Anwendung des Lehrplans 21 für Schülerinnen und Schüler ... · Anwendung des Lehrplans 21 für...
Transcript of Anwendung des Lehrplans 21 für Schülerinnen und Schüler ... · Anwendung des Lehrplans 21 für...
Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und RegelschulenVerabschiedet von der Plenarversammlung der Deutschschweizer Volksschulaumlmterkonferenz am 14 Mai 2019
2 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen
INHALT
Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
INHALT
Zu dieser BroschuumlreDie Kompetenzen des Lehrplans 21 gelten im Grundsatz fuumlr alle Kinder Damit der Lehrplan 21 auch bei Kindern mit komplexen Behinderungen als verbindlicher Rahmen zur Anwendung kommt ha-ben sich 19 Kantone (vgl Projekttraumlgerschaft) und das Fuumlrstentum Liechtenstein in Zusammenarbeit mit der Deutsch schweizer Volksschulaumlmterkonfe-renz (DVK) und unter der Federfuumlhrung des Kantons Zuumlrich am Projekt laquoBefaumlhigungsbereiche zum Lehr-plan 21raquo beteiligt Sie setzten eine Steuergruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Kantone Bern Solothurn Basel-Landschaft Luzern und Zuumlrich ein die die Arbeiten steuerte und begleitete Unter dem Lead der Paumldagogischen Hochschule Zuumlrich und in Kooperation mit der Hochschule fuumlr Heilpauml-dagogik Zuumlrich wurde in einem intensiven Erarbei-tungsprozess die vorliegende Broschuumlre entwickelt Die Entwuumlrfe wurden in zwei Hearings unter Einbe-zug der Vertreterinnen und Vertreter der Projekt-kantone Fachpersonen der Regel- und Sonder-schulen sowie mit Vertretungen der Aus- und Weiterbildungsinstitutionen Organisationen und Verbaumlnde breit diskutiert Die Broschuumlre wurde an-laumlsslich der Plenarversammlung der DVK vom 14 Mai 2019 verabschiedet
Impressum
ProjekttraumlgerschaftKantone Aargau Appenzell Ausserrhoden Basel-Landschaft Basel-Stadt Bern Freiburg Glarus Luzern Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn StGallen Thurgau Uri Wallis Zug Zuumlrich und das Fuumlrstentum Liechtenstein in Zusammenarbeit mit der Deutschschweizer Volksschul aumlmterkonferenz
Herausgeberin Deutschschweizer Volksschulaumlmterkonferenzwwwregionalkonferenzench
ProjektleitungBildungsdirektion Kanton Zuumlrich Volksschulamt
AutorinnenJudith Hollenweger Paumldagogische Hochschule ZuumlrichAriane Buumlhler Interkantonale Hochschule fuumlr Heilpaumldagogik Zuumlrich
Gestaltung raschleamppartner wwwraschlepartnerch
Mai 2019
Interkantonale Hochschule fuumlr Heilpaumldagogik
3Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
INHALT
InhaltEinleitung 5
Uumlbersicht und konzeptuelle Grundlagen 6
Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller 6
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung 9
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung 10
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung 13
Foumlrderplanung und Bildungsplan 15
Erweiterte Fachbereiche 18
Sprachen 18
Mathematik 20
Natur Mensch Gesellschaft 21
Gestalten 22
Musik 23
Bewegung und Sport 24
Medien und Informatik 25
Berufliche Orientierung 25
Befaumlhigungsbereiche 27
Sich selbst sein und werden 27
Sich und andere anerkennen 27
Sich austauschen und dazugehoumlren 27
Mitbestimmen und gestalten 28
Erwerben und nutzen 28
Dranbleiben und bewaumlltigen 29
Anwendung der erweiterten Fachbereiche 30
Erweiterung der Fachbereiche konkret 30
Foumlrderdiagnostische Erfassung 33
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan 33
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung 35
Ausgestaltung von Bildungsplaumlnen 37
Nina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus 37
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus 40
Dino Autismus-Spektrum-Stoumlrung Sonderschule
3 Zyklus 44
Glossar 48
5Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
EINLEITUNG
Einleitung
Diese Broschuumlre erlaumlutert die Anwendung des Lehrplans 21 bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Sie richtet sich primaumlr an Kantone Schul-leitungen und Lehr- und Fachpersonen die mit der Bildungs- und Foumlrderplanung betraut sind Die darin zusammengestellten Informationen sind auch fuumlr Eltern Er-ziehungsberechtigte und weitere Bezugspersonen von Bedeutung Die Lehr- und Fachpersonen stehen vor der Aufgabe den im Lehrplan 21 festgehaltenen Bildungs-auftrag umzusetzen Oft koumlnnen aber die dort definierten Kompetenzen nicht im vorgesehenen Zeitraum aufgebaut werden Dennoch ist der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller verbindlich Die vorliegende Broschuumlre zeigt auf wie mit dieser Situation umzugehen ist
Diese Broschuumlre kann sowohl in Sonder schulen als auch in Regelschulen (inte grierte Sonderschulung) verwendet werden In Regelschulen wird der Unterricht bereits auf dem Hintergrund der im Lehrplan 21 dargelegten Kompetenzaufbauten geplant In den Foumlrderplaumlnen fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen wer-den oft nur Foumlrderschwerpunkte festgelegt ndash auf dem Hintergrund angepasster Lern-ziele in ausgewaumlhlten Fachbereichen Die systematische Erweiterung aller Fach-bereiche stellt sicher dass keine Einengung des Bildungsauftrags erfolgt
Fuumlr Sonderschulen die bisher nicht nach dem Lehrplan der Volksschule unterrichtet haben veraumlndert der Lehrplan 21 einiges Alle Schuumllerinnen und Schuumller werden gemaumlss Lehrplan 21 unterrichtet Einige Sonderschulen verfuumlgen bereits heute uumlber ein gemeinsames Bildungskonzept andere orientieren sich primaumlr an den Foumlrder-plaumlnen Diese Broschuumlre bietet allen Sonderschulen Orientierung und hilft bei der Planung und Uumlberpruumlfung der Angemessenheit der Bildungssettings -inhalte und -ziele
Der Lehrplan 21 gilt zwar fuumlr die ganze Deutschschweiz doch liegt die Umsetzung in der Verantwortung der Kantone Entsprechend muss die Einfuumlhrung der hier darge-stellten Erweiterungen der Fachbereiche und ihre Einarbeitung in den Foumlrderpla-nungsprozess in die kantonalen Rahmenbedingungen eingebettet werden
Wie soll bei der Erstellung eines indivi duellen Bildungsplans auf der Grundlage des Lehrplans 21 vorgegangen werden Die dabei zentralen Fragen Antworten und kon-zeptuellen Grundlagen werden in Kapitel 2 beschrieben Im Zentrum stehen die drei Strategien zur Erweiterung der Fachbereiche 1 des Lehrplans 21 Elementarisierung von Kompetenzen Personalisierung von Befaumlhigung Kontextualisierung von Erfah-rungen Diese Erweiterung wird in Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche skizziert Im Ka-pitel 4 werden die Befaumlhigungsbereiche dargelegt Diese wurden auf der Grundlage der uumlberfachlichen Kompetenzen ausgearbeitet Kapitel 5 gibt Hinweise zur Anwen-dung der erweiterten Fachbereiche in der Foumlrder- und Bildungs planung Die Bezuumlge zwischen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinderung und Gesundheit (ICF) den konzeptuellen Grundlagen und der Bildungsplanung werden ndash wo relevant ndash geklaumlrt Schliesslich sind im Kapitel 6 drei Beispiele zur moumlglichen Ausgestaltung eines Bildungsplanes angefuumlgt Das Glossar im abschliessenden Ka-pitel 7 erlaumlutert die wichtigsten Begriffe
Wozu dient diese Broschuumlre
Einsatzgebiet
Orientierungshilfe bei der Anwendung des Lehrplans 21
Der Inhalt kurz zusammengefasst
1 Die Module laquoMedien und Informatikraquo und laquoBerufliche Orientierungraquo sind hier und im ganzen Dokument im Begriff laquoFachbereichelaquo mit gemeint
6 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Uumlbersicht und konzeptuelle GrundlagenLehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller
Der Lehrplan 21 umschreibt den Bildungsauftrag der Volksschule der gegenuumlber allen Schuumllerinnen und Schuumllern einzuloumlsen ist Er leitet sich ab aus dem gesetzlichen Auftrag die Volksschule so zu gestalten dass alle Kinder und Jugendlichen eine adaumlquate Bildung erhalten Dabei soll das Bildungsangebot gemaumlss gesetzlichen Grundlagen moumlglichst integrativ respektive inklusiv ausgerichtet sein ndash wobei Ter-minologie und Ausgestaltung der Bildungsangebote Sache der Kantone ist Fuumlr die Erfuumlllung des Bildungsauftrags sind die im Lehrplan 21 beschriebenen Bildungsziele wegweisend
Gemaumlss den Bildungszielen sollen alle Schuumllerinnen und Schuumller zu einer eigenstaumln-digen und selbstverantwortlichen Lebensfuumlhrung befaumlhigt werden Bildung ermoumlg-licht die Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Bildung befaumlhigt zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwortlichen Le-bensfuumlhrung und zur Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben in sozialer kultureller beruflicher und politischer Hinsicht (vgl Grundlagen Bildungsziele)
Die Grundanspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus definiert und bieten Orientierung beim Erfuumlllen des Bildungsauftrags Werden die Grundanspruumlche nicht erreicht besteht die Gefahr dass die betroffenen Schuumllerinnen und Schuumller die Bildungsziele nicht erreichen Der Bildungsauftrag wird zum Beispiel nicht erfuumlllt wenn eine Reduktion auf die Bildungsangebote des 1 Zyklus erfolgt oder wenn nur in ausgewaumlhlten Fach-bereichen gearbeitet wird (z B gemaumlss Foumlrderschwerpunkten) Vor allem im 3 Zy-klus werden wichtige Themen bearbeitet die sowohl fuumlr die berufliche wie auch fuumlr die lebenspraktische Vorbereitung von grosser Bedeutung sind
Der Bildungsauftrag wird erfuumlllt wenn die verbindlichen Inhalte des Lehrplans 21 beruumlcksichtigt werden und die Schule Gelegenheiten zur persoumlnlichen Auseinander-setzung mit zentralen ThemenKenntnissen bietet Bildung bedeutet auch reich an Lern- und Lebenserfahrungen zu werden Einblick in verschiedene Lebenswelten zu erhalten und so eigene Vorlieben Motivationen und Talente zu entwickeln Alle Schuuml-lerinnen und Schuumller sollen wichtige Erfahrungen machen koumlnnen die sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten auch wenn sie dabei auf Hilfsmittel oder Unterstuumlt-zung angewiesen sind
Wenn absehbar ist dass die fuumlr den jeweiligen Zyklus definierten Kompetenzstufen nicht erreicht werden koumlnnen gewinnen die uumlblicherweise vorschulisch und ausser-schulisch erworbenen Faumlhigkeiten Fertigkeiten und zu bewaumlltigende Entwicklungs-aufgaben an Bedeutung Wo andere Kinder und Jugendliche informell aus den Er-fahrungen in verschiedenen Lebenswelten ohne das Dazutun der Schule lernen ergeben sich moumlglicherweise wichtige Bildungsziele Was sonst beilaumlufig gelernt und in der Schule dann eher reflektiert oder hinterfragt wird wird bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Teil des Bildungsauftrags
Eine Reduktion des Bildungsauftrags auf den rein funktionalen Erwerb von Fertig-keiten und Faumlhigkeiten (z B Kulturtechniken) oder auf die Foumlrderung der Funktions-faumlhigkeit gemaumlss ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinde-rung und Gesundheit) ist jedoch nicht erwuumlnscht
Bildungsauftrag
Befaumlhigung als Bildungsziel
Drei Zyklen
Verbindliche Inhalte
Vorschulisches und ausser schulisches Lernen
7Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Auf welcher Grundlage soll der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu-gaumlnglich gemacht werden Wie koumlnnen die Fachbereiche mit ihren Kompetenzen so erweitert werden dass bedeutsame Lern- und Bildungsziele auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen beschreibbar werden
Alle Fachbereiche sind in Kompetenzbereiche gegliedert und jeder Fachbereich ent-haumllt Informationen zu Bedeutung und Zielsetzungen sowie zur Struktur (z B Kom-petenzbereiche Handlungs- oder Themenaspekte) Dabei verwenden die Fachberei-che allerdings nicht immer die gleiche Logik sondern orientierten sich an ihren Gegenstaumlnden (z B laquoDeutschraquo oder laquoMusikraquo) und fachdidaktischen Traditionen Die Fachbereiche haben somit nicht den genau gleichen Aufbau und die Kompetenzbe-reiche sind jeweils unterschiedlich ausgerichtet Wuumlrde jedoch fuumlr jeden Fachbereich ein Vorschlag ausgearbeitet wie dieser erweitert werden kann ginge schnell die Uumlbersicht verloren Es liegt deshalb nahe dass ein fachbereichsuumlbergreifender Zu-gang gefunden werden muss
Drei Elemente finden sich in allen Fachbereichen Kompetenzbeschreibungen Infor-mationen zum Beitrag des Fachs zu den uumlbergeordneten Bildungszielen (z B selbst-verantwortliche Lebensfuumlhrung) sowie Informationen zu Themen Kenntnissen (kul-tur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen) Diese drei zentralen Zielbereiche ndash der Aufbau von Kompetenzen die Befaumlhigung zu einem eigenstaumlndigen Leben sowie der Erwerb von Erfahrungen ndash bilden die Grundlage fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche
Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten werden die Fachbereiche erweitert Der Kompetenzbezug bietet sich an fuumlr eine Elementarisierung also eine Fokussierung auf Grundsaumltzliches Basales Wesentliches Der Befaumlhigungsbezug bietet den Zu-gang zur Personalisierung also zu einer Fokussierung auf die Befaumlhigung der Schuuml-lerin oder des Schuumllers im Sinne des Bildungsauftrags Der Erfahrungsbezug der Fachbereiche bietet sich an fuumlr die Kontextualisierung also die Fokussierung auf Lern- und Lebenskontexte in denen bedeutsame Erfahrungen zu ThemenKennt-nissen gemacht werden koumlnnen Die drei Bezuumlge werden in den entsprechenden Abschnitten weiter unten naumlher ausgefuumlhrt
Erweiterung der Fachbereiche
Gemeinsame Elemente
Prinzipien der Erweiterung
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
Abbildung 1 Erweiterung der Fachbereiche Elementarisierung Personalisierung undKontextualisierung
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
2 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen
INHALT
Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
INHALT
Zu dieser BroschuumlreDie Kompetenzen des Lehrplans 21 gelten im Grundsatz fuumlr alle Kinder Damit der Lehrplan 21 auch bei Kindern mit komplexen Behinderungen als verbindlicher Rahmen zur Anwendung kommt ha-ben sich 19 Kantone (vgl Projekttraumlgerschaft) und das Fuumlrstentum Liechtenstein in Zusammenarbeit mit der Deutsch schweizer Volksschulaumlmterkonfe-renz (DVK) und unter der Federfuumlhrung des Kantons Zuumlrich am Projekt laquoBefaumlhigungsbereiche zum Lehr-plan 21raquo beteiligt Sie setzten eine Steuergruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Kantone Bern Solothurn Basel-Landschaft Luzern und Zuumlrich ein die die Arbeiten steuerte und begleitete Unter dem Lead der Paumldagogischen Hochschule Zuumlrich und in Kooperation mit der Hochschule fuumlr Heilpauml-dagogik Zuumlrich wurde in einem intensiven Erarbei-tungsprozess die vorliegende Broschuumlre entwickelt Die Entwuumlrfe wurden in zwei Hearings unter Einbe-zug der Vertreterinnen und Vertreter der Projekt-kantone Fachpersonen der Regel- und Sonder-schulen sowie mit Vertretungen der Aus- und Weiterbildungsinstitutionen Organisationen und Verbaumlnde breit diskutiert Die Broschuumlre wurde an-laumlsslich der Plenarversammlung der DVK vom 14 Mai 2019 verabschiedet
Impressum
ProjekttraumlgerschaftKantone Aargau Appenzell Ausserrhoden Basel-Landschaft Basel-Stadt Bern Freiburg Glarus Luzern Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn StGallen Thurgau Uri Wallis Zug Zuumlrich und das Fuumlrstentum Liechtenstein in Zusammenarbeit mit der Deutschschweizer Volksschul aumlmterkonferenz
Herausgeberin Deutschschweizer Volksschulaumlmterkonferenzwwwregionalkonferenzench
ProjektleitungBildungsdirektion Kanton Zuumlrich Volksschulamt
AutorinnenJudith Hollenweger Paumldagogische Hochschule ZuumlrichAriane Buumlhler Interkantonale Hochschule fuumlr Heilpaumldagogik Zuumlrich
Gestaltung raschleamppartner wwwraschlepartnerch
Mai 2019
Interkantonale Hochschule fuumlr Heilpaumldagogik
3Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
INHALT
InhaltEinleitung 5
Uumlbersicht und konzeptuelle Grundlagen 6
Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller 6
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung 9
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung 10
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung 13
Foumlrderplanung und Bildungsplan 15
Erweiterte Fachbereiche 18
Sprachen 18
Mathematik 20
Natur Mensch Gesellschaft 21
Gestalten 22
Musik 23
Bewegung und Sport 24
Medien und Informatik 25
Berufliche Orientierung 25
Befaumlhigungsbereiche 27
Sich selbst sein und werden 27
Sich und andere anerkennen 27
Sich austauschen und dazugehoumlren 27
Mitbestimmen und gestalten 28
Erwerben und nutzen 28
Dranbleiben und bewaumlltigen 29
Anwendung der erweiterten Fachbereiche 30
Erweiterung der Fachbereiche konkret 30
Foumlrderdiagnostische Erfassung 33
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan 33
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung 35
Ausgestaltung von Bildungsplaumlnen 37
Nina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus 37
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus 40
Dino Autismus-Spektrum-Stoumlrung Sonderschule
3 Zyklus 44
Glossar 48
5Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
EINLEITUNG
Einleitung
Diese Broschuumlre erlaumlutert die Anwendung des Lehrplans 21 bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Sie richtet sich primaumlr an Kantone Schul-leitungen und Lehr- und Fachpersonen die mit der Bildungs- und Foumlrderplanung betraut sind Die darin zusammengestellten Informationen sind auch fuumlr Eltern Er-ziehungsberechtigte und weitere Bezugspersonen von Bedeutung Die Lehr- und Fachpersonen stehen vor der Aufgabe den im Lehrplan 21 festgehaltenen Bildungs-auftrag umzusetzen Oft koumlnnen aber die dort definierten Kompetenzen nicht im vorgesehenen Zeitraum aufgebaut werden Dennoch ist der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller verbindlich Die vorliegende Broschuumlre zeigt auf wie mit dieser Situation umzugehen ist
Diese Broschuumlre kann sowohl in Sonder schulen als auch in Regelschulen (inte grierte Sonderschulung) verwendet werden In Regelschulen wird der Unterricht bereits auf dem Hintergrund der im Lehrplan 21 dargelegten Kompetenzaufbauten geplant In den Foumlrderplaumlnen fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen wer-den oft nur Foumlrderschwerpunkte festgelegt ndash auf dem Hintergrund angepasster Lern-ziele in ausgewaumlhlten Fachbereichen Die systematische Erweiterung aller Fach-bereiche stellt sicher dass keine Einengung des Bildungsauftrags erfolgt
Fuumlr Sonderschulen die bisher nicht nach dem Lehrplan der Volksschule unterrichtet haben veraumlndert der Lehrplan 21 einiges Alle Schuumllerinnen und Schuumller werden gemaumlss Lehrplan 21 unterrichtet Einige Sonderschulen verfuumlgen bereits heute uumlber ein gemeinsames Bildungskonzept andere orientieren sich primaumlr an den Foumlrder-plaumlnen Diese Broschuumlre bietet allen Sonderschulen Orientierung und hilft bei der Planung und Uumlberpruumlfung der Angemessenheit der Bildungssettings -inhalte und -ziele
Der Lehrplan 21 gilt zwar fuumlr die ganze Deutschschweiz doch liegt die Umsetzung in der Verantwortung der Kantone Entsprechend muss die Einfuumlhrung der hier darge-stellten Erweiterungen der Fachbereiche und ihre Einarbeitung in den Foumlrderpla-nungsprozess in die kantonalen Rahmenbedingungen eingebettet werden
Wie soll bei der Erstellung eines indivi duellen Bildungsplans auf der Grundlage des Lehrplans 21 vorgegangen werden Die dabei zentralen Fragen Antworten und kon-zeptuellen Grundlagen werden in Kapitel 2 beschrieben Im Zentrum stehen die drei Strategien zur Erweiterung der Fachbereiche 1 des Lehrplans 21 Elementarisierung von Kompetenzen Personalisierung von Befaumlhigung Kontextualisierung von Erfah-rungen Diese Erweiterung wird in Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche skizziert Im Ka-pitel 4 werden die Befaumlhigungsbereiche dargelegt Diese wurden auf der Grundlage der uumlberfachlichen Kompetenzen ausgearbeitet Kapitel 5 gibt Hinweise zur Anwen-dung der erweiterten Fachbereiche in der Foumlrder- und Bildungs planung Die Bezuumlge zwischen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinderung und Gesundheit (ICF) den konzeptuellen Grundlagen und der Bildungsplanung werden ndash wo relevant ndash geklaumlrt Schliesslich sind im Kapitel 6 drei Beispiele zur moumlglichen Ausgestaltung eines Bildungsplanes angefuumlgt Das Glossar im abschliessenden Ka-pitel 7 erlaumlutert die wichtigsten Begriffe
Wozu dient diese Broschuumlre
Einsatzgebiet
Orientierungshilfe bei der Anwendung des Lehrplans 21
Der Inhalt kurz zusammengefasst
1 Die Module laquoMedien und Informatikraquo und laquoBerufliche Orientierungraquo sind hier und im ganzen Dokument im Begriff laquoFachbereichelaquo mit gemeint
6 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Uumlbersicht und konzeptuelle GrundlagenLehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller
Der Lehrplan 21 umschreibt den Bildungsauftrag der Volksschule der gegenuumlber allen Schuumllerinnen und Schuumllern einzuloumlsen ist Er leitet sich ab aus dem gesetzlichen Auftrag die Volksschule so zu gestalten dass alle Kinder und Jugendlichen eine adaumlquate Bildung erhalten Dabei soll das Bildungsangebot gemaumlss gesetzlichen Grundlagen moumlglichst integrativ respektive inklusiv ausgerichtet sein ndash wobei Ter-minologie und Ausgestaltung der Bildungsangebote Sache der Kantone ist Fuumlr die Erfuumlllung des Bildungsauftrags sind die im Lehrplan 21 beschriebenen Bildungsziele wegweisend
Gemaumlss den Bildungszielen sollen alle Schuumllerinnen und Schuumller zu einer eigenstaumln-digen und selbstverantwortlichen Lebensfuumlhrung befaumlhigt werden Bildung ermoumlg-licht die Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Bildung befaumlhigt zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwortlichen Le-bensfuumlhrung und zur Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben in sozialer kultureller beruflicher und politischer Hinsicht (vgl Grundlagen Bildungsziele)
Die Grundanspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus definiert und bieten Orientierung beim Erfuumlllen des Bildungsauftrags Werden die Grundanspruumlche nicht erreicht besteht die Gefahr dass die betroffenen Schuumllerinnen und Schuumller die Bildungsziele nicht erreichen Der Bildungsauftrag wird zum Beispiel nicht erfuumlllt wenn eine Reduktion auf die Bildungsangebote des 1 Zyklus erfolgt oder wenn nur in ausgewaumlhlten Fach-bereichen gearbeitet wird (z B gemaumlss Foumlrderschwerpunkten) Vor allem im 3 Zy-klus werden wichtige Themen bearbeitet die sowohl fuumlr die berufliche wie auch fuumlr die lebenspraktische Vorbereitung von grosser Bedeutung sind
Der Bildungsauftrag wird erfuumlllt wenn die verbindlichen Inhalte des Lehrplans 21 beruumlcksichtigt werden und die Schule Gelegenheiten zur persoumlnlichen Auseinander-setzung mit zentralen ThemenKenntnissen bietet Bildung bedeutet auch reich an Lern- und Lebenserfahrungen zu werden Einblick in verschiedene Lebenswelten zu erhalten und so eigene Vorlieben Motivationen und Talente zu entwickeln Alle Schuuml-lerinnen und Schuumller sollen wichtige Erfahrungen machen koumlnnen die sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten auch wenn sie dabei auf Hilfsmittel oder Unterstuumlt-zung angewiesen sind
Wenn absehbar ist dass die fuumlr den jeweiligen Zyklus definierten Kompetenzstufen nicht erreicht werden koumlnnen gewinnen die uumlblicherweise vorschulisch und ausser-schulisch erworbenen Faumlhigkeiten Fertigkeiten und zu bewaumlltigende Entwicklungs-aufgaben an Bedeutung Wo andere Kinder und Jugendliche informell aus den Er-fahrungen in verschiedenen Lebenswelten ohne das Dazutun der Schule lernen ergeben sich moumlglicherweise wichtige Bildungsziele Was sonst beilaumlufig gelernt und in der Schule dann eher reflektiert oder hinterfragt wird wird bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Teil des Bildungsauftrags
Eine Reduktion des Bildungsauftrags auf den rein funktionalen Erwerb von Fertig-keiten und Faumlhigkeiten (z B Kulturtechniken) oder auf die Foumlrderung der Funktions-faumlhigkeit gemaumlss ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinde-rung und Gesundheit) ist jedoch nicht erwuumlnscht
Bildungsauftrag
Befaumlhigung als Bildungsziel
Drei Zyklen
Verbindliche Inhalte
Vorschulisches und ausser schulisches Lernen
7Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Auf welcher Grundlage soll der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu-gaumlnglich gemacht werden Wie koumlnnen die Fachbereiche mit ihren Kompetenzen so erweitert werden dass bedeutsame Lern- und Bildungsziele auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen beschreibbar werden
Alle Fachbereiche sind in Kompetenzbereiche gegliedert und jeder Fachbereich ent-haumllt Informationen zu Bedeutung und Zielsetzungen sowie zur Struktur (z B Kom-petenzbereiche Handlungs- oder Themenaspekte) Dabei verwenden die Fachberei-che allerdings nicht immer die gleiche Logik sondern orientierten sich an ihren Gegenstaumlnden (z B laquoDeutschraquo oder laquoMusikraquo) und fachdidaktischen Traditionen Die Fachbereiche haben somit nicht den genau gleichen Aufbau und die Kompetenzbe-reiche sind jeweils unterschiedlich ausgerichtet Wuumlrde jedoch fuumlr jeden Fachbereich ein Vorschlag ausgearbeitet wie dieser erweitert werden kann ginge schnell die Uumlbersicht verloren Es liegt deshalb nahe dass ein fachbereichsuumlbergreifender Zu-gang gefunden werden muss
Drei Elemente finden sich in allen Fachbereichen Kompetenzbeschreibungen Infor-mationen zum Beitrag des Fachs zu den uumlbergeordneten Bildungszielen (z B selbst-verantwortliche Lebensfuumlhrung) sowie Informationen zu Themen Kenntnissen (kul-tur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen) Diese drei zentralen Zielbereiche ndash der Aufbau von Kompetenzen die Befaumlhigung zu einem eigenstaumlndigen Leben sowie der Erwerb von Erfahrungen ndash bilden die Grundlage fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche
Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten werden die Fachbereiche erweitert Der Kompetenzbezug bietet sich an fuumlr eine Elementarisierung also eine Fokussierung auf Grundsaumltzliches Basales Wesentliches Der Befaumlhigungsbezug bietet den Zu-gang zur Personalisierung also zu einer Fokussierung auf die Befaumlhigung der Schuuml-lerin oder des Schuumllers im Sinne des Bildungsauftrags Der Erfahrungsbezug der Fachbereiche bietet sich an fuumlr die Kontextualisierung also die Fokussierung auf Lern- und Lebenskontexte in denen bedeutsame Erfahrungen zu ThemenKennt-nissen gemacht werden koumlnnen Die drei Bezuumlge werden in den entsprechenden Abschnitten weiter unten naumlher ausgefuumlhrt
Erweiterung der Fachbereiche
Gemeinsame Elemente
Prinzipien der Erweiterung
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
Abbildung 1 Erweiterung der Fachbereiche Elementarisierung Personalisierung undKontextualisierung
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
3Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
INHALT
InhaltEinleitung 5
Uumlbersicht und konzeptuelle Grundlagen 6
Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller 6
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung 9
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung 10
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung 13
Foumlrderplanung und Bildungsplan 15
Erweiterte Fachbereiche 18
Sprachen 18
Mathematik 20
Natur Mensch Gesellschaft 21
Gestalten 22
Musik 23
Bewegung und Sport 24
Medien und Informatik 25
Berufliche Orientierung 25
Befaumlhigungsbereiche 27
Sich selbst sein und werden 27
Sich und andere anerkennen 27
Sich austauschen und dazugehoumlren 27
Mitbestimmen und gestalten 28
Erwerben und nutzen 28
Dranbleiben und bewaumlltigen 29
Anwendung der erweiterten Fachbereiche 30
Erweiterung der Fachbereiche konkret 30
Foumlrderdiagnostische Erfassung 33
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan 33
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung 35
Ausgestaltung von Bildungsplaumlnen 37
Nina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus 37
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus 40
Dino Autismus-Spektrum-Stoumlrung Sonderschule
3 Zyklus 44
Glossar 48
5Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
EINLEITUNG
Einleitung
Diese Broschuumlre erlaumlutert die Anwendung des Lehrplans 21 bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Sie richtet sich primaumlr an Kantone Schul-leitungen und Lehr- und Fachpersonen die mit der Bildungs- und Foumlrderplanung betraut sind Die darin zusammengestellten Informationen sind auch fuumlr Eltern Er-ziehungsberechtigte und weitere Bezugspersonen von Bedeutung Die Lehr- und Fachpersonen stehen vor der Aufgabe den im Lehrplan 21 festgehaltenen Bildungs-auftrag umzusetzen Oft koumlnnen aber die dort definierten Kompetenzen nicht im vorgesehenen Zeitraum aufgebaut werden Dennoch ist der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller verbindlich Die vorliegende Broschuumlre zeigt auf wie mit dieser Situation umzugehen ist
Diese Broschuumlre kann sowohl in Sonder schulen als auch in Regelschulen (inte grierte Sonderschulung) verwendet werden In Regelschulen wird der Unterricht bereits auf dem Hintergrund der im Lehrplan 21 dargelegten Kompetenzaufbauten geplant In den Foumlrderplaumlnen fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen wer-den oft nur Foumlrderschwerpunkte festgelegt ndash auf dem Hintergrund angepasster Lern-ziele in ausgewaumlhlten Fachbereichen Die systematische Erweiterung aller Fach-bereiche stellt sicher dass keine Einengung des Bildungsauftrags erfolgt
Fuumlr Sonderschulen die bisher nicht nach dem Lehrplan der Volksschule unterrichtet haben veraumlndert der Lehrplan 21 einiges Alle Schuumllerinnen und Schuumller werden gemaumlss Lehrplan 21 unterrichtet Einige Sonderschulen verfuumlgen bereits heute uumlber ein gemeinsames Bildungskonzept andere orientieren sich primaumlr an den Foumlrder-plaumlnen Diese Broschuumlre bietet allen Sonderschulen Orientierung und hilft bei der Planung und Uumlberpruumlfung der Angemessenheit der Bildungssettings -inhalte und -ziele
Der Lehrplan 21 gilt zwar fuumlr die ganze Deutschschweiz doch liegt die Umsetzung in der Verantwortung der Kantone Entsprechend muss die Einfuumlhrung der hier darge-stellten Erweiterungen der Fachbereiche und ihre Einarbeitung in den Foumlrderpla-nungsprozess in die kantonalen Rahmenbedingungen eingebettet werden
Wie soll bei der Erstellung eines indivi duellen Bildungsplans auf der Grundlage des Lehrplans 21 vorgegangen werden Die dabei zentralen Fragen Antworten und kon-zeptuellen Grundlagen werden in Kapitel 2 beschrieben Im Zentrum stehen die drei Strategien zur Erweiterung der Fachbereiche 1 des Lehrplans 21 Elementarisierung von Kompetenzen Personalisierung von Befaumlhigung Kontextualisierung von Erfah-rungen Diese Erweiterung wird in Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche skizziert Im Ka-pitel 4 werden die Befaumlhigungsbereiche dargelegt Diese wurden auf der Grundlage der uumlberfachlichen Kompetenzen ausgearbeitet Kapitel 5 gibt Hinweise zur Anwen-dung der erweiterten Fachbereiche in der Foumlrder- und Bildungs planung Die Bezuumlge zwischen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinderung und Gesundheit (ICF) den konzeptuellen Grundlagen und der Bildungsplanung werden ndash wo relevant ndash geklaumlrt Schliesslich sind im Kapitel 6 drei Beispiele zur moumlglichen Ausgestaltung eines Bildungsplanes angefuumlgt Das Glossar im abschliessenden Ka-pitel 7 erlaumlutert die wichtigsten Begriffe
Wozu dient diese Broschuumlre
Einsatzgebiet
Orientierungshilfe bei der Anwendung des Lehrplans 21
Der Inhalt kurz zusammengefasst
1 Die Module laquoMedien und Informatikraquo und laquoBerufliche Orientierungraquo sind hier und im ganzen Dokument im Begriff laquoFachbereichelaquo mit gemeint
6 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Uumlbersicht und konzeptuelle GrundlagenLehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller
Der Lehrplan 21 umschreibt den Bildungsauftrag der Volksschule der gegenuumlber allen Schuumllerinnen und Schuumllern einzuloumlsen ist Er leitet sich ab aus dem gesetzlichen Auftrag die Volksschule so zu gestalten dass alle Kinder und Jugendlichen eine adaumlquate Bildung erhalten Dabei soll das Bildungsangebot gemaumlss gesetzlichen Grundlagen moumlglichst integrativ respektive inklusiv ausgerichtet sein ndash wobei Ter-minologie und Ausgestaltung der Bildungsangebote Sache der Kantone ist Fuumlr die Erfuumlllung des Bildungsauftrags sind die im Lehrplan 21 beschriebenen Bildungsziele wegweisend
Gemaumlss den Bildungszielen sollen alle Schuumllerinnen und Schuumller zu einer eigenstaumln-digen und selbstverantwortlichen Lebensfuumlhrung befaumlhigt werden Bildung ermoumlg-licht die Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Bildung befaumlhigt zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwortlichen Le-bensfuumlhrung und zur Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben in sozialer kultureller beruflicher und politischer Hinsicht (vgl Grundlagen Bildungsziele)
Die Grundanspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus definiert und bieten Orientierung beim Erfuumlllen des Bildungsauftrags Werden die Grundanspruumlche nicht erreicht besteht die Gefahr dass die betroffenen Schuumllerinnen und Schuumller die Bildungsziele nicht erreichen Der Bildungsauftrag wird zum Beispiel nicht erfuumlllt wenn eine Reduktion auf die Bildungsangebote des 1 Zyklus erfolgt oder wenn nur in ausgewaumlhlten Fach-bereichen gearbeitet wird (z B gemaumlss Foumlrderschwerpunkten) Vor allem im 3 Zy-klus werden wichtige Themen bearbeitet die sowohl fuumlr die berufliche wie auch fuumlr die lebenspraktische Vorbereitung von grosser Bedeutung sind
Der Bildungsauftrag wird erfuumlllt wenn die verbindlichen Inhalte des Lehrplans 21 beruumlcksichtigt werden und die Schule Gelegenheiten zur persoumlnlichen Auseinander-setzung mit zentralen ThemenKenntnissen bietet Bildung bedeutet auch reich an Lern- und Lebenserfahrungen zu werden Einblick in verschiedene Lebenswelten zu erhalten und so eigene Vorlieben Motivationen und Talente zu entwickeln Alle Schuuml-lerinnen und Schuumller sollen wichtige Erfahrungen machen koumlnnen die sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten auch wenn sie dabei auf Hilfsmittel oder Unterstuumlt-zung angewiesen sind
Wenn absehbar ist dass die fuumlr den jeweiligen Zyklus definierten Kompetenzstufen nicht erreicht werden koumlnnen gewinnen die uumlblicherweise vorschulisch und ausser-schulisch erworbenen Faumlhigkeiten Fertigkeiten und zu bewaumlltigende Entwicklungs-aufgaben an Bedeutung Wo andere Kinder und Jugendliche informell aus den Er-fahrungen in verschiedenen Lebenswelten ohne das Dazutun der Schule lernen ergeben sich moumlglicherweise wichtige Bildungsziele Was sonst beilaumlufig gelernt und in der Schule dann eher reflektiert oder hinterfragt wird wird bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Teil des Bildungsauftrags
Eine Reduktion des Bildungsauftrags auf den rein funktionalen Erwerb von Fertig-keiten und Faumlhigkeiten (z B Kulturtechniken) oder auf die Foumlrderung der Funktions-faumlhigkeit gemaumlss ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinde-rung und Gesundheit) ist jedoch nicht erwuumlnscht
Bildungsauftrag
Befaumlhigung als Bildungsziel
Drei Zyklen
Verbindliche Inhalte
Vorschulisches und ausser schulisches Lernen
7Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Auf welcher Grundlage soll der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu-gaumlnglich gemacht werden Wie koumlnnen die Fachbereiche mit ihren Kompetenzen so erweitert werden dass bedeutsame Lern- und Bildungsziele auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen beschreibbar werden
Alle Fachbereiche sind in Kompetenzbereiche gegliedert und jeder Fachbereich ent-haumllt Informationen zu Bedeutung und Zielsetzungen sowie zur Struktur (z B Kom-petenzbereiche Handlungs- oder Themenaspekte) Dabei verwenden die Fachberei-che allerdings nicht immer die gleiche Logik sondern orientierten sich an ihren Gegenstaumlnden (z B laquoDeutschraquo oder laquoMusikraquo) und fachdidaktischen Traditionen Die Fachbereiche haben somit nicht den genau gleichen Aufbau und die Kompetenzbe-reiche sind jeweils unterschiedlich ausgerichtet Wuumlrde jedoch fuumlr jeden Fachbereich ein Vorschlag ausgearbeitet wie dieser erweitert werden kann ginge schnell die Uumlbersicht verloren Es liegt deshalb nahe dass ein fachbereichsuumlbergreifender Zu-gang gefunden werden muss
Drei Elemente finden sich in allen Fachbereichen Kompetenzbeschreibungen Infor-mationen zum Beitrag des Fachs zu den uumlbergeordneten Bildungszielen (z B selbst-verantwortliche Lebensfuumlhrung) sowie Informationen zu Themen Kenntnissen (kul-tur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen) Diese drei zentralen Zielbereiche ndash der Aufbau von Kompetenzen die Befaumlhigung zu einem eigenstaumlndigen Leben sowie der Erwerb von Erfahrungen ndash bilden die Grundlage fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche
Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten werden die Fachbereiche erweitert Der Kompetenzbezug bietet sich an fuumlr eine Elementarisierung also eine Fokussierung auf Grundsaumltzliches Basales Wesentliches Der Befaumlhigungsbezug bietet den Zu-gang zur Personalisierung also zu einer Fokussierung auf die Befaumlhigung der Schuuml-lerin oder des Schuumllers im Sinne des Bildungsauftrags Der Erfahrungsbezug der Fachbereiche bietet sich an fuumlr die Kontextualisierung also die Fokussierung auf Lern- und Lebenskontexte in denen bedeutsame Erfahrungen zu ThemenKennt-nissen gemacht werden koumlnnen Die drei Bezuumlge werden in den entsprechenden Abschnitten weiter unten naumlher ausgefuumlhrt
Erweiterung der Fachbereiche
Gemeinsame Elemente
Prinzipien der Erweiterung
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
Abbildung 1 Erweiterung der Fachbereiche Elementarisierung Personalisierung undKontextualisierung
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
5Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
EINLEITUNG
Einleitung
Diese Broschuumlre erlaumlutert die Anwendung des Lehrplans 21 bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Sie richtet sich primaumlr an Kantone Schul-leitungen und Lehr- und Fachpersonen die mit der Bildungs- und Foumlrderplanung betraut sind Die darin zusammengestellten Informationen sind auch fuumlr Eltern Er-ziehungsberechtigte und weitere Bezugspersonen von Bedeutung Die Lehr- und Fachpersonen stehen vor der Aufgabe den im Lehrplan 21 festgehaltenen Bildungs-auftrag umzusetzen Oft koumlnnen aber die dort definierten Kompetenzen nicht im vorgesehenen Zeitraum aufgebaut werden Dennoch ist der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller verbindlich Die vorliegende Broschuumlre zeigt auf wie mit dieser Situation umzugehen ist
Diese Broschuumlre kann sowohl in Sonder schulen als auch in Regelschulen (inte grierte Sonderschulung) verwendet werden In Regelschulen wird der Unterricht bereits auf dem Hintergrund der im Lehrplan 21 dargelegten Kompetenzaufbauten geplant In den Foumlrderplaumlnen fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen wer-den oft nur Foumlrderschwerpunkte festgelegt ndash auf dem Hintergrund angepasster Lern-ziele in ausgewaumlhlten Fachbereichen Die systematische Erweiterung aller Fach-bereiche stellt sicher dass keine Einengung des Bildungsauftrags erfolgt
Fuumlr Sonderschulen die bisher nicht nach dem Lehrplan der Volksschule unterrichtet haben veraumlndert der Lehrplan 21 einiges Alle Schuumllerinnen und Schuumller werden gemaumlss Lehrplan 21 unterrichtet Einige Sonderschulen verfuumlgen bereits heute uumlber ein gemeinsames Bildungskonzept andere orientieren sich primaumlr an den Foumlrder-plaumlnen Diese Broschuumlre bietet allen Sonderschulen Orientierung und hilft bei der Planung und Uumlberpruumlfung der Angemessenheit der Bildungssettings -inhalte und -ziele
Der Lehrplan 21 gilt zwar fuumlr die ganze Deutschschweiz doch liegt die Umsetzung in der Verantwortung der Kantone Entsprechend muss die Einfuumlhrung der hier darge-stellten Erweiterungen der Fachbereiche und ihre Einarbeitung in den Foumlrderpla-nungsprozess in die kantonalen Rahmenbedingungen eingebettet werden
Wie soll bei der Erstellung eines indivi duellen Bildungsplans auf der Grundlage des Lehrplans 21 vorgegangen werden Die dabei zentralen Fragen Antworten und kon-zeptuellen Grundlagen werden in Kapitel 2 beschrieben Im Zentrum stehen die drei Strategien zur Erweiterung der Fachbereiche 1 des Lehrplans 21 Elementarisierung von Kompetenzen Personalisierung von Befaumlhigung Kontextualisierung von Erfah-rungen Diese Erweiterung wird in Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche skizziert Im Ka-pitel 4 werden die Befaumlhigungsbereiche dargelegt Diese wurden auf der Grundlage der uumlberfachlichen Kompetenzen ausgearbeitet Kapitel 5 gibt Hinweise zur Anwen-dung der erweiterten Fachbereiche in der Foumlrder- und Bildungs planung Die Bezuumlge zwischen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinderung und Gesundheit (ICF) den konzeptuellen Grundlagen und der Bildungsplanung werden ndash wo relevant ndash geklaumlrt Schliesslich sind im Kapitel 6 drei Beispiele zur moumlglichen Ausgestaltung eines Bildungsplanes angefuumlgt Das Glossar im abschliessenden Ka-pitel 7 erlaumlutert die wichtigsten Begriffe
Wozu dient diese Broschuumlre
Einsatzgebiet
Orientierungshilfe bei der Anwendung des Lehrplans 21
Der Inhalt kurz zusammengefasst
1 Die Module laquoMedien und Informatikraquo und laquoBerufliche Orientierungraquo sind hier und im ganzen Dokument im Begriff laquoFachbereichelaquo mit gemeint
6 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Uumlbersicht und konzeptuelle GrundlagenLehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller
Der Lehrplan 21 umschreibt den Bildungsauftrag der Volksschule der gegenuumlber allen Schuumllerinnen und Schuumllern einzuloumlsen ist Er leitet sich ab aus dem gesetzlichen Auftrag die Volksschule so zu gestalten dass alle Kinder und Jugendlichen eine adaumlquate Bildung erhalten Dabei soll das Bildungsangebot gemaumlss gesetzlichen Grundlagen moumlglichst integrativ respektive inklusiv ausgerichtet sein ndash wobei Ter-minologie und Ausgestaltung der Bildungsangebote Sache der Kantone ist Fuumlr die Erfuumlllung des Bildungsauftrags sind die im Lehrplan 21 beschriebenen Bildungsziele wegweisend
Gemaumlss den Bildungszielen sollen alle Schuumllerinnen und Schuumller zu einer eigenstaumln-digen und selbstverantwortlichen Lebensfuumlhrung befaumlhigt werden Bildung ermoumlg-licht die Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Bildung befaumlhigt zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwortlichen Le-bensfuumlhrung und zur Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben in sozialer kultureller beruflicher und politischer Hinsicht (vgl Grundlagen Bildungsziele)
Die Grundanspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus definiert und bieten Orientierung beim Erfuumlllen des Bildungsauftrags Werden die Grundanspruumlche nicht erreicht besteht die Gefahr dass die betroffenen Schuumllerinnen und Schuumller die Bildungsziele nicht erreichen Der Bildungsauftrag wird zum Beispiel nicht erfuumlllt wenn eine Reduktion auf die Bildungsangebote des 1 Zyklus erfolgt oder wenn nur in ausgewaumlhlten Fach-bereichen gearbeitet wird (z B gemaumlss Foumlrderschwerpunkten) Vor allem im 3 Zy-klus werden wichtige Themen bearbeitet die sowohl fuumlr die berufliche wie auch fuumlr die lebenspraktische Vorbereitung von grosser Bedeutung sind
Der Bildungsauftrag wird erfuumlllt wenn die verbindlichen Inhalte des Lehrplans 21 beruumlcksichtigt werden und die Schule Gelegenheiten zur persoumlnlichen Auseinander-setzung mit zentralen ThemenKenntnissen bietet Bildung bedeutet auch reich an Lern- und Lebenserfahrungen zu werden Einblick in verschiedene Lebenswelten zu erhalten und so eigene Vorlieben Motivationen und Talente zu entwickeln Alle Schuuml-lerinnen und Schuumller sollen wichtige Erfahrungen machen koumlnnen die sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten auch wenn sie dabei auf Hilfsmittel oder Unterstuumlt-zung angewiesen sind
Wenn absehbar ist dass die fuumlr den jeweiligen Zyklus definierten Kompetenzstufen nicht erreicht werden koumlnnen gewinnen die uumlblicherweise vorschulisch und ausser-schulisch erworbenen Faumlhigkeiten Fertigkeiten und zu bewaumlltigende Entwicklungs-aufgaben an Bedeutung Wo andere Kinder und Jugendliche informell aus den Er-fahrungen in verschiedenen Lebenswelten ohne das Dazutun der Schule lernen ergeben sich moumlglicherweise wichtige Bildungsziele Was sonst beilaumlufig gelernt und in der Schule dann eher reflektiert oder hinterfragt wird wird bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Teil des Bildungsauftrags
Eine Reduktion des Bildungsauftrags auf den rein funktionalen Erwerb von Fertig-keiten und Faumlhigkeiten (z B Kulturtechniken) oder auf die Foumlrderung der Funktions-faumlhigkeit gemaumlss ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinde-rung und Gesundheit) ist jedoch nicht erwuumlnscht
Bildungsauftrag
Befaumlhigung als Bildungsziel
Drei Zyklen
Verbindliche Inhalte
Vorschulisches und ausser schulisches Lernen
7Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Auf welcher Grundlage soll der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu-gaumlnglich gemacht werden Wie koumlnnen die Fachbereiche mit ihren Kompetenzen so erweitert werden dass bedeutsame Lern- und Bildungsziele auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen beschreibbar werden
Alle Fachbereiche sind in Kompetenzbereiche gegliedert und jeder Fachbereich ent-haumllt Informationen zu Bedeutung und Zielsetzungen sowie zur Struktur (z B Kom-petenzbereiche Handlungs- oder Themenaspekte) Dabei verwenden die Fachberei-che allerdings nicht immer die gleiche Logik sondern orientierten sich an ihren Gegenstaumlnden (z B laquoDeutschraquo oder laquoMusikraquo) und fachdidaktischen Traditionen Die Fachbereiche haben somit nicht den genau gleichen Aufbau und die Kompetenzbe-reiche sind jeweils unterschiedlich ausgerichtet Wuumlrde jedoch fuumlr jeden Fachbereich ein Vorschlag ausgearbeitet wie dieser erweitert werden kann ginge schnell die Uumlbersicht verloren Es liegt deshalb nahe dass ein fachbereichsuumlbergreifender Zu-gang gefunden werden muss
Drei Elemente finden sich in allen Fachbereichen Kompetenzbeschreibungen Infor-mationen zum Beitrag des Fachs zu den uumlbergeordneten Bildungszielen (z B selbst-verantwortliche Lebensfuumlhrung) sowie Informationen zu Themen Kenntnissen (kul-tur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen) Diese drei zentralen Zielbereiche ndash der Aufbau von Kompetenzen die Befaumlhigung zu einem eigenstaumlndigen Leben sowie der Erwerb von Erfahrungen ndash bilden die Grundlage fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche
Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten werden die Fachbereiche erweitert Der Kompetenzbezug bietet sich an fuumlr eine Elementarisierung also eine Fokussierung auf Grundsaumltzliches Basales Wesentliches Der Befaumlhigungsbezug bietet den Zu-gang zur Personalisierung also zu einer Fokussierung auf die Befaumlhigung der Schuuml-lerin oder des Schuumllers im Sinne des Bildungsauftrags Der Erfahrungsbezug der Fachbereiche bietet sich an fuumlr die Kontextualisierung also die Fokussierung auf Lern- und Lebenskontexte in denen bedeutsame Erfahrungen zu ThemenKennt-nissen gemacht werden koumlnnen Die drei Bezuumlge werden in den entsprechenden Abschnitten weiter unten naumlher ausgefuumlhrt
Erweiterung der Fachbereiche
Gemeinsame Elemente
Prinzipien der Erweiterung
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
Abbildung 1 Erweiterung der Fachbereiche Elementarisierung Personalisierung undKontextualisierung
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
6 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Uumlbersicht und konzeptuelle GrundlagenLehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller
Der Lehrplan 21 umschreibt den Bildungsauftrag der Volksschule der gegenuumlber allen Schuumllerinnen und Schuumllern einzuloumlsen ist Er leitet sich ab aus dem gesetzlichen Auftrag die Volksschule so zu gestalten dass alle Kinder und Jugendlichen eine adaumlquate Bildung erhalten Dabei soll das Bildungsangebot gemaumlss gesetzlichen Grundlagen moumlglichst integrativ respektive inklusiv ausgerichtet sein ndash wobei Ter-minologie und Ausgestaltung der Bildungsangebote Sache der Kantone ist Fuumlr die Erfuumlllung des Bildungsauftrags sind die im Lehrplan 21 beschriebenen Bildungsziele wegweisend
Gemaumlss den Bildungszielen sollen alle Schuumllerinnen und Schuumller zu einer eigenstaumln-digen und selbstverantwortlichen Lebensfuumlhrung befaumlhigt werden Bildung ermoumlg-licht die Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Bildung befaumlhigt zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwortlichen Le-bensfuumlhrung und zur Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben in sozialer kultureller beruflicher und politischer Hinsicht (vgl Grundlagen Bildungsziele)
Die Grundanspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus definiert und bieten Orientierung beim Erfuumlllen des Bildungsauftrags Werden die Grundanspruumlche nicht erreicht besteht die Gefahr dass die betroffenen Schuumllerinnen und Schuumller die Bildungsziele nicht erreichen Der Bildungsauftrag wird zum Beispiel nicht erfuumlllt wenn eine Reduktion auf die Bildungsangebote des 1 Zyklus erfolgt oder wenn nur in ausgewaumlhlten Fach-bereichen gearbeitet wird (z B gemaumlss Foumlrderschwerpunkten) Vor allem im 3 Zy-klus werden wichtige Themen bearbeitet die sowohl fuumlr die berufliche wie auch fuumlr die lebenspraktische Vorbereitung von grosser Bedeutung sind
Der Bildungsauftrag wird erfuumlllt wenn die verbindlichen Inhalte des Lehrplans 21 beruumlcksichtigt werden und die Schule Gelegenheiten zur persoumlnlichen Auseinander-setzung mit zentralen ThemenKenntnissen bietet Bildung bedeutet auch reich an Lern- und Lebenserfahrungen zu werden Einblick in verschiedene Lebenswelten zu erhalten und so eigene Vorlieben Motivationen und Talente zu entwickeln Alle Schuuml-lerinnen und Schuumller sollen wichtige Erfahrungen machen koumlnnen die sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten auch wenn sie dabei auf Hilfsmittel oder Unterstuumlt-zung angewiesen sind
Wenn absehbar ist dass die fuumlr den jeweiligen Zyklus definierten Kompetenzstufen nicht erreicht werden koumlnnen gewinnen die uumlblicherweise vorschulisch und ausser-schulisch erworbenen Faumlhigkeiten Fertigkeiten und zu bewaumlltigende Entwicklungs-aufgaben an Bedeutung Wo andere Kinder und Jugendliche informell aus den Er-fahrungen in verschiedenen Lebenswelten ohne das Dazutun der Schule lernen ergeben sich moumlglicherweise wichtige Bildungsziele Was sonst beilaumlufig gelernt und in der Schule dann eher reflektiert oder hinterfragt wird wird bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen Teil des Bildungsauftrags
Eine Reduktion des Bildungsauftrags auf den rein funktionalen Erwerb von Fertig-keiten und Faumlhigkeiten (z B Kulturtechniken) oder auf die Foumlrderung der Funktions-faumlhigkeit gemaumlss ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfaumlhigkeit Behinde-rung und Gesundheit) ist jedoch nicht erwuumlnscht
Bildungsauftrag
Befaumlhigung als Bildungsziel
Drei Zyklen
Verbindliche Inhalte
Vorschulisches und ausser schulisches Lernen
7Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Auf welcher Grundlage soll der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu-gaumlnglich gemacht werden Wie koumlnnen die Fachbereiche mit ihren Kompetenzen so erweitert werden dass bedeutsame Lern- und Bildungsziele auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen beschreibbar werden
Alle Fachbereiche sind in Kompetenzbereiche gegliedert und jeder Fachbereich ent-haumllt Informationen zu Bedeutung und Zielsetzungen sowie zur Struktur (z B Kom-petenzbereiche Handlungs- oder Themenaspekte) Dabei verwenden die Fachberei-che allerdings nicht immer die gleiche Logik sondern orientierten sich an ihren Gegenstaumlnden (z B laquoDeutschraquo oder laquoMusikraquo) und fachdidaktischen Traditionen Die Fachbereiche haben somit nicht den genau gleichen Aufbau und die Kompetenzbe-reiche sind jeweils unterschiedlich ausgerichtet Wuumlrde jedoch fuumlr jeden Fachbereich ein Vorschlag ausgearbeitet wie dieser erweitert werden kann ginge schnell die Uumlbersicht verloren Es liegt deshalb nahe dass ein fachbereichsuumlbergreifender Zu-gang gefunden werden muss
Drei Elemente finden sich in allen Fachbereichen Kompetenzbeschreibungen Infor-mationen zum Beitrag des Fachs zu den uumlbergeordneten Bildungszielen (z B selbst-verantwortliche Lebensfuumlhrung) sowie Informationen zu Themen Kenntnissen (kul-tur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen) Diese drei zentralen Zielbereiche ndash der Aufbau von Kompetenzen die Befaumlhigung zu einem eigenstaumlndigen Leben sowie der Erwerb von Erfahrungen ndash bilden die Grundlage fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche
Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten werden die Fachbereiche erweitert Der Kompetenzbezug bietet sich an fuumlr eine Elementarisierung also eine Fokussierung auf Grundsaumltzliches Basales Wesentliches Der Befaumlhigungsbezug bietet den Zu-gang zur Personalisierung also zu einer Fokussierung auf die Befaumlhigung der Schuuml-lerin oder des Schuumllers im Sinne des Bildungsauftrags Der Erfahrungsbezug der Fachbereiche bietet sich an fuumlr die Kontextualisierung also die Fokussierung auf Lern- und Lebenskontexte in denen bedeutsame Erfahrungen zu ThemenKennt-nissen gemacht werden koumlnnen Die drei Bezuumlge werden in den entsprechenden Abschnitten weiter unten naumlher ausgefuumlhrt
Erweiterung der Fachbereiche
Gemeinsame Elemente
Prinzipien der Erweiterung
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
Abbildung 1 Erweiterung der Fachbereiche Elementarisierung Personalisierung undKontextualisierung
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
7Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Auf welcher Grundlage soll der Lehrplan 21 fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu-gaumlnglich gemacht werden Wie koumlnnen die Fachbereiche mit ihren Kompetenzen so erweitert werden dass bedeutsame Lern- und Bildungsziele auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen beschreibbar werden
Alle Fachbereiche sind in Kompetenzbereiche gegliedert und jeder Fachbereich ent-haumllt Informationen zu Bedeutung und Zielsetzungen sowie zur Struktur (z B Kom-petenzbereiche Handlungs- oder Themenaspekte) Dabei verwenden die Fachberei-che allerdings nicht immer die gleiche Logik sondern orientierten sich an ihren Gegenstaumlnden (z B laquoDeutschraquo oder laquoMusikraquo) und fachdidaktischen Traditionen Die Fachbereiche haben somit nicht den genau gleichen Aufbau und die Kompetenzbe-reiche sind jeweils unterschiedlich ausgerichtet Wuumlrde jedoch fuumlr jeden Fachbereich ein Vorschlag ausgearbeitet wie dieser erweitert werden kann ginge schnell die Uumlbersicht verloren Es liegt deshalb nahe dass ein fachbereichsuumlbergreifender Zu-gang gefunden werden muss
Drei Elemente finden sich in allen Fachbereichen Kompetenzbeschreibungen Infor-mationen zum Beitrag des Fachs zu den uumlbergeordneten Bildungszielen (z B selbst-verantwortliche Lebensfuumlhrung) sowie Informationen zu Themen Kenntnissen (kul-tur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen) Diese drei zentralen Zielbereiche ndash der Aufbau von Kompetenzen die Befaumlhigung zu einem eigenstaumlndigen Leben sowie der Erwerb von Erfahrungen ndash bilden die Grundlage fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche
Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten werden die Fachbereiche erweitert Der Kompetenzbezug bietet sich an fuumlr eine Elementarisierung also eine Fokussierung auf Grundsaumltzliches Basales Wesentliches Der Befaumlhigungsbezug bietet den Zu-gang zur Personalisierung also zu einer Fokussierung auf die Befaumlhigung der Schuuml-lerin oder des Schuumllers im Sinne des Bildungsauftrags Der Erfahrungsbezug der Fachbereiche bietet sich an fuumlr die Kontextualisierung also die Fokussierung auf Lern- und Lebenskontexte in denen bedeutsame Erfahrungen zu ThemenKennt-nissen gemacht werden koumlnnen Die drei Bezuumlge werden in den entsprechenden Abschnitten weiter unten naumlher ausgefuumlhrt
Erweiterung der Fachbereiche
Gemeinsame Elemente
Prinzipien der Erweiterung
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
Abbildung 1 Erweiterung der Fachbereiche Elementarisierung Personalisierung undKontextualisierung
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
8 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Diese Broschuumlre hilft bei der Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller deren individuelle Voraussetzungen Lernstand und Entwicklungsverlauf sich nicht allein oder nur bruchstuumlckhaft mittels der dem Zyklus entsprechenden Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 abbilden lassen (vgl laquokomplexe Behinderungraquo im Glossar) Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen unterscheiden sich von anderen Kindern und Jugendlichen bezuumlglich der ihnen zur Verfuumlgung stehenden Aneignungsmoumlglichkeiten Verarbeitungsmoumlglichkeiten und Handlungsmoumlglichkeiten
Grundsaumltzlich koumlnnen die nachfolgenden Ausfuumlhrungen auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller angewendet werden die in einigen Fachbereichen weit uumlber den Anforde-rungen des Zyklus lernen Primaumlr kommt diese Broschuumlre jedoch bei Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen zur Anwendung Dort stellt sich die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrags dringlicher als bei Kindern die weit uumlber den Grundanspruumlchen lernen
Die Anpassung von Lernzielen ist ein notwendiges aber kein hinreichendes Krite-rium um zur hier angesprochenen Zielgruppe zu gehoumlren Werden nur einzelne Lernziele angepasst und findet die Bildung mehrheitlich im Rahmen der fuumlr den Zyklus vorgesehenen Kompetenzaufbauten statt braucht es keine systematische Erweiterung der Fachbereiche
Bei umfassend angepassten Lernzielen soll diese Broschuumlre dabei helfen einer De-fizitorientierung (Foumlrderung auf der Grundlage festgestellter Probleme) und einer Einengung des Lehrplans entgegenzuwirken Sie hilft den Blick auf die Befaumlhigung zu einem selbstverantwortlichen Leben in der Gesellschaft zu lenken und zentrale Bildungsziele als Ausgangspunkt fuumlr die Bildungsplanung zu verwenden
Gemaumlss Sonderpaumldagogik-Konkordat erhalten Schuumllerinnen und Schuumller verstaumlrkte Massnahmen wenn das von den Regelschulen zur Verfuumlgung gestellte sonderpaumld-agogische Grundangebot ihren besonderen paumldagogischen Beduumlrfnissen nicht ge-recht wird Allerdings ist es durchaus moumlglich dass Schuumllerinnen und Schuumller ver-staumlrkte Massnahmen erhalten und dennoch entlang der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kompetenzaufbauten unterrichtet werden (z B aufgrund von Beeintraumlchtigungen der Sinnesfunktionen)
Bei der Ergaumlnzung des Unterrichts durch besondere paumldagogische oder therapeuti-sche Massnahmen (z B Logopaumldie Physiotherapie Ergotherapie) und wegen der Beteiligung verschiedener Personen ist es besonders wichtig eine kohaumlrente Bil-dungserfahrung zu gewaumlhrleisten Die Schuumllerin oder der Schuumller ist Subjekt des eigenen Lernens und nicht nur Empfaumlngerin oder Empfaumlnger von Massnahmen Ein gemeinsam erstellter Bildungsplan bietet die erforderliche Orientierung fuumlr die be-teiligten Lehr- und Fachpersonen
Schuumllerinnen und Schuumller die in ihrer Entwicklung wesentlich verzoumlgert sind werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in allen Fachbereichen entlang der vorgesehe-nen Kompetenzaufbauten lernen koumlnnen Sie werden laumlnger fuumlr den Aufbau basaler Faumlhigkeiten und Fertigkeiten benoumltigen und verfuumlgen in Bezug auf ihr Lebensalter moumlglicherweise erst uumlber entwicklungslogisch grundlegende Aneignungs- Verar-beitungs- und Handlungsmoumlglichkeiten
Der Aufbau sensorisch-motorischer affektiv-motivationaler und kognitiv-perzeptiver Faumlhigkeiten kann unter Verwendung der unterschiedlichsten Theorien analysiert werden Diese Broschuumlre orientiert sich nicht an einer bestimmten Theorie und gibt somit keine klar definierten Entwicklungsstufen vor Die Entwicklung von Kindern
ZielgruppeLernende mit komplexen Behinderungen
Angepasste Lernziele
Verstaumlrkte Massnahmen
Entwicklungsverzoumlgerung
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
9Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen verlaumluft zudem sehr individuell Die Fachpersonen vor Ort welche diese Broschuumlre primaumlr verwenden muumlssen in der Lage sein das Entwicklungspotenzial und die Wirkung einer komplexen Behinderung auf den Erwerb von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten einschaumltzen zu koumlnnen Dies wird bei jeder Schuumllerin und jedem Schuumller zu anderen Einsichten fuumlhren
Diese Broschuumlre soll in denjenigen Situationen weiterhelfen wo aufgrund einer Be-hinderung der Zugang zu Bildung die Beteiligung an Bildung undoder das Erreichen der Bildungsziele gefaumlhrdet ist Sie soll die verantwortlichen Fachpersonen dabei unterstuumltzen das Recht auf Bildung fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller zu sichern
Die Anpassung von Lernzielen oder das Bereitstellen sonderpaumldagogischer Mass-nahmen alleine bietet noch keine Garantie dafuumlr dass der Zugang zu Bildung im Sinne des Lehrplans 21 vollumfaumlnglich gesichert ist Hier ist das vorliegende Konzept von besonderer Bedeutung Es ruumlckt die Bildungsziele ins Zentrum und verknuumlpft sie mit der Frage was fuumlr ein laquogutes Lebenraquo wesentlich ist Das Konzept hilft bei der Ge-wichtung und Auswahl von Lernzielen ndash immer mit der Vorstellung einer selbstbe-stimmten und verantwortungsvollen Lebensfuumlhrung als Erwachsene im Hintergrund
Der Lehrplan 21 ist an fachlichen Kompetenzen ausgerichtet fuumlr jeden Fachbereich sind Kompetenzbereiche und Kompetenzen festgelegt Die Lernziele werden in Form von Kompetenzen beschrieben Somit ist dieser Bezug im Lehrplan direkt ersichtlich Kompetenzen umfassen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen aber auch Be-reitschaften Haltungen und Einstellungen Diese werden zur Loumlsung bestimmter Probleme in variablen Situationen angewendet Der Aufbau jeder Kompetenz wird mittels Kompetenzstufen beschrieben die in den drei Zyklen verortet sind Die Grund-anspruumlche werden fuumlr jeden Zyklus mit der Erreichung bestimmter Kompetenzstufen verknuumlpft
Fuumlr jede Kompetenz wird im Lehrplan 21 also beschrieben entlang welcher Kompe-tenzstufen sie aufgebaut werden kann Die meisten Kompetenzen setzen bereits bestimmte Faumlhigkeiten und Fertigkeiten voraus die somit vor Beginn oder parallel zur obligatorischen Schulzeit aufgebaut werden sollten Ist dies nicht der Fall muss am Aufbau der vorausgehenden und ausserschulischen Kompetenzen gearbeitet werden
Nicht alle Kompetenzen stellen auf der ersten Kompetenzstufe die gleichen Anfor-derungen an die kognitive Entwicklung Diese sind zum Beispiel houmlher in der Mathe-matik (vgl Zahl und Variable Operieren und Benennen) als im Deutsch (vgl Houmlren Grundfertigkeiten)
Gefaumlhrdung des Rechts auf Bildung
Kompetenzbezug ndash Elementarisierung
Kompetenzen im Lehrplan 21
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
10 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Dort wo eine Schuumllerin oder ein Schuumller den zyklusgemaumlssen Kompetenzbeschrei-bungen im Lehrplan 21 (noch) nicht entspricht wird eine Elementarisierung vorge-nommen Diese kann wie folgt erreicht werden raquo Anpassung der Kompetenzbeschreibung (fuumlr alle Fachbereiche gleiche Moumlglichkeiten)
raquo Festlegung von entwicklungslogisch fruumlheren oder grundlegenden Handlungskompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten
Nicht immer folgen die Kompetenzstufen einer zwingenden fachlichen und entwick-lungsbezogenen Logik Manchmal umschreiben sie auch verschiedene Aspekte einer Kompetenz (z B Auftraumlge ausfuumlhren einer Erzaumlhlung folgen Wichtiges in Mitteilun-gen erkennen Houmlrerwartung aufbauen D1B1) Es ist somit moumlglich dass Schuumlle-rinnen oder Schuumller mit komplexen Behinderungen eine nachfolgende Kompetenz-stufe einfacher bewaumlltigen als eine vorangehende
Die Kompetenzbereiche Kompetenzen und Kompetenzstufen sind im Lehrplan 21 enthalten Die im Lehrplan 21 nicht enthaltenen vorgelagerten Kompetenzen auf denen die Kompetenzen in einem Fachbereich aufbauen werden unter laquoElementa-risierungraquo fuumlr jeden Fachbereich aufgefuumlhrt (vgl Kapitel 3)
Welche Moumlglichkeiten zur Anpassung der im Lehrplan 21 enthaltenen Kompetenz-beschreibungen es gibt wenn nicht alle Anforderungen leistbar sind wird im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Aktivitaumlten in der ICF koumlnnen als Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden werden Die ICF enthaumllt jedoch keine Informationen dazu in welcher Qualitaumlt diese Aktivitaumlten ausgeuumlbt werden
Die Lebensbereiche der ICF koumlnnen im weitesten Sinne als Kompetenzbereiche ver-standen werden Es sind Bereiche in denen sich ein Mensch bestimmte Problemlouml-sungen aneignet so dass eine Beteiligung (Partizipation) moumlglich wird Hilfsmittel Assistenz und Anpassungen koumlnnen die Partizipation verbessern respektive alterna-tive Problemloumlsungen ermoumlglichen
Alle Kompetenzen haben funktionale Voraussetzungen Bestimmte Funktionsein-schraumlnkungen (Koumlrperfunktionen Aktivitaumlten) haben einen Einfluss auf den Kompetenz erwerb
Gemaumlss Lehrplan 21 befaumlhigt Bildung zu einer eigenstaumlndigen und selbstverantwort-lichen Lebensfuumlhrung laquoBildung ermoumlglicht dem Einzelnen seine Potenziale in geis-tiger kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden sie zu entfalten und uumlber die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identitaumlt zu ent-wickelnraquo Auf die Befaumlhigung der Person bezogene Aspekte finden sich im Lehrplan 21 einerseits in der Entwicklungsorientierung im 1 Zyklus andererseits in den uumlber-fachlichen Kompetenzen Zudem leisten alle Fachbereiche einen Beitrag fuumlr eine erfolgreiche Lebensbewaumlltigung und somit zur Befaumlhigung Der Befaumlhigungsbezug fuumlhrt diese Anteile zusammen und systematisiert sie
Elementarisierung
Bedeutung der ICF fuumlr die Kompetenzorientierung
Befaumlhigungsbezug ndash Personalisierung
Befaumlhigung im Lehrplan 21
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
11Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Fuumlr die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung sind die uumlberfachlichen Kompetenzen zen-tral Sie entsprechen dem Potenzial einer Person in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlichen sozialen Rollen angemessen und verantwortungsbewusst zu handeln 2 Sie werden im alltaumlglichen Zusammenleben und in der Auseinanderset-zung mit Fachinhalten gefoumlrdert und erweitert Im Lehrplan 21 sind die uumlberfachli-chen Kompetenzen ausschliesslich auf den schulischen Kontext ausgerichtet Diese Eingrenzung ist bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen nicht sinnvoll
Die im Lehrplan 21 fuumlr den 1 Zyklus ausgeschilderten entwicklungsorientierten Zu-gaumlnge sind entlang von Bereichen strukturiert die fuumlr die Entwicklung der Person und ihrer Grundbefaumlhigung wesentlich sind Diese auf die Person zentrierte Sicht wird durch eine Buumlndelung entlang von Fachbereichen abgeloumlst Bei den entwick-lungsorientierten Zugaumlngen fehlen allerdings Umschreibungen der Bildungsziele Auch koumlnnen sie nicht direkt mit den uumlberfachlichen Kompetenzen verknuumlpft werden
Alle Fachbereiche und Module leisten einen Beitrag zur persoumlnlichen Auseinander-setzung der Schuumllerinnen und Schuumller mit sich der Umwelt und mit anderen Men-schen Dabei geht es um das Explorieren Erkunden und Entfalten der eigenen Po-tenziale um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gestaltungsmoumlglichkeiten und Lebenschancen sowie um die erfolgreiche Lebensbewaumlltigung durch Nutzung indi-vidueller Potenziale Im Zentrum steht dabei die Entwicklung und Bildung der Per-soumlnlichkeit
Die Fokussierung auf die Person gewinnt immer dann an Bedeutung wenn Kompe-tenzen nicht wie vom Lehrplan 21 vorgesehen aufgebaut werden Dann erfordert die Entscheidung welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erlernt werden sollen eine faumlcheruumlbergreifende Zielperspektive Wo sich eine Gele-genheit auftut Potenziale und Talente zur Entfaltung zu bringen kann nur aus dem oft sehr individuellen Entwicklungsverlauf erahnt werden Zum Beispiel kann im gleichen Fachbereich beim Aufbau von Kompetenzen bei zwei Kindern an unter-schiedlichen Befaumlhigungen (und somit Zielperspektiven) gearbeitet werden ndash je nach Potenzial Lern- oder Entwicklungsstand und Interesse Bei einem Kind kann durch gemeinsames Singen das Selbstempfinden und somit die eigene Identitaumlt gestaumlrkt werden bei einem anderen Kind die Ausdauer beim Bewaumlltigen einer herausfordern-den Situation Diese personalisierten Ziele oder Zwecke leiten die Lehr- und Fach-personen bei der Ausgestaltung der Lernsituation
Damit Lehr- und weitere Fachpersonen systematische Bezuumlge zu allen wesentlichen Aspekten der Befaumlhigung herstellen und dabei kein Bereich vergessen geht wurden sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt Diese bilden eine Synthese und Systemati-sierung der uumlberfachlichen Kompetenzen und der entwicklungsorientierten Zugaumlnge
Uumlberfachliche Kompetenzen
Entwicklungsorientierung
Beitrag der Fachbereiche zur Befaumlhigung
Personalisierung
2 vgl Volksschulen Kanton Luzern Uumlberfachliche Kompetenzen Umsetzungshilfe
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
12 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Das Konzept der laquoBefaumlhigungraquo und seine Bedeutung wird nachfolgend kurz beschrie-ben In der Abbildung 2 werden die sechs Befaumlhigungsbereiche und ihr Bezug zu den uumlberfachlichen Kompetenzen dargestellt Die sechs Befaumlhigungsbereiche werden im Kapitel 4 beschrieben
Die Beitraumlge der verschiedenen Fachbereiche zur Befaumlhigung werden im Kapitel 3 jeweils unter dem Abschnitt laquoPersonalisierungraquo ausgefuumlhrt
Moumlglichkeiten zur Personalisierung der in den Fachbereichen angeregten Auseinan-dersetzung mit sich anderen Menschen und mit der Umwelt werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt
Die ICF fokussiert auf Funktionsfaumlhigkeit und Behinderungen nicht auf die Persoumln-lichkeit und deren Entwicklung Eine Personalisierung wird in der ICF nicht vorge-nommen Alle entsprechenden Aspekte werden unter laquopersonbezogene Faktorenraquo zusammengefasst Diese sind nicht Teil der Funktionsfaumlhigkeit sondern sind davon unabhaumlngig zu denken Mit anderen Worten Eine Person ist eine Person ndash unabhaumln-gig davon welche funktionalen Einschraumlnkungen ihr Leben praumlgen
Die ICF Lebensbereiche sind nicht personalisiert da die ICF nur laquoobjektivierbare Aspekteraquo von Kompetenzen oder Erfahrungen erfassen Die ICF erfasst keine Inte-ressen Potenziale oder Motivationen Zudem ist die ICF systemisch orientiert es werden Situationen erfasst keine Entwicklungsprozesse
laquoBefaumlhigungraquo fokussiert auf die Entwicklung der Potenziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers mit dem Ziel Handlungsmoumlglichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln Dazu zaumlhlt die Befaumlhigung mit vielfaumlltigen sozialen Situationen um-gehen zu koumlnnen und dabei bedeutsame Beziehungen zu anderen Menschen (und Tieren) eingehen zu koumlnnen Dazu gehoumlrt auch Zuversicht entwickeln zu koumlnnen und Freude am Erwerb von Faumlhigkeiten zu erfahren Dabei geht es auch darum Taumltigkei-ten ausuumlben zu koumlnnen die einen wertvoll erscheinen und sich dabei selbst als Urheber von Veraumlnderungen erleben zu koumlnnen
Alle Schuumllerinnen und Schuumller sollen befaumlhigt werden gegenuumlber sich selbst ande-ren Menschen und ihrer Umwelt selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein Dabei geht es nicht nur um Faumlhigkeiten und Fertigkeiten oder Bereitschaften sondern es geht auch darum zu Handlungen ermaumlchtigt zu werden Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag die Handlungsfaumlhigkeit aller Schuumllerinnen und Schuumller zu ermoumlglichen und wo er-forderlich zu unterstuumltzen
Im Kern geht es um das Erleben von Selbstwirksamkeit und um das Gefuumlhl der Ur-heberschaft bei der Gestaltung des eigenen Lebens Es geht um Freiheit Wahlmoumlg-lichkeiten und eine positive Lebensbewaumlltigung Auch mit stark eingeschraumlnkter Funktionsfaumlhigkeit kognitiven Beeintraumlchtigungen oder schwerwiegenden Gesund-heitsproblemen koumlnnen Schuumllerinnen und Schuumller dieses Ziel erreichen ndash wenn auch anders als Kinder und Jugendliche ohne Einschraumlnkungen
Um Orientierungspunkte fuumlr diese Befaumlhigungsziele zu bieten wurden ausgehend von den drei im Lehrplan 21 erlaumluterten schulisch relevanten uumlberfachlichen Kompetenz-bereichen sechs Befaumlhigungsbereiche entwickelt (vgl Beschreibung in Kapitel 4)
Informationen in dieser Broschuumlre
Bedeutung der ICF fuumlr die Personalisierung
Befaumlhigungsbereiche
Ermoumlglichen von Handlungsfaumlhigkeit
Erleben von Selbstwirksamkeit
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
13Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Der Lehrplan 21 misst Erfahrungen eine grosse Bedeutung zu laquoDie zentrale Aufgabe der Schule besteht darin den Schuumllerinnen und Schuumllern kultur- und gegenstands-bezogene Erfahrungen zu ermoumlglichen und dabei grundlegende fachliche und uumlber-fachliche Kompetenzen zu vermittelnraquo Dabei baut er auf vor- und ausserschulischen Erfahrungen auf und ermoumlglicht eine Auseinandersetzung mit diesen Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird dabei beruumlcksichtigt
Die Fachbereiche greifen fachliche und fachuumlbergreifende Themen und Kenntnisse auf und ermoumlglichen eine Auseinandersetzung mit diesen Im 1 Zyklus wird die Be-deutung eines spielerischen Zugangs zu Themen und eine entsprechende Gestaltung der Lernumgebungen betont Bevor Fakten- Konzept- und Prozesswissen erlernt werden kann muumlssen grundlegende Erfahrungen gemacht werden koumlnnen Das Ver-trautsein mit Handlungsmoumlglichkeiten und Eigenschaften von Gegenstaumlnden sowie mit Sachzusammenhaumlngen (implizites Wissen) ist Grundlage fuumlr spaumlteres explizites Wissen und fuumlr fachliche Bildung
Der Lehrplan 21 fordert die Beruumlcksichtigung der Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller laquoUumlber lebensnahe Themen erkunden entdecken und erforschen die Schuuml-lerinnen und Schuumller die Umwelt und gewinnen vertiefende Einsichtenraquo Die im Alltag gemachten Erfahrungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt fuumlr den Lernprozess Zudem sollen die Schuumllerinnen und Schuumller die erworbenen Kompetenzen spaumlter in ihrem Alltag im Beruf und fuumlr das gesellschaftliche Leben anwenden koumlnnen The-men und Kenntnisse Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sollen in vertrauten Situationen aufgebaut werden die frei von Angst und Unsicherheiten sind Entsprechend sind die Lernumgebungen zu gestalten Dazu gehoumlrt auch die Beziehung zwischen Lehr- oder Fachperson und Schuumllerin oder Schuumller
Erfahrungsbezug ndash Kontextualisierung
Erfahrungen im Lehrplan 21
Themen und Kenntnisse
Lebensweltperspektive
MethodischeKompetenzen
Abbildung 2 Befaumlhigungsbereiche Erweiterung der uumlberfachlichen Kompetenzen
Sich selbst sein und werden
Mitbestimshymen und gestalten
Erwerbenund nutzen
Dran bleibenund
bewaumlltigen
PersonaleKompetenzen
SozialeKompetenzen
Befaumlhigung
Sich und andere
anerkennen
Sich austauschen
und dazushygehoumlren
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
14 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Beteiligung (Partizipation) ist die Voraussetzung fuumlr Bildungsprozesse Die (Sonder-)Schulen muumlssen Unterricht Foumlrderung und Therapie so konzipieren dass sie den Schuumllerinnen und Schuumllern Gelegenheiten zur aktiven Beteiligung bieten Dabei kommt dem Lebensweltbezug eine grosse Bedeutung bei weil dort Lernen an-schlussfaumlhig gemacht werden kann an Alltagserfahrungen die wiederum als Lern-anlaumlsse genutzt werden koumlnnen
Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen verfuumlgen oft (noch) nicht uumlber alle Erfahrungen auf denen die Fachbereiche aufbauen Die im Lehrplan impli-zit vorausgesetzten Erfahrungen zu den Themen und Inhalten muumlssen deshalb zuerst ermoumlglicht werden Dies kann durch eine Auswahl und Anpassung der Lernumge-bungen erreicht werden so dass die Schuumllerin oder der Schuumller fuumlr das Lernen wichtige Erfahrungen machen kann raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Alltagssituationen (z B laquoVerstehen in dialogischen Houmlrsituationenraquo waumlhrend Pflegehandlungen)
raquo Einbetten der ThemenKenntnisse in Anwendungssituationen (z B Mathematik beim Tischdecken oder Verteilen eines Kuchens)
raquo Anknuumlpfen an aktuelle Themen in der Lebenswelt der Schuumllerin oder des Schuumllers
raquo Anpassung der Inhalte oder ThemenKenntnisse an die Aneignungsmoumlglichkei-ten (z B basal-perzeptiv anstelle abstrakt-begrifflich)
raquo Bereitstellen von Hilfsmitteln persoumlnlicher Assistenz oder anderen Anpassun-gen der Lernumgebung um das Sammeln von Erfahrungen zu ermoumlglichen
Die verbindlichen Inhalte ThemenKenntnisse sind im Lehrplan 21 festgelegt und werden somit in dieser Broschuumlre nicht aufgefuumlhrt Es ist zudem wenig sinnvoll hier Vorgaben zu Lern- und Alltagssituationen machen zu wollen da diese angepasst an die Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ausgestaltet werden muumlssen Bei der Ausgestaltung der Lernumgebungen und bei der Auswahl ausserschulischer Lernorte sind auch Alter Interessen Begabungen familiaumlre Herkunft und Vorerfah-rungen zu beruumlcksichtigen Deshalb finden sich nur folgende Ausfuumlhrungen in dieser BroschuumlreHinweise zur Kontextualisierung werden im Kapitel 3 fuumlr alle Fachbereiche gemachtMoumlglichkeiten zur konkreten Umsetzung der Kontextualisierung beim Planen von Lernsituationen werden im Kapitel 5 ausgefuumlhrt (vgl Abschnitte zu laquoKontextualisie-rungraquo)
Die ICF Lebensbereiche beschreiben wo Kinder und Jugendliche eingebunden sind respektive wo ihre Beteiligung bedroht ist oder verhindert wird Lebensbereiche koumln-nen auch als Erfahrungsbereiche verstanden werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt kommen In einigen Kantonen respektive Schulen werden die ICF Lebensbereiche fuumlr die Fest-legungen der Foumlrderschwerpunkte verwendet Dabei ist einerseits wichtig dass die ICF Lebensbereiche mit den ThemenKenntnissen des Lehrplans 21 verbunden wer-den (z B Kommunikation und Mediennutzung) und andererseits dass dabei authen-tische Begegnung und Erfahrungen ermoumlglicht werdenBeteiligung (Partizipation) ist von Umweltfaktoren abhaumlngig (foumlrdernde oder hem-mende Faktoren) Umweltfaktoren sind Elemente der Kontextgestaltung und koumlnnen angepasst werden so dass eine Beteiligung moumlglich wird Beeintraumlchtigungen der Funktionsfaumlhigkeit (z B Koumlrperfunktionen des Sehens Ak-tivitaumlt des Gehens) koumlnnen Anpassungen der Umwelt oder den Einsatz von Hilfsmit-teln oder alternative Zugaumlnge zu Erfahrungen und Kenntnissen erforderlich machen
Beteiligung als Voraussetzung fuumlr Erfahrungen
Kontextualisierung
Informationen in dieser Broschuumlre
Bezug zur ICF
Kontextualisierung Elementarisierung
Personalisierung
Befaumlhigungsbezug
Erfahrungsbezug Kompetenzbezug
Fachbereich
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
15Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Bei der Planung von Bildungsangeboten Lernprozessen und Zielen muss nun auch bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen der Lehrplan 21 be-ruumlcksichtigt werden Eine Foumlrderplanung welche nicht auf die im Lehrplan 21 defi-nierten Bildungsziele hinarbeitet ist nicht zufriedenstellend Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte skizziert werden Im Kapitel 5 werden die Bezuumlge zwischen Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplan genauer beschrieben
Foumlrderdiagnostik und Foumlrderplanung sowie die dafuumlr verwendeten Ablaumlufe Kriterien und Instrumente sind kantonal geregelt Kantone welche dem Sonderpaumldagogik-Konkordat beigetreten sind verwenden die ICF als gemeinsame Terminologie und als Informations- und Dokumentationssystem fuumlr die Bedarfsabklaumlrung (Standardi-siertes Abklaumlrungsverfahren SAV) und in einigen Kantonen auch fuumlr Standortgesprauml-che oder als Grundlage fuumlr die Foumlrderplanung
Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan aller Deutschschweizer Kantone doch die Kantone sind verantwortlich fuumlr die Umsetzung Unterschiede etwa bei Vorgaben zur Lektionentafel zum Zeugnis oder bei der Organisation der Schulstufen sind moumlglich Es sind somit die fuumlr die Planung relevanten kantonalen Vorgaben zu beruumlcksichtigen
Den Lehrmitteln kommt bei der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Schulen grosse Be-deutung zu Sie bieten einen Rahmen fuumlr die Jahresplanung und Orientierung bei der Umsetzung der Jahresplanung in die Unterrichtsplanung Lehrmittel helfen bei der Klaumlrung der Frage wann wo wie und was im Unterricht gemacht wird um die Lernziele (z B Grundanspruumlche) zu erreichen Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen koumlnnen diese Lehrmittel oft nicht zielfuumlhrend eingesetzt werden Ent-sprechend anspruchsvoll ist das Erstellen des Bildungsplans und seine Umsetzung
Es liegt in der Verantwortung der Kantone ob sie ihre bisherigen Planungsunterlagen anpassen oder neue Vorlagen entwickeln welche besser auf den Lehrplan 21 abge-stimmt sind Auf der Ebene der Schulen kann es zum Beispiel sinnvoll sein einen schuleigenen Arbeitsplan oder ein schulinternes Curriculum zu entwickeln um das Vorgehen auf ihre Zielgruppe abzustimmen und sichtbar zu machen wann welche verbindlichen Inhalte behandelt werden (Planung uumlber die drei Zyklen des Lehrplans 21 hinweg) Nicht alle Bezuumlge muumlssen fuumlr jede Schuumllerin oder fuumlr jeden Schuumller neu hergestellt werden Einiges laumlsst sich auf der Ebene der Schule oder der GruppeStufe klaumlren Klaumlrungen auf der Ebene der Schule entlasten die Fachpersonen von Abspra-chen und bieten einen gemeinsamen Rahmen fuumlr die Erstellung des Bildungsplans
Als Grundlage fuumlr das Zusammenfuumlhren der Foumlrder- und Bildungsplanung dient der Foumlrderzyklus Die Bildungsplanung ist in den Foumlrderzyklus integriert Nach der Si-tuationsbeschreibung und der foumlrderdiagnostischen Erfassung werden die fuumlr die Herstellung der Bezuumlge zum Lehrplan 21 wichtigen Informationen zusammengetra-gen (analysieren verstehen) und Bildungsziele fuumlr eine Semester- oder Jahrespla-nung festgehalten (planen entscheiden) Im Bildungsplan werden die relevanten Erweiterungen (Elementarisierung Personalisierung Kontextualisierung) festge-halten (vgl Abbildung 3)
Wie ausgehend von der foumlrderdiagnostischen Erfassung und Foumlrderplanung eine auf den Lehrplan 21 ausgerichteter Bildungsplanung erstellt werden kann wird im Ka-pitel 5 konkretisiert
Foumlrderplanung und Bildungsplan
Bildungsplan
Kantonale Vorgaben
Lehrmittel
Umsetzung in Kantonen und Schulen
Bildungsplanung integriert in Foumlrderzyklus
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
16 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
Was ist von unserer bisherigen Foumlrderplanung noch relevant Die Antwort auf diese Frage wird bei den verschiedenen Schulen und Fachpersonen unterschiedlich aus-fallen Dies umso mehr als die verschiedenen Kantone und Schulen bei der Foumlrder-planung sehr unterschiedliche Strategien umsetzen Diese Broschuumlre zeigt Wege auf wie aufgrund der Foumlrderdiagnostik eine auf den Lehrplan 21 ausgerichtete Pla-nung des Schuljahres erreicht werden kann Neu ist dass die diagnostischen Infor-mationen nicht nur fuumlr die Festlegung von Foumlrderschwerpunkten verwendet werden Sie werden uumlberdies genutzt um den Kompetenzerwerb in allen Fachbereichen so-wie entsprechende Lernangebote zu planen und ndash falls erforderlich ndash behinderungs-spezifische Anpassungen vorzunehmen
Damit die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik optimal fuumlr die Bildungsplanung genutzt werden ist es wichtig die nachfolgenden Unterscheidungen einfliessen zu lassen
Funktionseinschraumlnkungen Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen Gesund-heitsproblem und -risiken (ICF und ICD) geben Hinweise auf erforderliche Hilfsmittel und Anpassungen in der Umwelt Die Auswirkungen von Funktionseinschraumlnkungen auf den Bildungsprozess muumlssen moumlglichst minimiert werden
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Aktivitaumlten der ICF erfassen was ein Kind bereits kann und was nicht respektive inwiefern die Faumlhigkeiten und Fertigkeiten altersgemaumlss
Ausgangspunkt Foumlrderdiagnostik
Diagnostische Informationen fuumlr Bildungsplanung nutzen
FragestellungProblem
messensammeln
analysieren verstehen
planenentscheiden
handelnimplementieren
kontrollierenevaluieren
SituationsbeschreibungSituationsanalyse ndash Lebenssituation der Schuumllerindes Schuumllers ndash Schulische Situation
Foumlrderdiagnostische ErfassungBeobachtungen Informationen aus SAV und SSG
ElementarisierungPersonalisierungKontextualisierungBezuumlge ausloten zwischen Foumlrder- diagnostik und Lehrplan 21
BildungsplanungErstellen des Bildungsplans als Synthese
UnterrichtKonkretisierung und Umsetzung der Bildungsplanung im Unterricht
UumlberpruumlfungVerfolgen des Lernverlaufs auf dem Hinter-grund der Bildungsplanung Festhalten der Bildungsergebnisse (z B im Lernbe-richt Zeugnis)
Abbildung 3 Uumlbersicht zur Zusammenfuumlhrung von Foumlrderdiagnostik Foumlrderplanung und Bildungsplanung
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
17Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
UumlBERSICHT UND KONZEPTUELLE GRUNDLAGEN
entwickelt sind Diese koumlnnen als Kompetenzen oder Komponenten von Kompetenzen verstanden werden Vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind Grundlage fuumlr die Beteiligung und Ausgangspunkt fuumlr die Kompetenzentwicklung
Begabungen und Potenziale Interessen Vorlieben Bewaumlltigungsstrategien und Motivationen sind wichtige Grundlagen fuumlr die Gestaltung erfolgreicher Bildungs-prozesse Sie bieten Orientierung fuumlr die Befaumlhigung und geben Hinweise auf laquoZonen der naumlchsten Entwicklungraquo Diese wichtigen Aspekte sind in der ICF nicht systema-tisch erfasst (vgl laquopersonbezogene Faktorenraquo)
Die gemeinsame Vereinbarung von Foumlrderschwerpunkten ist insbesondere im Rahmen des Schulischen Standortgespraumlchs weit verbreitet Die Bezuumlge zwischen Foumlrderschwerpunkten und den Fachbereichen koumlnnen sowohl uumlber die Elementari-sierung (Verknuumlpfung Aktivitaumlten mit Kompetenzen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten) als auch uumlber die Kontextualisierung (Verknuumlpfung BeteiligungPartizipation in einem Lebensbereich mit Themen Inhalten und Kenntnissen) hergestellt werden
Die Foumlrderschwerpunkte geben auch Hinweise zur Gestaltung der Lernsituationen und zur Auswahl der Lerngegenstaumlnde Bildungsziele hingegen lassen sich nicht aus den Funktionsbeeintraumlchtigungen ableiten Dort wo die Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 keine adaumlquate Orientierung bieten werden die Befaumlhigungsbereiche verwendet
Die Informationen aus der Foumlrderdiagnostik und ergaumlnzenden Abklaumlrungen sind Aus-gangspunkt fuumlr die Erstellung des Bildungsplans Muss eine Elementarisierung vor-genommen werden Wenn die Kompetenzstufen des Lehrplans keine oder zu wenig Orientierung bieten wird als erstes festgelegt welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (im Sinne von Aspekten von Kompetenzen) zu entwickeln sind Danach stellt sich die Frage wozu die angestrebte Kompetenz das Kind befaumlhigt So wird sichergestellt dass der Erwerb bestimmter Faumlhigkeiten oder Fertigkeiten einen Beitrag zur Befauml-higung im Sinne des Bildungsauftrags und der Bildungsziele des Lehrplans 21 leistet Drittens muss uumlberlegt werden wie die Lernkontexte ausgestaltet werden muumlssen damit sie das Lernen moumlglichst erleichtern und unterstuumltzen Dabei geht es auch um das Ermoumlglichen von Erfahrungen ndash unabhaumlngig von den erbrachten Leistungen
Hier ein Vorschlag wie der Bildungsplan strukturiert werden koumlnnte (vgl die detail-lierten Beispiele laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Verknuumlpfung Foumlrderschwerpunkte mit erweiterten Fachbereichen
Bildungsplan erstellen
Fachbereiche
Foumlrder-schwerpunkte
Elementarisieshyrung (Kompetenz-bezug)
Foumlrdern von hellip (Was)
Personalisierung
(Befaumlhigungs-bezug)
Befaumlhigen zu hellip (Wozu)
Kontextualisieshyrung (Erfahrungs-bezug)
Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Fachbereich
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
18 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Erweiterte FachbereicheSprachen
Im Fachbereich laquoSprachenraquo kommt der Unterrichtssprache laquoDeutschraquo eine beson-dere Bedeutung zu Das Erlernen einer Fremdsprache sollte jedoch nicht grundsaumltz-lich ausgeschlossen werden Da im Fremdsprachenunterricht ein kleinerer Wort-schatz und eine leichtere Sprache zur Anwendung kommen ergeben sich dort auch wichtige Lerngelegenheiten
Sprache ist ein Kommunikationsmedium und deshalb von besonderer Be-deutung Sprache ist aber auch eine Symbolwelt mit eigenen Zeichensystemen Schriftsprache ist eine der wichtigsten Kulturtechniken Ihre Beherrschung ist zentral fuumlr die ge-sellschaftliche Partizipation
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Verstehen und Verwenden von Lauten als Zeichen sowie von Symbolen raquo Austausch zwischen Menschen raquo Sich verstaumlndigen und verstanden werden raquo Sprache als kulturelle und aumlsthetische Erfahrung
Das Verwenden von laquoSpracheraquo als Kommunikationsmittel ist eine grundle-gende Faumlhigkeit des Menschen wozu auch nonverbale oder paraverbale Kommunikation gehoumlrt Im Kern geht es um die bewusste Verwendung von Zeichen Der Lehrplan 21 beschreibt Grundfertigkeiten die leicht elementarisiert werden koumlnnen Im Folgen-den sind elementare Aspekte sprachlicher Kompetenzen aufgefuumlhrt die im Lehrplan 21 nicht enthalten sind
Houmlren raquo Lokalisieren von Lauten und Tonerzeugnissen (Grundfertigkeiten) raquo Lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgen
Lesen raquo Nonverbalen Aumlusserungen folgen (Blickrichtung Zeigegesten etc) raquo Verschiedene Bedeutungstraumlger entschluumlsseln (z B Gestik Mimik Haltung = Koumlrpersprache)
raquo Fotos und Bilder lesen
Sprechen raquo Produzieren von Lauten und Gebaumlrden (Koumlrpersprache) raquo Beduumlrfnisse verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen
Schreiben raquo Spuren legen raquo Spuren als kommunikative Zeichen verwenden
Diese Kompetenzbereiche werden primaumlr kontextualisiert (vgl unten)
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Houmlren
Lesen
Sprechen
Schreiben
Sprachen im Fokus und Literatur im Fokus
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
19Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
laquoSprachenraquo und insbesondere die Sprachfaumlhigkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Befaumlhigung Sprache eroumlffnet einen Zugang zu sich selbst zu anderen Menschen und zur Umwelt Sie ist ein wesentlicher Motor fuumlr die Entwicklung des Denkens Bezuumlglich der einzelnen Befaumlhigungsbereiche sollte Folgendes beachtet werden
Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr den Selbstausdruck und die Selbstdarstellung Die eigene Geschichte oder Biografie wird uumlber Erzaumlhlungen (Narrationen) und mit-tels sprachlicher Wiedergabe (Repraumlsentationen) zugaumlnglich Der Ausdruck von Ur-heberschaft erfolgt uumlber Sprache
Anerkennung Wuumlrdigung und Wertschaumltzung werden uumlber Kommunikation (verbal und nonverbal) vermittelt und erfahren Das Selbstbewusstsein naumlhrt sich aus den Interaktionen mit anderen Personen Die Sprache ist dabei ein wichtiges Medium um Intersubjektivitaumlt (Wuumlrdigung und Wertschaumltzung des Gegenuumlbers) herzustellen Sprache dient als Medium fuumlr den Aufbau und die Pflege von Beziehungen
Verbale und nonverbale Sprache ist ein wichtiges Medium fuumlr Dialog und Austausch
Kommunikation ist Grundlage fuumlr Kooperation Konfliktfaumlhigkeit und gemeinsames Tun
Sprache ist eine wichtige Kulturtechnik und bietet Zugang zu Gesellschaft Kultur und Technologie Sprache ist ein wichtiges Instrument um sich die Welt zu erschlies-sen
Sprache hilft dabei Aufgaben zu strukturieren und zu bewaumlltigen
Erfahrungen mit Sprache und Literalitaumlt (der Faumlhigkeit zu schreiben und zu lesen) sind unabdingbar fuumlr die menschliche Entwicklung In jeder Situation bieten sich Gelegenheiten Sprache zu verwenden und ihre Funktion erfahrbar zu machen Dabei sind insbesondere die folgenden Erfahrungen wesentlich
Gestalten von Situationen in denen die Schuumllerin oder der Schuumller motiviert wird sich mitzuteilen und Interesse entwickelt am Austausch von Informationen Gefuumlh-len etc
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Buumlchern Houmlrbuumlchern und Ge-schichten in verschiedenen Medien mit Schriftlichkeit und mit der Bedeutung von Zeichen und Symbolen gemacht werden koumlnnen Erfahrungen mit Klaumlngen und Schriftbildern verschiedener Sprachen Erfahrungen mit Versen Reimen und Ge-dichten (vgl auch Singen)
Gestalten von Situationen (in allen Fachbereichen) in denen das Kind einen Zugang findet zur Sprache als Werkzeug (Kulturtechnik) zum Problemloumlsen zur Repraumlsen-tation der Welt (Begriffsbildung)
Gestalten von Situationen in denen Sprache einen Zugang zur Beteiligung an ver-schiedenen Lebenswelten ermoumlglicht Gestalten von kommunikativen Situationen in allen Lebensbereichen und Lebenswelten
Personalisierung
Sich selbst sein und werden
Sich und andere anerkennen
Sich austauschen und dazugehoumlren
Mitbestimmen und gestalten
Erwerben und nutzen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation
Literale Erfahrungen
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und der Wissensanwendung
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
20 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Im Fachbereich laquoMathematikraquo geht es um das Erforschen von Gesetzmaumlssigkeiten in der Welt und deren Repraumlsentationen Mathematik eroumlffnet einen Zugang zum Erfassen von Regelmaumlssigkeiten Verhaumlltnissen zwischen Dingen und Ordnungen in Raum und Zeit Gegebenheiten in der Welt werden so verstaumlndlich und vorhersehbar
In diesem Fachbereich geht es um folgende Lernerfahrungen raquo Mathematisieren der Umwelt raquo Orientierung in Raum und Zeit sowie deren Abstraktionen raquo Gedankliche Manipulation von Begebenheiten raquo Repraumlsentation von Verhaumlltnissen
Der Fachbereich legt Handlungsaspekte fest die fuumlr den Erwerb mathematische Kompetenz zentral sind Dabei geht es wenn nicht nur der kognitive Aspekt beruumlck-sichtigt wird um folgende Taumltigkeiten raquo Ordnen veraumlndern unterscheiden vergleichen laquozum Ausdruck bringenraquo (Operieren und Benennen)
raquo Erfahren explorieren erkunden entdecken untersuchen (Erforschen und Argumentieren)
raquo Muster bilden Muster fortsetzen zuordnen (Mathematisieren und Darstellen)
Die ersten Kompetenzstufen insbesondere in laquoZahl und Variableraquo setzen ein Vorstel-lungsvermoumlgen und eine grundlegende Faumlhigkeit zur Mathematisierung voraus Ob-jektpermanenz (Basis fuumlr Klassifikation) ein Verstaumlndnis fuumlr Gleichheit und Unter-schiede die Trennung von Vorher und Nachher sowie die Reihenbildung Vorausgesetzt werden auch praumlnumerische Faumlhigkeiten die fuumlr die Kompetenzen bezuumlglich Groumlssen und Daten wichtig sind Den Kompetenzstufen im Lehrplan 21 vorgelagert sind
Zaumlhlentwicklung Modell der Zahlen-Groumlssen-Verknuumlpfung verbales Zaumlhlen abzaumlh-len 1 1 Zuordnungen aumlquivalente Mengen zuordnen
Koumlrperraum erfahren erkennen und benennen koumlnnen Lagebeziehungen im Raum Raumwahrnehmung (vgl NMG 8)
Zeitkonzepte ndash mit Fokus auf Einteilung der Zeit (TagNacht VorherNachher etc) (Verweis auf NMG 91) Eigenschaften von Materialien und Gegenstaumlnden kennen (prauml-numerische Faumlhigkeiten)
Es laumlsst sich nicht allgemein festlegen wie der Fachbereich Mathematik neben dem Erwerb der grundlegenden Denkfaumlhigkeiten Algorithmen und Strategien (Mathema-tik als Kulturtechnik vgl laquoErwerben und nutzenraquo) der Befaumlhigung der Schuumllerin oder des Schuumllers dient Hier sind die individuellen Interessen Motivationen und Potenzi-ale von grosser Bedeutung
Insbesondere fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen kann Mathematik einen Zugang zu sich selbst und zu anderen Menschen eroumlffnen
Mathematik ist allgegenwaumlrtig Sie kann im Alltag und in verschiedene Lebenswelten erfahren werden Dabei kommt dem Erforschen eine besondere Bedeutung zu Be-vor die Welt mathematisiert werden kann muss sie erfahren werden
Gestalten von Situationen die Zustaumlnde und Veraumlnderungen des eigenen Koumlrpers oder von Gegenstaumlnden in Raum und Zeit erfahrbar machen Zeiterleben
Mathematik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Zahl und Variable
Form und Raum
Groumlsse Funktionen Daten und Zufall
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
21Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Gestalten von Situationen die Strukturen Ordnen des Tuns Konstanz Regelmaumls-sigkeit und GleichheitVerschiedenheit erfahrbar machen ndash als Aufbau von Erwar-tungen bezuumlglich des Verlaufs der Erwartbarkeit von Ergebnissen und der Konse-quenzen des Handelns
Gestalten von Situationen in denen Ordnungen und Strukturen benoumltigt werden um Alltagsprobleme zu loumlsen
In diesem Fachbereich geht es darum den Schuumllerinnen und Schuumllern ausgehend von vier Handlungsaspekten (Welt wahrnehmen sich die Welt erschliessen sich in der Welt orientieren in der Welt handeln) die folgenden vier Perspektiven auf die Welt zu eroumlffnen raquo Natur und Technik raquo Wirtschaft Arbeit Haushalt raquo Raumlume Zeiten Gesellschaften raquo Ethik Religionen Gemeinschaft
Diese sind insbesondere fuumlr eine selbstaumlndige Lebensfuumlhrung von grosser Bedeu-tung Hier lassen sich auch Lerngelegenheiten schaffen zu laquoBildung fuumlr nachhaltige Entwicklungraquo und fuumlr die berufliche Orientierung
Die in diesem Fachbereich relevanten Handlungsaspekte bieten die erforderliche Grundlage fuumlr die Elementarisierung Zum Beispiel koumlnnen unter laquodie Welt wahrneh-menraquo grundlegende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden Es geht nicht nur darum die Welt denkend zu erschliessen sondern auch durch eigenes Handeln Explorieren und durch Versuch und Irrtum Entlang der verschiedenen Kompetenz-bereiche koumlnnen Lerngelegenheiten geschaffen werden die anschlussfaumlhig an die Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller sind und so die Orientierung und das Han-deln in der Welt weiterentwickeln
Gerade im Fachbereich laquoNatur Mensch Gesellschaftraquo bieten die Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerin oder des Schuumllers gute Anknuumlpfungspunkte Ebenso wich-tig ist die Beruumlcksichtigung aktueller Herausforderungen oder Entwicklungsaufga-ben (z B den Schulweg alleine bewaumlltigen)
Je nach Befaumlhigungsbereich eignen sich verschiedene inhaltliche Perspektiven oder draumlngen sich auf (z B laquoAndere anerkennenraquo ndash enger Bezug zu NMG 7 und 12)
Die Kontextualisierung kann entlang der Kompetenzbereiche erfolgen indem Situ-ationen gestaltet werden die eine der Schuumllerin oder dem Schuumller angepasste Aus-einandersetzung mit der Welt erlauben Dabei sind alle vier inhaltlichen Perspektiven des Fachbereichs und alle zentralen Lebensbereiche zu beruumlcksichtigen (Freizeit Haushalt Arbeit Mobilitaumlt Wirtschaft staatsbuumlrgerliches Leben) unterschiedliche Lebensraumlume von Menschen und Tieren (Natur Alltag) und Lebensweisen (Kultur Technik Religion Ethik)
Erfahrungen mit Mathematisierung
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug)
Natur Mensch Gesellschaft
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
22 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Beim Gestalten geht es einerseits um den persoumlnlichen Ausdruck und das aumlstheti-sche Erleben andererseits um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien Materialien und Werkzeugen Im Gestaltungsprozess setzen sich die Schuumllerinnen und Schuumller mit sich selbst auseinander sie experimentieren und entwickeln sie planen und erarbeiten Produkte Dabei zaumlhlt neben dem Produkt auch das Erleben des Prozesses Dies ist Teil des Bildungswerts
Grundlegende laquotechnischeraquo Kompetenzen muumlssen vorgaumlngig aufgebaut werden Dies umfasst beispielsweise das Greifen das Verwenden von Werkzeugen oder andere elementare Fertigkeiten die im weitesten Sinne als Kulturtechniken verstanden wer-den koumlnnen
Grundlegende Erfahrungen mit Gestalten und Erschaffen lassen sich im Spiel ent-wickeln (Funktionsspiele Rollenspiele Konstruktionsspiele Verkleiden) aber auch im Alltag (Umgang mit Werkzeugen technischen Geraumlten Einrichtungsgegenstaumln-den)
Bevor kreative Gestaltungsprozesse erprobt werden koumlnnen muumlssen Erfahrungen im Umgang mit den jeweiligen Medien gemacht werden In kreativen Gestaltungs-prozessen werden diese vertieft und deren Wirkung fuumlr das Produkt erprobt
Der Fachbereich laquoGestaltenraquo eignet sich im besonderen Masse fuumlr die Personalisie-rung Dabei ist von den Interessen und Beduumlrfnissen und Lebenswelten der Schuumlle-rin oder des Schuumllers auszugehen Vorhandene Potenziale und Talente sind zu ent-decken und zu foumlrdern Ein besonders wichtiger Bezug ergibt sich zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoDranbleiben und bewaumllti-genraquo sowie laquoErwerben und nutzenraquo
Bildnerisches textiles und technisches Gestalten hat eine grosse Bedeutung im All-tag und ist relevant fuumlr die Bewaumlltigung verschiedener lebenspraktischer Aufgaben (Problemloumlsen) Entsprechende Erfahrungen sind in zugaumlnglichen inspirierenden Lernumgebungen zu ermoumlglichen Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Be-deutung
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen gemacht werden koumlnnen zu Pro-dukten und ihrer Wirkung auf die Sinne und auf das Empfinden
Gestalten von Situationen in denen verschiedene Gegenstaumlnde und ihre Funktionen erkundet werden koumlnnen
Gestalten von Begegnungen mit Produkten der Kunst und Kultur des Design und der Technik (z B Museum Ausstellung)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit bildnerischen technischen oder tex-tilen Materialien und Werkzeuge ermoumlglichen Gestalten von Situationen in denen bildnerische technische oder textile Produkte nach Vorlage oder frei hergestellt werden
Gestalten
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design
Erfahrungen mit Produzieren und Gestalten
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
23Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Durch Musik koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller selbst erfahren sich ausdruumlcken und mit anderen Menschen in Austausch treten Gleichzeitig ist Musik ein Kulturgut das es zugaumlnglich zu machen gilt Mit Musik koumlnnen Gefuumlhle und Stimmungen aus-gedruumlckt werden ohne dass dazu Sprache erforderlich waumlre
Folgende Grundfaumlhigkeiten gehen den im Lehrplan 21 beschriebenen Kompetenz-stufen voraus
Die Stimme singend benuumltzen mit der Stimme Toumlne erzeugen und etwas zum Aus-druck bringen (vgl SpracheSprechen)
Klaumlnge lokalisieren (vgl SpracheHoumlren)
Den Koumlrper (undifferenziert) zu Musik bewegen oder mit dem Koumlrper (undifferenziert) auf Musik reagieren
Materialien und Instrumente (undifferenziert) bespielen
Auch im Fachbereich Musik lassen sich Interessen und Beduumlrfnisse der Schuumllerinnen und Schuumller aufnehmen und Talente foumlrdern Ein besonderer Bezug besteht zu den folgenden Befaumlhigungsbereichen laquoSich austauschen und dazugehoumlrenraquo laquoSich selbst sein und werdenraquo laquoMitbestimmen und gestaltenraquo
Kulturelle Erfahrungen zu ermoumlglichen ist Teil des Bildungsauftrags Dazu gehoumlren insbesondere
Gestalten von Situationen in denen eigene Praumlferenzen entdeckt und entwickelt wer-den koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen Musik und ihre Wirkungen auf sich und andere erfahrbar wird (Fussballplatz Kino Singen mit anderen)
Gestalten von Situationen in denen vielfaumlltige Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Musikstilen und -traditionen gemacht werden koumlnnen
Gestalten von Situationen in denen musikalische Eindruumlcke uumlber Bewegung Sprache oder Bilder zum Ausdruck gebracht werden
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Musik zum Ausdruck ge-bracht oder praumlsentiert werden
Musik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Singen und Sprechen
Houmlren und Sich-Orientieren
Bewegen und Tanzen
Musizieren
Personalisierung
Kontextualisierung
Aumlsthetische Erfahrungen
Erleben von Synchronisation Resonanz und Wechselspiel
Erfahrungen mit Musik als Kunstform
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
24 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Ausgehend von vorhandenen Kompetenzen koumlnnen bei allen Schuumllerinnen und Schuuml-lern Bewegungen und Bewegungsmuster gefoumlrdert werden beispielsweise durch das Variieren von Zeit (Geschwindigkeit Dauer) Raum (Orientierung Raumwege) und Energie (Krafteinsatz Koumlrperspannung) Dabei gilt es die Bewegungsmoumlglichkeiten der Schuumllerin oder des Schuumllers zu beruumlcksichtigen und wo erforderlich auch den Umgang mit Hilfsmitteln (z B Rollstuhl) in die Umsetzung einzubeziehen
Bei Bedarf muumlssen fehlende Grundfertigkeiten aufgebaut werden Hierzu sei auf die Aktivitaumlten im Bereich laquoMobilitaumltraquo der ICF hingewiesen Folgende Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sind den Kompetenzen im Lehrplan vorgelagert
Koumlrperpositionen stabilisieren veraumlndern wechseln (auch im Wasser)Sich fortbewegen (krabbeln rutschen robben gehen schwimmen)Hand- und Armgebrauch anregen (ziehen schieben greifen tragen stossen loslas-sen drehen fangen)
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der hier genannten Grundbewe-gungsarten und ihrer Variationen
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt der Grundbewegungen an Geraumlten (z B Schaukeln) und mit Unterlagen (z B Rutschbahn) und Rollgeraumlten
Sich und die Umwelt (undifferenziert) wahrnehmen sich mit Bewegung ausdruumlcken
Anbahnung Aufbau und Steigerung der Qualitaumlt des Bewegens im Wasser
Der Fachbereich Bewegung und Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Selbstvertrauens und einer grundlegenden Handlungsfaumlhigkeit Im Sport koumlnnen auch das Dranbleiben und das Uumlberwinden von Schwierigkeiten geuumlbt werden Ins-besondere bei Vorhandensein entsprechender Interessen Talente und Motivationen und durch die Ausgestaltung entsprechender Lerngelegenheiten leistet dieser Fach-bereich fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche einen wichtigen Beitrag
Fast jede Situation hat das Potenzial Bewegungen anzubahnen aufzubauen und zu verbessern Dabei geht es auch um das Bewegen im Alltag um das Wahrnehmen und aktive Gestalten von Bewegungen und um deren Weiterentwicklung Folgende Erfahrungen sind dabei zentral
Gestalten von Situationen in denen Stimmungen durch Bewegung zum Ausdruck gebracht oder praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Bewegungsmuster und Bewegungsfolgen zu Musik entwickeln und praumlsentiert werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportspielen und deren Spielregeln gemacht werden
Gestalten von Situationen in denen Erfahrungen mit Sportgeraumlten gemacht werdenGestaltungen von Situationen in denen Erfahrungen mit der aktuellen Bewegungs- und Sportkultur gemacht werden (z B Sport- oder Spieltag Sportanlaumlsse Wett-kaumlmpfe)
Bewegung und Sport
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Grundbewegungen
Laufen Springen Werfen
Bewegen an Geraumlten und mit verschiedenen Unterlagen oder Rollgeraumlten
Darstellen und Tanzen
Bewegen im Wasser
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten
Erfahrungen mit Bewegungs- und Sportkultur
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
25Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Es gehoumlrt zum Bildungsauftrag den Zugang zu und den Umgang mit analogen und digitalen Medien sicherzustellen Insbesondere fuumlr Kinder mit komplexen Behinde-rungen ermoumlglichen Medien einen Zugang zur Welt den es zu entwickeln gilt Dabei geht es auch um Anwendungskompetenzen beim Bedienen von Geraumlten und um den Umgang mit behindertenspezifischen Hilfsmitteln und technischen Geraumlten
Die dem Lehrplan vorausgehenden Kompetenzen betreffen insbesondere den Um-gang mit Werkzeugen und Geraumlten zur Verarbeitung Speicherung und Uumlbermittlung von Informationen (z B laquoBIGmackraquo Geraumlte der unterstuumltzten Kommunikation ein-fach konfigurierte Smartphones oder Tablets)
Neue und traditionelle Medien sind fuumlr alle Befaumlhigungsbereiche von grosser Bedeu-tung Besondere Bedeutung haben die Bereiche laquoErwerben und nutzenraquo laquoSich aus-tauschen und dazugehoumlrenraquo sowie laquoSich und andere anerkennenraquo (Schutz der eige-nen Privatsphaumlre)
Erfahrungen mit Medien lassen sich in allen Lebensbereichen machen Entsprechend sollen Medien Hilfsmittel zur Kommunikation und zur Orientierung in allen Bereichen eingesetzt werden Wichtig sind dabei insbesondere folgende Erfahrungen
Gestalten von Situationen in denen Medien verwendet (z B Fernsehen Internet) in ihrer Bedeutung erfahren (z B Hilfe anfordern) oder genutzt werden (z B Apps Spiele)
Gestalten von Situationen in denen der Computer oder elektronische Geraumlte zur Alltagsbewaumlltigung (z B Billettautomat) und fuumlr Kommunikation (z B Telefon Ge-gensprechanlage) verwendet werden
Die berufliche Orientierung beinhaltet bei Jugendlichen mit komplexen Behinderun-gen nicht nur eine Vorbereitung auf einen Beruf sondern auch die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben (vgl NMG z B Beschaumlftigung Wohnen Freizeit Umgang mit persoumlnlicher Assistenz Leben in einem Wohnheim) Hier bieten die ICF Lebens-bereiche eine gute Orientierung da es um die Sicherung der Beteiligung (Partizipa-tion) in all diesen Bereichen geht Dazu gehoumlrt auch der Umgang mit der eigenen Behinderung (vgl auch NMG11e laquokoumlnnen Vorstellungen fuumlr ihre Zukunft entwi-ckelnraquo)
Grundsaumltzlich kann hier nur gesagt werden dass die Berufsvorbereitung den indivi-duellen Voraussetzungen angepasst sein muss Vorhandene Konzepte und rechtliche Grundlagen (z B der Invalidenversicherung) sind dabei zu beachten Neben dem Aufbau der erforderlichen Kompetenzen ist es auch wichtig dass die Jugendlichen die Konventionen und Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen und be-ruflichen Situationen kennen und anwenden koumlnnen (z B Gruumlssen unbekannter Per-sonen Hygiene in der Kuumlche) Grundsaumltzlich geht es auch um das Entwickeln der Bereitschaft sich auf Taumltigkeiten einzulassen und berufsspezifische Taumltigkeiten aus-zufuumlhren
Medien und Informatik
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit digitalen und traditionellen Medien
Erfahrungen mit Computer und Informatik
Berufliche Orientierung
Allgemeine Hinweise
Elementarisierung
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
26 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ERWEITERTE FACHBEREICHE
Zentral fuumlr die Berufsvorbereitung sind das Explorieren der eigenen Potenziale Ta-lente und Vorlieben sowie die Erarbeitung eines konstruktiven Umgangs mit den eigenen Einschraumlnkungen Berufs- und Lebensvorbereitung beruumlcksichtigt alle sechs Befaumlhigungsbereiche Es geht um die grundsaumltzliche Befaumlhigung das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu koumlnnen
Es gilt hier vielfaumlltige Erfahrungen zu ermoumlglichen die eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgestaltung und Beschaumlftigung erlauben
Einer Arbeit oder Beschaumlftigung nachgehen arbeiten und sich beschaumlftigen koumlnnen mit anderen gemeinsam in verschiedenen Rollen arbeiten oder beschaumlftigt sein und werden (z B Anweisungen befolgen Ausdauer entwickeln)
Gestalten von Situationen die Erfahrungen mit verschiedenen Arbeits- und Berufs-welten und den darin ausgeuumlbten Taumltigkeiten ermoumlglichen (z B Schnupperlehre auch paumldagogische und kuumlnstlerische Berufe)
Personalisierung
Kontextualisierung
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung
Erfahrungen mit Berufs- und Arbeitswelten
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
27Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Befaumlhigungsbereiche Sich selbst sein und werden
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung einer eigenen Identitaumlt beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt innere Vorgaumlnge zu erleben zu re-gulieren und zu verstehen und diese fuumlr die Entwicklung der eigenen Identitaumlt zu untersuchen zu nutzen und zu beschreiben (primaumlre personale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbstempfinden im Sinne eines sich Gewahrseins als invariantes Selbst Erleben von Koumlrperkohaumlrenz sowie Erleben und Bewaumlltigung von Spannungszustaumlnden
Entwicklung von Urheberschaft die sich in der Entwicklung von Selbstwirksamkeit der Entwicklung eines positiven Faumlhigkeitskonzepts und eines Vertrauens in die eige-nen Staumlrken zeigt
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Selbstausdruck zum Beispiel durch Mitteilen der eigenen Beduumlrfnisse und Wuumlnsche durch aktives Sich-Einbringen und das dazu er-forderliche Erleben von Selbstkohaumlrenz
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung der Faumlhigkeit zu einer Respek-tierung und Wertschaumltzung seiner selbst sowie anderer Menschen und Tiere bezie-hen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt Beduumlrfnisse Eigenschaften Handlungsweisen und Daseinsformen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen wertzuschaumltzen und so Anerkennung zu erleben und zu erweisen (Ver-knuumlpfung personaler und sozialer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Wahrung der eigenen Integritaumlt und derjenigen des Gegenuumlbers etwa der koumlrperli-chen Integritaumlt sowie der Gefuumlhle
Entwicklung der Faumlhigkeit die eigenen Rechte und die Rechte des anderen zu wuumlr-digen und dieser Wuumlrdigung Ausdruck zu verleihen
Entwicklung der Faumlhigkeit Wertschaumltzung zu zeigen und zu erleben (z B wertvolle Eigenschaften bei sich und anderen)
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Entwicklung eines Gemeinschafts- und Zu-gehoumlrigkeitsgefuumlhls beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt sich mit anderen Menschen auszutauschen sich an gemeinsamen Aktivitaumlten zu beteili-gen und sich in Beziehungen einzubringen (primaumlre soziale Kompetenz) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Aufbauen von Vertrauen zu anderen Menschen und zu Tieren und dabei die Faumlhigkeit entwickeln Naumlhe und Distanz zu regulieren Anwesenheit und Abwesenheit zu er-tragen sowie Stabilitaumlt und Sicherheit zu erleben
Sich selbst sein und werden
Selbstempfinden
Urheberschaft
Selbstausdruck
Sich und andere anerkennen
Sich und andere anerkennen
Integritaumlt
Wuumlrdigung
Wertschaumltzung
Sich austauschen und dazugehoumlren
Sich austauschen und dazugehoumlren
Vertrauen
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
28 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Entwicklung der Faumlhigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren einzugehen sich Menschen und Tieren zuzuwenden und ein Gefuumlhl von Zugehoumlrigkeit zu entwi-ckeln
Entwicklung der Faumlhigkeit zum Dialog als wechselseitiger Austausch als Resonanz der eigenen Handlungen und des eigenen Erlebens im Anderen als ein laquoSehen und gesehen werdenraquo
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Gestaltung der eigenen Lebenswelt und auf die Mitbestimmung bei Entscheidungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller wer-den befaumlhigt sich aktiv in unterschiedlichen Lebenswelten einzubringen diese zu verstehen zu erkunden und gemeinsam mit anderen zu gestalten (Verknuumlpfung so-zialer und methodischer Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird be-faumlhigt zu
Aufbau von Kooperationen mit anderen Menschen also der Faumlhigkeit sich auf ge-meinsame Taumltigkeiten in verschiedenen Lebenswelten einzulassen und dabei das eigene Verhalten oder die Vorgehensweisen abzustimmen und Regeln zu befolgen
Entwicklung der Konfliktfaumlhigkeit als eine Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln die soziale Situation wahrzunehmen und alternative Vorgehensweisen aufzunehmen und auszuprobieren
Entwicklung der Gestaltungskraft als Faumlhigkeit in sozialen Situationen kreativ aktiv zu werden Entscheidungen zu treffen Prozesse zu gestalten und etwas zu schaffen
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf eine allgemeine Problemloumlsefaumlhigkeit beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befaumlhigt ein breites Repertoire an Strategien und Fertigkeiten zu entwickeln die sie zur Loumlsung verschiedenster Aufgaben und Problemstellungen verwenden koumlnnen (methodische Kompetenzen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung einer Orientierung in der Welt sowie der Faumlhigkeit Strukturierungen vorzunehmen und sich bezuumlglich Ablaumlufe Orte und Zeiten zurecht zu finden Das Kind oder dieder Jugendliche entwickelt die Faumlhigkeit Situationen zu beurteilen und sich entsprechend zu organisieren
Entwicklung der Faumlhigkeit sich die Welt zu erschliessen darin Gesetzmaumlssigkeiten zu erkennen Informationen aufzunehmen und zu nutzen die zur Lebensbewaumlltigung wichtig sind
Erwerb Entwicklung Erprobung und Anwendung zweckmaumlssiger Vorgehensweisen und Strategien um die sich im Leben stellenden Probleme wirksam angehen zu koumlnnen
Bindungen
Dialog
Mitbestimmen und gestalten
Mitbestimmen und gestalten
Kooperation
Konfliktfaumlhigkeit
Gestaltungskraft
Erwerben und nutzen
Erwerben und nutzen
Orientierung in der Welt
Erschliessen der Welt
Vorgehensweisen und Strategien
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
29Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
BEFAumlHIGUNGSBEREICHE
Aspekte der Befaumlhigung die sich auf die Uumlberwindung von Schwierigkeiten Konflik-ten oder Herausforderungen beziehen Die Schuumllerinnen und Schuumller werden befauml-higt neue Herausforderungen zu erkennen sich auf neue Sachverhalte einzulassen und dabei die eigenen Gefuumlhle Erfahrungen und Gedankengaumlnge zur Uumlberwindung von Widerstaumlnden zu nutzen (Verknuumlpfung personaler und methodischer Kompeten-zen) Das Kind oder dieder Jugendliche wird befaumlhigt zu
Entwicklung von Selbststaumlndigkeit etwa der Faumlhigkeit sich selbst zu regulieren sel-ber Handlungen zu initiieren und eigene Ressourcen zu aktivieren
Entwicklung von Ausdauer und Durchhaltevermoumlgen etwa bei der Uumlberwindung von Hindernissen oder beim Verfolgen eigener Ziele
Entwicklung von Flexibilitaumlt die es erlaubt sich neuen Begebenheiten anzupassen Loumlsungsvorschlaumlge anderer fuumlr eigene Problemloumlsung zu nutzen und Interesse an Neuem zu entwickeln
Dranbleiben und bewaumlltigen
Dranbleiben und bewaumlltigen
Selbststaumlndigkeit
Ausdauer
Flexibilitaumlt
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
30 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Anwendung der erweiterten FachbereicheErweiterung der Fachbereiche konkret
Wenn Schuumllerinnen und Schuumller nicht entlang der im Lehrplan 21 beschriebenen Kom-petenzaufbauten lernen muss grundsaumltzlich geklaumlrt werden wo und wie die Fachbe-reiche erweitert werden sollen Dabei muumlssen alle Fachbereiche und alle Zyklen in den Blick genommen werden denn letztlich geht es um die Gewaumlhrleistung einer moumlglichst optimalen Bildung bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit Die einseitige Reduktion der Anforderungen auf entwicklungslogisch fruumlher erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (laquoVorlaumluferkompetenzenraquo) wird diesem Anspruch nicht gerecht
Die Fachbereiche sind mehr als nur laquoGeruumlsteraquo fuumlr den Aufbau von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Neben den Kompetenzaufbauten im Lehrplan 21 bieten Perspektiven der Befaumlhigung und des Erfahrungsaufbaus wichtige Orientierungspunkte fuumlr die Ent-wicklung Festlegung Umsetzung und Uumlberpruumlfung der individuellen Bildungsziele
Im Folgenden wird beispielhaft ausgefuumlhrt wie diese Ausweitung (Elementarisie-rung Personalisierung Kontextualisierung) vorgenommen werden kann Sie ge-schieht immer vor dem Hintergrund der Lebenssituation der Schuumllerin oder des Schuumllers und beruumlcksichtigt raquo Interessen Potenziale und Bereitschaften raquo Kontextfaktoren wie Umwelt Alter Geschlecht Herkunft raquo vorhandene Faumlhigkeiten und Fertigkeiten raquo vorhandene Funktionseinschraumlnkungen
Eine Elementarisierung der Kompetenzaufbauten in den Fachbereichen kann erreicht werden durchErweiterung der Kompetenzstufen so dass auch grundlegende fruumlhere oder einshyfachere Faumlhigkeiten und Fertigkeiten enthalten sind Beispiel D1C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Gespraumlchen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigenraquo Erste Kompetenzstufe laquokoumlnnen in einer vertrauten Ge-spraumlchssituation dem Gesprochenen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo Grundle-gender ist laquokoumlnnen in vertrauten Situationen lautlichen Aumlusserungen anderer Men-schen folgen und ihre Beteiligung zeigenraquo
Fokussierung auf eine Faumlhigkeit oder Fertigkeit innerhalb einer KompetenzstufeBeispiel oben Fokussierung ausschliesslich auf laquokoumlnnen lautlichen Aumlusserungen anderer Menschen folgenraquo
Auswahl einzelner Kompetenzstufen waumlhrend andere weggelassen werdenBeispiel Entwicklung der nonverbalen Anteile (laquokoumlnnen Tonfall einer Stimme deu-tenraquo laquokoumlnnen nonverbale Mittel deutenraquo laquokoumlnnen Emotionen der sprechenden Per-son einschaumltzenraquo) der Kompetenz D1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Laute Silben Stimmen Geraumlusche und Toumlne wahrnehmen einordnen und verglei-chen Sie koumlnnen ihren rezeptiven Wortschatz aktivieren um das Gehoumlrte angemes-sen schnell zu verstehenraquo
Einfachere Ausfuumlhrung einer Kompetenz als gemaumlss Zyklus erwartetBeispiel MA2B1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen geometrische Beziehun-gen insbesondere zwischen Laumlngen Flaumlchen und Volumen erforschen Vermutungen formulieren und Erkenntnisse austauschenraquo Kompetenzstufe laquoexperimentieren mit dem Spiegelraquo
Kompetenzen Befaumlhigung und Erfahrungen uumlber drei Zyklen
ElementarisierungKompetenzbezug
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
31Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Handlung fokussieren statt Reflexion der HandlungBeispiel NMG13 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammenhaumlnge von Er-naumlhrung und Wohlbefinden erkennen und erlaumluternraquo Stattdessen laquoDie Schuumllerin der Schuumller kann Bezuumlge zwischen Ernaumlhrung und Wohlbefinden erfahren und diese Erfahrung in einem Ausdruck mitteilenraquo
Statt laquokoumlnnenraquo andere Begriffe wie etwa laquoerfahrenraquo waumlhlenBeispiel MU1A1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich singend in der Gruppe wahrnehmen und ihre Stimme im chorischen Singen differenziert einsetzenraquo wie folgt formulieren laquoDie Schuumllerinder Schuumller erfaumlhrt sich singend in der Gruppe und kann ihreseine Stimme (differenziert) einsetzenraquo
Eine Personalisierung der mittels Fachbereiche angeregten Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt kann erreicht werden durch
Sicherung des Erlebens von SelbstwirksamkeitLerngelegenheiten schaffen in denen der Schuumllerdie Schuumllerin etwas bewirken kann Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist eine Voraussetzung fuumlr Lernen dazu gehoumlren Erleben von Kompetenz Erleben von sozialem Eingebundensein Erleben von Autonomie Beispiel Schuumller uumlbernimmt die Bedienung des elektronischen Hilfs-mittels welches die Aktivitaumlt der anderen SchuumllerinnenSchuumller steuert
Beruumlcksichtigung der Interessen der Schuumllerindes SchuumllersInteressen bei der Auswahl des Lerngegenstandes des Lebensweltbezugs oder der Auswahl von Lernstrategien oder Hilfsmitteln beruumlcksichtigen Beispiel Interesse an Dinosauriern nutzen fuumlr Erarbeitung von Ordnungen wie laquogroumlsserkleinerraquo (vgl MA1A1a)
Explorieren der PotenzialeManche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten werden nur sichtbar wenn es Gelegenheiten gibt in denen diese erprobt und entwickelt werden koumlnnen Beispiel Kreatives Po-tenzial mit Malprogrammen auf dem Computer entdecken
Nutzen von Talenten und BegabungenWo immer sich Talente oder Begabungen zeigen eroumlffnet sich eine vertiefte Moumlglich-keit zur Auseinandersetzung mit sich anderen Menschen oder der Umwelt Beispiel Durch Mitwirken in einer Band oder beim Theaterspielen werden entsprechende Talente oder Begabungen sichtbar (Musizieren Darstellen und Tanzen)
Respektieren von Freiheiten Die aktive Auseinandersetzung mit sich anderen und der Umwelt gelingt wenn sie zumindest ansatzweise selbstbestimmt ist Wer keine Wahlmoumlglichkeiten erhaumllt kann auch spaumlter im Leben keine wichtigen Entscheidungen treffen Beispiel Unter-stuumltzen und begleiten zur Klaumlrung eigener Vorlieben und beim Erproben von Ent-scheidungen (z B Handlungsalternativen bei alltaumlglichen Arbeiten abwaumlgen den Entscheid erproben und Erfahrungen reflektieren WAH51e)
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
32 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der im Lehrplan vorgesehene Bezug zu den Lebenswelten der Schuumllerinnen und Schuumller kann dahin erweitert werden dass auch konkrete Erfahrungen moumlglich sind und diese im Sinne des Bildungsauftrags genutzt werden Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse koumlnnen wie folgt direkt (statt reflektie-rend) erkennbar gemacht werden
Lernen in Alltagssituationen statt im FachunterrichtAlltagssituationen wie Schulweg bewaumlltigen Mittagessen Pflegesituationen oder Therapien koumlnnen fuumlr Bildungsprozesse genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuuml-lerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo D3C1a laquokoumlnnen dieden Gespraumlchspartnerin als Gegenuumlber wahrnehmen und mit ihrihm in Kontakt tretenraquo kann in Situationen angebahnt werden in denen ein Kommunikationsbedarf vorhanden ist
Bezuumlge schaffen zwischen Erfahrungen und fachspezifischem WissenBevor Kinder selber mit Lesen beginnen sammeln sie viele Stunden lang die unter-schiedlichsten Erfahrungen mit Literalitaumlt Ihnen wird aus Bilderbuumlchern vorgelesen beim Beobachten von schreibenden Erwachsenen beginnen sie die Funktionen der Schriftsprache zu erfassen durch eigenes Kritzeln beginnen sie zu verstehen dass hinterlassene Spuren gelesen werden koumlnnen Fachspezifisches Wissen kann zu-mindest in Ansaumltzen durch Erfahrungen erschlossen werden
In lebensnahen Situationen handeln statt Erkenntnisse erweiternAbstraktes Wissen zu erweitern ohne zuvor konkret in lebensnahen Situationen das relevante Handlungswissen aufgebaut zu haben ist nicht moumlglich Entsprechend muumlssen lebensnahe Situationen geschaffen oder genutzt werden Beispiel D3C1 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen sich aktiv an einem Dialog beteiligenraquo erfor-dert vielfaumlltige Situationen in denen das Kind den Zusammenhang zwischen laquoFra-genraquo und laquoAntwortenraquo erfaumlhrt und spielerisch an verschiedene typische Gespraumlchs-ablaumlufe herangefuumlhrt wird
Erfahrungen sammeln statt Erfahrungen reflektieren Bevor Schuumllerinnen und Schuumller uumlber ihre Erfahrungen reflektieren koumlnnen muumlssen sie die Gelegenheit erhalten entsprechende Erfahrungen zu sammeln Erfahrungen sind situativ gebunden Entsprechend muumlssen Lernsituationen so gestaltet werden dass authentische Erfahrungen gemacht werden koumlnnen
Lernsituationen anschlussfaumlhig an verfuumlgbare Erfahrungen gestaltenHat eine Schuumllerin bisher primaumlr Erfahrungen mittels senso-motorischen Zugaumlngen gesammelt werden neue Erfahrungen eher zugaumlnglich wenn diese aumlhnliche Aneig-nungsmodalitaumlten voraussetzen Beispiel MA1A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen flexibel zaumlhlen Zahlen nach der Groumlsse ordnen und Ergebnisse uumlberschla-genraquo Anstelle laquovorwaumlrts- und ruumlckwaumlrts zaumlhlenraquo (MA1A2b) koumlnnen Situationen geschaffen werden in welchen Kinder kommen und gehen oder das Prinzip des Zaumlhlens mit Gegenstaumlnden erfahrbar gemacht wird
Lernsituationen anschlussfaumlhig an zukuumlnftige Lebenswelten gestaltenLernsituationen koumlnnen auch Erfahrungen vorwegnehmen welche fuumlr das spaumltere Leben oder Lernen von grosser Bedeutung sind Beispiel Die Kompetenz BG2A2 laquoDie Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen eigenstaumlndig bildnerische Prozesse alleine oder in Gruppen realisieren und ihre Bildsprache erweiternraquo umfasst auch das Zu-lassen von Unbekanntem und das Reagieren auf Unerwartetes In spielerischer Aus-einandersetzung kann hier die fuumlr das Erwachsenenleben wichtige Faumlhigkeit entwi-ckelt werden mit unerwarteten Situationen oder Entwicklungen umzugehen
KontextualisierungErfahrungsbezug
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
33Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Fuumlr jede Schuumllerin und jeden Schuumller mit verstaumlrkten Massnahmen wird eine Foumlr-derdiagnose erstellt ndash wenn auch nicht genau gleich in verschiedenen Kantonen oder Schulen Der foumlrderdiagnostischen Abklaumlrung voraus geht eine Situationsbeschrei-bung Die Beschreibung der Lebens- und Schulsituation der Schuumllerin oder des Schuuml-lers fasst die wichtigsten Informationen zu Alter Geschlecht medizinischer Diagnose Gesundheitszustand Schulsituation und Lebenssituation zusammen (vgl Bildungs-plaumlne fuumlr laquoNinaraquo laquoLeoraquo und laquoDinoraquo in Kapitel 6)
Die foumlrderdiagnostische Erfassung und die Beurteilung werden heute nicht in allen Kantonen gleich gehandhabt Zukuumlnftig wird die Orientierung an den erweiterten Fachbereichen bei der Einschaumltzung des Lernstandes an Bedeutung gewinnen Mit einer summativen Beurteilung werden bisherige Lernprozesse bilanziert die forma-tive Beurteilung ist Grundlage fuumlr Bildungsplan und eine prognostische Beurteilung ermoumlglicht die Einschaumltzung des Potenzials zur Erreichung der Bildungsziele bis zum Ende des Zyklus oder der obligatorischen Schulzeit 3
Durch Systematisierung foumlrderdiagnostischer Informationen werden die Bezuumlge zu den erweiterten Fachbereichen leichter erkennbar raquo Gesundheitszustand und Funktionseinschraumlnkungen (Diagnose gemaumlss ICD Koumlrperfunktionen gemaumlss ICF)
raquo Verfuumlgbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten (Aktivitaumlten gemaumlss ICF) raquo Hilfsmittel und Umweltanpassungen (Umweltfaktoren gemaumlss ICF) raquo Entwicklungs- und Bildungspotenziale wie Interessen Vorlieben Motivationen und Bewaumlltigungsstrategien (personbezogene Faktoren in ICF)
Aus allen vorliegenden Unterlagen (Fachberichte foumlrderdiagnostische Erfassung SSG SAV Lernberichte etc) werden die fuumlr den Bildungsplan relevanten Informati-onen zusammengetragen und geordnet
Im Bildungsplan wird festgelegt welche Kompetenzen aufgebaut welche Befaumlhigun-gen angestrebt und welche Erfahrungen ermoumlglicht werden sollen Der Bildungsplan wird fuumlr ein Schuljahr allenfalls auch fuumlr einen Zyklus oder eine Schulstufe erstellt Der Bildungsplan ist immer auch eingebettet in eine alle Zyklen umfassende Planung bis zum Ende des 3 Zyklus respektive dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit So wird sichergestellt dass die Bildungsplanung sich nach vorne orientiert Fuumlr die Erstellung des Bildungsplans sind die erweiterten Fachbereiche ndash und nicht die Le-bensbereiche der ICF ndash zu verwenden
Sonderschulen mit einem besonderen Profil koumlnnen zu diesem Zweck gemeinsame Grundlagen ausarbeiten etwa im Sinne einer auf die lokalen Verhaumlltnisse ausgerich-teten Erweiterung der Fachbereiche Wo sinnvoll koumlnnen diese fuumlr die einzelnen Zyk-len oder Stufen konkretisiert werden um sie besser aufeinander abstimmen zu koumlnnen
Basierend auf den zusammengetragenen Informationen wird nun der Bildungsplan erstellt Wenn nicht schon als Teil der Foumlrderdiagnostik erfolgt muumlssen die foumlrder-diagnostischen Informationen mit den Anforderungen des Lehrplans 21 verglichen
Foumlrderdiagnostische Erfassung
Auch eine Beurteilung des Lernstandes
Relevante Informationen ordnen
Integration der Foumlrderplanung in den Bildungsplan
Erstellung des Bildungsplans
Bildungsplan als Zusammenfuumlhrung
3 vgl Lehrplan 21 Grundlagen Lern- und Unterrichtsverstaumlndnis Beurteilung
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
34 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
werden Die Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte werden bei der Bildungsplanung systematisch beruumlcksichtigt Die Erstellung des Bildungsplans erfolgt in drei Schrit-ten ausgehend von der Erweiterung der Fachbereiche des Lehrplans 21
Als erstes werden die aufzubauenden Kompetenzen definiert Dies geschieht entlang der in den Fachbereichen ausgewiesenen Kompetenzbereiche und deren Erweite-rungen Es basiert auf den zusammenfassenden Aussagen zu den Aktivitaumlten die aufzeigen welche Kompetenzen bei der Schuumllerin dem Schuumller vorhanden sind Es gilt die Frage zu beantworten was gelernt werden soll
In einem zweiten Schritt werden ausgehend von den Potenzialen Bereitschaften und Interessen des Einzelnen die relevanten Befaumlhigungen in den verschiedenen Befaumlhi-gungsbereichen festgelegt (z B laquoSelbstausdruckraquo aus dem Befaumlhigungsbereich laquoSich selbst sein und werdenraquo siehe Befaumlhigungsbereiche S 11f) Es geht darum die Schuumllerin oder den Schuumller zu einem laquoerfuumlllten Lebenraquo zu befaumlhigen Es gilt die Frage zu beantworten wozu gelernt werden soll
In einem dritten Schritt wird der Bezug zu den Erfahrungsbereichen gesichert damit alle zentralen Lebenswelten erkundet werden koumlnnen Bisherige Erfahrungen aber auch zukuumlnftige Lebenswelten sollen bei der Gestaltung der Lernwelt beruumlcksichtigt werden Es geht um die Gestaltung von Situationen die das Erkunden der Erfah-rungsbereiche ermoumlglichen Die Schuumllerinnen und Schuumller sollen sich beteiligen koumlnnen Zu behandelnde Themen oder Inhalte sowie aufzubauende Kenntnisse wer-den dadurch direkt erfahrbar und erschliessbar Es gilt die Frage zu beantworten wo gelernt werden soll
Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen muss eine individuell angemessene Zusammenfuumlhrung dieser drei Erweiterungen gefunden werden Dies gelingt wenn Lernumgebungen geschaffen werden in denen Schuumllerinnen und Schuumller Erfahrungen in authentischen Situationen machen koumlnnen (Erfahrungsbe-reich) die Bedeutung dieser Erfahrung fuumlr sich selber ausdruumlcken koumlnnen (Befaumlhi-gungsbereich) und sich bewusst werden (Freude haben eine Strategie angeeignet zu haben) uumlber welche neue Kompetenz sie verfuumlgen (Kompetenzbereich) Es genuumlgt nicht Schuumllerinnen und Schuumller nur Erfahrungen in den verschiedenen Lebenswel-ten oder Lebensbereichen zu vermitteln Ebenso waumlre es falsch nur an isolierten Faumlhigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten Genauso wenig wuumlrde der Bildungsauftrag erfuumlllt wenn Schuumllerinnen und Schuumller ohne Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Lehrplans ausschliesslich entlang ihrer Interessen und Potenziale gefoumlrdert wuumlrden Die oben beschriebenen Erweiterungen geben Hinweise fuumlr die Gestaltung der Schul- und Alltagssituationen so dass sie dem einzelnen Schuumller oder der einzelnen Schuuml-lerin Gelegenheiten zum Lernen bieten Die elementarisierten Kompetenzbereiche verweisen auf das was gelernt werden soll (laquoWASraquo) Mit dem Bezug zu einem Befauml-higungsbereich wird festgelegt welches Ziel damit verfolgt werden soll (laquoWOZUraquo) Die Lebenswelten in welchen (informelles) Wissen und Kenntnisse erworben und Erfahrungen gemacht werden definieren den Kontext in dem das Lernen stattfinden soll (laquoWOraquo)
Die Voraussetzungen der Schuumllerin oder des Schuumllers werden im Rahmen der Ab-klaumlrung des Sonderschulbedarfs oder des Foumlrderdiagnostischen Prozesses gene-riert (vgl Abschnitt Foumlrderplanung und Bildungsplanung) Die Wahl von Hilfsmitteln Strategien oder Materialien (z B Lehrmittel) wird erst als Teil der Planung von Un-terrichts- oder Lernsequenzen vorgenommen (Didaktisierung)
ElementarisierungKompetenzbezug
PersonalisierungBefaumlhigungsbezug
KontextualisierungErfahrungsbezug
Zusammenfuumlhrung
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
35Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Der Bildungsplan eignet sich als Grundlage fuumlr die interdisziplinaumlre Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller Beteiligten Er unter-stuumltzt die Zusammenarbeit zwischen den Fachpersonen der unterschiedlichen Pro-fessionen (Therapeutinnen und Therapeuten Sozialpaumldagoginnen und -paumldagogen Assistierenden und paumldagogischen Mitarbeitenden Regellehrpersonen und Schulischen Heilpaumldagoginnen und Heilpaumldagogen) Er ermoumlglicht Absprachen eine zielfuumlhrende Aufgabenteilung und eine gemeinsame Ausrichtung der Bildungsbemuumlhungen
Der Lehrplan 21 erfordert die Bereitstellung differenzierter Unterrichtsangebote das Ermoumlglichen individueller Lernwege und die zielgerichtete Begleitung des Ler-nens Bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit komplexen Behinderungen ist die didakti-sche Umsetzung des Bildungsplans eine besondere Herausforderung
Die Lektionentafel stellt sicher dass alle Kinder etwa gleich viel Lernzeit fuumlr den Kompetenzerwerb in den verschiedenen Fachbereichen erhalten Dieser raumlumlich-zeitliche Rahmen ist fuumlr alle Schuumllerinnen und Schuumller wichtig auch wenn die Lern-zeit individuell auf die Beduumlrfnisse angepasst wird Fuumlr den Erwerb der Kompetenzen in den Fachbereichen muumlssen angemessene Lerngelegenheiten zur Verfuumlgung ge-stellt werden Der Bildungsplan muss dahin konkretisiert werden dass deutlich wird wann wo was gelernt wird
Elementarisierung Personalisierung und Kontextualisierung sind nicht nur fuumlr die Erweiterung der Fachbereiche relevant Werden sie zueinander in Beziehung gesetzt erlauben sie eine didaktische Analyse von Lernsettings und die Planung von Anpas-sungen (vgl Abbildung 4) raquo Auswahl und Festlegung des Lerngegenstandes vor dem Hintergrund elementarisierter Kompetenzen Was wird gelernt
raquo Auswahl und Festlegung der Lernziele vor dem Hintergrund der Befaumlhigung Wozu wird es gelernt
raquo Auswahl und Festlegung des Lernsettings vor dem Hintergrund der Lern- und Lebenswelten Wo wird was wozu gelernt
Interdisziplinaumlre Zusammenarbeit
Didaktische Umsetzung und Uumlberpruumlfung
Unterricht und Planung von Anpassungen
Raumlumlich-zeitlicher Rahmen
Erweiterung angewendet auf Unterrichtssettings
HilfsmittelStrategienLehrmittel
Kompetenzenin Fachshy bereich
Befaumlhigungder Person
Vorausshy setzungen des Kindes
Lernshy und Lebenswelt
Wer
Wie
Was Personalisierung
WozuElementarisierung
Kontextualisierung
Wo
Abbildung 4 Gestaltung von Lerngelegenheiten
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
36 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
ANWENDUNG DER ERWEITERTEN FACHBEREICHE
Liegen bei Schuumllerinnen und Schuumllern Funktionseinschraumlnkungen vor muumlssen meist weitergehende Anpassungen im Unterricht vorgenommen werden Bei Kindern mit kognitiven Beeintraumlchtigungen sind auch die leistungsdifferenzierenden Aufgaben in den regulaumlren Lehrmitteln ungeeignet Sind Sinnesfunktionen eingeschraumlnkt muumls-sen andere Lernwege entwickelt individuelle Lehrmittel erarbeitet werden Instruk-tion ist nicht immer moumlglich dann sind grundlegendere Formen des Austauschs und der Begleitung bei der Erkundung der Welt gesucht Es braucht alternative Modali-taumlten der Interaktion und den Einsatz spezifischer Hilfsmittel
Von grosser Bedeutung ist hier auch die Verbesserung oder Erhaltung der Funkti-onsfaumlhigkeit
Mit Blick auf die Lernunterstuumltzung und die Erfuumlllung des Bildungsauftrags trotz Vorhandensein von Funktionseinschraumlnkungen ist es wichtig alle Aspekte der Befauml-higung hinsichtlich der Frage zu pruumlfen ob diese voraussichtlich gefaumlhrdet ist wenn keine auf das Kind abgestimmten Anpassungen vorgenommen werden Es geht da-rum Anpassungen bereitzustellen die den Kompetenzaufbau und die Befaumlhigung unterstuumltzen oder Barrieren zu entfernen
Der Lernverlauf wird ausgehend von der Bildungsplanung regelmaumlssig uumlberpruumlft Dies kann quartalsweise halbjaumlhrlich oder jaumlhrlich stattfinden im Schulischen Standortgespraumlch oder anderen Gefaumlssen Die Bildungsergebnisse und insbesondere die Erweiterung der Befaumlhigung werden z B im Lernbericht oder Zeugnis festgehalten
Anpassungen im Unterricht
Uumlberpruumlfung
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
37Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Nina ist 5 Jahre alt besucht seit 6 Monaten den Kindergarten in einer Sonderschule lebt im Internat jedes zweite Wochenende verbringt sie zuhause Nina geht gegenwaumlrtig nur halbtags in die Schule ab naumlchstem Schuljahr wird sie die Schule ganztags besuchen Der Bildungsplan ist auch Grundlage fuumlr die Foumlrderung in der Wohngruppe zwischen Internat und Schule finden regelmaumlssige Absprachen statt Nina ist vollstaumlndig auf Hilfe anderer angewiesen sie hat ein schwieriges familiaumlres Umfeld Demnaumlchst ist eine zweite Abklaumlrung mit der Low Vision Fachstelle geplant
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenLabiler Gesundheitszustand laumlngere Schlafphasen auch tagsuumlber haumlufig krank oft verschleimte Atemwege (erfordert Ab-klopfen des Brustkorbs) Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (basal-perzeptive Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Sehfaumlhigkeit noch unklar) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewe-gungsbezogenen Funktionen (Reflexe behindern die freie Bewegung schwacher Koumlrpertonus) Beeintraumlchtigung emotionaler Funktionen (gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) Phase 1) Beeintraumlchtigung der Funktionen im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem
Hilfsmittel UmweltanpassungenRollstuhl Korsett Beinschiene Stehbrett zur Unterstuumltzung der Koumlrperpositionen und Fortbewegung im Alltag vollumfaumlng-lich auf fremde Hilfe angewiesen laquoBIGmackraquo zur Kommunikationsanbahnung laquoPowerLinkraquo fuumlr Bedienung von Geraumlten Einsatz von Kausaumlckchen
Unterrichtsergaumlnzende MassnahmenPhysiotherapie (2 StundenWoche) Logopaumldie (1 StundeWoche) Low Vision Training im Rahmen des Unterrichts (von der Schulischen Heilpaumldagogin angeleitet temporaumlre Unterstuumltzung durch Fachperson)
AktivitaumltenOrientiert sich an sinnlichen Erfahrungen kann Laute produzieren reagiert auf Sprache beginnt sich an Ritualen des Tages-ablaufs zu orientieren beginnt vertraute Situationen und Personen wiederzuerkennen kann elementare Gefuumlhle ausdruumlcken
Entwicklungsshy und BildungspotenzialeInteresse an Geruumlchen und akustischen Ereignissen reagiert positiv auf vertraute Personen zeigt Freude und Widerwillen Interesse am Greifen
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Kommunikative Moumlglichkeiten sichern und erweitern (Kommunikation) raquo Intentionale Kommunikation anbahnen und unterstuumltzen (Kommunikation) raquo Teilnahme an und Uumlbernahme von Teilhandlungen in Alltags- und Pflegesituationen (Selbstversorgung) raquo Erweiterung der Moumlglichkeiten der Nahrungsaufnahme (inkl Schlucken Kauen) (Selbstversorgung)
Fuumlr Nina aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbstausdruck (I Sich selbst sein und werden) raquo Dialog (III Sich austauschen und dazugehoumlren) raquo Orientierung in der Welt (V Erwerben und nutzen)
Ausgestaltung von BildungsplaumlnenNina Mehrfachbehinderung Sonderschule 1 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
38 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen
Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1A1 Lokalisiert Stimme anderer PersonenD1C1 Haumllt Aufmerksam-keit aufrecht bei Lautaumlusse-rungen des Gegenuumlbers (vertraute Situationen)D3A1 Bildet vielfaumlltigere und laumlnger andauernde Laut aumlusserungen
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Ermoumlgli-chen sich uumlber Laute und Mimik auszudruumlcken
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Grunderfahrung von laquoTurn-Takingraquo ermoumlglichen
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommuni-kation raquo 1 1 Situationen in reizar-mer Umgebung
raquo Spielerische dialogische Situationen schaffen
Literale Erfahrungen raquo Theater (Di-Nachmittag) raquo Einbezug von Versen in Pflege- und Esssituationen
raquo An Vorlesesituationen teilhaben
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Beteiligung raquo In Essens- und Pflege-situationen Aumlusserungen einfordern und auf Aumlusserungen reagieren
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissenserwerbs raquo Alltagsablaumlufe unterstuumlt-zenvisualisieren mit laquolesbarenraquo Bedeutungs-traumlgern (Gegenstaumlnde oder Fotos)
Mathematik MA2 Form und Raum
MA2C1 MA2C3 Erfaumlhrt Koumlrper und raumlumliche Situationen
I Sich selbst sein und werden Selbstempfinden Eigenen Koumlrper in unterschiedlichen Lagen erfahren (z B Aufstehen Sitzen Liegen mit und ohne Korsett)
Erfahrungen mit Koumlrper Raum und Gegenstaumlnden raquo Vielfaumlltige Bewegungs-moumlglichkeiten und Raum-Lageveraumlnderungen im Schulalltag (z B im Wasser im Little Room Verwendung von Stehbrett oder Aufstehrollstuhl)
raquo Teilhabe an fuumlr Alter und sozialen Kontext typischen Koumlrperpositionen (z B Stehen beim Kochen)
Bildungsplan
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
39Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Ge-sundheitNMG2 Tiere Pflanzen und LebensraumlumeNMG7 Lebensweise und Le-bensraumlume von Menschen erschliessenNMG9 Zeit Dauer und Wan-del verstehen
NMG11 Nimmt sich und andere wahrNMG12a Kann subjektives Wohlbefinden (nonverbalLaute) ausdruumlckenNMG12b Kann sich gegen unangenehme Handlungen an ihrem Koumlrper abgrenzen (nonverbalLaute)NMG21 Erfaumlhrt und erkundet Tiere und Pflanzen in ihren Lebensraumlumen NMG22 Erfaumlhrt und erkundet Sonne Luft Wasser Boden und SteineNMG71a Erfaumlhrt und erkundet Alltagswelten NMG91 Erfaumlhrt elementare Zeitbegriffe
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Sicherstellen eigener Integritaumlt (auch in Gruppen) durch Begleitper-son
V Erwerben und Nutzen Orientierung in der Welt Sich zurechtfinden (z B wahrnehmbare Strukturie-rungen des Tagesablaufs Erfahrungen mit Tieren)
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Erkundungen im Freien mit Tieren und Pflanzen
raquo Wiederkehrende Rituale mit Erfahrungen des Wohlbefindens und der koumlrperlichen Integritaumlt
raquo Teilhabe an verlaumlsslich und regelmaumlssig wiederholen-den Ablaumlufen in der Gruppe (Rituale Tagesablauf)
Erfahrungen mit unter-schiedlichen Lebensraumlumen raquo Teilhabe an unterschiedli-chen Gruppengeschehnis-sen (Morgenkreis Aus-fluumlge Garten) mit vertrauten Menschen
Erfahrungen mit strukturier-ten Zeitablaumlufen raquo Wiederkehrende Rituale
Gestalten Bildnerisches Gestalten BG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG2D1 Erfaumlhrt Eigen-schaften und Wirkungen von Materialien (Fingerfarben) und Werkzeugen (Schwaumlm me) TTG2A2a Erfaumlhrt und erkundet Materialien und Objekte aus ihrer Lebens-welt spielerisch
V Erwerben und Nutzen Erschliessen der Welt Informationen aufnehmen (z B Ton Farbe Einsatz von Werkzeugen)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Erkundungen und Ausein-andersetzung mit ver-schiedenen Materialien und Werkzeugen (Auffor-derungscharakter von Situationen sichern) in thematischen Einheiten (1 1)
Musik MU1 Singen und SprechenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren MU3 Bewegen und Tanzen
MU1A1 Nimmt sich laquotoumlnendraquo wahrMU2A1 Nimmt Umwelt und musikalische Elemente houmlrend wahrMU3A1 Macht mit dem Koumlrper musikbezogen Erfahrungen
IV Mitbestimmen und Gestalten Kooperation Mitbestim-mung ermoumlglichen bei gemeinsamen Taumltigkeiten (z B Ablehnung respektie-ren)
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Vielfaumlltige musikalische Erfahrungen insbeson-dere der Synchronisation und des Abwechselns in Spielsituationen und Ritualen
Bewegung und Sport BS3 Darstellen und Tanzen BS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS3A1a Nimmt sich mit verschiedenen Sinnen wahr BS3A1c Kann Kopf und Rumpf stabilisierenBS51 Erfaumlhrt auf verschie-denen Unterlagen Gleiten Rollen FahrenBS6A1a Erfaumlhrt Bewegun-gen im Wasser (mit Unter-stuumltzung)
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln Zeit-spanne des Verbleibens auf verschiedenen Unterlagen in Koumlrperpositionen etc erweitern
Erfahrungen mit Bewegung und Tanz raquo Sammeln von Erfahrungen mit Wasser und mit verschiedenen Transport-geraumlten und -mitteln in Fachunterricht Pausen-situationen freien Taumltig-keiten
raquo Sammeln von Erfahrungen mit Schwerkraft im Alltag
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
40 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Leo ist 11 Jahre alt wird integrativ beschult besucht die 4 Klasse (20 SuS) und den Mittagshort Er ist gut aufgehoben in der Klasse da er mit vielen Schuumllerinnen und Schuumllern bereits seit der Einschulung die gleiche Klasse besucht Leo ist Schweizer er lebt mit seinen Eltern und einer juumlngeren Schwester zusammen Die Familie unternimmt viel zusammen und beide Kinder nehmen regelmaumlssig an ausserschulischen Aktivitaumlten teil (Ferienpass Lager Pfadfinder) Gute Ressourcen und Beteili-gungsmoumlglichkeiten im Freizeitbereich und in der Nachbarschaft Im naumlchsten Schuljahr gilt es den Uumlbergang in die Oberstufe zu planen sowie einen Grundsatzentscheid zu faumlllen ob Leo weiterhin integriert beschult wird oder an eine heilpaumldagogische Schule uumlbertritt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Trisomie 21 und Sehbeeintraumlchtigung Ist oft erkaumlltetBeeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten) Beeintraumlchtigung der Sehfunktionen (Low Vision Abklaumlrung keine klare Diagnostizierung moumlglich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen (Hypotonie Aussprache und Ausdruck durch hypotone Mund- und Gesichtsmotorik erschwert) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation gemaumlss Erklaumlrungs-modell zur emotionaler Entwicklung (SEO) mehrheitlich Phase 4)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Brille Vergroumlsserungssoftware fuumlr den PC Licht und Beleuchtung am Pult Lupe Anschauungsmaterialien in Mathematik (Abaco) Piktogramme zur Kommunikationsunterstuumltzung und Orientierung Gefuumlhlsbarometer
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Ergotherapie (1 LektionWoche) und Unterstuumltzung von der Sehberatung laquoObvitaraquo (1 Lektion alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr liest kurze Woumlrter erkennt Ganzwoumlrter am Wortbild schreibt kurze Woumlrter vorwiegend am Computer ab von Hand ist Handschrift schwer leserlich Er zaumlhlt und erfasst Zahlen im Zahlenraum 20 kann einfache Rechenoperationen mit Hilfsmit-teln durchfuumlhren kennt die vollen Stunden der Uhr Versteht einfache Mitteilungen erzaumlhlt anhand von Piktogrammen und Bildern in Ein- bis Zweiwortsaumltzen was er erlebt hat Seine Aussprache ist dabei sehr undeutlich Grobmotorisch zeigt er sich geschickt kann gut mit Baumlllen umgehen bewegt sich sicher auf dem Pausenplatz setzt grobmotorische Kraft dosiert ein schwimmt sicher Geht aufrecht sitzt aber sehr zusammengekruumlmmt am Pult Im Schulalltag versorgt er sich selbststaumlndig Er verhaumllt sich Mitschuumllern und Lehrpersonen gegenuumlber sehr zuruumlckhaltend haumllt sich an Regeln aumlussert sich sehr wenig in der Klasse in kleinen Gruppen bringt er sich eher ein
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Ist meist motiviert froumlhlich und unkompliziert Hat grosses Interesse an Fussball und Musik kann sich gut an Zeit Ort und Personen orientieren (Wochenplan) hat grosse Ausdauer kann seine Handlungen planen liebt anschauliche und handlungs-bezogene Inhalte (Fussballspiel Kochen Aufraumlumen Erkundungen in NMG)
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Lesen und Schreiben Fuumlr seine Lebenswelt bedeutsame Woumlrter erlesen und nach Gehoumlr schreiben (Lernen und Wissens-anwendung)
raquo Sich in Kleingruppen und der Klasse mit Hilfe von Piktogrammen aumlussern (Kommunikation) raquo Seine Gefuumlhle aumlussern koumlnnen (Kommunikation) raquo In der Pause und im Hort klar signalisieren wenn ihm etwas passt und wann nicht (mag ich ja nein stopp) (Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen)
Fuumlr Leo aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Konfliktfaumlhigkeit (IV Mitbestimmen und gestalten) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Erschliessen der Welt (V Erwerben und nutzen)
Leo Trisomie 21 integrierte Schulung 2 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
41Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D2 Lesen D3 SprechenD6 Literatur im Fokus
D2A1 Erkennt vertraute Woumlrter auf einen Blick und kann kurze Texte lesen (Grossschrift) (Z1)D2B Kann wichtige Worte zum behandelten Thema mit Bildunterstuumltzung lesen und verstehen (Z1)D3B1a Kann seine Gefuumlhle und Gedanken sowie Erlebnisse und Erfahrungen verbal oder nonverbal mit Unterstuumltzung zum Aus-druck bringen (Z1)D6B1 Kann Erfahrungen sammeln mit literarischen Texten (Z1)
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Sich Informationen beschaffen
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Seine eigene Integritaumlt und die der anderen wahren (z B Gefuumlhle zum Ausdruck bringen sich abgrenzen Gefuumlhle der anderen anerkennen)
Literale Erfahrungen raquo Regelmaumlssige Biblio-theksbesuche
raquo Regelmaumlssige Zeitunglek-tuumlre (Sportteil und Musik)
raquo Houmlren von Geschichten Erzaumlhlnacht Houmlrbuumlcher
Sprache als Medium der Kommunikation raquo Austausch zu Befindlich-keit (Morgenkreis Wahl der Arbeit hellip) Bericht vom Wochenende und weitere Themen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Sich in Pausensituationen einbringen oder abgrenzen
Sprache als Medium des Lernens und Wissenser-werbs raquo Lesen von Anleitungen in leichter Sprache mit Piktogrammen ergaumlnzt (Einkaufen Kochen Gestalten hellip)
raquo Informationen zu Fuss-ballclubs und Fussballern
MathematikM1 Zahl und VariableM2 Form und RaumM3 Groumlssen Daten
MA1A1b Versteht und verwendet die Begriffe plus minus gleich und die Symbole + ndash = (Z1)MA1A2a MA1A2b Im Zahlenraum bis 20 Elemente auszaumlhlen von jeder Zahl aus vor- und ruumlckwaumlrtszaumlh-len (Z1)MA2A1c Beschreibt Raumlagen mit den Begrif-fen zwischen auf hellip (Z1)MA3A1b Verwendet Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)
V Erwerben und nutzenErschliessen der Welt Sich die Welt der Zahlen er-schliessen sich in der Welt der Zahlen zurechtzufinden sich Raum erschliessen und im Raum zurechtfindenVorgehensweisen und Strategien Strategien im Umgang mit Geld
Erfahrungen mit Mathema-tik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Anregende Umgebungen die zum Zaumlhlen sortieren und ordnen einladen (freie Taumltigkeiten)
raquo Einkaufen und Kochen (Znuumlni zubereiten) nach Plan
raquo Wege und Wegbeschrei-bungenRaumlagen im Schulalltag (z B Schul-weg)
Bildungsplan
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
42 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellshyschaft
Fuumlr L werden zwei Schwer-punkte besonders gewichtet Ich und die Gemeinschaft (vgl Lehrmittel Kunterbunt (ERG) Ich war ich bin ich werde Vom Gleichsein und Anderssein) und Menschen nutzen Raumlume (vgl Lehr-mittel Raum Zeit RZG)NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG) NMG10 Gemeinschaft und Gesellschaft und Normen (ERG)NMG11 Grunderfahrungen Werte Normen (ERG NMG4 Phaumlnomene der belebten und unbelebten Natur (NT)NMG6 Arbeit Produktion und Konsum (WAH) NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15b NMG15c Kann Unterschiede im Koumlrperbau von Maumldchen und Knaben mit angemessenen Woumlrtern benennen (Z12)NMG16b NMG16c Vielfaumlltige Geschlechterrol-len beschreiben verwendet sachliche und wertschaumlt-zende Sprache (Z12)NMG102c Kann Freund-schaften in Konfliktsituatio-nen und bei gegenlaumlufigen Interessen gestalten (Z2)NMG111a Kann in Ge-schichtenBerichten menschliche Grunderfah-rungen entdecken und uumlber vergleichbare Erfahrungen berichten (Z1)NMG41b Kann Sinne Sinnesorgane und Sinnes-leistungen erforschen und Alltagserfahrungen be-schreiben (Z1)NMG62a Kann eigene Vorstellungen zu Berufen beschreiben und Berufe benennen (Z1)NMG85b Kann selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlcklegen Regeln im Verkehr beachten (Z1)
II Sich und andere anerken-nen Integritaumlt Eigene koumlrperli-che Integritaumlt und die des Gegenuumlbers wahren z B Behinderung als Bestandteil der eigenen Identitaumlt anerkennen Gleichheit - Verschiedenheit
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Faumlhigkeit eigenstaumlndig zu handeln Kooperationsfaumlhigkeit Das eigene Verhalten mit anderen abstimmen III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog Faumlhigkeit sich wechselseitig auszutau-schen
Erfahrungen mit Lebenswei-sen raquo Erzaumlhlungen (Biografien von Behinderten)
raquo Vortraumlge von Behinderten und ihrem Leben
raquo Vortraumlge Eltern stellen ihren Beruf vor
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Sich im Klassenalltag betaumltigen ndash Aumlmtli Umzie-hen Verpflegen hellip)
raquo Im Schulalltag Freund-schaften pflegen gestal-ten
raquo Botengaumlnge uumlbernehmen raquo Erfahrungen mit Dienst-leistungsbereichen (Arztbesuche)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Einblicke Klassenportraits aus anderen Laumlndern
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden sozialen Anlaumls-sen (Peer)
raquo Teilhabe an Alter entspre-chenden Freizeitmoumlglich-keiten
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und KommunikationBG2 Prozess und Produkte Textiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1B1 Spuren seines Prozesses festhalten und aufzeigen (Z1)BG2A2 Eigenstaumlndige bildnerische Prozesse in Gruppe realisieren (Z2 ndash Ma-terialien sammeln ordnen experimentieren)BG2D1 Eigenschaften und Wirkungen von Materialien (im plastischen und konst-ruktiven Bereich) und Werkzeugen erkundenTTG2D1 Kann handwerkli-che Verfahren ausfuumlhren und bewusst einsetzen
IV Mitbestimmen und gestalten Konfliktfaumlhigkeit Sich durchsetzen sich zuruumlck-nehmen Kooperationsfaumlhigkeit Sich einbringen
V Erwerben und nutzen Erschliessen der Welt Z B Umgang mit Werkzeugen und Materialien Vorgehensweisen und Strategien Arbeitsplatz einrichten Ablaumlufe organi-sieren
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Teilhabe an kreativen Prozessen in Gruppe (Projekte ndash Pausenplatz-gestaltung hellip)
Erfahrungen mit Kunst Technik und Design raquo Kunst am Bau (Erkun-dung)
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Produkte herstellen raquo Alltagsbewaumlltigung (z B Paket schnuumlren)
raquo Anwendungsgelegenhei-ten fuumlr Fertigkeiten (z B Aumlmtli)
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
43Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU4 MusizierenMU2 Houmlren und Sich-Orien-tieren
MU4A1d Kann sich als Musizierender wahrnehmen und mit Koumlrperperkussion ins Ensemble einfuumlgen (Z2)MU2B1 Erkennt Musik aus verschiedenen Zeiten Gattungen Stilen und Kulturraumlumen
IV Mitbestimmen und gestalten Gestaltungskraft Faumlhigkeit kreativ aktiv zu sein
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens und Praumlsentierens raquo Musikalische Perfor-mance gestalten (Projekt)
raquo Band Chor Theater Rhythmik (Freifaumlcher)
raquo Vielseitige Anlaumlsse zum Singen im Schulalltag
Erfahrung mit Musik als Kunstform raquo Teilhaben an Auffuumlhrun-genKonzerten (Vokal Instrumental)
Bewegung und Sport BS4 Spielen
BS4A1 Spiele spielen weiterentwickeln und veraumlndernBS4B1 Handlungsmuster in Sportspielen anwenden BS4B1c Kann in Spielsitu-ationen und Teamspielen Spielobjekt annehmen und abspielen
VI Dranbleiben und bewaumllti-gen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen entwickeln bis zum Schluss mitspielenSelbst staumlndigkeit Sich in Sportspielen selben regulieren eigene Ressour-cen aktivieren (Begeisterung fuumlr Fussball)
Erfahrungen mit Sportarten und Sportgeraumlten raquo Pausensituationen raquo Spielsituationen raquo Bewegungsspiele
Erfahrungen mit Bewe-gungs- und Sportkultur raquo Fussballmatch besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Zweckmaumlssige Vorgehensweisen sich im Internet zu laquobewegenraquo
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informati-onen entlang Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
44 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Lebensshy und Schulsituation sowie Umweltfaktoren Dino ist 13 Jahre alt stammt aus Bosnien seine Muttersprache ist Serbokroatisch lebt mit Vater und Mutter zusammen Vater fruumlhpensioniert wegen depressiver Erkrankung liebevolle Mutter mit der Aufgabe stark gefordert Dino besucht seit Sommer die Oberstufe mit 7 anderen Schuumllerinnen und Schuumllern erhielt bereits mit 5 Jahren heilpaumldagogische Fruumlherziehung seit seiner Einschulung besucht er die heilpaumldagogische Schule In der Schule wird Schulische Heilpaumldagogin immer durch eine Sozial-Paumldagogin undoder eine Praktikantin fuumlr Sozialpaumldagogik unterstuumltzt
Gesundheitszustand und KoumlrperfunktionenDiagnose Autismus-Spektrum-Stoumlrung traumlgt eine Brille (leichte Beeintraumlchtigung der Sehfunktion)Beeintraumlchtigung der houmlheren kognitiven Funktionen (konkret-vorstellende Aneignungsmoumlglichkeiten Transfer von Erkennt-nissen auf vergleichbare Situationen nicht moumlglich sein Problemloumlseverhalten ist durch Versuch-Irrtum gepraumlgt Schwierig-keiten beim sich Organisieren und beim Planen von Handlungen Beeintraumlchtigung bei der Verarbeitung von Informationen) Beeintraumlchtigung der Funktionen der Aufmerksamkeit (laumlsst sich durch Reize stark ablenken) Beeintraumlchtigung der kognitiv-sprachlichen Funktionen (Sprachentwicklungsstoumlrung Entnehmen sinnvoller Informationen und produzieren sinnvoller Mit-teilungen) Beeintraumlchtigung der emotionalen Funktionen (Schwierigkeiten mit dem Erkennen und Regulieren von Gefuumlhlen gemaumlss Erklaumlrungsmodell zur emotionaler Entwicklung (SEO) sehr unausgeglichenes Profil Phase 3-5 je nach Bereich) Beeintraumlchtigung der neuromuskuloskeletalen Funktionen (Schwacher Muskeltonus unguumlnstige Fussstellung oft Schmerzen in den Fuumlssen)
Hilfsmittel Umweltanpassungen Visualisierungen (Strukturierung nach TEACCH-Ansatz laquoTime-Timerraquo Wochenplan) Gefuumlhlsbarometer alternative und un-terstuumltzte Kommunikation (PECS Kommunikationsbuch geplant Einsatz von Sprachcomputer Dinavox 5)
Unterrichtsergaumlnzende Massnahmen Besucht schulintern Logopaumldie (1 Lektion pro Woche) und Ergotherapie (2 Lektionen pro Woche) Therapiehund (1 Lektion alle zwei Wochen) ausserschulisch nimmt er an Sozialtraining fuumlr Autisten teil (2 Lektionen alle zwei Wochen)
AktivitaumltenEr beobachtet sehr genau imitiert Geraumlusche Mimik Handlungen und Verhalten liest kurze Worte er weiss dass Worte Stellvertreter fuumlr Dinge sind kann diktierte Worte und kurze Saumltze richtig schreiben Kann vertraute visuell dargebotene Einzel- und Mehrfachaufgaben meist selbststaumlndig ausfuumlhren Bei Unklarheiten steht er auf laumluft umher kommt in der Sache nicht weiter Kennt Zahlen bis in den 10rsquo000er Bereich verfuumlgt uumlber antrainierte Rechenstrategien und kann sie anwenden Rechnungen im Alltag erkennt er nicht Er versteht einfachste sprachliche Hinweise im Kontext von Handlungen spricht deutlich mit monotoner Stimme wiederholt haumlufig Gehoumlrtes nimmt durch Blickkontakt Begruumlssen Erzaumlhlen Kontakt auf er kopiert soziale Regeln Dino bewegt sich bedaumlchtig teilweise unsicher ist Rechtshaumlnder mit bekannten Werkzeugen und Arbeitsgeraumlten hantiert er geschickt hat wenig Ausdauer bei sportlichen Aktivitaumlten Er versorgt sich selbststaumlndig beim Anziehen braucht er viel Zeit zeigt funktionales und konstruktives kaum symbolisches Spielverhalten ritualisierte Hand-lungsablaumlufe sind gut gefestigt Kann einfache und vertraute Haushaltaufgaben erledigen
Entwicklungsshy und Bildungspotenziale Dino kann sehr gut beobachten seine Imitationsfaumlhigkeit ist sehr gut ausgepraumlgt Er spielt gerne auf dem Spielplatz hat Freude am Schlitteln und Radfahren Grosses Interesse an Autos und Zuumlgen Liebt Computerspiele vor allem Autosimulationen Baut gerne Lego nach Plan Fuumlllt mit Ausdauer Rechenblaumltter aus
Foumlrder- und Befaumlhigungsschwerpunkte Foumlrderschwerpunkte entlang der Lebensbereiche nach ICF raquo Umgang mit Geld Verstaumlndnis im Zahlenraum bis 20 (Frankenbetraumlge) (Lernen und Wissensanwendung) raquo Handlungsfaumlhigkeit unterstuumltzen (Umgang mit Anforderungen) raquo Handlungen sprachlich begleiten und sprachlich Hilfe einfordern koumlnnen (Kommunikation)
Fuumlr Dino aktuell besonders bedeutsame Befaumlhigungsschwerpunkte raquo Selbststaumlndigkeit (VI Dranbleiben und bewaumlltigen) raquo Integritaumlt (II Sich und andere anerkennen) raquo Vorgehensweisen und Strategien (V Erwerben und nutzen)
Dino AutismusshySpektrumshyStoumlrung Sonderschule 3 Zyklus
Relevante Informationen aus der Foumlrderdiagnostischen Erfassung
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
45Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
FachbereicheKursiv Foumlrderschwerpunkte
Elementarisierung (Kompetenzbezug)Foumlrdern vonhellip (Was)
Personalisierung (Befaumlhigungsbezug)Befaumlhigen zuhellip (Wozu)
Kontextualisierung (Erfahrungsbezug)Gestalten von Situationen hellip (Wo)
Sprachen Deutsch D1 Houmlren D3 Sprechen
D1C1a Kann in vertrauten Gespraumlchssituationen dem Gesprochenen folgen und Beteiligung zeigen (Z1)D1C1c Kann in vertrauten Kommunikationen Stimmun-gen wahrnehmen (Z12) D1C1e Kann in vertrauten Kommunikationssituationen die Absichten der Sprechen-den und die emotionale Wirkung von Gehoumlrtem einschaumltzen (Z2)D3C1b Kann sich an einfachen kurzen Gesprauml-chen beteiligen (Z1)D3C1c Kann einfache Alltagsgespraumlche selbst-staumlndig fuumlhren und Medien nutzen um bestehende Kontakte zu pflegen (Z1)
I Sich selbst sein und werden Selbstausdruck Insbeson-dere eigene Befindlichkeit verbalisieren
III Sich austauschen und dazugehoumlren Dialog In verschiedenen Erfahrungsbereichen Dialoge fuumlhren
Erfahrungen mit Sprache als Medium der Kommunikation raquo Gespraumlche in Alltagssitua-tionen insbesondere uumlber Autos aber auch Begruumls-sung Austausch Befind-lichkeit Berichte vom Wochenende hellip
Erfahrungen mit Sprache als Medium des Lernens und Wissensanwendung raquo Verschiedene Handlungs-gelegenheiten wie z B Kochen etwas Herstellen Gestalten hellip
raquo Sprachliches Kommentie-ren von Handlungen
raquo Lesen von visuellen Strukturierungen von Handlungsablaumlufen
Sprache als Medium der Beteiligung raquo Austausch in seinem Spezialgebiet (AutoOumlV)
Mathematik MA3 Groumlssen Funktionen Daten und Zufall MA1 Zahl und Variable
MA3A1b Versteht und verwendet die Begriffe Geld Muumlnzen und Noten zwischen 1 und 20 Franken (Z1)MA3A1d Kann mit Muumlnzen und Noten bis 100 Fr Betraumlge legen (Z12)MA1C2 Kann Anzahlen Zahlenfolgen und Terme veranschaulichen und beschreiben
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung von Selbstwirksamkeit
Erfahrungen mit Mathematik als Medium des Denkens (Werkzeug) raquo Loumlsen von Alltagsproble-men (Geld als Zahlungs-mittel ndash Betrag abschaumltzen)
raquo Einkaufen Kochen etwas Herstellen Haushaltge-genstaumlnde
raquo OumlV und Fahrzeuge Aussagen zu Fahrplan Technischer Ausstattung weiteren Bezeichnungen
Bildungsplan
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
46 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Natur Mensch Gesellschaft NMG1 Identitaumlt Koumlrper Gesundheit (ERG)NMG6 Arbeit Produktion Konsum (WAH)WAH2 Maumlrkte und Handel verstehen ndash uumlber Geld nach denkenNMG7 Lebensweisen und Lebensraumlume (RZG)RZG 4 Sich in Raumlumen orientierenNMG3 Stoffe Energie Bewegung (NT)NMG8 Menschen nutzen Raumlume (RZG)
NMG15e Kann Veraumlnde-rungen des Koumlrpers mit angemessenen Begriffen benennen (Stimmbruch Menstruation) (Z2)NMG64b Versteht Tausch-beziehungen Ware gegen Geld (Guumltermarkt) (Z1)NMG64f Kann einfachen Wirtschafskreislauf in Grundzuumlgen verstehen (Z2) WAH21a Kann einfachen Wirtschaftskreislauf an einem Beispiel (Pausen-kiosk) konkretisieren (Z3)NMG73 Kann Formen des Unterwegs-Seins erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Seins fuumlr Mensch und Umwelt abschaumltzen RZG24b Kann Mobilitaumlt und Transport untersuchen (oumlffentlicher Verkehr Individualverkehr) (Z3)NMG3 2a NMG32b Nimmt Prozesse der Energieumwandlung wahr nimmt Bedeutung von Energie wahr (Z1)NMG85b Legt selbststaumln-dig Wege im Wohn- und Schulumfeld zuruumlck beachtet Regeln im Verkehr (Z1)
IV Mitbestimmen und gestalten Kooperationen aufbauen und das eigene Verhalten abstimmten z B soziale Regeln befolgen
V Erwerben und nutzen Welt erschliessen Gesetzmaumls-sigkeiten erkennen und Informationen nutzen
Erfahrungsbereiche im Alltag raquo Nutzung von Transport-mitteln Schulweg Botengaumlnge Dienstleis-tungen Freizeit
raquo Projekte zu Energieum-wandlungen
raquo Projekte zu Tauschhandel Ein- und Verkaufssituatio-nen Pausenkiosk
raquo Selbstversorgung und Hygiene (Koumlrperliche Veraumlnderungen und Konsequenzen)
Erfahrungen mit Lebens-raumlumen raquo Schulreisen Exkursionen in der Stadt und auf dem Land
Gestalten Bildnerisches GestaltenBG1 Wahrnehmung und Kommunikation BG2 Prozesse und ProdukteTextiles und Technisches GestaltenTTG2 Prozesse und Produkte
BG1A1 Kann bildhaft anschauliche Vorstellungen aufbauen und weiterentwi-ckelnBG1B1b Kann Spuren seines Prozesses aufzeigen und festhalten (Z1+2)BG2A1 Kann eigenstaumln-dige Bildideen entwickeln alleine oder zu zweit (nicht in Gruppe)TTG2E1 Kennt Materialien Werkzeuge und Maschinen und kann diese sachgerecht einsetzen
V Erwerben und nutzen Orientierung in der Welt Bezuumlglich Ablaumlufe Ort und Zeit und zurechtfinden
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Meditationen Ruherituale um sich auf Sinneserfah-rungen einzulassen und zu geniessen
raquo Bildbetrachtungen und ihre Erscheinung und Wirkung beschreiben
Erfahrungen mit Produzie-ren und Gestalten raquo Bereitstellen von Hand-lungsmoumlglichkeiten zur Nutzung von Geraumlten Materialien Werkzeugen im Alltag
raquo Produkte herstellen (Pro- jekte und Bastelarbeiten)
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
47Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
AUSGESTALTUNG VON BILDUNGSPLAumlNEN
Musik MU5 Gestaltungsprozesse
MU5A1 Kann Themen und Eindruumlcke aus Lebenswelt allein und in Gruppen musikalisch darstellenMU5A1g Kann in der Gruppe ein Videoclip zum Thema produzieren
IV Mitbestimmen und gestal ten Kooperation Sich auf gemeinsame Taumltigkeiten einlassen und sich abstim-men
Aumlsthetische Erfahrungen raquo Musikhoumlren in Pausen bei Wartezeiten
raquo Musik erkunden Media-thek ndash bereitstellen von unterschiedlichen Stilen
Erfahrungen mit Musik als Medium des Gestaltens raquo Projekte freie Taumltigkeiten in Kleingruppen musikali-sche Kurzvideos gestalten
raquo Filme musikalisch untermalen
raquo Freifach laquoBandraquo
Bewegung und SportBS2 Bewegung an GeraumltenBS5 Gleiten Rollen Fahren BS6 Bewegen im Wasser
BS2A1f Kann auf schwie-rigen anspruchsvollen Geraumlten balancieren (Z3)BS51 Sich auf Rollgeraumlten situationsangepasst bewegen Sicherheit beachten (Z3)BS6B1c Kann ins tiefe Wasser springen und vollstaumlndig untertauchen (Z12) BS6B1f Kann eine kurze Strecke mit wenigen Zuumlgen tauchen (Z3)
VI Dranbleiben und bewaumll-tigen Ausdauer Durchhaltever-moumlgen steigern bei an-spruchsvollen Aufgaben sich dabei selbst regulieren
Erfahrungen mit Sport-geraumlten raquo In Pausensituationen mit Fahrrad Skateboard Roller fortbewegen
raquo Erkundungen auf Schul-areal mit Fahrrad oder Roller
Erfahrungen mit Sportkultur raquo Schwimmen im oumlffent-lichen Bad
raquo Teilnahme an Sportanlaumlssen raquo Fahrradrennen als Zuschauer besuchen
Medien und InformatikMI1 Medien
MI12c Kann mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaf-fen (Z12)
V Erwerben und nutzen Vorgehensweisen und Strategien Erkunden des Internet Hilfe anfordern
Erfahrungen mit digitalen Medien raquo Innerhalb Wochenplan Beschaffen von Informa-tionen zu Interessen und Vorlieben
raquo Freie Taumltigkeiten wie z B Musik houmlren Filme zu ausgewaumlhlten Themen anschauen
Berufliche OrientierungBO1 Persoumlnlichkeitsprofil
BO11a Kann Elemente seines Persoumlnlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Z3)
I Sich selbst sein und werden Urheberschaft Entwicklung eines positiven Faumlhigkeits-konzepts und Vertrauen in die eigenen Staumlrken
Erfahrungen mit Arbeit und Arbeitshaltung raquo Einsaumltze im Hausdienst raquo Kleinere Produktionen und dazugehoumlrige Erfahrungen
raquo Kochen und Wahrnehmen der Staumlrken
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
48 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Glossar
In diesem Glossar werden Begriffe aufgefuumlhrt und erlaumlutert welche in der vorliegenden Broschuumlre verwendet werden oder fuumlr das Verhaumlltnis von Sonderschulung und Lehrplan 21 von Bedeutung sind Kern dieses Glossars ist die einheitliche Terminologie der EDK vom 25 Oktober 2007 Diese definiert die Begriffe deren einheitliches Verstaumlndnis in der ganzen Schweiz die Koordi-nation bei der Umsetzung der interkantonalen Vereinbarung sicherstellen soll Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgefuumlhrt Alle Begriffe die zur einheitlichen Terminologie der EDK gehoumlren sind mit einem gekennzeichnet Hier wurde die Definition der EDK uumlbernommen
Das Glossar enthaumllt weitere Begriffe bei deren Definition andere Quellen benutzt wurden Es handelt sich dabei namentlich um das Zuumlrcher Glossar laquoSonderpaumldagogikraquo (Ilias) das Glossar des Kantons Thurgau (Umsetzungshilfe zum Foumlrderkonzept) sowie die Terminologie des Lehrplans 21 Der Begriff wird im Glossar der EDK erklaumlrt^ Der Begriff wird im Glossar laquoFachbericht Sonderschulung Lehrplan 21raquo erklaumlrt+ Der Begriff wird in diesem Glossar erklaumlrt
Grundlage ist Einheitliche Terminologie fuumlr den Bereich der Sonderpaumldagogik der EDK
Begriff Definition
Aktivitaumlt Eine Aktivitaumlt bezeichnet die Durchfuumlhrung einer Aufgabe oder einer Taumltigkeit durch eine Per-son Eine Beeintraumlchtigung der Aktivitaumlt zeigt sich in einer Schwierigkeit oder in der Unmoumlg-lichkeit fuumlr eine Person die Aktivitaumlt durchzufuumlhren
Angepasste Lernziele Fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller welche die Ziele der Regelklasse trotz intensiver Unterstuumltzung uumlber laumlngere Zeit deutlich nicht erreichen koumlnnen die Lernziele in diesen Fachbereichen im Sinne einer bestmoumlglichen Foumlrderung ihren Lernvoraussetzungen entsprechend angepasst werden Angepasste Lernziele koumlnnen in einem oder mehreren Fachbereichen gesetzt werden
Befaumlhigung + Befaumlhigung umschreibt das Bildungsziel der Erkundung und Entfaltung der Potenziale und das Entwickeln einer eigenen Identitaumlt Der Begriff fokussiert auf die Entwicklung der Poten-ziale und Bereitschaften der Schuumllerin oder des Schuumllers Dies mit dem Ziel Handlungsmoumlg-lichkeiten zu eroumlffnen und zu entwickeln um sie in ihrem Vermoumlgen zu staumlrken alle Moumlglich-keiten auszuschoumlpfen um das Leben zu realisieren das sie fuumlhren moumlchten Das Konzept der Befaumlhigung basiert auf dem Befaumlhigungsansatz (Capability Approach) nach Amartya Sen und Marta Nussbaum
Befaumlhigungsbereiche + Befaumlhigungsbereiche sind Orientierungspunkte fuumlr Befaumlhigungsziele Die Grundidee der Be-faumlhigung ist selbstbestimmt handlungsfaumlhig zu sein sich selbst anderen Menschen und der Umwelt gegenuumlber Ausgehend von den uumlberfachlichen Kompetenzbereichen sind sechs Be-faumlhigungsbereiche festgelegt raquo Sich selbst sein und werden raquo Sich und andere anerkennen raquo Sich austauschen und dazugehoumlren raquo Mitbestimmen und gestalten raquo Erwerben und nutzen raquo Dranbleiben und bewaumlltigen
Behinderung Schaumldigung von (physiologischen oder psychischen) Koumlrperfunktionen undoder Beeintraumlch-tigung einer Aktivitaumlt undoder Beeintraumlchtigung der Partizipation als Ergebnis der Inter-aktion zwischen Gesundheitsmerkmalen und Kontextfaktoren (personenbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Sie ist im Bereich der Sonderpaumldagogik relevant wenn sich daraus ein besonderer Bildungsbedarf ableitet
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
49Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
besonderer Bildungsbedarf Ein besonderer Bildungsbedarf liegt vor raquo bei Kindern vor der Einschulung bei denen festgestellt wird dass ihre Entwicklung einge-schraumlnkt oder gefaumlhrdet ist oder dass sie dem Unterricht in der Regelschule ohne spezi-fische Unterstuumltzung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden folgen koumlnnen
raquo bei Kindern und Jugendlichen die dem Lehrplan der Regelschule ohne zusaumltzliche Unter-stuumltzung nachweislich nicht nicht mehr oder nur teilweise folgen koumlnnen
raquo in weiteren Situationen in denen die zustaumlndige Schulbehoumlrde bei Kindern und Jugendlichen nachweislich grosse Schwierigkeiten in der Sozialkompetenz sowie im Lern- oder Leistungs-vermoumlgen feststellt
Bei der Evaluation zur Feststellung eines besonderen Bildungsbedarfs wird der Kontext mitberuumlcksichtigt
Bildungsplanung + Bildungsplanung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans 21 Sie basiert auf der Foumlrderplanung und der foumlrderdiagnos-tischen Erfassung der Schuumllerin des Schuumllers mit verstaumlrkten Massnahmen Bildungspla-nung haumllt die Bildungsziele und Bildungsinhalte entlang der Fachbereiche fuumlr ein Semester Jahr oder Zyklus fest Dabei wird die Erweiterung der Fachbereiche (Elementarisierung + Kontextualisierung+ und Personalisierung +) beruumlcksichtigt
Einfache Massnahmen Sonderpaumldagogische Massnahmen die nicht zu den verstaumlrkten Massnahmen zaumlhlen
Einschulung Eintritt in den Kindergarten als erste Stufe der obligatorischen Schule gemaumlss HarmoS-Kon-kordat Kantone die dem HarmoS-Konkordat nicht beigetreten sind definieren die Einschu-lung teilweise anders beispielsweise indem zwischen Kindergarteneintritt und Schuleintritt unterschieden wird
Elementarisierung Elementarisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Kompetenzstufen und Kompetenzen und legt den Fokus auf die Entwicklung von Faumlhigkeiten und Fertigkeiten Handlungsweisen und Handlungsaspekten
Erfahrungsbereiche + Erfahrungsbereiche umfassen wichtige Bereiche des Lebens (z B Lebenswelten) in denen die Schuumllerinnen und Schuumller lernen und sich in ihrem spaumlteren Leben kompetent bewegen sollen In Erfahrungsbereichen kommen Schuumllerinnen und Schuumller mit wichtigen Themen Inhalten und Kenntnissen in Kontakt Beteiligung in vielfaumlltigen Erfahrungsbereichen ist Voraussetzung fuumlr Befaumlhigung + Die zu-staumlndigen Fachpersonen muumlssen sicherstellen dass Lern- oder Lebenssituationen geschaf-fen werden in denen die Schuumllerinnen und Schuumller ihre Faumlhigkeiten und Fertigkeiten anwen-den Handlungen ausfuumlhren oder Aufgaben durchfuumlhren koumlnnen
Erweiterte Fachbereiche + Die Erweiterung der Fachbereiche umfasst die Erweiterung der Kompetenzen (Elementari-sierung +) den Befaumlhigungsbezug (Personalisierung +) und den Erfahrungsbezug (Kontex-tualisierung +)
Foumlrderdiagnostische Erfassung +
Die Erfassung der Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller durch foumlrderdiagnostische Abklaumlrungen und die Erfassung des Lernstands bilden die Grundlage fuumlr den Foumlrderdiagnos-tischen Prozess
Foumlrderzyklus + Beschreibung des Ablaufs bzw Problemloumlsezyklus des Foumlrderdiagnostischen Prozesses
Foumlrderplanung Foumlrderplanung ist die Planung Steuerung und Reflexion von sonderpaumldagogischer Foumlrde-rung zur Unterstuumltzung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers mit besonderem Bildungsbe-darf Sie basiert auf einer Erfassung des Lernstands und foumlrderdiagnostischen Abklaumlrungen Die Foumlrderziele werden im Schulischen Standortgespraumlch unter Einbezug der am Lern- und Erziehungsprozess Beteiligten festgelegt und periodisch auf ihre Wirksamkeit uumlberpruumlft
Gesamtbeurteilung Erfolgt auf der Basis des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des indivi-duellen Bedarfs welches auch den Kontext sowie paumldagogische psychologische und soziale Aspekte in die Frage einbezieht um entscheiden zu koumlnnen ob und welcher besondere Bil-dungsbedarf besteht
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
50 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Grundanspruch Im Lehrplan 21 bezeichnet der Grundanspruch diejenige Kompetenzstufe welche die Schuuml-lerinnen und Schuumller spaumltestens bis zum Ende des jeweiligen Zyklus erreichen sollen Sie erreichen die Grundanspruumlche im Laufe des Zyklus zu unterschiedlichen Zeitpunkten Viele Schuumllerinnen und Schuumller arbeiten anschliessend an weiterfuumlhrenden Kompetenzstufen und erreichen auch die darin festgehaltenen Anspruumlche
Grundkompetenzen Die EDK hat zur gesamtschweizerischen Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen fuumlr die Schulsprache die Fremdsprachen fuumlr Mathematik und Naturwissenschaften nationale Bil-dungsziele (Bildungsstandards) in Form von Grundkompetenzen festgelegt Diese liegen den sprachregionalen Lehrplaumlnen zugrunde
integrative Schulung Voll- oder teilzeitliche Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungs-bedarf in einer Klasse der Regelschule raquo durch die Nutzung der sonderpaumldagogischen Massnahmen die die Schule anbietet undoder
raquo durch die Anordnung von verstaumlrkten Massnahmen aufgrund des standardisierten Abklauml-rungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs
Komplexe Behinderung + Der Begriff umschreibt die Zielgruppe die Gegenstand dieser Broschuumlre ist Bei einer kom-plexen Behinderung liegt eine Intelligenzstoumlrung (ICD-10 F70-F73) oder eine tiefgreifende Entwicklungsstoumlrung (ICD-10 F84) vor Laut ICD-11 wird komplexe Behinderung neu als eine Neurologische Entwicklungsstoumlrung verstanden und als laquoStoumlrung der intellektuellen Entwick-lungraquo (Disorder of Intellectual Development 6A00) definiert Diese kann mit anderen Stoumlrun-gen (Autismus-Spektrum-Stoumlrung) Krankheiten (Fragiles X-Syndrom in Bezug auf Eiweiss-bildung) oder Beeintraumlchtigungen der Koumlrperfunktionen (z B Seh- oder Houmlrfunktionen bewegungsbezogene Funktionen) kombiniert auftreten
Kontextualisierung + Kontextualisierung bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Sie dient der Erweiterung der Erfahrungsbereiche Lebensraumlume und Lebensweisen in aktuellen und zu-kuumlnftigen Lebenswelten (z B der Altersgruppe) und legt den Fokus auf die Beteiligung
Lehrplanstatus Der Lehrplanstatus gibt an ob eine Schuumllerin oder ein Schuumller durchgehend nach Lehrplan oder in unterschiedlichem Masse nach angepassten Lernzielen unterrichtet wird Fuumlr die Bildungsstatistik (Statistik der Lernenden) wird dieses Merkmal fuumlr alle Lernenden der obli-gatorischen Schulzeit erfasst Es wird dabei zwischen Lernenden unterschieden die raquo durchgehend nach Lehrplan unterrichtet werden raquo teilweise (in ein oder zwei Fachbereichen) mit angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
raquo die mehrheitlich (in drei und mehr Faumlchern) nach angepassten Lernzielen unterrichtet werden die den Grundanspruumlchen des Lehrplans nicht entsprechen
Logopaumldie In der Logopaumldie werden die Stoumlrungen der muumlndlichen und schriftlichen Sprache des Spre-chens der Kommunikation des Redeflusses und der Stimme des Schluckens sowie der Le-gasthenie diagnostiziert Hier werden auch die entsprechenden Therapiemassnahmen ge-plant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Partizipation Die Partizipation bezeichnet die Teilnahme oder Teilhabe einer Person in einem Lebensbereich bzw einer Lebenssituation vor dem Hintergrund ihrer koumlrperlichen geistigen und seelischen Verfassung ihrer Koumlrperfunktionen und -strukturen ihrer Aktivitaumlten und ihrer Kontextfak-toren (personbezogene Faktoren und Umweltfaktoren) Die Beeintraumlchtigung der Partizipation kann sich je nach Art und Ausmass in der Teilnahme an einem Lebensbereich bzw an einer realen Lebenssituation manifestieren
Personalisierung + Bezeichnet ein Element der Erweiterung der Fachbereiche Personalisierung dient der Aus-einandersetzung mit sich anderen Menschen und der Umwelt und somit der Entwicklung der Persoumlnlichkeit und der individuellen Potenziale
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
51Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Psychomotorik Psychomotorik befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Wahrnehmen Fuumlhlen Denken Bewegen und Verhalten sowie in ihrem koumlrperlichen Ausdruck In der Psychomotorik werden psychomotorische Entwicklungsauffaumllligkeiten -stoumlrungen und -behinderungen diagnostiziert sowie Therapie- und Unterstuumltzungsmassnahmen geplant durchgefuumlhrt und ausgewertet
Regelschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe in welcher die Schuumllerinnen und Schuumller in Regel-klassen eingeteilt sind innerhalb welcher sowohl Massnahmen der Sonderpaumldagogik als auch integrative Schulung vorgeschlagen werden koumlnnen Es koumlnnen auch Sonderklassen geschaffen werden In Abgrenzung zur Sonderschule
Selbstwirksamkeit + Der Begriff umschreibt die Uumlberzeugung einer Person auch schwierige Situationen aus eige-ner Kraft zu bewaumlltigen Selbstwirksamkeit umfasst das Erleben von Kompetenz von sozialem Eingebundensein und von Autonomie (vgl Arbeiten von Edward Deci und Richard Ryan)
Schulische Heilpaumldagogin-nen und -paumldagogen (SHP)
Lehrpersonen mit einem heilpaumldagogischen Zusatzstudium Die Ausbildung befaumlhigt zur Ab-klaumlrung und Diagnose erschwerter Lernbedingungen sowie zur Planung Durchfuumlhrung und Auswertung des Unterrichts und der Foumlrderung in Zusammenarbeit mit dem Umfeld
Schulisches Standortge-spraumlch (SSG)
Das Verfahren laquoSchulische Standortgespraumlcheraquo dient der individuellen Standortbestimmung und beschreibt das strukturierte Vorgehen hin zur Vereinbarung von individuellen Foumlrderzie-len (siehe Foumlrderplanung^)
Sonderklasse Besondere Klassen in einer Regelschule Sonderklassen sind beispielsweise Klassen fuumlr Fremdsprachige Einfuumlhrungsklassen oder andere Sonderklassen gemaumlss kantonalen Rege-lungen (in Abgrenzung zur Regelklasse) Die Einteilung einer Schuumllerin oder eines Schuumllers in eine Sonderklasse bedeutet nicht automatisch dass diese oder dieser verstaumlrkte Massnah-men erhaumllt
Sonderpaumldagogik Sonderpaumldagogik ist sowohl wissenschaftliche Disziplin als auch Praxis die mit anderen Dis-ziplinen Professionen sowie Betroffenen und ihren Bezugspersonen zusammenarbeitet Sie ist bestrebt fuumlr Menschen mit besonderem Bildungsbedarf jeglichen Alters jeglicher Art und jeglichen Grades mit adaumlquat ausgebildetem Fachpersonal eine beduumlrfnisgerechte und individuumsorientierte Bildung und Erziehung sicherzustellen Ziele der Bildung und Erzie-hung sind eine optimale Persoumlnlichkeitsentwicklung Autonomie sowie soziale Integration und Partizipation
Sonderpaumldagogische Massnahmen
Massnahmen zur Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern mit besonderem Bildungsbedarf gemaumlss den kantonalen Regelungen Es wird zwischen einfachen und verstaumlrkten Massnah-men unterschieden
Sonderschule Schule der obligatorischen Bildungsstufe die auf bestimmte Behinderungsformen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten spezialisiert ist Die Sonderschule nimmt ausschliesslich Kin-der und Jugendliche auf die aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs ausgewiesenen Anspruch auf verstaumlrkte Massnahmen haben Sie untersteht einem kantonalen BewilligungsverfahrenSie kann zusaumltzlich mit einem stationaumlren Unterbringungsangebot oder mit einem Betreu-ungsangebot in Tagesstrukturen kombiniert sein In Abgrenzung zur Regelschule
Sonderschulklasse Klasse in einer Sonderschule In Abgrenzung zur Sonderklasse die Teil einer Regelschule ist
Sonderschulung Sie ist integrierender Bestandteil des oumlffentlichen Bildungsauftrags Unter Sonderschulung wird der Einsatz von sonderpaumldagogischen Angeboten zur Erfuumlllung des besonderen Bildungs-bedarfs eines Kindes oder Jugendlichen verstanden insbesondere im Fall einer Behinde-rung Sonderschulung kann in integrativen oder separativen Formen erfolgen Sie umfasst auch die heilpaumldagogische Fruumlherziehung Sonderschulung wird von Sonderpaumldagoginnen und Sonderpaumldagogen (Vertiefungsrichtung Heilpaumldagogische Fruumlherziehung oder Vertie-fungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik) ausgefuumlhrt die mit den Fachkraumlften der Regel-schule und mit weiteren spezifisch ausgebildeten Fachpersonen zusammenarbeiten
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-
52 Anwendung des Lehrplans 21 fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
GLOSSAR
Standardisiertes Abklauml-rungsverfahren zur Ermitt-lung des individuellen Bedarfs (SAV)
Standardisiertes Verfahren der Vereinbarungskantone zur Ermittlung des besonderen Bil-dungsbedarfs von Kindern und Jugendlichen Es kommt zur Anwendung wenn getroffene Massnahmen sich im Rahmen der Regelschule als ungenuumlgend oder ungeeignet erweisen Vor der Einschulung gilt ein angepasstes VerfahrenDie Empfehlung aufgrund des standardisierten Abklaumlrungsverfahrens zur Ermittlung des individuellen Bedarfs dient als Grundlage fuumlr den Entscheid ob verstaumlrkte Massnahmen angezeigt sind oder nicht Im Abklaumlrungsverfahren werden zusaumltzlich das Umfeld der Betrof-fenen sowie deren Moumlglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen und gegebenenfalls auch medizinische Diagnosen und Ergebnisse von psychologischen Testverfahren sowie Evaluati-onen der Logopaumldie und der Psychomotorik beruumlcksichtigtGrundlage bilden die International Classification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) insbesondere die Kinder und Jugendlichenversion ICF-CY (Children and Youth) und weitere Klassifizierungssysteme wie die International Classification of Diseases (ICD-10 und ICD-11)
Unterstuumltzung Unterstuumltzungsintervention im Rahmen der Heilpaumldagogischen Fruumlherziehung und des Un-terrichts fuumlr Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf durch Fachkraumlfte mit entsprechender Spezialisierung insbesondere im Behinderungsbereich
verstaumlrkte Massnahmen Gemaumlss Artikel 5 der Interkantonalen Vereinbarung1 Erweisen sich die vor der Einschulung oder die in der Regelschule getroffenen Massnah-men als ungenuumlgend ist aufgrund der Ermittlung des individuellen Bedarfs uumlber die Anord-nung verstaumlrkter Massnahmen zu entscheiden2 Verstaumlrkte Massnahmen zeichnen sich durch einzelne oder alle der folgenden Merkmale ausa lange Dauerb hohe Intensitaumltc hoher Spezialisierungsgrad der Fachpersonen sowied einschneidende Konsequenzen auf den Alltag das soziale Umfeld oder den Lebenslauf des
Kindes oder des JugendlichenIm Gegensatz zu Einfache Massnahmen siehe auch Sonderpaumldagogische Massnahmen
- _GoBack
- _GoBack
-