, Zentrale Lager, Eigenlager, Fremdlager Transporthelfer 270. Was versteht man unter einem „Lagerhalter“? Selbstständiger Kaufmann, der gewerbsmäßig die Lagerung und Aufbewahrung von Gütern für andere übernimmt. 271. Beschreiben Sie drei Arten von Transporthelfern! Lagerhalter: Kaufmann, der gewerbsmäßig Güter lagert und aufbewahrt Spediteur: Kaufmann, der gewerbsmäßig Güterversendungen durch Frachtführer auf fremde Rechnung aber eigenem Namen besorgt. Frachtführer: Kaufmann, der gewerbsmäßig Güter befördert Wareneingang 272. Welche rechtlichen Wirkungen sind mit der Annahme einer Warensendung verbunden? Käufer erfüllt einen Teil seiner Verpflichtung aus dem Kaufvertrag: Annahme der ordnungsgemäß gelieferten Ware. Gleichzeit hat Verkäufer seine Verpflichtung zur ordnungsgemäßen Lieferung erfüllt. (Käufer muss Ware vor Annahme prüfen) 273. Wann und in welchem Umfang muss ein Kaufmann eingegangene Ware kontrollieren? Kontrolle muss unverzüglich erfolgen. Offene Mängel gelten sonst als akzeptiert. Kontrolle umfasst Sichtkontrolle der Ware: Übereinstimmung von Art, Qualität, Menge mit dem Lieferschein bzw. mit der Bestellung 274. Beschreiben Sie, was man unter einem „Lieferschein“ versteht! Begleitpapier einer Warensendung. Typische Inhalte: - Anschrift von Absender, Waren- und Rechnungsempfänger - Angaben zur Warensendung (Artikelnummer, Artikelbezeichnung, Warenart, Menge, Gewicht) - Auslieferungsdatum - Empfangsbestätigung Empfänger quittiert i.d.R. auf einem Durchschlag des Lieferscheins den ordnungsgemäßen Empfang der Ware Warenwirtschaftssystem 275. Welche Aufgaben sollen Warenwirtschaftssysteme erfüllen? Warenwirtschaftssysteme sollen den möglichst reibungslosen Ablauf des Warenverkehrs in einem Unternehmen regeln. Sie sollen sicherstellen, dass die vom Kunden verlangte Ware zur rechten Zeit in der verlangten Menge und Qualität lieferbar ist. Heutzutage geschieht dies mit Computersystemen, welche die Beschaffung, Lagerung und den Absatz der Produkte unterstützen und kontrollieren.

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Lagerkosten 276. Welche Kosten sind mit dem Unterhalt eines Lagers verbunden? Raumkosten (Miete bzw. Abschreibung), Personalkosten, Kosten für die Lagereinrichtung, Reparatur- und Unterhaltskosten, Lagerzinsen (Verzinsung des eingesetzten Kapitals für die Lagerbestände), Versicherungskosten um bestimmte Lagerrisiken abzudecken (Brand, Diebstahl, Wasserschäden) Bestellmengenberechnung 277. Welche Gesichtspunkte sollten bei der Berechnung der optimalen Bestellmenge berücksichtigt werden? Die optimale Bestellmenge bezeichnet innerhalb der Beschaffungslogistik jene Menge, bei der die Summe aus den fixen und variablen Bestell- sowie Lagerhaltungskosten im Planungszeitraum ein Minimum aufweist. Je öfter bestellt wird, desto höher sind die Bestellkosten und desto niedriger die Lagerhaltungskosten. Bei einer geringeren Bestellhäufigkeit sind die Lagerhaltungskosten höher und die Bestellkosten niedriger. Die optimale Bestellmenge ist erreicht, wenn die Summe aus Bestell- und Lagerhaltungskosten am geringsten ist. Lagerbestand 278. Welche Vorteile hat ein großes Lager für ein Unternehmen?

- Höhere Rabatte beim Einkauf großer Mengen, - Vermeidung von Produktionsengpässen und Lieferengpässen - Geringere Transportkosten - Zeitliche Staffelung der Bestellungen, d.h. vor allem saisonal günstigerer Einkauf

279. Welche Nachteile hat ein hoher Lagerbestand für ein Unternehmen? - Bindung von Kapital (Fremdkapitalzinsen bzw. entgangener Zinsertrag alternativer Anlagen) - Lagerrisiken: Veralten, Verderb oder Vernichtung der gelagerten Ware - Gefahr von Preissenkungen - Lagerkosten (langfristig)

Lagerorganisation 280. Beurteilen Sie die zentrale Lagerhaltung im Unterschied zur dezentralen Lagerhaltung! + bessere Überwachung, schnelleres Auffinden der Waren + leichtere Inventur + nur eine Lagerbuchhaltung + geringere Raumkosten durch optimale Nutzung der Fläche - Höhere innerbetriebliche Transportkosten, längere Wege, längere Anlieferzeiten 281. Welche Gründe sprechen für eine dezentrale Lagerhaltung? + Lagerung nahe dem Verbrauchsort spart innerbetriebliche Transportkosten + schnellere Verfügbarkeit der Waren am Verbrauchsort 282. Welche Gründe sprechen gegen eine dezentrale Lagerhaltung?

- mehrere Lagerbuchhaltungen sind nötig - höhere Lagerkosten (Kapitalbindungskosten, Raumkosten)

283. Welche Gründe könnten dafür sprechen statt eigener Lagerhaltung die Ware in fremden Lagern unterzubringen? + Kosten für Bau, Unterhalt und Einrichtung des Lagers entfallen (Personalkosten, Kapitalbindung) + Lagerkosten leichter kalkulierbar + fachgerechte Lagerung durch Lagerhalter, Abgabe eines Teils des Lagerrisikos + Waren i.d.R. zu den üblichen Geschäftszeiten jederzeit abrufbar 284. Welche Fragen sollten geklärt werden, bevor man die Entscheidung trifft, ob eine Eigenlagerung oder Fremdlagerung durchgeführt werden sollte? Begründen Sie kurz!

- Wie hoch sind die Lagerrisiken? Je niedriger, um so eher Eigenlagerung - Wie hoch sind die Lagerkosten? Je niedriger, um so eher Eigenlagerung - Müssen Waren auf Vorrat gelagert werden, oder ist Just-in-time-Lieferung möglich?

285. Nach welcher Faustformel kann entschieden werden, ob Eigen- oder Fremdlagerung kostengünstiger ist? Begründen Sie kurz! Je größer die zu lagernde Gütermenge, desto mehr rentiert sich die Eigenlagerung. (Fixkostendegression: Fixkosten verteilen sich auf größere Gütermenge)

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286. Nach welcher Faustformel kann entschieden werden, ob aus Risikoerwägungen Eigen- oder Fremdlagerung günstiger ist? Begründen Sie kurz! JE größer die Lagerrisiken, desto eher ist die Fremdlagerung lohnend. (Teil des Lagerrisikos kann auf Lagerhalter abgewälzt werden.) Lagerkennzahlen 287. Was versteht man unter dem Begriff „Mindestbestand“? Der Mindestbestand ist der Bestand von Waren der mindestens noch im Lager sein muss, um einen störungsfreien Ablauf der Betriebstätigkeit zu ermöglichen. Der Mindestbestand dient zur Überbrückung von Lieferungsverzögerungen. Er wird auf Grund von Erfahrungswerten festgelegt. (eiserne Reserve) 288. Was versteht man unter dem Begriff „Meldebestand“? Bestand, bei dessen Erreichen dem Einkauf Meldung zur Neuanschaffung der Ware gemacht werden sollte. D.h. Bestand, bei dem der Zeitpunkt der erneuten Bestellung der Ware erreicht ist. 289. Wie berechnet sich der Meldebestand? Meldebestand = Mindestbestand + (Tagesverbrauch * Lieferzeit in Tagen) 290. Was versteht man unter dem Begriff „durchschnittlicher Lagerbestand“? Wie berechnet sich der durchschnittliche Lagerbestand für den Zeitraum eines Jahres? Durchschnittlicher Lagerbestand = derjenige Bestand (bewertet zu Einstandspreisen), der über einen bestimmten Zeitraum betrachtet durchschnittlich gelagert wurde Zeigt, wie viel Kapital ständig im Lager gebunden ist Berechnungsmöglichkeiten:

- Durchschnittlicher Lagerbestand = (Anfangsbestand + Endbestand)/2 - Durchschnittlicher Lagerbestand = (1/2 Anfangsbestand + 12 Monatsbestände + ½

Endbestand)/13 291. Was versteht man unter dem Begriff „durchschnittliche Lagerdauer“? Wie berechnet sich die „durchschnittliche Lagerdauer“ für ein Jahr? Durchschnittliche Lagerdauer gibt an, wie lange eine Ware durchschnittlich auf Lager war; Lagerdauer = 360 Tage/Lagerumschlagshäufigkeit 292. Erläutern Sie den Begriff „Lagerumschlagshäufigkeit“! Sie gibt an, wie oft die Waren im Lager erneuert (gekauft und wieder verkauft/verbraucht) wurden. Je höher die Lagerumschlagshäufigkeit, umso geringer sind die Lagerkosten pro Stück, da sich die fixen Lagerkosten (Miete, Personalkosten) auf eine größere Stückzahl verteilen 293. Wie berechnet sich die „Lagerumschlagshäufigkeit“! Lagerumschlagshäufigkeit = Jahresumsatz (bewertet zu Einstandspreisen)/durchschnittlicher Lagerbestand 294. Durch welche Maßnahmen kann die Lagerumschlagshäufigkeit erhöht werden? Durch

- Senkung des durchschnittlichen Lagerbestands, z.B. durch geringere Bestellmengen und damit häufigere Bestellungen (z.B. bei Just-in-time) oder durch

- Verringerung der Meldebestände oder durch - Erhöhung des Umsatzes, z.B. durch Preissenkungen, Marketing-Maßnahmen etc.)

295. Wie wirkt sich eine Erhöhung der Lagerumschlagshäufigkeit aus? Durchschnittliche Lagerdauer wird dadurch verkürzt. Weil sich die fixen Lagerkosten dadurch auf eine größere Menge verteilen, sinken die Lagerkosten pro Stück. 296. Was versteht man unter dem Begriff „Lagerzins“? der Lagerzins gibt die anteilige Belastung eines Gutes mit den Zinsen für das von ihm gebundene Kapital an. 297. Wie berechnet sich der Lagerzins? Lagerzins = (Jahreszins * durchschnittliche Lagerdauer * 100/360

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Fragenkatalog 8 „Der Betrieb als Arbeitsplatz“

Personalmanagement 298. Welche Aufgaben soll das Personalmanagement eines Unternehmenserfüllen? Es soll Personal in ausreichender Zahl und Qualifikation bereitgestellt werden, damit das Unternehmensziel erreicht werden kann. Bsp.:

- Auswahl geeigneter Bewerber und Neueinstellung - Personalentwicklung v.a. Aus- und Weiterbildung - Planmäßiger Einsatz der Arbeitskräfte, z.B. durch Umgruppierung von Stellen - Motivation und Beurteilung - Befriedigung der Bedürfnisse der Arbeitnehmer - Personalfreisetzung z.B. durch Kurzarbeit, Entlassung

299. Welche Faktoren können den künftigen Personalbedarf beeinflussen? - derzeitiger Personalstand (Berücksichtigung von Über/Unterbeschäftigung, Altersstruktur,

Qualifikationsstruktur) - Absatzentwicklung ( zukünftige Kapazitäten) - Erwartete Innovationen - Betriebsveränderungen (Erweiterungen, Verlegungen, Schließungen) - Innerbetriebliche Rationalisierungsmöglichkeiten - Technischer Fortschritt - Vorschriften des Arbeits- und Sozialrechts

300. Nennen Sie typischen externe Möglichkeiten der Personalbeschaffung! Welche Vor- und Nachteile sind mit dieser Art der Personalbeschaffung verbunden? Agentur für Arbeit, Zeitung / Internet, Personalberater, Personalleasing, Private Arbeitsvermittlungen, Flugblätter, Plakate, Mundpropaganda, Kontakte zur Schulen Vorteile: größere Bewerberzahl, zugleich Werbung, neue Ideen, gezielt nach Anforderung suchen Nachteile: keine Kenntnisse vom Betrieb, Eingewöhnungszeit, teure und zeitintensive Suche 301. Nennen Sie die typischen interne Möglichkeit der Personalbeschaffung! Welche Vor- und Nachteile sind mit dieser Art der Personalbeschaffung verbunden? Innerbetriebliche Stellenausschreibung: (Übernahme nach der Ausbildung, Teilzeit in Vollzeitanstellung, Weiterbildung, Versetzung, Beförderung) Vorteile: Unternehmen kennt Mitarbeiter, Mitarbeiter kennt Unternehmen, keine Kosten für Inserate usw., Motivation für Mitarbeiter und Azubis, geringeres Risiko bei Bewerberauswahl Nachteil: Betriebsblindheit, Neid, Rivalität, als Vorgesetzter nicht anerkannt, Weiterbildungskosten, Motivationsverlust für abgelehnte Mitarbeiter 302. Erläutern Sie den Begriff " Personalerhaltung"! Welches Ziel soll mit Personalerhaltungsmaßnahmen erreicht werden? Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der eigenen Mitarbeiter so.. v.a. durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen erhalten und – wenn möglich – erhöht werden. Ziel: Keine Entlassungen 303.Welche Maßnahmen könnte ein Betrieb ergreifen, um zu verhindern, dass Mitarbeiter kündigen und zu anderen Betrieben wechseln? Nennen Sie jeweils typische Beispiele! Verbesserung der Arbeitsplätze, Veränderung der Arbeitszeiten, Verminderung des Leistungsdrucks, Einführung gerechter Lohnsysteme, Verbesserung des Betriebsklimas, Verbesserung der Aufstiegschancen 304. Erläutern Sie den Begriff "Personalentwicklung"! Welches Ziel soll mit Personalentwicklungsmaßnahmen erreicht werden? Personalentwicklung heißt, dass Mitarbeiter sich beruflich und persönlich weiterentwickeln können. Daher soll die Qualifikation der Mitarbeiter durch geeignete Aus-, Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen verbessert werden. Ziel: Sicherung des künftigen Personalbedarfs; Erhöhung der Zufriedenheit der Mitarbeiter (Leistungsverbesserung, geringe Fluktuation)

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305. Durch welche Maßnahmen könnte ein Unternehmen seine "Personalentwicklung" vorantreiben? Nennen Sie jeweils typische Beispiele! - Personalbeurteilungen und Mitarbeitergespräche zur Feststellung des Personalentwicklungsbedarfs des Einzelnen. - Verbesserungen bei der Ausbildung (Bildungsmaßnahmen, individuelle Betreuung) - Anpassungsfortbildung (bei veränderten Anforderungen an den Arbeitsplatz) - Aufstiegsfortbildung (für künftige anspruchsvollere Aufgaben und Beförderungen) - Umschulungsmaßnahmen: zusätzliches Wissen und Können erwerben für andere Arbeitsplätze - individuelle Schulungen: Verbesserung des Betriebsklimas, Konfliktbewältigung 306. Zählen Sie typische Möglichkeiten auf, wie ein Unternehmen die Leistungsbereitschaft seiner Mitarbeiter erhöhen kann! - finanzielle Anreize (Leistungslohn, Prämienlohn, Umsatzbeteiligung), Gewinnbeteiligung, Unternehmensbeteiligung, Übertragung von Verantwortung und Vollmachten, Job enrichment, Gruppenarbeit, Weiterbildung, Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitszeitregelungen (Gleitzeit, Teilzeit, Sabbatical), unentgeltliche oder besonders günstige Sonderleistungen (Werkswohnung, betriebliche Altersversorgung, verbilligte Produkte) 307. Beschreiben Sie was man unter „Job-Enrichment“ versteht! Welche Ziele verfolgt ein Unternehmen damit? Form der Arbeitsorganisation (Arbeitsbereicherung): erweiterte Entscheidungs- und Kontrollrechte der Mitarbeiter in ihren Aufgabenbereichen. höhere Verantwortung. Ziele: Motivation der Mitarbeiter; Erhöhung der Arbeitszufriedenheit, geringere Fluktuation, höherer Einsatz, bessere Arbeitsqualität 308. Stellen Sie kurz dar was man unter „Job-Rotation“ versteht? Welche Ziele verfolgt ein Unternehmen damit? Form der Arbeitsorganisation (Arbeitsplatzwechsel) Mitarbeiter wechseln (in regelmäßigen Abständen) ihren Arbeitsplatz. Bei Job-Rotation wird jeweils höher qualifiziertes Personal benötigt, als bei einer reinen Arbeitsteilung. Dies macht jedoch die Tätigkeit für die Mitarbeiter interessanter und steigert die Identifikation mit Arbeitsinhalten und -zielen. Ziele: Verringerung der Monotonie am Arbeitsplatz Verringerung von Unfallgefahren und Gesundheitsschäden Arbeitnehmer sollen Einblicke in andere Aufgabenbereiche erhalten, betriebliche Zusammenhänge besser erkennen können und Verantwortungsbereitschaft entwickeln. 309. Definieren Sie den Begriff „Zeitlohn“! Die Entlohnung richtet sich nach der Anwesenheit am Arbeitsplatz unabhängig von der erbrachten Leistung. Dabei bleibt die Quantität und die Qualität der Arbeitsleistung bei der Lohnbestimmung unberücksichtigt. Messung der Leistung durch andere Methoden (Personalbeurteilungen, Verkaufszahlen etc.). Leistung fließt aber nicht unmittelbar in die Entlohnung ein. 310. Für welche Arten von Tätigkeiten eignet sich der Zeitlohn besonders?

- Arbeiten mit hohen Qualitätsanforderungen - Fließbandarbeit, wenn das Tempo vom Arbeiter nicht selbst bestimmt werden kann - Einarbeitung in neue Aufgabengebiete - Bei schwieriger und unmöglicher Leistungsmessung - Arbeiten mit Leistungsschwankungen

311. Welche Vor- und Nachteile sind aus der Sicht des Arbeitgebers mit dem Zeitlohnsystem verbunden? + Höhere Qualität durch weniger Zeitdruck + Schonung der Arbeitnehmer (und Betriebsmittel) + einfaches Abrechnungsverfahren + Lohnkosten pro Stück sinken bei überdurchschnittlicher Leistung + Weniger Arbeitsunfälle - Geringer Leistungsanreiz - Leerlaufzeiten werden nicht immer sinnvoll genützt - Quantität der Arbeit sinkt oft ohne zusätzliche Kontrollen - Mitarbeiter müssen zusätzlich motiviert werden 312. Beschreiben Sie die wesentlichen Kennzeichen des Akkordlohns! Form des Leistungslohns: Die Entlohnung erfolgt in Abhängigkeit von der erbrachten Arbeitsmenge.

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313. Für welche Arten von Arbeiten eignet sich der Akkordlohn besonders? Der Akkordlohn kann angewandt werden, wenn es sich um gleichartige, messbare und regelmäßig wiederkehrende Tätigkeiten handelt. Das Produktionsergebnis (Arbeitstempo) muss sich durch den Arbeiter beeinflussen lassen. Z.B. Montagearbeiten, Bauarbeiten 314. Aus welchen Gründen könnte es sinnvoll sein, Arbeiter nach dem Akkordlohnsystem zu entlohnen? - Anreiz zur Leistungssteigerung - genaue Kalkulation, da Lohnkosten je Stück konstant - für AN ist es gerechter, da fleißigere AN mehr verdienen - Kein Risiko der Minderleistung für den Betrieb - Weniger Kontrolle nötig - hoher Ausnutzungsgrad der Maschinenkapazität 315. Welche Argumente sprechen aus Sicht der Arbeitnehmer gegen das Akkordlohnsystem? - Überanstrengung = gesundheitliche Schäden bei überhöhtem Tempo - geringer Verdienst bei niedriger Leistung - schwankender Lohn - niedrige Arbeitszufriedenheit - vorzeitige Ermüdung, Stress 316. Welche Argumente sprechen aus Sicht der Arbeitgeber gegen das Akkordlohnsystem? - Qualitätsminderung - mehr Arbeitsunfälle - geringere Qualität - niedrige Arbeitszufriedenheit - hoher Krankenstand - Überbeanspruchung der Maschinen 317. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit man Arbeitsleistungen nach dem Akkordlohnsystem entlohnen kann? - bekannter, gleichartiger, sich regelmäßig wiederholender und messbarer Arbeitsablauf; - Arbeitstempo kann vom Arbeiter beeinflusst werden 319. Erläutern Sie kurz das Prämienlohnsystem! Prämienlohn = Grundlohn + Zusatzlohn für Sonderleistungen Besondere Leistungen werden extra vergütet, z. B. Qualitätsprämien, Ersparnisprämien, Gut zum Kombinieren von Zeitlohn und Leistungslohn 320. Für welche Arten von Arbeiten eignet sich der Prämienlohn besonders? Besondere Qualitätsarbeit, Arbeiten mit teuren Rohstoffen (Materialersparnis, Senkung der Ausschussquote), Terminarbeiten, Übernahme von Sonderaufgaben 321. Beschreiben Sie typische Möglichkeiten zur Erfolgsbeteiligung von Arbeitnehmern! - Gewinnbeteiligung: Individualbeteiligung: einzelner Mitarbeiter erhält unmittelbare Beteiligung am Erfolg (z.B. 13./14. Monatsgehalt) Kollektivbeteiligung: Gewinnanteile der Mitarbeiter kommen allen zugute z.B. Betriebskindergärten, Werkswohnungen etc. - Kapitalbeteiligung: Arbeitnehmer werden Teilhaber durch z.B. Ausgabe von Belegschaftsaktien, Arbeitnehmer werden Gläubiger des Unternehmens durch z.B. eine stille Beteiligung - Ausschüttung von den Aktien für Mitarbeiter 322. Welche Vorteile bringt eine Erfolgsbeteiligung der Arbeitnehmer a) dem Unternehmen b) den Arbeitnehmern? Unternehmen

- Interesse der Arbeitnehmer am Erfolg des Unternehmens steigt - Anreiz zur Leistungssteigerung - Motivation steigt - Geringe Fluktuation und Fehlzeiten - Steuerersparnis

Arbeitnehmer: - Vermögensbildung (zusätzliches Einkommen) - Steigende Arbeitszufriedenheit - Positive Identifikation mit dem Unternehmen - Besseres Betriebsklima

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Kollektivverträge 323. Was versteht man unter „Kollektivverträgen“? Worin unterscheidet sich diese Vertragsform von „Individualverträgen“? Nennen Sie jeweils zwei typische Beispiele aus dem Arbeitsrecht! Kollektivverträge werden zwischen Gruppen von Personen geschlossen, z.B. zwischen Arbeitgeberverbänden und Arbeitnehmerverbänden (z.B. Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen) Individualverträge werden zwischen einzelnen Personen geschlossen (z.B. Arbeitsvertrag, Ausbildungs vertrag) 324. Zwischen welchen Vertragspartnern wird ein Tarifvertrag abgeschlossen? Zwischen Arbeitgebern (Arbeitgeber sind entweder Arbeitgeberverbände oder einzelne Großunternehmen) und Arbeitnehmern (Gewerkschaften). 325. Erläutern Sie den Begriff „Tarifautonomie“! Tarifpartner schließen die Tarifverträge rechtsverbindlich ohne staatliche Eingriffe ab. 326. Nennen Sie bedeutende Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen! Arbeitgeberverbände: BDA (Bund der Deutschen Arbeitgeberverbände), Gesamtmetall Gewerkschaften: DGB, Ver.di, IG Metall 327. Welche Aufgaben erfüllen Gewerkschaften? Gewerkschaften sind Selbsthilfeorganisationen der Arbeitnehmer. Sie wollen z.B. die Arbeitsbedingungen verbessern, eine Verringerung der Arbeitslosigkeit erreichen, die staatliche Sozialversicherung verbessern, Einfluss auf die staatl. Wirtschafts- und Sozialpolitik ausüben 328. Welche Aufgaben erfüllen die Arbeitgeberverbände? Arbeitgeberverbände sind Selbsthilfeorganisationen der Unternehmen. Zu ihren Aufgaben gehören z.B. Verhandlungen mit dem Tarifpartner, Beratung der Mitglieder, Vertretung der Unternehmensinteressen, Beobachtung und Lenkung des Arbeitsmarktes, Mitarbeit bei den Sozialversicherungsträgern 329. Welche beiden grundsätzlichen Arten von Tarifverträgen werden unterschieden? Welchen Inhalt haben diese beiden Tarifvertragsarten jeweils? Lohn-/Gehaltstarifvertrag: regelt Art und Höhe der Vergütung, Gehalts- und Lohngruppen, Akkordlohsätze, Zulagen, Manteltarifvertrag regelt die allgemeinen Arbeitsbedingungen z.B. Urlaubsregelungen, Arbeitszeit, Rationalisierungsschutz, Arbeitsschutz, Kündigungsschutz 330. Welche Pflichten ergeben sich aus einem Tarifvertrag für die beiden Vertragsseiten?

- Tarifbindung: Vertragspartner sind an den Tarifvertrag gebunden (Mindestbedingungen) - Friedenspflicht: keine Streiks, Aussperrungen während der Gültigkeit des Tarifvertrags - Nachwirkung: Tarifvertrag gilt nach Ablauf oder Kündigung weiter, bis neuer Tarifvertrag gültig

abgeschlossen wurde 331. Für welchen Personenkreis gelten die Tarifvereinbarungen? Tarifvereinbarungen haben grundsätzlich nur Gültigkeit für die Vertragsparteien, d.h. z.B. auf Arbeitnehmerseite nur für Gewerkschaftsmitglieder. Tarifverträge sind meistens aber auch für Nichtmitglieder einer Gewerkschaft oder eines Arbeitgeberverbandes gültig. Es kann in einzelnen Arbeitsverträgen vereinbart werden oder der Tarifvertrag wird vom Bundesarbeitsminister für allgemeingültig erklärt. 332. Für welchen Zeitraum gelten Tarifverträge? Tarifverträge gelten bis zur Kündigung bzw. bis zum Zeitablauf. Grundsatz der Nachwirkung: Tarifvertrag gilt bis ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen ist. 333. Muss ein Arbeitgeber die Tarifvereinbarungen einhalten? Tarifbindung: Arbeitgeber ist an den Vertrag gebunden, wenn er ihn unterschrieben hat bzw. Mitglied eines Verbandes ist. Da die Tarifverträge Mindestvereinbarungen festlegen, dürfen diese Vereinbarungen nicht unterschritten werden, eine Besserstellung der Arbeitnehmer ist aber möglich. 334. Erklären Sie die Begriffe „Streik“ und „Aussperrung“! Welche Gemeinsamkeit verbindet diese beiden Begriffe? Beides sind Maßnahmen des Arbeitskampfes, falls es bei Tarifverhandlungen zu keiner Einigung kommt. Streik: Ein Streik ist eine kollektive Arbeitsniederlegung (Verweigerung), um bestimmten Forderungen Nachdruck zu verleihen. Aussperrung: Die Aussperrung ist Gegenmittel der Arbeitgeber, um sich gegen Streiks zur Wehr zu setzen. Sie bedeutet den vorübergehenden Ausschluss mehrerer Arbeitnehmer von Beschäftigung und Lohnzahlung, also eine Betriebseinstellung.

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335. Unter welchen Voraussetzungen können Streiks bei Tarifverhandlungen zur Durchsetzung der Gewerkschaftsziele durchgeführt werden? Unter welchen Umständen werden die Streiks wieder beendet? Voraussetzungen:

- Kündigung oder Zeitablauf des Tarifvertrages - Ergebnislose Tarifverhandlungen bzw. erfolgloser Schlichtungsversuch - Urabstimmung (75 % müssen für Streik stimmen)

Ende des Streiks: Kompromiss Urabstimmung (mind. 25 % müssen dem Tarifergebnis zustimmen) 336. Welche Folgen ergeben sich für die betroffenen Arbeitnehmer aus der Teilnahme an einem Arbeitskampf? Streik: Mitglieder der Gewerkschaft erhalten Streikgeld als Ersatz für Verdienstausfall. Nichtmitglieder erhalten keine Unterstützung. Aussperrung: nur Gewerkschaftsmitglieder erhalten Streikgeld Arbeitsverhältnis bleibt bestehen, es erfolgt keine Kündigung Bei wilden Streiks wird kein Streikgeld gezahlt, Verlust des Arbeitsplatzes möglich 337. Beschreiben Sie die Vorteile, welche sich für Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch einen Tarifvertrag ergeben! Planungssicherheit der Arbeitgeber: feste Löhne und Gehälter ergeben verlässliche Kalkulationsgrundlage; längerfristige Personalplanung durch Manteltarifverträge, einheitliche Arbeitsbedingungen bei Branchentarifverträgen Verringerung der Personalfluktuation Arbeitnehmer sichern sich Mindestbedingungen; gerechtere Entlohnung wird angestrebt. Gleichbehandlung der Arbeitnehmer 338. Beschreiben Sie kurz was man unter dem Begriff „Betriebsvereinbarung“ versteht! Worin unterscheiden sich Betriebsvereinbarungen von Tarifverträgen? Kollektivverträge zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat eines Unternehmens. Betriebsvereinbarungen gelten ausschließlich für den betroffenen Betrieb. Vertragspartner auf Arbeitnehmerseite ist Betriebsrat. 339. Welche Inhalte werden in Betriebsvereinbarungen geregelt? - Arbeitszeitregelungen, z.B. Wochenarbeitszeit, Gleitzeitregelungen, - Urlaubsregelungen - Unfallverhütungsregelungen - Beteiligung der AN am Unternehmen, vermögenswirksame Leistungen, - betriebliches Vorschlagswesen, - Sozialpläne, - Außertarifliche Zahlungen 340. Erläutern Sie, was unter einem „Sozialplan“ zu verstehen ist! Welche Inhalte werden in Sozialplänen geregelt? Form der Betriebsvereinbarung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung zur Verminderung von wirtschaftlichen Nachteilen für die AN als Folge von Betriebsveränderungen z.B. Bei Insolvenz, Entlassungen, Betriebsverlagerungen; es werden Abfindungen, Überbrückungsgelder, Umschulungsmaßnahmen usw. vereinbart. Arbeitsvertrag 341. Welche Rechte hat ein Arbeitnehmer aus seinem Arbeitsvertrag? Recht auf Vergütung, Urlaub, Zeugnisausstellung, Fürsorge, Anhörung, Kündigung 342. Nennen Sie Pflichten, welchen ein Arbeitnehmer nachkommen muss! Dienstleistungspflicht, Einhaltung des gesetzlichen Wettbewerbsverbots, Beachten der Betriebsordnung, Sorgfaltspflicht, Schweigepflicht über Betriebsgeheimnisse 343. Was versteht man unter dem gesetzlichen Wettbewerbsverbot? Ein Angestellter darf ohne Einwilligung des Arbeitgebers kein eigenes Handelsgewerb3e betreiben (auch in fremder Branche) oder in der Branche des Arbeitgebers keine Geschäfte auf eigene oder fremde Rechnung abschließen. 344. Nennen Sie Handlungen, die ein Arbeitnehmer nach dem gesetzlichen Wettbewerbsverbot nicht vornehmen darf! Ohne Einwilligung des Arbeitgebers ein eigenes Handelsgewerbe betreiben oder in dessen Branche Geschäfte tätigen

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Ausbildungsvertrag 345. In welcher Form ist der Ausbildungsvertrag abzuschließen? Von welchen Personen muss er unterzeichnet werden und wo wird er registriert? Schriftlich; Er ist vom Ausbildenden (Ausbildungsbetrieb), vom Auszubildenden und bei Minderjährigkeit von dessen gesetzl. Vertreter zu unterschreiben. Ausbildungsvertrag muss im Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse der zuständigen Kammer (IHK bzw. Handwerkskammer) registriert werden. 346. Welche Inhalte müssen im Ausbildungsvertrag geregelt werden? Art und Ziel der Ausbildung, zeitl. und sachl. Gliederung des Ausbildungsablaufs, Ausbildungsorte, Beginn und Dauer der Berufsausbildung, Dauer der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit, Dauer der Probezeit, Höhe der Vergütung, Dauer des Urlaubs, Kündigungsvoraussetzungen 347. Welche Vorschriften enthalten die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Berufsausbildung? Die rechtlichen Grundlagen finden sich im Berufsausbildungsgesetz (BbiG). Die Inhalte der einzelnen Ausbildungsberufe finden sich in den jeweiligen Ausbildungsordnungen der einzelnen Ausbildungsberufe. Die Lerninhalte des Berufsschulunterrichts sind in den Lehrplänen der einzelnen Ausbildungsberufe geregelt. 348. Erläutern Sie kurz das „duale System der Berufsausbildung“! Eine duale Berufausbildung ist eine parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule, der praktische Teil der Ausbildung wird im Betrieb durchgeführt und der theoretische in der Berufschule. Die Voraussetzung für eine duale Berufsausbildung ist ein Ausbildungsvertrag. 349. Beschreiben Sie kurz die Pflichten, welchen der Auszubildende nachkommen muss! - Lernpflicht: Ernsthaftes Bemühen, die Ausbildungsinhalte zu erlernen - Dienstleistungspflicht: Erfüllung der übertragenen Arbeiten - Einhalten der Betriebsordnung - Sorgfaltspflicht: Pfleglicher Umgang mit den Betriebsmitteln - Treuepflicht: Wahrung der Interessen des Betriebs - Berufsschulpflicht: Regelmäßiger Besuch der Berufsschule - Schweigepflicht über Betriebsgeheimnisse - Berichtsheftführung 350. Welche Pflichten übernimmt der Ausbildungsbetrieb durch den Ausbildungsvertrag? Beschreiben Sie diese Pflichten kurz! - Ausbildungspflicht: Ausbildung nach gültiger Ausbildungsordnung - Bereitstellung der Ausbildungsmittel - Vergütungspflicht: Zahlung der angemessenen Vergütung - Fürsorgepflicht: charakterliche Förderung, Vermeidung von Gefährdungen - Zeugnispflicht: Ausstellung eines Zeugnisses - Freistellung zum Berufsschulbesuch - Anmeldung zur Zwischen- und Abschlussprüfung 351. Welchen Zeitraum muss die Probezeit beim Ausbildungsvertrag umfassen? Warum sind diese Fristen sinnvoll? Die Probezeit muss mindestens 1 Monat und maximal 4 Monate umfassen. Der Azubi soll in dieser Zeit Gelegenheit erhalten, sich im Betrieb zurechtzufinden und sich zu bewähren. Kürzer ist für beide nicht sinnvoll; länger auch nicht, da für beide ein sicherer Rahmen gewährleistet werden soll. 352. Unter welchen Umständen kann ein Berufsausbildungsverhältnis gekündigt werden? Während der Probezeit kann das Berufausbildungsverhältnis von beiden Seiten ohne Kündigungsfrist beendet werden. Nach der Probezeit kann der Ausbilder nur unter stark eingeschränkten Bedingungen kündigen. Der Auszubildende selbst kann nur unter Einhaltung der Kündigungsfrist kündigen. 353. Unter welchen Umständen kann ein Ausbildungsvertrag verlängert werden? Wenn der Azubi eine Verlängerung beantragt oder wenn die Abschlussprüfung nicht bestanden wurde (einmalige Verlängerung bis zur nächstmöglichen Wiederholung, max. um1 Jahr) 354. Unter welchen Umständen kann die Ausbildungsdauer verkürzt werden? Die Ausbildungszeit kann verkürzt werden ,wenn erwartet werden kann, dass der Azubi das Ausbildungsziel in kürzerer Zeit erreicht, z.B. Wenn ein Anrechnungsgrund nach der Anrechnungsverordnung vorliegt (z.B. Abschluss der Wirtschaftsschule bei kaufmännischen Berufen) oder Auf Antrag des Azubi bei der zuständigen Kammer. Die Kammer entscheidet nach Anhörung von Betrieb und Berufsschule.

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Arbeitnehmerschutzrechte 356. Welche Rechte stehen dem einzelnen Mitarbeiter nach dem Betriebsverfassungsgesetz zu? Recht auf - Unterrichtung über seinen Aufgaben –und Verantwortungsbereich und Zusammensetzung des Arbeitsentgelts - Anhörung in allen Angelegenheiten, die seine eigene Person oder den eigenen Arbeitsplatz betreffen - Einsicht in seine Personalakten, Beurteilungen der eigenen Leistung und zukünftige berufl. Entwicklungsmöglichkeiten müssen erläutert werden - Beschwerde vor den zuständigen Stellen bei ungerechter Beurteilung, Benachteiligung 357. Welche beiden Arten der Kündigung werden unterschieden? - ordentliche Kündigung unter Einhaltung der gesetzl. Bzw. vertraglich vereinbarten Kündidgungsfrist - außerordentliche (fristlose) Kündigung aus einem wichtigen Grund 358. Welche Gründe rechtfertigen eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer? Verletzung der Fürsorgepflicht, Tätlichkeiten durch den Arbeitgeber, Ehrverletzungen durch den AG, Nichtzahlung des Gehalts, Dienstunfähigkeit 359. In welcher Form muss der Arbeitgeber einem ausscheidenden Arbeitnehmer seine geleistete Arbeit bescheinigen? Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer ein Zeugnis ausstellen. Auf alle Fälle ein einfaches Zeugnis, das nur Infos über Art und Dauer der Beschäftigung enthält. Auf Verlangen ein qualifiziertes Zeugnis. Darin werden Führung und Leistungen des AN erläutert. Das Zeugnis muss wahrheitsgemäß sein und soll wohlwollend formuliert sein. 360. Welche formalen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine Kündigung wirksam werden kann? Einhaltung der geltenden Kündigungsfrist (außer bei fristloser Kündigung bzw. innerhalb der Probezeit); Schriftform; Zugang der Kündigung in den Machtbereich des Gekündigten 361. Welchen Personen darf nur unter stark eingeschränkten Bedingungen gekündigt werden? Wie lange gilt der Kündigungsschutz jeweils? - Betriebsratsmitglieder: während der Amtszeit und ein Jahr danach - Auszubildende: nach Ablauf der Probezeit - Schwangere und Mütter bis 4 Monate nach der Entbildung und während der Elternzeit - langjährige Mitarbeiter (Kündigungsschutz bis zu 7 Monate) - Schwerbehinderte: nur mit Zustimmung der Hauptfürsorgestelle 362. Unter welchen Umständen spricht man von einer „sozial ungerechtfertigten Kündigung“? Wenn der Kündigungsgrund - nicht in der Person des gekündigten AN liegt oder - nicht im Verhalten des gekündigten AN liegt oder - kein dringender betrieblicher Grund vorliegt. - wenn dem AN ein anderer Arbeitsplatz im Unternehmen angeboten werden könnte Sozial ungerechtfertigte Kündigungen sind nicht rechtswirksam. 363. Welche Zeiträume gelten nach den gesetzlichen Bestimmungen für Kündigungsfristen? Lt. Gesetz gelten folgende Kündigungsfristen: 1./2. Jahr: vier Wochen zum 15. bzw. zum Monatsende 3.-5. Jahr: ein Monat zum Monatsende 6.-8. Jahr: zwei Monate zum Monatsende 9./10. Jahr: drei Monate zum Monatsende 11./12. Jahr: vier Monate zum Monatsende 13.-15. Jahr: Fünf Monate zum Monatsende 16.-20. Jahr: sechs Monate zum Monatsende ab 21. Jahr: 7 Monate vertraglich können abweichende Regelungen getroffen werden 364. Für welchen Personenkreis gilt das Jugendarbeitschutzgesetz? Welche Personengruppen unterscheidet das Gesetz? Es gilt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: - Kinder bis zum vollendeten 15. Lebensjahr; - Kinder ab 15, die noch vollzeitschulpflichtig sind - Jugendliche, d.h. alle übrigen Personen, die noch nicht 18 Jahre alt sind

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365. Welche Regelungen zur Arbeitszeit für Kinder legt das JArbSchG fest? Kinder unter 13 Jahren ist eine Beschäftigung verboten Kinder zwischen 13 und 15 dürfen eine leichte Beschäftigung ausüben (Zeitung austragen etc.) Kinder ab 15 Jahren dürfen eine dauernde Beschäftigung ausüben 366. Welche Bestimmungen enthält das „Gesetz zum Schutz der arbeitenden Jugend“ (JarbSchG) zum Berufsschulbesuch der Auszubildenden?

- Beschäftigungsverbot an Berufsschultagen mit mehr als 5 Stunden - Beschäftigungsverbot bei Blockunterrichtswochen mit mehr als 25 Std./Woche - Freistellung an Prüfungstagen und dem Arbeitstag vor der Prüfung

367. Welche gesetzlichen Regelungen sind für die Arbeitszeit von Jugendlichen vorgeschrieben? - regelmäßige tägl. Arbeitszeit max. 8 Stunden bei 60 Min. Pause - zwischen zwei Arbeitstagen mind. 12 Stunden Ruhepause - kein Schichtdienst (Ausnahmen möglich) - wöchentl. Höchstarbeitszeit: 40 Stunden - max. 5 Tage pro Woche - Samstag, Sonn- und Feiertag frei (Ausnahmen möglich) 368. Welche Regelungen sind für die Urlaubszeit von Jugendlichen nach dem JARbSchG vorgeschrieben? 15-Jährige = mind.30 Werktage 16-Jährige = mind. 27 Werktage 17-Jährige = mind. 25 Werktage Urlaub soll in den Berufsschulferien genommen werden 369. Welche Tätigkeiten dürfen Jugendliche nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz nicht zugemutet werden?

- Arbeiten, die die Leistungsfähigkeit übersteigen (z.B. Akkordarbeit und Fließbandarbeit mit vorgeschriebenem Arbeitstempo)

- Arbeiten, bei denen sie sittlichen Gefahren ausgesetzt sind - Schichtarbeit, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit (Ausnahmen) - Gesundheitsgefährdende Arbeiten

370. Für welchen Zeitraum gilt ein Beschäftigungsverbot nach dem Mutterschutzgesetz? Gilt dieses Verbot auch gegen den Wunsch der Beschäftigten? Das Beschäftigungsverbot besteht für die letzten sechs Wochen vor der Niederkunft und für acht Wochen nach der Geburt. Bis zur Geburt kann werdende Mutter auf eigenen Wunsch arbeiten. Nach der Geburt gilt striktes Beschäftigungsverbot. 371. Welche Arbeitsschutzvorschriften sieht das Mutterschutzgesetz für werdende und stillende Mütter vor? Keine körperliche schwere Arbeit, keine Mehrarbeit (Überstunden), keine Nachtarbeit, keine Sonntagsarbeit, keine Akkordarbeit, max. 8,5 Std. täglich., max. 90 Std, in einer Doppelwoche, Beschäftigung in den 6 Wochen vor der Geburt nur auf Wunsch der werdenden Mutter, Beschäftigungsverbot 6 Wochen nach der Geburt, Stillende Mütter dürfen während der Arbeitszeit stillen Betriebsrat und Jugendvertretung 372. Welche Organe des Betriebs vertreten nach dem Betriebsverfassungsgesetz die Rechte der Arbeitnehmer? Betriebsrat, Jugend- und Auszubildendenvertretung; Betriebsversammlung, Wirtschaftsausschuss (bei Betrieben über 100 Arbeitnehmern); 373. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass in einem Betrieb ein Betriebsrat gewählt werden kann? Auf welche Weise wird die Wahl durchgeführt? Betriebe mit mind. 5 ständig beschäftigten Mitarbeitern, von denen mind. 3 wählbar sind. Bis 20 AN ein Betriebsrat; ab 21 AN mind. 3 Betriebsratsmitglieder. Gewählt wird in gleicher, geheimer und unmittelbarer Wahl. 374. Wie ist bei der Betriebsratswahl aktives und passives Wahlrecht geregelt? Aktives Wahlrecht (wählen dürfen): Alle Arbeitnehmer über 18 Jahren Passives Wahlrecht (gewählt werden dürfen): Alle Arbeitnehmer über 18 Jahren, die mind. 6 Monate im Betrieb arbeiten.

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375. Welche Aufgaben hat der Betriebsrat? - Überwachung, ob im Betrieb die einschlägigen Gesetze, Verordnungen usw. eingehalten werden - Vertretung der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber - Förderung der Belange des Betriebs und seiner Beschäftigten, - Weiterleiten von Anregungen der Arbeitnehmer an die Geschäftsleitung 376. Wie lange dauert die Amtsperiode eines Betriebsrats? Wahl für jeweils 4 Jahre 377. Nennen Sie Fälle des Mitbestimmungsrechts des Betriebsrats!

- allgemeiner Bereich: Abschluss von Betriebsvereinbarungen - sozialer Bereich: Gestaltung der Betriebsordnung, Arbeitszeitregelung, Pausenregelung,

Urlaubsplanung usw - personeller Bereich: Kündigungen

Maßnahmen nichtig, wenn BR nicht zustimmt. 378. Nennen Sie Fälle des Mitwirkungsrechts des Betriebsrats! Mitwirkungsrecht (Widerspruchsrecht) bei personellen Angelegenheiten, z.B. Neueinstellungen, Versetzungen, Personalplanung, Berufsausbildung, Arbeitsschutz; BR muss unterrichtet werden und Stellungnahme abgeben. Widerspruch des BR kann nur vom Arbeitsgericht bzw. Einigungsstelle aufgehoben werden. 379. In welchen Fällen hat der Betriebsrat lediglich ein Informations- und Beratungsrecht? Beratungsrecht bei wirtschaftlichen Angelegenheiten, z.B. Entscheidungen über neue Fertigungsverfahren, Veränderung der Produktpalette, Standortwahl, Standortverlegung, Unternehmenszusammenschlüsse BR muss informiert werden und kann Meinung äußern. 380. Betriebsratsmitglieder genießen besonderen Kündigungsschutz. Begründen Sie, warum diese Regelung sinnvoll ist! Durch Kündigungsschutz wird verhindert, dass die BR-Mitglieder bei Konflikten mit dem AG unter Druck gesetzt werden können oder Nachteile in Kauf nehmen müssen. 381. Welche Aufgaben hat die Jugend- und Auszubildendenvertretung zu erfüllen? Vertretung der Interessen und Belange der Jugendlichen, v.a. Überwachung der Gesetze, (JarbSchG, Berufsbildungsgesetz) ; sollen auch Anregungen und Beschwerden an den BR weiterleiten. 382. Für welchen Zeitraum wird die Jugendvertretung gewählt? Zwei Jahre 383. Wer ist bei der Wahl zur Jugendvertretung wahlberechtigt, wer ist wählbar? Aktives Wahlrecht (wählen dürfen): alle AN unter 18 sowie Azubis unter 25 Jahren Passives Wahlrecht (gewählt werden dürfen): alle AN unter 25 Jahren 384. Unter welchen Voraussetzungen kann in einem Betrieb eine Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt werden? BR muss vorhanden sein; mind. 5 Wahlberechtigte AN (AN unter 18 Jahren und Azubis unter 25 Jahren) 385. Welche Stelle ist für Anregungen und Beschwerden der Jugend- und Auszubildendenvertretung zuständig? Welche Einflussmöglichkeiten habend die Jugendlichen bei dieser Stelle? BR zuständig; Jugend- und Azubi-Vertretung hat in Jugendfragen ein Stimmrecht im Betriebsrat 386. Welche Angelegenheiten werden im Wirtschaftsausschuss verhandelt? Berät über wirtschaftliche Angelegenheiten, z.B. wirtschaftliche und finanzielle Lage des Unternehmens, Absatzlage, Produktions- und Investitionsvorhaben, Arbeitsmethoden, Betriebsverlagerungen, Unternehmenszusammenschlüsse 387. Unter welchen Voraussetzungen muss ein Wirtschaftsausschuss gebildet werden? Welcher Personenkreis ist in diesem Gremium vertreten? In Unternehmen mit mehr als 100 Arbeitnehmern; 3-7 Mitglieder, die vom Betriebsrat bestimmt werden 388. Was versteht man unter einer „Betriebsversammlung“? Wer beruft diese Versammlung ein? Versammlung aller AN in einem Unternehmen; Einberufung durch BR; BR erstattet Bericht; Betriebsversammlung findet während der Arbeitszeit statt; Arbeitgeber kann daran teilnehmen und sprechen.

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Antworten 9 „Steuern und Sozialversicherung“ Einkommensteuer 389. Welcher Personenkreis ist einkommensteuerpflichtig? Steuerpflichtig sind alle natürlichen Personen und Personengesellschaften (OHG, KG), die ihrem Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Inland haben. (Lohnsteuerpflicht für alle Personen, die Einkommen aus unselbstständiger Arbeit erzielen; bei weiteren Einkünften ist eine Einkommensteuererklärung abzugeben. 390. Wer ist der Steuerpflichtige bei der Einkommensteuer? Steuerpflichtig ist die Person, die Einkommen erzielt hat. Ausnahme Lohnsteuer: Hier entrichtet der Arbeitgeber für den Arbeitnehmer die Steuer. 391. Worin unterscheiden sich „Lohnsteuer“ und „Einkommensteuer“? Kein inhaltlicher Unterschied. Lohnsteuer ist eine besondere Form der Einkommensteuer für Einkünfte als nichtselbständige Tätigkeit, sie wird vom Arbeitgeber einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Einkommensteuer wird im Veranlagungsverfahren erhoben, Lohnsteuer im Abzugsverfahren. 392. Welche Beträge werden zusammen mit der Einkommensteuer vom Finanzamt erhoben? Neben der Einkommensteuer (Lohnsteuer) wird auch der Solidaritätszuschlag und bei Kirchenzugehörigkeit die Kirchensteuer einbehalten. Kirchensteuer wird vom Finanzamt an die entsprechenden Kirchen weitergeleitet. 393. Von welchen Gesichtspunkten hängt die Höhe der Einkommensteuer ab? Höhe des Einkommens, Familienstand, Lebensalter (Steuerfreibeträge ab einem bestimmten Alter), Zahl der Kinder und weitere eingetragene Freibeträge 394. Erläutern Sie kurz die progressive Besteuerung bei der Einkommensteuer! Einkommen über dem Grundfreibetrag werden zunehmend stärker belastet, (Progressiv ansteigender Steuersatz), bis ein bestimmter Spitzensteuersatz erreicht ist. D.h. mit zunehmendem Einkommen stiegt der Grenzsteuersatz für das zusätzliche Einkommen. 395. Aus welchen Einkunftsarten könnte sich das zu versteuernde Einkommen einer Person zusammensetzen? Einkünfte aus:

- aus selbständiger Arbeit - aus nicht selbständiger Arbeit - aus der Land- und Forstwirtschaft - aus dem Gewerbebetrieb - aus der Vermietung und Verpachtung - aus dem Kapitalvermögen - aus sonstigen Einkünften

396. Nach welchen Gesichtspunkten werden Steuerpflichtige in die verschiedenen Lohnsteuerklassen eingeteilt? Nennen Sie die Steuerklassen und ordnen Sie korrekt zu! LSt-Klasse Personenkreis

0I Ledige und geschiedene Arbeitnehmer ohne Kinder. II Ledige und geschiedene Arbeitnehmer mit mind. einem Kind (ab 2005 nicht

eheähnlicher Lebensgemeinschaft). III Verheiratete Arbeitnehmer, Ehepartner in Steuerklasse V IV Verheiratete Arbeitnehmer, Ehepartner ebenfalls in Steuerklasse IV V Verheirateter Arbeitnehmer, Ehepartner in Steuerklasse III VI Arbeitnehmer, der aus weiteren Arbeitsverhältnissen Lohn bezieht

397. Zählen Sie typische Beispiele für Einnahmen auf, die nicht der Einkommensteuer unterliegen! - Leistungen der Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung - Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe - Mutterschaftsgeld, Insolvenzgeld, Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung Erbschaften, Schenkungen, Lotteriegewinne 398. Nach welchem Rechenschema ermittelt sich das „zu versteuernde Einkommen“? Summe der Einkünfte (7 Einkunftsarten) - Altersentlastungsbetrag = Gesamtbetrag der Einkünfte - Sonderausgaben - Verlustabzug - außergewöhnliche Belastungen = Einkommen

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- Haushalts- Kinder, Ausbildungsfreibetrag = zu versteuerndes Einkommen 399. Erläutern Sie kurz den steuerrechtlichen Begriff „Freibeträge“ und nennen Sie typische Beispiele! Freibeträge sind bestimmte Teile des Einkommens, die nicht besteuert werden, z.B. Grundfreibetrag, Sonderausgaben-Pauschbetrag, Werbungskosten-Pauschbetrag 400. Nach welchem Verfahren wird die Festsetzung und Entrichtung der Einkommensteuer bei einem Angestellten geregelt? (Kurze Erläuterung des Verfahrens!) Abzugsverfahren (bei Arbeitnehmern ohne weitere Einkünfte): Arbeitgeber behält Lohnsteuer, Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag und führt sie an das Finanzamt ab. Bei höheren und weiteren Einkünften: Veranlagungsverfahren: Steuerpflichtiger gibt zum Stichtag eine Steuererklärung ab. Das Finanzamt errechnet Steuerschuld und teilt dies dem Steuerpflichtigen mit. 401. Nach welchem Verfahren wird die Festsetzung und Entrichtung der Einkommensteuer bei einem Unternehmer geregelt? (Kurze Erläuterung des Verfahrens!) Veranlagungsverfahren: Steuerpflichtiger gibt beim Finanzamt eine Steuererklärung ab, daraus wird die Steuerschuld berechnet. 402. Erläutern Sie was man im Einkommensteuerrecht unter „Sonderausgaben“ versteht! Wie werden Sonderausgaben bei der Berechnung der Einkommensteuer behandelt? Private Aufwendungen, die aus wirtschafts- und sozialpolitischen Gründen gefördert werden. Sie vermindern das zu versteuernde Einkommen. Z.B. Vorsorgeaufwendungen, Kirchensteuer, Steuerberatungskosten, Spenden, Kosten der Berufsausbildung 403. Welche Aufwendungen können als Sonderausgaben bei der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden?

- unbeschränkt abzugsfähig: Steuerberatungskosten, gezahlte Kirchensteuer - beschränkt abzugsfähig: Vorsorgeaufwendungen, Beiträge zu Bausparkassen, Spenden

Aufwendungen für Berufsausbildung, Unterhaltsleistungen 404. Definieren Sie, was man im Einkommensteuerrecht unter „außergewöhnlichen Belastungen“ versteht! Wie werden außergewöhnliche Belastungen bei der Berechnung der Einkommensteuer behandelt? Zwangsläufige Aufwendungen, die deutliche höher sind, als bei der Mehrzahl der Steuerpflichtigen Ein Teil kann von den Einkünften abgesetzt werden und vermindert das zu versteuernde Einkommen. Z.B. Kosten durch Krankheit und Pflege, 405. Welche Aufwendungen können als außergewöhnliche Belastungen bei der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden? Krankheitskosten, Kuren, Aufwendungen für nicht erstattete Medikamente, Behandlungskosten, Kosten für einen Sterbefall, Unterstützung bedürftiger Verwandter 406. Was versteht man unter dem steuerrechtlichen Begriff „Werbungskosten“? Nennen Sie typische Beispiele! Aufwendungen zum Erwerb, zur Sicherung und Erhaltung des Einkommens. Werbungskosten verringern das zu versteuernde Einkommen der entsprechenden Einkunftsart. Z.B:

- unselbstständige Arbeit: Bewerbungskosten, Fahrten zur Arbeit, Arbeitsmittel, Fachliteratur, Berufskleidung, Fortbildungskosten

- Kapitalvermögen: Bankgebühren, Depotgebühren - Vermietung/Verpachtung: Schuldzinsen, Abschreibung, Grundsteuer, Instandhaltungskosten

407. Welche Aufwendungen können als Werbungskosten bei Einkünften aus unselbstständiger Arbeit geltend gemacht werden? - Fahrten zur Arbeit, Aufwendungen für Arbeitsmittel, Beiträge zu Berufsverbänden, Fachliteratur, 408. Handelt es sich bei folgenden Ausgaben um Werbungskosten oder Sonderausgaben: Fachbücher, gezahlte Kirchensteuer, Beiträge zur Lebensversicherung, Fahrtkosten zum Arbeitsplatz, Steuerberatungskosten, Spenden für gemeinnützige Organisationen? Werbungskosten: Fachbücher, Fahrtkosten zum Arbeitsplatz Sonderausgaben: gezahlte Kirchensteuer, Beiträge zur LV, Steuerberatungskosten, Spenden für gemeinnützige Organisationen 409. Erläutern Sie den einkommensteuerrechtlichen Begriff „Pauschbetrag“! Aus welchem Grund werden „Pauschbeträge“ berücksichtigt? Nennen Sie typische Beispiele! Wenn der Steuerpflichtige keine höheren Aufwendungen nachweist, wird automatisch der Pauschbetrag vom Einkommen abgezogen Vereinfachung

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Beispiele: Werbungskostenpauschale bei nichtselbstständiger Arbeit; Fahrtkostenpauschale, Vorsorgepauschale, Sonderausgabenpauschale 410. Nennen Sie typische Fälle, in denen sich für einen Arbeitnehmer ein Antrag auf Einkommensteuerveranlagung lohnen kann! Bei Änderungen im Familienstand, bei zeitweiligem Verdienstausfall, bei hohen Werbungskosten und Sonderausgaben, bei Berufstätigkeit beider Ehegatten, wenn das Arbeitsverhältnis während des Jahres erst begonnen wurde 411. Aus welchem Grund wird den Arbeitnehmern eine Lohnsteuerkarte ausgestellt? Grundlage für Steuerberechnung (Steuerklasse, Konfession, Freibeträge) Am Ende eines Jahres erhält der Arbeitnehmer die ausgefüllte LSt-Karte vom Arbeitgeber zurück. Sie Eintragungen dienen als Nachweis. 412. Welche Stelle gibt die Lohnsteuerkarten aus? Zuständige Gemeindebehörde 413. Aus welchem Grund ist es sinnvoll, Freibeträge auf der Lohnsteuerkarte eintragen zu lassen? Nennen Sie typische Beispiele für eintragungsfähige Freibeträge eines Arbeitnehmers! Eingetragene Freibeträge werden sofort berücksichtigt, d.h. sie vermindern das zu versteuernde Einkommen geringere Steuerlast z.B: erhöhte Werbungskosten, erhöhte Sonderausgaben, anrechenbare außergewöhnliche Belastungen Sozialversicherung 414. Welche beiden grundsätzlichen Arten von Versicherungen werden unterschieden? Worin liegt der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Arten? Sozialversicherungen sind vom Gesetzgeber vorgeschriebene Pflichtversicherungen Individualversicherungen werden von einzelnen Personen meist freiwillig zum Schutz gegen Einzelrisiken abgeschlossen. 415. Charakterisieren Sie das System der „Sozialversicherung“! Nach welchem Prinzip ist diese Versicherung organisiert? Staatlich organisierte Versicherungen mit Zwangsmitgliedschaft für bestimmte Personengruppen. Aufbau nach Solidarprinzip, d.h. Risiken werden von Versicherten gemeinsam getragen. Beiträge richten sich nach der Höhe des Einkommens ohne Rücksicht auf persönliche Risiken (Umlageverfahren); Leistungen gesetzlich festgelegt 416. Aus welchem Zweigen besteht die gesetzliche Sozialversicherung?

- Gesetzliche Krankenversicherung - Gesetzliche Rentenversicherung - Gesetzliche Arbeitsförderung - Gesetzliche Unfallversicherung - Soziale Pflegeversicherung

417. Für welche Zweige der Sozialversicherung werden dem Arbeitnehmer von seinem Gehalt Beiträge abgezogen? Welchen Anteil trägt der Arbeitnehmer? Abzüge erfolgen für die Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung; AN trägt jeweils 50 % 419. Erläutern Sie die Bedeutung der „Beitragsbemessungsgrenze“ bei der Berechnung der Beiträge zur Sozialversicherung! Beiträge zur Sozialversicherung werden als Prozentsatz vom Bruttoeinkommen berechnet. Ab einer bestimmten Höhe des Einkommens steigt der Beitrag nicht mehr an. Diese Grenze nennt man Beitragsbemessungsgrenze. Sie wird jährlich neu bestimmt. 420. Welche Folgen ergeben sich, wenn ein Versicherter die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung überschreitet? Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung steigen bei weiteren Gehaltssteigerungen nicht mehr weiter an. Versicherter ist nun nicht mehr pflichtversichert, sonder freiwillig versichert und kann sich auch privat versichern. 421. An welche Stelle werden die Beiträge zur gesetzl. Sozialversicherung überwiesen? Beiträge zur Sozialversicherung werden an die zuständige Krankenkasse des AN überwiesen. Krankenkasse leitet die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung (Bundesagentur für Arbeit und zur Rentenversicherung (BfA, LVA) weiter. Beiträge zur gesetzl. Unfallversicherung werden an die zuständige Berufsgenossenschaft bezahlt. 422. Nennen Sie jeweils die Träger der gesetzl. Kranken- und Pflegeversicherung! Beide Versicherungen werden von der Krankenversicherung getragen, bei der der Mitarbeiter versichert ist. 423. Welcher Personenkreis ist in der gesetzl Kranken- und Pflegeversicherung versichert?

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Pflichtversichert sind: Arbeiter und Angestellte, Azubis, Arbeitslose, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende, Rentner Nicht versicherungspflichtige Personen können sich unter bestimmten Umständen freiwillig versichern lassen. 424. Nennen Sie typische Leistungen der gesetzl. Krankenversicherung! Krankenhilfe, Familienhilfe, Krankengeld, Vorsorgeleistungen, Mutterschaftshilfe 425. Nennen Sie typische Leistungen der gesetzl. Pflegeversicherung. Wonach richtet sich die Höhe der Leistungen? Zahlung von Pflegegeld für die häusliche Pflege, Erstattung von Sachleistungen für die Pflege, Kosten für ein Pflegeheim, Familienhilfe; Höhe der Leistungen richtet sich nach dem Grad der Pflegebedürftigkeit und der Art der Pflege (Ambulant, stationär, häuslich) 426. Welche Leistung der Sozialversicherung erhält ein Arbeitnehmer, wenn im Krankheitsfall die Lohnfortzahlung des Arbeitgebers wegfällt? Nach 6 Wochen erhält der AN Krankengeld von der Krankenkasse 427. Nennen Sie jeweils die Träger der gesetzl. Unfall- und Arbeitslosenversicherung! Unfallversicherung: Berufsgenossenschaft Arbeitslosenversicherung: Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg 428. Für welchen Zweig der Sozialversicherung braucht der Arbeitnehmer keine Beiträge zu leisten? Beiträge zur gesetzl. Unfallversicherung trägt der Arbeitgeber alleine. 429. Welcher Sozialversicherungsträger übernimmt die Kosten für eine Heilbehandlung, falls ein Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall erleidet? Zuständig ist die jeweilige Berufsgenossenschaft. Sie ist Träger und übernimmt die Heilkosten bei Arbeitsunfällen und Wegeunfällen. 430. Welcher Personenkreis ist in der gesetzl. Unfallversicherung versichert? Pflichtversichert sind alle AN und Azubis, Schüler und Studenten, Arbeitslose, Kindergartenkinder, Wehr- und Zivildienstleistende, Erste-Hilfe-Leistende 431. Nennen Sie typische Leistungen der gesetzl. Unfallversicherung! Unfallverhütung durch Unfallforschung, Beseitigung von Unfallursachen und Gesundheitsgefahren, Unfallverhütungsvorschriften Minderung der Unfallfolgen durch Übernahme der Heilbehandlungskosten, Kuren, Renten an Betroffene und Hinterbliebene, Zahlung von Beihilfen, Haushaltshilfen 432. Nennen Sie typische Leistungen der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung! Arbeitsvermittlung, Stellenvermittlung, Arbeits- und Berufsberatung, Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Kurzarbeitergeld, Insolvenzausfallgeld 433. Nennen Sie den Träger der gesetzl Rentenversicherung! Können sich die Versicherten – wie bei der Krankenversicherung möglich – den Träger frei wählen? Träger für Arbeiter sind die Landesversicherugnsanstalten (LVA); Träger für Angestellte ist die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA); keine Wahlmöglichkeit 434. Welcher Personenkreis ist in der gesetzlichen Arbeitslosen- und Rentenversicherung versichert? Alle gegen Entgelt Beschäftigte sind pflichtversichert: Arbeiter und Angestellte mit einem Gehalt unter der Beitragsbemessungsgrenze, Azubis, Wehr- und Zivildienstleistende, Nicht versicherungspflichtige Personen können sich unter bestimmten Umständen freiwillig versichern lassen. 435. Nennen Sie typische Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung! Rente bei Erwerbsminderung, Maßnahmen zur Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit, Maßnahmen zur Berufsförderung (Umschulungen) Altersrente, Hinterbliebenenrenten an Witwen und Waisen Freiwillige Sozialleistungen 436. Was versteht man unter den „freiwilligen Sozialleistungen“, die ein Betrieb seinen Mitarbeitern zubilligt? Alle sozialen Aufwendungen des Arbeitgebers, die über die gesetzl. Und tariflichen Verpflichtungen des Unternehmens hinausreichen. Meistens in Betriebsvereinbarungen geregelt und evtl. abhängig von der Ertragslage des Unternehmens. 437. Nennen Sie Beispiele für freiwillige Sozialleistungen eines Betriebes! Urlaubsgeld, Fahrtkostenzuschüsse, Wohnungshilfe, vwL, Abfindungen, zusätzl. Altersversorgung, Zuschüsse für Kuren, Einrichtung von Betriebskantinen, Werkswohnungen, Ausgaben für Begabtenförderungen usw.

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Fragenkatalog 10 „Marketing“ Grundbegriffe 438. Nennen Sie mögliche Ursachen einer Absatzkrise! Käuferverhalten hat sich geändert, Qualität der Produkte ist mangelhaft, Design entspricht nicht mehr dem Geschmack der Käufer, Vertriebssystem ist nicht effektiv genug, Waren sind zu teuer 439. Was versteht man unter „Marketing“? Unter Marketing versteht man alle Maßnahmen eines Unternehmens, eines vorhandenen Markt zu untersuchen und zu beeinflussen oder einen neuen Markt zu erschließen, um den eigenen Absatz zu sichern zu steigern. 440. Nennen Sie inner- und außerbetriebliche Ursachen, welche die Einführung eines neuen Produkts am Markt beeinflussen können! Innerbetrieblich: Produktionskosten, Werbeetat, Produktgestaltung Außerbetrieblich: Konkurrenzprodukte, Mode, Konjunkturschwankungen 441. Beschreiben Sie, was man unter einem „Marketing-Mix“ versteht! Marketing-Mix ist die aufeinander abgestimmte Kombination mehrerer Marketinginstrumente und –Maßnahmen, um den Absatz möglichst effektiv zu sichern und auszubauen. Produkt- und Sortimentspolitik, Preis- und Konditionenpolitik, Kommunikationspolitik, Distributionspolitik 442. Zählen Sie Maßnahmen auf, durch die der Absatz eines Produkts wirkungsvoll gesteigert werden kann! Beschreiben Sie diese Maßnahmen kurz! z.B: Marktforschung ergründet Kundenwünsche, Produktgestaltung passt das Produkt an Kundenwünsche an, Preispolitik (Sonderrabatte), Werbung um neue Käuferschichten zu erschließen, Public-Relations-Maßnahmen verbessern das Image Unlauterer Wettbewerb 443. Welche Generalklausel stellt das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) auf? Welche Folgen kann ein Verstoß gegen das UWG nach sich ziehen? Unlauterer Wettbewerb betreibt, wer im wirtschaftlichen Konkurrenzkampf Handlungen vornimmt, die gegen die guten Sitten verstoßen. Bei Verstößen kann auf Unterlassung geklagt werden. Es besteht Anspruch auf Schadensersatz. Evtl. auch strafrechtl. Folgen. 444. Geben Sie Handlungen im Bereich des Marketing an, die nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verboten sind! - irreführende Firmierung, - unerlaubte Werbung (bewusst unwahre, irreführende oder übertriebene Angaben) - nichtnachweislich wahre Behauptungen über die Konkurrenz - Subjektiv vergleichende Werbung - Bestechung oder Verleitung vom Verrat von Geschäftsgeheimnissen 445. Nennen Sie typische Arten der Preisauszeichnung, die nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) bzw. nach der Preisangabenverordnung verboten sind! Für Handelsbetriebe verboten sind z.B. folgende Preisangaben:

- Nettopreise ohne USt gegenüber Endverbraucher - Preise, die sich nicht auf handelsübliche Mengen beziehen - Preise, die nicht eindeutig lesbar sind (z.B. nur als Streifencode)

Marktforschung 446. Beschreiben Sie, was man unter „Marktforschung“ versteht! Wie unterscheiden sich „Marktforschung“ und „Markterkundung“? Marktforschung bedeutet systematisch Informationen über Märkte zu sammeln und auszuwerten. Erfolgt die Untersuchung des Marktes nicht systematisch, spricht man von Markterkundung. 447. Erläutern Sie mit geeigneten Beispielen die beiden grundsätzlichen Marktforschungsmethoden! Primärerhebung: Informationen müssen erst noch gewonnen werden, z.B: Umfragen, Tests Sekundärerhebung: Informationen sind bereits vorhanden müssen nur noch ausgewertet werden, z.B. Artikel in Fachzeitschriften, Berichte von Marktforschungsinstituten, Statistiken 448. Aus welchen Quellen kann die Primärforschung ihre Informationen beziehen? Nennen Sie typische Beispiele für Methoden der Primärforschung! Beobachtung: Wenn z.B. beim Ikea ein Mitarbeiter heimlich einen Kunden hinterherläuft und ganz genau beobachtet, welchen weg er geht, was er ansieht und was er letztendlich kauft. Befragung: Man sieht öfter Marketingmitarbeiter die Kunden aufhalten und Fragebögen ausfüllen lassen. Experiment: Es wird einfach ausprobiert. z.B. das neue Shampoo wird in einem Geschäft verkauft und danach wird entschieden ob es in eine größere Produktion geht.

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449. Aus welchen Quellen kann die Sekundärforschung ihre Informationen beziehen? Nennen Sie typische Beispiele! Vorhandene Daten werden ausgewertet: Artikel in Fachzeitschriften, Berichte von Marktforschungsunternehmen, Innerbetriebliche Statistiken, Berichte von Reisenden und Vertretern, Veröffentlichungen von Wirtschaftsverbänden, Veröffentlichung statistischer Ämter 450. Erläutern Sie die beiden grundsätzlichen Möglichkeiten um die Absatzchancen eines Produkts am Markt zu ermitteln! - Marktanalyse: (Einmalige) Untersuchung des Marktzustandes zu einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Ziel, den tatsächlichen und möglichen Absatz festzustellen (v.a. bei Produktneueinführungen) - Markbeobachtung: verfolgt fortlaufend die Veränderung des Marktes über einen bestimmten Zeitraum mit dem Ziel, die Entwicklung des Marktes und die Veränderungen des Absatzes festzustellen. Produkt- und Sortimentspolitik 451. Welche Produktmerkmale können den Markterfolg beeinflussen? Qualität, Form, Verarbeitung, Farbe, Image, Service, Stellung im Sortiment 452. Welche Produktmerkmale können den Markterfolg beeinflussen? Produktgestaltung, Verpackungsgestaltung, Service, Gebrauchsanweisung, Sortimentsgestaltung 453. Beschreiben Sie, was unter dem Begriff „Produktpolitik“ zu verstehen ist! Bei der Produktpolitik (Produktgestaltung) handelt es sich um eine Marketing-Maßnahme, die Technik, Funktion, Form und Verpackung eines Produkts so bestimmt, dass das Produkt am Markt optimal erfolgreich ist. 454. Beschreiben Sie, was man unter dem „Produktlebenszyklus“ versteht und zeigen Sie die typischen Phasen in einem solchen Zyklus auf! Der Produktlebenszyklus fasst die Zeitdauer zwischen der Einführung des Produktes auf dem Markt und seiner Herausnahme aus dem Markt. Ein Produkt "lebt", solange es einen wirtschaftlichen Umsatz auf dem Markt erzielt.

- Einführungsphase mit langsam steigendem Umsatzwachstum - Wachstumsphase. Das Produkt ist bekannt, Umsätze stiegen immer stärker an - Reifephase (Sättigung): Umsatz erreicht seinen Höhepunkt - Degeneration: Umsatz geht zuerst langsam, dann immer schneller zurück, da die Kunden

Konkurrenzprodukte bzw. andere bessere Produkte bevorzugen. 455. Zeigen sie Möglichkeiten der Produktpolitik auf!

- Neuentwicklung von Produkten (Innovation) - Anpassung bestehender Produkte(„Variatiion“) - Aufnahme neuer/andersartiger Produkte in das Produktionsprogramm („Diversifikation“) - Herausnahme von Produkten aus dem Sortiment („Elimination“)

456. Beschreiben Sie, was unter dem Begriff „Sortimentspolitik“ zu verstehen ist! Marketing-Maßnahme, bei der Anzahl und Art der angebotenen Produkte („Produktpalette“) so bestimmt wird, dass die Produkte am Markt optimal erfolgreich sind. 457. Welche Arten von Sortimenten werden nach ihrem Umfang unterschieden? Nennen Sie jeweils typische Anbieter dieser Sortimentsarten! - Ein Breites Sortiment liegt vor, wenn verschiedene Artikel angeboten werden (z. B. in Lebensmittelgroßhandel). - Ein Tiefes Sortiment liegt vor, wenn nur wenige Artikel, davon jedoch zahlreiche Sorten (z. B. Größen, Formen, Design) angeboten werden (wie z. B. Spezialgeschäften für Handy, Brautmoden, Gärtnerei) 458. Unterscheiden Sie verschiedene Möglichkeiten, nach welchen Sortimente zusammengestellt werden können! - Bedürfnisse des Kunden (Brot- Milch- Käse usw.) - Verwendungszwecke (Sportartikel, Heimwerkerbedarf etc.) - Kaufgewohnheiten der Kunden - Umsatz (Prinzip des größtmöglichen Umsatzes) - Kostengesichtspunkte (Produktionskosten, Lagerkosten) - Verwendete Stoffe (Holzwaren, Eisenwaren) - Umweltgesichtspunkte

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Preis- und Konditionenpolitik 459. Beschreiben Sie, was unter dem Begriff „Preis- und Konditionenpolitik“ zu verstehen ist! Maßnahmen zur Veränderung der Verkaufspreise, Preisnachlässe und Zahlungsziele, die dazu dienen sollen, den Umsatz der Produkte, die Auslastung der vorhandenen Produktionskapazitäten oder den erzielbaren Gewinn zu steigern. 460. Erläutern Sie inner- und außerbetriebliche Faktoren, durch welche die Preis- und Konditionenpolitik beeinflusst wird! Betriebliche Einflussfaktoren: Kosten Gewinnerwartung, Umsatzrentabilität Außerbetriebliche Einflussfaktoren: Konkurrenzpreise, Preisoptik, Preisvorstellungen der Kunden 461. Unterscheiden Sie die Begriffe „Gewährleistung“, „Garantie“ und „Kulanz“ voneinander! Gewährleistung: gesetzlich geregelte Haftung, dass eine Sache mängelfrei ist i.d.R. zweijährige gesetzl. Gewährleistungsfrist nach BGB Garantie: Freiwillig übernommene Verpflichtung zur Mängelbeseitigung innerhalb einer bestimmten Frist. Garantiefristen überschreiten z.T. erheblich die gesetzl Gewährleistungsfristen. Kulanz; Freiwilliges Entgegenkommen des Verkäufers bei der Mängelbeseitigung über Gewährleistungs- und Garantiepflichten hinaus. 462. Erläutern Sie Möglichkeiten der Preis- und Konditionenpolitik! Preisfestsetzung: Kalkulation des Nettoverkaufspreises. (Zu beachten sind Preisuntergrenzen, Verkaufspreise der Konkurrenten) Gestaltung der Preisnachlässe: Veränderung von Rabatten, Skonti und Boni entspricht einer Veränderung der Verkaufspreise. Gestaltung der Zahlungsziele: Verlängerung der Zahlungsziele bzw. Skontofristen wirkt wie eine Preissenkung. Gestaltung der Lieferungsbedingungen: Übernahme der Transportkosten bzw. Transportrisiken wirkt wie Senkung der Verkaufspreise 463. Was versteht man unter „Preisdifferenzierung“? Zeigen Sie die verschiedenen Möglichkeiten der Preisdifferenzierung an einem typischen Beispiel! Produkte gleicher Art werden zu unterschiedlichen Preisen angeboten: - räumliche Preisdifferenzierung: Getränke kosten in Berghütten mehr als im Tal - zeitliche Preisdifferenzierung: Saisonale Preise für Bade- bzw. Wintersportmode - Preisdifferenzierung aufgrund der Absatzmenge: Gestaffelte Mengenrabatte - sonstige Preisdifferenzierungen z.B. Spezialtarife für Mitarbeiter, treue Kunden usw. 464. Unterscheiden Sie die „Preisbindung“ von der „Preisempfehlung“! Wird der Verkäufer einer Ware aufgrund eines Vertrags verpflichtet einen bestimmten (Mindest-)Preis für die Sache zu verlangen, spricht man von Preisbindung. Preisbindungen sind grundsätzlich verboten (Ausnahme Buchhandel) Möchte ein Hersteller dennoch Einfluss auf die Preispolitik des Handels ausüben, kann er Preisempfehlungen aussprechen. Diese sind unverbindlich. Um sie am Markt besser durchsetzen zukönnen werden die Preisempfehlungen meist auf die Produktverpackung gedruckt. Preisempfehlungen sind nur bei Markenprodukten erlaubt und dürfen nicht überhöht (Mondpreise) sein 465. Beschreiben sie kurz die verschiedenen Möglichkeiten der Preisbindung und deren rechtliche Folgen! - Verpflichtet ein Hersteller seine Kunden (Händler), ein Produkt nur zu einem bestimmten Preis zu verkaufen, spricht man von vertikaler Preisbindung. Grundsätzlich verboten (Ausnahmen z.B. Buchhandel, Pharmazie) - Verpflichten sich mehrere Händler bzw. Hersteller untereinander, spricht man von horizontaler Preisbindung. Da hier ein Kartell entstanden ist, ist dies auch eine Form der Preisbindung, grundsätzlich verboten. Ausnahmen!! Kommunikationspolitik 466. Welches Ziel verfolgt die „Kommunikationspolitik“? Welche Teilbereiche der Kommunikationspolitik werden unterschieden? Ziel: Die Kommunikationspolitik verfolgt durch Öffentlichkeitsarbeit dem Unternehmen einen guten Ruf zu verschaffen und durch gute Werbung den Absatz zu steigern. Teilbereiche: Absatzwerbung, Verkaufsförderung (Sales Promotion), Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations

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467. Welche Aufgaben sollte die Werbung grundsätzlich erfüllen? Information und Aufklärung des Verbrauchers, Neue Bedürfnisse wecken, Bedürfnisse verstärken, vorhandene Bedürfnisse lenken, Stammkunden halten, neue Kunden gewinnen, eigenes Unternehmen in den Blickpunkt stellen 468. Beschreiben Sie, was man in der Werbebranche unter dem Begriff „Positionierung“ versteht! Platz, den ein Produkt im Bewusstsein der Zielgruppe einnehmen soll. Produkte sollen beim Verbraucher nicht nur nach ihrem reinen Zwecknutzen beurteilt werden, sie sollen auch mit einem bestimmten Gefühl verbunden sein oder einen bestimmten Wert darstellen, der über den reinen Sachwert hinausgeht. Z.B. Auto nicht nur Transportmittel, evtl. auch Luxusartikel 469. Erläutern Sie die Anforderungen, die an alle Werbemaßnahmen zu stellen sind! Werbewirksamkeit: Ziele sollen erreicht werden. Kunden sollen verstärkt kaufen Werbewahrheit: keine falschen Informationen vermitteln Werbeklarheit: keine irreführenden Informationen Wirtschaftlichkeit: der durch die Werbung zusätzlich erzielte Ertrag muss zumindest langfristig höher sein als der Werbeaufwand. 470. Welche grundsätzlichen Arten der Werbung werden unterschieden? Nach Anzahl der Werbenden: Einzelwerbung: Ein Unternehmen wirbt Verbundwerbung: mehrere Unternehmen werben gemeinsam Gemeinschaftswerbung: eine ganze Branche wirbt Nach Anzahl der Umworbenen: Direktwerbung: Einzelne Personen werden angesprochen Massenwerbung: Personengruppen werden (mehr oder weniger gezielt) angesprochen 471. Was versteht man unter „Product-Placement“? Welcher Werbeart ist „Product-Placement“ zuzuordnen? Massenwerbung, die gezielt erkennbare Artikel oder Symbole in Filmen oder Fernsehsendungen platziert. 472. Welche Gesichtspunkte sollte ein Werbeplan umfassen? -Werbebudget: Geldmittel, die für die Werbung zur Verfügung stehen -Zielsetzung: Was soll mit der Werbung erreicht werden? -Zielgruppe: Welche Personengruppen sollen umworben werden? -Art der Werbung: Einzel-/Gemeinschafts-/Direkt-/Massenwerbung -Werbemittel und Werbeträger -Streuzeit, Streugebiet, Werbeintensität: Wann, wo und in welchem Umfang soll geworben werden? 473. Welche Formel gibt die Grundlage für eine gut gestaltete Werbebotschaft an? Erläutern Sie kurz die Bestandteile dieser Formel! AIDA-Formel: Werbung soll A: ATTENTION, d.h Aufmerksamkeit erregen I: Interest, d. h. Interesse am Produkt erzeugen D: Desire d.h. den Kaufwunsch des Produkts wecken A: Action d.h. die Zielgruppe zu einer Kaufhandlung führen 474. Erläutern Sie den Begriff „Werbemittel“! Mittel der Werbung, die auf die Sinneseindrücke des Umworbenen wirken sollen:

visuelle (auf das Auge gerichtete) Mittel akustische (auf den Gehörsinn gerichtete) Mittel

evtl. noch Tastsinn und Geruchssinn 475. Unterscheiden Sie verschiedene Werbemittel! Visuelle Werbemittel: Werbespot in Film und Fernsehen, Werbeplakat, Zeitungsannonce, Prospekt Akustische Werbemittel: Radiospot, Verkaufsgespräch, Telefonmarketing Geruchliche oder geschmackliche Werbemittel: Warenproben 476. Erläutern Sie den Begriff „Werbeträger“ und unterscheiden Sie Werbeträger anhand typischer Beispiele von „Werbemitteln“! Werbeträger sind Gegenstände, auf welchen sich Werbemittel befinden Beispiel: Werbeträger: Zeitung: Werbemittel: Annonce Werbeträger: Litfasssäule: Werbemittel: Plakat Werbeträger: Film; Werbemittel: Spot

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477. Was versteht man unter „Salespromotion“? Welche Arten der Salespromotion werden unterschieden? Maßnahmen, welche auf Betriebsfremde einwirken um den Verkauf der Produkte zu steigern: - Merchandising-Maßnahmen wenden sich an die zwischengeschalteten Verkaufs- und Vertriebsorganisationen und -personen - Salespromotion-Maßnahmen im engeren Sinne wenden sich direkt an den Verbraucher/Verwender des Produkts. 478. Nennen Sie Maßnahmen der Sales-Promotion! - Eröffnungsveranstaltungen, Einführungsangebote - Produktpräsentationen auf Messen und Ausstellungen - Einsatz von Hostessen - Zusendung von Muster, Verteilung von Produktproben - Preisausschreiben, Gutscheinaktionen, Sonderangebote - Verkaufswettbewerbe - Übernahme von Schaufensterdekorationen - Einrichtung von Ladenteilen zur einheitlichen Produktpräsentation 479. Was ist unter „Public-Relations-Arbeit“ zu verstehen? Worin liegt der Hauptunterschied zu den übrigen Maßnahmen der Kommunikationspolitik? Alle Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um ein positives Image in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Im Unterschied zur Werbung und zur Salespromotion steht nicht ein Produkt, sondern das Unternehmen als Ganzes im Zentrum. 480. Nennen Sie Maßnahmen des Public Relations! Trainingskurse für Mitarbeiter, Freundliche Gestaltung der Empfangsräume, Betriebsbesichtigungen, Tage der offenen Tür, Pressekonferenzen, Spendenaktionen, Sport Sponsoring, Informationsmaterial für Schulen 481. Welche Ziele sollen durch PR-Maßnahmen erreicht werden? Image, der Ruf eines Unternehmens soll verbessert werden. -> bessere Wirksamkeit der übrigen Marketingmaßnahmen. Je nach Zielgruppe soll z.B. vermittelt werden, dass das Unternehmen besonders fortschrittlich, besonders umweltfreundlich, besonders sozial engagiert usw. ist Distributionspolitik 482.Erläutern Sie, was man unter dem Begriff „Distributionspolitik“ versteht! Welche Teilbereiche der Distributionspolitik werden unterschieden? Distributionspolitik umfasst alle Maßnahmen, die dazu dienen, die Produkte an die Endverbraucher zu bringen. Teilbereiche: Logistik, Distributionswege (direkter und indirekter Absatz)und Distributionsformen (eigene bzw. fremde Helfer) 483. Erläutern Sie, was man unter „direktem Absatz“ versteht! Wie ist diese Distributionsform zu beurteilen? Der Verkauf erfolgt unmittelbar an den Endverbraucher, d.h. es werden keine Zwischenhändler eingeschaltet. + Gewinnanteil für den Hersteller ist höher - Vertriebskosten für den Hersteller sind höher 484. Auf welche Weise kann ein Unternehmen Produkte über den Vertriebsweg des direkten Absatzes anbieten? Handlungsreisende, Verkaufsniederlassungen (Fabrikverkauf, Factory Outlet), Internetdirektmarketing 485. Aus welchen Gründen könnte sich ein Industrieunternehmen entschließen, seine Produkte über einen direkten Absatzweg zu vertreiben? Für welche Produkte ist dieser Absatzweg besonders geeignet? + Unabhängigkeit von Absatzmittlern (Groß- und Einzelhandel, Vertreter, Kommissionäre) + unmittelbarer Kundenkontakt + direkter Einfluss auf das Marketing Geeignet für: Investitionsgüter (Maschinen) Wartungsintensive Güter, Auftrags- und Einzelarbeiten 486. Erläutern Sie, was man unter „indirektem Absatz“ versteht! Wie ist diese Distributionsform zu beurteilen? Unter "indirektem Absatz" versteht man die Verteilung eines Produktes vom Hersteller zum Großhändler, zum Einzelhändler und schließlich zum Kunden/Verbraucher. Das Absatzrisiko trägt hierbei der Händler und es entstehen weniger Kosten beispielsweise für Werbung. Jedoch besteht kein Kundenkontakt und es muss der Gewinn an den Handel abgegeben werden.

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487. Auf welche Weise kann ein Unternehmen Produkte über den Vertriebsweg des indirekten Absatzes anbieten? - Großhändler -> Einzelhändler -> Endverbraucher - Einzelhändler -> Endverbraucher - Handelsvertreter -> Endverbraucher - Kommissionäre -> Endverbraucher 488. Aus welchen Gründen könnte sich ein Industrieunternehmen entschließen, seine Produkte über indirekte Absatzwege zu vertreiben? Für welche Produkte sind diese Absatzwege besonders geeignet? + Kosten und Risiken können auf die Absatzmittler abgewälzt werden (Lagerkosten, Werbung, Beratung Absatzrisiko) + Kundenbeziehungen und Vertriebsnetz des Handels kann ausgenutzt werden Direkter Absatz v.a. geeignet für Konsumgüter, Verbrauchsgüter 489. Nennen Sie vier Arten von „Absatzhelfern“! Handlungsreisende, Handelsvertreter, Makler, Kommissionäre 490. Beschreiben Sie den Handlungsreisenden bezüglich seiner rechtlichen Stellung, Weisungsgebundenheit, Arbeitszeit und Vergütung! - Rechtl. Stellung: Angestellter, d.h. erhandelt in fremden Namen und auf fremde Rechnung - Angestellter, d.h. meistens feste, geregelte Arbeitszeiten, Arbeitgeber gegenüber unmittelbar weisungsgebunden - Vergütung: Fixum + Umsatzprovision + Spesen 491. Was spricht für den Einsatz von Handlungsreisenden als Absatzhelfer? - Reisende sind gezielt einsetzbar, da weisungsgebunden - Reisende setzen sich für Unternehmen ein (Wettbewerbsverbot) - Reisende kennen Produkt sehr gut und können daher umfassend beraten - Bei hohen Umsätzen ist der Reisende dem Vertreter vorzuziehen, da er niedrigere Provision erhält. 492. Welche Tätigkeiten gehören typischerweise zum Aufgabengebiet eines Handlungsreisenden? - Vermittlung und Abschluss von Verträgen - Pflege des Kundenstamms - Werbung neuer Kunden 493. Beschreiben Sie den Handelsvertreter bezüglich seiner rechtlichen Stellung, Weisungsgebundenheit, Arbeitszeit und Vergütung! - Recht. Stellung: Selbstständiger Kaufmann, nicht weisungsgebunden, Arbeitszeit frei einteilbar - Vergütung: Provision 494. Welche Pflichten haben Handelsvertreter gegenüber ihren Auftraggebern? - Interessen des Auftraggebers wahren - Bemühen um Vertragsabschlüsse - Benachrichtigungspflicht - Schweigepflicht - Einhalten von vereinbarten Wettbewerbsabreden - Sorgfaltspflicht gegenüber den überlassenen Produkten 495. Was spricht für den Einsatz von Handelsvertretern als Absatzhelfer? - sind intensiv um Aufträge bemüht, da sie nur von der Provision leben - besitzen genaue Marktübersicht und können daher Produkt gezielt verkaufen - bei niedrigen Umsätzen billiger, da sie kein Fixum erhalten sind meist im Absatzgebiet ansässig und haben daher schon gute Kundenkontakte 496. Welche Rechte können Handelsvertreter gegenüber ihrem Auftraggeber geltend machen? Unterstützung, Bereitstellung von Materialien, Vereinbarte Vergütung (Provision), Ersatz von Spesen, Gesetzliches Zurückbehaltungsrecht, Ausgleichsanspruch bei Ausscheiden aus dem Vertrag 497. Warum erhalten Handelsvertreter nach Ausscheiden aus dem Vertragsverhältnis einen gesetzlichen Ausgleichsanspruch? Das Unternehmen hat weiterhin Vorteile aus Geschäftsbeziehungen, die der Handelsvertreter zustandegebracht hat. Daher steht ihm Entschädigung für entgangene zukünftige Gewinne zu. 498. Erklären Sie kurz die Funktion des Handelsmaklers! Selbstständiger Kaufmann, der gewerbsmäßig von Fall zu Fall die Vermittlung von Geschäften übernimmt und zwar in fremden Namen und auf fremde Rechnung.

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499. Erklären Sie kurz die Funktion des Kommissionärs! In welcher Form wird die Arbeit des Kommissionärs vergütet? Selbstständiger Kaufmann, der gewerbsmäßig ständig oder von Fall zu Fall für andere Waren oder Wertpapiere kauft oder verkauft. (in eigenem Namen auf fremde Rechnung) Für seine Tätigkeit erhält er eine Provision. 500. Welche Rechte haben Kommissionäre? - Sie können nicht verkaufte Ware an den Auftraggeber zurückgeben, - Sie haben ein gesetzliches Pfandrecht, - Ein Selbsteintrittsrecht, - Aufwendungen (Spesen) werden ersetzt - Sie erhalten eine vereinbarte Vergütung (Provision) 501. Was versteht man unter dem „Selbsteintrittsrecht“ eines Kommissionärs? Erläutern Sie dieses Recht am Beispiel eines Wertpapierkaufauftrags bei einer Geschäftsbank!Da der Kommissionär ein selbstständiger Kaufmann ist, muss er die Waren nicht von Dritten kaufen und kann sie auch für sich selbst erwerben. Beispiel: Wenn eine Bank den Auftrag erhält für einen Kunden Wertpapiere an der Börse zu kaufen, kann sieauf Wertpapiere aus denn eigenen Beständen zurückgreifen. 502. Welche Pflichten haben Kommissionäre nach HGB gegenüber ihren Auftraggebern? Sorgfalts- und Haftpflicht, Benachrichtigungspflicht, Abrechnungspflicht, Befolgungspflicht Kooperationen 503. Erläutern Sie, was man unter dem Begriff „Kooperationen beim Absatz“ versteht! Nennen Sie drei wichtige Formen derartiger Kooperationen! Kooperation bedeutet Zusammenarbeit d.h. Unternehmen arbeiten zur Verbesserung ihres Absatzes zusammen. Beispiele: Handelsketten, Franchising-Systeme, Syndikate 504. Erläutern Sie, was man unter dem Begriff „Handelsketten“ versteht! Worin liegt der Hauptunterschied zu den Einkaufsverbänden? Unter einer Handelskette versteht man die Zusammenarbeit von Einzel- und Großhandelsunternehmen einer Branche. Bei Einkaufsverbänden arbeiten dagegen Einzelhändler mit dem Ziel zusammen, durch gemeinsamen Einkauf bessere Konditionen zu erhalten. 505. Aus welchen Gründen werden Handelsketten gegründet? Ziel ist v.a. gegenüber Einkaufskooperationen, dem Direktabsatz der Hersteller und Franchising-Systemen konkurrenzfähig zu bleiben. Bindung des Einzelhändlers an die Handelskette durch günstige Einkaufspreise, Übernahme von Aufgaben bei der Verwaltung, Beim Marketing, bei der Weiterbildung des Personals, durch Hilfestellung bei der Finanzierung und Ausstattung der Betriebe, durch Entwicklung eigener Handelsmarken 506. Welche Vorteile versprechen sich die Beteiligten an einer Handelskette? Großhändler: stabiles Absatzvolumen, Einflussmöglichkeiten auf die Einzelhändler Einzelhändler: Gebietsschutz, günstige Einkaufspreise, Unterstützung bei der Finanzierung und Marketing, Unterstützung bei Schulung und Weiterbildung, rechtliche und weitgehend wirtschaftliche Selbstständigkeit 507. Erläutern Sie, was man unter dem Begriff „Franchising“ versteht! Einheitlicher Marktauftritt aufgrund vertraglich geregelter Zusammenarbeit zwischen rechtlich selbstständigen Unternehmen: - Franchise-Geber: Er besitzt Rechte oder besondere Kenntnisse die er gegen Lizenz abgibt - Franchise-Nehmer: Erwirbt gegen Entgelt diese Rechte und verpflichtet sich, die Vorgaben des Franchisegebers zu erfüllen. 508. Welche Aufgaben werden durch den Franchise-Geber übernommen? Typische Leistungen sind: - Produktentwicklung und Sortimentsgestaltung - Konzeption des gemeinsamen Marktauftritts - Konzeption des Serviceangebots - Marktforschung - Werbung - Salespromotion, insbes. Aus- und Weiterbildung des Personals - Hilfestellung bei Organisation, Betriebsführung und REchnungswesen

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509. Welche Aufgaben werden durch den Franchise-Nehmer übernommen? Typische Leistungen sind: - Finanzierung der eigenen Betriebsmittel durch Eigen- und Fremdkapital (Kredite) - Einsatz von Arbeitskraft - Befolgung der Weisungen des Franchise-Gebers - Zahlung der Lizenzgebühren Beteiligung an den gemeinsamen Aufwendungen des Franchise-Systems (Werbung usw) 510. Welche Argumente sprechen aus Sicht des Franchise-Nehmers für das Franchise-System? Kosteneinsparung durch gemeinsame Nutzung der Einrichtungen des Franchise-Gebers, Gebietsschutz, Beratung durch Experten, Unterstützung bei Unternehmensgründung, Effektives Marketing durch gemeinsames, einheitliches Auftreten am Markt 511. Welche Argumente sprechen aus Sicht des Franchise-Nehmers gegen das Franchise-System? Starke Abhängigkeit vom FG, Bindung an FG, Gefahr der Marktsättigung bzw. Konkurrenz durch Gebietsverkleinerung, Hohe Kosten für Lizenzgebühren Schutzrechte 512. Durch welche Maßnahmen kann man ein neues Produkt vor Nachahmung schützen lassen? Patente bei technischen Neuerungen, Gebrauchsmuster bei neuartiger Anordnung der Produktbestandteile, Geschmacksmuster bei neuartigen Formen oder Mustern 513. Was versteht man unter einer Lizenz? Der Inhaber eines Schutzrechts überlässt einem Dritten die gewerbsmäßige Nutzung dieses Rechts gegen Entgelt. Das Eigentum am Schutzrecht bleibt beim Inhaber des Schutzrechts. 514. Was versteht man unter einem Patent? Wo wird es eingetragen? Wie lange dauert der Schutz? Rechtsschutz für die alleinige gewerbliche Verwertung von Erfindungen und technischen Neuerungen. Eintragung beim Patentamt, Schutzdauer 20 Jahre 515. Was versteht man unter einem Gebrauchsmuster? Wo wird es eingetragen? Wie lange dauert der Schutz? Unter Gebrauchsmuster versteht man das Recht zur alleinigen gewerblichen Nachbildung und Verwertung von technischen Neuerungen an Arbeitsgeräten und Gebrauchsgegenständen.

• Es wir in deutschen Patent- und Markenamt eingetragen • Der Schutz dauert 3 bis10 Jahre ( mit Verlängerung).

516. Was versteht man unter einem „Geschmacksmuster“? Wo wird es eingetragen? Wie lange dauert der Schutz? Unter Geschmacksmuster versteht man das Recht zur alleinigen gewerblichen Nachbildung und Verwertung neuer und eigentümlicher Muster und Modelle.

• Es wird im deutschen Patent- und Markenamt, München eingetragen. • Der Schutz dauert max. 20 Jahre.

517. Was versteht man unter einem Warenzeichen? Wo wird es eingetragen? Wie lange dauert der Schutz? Unter einem Warenzeichen versteht man das Recht zur alleinigen Verwendung von Bezeichnungen für Waren. Dient zur Unterscheidung von ähnlichen Gütern anderer Unternehmen.

• Es wir in deutschen Patent- und Markenamt eingetragen. • Der Schutz dauert 10 Jahre.

518. Erläutern Sie an einem geeigneten Beispiel den Begriff des „Gütezeichens“! Aus welchen gründen werden Gütezeichen verliehen?

• Ein Gütezeichen wird von mehreren Herstellern für gleichartige Waren gemeinschaftlich geschaffen und geführt. Der Zweck von Gütezeichen ist, die hochwertige Qualität der Ware für den Verbraucher sicherzustellen. Beispiel: Blauer Umweltengel für positive Umwelteigenschaften, z.B. niedrige Schadstoffkonzentration, umweltschonende Herstellung

519. Worin liegt der Hauptunterschied zwischen „Gütezeichen“ und „Markenzeichen“? Markenzeichen sind Schutzrechte, die ein Hersteller oder eine Handelsorganisation für ein Produkt erwirbt. Gütezeichen werden von bestimmten Organisationen, (z.B. staatl. Organisationen) verliehen, wenn ein Produkt oder eine Produktgruppe bestimmte festgelegte Eigenschaften erfüllt.

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Fragenkatalog 11 Kostenmanagement Grundbegriffe 520. Erläutern Sie die Begriffe „Kosten“, „Leistungen“, und „Betriebsergebnis“! Kosten: regelmäßig anfallende betriebsbedingte Aufwendungen. Leistungen: regelmäßig anfallende betriebsbedingte Erträge Betriebsergebnis: Differenz zwischen Leistungen und Kosten 522. Charakterisieren Sie kurz die wichtigsten Kostenarten! - Einzelkosten: Kosten, die einzelnen Kostenstellen/Kostenträger eindeutig zugerechnet werden können. - Gemeinkosten: Kosten, die nicht ausschließlich an bestimmten Kostenstellen (etwa Filialen eines Unternehmens) entstehen oder von bestimmten Kostenträgern (Produkte, Aufträgen, Projekten) verursacht werden. Beispiel: Kosten für die gemeinsame Verwaltung aller Filialen eines Unternehmens. - Fixkosten: fallen unabhängig von der produzierten Menge an Erzeugnissen an. Variable Kosten: verändern sich mit der Ausbringungsmenge 523.Erklären Sie die Begriffe „Fixkosten“ und „variable Kosten“! Geben Sie auch jeweils typische Beispiele an! Fixkosten: sind vom Beschäftigungsgrad unabhängig z.B. Abschreibungen, Mietkosten, Gehälter Variable Kosten: steigen oder sinken mit dem Beschäftigungsgrad z.B: Materialkosten, Akkordlähne, Ausschuss 525. Nennen Sie für Einzelkosten, Gemeinkosten und Sondereinzelkosten typische Beispiele! Einzelkosten: Fertigungsmaterial, Akkordlöhne Gemeinkosten: Verwaltungskosten, Personalkosten für Führungskräfte, Kosten des Facility Managements (Miete, Telefonkosten) Sondereinzelkosten: Kosten für Spezialwerkzeuge, Kosten für Modelle, Stücklizenzen 526. Unterscheiden Sie die Begriffe “Kostensenkung” und “Kostenoptimierung” an einem geeigneten Beispiel! Anders als bei der reinen Kostensenkung berücksichtigt eine Kostenoptimierung das Verhältnis zwischen Kosten und Leistungen. Nicht eine möglichst drastische Senkung der Kosten ist das Ziel, sondern ein möglichst optimales Verhältnis zwischen Kosten und Leistungen, bzw. zwischen Kosten und Betriebsergebnis. Beispiel: Durch Verzicht auf Personalschulungen lassen sich Kosten einsparen. Mangelhafte Schulung kann aber zu Umsatzrückgängen führen. -> Trotz Kostensenkung liegt keine Kostenoptimierung vor. 527. Beschreiben Sie, was man in der BWL unter dem Begriff “Rationalisierung” versteht! Alle Maßnahmen, die betriebliche Abläufe vernünftiger gestalten. Insbesondere Maßnahmen

- um Kosten einzusparen - um Arbeitsabläufe zu beschleunigen - um Ausschuss zu verringern - um die Kundenzufriedenheit zu verbessern etc.

Beschaffung 528. Nennen Sie typische Möglichkeiten der Kostenoptimierung im Beschaffungsbereich! - Einsparungen aufgrund von Angebotsvergleichen - Nachverhandlung der Preise und Konditionen - Verlängerung der Zahlungsziele und Skontofristen - Einsparungen bei der Lagerhaltung (Verkleinerung der Lager, Just-in-time-Lieferung etc.) - Verringerung der Bestellkosten z.B. durch den Einsatz von Warenwirtschaftssystemen - Kooperation mit anderen Betrieben z.B. Einkaufsverbände, Handelsketten 529. Was versteht man unter dem Begriff “Just-in-time-Fertigung”? Materialien werden zeitlich so knapp beliefert, dass sie sofort – oder nach kurzer Zwischenlagerung – in die Fertigung gelangen. Es besteht dann keine – oder nur noch geringe – Lagerhaltung (sog. Fertigungssynchrone Lieferung) 530. Was spricht für die fertigungssynchrone Beschaffung (Just-in-time)? - Lagerkosten und –risiken werden gesenkt (auf Zulieferer abgewälzt) - Langfristige Lieferverträge beinhalten meist bessere Konditionen ->Insgesamt deutliche Kostensenkung

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531. Welche Argumente sprechen gegen eine fertigungssynchrone Beschaffung (Just-in-time)? - Abhängigkeit von den Lieferanten (Zuverlässigkeit, Qualität, Service) Gefahr von Produktionsausfällen da außergewöhnliche Umstände nur sehr kurzfristig durch ein Pufferlager aufgefangen werden können. 532. Welche Auswirkung hat eine Verlängerung des Zahlungsziels auf die Beschaffungskosten? Begründen Sie kurz! Wirkt wie ein Preisnachlass, da entweder Geldmittel länger im Unternehmen bleiben oder erst später Kredite zur Zahlung aufgenommen werden müssen (Zinsersparnis) 533. Welche Auswirkung hat eine Verlängerung der Skontofrist auf die Beschaffungskosten? Begründen Sie kurz! Eine Verlängerung wirkt sich wie ein Preisnachlass aus, da entweder Geldmittel länger im Unternehmen bleiben oder erst später Kredite zur Zahlung aufgenommen werden müssen (Zinsersparnis) 534. Welche Arten von Preisnachlässen sind im Beschaffungsbereich von besonderer Bedeutung? Charakterisieren Sie diese Nachlässe jeweils kurz! Mengenrabatte (sofortige Preisnachlässe bei Abnahme großer Mengen) Treuerabatte (sofortige Preisnachlässe für langjährige Kunden Skonti (Preisnachlässe bei vorzeitiger Zahlung) Umsatzboni ( nachträgliche Nachlässe bei Abnahme größerer Mengen in einer bestimmten Zeitspanne) Treueboni (nachträgliche Nachlässe für langjährige Kunden) 535. Nennen Sie typische Möglichkeiten wie ein Kleinbetrieb – mit eher geringen Umsätzen – hohe Preisnachlässe bei der Beschaffung seiner Waren erreichen kann! Durch Kooperationen mit anderen Unternehmen z.B. durch Mitgliedschaft in einem Einkaufsverbund, einer Handelskette, einer Sortimentskooperation, einem Franchise-System 536. Charakterisieren Sie die „Sortimentskooperation“! Welche Kostenvorteile versprechen sich die beteiligten Unternehmen aus einer derartigen Kooperation? Zusammenarbeit von Handelsbetrieben bei der Beschaffung und Lagerung umsatzschwacher Artikel: Einzelne umsatzschwache Artikel werden nur von einem oder wenigen Betrieben geführt. Kunden werden bei Nachfrage entweder an den jeweiligen Betrieb verwiesen oder die Artikel werden dem Kunden vermittelt. -> Absatz umsatzschwacher Artikel wird gebündelt, höhere Einkaufsmengen und höhere Lagerumschlagshäufigkeit können erreicht werden. 537. Charakterisieren Sie den „Einkaufsverband“! Welche Kostenvorteile versprechen sich die beteiligten Unternehmen aus einer derartigen Kooperation? Zusammenarbeit von Handelsbetrieben bei der Beschaffung und Lagerung: Durch gemeinsamen Einkauf können bessere Konditionen erreicht werden. Durch gemeinsames Zentrallager können Lagerkosten gesenkt werden. Produktion 538. Wodurch wird die Höhe der Stückkosten eines Produkts beeinflusst? Preise für RHB-Stoffe, Abschreibungen und Kapitalkosten, Lähne und Gehälter, Auslastungsgrad der Fertigungsanlagen, Produktionsverfahren, Betriebsgröße 539. Nennen Sie typische Möglichkeiten der Kostenoptimierung im Produktionsbereich! - Einsparung von RHB-Stoffen durch Senkung des Ausschusses, Recycling - Umstellung von Einzel- auf Serien- oder Massenfertigung - Umstellung von Fließ- oder Werkstattfertigung auf Gruppenfertigung - zunehmend automatisierte Herstellung der Produkte - Outsourcing - Verlagerung der Produktion ins Ausland - Lean Production 540. Was versteht man unter dem Begriff „Outsourcing“? Aus welchen Gründen wird Outsourcing betrieben? Betriebliche Aufgaben werden an außenstehende Dritte (andere Unternehmen) abgegeben. Mögliche Gründe: Kosteneinsparung, Abwälzung von Risiken (Produktion, Lagerung) Konzentration auf das Kerngeschäft des Unternehmens

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541. Aus welchen Gründen kann Outsourcing kostengünstiger als Eigenfertigung sein? - Eigene Lagerhaltungskosten werden verringert (Just in time) - Eigene Personalkosten werden verringert - Produktionsablauf wird zeitlich verkürzt - Fremdlieferer können oft günstiger produzieren

542. Erläutern Sie die Begriffe „Lean Management“ und „Lean Production“! Managementansätze, die durch Vereinfachung und Transparenz (Durchschaubarkeit) der betrieblichen Organisation versuchen, überflüssige Kosten einzusparen und eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen zu erreichen. Lean Management bezieht sich dabei auf die Verwaltung, Lean Production auf den Produktionsablauf eines Unternehmens. 543. Beschreiben Sie Maßnahmen, um „Lean Management“ in einem Unternehmen einzuführen! - flache Hierarchien der Unternehmensführung, d.h. Einsparung von Führungspersonal und Delegation von Verantwortung und Entscheidungsbefugnissen an untergeordnete Stellen - kurze und einfache Informations- und Kommunikationswege - umfangreiches Betriebliches Vorschlagswesen - Auflösung überflüssiger Abteilungen - Outsourcing von Aufgaben, die nicht effektiv bewältigt werden können 544. Zählen Sie Maßnahmen zur Einführung von „Lean Production“ in einem Unternehmen auf! - Gruppenfertigung - Abgabe von Verantwortung an die ausführenden Personen und ARbeitsgruppen - Kurze und einfache Informations- und Kommunikationswege - umfangreiches betriebliches Vorschlagswesen

- Outsourcing, d. h. Konzentration auf das Kerngeschäft 545. Welche positiven bzw. negativen Folgen können sich durch die Einführung von „Lean Management“ oder „Lean Production“ ergeben? + Kosteneinsparungen +/- Delegation von Aufgaben kann zu Motivation, aber auch zu Überforderung führen - Stellenabbau führt zu zusätzlicher Arbeitsbelastung der übrigen STellen - Wegfall kompetenter Mitarbeiter durch „Verschlankung“ der ORganisation - Outsourcing führt zu Abhängigkeit von Aussenstehenden 546. Erläutern Sie den Begriff „Automatisierung“! Arbeiten werden möglichst vollständig mechanisiert durchgeführt. Maschinen müssen selbstgesteuert arbeiten können (Computertechnik). Maschinen führen Arbeiten aus, kontrollieren Ergebnis und Korrigieren sich selbst bei Fehlern 547. Stellen Sie die Kostenvorteile einer automatisierten Fertigung dar! - geringere Fehler- und Ausschussquote, hohe Genauigkeit - Kostensenkung im Personalbereich - 24-h-Produktion ist möglich - keine Ausfälle durch Krankheit, Urlaub - technisch problemlose Veränderung der Ausbringungsmenge - exakte Kalkulation der Kosten über die Lebensdauer der Maschine 548. Stellen Sie die Nachteile einer automatisierten Fertigung dar! - Abhängigkeit von einer gleichbleibend hohen Produktionsmenge: Maschinenkosten stellen hohe Fixkosten dar und können nur bei hoher Auslastung wirtschaftlich arbeiten. - Produktionsausfall durch Maschinenschäden - Hohe Anfangsinvestition - Versicherungskosten 549. Erläutern sie das „Gesetz der Massenproduktion“ und nennen Sie begründet ein Produktionsverfahren, das sich dieses Gesetz zunutze macht! Mit steigender Produktionsmengeverteilen sich die Fixkosten auf die zunehmende Stückzahl -> Fixkosten je Stück nehmen ab (Fixkostendegression). Je höher die Fixkosten und umso mehr produziert wird umso günstiger fallen die Stückkosten aus (Massenproduktion). Bei Fließfertigung mit hohem Automatisierungsgrad kommt der Kostenvorteil am besten zu tragen. Je mehr produziert wird umso geringer sind die Kosten für ein produziertes Stück 550. Weshalb sind Großbetriebe im allgemeinen anfälliger für Beschäftigungsschwankungen als Kleinbetriebe?

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Großbetriebe haben häufig einen hohen Anteil an Fixkosten, vor allem für Maschinen, Fabrikanlagen und Gehälter. Diese Kosten fallen auch dann in voller Höhe an, wenn weniger produziert und verkauft wird. Fixkosten lassen sich kurzfristig aber kaum abbauen, es kann daher mit abnehmender Beschäftigung (Auftragsrückgänge, Streiks) leichter dazu kommen, dass die Kosten die Erlöse überstiegen und das Unternehmen Verluste erzielt. 551. Erläutern Sie, was man unter dem Begriff „Massenproduktion“ versteht! Welches Produktionsverfahren eignet sich hier? Nennen Sie auch typische Produkte! Das gleiche Produkt wird in prinzipiell nicht begrenzter Anzahl dauerhaft hergestellt. Typisches Verfahren: Fließfertigung mit hohem Automatisierungsgrad: Hier kommt der Kostenvorteil durch das Gesetz der Massenproduktion am besten zum Tragen. Typische Produkte: Getränke, Ziegel,. Zement, Papier, Konserven Zündhölzer usw 552. Stellen Sie die Nachteile der Massenproduktion dar! Abhängigkeit von einer dauerhaft hohen Absatzmenge, Produktionsablauf und Produkt sind nur schwer veränderbar, Hohe Fixkosten, d.h. meist hohe Investitionen 553. Nennen Sie typische Möglichkeiten der Ressourceneinsparung im Produktionsbereich!

- Abfallvermeidung bzw. Abfallminderung bei RHB-Stoffen - Recycling, - Energieeinsparung

Absatz 554. Nennen Sie typische Möglichkeiten der Kostenoptimierung im Absatzbereich! - Verkürzung der Zahlungsziele - Verkürzung der Lagerdauer - Vertriebskooperationen mit anderen Unternehmen - Gemeinschaftswerbung - Erfolgsorientierte Entlohnung im Absatzbereich - Betriebliches Vorschlagswesen 555. Welche Auswirkung hat eine Verkürzung des Zahlungsziels auf die Kosten? Begründen Sie kurz! Wirkt wie eine Verringerung der Kosten, da offene Forderungen Zinsverluste bedeuten. Kunde erhält bis Ende des Zahlungsziels Kredit, der zinslos berechnet wird. Eine Verkürzung des Zahlungsziels führt daher zu schnellerer Rückzahlung der an die Kunden gewährten Kredite und damit zu geringeren Zinsverlusten. 556. Erläutern Sie die Wirkungsweise einer antizyklischen Marketing-Politik! Marketing-Instrumente werden entgegen der Umsatzentwicklung eingesetzt: Bei geringen Umsätzen wird Marketing verstärkt, um Umsatzerhöhungen zu erreichen. Bei steigenden Umsätzen werden Marketing-Maßnahmen zurückgefahren. -> Kosteneinsparung 557. Welche Auswirkung hat eine Verkürzung der Skontofrist auf die Kosten? Begründen Sie kurz! Während der Skontofrist erhält der Kunde eine zinslosen Kredit. Eine Verkürzung dieser Frist wirkt sich daher wie ein Zinsgewinn aus, da entweder die Geldmittel früher rentabel für andere Zwecke eingesetzt werden können oder weniger eigene Kredite zur Zwischenfinanzierung aufgenommen werden müssen: Zinsersparnis 558. Welche Auswirkung hat eine Verkürzung der durchschnittlichen Lagerdauer auf die Kosten? Begründen Sie kurz! Lagerhaltungskosten und Lagerrisiken sinken; Lager kann verkleinert werden. - geringere Fixkosten für Lagermiete, Abschreibungen, Gehälter, Versicherungen - weniger Kapital wird gebunden 559. Was versteht man unter „erfolgsorientierter Entlohnung“? Entlohnung oder ein Teil der Entlohnung wird in Abhängigkeit des Arbeitserfolgs vergütet, z.B. Umsatzprovision 560. Welche Ziele verbindet ein Unternehmen mit einer „erfolgsorientierter Entlohnung“? Man verspricht sich eine höhere Motivation bei der Arbeit. Durch eine höhere Qualität und Quantität der Arbeit werden die Stückkosten verringert -> Ertrag des Unternehmens steigt. 561. Für welche Personengruppen bietet sich eine „erfolgsorientierte Entlohnung“ an? Nennen Sie typische Beispiele!

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Sinnvoll bei Personen, die den Erfolg ihrer Arbeit selbst beeinflussen können. Beispiele: Umsatzprovision bei Verkäufer, Akkordlohn im Produktionsbereich, 562. Welche Nachteile sind mit einer erfolgsorientierten Entlohnung verbunden?

- Verbesserung des Arbeitsergebnisses evtl. nicht durch bessere Arbeit, sondern durch andere Umstände (z.B: verändertes Käuferverhalten).

- Verbessertes Arbeitsergebnis führt zu Kostennachteilen in anderen Bereichen z.B. Überstunden, Wochenendarbeit -> höhere Personalkosten

563. Nennen Sie typische Möglichkeiten durch Kooperation mit anderen Unternehmen Kosten im Vertrieb einzusparen! Gemeinschaftswerbung, Abteilungsverpachtung, Gründung von Handelshöfen, Mitgliedschaft in einer Handelskette 564. Beschreiben Sie was man unter „Abteilungsverpachtung“ versteht! Welche Vorteile sind mit dieser Form der Kooperation verbunden? Ein Händler verpachtet einen Teil seiner Verkaufsfläche an einen anderen Händler. Der Pächter führt dort eine Fachabteilung mit Waren, die der Verpächter selbst nicht in seinem Angebot hat. Beispiel: Bäcker im Supermarkt Vorteile für den Verpächter: regelmäßige Pachteinnahmen, erweitertes Angebot an die Kunden 565. Welche Rechtsverhältnisse können bei einer Abteilungsverpachtung zwischen den Beteiligten bestehen? Erläutern Sie kurz die typischen Möglichkeiten! Der Pächter (Konzessionär) erwirbt vom Verpächter die Konzession (Erlaubnis) Waren in seinen Räumen anbieten zu können. Je nach Vertragsgestaltung tritt der Verpächter als

- nur als Verpächter auf (wenn der Konzessionär auch das Verkaufspersonal stellt). - als Kommissionär auf (wenn er auch das Personal stellt und im eigenen Namen aber auf

Rechnung des Konzessionärs handelt). - als Handelsvertreter auf (wenn er auch das Personal stellt und im Namen und auf Rechnung

des Konzessionärs handelt). 566. Beschreiben Sie was man unter „Handelshöfen“ versteht? Welche Vorteile sind mit dieser Form der Kooperation verbunden? Mehrere Handelsbetriebe eröffnen Geschäftsbetriebe in unmittelbarer Nähe zu einander. Für den Kunden kann der Eindruck eines Warenhauses entstehen. Dadurch kann dem Kunden ein sehr breites Warensortiment geboten werden. Der Kunde kann seinen Bedarf an den verschiedensten Gütern decken.

- Es entsteht eine verkaufsfördernde Wirkung für alle Beteiligten. - Durch gemeinsame Nutzung bestimmter Einrichtungen (Parkplätze, Lagereinrichtungen)

können zudem Kosten gespart werden. Betriebliches Vorschlagswesen 567. Erläutern Sie den Begriff „Betriebliches Vorschlagswesen“! Die Mitarbeiter eines Unternehmens leiten eigene Verbesserungsvorschläge an die zuständigen Stellen weiter. Diese Stellen überprüfen, ob die Vorschläge umsetzbar sind und welche Vorteile (Umsatzerhöhungen, Kosteneinsparungen) mit der Umsetzung des Vorschlags verbunden sind. Um die Mitarbeiter zu motivieren, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten, werden oft Anreizsysteme (z. B. Prämien) angeboten. 568. Welche Ziele werden mit der Einführung eines betrieblichen Vorschlagswesens angestrebt? Motivation des Mitarbeiters

- allgemeine Kosteneinsparungen Produktverbesserungen

- Verbesserung des Umweltschutzes - Verbesserung des Betriebsklimas - Verbesserung der Arbeitssicherheit

Erhöhung des Umsatzes 569. Nennen Sie typische Beispiele für betriebliche Anreize, die Mitarbeiter zu Verbesserungsvorschlägen motivieren sollen! Geldprämien, Freizeit, Sonderurlaub, Gutscheine (Luxusgüter, Reisen), Positive Personalbeurteilungen

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Antworten 12 „Risiken und Versicherungen“

Risiken 570. Welche typischen Risikoarten unterscheidet man nach den betrieblichen Grundfunktionen? Beschaffungsrisiken, Transportrisiken, Produktrisiken, Absatzrisiken, Finanzierungsrisiken 571. Nennen Sie Beispiele für typische Transport- und Lagerrisiken! Transportrisiken: Beschädigung der Ware auf dem Transport durch Unfall oder unsachgemäße Behandlung, Streiks oder Ausfall von Transportmöglichkeiten bei den beauftragten Transportunternehmen. Lagerrisiken: Diebstahl, Beschädigung, Veralten, unsachgemäße Lagerung 572. Nennen Sie Beispiele für typische Beschaffungs- und Produktionsrisiken! Produktionsrisiken: Ausschuss, Materialschäden, Streiks, fehlerhafte Bedienung der Maschinen, usw. Beschaffungsrisiken: Lieferungsausfälle, verspätete Lieferungen (v.a. bei Just-in-time-Produktion), mangelhafte Lieferungen Gefahr der Stockung des Produktionsprozesses 573. Nennen Sie Beispiele für typische Absatzrisiken! Rückgang der Umsätze wegen technologischen Wandels, Modewandels, Kaufkraftschwund, staatlicher Eingriffe usw. 574. Nennen Sie Beispiele für typische Finanzierungsrisiken! Forderungsausfälle, Zinssteigerungen, vorzeitige Kündigung von Krediten usw. 575. Welche grundsätzlichen Möglichkeiten gibt es, sich vor Risiken zu schützen? Nennen Sie jeweils ein geeignetes Beispiel!

- Risikoverhinderung z.B. durch Schutzmaßnahmen und Kontrollen - Risikobegrenzung z.B. durch sorgfältige Entscheidungsfindung (z.B. bei der Auswahl von

Lieferern, Schuldnern, beim Kauf von Anlagen usw) oder durch (vertragliche) Abwälzung der Risiken auf Vertragspartner

- Abwälzung von Risiken auf Versicherungen z.B. durch eine Haftpflichtversicherung 576. Nennen Sie typische unversicherbare Risiken! Allgemein: Streiks, Inflation, kriegerische Auseinandersetzungen Im betrieblichen Bereich: Fehlentscheidungen, Modeschwankungen, Konjunkturschwankungen usw. 577. Erläutern Sie, warum bestimmte Risiken sinnvollerweise nicht versichert werden, obwohl dies durchaus möglich wäre!

- geringe Schadenshöhe - Schaden tritt wahrscheinlich selten auf und ist dann zu bewältigen - Prämien sind unvertretbar hoch

578. Was versteht man unter dem „unternehmerischen Risiko“? Nennen Sie typische Beispiele! Da zukünftige inner- und außerbetriebliche Veränderungen und Gegebenheiten (z.B. Marktveränderungen, Rohstoffpreise) nicht genau vorhersehbar und planbar sind, besteht das Risiko von Fehlentscheidungen. Dieses Risiko ist nicht bzw. nur zu unrentablen Bedingungen versicherbar. Es wird durch den Gewinn abgegolten. Beispiele: Fehlerhafte Markteinschätzungen, Fehlplanungen beim Personaleinsatz, Wahl des falschen Lieferers 579. Wodurch kann das „Unternehmerische Risiko“ gemildert werden?

- sorgfältige Entscheidungsfindung - Rücklagenbildung - Bildung stiller Reservern - Vertragliche Abwälzung auf Dritte (Keine Versicherungen) (z.B. werden Lagerrisiken bei Just-in-

time-Produktion auf die Lieferer abgewälzt) 580. Welchen Stellenwert haben „kalkulatorische Wagniskosten“ im betrieblichen Risikomanagement? Hierbei werden prinzipiell versicherbare Risiken nicht versichert, sondern vom Unternehmen selbst getragen, da man entweder die Eintrittswahrscheinlichkeit für sehr gering hält und /oder die Kosten für den Versicherungsschutz zu hoch hält.. Kalkulatorische Risiken werden bei der Preiskalkulation berücksichtigt. Durch die höheren Verkaufspreise wird es damit möglich entsprechende Rücklagen für den Fall des Risikoeintritts zu bilden. Gleichzeitig dienen die höheren Erträge der Selbstfinanzierung des Unternehmens.

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Versicherungen 581. Erläutern Sie den Begriff „Individualversicherungen“! Im Gegensatz zu Sozialversicherungen beruhen Individualversicherungen auf einem privatrechtlichen Vertrag zwischen Versicherungsgeber und Versicherungsnehmer, der auf freiwilliger Basis geschlossen wird 582. In welchen Punkten unterscheiden sich die Individualversicherungen von den Sozialversicherungen?

- Vertragsfreiheit: Versicherungspflicht bei der SV / Vertragsfreiheit bei der IV - Vertragsgegenstand: Krankheit, Unfall, Alter, Arbeitslosigkeit bei der SV / alle versicherbaren

Risiken bei der IV - Beitragshöhe: gesetzlich festgelegt bei der SV / individuell nach Risiko und vereinbarter Leistung

bei der IV - Zuständige Gerichte: Sozialgericht bei der SV / ordentliche Gerichte (Amtsgericht, Landgericht)

bei der IV - Zielsetzung: soziale Absicherung der Bevölkerung bei der SV / Abdeckung individueller Risiken

und Gewinnstreben bei der IV 583. Wie nennt man die Beteiligten an einem Versicherungsvertrag? Versicherungsnehmer und Versicherer 584. Welche Arten von Individualversicherungen werden unterschieden? Nennen Sie jeweils typische Beispiele!

- Personenversicherungen (z.B: Lebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, private Unfallversicherung, Kranken-/Pflegeversicherung)

- Vermögensversicherungen (z.B. Haftpflichtversicherung, Kreditversicherung, Betriebsunterbrechungsversicherung usw.)

- Sachversicherungen (Einbruchdiebstahlversicherung, Hausratversicherung, Feuerversicherung usw.)

585. Welche Pflichten ergeben sich für den Versicherungsnehmer aus dem Versicherungsvertrag?

- Zahlung der Versicherungsprämie wie vereinbart - Rechtzeitige Mitteilung über Gefahrerhöhungen - Anzeige von Versicherungsfällen - Erteilung von Auskünften, die den Versicherungsgegenstand betreffen - Schadenbegrenzung bei Versicherungsfällen - Zumutbare Maßnahmen zur Verhinderung möglicher Versicherungsschäden

586. Nennen Sie inner- und außerbetriebliche Risikoursachen! Innerbetriebliche Faktoren: menschliches Verfahren, Organisationsmängel, technische Mängel etc. Außerbetriebliche Faktoren: Konjunkturschwankungen (Rezession), staatliche Eingriffe (z.G: Gesetzesänderungen, neue Vorschriften etc.) Strukturwandel usw 587. Wodurch beginnt bei Individualversicherung der Versicherungsschutz? JE nach Vertragsgestaltung entweder mit der Annahme des Vertrags (Zeitpunkt des Vertragsanschlusses) oder mit Beginn der Prämienberechnung (vertraglich vereinbarter Zeitpunkt) oder mit Beginn der Leistungspflicht des Versicherers („materieller Versicherungsbeginn“) Diese Zeitpunkte können auch zusammenfallen. 588. Beurteilen Sie stichhaltig die Auswirkung eines hohen Versicherungsschutzes auf ein Unternehmen? +/- stetige Finanzmittelabflüsse + gut kalkulierbar, - Liquidität des Unternehmens sinkt - hoher aufwand + steigende Kreditwürdigkeit bessere Möglichkeit zur Fremdfinanzierung + Risiken werden auf die Versicherung abgewälzt 589. Welche Versicherungsarten sollte ein Industriebetrieb sinnvollerweise abschließen? Welche Schäden ersetzen diese Versicherungen jeweils?

- Feuerversicherung: Schäden durch Brand, Explosion, Blitzschlag, Löscharbeiten - Einbruchdiebstahlversicherung: Gestohlene und beschädigte Gegenstände - Betriebsunterbrechungsversicherung: Gewinnausfall und Kosten bei Unterbrechung der

Produktion - Haftpflichtversicherung: Schäden, die Dritten ohne Vorsatz zugefügt wurden. - Transportversicherung: Schäden an transportierter Ware - Kreditversicherung: Forderungsausfälle

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590. Worin unterscheidet sich die betriebliche Unfallversicherung von den anderen Versicherungsarten, die ein Unternehmen zur Absicherung von Unfallrisiken i.d.R. abschließt? Die Unfallversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben (Sozialversicherung), die anderen Versicherungen sind freiwillig. 591. Welche Versicherung ersetzt Schäden, die durch Einbruch entstanden sind? Welche Schäden werden dabei ersetzt? Die Einbruchdiebstahlversicherung ersetzt gestohlene und beschädigte Gegenstände, sowie Schäden, die durch Vandalismus beim Einbruch entstanden sind. 592. Welche Leistungen sind mit einer Lebensversicherung verbunden? Welche Arten der Lebensversicherung werden dabei unterschieden?

- Die Risikolebensversicherung wird nur bei Tod des Versicherten fällig. Sie wird an die Erben ausbezahlt.

- Die Kapitallebensversicherung wird ebenfalls bei Tod des Versicherten fällig. Zusätzlich verspricht sie auch die Auszahlung der Versicherungssumme bei Erleben eines vereinbarten Termins. Die Auszahlung kann in einem Betrag (Summenversicherung) oder als Rente erfolgen.

593. Welche Leistungen sind mit einer privaten Unfallversicherung verbunden? Die Versicherung soll vor den Folgen von Unfällen im privaten Bereich absichern. (Die gesetzliche Unfallversicherung deckt nur Schäden aus Unfällen am Arbeitsplatz oder auf dem Arbeitsweg.) Typische Leistungen: Zuschüsse zu den Kosten der Heilbehandlung, Tagegeld bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit, einmalige Zahlung einer vereinbarten Summe oder Rentenzahlung bei dauernder Arbeitsunfähigkeit, einmalige Leistung im Todesfall 594. Welche Leistungen sind mit einer Haftpflichtversicherung verbunden? Die Versicherung soll vor den Folgen unerlaubter (nicht vorsätzlicher) Handlungen des Versicherten schützen. Typische Leistungen: Abgeltung von Schadenersatzforderungen Dritter, Rechtschutz vor unberechtigten Ansprüchen Dritter 595. Erläutern Sie den Begriff „Überversicherung“ an einem Zahlenbeispiel! Die Versicherungssumme (z.B. 50000 EUR) ist höher als der Versicherungswert (z.B. 30000 EUR). Folge: Im Schadenfall wird maximal der Versicherungswert ersetzt, da keine Bereicherung erfolgen darf. Die Beiträge sind aber für den höheren Wert berechnet. Es wurden also zu hohe Beiträge bezahlt. 596. Erläutern Sie den Begriff „Unterversicherung“ an einem Zahlenbeispiel! Die Versicherungssumme (z.B. 100000 EUR) ist niedriger als der Versicherungswert (z.B: 120000 EUR). Folge: Im Schadenfall werden die Schäden nur anteilig ersetzt. In diesem Fall sind also maximal 10/12 (83,33 %) der tatsächlichen Schadensumme versichert. D.h. bei einer Schadensumme von z.B. 20000 EUR würden maximal 16666,67 EUR ersetzt werden. 597. Welche gesamtwirtschaftlichen Aufgaben übernehmen Versicherungsunternehmen?

- Schutz vor vielen Risiken des täglichen Lebens - Privatrechtliche Regelung von Schadensfällen (d.h. diese können ohne staatliche Eingriffe

geregelt werden) - Ansammlung von Kapital und dessen gewinnbringende Investition ( Steigerung der

Leistungsfähigkeit der Marktwirtschaft)

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Fragenkatalog 13 „Das Unternehmen in der Krise“ Grundlagen 598. Woran kann man erkennen, dass ein Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist? Liquiditätsprobleme, rückläufige Umsatzzahlen, steigende Verschuldung, Verluste oder rückläufige Gewinne, Verkauf von Erzeugnissen unter den Selbstkosten, Entlassungen, Schließung von Werken und Niederlassungen, Verkauf von Teilen des Anlagevermögens 599. Ein Gläubiger muss bei Insolvenz seines Kunden mit Verlusten rechnen. Durch welche Maßnahmen könnte er sich im Voraus rechtzeitig absichern?

- Lieferung nur gegen Barzahlung - Lieferung unter stets verlängertem Eigentumsvorbehalt - Zielverkauf gegen Stellung dinglicher Sicherheiten - Einholung von Auskünften über die Bonität des Kunden usw.

600. Nennen Sie typische innerbetriebliche Gründe, durch welche Zahlungsschwierigkeiten eines Unternehmens verursacht werden können! Fehlinvestitionen, Fehlkalkulationen, fehlerhaftes Rechnungswesen, hoher Fremdkapitalanteil, Mängel in der Personalführung, Mängel in der Qualifikation der Mitarbeiter, Mängel in der Unternehmensorganisation, technologischer Rückstand, Überkapazitäten, fehlerhafte Markteinschätzung 601. Nennen Sie typische außerbetriebliche Gründe, welche Zahlungsschwierigkeiten eines Unternehmens verursachen können! Höhere Gewalt (z.B. Naturkatastrophen, Streiks), Konjunkturrückgang (Rezession), Forderungsausfälle, Rohstoffverteuerung, starker Anstieg der Löhne und Gehälter, verschärfte Konkurrenz, Nachfrageänderungen, Änderungen der Verbrauchergewohnheiten, staatliche Eingriffe usw. Sanierung 602. Erläutern Sie, was man unter der „Sanierung“ eines Unternehmens versteht! „Gesundung“: Darunter versteht man alle geeigneten Maßnahmen, die dazu führen sollen, dass ein in Not geratenes Unternehmen stabilisiert und zu einer positiven Entwicklung geführt wird. 603. Welche beiden Arten der Sanierung werden unterschieden? Stille Sanierung: nach außen hin nicht deutliche. Ohne Mitwirkung der Gläubiger, evtl. auch ohne Mitwirkung der Eigentümer Offene Sanierung: erfolgt unter Mitwirkung Außenstehender:

- Eigentümer (Zuschüsse, Kapitalherabsetzungen) - Betroffene Gläubiger (Stundung, bzw. Erlass von Forderungen) - Mitarbeiter (Mehrarbeit, Lohnverzicht) - Staat (Subventionen, Steuerstundung)

604. Schlagen Sie mögliche Maßnahmen zur Rettung eines in Not geratenen Unternehmens vor! Vergleich

- Neu- und Umbesetzung von Führungspositionen - Mitarbeiterschulungen - Entlassung von unfähigen oder arbeitsunwilligen Mitarbeitern - Abbau unwirtschaftlicher Kapazitäten - Rationalisierung - Betriebsverlagerungen an kostengünstigere Standorte - Erhöhung des Eigenkapitals z.B. durch Aufnahme neuer Gesellschafter

605. Welche beiden Verfahren des außergerichtliche Vergleichs kennen Sie? Beschreiben Sie diese Verfahren jeweils kurz!

- Moratorium (Stundungsvergleich): Gläubiger stunden ihre Forderungen für eine bestimmte Zeit (Zahlungsaufschub)

- Quotenvergleich (Erlassvergleich): Gläubiger verzichten auf einen Teil ihrer Forderungen 606. Beschreiben sie kurz den Erlassvergleich! Welches Problem kann sich bei einem anschließenden Insolvenzverfahren daraus ergeben? Gläubiger verzichten auf einen Teil ihrer Forderungen. Problem: Bei einem anschließenden Insolvenzverfahren kann der Verzicht nicht mehr rückgängig gemacht werden, d.h. es kann nur noch die Restforderung geltend gemacht werden. 607. Beschreiben sie kurz den Stundungsvergleich! Gläubiger stunden ihre Forderungen für eine bestimmte Zeit (Zahlungsaufschub)

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608. Welche Überlegungen könnten einen Gläubiger dazu veranlassen, einem freiwilligen Vergleich zuzustimmen?

- Weitere Geschäfte mit dem Schuldner sind möglich (Sanierung statt Liquidierung) - Schnelle Regelung - Höhe des Forderungsausfalls kann individuell geregelt werden - Keine Veröffentlichung des Vergleichs

609. Welche Überlegungen können einen Unternehmer dazu veranlassen, sich an seine Gläubiger mit dem Anliegen eines außergerichtlichen Vergleichs zu wenden?

- kurzfristig wirksame Sanierungsmaßnahme - schnelle Regelung von Liquiditätsproblemen - i.d.R. kaum Kosten (v.a. keine Gerichtskosten) - Höhe des Forderungsausfalls kann individuell geregelt werden - Keine Bekanntgabe des Vergleichs

610. Aus welchen Gründen könnte ein Vergleich einem Insolvenzverfahren vorzuziehen sein? - Beim Vergleich bleibt das Unternehmen bestehen, d.h. die Geschäftsbeziehungen bestehen

weiter, nach Sanierung des Unternehmens können weiterhin gute Geschäftsbeziehungen unterhalten werden.

- Eine Vergleichsquote kann höher sein als die Insolvenzquote - Das Verfahren ist schneller und unbürokratischer abgewickelt. - Arbeitsplätze bleiben erhalten

611. Welche Nachteile können sich aus einem freiwilligen Vergleich für den einzelnen Gläubiger ergeben?

- Unterschiedliche Behandlung der Gläubiger ggf. Benachteiligung - Schwierige Verhandlungsführung, da unterschiedliche Interessen - Bei nachfolgender Insolvenz können Forderungen, auf die bereits verzichtet wurde, nicht mehr

geltend gemacht werden. 612. Wie können sich Gläubiger gegen die Nachteile eines außergerichtlichen Vergleichs absichern?

- Forderungsverzicht unter der Bedingung, dass alle Gläubiger gleich behandelt werden. - Durchführung des Vergleichs unter Aufsicht eines Treuhänders

613. Welche Aufgaben sollen durch das Insolvenzverfahren erfüllt werden? - Es sollen möglichst viele Insolvenzfälle geordnet abgewickelt werden. - Die Sanierung überlebensfähiger Teile des Unternehmens soll ermöglicht werden. - Die Gläubigerinteressen sollen gewahrt werden.

614. Wer kann das Insolvenzverfahren beantragen und womit muss der Antrag begründet werden? Bei welcher Stelle ist der Insolvenzantrag zu stellen? Beantragung: Geschäftsführung oder Gläubiger, je nach Begründung Mögliche Begründungen des Eröffnungsantrags:

- Überschuldung (Nur bei Kapitalgesellschaften): Antrag durch Geschäftsführung oder Gläubiger - Zahlungsunfähigkeit: Antrag durch Geschäftsführung oder Gläubiger - Drohende Zahlungsunfähigkeit: Antrag durch Geschäftsführung

Ort: Insolvenzgericht, d.h. zuständiges Amtsgericht am Firmensitz des Schuldners 615. Wann gilt ein Unternehmen als überschuldet? Warum ist Überschuldung nur bei Kapitalgesellschaften ein Antragsgrund für das Insolvenzverfahren? Vermögen ist kleiner als Schulden. Dies ist nur bei Kapitalgesellschaften sinnvoll, da bei Personengesellschaften zusätzlich zu den Einlagen der Gesellschafter deren Privatvermögen für die Schulden der Gesellschaft haftet. 616. In welchem Fall würde das Insolvenzgericht einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens „mangels Masse“ ablehnen? Welche Folgen hätte eine derartige Ablehnung? Antrag auf Eröffnung des Verfahrens wird vom Gericht abgelehnt, wenn das zur Insolvenzmasse gehörende Vermögen des Schuldners die Kosten des Insolvenzverfahrens nicht decken würde. Folgen einer Ablehnung:

- Insolvenzverfahren wird nicht eröffnet - Gläubiger können nun in Einzelverfahren ihre Ansprüche geltend machen - Laufende Pfändungen in das Vermögen des Schuldners werden wieder aufgenommen - Eintrag des Schuldners in das Schuldnerverzeichnis

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617. Welche Folgen ergeben sich aus dem Beschluss des Gerichts, das Insolvenzverfahren zu eröffnen (Eröffnungsbeschluss)?

- öffentliche Bekanntgabe des Eröffnungsbeschlusses - Eintragung ins HR - Eintragung ins Grundbuch (wenn Immobilien vorhanden sind) - Einsetzung des endgültigen Insolvenzverwalters - Aufforderung an die Gläubiger ihre Rechte geltend zu machen (Fristsetzung) - Aussonderung von fremden Eigentum aus der Insolvenzmasse - Aufforderung an die Schuldner nur noch an den Insolvenzverwalter zu leisten - Terminfestsetzung: Berichtstermin, Prüfungstermin

618. Welche Auswirkungen hat die Eröffnung des Insolvenzverfahrens auf den Schuldner? - es wird ein (vorläufiger) Insolvenzverwalter eingesetzt. - Das Verfügungsrecht über das Vermögen der Insolvenzmasse geht auf den Insolvenzverwalter

über. - Verfügungen des Schuldners über die Vermögensgegenstände der Insolvenzmasse sind

unwirksam. - Zwangsvollstreckungen in das zur Insolvenzmasse gehörende Vermögen des Schuldners sind

unzulässig. - Schuldner des Insolvenzschuldners dürfen nur noch an den Insolvenzverwalter leisten - Der Insolvenzschuldner muss dem Insolvenzverwalter regelmäßig Auskunft geben.

619. Wie erhalten unbeteiligte Dritte Kenntnis von Eröffnung des Insolvenzverfahrens? Durch Veröffentlichung im HR, (evt. Im Grundbuch), im Bundesanzeiger, in einer überregionalen Tageszeitung. Bekannte Gläubiger und Schuldner werden vom Insolvenzverwalter direkt informiert. 620. Wie sollte sich ein Gläubiger verhalten, wenn er von der Insolvenz eines Schuldners erfährt? Um seine Rechtsansprüche zu sichern sollte er seine Forderungsansprüche beim zuständigen Insolvenzgericht anmelden. 621. Welche Aufgaben soll der Insolvenzverwalter erfüllen?

- Feststellung, Verwaltung, Verwertung und Verteilung der Insolvenzmasse - Vertretung der Gläubigerinteressen - Wahrung der Interessen des Insolvenzschuldners, insbesondere auf Sanierung er

überlebensfähigen Unternehmensteile 622. Was versteht man unter dem Begriff „Insolvenzmasse“? gesamtes verpfändbares Vermögen, das dem Schuldner zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung gehört. D.h. alle Vermögensteile, die zur Deckung der Schulden herangezogen werden können. nicht fremdes Eigentum (wird ausgesondert) oder Gegenstände, die zum gewöhnlichen Hausrat des Schuldners gehören und dort zur Lebensführung benötigt werden. 623. Was versteht man im Insolvenzrecht unter den Begriffen „Aussonderung“ bzw. „Absonderung“ von Vermögensgegenständen? Aussonderung: Gegenstände, die dem Schuldner nicht gehören (sich in seinem Besitz befinden, aber nicht sein Eigentum sind) werden ausgesondert, z.B. geliehene, geleaste oder gemietete Gegenstände) Ausgesonderte Gegenstände gehören nicht zur Insolvenzmasse Absonderung: Gegenstände, die zur besonderen Sicherung (z.B. durch Grundpfandrechte, Lombard) von Gläubigerforderungen dienen, werden abgesondert. Sie werden zuerst zur Deckung dieser Forderungen verwertet. 624. Welche Gläubigerklassen unterscheidet das Insolvenzrecht? Ordnen Sie diese in der Reihenfolge ihrer Befriedigung aus dem Vermögen des Insolvenzschuldners!

- Aussonderungsberechtigte Gläubiger - Absonderungsberechtigte Gläubiger (Grundpfandrechte, Pfandrechte an beweglichen

Vermögensgegenständen, Sicherungsübereignungen, Eigentumsvorbehalte) - Massegläubiger (Insolvenzgericht, Insolvenzverwalter, Schuldner (Lebensunterhalt) - Insolvenzgläubiger - Nachrangige Insolvenzgläubiger (v.a. aus Zinsen seit Insolvenzeröffnung)

625. Welche Aufgaben hat die Gläubigerversammlung? - Entgegennahme des Berichts des Insolvenzverwalters - Prüfung der Gültigkeit der angemeldeten Forderungen - Beschlussfassung über die Verwertung der Insolvenzmasse - Beschlussfassung über die Annahme eines Insolvenzplans

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626. Welche Inhalte trägt der Insolvenzverwalter am Berichtstermin vor? Er berichtet über

- die wirtschaftliche Lage des Unternehmens - die Ursachen für die Krise des Unternehmens - die Aussichten auf eine Sanierung des Unternehmens oder von Teilen des Unternehmens. - Möglichkeiten eines Insolvenzplans

627. Welche Personengruppen sind an einer Gläubigerversammlung teilnahmeberechtigt? Absonderungsberechtigte Gläubiger, Insolvenzverwalter, Insolvenzgläubiger, Insolvenzschuldner selbst 628. Was versteht man unter dem Begriff „Insolvenzquote“? Angabe, welchen Bruchteil (wie viel Prozent) ihrer Forderungen die Insolvenzgläubiger nach Abschluss des Verfahrens (bei der Schlussverteilung) erhalten. 629. Stellen Sie den Rechenweg zur Bestimmung der Insolvenzquote dar! Vorgefundene Vermögenswerte - ausgesonderte Vermögensgegenstände - abgesonderte Vermögensgegenstände - Masseverbindlichkeiten = Verteilbare INSOLVENZMASSE Insolvenzquote = (Verteilbare Insolvenzmasse) / (Forderungen der Insolvenzgläubiger) 630. Erläutern Sie an einem typischen Beispiel, was man unter einem „Insolvenzplan“ versteht! Plan, der den Schuldner und/oder die Gläubiger besser stellen soll, als dies bei Zwangsverwertung oder Zwangsverteilung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens der Fall wäre. Z.B. könnten noch überlebensfähige Teile des Unternehmens ausgegliedert und saniert werden. 631. Beschreiben Sie typische Möglichkeiten eines Insolvenzplans! Bei einem Insolvenzplan werden Lösungen angestrebt, die innerhalb des Insolvenzplans nicht möglich wären. Beispiele:

- Verkauf von Teilen des Unternehmens, Sanierung des Restbetriebs - Ausgliederung sanierbarer Unternehmensbereiche, Liquidation des Rests - Quotenvergleich der Gläubiger zur /teilweisen) Sanierung - Stundung der Forderungen bis zu einem günstigeren Verkauf von Unternehmensteilen usw.

632. Welche Personen können einen Insolvenzplan erstellen und der Gläubigerversammlung zur Abstimmung vorlegen? Insolvenzverwalter, Insolvenzschuldner, einzelne Insolvenzgläubiger 633. Wodurch erlangt ein Insolvenzplan Gültigkeit?

- bei der Gläubigerversammlung müssen die von dem Insolvenzplan betroffenen Gläubiger zustimmen (Abstimmung im Verhältnis der jeweiligen Forderungshöhe)

- Insolvenzgericht muss den Beschluss der Gläubigerversammlung bestätigen. 634. Welche rechtlichen Auswirkungen hat der Abschluss des Insolvenzverfahrens auf die Firma und die Person eines Einzelunternehmers, bzw. auf die Gesellschafter einer Personengesellschaft?

- Firma erlischt - Über die evtl. noch vorhandene Masse kann der Unternehmer (bzw. die Gesellschafter) selbst

verfügen. - Schuldner erhält seine volle Handlungsfähigkeit zurück - Schuldner haftet noch 30 Jahre für die Restschulden, kann aber Restschuldbefreiung

beantragen. 635. Welche rechtlichen Auswirkungen hat der Abschluss des Insolvenzverfahrens auf die Firma und die Person einer Kapitalgesellschaft?

- Firma erlischt - Unternehmen (juristische Person) wird aufgelöst - Evtl. noch vorhandene Masse wird an die Gesellschafter verteilt (nach Kapitalanteilen)

Restschuldbefreiung 636. Beschreiben Sie das Prinzip der Restschuldbefreiung! Schuldner erklärt sich bereit, in den folgenden 6 Jahren den pfändbaren Anteil an seinen Einkünften an den Treuhänder abzutreten, der daraus die Insolvenzgläubiger anteilsmäßig befriedigt. Nach Ablauf dieses Zeitraums und entsprechendem „Wohlverhalten“ des Schuldners während dieser Zeit werden die verbliebenen Schulden erlassen.

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637. Welche Pflichten hat der Schuldner während der „Wohlverhaltensphase“? - ermuss eine angemessene Erwerbstätigkeit ausüben - er darf Schulden nur über den Treuhänder tilgen - Er muss jeden Arbeitsplatzwechsel dem Treuhänder mitteilen - Er muss jeden Wohnsitzwechsel dem Treuhänder mitteilen - Er muss ererbtes Vermögen zur Hälfte an den Treuhänder zur Schuldentilgung aushändigen

638. Wer trifft die Entscheidung über eine Restschuldbefreiung? Welche Gesichtspunkte werden dabei berücksichtigt? Am Ende der Wohlverhaltensphase entscheidet das Insolvenzgericht nach Anhörung des Schuldners, der Gläubiger und des Treuhänders über die Restschuldbefreiung. 639. Welche Gründe können zu einer Ablehnung der Restschuldbefreiung durch das Insolvenzgericht führen?

- rechtskräftige Verurteilung wegen einer Straftat. - Grob fahrlässig oder vorsätzlich falsche Angaben über die eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse

während des Insolvenzverfahrens oder in den letzten drei Jahren davor. - Grob fahrlässige oder vorsätzliche Verletzung der Auskunfts- und Mitwirkungspflichten während

des vorangegangenen Insolvenzverfahrens. - Es wurde bereits in den letzten 10 Jahren eine weitere Restschuldbefreiung erteilt oder versagt

640. Welche rechtlichen Auswirkungen hat die Restschuldbefreiung auf die Person des Schuldners und die Insolvenzgläubiger? Verbraucherinsolvenz Durch den gerichtlichen Beschluss der Restschuldbefreiung werden dem Schuldner alle verbliebenen Schulden aus dem Insolvenzverfahren erlassen. Der Beschluss wirkt gegen alle Insolvenzgläubiger. 641. Beschreiben Sie das Prinzip des „Verbraucherinsolvenzverfahrens“! Es handelt sich um ein vereinfachtes Insolvenzverfahren für natürliche Personen, die keine oder nur eine geringfügige selbstständige Tätigkeit ausüben. 642. Nennen Sie Voraussetzungen für den Antrag auf ein „Verbraucherinsolvenzverfahren“! Es muss vor dem Antrag ein Einigungsversuch über eine gütliche Schuldenregulierung mit den Gläubigern erfolgt sein. Bei Antragstellung sind vorzulegen:

- Bescheinigung einer geeigneten Stelle (Schuldenberatungsstelle) über den gescheiterten Einigungsversuch

- Antrag auf Restschuldbefreiung - Vermögensverzeichnis - Einkommensverzeichnis - Schuldenverzeichnis - Schuldenbereinigungsplan

643. Beschreiben Sie in Stichpunkten den Ablauf eines Verbraucherinsolvenzverfahrens! Voraussetzung: Einigungsversuch mit den Gläubigern

- nach Scheitern der Einigung: Antrag auf Verbraucherinsolvenz beim zuständigen Amtsgericht - Amtsgericht fordert die Gläubiger zu einer Stellungsnahme über den Schuldenbereinigungsplan

auf. Stimmen alle Gläubiger dem Plan zu: Verfahren abgeschlossen - Bei Ablehnung des Plans: Insolvenzverfahren wird durchgeführt, Treuhänder wird

Insolvenzverwalter, nach Abschluss des Insolvenzverfahrens wird über eine Restschuldbefreiung entschieden

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Antworten 14 „Die Gründung von Unternehmen“ Handelsregister 644. Was versteht man unter dem Handelsregister? Wo wird es geführt? Welche Aufgabe hat das Handelsregister? Handelsregister ist ein amtliches und öffentlich geführtes Verzeichnis aller Kaufleute eines Amtsgerichtsbezirks. ES wird vom Registergericht des zuständigen Amtsgerichts für den Sitz des Unternehmens geführt. Das HR soll die Rechtsverhältnisse (z.B. Firma, Haftung, Geschäftsführung etc.) der eingetragenen Kaufleute zur Information Dritter offen legen. 645. Worin liegt die große Bedeutung des Handelsregisters?

- es ist öffentlich, d.h. es kann von jedem eingesehen werden. - Es genießt beschränkt öffentlichen Glauben, d.h. dass davon ausgegangen werden kann, dass

die Eintragungen richtig sind. - Man kann sich also darauf verlassen, dass die Informationen im Handelsregister korrekt sind.

Daher weiß man z.B. wer für ein Unternehmen vertretungsberechtigt ist, wer Prokura besitzt, wer in welcher Höhe haftet usw.

646. Welche Tatsachen sind in das Handelsregister einzutragen? Firma, (Name des Unternehmens), Inhaber, Ort des Geschäftsbetriebs, Art des Geschäfts, bei KG: haftendes Kapital der Kommanditisten; bei Kapitalgesellschaften: Stammkapital bzw. Grundkapital, Bestellung /Widerruf von Prokura, Insolvenzverfahren, Liquidation, Zweigniederlassungen 647. In welche Abteilung des Handelsregisters wird eine neugegründete Gesellschaft eingetragen? Je nach Rechtsform werden Unternehmen eingetragen in: Abteilung A: Einzelunternehmer (e.K.), Personengesellschaften (OHG; KG) Abteilung B: Kapitalgesellschaften (GmbH, AG, Genossenschaften) Beachte: GbR wird nicht ins HR eingetragen 648. Die Eintragung ins Handelsregister hat konstitutive Wirkung. Was heißt das? Nennen Sie ein Beispiel für eine derartige Eintragung! Eine Eintragung ist konstitutiv (rechtserzeugend), wenn eine Tatsache erst durch die Eintragung rechtswirksam wird. Beispiel: Die Gründung der GmbH erfolgt immer erst durch die Eintragung in das HR. Eintragung hat hier rechtserzeugende Wirkung 649. Die Eintragung ins Handelsregister hat deklaratorische Wirkung. Was heißt das? Nennen Sie ein Beispiel für eine derartige Eintragung! Eine Eintragung ist deklaratorisch (rechtsbezeugend), wenn eine Tatsache schon vor der Eintragung rechtswirksam war. Beispiel: Die Gründung einer OHG kann schon vor einer Eintragung in das HR erfolgen, wenn bereits ein Handelsgeschäft abgeschlossen wurde. Firma 650. Was versteht man unter einer „Firma“? Firma ist der Name des Kaufmanns unter dem er seine Geschäfte betreibt. Firma ist im HR eingetragen. 651. Aus welchen Bestandteilen besteht die Firma eines Unternehmens?

- Firmenkern: Dieser kann eine Personenfirma (enthält Personennamen z.B. Müller GmbH), eine Sachfirma (enthält den Unternehmenszweck z.B. Fahrradhandel GmbH), eine Fantasiefirma (enthält einen Fantasienamen z.B. Miracel GmbH) oder eine Mischform aus diesen drei (z.B: Fahrradhandel Müller GmbG) sein.

- Firmenzusätze: zwingend nötige Rechtsformzusätze: OHG, KG; GmbH; AG usw. und freiwillige Ergänzungen

652. Erläutern Sie kurz welche Grundsätze bei der Firmenwahl berücksichtigt werden müssen! - Firmenausschließlichkeit: Firma unterscheidet sich von bestehenden Firmen.

Verwechslungsgefahr ausgeschlossen - Firmenwahrheit und Firmenklarheit: Firma täuscht andere nicht über Art und Umfang des

Geschäfts. Haftungsverhältnisse sind klar ersichtlich und entsprechen den Tatsachen - Firmenbeständigkeit: Firma und Handelsgeschäft gehören zusammen, d.h. eine bisherige Firma

darf weitergeführt werden auch wenn sich Änderungen im Namen des Inhabers ergeben.

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Gesellschaftsformen 653. Welche beiden grundsätzlichen Gesellschaftsformen werden insbesondere nach der Haftung für die getätigten Rechtsgeschäfte unterschieden?

- Personengesellschaften: Gesellschafter haften mit ihrem gesamten Geschäfts- und Privatvermögen.

- Kapitalgesellschaften: Gesellschafter haften nur mit dem vereinbarten Kapital. 654. Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften?

- bei den Personengesellschaften beschränkt sich die Kapitalbeschaffung auf das Gesamtvermögen ihrer – sehr wenigen - Eigentümer. Anzahl der Eigentümer bei Kap.ges. kann sehr groß sein. es kann viel mehr Kapital beschafft werden.

- Bei den Pers.ges. haften die Eigentümer unmittelbar mit ihrem Gesamtvermögen. Bei Kap.ges. haftet dagegen die Gesellschaft. Eigentümer können nur ihren Geschäftsanteil verlieren.

- Bei den Pers.ges. sind die Eigentümer als Geschäftsführer vorgesehen. Bei Kap.ges. können auch Außenstehende das Unternehmen führen.

- Bei den Pers.ges. handeln die natürlichen Personen der Eigentümer. Bei Kap.ges. handelt es sich um juristische Personen, die selbst handeln.

Wirtschaftliche Entscheidungen 655. Welche Gründe könnten jemanden dazu bewegen, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen?

- Persönliche Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung - Aussicht auf ein höheres Einkommen - Freie Wahl von Arbeitszeit und Arbeitseinsatz - Wunsch, Entscheidungen selbst treffen zu können

656. Welche persönlichen Voraussetzungen sollte ein Unternehmensgründer mitbringen? Fachkenntnisse, Betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Verhandlungsgeschick, Fleiß, Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit, Guter Ruf, Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsfreude, Fähigkeit zur Menschenführung usw. 657. Welche wirtschaftlichen Entscheidungen sind bei der Gründung einer Unternehmung zu treffen? Branchenwahl, Standortwahl, Rechtsformwahl (Haftung, Geschäftsführung, Vertretung), Finanzierung (Eigen-/Fremdfinanzierung), Investition des vorhandenen Kapitals usw. 658. Beschreiben Sie kurz die beiden Arten der Unternehmensgründung, die man bezüglich der Kapitaleinbringung unterscheidet! Bargründung: einlagen werden in Form von Bargeld erbracht. Sachgründung: Einlagen werden in Form von Sachen (Immobilien, Fahrzeuge usw) oder Rechten (Patente, Lizenzen) erbracht. Wahl der Rechtsform 659. Welche Argumente sprechen dafür, bei der Gründung eines Betriebs die Rechtsform der Einzelunternehmung zu wählen?

- Unternehmer kann allein und frei Entscheidungen fällen - Unternehmen kann sich sehr schnell an neue Gegebenheiten anpassen (Unternehmer kann

rasch Entscheidungen fällen) - Unternehmer kann über Gewinn alleine verfügen, daher hohe Motivation - Keine Meinungsverschiedenheiten bei der Geschäftsführung - Kein Zwang zur Veröffentlichung des Jahresabschlusses

660. Aus welchen Gründen könnte ein Einzelunternehmen durch Aufnahme von Gesellschaftern in eine Gesellschaft umgewandelt werden?

- Verbreiterung der Eigenkapitalbasis - Haftungsrisiko wird verteilt - Arbeitsbelastung sinkt - Unterschiedliche Fähigkeiten und Talente können genutzt werden - Bonität, Kreditbasis verbessert sich - Eingebrachte Sachen und Rechte können die Marktstellung des Unternehmens verbessern

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661. Welche Argumente sprechen gegen die Gründung eines Betriebs in der Rechtsform der Einzelunternehmung?

- alleinige Aufbringung des Eigenkapitals - Haftungsrisiko (unbeschränkt in das Privatvermögen) - Arbeitsbelastung - Bonität niedrig, da die Kreditbasis i.d.R. gering ist - Qualität der Entscheidungen ist vom Wissen und Können des Unternehmers abhängig - Person des Unternehmers und Unternehmen sind nur unzureichend getrennt

662. Bei welchen Stellen muss ein neu gegründetes Unternehmen angemeldet werden? Nennen Sie auch den jeweiligen Grund der Anmeldung!

- Amtsgericht (Eintragung ins HR) - Bei der örtlichen Gemeindebehörde. Diese leitet Anmeldung weiter an

o Gewerbeaufsichtsamt (gewerbepolizeiliche Aufsicht) o Finanzamt (steuerliche Erfassung) o Berufsgenossenschaft (Unfallversicherung) o IHK/Handwerkskammer (Interessenvertretung)

- bei den Krankenkassen (Sozialversicherung der Arbeitnehmer). Diese leiten die Anmeldung an die jeweiligen Sozialversicherungsträger weiter

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Fragenkatalog 15 „Personengesellschaften“ Gesellschaft des bürgerlichen Rechts 663. Beschreiben Sie, was man unter einer „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ versteht! Eine GbR (GdbR) ist ein vertraglicher Zusammenschluss von mindestens 2 Personen mit dem Zweck, ein gemeinsames Ziel in bestimmter Weise zu erreichen. ES handelt sich nicht um ein Handelsgeschäft. Es gilt das BGB. 664. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine GbR gegründet werden kann?

- es muss ein Gesellschaftervertrag abgeschlossen werden (auch mündlich möglich) - Gesellschaft muss gemeinsamen Zweck verfolgen. - Kein Mindestkapital erforderlich

665. Wodurch entsteht die Gesellschaft bürgerlichen Rechts? Sie entsteht durch Inkrafttreten des Gesellschaftsvertrages (d.h. zu einem vertraglich festgesetzten Termin). 666. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften die Firma einer GbR geregelt? Die GbR wird nicht ins HR eingetragen. Sie hat daher keine Firma. 667. Welche Rechtsfolgen ergeben sich, wenn die GbR einen Gewerbebetrieb betreibt? Wenn ein kaufmännisch eingerichteter Betrieb vorliegt (z.B. wenn eine Buchführung vorliegt), wandelt sich die GbR automatisch in eine (noch nicht eingetragene) OHG um. Liegt kein kaufmännisch eingerichteter Betrieb vor, finden keine Rechtsfolgen statt – außer die Gesellschaft lässt sich in das HR eintragen (die GbR wird dadurch zur OHG) 668. Nennen Sie wichtige Punkte, die im Gesellschaftsvertrag einer GbR enthalten sein sollten! Unternehmenszweck, Rechte und Pflichten der Gesellschafter gegenüber der Gesellschaft und untereinander, Art und Höhe der Kapitaleinlagen, Geschäftsführung und Vertretung, Gewinn- und Verlustverteilung, Kündigungsmodalitäten, Auseinandersetzung bei Auflösung 669. Welche Rechte haben die Gesellschafter einer GbR nach dem BGB? Geschäftsführung, Vertretung der GbR nach außen, Stimmrecht bei einer Beschlussfassung der Gesellschafter, Widerspruchsrecht gegen alle Geschäfte, Gewinnanteil, Kündigung und Abfindung, Anteil am Liquidationserlös, Ersatz privater Aufwendungen für die Gesellschaft, Unterrichtung und Prüfung der Bücher 670. Welche Pflichten hat der Gesellschafter einer GbR nach den Vorschriften des BGB? - Pflicht zur fristgemäßen Leistung der vereinbarten Kapitaleinlage (wenn nichts anderes vereinbart zahlt jeder die gleiche Einlage)

- Pflicht zur Mitarbeit (Arbeitsleistung, insbesondere Geschäftsführung und Vertretung) - Beteiligung am Verlust (wenn nichts anderes vereinbart: zu gleichen Teilen) - Haftung für die Geschäfte der GBR - Nachschusspflicht (für ungedeckte Verbindlichkeiten bei Geschäftsende)

671. Wie lautet die gesetzliche Regelung der Geschäftsführung bei einer BGB-Gesellschaft? Grundsätzlich ist jeder Gesellschafter zur Geschäftsführung berechtigt. Nach BGB ist die Gesamtgeschäftsführung aller Gesellschafter vorgeschrieben, d.h. für jedes Geschäfts ist die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich. Die Geschäftsführungsbefugnis bezieht sich auf alle Geschäfts der Gesellschaft. Im Gesellschaftervertrag können abweichende Geschäftsführungsrechte vereinbart werden. 672. Welche Pflichten haben die Gesellschafter einer GbR?

- Mitteilungspflicht gegenüber den anderen Gesellschaftern über den Stand der Gesellschaft - Rechte der Gesellschaft gegenüber den einzelnen Gesellschaftern geltend machen - Rechnungsabschluss nach Ende der Geschäftsführung - Haftung bei schuldhaftem Handeln

673. Sind Rechtsgeschäfte gültig, die ein vertretungsberechtigter GbR-Gesellschafter gegen den Willen seiner Mitgesellschafter für die Gesellschaft abschließt? Bei Widerspruch eines Mitgesellschafters muss das Geschäft unterbleiben, selbst wenn die Mitgesellschafter von der Geschäftsführung und Vertretung ausgeschlossen sind. 674. Erläutern Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Merkmale der Haftung bei der GbR! Es haften sowohl die Gesellschaft als auch die Gesellschafter.

- unbeschränkte Haftung: Gesellschafter und Gesellschaft haften mit ihrem gesamten Vermögen - unmittelbare Haftung: Gläubiger kann sich direkt an jeden Gesellschafter halten, auch wenn

dieser das Geschäft für die GbR gar nicht abgeschlossen hat.

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675. Welche gesetzl. Bestimmungen gelten bei der GbR bezüglich der Gewinn- bzw. Verlustverteilung? Gewinne und Verluste werden nach Köpfen verteilt (d.h. zu gleichen Teilen) 676. Zählen Sie Gründe auf, die einen Einzelunternehmer veranlassen könnten, durch Zusammenarbeit mit anderen eine GbR zu gründen!

- Aufgabenteilung bei Großprojekten - Risikoteilung, - Eigenkapitalbasis wird verbessert - Unternehmenserweiterung durch Zusammenschluss mit anderen - Verbreiterung der Kreditbasis, Verbesserung der Bonität - Patentauswertung (Gesellschafter bringen Rechte ein)

677. Zählen Sie Gründe auf, die gegen die Gründung einer GbR sprechen! - unbeschränkte Haftung - Kontrollorgane fehlen, Fehler der Geschäftsführung können daher lange unbemerkt bleiben - Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gesellschaftern erschweren die Geschäftsführung

oder machen sie unmöglich (Widerspruchsrechte) - Eigenkapital ist begrenzt durch die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gesellschafter - Begrenzte Möglichkeiten zur Kreditfinanzierung

678. In welchen Bereichen des Wirtschaftslebens haben BGB-Gesellschaften besondere Bedeutung? GbRs werden oft nur für einen bestimmten Zeitabschnitt oder für einen bestimmten Zweck gegründet, z.B.

- als Arbeitsgemeinschaften, wenn mehrere Unternehmen ein Großprojekt gemeinsam betreiben - als Konsortium, wenn mehrere Banken Wertpapiere an die Börse bringen - auch als Zusammenschluss von Angehörigen der freien Berufe (Ärzte, Anwälte usw.) ist die GbR

weit verbreitet 679. Wie ist nach den gesetzl. Vorschriften die Auflösung der GbR geregelt? Auflösungsgründe:

- Ablauf der Zeit, die im Gesellschaftsvertrag vereinbart wurde - Erreichen des vereinbarten Zwecks - Unmöglichwerden des vereinbarten Zwecks - Beschluss der Gesellschafter - Kündigung oder Tod eines Gesellschafters - Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der GbR - Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen eines Gesellschafters

Offene Handelsgesellschaft 691. Beschreiben Sie, was man unter einer „offenen Handelsgesellschaft“ versteht! Eine OHG ist ein Zusammenschluss von mindestens 2 Personen unter gemeinsamer Firma, um ein Handelsgeschäfts zu betrieben. Die Gesellschafter haften gegenüber außenstehenden Dritten mit ihrem Gesamtvermögen. 692. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine OHG gegründet werden kann?

- es muss ein Gesellschaftervertrag abgeschlossen werden (auch mündlich möglich) - Eintragung ins HR (deklaratorisch) - Mindestkapital nicht erforderlich

693. Nennen Sie wichtige Punkte, die im Gesellschaftsvertrag einer OHG enthalten sein sollten! Firma, Sitz des Unternehmens, Unternehmensgegenstand, Rechte und Pflichten der Gesellschafter, Art und Höhe der Kapitaleinlagen, Geschäftsführung und Vertretung, Gewinn- und Verlustverteilung, Kündigungsmodalitäten 694. Wie entsteht die OHG im Innen- bzw. im Außenverhältnis? Im Innenverhältnis entsteht die OHG durch Inkrafttreten des Gesellschaftervertrages (d.h. zu einem vertraglich festgesetzten Termin) Im Außenverhältnis entsteht die OHG spätestens mit Eintragung ins HR. Wird die Geschäftstätigkeit im Handelsgewerbe bereits vorher begonnen, so ist die Eintragung ins HR nur noch deklaratorisch, d.h. die OHG ist bereits mit Beginn der Geschäftstätigkeit entstanden.

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695. Erläutern Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Merkmale der Haftung bei der OHG! Gesellschafter haften unbeschränkt, unmittelbar und solidarisch:

- unbeschränkte Haftung: Gesellschafter haften mit gesamtem Geschäfts- und Privatvermögen - unmittelbare Haftung: Gläubiger kann sich direkt an jeden Gesellschafter halten, auch wenn

dieser das Geschäft für die OHG nicht abgeschlossen hat. - solidarische (gesamtschuldnerische) Haftung: Jeder Gesellschafter haftet allein für sämtliche

Schulden der OHG 696. Wie ist die Haftung bei Eintritt eines neuen Gesellschafter in eine OHG geregelt? Der neue Gesellschafter haftet bei Eintritt für alle bereits bestehenden Schulden der OHG. 697. Wie ist die Haftung bei Ausscheiden eines Gesellschafter aus einer OHG geregelt? Der ausgetretene Gesellschafter haftet noch fünf Jahre für die bei seinem Austritt vorhandenen Schulden der OHG. 698. Welche Informationen sollte sich ein neuer Gesellschafter vor seinem Eintritt in eine OHG besorgen? Aus welchem Grund sollte er sich besonders gut informieren? Vor Eintritt ein eine OHG sollten unbedingt die wirtschaftlichen Verhältnisse geprüft werden, z.B. durch

- Besichtigung des Betriebs - Einblick in die Geschäftsbücher der letzten Jahre - Informationen von interessierten Außenstehenden - Informationen über die Branche und Branchenentwicklung

699. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften die Firma einer OHG geregelt? Firma muss den Zusatz „offene Handelsgesellschaft“ oder eine allgemein verständliche Abkürzung dieser Bezeichnung enthalten. Ansonsten gelten die allgemeinen Grundsätze zur Firmenwahl (Firmenwahrheit, Firmenklarheit, Firmenausschließlichkeit, Firmenbeständigkeit) 700. Welche Rechte haben die Gesellschafter einer OHG nach dem HGB?

- Geschäftsführung (gewöhnliche Geschäfte alleine!) - Vertretung nach außen (Einzelvertretungsrecht) - Privatentnahmen (bis zu 4 % der Einlage) - Kündigung (6 Monate zum Geschäftsjahresende) - Gewinnanteil - Anteil am Liquidationserlös - Ersatz privater Aufwendungen für die Gesellschaft

701. Welche Pflichten hat der Gesellschafter einer OHG? - fristgemäße Leistung der festgesetzten Kapitaleinlage - Mitarbeit - Beteiligung am Verlust (nach Köpfen) - Treue gegenüber der Gesellschaft - Wettbewerbsverbot - Haftung für die Geschäfte der OHG

702. Wie lautet die gesetzliche Regelung der Geschäftsführung bei der OHG? Grundsätzlich ist jeder Gesellschafter der OHG zur Geschäftsführung berechtigt und verpflichtet:

- gewöhnliche Geschäfts: Einzelgeschäftsführung jedes Gesellschafters - außergewöhnliche Geschäfte: Gesamtgeschäftsführung aller Gesellschafter

Beachte: unabhängig davon gilt im Außenverhältnis Einzelvertretungsberechtigung jedes Geschäftsführers. 703. Kann das Recht eines OHG-Gesellschafters, die Gesellschaft alleine gegenüber Dritten zu vertreten, eingeschränkt oder ausgeschlossen werden? Grundsätzlich ist jeder Gesellschafter der OHG zur Einzelvertretung der Gesellschaft Dritten gegenüber berechtigt. Dies gilt für gewöhnliche und außergewöhnliche Geschäfte. Von diesem Recht kann er im Innenverhältnis ausgeschlossen werden, dies hat aber keine Bedeutung im Außenverhältnis. Im Außenverhältnis kann Gesamtvertretungsbefugnis geltend gemacht werden – aber nur, wenn diese im Handelsregister eingetragen wurde. Alle anderen Beschränkungen der Vertretung sind Dritten gegenüber unwirksam. 704. Sind Rechtsgeschäfte gültig, die ein OHG-Gesellschafter gegen den Willen seiner Mitgesellschafter für die OHG abschließt? Alle OHG-Gesellschafter sind einzelvertretungsberechtigt, aber bei Widerspruch eines Mitgesellschafters MUSS das Geschäft unterbleiben. Unabhängig davon gilt aber im Außenverhältnis Einzelvertretungsbefugnis jedes Gesellschafters für gewöhnliche und außergewöhnliche Geschäfte. Abgeschlossene Rechtsgeschäfte im Namen der OHG sind daher Dritten gegenüber gültig.

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705. Welche gesetzl. Bestimmungen gelten bei der OHG bezüglich der Gewinn- und Verlustverteilung? Jeder Gesellschafter erhält zunächst 4 % Verzinsung seines Kapitalanteils an der Gesellschaft. Der Rest des Gewinns wird nach Köpfen verteilt, d.h. zu gleichen Teilen. Verluste werden nach Köpfen verteilt. 706. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften das Ausscheiden eines Gesellschafters aus einer OHG geregelt? Jeder OHG-Gesellschafter hat das Recht unter Einhaltung der Kündigungsfrist von mind. 6 Monaten zum Schluss des Geschäftsjahres zu kündigen. Der ausgeschiedene Gesellschafter haftet noch weitere 5 Jahre für die bei seinem Austritt vorhandenen Schulden der Gesellschaft. 707. Wie ist nach den gesetzl. Vorschriften die Auflösung der OHG geregelt? Auflösungsgründe:

- Ablauf der Zeit, die im Gesellschaftsvertrag vereinbart wurde - Beschluss der Gesellschafter - Eröffnung des Insolvenzverfahrens - Gerichtliche Anordnung - Nach Kündigung verbleibt nur noch ein Gesellschafter

708. Zählen Sie Gründe auf, die einen Einzelunternehmer veranlassen könnten, seine Unternehmung in eine OHG umzuwandeln!

- Risikoteilung, - Eigenkapitalbasis wird verbessert - Aufgabenteilung - Unternehmenserweiterung durch Zusammenschluss mit anderen - Verbreiterung der Kreditbasis, Bonität wird verbessert - Patentauswertung (Gesellschafter bringen Rechte ein)

709. Zählen Sie Gründe auf, die gegen die Gründung einer OHG sprechen! - unbeschränkte, gesamtschuldnerische Haftung - Kontrollorgane fehlen, Fehler der Geschäftsführung können daher lange unbemerkt bleiben - Meinungsverschiedenheiten zwischen den geschäftsführenden Gesellschafter - Eigenkapital ist begrenzt durch die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gesellschafter - Begrenzte Möglichkeiten zur Kreditfinanzierung

Kommanditgesellschaft 710. Beschreiben Sie, was man unter Kommanditgesellschaft versteht! Eine KG ist ein Zusammenschluss von mindestens zwei Personen, mit mindestens einem Vollhafter (Komplementär) und mindestens einem Teilhafter (Kommanditist) unter gemeinsamer Firma, um ein Handelsgewerbe zu betreiben. 711. Welche gesetzlichen Bestimmungen gelten bei der KG bezüglich der Haftung? Komplementäre haften (vgl. OHG) unbeschränkt, unmittelbar und gesamtschuldnerisch (solidarisch) Kommanditisten haften nur mit ihrer vertraglichen Einlage 712. Wie entsteht die KG im Innen- bzw. Außenverhältnis? Gründung einer KG entspricht Gründung der OHG. Im Innenverhältnis entsteht die KG durch Inkrafttreten des Gesellschaftervertrages (d.h. zu einem vertraglich festgesetzten Termin) Im Außenverhältnis entsteht die KG spätestens mit Eintragung ins HR. Wird die Geschäftstätigkeit im Handelsgewerbe bereits vorher begonnen, so ist die Eintragung ins HR nur noch deklaratorisch, d.h. die OHG ist bereits mit Beginn der Geschäftstätigkeit entstanden. Die Höhe der Kapitaleinlage des Kommanditisten muss ins HR eingetragen werden. 713. Wie ist nach den gesetzl. Vorschriften die Firma einer KG geregelt? Firma muss den Zusatz „Kommanditgesellschaft“ oder eine allgemein verständliche Abkürzung dieser Bezeichnung enthalten. Ansonsten gelten die allgemeinen Grundsätze zur Firmenwahl (Firmenwahrheit, Firmenklarheit, Firmenausschließlichkeit, Firmenbeständigkeit) 714. Welche Gründe könnten eine Person veranlassen, als Teilhafter in eine KG einzutreten?

- Beteiligung an einem Unternehmen mit Anspruch auf einen Gewinnanteil - Haftung beschränkt sich auf die vereinbarte Kapitaleinlage - Keine Pflicht zur Geschäftsführung und Vertretung

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715. Welche Gründe könnten dafür sprechen, ein Unternehmen durch Aufnahme eines Kommanditisten in eine KG umzuwandeln?

- langfristige Verbesserung der Kapitalbasis - Verbesserung der Bonität - Sehr eingeschränktes Mitspracherecht des Kommanditisten (kein Recht auf Geschäftsführung

und Vertretung) - Kostengünstige Kapitalbeschaffung - Risikoteilung durch Verlustbeteiligung des Teilhafters

716. Nennen Sie die Pflichten des Kommanditisten! - fristgerechte Leistung der vereinbarten Kapitaleinlage - Haftung bis zur Höhe seiner Kapitaleinlage - Verlustbeteiligung (im angemessenen Verhältnis)

717. Nennen Sie die wesentlichen Rechte, die einem Kommanditisten nach HGB zustehen! - Kontrollrecht (Mitteilung und Prüfung des Jahresabschlusses) - Recht auf Gewinnanteil - Recht auf Widerspruch bei außergewöhnlichen Geschäften - Recht auf Kündigung

718. Kann ein Kommanditist – ohne Wissen der Komplementäre – einen Kaufvertrag für die KG abschließen? Begründen Sie kurz! Ein Kommanditist ist von der Geschäftsführung und Vertretung ausgeschlossen. Es ist daher kein gültiger Kaufvertrag für die KG entstanden. Der Kommanditist hat rechtlich gesehen als Privatperson gehandelt. 719. Hat der Kommanditist das Recht, dem Verkauf eines Betriebsgrundstücks zu widersprechen? Begründen Sie kurz! JA, denn auch als Teilhafter hat er ein Widerspruchsrecht bei außergewöhnlichen Geschäften. Der Verkauf eines Betriebsgrundstücks geht über die gewöhnliche Geschäftstätigkeit hinaus. 720. Der Komplementär einer KG stellt eine Verkäuferin ein. Der Kommanditist widerspricht. Ist die Einstellung der Verkäuferin rechtsgültig? Begründen Sie kurz! Jan denn der Kommanditist hat zwar das Recht auf Widerspruch bei außergewöhnlichen Geschäften. Die Einstellung eines Angestellten gehört aber zu den gewöhnlichen Rechtshandlungen in einem Unternehmen. Personalentscheidung ist daher rechtsgültig. 721. Der Komplementär einer KG ernennt einen Angestellten zum Prokuristen. Der Kommanditist widerspricht. Ist die Erteilung der Prokura rechtsgültig? Begründen Sie kurz! Nein, denn der Kommanditist hat das Recht auf Widerspruch bei außergewöhnlichen Geschäften. Ernennung eines Prokuristen zählt dazu. Ernennung hat daher zu unterbleiben. 722. Welche gesetzl. Bestimmungen gelten bei der KG bezüglich der Gewinn- und Verlustverteilung?

- zuerst erhalten alle Gesellschafter 4 % Verzinsung ihrer jeweiligen Kapitaleinlage - Restgewinn wird in angemessenem Verhältnis (z.B. nach Köpfen) verteilt. - Verluste werden in angemessenem Verhältnis verteilt

723. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften die Auflösung der KG geregelt? Auflösungsgründe (entsprechend der OHG):

- Ablauf der Zeit, die im Gesellschaftsvertrag vereinbart wurde - Beschluss der Gesellschafter - Eröffnung des Insolvenzverfahrens - Gerichtliche Anordnung - Nach Kündigung verbleibt nur noch ein Gesellschafter

Beachte: Tod eines Gesellschafters führt nicht zur Auflösung der KG. Die KG wird dann mit den Erben als Teilhafter weitergeführt.

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Fragenkatalog 16 „Kapitalgesellschaften“ Grundbegriffe 725. Was versteht man unter einer „juristischen Person“? Nennen Sie auch typische Beispiele! Juristische Personen sind Personenvereinigungen mit rechtlicher Selbstständigkeit. Sie sind Träger von Rechten und Pflichten, haben Vermögen, können erben und in eigenem Namen klagen und verklagt werden. Beispiele: AG, GmbH; Verein, Gemeinde, Körperschaften öffentlichen Rechts (ARD, ZDF) 726. Aus welchem Grund ist es notwendig, dass Kapitalgesellschaften „Organe“ haben? Kapitalgesellschaften sind juristische Personen, d.h. sie haben Rechte und Pflichten und können in eigenem Namen Rechtshandlungen vornehmen. Da sie aber natürlich selbst nicht handeln können, benötigen diese Gesellschaften Vertreter, die diese Aufgabe wahrnehmen: die Organe GmbH 727. Beschreiben Sie, was man unter einer „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ versteht! Eine GmbH ist eine juristische Person, die ein Handelsgewerbe betreibt und deren Gesellschafter nicht persönlich, sondern nur mit ihren Stammeinlagen am Stammkapital haften. 728. Welche Voraussetzungen müssen zur Gründung einer GmbH erfüllt sein?

- Stammkapital mind. 35.000 EUR, Mindestwert jeder Stammeinlage: 100 EUR - Notarielle Beurkundung des Gesellschaftsvertrages - Bestimmung des/der Geschäftsführer - Eintragung ins HR (konstitutiv)

729. Welche Arten der Gründung einer GmbH sind möglich? Erläutern Sie, wie und in welcher Höhe die Einlagen der Gründer jeweils erbracht werden! Bei der Gründung muss das Stammkapital mindestens 25000 EUR betragen. Es bestehen zwei Möglichkeiten:

- Bargründung: Einbringung von Bargeld - Sachgründung: Einbringung von Sachen und Rechten. Bewertung muss vorsichtig erfolgen!

730. Welche Beträge müssen bei Gründung einer GmbH auf die Stammeinlagen einbezahlt werden? Bei Sachgründung: gesamte Einlage muss erbracht werden. Bei Bargründung: - mindestens 12500 EUR des Stammkapitals müssen einbezahlt sein - mindestens ein Viertel jeder Stammeinlage muss einbezahlt sein. 731. Wodurch entsteht eine GmbH? GmbH entsteht als juristische Person mit der Eintragung ins HR 732. Welche Rechtswirkung hat für eine GmbH die Eintragung ins HR? Welche Rechtsstellung erhält die Gesellschaft dadurch? Eintragung einer GmbH ins HR hat rechtserzeugende (konstitutive) Wirkung. Die GmbH erhält mit der Eintragung die Eigenschaft einer juristischen Person, d.h. sie kann nun Rechtshandlungen vornehmen, klagen und verklagt werden. Sie wird außerdem automatisch Kaufmann (Formkaufmann). Die Haftung beschränkt sich damit auf das Vermögen der Gesellschaft. 733. Wie ist nach den Vorschriften des GmbHG die Firma einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung geregelt? Firma muss Zusatz „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ oder eine allgemein verständliche Abkürzung dieser Bezeichnung enthalten. Ansonsten gelten die allgemeinen Grundsätze zur Firmenwahl (Firmenwahrheit, Firmenklarheit, Firmenbeständigkeit, Firmenausschließlichkeit) 734. Welche Pflichten haben die Gesellschafter gegenüber der GmbH?

- Pflicht zur fristgemäßen Leistung der vereinbarten Kapitaleinlage - Haftpflicht für die Geschäfte der GmbH bis zur Höhe seiner Stammeinlage - Nachschusspflicht (wenn vertraglich vereinbart)

735. Welche Organe sieht das GmbH-Gesetz vor? Beschreiben Sie jeweils kurz deren wichtigste Aufgaben!

- Gesellschafterversammlung: Weisungen an die Geschäftsführung, Beschlussfassung über grundlegende Entscheidungen (Vertragsänderungen, Gewinnverwendung, Besetzung des Aufsichtsrats)

- Geschäftsführung: Geschäftsführung und Vertretung der GmbH nach außen - Aufsichtsrat (unter Umständen): Überwachung der Geschäftsführung, Information der

Gesellschafterversammlung

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736. Welche Rechte hat der Gesellschafter einer GmbH nach GmbH-Gesetz? - Anteil am Gewinn - Stimmrecht in der Gesellschafterversammlung (entsprechend seinem Anteil am Stammkapital) - Mitverwaltungsrecht - Anteilsrecht an der Gesellschaft - Anteil am Liquidationserlös - Auskunftsrecht über die Angelegenheiten der GmbH - Einsichtsrecht in die Geschäftsbücher

737. Welche Aufgaben hat die Gesellschafterversammlung einer GmbH? - Beschlussfassung über die Geschäftspolitik der Gesellschaft: einfache Mehrheit - Beschlussfassung über Änderungen im Gesellschaftervertrag: ¾ Mehrheit erforderlich - Ggf. Wahl der Aufsichtsratsmitglieder der Anteilseigner

738. Welche gesetzliche Bestimmungen gelten bei der GmbH bezüglich der Gewinn- und Verlustverteilung? Gewinn wird im Verhältnis der Geschäftsanteile verteilt. Verlust ebenso. 739. Erläutern Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Merkmale der Haftung bei der GmbH! Als juristische Person haftet die GmbH selbst für die Rechtshandlungen und Geschäfte, die in ihrem Namen getätigt werden. Bei Verlusten der GmbH wird entsprechend das Stammkapital geringer bzw. es werden Rücklagen aufgelöst. Der Wert der Geschäftsanteile sinkt. Die Gesellschafter haften also nur mittelbar und beschränkt über den Wertverlust ihres Geschäftsanteils. Eine persönliche Haftung der Gesellschafter für die GmbH ist ausgeschlossen. 740. Der Gesellschaftsvertrag einer GmbH kann eine Nachschusspflicht vorsehen. Was versteht man unter einem Nachschuss und wozu dient dieser? Welche Formen des Nachschusses werden unterschieden? Nachschuss bedeutet zusätzliche Einzahlungen der Gesellschafter über den Betrag der Stammeinlage hinaus. Der Nachschuss dient zur Deckung von Verlusten. Im Gesellschaftsvertrag können eine beschränkte oder eine unbeschränkte Nachschusspflicht vereinbart werden. 741. Wie lautet die gesetzliche Regelung zur Geschäftsführung bei der GmbH? Geschäftsführung wird von den Geschäftsführern auf Weisung der Gesellschafter ausgeführt. Wie bei der AG gilt: Wird die Gesellschaft von mehreren Geschäftsführern geleitet, besteht nach dem GmbH-Gesetz Gesamtgeschäftsführung. Es kann aber auch Einzelgeschäftsführung vereinbart werden. 742. Welche Aufgaben haben die Geschäftsführer einer GmbH auszuführen? Hauptaufgabe ist die Geschäftsführung nach innen und Vertretung der GmbH gegenüber Dritten. Weitere Aufgaben: Erstellung des Jahresabschlusses, Einhaltung des Wettbewerbsverbots usw. Die Geschäftsführer haften gesamtschuldnerisch gegenüber der GmbH für die sorgfältige Erledigung ihrer Aufgaben. 743. Wie lautet die gesetzliche Regelung zur Vertretung der GmbH gegenüber Dritten? Die GmbH wird von den Geschäftsführern vertreten,. Sie handeln auf Weisung der Gesellschafter. Wird die Gesellschaft von mehreren Geschäftsführern geleitet, besteht nach dem GmbH-Gesetz Gesamtvertretung. Der Gesellschaftsvertrag kann aber auch Einzelvertretung vorsehen. Die Einzelvertretung muss im HR eingetragen werden. 744. Wer bestellt den Aufsichtsrat einer GmbH? Bei kleinen Gesellschaften wird kein Aufsichtsrat benötigt, bzw. der Aufsichtsrat wird von den Gesellschaftern alleine bestimmt. Bei größeren GmbHs wird der Aufsichtsrat zum Teil von der Gesellschafterversammlung, zum Teil von der Belegschaft gewählt. Je nach Größe wählen die Gesellschafter 50 – 100 % der Aufsichtsräte, die Belegschaft den verbleibenden Rest. 745. Ist ein Aufsichtsrat für die GmbH zwingend vorgeschrieben? Kleine GmbHs (mit weniger als 500 Arbeitnehmern) benötigen keinen Aufsichtsrat. Größere GmbHs (ab 500 AN) müssen einen Aufsichtsrat bestimmen, dessen Zusammensetzung von den Gesellschaftern und den Arbeitnehmern bestimmt wird. 746. Wer wählt nach den Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes die Mitglieder des Aufsichtsrates einer GmbH? Nach dem Betriebsverfassungsgesetz besteht im Aufsichtsrat einer GmbH „Drittelparität“ d.h. 2/3 der Aufsichtsratsmitglieder werden von der Gesellschafterversammlung, 1/3 wird von den Arbeitnehmern (vom Betriebsrat) bestimmt. Diese Vorschrift gilt für Gesellschaften mit mehr als 500, aber weniger als 2000 Arbeitnehmern.

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747. Wer wählt nach den Bestimmungen des Mitbestimmungsgesetzes die Mitglieder des Aufsichtsrates einer GmbH? Nach dem Mitbestimmungsgesetz besteht im Aufsichtsrat eingeschränkte „Parität“, d.h. eine Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder werden von der Gesellschafterversammlung gewählt, die zweite Hälfte wird von den Arbeitnehmern bestimmt, wovon ein Aufsichtsrat von den leitenden Angestellten gewählt wird. Diese Vorschrift gilt für große GmbHs mit mehr als 2000 Arbeitnehmern. 748. Welche Argumente sprechen für die Wahl der Rechtsform einer GmbH?

- wenig Gründungskapital erforderlich (im Vergleich zur AG) - niedriges Stammkapital (im Vergleich zur AG) - relativ unkomplizierte Gründung (im Vergleich zur AG) - Haftung beschränkt sich auf die Stammeinlage (im Vergleich zu Personengesellschaften) - Weitgehendes Mitverwaltungsrecht der Gesellschafter - Geschäftsführung durch Gesellschafter, aber auch durch angestellte Manager möglich - Weiterleben des Unternehmens auch bei Ausscheiden / Tod eines Gesellschafters (im Vergleich

zur OHG, KG) 749. Kann sich eine Umwandlung einer Personengesellschaft in eine GmbH auf die Kreditwürdigkeit des Unternehmens auswirken? Begründen Sie kurz! Die Kreditwürdigkeit dürfte herabgesetzt sein, denn es wird die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt, während bei Personengesellschaften das Geschäfts- und Privatvermögen mindestens einer Person zur Haftung bereitsteht. 750. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften die Auflösung einer GmbH geregelt? Auflösungsgründe:

- Beschluss der Gesellschafterversammlung (3/4-Mehrheit) - Zwangsweise Auflösung im Insolvenzverfahren - Gerichtliche Anordnung - Ablauf der vereinbarten Zeit

Das Vermögen der GmbH wird durch die Auflösung liquidiert. Bestehende Verbindlichkeiten der GmbH werden beglichen. Der verbliebene Rest (Liquidationserlös) wird an die Gesellschafter im Verhältnis ihrer Geschäftsanteile verteilt. Aktiengesellschaft 751. Beschreiben Sie, was man unter einer „AG“ versteht! Eine AG ist eine juristische Person, die ein Handelsgewerbe betreibt und deren Gesellschafter nicht persönlich, sondern nur mit ihrem Anteil an dem in Aktien aufgeteilten Grundkapital haften. 752. Welche Voraussetzungen müssen zur Gründung einer AG gegeben sein?

- Grundkapital mind 50000 EUR (Mindestnennwert je Aktie: 1 EUR) - Notariell beurkundete Satzung (Gesellschaftervertrag) - Vorstand, Aufsichtsrat und Prüfer sind bestimmt - Eintragung ins HR (konstitutiv)

753. Welche Arten der Gründung einer AG sind möglich? Erläutern Sie, wie und in welcher Höhe die Einlagen der Gründer jeweils erbracht werden! Zur Gründung einer AG muss das Grundkapital in jedem Fall mindestens 50000 EUR betragen. Es bestehen zwei Möglichkeiten:

- Bargründung: Einbringung von Bargeld - Sachgründung: Einbringung von Sachen und Rechten. Bewertung muss vorsichtig erfolgen!

754. Der Kurs einer Aktie lautet auf 180 b. Was sagt der Kurs aus, wenn die Aktien dieser AG auf den Mindestnennwert lauten? Der Mindestnennwert einer Aktie beträgt 1 EURO. D.h. der Kurswert liegt 179 EURO über dem Nennwert. Der Wert des Unternehmens wird vom Markt 180mal höher eingeschätzt, als das Grundkapital der Gesellschaft 755. Wodurch entsteht eine AG? Die AG entsteht als juristische Person mit der Eintragung ins HR. 756. Welche Rechtswirkung hat für eine AG die Eintragung ins HR? Welche Rechtsstellung erhält die Gesellschaft dadurch? Die Eintragung einer AG hat rechtserzeugende (konstitutive) Wirkung. Die AG erhält mit der Eintragung die Eigenschaft einer juristischen Person, d.h. sie kann nun Rechtshandlungen vornehmen, klagen und verklagt werden. Die Haftung beschränkt sich damit auf das Vermögen der Gesellschaft. Sie wird außerdem automatisch Kaufmann (Formkaufmann)

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757. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften die Firma einer AG geregelt? Firma muss Zusatz „Aktiengesellschaft“ oder eine allgemein verständliche Abkürzung dieser Bezeichnung enthalten. Ansonsten gelten die allgemeinen Grundsätze zur Firmenwahl (Firmenwahrheit, Firmenklarheit, Firmenbeständigkeit, Firmenausschließlichkeit) 758. Welche Pflichten hat der Aktionär gegenüber der AG?

- Pflicht zur fristgemäßen Leistung der vereinbarten Kapitaleinlage - Haftpflicht für die Geschäfte der AG bis zur Höhe seiner Einlage

759. Welche Organe sieht das Aktiengesetz vor? Beschreiben Sie jeweils kurz deren wichtigste Aufgaben!

- Vorstand: Leitung der Gesellschaft - Aufsichtsrat: Überwachung des Vorstands, Information der Hauptversammlung - Hauptversammlung: Beschlussfassung über grundlegende Entscheidungen (Satzung, Gewinn,

Aufsichtsrat) 760. Welche Rechte hat ein Aktionär?

- Recht auf Dividende (Anteil am Bilanzgewinn) - Stimmrecht in der Hauptversammlung - Anteilsrecht am Grundkapital der AG - Bezugsrecht auf junge Aktien nach einer Grundkapitalerhöhung - Anteil am Liquidationserlös - Auskunftsrecht in der Hauptversammlung

Bei bestimmten Aktien (Vorzugsaktien) können einzelne Rechte eingeschränkt, andere erweitert sein. 761. Erläutern Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Merkmale der Haftung bei der AG! Als juristische Person haftet die AG selbst für die Rechtshandlungen und Geschäfte, die in ihrem Namen getätigt werden. Bei Verlusten der AG wird entsprechend das Grundkapital geringer bzw. es werden Rücklagen aufgelöst. Der Wert der AG sinkt und damit der Wert der Aktie. Die Aktionäre haften also nur mittelbar und beschränkt über den Wertverlust ihrer Aktie. Eine persönliche Haftung der Aktionäre für die Gesellschaft ist ausgeschlossen. 762. Wie lautet die gesetzliche Regelung zur Geschäftsführung bei der AG? Geschäftsführung wird vom Vorstand der AG in eigener Verantwortung ausgeführt. Wird die Gesellschaft von mehreren Vorständen geleitet, besteht nach dem AG-Gesetz Gesamtgeschäftsführung aller Vorstände. Es kann aber auch Einzelgeschäftsführung in der Satzung vereinbart werden. 763. Wie lautet die gesetzliche Regelung zur Vertretung der AG Dritten gegenüber? Die AG wird vom Vorstand der AG in eigener Verantwortung vertreten. Wird die Gesellschaft von mehreren Vorständen geleitet, besteht nach dem AG-Gesetz Gesamtvertretung aller Vorstände. Die Satzung kann aber auch Einzelvertretung vorsehen. Die Einzelvertretung muss im HR eingetragen werden. 764. Welche Aufgaben hat der Vorstand einer AG auszuführen? Die Hauptaufgabe ist es, die Geschäftsführung nach innen und Vertretung der AG gegenüber Dritten auszuführen. Weitere Aufgaben:

- regelmäßige Unterrichtung des Aufsichtsrats über die Geschäftslage - Erstellung des Jahresabschlusses - Einberufung der ordentlichen Hauptversammlung - Einhaltung des Wettbewerbsverbots

765. Wer bestellt den Vorstand einer AG? Der Vorstand der AG wird vom Aufsichtsrat bestellt. 766. Wer bestellt den Aufsichtsrat einer AG? Der Aufsichtsrat wird zum Teil von der Hauptversammlung, zum Teil von der Belegschaft der AG gewählt. Je nach Größe wählt die Hauptversammlung 50 % - 100 % der Aufsichtsräte, die Belegschaft den verbleibenden Rest. 767. Welche wichtigen Bestimmungen legt das Aktiengesetz zur Wahl der Aufsichtsräte einer AG fest?

- Mindestzahl der Aufsichtsräte: 3 - Höchstzahl der Aufsichtsräte: 21 - Zahl der Aufsichtsräte muss durch 3 teilbar sein - Arbeitsperiode: 4 Jahre - Wählbar sind nur natürliche, voll geschäftsfähige Personen

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768. Wer wählt nach den Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes die Mitglieder des Aufsichtsrates einer AG? Nach dem Betriebsverfassungsgesetz besteht im Aufsichtsrat einer AG „Drittelparität“ d.h. 2/3 der Aufsichtsratsmitglieder werden von der Hauptversammlung, 1/3 wird von den Arbeitnehmern (vom Betriebsrat) bestimmt. Diese Vorschrift gilt für Gesellschaften mit mehr als 500, aber weniger als 2000 Arbeitnehmern. 769. Wer wählt nach den Bestimmungen des Mitbestimmungsgesetzes die Mitglieder des Aufsichtsrates einer AG? Nach dem Mitbestimmungsgesetz besteht im Aufsichtsrat eingeschränkte „Parität“, d.h. eine Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder werden von der Gesellschafterversammlung gewählt, die zweite Hälfte wird von den Arbeitnehmern bestimmt, wovon ein Aufsichtsrat von den leitenden Angestellten gewählt wird. Diese Vorschrift gilt für große AGs mit mehr als 2000 Arbeitnehmern. 770. Welche Aufgaben hat der Aufsichtsrat einer AG auszuführen? Hauptaufgabe ist es, den Vorstand zu überwachen. Weitere Aufgaben: Bestellung des Vorstandes, Abberufung des Vorstandes, Prüfung der Geschäftsbücher, Prüfung des Jahresabschlusses, Einberufung außerordentlicher Hauptversammlungen 771. Welche Aufgaben hat die Hauptversammlung einer AG?

- Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat - Beschlussfassung über Satzungsänderungen (z.B. Kapitalerhöhung, Auflösung, Verschmelzung) - Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns - Wahl der Abschlussprüfer - Wahl der Aufsichtsratsmitglieder (der Anteilseigner)

772. Welcher Personenkreis ist in der Hauptversammlung einer AG vertreten? Wann findet eine „ordentliche Hauptversammlung“ statt? In der Hauptversammlung sind die Aktionäre vertreten. Sie können ihr Stimmrecht entweder persönlich wahrnehmen, oder sich vertreten lassen (z.B. von ihrer Bank). Eine ordentliche Hauptversammlung findet jährlich statt. 773. Wie wird bei der AG der Gewinn verteilt? Jahresüberschuss - Einstellung in die gesetzliche Rücklage - Einstellung in Gewinnrücklagen = Bilanzgewinn - Dividende = Gewinnvortrag (Verlustvortrag) Die Dividende wird auf die dividendenberechtigten Aktien verteilt. 774. Welche Form der Vergütung erhalten Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversammlung für ihre Tätigkeiten? Begründen Sie jeweils kurz!

- Vorstände sind Angestellte des Unternehmens. Sie erhalten daher ein Gehalt, Außerdem kann ihnen eine Gewinnbeteiligung zugesagt werden. Die Höhe der Vorstandsvergütung wird vertraglich vereinbart.

- Aufsichtsräte sind keine Angestellten. Sie erhalten als Aufwandsentschädigung sog. Tantiemen. Die Höhe der Tantiemen wird in der Satzung oder von der Hauptversammlung festgelegt.

- Mitglieder der Hauptversammlung erhalten lediglich den ihnen als Aktionäre zustehenden Anteil am Gewinn (Dividende).

775. Beurteilen Sie die Einflussmöglichkeiten eines Großaktionärs auf die Unternehmenspolitik der Gesellschaft! Aktionäre besitzen direkte Einflussmöglichkeiten nur über die Hauptversammlung. Der Einfluss hängt daher von der Anzahl der gehaltenen Aktien und der Verteilung (Streuung) der restlichen Aktien ab. Großaktionäre können ab einem Anteil von 25 % des Grundkapitals eine Sperrminorität ausüben. Indirekt können sie über die Besetzung des Aufsichtsrats Einfluss auf den Vorstand nehmen. 776. Beurteilen Sie die Einflussmöglichkeiten eines Kleinaktionärs auf die Unternehmenspolitik der Gesellschaft! Aktionäre besitzen direkte Einflussmöglichkeiten nur über die Hauptversammlung. Der Einfluss hängt daher von der Anzahl der gehaltenen Aktien ab. Deshalb sind wenig Einflussmöglichkeiten gegeben.

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777. Zählen Sie Gründe auf, die für die Gründung eines Unternehmens in der Rechtsform einer AG sprechen!

- Haftungsbeschränkung auf das Grundkapital - Finanzierungsmöglichkeiten: durch Ausgabe vieler Kapitalanteile kann hohes Grundkapital

angesammelt werden - Geschäftsführung kann weitgehend unabhängig von den Eigentümern arbeiten - Geschäftsführung erfolgt meist durch hochqualifizierte Fachkräfte, die aber bei Missmanagement

entlassen werden können - Unabhängigkeit der AG von den Eigentümern

778. Zählen Sie Gründe auf, die gegen die Gründung eines Unternehmens in der Rechtsform einer AG sprechen!

- Mindestkapital 50000 EUR - Aufwändige Gründung - Keine direkte Kontrolle der Geschäftsführung - Geringe Flexibilität bei grundsätzlichen Entscheidungen - Veröffentlichungspflicht für den Jahresabschluss - AGs sind für Kleinunternehmen ungeeignet

779. Wie ist nach den gesetzlichen Vorschriften die Auflösung der AG geregelt? Auflösungsgründe:

- Beschluss der Hauptversammlung (3/4-Mehrheit) - Zwangsweise Auflösung im Insolvenzverfahren - Gerichtliche Anordnung - Weitere Gründe (aufgrund der Satzung) Das Vermögen der AG wird durch die Auflösung liquidiert. Bestehende Verbindlichkeiten der AG werden beglichen. Der verbliebene Rest (Liquidationserlös) wird an die Aktionäre im Verhältnis ihrer Aktien verteilt.

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Antworten 17 „Unternehmenszusammenschlüsse“ Kooperation 782. Beschreiben Sie bei folgenden Unternehmenszusammenschlüssen die rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen:

a) Kartell: rechtlich selbstständig, wirtschaftlich (eingeschränkt) selbstständig b) Konzern: rechtlich selbstständig, wirtschaftlich unselbstständig c) Trust: rechtlich und wirtschaftlich unselbstständig d) Syndikat: rechtlich selbstständig, wirtschaftlich (eingeschränkt) selbstständig

783. Welche Arten von Unternehmenszusammenschlüssen werden unterschieden? Nach Wirtschaftsstufen werden unterschieden:

- horizontale Zusammenschlüsse - vertikale Zusammenschlüsse - diagonale (laterale) Zusammenschlüsse

Nach Selbstständigkeit werden unterschieden: - die Unternehmen bleiben wirtschaftlich und rechtlich selbstständig (z.B. Arbeitsgemeinschaften,

Kartelle) - die Unternehmen bleiben rechtlich selbstständig, werden aber wirtschaftlich unselbstständig (z.B.

Konzerne) - die Unternehmen werden wirtschaftlich und rechtlich unselbstständig (z.B. Trust)

784. Was versteht man unter horizontalen, vertikalen und lateralen (diagonalen) Unternehmenszusammenschlüssen? Horizontale Zusammenschlüsse: Unternehmen auf gleicher Produktions- und Wirtschaftsstufe schließen sich zusammen (z.B: zwei Kaufhäuser) Vertikale Zusammenschlüsse: Unternehmen aufeinander folgender Produktions- und Wirtschaftsstufe schließen sich zusammen (z.B: Bergwerk + Hüttenwerk + Stahlwerk + Maschinenwerk) Diagonale Zusammenschlüsse: Unternehmern verschiedener Produktions- und Wirtschaftsstufe schließen sich zusammen (z.B: Warenhaus + Reifenhersteller) 785. Erklären Sie die Begriffe „Unternehmenskooperation“ und „Unternehmenskonzentration“! Jede Form der Zusammenarbeit von Unternehmen bezeichnet man als Kooperation. Unter Konzentration versteht man die Zusammenballung (wirtschaftlicher) Macht durch die Kooperation von Unternehmen. Im Extremfall beherrscht nur noch ein einziges Unternehmen den Markt (Monopol). 786. Führen Sie Beweggründe an, warum sich Unternehmen zusammenschließen, bzw. zusammenarbeiten wollen!

- Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit - Kostensenkung durch Spezialisierung auf bestimmte Produkte, Marktnischen - Erhöhung des Umsatzes (Marktanteile und damit Fixkostendegression - Kostensenkung durch gemeinsame Forschung und Produktentwicklung - Kostensenkung durch gemeinsames Marketing - Verbesserung der Kapitalausstattung, Risikoteilung bei Großprojekten, - Prestige, Macht und Einfluss durch Ausschaltung der Konkurrenz oder Beschränkung des

Wettbewerbs 787. Nennen Sie Nachteile, die sich durch Unternehmenszusammenschlüsse ergeben können!

- Überhöhte Preise - Beschränkte Produktauswahl - Schlechtere Marktversorgung - Langsamerer technischer Fortschritt - Nachlassende Investitionsneigung und Fehlinvestitionen - Aufrechterhaltung unwirtschaftlicher Betriebe - Wirtschaftliche Machtkonzentration - Ausschaltung des Wettbewerbs Zerstörung der Marktwirtschaft

788. Nennen Sie Nachteile, die sich für den Verbraucher durch Unternehmenszusammenschlüsse ergeben können!

- ungerechtfertigt hohe Preise - kaum Produktauswahl - Marktversorgung verschlechtert sich - Abhängigkeit von wenigen Anbietern, kaum Vergleichsmöglichkeiten

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789. Nennen Sie Vorteile, die sich für den Verbraucher durch Unternehmenszusammenschlüsse ergeben können!

- Preissenkungen durch Kostenminderung - Bessere Versorgung durch Leistungssteigerung - Bessere Marktübersicht

Kartell 790. Welche Merkmale weisen Kartelle auf? ES handelt sich um vertragliche Zusammenschlüsse von Unternehmen der gleichen Wirtschaftsstufe (horizontal), unter Beibehaltung der rechtlichen Selbstständigkeit. Die wirtschaftliche Selbstständigkeit wird teilweise aufgegeben. 791. Welche Arten von Kartellen werden unterschieden?

- Preiskartelle - Mengenkartelle (Produktions- oder Gebietskartelle) - Krisenkartelle (Strukturkrisen- oder Konjunkturkrisenkartelle) - Rationalisierungskartelle (Normen- und Typenkartelle, Spezialisierungskartelle, Syndikate) - Konditionenkartelle

792. Beschreiben Sie, was unter einem „Syndikat“ zu verstehen ist! ES handelt sich um eine Form des Kartells (genauer eines Rationalisierungskartells): Syndikate sind gekennzeichnet durch gemeinsame Vertriebseinheiten mit eigener Rechtspersönlichkeit. Dieses Vertriebsunternehmen – das eigentliche Syndikat – nimmt Kundenaufträge entgegen und verteilt diese nach einem vereinbarten Schlüssel an die angeschlossenen Unternehmen. Das Syndikat dient also der Rationalisierung des Vertriebs. 793. Um welche Art von Kooperation handelt es sich bei einem „Einkaufskontor“? Einkaufskontore sind eigenständige Beschaffungsunternehmen von Einkaufsverbänden: Mehrere rechtlich und wirtschaftlich selbstständige Einzelhändler gründen eine gemeinsame Beschaffungsgesellschaft, um bessere Konditionen beim Einkauf von Waren zu erhalten. Form des Syndikats. 794. Welche Vorteile versprechen sich die beteiligten Unternehmen durch die Gründung eines Syndikats?

- geringere Beschaffungs- oder Absatzkosten - geringere Verwaltungskosten - Spezialisierung auf die Fertigung - Besserer Marktüberblick

795. Nennen Sie Kartellarten, für die das Kartellamt prinzipiell eine Erlaubnis erteilen kann! - Konditionenkartell: anmeldepflichtig - Rationalisierungskartelle

• Syndikate: genehmigungspflichtig • Normen- und Typenkartell: anmeldepflichtig • Spezialisierungskartell: anmeldepflichtig

- Strukturkrisenkartelle: Genehmigungspflichtig - Mittelstandskartelle: anmeldepflichtig

796. Nennen Sie Kartellarten, die ohne Genehmigung der Kartellbehörde erlaubt sind! Folgende Kartelle müssen bei der Kartellbehörde nur angemeldet werden. Eine eigene Genehmigung ist nicht erforderlich:

- Konditionenkartelle - Normen- und Typenkartelle - Spezialisierungskartelle - Mittelstandskartelle

797. In vielen Branchen wurden einheitliche Geschäftsbedingungen vereinbart. Um welche Kartellart handelt es sich, was muss von den Mitgliedern beachtet werden? Es handelt sich um Konditionenkartelle, die lediglich angemeldet werden müssen. 798. Welche Vorteile können durch Konditionenkartelle für die Verbraucher entstehen?

- niedrigere Preise durch Weitergabe von Kostenvorteilen - Bessere Vergleichbarkeit des Angebots (Markttransparenz)

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799. Welche Vorteile können durch Rationalisierungskartelle für die Verbraucher entstehen? - niedrigere Preise durch Weitergabe von Kostenvorteilen - preiswerte Massengüter können auch bei steigenden Löhnen produziert werden - bessere Versorgung der Verbraucher durch Produktivitätssteigerungen

800. Nennen Sie verbotene Kartellarten und führen Sie jeweils an, welcher Grund hauptsächlich dem Verbot zugrunde liegt!

- Preiskartelle: Gefahr überhöhter Preise durch einheitliche Preisgestaltung - Gebietskartelle: Ausschaltung der Konkurrenz in einem best. Gebiet - Produktionskartelle (Quotenkartelle): Preisbeeinflussung durch Quotenfestsetzung

801. Erläutern Sie anhand von zwei Beispielen die Vorteile von Kartellen! Beispiel: Konditionenkartell: Die einheitliche Anwendung allgemeiner Geschäfts-, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen verringert für die Unternehmen den Verwaltungsaufwand. Für den Kunden steigt die Markttransparenz (er kann die Preise besser miteinander vergleichen) Beispiel Rationalisierungskartell: Kostensenkung und Steigerung der Leistungsfähigkeit durch einheitliche Rationalisierungsmaßnahmen 802. Beschreiben sie die Merkmale eines Preiskartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Die beteiligten Unternehmen vereinbaren einheitliche Absatzpreise, zumindest aber Preisober-/untergrenzen. Eine Preiskonkurrenz zwischen den beteiligten Unternehmen findet nicht mehr statt. Die Unternehmen treten auf dem Markt wie ein Monopolist auf und können dann den Preis nach ihren Vorstellungen festsetzen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Preis höher sein wird als bei freier Konkurrenz. Preiskartelle sind in jedem Fall verboten. 803. Beschreiben sie die Merkmale eines Gebietskartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Die beteiligten Unternehmen vereinbaren die Aufteilung des Absatzgebiets in bestimmte Teilgebiete. Jedem Kartellmitglied wird dann ein eigenes Teilgebiet zugeteilt, in dem nur er als Anbieter auftritt. Die Unternehmen beschränken den Wettbewerb in den Absatzgebieten. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Preis höher sein wird als bei freier Konkurrenz. Gebietskartelle sind in jedem Fall verboten. 804. Beschreiben sie die Merkmale eines Quotenkartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Die beteiligten Unternehmen vereinbaren eine bestimmte Produktionsmenge. Jedem Kartellmitglied wird dann eine bestimmte Menge (Quote) zugeteilt. Die Unternehmen begrenzen die Menge der angebotenen Ware und beeinflussen damit den Preis (bei knappen Mengen steigt i.d.R. der Preis). Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Preis höher sein wird als bei freier Konkurrenz. Quotenkartelle (Produktionskartelle) sind in jedem Fall verboten. 805. Beschreiben sie die Merkmale eines Spezialisierungskartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Die beteiligten Unternehmen vereinbaren sich auf bestimmte Produkte zu spezialisieren. Spezialisierungskartelle sind genehmigungspflichtig, d.h. das Kartellamt kann auf Antrag unter bestimmten Voraussetzungen die Erlaubnis zur Kartellbildung geben. 806. Beschreiben sie die Merkmale eines Normen- und Typenkartellskartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Die beteiligten Unternehmen streben Kostenvorteile an, in dem sie einheitliche Normen und Typen vereinbaren. Normen- und Typenkartelle sind genehmigungspflichtig, d.h. das Kartellamt kann auf Antrag unter bestimmten Voraussetzungen die Erlaubnis zur Kartellbildung geben. 807. Beschreiben sie die Merkmale eines Konditionenkartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Die beteiligten Unternehmen vereinbaren einheitliche Lieferungs- und Zahlungsbedingungen (z.B. in Form von AGBs). Konditionenkartelle sind genehmigungspflichtig, d.h. das Kartellamt kann auf Antrag unter bestimmten Voraussetzungen die Erlaubnis zur Kartellbildung geben. 808. Beschreiben sie die Merkmale eines Strukturkrisenkartells! Besteht die Möglichkeit, dass diese Kartellform erlaubt werden könnte? Aufgrund einer allgemeinen Nachfrageveränderung auf den Absatzmärkten vereinbaren die beteiligten Unternehmen, die überschüssigen Produktionskapazitäten abzubauen, um wieder kostendeckend produzieren zu können. Strukturkrisenkartelle sind genehmigungspflichtig. Die Genehmigung wird erteilt oder versagt, je nachdem, ob langfristig der Wettbewerb auf dem Markt bedroht ist.

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Konzern 809. Beschreiben Sie die wesentlichen Merkmale von Konzernen! Es handelt sich um (horizontale, vertikale oder diagonale) Zusammenschlüsse von Unternehmen, deren rechtliche Selbstständigkeit erhalten bleibt. Die wirtschaftliche Selbstständigkeit wird dagegen aufgegeben, da die Unternehmen kapitalmäßig aneinander gebunden sind und unter einheitlicher Leitung stehen. 810. Wie entsteht ein Konzern? Ein Konzern entsteht meist durch die finanzielle Beteiligung eines Unternehmens an einem anderen. Weitere Möglichkeiten: Die Unternehmen schließen einen Beherrschungsvertrag, Gewinnabführungsvertrag oder Betriebsüberlassungsvertrag. Die Unternehmen vereinbaren den Austausch von Aufsichtsratsmitgliedern 811. Welche Argumente sprechen aus der Sicht der Eigentümer eines Unternehmens für die Bildung eines Konzerns?

- Vergrößerung des Marktanteils - Steigerung der Konkurrenzfähigkeit - Gemeinsame Forschung und Entwicklung - Sicherung der Rohstoffversorgung - Erweiterung des Produktionsprogramms - Sicherung des Absatzes - Größere Wirtschaftlichkeit durch Rationalisierung (Synergieeffekte)

812. Welche Arten von Konzernen werden nach dem Aktiengesetz unterschieden? - Bei Unterordnungskonzernen besitzt ein (herrschendes) Unternehmen (Mutterunternehmen)

wesentliche Kapitalanteile an ein oder mehreren (beherrschten) Unternehmen (Tochterunternehmen). Die abhängigen Unternehmen werden unter einheitlicher Leitung des Mutterunternehmens geführt.

- Bei Gleichordnungskonzernen sind zwei oder mehrere Unternehmen (Schwesterunternehmen) kapitalmäßig aneinander beteiligt. Die beteiligten Unternehmen werden unter einer gemeinsamen einheitlichen Leitung geführt.

813. Beschreiben Sie, was unter einer „Holding-Gesellschaft“ zu verstehen ist! Es handelt sich um eine Form des Unterordnungskonzerns: Das herrschende Unternehmen (Holding) besitzt wesentliche Kapitalanteile an ein oder mehreren (beherrschten) Unternehmen (Tochterunternehmen). Das Kapital der Holding wird wiederum von den Tochterunternehmen gestellt, d.h. die Töchter sind Eigentümer der Mütter. Aufgabe der Holding ist die Verwaltung und einheitliche Leitung der Tochtergesellschaften. 814. Müssen Konzernbildungen beim Kartellamt angemeldet werden? Grundsätzlich müssen alle Unternehmenszusammenschlüsse angemeldet werden, wenn

- die beteiligten Unternehmen im letzten Jahr weltweit mehr als 500 Mio EUR an Umsatz hatten - die beteiligten Unternehmen im letzten Jahr in Deutschland mehr als 25 Mio EUR an Umsatz

hatten. Unter diesen Bedingungen sind Unterordnungskonzerne stets anmeldepflichtig. Gleichordnungskonzerne sind anmeldepflichtig, wenn mehr als 25 % des Kapitals erworben wird. Trust 815. Beschreiben sie die wesentlichen Merkmale eines Trusts! ES handelt sich um einen (horizontalen, vertikalen oder diagonalen) Zusammenschluss von Unternehmen, deren rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit aufgegeben wird. Aus vorher selbstständigen Unternehmen entsteht durch Verschmelzung (Fusion) ein einziges neues Unternehmen. 816. Welche Arten der Verschmelzung können unterschieden werden? Ein Trust entsteht durch Fusion (Verschmelzung) der beteiligten Unternehmen:

- Fusion durch Aufnahme: Ein Unternehmen überträgt sein Vermögen auf ein anderes (d.h. das Unternehmen wird aufgekauft) Das übertragene Unternehmen wird aufgelöst.

- Fusion durch Neubildung: Es wird eine neue Gesellschaft gegründet, auf das die beteiligten Unternehmen ihr Vermögen übertragen. Die ursprünglichen Unternehmen werden aufgelöst.

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817. Müssen Trustbildungen beim Kartellamt angemeldet werden? Grundsätzlich müssen alle Unternehmenszusammenschlüsse angemeldet werden, wenn

- die beteiligten Unternehmen im letzten Jahr weltweit mehr als 500 Mio EUR an Umsatz hatten - die beteiligten Unternehmen im letzten Jahr in Deutschland mehr als 25 Mio EUR an Umsatz

hatten. Unter diesen Bedingungen sind Trust stets anmeldepflichtig. Bis zur Genehmigung durch das Kartellamt darf die Fusion nicht erfolgen. Missbrauchsaufsicht 818,1 Welche Behörde genehmigt Ausnahmen vom Kartellverbot? Welches Gesetz soll die Marktbeherrschung durch Kartelle verhindern? Zuständig ist das Bundeskartellamt. ES handelt auf der Grundlage des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) („Kartellgesetz“) 818,2 Welche Ziele verfolgt das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen? Das Kartellgesetz (GWB) soll Unternehmenskonzentrationen (v.a. Kartelle, Konzerne, Trust) kontrollieren. Die Öffentlichkeit soll vor Nachteilen geschützt werden, ohne dass die Leistungsfähigkeit der Gesamtwirtschaft beeinträchtigt wird. Durch das GWB soll also ein geordneter marktwirtschaftlicher Wettbewerb (Konkurrenz) gewährleistet werden. 818,3 Unter welchen Bedingungen kann von einer „marktbeherrschenden Stellung“ eines Unternehmens ausgegangen werden? Marktbeherrschung liegt vor, wenn ein Unternehmen entweder ohne Wettbewerber ist oder keinem wesentlichen Wettbewerb ausgesetzt ist oder im Verhältnis zu den Konkurrenten über eine überragende Marktstellung verfügt. 819. Welche Gesichtspunkte hat das Kartellamt bei der Beurteilung, ob ein Unternehmen eines „marktbeherrschende Stellung“ besitzt, zu berücksichtigen?

- Marktanteil - Marktzugang (z.B. durch Gesetze beschränkt) - Schranken für den Markteintritt - Finanzkraft - Verflechtungen und Kooperationen mit anderen Marktteilnehmern

820. Welche rechtlichen Folgen zieht die Feststellung einer „marktbeherrschenden Stellung“ durch das Kartellamt nach sich? Die Unternehmen unterliegen dann der „Missbrauchsaufsicht“ des Bundeskartellamts. Nach GWB ist ein Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung verboten. 821. Welche Maßnahmen kann das Kartellamt ergreifen, um Verstöße gegen das GWB zu verhindern, oder zu ahnden? Das Kartellamt kann

- das Verhalten der Unternehmen untersagen. - Erteilte Genehmigungen widerrufen - Die Unternehmen zu Schadenersatz verpflichten - Bußgelder verhängen - Den Mehrerlös, der durch das verbotene Verhalten erwirtschaftet wurde, „abschöpfen“

822. Erläutern Sie, was im GWB unter dem Begriff „Ministererlaubnis“ zu verstehen ist! Der Bundeswirtschaftsminister kann sich in schwerwiegenden Einzelfällen über die Bestimmungen des GWB hinwegsetzen und ausnahmsweise Unternehmenszusammenschlüsse genehmigen, obwohl diese vom Kartellamt nicht genehmigt worden wären.

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Antworten 18 „Investition“

Investitionsarten 823. Welche Arten von Investitionen werden im allgemeinen unterschieden? Fassen Sie diese Arten jeweils unter einem Überbegriff zusammen!

1. nach dem Anlass: Erstinvestition, Folgeinvestition 2. nach der Art der Vermögensgegenstände, in die investiert wird: Sachinvestitionen,

Finanzinvestitionen, immaterielle Investitionen 3. nach dem Zweck: Ersatzinvestition, Erweiterungsinvestition, Rationalisierungsinvestition

824. Erläutern Sie, was unter einer „Ersatzinvestition“ zu verstehen ist! Erstmalige Investition, z.B. bei Unternehmensgründung oder -erweiterung 825. Erläutern Sie, was unter einer „Folgeinvestition“ zu verstehen ist! Folge aus einer Erstinvestition: z.B. Ersatzinvestition: Eine alte Maschine wird durch eine neue ersetzt z.B. Erweiterungsinvestition: eine zusätzliche Maschine wird angeschafft z.B. Rationalisierungsinvestition: die alte manuell gesteuerte Maschine wird durch eine neue computergesteuerte Maschine ersetzt. Kennzahlen 826. Warum ist die Berechnung der Rentabilität für die Entscheidung über eine Investition von Bedeutung? Rentabilität hat vor allem als Vergleichskennziffer hohe Bedeutung:

- Durch Vergleich der Rentabilitäten kann ermittelt werden, welche Investition mehr Erfolg verspricht.

- Rentabilitätsvergleich zwischen Investition und Geldanlage am Kapitalmarkt zeigt, ob Investition sinnvoll ist.

- Vergleich der Rentabilität einer Investition mit der Rentabilität in anderen Unternehmen gibt Auskunft über eigene Wettbewerbsfähigkeit

827. Was versteht man unter dem Begriff „Kapitalrentabilität“? Welche Unterbegriffe der Kapitalrentabilität unterscheidet man? Kapitalrentabilität zeigt Ergiebigkeit des Kapitaleinsatzes. D.h. sie gibt das Verhältnis des erzielten Gewinns zum dafür verwendeten Kapital an.

- Gesamtkapitalrentabilität - Eigenkapitalrentabilität - Fremdkapitalrentabilität

828. Wie berechnet sich die „Kapitalrentabilität“? - Gesamtkapitalrentabilität = Reingewinn / (EK + FK) - Eigenkapitalrentabilität = Reingewinn / EK - Fremdkapitalrentabilität = Reingewinn / FK

829. Was versteht man unter dem Begriff „Umsatzrentabilität“? Wie berechnet sich diese? Umsatzrentabilität zeigt Ergiebigkeit des Warenumsatzes an, d.h. Verhältnis des erzielten Gewinns zum Umsatz Umsatzrentabilität = Reingewinn / Umsatz

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Fragenkatalog 19 „Finanzierung“ Grundbegriffe 831. Erklären Sie kurz die Begriffe „Investition“ und Finanzierung“! Finanzierung = Beschaffung von Mitteln (Geld, Sachgüter) für Unternehmenszwecke (Passivseite der Bilanz) Investition = Verwendung der beschafften Mittel zum Erwerb von Vermögensgegenständen (Aktivseite der Bilanz) 832. Welche Grundregeln sollten bei der Finanzierung von Unternehmen beachtet werden?

- Anlagevermögen = EK, d.h. langfristiges Vermögen sollte durch EK finanziert sein - Kapitalüberlassungsdauer = Kapitalbindungsdauer, d.h. Kapital sollte erst zurückgezahlt werden

müssen, wenn es auch wieder „frei“ ist. - Bei mehreren Alternativen ist die kostengünstigste zu wählen - Nur soviel Kapital aufnehmen, wie nötig für den Betriebsablauf ist

833. Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen Eigenkapital und Fremdkapital? - Herkunft: EK stammt von den Eigentümern des Unternehmens, FK dagegen von

außenstehenden Kreditgebern - Überlassungsdauer: EK steht zeitlich unbegrenzt zur Verfügung; FK muss zu einem bestimmten

Zeitpunkt zurückgezahlt werden - Kosten: EK wird dem Unternehmen ohne Kosten überlassen, FK muss dagegen verzinst werden.

834. Was bedeutet der Begriff „Liquidität“? Liquidität = Fähigkeit, sämtlichen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen ( Höhe der flüssigen Mittel im Verhältnis zu den fälligen Zahlungsverpflichtungen), als Kennzahl gibt die Liquidität das Verhältnis der flüssigen Mittel zu den fälligen Verbindlichkeiten an 835. Was bedeutet der Begriff „Rentabilität“? Rentabilität = Ergiebigkeit, d.h. wie viel man mit bestimmten Mitteln erreichen kann = Gewinn/Umsatz 836. Was versteht man unter der Bilanzkennzahl „Finanzierung“? Wie berechnet sich diese? Kennzahl Finanzierung (Kapitalaufbau) gibt das Verhältnis von EK zu FK eines Unternehmens an. Finanzierung = EK/FK Je höher die Kennzahl, umso weniger krisenanfällig ist das Unternehmen. Umgekehrt: Je kleiner die Kennzahl, umso höher ist die Gefahr der Überschuldung und damit der Insolvenz des Unternehmens. 837. Wie hängen „Rentabilität“ und „Liquidität“ zusammen? Widerspruch zwischen Rentabilität und Liquidität: Eine rentable Kapitalanlage lässt sich meist nicht sofort wieder verflüssigen. Umgekehrt sind flüssige Mittel nur wenig rentabel, da sie meist eine geringe Verzinsung abwerfen. Grundsätzlich; Liquidität geht vor Rentabilität 838. Was versteht man unter der Bilanzkennzahl „Eigenkapitalquote“? Wie berechnet sich diese? Erläutern Sie kurz die Bedeutung dieser Kennzahl! Kennzahl „EK-Quote“ gibt den Anteil des EK am Kapital eines Unternehmens an. Aussage über Verschuldungsgrad EK-Quote = EK/Gesamtkapital Je höher die Kennzahl umso weniger krisenanfällig ist das Unternehmen. Umgekehrt: Je kleiner die Kennzahl, umso höher ist die Gefahr der Überschuldung und damit der Insolvenz des Unternehmens. 839. Was versteht man unter der Bilanzkennzahl „Fremdkapitalquote“? Wie berechnet sich diese? Kennzahl „Fremdkapitalquote“ gibt den Anteil des FK (der Schulden) am Kapital eines Unternehmens an FK-Quote = FK/Gesamtkapital Je höher die Kennzahl umso krisenanfälliger ist das Unternehmen. Kennzahl zeigt Gefahr einer Überschuldung des Unternehmens an 840. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Bilanzkennziffer „Finanzierung“ mit der Liquidität eines Unternehmens? Finanzierung = EK/FK Je kleiner die Kennzahl ist, umso niedriger ist die Liquidität eines Unternehmens, weil dann sehr viel FK zur Finanzierung verwendet wurde. Finanzierung durch FK bedeutet aber, dass regelmäßig Tilgungs- und Zinszahlungen fällig werden Liquidität wird belastet

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841. Was versteht man unter der Bilanzkennzahl „Liquidität“? Wie berechnet sich diese? Erläutern Sie kurz die Bedeutung dieser Kennzahl! Liquiditätskennzahlen zeigend die Fähigkeit des Unternehmens an, ihre fälligen Zahlungsverpflichtungen bezahlen zu können: Liquidität = liquide Mittel/kurzfristige Verbindlichkeiten Je höher die Kennzahl, umso mehr finanzielle Mittel stehen zur Verfügung, um die fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Je höher die Kennzahl ist, umso weniger rentabel werden die Geldmittel eingesetzt. Optimal ist eine Liquiditätskennzahl von 1 (bzw. 100, wenn die Kennzahl in Prozent ausgedrückt wird) 842. Was versteht man unter „Überliquidität“? Führen Sie sinnvolle Möglichkeiten auf, eine bestehende Überliquidität abzubauen! ES stehen mehr flüssige Mittel zur Verfügung, als zum Begleichen der fälligen Zahlungsverpflichtungen nötig sind. Möglichkeiten, Überliquidität abzubauen:

- Bareinkauf statt Zieleinkauf - Vorzeitige Rückzahlung von Krediten - Kurzfristige Geldanlage

843. Was versteht man unter „Unterliquidität“? Führen Sie sinnvolle Möglichkeiten auf, eine bestehende Unterliquidität kurzfristig abzubauen! Es stehen weniger liquide Mittel zur Verfügung, als zum Begleichen der fälligen Zahlungsverpflichtungen nötig sind. drohende Zahlungsunfähigkeit Möglichkeiten, Unterliquidität abzubauen:

- Zieleinkauf statt Bareinkauf - Kurzfristige Aufnahme von Krediten - Verzicht auf dringend benötigte Einkäufe - Factoring

Eigenfinanzierung 844. Auf welche Arten kann in einem Unternehmen Eigenfinanzierung erfolgen? Geben Sie jeweils Beispiele an!

- von Innen (Selbstfinanzierung): Kapital stammt aus Auflösung von offenen und stillen Rücklagen, aus Abschreibungsrückflüssen oder einbehaltenen Gewinnen.

- Von Außen (Beteiligungsfinanzierung) Kapital wird durch Aufnahme neuer Gesellschafter (Personengesellschaften, GmbH), durch Kapitalerhöhungen, bei der AG durch Ausgabe junger Aktien beschafft

845. Erläutern Sie den Unterschied zwischen Innen- und Außenfinanzierung jeweils an geeigneten Beispielen! Innenfinanzierung: Mittel stammen aus dem Umsatzprozess des Unternehmens selbst. (z.B. durch einbehaltene Gewinne, Rückfluss investierter Mittel, Auflösung von Rückstellungen) Außenfinanzierung: Mittel werden dem Unternehmen von außen zugeführt, stammen nicht aus dem betrieblichen Leistungsprozess. Dies geschieht durch Fremdfinanzierung oder durch Eigentümer (Kapitalaufstockung) 846. Wie kann eine Gesellschaft Eigenfinanzierung als Außenfinanzierung durchführen? Führen Sie zwei geeignete Beispiele an! Kapital stammt von den Eigentümern des Unternehmens (Eigenfinanzierung) und wird gleichzeitig von außen zugeführt:

Einlagenfinanzierung (Personengesellschaften) Beteiligungsfinanzierung (Kapitalgesellschaften)

Bei GmbH; OHG, KG: Aufnahme neuer Gesellschafter, Erhöhung der Einlagen der alten Gesellschafter, Leistungen aus der Nachschusspflicht Bei AG: Ausgabe junger Aktien 847. Welche Argumente sprechen für die Eigenfinanzierung von Investitionsvorhaben?

- Unabhängigkeit von Gläubigern (freiere Entscheidungen, keine Stellung von Sicherheiten) - Kein Zinsaufwand - Hohe Kreditwürdigkeit - Bessere finanzielle Flexibilität (Mittel können kurzfristig auch anders eingesetzt werden - Keine Tilgungsverpflichtungen ( zeitlich unbegrenzte Verfügbarkeit der Mittel)

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848. Welche Argumente sprechen gegen die Eigenfinanzierung von Investitionsvorhaben? - Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind finanzielle Möglichkeiten der Inhaber

im Normalfall begrenzt. - Bei Personengesellschaften und GmbHs ist Aufnahme neuer Gesellschafter nur mit Aufwand

möglich - Bei Kapitalgesellschaften (GmbH, AG) sind Kapitalerhöhungen nur mit Zustimmung der

bisherigen Eigentümer möglich. Problematisch, wenn sich Mehrheitsverhältnisse ändern 849. Welche Möglichkeiten der Innenfinanzierung kennen Sie?

- Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind finanzielle Möglichkeiten der Inhaber normalerweise begrenzt.

- erzielte Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern dem EK zugeschlagen - Finanzierung aus offenen Rücklagen - Finanzierung aus der Auflösung stiller Reserven (z.B: aus unterbewerteter Aktiva)

850. Im welche Art der Finanzierung (bezüglich der Rechtsstellung zum Kapitalgeber) handelt es sich bei der Ausgabe junger Aktien? Eigenfinanzierung (genauer: Beteiligungsfinanzierung) Kapital stammt von den Aktionären der Gesellschaft. 851. Beschreiben Sie, was man unter dem Begriff „Selbstfinanzierung“ versteht! Erzielte Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern bleiben im Unternehmen. Selbstfinanzierung ist Form der Eigenfinanzierung, bei der die Mittel aus dem betrieblichen Leistungsprozess (dem Gewinn) stammen (Selbstfinanzierung ist Eigen- und Innenfinanzierung) 852. Welche Unterformen der Selbstfinanzierung kennen Sie? Geben Sie auch jeweils ein Beispiel an!

- offene Selbstfinanzierung: Rücklagen werden gebildet und passiviert, oder es werden Kapitalanteile der Gesellschafter erhöht

- stille Selbstfinanzierung: entsteht durch Unterbewertung von Aktiva (durch Abschreibungen) bzw. durch Überbewertung von Passiva . Stille Selbstfinanzierung ist aus Bilanz nicht ersichtlich

853. Welche Vorteile bietet eine Selbstfinanzierung von Investitionen? - Unabhängigkeit von Gläubigern und Eigentümern - Keine Zinsbelastung - Höhere Kreditwürdigkeit - Unkündbarkeit der Finanzmittel

854. Welche Argumente sprechen gegen die Selbstfinanzierung von Investitionsvorhaben? Nachteile (v.a. der stillen Selbstfinanzierung):

- es werden vielleicht risikoreiche Investitionen getätigt, da die Mittelherkunft nur schwer zu erkennen ist (Nachteil für Eigentümer)

- tatsächlicher Gewinn wird nicht ausgewiesen (Nachteil für Staat und evtl Eigentümer) - Verluste können durch Auflösung stiller Reserven verschleiert werden (Nachteil für Eigentümer

und Gläubiger) 855. Welche Argumente sprechen dafür, den Gewinnanteil nicht zu entnehmen, bzw. auszuschütten, sondern im Unternehmen zu belassen? Verbleiben die Gewinne im Unternehmen, so verbessert sich die Eigenkapitalbasis ( Selbstfinanzierung): Schulden können getilgt werden, fällige Investitionen können getätigt werden; Bonität des Unternehmens kann erhöht werden Fremdfinanzierung 856. Definieren Sie den Begriff „Fremdfinanzierung“ und nennen Sie typische Beispiele für diese Finanzierungsform! Dem Unternehmen werden Mittel von Außen durch Gläubiger in Form von Krediten zugeführt. Beispiele: Darlehen, kurzfristige Bankkredite, Lieferantenkredite, Rückstellungen, Anleihen, Obligationen 857. Welche Möglichkeiten der Fremdfinanzierung stehen einem Unternehmen prinzipiell zur Verfügung?

- Darlehen (z.B. gesichert durch Grundpfandrechte) - Ausnutzen von Zahlungszielen (Lieferantenkredite - Inanspruchnahme von Kontokorrentkrediten - Bildung von Rückstellungen (z.B. für Pensionen, Gewährleistungen) - Ausgabe von Obligationen

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858. Welche Nachteile sind mit der Fremdfinanzierung von Investitionen verbunden? - Abhängigkeit von Gläubigern - I.d.R. müssen Sicherheiten gestellt werden ( Kosten für z.B. Grundbucheintragung) - Zinsen, unabhängig von der Ertragslage des Unternehmens - Tilgungen belasten die Liquidität des Unternehmens - Befristete Verfügbarkeit des Kapitals

859. Um welche Finanzierungsform handelt es sich bei der Ausgabe von Obligationen? Inhaber von Obligationen sind Gläubiger mit Anspruch auf Rückzahlung des Kreditbetrages Kreditfinanzierung; Kapital stammt von außen Außenfinanzierung, Fremdfinanzierung 860. Um welche Art der Finanzierung handelt es sich bei der Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen? Außenfinanzierung, da das Kapital nicht aus dem betrieblichen Leistungsprozess stammt. Zum Zeitpunkt der Ausgabe zählt die Art der Kapitalbeschaffung zur Fremdfinanzierung, da es sich um ein Gläubigerpapier handelt. Später kann dieses Papier in ein Teilhaberpapier umgewandelt werden (Tausch der Forderung gegen junge Aktien) Eigenfinanzierung 861. Welche Gründe sprechen aus Sicht des emittierenden Unternehmens für die Ausgabe von Anleihen?

- Es sind keine Stimm- und Anteilsrechte mit der Ausgabe von Gläubigerpapieren (Anleihen) verbunden. Einflussmöglichkeiten der Gläubiger im Vergleich zur Eigenfinanzierung durch Ausgabe von Aktien gering

- Zinsen und Kosten der Emission sind steuerlich absetzbar 862. Welche Gründe könnten ein Unternehmen von der Finanzierung durch Anleihen abhalten?

- Anleihen sind befristetes Kapital (Rückzahlungsverpflichtung) - Laufende Zinsbelastung auch bei schlechter Ertragslage - Stellung von Sicherheiten nötig - Hohe Emissionskosten (ca. 5 % der Nennwerte) - Keine Erhöhung der Bonität (Fremdkapitalanteil wird erhöht

863. Welche Art der Finanzierung stellen Rückstellungen dar? Rückstellungen werden aus dem betrieblichen Leistungsprozess (i.d.R. aus Gewinnen) gebildet. Innenfinanzierung Gleichzeitig werden Rückstellungen zur Deckung künftiger Verbindlichkeiten getätigt. Fremdfinanzierung 864. Welche Finanzierung stellt der Verkauf von Forderungen an einen Factor dar? Außenfinanzierung, da das Kapital nicht aus dem betrieblichen Leistungsprozess stammt. Bezüglich der Rechtsstellung zum Kapitalgeber: SONDERFORM: Kapital entsteht durch Abgabe eines anderen Vermögensgegenstandes (der Forderung) 865. Welche Art der Finanzierung stellt das Leasung von Vermögensgegenständen dar? Außenfinanzierung, da das Kapital nicht aus dem betrieblichen Leistungsprozess stammt. Bezüglich der Rechtsstellung zum Kapitalgeber: SONDERFORM: Das zur Verfügung gestellte Kapital bleibt im Eigentum des Leasinggebers Kreditvertrag 866. Welche Bestandteile von Kreditangeboten sollte ein Interessent besonders kritisch prüfen?

- Zinsen und Kreditkosten (Effektiver Zinssatz) - Laufzeit und Rückzahlungsmodalitäten - Kündigungsmöglichkeiten und –fristen - Bindung an einen Verwendungszweck etc.

867. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein gültiger Kreditvertrag zustande kommt? Kreditvertrag ist zweiseitiges Rechtsgeschäft es müssen zwei übereinstimmende Willenserklärungen vorliegen. Kreditverträge zwischen Privatpersonen und gewerblichen Kreditgebern müssen schriftlich abgeschlossen werden, um gültig zu sein.

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868. Welche Bestandteile sollten in einem Kreditvertrag geregelt sein? - Name und Anschrift der Vertragspartner - Höhe des Kredites (Kreditgrenze) - Laufzeit - Nominalzins und Kreditkosten (Damnum, Bereitstellungszinsen) - Effektivzinssatz - Kreditsicherung - Rückzahlungsmodalitäten - Kündigungsmodalitäten - Verwendungszweck

869. Sicherheiten für einen Kredit: Grundstück, Maschinen, Fahrzeuge, Wertpapiere. Wie können diese Vermögenswerte zur Kreditsicherung verwendet werden? Nennen Sie die Sicherungsmöglichkeiten in der Reihenfolge ihrer Eignung für einen langfristigen Kredit!

- Grundstück: Hypothek / Grundschuld - Maschinen: Sicherungsübereignung - Wertpapiere: Lombard (Verpfändung) - Fahrzeuge: Sicherungsübereignung, (Verpfändung des Kfz-Briefs)

Kredtwürdigkeitsprüfung 870. Erläutern Sie, was unter der „Kreditfähigkeit“ bzw. der „Kreditwürdigkeit“ einer Person zu verstehen ist! Kreditfähig sind alle Schuldner, die einen rechtsfähigen Vertrag abschließen können (geschäftsfähige natürliche Personen, juristische Personen) Bei Unternehmen ist zu prüfen, ob eine Person auch die entsprechende Handlungsvollmacht (Vertretung, Prokura) besitzt ( HR). Kreditwürdig sind Schuldner, wenn erwartet werden kann, dass sie ihre Zahlungsverpflichtungen aus dem Kreditvertrag erfüllen, d.h. dass sie zu den Zahlungszeitpunkten liquide sind. 871. Beschreiben Sie Möglichkeiten, wie eine Bank die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens überprüfen kann!

- persönliches Gespräch zur Prüfung der persönlichen Kreditwürdigkeit - Überprüfung der Kontoführung bestehender Konten - Überprüfung der Geschäftsbücher (Bilanz, GuV) - Beurteilung der Marktstellung des Unternehmens - Schufa-Auskunft - Einholung von externen Auskünften (Handelsregister, Grundbuch, Auskunfteien usw.)

872. Nach welchen Gesichtspunkten wird eine Bank die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens einschätzen? Wie können diese Punkte in Erfahrung gebracht werden?

- Vermögenslage (Bilanzen der Vorjahre) - Verschuldung (Bilanz) - Entwicklung der Ertragslage (GuV der Vorjahre) - Haftungsverhältnisse (Unternehmensform) - Sicherungsmöglichkeiten (Eignung der Sicherheiten) - Bisherige Zahlungsmoral (Schufa-Auskunft) - Branche, Marktstellung, Marktentwicklung - Unternehmensziele, Unternehmensrisiken - Verwendungszweck des Kredits - Dauer der Geschäftsbeziehung

873. Welche Auswirkungen hat die Kreditwürdigkeit eines Schuldners auf die Kreditbedingungen? Bonität wirkt sich vor allem aus auf die Kredithöhe (Kreditgrenze, Kreditlinie), Höhe der Zinsen (Risikozuschlag bei geringer Bonität), Art und Anzahl der verlangten Sicherheiten, Beleihungsgrenzen der gestellten Sicherheiten Je höher die Kreditwürdigkeit

- Um so mehr Kreditspielraum - um so niedrigere Zinsen - um so weniger Sicherheiten müssen gestellt werden und - um so höher werden diese Sicherheiten beliehen

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Kontokorrentkredit 874. Beschreiben Sie den „Kontokorrentkredit“ an einem typischen Beispiel! Ein Kontokorrentkredit ist ein „Kredit in laufender Rechnung“: Gegenseitige Forderungen und Verbindlichkeiten werden laufend gegeneinander aufgerechnet und in regelmäßigen Abständen ausgeglichen. Eine typische Form ist das GIROKONTO: Laufende Zahlungsein- und –ausgänge kennzeichnen den Kontenverlauf. Der Bankkunde erhält, je nach Bonität, eine Kreditlinie eingeräumt, die er ausnutzen kann. Bei Beanspruchung des Kredits zahlt er für die Inanspruchnahme Kreditzinsen (SOLLZINSEN). Für Guthaben erhält der Bankkunde eine meist niedrige Verzinsung (HABENZINSEN) 875. Welche Argumente sprechen für die Inanspruchnahme eines Kontokorrentkredits?

- Kredit steht jederzeit zur Verfügung. Er ist nicht an einen bestimmten Verwendungszweck gebunden.

- Kreditsumme ist variabel: Es braucht nur so viel Kredit aufgenommen werden, wie derzeit benötigt wird.

- Kredit kann kurzfristig schnell getilgt werden. - Zinsen werden nur bei Inanspruchnahme des Kredits fällig - Kontokorrent ist zwar eigentlich nur ein kurzfristiger Kredit, er steht aber bei entsprechender

Bonität durch ständige Verlängerung langfristig zur Verfügung. 876. Welche Argumente sprechen gegen die Inanspruchnahme eines Kontokorrentkredits?

- hohe Kreditzinsen (SOLLZINSEN) - beschränkt auf vereinbarte Kreditlinie - Bei Überziehung der Kreditlinie werden zusätzlich Überziehungszinsen und

Überziehungsprovision fällig - Gebühren für die Kontoführung

877. Worin liegen die hauptsächlichen Unterschiede zwischen einem Darlehen und einem Kontokorrentkredit?

- Art der Kreditaufnahme und –Rückzahlung: Darlehensverträge lauten über einen festen Betrag, der nach einer vereinbarten Zeit zurückzuzahlen ist. Der Kontokorrentkredit ist variable: Kredit kann jederzeit nach Belieben getilgt werden.

- Laufzeit: Darlehen werden meist mittel- oder langfristig über feste Laufzeiten abgeschlossen. Kontokorrentkredite sind kurzfristige Kredite (auch wenn sie durch laufende Verlängerung langfristig werden können)

- Verzinsung: Darlehenszinsen sind meist fest (können aber auch variabel sein). Kontokorrentzinsen sind stets variabel und sind höher als Darlehenszinsen.

Darlehen 878. Beschreiben Sie das „Darlehen“! Welche Formen der Tilgung sind bei Darlehen üblich? Darlehen sind Kredite, die in einer Summe gewährt werden. Sie werden in der Regel mittel- oder langfristig vereinbart. Ihre Rückzahlung erfolgt entweder

- in einer Summe (Fälligkeitsdarlehen) - in gleichbleibenden Raten (Ratendarlehen) - in steigenden Raten (Annuitätendarlehen)

879. Welche Kosten können mit der Inanspruchnahme eines Darlehens verbunden sein? - Zinsen für den geschuldeten Betrag - Bereitstellungszinsen für Darlehensbeträge ,die vereinbart wurden, die aber noch nicht in

Anspruch genommen wurden - Evtl. Disagio (Damnum): bereits vorab geleistete Zinszahlung - Bearbeitungsgebühren für die Bonitätsprüfung und die Ausfertigung des Kreditvertrages

880. Erläutern Sie verschiedene Vereinbarungen über die Zinszahlung und Tilgung eines Darlehens!

- Tilgung in einem Betrag am Ende der Laufzeit (Fälligkeitsdarlehen): Zinsen bleiben stets gleich hoch und werden während der Laufzeit zu bestimmten Zinszahlungsterminen fällig.

- Tilgung in gleichbleibenden Raten (Ratendarlehen): Zinsen sinken stetig (da der geschuldete Betrag sinkt) Die Gesamtrate (Zins + Tilgung) sinkt daher über die Laufzeit.

- Tilgung in steigenden Raten zu bestimmten Tilgungsterminen (Annuitätendarlehen): Gesamtrate (Zins + Tilgung) bleibt stets gleich. Da die Zinslast mit zunehmender Rückzahlung sinkt, steigt die Tilgungsrate.

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881. Worin unterscheidet sich der „Effektivzinssatz“ vom „Nominalzinssatz“? Nominalzinssatz gibt die anteileigen jährlichen Zinskosten für die in Anspruch genommene Kreditsumme an. Effektivzinssatz („effektiver Jahreszins“ rechnet nicht nur die Nominalzinsen, sondern auch die übrigen Kreditkosten ein. 882. Wie berechnet sich der Effektivzinssatz? Effektivzinssatz = (Kreditkosten * 100) / (Kredithöhe * Laufzeit) Kreditkosten umfassen alle mit der Inanspruchnahme des Kredits angefallenen Kosten: Bearbeitungsgebühren, Verwaltungsgebühren, Disagio etc. 883. Erläutern sie das „Disagio“ an einem Beispiel! Ein Disagio (Damnum) ist eine Verringerung des Auszahlungsbetrags eines Kredits (z.B. 10000 EUR). Es wird also nicht die gesamte Darlehenssumme ausbezahlt, sondern nur ein bestimmter Prozentsatz (z.B. 98 %). Statt 10000 EUR erhält der Kreditnehmer z.B: nur 9800 EUR. 884. Welche Vorteile sind mit einem Disagio verbunden? Durch die Vereinbarung eines Disagios werden zum einen Verwaltungskosten des Kreditgebers gedeckt und /oder der Nominalzins gesenkt – wodurch das Kreditangebot attraktiver wirkt. Für den Kreditnehmer ergibt sich der Vorteil, dass er das Disagio entweder sofort als Aufwand buchen oder aktivieren (und abschreiben) kann. Lieferantenkredit 885. Beschreiben Sie den „Lieferantenkredit“! Welche Art des Zinses wird bei dieser Kreditform berechnet? Lieferantenkredite entstehen dadurch, dass die Zahlung einer Warenlieferung im Nachhinein erfolgt. Zeitraum zwischen Lieferung und Zahlungsziel entspricht dem Kreditzeitraum. Der Zins auf den Lieferantenkredit berechnet sich indirekt über die Skontogewährung (genauer: über den nicht in Anspruch genommenen Skonto) 886. Welche Kosten fallen bei Lieferantenkrediten an? Beurteilen Sie diese Zahlen an einem Beispiel! Lieferantenkredite sind kostenlos. So lange innerhalb der Skontofrist bezahlt wird. Ist die Skontofrist überschritten, entstehen Finanzierungskosten in Höhe des verlorenen Skontos. Diese Kosten sind – verglichen mit einem Bankkredit – sehr hoch, da sich der Kreditzeitraum lediglich auf den Zeitraum zwischen Skontotermin und Zahlungsziel bezieht. (Bsp: 30 Tage Ziel, 10 Tage Skontofrist, 2 % Skonto: Kreditzeitraum 20 Tage, Jahreszinssatz vereinfacht: 2 % für 20 Tage d.h. 36 % für 360 Tage) 887. Welche Argumente sprechen aus Sicht des Kunden für die Inanspruchnahme von Lieferantenkrediten?

- Im Zeitraum zwischen Lieferung und Skontotermin ist der Kredit kostenlos - Kredit steht kurzfristig und ohne weitere Formalitäten (Bonitätsprüfung etc.) zur Verfügung. - Lieferantenkredite stehen i.d.R. auch zur Verfügung, wenn der Kreditrahmen bei der Bank

ausgeschöpft ist. - Ggf. kann durch einen zwischenzeitlichen Weiterverkauf der Ware die Schuld finanziert werden.

888. Welche Argumente sprechen aus Sicht des Lieferers für die Gewährung von Lieferantenkrediten? Hauptvorteil des Lieferantenkredits für den Lieferer: Da der Verzicht auf frühzeitige Zahlung für den Kunden mit hohen Kosten (Skontoverlust) verbunden ist, entsteht durch den Lieferantenkredit ein starker Anreiz frühzeitig zu bezahlen.) Lieferant erhöht dadurch seine eigene Liquidität, spart selbst Finanzierungskosten und spart Kosten eines etwaigen Mahnverfahrens Leasing 889. Was versteht man unter dem Begriff „Leasing“? Nennen Sie typische Vermögensgegenstände, die für diese Form der Finanzierung geeignet sind! Leasing bedeutet das zeitlich befristete Mieten, bzw. Pachten von Anlagegütern gegen Entgelt. Es gibt verschiedene Varianten (mit fester oder variabler Vertragsdauer, mit und ohne anfängliche Sonderzahlung, mit und ohne Vorkaufsrecht am Ende der Leasingzeit etc.) Geeignet sind prinzipiell alle Arten von Sachanlagen z.B. Fabrikanlagen , Fahrzeuge, EDV-Anlagen etc) 890. Wie gestalten sich die Besitz- und Eigentumsverhältnisse beim Leasing von Anlagegütern? Beim Leasing bleibt der Leasinggeber Eigentümer des Gegenstands. Der Leasingnehmer erwirbt mit dem Leasingvertrag das Nutzungsrecht des Anlageguts. Er wird also Besitzer.

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891. Worin unterscheidet sich das „direkte Leasing“ vom „indirekten Leasing“? Beim direkten Leasing werden die Anlagegüter direkt vom Hersteller geleast. Beim indirekten Leasing tritt eine Finanzierungsgesellschaft als Leasinggeber auf. 892. Worin unterscheiden sich „Finance-Leasing“ und „Operate-Leasing“? Für welche Anlagegüter sind diese Formen jeweils geeignet? Der Hauptunterschied liegt in der Laufzeit des Leasing-Vertrags, sowie im Umfang der Betriebskostenübernahme: Finance-Leasing (Großinvestitionen, Fertigungsanlagen, Fabriken):

- feste Vertragsdauer - die Betriebskosten und das Risiko des Untergangs trägt der Leasingnehmer

Operat-Leasing (Büromaschinen, Computer, Telefonanlagen) - Laufzeit offen, Statt dessen Kündigungsfrist für den Leasingnehmer - Wartung, Reparatur und Versicherung, sowie Totalausfall trägt der Leasinggeber

893. Aus welchen Gründen könnte ein Unternehmen Anlagegüter leasen? Hauptvorteil liegt im geringen Kapitaleinsatz, der anfänglich nötig ist. Das eingesparte Kapital kann zu anderen Zwecken gewinnbringender verwendet werden. Weitere Vorteile des Leasing:

- technische Wartung, Reparatur erfolgen durch Leasinggeber (abh. Von Vertragsart) - Kosten können ggf. aus den Erträgen durch den Leasinggegenstand erwirtschaftet werden - Alte Anlagen können rasch ersetzt werden, man ist stets auf dem neuesten technischen Stand - Klare Kalkulationsgrundlage für die Kostenrechnung - (evtl. steuerliche Vorteile, da Leasingraten sich sofort ertragsmindern auswirken können)

894. Aus welchen Gründen könnte ein Unternehmen auf das Leasen von Anlagegütern verzichten und diese Güter statt dessen anderweitig finanzieren? Hauptnachteil liegt in den hohen laufenden Kosten (Leasingraten). Weitere Nachteile des Leasing:

- ggf. eine anfängliche Sonderzahlung - Leasingraten sind unabhängig von den Verkaufserlösen des Unternehmens fällig

(Liquiditätsprobleme) - Es entsteht kein Eigentum am Leasingobjekt, d.h. es kann über das Objekt nicht frei verfügt

werden. - Leasinggeber fordert ggf. eine Versicherung des Leasingsobjekts (Versicherungskosten)

895. Beschreiben Sie das „Sale-and-Lease-back“-Verfahren! Unternehmen verkauf eigene Anlagen an eine Leasinggesellschaft und least die Anlagen sofort wieder zurück. Dadurch können stille Reserven (Differenz zwischen Buchwert und Verkaufswert) aufgelöst werden.

- Unternehmen erhält liquide Mittel durch Verkauf - Auflösung stiller Reserven erhöht den Ertrag des Unternehmens - Freigewordene Mittel können zu anderen Zwecken verwendet werden - Unternehmen kann Anlagen ohne Unterbrechung weiter nutzen

Factoring 896. Beschreiben Sie den Ablauf der Finanzierung beim Verkauf von Forderungen! Ein Factor (i.d.R eine Bank oder Finanzierungsgesellschaft) kauft von seinem Kunden dessen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Mit dem Kauf geht auch das Kreditrisiko auf den Factor über. Der Factor zahlt dem Kunden den Barwert der Forderung (d.h. abzüglich Zinsen, Provision, Risikoprämie usw.) aus. Bei Fälligkeit der Forderung zieht der Factor die Forderung selbst ein. 897. Welche Funktionen übernimmt ein Factor?

- Kreditfunktion: Durch Auszahlung des Forderungsbetrages vor Fälligkeit werden dem Kunden vorzeitig Geldmittel zur Verfügung gestellt.

- Delkrederefunktion: Factor übernimmt das Risiko des Forderungsausfalls - Debitorenfunktion: Factor übernimmt die Verwaltung und den Einzug der Forderungen

(Übernahme der Debitorenbuchhaltung des Kunden) 898. Welche Vorteile bringt das Factoring für den Kunden?

- Wegfall der Kosten für eine Debitorenbuchhaltung - Einzug der fälligen Forderungen durch den Factor - Wegfall des Kreditrisikos - Sofortige Erhöhung der Liquidität - Ertragsreichere Nutzung der Geldmittel kann möglich sein

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899. Welche Nachteile bringt das Factoring für den Kunden? - Kosten: vor allem die Risikoprämie, aber auch Verwaltungskosten und Zinsabschlag mindern den

Forderungsbetrag zum Teil erheblich - Imageschädigung: Kunden könnten irritiert oder verärgert sein, wenn die Forderungen an einen

Dritten verkauft werden

Rückstellungen 900. Erläutern Sie, was unter dem Begriff „Rückstellungen“ zu verstehen ist! Nennen Sie typische Beispiele! Unter Rückstellung versteht man Fremdkapital in unbestimmter Höhe oder Fälligkeit. Rückstellungen werden für Aufwendungen gebildet, deren Höhe oder Zeitpunkt aus unterschiedlichen Gründen noch nicht genau feststeht, die jedoch der Abrechnungsperiode zuzuordnen sind. Beispiele: Rückstellungen für Steuern auf den Gewinn, für künftig zu zahlende Pensionen, für Reparaturen, Steuerberatung usw. 901. Aus welchen Gründen werden Rückstellungen gebildet?

- Rückstellungen werden aus Gründen der Bilanzwahrheit gebildet, da es sich um Verbindlichkeiten handelt. Obwohl die Verbindlichkeiten in ihrer Höhe und/oder Fälligkeit nicht feststehen, müssen sie dennoch passiviert werden.

- Rückstellungen beruhen auf Aufwendungen, die dem alten Geschäftsjahr zuzuordnen sind. (Grundsatz der periodengerechten Erfolgsermittlung erfordert die Berücksichtigung des Aufwands in der GuV-Rechnung.)

902. Beschreiben Sie an einem typischen Beispiel, wie durch Bildung von Rückstellungen Investitionen finanziert werden können! Die finanziellen Mittel, die zur Finanzierung der Rückstellungen gebildet wurden stehen bis zur Fälligkeit der Verbindlichkeit zur Finanzierung anderer Investitionen zur Verfügung. Beispiel: Für die Tätigkeit des Steuerberaters bei der Erstellung des Jahresabschlusses wird eine Rückstellung in Höhe von 5000 EUR gebildet. Bis zur Rechnungsstellung durch den Steuerberater stehen diese Mittel zur Finanzierung z.B. von Wareneinkäufen zur Verfügung. 903. Worin unterscheiden sich „Rücklagen“ von „Rückstellungen“? Rückstellungen sind Fremdkapital, Rücklagen stellen dagegen Eigenkapital dar. Rücklagen erhöhen die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens (im Gegensatz zu Rückstellungen, die ja Schulden sind.)

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Antworten 20 „Kreditsicherung“

Kreditarten 904. Unterscheiden Sie Geldkredite von Sachkrediten und nennen Sie jeweils typische Beispiele für diese Kreditarten! Der Unterschied liegt in der Art des überlassenen Vermögensgegenstands: Bei Geldkrediten wird dem Schuldner ein Geldbetrag (Gegen Zins) überlassen. Am Ende der Laufzeit ist der Geldbetrag zurückzubezahlen. Typische Beispiel: Bankkredite, Lieferantenkredite Bei Sachkrediten wird dem Schuldner ein materieller Gegenstand (Gegen Zins) überlassen. Am Ende der Laufzeit ist die Sache zurückzugeben. Typisches Beispiel: Leasing 905. Unterscheiden Sie Realkredite von Personalkrediten und nennen Sie jeweils typische Beispiele für diese Kreditarten! Der Unterschied liegt in der Art der Kreditsicherung: Bei Personalkrediten haften (nur) eine oder mehrere Personen für die Rückzahlung des Kredits. Typische Beispiele: Kontokorrentkredit, Bürgschaft, Zession Bei Realkrediten besteht eine dingliche Sicherheit, d.h. der Gläubiger erhält unmittelbares Zugriffsrecht auf Vermögensgegenstände des Schuldners. Typische Beispiel: Lombardkredit, Sicherungsübereignungskredit, Grundpfandrechte 906. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein gültiger Bürgschaftsvertrag zustande kommt? Prinzipiell ist ein Bürgschaftsvertrag ein zweiseitiges Rechtsgeschäft, d.h.. es müssen zwei übereinstimmende Willenserklärungen vorliegen. Die Beteiligten sind der Bürge und der Gläubiger (i.d.R. die Bank). Bürgschaftsverträge mit Nichtkaufleuten müssen schriftlich abgeschlossen werden, um gültig zu sein. Eine Bürgschaft zwischen Kaufleuten kann auch mündlich abgeschlossen werden, falls sie für den Bürgen ein Handelsgeschäft darstellt. (Es handelt sich dann stets um eine selbstschuldnerische Bürgschaft.) 907. Beschreiben Sie die beiden grundlegenden Arten der Bürgschaft! Ausfallbürgschaft: Der Bürge haftet erst nach dem Hauptschuldner. D.h. der Bürge muss erst leisten, wenn eine Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Hauptschuldners erfolglos war. Selbstschuldnerische Bürgschaft: Der Bürge haftet wie der Hauptschuldner selbst. Der Gläubiger kann sich also direkt an den Bürgen halten, wenn der Schuldner nicht leistet. 908. Welche Bürgschaftsart wird eine Bank von einem Kreditinteressenten fordern? Begründen Sie kurz! Für den Kreditgeber ist die selbstschuldnerische Bürgschaft optimal: Zahlt der Schuldner nicht, wendet sich der Kreditgeber (die Bank) unmittelbar (d.h. ohne Zeitverlust und ohne größere Kosten) an den Bürgen. Der Bürge muss nun für den Schuldner leisten. Er bürgt wie der Schuldner selbst. (Der Bürge hat auf das Recht der „Einrede der Vorausklage“ verzichtet.) 909. Welche Kreditarten eignen sich zur Sicherung über eine Bürgschaft? Begründen Sie kurz! Da die Sicherheit von der wirtschaftlichen Lage des Bürgen abhängt, eignen sich langfristige Kredite und Kredite mit einem großen Volumen wenig. Geeignet sind vor allem kurz- und mittelfristige Kredite, deren Höhe deutlich unter den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Bürgen liegen. 910. Aus welchen Gründen ist eine Ausfallbürgschaft unter Kaufleuten sehr selten?

- Bürgschaften zwischen Kaufleuten sind nach HGB stets selbstschuldnerische Bürgschaften, wenn es sich für den Bürgen um ein Handelsgeschäfts handelt.

- Ausfallbürgschaften werden von gewerblichen Gläubigern kaum akzeptiert, da sie im Bürgschaftsfall nur nach erfolgter Zwangsvollstreckung beim Schuldner ihre Forderung beim Bürgen einziehen können.

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Sicherungsübereignung 911. Wie gestalten sich die Besitz- und Eigentumsverhältnisse bei der Sicherungsübereignung von Vermögensgegenständen? Der Kreditnehmer bleibt Besitzer des Sicherungsgegenstands. Er behält den Gegenstand und kann ihn weiter nutzen (z.B. um damit Erträge zu erwirtschaften, mit welchen er den Kredit tilgen kann.) Zur Sicherung überträgt er dem Kreditgeber (z.B. Bank) das Eigentum am Gegenstand. Der Kreditgeber kann die Herausgabe des Gegenstandes verlangen und diesen zur Deckung der Restschulden verwerten, wenn der Schuldner nicht leistet (nur in diesem Fall!). Dieses Recht ist v.a. bei Insolvenz des Schuldners von großer Bedeutung. 912. Nennen Sie Vorteile der Kreditsicherung durch eine Fertigungsmaschine für den Schuldner!

- Übertragung ist nach außen hin nicht sichtbar - Weitere Benutzung des Sicherungsgegenstandes ist möglich. - Mit Tilgung der Schuld wechselt das Eigentum sofort wieder zurück.

913. Welche Nachteile hat die Kreditsicherung über eine Fertigungsmaschine für den Kreditnehmer?

- Gegenstand muss versichert werden (Versicherungsprämien) - Kreditnehmer darf über die Maschine nicht mehr vollständig frei verfügen (sie ist Eigentum des

Gläubigers) 914. Nennen Sie Vorteile der Kreditsicherung durch eine Fertigungsmaschine für den Gläubiger!

- Gläubiger kann bei Zahlungsverzug den Gegenstand schnell verwerten (er benötigt keinen vollstreckbaren Titel)

- Absonderungsrecht bei Insolvenz - Verwahrung des Gegenstands durch den Kreditnehmer keine Kosten für den Kreditgeber

915. Nennen Sie Risiken, die bei einer Sicherung eines Kredits durch eine Produktionsmaschine für die Bank auftreten!

- der Sicherungsgegenstand könnte bereits übereignet sein - Der Gegenstand könnte an einen gutgläubigen Dritten verkauft oder verpfändet werden - Zerstörung oder Beschädigung des Sicherungsgegenstandes - Außerordentlich schnelle technische Veralterung und damit Wertverlust des

Sicherungsgegenstandes Verpfändung 916. Wie gestalten sich die Besitz- und Eigentumsverhältnisse bei der Verpfändung von Vermögensgegenständen? Bei der Verpfändung bleibt der Kreditnehmer Eigentümer des Sicherungsgegenstandes. Er übergibt das Pfand zur Sicherung dem Kreditgeber (z.B. der Bank), der dieses verwahrt. Der Kreditgeber wird also der Besitzer des Pfands. Leistet der Schuldner nicht wie im Kreditvertrag vereinbart, kann der Kreditgeber das Pfand verwerten (veräußern). 917. Wie können Effekten zur Kreditsicherung herangezogen werden ? Wie werden diese bewertet? Wertpapiere dienen durch Lombardierung (Verpfändung) der Kreditsicherung. Die Wertpapiere, v.a. Aktien werden allerdings mit zum Teil erheblichen Kursabschlägen bewertet, Gläubigerpapiere i.d.R. höher bewertet:

- Aktien unterliegen i.d.R. starken Kursschwankungen - Aktien bieten als Sicherheit nur das Vermögen der AG - Gläubigerpapiere garantieren die Rückzahlung zum Nennwert - Gläubigerpapiere sind z.T. zusätzlich gesichert (z.B. Pfandbriefe durch Grundpfandrecht)

918. Welche Vorteile sprechen für eine Kreditsicherung durch Wertpapiere? - der Wert der Effekten lässt sich leicht ermitteln - Die Überbringung und Verwahrung ist problemlos und kostengünstig - Wertpapiere können schnell verwertet (verkauft) werden - Für den Schuldner sind Wertpapiere entbehrlich (für den Geschäftsbetrieb nicht notwendig)

919. Was spricht gegen die Verpfändung von Wertpapieren? - Wertpapiere v.a. Aktien unterliegen zum Teil starken Kursschwankungen, daher sind sie zur

langfristigen Kreditsicherung ungeeignet. - Zudem wird der Gläubiger – je nach Art des Wertpapiers und Bonität des Emittenten

(Herausgebers des Wertpapiers) z.T. erhebliche Abschläge vornehmen, so dass der aktuelle Wert der Wertpapiere die gesicherte Kreditsumme deutlich überschreiten dürfte.

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920. Welche Pflichten ergeben sich für den Kreditnehmer bei Verpfändung von Vermögensgegenständen? Pflicht des Pfandschuldners ist die Erfüllung der Pflichten aus dem zugrundeliegenden Kreditvertrag: Tilgungs- und Zinszahlungen 921. Welche Pflichten ergeben sich für den Kreditgeber bei der Verpfändung von Vermögensgegenständen?

- sorgfältige Aufbewahrung des Pfands - Rückgabe des Pfands nach Erlöschen des Pfandrechts (i.d.R. mit Kredittilgung)

922. Nennen Sie Risiken, die bei einer Kreditsicherung durch Verpfändung für die Bank auftreten! - das Pfand könnte bereits sicherungsübereignet sein. - Es könnte ein Eigentumsvorbehalt am Sicherungsgegenstand bestehen. - Zerstörung oder Beschädigung des Sicherungsgegenstandes - Außerordentlich schnelle technische Veralterung und damit Wertverlust des

Sicherungsgegenstandes Grundpfandrechte 923. Beschreiben Sie allgemein die Kennzeichen von Grundpfandrechten! Bei Grundpfandrechten werden Grundstücke belastet. Die Belastung bewirkt, dass das Grundstück verwertet werden darf, wenn der gesicherte Kredit nicht zurückgezahlt wird. Die Belastung wird im Grundbuch (Abteilung III) eingetragen. Arten: Hypothek, Grundschuld 924. Erläutern Sie die Bedeutung des Grundbuchs! Wo wird es geführt? Das Grundbuch ist ein amtliches und öffentlich geführtes Verzeichnis aller Grundstücke eines Amtsgerichtsbezirks. Das Grundbuch genießt öffentlichen Glauben, d.h. die Eintragungen (Lage des Grundstücks, Eigentümer, Rechte, die mit dem Grundstück verbunden sind und Grundpfandrechte) werden als unbedingt verlässlich angesehen). Das Grundbuch wird beim zuständigen Amtsgericht geführt. 925. Nennen Sie wesentliche Merkmale der Grundschuld! - Pfandrecht an einem Grundstück - Eintragung ins Grundbuch - Dingliche Haftung des belasteten Grundstücks Im Gegensatz zur Hypothek lässt sich eine Grundschuld auch ins Grundbuch eintragen, ohne dass eine Forderung besteht. 926. Nennen Sie wesentliche Merkmale der Hypothek! - Bestehen einer persönlichen Forderung - Pfandrecht an einem Grundstück - Eintragung ins Grundbuch - Dingliche Haftung des belasteten Grundstücks - Persönliche Haftung des Schuldners mit seinem gesamten Vermögen Nach Wegfall der persönlichen Forderung (nach Rückzahlung des Kreditbetrags) wandelt sich die Hypothek in eine Grundschuld um. 927. Nennen Sie Merkmale, durch die sich Grundschuld und Hypothek unterscheiden! Die Grundschuld ist nicht an ein Schuldverhältnis gebunden. Sie bietet daher nur dingliche Sicherung durch die Immobilie. Nach Rückzahlung des Kredits fällt die Grundschuld wieder an den Eigentümer zurück. Sie bleibt aber bestehen. Voraussetzung für eine Hypothek ist dagegen eine persönliche Forderung. Die Hypothek bietet daher sowohl eine dingliche als auch eine persönliche Sicherung! Nach Rückzahlung des Kredits erlischt die Hypothek (bzw. wandelt sich in eine Grundschuld um) 928. Wie erklärt es sich, dass heute – im Gegensatz zur Grundschuld – kaum noch Hypotheken zur Kreditsicherung verwendet werden? Hypotheken werden heute kaum noch verwendet, da die Grundschuld v.a. für die Banken große Vorteile bietet: - Die Grundschuld kann auch zur Sicherung anderer Kredite (z.B. der Kontokorrentkredite) des

Kunden verwendet werden. - Die Grundschuld sichert im Gegensatz zur Hypothek nicht nur die Forderung, sondern auch die

daraus entstehenden Zinsen, Bearbeitungsgebühren und Provisionen.

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929. Führen Sie Vorteile für den Gläubiger an, die sich aus der Kreditsicherung durch Immobilien ergeben! Vorteile von Hypothek und Grundschuld: - Rangfolge anderer Gläubiger und Höhe der bisherigen Sicherungen durch die Immobilie sind im

Grundbuch eindeutig und sicher festzustellen - Besonders hohe Sicherheit, da kaum Wertverlust zu befürchten ist - Verwertbarkeit (Verkauf, Vermietung, Verpachtung) i.d.R. sehr gut - Keine Abnutzung, daher hohe Wertbeständigkeit - Zusätzlicher Vorteil der Hypothek: - Durch das persönliche Schuldverhältnis haftet neben der Immobilie auch der Schuldner

persönlich mit seinem Vermögen 930. Wodurch erlischt ein Grundpfandrecht? Hypotheken erlöschen einfach durch Tilgung der zugrundeliegenden Forderung. Sie wandeln sich dadurch in eine Grundschuld um. Grundschulden müssen im Grundbuch gelöscht werden. Voraussetzung für die Löschung ist eine notariell beglaubigte Löschungsbewilligung des ehemaligen Gläubigers. 931. Wie entsteht eine „Eigentümergrundschuld“? Welche Möglichkeiten für den Grundstückseigentümer ergeben sich mit dieser Form von Grundpfandrechten? Eine Eigentümergrundschuld ist eine Grundschuld, die dem Eigentümer des Grundstücks gehört. Sie entsteht z.B. durch die Rückzahlung einer Grundschuld oder einer Hypothek. Verwendungsmöglichkeiten: - Löschung im Grundbuch - Aufbewahrung und weitere Verwendung zur Sicherung eines anderen Kredits 932. In welches Register werden Grundpfandrechte eingetragen? Welche Bedeutung hat die Rangfolge der Eintragungen? Die Eintragung der Grundpfandrechte erfolgt im Grundbuch. Bei der Verwertung des Grundstücks erfolgt die Befriedigung der Gläubiger nach der Reihenfolge der Eintragung. Zuerst wird der erste Rank befriedigt, dann der zweite, dann der dritte usw.

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Antworten 21 „Geldanlage“

Grundbegriffe 933. Welche Möglichkeiten stehen einer Privatperson zur Geldanlage grundsätzlich zur Verfügung? Sichteinlage, Termineinlage, Spareinlage, Gläubigerpapiere, Teilhaberpapiere, Investmentzertifikate, Wandelanleihen, Optionsscheine 934. Woher kann sich ein interessierter Anleger Informationen zur Geldanlage beschaffen?

- professionelle Anlageberater (Banken, Finanzdienstleister) - Verkaufsprospekte, Broschüren - Wirtschaftszeitschriften - Wirtschaftsteil der Tageszeitung, - Internet - Ratgebersendungen

Sparen 935. Aus welchen Gründen sparen Unternehmen? Kurzfristig: Zur Sicherung der Liquidität Langfristig: Um Investitionen aus eigenen Mitteln finanzieren zu können. 936. Welche Hauptziele werden mit einer Kapitalanlage angestrebt?

- Rentabilität (Ertrag der Anlage) - Wertstabilität (Schutz vor Inflationsrisiken) - Sicherheit (Schutz vor Verlust der Anlage) - Liquidität (Möglichkeit zur schnellen Verflüssigung der Anlage)

937. Von welchen Aspekten hängt die Sicherheit einer Kapitalanlage ab? - Bonität (Kreditwürdigkeit) des Schuldners - Kursrisiken bei einer Anlage in Effekten - Ertragsrisiken (Erträge fest zugesagt oder variabel?) - Absicherung bei Insolvenz des Schuldners (z.B. durch Grundpfandrechte)

938. Von welchen Aspekten hängt die Liquidität einer Kapitalanlage ab? Liquidität ist in erster Linie von den vertraglichen Vereinbarungen zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer abhängig. Anlage in börsennotierten Effekten kann schnell liquidiert werden, Beteiligung an einem nicht börsennotierten Unternehmen kann nur schwer in Geldvermögen umgewandelt werden. 939. Von welchen Aspekten hängt die Rentabilität einer Kapitalanlage ab? Rentabilität abhängig von den tatsächlichen Anschaffungskosten der Anlage (Anlagebetrag plus Kosten der Anschaffung) und den Erträgen der Anlage (Zinsen, Dividenden, Kurssteigerungen). Dabei ist die unterschiedliche steuerliche Belastung der Erträge zu berücksichtigen. 940. Erläutern Sie kurz, wie sich das Anlageziel „Rentabilität“ zu den übrigen Zielen eines Anlegers verhält! Eine rentable Anlage in Sachwerte ist i.d.R. nur wenig liquide und eher unsicher. Ob eine Anlage wertstabil ist, hängt von der Anlageform ab: Eine eher sichere Anlage auf Bankkonten oder in Gläubigerpapiere ist gegen Inflationsrisiken nicht geschützt. Eine eher unsicher Anlage in Teilhaberpapiere ist durch Wertsteigerungen der Sachwerte wertstabil. 941. Erläutern Sie kurz, wie sich das Anlageziel „Sicherheit“ zu den übrigen Zielen eines Anlegers verhält!

- Eine sichere Anlage ist oft wenig rentabel, da hohe Renditen oft mit einem entsprechend hohen Ausfallrisiko verbunden sind.

- Eine sichere Anlage lässt sich meist nicht oder nur mit Abschlägen – kurzfristig verflüssigen. - Viele sichere Anlageformen sind zudem nicht gegen Inflationsrisiken abgesichert.

942. Erläutern Sie kurz, wie sich das Anlageziel „Schutz vor Inflation“ zu den übrigen Zielen eines Anlegers verhält!

- Eine wertstabile Anlage in Sachwerte ist i.d.R. nur wenig liquide. - Sicherheit und Rentabilität hängen stark vom Anlagegegenstand ab: Bei einer Anlage in

Teilhaberpapiere muss mit starken Kursschwankungen gerechnet werden (Geringe Sicherheit) andererseits kann die Rentabilität hoch sein.

- Eine vergleichsweise sichere Anlage in Gläubigerpapiere verspricht zwar höhere Sicherheit, bietet aber keinen Inflationsschutz (da Rückzahlung zum Nennwert) und auch die Rentabilität dürfte niedriger sein.

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Bankkonten 943. Welche Arten von Einlagen auf Bankkonten werden typischerweise unterschieden? Sichteinlagen, Termineinlagen (Kündigungsgeld, Festgeld), Spareinlagen 944. Beschreiben Sie kurz, was man unter „Sichtguthaben“ versteht! Zeigen Sie an einem typischen Beispiel, welche Vor- und Nachteile mit dieser Geldanlage verbunden sind! Es handelt sich um Einlagen bei Banken, über die der Kunde jederzeit verfügen kann (d.h. sie werden bei Sicht,d.h. bei Vorlage des entsprechenden Dokuments ohne Kündigung fällig) Beispiel: Kontokorrenkonto (Girokonto) Beurteilung: + sofortige Liquidität; - sehr geringe Verzinsung 945. Beschreiben Sie kurz, was man unter „Termingeldern“ versteht! Auf welche Arten kann eine derartige Geldanlage erfolgen? ES handelt sich um Einlagen bei Banken, die auf eine bestimmte Zeit befristet sind. Man unterscheidet:

- Festgelder, die zu einem vereinbarten Zeitpunkt fällig werden - Kündigungsgelder, die nach einer bestimmten Frist nach Kündigung fällig werden

946. Beurteilen Sie die Geldanlage auf Termingeldkonten im Vergleich zu einer Sichtgeldeinlage! Für welche Anlagezeiträume sind Termingeldeinlagen geeignet?

- Sichtguthaben weisen eine sehr geringe Verzinsung auf, Termineinlagen sind dagegen höher verzins (abhängig vom Geldmarktzins)

- Sichtguthaben weisen eine höhere Liquidität auf. Zudem sind sie oft mit der Möglichkeit eines Kontokorrentkredits verbunden. Termingelder sind erst nach Ende ihrer Laufzeit fällig. Vorzeitige Rückzahlungen sind i.d.R. mit Zahlung von Vorschusszinsen verbunden.

- Termingelder eignen sich zur Kurz- und mittelfristigen Anlage von Geldern (30 Tage bis 4 Jahre) 947 Welche Zinssätze werden für Termineinlagen berechnet? Zinssätze bei Termineinlagen orientieren sich an den Geldmarktsätzen und sind abhängig von der Laufzeit der Anlage: Unterschied:

- fest vereinbarte Zinssätze über die Laufzeit (i.d.R. bei Festgeldanlagen - variable Zinssätze, die sich in Abhängigkeit des Geld- und Kapitalmarktes täglich ändern können

(i.d.R. bei Kündigungsgeldern) 948. Beschreiben sie kurz, was man unter „Sparguthaben“ versteht! Es handelt sich um unbefristete Einlagen bei Banken, die der Vermögensbildung dienen. Über die Einlagen wird eine Urkunde (S.B. Sparbuch) ausgestellt. Spareinalgen sind nicht für den Zahlungsverkehr bestimmt. Um auf die Gelder zugreifen zu können muss eine dreimonatige Kündigungsfrist eingehalten werden. Vorzeitig können nur kleinere Beträge abgehoben werden (ansonsten werden Vorschusszinsen fällig) 949. Welcher Personenkreis darf keine Sparkonten führen? Begründen Sie kurz! Spareinlagen dienen der Vermögensbildung der Bevölkerung. Ausgeschlossen sind daher Wirtschaftsunternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft (AG, GmbH) 950. Welche Besonderheiten weist ein Sparbuch auf? Wie ist bei Verlust des Sparbuchs vorzugehen? Es handelt sich um eine Urkunde, die als Beweis für die einbezahlten Sparbeiträge gilt. Zur Auszahlung der Sparguthaben ist die Urkunde vorzulegen. Bei Verlust kann das Sparbuch für ungültig erklärt werden. Voraussetzung ist ein Aufgebotsverfahren durch das zuständige Amtsgericht: Werden innerhalb einer bestimmten Frist keine Rechte an dem Sparbuch geltend gemacht, wird es für ungültig erklärt und ein neues Sparbuch wird ausgestellt. 951. Welche Argumente sprechen für eine Geldanlage auf Sparkonten?

- Möglichkeit zur Vermögensbildung - Hohe Sicherheit - Übersichtliche Kontenführung - +/- Verfügbarkeit (in kleineren Beträgen sofort, größere Beträge nach Ablauf der Kündigungsfrist)

952. Welche Argumente sprechen gegen eine Geldanlage auf Sparkonten? - i.d.R. variable Zinsen: keine sichere Planung der langfristigen Zinserträge - relativ geringer Zinsertrag (im Vergleich zu Gläubigerpapieren) *7- Verfügbarkeit (größere Beträge erst nach Ablauf einer Kündigungsfrist, ansonsten: Vorschusszinsen)

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Fragenkatalog 22 „Wertpapiere“ Grundbegriffe 953. Erläutern Sie, was unter einem „Wertpapier“ zu verstehen ist! Nennen Sie auch typische Beispiele! Wertpapiere sind Urkunden, die ein Recht verbriefen. Das Recht ist an das Eigentum bzw. an den Besitz der Urkunde gebunden. D. h. wer das Wertpapier hat, hat auch das zugehörige Recht. Beispiele: Üblicherweise Aktien, Pfandbriefe, Anleihen. Aber auch Banknoten, Schecks und Wechsel sind Wertpapiere. 954. Beschreiben Sie, was unter „Effekten“ zu verstehen ist! Effekten sind Kapitalwertpapiere mit Anspruch auf Ertrag (z.B., Zinsen, Dividenden), die gehandelt oder getauscht werden können. Beispiele: Aktien, Schuldverschreibungen, Pfandbriefe, sonstige Anleihen und Investmentanteile 955. Erläutern Sie den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Hauptarten von Effekten! - Teilhaberpapiere verbriefen Anteilsrechte (z.B. an einer AG) - Gläubigerpapiere verbriefen Forderungsrechte (z.B: auf Rückzahlung eines verliehenen Betrages) 956. Aus welchen Teilen besteht ein Wertpapier? - Mantel (eigentliche Urkunde) - Bogen (Coupon): enthält Ertragsscheine für mehrere Jahre. Gegen Vorlage der Scheine werden die Zinsen bzw. Dividenden ausbezahlt. - Erneuerungsschein (Talon): berechtigt zum Bezug eines neuen Bogens mit Ertragsscheinen 957. Ein Wertpapier besteht aus „Mantel“ und „Bogen“, incl. Erneuerungsschein. Erläutern Sie diese Begriffe! Der Mantel ist die eigentliche Urkunde eines Wertpapiers, welche bei Teilhaberpapieren ‚(z.B. Aktien) das Anteilsrecht , bei Gläubigerpapieren ein Forderungsrecht verbrieft. Der Bogen (Coupon) enthält die Ertragsscheine: Gegen Vorlage des Dividendenscheins (Aktien) wird die Dividende ausbezahlt. Gegen Vorlage des Zinsscheins (Gläubigerpapiere) wird der Zins ausbezahlt. Ein zusätzlicher Erneuerungsschein (Talon) berechtigt zum Bezug eines neuen Bogens. 958. Was muss ein Wertpapierbesitzer vorlegen, um die laufenden Erträge aus seinen Papieren zu erhalten? Bei Aktien müssen die Dividendenscheine vorgelegt werden, bei Gläubigerpapieren die Zinsscheine. Bei der heute üblichen Depotverwaltung wird dies durch die Bank ausgeführt. Zudem existierten heute die meisten Effekten nicht mehr in Papierform. Um die Erträge zu erhalten sind daher nur noch Buchungsvorgänge nötig. 959. Was bedeuten die Begriffe „Nennwert“ und „Kurswert“ im Zusammenhang mit Wertpapieren? Der Nennwert ist der auf der Wertpapierurkunde aufgedruckte Wert. Er entspricht bei Gläubigerpapieren dem Rückzahlungsbetrag, bei Teilhaberpapieren dem Anteil am Grundkapital. Der Kurswert ist der Preis, zu dem das Wertpapier gehandelt wird, d.h. sein aktueller Marktwert. 960. Erläutern Sie die Begriffe „Prozentkurs“ und „Stückkurs“ an einem geeigneten Zahlenbeispiel und ordnen Sie diese den verschiedenen Wertpapierarten zu! Der Prozentkurs (Gläubigerpapiere) gibt dem aktuellen Marktwert in Prozent des Nennwerts an. Beispiel: Kurswert 98 %: Ein Papier mit einem Nennwert 1000 € wird zum Kurs von 980 € gehandelt. Der Stückkurs ‚(Teilhaberpapiere) gibt den aktuellen Marktwert für das kleinste Stück an. Beispiel: Kurswert 27,36: Ein Papier mit einem Nennwert von 1 € wird zum Kurs von 27,36 € gehandelt. 961. Welche weitere Kursentwicklung kann durch die Börsennotierungen „bB“, „T“ und „G“ vermutet werden? Begründen Sie kurz! - bB: „bezahlt Brief“: d.h. trotz Umsätzen gab es mehr Angebot als Nachfrage, d.h. die Verkaufsaufträge wurden nicht vollständig ausgeführt. Die Kurse dürften fallen. - T: „Taxe“: d.h. der Kurs wurde von den Kursmaklern geschätzt - G: „Geld“: d.h. es war nur Nachfrage vorhanden. Der Kurs dürfte steigen. 962. Welche weitere Kursentwicklung kann durch die Börsennotierungen „B“, „bG“ und „b“ vermutet werden? Begründen Sie kurz! B: „Brief“: d.h. es war nur Angebot vorhanden: Der Kurs dürfte sinken. bG: „bezahlt Geld“: d.h. es wurden Papiere gehandelt, insgesamt gab es aber mehr Nachfrage als Angebot: Der Kurs dürfte steigen. B: „bezahlt“: Angebot und Nachfrage glichen sich aus: Der Kurs dürfte stabil bleiben.

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963. Der Kauf- oder Verkaufsauftrag eines Wertpapiers kann „billigst“ oder „limitiert“ erteilt werden. Welche Bedeutung haben diese beiden Zusätze? - billigst: Kauf bzw. Verkauf der Papiere zum günstigsten erzielbaren Tageskurs möglichst sofort. D.h. der Kaufauftrag wird ausgeführt, wenn eine entsprechende Menge an Wertpapieren angeboten wird – egal zu welchem Kurs. (Es erfolgt in jedem Fall ein Kaufauftrag zum nächstmöglichen Termin.) - limitiert: Kauf bzw. Verkauf der Papiere nur bis zu einem bestimmten festgelegten Kurs. Beim Kauf ist die Grenze der Höchstkurs, beim Verkauf der Tiefstkurs (Limit = Grenze des Kurses, bis zu dem gehandelt wird.’) 964. Was versteht man unter einer „Börse“ im allgemeinen und einer „Wertpapierbörse“ im speziellen“? Eine Börse ist ein organisierter Markt, der regelmäßig stattfindet, um Handelsgeschäfte abzuschließen. Im Unterschied zu anderen Märkten sind die gehandelten Waren dabei nicht anwesend. An Wertpapierbörsen ‚(genauer: Effektenbörsen) werden vertretbare Wertpapiere (Effekten) gehandelt. Die gehandelten Wertpapiere müssen für den Handel an der jeweiligen Börse zugelassen sein (Aktienbörsen, Rentenbörsen)Es gibt aber auch andere Börsen, wie z.B. Warenbörsen (Getreide, Kaffee usw) 965. Welche Börsensegmente werden an deutschen Börsen üblicherweise unterschieden? - Prime Standard: sehr strenge Anforderungen an die zugelassenen Wertpapiere. Handel erfolgt über amtliche Kursmakler. - General Standard: Gemilderte Anforderungen an die zugelassenen Wertpapiere. Handel über amtliche Kursmakler - Freiverkehr: milde Anforderungen an die zugelassenen Wertpapiere. Handel über freie Makler 966. Auf welche Art (in welcher Form) werden Wertpapiere an Börsen gehandelt? - Parketthandel: Handel erfolgt in einem Börsensaal durch zugelassene Börsenmitglieder (Makler, Bankenvertreter). Händler sind körperlich anwesend. - Computerhandel: Handel erfolgt durch elektronische Systeme (Xetra). Kauf- und Verkaufsaufträge werden über Computerterminals eingegeben und über Zentralcomputer vermittelt. 967. Welcher Personenkreis ist zum Handel an Wertpaperbörsen zugelassen? - Makler, d.h. staatlich bestellte und vereidigte Makler und freie Makler - Bankenvertreter 968. Nach welchen Gesichtspunkten wird im amtlichen Handel der Kurs eines Wertpapiers ermittelt? Welche Arten der Kursnotierung werden hierbei unterschieden? Entscheidend für die Kursbildung ist die Frage, zu welchem Kurs die meisten Aufträge ausgeführt werden können. Zur Ermittlung des Kurses werden Kauf- und Verkaufsaufträge gegenübergestellt. Bezüglich der Kursnotierung unterscheidet man die - Einheitsnotierung: der Kurs wird einmal pro Börsentag errechnet und festgelegt - variable Notierung: Der Kurs wird mehrmals neu festgelegt. Voraussetzung dafür ist, dass für die Wertpapiere ständig größere Umsätze stattfinden. 969. Erläutern Sie an einem typischen Beispiel, was man unter einem „Kursindex“ versteht! Aus welchem Grund werden Kursindices gebildet? Preisindex (Preisanzeiger), der die Kursentwicklung der indem Index zusammengefassten Wertpapiere zeigt. Er soll als Orientierung für den Anleger dienen. Beispiel: DAX ‚(30): ‚Im DAX sind die 30 bedeutendsten deutschen Aktien zusammengefasst. Je nach Gewichtung wirkt sich eine Kursveränderung eines Werts mehr oder minder stark auf eine Veränderung des DAX aus. 970. Nennen Sie Beispiele für wichtige Aktienkursindices! DAX(30): Index der 30 bedeutendsten deutschen Aktien MDAX: ‚Index der 50 bedeutendsten klassischen deutschen Aktien mit Ausnahme des DAX30 TEcDax: Index aus 30 ausgewählten Aktien deutscher Technologieunternehmen EUROSTOXX 50: Index der 50 bedeutendsten Aktien der EU Etc. 971. Aus welchem Grund sollte man sich vor Wertpapiergeschäften professionell beraten lassen? Professionelle Anlageberater (Banken, Finanzdienstleister) verfügen über sehr gute Informationen über den Wertpapiermarkt und sind in der Lage, Chancen und Risiken abzuwägen und geeignete Anlageformen zu empfehlen. Außerdem sind sie gesetzl. Verpflichtet, die Beratung nach dem Vorwissen der Interessenten und den Anlagezielen der Interessenten durchzuführen.

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972. Welche Dienstleistungen erfüllen Banken bei Wertpapiergeschäften? - Beratung - Ausführung von Kauf- und Verkaufsaufträgen# - Verwahrung der Wertpapiere in einem Depot - Verwaltung der Wertpapiere - Wahrnehmung der Stimmrechte im Auftrag des Kunden 973. Welche Möglichkeiten hat eine Bank Kauf-, bzw. Verkaufsaufträge eines Kunden durchzuführen? - Kommissionsgeschäft: i.d.R: kauft bzw. verkauft Bank die Wertpapiere für Dritte in eigenem Namen auf Rechnung des Kunden - Festpreisgeschäft: Bank tritt direkt als Käufer bzw. Verkäufer auf 974. Welche Kosten fallen beim Kauf- bzw. Verkauf von Wertpapieren für den Bankkunden an? Provision, Maklergebühr (Courtage), Spesen. Beim Kauf werden diese Kosten als Zuschläge zum Kaufkurs, beim Verkauf als Abzüge vom Verkaufskurs berechnet. 975. Auf welche Arten können Wertpapiere verwahrt werden? - Eigenverwahrung (z.B: im Bankschließfach etc.) Wertpapier muss als Urkunde vorliegen. -Depotverwahrung durch eine Bank bzw. bei Bundeswertpapieren durch die Bundesschuldenverwaltung. Depotverwahrung ist möglich in einem Sammeldepot und in einem Sonderdepot Teilhaberpapiere 976. Was versteht man unter „Teilhaberpapieren“? Teilhaberpapiere sind Wertpapiere, die dem Inhaber Anteilsrecht am Eigenkapital eines Unternehmens verbriefen. Sie werfen einen schwankenden Ertrag (Dividende) ab. Beispiel: Aktie 977. Nennen Sie Beispiele für Teilhaberpapiere! Aktien: Stammaktien, Vorzugsaktien, Genussscheine 978. Beschrieben sie kurz die wichtigsten Aktienarten! Welche Formen werden üblicherweise gehandelt? - Inhaberaktien: Eigentümer ist Inhaber. Verkauf geschieht durch formlose Übergabe. - Namensaktien lauten auf einen bestimmten Namen. Übertragung ist nur durch Eintragung in das Indossament und das Aktienbuch möglich. - vinkulierte Namensaktien sind Namensaktien, deren Übertragung zusätzlich von der Zustimmung der übrigen Anteilseigner abhängig ist. - Stammaktien verbriefen „normale“ Anteilsrechte - Vorzugsaktien verbriefen Sonderrechte z.B. höhere Dividende Die übliche Form sind Stammaktien als Inhaberaktien 979. Beurteilen Sie das Inflationsrisiko einer Geldanlage in Aktien! Aktien verbriefen nicht nur ein Anteilsrecht am nominalen Grundkapital einer AG, sondern auch am realen Vermögen. Vor allem durch stille Reserven kann dieses deutlich höher sein als das Grundkapital. D.h. eine Geldanlage in Aktien ist immer auch eine Anlage in Sachwerten. Bei Inflation steigt daher prinzipiell der Geldwert einer Aktie: Die Aktie ist wertstabil (Nominal steigt der Kurswert der Aktie, Real bleibt er gleich) 980. Worin unterscheiden sich „Vorzugsaktien“ von „Stammaktien“? Stammaktien verbriefen „normale“ Rechte des Aktionärs. Vorzugsaktien dagegen bieten besondere Rechte, z.B. eine höhere Dividende oder erhöhten Liquidationserlös. Meist ist damit der Verzicht bzw. die Einschränkung bei anderen Rechten verbunden, z.B. beim Stimmrecht in der Hauptversammlung. 981. Welche Gründe können eine Person dazu veranlassen, einen Teil ihres Geldes in Aktien anzulegen? - im langjährigen Durchschnitt erwirtschaftet eine Aktie höhere Erträge (Dividenden und Kursgewinne) als eine Anlage in festverzinsliche Wertpapiere. - Wertstabilität (Schutz vor Inflation), da der Kurswert auch vom Sachwert des Gesellschaftsvermögens bestimmt wird. - Spekulation: Aktien können hohe Kursgewinne ermöglichen. Zudem sind Kursgewinne nach Ablauf einer Spekulationsfrist ‚(z.Zt. 1 Jahr) steuerfrei - Als Aktionär erhält man Stimmrecht, Bezugsrecht, Dividenden, Anteil am Liquidationserlös 982. Beurteilen Sie das Risiko einer Geldanlage in Aktien! Mehr oder weniger risikoreiche Anlageform: Die Beurteilung des tatsächlichen Werts eines Unternehmens ist oft schwierig. Aktien unterliegen daher z.T. starken Kursschwankungen. Bei Insolvenz der AG erhält der Aktionär als Anteilseigner nur den verbleibenden Rest nach Abzug aller Verbindlichkeiten. Ein Totalausfall des eingesetzten Kapitals ist also möglich.

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983. Ein Aktionär kann zur Hauptversammlung nicht persönlich erscheinen. Was kann er tun, um sein Stimmrecht dennoch zu wahren? Er kann sich durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen, z.B. seine Bank. Dieser übt sein Stimmrecht aus. 984. Welche beiden Aufgaben übernimmt die Bank für den Anleger bei einer Einstellung der Aktien in ein offenes Depot? - sichere Verwahrung der Wertpapiere - Verwaltung der Papiere, v.a. Abtrennung und Einreichung der Dividendenscheine 985. Nennen Sie Faktoren, die den Kurswert einer Aktie beeinflussen können! - Substanzwert des Unternehmens, Konjunktur, politische Ereignisse, besondere Situation der Branche, Spekulationen, Ausgabe junger Aktien, Dividendentermine, veränderte Kreditwürdigkeit, Kauf- und Verkaufsempfehlungen von Börsendiensten und Banken 986. Wie wirken sich Zinsänderungen auf die Nachfrage nach Aktien aus? Gegenläufiger Zusammenhang: Bei steigenden Zinsen wird die Nachfrage nach Aktien sinken, weil Zinserhöhungen dämpfend auf das allgemeine Wirtschaftsleben wirken. Außerdem wird es für den Anleger attraktiver festverzinsliche Wertpapiere zu kaufen, da dort die Zinserträge nun höher sind. Umgekehrt verhält es sich bei sinkenden Zinsen: Die Nachfrage nach Aktien wird nun steigen. Gläubigerpapiere 987. Was versteht man unter „Gläubigerpapieren“? Gläubigerpapiere ‚(festverzinsliche Wertpapiere, Rentenpapiere) sind Effekten, die ein Forderungsrecht verbriefen (Recht auf Rückzahlung und Verzinsung) Der Eigentümer wird also zum Gläubiger der Körperschaft (Emittent) welche die Wertpapiere ausgegeben hat. 988. Nennen Sie typische Beispiel für Gläubigerpapiere! Pfandbriefe, Anleihen der öffentlichen Hand (z.B: Bundes-, Landes , Gemeindeanleihen), Staatsanleihen ausländischer Staaten, Kommunal-, Industrie- Bankobligationen, Aktienanleihen, Sparbriefe 989. Nennen Sie typische Emittenten vertretbarer Gläubigerpapiere! Aus welchem Grund werden Gläubigerpapiere ausgegeben? Gläubigerpapiere dienen zur langfristigen Fremdfinanzierung der Investitionen - privater Emittenten: Banken, Versicherungen, Industrie- und Handelsunternehmen - staatlicher Emittenten: ausländische Staaten, EU, BRD, Bundesländer, Städte und Gemeinden, öffentliche Körperschaften 990. Welche Vorteile sind mit einer Geldanlage in Wertpapieren des Bundes verbunden? - sehr hohe Sicherheit - Erwerb sehr kostengünstig - Wertpapierverwaltung sehr kostengünstig 991. Nennen Sie Beispiele für Wertpapiere des Bundes! - Bundesschatzbriefe:

- Typ A mit jährlicher Zinszahlung - TYP B mit Zinsauszahlung bei Fälligkeit

- Finanzierungsschätze des Bundes - Bundesobligationen - Bundesanleihen - Bundesschatzanweisungen 992. Welche Rechte sind mit dem Erwerb eines Gläubigerpapiers verbunden? - Recht auf eine i.d.R. feste Verzinsung - Recht auf Rückzahlung zum Nennwert bei Fälligkeit - Anteil an der Insolvenzmasse 993. Nennen Sie Vorteile, die Gläubigerpapiere gegenüber Teilhaberpapieren aufweisen! - garantierte Verzinsung - geringe Kursschwankungen - hoher Grad an Sicherheit (je nach Bonität des Emittenten) evtl. mit Grundpfandrechten als dingliche Sicherheit - Rückzahlung zum Nennwert bei Fälligkeit - Kaufanreize, da Emission oft unter pari (unter Nennwert) 994. Welche Vorteile bringt eine Geldanlage in Pfandbriefen? Pfandbriefe sind Gläubigerpapiere, d.h. sie bieten ein Recht auf Verzinsung und die Rückzahlung zum Nennwert. Besonderheit liegt in der Art der Sicherheit: Im Insolvenzfall ist die Rückzahlung durch Grundpfandrechte gesichert, d.h. sie bieten ein sehr geringes Ausfall- und damit auch Kursrisiko.

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995. Beurteilen Sie das Inflationsrisiko einer Geldanlage in Gläubigerpapieren! Gläubigerpapiere verbriefen ein Forderungsrecht, d.h. der Rückzahlungsanspruch bezieht sich auf den Nominalwert des Papiers. Bei Inflation bleibt daher der Geldwert des Papiers gleich: Nominal bleibt der Wert gleich; real sinkt er. Die Wertstabilität ist gering. 996. Was versteht man unter einer „Null-Kupon-Anleihe“? Zero-Bonds sind Gläubigerpapiere, die ohne Zinsscheine ausgegeben werden. Die Verzinsung erfolgt in einem Betrag am Ende der Laufzeit Die Ausgabe erfolgt i.d.R. zu einem niedrigeren Ausgabekurs, die Rückzahlung zum Kurs von 100%. Die Differenz zwischen Rückzahlungskurs und Ausgabekurs entspricht der Verzinsung des Papiers. 997. Erläutern Sie die Bedeutung der Kursangabe „4,1 % XYZ-Anleihe zu 98,75“! Es handelt sich um den aktuellen Kurs eines Gläubigerpapiers. Emittent: XYZ Der Kurs wird ausgedrückt in Prozent des Nennwerts, d.h. zum Beispiel, dass ein Wertpapier im Nennwert von 500 € zum Preis von 49 998. Erläutern Sie die Bedeutung der Kursangabe „6,2 % ABC-Anleihe zu 103“! Es handelt sich um den aktuellen Kurs eines Gläubigerpapiers (festverzinslichen Wertpapiers). Emittent ABC. Der Kurs wird ausgedrückt in Prozent des Nennwertes, d.h. zum Beispiel, dass ein Wertpapier im Nennwert von 1000 € zum Preis von 1030 € gehandelt wird. Die Angabe 6,2 % beschreibt den jährlichen Zinssatz mit dem das Papier verzinst wird. Der Zins bezeiht sich stets auf den Nennwert, d.h. in diesem Fall, dass das Papier im Jahr 62 ³ (6,2 % von 1000€) Zins abwirft. 999. Nennen Sie Faktoren, die den Kurswert eines festverzinslichen Wertpapiers beeinflussen können!

- Zinsveränderungen (steigende Zinsen fallender Kurs) - Konjunktur (negative Aussichten steigender Kurs) - Veränderte Kreditwürdigkeit (Bonität) des Emittenten: fallende Bonität fallender Kurs - Kursveränderungen bei ausländischen Papieren - Zinszahlungstermine - Rückzahlungszeitpunkt

1000. Wie berechnet sich die effektive Verzinsung eines Gläubigerpapiers? Berechnen Sie die effektive Verzinsung an folgendem Zahlenbeispiel: 6,2 % ABC-Anleihe zu 103. Aus welchem Grund weichen Nominal- und Effektivzins voneinander ab? Effektivverzinsung = (Nominalzins * 100)/Kaufkurs Hier: Effektivzins = (6,2%*100%/103% = 6,02 % Die effektive Verzinsung ist niedriger als die nominale Verzinsung, da der Kauf nicht zum Kurs von 100% erfolgte. Statt dessen musste mehr Kapital (103%) aufgewendet werden. D.h. bei einem Anlagebetrag von z.B. 5000€ konnten nur Wertpapiere im Nennwert von 4854,37€ gekauft werden (103% von 4854,37 = 5000) Daher erhalten wir auch nur Zinsen auf diesen Betrag: 300,97€ p-a. (6,2 % von 484,37) Verzinst werden also nicht 5000€, sondern nur 4854,37. 1001. Worin unterscheidet sich der „Nominalzins“ vom „Effektivzins“ eines Gläubigerpapiers? Erläutern Sie die jeweilige Bedeutung für den Eigentümer des Wertpapiers! Nominalzins ist der vereinbarte (Jahres-)zins, berechnet vom Nominalwert (Nennwert) des Wertpapiers. Nominalzins bleibt stets gleich. Effektivzins berücksichtigt den gesamten Betrag des Wertpapiers: Kurswert beim Kauf wird also eingerechnet. Bsp: 4,1 % XYZ_anleihe zu 98,75 Nominalzins: 4,1% d.h. jährlicher Zins 4,10€ pro 100€ Nennwert Effektivzins: 4,15%, d.h. je 100€ eingesetztes Kapital erhält man 4,15 Ertrag (Da das Wertpapier unter Nennwert (also billiger) gekauft wurde, ist der tatsächliche Ertrag höher) 1002. Worin unterscheiden sich „Sparbriefe“ von „Sparkonten“? Sparkonten sind verzinsliche Geldanlagen bei Bankinstituten ( Sparbuch) Sparbriefe sind Gläubigerpapiere, die von Bankinstituten ausgegeben werden. Sie werden i.d.R. auf einen Namen ausgestellt( d.h. im Gegensatz zu den meisten Gläubigerpapieren handelt es sich um Namensschulverschreibungen und nicht um Inhaberschuldverschreibungen)

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1003. Erläutern Sie, was man unter „Aktienanleihen“ versteht! Wie sind diese Anleihen zu beurteilen? ES handelt sich um Gläubigerpapiere. Die Besonderheit dieser Anleihen liegt darin, dass der Emittent am Ende der Laufzeit wählen kann, oder die Anleihe in Geld (zum Nennwert) oder in Form von Aktien einer vereinbarten AG bezahlt. Da die Anzahl der Aktien bereits am Anfang der Laufzeit vereinbart wurde, wird der Schuldner bei sinkenden Aktienkursen natürlich in Aktien bezahlen, bei steigenden Aktienkursen dagegen in Geld.

hochspekulative Anlage, bei fallenden Aktienkursen sind (hohe) Verluste zu befürchten Investmentfonds 1004. Was versteht man unter einem „Investmentzertifikat“? Worin unterscheidet es sich von anderen Wertpapierformen? Investmentzertifikat ist eine Urkunde über einen Anteil an einem Sondervermögen (Fonds) einer Kapitalanlagegesellschaft. ( es ist also ein Anteil an einem Investmentfonds) Die Investmentgesellschaft investiert das überlassene Kapital in Vermögenswerte (Wertpapiere, Immobilien) Das Investmentzertifikat unterscheidet sich von anderen Wertpapieren z.B. durch die kleine Stückelung, es wird nicht börsenmäßig gehandelt und hat auch keinen Nennwert. 1005. Wodurch ist eine „Kapitalanlagegesellschaft“ (Investmentgesellschaft) gekennzeichnet? Es handelt sich um eine Kapitalgesellschaft (GmbH, AG), die Sondervermögen (Investmentfonds) führt. Die Sondervermögen werden streng getrennt vom Kapital der Kapitalanlagegesellschaft geführt und verwaltet. Das Sondervermögen finanziert sich durch die Ausgabe von Anteilszertifikaten (Investmentzertifikate) an Dritte. Die Gesellschaft erwirbt und verwaltet im Namen und auf Rechnung der Anteilseigner der Sondervermögen bestimmte Vermögensgegenstände. 1006. Welche Rechte sind mit dem Eigentum an einem Investmentzertifikat verbunden? Investmentzertifikate verbriefen eine Forderungsrecht gegenüber der Kapitalgesellschaft (Investmentgesellschaft) auf einen entsprechenden Anteil am Sondervermögen auf Beteiligung an den Erträgen (Zinsen, Dividenden) der Fondsanlagen, Beteiligung am Wertzuwachs (z.B: durch Kursgewinne) der Fondsanlagen, Rücknahme des Fondsanteils entsprechend dem Wert des Anteils Beachte: Investmentzertifikate verbriefen keine Mitbestimmungsrechte (Stimmrechte) und keine Teilhaberrechte an der Investmentgesellschaft 1007. Worin liegt der Hauptunterschied zwischen den Rechten eines Aktionärs und den Rechten eines Eigentümers von Investmentzertifikaten? Investmentzertifikate verbriefen ein Forderungsrecht auf einen Anteil und die Erträge eines Sondervermögens einer Investmentgesellschaft Im Gegensatz zu Teilhaberpapieren verbriefen sie keine Teilhaberrechte: weder an der Investmentgesellschaft noch an den Vermögensgegenständen des Sondervermögens D.h. mit Investmentanteilen sind keine Mitbestimmungsrechte und keine Mitgliedsrechte an einem Unternehmen verbunden 1008. Kennzeichnen Sie kurz die wichtigsten Arten von Investmentfonds! Aktienfonds: Investition in Teilhaberpapiere Rentenfonds: Investition in Gläubigerpapiere Immobilienfonds: Investition in Grundstücke und Gebäude Gemischte Fonds: Investition in Aktien und/oder Renten und/oder Immobilien Dachfonds: Investition in andere Investmentfonds 1009. Welche Kosten fallen bei einer Geldanlage in Investmentfonds an? Wie hoch sind diese Kosten in etwa? Ausgabeaufschläge beim Kauf: ca. 1% bis 5 % des Kaufkurses Laufende Verwaltungsgebühren (i.d.R. jährlich fällig) ca. 0,2% bis 0,5% des Anteilswerts 1010. Wodurch werden die Kurswerte von Investmentanteilen bestimmt? Kurse bestimmen sich furch den Wert des Fondsvermögens. Dieser Wert wird bestimmt durch

- Kursänderungen der Wertpapiere im Fonds - Ausschüttung/Einbehaltung (Thesaurierung) laufender Erträge (Dividenden, Zinsen) - Kosten für die Fondsverwaltung

1011. Wie berechnet sich der Kaufkurs eines Investmentanteils? Kaufkurs = Wert des Investmentanteils + Ausgabeaufschlag

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1012. Welche Argumente sprechen für eine Geldanlage in Investmentfonds? • Risikostreuung durch Anlage in verschiedene Wertpapiere: Ertrags- und Kursrisiken werden

vermindert • Hohe Liquidität (anteile am Fonds können jederzeit verkauft werden) • Gute Sparmöglichkeit für Kleinanleger ( z.B. zur Anlage im Rahmen eines Sparplans) Kleine

Stückelung der Anteile; es fällt keine Maklergebühr an • Sicherheit durch strenge gesetzl. Vorschriften für das Fondsmanagement • Professionelles Management der Fondsanlagen durch Spezialisten • Teilnahme an den Wachstumschancen der jeweiligen Fondsanlagen

1013. Für welche Anlageziele ist eine Geldanlage in Investmentfonds geeignet? Grundsätzlich sind wegen der hohen Aufschläge bei der Ausgabe nur längere Anlagezeiträume zu empfehlen (Kosten verteilen sich auf einen längeren Zeitraum) Rentabilität steigt Investmentanteile können jederzeit an die Anlagegesellschaft zurückgegeben werden. hohe Liquidität Immobilien- und Rentenfonds bieten höhere Sicherheit, Aktienfonds dagegen langfristig höhere Ertragsaussichten. Ein ausgewogenes Verhältnis von Sicherheit und Rentabilität versprechen gemischte Fonds und Dachfonds. Wertstabilität ist vor allem bei Fonds mit hohem Aktien- oder Immobilienanteil gegeben. 1014. Worin unterscheiden sich „ausschüttende Fonds“ von „Thesaurierungsfonds“? Für welche Anlageziele sind diese Fonds jeweils zu empfehlen? Ausschüttende Fonds schütten die laufenden Erträge an die Anleger – meist einmal im Jahr – nach Abzug der Verwaltungsgebühren aus. Etwaige Kursgewinne bleiben im Fonds – und erhöhen den Fondswert. empfehlenswert, wenn Erträge z.B. als Zusatzeinkommen zum Lebensunterhalt benötigt werden Thesaurierende Fonds schütten keinerlei Erträge aus, sie schlagen die Erträge dem Fondskapital zu. Wert des Fonds steigt. empfehlenswert, wenn Geldanlage langfristig zum Aufbau von Geldvermögen (z.B. zur Altersversorgung) dienen soll 1015. Welche Argumente sprechen gegen eine Geldanlage in Investmentfonds?

- Minderung der Ertragschancen durch Risikostreuung gegenüber eine Anlage in einzelne Wertpapiere

- Kursrisiken werden zwar durch Risikostreuung gemindert, aber nicht ausgeschlossen - Z.T. hohe Ausgabeaufschläge beim Kauf - Laufende Verwaltungskosten für das Fondsmanagement - Keine Stimmrecht bei Anlage in Aktienfonds

Wandelschuldverschreibungen 1016. Beschreiben Sie die Besonderheit einer Wandelschuldverschreibung v.a. hinsichtlich der Rechtsstellung des Geldgebers! Ausgabe erfolgt als Gläubigerpapier, d.h. es wird ein Forderungsrecht verbrieft. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hat der Geldgeber entweder das Recht, die Forderung umzutauschen und Teilhaber (Aktionär) des emittierenden Unternehmens zu werden (Wandelobligation) oder Das Recht zusätzlich zur Anleihe Aktien zu erwerben (Optionsanleihe) Mit dem Papier ist also das Recht auf Erwerb von Aktien verbunden. Der Geldgeber wird dieses Recht v.a. dann wählen, wenn der Kurswert der Aktie über dem Rückzahlungsbetrag der Schuldverschreibung liegt. 1017. Beschreiben Sie kurz die beiden Hauptarten der Wandelschuldverschreibung!

- Wandelobligation: Das Gläubigerpapier kann zu einem bestimmten Zeitpunkt in Aktien des ausgebenden Unternehmens umgetauscht werden ( Die Rückzahlung des geschuldeten Betrags erfolgt durch junge Aktien)

- Optionsanleihe: Das Gläubigerpapier bleibt bestehen. ES wird zum Zeitpunkt der Fälligkeit zurückbezahlt. Mit dem Papier ist aber das Recht verbunden, zusätzlich Aktien zu erwerben. Dieses Bezugsrecht (Optionsschein) kann auch ohne das zugehörige Papier gehandelt werden.

In beiden Fällen wird das Bezugsrecht der Aktien (bzw. der Umtauschkurs) zu Beginn der Laufzeit festgelegt.

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1018. Wie würden Sie das Risiko einer Geldanlage in Wandelschuldverschreibungen einschätzen? Relativ sichere Anlage: zuerst fester Ertrag, unabhängig von der Lage des Unternehmens, später die Möglichkeit des Umtauschs in ein Teilhaberpapier. Möglichkeit muss aber nicht wahrgenommen werden. Kann weiterhin als Gläubigerpapier gehalten werden und der Schuldbetrag bei Fälligkeit zurückgefordert werden. (Bei Optionsanleihen muss das Bezugsrecht nicht wahrgenommen werden bzw. kann bereits vorher verkauft werden) 1019. Aus welchen Gründen geben Unternehmen Wandelschuldverschreibungen aus? Welche Nachteile sind für den Emittenten damit verbunden? Papiere bieten besondere Anreize für den Käufer:

• begrenztes Risiko, da Gläubigerpapiere • Chancen auf Kursgewinne durch das Recht, Aktien zu erwerben

Nachteile für das ausgebende Unternehmen: - hohe Emissionskosten - Höhe der Grundkapitalerhöhung zur Finanzierung der Aktienausgabe ist schwer einschätzbar

Optionsscheine 1020. Erläutern Sie den Begriff „Optionsschein“! Optionsscheine sind Urkunden, die das Recht verbriefen, innerhalb einer bestimmten Frist (zu einem bestimmten Zeitpunkt) zu einem vorher festgelegten Kurs Wertpapiere (i.d.R. Aktien) zu erwerben. Optionsscheine können z.B. durch Trennung von der zugehörigen Wandelschuldverschreibung entstehen. 1021. Welche Chancen und Risiken sind mit einer Geldanlage in Optionsscheine verbunden? Hochspekulative Anlage: sehr hohen Ertragschancen stehen sehr hohe Verlustrisiken gegenüber. Grund: Wert des Bezugsrechts ist abhängig vom Kurs des Wertpapiers am Fälligkeitstag: Nur solange der Börsenkurs über dem Bezugskurs liegt, können Kursgewinne erzielt werden. Bsp: Bezugskurs 50€; Kurs am Fälligkeitstag: 60€ Ertrag pro Bezugsrecht 10€ Bezugskurs: 50€; Kurs am Fälligkeitstag: 50€ Ertrag pro Bezugsrecht: 0€